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Kleine Häuser

Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums SchweizBauen in Stahl

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Wohnhaus in Kobe (JP)

Filigraner Wohnbau mit Aussicht

Bauherrschaft privat, ein Freund des Architekten

Ingenieure Osawa Koumuten

Architektur Tato Architects/Yo Shimada

Baujahr 2011

Wie kann man an einem steilen Berghang in Japan ein kostengünstiges und erdbebensicheres Wohnhaus errichten? Für das Haus in Kobe fand der Architekt Yo Shimada von Tato Architects eine stimmige Lösung: Innerhalb von nur vier Monaten wurde in Handarbeit und ohne Baumaschinen eine leichte Stahlrahmenkonstruktion errichtet.

Am Rand eines Wohngebiets, auf dem japanischen Berg Rokko, liess sich ein alleinstehender Grafik-designer vom Architekten Yo Shimada ein Wohnhaus mit einem spektakulären Ausblick auf die darunterlie-gende Stadt Kobe errichten. Auf einer Bodenplatte von 3.50 m × 13.50 m Grundfläche entstand eine filigrane, zweistöckige Konstruktion mit Satteldach. Im Erd-

geschoss, das eine lichte Raumhöhe von 3.50 m auf-weist, ist das Gebäude mit Glasscheiben hell und offen gestaltet; im Obergeschoss sind die Aussenwände mit Wellblechpaneelen verkleidet, hinter denen sich eine Wärmedämmung befindet. Der Kontrast zwischen offenen und geschlossenen Räumen ist in der unter-schiedlichen Nutzung begründet. Im transparenten Erdgeschoss feiert der Hausherr gern und oft mit Freunden. Hier sind daher das Wohn- und Esszimmer sowie eine Küchenzeile in einem grosszügigen, extro-vertierten und halböffentlichen Mehrzweckraum ver-eint. Ausserdem gibt es hier ein Gäste-WC und Abstell-möglichkeiten für ein Fahrrad. Über eine offene Treppe gelangt man ins opake und introvertierte Oberge-schoss, das dem Bauherrn als Rückzugsort dient. Hier befinden sich die Privaträume und das Badezimmer.

Spezielle AnforderungenDer Entwurfsprozess für das Wohnhaus dauerte über ein Jahr, denn für die spätere bauliche Umsetzung waren im Vorfeld spezielle Anforderungen zu berück-sichtigen: Da das Grundstück schwer zugänglich ist, konnte kein schweres Baugerät verwendet werden. Stattdessen mussten sämtliche Materialien von Hand auf die Baustelle transportiert werden. Keines der verbauten Teile durfte mehr als 100 kg wiegen – dies entspricht dem Gewicht, das vier kräftige Arbeiter ge-meinsam problemlos tragen können. Auch die notwendigen Aushubarbeiten mussten ohne Maschi-nen bewerkstelligt werden. Zudem standen dem Bau-herrn für die Realisierung des Wohnhauses nur gerin-ge finanzielle Mittel zur Verfügung. Um möglichst leicht, schnell und kostengünstig bauen zu können, fiel die Wahl auf eine Stahlrahmenbauweise. Dank der guten Planung konnte das Gebäude innerhalb von nur vier Monaten und allein mit menschlicher Ar-beitskraft fertiggestellt werden.

Isometrische Explosions-zeichnung der tragenden Stahlstruktur.

Lageplan, M 1 : 2000.

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Blick ins Schlafzimmer und in das daran angrenzende Bad im Obergeschoss.

Blick auf das Haus in Rokko und die darunterliegende Stadt Kobe.

Konstruktiver ErdbebenschutzDie Stadt Kobe und der Berg Rokko, auf dem das Wohnhaus errichtet wurde, liegen in einem durch Erdbeben gefährdeten Gebiet in Japan. Das Gebäude musste daher entsprechend sicher konstruiert werden. Es ist sowohl zur vorderen Stützmauer des Baugrund-stücks hin als auch zum hinten steil ansteigenden Berg hang mit ausreichendem Sicherheitsabstand plat-ziert. Würde die Grundstücksstützmauer bei einem schweren Erdbeben einstürzen, bliebe das Gebäude dennoch fest mit dem Baugrund verankert, denn die Bauwerksfundamente an der vorderen Hangseite sind entsprechend tief ausgeführt.

Die Bodenplatte ist ebenso wie die Bauwerksfunda-mente aus Stahlbeton gefertigt. Als Hauptkonstruk-tionselement des darauf errichteten zweistöckigen Stahlrahmenbaus dient ein kleiner H-Profilstahl. Die Pfosten und Riegel der Rahmenkonstruktion sowie die Dachpfetten haben einen Querschnitt von

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Wohnhaus in Kobe (JP)

Blick in den transparenten Mehrzweckraum im Erdgeschoss.

Links: Montagearbeiten an der Stahlkonstruktion im Erdgeschoss.

Rechts: Montagearbeiten im Obergeschoss.

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Ort Kobe (Japan)Bauherrschaft privat , ein Freund des Architekten Architekten Tato Architects/Yo Shimada, Kobe (Japan)Ingenieure Osawa Komuten, Kobe (Japan)Stahlbau Stahlbau S3 Associates, Kyoto (Japan)Konstruktion StahlrahmenbauweiseTragsystem Räumliches Stahlfachwerk als einfacher BalkenBauzeit August–November 2011Fertigstellung November 2011Abmessungen 3.5 m × 13.5 m

100 mm × 100 mm. Auch für die Hauptkonstruktion waren Massnahmen zum Erd bebenschutz erforder-lich. Die notwendige Aussteifung des Gebäudes in Längs- und Querrichtung erfolgt mittels Diagonalver-bänden in der Dach- und Wandebene. Die Diagonalen im Bereich der Wände wurden mit C-Profilen mit Querschnitten von 100 mm × 50 mm konstruiert und im Bereich der Fenster mit RND Kreisquerschnitten von 16 mm ergänzt.

Die Zwischendecke ist flächig mit einem Trapezblech ausgeführt. Darauf liegen Faserzementplatten mit einer Unterkonstruktion aus Holz. Für den Zugang ins Obergeschoss musste in der Decke über die gesamte Raumbreite ein Loch erstellt werden. Damit die Membrantragwirkung für die Erdbebenstabilität in der Decke trotzdem gewährleistet werden konnte, wurde die umlaufende, auskragende Platte auf dem Balkon als verbindende Membran (Stahlplatte 4.5 mm) ausgebildet. Diese dient gleichzeitig als Sonnenschutz, um die Räume im Erdgeschoss vor sommerlicher Überhitzung zu bewahren.

Privatsphäre und AussichtDie Architektur des neuen Wohngebäudes wurde an die bestehenden örtlichen Gegebenheiten angepasst, um sich optisch in das Stadtbild zu integrieren. Die Gebäudeform orientiert sich an jener der um-liegenden alten Häuser mit ihren Satteldächern. Die Besonderheit des Gebäudes – sein offenes Erd geschoss, in dem die Grenzen zwischen Innen- und Aussenbereich zu verschmelzen scheinen – fällt von der weit unten am Hang liegenden Strasse aus betrachtet gar nicht auf. Der offene Wohnraum bleibt so vor neugierigen Blicken geschützt, während der Hausherr von hier aus den Blick in die Landschaft ungestört geniessen kann.

Oben: Gebäudequerschnitt, M 1: 100.Unten: Grundrisse EG und OG, M 1: 100.

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Impressum

steeldoc 01/17, März 2017Kleine Häuser

Herausgeber:SZS Stahlbau Zentrum Schweiz, ZürichPatric Fischli-Boson

Redaktion und Texte:espazium – Der Verlag für Baukultur, ZürichJudit Solt, S. 4–9Dr. Viola John, S. 10–13Franziska Quandt, S. 14–17Philippe Morel, S. 18–21Clementine Hegner-van Rooden, S. 22–26Christof Rostert, Abschlussredaktor

Übersetzung Deutsch-Französisch:Chantal PradinesÜbersetzung Französisch-Deutsch:TTN – Translation Network

Projektbeschriebe aufgrund der Projektinformationen der Planer. Die Pläne stammen von den Planungsbüros.

Layout:Anna-Lena Walther, Stämpfli AG

Fotos:Titel: Koji Fujii, Nacasa & PartnersEditorial: James BrittainS. 4–5: Hiroshi UedaS. 6: MDS Co. Ltd.S. 7, 9: Koji Fujii, Nacasa & PartnersS. 8: Jun Sato Structural Engineers Co. Ltd. & Koji Fujii, Nacasa & PartnersS. 11: Ken'ichi SuzukiS. 12: Ken'ichi Suzuki, Tato ArchitectsS. 15, 16: James BrittainS. 18–21: Philippe RuaultS. 23–26: Luuk Kramer

Designkonzept:Gabriele Fackler, Reflexivity AG, Zürich

Druck:Stämpfli AG, Bern

ISSN 0255-3104

Jahresabonnement Inland CHF 60.– / Ausland CHF 90.–Einzelexemplar CHF 18.– / Doppelnummer CHF 30.–Preisänderungen vorbehalten. Bestellung unter www.steeldoc.ch

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