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Berufspolitik BDU

Date post: 07-Feb-2017
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BDU-Journal Berufspolitik 1175 Der Urologe 8 · 2013 | richtung eines Hauptstadtbü- ros in Berlin unter Leitung von Frau Patricia Ex und die Ein- stellung eines kommissarischen Geschäftsführers, Herrn Rolf Bäumer, eingeleitet. Inzwischen konnten durch den erneuten Umzug innerhalb der Haupt- stadt im Frühjahr 2013 unter dem Dach der Deutschen Krebsge- sellschaft gemeinsam mit der DGU die Büros Tür an Tür kon- zentriert werden, um Koopera- tion und Synergieeffekte zwi- schen beiden Verbänden zu ver- bessern. Die BDU-Finanz- und Mitgliederverwaltung verblei- ben unter der bewährten Leitung von Herrn Dr. med. Kai Buck als BDU-Schatzmeister und Frau Christiane Habeder vorerst in Düsseldorf. Dem Verbesserungspotential in der ehrenamtlichen Vereinsfüh- rung wurde durch Neuordnung der ressortbezogenen Sachaus- schüsse Rechnung getragen.So konnten diese bereits in mehre- ren Sitzungen ihre konzeptionel- le Arbeit aufnehmen: 5 Verträge (Leitung Christian Tschusch- ke, Münster, und Holger Uhthoff, Speyer) 5 Mitgliederservice (Leitung Stephan Mohr, Ilmenau und Dirk M.Potem- pa,Garmisch) 5 Qualitätsmanagement (Leitung Richard Berges, Köln, und Peter Kühne, Berlin) 5 Öffentlichkeitsarbeit (Leitung Andreas W. Schnei- der, Winsen/Luhe, und Wolf- gang Bühmann, Wenning- stedt/Sylt) 5 Fort- und Weiterbildung (Leitung Bernt Göckel-Bein- ing, Horn-Bad Meinberg, und Hugo Plate, Dessau) 5 Patientenversorgung (Leitung Thomas Quack, Plön, und Michael Rug, Karlsruhe) Als Beispiele ihrer Arbeit sind zu nennen: Entwürfe zu Selek- tivverträgen einschließlich Ver- handlungsaufnahme mit den Krankenkassen hinsichtlich „Pa- tienten – und Casemanagement beim Prostatacarcinom sowie Aufnahme von innovativen Un- tersuchungs – und Behandlungs- methoden mit Bereitstellung von zusätzlichem Honorar wie z.B. Botox-Injektionen bei Detru- sorinstabilität; ferner Seminare zur Niederlassung und Praxis- abgabe in Zusammenarbeit mit Banken und Wirtschaftsinstitu- ten; Strukturentwurf zum BDU- internen Aufbau eines Quali- tätsmanagementsystems, Imple- mentation von Fehlermanage- ment (CIRS-urologie.de); ge- meinsamer Entwurf einer neu- en Weiterbildungsordnung mit der DGU als Vorlage beim Deut- schen Ärztetag und schließlich die Gründung einer Patienten- akademie unter dem Dach der gemeinsam von DGU und BDU getragenen Akademie der Deut- schen Urologen. In einer Zeit, in der viele Pro- bleme Ressortgrenzen spren- gen, steigt naturgemäß die Be- deutung einer Zentrale in Berlin. An der Spitze stehen auch künf- tig der Präsident und das Präsi- dium mit Richtlinienkompetenz. Ihm assistiert eine Geschäfts- führung, die Konflikte ausräumt und Entscheidungen umsetzen und beschleunigen soll. Das vorgelegte Tempo in Be- zug auf kreative Ideen bedarf si- cher zur erfolgreichen Umset- zung der Verstärkung ehrenamt- licher wie hauptamtlicher zeitli- cher und personeller Ressour- cen, da die Mehrheit der Ideen- geber eben durch die urologi- sche Arbeit am Patienten in Pra- xis und Klinik gebunden ist – andererseits gewährleistet gera- de diese Kombination die Wirk- lichkeitsnähe und den Praxisbe- zug der Konzepte. Urologe 2013 · 52:1175–1183 DOI 10.1007s00120-013-3269-3 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 Redaktion W. Bühmann, Wenningstedt/Sylt Inhalt 1175 1176 1177 1178 1179 1179 1180 1182 1183 1183 Editorial: BDU-Strukturreform:   Bilanz nach zwei Jahren Botox in der   urologischen Versorgung  „GOUDA Kampagne“: Gesetzliche Krankenkasse diskriminiert  Ärzte. Kasse verkauft Käse  Hochschulverband erklärt   Privatisierung der Universitäts- medizin für gescheitert Jedes zweite Krankenhaus in   Baden-Württemberg   schreibt   rote Zahlen (Un)Abhängige Patienten  beratung oder manipulierte  Information? Umfrage Patientenrechtegesetz: Große Unsicherheit   bei vielen Ärzten  Beitrittserklärung BUND e.G. Neue Mitglieder Jubilare Editorial BDU-Strukturreform: Bilanz nach zwei Jahren Bei der Mitgliederversammlung 2011 in Hamburg haben Sie, lie- be BDU-Mitglieder, mit beein- druckender Mehrheit dem BDU- Präsidium den Auftrag gegeben, die von ihm vorgeschlagene und vorgestellte Strukturreform des Berufsverbandes umzusetzen. Was ist davon zwei Jahre später schon realisiert ? Eine zentrale, vielleicht die wichtigste Reformbaustelle bil- det für den Präsidenten künf- tig die professionelle Führung des Berufsverbandes. Die im- mer komplexeren Herausforde- rungen des BDU bedürfen einer Reform der Personal – und Füh- rungsstruktur. Diese Reform ist eingeleitet, aber noch nicht ab- geschlossen. Mehr denn je hängt es von einer Geschäftsführung und dem Präsidium ab, ob der BDU prosperiert. Mit einem Hauptstadtbüro in Berlin ist der Grundstein für eine künftige Schalt – und Füh- rungszentrale des Berufsverban- des gelegt. Hier soll Berufspoli- tik entstehen: Führung, Rich- tung, Orientierung. Die geographische Verände- rung und personelle Professio- nalisierung sind durch die Ein- 8 Wolfgang Bühmann
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BDU-Journal Berufspolitik

1175Der Urologe 8 · 2013 |

richtung eines Hauptstadtbü-ros in Berlin unter Leitung von Frau Patricia Ex und die Ein-stellung eines kommissarischen Geschäftsführers, Herrn Rolf Bäumer, eingeleitet. Inzwischen konnten durch den erneuten Umzug innerhalb der Haupt-stadt im Frühjahr 2013 unter dem Dach der Deutschen Krebsge-sellschaft gemeinsam mit der DGU die Büros Tür an Tür kon-zentriert werden, um Koopera-tion und Synergieeffekte zwi-schen beiden Verbänden zu ver-bessern. Die BDU-Finanz- und Mitgliederverwaltung verblei-ben unter der bewährten Leitung von Herrn Dr. med. Kai Buck als BDU-Schatzmeister und Frau Christiane Habeder vorerst in Düsseldorf.

Dem Verbesserungspotential in der ehrenamtlichen Vereinsfüh-rung wurde durch Neuordnung der ressortbezogenen Sachaus-schüsse Rechnung getragen.So konnten diese bereits in mehre-ren Sitzungen ihre konzeptionel-le Arbeit aufnehmen:5 Verträge

(Leitung Christian Tschusch-ke, Münster, und Holger Uhthoff, Speyer)

5 Mitgliederservice (Leitung Stephan Mohr, Ilmenau und Dirk M.Potem-pa,Garmisch)

5 Qualitätsmanagement (Leitung Richard Berges, Köln, und Peter Kühne, Berlin)

5 Öffentlichkeitsarbeit (Leitung Andreas W. Schnei-der, Winsen/Luhe, und Wolf-gang Bühmann, Wenning-stedt/Sylt)

5 Fort- und Weiterbildung (Leitung Bernt Göckel-Bein-ing, Horn-Bad Meinberg, und Hugo Plate, Dessau)

5 Patientenversorgung (Leitung Thomas Quack, Plön, und Michael Rug, Karlsruhe)

Als Beispiele ihrer Arbeit sind zu nennen: Entwürfe zu Selek-tivverträgen einschließlich Ver-handlungsaufnahme mit den Krankenkassen hinsichtlich „Pa-tienten – und Casemanagement beim Prostatacarcinom sowie Aufnahme von innovativen Un-tersuchungs – und Behandlungs-methoden mit Bereitstellung von zusätzlichem Honorar wie z.B. Botox-Injektionen bei Detru-sorinstabilität; ferner Seminare zur Niederlassung und Praxis-abgabe in Zusammenarbeit mit Banken und Wirtschaftsinstitu-ten; Strukturentwurf zum BDU-internen Aufbau eines Quali-tätsmanagementsystems, Imple-mentation von Fehlermanage-ment (CIRS-urologie.de); ge-meinsamer Entwurf einer neu-en Weiterbildungsordnung mit der DGU als Vorlage beim Deut-schen Ärztetag und schließlich die Gründung einer Patienten-akademie unter dem Dach der gemeinsam von DGU und BDU getragenen Akademie der Deut-schen Urologen.

In einer Zeit, in der viele Pro-bleme Ressortgrenzen spren-gen, steigt naturgemäß die Be-deutung einer Zentrale in Berlin. An der Spitze stehen auch künf-tig der Präsident und das Präsi-dium mit Richtlinienkompetenz. Ihm assistiert eine Geschäfts-führung, die Konflikte ausräumt und Entscheidungen umsetzen und beschleunigen soll.

Das vorgelegte Tempo in Be-zug auf kreative Ideen bedarf si-cher zur erfolgreichen Umset-zung der Verstärkung ehrenamt-licher wie hauptamtlicher zeitli-cher und personeller Ressour-cen, da die Mehrheit der Ideen-geber eben durch die urologi-sche Arbeit am Patienten in Pra-xis und Klinik gebunden ist – andererseits gewährleistet gera-de diese Kombination die Wirk-lichkeitsnähe und den Praxisbe-zug der Konzepte.

Urologe 2013 · 52:1175–1183DOI 10.1007s00120-013-3269-3© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

RedaktionW. Bühmann, Wenningstedt/Sylt

Inhalt1175

1176

1177

1178

1179

1179

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1183

Editorial: BDU-Strukturreform:  Bilanz nach zwei Jahren

Botox in der  urologischen Versorgung 

„GOUDA Kampagne“: Gesetzliche Krankenkasse diskriminiert Ärzte. Kasse verkauft Käse 

Hochschulverband erklärt  Privatisierung der Universitäts-medizin für gescheitert

Jedes zweite Krankenhaus in  Baden-Württemberg  schreibt  rote Zahlen

(Un)Abhängige Patienten beratung oder manipulierte  Information?

Umfrage Patientenrechtegesetz: Große Unsicherheit  bei vielen Ärzten 

Beitrittserklärung BUND e.G.

Neue Mitglieder

Jubilare

Editorial

BDU-Strukturreform: Bilanz nach zwei Jahren

Bei der Mitgliederversammlung 2011 in Hamburg haben Sie, lie-be BDU-Mitglieder, mit beein-druckender Mehrheit dem BDU-Präsidium den Auftrag gegeben, die von ihm vorgeschlagene und vorgestellte Strukturreform des Berufsverbandes umzusetzen. Was ist davon zwei Jahre später schon realisiert ?

Eine zentrale, vielleicht die wichtigste Reformbaustelle bil-det für den Präsidenten künf-tig die professionelle Führung des Berufsverbandes. Die im-mer komplexeren Herausforde-rungen des BDU bedürfen einer Reform der Personal – und Füh-rungsstruktur. Diese Reform ist eingeleitet, aber noch nicht ab-geschlossen. Mehr denn je hängt es von einer Geschäftsführung und dem Präsidium ab, ob der BDU prosperiert.

Mit einem Hauptstadtbüro in Berlin ist der Grundstein für eine künftige Schalt – und Füh-rungszentrale des Berufsverban-des gelegt. Hier soll Berufspoli-tik entstehen: Führung, Rich-tung, Orientierung.

Die geographische Verände-rung und personelle Professio-nalisierung sind durch die Ein-

8 Wolfgang Bühmann

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BDU-Journal Berufspolitik

Die projektgebundene Unter-stützung der Lobbyarbeit durch die WMP Consult GmbH als erfahrene Kontaktgruppe zu Politik und Medien sowie die Wahl unseres Präsidenten Axel Schroeder in den Vorstand des neu gegründeten Spitzenverban-des der Fachärzte verstärken zu-sätzlich das Gewicht der Urolo-gen in der ärztlichen Selbstver-waltung, bei den Krankenkassen und politischen Entscheidungs-trägern.

Parallel dazu leistet das Prä-sidium das berufspolitische „Ta-gesgeschäft“ durch zeitnahe In-formation über potentielle Unge-rechtigkeiten im KV- und GKV-Honorarsystem zulasten der Urologen und deren Abwehr so-wie die angemessene Berück-sichtigung urologischer Interes-sen im Rahmen der Neuordnung der Weiterbildungsordnung und des „Dauerbrenners“ GOÄ.

Diese „Momentaufnahme“ des Status der Strukturreform und der berufspolitischen Akti-vitäten soll Sie, liebe Leserinnen und Leser, einerseits informie-ren, andererseits aber in beson-derem Maße sensibilisieren, sich im und mit dem Berufsverband aktiv zu solidarisieren, um der

Urologie altruistisch, aber auch durchaus egoistisch, den ihr zu-stehenden Wert innerhalb des Konzertes der ärztlichen Fach-gruppen zu sichern und pros-pektiv auszubauen. Nutzen Sie dazu die gut aufgestellte Struk-tur des BDU sowohl im persön-lichen Kontakt mit Ihren Man-datsträgern direkt auf den zahl-reichen Präsenzveranstaltungen, aber auch durch Selbstinforma-tion in unserem Verbandsorgan „Der Urologe“ und dem Urolo-genportal mit vielfältigen Inhal-ten wie auch der Möglichkeit zum internetbasierten Dialog.

Besuchen Sie die Mitglie-derversammlung des BDU am Freitag, den 27.September 2013 in Dresden, um die hier ange-sprochenen Aspekte zu vertie-fen und mit Ihren Mandatsträ-gern zu diskutieren.

Nur gemeinsam sind wir stark – das sollte jetzt und in Zu-kunft unser gemeinsamer Leit-satz werden und bleiben !

Herzliche GrüßeIhr

Wolfgang BühmannBDU-Pressesprecher

Botox in der urologischen  Versorgung

Regel mit einer oralen anticholi-nergen bzw. antimuskarinergen Therapie mit guten Erfolgen be-handelt.

Diese Patienten leiden sub-jektiv unter einer nicht infek-tionsbedingten Pollakisurie so-wie einer übermäßigen Drang-symptomatik, die mit Inkonti-nenzepisoden einhergehen kann.

Klinisch findet der Facharzt eine erhöhte Miktionsfrequenz, eine reduzierte urodynamische Blasenkapazität und – vor allem bei neurogener OAB – einen er-höhten intravesikalen Druck, welcher unbehandelt den oberen Harntrakt langfristig irreversibel schädigen kann.

In der aktuellen Praxis wer-den diese Patienten wie oben erwähnt anticholinerg einge-stellt. Wie ist jedoch denjenigen Patienten zu helfen, die entwe-der auf eine solche Behandlung nicht oder nicht ausreichend an-sprechen bzw. die aufgrund von Nebenwirkungen die Behand-lung abbrechen müssen, ohne dass eine Symptomreduktion er-reicht wurde?

In der Vergangenheit konn-ten diesen Patienten und Patien-tinnen lediglich aufwändige ope-rative Verfahren angeboten wer-den. Diese beinhalten die opera-tiv aufwändige und initial kos-tenintensive Neuromodulation, eine irreversible Sphinkterot-omie mit lebenslanger Kondom-urinalversorgung bzw. eine Bla-senaugmentation mit konseku-tiver Selbstkatheterisierung oder als ulimeratio eine komplette Cystektomie mit Anlage eines Pouches, eines Ileum-Conduits oder einer Neoblase.

Diese drastischen operativen Vorgehensweisen waren insofern medizinisch gerechtfertigt, als dass der Leidensdruck der be-troffenen Patienten und die Be-einträchtigung der Lebensqua-lität so weitreichend sein konn-ten, dass auch große operative Verfahren mit all ihren Risiken in Kauf genommen wurden, da alternative Behandlungsmetho-den nicht zur Verfügung standen.

Der Einsatz von Botox (Bo-tulinumtoxin) an der Harnbla-

se kann diese therapeutische Lü-cke zwischen der Tablettengabe auf der einen Seite und irrever-siblen Operationen auf der ande-ren Seite schließen. Der Vorteil einer Botox (Botulinumtoxin) Detrusorinjektion liegt in der Tatsache begründet, dass keine systemischen Nebenwirkungen auftreten, der Effekt einer In-jektionsbehandlung für 7-9 Mo-nate anhält, beliebig häufig wie-derholt und ambulant in Lokal-anästhesie oder Intubationsnar-kose (ITN) durchgeführt wer-den kann.

Welche Patienten kommen nun für diese neue Behand-lungsmethode in Frage?

Dies sind vor allem Patienten, welche an einer bekannten OAB mit oder ohne Inkontinenz lei-den und anticholinerg therapie-refraktär sind (mind. zwei ver-schiedene Anticholinergika über mind. vier Wochen ohne Symp-tomreduktion, bzw. Therapie-abbruch aufgrund von Neben-wirkungen (NW)). Entschei-dend hierfür sind letztendlich die Auswertung und Dokumen-tation von Miktionstagebüchern bzw. die Ergebnisse von urody-namischen Untersuchungen so-wie einer präzisen Diagnostik.

In diesen Fällen ist, nach Aus-schluss einer Blasensenkung, Tu-morerkrankung (sicherer cystos-kopischer Ausschluß eines Car-cinoma in situ), Harnsteinen, einer subvesikalen Obstruktion oder eines hypoaktiven Detru-sors mit Restharnbildung, eine intramurale Detrusorinjektion mit Botox (Botulinumtoxin) in-diziert. Bei nichtneurogenen Pa-tienten sollte mit niedrigen Do-sierungen (100 IE Botox) begon-nen werden. Bei Patienten mit neurogener OAB, die bereits ka-theterisieren, kann die Höchst-dosis (200 IE Botox) auch initial zum Einsatz kommen.

Wie wird der Eingriff vorgenommen?

Nach Indikationsstellung und Aufklärung des Patienten über

Patienten mit überaktiver Harn-blase (OAB) bzw. hyperaktiver Detrusor leiden unter einem ständigen, oft nicht unterdrück-barem und quälenden, Gefühl des Harndrangs sowie der rea-len Angst einer plötzlichen In-kontinenz. Diese Erkrankung macht es den Betroffenen oft nicht mehr möglich, einem ge-regelten Berufsleben nachzuge-hen oder an Theater- oder Ki-novorführungen, anderen sozia-len Veranstaltungen, und sport-

lichen Aktivitäten teilzunehmen. Aus Angst, die einfachsten Kör-perfunktionen nicht mehr kon-trollieren zu können, aber auch aus der berechtigten Sorge he-raus, dass Kontinenzvorlagen nach Urin riechen, ziehen sie sich mehr und mehr aus ihrem sozialen Leben zurück.

Patienten mit neurogenen und nicht neurogenen Blasen-entleerungsstörungen im Sinne einer OAB oder Detrusorhype-raktivität werden aktuell in aller

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mögliche Nebenwirkungen wie Harnwegsinfekte, Makrohäma-turie, Restharn Erhöhung bis hin zur notwendigen vorüber-gehenden Katheterisierung, er-hält der Patient in Steinschnitt-lage optional eine Blaseninstilla-tion mit einem Lokalanästheti-kum oder eine ITN. Nach orien-tierender Cystoskopie und Aus-schluss eines Carcinoma in si-tu bzw. anderer Pathologien am unteren Harntrakt, wird über eine spezielle, durch das Cys-toskop geführte Injektionsnadel unter Sicht an 10 bis 20 Stellen (je nach Dosierung von 100 bis 200 IE) eine intramurale Detru-sorinjektion durchgeführt. Das Trigonum sollte ausgespart wer-den. Pro Injektionsstelle wird je-weils 0,5 ml des zuvor aufgezo-genen BTX/NaCl Gemisches in-jiziert. Beim Aufziehen von Bo-tox ist darauf zu achten, dass Bo-tox langsam in Lösung geht und nicht geschüttelt werden soll-te, da die relativ großen Botulin-umtoxin Moleküle anderenfalls zerstört und unwirksam werden können. Nach beendeter Injek-tion werden injektionsbedingte Blutungen ausgeschlossen, eine Dauerableitung für 12-24h kann sinnvoll sein. Abschließend soll-te der Patient darauf hingewie-sen werden, dass der volle Wir-kungseintritt erst ca. 10-14 Tage nach stattgehabter Injektion er-folgt, so dass für diese Zeit ein Termin zur Nachsorge verein-bart werden sollte.

Dieses seit 1999 bekann-te Verfahren und auf den letz-ten Jahrestagungen der Deut-schen Gesellschaft für Urolo-gie (DGU) und des Berufsver-bandes der Deutschen Urolo-gen (BDU) häufig diskutierten Therapieansatzes der intramu-ralen Detrusorinjektion mit Bo-tox war bislang ein sog. „off la-bel use“. Seit 2012 (nOAB) und Anfang 2013 (OAB) ist die intra-murale Detrusorinjektion von Botox durch das BfArM offiziell zugelassen und die Medikamen-tenkosten werden erstattet. Al-lerdings gibt es bis dato noch kei-ne EBM Ziffer für die oben be-schriebene Behandlung. Hierzu

erarbeitet der BDU aktuell einen Antrag, der nach Bewertung des Gemeinsamen Bundesausschus-ses baldmöglichst zur Einfüh-rung einer ebensolchen EBM-Ziffer führen soll.

Wie sieht das Risiko des Einsatzes von Botulinum-toxin-Präparaten ohne entsprechende Zulassung für die OAB aus ?

Unter „Off-Label-Use“ wird der zulassungsüberschreitende Ein-satz eines Arzneimittels verstan-den, insbesondere bei der An-wendung eines zugelassenen Arzneimittels außerhalb der von den nationalen oder europäi-schen Zulassungsbehörden ge-nehmigten Anwendungsgebie-te (Indikationen). Zwei Aspekte sind hier für den Arzt entschei-dend:

5 Haftungsrechtlichen Aspekte Wenn ein Patient durch ein im Off-Label-Use verordne-tes Arzneimittel zu Schaden kommt, kann der Arzt für die Folgen haftbar gemacht werden. Nur beim zulas-sungsgemäßen Einsatz von Arzneimitteln ist eine Ge-fährdungshaftung durch den pharmazeutischen Unter-nehmer eindeutig gegeben.

5 Verordnungsfähigkeit eines Arzneimittels im Off-Label-Use / Regressgefahr Grundsätzlich kann ein Me-dikament nur dann zu Las-ten der gesetzlichen Kran-kenversicherungen verord-net werden, wenn es zur Be-handlung von Erkrankun-gen eingesetzt wird, für die ein pharmazeutischer Unter-nehmer die arzneimittel-rechtliche Zulassung bei der zuständigen Behörde er-wirkt hat.Im Fall eines Off-Label-Use

kann die Krankenkasse einen Arzneimittelregress geltend ma-chen, der nicht beanstandet wer-den kann. Das hat das Bundes-sozialgericht (BSG) entschieden.

Bei Off-Label-Verordnungen hat nämlich keine Prüfung von Qua-lität, Wirksamkeit und Unbe-denklichkeit des jeweiligen Arz-neimittels stattgefunden, die sei-nen Einsatz im Rahmen der ge-setzlichen Krankenversicherung rechtfertigt.

Honorierung der Leistungen

Die Vergütung der Leistungen, die mit der oben beschriebenen Diagnostik und Therapie ver-bunden sind, bedarf einer Rege-lung. Im stationären Setting ist prinzipiell die Kodiermöglich-keit derzeit gegeben und wird über eine OPS-Ziffer definiert.

Innerhalb des ambulanten Settings ist die Zystoskopie als EBM abgebildet , die transureth-rale Injektion nicht.

Der Berufsverband der Deut-schen Urologen e.V. begleitet die-sen Prozess der Honorierungs-

fragen und leitet entsprechen-de Schritte ein, damit die „neue Therapieform“ im niedergelas-senen Bereich entsprechende Anwendung finden kann. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe ge-gründet, die sich fachlich und berufspolitisch damit auseinan-dersetzt. Leiter dieser Fachgrup-pe ist Dr. Axel Schroeder, Präsi-dent des BDU e.V..

Bei weiteren Fragen können Sie sich an das Hauptstadtbüro unter 030 30 20 7566 oder an [email protected] wenden.

PD Dr.Christoph SeifKiel, 

Dr. Axel SchroederNeumünster

"GOUDA Kampagne": Gesetzliche Krankenkasse diskriminiert Ärzte

Kasse verkauft Käse

Berlin, 03.07.2013 – Die Unterstel-lung des Abkassierens bei Selbst-zahlermedizin (auch als IGEL-In-dividuelle Gesundheitsleistung bekannt) bezeichnet der Spit-zenverband Fachärzte Deutsch-lands (SpiFa) als bodenlose Un-verschämtheit. Über die Medien stellte der Vorsitzende der Tech-niker Krankenkasse, Dr. Jens Baas, Arztgruppen an den Pran-ger und zeichnete das Bild eines Komplotts. „Während der par-teipolitische Wahlkampf schwä-chelt, machen die Krankenkas-sen Stimmung auf dem Rücken der Ärzte für die Bürgerversiche-rung. Dass sie dabei vor Diskrimi-

nierung und mittelalterlichen Me-thoden wie dem Pranger nicht zu-rückschrecken, verärgert uns Ärz-te massiv“, so Dr. med. Andreas Gassen, Vorsitzender des SpiFa.

Der SpiFa weist darauf hin, dass die Kassen im Glashaus sitzen, das sie gerade fleißig mit Steinen zertrümmern: Erinnert sei an die Satzungsleistungen der Kas-sen – sozusagen einer Art Kas-sen-Selbstzahlermedizin. Die-se können die Kassen individu-ell in ihren Satzungen festschrei-ben – daher der Name Satzungs-leistung. Der medizinische Nut-zen scheint manchmal dabei

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BDU-Journal Berufspolitik

aus Gründen des Marketings im Kassenwettbewerb unter die Rä-der zu geraten. Es gibt Satzungs-leistungen, die von den Kranken-kassen bezahlt werden, und bei denen sie alle hehren Grundsät-ze, die sie gerne an Ärzte stellen, vergessen. Im Gegensatz dazu haben die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundes-vereinigung in diesem Jahr einen Leitfaden für die Selbstzahler-medizin / IGEL erstellt. Enthal-ten sind nicht nur die aus medi-zinischer Sicht sinnvollen Maß-nahmen, sondern auch Empfeh-lungen für den Umgang damit in der Praxis. Die Ärzte haben da-mit größtmögliche und für al-le einsehbare, nachvollziehbare Transparenz hergestellt.

Nicht so die Kassen! Als Bei-spiel nennt der SpiFa die Quali-tätsansprüche der Kassen an die Erbringer osteopathischer Leis-tungen. Die Kassen sind durch die Ärzte aufgefordert, die Er-stattungsfähigkeit an die Erfül-lung hoher Qualitätsansprüche zu knüpfen. Dies ist umso rat-samer, da Osteopathie kein ge-schützter Begriff ist und nicht im GKV-Leistungskatalog steht. Sie kann deshalb auch von Nicht-ärzten wie Heilpraktikern oder Physiotherapeuten erbracht wer-den. Als Grundlage könnten die Kassen das Curriculum ärztli-che Fortbildung „Osteopathi-sche Verfahren“ heranziehen, das Ärzte zusammen mit der Bundesärztekammer entwickeln. Mit einer solchen Definition ste-hen die qualitativen und quanti-tativen Voraussetzungen für die ärztliche Abgabe osteopathischer Leistungen fest. Diese Bemühun-gen zur Wahrung der Patienten-sicherheit werden durch den Al-leingang der Krankenkassen, ins-besondere der Techniker Kran-kenkasse, unterlaufen!

Die Konsequenzen können fatal sein. Denn ohne einen ho-hen Qualitätsanspruch kann es bei übersehenen Kontraindi-kationen durch Nichtärzte zu schwerwiegenden Komplikatio-nen kommen. Zum Teil wollen Kassen diese Gefahr infolge der unterschiedlichen Ausbildungs-standards dadurch ausschließen, in dem sie eine vertragsärztli-che Verordnung der Osteopathie verlangen. Eine Satzungsleistung der Kassen ärztlich zu verord-nen, verstößt aber nach Ansicht des SpiFa und der Deutschen Ge-sellschaft für Manuelle Medizin klar gegen das Sozialgesetzbuch V. Doch wenn es um das eigene Marketing geht, werfen anschei-nend die Kassen eigene, hehre Maßstäbe schnell über Bord.

www.spifa.de

Der Spitzenverband Fachärz-te Deutschlands e. V. (SpiFa) ist als Facharztverband ein Dach-verband von aktuell 17 fachärzt-lichen Berufsverbänden. Das Ziel des SpiFa als Facharztverband ist die Darstellung der übergeordne-ten Interessen der Fachärzte so-wie deren politische Durchset-zung auf Bundes- und auch auf Landesebene. Mit seinen derzeit 17 Berufsverbänden repräsentiert der SpiFa damit fachübergreifend weit über 70.000 Fachärzte.

Herausgeber (V.i.S.d.P.): Dr. med. Andreas Gassen Dr. med. Dirk Heinrich, Dr. med. Axel Schroeder Straße des 17. Juni 106-108   10623 Berlin 

Pressekontakt: Joachim Stier SpiFa Pressesprecher  E-Mail: [email protected]  M: 0170/2900 88 3 

Hochschulverband erklärt Privatisierung der Universitäts-medizin für gescheitert

Angesichts aktuellen Lage des privatisierten Universitätsklini-kums Gießen/Marburg (UKGM) hat der Deutsche Hochschulver-band gefordert, die Hochschul-medizin als Teil der öffentli-chen Daseinsfürsorge zu erhal-ten. „Aus der heutigen Perspek-tive ist klar erkennbar, dass die Privatisierung an beiden Uni-versitätsstandorten ebenso wie der Betrieb der Partikeltherapie-anlage gescheitert sind“, heißt es aus dem Verband. Die Erfahrun-gen am Klinikum Gießen/Mar-burg hätten gezeigt, dass die von der Privatwirtschaft geforderten Renditeerwartungen mit den Aufgabenfeldern eines Universi-tätsklinikums nicht in Einklang zu bringen seien.

Zum Hintergrund: Die vom Rhön-Klinikum als UKGM-Trä-ger in Gießen und Marburg getä-tigten Investitionen soll das Kli-nikum aus dem laufenden Haus-halt selbst refinanzieren. Dazu ist der mittelhessische Supramaxi-malversorger jedoch nicht in der Lage. „Es ist bezeichnend, dass die Geschäftsführung des Rhön-Klinikums nunmehr selbst vom UKGM als „Mühlstein“ am Hals des Gesamtkonzerns spricht“, moniert der Hochschulverband.

Auch die im Januar 2013 ge-schlossene Vereinbarung zwi-schen dem Land Hessen und der Rhön-Klinikum AG zur Lösung der jahrelangen Auseinanderset-zung um das UKGM lässt sich nach Auffassung der Arbeits-gemeinschaft Hochschulmedi-zin bestenfalls als Notmaßnah-

me, die bis heute in wesentli-chen Punkten immer noch nicht geklärt ist, charakterisieren. Ein langfristiger Lösungsansatz sei darin nicht zu sehen. Laut Hoch-schulverband stehen die vielfäl-tigen und komplexen Aufgaben deutscher Universitätsklini-ka bei Behandlung, Forschung, Lehre und Weiterbildung in einem natürlichen Spannungs-verhältnis zur Erwirtschaftung einer möglichst hohen Rendite. Nach Auffassung der Arbeits-gemeinschaft Hochschulmedi-zin solle die Universitätsmedi-zin deshalb grundsätzlich als Teil der staatlichen Daseinsfür-sorge öffentlich-rechtlich orga-nisiert sein.

© hil/aerzteblatt.de

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1179Der Urologe 8 · 2013 |

Jedes zweite Krankenhaus in Baden-Württemberg schreibt rote Zahlen

Fast die Hälfte aller Krankenhäu-ser im Land (49,3 Prozent) rech-net für dieses Jahr mit einem negativen Jahresabschluss. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Baden-Württem-bergischen Krankenhausgesell-schaft (BWKG), die in Stuttgart vorgestellt wurde. „Die schlech-te finanzielle Situation der Ge-sundheitseinrichtung im Land hat sich in 2012 verfestigt“, sagte der wiedergewählte BWKG-Vor-stand Thomas Reumann.

Gelinde Abhilfe schaffen soll die nun beschlossene Finanzhilfe des Bundes in Höhe von 50 Mil-lionen Euro. Diese Nothilfe sei ein tragbarer Kompromiss, sag-te Reumann. „Entscheidend ist, dass ein großer Teil der Hilfen in Form eines festen Zuschlags noch im August oder September direkt bei den Krankenhäusern ankommt.“

Die BWKG fordert eine Fi-nanzierung der Investitionskos-ten der Krankenhäuser durch das Land. Darauf hätten die Kli-niken einen Rechtsanspruch, be-tonte Reumann. Zudem müs-se ein bedarfsgerecht und wirt-schaftlich arbeitendes Kranken-haus auch ohne zusätzliche Fäl-le in der Lage sein, die Betriebs-kosten zu decken.

Die von der Kassenärztli-chen Vereinigung Baden-Würt-temberg geforderte Zentralisie-

rung der Versorgung auf leis-tungsstarke und wirtschaftliche Krankenhäuser lehnte Thomas Reumann ab. In Baden-Würt-temberg herrsche jetzt schon die niedrigste Bettendichte, die Häuser arbeiteten sehr effizient.

„Der Prozess der Zentralisierung ist schon vollzogen, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht”, sagte er. Eine Zentralisierung sei aber kein Allheilmittel.

Das sieht die AOK Baden-Württemberg etwas anders. Beim Blick auf die hoch spezia-lisierten Leistungen käme man automatisch auf die Forderung nach mehr Zentralisierung. „Je 100 000 Einwohner gibt es im Bundesvergleich die wenigs-ten Krankenhausfälle. Allein schon aus diesem Grund wer-den im Land weniger Betten als in anderen Bundesländern be-nötigt”, sagte ein AOK-Sprecher. Die Kosten der Krankenhausbe-handlung seien in Baden-Würt-temberg im bundesweiten Ver-gleich überdurchschnittlich hoch.

Die 1953 gegründete BWKG ist ein Zusammenschluss von 420 Trägern mit knapp 800 Krankenhäusern sowie Pflege-, Vorsorge- und Rehabilitations-einrichtungen.

© dpa/aerzteblatt.de

(Un)Abhängige Patienten-beratung oder manipulierte Information?

Nach § 65b Sozialgesetzbuch V fördert der Spitzenverband Bund der Krankenkassen Ein-richtungen, die Bürger, Verbrau-cher sowie Patienten in gesund-heitlichen und gesundheits-rechtlichen Fragen qualitätsge-sichert und kostenfrei informie-ren und beraten, mit dem Ziel, die Patientenorientierung im Gesundheitswesen zu stärken und Problemlagen im Gesund-heitssystem aufzuzeigen. Diese Funktion wurde der Unabhängi-gen Patientenberatung Deutsch-land (UPD) übertragen.

Der Präsident der DGVP – Wolfram – Arnim Candidus stellt die Unabhängigkeit der UPD nachhaltig infrage. Die Finanzierung der UPD erfolgt durch den GKV Spitzenver-band im Jahr 2013 mit 5,4 Millio-nen Euro und einem Anteil für fremdsprachige Beratung von 374.000 Euro durch den PKV-Verband. Auch diese Förderung ist gesetzlich verankert und wird nach §65b SGB V durch eine Umlage der Krankenkassen ge-mäß dem Anteil ihrer eigenen Mitglieder an der Gesamtzahl der Mitglieder aller Kranken-kassen erbracht. „Wes Geld ich krieg, des Lied ich sing! Dieses Motto ist nicht neu und kann auch für die UPD gelten, zu-mindest solange bis das Gegen-teil bewiesen ist“, so Candidus.

Gesellschafter der UPD sind der VdK – Sozialverband Deutschland, die Verbraucher-zentrale vzbv und der Verbund der unabhängigen Patientenbe-ratung. „Es fehlt die Transparenz zu den wirtschaftlichen Grund-lagen und Abhängigkeiten die-ser Gesellschafter“, so Candi-dus weiter. „Fest steht aber, dass die Verbraucherzentralen aus Fi-nanzmitteln der Verbrauchermi-nisterien finanziert werden und sicherlich nicht als unabhängig

bezeichnet werden können.“ In den 21 regionalen Beratungs-stellen der UPD arbeiten 75 Be-raterinnen und Berater. Begleitet wird die UPD durch eine exter-ne Begleitforschung im Auftrag des GKV Spitzenverbandes, z.B. durch Testberatungen.

Candidus wirft die Frage auf: „Können diesbezüglich auch direkte und indirekte einseitige Einflussnahmen der Geldgeber ausgeschlossen werden?“

Im Monitor Patientenbera-tung für das Jahr 2013 wurde nun dargelegt, dass in 12 Monaten ca. 75.000 Beratungsgespräche er-folgten. „Somit erfolgten pro Be-ratungsstelle pro Tag bei einem Ansatz von 220 Arbeitstagen, ca. 16 Beratungen oder ca. 2,7 Bera-tungen pro Berater am Tag. Der Kostenfaktor pro Beratung kann unter den uns vorliegenden Zah-len und Fakten mit ca. 77 Euro veranschlagt werden“, rechnet der DGVP-Präsident aus. „Dies liegt weit über der durchschnitt-lichen Pauschale für Ärzte in einem ganzen Quartal!“

„Da die Unabhängigkeit die-ser Organisation aus unserer Sicht nicht gewährleistet ist -dies gilt im Übrigen auch für den Medizinischen Dienst der Kran-kenkassen, muss die Wertigkeit einer jeden Aussage dieser Or-ganisation infrage gestellt wer-den. Einseitigkeiten sind pro-grammiert und politisch akzep-tiert“, problematisiert Candidus.

„Noch interessanter ist aber doch, was das Patientenrech-tegesetz festschreibt: nämlich, dass die gesetzlichen Kranken-kassen auf Bitte eines Patienten Einsicht in die Behandlungsdo-kumentationen nehmen darf. Somit bestehen nun für die ge-setzlichen Krankenkassen poli-tisch geduldete und gesetzlich verankerte Kontrollinstanzen hinsichtlich der Leistungen der

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1180 | Der Urologe 8 · 2013

BDU-Journal Berufspolitik

Berufsgruppen und Institutio-nen der Behandlung: 1. Der Medizinische Dienst der

Krankenkassen als Kontroll-organ zur Leistung und Ab-rechnung

2. Die „Unabhängige“ Patienten-beratung als Beschwerde-und Auskunftsstelle für die Bür-ger mit dem Effekt, dass die Kassen Hintergrundinforma-tionen zu Therapieansatz des Mediziners oder der Berufs-gruppen erhalten

3. Die im Patientenrechtegesetz verankerte Möglichkeit der Einsichtnahme zu den indi-viduellen Behandlungsdoku-mentationen des Versicherten und somit einer indirekte Ein-flussnahme auf die Therapie.“

Candidus fasst zusammen: „All das wird mit dem Beitrags-geld der Versicherten geleistet. Gleichzeitig werden aber die Leistungen für die Bürger/ Ver-sicherten/ Patienten kontinu-ierlich gekürzt. Die Vergütung für die Berufsgruppen und In-stitutionen wird gesenkt oder stagniert bei steigenden Kos-

ten. Letztendlich sinkt dadurch die Versorgungsqualität für die Bürger. Und die Schnüffelei hinter dem Rücken der Patien-ten forciert. Wir fordern deshalb eine Restrukturierung des MDK und der UPD, sowie eine Über-arbeitung des Patientenrechte-gesetzes. Die Macht der gesetz-lichen Krankenkassen muss zu-rückgeführt werden auf eine ef-fektive Verwendung der Beiträ-ge der Versicherten.“

Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten/ DGVP e.V. für Gesundheit Tel: 06247-904 499 7  Fax: 06247-904 499 9  [email protected]  www.dgvp.de 

Umfrage Patientenrechtegesetz: Große Unsicherheit bei vielen Ärzten

formiert fühlen. Dabei haben sich an der nicht repräsentati-ven Studie immerhin 551 Ärz-te beteiligt – das zeigt, dass das Thema Patientenrechtegesetz in den Praxen doch eine hohe Re-levanz hat.

Rund 40 Prozent der Ärzte können die Auswirkungen, die das Gesetz auf den Praxisalltag künftig haben wird, zwar noch nicht abschätzen. 38 Prozent der Antwortenden gehen aber da-von aus, dass es negative Folgen für den Alltag in den Praxen ha-ben wird. Nur ein Fünftel meint, die Auswirkungen werden ge-ring sein.

Gefährliche Dokumenta-tionslücken

Dass die Ärzte dabei gar nicht nur daran denken, dass Patien-ten nun häufiger Einsicht in ihre Behandlungsunterlagen ver-langen, zeigt eine andere Fra-ge – nämlich die nach der Be-weislastumkehr. Ärzte konnten zwar auch schon vor Inkrafttre-ten des Patientenrechtegesetzes in die Situation kommen, dass sie die vollständige Beweislast in einem Streitfall mit Patienten bzw. einem Verfahren um mögli-che Behandlungsfehler traf.

Ob und wann die Beweislast-umkehr anzusetzen war, hing aber vor allem von der gängigen Rechtsprechung und dem jewei-ligen Gericht ab. Nun ist die Be-weislastumkehr im Gesetz fest-geschrieben – vor allem Doku-mentationslücken können Ärzte künftig schnell in die Bredouil-le bringen. Fast 62 Prozent der

Ärzte glauben, dass Mediziner die Beweislastumkehr nun häu-figer als früher trifft.

Interessant ist in diesem Zu-sammenhang, dass nahezu die Hälfte der Ärzte, die sich an der Umfrage beteiligten, selbst schon einmal mit Streitfällen konfron-tiert waren, bei denen sie als Arzt nachweisen mussten, ordnungs-gemäß gearbeitet zu haben.

Die Umfrage

551 Ärzte beteiligten sich an der Umfrage im Juni dieses Jahres.

Über 58 Prozent der teilneh-menden Ärzte arbeiten in einer Einzelpraxis, rund 37 Prozent in einer Praxiseinheit mit zwei bis fünf Ärzten.

Rund 38 Prozent der Ärzte fürch-ten, dass das neue Patientenrech-tegesetz negative Auswirkungen auf den Praxisalltag haben wird.

62 Prozent glauben, dass Ärzte die Beweislastumkehr nun häu-figer treffen wird.

66 Prozent der Ärzte sind unsi-cher, ob sie ihre Praxisdaten be-reits revisionssicher dokumen-tieren.

Der Kinder- und Jugendarzt Ger-hard Bleckmann aus Baunatal kennt ähnliche Situationen. „Wir haben ja hier einen kinderärzt-lichen Bereitschaftsdienst aufge-baut.“

Um den Bereitschaftsdienst für Kassel und die umliegende Region auf die Beine zu stellen,

Abb. 1 8 66 Prozent der Ärzte sind unsicher, ob sie ihre Praxisdaten bereits revisionssicher dokumentieren.

Ja, ich archiviereschon revisionssicher19,6%

Ich stelle demnächstauf revisionssichereArchivierung um9,4 %

Ich bin mir nicht sicher,ob ich revisionssicherarchiviere 66,1 %

k.A. 4,9 %

In Sachen Patientenrechtege-setz herrscht noch große Unsi-cherheit in den Praxen. Wie eine aktuelle Umfrage zeigt, an der sich über 500 Ärzten beteilig-ten, fühlen sich nur wenige Ärz-te gut über das Gesetz informiert. Mehr als jeder dritte Arzt fürch-tet sogar negative Auswirkungen auf seine Praxis.

Rauf und runter diskutiert wurde das Patientenrechtegesetz im vergangenen Jahr. Paragra-fenweise hatten es Politiker, Pa-tienten- und Ärztevertreter im-mer wieder auseinandergenom-men, nachjustiert. Bis es dann in

diesem Frühjahr tatsächlich in Kraft treten konnte. Trotzdem fühlen sich die Ärzte, die das Ge-setz gemeinsam mit den Patien-ten ja mit Leben füllen sollen, al-les andere als sicher in dem neu-en Gesetz.

Drei Viertel der teilnehmen-den Ärzte kennen die Inhalte nur grob oder fühlen sich sogar schlecht informiert, so das Er-gebnis der gemeinsamen Leser-umfrage von Springer Medizin / Ärzte Zeitung und CompuGroup Medical zum Patientenrechtege-setz. Genauer sind es knapp über 30 Prozent, die sich schlecht in-

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wurde 2007 eine ärztliche Ge-nossenschaft gegründet, in der Bleckmann unter anderem das Beschwerdemanagement ver-antwortet. „Bei bis zu 150 Patien-ten pro Tag gibt es natürlich auch immer wieder Beschwerden.“

Seine Erfahrung: Ärzte soll-ten mit Beschwerden offensiv umgehen im Sinne einer Koope-ration mit dem Patienten – und vor allem erst einmal zuhören.

Offensiv mit Beschwerden umgehen

„Wir hatten auch in der Vergan-genheit schon den Fall, wo je-mand nach vielen, vielen Jahren diverse Ärzte verklagen wollte“, sagt er. Was hier neben dem of-fensiven Umgang mit Beschwer-den hilfreich ist, sei eine ent-sprechend gute Dokumentation.

„Das schützt – gerade dann, wenn es wirklich einmal ein rechtlich problematischer Fall sein sollte.“

Aber genau hier hapert es in den Praxen scheinbar noch

– oder zumindest herrscht hier eine gewisse Unsicherheit, wie die Umfrage zeigt. Revisions-sicher lautet das entscheiden-de Stichwort: Die Behandlungs-daten müssen so dokumentiert und archiviert werden, dass sie nicht verändert werden können bzw. falls doch, dass man genau erkennen kann, wann und von wem sie geändert wurden. Und so, dass die Ursprungsdaten noch auffindbar sind.

Doch gerade einmal ein Fünf-tel der Umfrageteilnehmer archi-viert die Praxisdaten bereits re-visionssicher. Rund 66 Prozent sind sich unsicher, ob ihre Archi-vierung revisionssicher ist, etwas mehr als neun Prozent wollen demnächst auf ein sicheres Ver-fahren umstellen.

Dass sich die Software-An-bieter längst mit dem Thema re-visionssichere Archivierung und Patientenrechtegesetz auseinan-dersetzen, zeigt das Beispiel der CompuGroup Medical. Wie das Unternehmen berichtet, gibt es sowohl für die Arzt-, als auch die Klinik- und Zahnarztinfor-

mationssysteme bereits passende EDV-Lösungen.

Dabei arbeiten fast 60 Pro-zent der Praxen mit einer Kom-bination aus Papier- und digita-lem Archiv. Rund 30 Prozent set-zen auf ein rein digitales Archiv. So macht es auch Bleckmann:

„Zu 99 Prozent wird bei uns elek-tronisch archiviert. Alles, was an Papierdokumentation zusätzlich in die Praxis kommt, wird digi-talisiert.“

Und Bleckmann vertraut hier auf die EDV. Die elektronische Dokumentation lasse sich meist schwieriger fälschen als die Papierdokumentation, sagt er. Dass die Praxen die neue Tech-nik längst nutzen, zeigt, dass nur noch um die neun Prozent aus-schließlich auf Papier dokumen-tieren.

Wie hoch ist der Büro-kratiefaktor durch das neue   Gesetz?

So ganz ohne Papier kommen die meisten Arztpraxen noch nicht aus. Das liegt aber vor al-lem daran, dass tagtäglich auch eine nicht zu unterschätzende Flut an Papierbelegen in die Pra-xis kommt. Und daran, dass viele Belege wie Rezepte, dem Patien-ten noch auf Papier mitgegeben werden müssen.

Die Umfrage zeigt, dass bei rund 41 Prozent der teilnehmen-den 551 Praxen pro Tag 25 bis 50 Papierbelege abgearbeitet wer-den. Bei fast 23 Prozent sind es 51 bis 100 Papierbelege pro Tag und bei nahezu elf Prozent sogar über 100 Belege je Tag. In gera-de einmal weiteren rund 23 Pro-zent der Praxen liegt die Zahl der täglich abzuarbeitenden Papier-dokumente bei unter 25.

Trotzdem setzen auch Ärz-te, wenn sie Patienten Einsicht in ihre Behandlungsdaten ge-währen, eher auf Papier als auf elektronische Medien. Fast drei Viertel der Ärzte händigt den Patienten – wenn sie das Recht auf Einsichtnahme in Anspruch nehmen – eine Kopie auf Papier aus. Nur knapp über einen Pro-zent geben die Daten auf einem

elektronischen Datenträger – et-wa einer CD ROM – heraus. Weit unter einem Prozent nutzt dafür bereits die E-Mail-Kommunika-tion mit den Patienten.

Dabei benötigt die Mehrheit der Praxen, um Patienten Daten zur Verfügung zu stellen, ma-ximal 15 Minuten (43 Prozent).

Weitere 16 Prozent geben an, dass dieser Prozess pro Patient bis zu einer halben Stunde dauert.

Rebekka HöhlQuelle: Ärzte Zeitung

Männergesundheit – Ein integratives PraxiskonzeptEin Seminar für Arzt und Medizinische Fachangestellte

„Ideen für die urologische

Praxis von morgen“

Die nächsten Termine:

31.08.13 Kiel und Magdeburg 07.09.13 Berlin und Bielefeld 14.09.13 Würzburg und Leipzig 28.09.13 Regensburg und Münster 12.10.13 Stuttgart und Essen 19.10.13 München

Informationen und Anmeldung unter www.bund-der-urologen.de

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1182 | Der Urologe 8 · 2013

BDU-Journal Berufspolitik

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1183Der Urologe 8 · 2013 |

F (5) BrandenburgJoachim DubielFacharzt für UrologiePrötzeler Chaussee 8B15344 Strausberg

F (6) BremenProf. Dr. med. Gerald MickischGemeinschaftspraxis Wehrmann,  MickischRobert-Koch-Straße 34a28277 Bremen

Dr. med. Martin SommerauerChefarzt der Klinik für Urologie  und KinderurologieDIAKO BremenGröpelinger Heerstraße 406-40828239 Bremen

F (10) NiedersachsenMichael Wolpers Assistenzarzt in der Urologischen  AbteilungSt. Bernward KrankenhausTreibestraße 931134 Hildesheim

Mohammad AltinawiAssistenzarzt in der Urologischen  AbteilungSt. Bernward KrankenhausTreibestraße 931134 Hildesheim

F (11) NordrheinAnna SpiekerAssistenzärztin in der Urologischen AbteilungSt. Elisabeth-KrankenhausWerthmannstraße 150935 Köln

F (15) Sachsen-AnhaltDipl.Med. Alexandru TiplicAngestellter Facharzt für UrologiePraxis Dr. RauIlsenburger Straße 1538855 Wernigerode

Dr. med. Christian MartensteinDiakonissenkrankenhaus DessauAssistenzarzt in der Klinik für  Urologie und Kinderurologieund urologische OnkologieDiakonissenkrankenhaus DessauGropiusallee 306846 Dessau-Roßlau

F (19) WürttembergDr. med. Fabienne SchreiberSLK-Kliniken GmbH HeilbronnOberärztin Klinikum am Plattenwald, UrologieAm Plattenwald 174177 Bad Friedrichshall

Dr. med. Johannes GärtnerAssistenzarzt in der Urologischen  AbteilungKlinikum LudwigsburgPosilipostraße 471640 Ludwigsburg

Neue Mitglieder JubilareDer Berufsverband gratuliert seinen Mitgliedern

80 Jahre alt wird25.09.1933 Prof.Dr.med. Dr.h.c. Jürgen Sökeland 

75 Jahre alt werden23.09.1938 Dr. med. Jürgen Pflug 23.09.1938 Dr. med. Horst Wasserfuhr 26.09.1938 Dr. med. Klaus-Dieter Bürger 27.09.1938 Dr. med. Jürgen Andrä 28.09.1938 Dr. med. Nabil Morkos 

70 Jahre alt werden07.09.1943 Prof.Dr.med. Stephan Peter 11.09.1943 Dr. med. Udo Zizmann 

27.09.1943 Dr. med. Manfred Gerhardt 28.09.1943 Prof.Dr.med.  Wolfgang Leistenschneider 29.09.1943 Dr. med. Günther Hennrich 

65 Jahre alt werden11.09.1948 Dr. med. Norbert Antoni 14.09.1948 Dr. med. Manfred Göbel 17.09.1948 Dipl. med. Dietrich Semisch 19.09.1948 Ansgar Schlütz 26.09.1948 Dr. med. Reinhold Schwab 29.09.1948 Dr. med. Karl Ludwig Kluck 

Sehr geehrter Jubilar,falls Sie eine Bekanntgabe Ihres Jubiläums auf diesen Seiten nicht  wünschen, teilen Sie dies bitte rechtzeitig dem BDU  ([email protected] oder Tel. 0211/95 13 729) mit.

† Verstorbene Mitglieder

Dr. Klaus Jürgen AlbrechtDuisburg


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