Fliedner Krankenhaus Ratingen
Bezugspflege
In der Psychotraumatologie
Von
Marcel Sachau
Fliedner Krankenhaus Ratigen
5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 2
Anforderungen an die Bezugspflege
● Fachwissen zum Bereich Psychotraumatologie
● Kommunikative Kompetenzen
● Handlungskompetenzen
● Weiterentwicklung der Selbstreflextion
● Fertigkeiten der Selbstfürsorge
● Fachwissen zu Traumafolgestörungen
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Verantwortung in der Bezugspflege
● Beziehungsaufbau und -gestaltung
● Pflegeprozess in der Bezugspflege traumatisierter
Patienten
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Verantwortung in der Bezugspflege
Beziehungsaufbau und -gestaltung
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Verantwortung in der Bezugspflege
● Eines der Kernthemen der professionellen Pflege
● In verschiedenen Pflegemodellen und -konzepten stets
Mittelpunkt
● Pflegerisches Handeln durch bewusstes Wahrnehmen
beziehungsbehindernder und -fördernder Faktoren
● Dies ermöglicht frühzeitiges Erkennen, um die
Beziehungsqualität zum Patienten erfolgreich zu
gestalten
● Verlässliche, beziehungsorientierte Pflege
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Verantwortung in der Bezugspflege
● Die Beziehung zum Patienten unterscheidet sich von der
Beziehung im privaten Bereich:
● Distanz als emotionaler Schutz erforderlich
● Um Distanz zu schaffen und zu wahren erzählen
Pflegende möglichst wenig persönliches
● Distanz wird durch die Anrede „Sie“ verbalisiert.
● Distanz bei distanzlosen Patienten besonders wichtig.
● Bei Verlust der nötigen Distanz in besonderen Fällen
muss der Patient an andere Pflegende abgegeben
werden, um Distanz wieder herzustellen.
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Verantwortung in der Bezugspflege
● Um professionelle Nähe
und Distanz zu regulieren,
brauchen auch Pflegende
ausreichende
Selbsterfahrungen
→ Wissen über sich selbst
→ Wissen über die eigenen Bedürfnisse
→ Wissen über die eigenen Fehler und
Schwächen
→ Fähigkeiten der Selbst und
Fremdwahrnehmung
→ Einschätzung sozialer Kompetenzen
→ Hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit
→ Ausreichend Resilienz (psychisches
Immunsystem)
→ Umfangreiches Selbstfürsorgekonzept
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Verantwortung in der Bezugspflege
Pflegeprozess in der Bezugspflege
traumatisierter Patienten
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Verantwortung in der Bezugspflege
● Pflegeanamnese ● Pflegediagnostik ● Pflegeziele
● Evaluation ● Pflegemaßnahmen ● Pflegeplanung
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Verantwortung in der Bezugspflege
Trauma-spezifische Pflegeanamnese
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Verantwortung in der Bezugspflege
● Orientierung: (zeitgleich, örtlich, räumlich, zur Person, Dissoziation?)
● Sehen: (Sehvermögen, Brille, Erkrankungen der Augen,
verschwommen sehen usw.)
● Hören: (Hörvermögen, Hörgerät, Ohrgeräusche z.B Tinnitus)
● Ruhen und Schlafen: (Schlafenszeiten, Rituale, Ein-und
Durchschlafstörungen, Ruhephasen? Wenn ja wo?, Albträume)
● Körperpflege: (Hautzustand, Dekubitus, Zahnprothesen, Waschfolge,
duschen/baden, Pflegemittel)
● Sich Kleiden: (bevorzugte Kleidung, Kleidung am Wetter angepasst,
Häufigkeit des Kleiderwechsels
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Verantwortung in der Bezugspflege
● Bewegen: (in Räumen, im Bett, außer Haus, Kontrakturen,
Prothesen, Einschränkungen, Gehilfen.)
● Essen und Trinken: (bestimmte Vorbereitung der Speisen,
Temperatur, Trinkmenge, Abneigung, bevorzugte Speisen,
Ernährungszustand, Gewohnheiten, Kau-/ Schluckstörung)
● Ausscheidungen: (Inkontinenz, Obstipation, Durchfälle, Entzündung)
● Atmung: (rauchen, Allergie, Asthma)
● Sprache und Sprachvermögen: (Muttersprache, stottern, andere
Sprachbarrieren)
● Berufliche und finanzielle Situation (Schulabschluss, Ausbildung,
erlernter/ausgeübter Beruf, arbeitslos)
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Verantwortung in der Bezugspflege
● Kulturelle und religiöse Bedürfnisse: (Rituale, Seelsorge,)
● Freizeit und Hobby: (aktuell, vor Traumatisierung, Wünsche nach der
Therapie)
● Soziale Situation:
● → Häusliche Situation (Wohnung, Haus, BeWo)
● → Familiäre Verhältnisse (Ehe, Kinder, Enkelkinder, Eltern,
Großeltern, Haustiere)
● → Soziales Umfeld (Freunde, Arbeitskollegen, Bekanntenkreis)
● → Kontakte (z.B Verein, Organisationen, Internet)
● → Täterkontakt?
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Verantwortung in der Bezugspflege
Weitere Informationssammlung
● Aufnahmegrund
● Symptomatik (somatisch und psychisch, incl. Suchtmittel, Suizidgedanken,
Suizidversuche, SVV
● Bisherige Therapien
● Einstellung zur Krankheit (Krankheitseinsicht?)
● Erwartungen an den Krankenhausaufenthalt (ggf. auch vom Umfeld)
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Verantwortung in der Bezugspflege
Trauma-spezifische Pflegediagnostik
und
Trauma-spezifische Pflegeziele
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Verantwortung in der Bezugspflege
● Pflegediagnosen dienen zur Erfassung und Beurteilung von
Patientenreaktionen auf Gesundheits-/Krankheitsproblemen
● Instrument zur Darstellung pflegerischer Aufgabenstellung und
Interventionsmöglichkeiten
● Erhebung traumaspezifischer Symptome und Komorbiditäten
● Pflegediagnosen unterstützen einen positiven
Beziehungsprozess durch Anerkennung der Traumatisierung
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Verantwortung in der Bezugspflege
Pflegediagnose:
● Andauerndes Gefühl von Gefahr →
● Gefühl von Kontrollverlust →
● Konzentrationsstörungen →
● Ein- und Durchschlafstörungen →
● Schreckaftigkeit →
● Körpermissempfindungen →
Pflegeziele:
Pat. Fühlt sich sicher, kann Alltagssituationen
angemessen Einschätzen
Pat. Erlebt sich als Steuerungsfähig
Konzentrationsfähigkeit ist wiederhergestellt
Pat. hat einen ausreichend erholsamen Schlaf
Pat. fühlt sich sicher, kann äußere Reize
erkennen und zuordnen
Pat. erkennt, dass sein Erleben keinen aktuell
bedrohlichen Hintergrund hat und kann die
Zusammenhänge zwischen den
Körpermissempfindungen und dem Trauma
erkennen.
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Verantwortung in der Bezugspflege
Pflegeplanung
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Verantwortung in der Bezugspflege
Was beinhaltet die Pflegeplanung?
● Erhebung des Pflegeproblems / der Symptomatik
● Erhebung der Ressourcen (was hat bisher geholfen?)
● Definition der Pflegeziele (Nah/Fernziel)
● Definition der Maßnahmen
● Häufigkeit der anzuwendenden Maßnahmen
● Dokumentation besprochener und übereinstimmender Pflegeziele mit
dem Patienten
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Verantwortung in der Bezugspflege
Pflegemaßnahmen
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Verantwortung in der Bezugspflege
Pflegemaßnahmen
Erreichen des Ziels:
● Darstellung der pflegerischen Aufgabenstellung
● Darstellung der pflegerischen Interventionsmöglichkeiten
● Entscheidung über Häufigkeit der Interventionen
● Erarbeitung neu zu erwerbender Ressourcen und ggf.
Anpassung bisheriger Ressourcen.
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Verantwortung in der Bezugspflege
Evaluation
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Verantwortung in der Bezugspflege
Konnten Nah und Fernziele erreicht werden?
● Welche Maßnahmen haben zum Ziel geführt?
● Welche hilfreichen Maßnahmen hat der Pat. Kennengelernt und kann sie
adäquat anwenden (in seinen „Notfallkoffer“ aufnehmen)?
● Konnten Verhaltensmuster korrigiert werden und kann der Pat. Jederzeit
darauf zurückgreifen?
● Ist der Pat. symptomfrei?
● Welche Symptome treten trotz der Maßnahmen weiter auf?
● Sind die Maßnahmen der Therapiephase angemessen?
● Müssten ggf. Modifikationen erarbeitet werden?
● Kann der Pat. Selbstwirksamkeit erleben?
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Verantwortung in der Bezugspflege
Pflegeorganisation/-dokumentation
● Pflegeplanung ist mit dem Patienten besprochen, für ihn
angemessen und nachvollziehbar
● Pflegeplanung ist dem Patienten zugeordnet, dokumentiert und
jederzeit einsehbar
● Alle Pflegemitarbeiter sind angehalten, sich daran zu orientieren
● Bezugspflegegespräche finden ein- oder mehrmals in der Woche
statt (richtet sich auch nach dem aktuellen Bedarf)
● Zeitrahmen der Gespräche sind vorgegeben
● Krisenintervention kann jederzeit erfolgen.
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Verantwortung in der Bezugspflege
Pflegeprozess im multiprofessionellen Team
● Allen Teammitgliedern ist die Pflegeplanung zur Einsicht zugängig
● Regelmäßiger Austausch mit den Therapeuten
● Absprachen mit Therapeuten und Ärzten (Aufgabenbereiche sind
klar definiert und nicht austauschbar)
● Gesamtüberblick des Therapieprozesses
● Frühzeitige Mitteilung über Vertretungssituation
● Teilnahme an Teamsitzungen und Supervision
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Grenzen der Bezugspflege
Grenzen der Bezugspflege in der
Psychotraumatologie
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Grenzen der Bezugspflege
Ausgehend vom Patienten:
● Täterkontakt
● Verhalten von TäterInnen und Täterumfeld
● Patient kann nicht um Hilfe bitten (Patient möchte nicht abhängig
sein und die Kontrolle behalten)
● Patient „darf“ nicht mit uns sprechen (Täterintrojekte)
● Patient geht aus dem Kontakt und bricht die Unterstützungsebene ab
● Aktuelle Gewalterfahrungen werden zeitverzögert oder gar nicht
mitgeteilt
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Grenzen der Bezugspflege
Ausgehend vom Pflegenden:
● Pflegekraft hält Situation nicht aus (Überforderung)
● Hilflosigkeit → „falsche“ Hilfsangebote (der Grund für übereilte
Hilfsangebote liegt u.a in dem Gefühl der Hilflosigkeit der Pflegekraft)
● Rettungsphantasien , Rachegedanken (z.B zur Anzeige überreden
etc. = Grenzüberschreitung
● Gegenübertragung
● Zu wenig Unterstützung für die Pflegekraft
● Nicht – Wissen und Vorurteile (häufig bei Pat. mit einer DIS)
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Gegenübertragung
● In der Arbeit mit traumatisierten Patienten ist mit
Übertragungs- und
Gegenübertragungsreaktionen zu rechnen
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 30
Gegenübertragung
Was ist Gegenübertragung?
● Als Gegenübertragung werden Gefühle verstanden, die im
Pflegenden aus unbewussten Schichten als Reaktion auf den
Patienten aufkommen
● Das unbewusste des Pflegenden versteht den Patienten und wird
damit zum „Schlüssel“ des Verständnisses.
● Die Gefühle, die der Pflegende wahrnimmt, werden als vom
Patienten ausgelöst interpretiert.
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 31
Gegenübertragung
Ungünstige Gegenübertragungsreaktion
● Zu große Nähe
● Zu große Distanz
● Schwer traumatisierte Patienten haben oft sehr hohe idealisierte
Erwartungen an Helfer, die entsprechend schnell enttäuscht werden.
● Misstrauen bezüglich der Absichten der Helfer, ob überhaupt jemand
helfen kann, der das Leiden nur begrenzt nachvollziehen kann.
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 32
Gegenübertragung
Empathiestress:
● Anstrengung und Belastung die beim
empathischen Anhören entstehen
● Solidarisierung mit dem Pat. Kann zu
Überforderung des Pat. führen, wenn er
zu Schritten gedrängt wird die er noch
nicht leisten kann
Schuldgefühle:
● Sekundäre Überlebensschuld, d.h sich
schuldig fühlen, selbst von Trauma
verschont geblieben zu sein.
● Unbewusste Selbstvorwürfe, das
Trauma nicht verhindert zu haben
Vermeidung:
● Traumageschichte nicht hören wollen
● Patienten nicht verkraften können
● Keine Nachfragen stellen beim
Patienten
Wutgefühle:
● Gegen Täter, Passivität des sozialen
Umfeldes oder Gesellschft
● Von Traumageschichte überschwemmt
● Von Trauma „angesteckt“, erlebt
gleiche Symptome (z.B Wut, Ekel,
Angst usw.)
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Gegenübertragung
Ungünstige Gegenübertragungsreaktionen
Überidentifizierung:
● Mit dem Patientenschicksal
● Übertrieben Sympathie zur Einmaligkeit des Patientenschicksals
● Für „Rettung“ des Patienten einsetzen
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Das Prinzip der „parteilichen Abstinenz“
● Begriff aus der psychoanalytischen Behandlungstechnik
● Abstinenzhaltung (auch in der Bezugspflege) erfordert, eigene
Wünsche, Bedürfnisse und Handlungsimpulse zu unterlassen
● Ermöglicht Fähigkeit, sich auf die Bedürfnisse und das erschütterte
Selbst- und Weltverständnis des Patienten einzulassen.
● Parteilich meint die klare Stellungnahme und solidarische Haltung
und auch verbalisierte Anerkennung der Traumatisierung.
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 35
Negative Verarbeitungsmuster/
Krisenintervention
● Albträume
● Intrusionen → Wiedererinnern und Wiedererleben von
traumatischen Ereignissen (z.B Gedanken, Bilder)
● Flashbacks → blitzartiges Wiedererleben oder
Nachhallerinnerungen. „Kraftvolles Wiedererleben eines
vergangenen Ereignisses oder Gefühlszustandes“. (Sinne sind
beteiligt
● SVV
● Suizidalität
● Dissoziationen
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 36
Dissoziation
Definition:
● Wörtlich: Trennung/Auflösung
● Gegenteil von Assoziation (Verknüpfung / Verbindung)
● Psychologisch: „Abspaltung vom Bewusstsein“
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 37
Dissoziation
● Grundsätzlich kein pathologischer Prozess
● Es gibt auch immer einen aktiven Anteil
● Kein lebensbedrohlicher Zustand
● Allgemein menschliche Verarbeitungsmöglichkeit
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 38
Dissoziation
Formen von Dissoziationen, wann liegt
tatsächlich eine Störung vor?
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 39
Dissoziation
● Dissoziative Amnesie → keine Erinnerung an das traumatische
Ereigniss
● Dissoziative Fugue → plötzliches unerwartetes weg gehen von
einem Ort/Tatort, verbunden mit der Unfähigkeit sich zu erinnern
● Dissoziativer Stupor → willkürliche Bewegungen, Sprache sowie die
normale Reaktion auf Licht, Geräusche und Berührungen sind
vermindert oder fehlen ganz
● Dissoziativer Krampfanfall
● DIS → Dissoziative Identitätsstörung (meist durch Traumatisierungen
bis zum 3. Lebensjahr / dadurch unkontrollierte Dissoziationen im
Erwachsenen Alter)
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 40
Dissoziation
Einerseits quälende Erfahrung
von Ohnmacht und
ausgeliefert sein
Andererseits kann es zur
„schlechten Angewohnheit“
geworden sein
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 41
Dissoziationen
Dissoziative Phänomene im Alltag:
● Tagträume
● Gedankenabschweifen
● Autobahntrance → mit resultierender Amnesie
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 42
Dissoziation
!Dissoziationsstopp!
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 43
Dissoziation
● Laut mit Namen ansprechen (nicht schreien!)
● Ort, Zeit und eigene Person benennen
● Benennen das Pat. gerade im „falschen Film“ ist
● Hilfe zur Orientierung geben → Sinnesreize setzen: z.B
etwas fallen lassen, Glocke, Kälte oder Aroma öle (vorher
mit Pat. Absprechen!!)
● Vorsicht mit Ammoniak, kann zur Schädigung der
Schleimhäute führen!
● Ruhiger Umgang
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 44
Dissoziation
Wenn ein Patient nicht aus der Dissoziation „will“ wird man
es auch nicht schaffen !
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 45
Dissoziation
Vorgehen nach dem Dissoziationsstopp
● Realitätsprüfung (Name, Ort, Datum etc.)
● Ortswechsel durchführen
● Wahrnehmungsübungen (z.B 5,4,3,2,1 Übung)
● Evtl. erneute Realitätsprüfung
● Bewegen
● Stabilisierungsübungen/Ablenkung (Rechnen/Zählen, Sudoku
usw.)
● Zum späteren Zeitpunkt Triggeridentifikation →
Dissoziationstagebuch
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 46
Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken
Funktion
● Wechsel in einen anderen State, Verlassen des Traumastate –
Distanzierung
● Zurückgewinnung der Eigenkontrolle durch:
● → Kontrolliertem Umgang mit traumatischem Material
● → Erlernen von Affektregulierung und- Differenzierung
● Stressreduktion
● Sicherheit aufbauen
● Ressourcen hervorheben und stärken
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 47
Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken
Wichtige Elemente der Stabilisierung
● Transparentes Behandlungs- und Beziehungsangebot
● Ansprechen von Übertragungsverzerrungen
● Wissen vermitteln (Psychoedukation)
● Vermittlung von heilsamen Kognitionen
● Vermittlung von Übungen zur Stabilisierung
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 48
Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken
Psychoedukation
● Aufklärung über:
● → die dissoziative Symptomatik
● → den Zusammenhang mit PTBS
● → mögliche Auslöser und Verstärker
● → Einflussmöglichkeiten
● Ziele:
● → Endängstigung und Beruhigung
● → mehr Selbstkontrolle durch Wissen und Einflussnahme
● → mit Selbstvertrauen raus aus der Hilflosigkeit
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Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken
„Notfallkoffer“
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 50
Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken
● Techniken um im „Hier und Jetzt“ zu bleiben:
● → Augen scharf stellen
● → 12345/54321 Technik
● → Igelball / Kältereize
● → Angelikawurzel
● → Glocke/Knack-Frosch
● → Körper abklopfen
● → Gummiband
● → Chilli/Wasabi uvm.
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 51
Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken
● Entspannung/Beruhigung:
● → Autogenes Training
● → PMR
● → Überkreuztechnik
● → Yoga-Atemübungen
● → Tai Chi / Chi gong
● → EFT - Entspannung
● → Lavendel / Ylang Ylang uvm.
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 52
Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken
● Ablenkung / Distanz:
● → Rechnen / Zählen
● → Denk u. Knobelspiele
● → Malen / Zeichnen
● → „Hier und Dort“ Übung
● → ABC Spiele
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 53
Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken
● Sonstige Übungen /Spannungsabbau:
● → Sportliche Betätigung (in der Hocke bleiben, Liegestützen
usw.)
● → Liegende Acht
● → jonglieren
● → positive Dinge sammeln
● → Gedankenstopp
● → Schüttelübung
● → Fantasiesprache uvm.
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 54
Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken
● Imagination:
● → Sicherer innerer Ort
● → Innere Helfer
● → Tresorübung
● → Innerer Garten
● → Lichtdusche
● → Schutzdecke uvm.
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 55
Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken
● Achtsamkeitsübungen:
● → Atem Wahrnehmen
● → Body – Scan
● → Rosinenübung/schmecken
● → Düfte wahrnehmen
● → Dinge blind erfühlen
● → Objekte beschreiben (nicht bewerten!)
● → Achtsames gehen
● → uvm.
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Quelle:
(Alexianer Krankenhaus , Abteilung für
Psychotraumatologie/ Zusatzqualifikation:
Bezugspflege in der Psychotraumatologie)
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5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 57
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit