IHK zu Leipzig 2018/Abteilung Wirtschafts- und Standortpolitik
Besetzung offener Stellen und
Auswirkungen des demographischen Wandels
in Unternehmen im IHK-Bezirk Leipzig
Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung im Herbst 2018
IHK zu Leipzig 2018/Abteilung Wirtschafts- und Bildungspolitik
Ergebnisse einer Unternehmensbefragung zur Fachkräftesituation sowie zu
den Auswirkungen des demographischen Wandels in Unternehmen
im IHK-Bezirk Leipzig im Herbst 2018
An der dieser Auswertung zugrunde liegenden Umfrage, die im Rahmen unserer regelmäßigen Konjunk-
turbefragung im Herbst 2018 durchgeführt wurde, beteiligten sich 621 Unternehmen aller Branchen und
Größenklassen im IHK-Bezirk Leipzig mit insgesamt etwas mehr als 41.000 Beschäftigten.
Ergebnisse:
1. Können Sie in Ihrem Unternehmen derzeit offene Stellen seit mehr als zwei Monaten nicht besetzen, weil Sie keine passenden Arbeitskräfte finden?
45 Prozent der befragten Unternehmen melden
aktuell Probleme bei der Besetzung offener Stel-
len. Damit ist der Anteil gegenüber dem Vorjahr
um 5 Prozentpunkte gestiegen. Der wirtschaftli-
che Aufschwung in Sachsen führte zu einer ver-
stärkten Personalnachfrage und gleichzeitig zu
einer Verknappung des Angebotes. Insgesamt
verschärfte sich dadurch der Fachkräfteengpass
in unserer Region nochmals deutlich, da er be-
reits von 2016 zu 2017 um 8 Prozent angestie-
gen war. Von den befragten Unternehmen mel-
deten 275 zum Befragungszeitpunkt insgesamt
1.079 offene Stellen. Vor 12 Monaten zeigten 230 Unternehmen 720 offene Stellen an.
Im Dienstleistungsgewerbe und im Handel hält sich der zusätzlichen Personalbedarf noch in Grenzen.
Grundsätzlich nehmen jedoch in allen Wirtschaftsbereichen die Schwierigkeiten bei der Besetzung der
offenen Stellen zu.
Die meisten Probleme,
offene Stellen zu besetzen,
haben aktuell Unternehmen
im Baugewerbe. Hier sind
mit 67 Prozent zwei Drittel
der Unternehmen betroffen.
Auch im Verkehrs- und
Tourismusgewerbe meldet
mit 64 und 58 Prozent je-
weils mehr als die Hälfte
der Firmen Probleme bei
der Stellenbesetzung.
IHK zu Leipzig 2018/Abteilung Wirtschafts- und Bildungspolitik
2. Falls Sie in Ihrem Unternehmen derzeit offene Stellen nicht besetzen können, für welches Qualifikationsniveau suchen Sie ohne Erfolg Arbeitskräfte? (Mehrfachantworten möglich)
Während sich bei der Besetzung der offenen Stellen auch branchenspezifische Unterschiede zeigen, so
kristallisiert sich ein gesuchtes Qualifikationsniveau besonders heraus: die duale Berufsausbildung.
63 Prozent aller Unternehmen suchen für ihre Stellen einen Bewerber mit einem abgeschlossenen dua-
len Berufsabschluss. Die Spanne reicht dabei von 48 Prozent der Betriebe im Dienstleistungsgewerbe
bis 79 Prozent im Einzelhandel. Gesamtwirtschaftlich betrachtet halten sich die anderen Qualifikations-
Optionen (keine Berufsausbildung, Fachwirt/Meister oder anderer Weiterbildungsabschluss und (Fach-)
Hochschulabschluss) die Waage. Während der Dienstleistungsbereich überproportional viele Hoch-
schulabsolventen sucht, würden 44 Prozent der Unternehmen aus dem Verkehrsgewerbe bei offenen
Stellen auch Arbeitskräfte ohne Berufsabschluss einstellen.
IHK zu Leipzig 2018/Abteilung Wirtschafts- und Bildungspolitik
3. Falls Sie offene Stellen längerfristig nicht besetzen können: Worin sehen Sie die Hauptgründe? (Mehrfachantworten möglich)
Als Hauptursache für unbe-
setzten Stellen lassen sich
drei zentrale Gründe nen-
nen: es gibt entweder keine
Bewerber, die Bewerber
haben eine zu geringe bzw.
eine unpassende Qualifika-
tion oder sie stellen zu hohe
Anforderungen an die Ar-
beitgeber. Zwei Drittel aller
Unternehmen haben bereits
die Erfahrung gemacht, dass
auf Stellenausschreibungen
keinerlei Bewerbungen ein-
gingen. Außerdem gaben
61 Prozent aller Firmen an,
dass Bewerber eine ungenügende Qualifikation aufgewiesen. Fast 50 Prozent der Betrieb mussten auch
schon Bewerber aufgrund zu hoher Forderungen (zum Beispiel bei Gehalt, Arbeitszeit oder Arbeitsbe-
dingungen) ablehnen. Weitere Gründe, wie „zu geringen Berufserfahrung“ oder der „fehlenden Attraktivi-
tät des Standorts bzw. der Region“, werden im Vergleich zu den oben genannten Herausforderungen
deutlich seltener genannt.
Von fehlenden Bewerbungen ist mit über 80 Prozent der Betriebe vor allem der Bereich Gastgewer-
be/Tourismus betroffen. Nichteinstellungen aufgrund fehlender bzw. unpassender Qualifikationen der
Bewerber kommen vor allem im Baugewerbe (71 Prozent) und in der Industrie (66 Prozent) vor. Zu hohe
Forderungen seitens der Bewerber verhindern dagegen vor allem im Einzelhandel (63 Prozent) und im
Dienstleistungsgewerbe (58 Prozent) ein Anstellungsverhältnis.
IHK zu Leipzig 2018/Abteilung Wirtschafts- und Bildungspolitik
32
39
42
46
47
58
63
48
0 25 50 75 100
Baugewerbe
Verkehrsgewerbe
Tourismus
Industrie
Großhandel
Dienstleistungen
Einzelhandel
Gesamtwirtschaft
Anteil in %
Zu hohe Forderungen - Anteil der Unternehmen in % -
IHK zu Leipzig 2018/Abteilung Wirtschafts- und Bildungspolitik
4. Was würde Ihrem Unternehmen helfen, Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern einzustellen?
(Mehrfachantworten möglich)
Während 45 Prozent der Unternehmen keinen Bedarf an Fachkräften aus dem Nicht-EU-Ausland haben,
gibt es für 55 Prozent der Betreibe verschieden Hürden, die es zu überwinden gilt. Dazu gehört für
35 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung der Sprachkenntnisse durch mehr Sprachangebote im
In- und Ausland. Jeder vierte Betrieb würde eine Unterstützung im gesamten Prozess von der Bewer-
bersuche bis zur Einstellung als zielführend für eine Akquise von Fachkräften aus dem Ausland erach-
ten. Abschließend zeigt sich mit der Bürokratie bzw. deren Verständlichkeit ein altbekanntes Problem.
So würden 23 Prozent der Unternehmen transparentere und übersichtlichere Regelungen befürworten,
während 20 Prozent sich ein einfacheres administratives Verfahren wünschen und noch 15 Prozent sich
für bessere Zuwanderungsregelungen stark machen.
Der Bedarf an Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern ist im Einzelhandel am geringsten und im Bereiche
Gastgewerbe/Tourismus am höchsten. Entsprechend befürworten im Gast-/Tourismusgewerbe auch die
jeweils meisten Betriebe eine Verbesserung der Sprachkenntnisse/Sprachangebote, die Vereinfachung
der administrativen Verfahren und die Erleichterung der Zuwanderungsregeln. Eine Unterstützung im
gesamten Prozess von Bewerbersuche bis zur Einstellung und mehr Transparenz bei den aktuellen Re-
gelungen liegen besonders den Unternehmen im Baugewerbe am Herzen. Die anderen Branchen
schwanken in diesen Bereichen um den Mittelwert der Gesamtwirtschaft.
IHK zu Leipzig 2018/Abteilung Wirtschafts- und Bildungspolitik