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Berlin schenkt ein

Date post: 19-Jun-2015
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Ein informativer und unterhaltsamer Führer rund um Berliner Getränke, in dem aufregende Produkte, leidenschaftliche Händler und besondere Gaststätten vorgestellt werden. Der handliche Guide im Taschenbuchformat verrät, wo Berlins flüssige Köstlichkeiten zu finden sind. Vom Champagnertresen im KaDeWe bis zum Spätkauf an der Warschauer Brücke: Jeder Anspruch wird bedient. Sechs thematisch organisierte Kapitel verraten Wissenswertes über Bier, Wein, Cocktails, alkoholfreie sowie warme Getränke in der Hauptstadt. Zu erfahren ist außerdem, wo diese zu genießen beziehungsweise zu kaufen sind. Historische Einblicke gewährt der in fünf Exkursen gestaltete Mittelteil des Buches, in dem der Leser mehr über Berlins berühmte „Weiße“ erfährt, über den Aufstieg des legendären Milchgroßhändlers Karl Bolle, die Schnapsbrennertradition und Wodkavorlieben der Hauptstadt. Auch über Berlin als Weinanbaugebiet gibt es Interessantes zu erfahren. Ein Adressverzeichnis am Ende des Buches navigiert Touristen ebenso wie Alteingesessene zielsicher durch die Hauptstadt. Als Bonus liegen jedem Buch fünf Gutscheine vom Verzehrgutschein bis zum vergünstigten Braukurs-Tarif bei.
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Wunsch nach Wein Cuvée Berlin

Der Umgang mit dem Rebensaft lässt in Berlin noch einiges zu wünschen übrig. Das offene Glas Wein wird innerhalb der Gastronomie arg stiefmüt-

terlich behandelt, häufi g landet eine „Plörre“ im Glas, die Connaisseure sehnsuchtsvoll von italienischen Weinbars und französischen Landgasthö-fen träumen lässt. Immerhin sorgen zahlreiche engagierte Händler für eine phänomenale Auswahl an Weinen für jeden Anlass. Grand Cru oder Vin

de Table – wohin soll sich der Genießer in der Hauptstadt wenden?

„Der Nebel steigt, es fällt das Laub; schenk ein den Wein, den holden. Wir wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden.“(Theodor Storm)

Die Welt zu Gast! Getränke-technisch kommt in Berlin keine Region zu kurz, ob legendär oder unbekannt. Wein rund um den Erdball verspricht Planet Wein1 in einer Nebenstraße am Gendar-menmarkt. Wie die Ringe des Sa-turn schwebt der riesige Leuchter über dem stimmungsvollen Raum und wirft sein Licht auf die metal-lenen Regale, in denen 1.000 Sor-ten aus allen Regionen der Welt zur Erdumrundung einladen. Die Weinkenntnis von Anja Schröder sorgt dafür, dass die angebotenen Seminare bereits oft ein halbes Jahr im Voraus ausgebucht sind. Begleitend zaubert Matthias Mar-tens die ideale Zigarrenempfeh-lung aus dem Humidor hervor. Bei der Frage nach einer Flasche von

Thailands erstem Weinberg müs-sen selbst sie passen und können höchstens gen Himmel zeigen. Über den Wolken von Berlin schenkt Thai Airways Shiraz und Chenin Blanc von der nordöstlich von Bangkok gelegenen Khao Yai Winery aus.

Jeder Anlass schreit nach Champagner, was Wilhelm Busch bereits wusste, als er formulierte: „Ach wie lieblich perlt die Blase, der Witwe Clicko in dem Glase!“ Marken von großer Bekannt-heit, wie Dom Perignon oder Krug fi nden sich im Maison des Champagnes2 unter den ange-botenen 120 Sorten genauso wie weniger geläufi ge Schaumweine aus der bekannten Region im Nordosten Frankreichs. Schon unter 20 Euro sind sie zu haben, nach oben hin gibt es preislich kaum ein Limit. Selbstverständlich

1 Mohrenstr. 30, Mitte

2 Motzstr. 17, Schöneberg

Weinkauf

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sind darunter die Erzeugnisse aus dem Hause der genannten Veuve Cliquot, die als Erfi nderin des Rüttelpultes gilt. Um den Rüttel-vorgang effektiver zu machen, bei dem die gärenden Hefen in der Flasche zum Hals hin bewegt werden, bohrte sie Löcher in ihren Küchentisch. Voilà!

Feine Champagner fi nden sich ebenfalls im benachbarten Wil-mersdorf bei Entrepôt du Vin1. Vor dem Laden steht im Sommer meist ein kleiner Holztisch, an dem sich Weinfreunde spontan

zum Fachgespräch niederlassen. Innen türmen sich die Weinregale rautenförmig bis zur Decke und bewahren ein sorgsam ausge-wähltes Sortiment aus Bordeaux und dem Südwesten Frankreichs. Der Bekanntheitsgrad eines Weinguts spielt keine Rolle, dafür kennen die Betreiber zahlreiche Winzer persönlich und können die

Vorteile des Direktimports preis-lich an die Kunden weitergeben. Dass die Welt gern französisch trinkt, dafür hat auch Wein-Guru Robert Parker mit seinen einfl uss-reichen Bewertungen gesorgt. Mittlerweile heuern Winzer so genannte Flying Winemakers an, mobile Önologen, die ein Gut bei der Herstellung beraten, so dass ihr nächster Jahrgang mundet. Vorzugsweise einem Robert Parker.Konsequenten Zugriff auf fran-zösische Weinkultur erlaubt seit über dreißig Jahren das Vinum

^ Hineinspaziert in

das Entrepôt du Vin,

in dem feine Weine

die Regalwände

füllen. Regelmäßig

wird zu interessan-

ten Verkostungen

und Weinsemi-

naren eingeladen,

daher lohnt sich die

Aufnahme in den

Mail-Verteiler.

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Spezialitätenkontor2 im Char-lottenburger Danckelmannkiez. Fleischerhaken, Fliesen und alte Fotografi en berichten von einer Zeit, als hier noch kein Wein gehandelt wurde. Offensichtlich stammt die Vielzahl origineller Er-zeugnisse aus Frankreich. Weitere europäische Anbaugebiete sind ebenfalls hochwertig vertreten, Übersee sucht man vergebens. Der Schwerpunkt ist eindeutig: die Loire hinauf, die Rhone hinab. Einmal Tour de France? Bitte sehr! Andreas Schiechel vermittelt seine umfangreichen Kenntnisse im Beratungsgespräch und bei Verkostungen. Reizvoll sind die Menüs, bei denen Speis und Trank ideal aufeinander abge-

stimmt werden, oft in Kooperation mit prominenten Küchenmeistern der Stadt. An den marmornen Bistrotischen nehmen vor allem samstags Eingeweihte Platz, um frische Austern oder Käse zum Wein zu verspeisen. Das Klappern der Teller hallt dann in der ehe-maligen Fleischerei wieder. In den Murmelpegel mischt sich, wie ein Takt, das Geräusch der Korken beim Verlassen der Flaschen. Oder sind die Tage des Korkens bald gezählt? Kunststoffpfropfen und Glasverschlüsse werden

^ Zuverlässig sind die Empfehlungen von An-

dreas Schiechel im Vinum Spezialitätenkontor.

1 Fasanenstr. 42, Wilmersdorf

2 Danckelmannstr. 29, Charl‘burg

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immer öfter verwendet und na-türlich der Schraub- oder Dreh-verschluss. Ein echter Snob sagt „Anrollverschluss“ dazu.

Spaziert man wenige Straßen westwärts, gelangt man unvermit-telt nach Griechenland: zu Cava1. Es ist nicht Dionysos, der griechi-sche Weingott, der die Amphoren füllt, sondern Christos Tziolis, der Unbekanntes und Wissenswertes aus den hellenischen Anbauge-bieten zu berichten weiß und mit Rebsorten wie der komplexen ro-ten Agiorgitiko, einer der ältesten der Welt, überrascht; oder mit der weißen Assirtiko, die Mineralität mit Zitrus- und Blütenaromen vereint. Tziolis beliefert die besten griechischen Restaurants der

Stadt und kümmert sich unermüdlich darum, dass die Weinvielfalt seiner Heimat endlich aus dem Schunkel-Schatten des Retsina tritt. Wer nett und leise nachfragt, erhält hervorra-gende Tipps zu

bester griechischer Küche in Ber-lin. Bitte nicht laut rufen, das tat das Gefolge des Dionysos, was diesem den Schreihals-Beinamen Bakchos einbrachte, der wieder-um zu Bacchus, dem Äquivalent in der römischen Mythologie führte.

Ein Stück weiter ostwärts landet man in Prenzlauer Berg und in Georgien gleichzeitig. Im Wein-haus Grusignac2 gibt es die Ge-legenheit, die Wiege des Anbaus kennenzulernen. 7.000 Jahre alte Herstellungsmethoden werden noch heute angewendet, wenn der Winzer versiegelte Tongefäße zur Reifung im Boden vergräbt, imeretisches und kachetisches Verfahren genannt. Mit Rebsorten

< Rebensaft im

Grusignac: In der

historischen Wein-

bereitung Georgiens

wurde junger Wein

in tönerne Karaff en

gegeben und dann im

Boden vergraben.

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wie Rkatsiteli, Saperavi oder Mzwane be-ginnt die Herausforderung bereits bei der Aussprache. In den hellen Räumlichkeiten präsentieren die Betreiber gleichzeitig Malerei und Folklore der Heimat und durch-brechen künstlerisch-kulinarisch den ehemaligen Eisernen Vor-hang mit kuriosen Tropfen aus Moldawien und Süßweinen von der Krim. Wohlgemerkt nicht mit

Krim-Sekt, über den ausgewiese-ne Kenner zu Recht schmunzeln. Wer den überzeugenden geor-gischen Schaumwein aus der autochthonen Chinuri-Traube aus dem Hause Bagrationi verkostet, ist im Bilde.

Das Vergnügen an noch ra-reren Tropfen wird in Waid-mannslust befriedigt. Cave du Connaisseur3 ist ein Vermittler für Sammler und Liebhaber von Raritäten und Kellerfunden. Alltagstropfen im einstelligen Bereich sind vorhanden, aber ne-bensächlich, stattdessen wäre ein Château Latour, Jahrgang 1929, für 2.500 Euro zu haben. 500 Euro draufgelegt und es gibt eine der größten Cognac-Legenden aller Zeiten zu probieren: einen Roi de Rome von 1811. Sehr beachtlich ist zudem das breite Sortiment an exklusiven wie seltenen Jahrgän-gen aus dem Libanon mit einem hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis. Richtig tief in den

> Im Keller bei Cave

du Connaisseur.

Gerne informiert

Alexej Schreiner im

Weinhaus Grusignac

über die lange

Tradition georgischer

Weinherstellung.

1 Schustehrusstr. 20, Charl‘burg

2 Prenzlauer Allee 191, Prenzl‘berg

3 Zabel-Krüger-Damm 61a, Reinickendorf

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Geldbeutel griff 1985 bei einer Auktion der Verleger Malcolm Forbes, als er für eine Flasche Château Lafi te-Rothschild von 1787 ganze 105.000 Pfund sprin-gen ließ. Bislang die wohl teuerste Flasche der Welt.

Weinfreunde, die ihr Geld lieber in einen Urlaub investieren, fahren nach Lichterfelde zum Spanien-Spezialisten Vinos y Tapas1. Produkte aus zwanzig Anbauge-bieten Spaniens, auch aus Mallor-ca, dem Reiseziel für jährlich 3,5 Millionen Deutsche, füllen Keller und Regale und können durch umfangreichen Eigenimport den Berlinern zu vorteilhaften Preisen zur Verfügung gestellt werden. Betreiberin Kerstin Erlenmaier hält nicht nur erstklassige Vorträge zu ihren Produkten, sondern or-ganisiert vinophile Reisen auf die Baleareninsel und beweist, dass dort neben Sangria aus Eimern durchaus eine anspruchsvolle Trinkkultur existiert. Spannend berichtet sie vom Kampf der Win-zer gegen die Behörden, die die einheimische Rotweinrebe Gar-gollassa nicht offi ziell anerkennen

wollen. 1998 hatte es auf der Insel nur noch vier Rebstöcke davon gegeben, heute sind es wieder einige tausend. Urlaub im Kleinen bieten die regelmäßigen Grill-abende in den Sommermonaten, und auf Balkonien lässt sich eine erlesene Flasche aus dem Priorat oder Bierzo ebenfalls genießen.

Wein tut gut! Das vermittelt Viniculture2 von Holger Schwarz seit 1984 und hält die langen Prä-sentationsregale prall gefüllt mit Klassikern aus Frankreich oder Italien und „jungen Wilden“ aus Deutschland. Ein abwechslungs-reiches Proben-Programm lässt Genießer auf angenehmste Weise zu Kennern werden, und jeden letzten Sonnabend im Monat wird

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in dem modern gestalteten Laden zwischen Ku’damm und Savigny-platz ausgiebig verkostet. Frischer Wind weht mit seinem Weinclub durch die Hauptstadt, wenn bei speziellen Events der Rebensaft gerockt wird. DJs und außerge-wöhnliche Locations beweisen, dass anspruchsvolles Trinken schon längst von verstaubtem Konservativismus befreit ist. Zu-letzt trafen Beats und Bordeaux, Burgunder und Bässe im Gewöl-bekeller der alten Bock-Brauerei in Kreuzberg aufeinander.

Wein kann Gutes tun! Ein Mot-to, das Schwarz ebenfalls unterstützt, und so lud er zum Weinclub das Projekt „Wein hilft - Weinliebhaber gegen AIDS“ von Pauline Schneider und Stuart Pi-gott ein. Der bekannte englische Weinautor aus Berlin, mit einem Faible für deutsche Tropfen und die Modeentwürfe von Vivienne Westwood, hielt die Wein-Peep-show ab. Gegen eine Spende empfi ng er zur Kurzaudienz mit charmantem Geplauder bei einem Glas. Das gesammelte Geld kam einem Projekt in Südafrika zugute.

Zu Spenden hätten die Mitarbei-ter von Rindchen´s Weinkontor3 auch gern aufgerufen, allerdings eher für den Brückenbau. Als stecke eine Verschwörung dahin-ter, nehmen die Arbeiten an der Spandauer-Damm-Brücke seit Jahren kein Ende und erschwe-ren den Zugang zu dem etwas ablegegenen Häuschen aus rotem Backstein, das die Berliner Filiale des Hamburger Händlers Gerd Rindchen beherbergt. Erstklas-sige Erzeugnisse zu moderaten Preisen sucht und fi ndet er auf seinen Reisen durch die Anbau-gebiete. Auf bekannte Kultweine mit extrem hohem Werbebudget verzichtet er. „Wenn die Kunden nicht zu uns kommen können, müssen wir zu ihnen kommen“, mag er sich ge-dacht haben. So tüftelt Rindchen seit Jahren reizvolle Projekte mit wechselnden Top-Restaurants aus. Das attraktive Angebot besteht aus mehrgängigen Menüs inklusive Weinbegleitung. Bessere Überzeugungskraft als den Wein

1 Drakestr. 21, Lichterfelde

2 Grolmanstr. 44, Charl‘burg

3 Lerschpfad 4, Charl‘burg

> Holger Schwarz

ist mit Viniculture

immer für eine

Überraschung gut, sei

es im Laden in der

Grolmannstraße oder

bei Veranstaltungen,

wie in den Gewölben

der alten Bock-

Brauerei. <

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auf der Zunge kann es nicht geben, um doch den Weg zu der verfl uchten Brücke zu wagen und festzustellen: bester Wein zu besten Preisen!

Eine Aura von Exklusivität, Eleganz und zurückhaltender Dis-tinguiertheit umweht die Flaschen der Wein & Glas Compagnie1 in einer diskreten Ecke des Prager Platzes. Stünden nicht Flaschen statt Bücher in den Regalen, könnte man sich in der Biblio-thek eines Londoner Herrenclubs wähnen. Jetzt müsste noch ein Herr in edlem Zwirn hereinmar-schieren, sich eine Flasche Dom Ruinart 1996 greifen und diese mit seinem Säbel bearbeiten. Sabrieren heißt die Technik,

mittels eines sauberen Hiebes mit der Waffe an den Flaschenhals einen Champagner zu öffnen. Im wahren Leben hilft uns die souveräne Beratung, einen Weg

^ Champagner aus dem Hause Ruinart,

insbesondere ein Dom Ruinart, ist dem

Schaumwein-Liebhaber teuer.

Gläser und Karaff en für den perfekten Wein-

genuss in der Wein & Glas Compagnie.

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durch die gigantische Auswahl zu fi nden. Feines für jeden Anspruch und Geldbeutel ist vorhanden, wobei die beachtliche Auswahl an internationalen Spitzenerzeugern Privatleute wie Edelgastronomen als Kunden überzeugt. Alle drei Jahre veranstaltet Wein & Glas die Gala Großer Weine und bittet ihre Winzer in die Hauptstadt, um aus-zuschenken und zu berichten. Im Juni 2009 folgten rund 90 davon dem Ruf ins E-Werk. In diesem Sinne sollten wir uns den Sommer 2012 schon einmal vormerken.

Knapp 400 Fachgeschäfte ver-sorgen die Berliner mit Rebensaft, Supermärkte und Fachabteilun-gen der Kaufhäuser nicht mitge-rechnet. Von der großen Kette bis zum winzigen Kiezladen wird sichergestellt, dass der Weg zum nächsten Sangiovese aus dem Chianti oder eichenaromatischen australischen Chardonnay nie allzu weit ist. Sie alle aufzuführen würde den Rahmen dieses Ban-des sprengen, einige Empfehlun-gen seien dennoch gegeben:Generalisten zeichnet eine en-gagierte Beratung in einem breit angelegten Sortiment zu fairen Preisen aus. In dem Gemäuer einer alten Brauerei in Kreuz-berg gilt: „Wein auf Bier, das rat´ ich dir“. Über 600 Sorten, geschmackvoll präsentiert unter den eindrucksvollen Dachbalken, dies bietet Paasburg‘s Wein aus Leidenschaft2, ein Name der häufi g auf die Frage nach den besten Weinhändlern erklingt.

Gekühlte Flaschen, Lieferservice oder Party-Ausstattung zum Mie-ten beweisen den Servicegedan-ken, der die Getränkepioniere des Weinladen Schmidt3 antreibt. 1964 eröffneten Edeltraud und Dietmar Schmidt in Neukölln einen ersten Weinladen, bis heute sind daraus fünf Filialen zwi-schen Hermsdorf und Westend geworden. Besondere Beachtung verdient die Außenstelle im Prenz-lauer Berg, die mit viel Humor und Herzblut von „Grobi“ Groboljsek geführt wird.

1 Prinzregentenstr. 2, Wilmersdorf

2 Fidicinstr.3, Kreuzberg

3 Kollwitzstr. 50, Prenzl‘berg

Zum Wein die passende Geschenkverpackung

bei Paasburg‘s Wein aus Leidenschaft .

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Spezialisten wagen sich an etwas abseits des Mainstream gelegene Konzepte. Ungarische Weine1 im Berlin Carré führt die Pracht der edelsüßen Tokajier mit ihrer feurigen Würze vor und lädt auf ein Glas Erlauer Stierblut ein. Der Legende nach tranken sich die Verteidiger von Erlau im 16. Jahrhundert reichlich Mut gegen das anrückende Türkenheer an. Der einheimische Rotwein färbte Bärte und Kleidung rot, was die Belagerer für Stierblut hielten, wo-raufhin sie zum Rückzug bliesen.Auf Schritt und Tritt begleitet den Spaziergänger durch die Spandauer Vorstadt das jüdische Leben. In den Hackeschen Höfen wirkt Levy´s Tabularium2 auf den ersten Blick wie ein üblicher

Geschenkeladen. Postkarten, Spielwaren und Bücher, viele mit jüdischem Bezug, bilden das Hauptsortiment, das von einer Auswahl an koscheren Weinen aus aller Welt ergänzt wird.Im Hansaviertel, auf dem Ge-lände der Internationalen Bau-ausstellung 1957, unterhält ein Bürgerverein ein touristisches Informationsbüro mit dem Namen Verein & Wein3 und verkauft darin zahlreiche Tropfen aus Slowenien und Bosnien-Herzegowina.

Erzeugnisse aus Übersee treffen auf Salonkultur an der langen Tafel von Smiling Kangaroohs4. Kunst begegnet Kulinarik, wenn Musik zum Sauvignon erklingt oder zum Shiraz gezaubert wird.

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Ein Weinjahr in Berlin weist be-merkenswerte Höhepunkte auf. Einige Termine werden in den Kalendern vinophiler Hauptstädter regelmäßig notiert. Zu Jahresbe-ginn versammeln sich an die 400 Winzer und Weinhändler in den prachtvollen Sälen und langen Gängen des Rathauses Schöne-berg zur Weinmesse Berlin5, um mit 5.000 Produkten die Gunst der Besucher zu gewinnen.

Ein Dutzend der anspruchsvolls-ten Weinhändler Berlins schlos-sen sich zum Weinbund Berlin zusammen, um Kompetenz und Erfahrung zu bündeln und aus-zutauschen. Ihre besten Tropfen schenken sie im Winter im Wil-mersdorfer Logenhaus anlässlich

einer gemeinsamen Jahresprä-sentation aus. Im Sommer bietet ein Seminartag stets goutierte Informationen und Geselligkeit.Seit über einem Jahrzehnt macht sich Norbert Pobbig mit der Her-ausgabe seines Berliner Weinfüh-rers um die Szene verdient. Er ist zu einem Chronisten des wein-relevanten Lebens der Region geworden. Für das Buch stellt er eine kompetente Jury zusammen, die probiert und bewertet, was die Händler einreichen. Das Resultat sind 1.000 Degustationsnotizen und Kaufempfehlungen.

1 Karl-Liebknecht-Str. 13, Mitte

2 Rosenthaler Str. 40-41, Mitte

3 Bartningallee 5, Tiergarten

4 Goltzstr. 45, Schöneberg

5 J.F.-Kennedy-Platz 1, Schöneberg

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„Schnell, bringt mir einen Be-cher Wein, auf dass ich meinen Geist befeuchte und etwas Gescheites sage.“ (Aristophanes)

Der Berliner Sommelier des Jahres 2009, Billy Wagner, betreut das Weinwohl der Gäste, die die mit einem Michelinstern prämierte Kreativküche von Marco Müller in der Weinbar Rutz1 genießen. Die exklusive Lokalität besteht aus Weinbar, Weinhandlung und Restaurant in einem. Es soll ordentlich getrunken werden, so das Credo des Hauses. Jede Flasche kann zum Ladenpreis erworben und für ein moderates Korkgeld von 18 Euro entweder an der entspannten Weinbar, in der eleganten Restaurantgalerie im Obergeschoss oder umgeben von Rebstöcken auf der ruhigen Hinterhofterrasse konsumiert werden.

Ein ehemaliger Sommelier des oben genannten Rutz, Jürgen Hammer, hat sich mit seiner Frau Manuela Sporbert einen lange gehegten Traum erfüllt und mit Hammer´s Weinkostbar2 in den Räumen einer ehemaligen Fleischerei die Gegend um den Südstern kulinarisch weiter auf-gewertet. Eng gedrängt, auf wenigen Plätzen, sitzen die Freunde des Hauses zwischen Vitrinen und Kühlschränken, um sich an den köstlichen Empfehlungen im Glas und einem Vesperteller aus der Feinkostvitrine zu erfreuen. Ein gutes Dutzend der ca. 180 eu-ropäischen Weine ist im offenen Ausschank verfügbar, jede Woche andere. Seine Vorliebe hat sich Hammer auf den Arm tätowieren lassen: „Riesling rules!“

1 Chausseestr. 8, Mitte

2 Körtestr. 20, Kreuzberg

3 Bötzowstr. 39, Prenzl‘berg

4 Glinkastr. 23, Mitte

Weinschenken

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oder auf die Teller mit exzellenter Blutwurst, Käse oder Stroganoff. Das lässt sich auch die Bundes-kanzlerin ab und an gefallen.

Wer das Prenzlberg-Feeling mit einem entschiedenen „Nein!“ ablehnt, mag die Weingalerie Nö!4 aufsuchen. Eine echte Oase in Mitte, mit viel Stammpublikum, übrig geblieben aus den wilden 1990er Jahren, als Studenten und Opernbesucher und nicht Ministerialdirigenten und Lobby-isten im Umfeld der „Linden“ die Mehrheiten bildeten. Gerade mit der grünberankten Fassade wirkt die schnuckelige Stube wie ein exotisches Biotop zwischen Baustellen und Behörden des Regierungsviertels. Kein später

Cabernet und Sauvignon regieren im Chez Maurice3, wo französi-sche Lebenskunst das charmante Bötzowviertel an der Grenze von Friedrichshain zu Prenzlauer Berg bereichert. Tagsüber ein Feinkostgeschäft, verwandeln die Betreiber ihre Räumlichkeiten am Abend in ein rustikales und stim-mungsvolles Gasthaus. Kunst-volle gusseiserne Gitter trennen Gast und Wein. Auf den antiken Holztischen stecken Kerzen in leergetrunkenen Flaschen. Der Blick fällt auf die Wand mit den blau-weißen Fischkacheln, in die Kisten mit den diversen Chateaus

< Der Arbeitsbereich bei Chez Maurice.

Intensive Beratung für den passenden Wein

zum Menü ist im Chez Maurice selbstver-

ständlich.

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Zionskirchstraße 22-24, Berlin-Mitte www.cafe-kapelle.deMo. bis So.: 09.00 - 03.00 Uhr

Ob Riesling Unplugged von Tesch oder Ursprung von Schneider.

Genießen Sie unsere hochwertigen Weine mit einer delikaten Käseplatte oder einem

Flammkuchen nach Elsässer Art.

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48 Wunsch nach Wein 2

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Gast wird abgewiesen, sondern mit Flammkuchen und Maulta-schen versorgt. Und natürlich mit Wein, mit dem der freundliche Jens Kluge immer wieder zu über-raschen versteht, wenn er hoch-wertige Raritäten verschiedener Jahrgänge hervorzaubert.

Ja! rufen seit 75 Jahren Schop-penfreunde in den drei verwin-kelten Räumen der Kurpfalz Weinstuben1 im Hinterhof am Adenauerplatz, inmitten dunkler Wandvertäfelungen, antikem Wingert-Zubehör, Hirschgeweihen und sonderbaren Lampen mit Gnomen und Hexen. Die aktu-ellen Speisen, wie Saumagen oder Linsen, werden am Tisch munter vorgetragen, was bereits den niederländischen Autor Cees Nooteboom faszinierte, der den Wirt, Rainer Schulz, in seinem Roman „Allerseelen“ verewigte: „Jetzt kam, wusste Arthur, das Aufsagen der Gerichte. Herr Schultze hatte daraus ein kleines Theaterstück gemacht, das mit Ironie aufgeführt wurde... aus der kleinen Küche kamen altmodische Essensgerüche, die unter der niedrigen dunkeln Decke hängen blieben.“ Tausende Flaschen sollen im Keller lagern. Ein legen-däres Ereignis zum Jahresende ist das „Restetrinken“, wenn alle angebrochenen Flaschen ausge-trunken werden dürfen, um Platz für neue zu schaffen.

Auf der anderen Seite des Kur-fürstendamms fi nden Liebhaber chinesischer Küche und Fans von feinherben Rieslingen zueinan-der, wenn sie sich dem Ehepaar Wu im Hot Spot2 anvertrauen. Glutamatfrei werden Speisen aus den Regionen Jiangsu, Shanghai und Sichuan zubereitet: zarte Rippchen, gedünsteter Karpfen mit Hackfl eisch und Bohnenpas-te, Rinderzunge in Würzbrühe gegart oder die aromatische, mit Teeblättern geräucherte Ente wä-ren einige der erwähnenswerten Küchenhighlights. Das besondere Vergnügen liegt in der Leiden-schaft für Wein, die Herr Wu zu vermitteln weiß. Insbesondere edelsüße Mosel-Rieslinge mit ihrem feinen Spiel von Süße und Säure harmonieren hervorragend zu den schärferen Kreationen der Sichuan-Küche. Glücklich, sein langjähriges Hobby endlich mit seinem Beruf verbinden zu kön-nen, holt er die kuriosesten Jahr-gänge seiner Sammlung aus dem Keller und ruft dafür sehr freund-liche Preise auf. Der Wein soll er-freuen, und wenn dies geschieht, strahlen der Gast und Herr Wu um die Wette. Nicht selten geben sich prominente Gourmets und Berliner Sterneköche die Ehre, um zu entkorken und zu fachsimpeln. Das Ambiente des Restaurants ist gänzlich unspektakulär, wobei jeder Weinliebhaber glücklich sein dürfte, dass Herr Wu lieber in den

1 Wilmersdorfer Str. 93, Charl‘burg

2 Eisenzahnstr. 66, Wilmersdorf

< Plätze in der Kurpfalz Weinstuben bleiben

nicht lange leer. Gastgeber Rainer Schulz fr eut

sich bereits, die nächsten Gäste zu begrüßen.

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Rebensaft investiert als in die Innenarchi-tektur. Übrigens ist es kein Fehler, nach den gereiften Tropfen aus Bordeaux zu fragen!

Ein Konzept, welches mittler-weile oft und gern kopiert wird, lautet seit 15 Jahren: Es-sen und Trinken wie bei Freun-den. Selbstbe-dienung ist an-gesagt. In der Weinerei Fra Rosa1 mietet sich der Gast ein Glas, verschafft sich einen Überblick der aktuell ge-öffneten Flaschen und gießt das Gewählte selbst ein. Sperrmülli-ges Wohnzimmer-Ambiente mit schräger DDR-Möblierung zieht längst nicht mehr nur die Freun-de der Betreiber aus dem Revier rings um den Zionskirchplatz an, sondern viele Touristen und Low-Budget-Trinker. Am Ende des Abends wirft jeder Einkeh-rer den Betrag in den Glaskelch am Ausgang, den er oder sie für angemessen und fair erachtet. Bedienung erfolgt lediglich bei einer Essensbestellung.

„Weingrün machen“ bezeichnet den Vorgang, Fässer oder Gläser

vorzubereiten, in die ein neuer Wein gegeben wird, bei Gläsern fi ndet vornehmlich die Schlau-meier-Bezeichnung „Avinieren“ Verwendung. Auffrischung hatte zuletzt die historische Diamanten-Börse an der Gertraudenbrücke nötig, da sich der Plan eines „Hochzeitshauses“ in der Single-Metropole nur mühsam etablierte. „Wie kann eine so zentrale Lage derart abgelegen sein“, mag Herbert Beltle, der bereits das Aigner am Gendarmenmarkt und das Alte Zollhaus in Kreuzberg betreibt, gedacht haben, als er sich der historischen Räum-lichkeiten nahe Berlins ältester Zugbrücke annahm, um seit 2009 Weinfreunde in seiner Rotisserie Weingrün2 zu erquicken. Am rie-

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eine Scheidung zu feiern gilt!Österreich-Puristen kennen auch den kleinen Gedenkschrein für W. A. Mozart im Restaurant Ottenthal3, in dem die Regionen der Alpenrepublik zu raffi nierter hausgemachter Küche zwischen Schnitzel und Mehlspeise würdig vertreten sind. Ein eigener Wein-handel ermöglicht den Genuss der Favoriten auch für daheim.

Perkeo4 war ein Kellermeister und Hofnarr am Schloss zu Hei-delberg, der das größte Fass der Welt zu hüten hatte. Im Danckel-mannkiez hütet Weinliebhaber

1 Zionskirchstr. 40, Mitte

2 Gertraudenstr.10, Mitte

3 Kantstr. 153, Charl‘burg

4 Knobelsdorff str. 37, Charl‘burg

sigen Flammenwand-Grill drehen sich die appetitlichen Hähnchen, am schönen Zutatenblock in der Restaurantmitte wird feinster Tiroler Bergschinken hauchdünn aufgeschnitten, und die Holz-tische umgibt ein rustikal-edles Flair. Das hauseigene Weingut Horcher liegt an der Pfälzer Wein-straße und trägt seinen Namen nach dem bekanntesten Berliner Gastronomen der Zwanziger Jah-re. Daneben genießen die Gäste eine überzeugende Beratung zu weiteren Tropfen aus Deutsch-land und Österreich. Also: Auf ins Hochzeitshaus, selbst wenn es

< Elegante Rieslinge werden im Hot Spot zur

aromatischen Küche serviert.

Laszive Comicfi guren blicken auf das Trei-

ben im Fra Rosa.

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Rotisserie Weingrünwww.rotisserie-weingruen.de

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Helmut Fischer mehr als 400 Schätze vornehmlich aus dem Süden Frankreichs, dem Bor-deaux sowie von der Riesling-traube. Stets abwechslungsreiche Degustationsmenüs überraschen treue Fans, ohne deren Gaumen zu narren oder den Geldbeutel übermäßig zu strapazieren.

Einen Mangel an Wein und an-deren Köstlichkeiten aus Italien gibt es in Berlin wohl kaum zu beklagen. Eine Vielzahl von Kiez-Italienern und Feinkostlieferanten versorgt die Hauptstädter mit Deutschlands Lieblingsküche. Hunderte Flaschen, vom schlich-ten Landwein bis zum Supertos-kaner umfasst die Weinkarte im Il Calice1 am Walter-Benjamin-Platz mit seinem Hauch einer italieni-schen Piazza. Die Terrasse und die beiden Etagen des Restau-rants bieten einen abwechslungs-reichen Rahmen, um die kreative, tagesfrische Küche von Sebastian Schmidt zu einem köstlichen Tropfen zu erleben. Eine beacht-liche Antipasti-Vitrine lässt das Wasser im Munde zusammenlau-fen. Aber wer will schon Wasser, wenn es die eigenen Kredenzien aus dem Friaul von Betreiber An-tonio Bragato oder zwei Dutzend weitere offen Tropfen zu probieren

gilt. Ganz zu schweigen von den hunderten Sorten, die der ange-schlossene Weinhandel serviert. Nirgendwo in Berlin kommt man einer italienischen Weinbar so nahe.Wer japanische Küche schätzt, sollte unbedingt die Faszination von Reiswein erleben. Für Sake wird Reis gedämpft und mit Hilfe des Edelschimmels Koji verzu-ckert und durch eine spezielle Hefe vergoren. Die aromatische Bandbreite ist faszinierend. Einige Produkte der 1.500 Brauereien in Japan sind in Berlin erhältlich. Restaurants wie das Vox2 am Potsdamer Platz, das Uma3 im Hotel Adlon, das Daitokai4 im Europa Center oder das Sasaya5 im Prenzlauer Berg verfügen über ein ausgewähltes Sortiment. Käufl ich zu erwerben gibt es die Qualitäten von Junmai bis Dai-ginjo im Steglit-zer Japan Shop Berlin6 inmitten von Manga, Anime und Ori-gami oder mit persönlicher Beratung bei Weinkultur7 in Moabit.

1 Walter-Benjamin-Platz 4, Charl‘burg

2 Marlene-Dietrich-Platz 2, Mitte

3 Behrenstr. 72, Mitte

4 Budapester Str. 1, Charl‘burg

5 Lychener Str. 50, Prenzl‘Berg

6 Hubertusstr. 8a, Steglitz

7 Kirchstr. 23, Tiergarten

s ch t es on

> Shaoxing-Reiswein

ist nach jener chinesi-

schen Stadt benannt,

die als die Wiege der

Sake-Herstellung gilt.

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Ein wenig Wanderschaft hat auch Rainer Wallisser hinter sich, wenngleich ihn nicht die Verban-nung aus der Heilbronner Heimat vertrieb, sondern die Liebe nach Berlin zog. In der Moabiter Kirch-straße betreibt er sein einladen-des, gut sortiertes Geschäft Wein Kultur1, das für jeden Geschmack einen schönen Tropfen bereit hält. Ungewöhnlich mutet zunächst der Anblick der zahlreichen asiatischen Schriftzeichen im Schaufenster und im Laden an. Wallisser gehört zu der Handvoll Deutscher, die eine umfassende Ausbildung zum Sake-Fachmann absolviert haben, um Reiswein hierzulande zu Popularität zu verhelfen. Als wichtigstes Getränk Japans gehört Sake zu allen entschei-denden Lebensmomenten und begleitet rituell Veränderungen

Der Sake-Meister von Moabit

Der wandernde Dichter Li Bai gilt als Asiens wichtigster Lyriker der Tang-Zeit. Er lebte im 8. Jahrhundert und liebte Reiswein. „Er trinkt ein Fass

Sake und schon entstehen hundert Gedichte“, heißt es über den Poeten, der aufgrund einer Intrige vom Hofe verbannt wurde und die nächsten Jahre allein und auf Wanderschaft verbringen musste. Eine schwere

Strafe, denn Sake wird traditionell in Gesellschaft genossen. Eines seiner bekanntesten Gedichte trägt den Namen „Gelage im Mondschein“, in

dem er seinen Schatten und den Mond zum Trinken einlädt, um endlich eine Flasche öffnen zu dürfen. In Japan kennt man den durstigen Wan-

dersmann unter dem Namen Rihaku. Folgerichtig ist dies der Name einer der populärsten Sake-Brauereien.

1 Kirchstr. 23, Moabit

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und Australien, wo das Getränk sehr beliebt ist. „Es kommen die, die Sake bereits kennen und schätzen. Und die wissen, was ein guter Sake kos-ten darf.“ Die Berliner reagieren noch verhalten bei einer Investi-tion von 30 Euro aufwärts für ein Getränk, mit dessen Qualitäten sie kaum in Berührung kommen. Moabit ist keine einfache Um-gebung für ein solches Fachge-schäft. Wie kam Wallisser zu seiner Lei-denschaft? „Meine erste Erfah-rung mit Sake war unglaublich köstlich. Ich hatte etwas im Glas, das ich gar nicht in Worte fassen

konnte.“ An-schaulich erklärt der Fachmann Wissenswertes rund um Her-stellung und Verwendung des

von der Hochzeit bis zum Haus-bau. „Dabei ist streng geregelt, wer wem einschenkt und in welcher Reihenfolge“, erklärt der gelernte Weinküfer und studierte Kulturwissenschaftler. Asiatische Kampfsportvereine zählen zu seinen Kunden, da sie die rituel-len Aspekte in ihre Schulungen einbeziehen. In Berlin ansässige Japaner schätzen Wallissers exklu-sive Auswahl, ebenso Gäste aus den USA

Im gesamten Pazifi k-

raum wird Reiswein

hergestellt. In Korea

beispielsweise heißt

das Getränk Cheong-

ju. Die rechte der drei

abgebildeten Fla-

schen stammt von der

Marke Takara und

wird in Kalifornien

unter Verwendung

von Schmelzwasser

aus den Bergen

der Sierra Nevada

produziert.

u

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Sake zu den Weinen zählt, ähnelt die Herstellung doch eher dem Brauvorgang.Zu guter Letzt schenkt der Haus-herr das göttliche „Deus – Brut des Flandres“ aus. Das belgische Spezialbier in der Champagner-fl asche wird als Bier fermentiert und anschließend wie ein echter Schaumwein in der Flasche gerüttelt und vergoren. Der Kreis schließt sich.

japanischen Edelgetränks: „Einige Spezialitäten tropfen jahrelang bei niedrigen Temperaturen durch Gestein. Manche Flaschen sind ein wenig gruselig gestaltet, da sie bei der Vertreibung von Dämo-nen helfen sollen.“

Keineswegs vertrieben werden von Rainer Wallisser interessierte Neugierige, für die er gern Sake-Einführungsabende ausrichtet. Neuerdings sind bei WeinKultur auch Bierliebhaber willkommen. Flaschen mit saisonalen Speziali-täten füllen bereits einige Regale. Warum auch nicht? Wenngleich

Historische Behältnisse, ästhetisches Design

und ungewöhnliche Motive schmücken die

Flaschen mit Sake und Shochu bei WeinKultur

in Moabit.

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