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BAGSO Nachrichten 02/2016

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Nachrichten 02/2016 Das Magazin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen ISSN 1430-6204 BAGSO-Jahresbericht 2015 Publikation Nr. 47 Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V. Jahresrückblick 2015 Delegationsreise nach Israel Neues Online-Portal „Digital-Kompass“ Landlust oder Landfrust? Landlust oder Landfrust?
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Nachrichten 02/2016

Das Magazin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen

ISSN 1430-6204

BAGSO-Jahresbericht 2015

Publikation Nr. 47

Bundesarbeitsgemeinschaft derSenioren-Organisationen e. V.

Jahresrückblick2015

Delegationsreise nach Israel

Neues Online-Portal „Digital-Kompass“

Landlust oder Landfrust?

Landlust oder Landfrust?

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2 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Das neue Bild vom Alter

Jeden Monat NEUin der Apotheke!

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weitreichende, nutzwertige Gesundheits-Informationen, die ganz auf die Bedürfnisse der älteren Generation zugeschnitten sind

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3BAGSO-Nachrichten n 02/2016

bei unserer Jahrestagung im No-vember 2015 haben wir uns inten-siv mit „Älterwerden im ländlichen Raum“ befasst.

Es geht um ein Ursachenbün-del: In der Landwirtschaft sank die Zahl der Arbeitsplätze dras-tisch. Die Binnenwanderung folgt überwiegend dem Arbeits-platzangebot. Immer mehr nach-wachsende Jugendliche haben die Hochschulreife, was zu einer Bil-dungswanderung in Uni-Städte und -Regionen führt. Die Zahl der Geburten sank nach 1965 in West und Ost und ist seitdem konstant niedrig. Die Attraktivität der Met-ropolen und Regiopolen und ihrer Regionen steigt für viele Lebens-bereiche.

Über Jahrzehnte verändern sich Besiedlungsdichte und Alters-struktur im ländlichen Bereich. Auch die Zuwanderung folgt gene-rell diesem Schema. Ignoranz hilft da nicht. Das Älterwerden in länd-lichen Regionen fernab der Metro-pole hat besondere Bedingungen, man kann auch sagen: Herausfor-derungen, Schwierigkeiten. Was tun? Mit welchem Ziel? Und wer ist in der Verantwortung?

Als BAGSO wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten dazu bei-tragen, Probleme anzusprechen, vor allen aber wollen wir helfen, Wege zu finden, das Älterwerden und Altsein in Lebensqualität zu sichern – auch in dünn besiedel-ten Regionen und Kommunen. Es gibt gute Beispiele dafür, denn es

Kommune, das Angebot zu sichern und leicht erreichbar zu machen.

4. Im Alter lichtet sich der Freun-des- und Bekanntenkreis. Al-leinsein kann zu Einsamkeit und Depression führen. Man muss nicht abwarten, ob sich etwas er-gibt, man muss auch selbst beitra-gen zum Entstehen und Gelingen von Kontakten.

5. Jeder kann seinen Beitrag leis-ten, muss es auch. Die Demokratie ist kein Schaukelstuhl. Solange der Kopf klar ist, ist jede und jeder mit-verantwortlich für das Gelingen. Gelegenheit zum Engagement gibt es im Übermaß: Patenschaften, Hausaufgabenhilfe, Vereinsarbeit, Nachbarschaftsgespräche, Senio-renvertretung, Hospizdienste.

6. Viele Verantwortliche in den Kommunen sind zu mehr bereit als nur zur Routine. Der Staat muss ihnen dafür Handlungs-macht und Finanzkraft geben. Pleite-Kommunen sind ein De-saster für die Demokratie. Und ein Dank in Richtung engagierter Kommunalpolitiker, Frauen und Männer, wäre oft angebrachter als Genörgel aus dem Sessel. n

Mit herzlichen Grüßen, Ihr

Franz MünteferingBAGSO-Vorsitzender

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,gibt sehr wohl engagierte Bürge-rinnen und Bürger, auch Vereine, Verbände und Initiativen, es gibt ebenso Regional- und Kommunal-politikerinnen und -politiker, die sich mit Tatkraft und mit Ideen einmischen und zeigen: Hier lässt sich besser leben, als wir manch-mal selbst vermuten. Das Ländli-che hat auch seinen spezifischen Charme.

Beispiele finden Sie in diesen BAGSO- Nachrichten. Wir verstehen sie als Anregung und Mutmacher und sind interessiert, mehr von den Aktivitäten „vor Ort“ zu erfahren. Schreiben Sie uns! Ihre Ideen und Aktivitäten interessieren uns. Dar-um zum Beispiel geht es:

1. Wohnungen und Wohnum-feld müssen barrierearm sein. Zuschüsse in Richtung Barriere-freiheit sind möglich. Mobilität: Wo der öffentliche Personennah-verkehr fehlt, lässt sich bürger-schaftlich etwas organisieren. Bürgerbusse haben sich bewährt.

2. Beratung, Betreuung, Siche-rung der allgemeinen Daseinsvor-sorge – sie können über Besuche, Treffpunkte, über das Telefon und moderne Technologien gesichert werden. Die Erreichbarkeit und die Kontaktaufnahme müssen in einfacher Weise möglich sein.

3. Ärztliche Versorgung generell, Pflege-, Hospiz- und Palliativ-dienste müssen auch ambulant funktionieren. Es ist die besondere Verantwortung der jeweiligen

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4 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Inhalt

Editorial 3

Inhalt 4

Seniorenarbeit und Seniorenpolitik

Pflegeberufegesetz 5

Pflege im Ausland 6

Themenschwerpunkt Landlust oder Landfrust?

Älterwerden in ländlichen Regionen 8

Das niedersächsische Dorfladen-Netzwerk 10

Tante-Emma-Laden auf Rädern 11

Mobile Beratung für neue Wohnformen 12

Bürgerinitiative Stendal: Kreative Wege für die Altmark 13

Das Projekt „AUF-Leben“ 14

Fit für den Alltag in Haus und Hof 15

„Jeder kann im Dorf alt werden“ 16

Leben mit Familienanschluss 17

Erfolgsrezept gegen Ärztemangel? 19

Kariesbehandlung im Wohnzimmersessel 20

Der Bürgerbus des Törpiner Forums 21

Kleines Auto – großer Erfolg 22

Gegen Isolation und Einsamkeit auf dem Land 23

Unser Dorf: Wir bleiben hier! 24

Gesundes Leben

Denken und Bewegen 25

Gärtnern für die Seele 26

Medikamentenabhängigkeit im Alter 28

Leben mit Nierenkrebs 29

Pflege

Demenz erleben und verstehen 30

Mobilität

Ganz einfach mobil werden und bleiben 32

Es kommt etwas ins Rollen 34

Bildung

Ist Bildung auch für ältere Menschen notwendig? 35

AKTIVA: Gruppenprogramm für die geistige Fitness 36

Recht und Verbraucher

Gut versorgt zu Hause 38

Technik und Internet

www.digital-kompass.de 40

Vorgestellt

Mit 67 noch einmal beruflich durchstarten 41

Stiftung ProAlter sucht Porträts „Mit über 80 Jahren“ 42

Gesunde Nachbarschaften 43

Senioren weltweit

Aufklärung und Beratung älterer Menschen als Schwerpunktthema der israelischen Seniorenpolitik 44

Der „Konvent zum demografischen Wandel“ 46

Informationen aus der BAGSO

Im Alter IN FORM – Potenziale in Kommunen aktivieren 47

BAGSO-Publikationen 49

Zehn Jahre BAGSO-Wirtschaftsdialog 49

Projekte und Positionen der BAGSO-Verbände 50

Verlosung 55

Impressum 55

Der Wort&Bild Verlag unterstützt mit dem die Arbeit der BAGSO.

Mit ihrem Wettbewerb „Kleine Schritte – große Wirkung“ fördert die Robert Bosch Stif-tung in Kooperation mit der BAGSO Projekte für eine bessere Mobilität im Alter. Einige werden hier vorgestellt.

Seite 32

Das Seniorenkolleg an der Technischen Hoch-schule Chemnitz bietet ein umfangreiches Bildungsprogramm, das – wie das Foto zeigt – intensiv genutzt wird. Prof. Dr. Schöne freut sich darüber.

Seite 30

Demenz erleben und verstehenBarbara Klee-Reiter hat eine Methode entwi-ckelt, mit der es möglich wird, den eigenen Empfindungen im Umgang mit existenziel-len Verlusten zu begegnen und auf diese Weise der inneren Welt von Menschen mit Demenz ein Stück näherzukommen.

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5BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Seniorenarbeit und Seniorenpolitik

Pflegeberufegesetz Eine generalistische Pflegeausbildung für alle

In Zukunft soll es eine gemeinsa-me Pflegeausbildung für Kran-

ken- und Gesundheitspflege, Kin-derkrankenpflege und Altenpflege geben. Mit der Reform sollen au-ßerdem das teilweise noch zu zah-lende Schulgeld abgeschafft und die Zahlung einer Ausbildungsver-gütung für alle eingeführt werden. Nachdem das Kabinett die Reform der Pflegeberufe beschlossen hat, befasste sich der Deutsche Bun-destag am 18.03.2016 erstmals mit dem Gesetzesentwurf. Der Bun-desrat beriet bereits am 26.02.2016 die gemeinsame Pflegeausbildung. Er empfahl unter anderem, die Umstellung um ein Jahr zu ver-schieben. Starten würde die ge-meinsame Pflegeausbildung dann ab dem 1. Januar 2019.

Kritisiert wird insbesondere, dass weder eine vollständige Einschät-zung der Kosten noch eine Ausbil-dungs- und Prüfungsverordnung vorliegen. Was die Ausbildung be-trifft, sind mittlerweile Eckpunkte veröffentlicht. Sie sehen vor, dass jede bzw. jeder Auszubildende Ein-sätze in den drei klassischen Ver-sorgungssettings Krankenhaus, Pflegeheim und ambulanter Pflege-dienst absolviert. Es folgt ein Ver-tiefungseinsatz in einem der drei Settings. Über die Art des Vertie-fungseinsatzes entscheiden die zu-künftigen Auszubildenden bereits mit der Wahl ihres Ausbildungs-trägers und seiner Einrichtungen.

Das Alter der Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern so-wie das der Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen und der Pflegebedürftigen zu Hau-se steigt. Ihr Gesundheitszustand ist häufig von Multimorbidität und Demenzen geprägt. Dies hat zur Folge, dass in den Versorgungs-bereichen zunehmend ähnliche Kompetenzen erwartet werden. Bereits jetzt gibt es eine hohe Übereinstimmung in den Ausbil-dungsinhalten.

Allerdings: Die neue Ausbildung darf sich nicht zulasten der Pfle-gebedürftigen auswirken! Das gilt für den ambulanten und für den stationären Bereich, auch in dün-ner besiedelten Regionen. Wir wissen, dass die Zahl der alten und hochaltrigen Pflegebedürf-tigen in den kommenden Jahren noch deutlich ansteigen wird und die Zahl derer, die ins Berufsalter nachwachsen, demgegenüber stag-niert bis schrumpft. Im „Konkur-renzkampf“ der Pflegeberufe ist die Altenpflege sowohl innerhalb der Berufsgruppe selbst als auch in der öffentlichen Wahrnehmung unberechtigterweise am Ende der Wertschätzungsskala zu finden. Daher sehen wir die Gefahr, dass bei einer gemeinsamen Erstaus-bildung eine Abwanderung der Ausgebildeten in die Krankenpfle-ge erfolgt. Dies kann nur dadurch verhindert werden, dass schon

während der Ausbildung die Ver-tiefungseinsätze attraktiv gestaltet werden, nach der Ausbildung ver-gleichbar mitarbeiterfreundliche Arbeitsbedingungen vorhanden sind, ein identisches Lohngefüge entsteht und ähnliche Aufstiegs-chancen bestehen. Die Schaffung dieser Rahmenbedingungen muss garantiert sein, bevor die ange-strebte generalistische Ausbildung Gesetzeskraft erhält.

Positiv wird beurteilt, dass durch die ergänzend vorgesehene hoch-schulische Pflegeausbildung zu-sätzliche Karrieremöglichkeiten eröffnet und pflegewissenschaft-liche Kenntnisse in die Pflegepra-xis einfließen werden. Die Anzahl der Bachelorabsolventen soll aller-dings, so fordert es der Bundes-rat, auf maximal 20 Prozent eines Jahrgangs beschränkt sein. n

Dr. Lena Dorin, BAGSO

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6 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Seniorenarbeit und Seniorenpolitik

Die Zahl der Deutschen in ausländischen Pflegeheimen

steigt. Beliebte Domizile liegen in Osteuropa, vor allem in Ungarn, Tschechien, in der Slowakei und in Kroatien. Es sind nicht nur fi-nanzielle Gründe, die ältere Men-schen zu einem Umzug ins Aus-land bewegen. Viele meinen, dass dort auch eine bessere Pflege-qualität zu erwarten ist. Ein Ein-druck, den Erhard Guhl aus dem bayerischen Waldkraibach durch-aus bestätigen kann. Seine Mutter lebt seit August letzten Jahres in einem Seniorendomizil bei Hévíz, einem Kurort in der Nähe des un-garischen Plattensees. Im Vorfeld hatte der 60-Jährige seine Mutter vier Jahre lang bei sich zu Hause betreut und gepflegt. Als dann eigene länger andauernde gesund-heitliche Behandlungen anstan-den, suchte er nach einer stationä-ren Betreuung für die 86-Jährige, fand aber in seiner Umgebung nichts, was ihm und seiner Mut-ter zusagte. „In Hévíz lebt meine Mutter nun wie in einem Hotel mit großem Komfort. Die Pflege ist hervorragend“, so Guhls Erfah-rungen. Das sehr gut deutsch spre-chende Personal achte darauf, dass die Bewohner, die ausschließlich aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen, nicht nur versorgt seien, sondern auch wie-der fit werden und bleiben. Sind so gute Erfahrungen die Regel? Was spricht für und was gegen einen solchen Umzug? Und worauf sollte man dabei achten?

Ines Jonas befragte dazu den Münchner Pflegeexperten Claus Fussek.

Hören Sie oft von so guten Erfah-rungen, wie Herr Guhl sie macht? Sicher ist Ihnen auch schon Ge-genteiliges zu Ohren gekommen?Es gibt noch relativ wenige Er-fahrungsberichte. Ich vermu-te, dass viele Angehörige ein schlechtes Gewissen haben und nicht gern darüber sprechen, dass sie ihre Mutter oder ihren Vater in ein Pflegeheim im Aus-land gebracht haben. In solchen Familien gibt es sicherlich gro-ßen Erklärungs- und Rechtfer-tigungsbedarf. Man kann aber davon ausgehen, dass die betrof-fenen alten Menschen mit der Übersiedlung nicht immer ganz einverstanden waren, ihren Kin-dern aber nicht zur Last fallen wollten. Bei schlechten Erfah-

rungen werden die Kinder daher erst recht ungern an die Öffent-lichkeit gehen.

Warum entscheiden sich Familien, diesen Schritt zu tun?Die Pflegeheime in Deutschland werden immer teurer und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist lei-der häufig ein großes Problem. Ich gehe daher davon aus, dass sich Angehörige bzw. gesetzliche Betreuer in der Regel aus finanzi-ellen Gründen für einen Umzug in ein Pflegeheim im Ausland ent-scheiden. Dazu kommen zu wenig oder überfordertes Personal und schlechte, z.T. menschenunwür-dige, gefährliche Pflege in vielen deutschen Pflegeheimen. Außer-dem sprechen inzwischen auch in unseren Heimen viele Pflegekräfte ein sehr schlechtes Deutsch und verstehen die Wünsche der alten Menschen nicht.

Pflege im Ausland

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7BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Seniorenarbeit und Seniorenpolitik

Da ist es nicht erstaunlich, wenn immer mehr Betreiber hier eine Marktlücke entdecken und im benachbarten Ausland preisgüns-tige – nicht billige – Pflegeheime anbieten werden, in denen dann tatsächlich auch das Preis-Leis-tungs-Verhältnis stimmt. Und es ist auch nicht erstaunlich, wenn das Pflegebedürftige und ihre Familien anspricht. Wenn aller-dings jemand seine Eltern nur des-halb nach Polen oder Tschechien schafft, damit ihm am Ende mög-lichst viel vom Erbe übrig bleibt, finde ich das fragwürdig.

Worauf sollte man achten, wenn man sich für einen Pflegeplatz im Ausland entscheidet?Die Möglichkeiten zur Kommuni-kation und Verständigung – dar-auf kommt es an. Man muss also darauf achten, dass die Pflegekräf-te und Ärzte in diesen Heimen deutsch sprechen. Um das und

anderes herauszufinden, muss man sich unbedingt persönlich vor Ort erkundigen und sich alles genau anschauen. Lassen Sie sich von den Verantwortlichen auch Details zeigen und sprechen Sie, wenn möglich, mit anderen Heim-bewohnern. Verlassen Sie sich auf keinen Fall auf Informationen aus dem Internet oder aus Hochglanz-prospekten. Wichtig ist natürlich auch, dass die Distanz zum Wohn-ort der Familie nicht so groß ist, sodass Besuche möglich sind. Auf der anderen Seite kenne ich aber leider so viele Beispiele in Deutsch-land, bei denen Heimbewohner keinen Besuch mehr bekommen, obwohl Kinder und Enkel fast um die Ecke wohnen.

Immer wieder hört man auch von Heimen im außereuropäischen Ausland, wie z. B. Thailand. Wie stehen Sie dazu?Für ältere Menschen, die z. B. in jüngeren Jahren viel gereist sind, fremde Sprachen sprechen und

Die Zeit für Zuwendung ist in Deutschlands Pflegeheimen oft zum Luxus geworden.

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kein Problem mit ausländischen Speisen haben, kann es eine Al-ternative sein, sich für einen Le-bensabend in ihrem früheren Traumurlaubsland zu entschei-den. Frei nach dem Motto: „Dort alt werden, wo andere Urlaub ma-chen.“

Würden Sie als Pflegeexperte einen Umzug ins Ausland empfehlen?Ich sage es so: Für meine Ge-schwister und mich ist der Gedan-ke unvorstellbar, dass wir unsere Eltern in ein Pflegeheim im Aus-land „auslagern“. n

Der Münchner Sozi-alpädagoge Claus Fussek ist Deutsch-lands kritischster und bekanntester Pflegeexperte.

[email protected] www.vif-selbstbestimmt-leben.de

Zur Person

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Bei Ihrer Pflegekasse erfahren Sie, ob bzw. welche Leistungen die deutsche Pflegeversicherung für die Pflege in einem Heim im Ausland bezahlt. Während die Pflegeversi-cherung für die professionelle Pflege in einem Heim in Deutschland – je nach Pflegestufe – zwischen 1.064 € bis zu 1.995 € (Härtefälle) übernimmt, muss sie in EU-Staaten oder der Schweiz nur das geringere Pflegegeld zahlen, also zwischen 244 € und 728 €. Bevor eine Pflege im Ausland in Anspruch genommen wird, sollten sich die Angehöri-gen bei der Pflegekasse über die Leistungsansprüche informieren.

Tipp

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8 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Titel – Landlust oder Landfrust?©

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Der demografische Wandel ist am stärksten in ländlichen Re-

gionen zu spüren. Aufgrund einer anhaltend niedrigen Geburtenrate und einer gezielten Abwanderung junger Menschen in die Ballungs-räume nimmt die Bevölkerung ab. Vielfach bleiben die älteren Men-schen zurück – mit oft fatalen Fol-gen. „Denn wer auf dem Dorf im-mobil wird, ist praktisch von fast allem ausgeschlossen“, bringt es Dr. Kerstin Finger aus dem bran-denburgischen Templin auf den Punkt. Die erfahrene und enga-gierte Zahnärztin hat diese Erfah-rung sehr oft gemacht und bietet ihren betagten Patientinnen und

Patienten nun einen besonderen Service an (s. Seite 20).

Damit ist sie jedoch eine Aus-nahme, denn es kommt in vielen Bereichen des täglichen Lebens zu einer Ausdünnung der Ange-bote, sodass die Wege zur Ver-sorgung immer weiter werden. Das betrifft auch die Bereiche gesundheitliche Prävention so-wie die medizinische und pfle-gerische Versorgung. Ländlichen Regionen in Deutschland droht ein Ärztemangel, denn viele nie-dergelassene Mediziner stehen kurz vor der Rente, finden aber keine oder nur schwer Nachfol-

ger für ihre Praxen. Den medi-zinischen Nachwuchs zieht es nicht aufs Land. Das bestätigte u.a. eine Umfrage der Universität Trier, die vor anderthalb Jahren durchgeführt wurde. Mehr als 46 % der Medizinstudenten wol-len demnach später „auf keinen Fall“ in Orten mit weniger als 2.000 Einwohnern arbeiten. Orte bis 5.000 Einwohner sind mit fast 40 % Ablehnungsquote ähnlich unpopulär. Mehr als 80 % der an-gehenden Mediziner können sich dagegen vorstellen, in einer Groß-stadt tätig zu werden, am belieb-testen sind Städte mit 100.000 bis 500.000 Einwohnern.

Landlust oder Landfrust ? Älterwerden in ländlichen Regionen

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BAGSO-Nachrichten n 02/2016 9

Titel – Landlust oder Landfrust?

Auch in anderen Bereichen muss sich die Landbevölkerung mit einer schlechter werdenden Ver-sorgung zufriedengeben, weil mit den abnehmenden Einwohner-zahlen die Nachfrage nach Waren, Dienstleistungen sowie Bildungs- und Kulturangeboten sinkt. Viele herkömmliche Versorgungsange-bote – ob Lebensmittelladen oder Bank- und Postfiliale – sind wirt-schaftlich nicht mehr tragfähig und werden geschlossen bzw. ein-gestellt.

Das gilt auch für den öffentlichen Personennahverkehr. Häufig wird der ÖPNV vor allem durch den – sinkenden – Schülerverkehr ge-tragen, sodass Busverbindungen nur noch mit großen zeitlichen Abständen aufrechterhalten oder ganz eingestellt werden. Man ist auf den Pkw angewiesen, was für viele Senioren aber zunehmend ein Problem darstellt. Für den steigenden Anteil Älterer und Hochbetagter auf dem Land, die wegen Krankheit oder anderer Einschränkungen nicht selbst Auto fahren können, wird die Frage der Mobilität dann darüber entscheiden, ob sie in ihrem Dorf wohnen bleiben können. „Neben der praktischen Bedeutung für den Erhalt einer selbstständigen Lebensführung besitzt Mobilität auch einen hohen emotionalen Wert“, sagte Prof. Dr. Georg Ru-dinger in seinem Vortrag „Mo-bilität und soziale Teilhabe“ auf der BAGSO-Jahrestagung 2015. Mobilität sei in der heutigen mo-bilen Gesellschaft geradezu zum

Symbol für Freiheit und Selbstbe-stimmung und zum Gradmesser von Wohlstand und Fortschritt geworden, meinen auch die Wis-senschaftlerinnen Dr. Heidrun Mollenkopf und Ursula Kloé.

„Vor diesem Hintergrund dro-hen viele ländliche Regionen in eine sich selbst verstärkende Ab-wärtsspirale aus schrumpfender Bevölkerung und ausdünnender Versorgung zu geraten“, stellten das Berlin-Institut für Bevölke-rung und Entwicklung und der Generali Zukunftsfonds im letz-ten Jahr in ihrem Bericht „Von Hürden und Helden – Wie sich das Leben auf dem Land neu er-finden lässt“ fest.

„Der ländliche Raum muss aber attraktiv und lebenswert bleiben und die Voraussetzungen da-für sind die Sicherstellung der Daseinsvorsorge durch Mobili-tät, soziale Teilhabe, alter(n)s- gerechte Wohnformen, Gesund-

heitsversorgung sowie kulturelle und Bildungsangebote“, forder-te Sandra Exner von der Lan-desvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedi-zin Niedersachsen e.V. auf der BAGSO-Tagung.

Gefragt sind also innovative Lö-sungen. Vielerorts sind Konzepte entwickelt und umgesetzt wor-den, die beispielgebend sind. Teil-weise sind neue Angebote vor Ort entstanden, teilweise werden die Menschen zu ihnen gebracht und teilweise können auch technische Lösungen zumindest eine ergän-zende Funktion haben. Engagierte Seniorinnen und Senioren gehö-ren häufig zu den Initiatoren oder spielen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Konzepte.

Diese Ausgabe der BAGSO-Nach-richten stellt eine Auswahl solcher Angebote vor. n

Ines Jonas

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10 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Titel – Landlust oder Landfrust?

Seit Generationen waren die Dörfer Niedersachsens geprägt

von Eigenständigkeit in ihrer Grundversorgung. Post, Kirche, Schule und der Lebensmittella-den sind wichtiger und fester Be-standteil des bis heute tradierten Bildes der Dörfer. Zunehmend ist ein stiller Rückzug vieler dieser Einrichtungen zu verzeichnen. Alle haben aber eine umfassende Bedeutung für das dörfliche Ge-meinwesen, wobei den Dorfläden eine besondere Rolle zukommt. Sie sind mehr als nur Einkaufsstätten, sie sind Orte der Begegnung und der Kommunikation und vor al-lem für ältere Menschen, aber auch für Kinder und Jugendliche wich-tig. Die zumeist altersbedingte Be-triebsaufgabe des Kaufmannsla-

dens im Dorf ist das Ergebnis von Marktkonzentration, Mobilität, Bevorratungssystemen und von einem geänderten Einkaufsverhal-ten. Sofern ein möglicher Nach-folger überhaupt vorhanden ist, erscheint die Geschäftsübernahme den wenigsten rentabel.

Eine Alternative stellen die ge-meinschaftlich betriebenen Läden, die sogenannten Nachbarschaftslä-den, dar. Auf Basis von Ehrenamt, Amortisationsprinzip und Multi-funktionalität konnten bereits in einigen Dörfern die Einkaufs- und Kommunikationsmöglichkeiten gesichert werden. Die Synergien aus lokaler Kompetenz und dem ge-meinschaftlichen Willen, die letzte Einkaufsmöglichkeit zu erhalten, sind dabei die tragende Kraft.

Das „Süntellädchen“ in Fleges-sen bei Hameln ist dafür in jeder Hinsicht ein gutes Beispiel. Dem als Verein organisierten Laden liegt ein schon beim Gebäude re-alisiertes Regional-Bio-Konzept zugrunde und er ist ein Mehrge-nerationenwerk. Wie bereits in der Bauphase bewährt, so packen auch im Ladenbetrieb Jung und Alt gemeinsam an. Insgesamt 80 Ehrenamtliche sichern nicht nur ein außergewöhnlich preisgünsti-ges und hochwertiges Produktni-veau, sondern auch eine besondere Atmosphäre gegenseitiger Wert-schätzung und des Vertrauens.

Um Dorfläden zu initiieren, zu realisieren oder zu erhalten, wur-

de vor zehn Jahren die nieder-sächsische Initiative „Netzwerk Dorfläden“ gegründet. Keimzelle waren die Dorfläden in Bending-bostel, Otersen und Wulmstorf. Sie waren im Modellvorhaben „Dorfläden“ des Landes Nie-dersachsen die Pilotdörfer und Partner der beteiligten Gemein-den sowie der Niedersächsischen Verwaltung für Landentwick-lung. Aus der Keimzelle ist zwi-schenzeitlich ein bundesweites Netzwerk von Dorfladen-Initia-tiven mit dem Ziel intensiver Zu-sammenarbeit, des Austausches und der Beratung geworden, das erfolgreich über Niedersachsen hinaus in einigen Bundesländern aktiv ist. n

Klaus Karweik

Das niedersächsische Dorfladen-Netzwerk

Klaus Karweik ist im Niedersäch-sischen Ministeri-um für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für die integrierte ländliche Entwicklung zuständig. Eine der Hauptaufgaben des Archi-tekten ist die Entwicklung, Beglei-tung und Auswertung von Modell-projekten zu aktuellen Fragen der Dorf- und Regionalentwicklung wie Demografie, Klimaschutz, Innenent-wicklung, Bürgermitgestaltung und Kommunikation.

Information und Kontakt: Klaus- [email protected]

Zur Person

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Das „Süntellädchen“ in Flegessen, in dem sich 80 Ehrenamtliche enga-gieren, bietet ein außergewöhnlich preisgünstiges und hochwertiges Produktniveau.

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BAGSO-Nachrichten n 02/2016 11

Titel – Landlust oder Landfrust?

Das Lebensmittelladen-Sterben auf dem Land hat mittlerweile

gravierende Ausmaße angenom-men. Die meisten Orte verfügen über kein Lebensmittelgeschäft mehr, um den Bedarf an tagesfri-schen Lebensmitteln zu decken. Für viele – insbesondere ältere – Kundinnen und Kunden ist daher der rollende Einkaufsmarkt die einzige Möglichkeit, sich selbst-ständig und regelmäßig mit fri-schen Produkten zu versorgen. „Ich habe zwar Kinder, aber die haben nicht immer Zeit. Und die Nachbarn will ich auch nicht im-mer bitten“, sagt z. B. die 74-jähri-ge Gisela F. aus Bad Münstereifel.

Und selbst wenn es im näheren Umkreis einen Supermarkt gibt, ist vielen Senioren, die nicht mo-torisiert sind, der Fußweg dorthin zu weit. Der Einkauf direkt vor der Haustür ist dann in vielen Fäl-len die Lösung des Problems. So ist es kein Wunder, dass rollende Lebensmittelmärkte ständig an Bedeutung gewinnen. So beliefert ein Unternehmen über 2.000 Orte, Städten und Gemeinden in den Regionen Eifel, Mosel, Hunsrück, westliches Rheinland, nördliches Saarland und grenzüberschreitend in der deutschsprachigen Gemein-schaft in Belgien sowie in Luxem-burg.

Angeboten wird ein komplet-tes Lebensmittelsortiment: Brot und Backwaren, frisches Obst und Gemüse, Wurst und Schin-ken, Frischfleisch und Geflügel,

Molkereiprodukte und Käse, Eis, Tiefkühlkost und vieles mehr. Für die Kundinnen und Kunden der rollenden Lebensmittelmärk-te zählt dabei nicht nur die Be-quemlichkeit des Einkaufs direkt vor der Haustür, sondern auch die Frische der Ware und ihr regiona-ler Ursprung. Dabei verkaufen die rollenden Supermärkte ihre Wa-ren zu einem Preis, den auch grö-ßere Supermarktketten anbieten. Lieferzuschläge oder Mindestein-kaufsmengen gibt es nicht.

Doch es ist nicht nur der Einkauf, der für die Kunden wichtig ist. Auch das persönliche Gespräch mit dem Verkaufsfahrer ist für viele von Bedeutung. Einmal in der Woche ist dann immer Zeit,

über das kleine und große Welt-geschehen zu sprechen. Durch die Regelmäßigkeit des wöchentlichen Einkaufs entsteht nicht selten ein tiefes persönliches Miteinander zwischen Kundschaft und Ver-kaufsfahrer. Anna B. aus Oberweis bringt es auf den Punkt: „Der Fah-rer unseres rollenden Geschäftes ist ein ganz Netter. Der hat immer alles dabei und auch immer Zeit. Da kauf ich gern ein. Und wenn es mal richtig viel wird, trägt er mir die Ware sogar noch ins Haus. Au-ßerdem trifft man am Verkaufs-wagen auch immer Nachbarn und Bekannte aus dem Dorf und hält dann ein Schwätzchen.“ n

Dr. Reinhard Steinkamp, Inhaber und Geschäftsführer der Firma HEIKO

Tante-Emma-Laden auf Rädern

Essen auf Rädern mal anders: Der rollende Supermarkt dient nicht nur dem Einkauf, sondern ist auch gleichzeitig Treffpunkt.

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12 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Titel – Landlust oder Landfrust?

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Unsere Lebensqualität, un-ser Wohlbefinden und unse-

re Zufriedenheit sind in hohem Maße von der Art und Weise ge-prägt, wie wir wohnen. Die meis-ten Menschen wollen so lange wie möglich in ihrem gewohnten Um-feld bleiben. Eine fachliche Bera-tung für eine altersgerechte und barrierefreie Umgestaltung ihrer Wohnung ist dann sehr hilfreich. Andere benötigen Unterstützung, weil sie sich z. B. für gemeinschaft-liche Wohnformen interessieren.

Daher wurden seit Anfang 2009 in Kooperation mit der Bundesar-beitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V. und mit Unterstützung durch das Demografieministerium in Rheinland-Pfalz in ausgewählten Erprobungsregionen schrittweise mobile Beratungsteams aufgebaut, die Interessierte in ihrer Wohnent-scheidung unterstützen und bei Bedarf Hilfen bei der Umsetzung gemeinschaftlicher Wohnformen

geben. Die Ehrenamtlichen er-hielten bei mehrtägigen Schulun-gen einen umfassenden Überblick über neue Wohnformen für Jung und Alt.

Eine Anlaufstelle wurde im Rhein-Lahn-Kreis im nördlichen Rhein-land-Pfalz unter Federführung des Seniorenbüros „Die Brücke“ ein-gerichtet. Der Rhein-Lahn-Kreis ist mit 126.000 Einwohnern länd-lich geprägt. Viele ältere Menschen leben allein in ihren Häusern. Oft-mals verschwinden in den Dörfern Läden, Gasthäuser und Buslini-en und für Bewohnerinnen und Bewohner mit eingeschränkter Mobilität ist der Zugang zu An-geboten des täglichen Lebens des-halb schwierig.

So wurden bis heute 20 ehrenamt-liche mobile Wohnberaterinnen und -berater, die die Ratsuchen-den bei Bedarf zu Hause aufsu-chen, ausgebildet. Die Aufgaben des mobilen Beratungsteams sind: kostenfreie Erstinformation für Einzelpersonen und Gruppen bei der Suche und Auswahl geeigneter Wohnformen, Orientierungs- und Entscheidungshilfen bei der Frage: „Welche Wohnform passt zu mir?“, Informationen über regionale Projekt-Initiativen und Starthilfe beim Einstieg in gemeinschaftli-che Wohnformen. Auch werden Gruppen und Stammtische be-gleitet, die sich regelmäßig rund

um das Thema „Neues Wohnen“ austauschen. Für tiefer gehen-den Beratungsbedarf werden die Wohnberaterinnen und -berater durch eine fachliche Begleitung sowie Experten aus einem Kompe-tenzteam unterstützt.

Auch wenn die Förderung des Landes zum 31.12.2015 ausgelau-fen ist, so sind sich die drei noch verbliebenen Wohnberaterinnen darüber einig, auch weiterhin als Multiplikatoren eine wertvolle und notwendige Aufklärungsar-beit zu leisten und Menschen für das gemeinschaftliche Wohnen zu begeistern und dabei Verant-wortliche aus Politik und Bauge-werbe mit ins Boot zu nehmen. Das rheinland-pfälzische De-mografieministerium will diese Aktivitäten bei Bedarf weiter un-terstützen. n

Uschi Rustler

Mobile Beratung für neue Wohnformen in Rheinland-Pfalz

Uschi Rustlerist Leiterin des Seniorenbüros „Die Brücke“ bei der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises in Bad Ems.

Information und Kontakt: www.rhein-lahn-bruecke.de, [email protected]

Zur Person

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Titel – Landlust oder Landfrust?

In der ländlich geprägten Altmark im Norden Sachsen-Anhalts wird

im Jahr 2020 jeder zweite Bürger über 50 Jahre alt sein. Die Jugend verlässt die Region, Stendal, mit knapp über 40.000 Einwohnern eine der größeren Städte der Ge-gend, ist überaltert.

2004 wurde von neun engagierten Bürgerinnen und Bürgern, denen die Herausforderungen der demo-grafischen Entwicklung der Re-gion unter den Nägeln brannten, die Bürgerinitiative Stendal e.V. gegründet. Ihr Ziel: mit kreativen Lösungen Wege zu finden, um mit diesen Entwicklungen umzugehen und durch bürgerschaftliches En-gagement ein lebenslanges Wohnen in der vertrauten Umgebung – trotz Alter und Hilfebedarf – zu ermög-lichen. Dafür hat der Verein ein

Netzwerk vieler freiwilliger Helfer aus der Region aufgebaut, die sich in der Versorgung und Betreuung von Senioren engagieren. Der Ver-ein hat drei „Standbeine“:

Hilfe zur Selbsthilfe: Dazu gehören haushaltsnahe Dienstleistungen wie Reinigungsarbeiten im Haus-halt, Hilfe beim Einkauf sowie Be-gleitung zu Ärzten und Behörden.

Das monatlich stattfindende Ge-nerations-Café: Bis zu 60 Perso-nen kommen zusammen, wenn in Stendal Kultur und Information geboten werden.

Tagesstätte für Menschen mit De-menz: Der Verein betreibt seit Mai 2006 dieses niederschwellige Angebot, für das auch zwei Fach-kräfte eingestellt wurden, als ers-

te Einrichtung dieser Art in der Region. Das Konzept wurde mit Unterstützung der Hochschule Magdeburg-Stendal erarbeitet, die Alzheimer Gesellschaft Magde-burg half bei der Erstausbildung der Freiwilligen.

Mit seinen Projekten baut der Ver-ein eine Brücke zum ersten Ar-beitsmarkt, unterstützt so junge Menschen bei der Berufsfindung, gibt Impulse für Arbeitssuchende bzw. eine sinnvolle Freizeitbeschäf-tigung für engagierte Seniorinnen und Senioren.

Von Stendal aus strahlen die Ideen des Vereins in die ländliche Region. Andere Initiativen werden beim Aufbau vergleichbarer Angebote unterstützt. So wurden mit dem Modellprojekt „Selbstbestimmtes Leben auf dem Land“ (2012 bis

Bürgerinitiative Stendal: Kreative Wege für die Altmark

Kaffeerunde in der Tagesstätte in Stendal

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Marion Kristin Zosel-Mohr ist Mitbegründerin der Bürgerinitiative Stendal und ehren-amtliche Vorsitzen-de. Kontakt und Information: Freiwilligen-Agentur Altmark e.V.Altes Dorf 2239576 Hansestadt StendalTel.: 0 39 31 / 565 63 [email protected]

Zur Person

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Titel – Landlust oder Landfrust?

2014) Freiwillige aus den Dörfern der Region qualifiziert, damit sie sich in ihren Orten selbstständig um hilfebedürftige Seniorinnen und Senioren kümmern können. Die fachliche Begleitung erfolgt weiterhin über den Verein.

Gleichzeitig sind einige Freiwil-lige auch in anderen Projekten,

z. B. dem GKV-Modellprojekt „Le-ben mit Familienanschluss“ (siehe auch Seite 17) der Sozialakademie Potsdam und dem Vorortpartner, der Freiwilligen-Agentur Altmark e.V., als Gastfamilien bzw. als Pfle-gebegleiterinnen engagiert. In die-sem Projekt wurden im Landkreis Stendal vier Gastfamilien gefun-den, die einen pflegebedürftigen

Menschen aufgenommen haben.Von dem neu entstandenen, zi-vilgesellschaftlich getragenen Hilfesystem und der Gemein-schaft der Ehrenamtlichen profi-tieren nicht nur die Betroffenen, auch die Region gewinnt an At-traktivität. n

Marion Kristin Zosel-Mohr

Das Projekt AUF-Leben der Verbandsgemeinde Diez„Kirchturmdenken überwunden und zu mehr Beweglichkeit gefunden“

Bei der Teilnehmerwerbung zur Gründung einer Bewegungs-

gruppe für Hochaltrige im ländli-chen Raum verblüffte eine 92-jäh-rige Seniorin die Verantwortlichen mit der Aussage: „Warum soll ich denn an so einer Bewegungsgrup-pe teilnehmen? Das ist doch nur was für alte Leute!“

Trotz dieses „Dämpfers“ hat die Verbandsgemeinde Diez im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz im Rahmen ihrer Seniorenarbeit am Pilotprojekt AUF-Leben (Aktiv und Fit) des Deutschen Turner-Bundes teilgenommen. Der Verbandsge-meinde gehören die Stadt Diez sowie 22 eigenständige Ortsgemeinden an.

In Kooperation von Kommune und Sportverein wurden Kontakte zu den Akteuren und Trägern der Seniorenarbeit in Diez aufgebaut. In Zusammenarbeit mit dem sehr engagierten örtlichen Projekt-koordinator eines Sportvereins konnte in fünf Ortsgemeinden jeweils eine Bewegungsgruppe für Menschen ab 80 Jahren ein-gerichtet werden. Derzeit nehmen 125 ältere Menschen das Angebot wahr und führen wöchentlich eine Stunde lang Bewegungsübungen zur Stärkung der Muskulatur, der Standfestigkeit und des Gleichge-wichts durch.

Die Vielzahl der Stürze im Alltag kann so reduziert, die Konzentra-tion gestärkt, Gedächtnisleistung, Koordination und Bewegungsab-läufe können verbessert werden. Selbst eine 91-jährige Seniorin schwärmt nach der einjährigen Teilnahme an der Bewegungs-

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Eine von fünf neu eingeführten Bewegungsgruppen in der Verbandsgemeinde Diez

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Titel – Landlust oder Landfrust?

Es klingelt an der Haustür, gleichzeitig summt der Eierko-

cher, Sie haben den Wäschekorb in der Hand und wollen die Trep-pe hinuntergehen…, so beschreibt Birte Stresska, Übungsleiterin des „Trittsicher durchs Leben“-Bewe-gungskurses, eine klassische, aber nicht ungefährliche Haushalts- und Alltagssituation. Sie lässt ihre Teilnehmer im Alter zwischen 71 und 90 Jahren rückwärts durch die Sporthalle stapfen, dabei Namen buchstabieren, zusätzlich noch einen Luftballon oder ein Seiden-tuch hochwerfen und fordert die

Senioren auf, diese Dinge wieder aufzufangen. Das ist nur eine der Übungen, mit denen Gleichge-wicht, Koordination, Muskelkraft, Beweglichkeit und Wohlbefinden verbessert werden.

Jeder Teilnehmer macht mit, so gut er kann. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich meine Gleichgewichtspro-bleme wieder in den Griff bekom-men würde“, sagt der 76-jährige Obstbauer Rolf am letzten Tag des Kurses. Auch die Übungsleiterin ist begeistert von den Erfolgen und Verbesserungen jedes Einzelnen.

„Diese Art von Gehirnjogging trainiert beide Gehirnhälften“, versichert Birte Stresska, „und verbessert damit die Fähigkeiten in den klassischen Alltagssituatio-nen, in denen mehrere Kompeten-zen zeitgleich abverlangt werden.“

Genau solche Situationen können nicht nur ältere Menschen über-fordern. Unfälle im Haushalt sind häufig und passieren oft, weil man

Fit für den Alltag in Haus und Hof„Trittsicher durchs Leben“-Kurse auf dem Land

gruppe von ihrer neu gewonne-nen Fitness, weil sie ihre häusliche Arbeit heute wieder selbstständig, sicherer und mit mehr Freude be-wältigen kann.

Zusätzlich zur Verbesserung der körperlichen Fitness ist für die Teilnehmenden der soziale Kon-takt wichtig. Viele der Senioren kennen sich untereinander, hatten aber den Kontakt zueinander ver-loren. Gerade in ländlichen Ge-meinden und kleineren Dörfern war und ist es schwierig, genügend Partner für gemeinsame Aktivitä-ten zu gewinnen.

Zum Glück konnten viele Senio-ren ihr sogenanntes „Kirchturm-denken“ überwinden und waren

bereit, auch in einer anderen Ge-meinde ein Bewegungsangebot wahrzunehmen. So finden heute nach der Bewegungsstunde häufig gesellige Treffen statt.

Die von der Kommune anfäng-lich geleistete organisatorische und koordinierende Starthilfe, z. B. bei der Initiierung eines kos-tenlosen Fahrservice, war nach kurzer Zeit nicht mehr notwen-dig, da das Mobilitätsproblem durch Fahrgemeinschaften beho-ben werden konnte. Wie gut das Bewegungsangebot ankommt, zeigt das Beispiel einer Seniorin, die den Anruf der Verwaltung zur Mitteilung der Fahrzeiten nicht abwarten konnte und be-reits morgens um sieben Uhr die

zuständige Mitarbeiterin kontak-tierte, „um ja nicht vergessen zu werden“.

Weitere Informationen zur Um-setzung des Projektes finden Sie unter www.dtb-online.de/portal/gymwelt/aeltere/auf-leben.html n

Michael Schnatz

Michael Schnatz ist seit Juni 2015 Bürgermeister der Verbandsgemeinde Diez, für die er vor-her vierzehn Jahre lang als hauptamt-licher erster Beigeordneter tätig war.

Zur Person

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Titel – Landlust oder Landfrust?

zu leichtsinnig ist. Doch gerade im Alter sind Stürze und Knochen-brüche der große Risikofaktor für Pflegebedürftigkeit.

Den Anstoß zu diesen Bewegungs-kursen hat das Programm „Tritt-sicher durchs Leben“ gegeben. Es

hat zum Ziel, die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit älterer Men-schen aus ländlichen Regionen zu erhalten. Initiator ist die Sozial-versicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen LandFrauenverband und dem Deutschen Turner-Bund. Die wissenschaftliche Evaluation erfolgt durch das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart.

Unter dem Motto „Bleiben Sie mit uns fit und halten Sie Ihre Knochen gesund!“ werden ausgewählten Versicherten der SVLFG kosten-frei Knochendichtemessungen zur Erkennung von Osteoporose und Beratungen zur Sicherheit in Haus, Garten und auf dem Hof angebo-ten. Die Kurse zur Förderung der körperlichen und geistigen Fitness stehen allen älteren Menschen im ländlichen Raum kostenlos offen. Das Projekt wird in zufällig ausge-wählten Landkreisen bundesweit erprobt. In Jork im Alten Land wurde Birte Stresska, Übungslei-

terin mit B-Lizenz für Präventi-onssport beim TUS Jork, für die Arbeit mit den Senioren ausge-bildet. Mitglieder des örtlichen LandFrauenVereins unterstützen das Bewegungsangebot: Sie lösen bei Bedarf Transportprobleme, das ist aufgrund der langen Wege in ländlichen Regionen besonders wichtig und sie geben bei Bedarf während der Kurse Hilfestellun-gen. n

Kontakt und Information: www.trittsicher.org

Gerd Seebeck

Gerd Seebeck ist technische Aufsichtsperson der landwirtschaft-lichen Berufsge-nossenschaft im Landkreis Stade und Multiplikator für die Aktion „Trittsicher durchs Leben“.

Zur Person

Übungsleiterin Birte Stresska unter-stützt einen Teilnehmer der Jorker „Trittsicher durchs Leben“-Gruppe bei einer Gleichgewichtsübung.

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„Jeder kann im Dorf alt werden“Die Senioren-WG in Külz

In Külz im rheinland-pfälzischen Hunsrück hat man wie in fast

keinem anderen Dorf den Struk-turwandel und die damit ver-bundenen Änderungen nicht als Bedrohung, sondern als Chance begriffen. Mir als Bürgermeis-ter und dem Gemeinderat gelang

es, viele Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen zu motivieren. In Workshops, Arbeits- und Pro-jektgruppen gingen sie die Wei-terentwicklung und Anpassung des Dorfes aktiv an. Es entstanden ein Dorferneuerungskonzept, ein Bürgerverein, der sich als sorgende

Gemeinschaft sieht, ein Bürgerbü-ro als Anlaufstelle, Internetvernet-zungen für Nachbarschaften, Mo-bilitätsverbesserung durch einen Bürgerbus, Nachbarschaftstreffs, ein Freizeit- und Jugendtreffpunkt sowie Wanderwege. Ziel des Gan-zen war: Die solidarische und le-

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Titel – Landlust oder Landfrust?

bendige Dorfgemeinschaft sollte erhalten und gefördert werden. Auch energietechnisch wurde investiert: Windenergieanlagen wurden installiert und Fotovol-taikanlagen gefördert. Zuletzt entstanden noch Wärmenetzver-sorgungen, die Wärme aus regene-rativen Quellen erzeugen und ver-teilen. Hier unterstützt die Sonne mit einem ca. 1.500 m² großen So-larfeld die Holzhackschnitzelhei-zung, die 150 Häuser in Külz und in dem benachbarten Neuerkirch versorgt.

Um aber dem Leitsatz „Jeder kann im Dorf alt werden“ annähernd gerecht zu werden, brauchte Külz eine Seniorenwohngemeinschaft, für ein 500-Einwohner-Dorf eine fast unlösbare Aufgabe. Doch wir haben es geschafft.

Es begann damit, dass die im Bürgerverein organisierte Dorfge-meinschaft beschloss, für ihre älter werdenden Bewohnerinnen und Bewohner sicherzustellen, dass sie nicht aus dem Ort wegziehen

müssen, nur weil sie in ihrem an-gestammten Zuhause nicht mehr bleiben können, sei es, weil das eigene Haus nicht barrierefrei ist, sei es, weil die häusliche Kranken-pflege nicht ausreichen würde und eine Betreuung gewährleistet sein muss. Die Idee, eine barrierefreie Wohnmöglichkeit mit Pflege- und Betreuungsangeboten zu schaffen, war geboren. Ein leer stehendes Wohn- und Geschäftshaus mitten im Dorf bot sich für einen Umbau an. Die Investition für den Umbau tätigte der Hausbesitzer. So ent-standen 2013 sechs barrierefreie, je 30 m² große Apartments mit jeweils einem Wohn- und Schlaf-raum sowie einem Bad. Der Ge-meinschaftsraum mit integrierter Küche steht allen offen, ebenso der Garten, der als Treffpunkt für alle Senioren des Ortes angelegt wur-de. Als Vermieterin tritt die Dorf-gemeinschaft Külz e.V. auf. Der Verein hat mit dem Eigentümer einen langfristigen Mietvertrag geschlossen. Pflege und Betreu-ung werden von den Bewohnern selbstbestimmt „gebucht“. Zurzeit

wird diese Leistung durch einen Pflegedienst des Deutschen Roten Kreuzes sichergestellt. n

Aloys Schneider

Die Külzer Senioren-WG ist mittlerwei-le ein Vorzeigeprojekt für ländliche Kommunen im gesamten Bundesgebiet geworden.

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Aloys Schneider war von 1999 bis Ende 2015 Bürger-meister in Külz und ist Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Külz e.V.

Zur Person

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Leben mit Familienanschluss

Von April 2013 bis Ende 2015 wurde in ländlichen Regionen

der ostdeutschen Bundesländer das Projekt „Leben mit Familien-anschluss“ (LEFA) durchgeführt.

Dabei ging es darum, ältere Men-schen mit Pflegebedarf mit Famili-

en zusammenzubringen. Frei nach dem Motto „gemeinsam statt ein-sam“ konnten interessierte Gast-familien so ihre leer stehenden Wohnräume sinnvoll nutzen und pflegebedürftige Ältere, die nicht mehr allein leben können, bei sich aufnehmen. Bis Ende 2015 konn-

ten zwölf Gastfamilienprojekte re-alisiert werden.

Ein besonders schönes Beispiel dafür sind der 82-jährige Erich F. und die 68-jährige Hannelore S., die in einem kleinen Dorf in der Altmark lebt. Seit ihr Mann und

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Auch sie haben durch das Gastfamilien-Projekt LEFA zusammengefunden: Frau K. und eine Enkelin ihrer Gastfamilie.

ihr Bruder, den sie lange Jahre gepflegt hatte, verstorben waren, fühlte sie sich einsam und sehnte sich danach, wieder für jemanden da zu sein. Und Erich F. wollte un-bedingt raus aus dem Pflegeheim, in dem er seit 2011 aufgrund einer körperlichen Behinderung notge-drungen lebte. Er fühlte sich dort unter den zumeist demenzkran-ken Mitbewohnern völlig fehl am Platz. Im August 2014 zog der Witwer in das Haus von Hanne-lore S. – und seitdem geht es den beiden richtig gut. Sie sind nicht mehr einsam, haben jemanden, mit dem sie sich unterhalten kön-nen. Und Frau S. hat wieder eine Aufgabe.

Es ist zwar insofern etwas unty-pisch, da es sich bei der alleinste-

henden Hannelore S. ja nicht um eine Familie handelt, die Vorga-ben sehen hier als Voraussetzung mindestens einen Zwei-Personen-Haushalt vor, aber ihre Kinder wohnen in unmittelbarer Nach-barschaft und können im Notfall unterstützend eingreifen.

Damit Menschen wie Erich F. und Hannelore S. zusammenfin-den, wurden gleich zu Beginn des Projektes in den verschiedenen Bundesländern lokale Fach- und Koordinationsstellen eingerichtet, deren Aufgabe es war, Interessier-te auf beiden Seiten auszumachen. Die Gastfamilien, die sich darauf-hin meldeten und in Frage kamen, wurden in zentralen Qualifizie-rungskursen auf ihre neue Aufga-be vorbereitet, die allerdings keine

Pflegeleistungen beinhaltet, denn diese werden bei Bedarf durch ei-nen ambulanten Pflegedienst er-bracht.

Das Projekt wurde vom GKV-Spitzenverband im Rahmen des Modellprogramms zur Weiterent-wicklung der Pflegeversicherung gefördert und vom Forschungs-verbund FIVE an der Evangeli-schen Hochschule Freiburg (Prof. Dr. Thomas Klie) wissenschaftlich begleitet. Gemeinsam mit der Pro-jektleitung konnten auch über den Projektzeitraum hinaus rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen und vertragliche Vereinbarungen formuliert werden, die eine sichere Basis für die Kosten und Vertrags-regelungen zwischen den Parteien bieten.

Ein Praxishandbuch zum Zweck der Übertragbarkeit auf andere Regionen ist in Arbeit und soll in Kürze veröffentlicht werden. n

Antje Stoklas

Die Erziehungswis-senschaftlerin und Mediatorin Antje Stoklas ist als LEFA-Projektleiterin bei der Sozialaka-demie Potsdam der AWO SANO gGmbH tätig.

Kontakt und Information: www.leben-mit-familienanschluss.de

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Titel – Landlust oder Landfrust?

In dem beliebten Ferienort Bü-sum mit seinen knapp 5.000

Einwohnern, zu denen sich vie-le Feriengäste gesellen, lag das Durchschnittsalter der fünf nie-dergelassenen Ärzte bei 64 Jahren. Zwei von ihnen hatten schon län-gere Zeit vergeblich versucht, für ihre Einzelpraxen Nachfolger zu finden.

Obwohl es insgesamt wieder mehr Medizinstudium-Absolventen gibt, werden derzeit nicht genü-gend Allgemeinmediziner ausge-bildet. Die weit überwiegende Zahl der weitergebildeten Ärzte sind Frauen, die nicht bereit sind, Pra-xen im ländlichen Raum käuflich zu übernehmen.

So entschloss sich die Gemeinde – unterstützt durch ein Förder-programm der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein – im April 2015, die bestehenden Praxen zu übernehmen. Die Ärzte und ihre Mitarbeitenden sind nun Angestellte der Ärztezentrum Bü-sum gGmbH, einer hundertpro-zentigen Tochter der Gemeinde. Die Mediziner sind seitdem nicht mehr selbstständig, sondern ange-stellt. Bezahlt werden sie in einer Kombination aus festem Grund-gehalt und leistungsabhängigen Zulagen.

Begleitet wird das Büsumer Mo-dell von Harald Stender, dem hausärztlichen Koordinator des Kreises Dithmarschen und damit so etwas wie dem Ärzte-Head-hunter der Gemeinde. „Wir müs-sen uns an den Bedürfnissen der nachfolgenden Ärztegeneration orientieren. Für junge Ärzte ist die Übernahme oder der Aufbau einer eigenständigen Praxis ein wirtschaftliches Risiko“, erklärt Stender. „Da klingt für viele die Festanstellung in einem Kran-kenhaus, vor allem in einem städ-tischen Umfeld mit vielfältigen Kultur- und Freizeitangeboten, attraktiver. Im Krankenhaus gibt es im Gegensatz zur Hausarztpra-xis geregeltere Arbeitszeiten und Vertretung bei krankheitsbeding-ten Ausfällen. Junge Mediziner wollen keine Einzelkämpfer mehr sein, sondern ziehen ein kollegia-les Arbeitsumfeld der Einzelpraxis vor.“ Er hofft, dass die Büsumer Idee eine gute Alternative ist und genügend Nachwuchskräfte in den Küstenort bringen wird. Ha-rald Stender setzt vor allem auf die Möglichkeit der Gestaltung von flexibleren Arbeitszeiten wie Teilzeittätigkeit. „Das wird bei der Jobwahl immer wichtiger.“ Denn mittlerweile würden mehr Frau-en als Männer Medizin studieren und für diese sei die Vereinbarkeit

von Beruf, Familie und Freizeit ein ausschlaggebendes Argument. Das Modell ist so interessant, dass bereits zwei Ärztinnen als Nach-folgerinnen für die älteren Kolle-gen eingestellt wurden, außerdem haben zwei Weiterbildungsas-sistenten einen Vertrag erhalten. Weitere Bewerbungen liegen vor.

Auch die Patienten nehmen das neue Versorgungsmodell gut an. Sie können sich weiterhin an ihren Hausarzt, wenn auch nicht an je-dem Wochentag, wenden. Im Not-fall ist jedoch jederzeit ein Arzt des Zentrums für die Patienten verfügbar. n

Kontakt und Informationwww.dithmarschen.de [email protected]

Ines Jonas

Erfolgsrezept gegen Ärztemangel?Büsums kommunale Arztpraxis will Mediziner aufs Land locken

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Der Ärztemangel auf dem Land ist schon länger in vielen Regionen Deutschlands ein Problem, so auch in Büsum an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Dort hat man vor einem Jahr einen ganz neuen Weg eingeschlagen, um Abhilfe zu schaffen.

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Titel – Landlust oder Landfrust?

Als einige meiner älteren Stammpatienten, die in den

Dörfern der Umgebung wohnen, nach und nach den Weg zu mir in die Praxis nicht mehr bewältigen konnten, habe ich beschlossen, zu ihnen nach Hause zu kommen. Als Kassenärztin habe ich schließ-lich einen Versorgungsauftrag, der alle Patienten einschließt“, sagt Dr. Kerstin Finger aus dem branden-burgischen Templin.

Das war 2009. Doch während ein Hausarzt einfach seinen Arztkof-fer packen und loslegen kann, ist ein Zahnarzt schon auf eine ge-wisse technische Grundausstat-tung angewiesen. Und diese gab es damals nicht von der Stange. Bei einem Tüftler aus Bayern ent-deckte die 56-Jährige eine mobile Behandlungsapparatur, die trotz

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Kommt ihren immobilen Patienten im wahrsten Wortsinn entgegen: Dr. Kerstin Finger aus Templin

handlicher Größe volle Leistung bringt und mit Wasser ausgestat-tet ist. Die Anlage verfügt über ein geschlossenes System und wird so auch den strengen medizinischen Entsorgungsvorschriften gerecht. Sie wird in einem speziellen Fahr-zeug transportiert, zusammen mit den nötigen Materialien. Und die Krankenkassenkarte wird am Laptop elektronisch eingelesen. So eine Ausstattung hat ihren Preis und daher beantragte und erhielt die engagierte Zahnärztin För-dermittel der EU und des Landes Brandenburg.

Inzwischen profitieren circa 500 Patienten in der ländlichen Um-gebung rund um Templin von ihrem Angebot: Jeden Dienstag-vormittag legen die Zahnärztin und ihre beiden Mitarbeiterinnen lange Strecken in der beschauli-chen Landschaft der Uckermark zurück, um alte und pflegebedürf-tige Menschen in Privathaushalten und in Alten- und Pflegeeinrich-tungen zu behandeln. Dann wird das Wohnzimmer zum Behand-lungsraum. Immer in einem prak-tischen Rollkoffer mit dabei: ihre circa 15 Kilo schwere Behand-lungseinheit, mit der sie wie in der Praxis bohren, Füllungen legen, Zähne ziehen oder Prothesen an-passen kann: „Bis auf chirurgische Eingriffe und Röntgen ist alles möglich“, so Kerstin Finger.

Das Ganze hat sich inzwischen zu einem Erfolgsmodell entwickelt, wie es auch im Nachhaltigkeits-strategie-Bericht für das Land Brandenburg nachzulesen ist: „Seit Ende 2010 ist so eine hoch-wertige ambulante Versorgung im ländlichen Raum möglich, die nicht nur der Notfall- und Akutschmerzversorgung dient, sondern auch ein integriertes Konzept von Prophylaxe, Heilbe-handlung und sozialer Integrati-on beinhaltet.“

Auch die erfahrene Zahnärztin hält ihr Konzept für zukunfts-weisend: „Die Ärzte müssen um-denken, sie müssen mobil werden, wenn es die Patienten nicht mehr sind.“ Inzwischen seien diese Hausbesuche vom Gesetzgeber durch eine deutlich erhöhte Ge-bühr für Hausbesuche vergü-tungsmäßig so angepasst worden, dass es auch finanziell machbar ist. Trotzdem: „Wenn ich nur auf-suchend arbeiten würde, könnte ich davon nicht leben. Aber zu-mindest bin ich mit meiner mobi-len Tätigkeit schon länger aus den roten Zahlen raus“, freut sich Dr. Kerstin Finger. n

Information und Kontakt: [email protected]

Ines Jonas

Kariesbehandlung im WohnzimmersesselDie mobile Zahnarzt-Praxis von Dr. Kerstin Finger aus Templin

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Titel – Landlust oder Landfrust?

ziert sich gewinnbringend durch Spenden der Nutzer und Verträge mit Eltern für regelmäßige Fahr-ten von Schulkindern, die mit dem ÖPNV nicht erreicht werden und für die sich öffentliche Personen-transportunternehmen nicht zur Verfügung stellen. Als Fahrer setzt der Verein zwei Arbeitskräfte ein, die etwa 20.000 km im Jahr zu-rücklegen. n

Helmut G. Pratzel

Prof. Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Helmut Pratzel (81) zog vor 16 Jahren aus München in ein kleines Dorf in Vorpommern und gründete dort den Verein „Törpiner Forum e.V.“. Er leitet ehrenamtlich mehrere Vereine und ist Vorsitzender des Kreissenio-renbeirates im Landkreis Mecklen-burgische Seenplatte.

Kontakt und Information: www.toerpiner-forum.de

Zur Person

Die Mehrzahl der Dörfer und Splittersiedlungen im Dem-

miner Umland in Mecklenburg-Vorpommern wird außerhalb des Schülertransfers vom ÖPNV nicht angefahren. Die am meisten un-ter eingeschränkter Mobilität lei-denden Menschen sind Senioren, Jugendliche, Menschen mit einer Behinderung und nicht zuletzt auch Zuwanderer. Einkaufsmög-lichkeiten gibt es in einzelnen Dörfern, aber zu diesen führt der ÖPNV nicht oder nur zu ungüns-tigen Zeiten. Obgleich etwa 50 % der Haushalte über einen Pkw ver-fügen, steht dieser für Familien-mitglieder zumeist nicht zur Ver-fügung, weil er für die Fahrt zum Arbeitsplatz genutzt wird. Die Grundversorgung älterer Einwoh-ner – insbesondere mit Lebensmit-teln – kann derzeit nur durch das Angebot fahrender Händler abge-deckt werden. Für immobile Ein-wohner von Splittersiedlungen ist deren Angebot jedoch meist nicht erreichbar. Die zuvor geschilder-ten Unzulänglichkeiten verschär-fen sich während der Schulferien, da der ÖPNV dann nur noch ein-geschränkt befördert. Dies trifft dann auch Auszubildende und Berufstätige. Die schlechten Ver-kehrsanbindungen treffen alle Al-ters- und Interessengruppen; die Stadt-Umland-Verbindungen sind gestört. Mobilitätsangebote des schienengebundenen Nah- und Fernverkehrs sind infolge unzurei-chender Anbindung nicht nutzbar. Die als Minderung der Lebensqua-

lität wahrgenommenen Defizite führen zu einem Attraktivitätsver-lust des ländlichen Lebensraumes sowie zu einem Besiedlungsrück-gang – verbunden mit der Gefahr einer zivilisatorischen Verödung des ländlichen Raumes.

Wir brauchen eine aktive BürgergesellschaftZukünftig müssen immer mehr Gemeinschaftsaufgaben durch aktive Bürger selbst organisiert werden. Wirtschaftlich tragfähige Konzepte sind durch Mischfinan-zierung aus gewinnbringenden und defizitären Strukturen mög-lich, wie das Beispiel unseres Bür-gerbusses zeigt.

Der Bürgerbus des Törpiner Forums als bedarfsgerechtes Transportmittel der Zukunft im ländlichen Raum ist als private, nicht öffentliche Fahrgemeinschaft ein vierjähriges Erfolgsprojekt des Vereins. Er ist Bindeglied im Netz durch Anbindung an den ÖPNV, an die Bahn, an den Schulbus, fährt auf Bestellung zum Arzt, zu Abendveranstaltungen. Er finan-

Der Bürgerbus des Törpiner Forums e.V.

Ein Erfolgsmodell: der Bürgerbus des Törpiner Forums

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Ehrenamtliche Hilfe beim Einkauf mit dem Nachbarschaftsauto

Es begann damit, dass die Nach-barschaftshilfe Taunusstein e.V.

2011, zwei Jahre nach ihrer Grün-dung, die Möglichkeit erhielt, aus Fördermitteln des Bundesfa-milienministeriums ein Auto zu erwerben. Im Projektantrag des Vereins hieß es, mit dem Fahrzeug solle die Mobilität vor allem älterer Menschen in Taunusstein verbes-sert werden, um so das eigenstän-dige Wohnen im Alter zu fördern. Inzwischen stehen fast 35.000 Ki-lometer auf dem Tacho – eine Er-folgsgeschichte.

Taunusstein ist mit knapp 30.000 Einwohnern ein seit 42 Jahren be-stehendes Kunstgebilde aus vier größeren und sechs eher dörf-lichen Ortsteilen, im kleinsten Ort wohnen 230 Menschen. Und Taunusstein, zwölf Kilometer von Wiesbaden entfernt, als Wohnort im Grünen beliebt, erfährt die de-mografische Entwicklung: Etwa

6.000 Einwohner sind 65 Jahre und älter. Von den knapp 1.000 Mitgliedern der Nachbarschafts-hilfe standen 2015 245 hilfebe-dürftigen Mitgliedern 153 aktiv helfende Mitglieder gegenüber, wobei sich fast 60 % aller Hilfeleis-tungen auf Fahrdienste zu Ärzten, Krankenhäusern, zu Geschäften und Behörden beziehen. Es geht also um die Sicherung der indivi-duellen Mobilität.

Die Verbesserung der Mobilität und der selbstständigen Lebens-führung älterer Menschen ist auch Ziel der Stadt Taunusstein. Die Leit-stelle Älterwerden als Seniorenbü-ro der Stadt schafft seit 15 Jahren Infrastrukturen, die ältere und hochaltrige Menschen dabei un-terstützen. Ebenfalls seit 15 Jahren ist die Leitstelle Älterwerden Mit-glied der Bundesarbeitsgemein-schaft Seniorenbüros e.V. (BaS). Dadurch wurde es möglich, die Nachbarschaftshilfe Taunusstein an dem Projekt „Nachbarschaften und soziale Dienstleistungen“ teil-haben zu lassen. Das Fahrzeug für die Nachbarschaftshilfe hat sich als eine wunderbare Investition erwiesen.

Das „Dienstfahrzeug“, ein kos-tengünstiger und variabel belad-barer Fiat Qubo, ist hier für viele Einsatzbereiche das richtige Fahr-zeug. Der hintere Laderaum fasst auch den sperrigsten Rollstuhl und die gegenüber einer norma-

len Limousine höhere Sitzposition erlaubt gehbehinderten Menschen ein bequemeres Ein- und Aus-steigen. Außerdem nutzt das Se-niorenbüro-Team den Wagen für die vielen Hausbesuche. Daneben setzen die ehrenamtlich Helfenden auch ihre Privatfahrzeuge ein, um hilfebedürftige Seniorinnen und Senioren von A nach B zu brin-gen. Allerdings handelt es sich nie um Fahrten, die besser mit einem Krankentransportfahrzeug ausge-führt werden.

Die räumliche Ausdehnung des ländlich geprägten Taunusstein mit viel Feld und Wald zwischen den Ortsteilen ist erheblich. Die Tätig-keit der Nachbarschaftshilfe erleich-tert es alten Menschen, länger in ihrer vertrauten Umgebung zu blei-ben, ohne von wichtigen Kontakten und Dienstleistungen abgeschnit-ten zu sein. Die Nachbarschaftshilfe Taunusstein als Ganzes, aber eben auch das kleine Auto sind zum Nut-zen der Menschen ein Erfolg, ein Baustein des sozialen Zusammen-halts in der Stadt. n

Rudolf Dertinger

Kleines Auto – großer ErfolgDas Nachbarschaftsmobil von Taunusstein

Rudolf Dertinger ist Beisitzer im Vorstand der Nach-barschaftshilfe Taunusstein e.V.

Zur Person

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Titel – Landlust oder Landfrust?

Vielfach ist durch die persönlichen Kontakte in den Ortsvereinen die Gewohnheit entstanden, sich regelmäßig über das Telefon zu unterhalten, Neuigkeiten auszu-tauschen, sich um den anderen zu kümmern und so Vereinsamung gar nicht erst entstehen zu lassen. Der Ortsverein in Diedorf im Un-

strut-Hainich-Kreis im Nordwes-ten von Thüringen ist als Beispiel für gut funktionierende Telefon-kontakte zu nennen: Die stark seh-behinderten Mitglieder, die sich durch das Lesen der Zeitung nicht mehr auf dem Laufenden halten können, werden durch andere Verbandsmitglieder aus dem Ort regelmäßig telefonisch darüber in-formiert, was sich wo im Dorf und in der Region tut.

Die Kreisvereinigungen der Landsenioren entwickeln ein jährliches Programm. Bei den Unternehmungen wird Wert auf Vielseitigkeit gelegt. Stets sind die-se informativ und mit Bildungsin-halten versehen. Besichtigungen von Betrieben und Institutionen vermitteln Einblicke in die Ar-

Gegen Isolation und Einsamkeit auf dem LandDer Deutsche Landseniorenverband und seine Aktivitäten

Der Landseniorenverein Kromsdorf auf einer Bustour in Südtirol

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Der Deutsche Landseniorenver-band mit seinen Landes- und

Kreisverbänden sowie einzelnen Ortsvereinen bietet Seniorinnen und Senioren auf dem Land un-ter dem Motto „Einander helfen – Freude erleben“ eine Gemein-schaft, die gegenseitige Unterstüt-zung, Geselligkeit und gemein-same Erlebnisse ermöglicht. Die Kreisvereinigungen und Ortsver-eine entscheiden über das Jahres-programm und organisieren es nach den Wünschen der Mitglie-der. Besonders beliebt sind Veran-staltungen, die intensive Kontakte untereinander ermöglichen, also Individualisierung und Einsam-keit aufbrechen.

Der Ortsverein Kromsdorf bei Weimar z. B. organisiert für sei-ne Mitglieder jeden Monat eine Veranstaltung. Dabei geht es um Themen der Gesundheit, der Er-nährung, des Rechtes sowie der Sicherheit, auch Buchlesungen wer-den angeboten. Die Mitglieder be-gegnen sich auf Wanderungen und bei Besuchen örtlicher Betriebe und Einrichtungen. Der Ortsver-ein bietet auch Tagesausflüge sowie eine jährliche Mehrtagesreise an.

Sind Mitglieder vorübergehend erkrankt oder sonst in ihrem All-tagsleben gehindert, geben andere Hilfe und übernehmen Unterstüt-zung, um solche Einschränkungen zu überbrücken. ©

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24 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Titel – Landlust oder Landfrust?

beits- und Dienstleistungswelt. Die Mitglieder der Kreisvereinigungen feiern gemeinsam Frühlings- und Sommerfeste und begehen feier-lich das Jahresende.

Experten werden eingeladen, um über Themen wie das Verhalten im Straßenverkehr, Fragen des Erb- und Versorgungsrechtes, der Umwelt sowie über aktuelle po-litische Entwicklungen zu infor-mieren.

Alle Angebote der Landsenioren verfolgen das Ziel, die Seniorinnen und Senioren in den Dörfern und Kleinstädten nicht einsam wer-den zu lassen, ihnen ein Forum zu bieten, innerhalb dessen sie nach ihren eigenen Wünschen Gemein-samkeit gestalten und leben, per-

sönliche Kontakte besser pflegen sowie den Bekannten- und Freun-deskreis erweitern können. n

Bernd Unger

Unser Dorf: Wir bleiben hier!Online-Markttreffen für Information, Austausch, Ideen vom 15.10. – 2.12.2016

Dr. Bernd UngerJahrgang 1938, ist seit 2011 Präsident des Deutschen Landseniorenver-bandes e.V.

Kontakt: [email protected]

Zur Person

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Frau Weber wohnt in Friedenro-de. Hier möchte sie auch woh-

nen bleiben, bis sie stirbt. Denn sie liebt ihr Dorf. Das bröckelt hier und da. Nun trifft sie sich mit anderen – im Internet!

Sechs Wochen lang bekommt sie neue Denkanstöße: kurze Videos, interessanten Lesestoff, Aufgaben zum Weiterdenken und Austausch mit anderen. Sie macht sich Gedan-ken über ihren Ort und darüber, wie es sich hier gut leben lässt – auch im Alter. Auf die Treffen „in echt“ freut sie sich am meisten. Die Themen:

1. Woche: Unser Dorf: Mit anderen Augen sehen

2. Woche: Teilhabe: Wir gestalten mit!

3. Woche: Wohnen: Daheim – mit anderen – am Ort

4. Woche: Welcome und mehr: Flüchtlinge im Dorf

5. Woche: Wir organisieren uns: Als Genossenschaft, Verein, gGmbH?

6. Woche: Netzwerken: über Facebook, Twitter & Co.

Wir wollen Menschen ansprechen, die im ländlichen Raum leben oder an den Problemlagen und Themen

des ländlichen Raums Interesse haben. Ansprechen möchten wir besonders Menschen aller Genera-tionen, die sich für ihre Region und in ihr engagieren wollen und dazu ein Netzwerk benötigen. Auf unse-rem Blog www.unser-dorf-mooc.de gibt es weitere Informationen. Das Projekt wird gefördert aus Mitteln des Landes Hessen im Rahmen von Hessencampus 2016, die Teilnahme ist kostenfrei. Veranstalter sind die Evangelischen Kirchen in Hessen. n

Gunter Böhmer [email protected].: 0 61 51 / 66 90 190.

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25BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Laut Weltgesundheitsorganisati-on WHO zählt unzureichende

körperliche Aktivität zum welt-weit vierthöchsten Risikofaktor, der zum Tod führen kann. Die Zeit, die Menschen im Alltag re-gelmäßig für körperliche Aktivi-täten und besonders für ein geziel-tes Training aufwenden, kann als wohlinvestiert betrachtet werden. Der Körper dankt ihnen gleich mehrfach: Schutz vor Herz-Kreis-lauf-Erkrankungen und Hirn-schlag, Senkung des Krebs- und Demenzrisikos, Bekämpfung und Schutz vor Diabetes Typ 2, Linde-rung bei Depression und schließ-lich Verbesserung der Muskeln und Knochendichte.

Damit nicht genug: Zusätzlich reiht sich noch das Gehirn in die Liste der positiven Effekte eines aktiven Lebensstils ein. Studien weisen darauf hin, dass die Mus-kulatur des Menschen und das Gehirn weitreichender miteinan-der verbunden sind als bisher an-genommen. Eine Beanspruchung der Muskeln kommt demnach auch den Gehirnzellen zugute. Laut Erkenntnissen der Evoluti-onsmedizin ist die Entwicklung unseres Gehirns, wie wir es heute vorfinden, auch dem bewegungs-reichen Lebensstil unserer Urah-nen zuzuschreiben. Vor allem bei ausdauernden Bewegungen pro-duzieren Muskeln – damals wie heute – nützliche Stoffe, die zur Nervenzellneubildung (Neuroge-nese) anregen und somit das Ge-

hirn zu der Größe wachsen lassen, wie wir es heute kennen.

Dem natürlichen biologischen Al-terungsprozess geschuldet, redu-ziert sich das Hirnvolumen und die essenziellen Nervenzellverbindun-gen nehmen im Laufe eines Lebens ab. Die positive Nachricht lautet aber, dass ausdauernde Bewegung sowie Kraft- und Koordinations-training zum Erhalt bestehender Netzwerke beitragen, somit das Gehirn „pflegen“ und bis zu einem gewissen Grad die kognitive Leis-tungsfähigkeit sogar verbessern können. Die Einstellung „Dafür bin ich zu alt, bei mir wirkt das nicht mehr“ ist passé, denn Studi-en bestätigen, dass es sich in jedem Alter lohnt, damit anzufangen. Es kommt auf die richtige Trainings-dosierung an. Mein Rat als Sport-gerontologin: Holen Sie sich das Okay Ihres Hausarztes, bevor Sie starten.

Der neueste Trend geht dahin, die Vorteile von Bewegung und Ge-hirnaktivierung miteinander zu kombinieren, d. h. Gehirn- und Gedächtnistraining während kör-perlicher Aktivitäten auszuführen – und das am besten draußen, an der frischen Luft! Diese sogenann-ten Doppeltätigkeitsaufgaben, also Tätigkeiten, die gleichzeitig ausge-führt werden, z. B. gehen und dabei kognitive Aufgaben lösen, können einen zusätzlichen Trainingseffekt erzielen. Regelmäßiger Ausdau-ersport wie Wandern, Walken, Nordic Walking, aber auch schon strammes Spazierengehen können laut Studien der Jacobs University in Bremen dazu beitragen, dass ältere Menschen wieder schneller und genauer denken.

Wenn man dieses Training nun mit kognitiven Aufgaben paart, profi-tiert das Gehirn gleich doppelt. So bringt man Schwung in den aus-

Denken und Bewegen

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Gesundes Leben

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26 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Ein Garten kann viel mehr sein als nur eine Nutzfläche.

Man kann ihn so anlegen, dass er uns unterstützt mit Kraftplät-zen und Inspirationsquellen. Er kann einen wesentlichen Teil zur Gesundheit beitragen. Der Gar-ten als Rückzugsort und Wohl-fühloase, als Ort der gelebten

Entschleunigung und Raum für das Abschalten vom Alltag wird für viele Menschen immer wich-tiger.

Gartenarbeit ist gesund und hält fit. Als Ausgleich zu sitzenden Tätigkeiten sind die Bewegungs-abläufe im Garten nicht nur gut

für die Wirbelsäule, sie stimulie-ren viele Muskelgruppen. Die Im-munkräfte werden gestärkt, die Konzentrationsfähigkeit steigt. Schon wenige Minuten Aufent-halt im Garten reichen, damit sich die Herzfrequenz normali-siert und die Muskeln entspan-nen.

Gärtnern für die Seele – der Garten, der mir gut tut

Gesundes Leben

dauernden Gruppenspaziergang, indem man bei 1.000 beginnend in siebener Schritten rückwärts zählt.

Wer es mit Zahlen nicht so hat, nutzt seine Wahrnehmung und benennt einen Gegenstand, den er oder sie am Wegesrand entdeckt hat, z. B. einen Igel. Der Nächste muss mit dem letzten Buchstaben dieses Wor-tes, dem L, einen neuen Gegenstand finden und die bisher genannten vorher aufzählen, was zusätzlich das Kurzzeitgedächtnis trainiert.

Diese und noch viele weitere Tipps, wie man aus Walken „Brainwal-ken“ macht, kann man in dem Buch „Brainwalking – Machen Sie Ihrem Gehirn Beine“ von Bet-tina M. Jasper nachlesen. Es rich-tet sich nicht nur an Übungsleiter, sondern an jeden, der Anregun-gen für den Sonntagsspaziergang oder die nächste Wochenendwan-derung sucht. Einige Vorschläge lassen sich mit etwas Kreativität

auch dann anwenden, wenn man allein unterwegs ist. Nehmen Sie sich z. B. einen kleinen Igel-Ball mit und rollen Sie diesen in den Handinnenflächen, während Sie gehen. Das stimuliert, massiert und aktiviert gleichzeitig noch ei-nige Hirnareale. Werfen Sie außer-dem den Igel-Ball von der einen Hand in die andere, das schult die Koordination und kann beim Ge-hen eine richtige Herausforderung darstellen. Das sollten Sie bitte nur auf ebenen Flächen und ohne Stra-ßenverkehr ausführen.

Und Herausforderungen sind ge-nau das, was wir auch im Alter be-nötigen. Unser Körper und unser Gehirn sind wirtschaftliche Syste-me, es werden keine Ressourcen an Bereiche verschwendet, die nicht gebraucht werden. Das bedeutet: Nutzen wir etwas nicht, lässt es unser biologisches System ver-kümmern. Der Volksmund bringt es auf den Punkt: „Was rastet, das

rostet“. Und: Klappt eine Aufgabe nicht auf Anhieb – umso besser. Ihr Gehirn ist in diesem Moment gefordert und wird es Ihnen dan-ken! n

Petra Bercik, Studentin der Sport-gerontologie an der Sporthoch-schule Köln, hat in der BAGSO ein Praktikum absolviert.

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27BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Sibylle Maag ist Designerin und Schöpferin des Paradiesgartens Maag in Lechbruck am See. Das Kreativgelände wurde zu einem offiziellen Projekt der Weltde-kade zur nachhaltigen Entwick-lung ernannt und begeistert

Gruppen von Politikern, Architekten, Ärzten und Fachpersonal aus der ganzen Welt. Sibylle Maag, die von der UNESCO für ihre Bildungsarbeit ausgezeichnet wurde, ist auch Autorin des Buches: „Gärtnern für die Seele – der Garten, der mir gut tut“.

Kontakt und Information: www.paradiesgarten.eu

Zur Person

Auf der anderen Seite fällt es vie-len älteren Menschen zunehmend schwerer, einen (großen) Garten zu pflegen. Da rücken Pflanzen, die dem „modernen Lebensstil“ entsprechen, in den Fokus: z. B. Büsche, die nicht geschnitten wer-den müssen, wochenlang blühen, Naschfrüchte liefern und dazu auch noch gesunde Inhaltsstoffe bieten, wie die nordische Zitrone, die sibirische Blaubeere oder das Säulenobst.

Auch Hochbeete, die zurzeit im Trend liegen, kommen den Be-dürfnissen älterer Menschen sehr entgegen. Sie bieten eine angeneh-me Arbeitshöhe, erleichtern so die Gartenarbeit und ermöglichen den Pflanzen, schnell und einfach Wur-zeln zu bilden, da der Boden auf-grund der Schichtung noch locker und nährstoffreich ist. Das Ge-heimnis des üppigen Wachstums liegt in der Füllung: Sie besteht aus einem Astholzkern, auf den Schnittgut, Laub und Grasschnitt geschichtet werden. Die oberste Schicht besteht aus Humus und Kompost. Gute Pflanzenkombina-tionen für die ersten zwei bis drei Jahre bestehen aus nährstoff- und wärmeliebenden Pflanzen, da sich das Hochbeet gut aufheizt: Her-vorragend geeignet sind im ersten Jahr z. B. Kohlrabi mit Basilikum, Zwiebeln und Tomaten, Lauch und Sellerie sowie Kohlarten wie Brok-koli oder der toskanische Palm-kohl. Im Frühling bedanken sich die Jungpflanzen für die erwärm-ten Wände des Hochbeets mit zü-gigem Wachstum. Im Sommer ist regelmäßiges Gießen angebracht,

damit der Boden, der hier wegen des luftigen Aufbaus schneller aus-trocknet, weiterhin das so wichtige Nass spendet.

Wer nur über einen Balkon oder eine Terrasse verfügt, muss trotz-dem nicht auf frische Kräuter, Ge-

müse und Blumen verzichten. Ich habe dafür ein mobiles Hochbeet entwickelt, auf dem bis zu 50 Pflan-zen auf einem m² gedeihen. Das macht es möglich, Gartengenuss in jeder Lebenslage zu erleben. n

Sibylle Maag

KUBI hat Sibylle Maag ihr mobiles Hochbeet, auf dem bis zu 50 Pflanzen auf einem m² gedeihen, genannt.

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den Betroffenen zum Absetzen zu motivieren. Suchtberatungsstellen können Therapiemöglichkeiten aufzeigen. n

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Bei starker Medikamentenabhängigkeit ist es oft schwer, den Betroffenen zum Absetzen der Mittel zu motivieren.

Wie kommt es, dass ältere Menschen besonders gefährdet sind, medikamentenabhängig zu werden?Mit zunehmendem Alter verän-dern sich im Leben die Rollen und Aufgaben. Der Wunsch nach Sinnhaftigkeit braucht neue Be-tätigungsfelder. Der Umgang mit Veränderungen wie Krankheit oder Einsamkeit kann eine hohe Anforderung sein. Wenn dies als sehr bedrohlich erlebt wird, steigt das Risiko einer psychischen Er-krankung. Schlafstörungen und Unruhe werden oft als besonders quälende Reaktionen empfunden.

Welche Medikamente sind besonders problematisch?Zu Beginn einer Medikamenten-abhängigkeit steht oft der Wunsch nach Ruhe und Schlaf und danach, nicht mehr nachdenken zu müssen. Schlaf- und Beruhigungsmedika-mente haben ein hohes Suchtri-siko. In erster Linie trifft das auf Benzodiazepine zu. Sie sind sehr effektiv mit zunächst wenigen Ne-benwirkungen, aber sie sollten in den allermeisten Fällen nur über kurze Zeiten verschrieben werden und wegen des Abhängigkeitsrisi-kos nicht täglich genommen wer-den. Leider wird das von Ärzten und Patienten zu wenig beachtet.

Woran erkennen Angehörige und das persönliche Umfeld, dass eine Person süchtig ist?Die übermäßige Bedeutung eines Schlaf- oder Beruhigungsmittels kann Hinweis für eine Medika-mentenabhängigkeit sein. Es wird als tägliche Notwendigkeit verlangt und kann nicht flexibel gelegentlich genommen werden. Die Betroffe-nen werden unkonzentriert, wirken „vernebelt“. Der menschliche Kon-takt ist zunehmend eingeschränkt. Die Gefühle wirken abgeflacht, unberührbar, distanziert. Der kör-perliche Abbau schreitet unge-wöhnlich schnell voran.

Was kann man tun? Wo bekommt man Hilfe?Der erste wichtige Kontakt ist der Hausarzt. Mit ihm kann die vorsichtige Dosisreduzierung ab-gesprochen werden. Meist ist es sinnvoll, einen Facharzt für Psy-chiatrie hinzuzuziehen. Es gibt gute Psychopharmaka und Anti-depressiva, die nicht abhängig ma-chen und das vorsichtige Absetzen des Suchtmittels erleichtern. Ihr Einsatz kann den Weg zu einer wieder zugewandteren und opti-mistischeren Lebenseinstellung unterstützen. Bei hochdosierter Medikamentenabhängigkeit kann es eine sehr schwere Aufgabe sein,

Medikamentenabhängigkeit im Alter

Dr. med. Maria Klein ist seit 1992 als Fachärztin für Psychotherapeu-tische Medizin und Suchtmedizin in Bonn niedergelas-sen und zudem in der Ausbildung von Psychotherapeuten tätig.

Information und Kontakt: www.drmariaklein.de

Zur Person

Nach Angaben der Bundesärztekammer wird die Zahl der von Medikamenten abhängigen Menschen in Deutschland auf ca. 1,4 bis 1,9 Millionen geschätzt. Da der problematische Gebrauch von Medikamenten – statistisch gesehen – mit dem Alter kontinuierlich ansteigt, ist in der Gruppe der über 60-Jährigen mit einem vergleichsweise hohen Anteil an Medikamentenabhängigen zu rechnen. Woran das liegt und was man dagegen tun kann, erklärt die Ärztin Dr. med. Maria Klein im Gespräch mit Ines Jonas.

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29BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Gesundes Leben

Obwohl jährlich etwa 17.000 Menschen an Nierenkrebs er-

kranken, macht dies nur ca. 2 % aller Tumorerkrankungen aus. Da-her wird er zu den eher seltenen Tumorerkrankungen gezählt. Das durchschnittliche Alter der Er-krankten liegt zwischen 60 und 70 Jahren. Zwei Drittel der Betroffe-nen sind Männer. Der Tumor ver-ursacht im frühen Stadium meist keine Beschwerden. Oft wird er zu-fällig entdeckt, z. B. bei einer uro-logischen Untersuchung oder vom Hausarzt. Erste Anzeichen für ei-nen Nierentumor können Blut im Urin und Flanken- beziehungswei-se Rückenschmerzen sein.

Wenn der Krebs auf die Niere be-schränkt ist, ist er meist heilbar, daher ist es durchaus sinnvoll, die Nieren jährlich untersuchen zu las-sen. Da Nierenkrebs jedoch nicht so häufig ist wie z. B. Brust- oder Prostatakrebs, ist der Ultraschall der Nieren eine sogenannte indivi-duelle Gesundheitsleitung (IGeL), die privat bezahlt werden muss.

Aber auch größere Tumore oder Tumore, die bereits gestreut ha-ben, sind in der heutigen Zeit gut behandelbar. Seit 2006 gibt es Me-dikamente, die das Wachstum und eine weitere Streuung des Krebses verhindern sollen.

Nach der Diagnose Krebs unter-liegt der Alltag vielen Veränderun-gen und Herausforderungen. Für diese vollkommen neue Situation

müssen sowohl die Patienten als auch deren Angehörige Verarbei-tungs- und Bewältigungsstrategi-en finden. Das Lebenshaus ist ein gemeinnütziger Verein, der Patien-ten mit Nierenkrebs, aber auch mit Tumoren im Magen-Darm-Be-reich (GIST) und bösartigen Bin-degewebs- und Weichteiltumoren (Sarkomen) betreut.

Mit Berit Eberhardt, die seit 2010 den Bereich Nierenkrebs bei „Das Lebenshaus“ leitet, sprach Katha-rina Braun.

Frau Eberhardt, was raten Sie Pa-tienten, die gerade die Diagnose „Nierenkrebs“ erhalten haben?Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass sich bei der Diagnose Krebs eine Art von Lawine in Gang setzt: zum einen der Schock über die Erkrankung, zum anderen gibt es zahlreiche Termine, es ste-hen Entscheidungen an und vieles mehr. Gerade in dieser Zeit gilt es, Ruhe zu bewahren. Entscheidun-gen müssen zumeist nicht sofort getroffen werden. Wir können Patienten dabei unterstützen, die nächsten Schritte ihrer Behand-

lung besser zu verstehen, und se-hen uns als „Lotse“ auf dem Weg im Umgang mit der Erkrankung.

Was hilft Patienten, mit der Erkrankung zu leben?Das ist nicht immer ganz einfach und es gibt leider kein Patentre-zept. Es ist wichtig, einen eigenen, individuellen Weg zu finden. Häu-fig führt dieser Weg über sinnvolle Aktivitäten, z. B. Hobbys. Manche finden Unterstützung im Gespräch mit anderen Nierenkrebs-Patien-ten oder im ehrenamtlichen Enga-gement, wie unsere Mitarbeiter im Telefondienst und die Gruppenlei-ter regionaler Patientengruppen. Sie sind selbst erkrankt und geben anderen Zuversicht und Mut, das Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen.

Umfassende Informationen zu Nierenkrebs, Therapiemöglich-keiten und Hilfsangeboten sowie die Kontaktdaten finden Sie auf www.daslebenshaus.org. n

Katharina BraunBAGSO Service [email protected]

Leben mit Nierenkrebs

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Pflege

Zahllose Publikationen von Be-troffenen, pflegenden Angehö-

rigen und professionell Pflegenden versuchen, darauf eine Antwort zu geben. Viele der darin enthaltenen Schilderungen sind sehr eindrück-lich, gehen nahe und lassen doch nur ahnen, was in den Demenz-kranken vorgeht.

Mit ihrem demenz balance-Mo-dell© geht Barbara Klee-Reiter einen Schritt weiter. Die Fort-bildnerin hat diese Methode ent-wickelt, mit der es möglich wird, den eigenen Empfindungen im Umgang mit existenziellen Ver-

lusten zu begegnen und auf diese Weise der inneren Welt von Men-schen mit Demenz ein Stück nä-herzukommen. „Für mich ist eine Grundvoraussetzung im Umgang mit Menschen, die an einer De-menz erkrankt sind, dass es eine Vorstellung davon gibt, was es heißt, die eigene Identität und so-mit das Wissen um sich selbst zu verlieren. Wer selbst erfahren hat, welche Gefühle und Bedürfnisse damit verbunden sind, entwickelt ein ganz anderes Verständnis und somit auch eine andere Haltung im Umgang mit Demenzkranken“, ist sich Barbara Klee-Reiter sicher.Und so erleben diejenigen, die sich auf die Methode einlassen, an-hand einer Selbsterfahrung, wie es ist, wenn nach und nach die ei-gene Wirklichkeit entgleitet und man die Kontrolle über sich und seine Welt verliert. Zunächst be-ginnt Barbara Klee-Reiter damit, den Teilnehmenden 16 Fragen be-züglich ihrer eigenen Biografie zu stellen. Die Fragen beziehen sich auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. „Welche Person hat Sie in Ihrer Kindheit positiv beein-druckt? Was bringt Sie so richtig auf die Palme? Welchen Traum möchten Sie sich in Zukunft gern erfüllen?“ Dann werden sie gebe-ten, ihre Antworten in Stichwor-

ten in ein beliebiges Kästchen der Arbeitsmaterialien, die symbo-lisch eine Person darstellen, ein-zutragen. Die Vorlage, die Barbara Klee-Reiter dazu entwickelt hat, steht für die Identität der Teilneh-menden.

In drei Schritten erleben die Teil-nehmenden dann, wie ihnen im-mer mehr „Lebens-Abschnitte“ und Kompetenzen aus ihrer „Per-son“ abhandenkommen und ihr Identitätsgefüge aus der Balance gerät. „Stellen Sie sich vor, wie es ist, ohne die Erinnerung an be-stimmte Lebensphasen, an Erfah-rungen, an bestimmte Menschen und an all das, was einem wichtig war, zu leben. Die Gefühle und die Bedürfnisse, die mit dieser Vorstel-lung verbunden sind, werden nach jedem Schritt verbalisiert und re-flektiert“, erklärt die Dozentin.

Schon in der ersten Phase, wenn drei von sechzehn Abschnitten fehlen, fühlen sich die meisten „wie aus dem Gleichgewicht geraten“, haben aber noch die Hoffnung, sich mit Hilfe anderer wieder in Balance bringen zu können. Wenn schließlich zehn symbolisierte Lebensabschnitte und -erfahrun-gen fehlen, gibt es diese Hoffnung nicht mehr. Oft ist es dann so, dass

Das demenz balance-Modell©: Demenz erleben und verstehenWesentlich für eine angemessene Begleitung von Menschen mit Demenz ist es zu verstehen, welche Bedeutung die Erkrankung für die Betroffenen hat: Wie fühlt es sich an, demenzkrank zu sein? Wie ist es, ständig und zunehmend mit Verlusten konfrontiert zu werden? Welche Gefühle sind damit verbunden, wenn das Wissen über sich selbst verloren geht?

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31BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Pflege

die Teilnehmenden starke Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit, Leere und Unsicherheit äußern. Andere ver-weisen auf die Wichtigkeit der ih-nen verbliebenen Abschnitte und haben das Gefühl, damit zurecht-zukommen.

Auffallend ist, wie unterschiedlich – gerade in der letzten Phase des Modells, wenn fast alle Abschnit-te verloren gegangen sind – die Gefühle der Anwesenden sind. Während es für einige das „Ende der Existenz“ bedeutet, fühlen sich

andere regelrecht „erleichtert, dass das Kämpfen ein Ende hat“. Das zeigt, dass nicht nur der prozess-hafte Krankheitsverlauf individu-ell ist, sondern auch die Gefühle, die damit einhergehen. Und so fragt Barbara Klee-Reiter auch nach jeder simulierten Verlustpha-se die Bedürfnisse der Anwesen-den ab.

Wie auch immer diese ausfal-len, sie werden zum Schluss wie-der aufgefangen. „Denn mir ist wichtig, dass die Teilnehmenden wieder im ‚Hier und Jetzt‘ an-kommen. Aber wenn möglich mit einer veränderten inneren Haltung“, wünscht sich die Do-zentin. „Ich bin zufrieden, wenn es mir gelungen ist, die Teilneh-menden auf einer tiefen Ebene zu berühren und zu sensibilisieren.“ Bei den meisten scheint das stets zu gelingen: „Ich hätte nie ge-dacht, dass es möglich ist, so real die Situation von Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, nachvollziehen zu können“, so eine typische Rückmeldung. n

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Barbara Klee-Reiter ist seit 1999 in der Fort- und Weiterbildung zum Thema Pflege und Betreuung demen-ziell veränderter Menschen tätig.

Information und Kontakt: www.perspektive-demenz.de

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Das demenz balance-Modell: Die Arbeitsmaterialien, die symbolisch eine Person darstellen, stehen für die Identität der Teilnehmenden, die sich auf die Selbster-fahrung einlassen. In drei Schritten erleben sie, wie ihnen immer mehr „Lebens-Abschnitte“ und Kompetenzen aus ihrer „Person“ abhandenkommen und ihr Identitätsgefüge aus der Balance gerät.

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nen mitten im Verkehrsgeschehen, Passanten und Fahrgäste werden spontan zum Zuschauer.

Zum Beispiel im Bus: Eine Senio-rin erklärt ihrer ebenfalls betagten Freundin mit übertriebenen Ges-ten, wie schnell man stürzen kann, wenn man sich nicht festhält oder an den Haltestangen durch den Bus hangelt – fast wie Tarzan. „Im Verkehr geht es nicht um einen Schönheitspreis, sondern um eine sichere Mobilität. Darauf möch-ten wir aufmerksam machen“, er-klärt VCD-Projektleiterin Anna Fehmel, die mit den Schauspie-lern auch eine Modenschau-Szene plant – mit schicken Reflektoren für die Handtasche und Schnee-krallen für den Gehstock. „Im Idealfall nehmen die Zuschauer unsere Ideen mit einem Schmun-zeln auf, dann bleiben sie besser im Gedächtnis – und werden um-gesetzt.“

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„Sein oder nicht sein“

Eine alte Dame steigt in den Bus und bleibt im Gang stehen. In

der ersten Kurve gerät sie aus dem Gleichgewicht und stolpert nach vorn. Ein anderer Fahrgast fängt sie im letzten Moment auf. Solche Szenen gehören zum Alltag vieler älterer Menschen. Für sie ist es irgendwann nicht mehr so ein-fach, unterwegs zu sein. Sie sind in ihrer Mobilität eingeschränkt – nicht nur in Bus und Bahn, sondern überall dort, wo es nicht barrierefrei oder seniorengerecht zugeht. Das kann sogar zu Hause sein.

Denn Mobilität ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens, sie fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden, ermöglicht sozia-le Kontakte und gesellschaftliche Teilhabe. Ein Verlust an Mobilität ist meist auch ein Verlust an Selbst-ständigkeit und Lebensqualität.Mit dem Ideenwettbewerb „Kleine Schritte – große Wirkung“ hat die Robert Bosch Stiftung in Koope-ration mit der BAGSO Projekte gesucht, die auf eine bessere Mo-bilität im Alter hinwirken. Gefragt waren Ideen und Konzepte, die räumliche, soziale und virtuelle Barrieren beseitigen oder redu-zieren. Die Robert Bosch Stiftung unterstützt das Engagement älte-rer Menschen, die mit ihren Ideen und ihrem Einsatz entscheidend zur Verbesserung ihrer Lebenssi-

tuation beitragen. Daher war eine Voraussetzung für die Teilnahme am Wettbewerb die Beteiligung von über 60-Jährigen bei der Pla-nung und Durchführung der Pro-jekte.

Aus dem Wettbewerb wurden 21 Projekte ausgewählt und in die Förderung aufgenommen, die vom barrierefreien Quartiersma-nagement über nachbarschaftliche Mobilnetzwerke bis zum Rollator-Training reichen.

Augenzwinkern statt MahnungenMan braucht keinen erhobenen Zeigefinger, um ältere Menschen auf Probleme in ihrer Mobilität aufmerksam zu machen, das zeigt beispielhaft das Projekt „Sein oder nicht sein – mit Theater und Tam-tam für mehr Verkehrssicherheit älterer Menschen“ vom Landesver-band Nordost des Verkehrsclubs Deutschland e.V. (VCD Nordost). Darin sensibilisieren zwei Ber-liner Senioren-Theatergruppen ihre Altersgenossen mit einem Augenzwinkern für ein siche-res Verhalten im Straßenverkehr. Die Schauspieler stellen Situatio-nen nach, die sich an der Lebens-wirklichkeit älterer Menschen orientieren, und zeigen mögliche Lösungen auf. Das passiert nicht nur auf der Bühne, sondern auch als „unsichtbares Theater“ im All-tag: Die Akteure spielen ihre Sze-

Ganz einfach mobil werden und bleibenMit ihrem Wettbewerb „Kleine Schritte – große Wirkung“ fördert die Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der BAGSO Projekte für eine bessere Mobilität im Alter.

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33BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Mobilität

Essen in Gesellschaft schmeckt besserEs müssen nicht immer große Lö-sungen sein, auch kleine Schrit-te sind hilfreich. Das zeigen viele Ideen des Wettbewerbs, wie das Projekt „Mahlzeit!“ des Caritas-verbands Meißen.

Nur für sich zu kochen und allein zu essen, gehört für viele Single-Senioren zum Alltag. Schön finden das die wenigsten. „Gerade beim Mittagessen hätten sie gern ab und zu Gesellschaft“, erzählt Caritas-Projektleiterin Doris Walther. Deshalb bringt sie ältere Menschen zusammen, die mit- und füreinan-der kochen und gemeinsam essen möchten. Bei der Kochpremiere in zunächst „neutraler Umgebung“ wurde in Zweiergruppen für Kür-bissuppe, Rippchen, Klöße und Obstsalat geschnippelt, gerührt, abgeschmeckt – und viel geredet. Doris Walther sieht gute Chan-cen, dass sich die Teilnehmer von nun an regelmäßig zum Mittag-essen einladen. Erste Verabredun-gen gibt es bereits. Damit schafft „Mahlzeit“ einen Anreiz, aktiv und sozial mobil zu werden. Denn wenn Einkaufen, Kochen und Es-

sen wieder mehr Freude bringen, bewegt man sich dafür auch gern. „Und wer Gesellschaft sucht und sich austauscht, vereinsamt nicht so leicht“, ergänzt Doris Walther. „Unser Projekt ist eine der ein-fachsten Maßnahmen, um das Wohlbefinden älterer Menschen zu steigern.“

Ältere trainieren ÄltereMit dem Wettbewerb „Kleine Schritte – große Wirkung“ unter-stützt die Robert Bosch Stiftung das Engagement älterer Menschen. Dass diese eine große Hilfe für an-dere sein können, beweist das aus-gezeichnete Projekt „Bewegung in die Wohnung bringen“ des Pots-damer Vereins „Selbstbewusst Altern in Europa“. Dabei machen ältere Menschen als sogenannte Gesundheitsbuddys wöchentliche Hausbesuche bei meist noch Äl-teren. Gemeinsam trainieren sie mit einfachen Übungen eine Stun-de lang Kraft, Koordination und Gleichgewicht, um die Alltagsmo-bilität zu fördern. „Der Besuchte entscheidet immer selbst, was und wie viel er machen möchte. Mal wird mehr geredet, mal sich mehr bewegt“, erläutert Projektkoordi-natorin Gisela Gehrmann.

Jeder Gesundheitsbuddy muss sich in einem 40-Stunden-Kurs als Trainer, aber auch als kompe-tenter Ansprechpartner für Fragen des Alterns qualifizieren. Das Pro-jekt habe viele Vorteile, sagt Gisela Gehrmann: „Es hilft nicht nur den Besuchten, mobil zu werden und zu bleiben, sondern auch den Ge-sundheitsbuddys: Sie spüren Wert-

schätzung und lernen etwas, was sie auch bei sich selbst anwenden können.“

Die Projekte des Ideenwettbewerbs „Kleine Schritte – große Wirkung“ zeigen zum einen, wie ältere Men-schen in ihrer Umgebung mobil bleiben und wieder mobil werden können. Zum anderen bewei-sen sie, dass ältere Menschen mit einfachen Mitteln nicht nur sich selbst, sondern auch anderen hel-fen können, mobil und damit aktiv und selbstbestimmt bis ins hohe Alter zu leben. n

Alexandra [email protected]

Bewerbungsschluss ist der 22. März 2015Die Stiftung führt das Programm in Kooperation mit der Bundesarbeits ge-meinschaft der Senioren-Organisationen e. V. (BAGSO) durch. Im Auswahlverfahren berät ein unabhängiger Expertenbeirat. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

In einer Auftaktveranstaltung am 3. Juli 2015 in Frankfurt am Main werden die ausgewählten Projekte der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Vertreter der geförderten Projekte sind zur Teilnahme eingeladen. Die Veranstaltung findet im Rahmen des 11. Deutschen Senioren-tages (www.deutscher-seniorentag.de) statt.

KontaktBei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:Robert Bosch StiftungProgrammbereich Gesundheit und Wissenschaft

Brigitte Stä[email protected]

Was bietet das Förderprogramm?Die Stiftung unterstützt die 20 aussichtsreichsten und innovativsten Projektkonzeptionen mit bis zu 10.000 Euro. Die Aufteilung der Fördergelder behält sich die Stiftung vor. In einem Vernetzungstreffen, ca. sechs Monate nach Beginn der Förderung, erhalten die Projektvertreter die Gelegenheit, Erfahrungen und erste Erkenntnisse auszutauschen. Die Mitglieder des Expertenbeirats stehen hierbei beratend zur Seite. Das Bewerbungsformular sowie weitere Informationen zur Ausschreibung und Bewerbung finden Sie auf dem Bewerberportal der Stiftung unter www.bosch-stiftung.de/kleineschritte

Der Expertenbeirat:: Thomas Bade Geschäftsführer iF UNIVERSAL DESIGN + SERVICE GmbH:: Dr. Guido Klumpp Geschäftsführer der Bundesarbeits-gemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V. (BAGSO):: Dr. Heidrun Mollenkopf Vorstandsmitglied der Bundesarbeits-gemeinschaft der Senioren-Organisa-tionen e. V. (BAGSO):: Dr. Susanne Nonnen Geschäftsführerin des Senior Experten Service gGmbH (SES):: Florian Rothfuss

Geschäftsleiter für Mobilitäts- und Stadtsystem-Gestaltung am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO:: Professor Dr. Georg Rudinger Leiter des Zentrums für Alternskulturen der Universität Bonn und Professor für das Fach Psychologie am Institut für Psychologie der Universität Bonn:: Jörg Thiemann-Linden Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Urbanistik gGmbH, Bereich Mobilität und Infrastruktur

Fotos:Titelseite »Gunda Krauss auf Pedelec«: Route 76, © Sabine MairiedlU-Bahn und Park: © Werner Krüper

Kleine Schritte – große WirkungIdeenwettbewerb für eine bessere Mobilität im Alter

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Bewegung in die Wohnung bringen, Potsdamer Verein Selbstbewusst Altern

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34 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Mobilität

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Wie wird unser Kiez der Zu-kunft l(i)ebenswert? Wie

können wir alle am öffentlichen Leben teilhaben? Diesen und wei-teren Fragen ging der Verein Mö-ckernkiez bei einem Kiezspazier-gang in Berlin-Kreuzberg nach.

Themenschwerpunkt unseres Spa-ziergangs war die Barrierefreiheit. Unsere Aktion wurde vom Netz-werk „Für mehr Teilhabe älterer Menschen in Kreuzberg“ und vom Zentrum für Bewegungsförderung unterstützt. Wir besuchten Kir-chengemeinden und Vereine und informierten im Vorhinein.

An einem Samstag trafen sich etwa 50 Interessierte, die von vier verschiedenen Ausgangspunkten aufbrachen, um sich nach einer guten Stunde wieder zu treffen und bei Kaffee und Kuchen ihre Erkundungsergebnisse auszutau-schen.

Mit dabei waren: interessierte Menschen aus dem Kiez, Nach-

barinnen und Nachbarn, Mitglie-der des Vereins Möckernkiez, der Leiter des Tiefbauamtes, Vertreter des Nachbarschaftshauses Urban-straße und des Vereins MiNA e.V., des Instituts für kreative Nachhal-tigkeit (id22), des VCD Berlin und des Zentrums für Bewegungsför-derung.

Besonders die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Rollstühlen oder mit Gehhilfen entdeckten Mängel, die so manch einem an-deren verborgen geblieben wären. Der Erfahrungsbericht, der auch in gedruckter Form vorliegt, gibt anschaulich Auskunft über die Probleme, hier einige Beispiele: zu kurze Ampelphasen, fehlende Bordsteinabsenkungen, Mängel an Gehwegen, z. B. unebene Geh-wegplatten als Stolperfallen, feh-lende Rampen bei Geschäften und medizinischen Praxen, hier könn-ten bewegliche Rampen Abhilfe schaffen. Es fehlen gut zugängliche Müllboxen und Flaschencontai-ner sowie niedrige Briefkästen für Rollstuhlfahrer, Orientierungshil-fen an Bushaltestellen und Fahr-stühle an U- und S-Bahnhöfen. Es stört Müll und Hundekot auf Grünflächen.

Die gute Nachricht: Der Gleis-dreieckpark hat eine vorbildliche Rampe, gute Beleuchtung und öf-

fentliche Toiletten. Allerdings lässt sich ausgerechnet die Behinder-tentoilette nur sehr schwer öffnen.

Wie geht es jetzt weiter?Die Mitglieder des Vereins Mö-ckernkiez, die den Spaziergang organisierten, konnten im Dia-log mit Verantwortlichen einiges klären: So versprach GrÜNBer-lin GmbH*, die Toilettentüren im Gleisdreieckpark nachzubessern, und der Leiter des Tiefbauamtes stellte eine Besserung der Bord-steinabsenkungen und Gehweg-probleme in Aussicht.

Jetzt gilt es, sich auch um die an-deren Probleme zu kümmern. Denn eines wurde beim Spazier-gang klar: Ein barrierefreier Kiez kommt nicht nur Nutzerinnen und Nutzern von Rollstühlen und Rollatoren zugute, sondern auch Kinderwagenschiebern, Schulkin-dern, verträumten Liebespaaren, Radfahrern, Karnevalisten, Nacht-schwärmern und Tagträumern – alle brauchen einen Kiez, in und mit dem man vorankommt! n

Heike Rodust, Mitglied im Verein Möckernkiez e.V.

Es kommt etwas ins RollenEin Kiezspaziergang durch Berlin-Kreuzberg

* Die GrÜNBerlin GmbH ist die landeseigene, gemeinnützige Gesellschaft für alle Aufgaben der Freiraumentwicklung. Sie betreibt sechs Parkanlagen und realisiert Grün- und Parkanlagen von hauptstädtischer und überregionaler Bedeutung.

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35BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Bildung

Diese Frage kann nur mit einem eindeutigen „Ja“ beantwortet

werden! Seit dem Memorandum der Europäischen Union (2000) fordern Politiker und Bildungs-fachleute lebenslanges Lernen. Lei-der sind wir nach wie vor weit von dieser richtungsweisenden Emp-fehlung in der breiten und sozial verträglichen Umsetzung entfernt.

Als vor ca. 30 Jahren erstmalig Bildung für Ältere von Hoch-schulprofessoren in Frankreich und Deutschland an Universitä-ten angeboten wurde, entsprach dies den Zielen der Gerontologen und den Wünschen älterer Aka-demiker. Heute wissen wir aus medizinischen Forschungen, dass es eine notwendige und wichtige gesundheitspolitische Präventi-onsmaßnahme ist, wenn dadurch z. B. das Demenzeintrittsalter um durchschnittlich ein Jahr hin-

ausgeschoben wird und dadurch Millionen an Pflegekosten gespart werden können. Der Soziologe Prof. Bernd Gronemeyer charakte-risierte in seinem Vortrag im Ok-tober 2015 im Seniorenkolleg an der TU Chemnitz die Demenz als eine sozial determinierte Krank-heit wie Syphilis und Tuberkulo-se zu ihrer Zeit. Ältere Frauen in Afrika, die ihre elternlosen Enkel betreuen, hätten gar keine Zeit für Demenz. Sie würden dringend ge-braucht und sind als Ältere von der jungen Generation sehr geachtet. Anders in Deutschland, wo Ältere oft keine Aufgaben mehr erhiel-ten, weniger geachtet wären und in „Pflegeoasen“, auf Kreuzfahrt-schiffen oder Busreisen als „mobi-le Altersheime“ separiert würden.

Daher sind Bildungsangebote für Ältere, die ihnen Wissen und insbesondere Empfehlungen zur

selbstständigen aktiven Lebensge-staltung vermitteln, sehr wichtig. Dazu gehört die vielfältige und breite Nutzung von Smartphones, PC und Tabletts, mit denen die Vorteile der digitalen Medienwelt genutzt werden können. Nach ei-nem anschaulichen und verständli-chen Vortrag zu diesen technischen Möglichkeiten meldeten sich im Seniorenkolleg an der TU Chem-nitz über 100 Ältere für PC-Kurse an, die bis heute gut besucht sind. Beispielhaft sind daher auch ge-förderte Aktivitäten wie Technik-berater „Ältere für Ältere“ wie in Bayern und Sachsen. Ähnliches gilt für anwendungsorientiertes Wis-sen, z. B. um kriminellen Aktivitä-ten Älteren gegenüber vorzubeugen (Sicherheit im Internet, Haustürge-schäfte u. a.), sowie zur gesunden Ernährung und Lebensweise.

Die Nutzung von Bildungs- und Kulturangeboten – besonders im ländlichen Raum – ist infolge ein-geschränkter Mobilität und Redu-zierung des ÖPNV erschwert. Hier bieten wir mit der Livestream-Übertragung unserer Vorträge aus dem Seniorenkolleg mit 700 Teil-nehmenden im Hörsaal mittels In-ternet für Menschen im ländlichen Raum und für immobile Men-schen erstmalig in Deutschland ein neues mediales Angebot. Lei-der fehlen noch in vielen Vereinen Internetanschlüsse, ein Laptop und ein Beamer, damit die Gruppe teilnehmen und sogar mitdiskutie-ren kann.

Ist Bildung auch für ältere Menschen notwendig?

Zum Bildungsprogramm gehören auch Exkursionen, z. B. ins Weberei-Museum nach Bräunsdorf.

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36 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Bildung

Die Idee zu dem im Sep-tember 2015 mit dem Cä-

cilia-Schwarz-Förderpreis für Innovation in der Altenhilfe aus-gezeichneten Trainingsprogramm

AKTIVA (Aktive kognitive Sti-mulation – Vorbeugung im Alter) stammt aus dem Jahr 2007. Dabei gingen wir von der Erkenntnis aus, dass sich aufgrund des demografi-

schen Wandels die Zahl der Men-schen mit einer Demenzerkran-kung stetig erhöht, eine Heilung der meisten Formen der Demenz bisher jedoch nicht in greifbare Nähe gerückt ist. Insofern werden Präventionsmaßnahmen immer wichtiger.

Einen Königsweg stellen dabei kognitiv-stimulierende Freizeit- und Alltagsaktivitäten dar, u. a. Schach- und Bridgespiel, Lesen, Musizieren und Museumsbesuche.Wir entwickelten daher ein In-terventionsprogramm, das dazu geeignet ist, ältere Menschen zu einem geistig aktiveren Lebensstil anzuregen. AKTIVA setzt sich aus zehn Trainingssitzungen zusam-

AKTIVA: Ein Gruppenprogramm für die geistige Fitness

Für die gesellschaftliche Partizi-pation wichtig ist auch die bisher oft vernachlässigte politische Bil-dung für Ältere. Dies betrifft z. B. ihre demokratische Vertretung in Seniorenbeiräten in den Kommu-nen und auf Landesebene. Dazu ist eine entsprechende Weiterbil-dung erforderlich, sodass diese wichtigen und anspruchsvollen Aufgaben wahrgenommen werden können.

Ältere können mit ihren Lebens- und Berufserfahrungen als Zeit-zeugen der jüngeren Generation im Bildungsbereich helfen. So be-treuen Senioren-Paten an der TU

Chemnitz ausländische Studie-rende und helfen ihnen, die deut-sche Sprache zu vervollkommnen, bringen ihnen die deutsche Kultur näher und lernen selbst, besser englisch zu sprechen und andere Kulturen zu verstehen.

Das Konzept des lebenslangen bzw. lebensbegleitenden Lernens sollte dringend zum Nutzen al-ler Generationen als notwendiger Beitrag zur gesellschaftlichen Ent-wicklung erweitert werden. Es soll-te in allen Bildungseinrichtungen für alle Altersgruppen umgesetzt und als hoheitliche Bildungsaufga-be an allen Hochschulen – wie die

studentische Ausbildung – geför-dert werden. Der gesellschaftliche Nutzen ist weitaus höher als die Kosten, die sozialverträglich von den Älteren mitgetragen werden. n

Prof. Dr. Roland SchöneWiss. Leiter des Senioren-kollegs an der TU Chemnitz

Frische Luft, kühler Kopf: gute Voraussetzungen für ein Schachspiel

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Seniorenkolleg an der

Technischen Universität Chemnitz

Seniorenkolleg an der Technischen Universität Chemnitz

Postadresse: TU Chemnitz - Seniorenkolleg D-09107 Chemnitz Büro: 09126 Chemnitz, Thüringer Weg 5, Raum K 009 Öffnungszeiten: dienstags, 10:00 - 15:00 Uhr Email: [email protected] Tel.: 0049 371 531 19075 Fax: 0049 371 531 19076

Wissenschaftlicher Leiter des Seniorenkollegs: Prof. Dr. Dr. Roland Schöne Tel: 00491074560763 Email: [email protected] Homepage: www.tu-chemnitz.de/seniorenkolleg

Zentrales Hörsaalgebäude Reichenhainer Straße 90

Programmentwicklung durch:

Sprecherrat der Teilnehmenden des Seniorenkollegs Sekretariat des Seniorenkollegs Wissenschaftlicher Leiter des Seniorenkollegs

Mitglieder des Sekretariats des Seniorenkollegs

Verleihung des “Seniorendiploms” nach erfolgreicher Teilnahme an 8 Semestern in einer Feierstunde mit dem Rektor der Technischen Universität Chemnitz, Ehrengästen und dem wissenschaftlichen Leiters des Seniorenkollegs

Verleihung der Seniorendiplome

www.tu-chemnitz.de/seniorenkolleg

Vorlesung mit dem Nobelpreisträger für Physik Prof. Dr. Klaus von Klitzing

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37BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Die aufwendige durchgeführte Evaluationsstudie (Tesky et al., 2011) konnte einige signifikan-te Trainingseffekte in den Berei-chen kognitive Leistungsfähigkeit, Einschätzung subjektiver Ge-dächtniseinbußen und kognitiv-stimulierender Freizeitaktivitäten nachweisen. Diese Ergebnisse wer-ten wir als erste Hinweise für die Effektivität des Gruppenpro-gramms. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass die Teilnehmer gern bereit waren, sich aktiv an dem Programm zu beteiligen. Sie haben sich in Bezug auf einen demenz-präventiven Lebensstil weiterge-bildet und auch die Anregungen nachweislich umgesetzt. Sie ha-ben AKTIVA sehr positiv aufge-nommen und äußerten jedes Mal großes Bedauern, wenn das Pro-gramm abgeschlossen war. Wir wünschen uns, dass auch in Zu-kunft viele Seniorinnen und Seni-oren von AKTIVA profitieren. n

Valentina Tesky-Ibeli und Johannes Pantel

Bildung

Prof. Dr. med. Johannes Pantel ist Leiter des Arbeitsbereiches Alters-medizin am Institut für Allgemein-medizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am [email protected]

Dr. Valentina Tesky-Ibeli hat über „Entwicklung, Durchführung und Evaluation eines Interventions-programms zur aktiven kognitiven Stimulation im Alter (AKTIVA)“ promoviert.

Zu den Personenmerinnen und Teilnehmer wer-den dazu befähigt, ihre eigenen Kompetenzen und Potenziale zu erkennen, um einen demenzprä-ventiven Lebensstil umzusetzen. Dies gelingt über den gemein-samen Austausch in der Gruppe und mit Unterstützung der ver-schiedenen AKTIVA-Übungsma-terialien. Jeder Teilnehmende soll – entsprechend seinen Interessen und Fähigkeiten – den Alltag umstrukturieren, indem er mehr geistig-anregende Aktivitäten „einbaut“.

Pantel, J. (2010), Geistig fit in jedem Alter, Verlagsgruppe BeltzDer Beltz Verlag hat der BAGSO fünf Exemplare zur Verlosung zur Verfügung gestellt. Wenn Sie eines dieser Bücher gewinnen möchten, senden Sie bitte bis spätestens 31. Mai 2016 eine E-Mail, ein Fax oder eine Postkarte mit dem Stichwort „Verlosung – Aktiva“ an:BAGSO-PressereferatBonngasse 10, 53111 [email protected]: 0228 / 24 99 93 20

Es gibt außerdem ein Manual für Pflegende und Gruppenleiter in der Seniorenarbeit:Tesky, V. & Pantel, J. (2013), Geistige Fitness erhalten – das AKTIVA-Programm Springer Verlag. Eines von drei Manuals können Sie ebenfalls gewinnen! Stichwort „Verlosung-Manual“ an:BAGSO-PressereferatBonngasse 10, 53111 [email protected]: 0228 / 24 99 93 20

Zum Weiterlesen

men, die im wöchentlichen Turnus in Kleingruppen stattfinden und thematisch aufeinander aufbauen. Aufgrund des strukturierten Ma-nuals (Tesky & Pantel, 2013) kann AKTIVA in der Seniorenarbeit von interessierten Personen einge-setzt werden.

Die Basis des Interventionspro-gramms berücksichtigt aktuelle Kenntnisse der Demenzpräven-tion sowie motivationspsycholo-gische Aspekte und Ansätze zur Verhaltensänderung. Die Teilneh-

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38 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Recht und Verbraucher

Ein Ziel der BAGSO ist es, Men-schen darin zu unterstützen,

dass sie ein möglichst selbstbe-stimmtes Leben im Alter führen können. Die meisten möchten in

ihren eigenen vier Wänden blei-ben, und zwar auch dann, wenn sie das Putzen, Waschen, Einkau-fen und Kochen nicht mehr allein schaffen.

In den letzten Jahren haben sich – neben den bereits bekannten An-bietern von Haushaltshilfen und Essen auf Rädern – zahlreiche neue Unternehmen auf dem Markt etabliert, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich z. B. Seni-orenbetreuer, Seniorenbegleiter, Alltagsbegleiter, Betreuungs- und Pflegeassistenten, Betreuungskräf-te oder Fachkräfte für Betreuung nennen. Es ist wichtig zu wissen, dass diese Begriffe nicht geschützt sind und auch nicht auf eine be-sondere berufliche Qualifikation hinweisen.

Suchen ältere Menschen Unter-stützung im Alltag, um weiterhin in ihren vier Wänden leben zu können, so tauchen sehr schnell zahlreiche Fragen auf:

�� Welche Dienstleistungen gibt es eigentlich und wo kann ich sie finden?

�� Was beinhalten die Dienst-leistungen?

�� Welche Qualifikation haben die Anbieter?

�� Woran kann ich erkennen, dass der Anbieter seriös ist und gute Arbeit leistet?

�� Ich möchte nicht so viele ver-schiedene Menschen in der Wohnung haben. Gibt es Un-ternehmen, die mehrere Dienst-leistungen „aus einer Hand“ anbieten?

�� Des Weiteren beschäftigen die hilfesuchenden Seniorinnen und Senioren die Kosten, die Frage, ob Angebote auch fi-nanziert werden z. B. durch die Pflegeversicherung, wie es mit der vertraglichen Vereinbarung ist etc.

Der 52-seitige BAGSO-Ratgeber „Zu Hause gut versorgt – Informa-tionen und Tipps für ältere Men-schen“ greift diese Fragen auf und gibt einen umfassenden Überblick rund um die Unterstützung älterer

Gut versorgt zu Hause

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39BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V.

Publikation Nr. 45

Zu Hause gut versorgt Informationen und Tipps für ältere Menschen

Recht und Verbraucher

Menschen durch Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Mo-bilität, Betreuung und hauswirt-schaftliche Versorgung.

Er ist im Februar 2016 in einer Auflage von 40.000 Exemplaren erschienen und war innerhalb weniger Tage vergriffen. Eine Neuauflage ist geplant und wird voraussichtlich im Juni erschei-nen.

Gefördert wurden die Erstellung und der Druck der Broschüre durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. Heiko Maas, der zuständige Bun-desminister, sagte anlässlich des

Erscheinens des Ratgebers: „Die Broschüre verbessert die Transpa-renz der Angebote auf dem Markt für haushaltsnahe Dienstleistun-gen und bietet Hilfestellung bei der Auswahl der Anbieter anhand von Qualitätskriterien. Es ist ein rundum gelungener Ratgeber, der für viele Menschen im Alltag sehr nützlich sein kann.“

Neben den umfassenden Infor-mationen und Checklisten zu den verschiedenen Dienstleistungen möchte die BAGSO – so ihr Vor-sitzender Franz Müntefering – die Leserinnen und Leser „gleichzei-tig ermutigen, sich Unterstützung zu holen, wenn es nötig ist. Man weiß heute, dass Pflegebedürftig-keit hinausgezögert werden kann, wenn man sich traut, rechtzeitig Hilfe und Unterstützung anzu-nehmen.“ n

Der Ratgeber ist zu beziehen per Post: BAGSOBonngasse 1053111 Bonnper E-Mail: [email protected] Fax: 0228 / 24 99 93 20

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40 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Technik und Internet©

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Begleiten auch Sie Seniorinnen und Senioren ins und im Netz?

Dann ist das Portal www.digital-kompass.de genau das Richtige für Sie!

Die BAGSO und Deutschland si-cher im Netz (DsiN) starteten zur Messe „Die 66“ in München das neue Online-Portal „Digital-Kompass“. Vom 8. bis 10. April 2016 hatten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich auf www.digital-kompass.de umzuschauen, Fragen zu stellen und – live vor Ort – an den ersten „Digitalen Stammtischen“ teilzu-nehmen.

Das Portal www.digital-kompass.de gliedert sich in zwei Bereiche:

1. Im Material-Kompass fin-den Trainerinnen und Trainer, Lotsen und Internet-Helfer hilfreiche Lehrmate-rialien, Basis-Informationen und praktische Tipps für ihre Schulungen und Beratungen. Bestimmt haben auch Sie gute Materialien, von denen andere profitieren können. Teilen Sie diese mit Ihren Mitstreitern, das schafft nicht nur Aufmerk-samkeit, sondern auch Inspi-ration!

2. Bei digitalen Stammtischen treffen sich Engagierte mit Ex-pertinnen und Experten und erhalten Antworten auf die Fra-gen, die sie bewegen. Machen Sie mit: Treffen Sie sich vor Ort mit anderen Multiplika-torinnen und Multiplikatoren, organisieren Sie Ihren eigenen digitalen Stammtisch oder tau-schen Sie sich in unserem Fo-rum mit Gleichgesinnten aus.

Das Projekt www.digital-kompass.de wird im Verbund von BAGSO und DsiN mit Förderung des Bundes-ministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz und in Partner-schaft mit der VERBRAUCHER INITIATIVE, der Stiftung Digitale Chancen und dem Kompetenzzen-trum Technik-Diversity-Chancen-gleichheit e.V. durchgeführt.

Stefanie Brandt

www.digital-kompass.de – für alle, die ältere Menschen ins Internet und im Internet begleiten

Diese Angebote sind für Sie kostenfrei! Haben Sie Fragen oder Anregungen?Ihre Ansprechpartnerin:Stefanie BrandtBAGSO Service [email protected] / 55 52 55 53

Immer wieder – in Seminaren und am Telefon – hören wir: „Seit Jahren engagiere ich mich in unserem Internet-café für Ältere, gebe Tipps und Kurse. Deshalb bin ich auch ständig auf der Suche nach passendem Übungs-material und Möglichkeiten des Austauschs mit Gleichgesinnten.“

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41BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Vorgestellt

42 Jahre Berufstätigkeit in den verschiedensten Bereichen und Positionen lagen hinter Hildegard Dietz-Wallot, als sie 2011 mit 65 Jahren in den Ruhestand ging. Als Montessori-Pädagogin hat sie gearbeitet, später – nach dem erst mit Anfang 30 begonnenen Stu-dium der Sozialpädagogik – ein Übergangsheim für Indochina-Flüchtlinge geleitet, war danach bei einem Wohlfahrtsverband als Referentin für Migrantenfra-gen tätig, dann als Leiterin eines Altenheimes, wechselte später in eine Einrichtung des Betreuten Wohnens und war schließlich Pro-jektmanagerin eines Quartierpro-jektes. In all diesen beruflichen Stationen hat sie vielfältige Erfah-rungen gemacht, die Arbeit für und mit Menschen habe sie geprägt, sagt sie. Nur eins fehlte ihr: „Ich war noch nie selbstständig, habe immer im Angestelltenverhältnis gearbeitet.“ Das wurmte die dy-

namische Bonnerin. Da sie gleich-zeitig immer öfter bei Fragen zu Hilfe- und bei Pflegebedürftigkeit um Rat gefragt wurde, entschied sie nach zwei Jahren Ruhestand, in denen sie sich ehrenamtlich als Familienpatin engagiert hatte, sich mit der Seniorenberatung „Le-ben & Wohnen im Alter in Bonn“ selbstständig zu machen.

Ihre Lebens- und Berufserfah-rung setzt sie nun ein, um z. B. gemeinsam mit ihren Kunden deren persönliche Lebenssituati-on zu analysieren und dann Ver-besserungsansätze für eine sichere und zufriedene Lebensgestaltung zu entwickeln, um bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit professionelle und ehrenamtliche Dienste zu ver-mitteln und diese bei Bedarf auch zu koordinieren. Als Dienstleiste-rin begleitet sie Hilfesuchende zu Institutionen und Behörden und hilft bei der Bearbeitung von An-trägen.

Den Sprung in die Selbstständig-keit hat sie nicht bereut, obwohl sie sich eingestehen muss, dass ei-nem der Erfolg – selbst mit so viel Berufserfahrung und Kontakten – nicht einfach zufliegt. „Selbst-ständigkeit heißt viel investieren, und zwar in jeder Hinsicht“, weiß die heute 69-Jährige. So hat sie sich im Vorfeld coachen lassen, hat zahlreiche Schulungen zum The-ma Existenzgründung besucht, ist in einigen Netzwerk-Gruppen ak-tiv, die viele neue berufliche Kon-

takte bringen. „Wobei Letzteres keine wirkliche Arbeit für mich ist“, so Hildegard Dietz-Wallot, „denn ich bin von Natur neugie-rig auf andere Menschen und tau-sche mich gern mit ihnen aus. Ein Kontakt ergibt den anderen, das ist sehr inspirierend. Außerdem lerne ich so immer Neues, probiere viel aus, das macht mir Spaß und for-dert mich im positiven Sinn.“

Ein weiterer Reiz ihrer aktuellen beruflichen Position sei ihre Un-abhängigkeit und Freiheit: „Ich bin zum ersten Mal meine eigene Chefin. Das genieße ich.“ Das Frei-heitsgefühl, räumt sie ein, resultie-re natürlich auch daraus, dass sie von ihrer neuen Tätigkeit finanzi-

Mit 67 noch einmal beruflich durchstarten

Hildegard Dietz-Wallot

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Und wenn dann doch mal nichts zu tun ist, setzt sich Hildegard Dietz-Wallot auf ihren Balkon, genießt die Ruhe und sagt sich: „Jetzt mache ich mal eine Stunde Rente.“

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42 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Vorgestellt

ell nicht abhängig sei. „Ich arbeite, weil ich es möchte, nicht weil ich muss, aber ich möchte natürlich auch anerkannt werden.“

Als schwierig empfindet Hildegard Dietz-Wallot nur das „Marketing in eigener Sache“. „Als Angestell-te einer Institution ist das ja kein Thema, aber als Selbstständige

muss man sich und sein Produkt auch verkaufen. Und das fiel mir anfangs nicht leicht.“

Doch auch hier scheint sie inzwi-schen viel gelernt zu haben, denn ihr Beratungsprojekt ist gut ange-laufen. „Die meisten Kunden kom-men über Mundpropaganda.“ Und wenn dann doch mal nichts zu tun

ist, setzt sie sich auf ihren Balkon, genießt die Ruhe und sagt sich: „Jetzt mache ich mal eine Stunde Rente.“ n

Information und Kontakt: http://senioren-konsultorin.de

Ines Jonas

Jüngste Untersuchungen zei-gen: Engagierte Menschen mit

über 80 Jahren finden sich kaum öffentlich repräsentiert. Auch Einladungen zum Engagement richten sich vor allem an „junge Ruheständlerinnen und Ruhe-ständler“. Dabei ist längst erwie-sen, dass hochaltrige Menschen noch sehr viel im Generationen-verbund und im Gemeinwesen leisten können.

Die Stiftung ProAlter, 2007 vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) gegründet, setzt sich für Selbstbestimmung und Lebens-qualität im Alter ein. Ihr Anlie-gen ist es, das „hilfreiche Alter“ sichtbar zu machen. Weil Lokal-zeitungen eine wichtige Vermitt-ler-Position haben, wenn es um geänderte Altersbilder geht, rief die Stiftung im Oktober 2015 rund 300 Lokalredaktionen dazu auf, frei nach dem Udo-Jürgens-Titel „Mit über 80 Jahren“ Reportagen und Porträts zu veröffentlichen und sie der Stiftung zuzuleiten. Diese Veröffentlichungen sollen den demografischen Wandel plas-tisch aufzeigen: Menschen werden nicht nur älter, sie sind auch im hohen Alter noch im Gemeinwe-sen und im Generationenverbund engagiert. Für Lokalzeitungen sind ältere Menschen die größ-te Lesergruppe – sie haben damit eine große Chance, auf Lebensent-würfe vom Altern einzuwirken.

Die ersten Rücksendungen sind verheißungsvoll: Von der Nord-see-Zeitung in Bremerhaven bis zur Esslinger Zeitung im Süden wurden inzwischen Beiträge ein-gesandt, die eine große Band-breite engagierter Menschen vorstellen.

Das Engagement reicht von der Handwerker-Initiative über den Sport bis zu Altenarbeit und Lokalpolitik, Beispiele siehe www.stiftung-pro-alter.de > Projekte.

Ab sofort nimmt die Stiftung auch entsprechende Zeitungsberichte entgegen, die von Leserinnen und Lesern bis zum 31. Dezember 2016 eingesandt werden. Es ist geplant, die Reportagen in einer späteren Veröffentlichung vorzustellen. n

Stiftung ProAlterAn der Pauluskirche 350677 Kö[email protected]

Stiftung ProAlter sucht Porträts „Mit über 80 Jahren“

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43BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Vorgestellt

Gute Nachbarschaft ermög-licht Teilhabe und wirkt sich

positiv auf Lebensqualität und Gesundheit aus. Sie hat dadurch auch eine präventive Funktion. Im Rahmen dieser Aktion beglei-ten die AOK Rheinland/Hamburg und das Netzwerk Nachbarschaft, Deutschlands größtes Aktions-bündnis von Nachbarn für Nach-barn, seit 2014 ausgewählte Nach-barschaften, inzwischen sind es mehr als 30. Sie sind Beispiele dafür, wie gute Nachbarschaft ge-lingen kann. Sie engagieren sich auf ganz unterschiedliche Weise in ihrer Straße, Gemeinde oder in ihrem Stadtteil. So etwa das Bür-gerhaus Stollwerck in Köln: Hier stehen Sport, neue Medien und Ausflüge auf dem Programm. Die Mitglieder der Initiative Amaryl-lisPLuS aus Bonn haben sich zu einem Mehrgenerationenprojekt zusammengeschlossen, um ge-meinschaftlich so lange wie mög-lich selbstbestimmt leben zu kön-nen. Neue Kontakte knüpfen und füreinander da sein – das möchten auch die Nachbarinnen und Nach-barn des Quartiers Bettrath-Ho-ven aus Mönchengladbach. Ihre Kochgruppe „Junges Gemüse trifft reifes Obst“ erfreut sich reger Be-teiligung.

Wo sich Jung und Alt zusammen-tun, geht es kreativ zu – das zeigen die vielfältigen Projekte von „Ge-sunde Nachbarschaften“ auf an-

schauliche Weise. „Wir werben für das Prinzip der Nachbarschafts-hilfe und wollen dazu ermuntern, diesen guten Beispielen zu folgen und selbst aktiv zu werden“, sagt Günter Wältermann, Vorstands-chef der AOK Rheinland/Ham-burg. „Soziale Kontakte, Teilhabe und Einbindung sind für jeden Menschen wichtig. Ein soziales Netz fördert die Aktivität in jedem Alter und trägt zur persönlichen Zufriedenheit und Gesundheit bei“, so Wältermann weiter. Allge-mein ist es so, dass heute fast jeder Dritte der über 65-Jährigen schon über 40 Jahre in seinem jetzigen Wohnumfeld lebt. Diese Ver-trautheit ist eine Chance für alle Nachbarn, auch für die jüngeren Hinzugezogenen, das Prinzip der Nachbarschaftshilfe zu entdecken.

AOK-Expertinnen und -Exper-ten beraten die Nachbarschaften individuell und direkt vor Ort. Besonders gefragt sind Vorträge zu gesunder Ernährung, Pflege-leistungen und Informationen zu wohnortnahen Bewegungs- und Sportkursen.

Für Erdtrud Mühlens, die das Netzwerk Nachbarschaft vor zehn Jahren gegründet hat, ist das Ko-operationsprojekt wegweisend. „Die Verwurzelung der AOK in der Region und ihre Beratungskompe-tenz in allen Gesundheitsfragen sind die optimale Voraussetzung

für eine partnerschaftliche Zu-sammenarbeit mit ambitionier-ten Nachbarschaftsinitiativen.“ Nachbarinnen und Nachbarn aus dem Rheinland, die an der Aktion teilnehmen und Beratung in An-spruch nehmen wollen, sind herz-lich eingeladen, sich anzuschließen und Erfahrungen auszutauschen. Eine Mitgliedschaft in der AOK ist nicht Bedingung. Die Aktion för-dert Nachbarschaften, die bereits aktiv sind, aber auch neu gegrün-dete Initiativen, die von den Erfah-rungen anderer profitieren wollen.

Auf der Projektwebseite www.aok-gesunde-nachbarschaften.de stellen sich die teilnehmenden Ini-tiativen vor. Anmeldungen werden unter [email protected] angenommen. n

Jörg Artmann und Verena HoltzKontakt und Information: [email protected] oder [email protected]

Eins von über 30 Nachbarschaftsprojekten: die Kochgruppe Bienenschwarm aus Duisburg

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Gesunde NachbarschaftenEine Aktion der AOK Rheinland/Hamburg und des Netzwerkes Nachbarschaft

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44 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

v.l.: Dr. Gerhard Timm (BAG Freie Wohlfahrtspflege), Dr. Guido Klumpp (BAGSO), Dr. Matthias von Schwanenflügel, Barbara Wurster (beide BMFSFJ), Benjamin Bloch (Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland), Noa Blecher Orenstein (Israelisches Ministerium für soziale Gleichstellung)

Zwei wichtige Unterschiede zu Deutschland sollen vorab be-

nannt werden. Zum einen: Israel erlebt nicht den für westliche In-dustrienationen oder Japan ty-pischen rapiden demografischen Wandel. Die Geburtenrate ist mit knapp drei Kindern pro Frau etwa doppelt so hoch wie in Deutsch-land. Entsprechend befinden sich heute weniger als 10 % der Israe-lis im Rentenalter, das für Männer mit 67, für Frauen mit 62 Jahren beginnt. Zum anderen: Obwohl die Lebenshaltungskosten mit denen in Deutschland durchaus vergleichbar sind, liegt das Ren-tenniveau in Israel deutlich nied-riger. Altersarmut betrifft daher

wesentlich mehr Menschen als bei uns. Wobei Armut ein Problem ist, das alle Generationen umfasst: Ein nationaler Armutsbericht von 2015 geht davon aus, dass 22 % der

in Israel lebenden Menschen von Armut betroffen sind; die Senio-rinnen und Senioren liegen dabei etwa im Durchschnitt.

Vor diesem Hintergrund sind die Aufklärung und Beratung älterer Menschen über ihre (rechtlichen) Ansprüche und die Möglichkei-ten, ihre Lebenssituation zu ver-bessern, ein Schwerpunktthema der israelischen Seniorenpolitik. Zwei landesweite Projekte machen deutlich, worum es geht.

Mit Mitteln des Ministeriums für soziale Gleichstellung wurde 2008 ein Informationszentrum für Se-nioren eingerichtet. Seit seiner Gründung haben die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter des Call-centers rund 700.000 Anfragen beantwortet, davon 185.000 von Holocaust-Opfern, für die es häu-fig um eine Hilfestellung bei der teilweise sehr komplizierten Be-

Die Aufklärung und Beratung älterer Menschen als Schwerpunktthema der israelischen Seniorenpolitik

Senioren weltweit

Grundlage für den Austausch ist ein „memorandum of understanding“, das im Januar 2016 von Vertretern der beiden Ministerien unterzeichnet wurde.

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45BAGSO-Nachrichten n 02/2016

antragung von Leistungen geht. Das Thema Armut spielt ebenfalls eine große Rolle, wobei israelische Araber, äthiopische Juden, ultra-orthodoxe Juden und Einwanderer aus den GUS-Staaten besonders betroffen sind. Auch Einsamkeit sei ein wichtiges Thema, bestätigen die Projektverantwortlichen: Viele Menschen seien deshalb dankbar für die Möglichkeit des Gesprächs.

Anrufe werden an Wochenta-gen in der Zeit von 8 bis 20 Uhr entgegengenommen. Auf einer „ersten Ebene“ werden Standard-fragen beantwortet, komplizier-tere Fälle werden an die „zweite Ebene“ weitergegeben, dorthin, wo es Fachleute für unterschiedli-che Themenbereiche gibt. Bei Be-darf werden andere Hilfen, etwa solche auf kommunaler Ebene, vermittelt. Das 30-köpfige Team spricht alle relevanten Sprachen, die wichtigsten sind hebräisch, arabisch und russisch.

Aufgrund der exorbitanten Zahl von Kontakten mit Seniorinnen und Senioren aus allen Landestei-len sowie nahezu allen Bevölke-rungsgruppen verfügt das Team über ein sehr dezidiertes Wissen zur Lebenslage älterer Menschen in Israel. Das Callcenter fungiert gewissermaßen als Seismograf: Probleme und Tendenzen wer-den frühzeitig erkannt und flie-ßen in Berichte ein. Die Arbeit der Fachleute wird von der Politik anerkannt; die leitenden Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter wer-den häufig zu Anhörungen in die Knesset eingeladen.

Ein zweites beeindruckendes Pro-jekt, gefördert vom selben Minis-terium, heißt „Yehidat Segula“: In zwölf Krankenhäusern, verteilt über ganz Israel, wurde ein spe-zielles Beratungsprogramm für ältere Patientinnen und Patienten eingerichtet. Die Teams bestehen aus einer Sozialarbeiterin und einer größeren Zahl älterer Eh-renamtlicher, die speziell für ihre Beratungstätigkeit ausgebildet werden.

Konkret geht es darum, ältere Pa-tientinnen und Patienten zu be-raten und dabei zu unterstützen, ihre Ansprüche gegenüber den Krankenkassen und anderen rele-vanten Stellen geltend zu machen. Das Übergangsmanagement spielt bei der Beratung eine große Rolle, aber das Tätigkeitsfeld erweitert sich stetig. Denn häufig werden die Ehrenamtlichen auch auf (andere) Probleme der Patientinnen und Patienten aufmerksam. In der Re-gel schalten sie dann kommunale Hilfs- und Beratungsstellen ein.

Ein besonders wichtiger Aspekt ist, dass es in diesem Projekt wie kaum in einem anderen gelingt, an Menschen in besonders schwie-rigen Lebenssituationen heranzu-kommen. Die Tatsache, dass jeder ältere Mensch früher oder später einmal einen Krankenhausaufent-halt hat, wird hier also als Chance genutzt, persönliche Problemla-gen zu erkennen und anzugehen. Schließlich hat sich das Projekt auch spürbar positiv auf das Ar-beitsklima im Krankenhaus aus-gewirkt.

Beide Projekte geben Anlass, darü-ber nachzudenken, die Aufklärung und Beratung älterer Menschen auch in Deutschland stärker in den Fokus seniorenpolitischer Ak-tivitäten zu rücken. n

Dr. Guido Klumpp, BAGSO

Senioren weltweit

Der Verfasser nahm Anfang Februar 2016 auf Einladung des BMFSFJ an einer Delegationsreise nach Israel teil. Besonders beeindruckt hat ihn die Begegnung mit Abraham Rosen-tal, dem Geschäftsführer der Dach-organisation von 55 Verbänden von Holocaust-Überlebenden. Als 1946 geborenes Kind von Auschwitz-Über-lebenden berichtete Rosental u.a. darüber, dass auch im Israel seiner Kindheit und Jugend der Holocaust ein Tabuthema gewesen sei, nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in vielen Opferfamilien.

Eine der 12 Yehidat-Segula-Projektkoordina-torinnen (l.) mit zwei Ehrenamtlichen (r). im Sheba-Hospital in Ramat Gan, dem mit 1.700 Betten größten Krankenhaus in Israel.

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46 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Senioren weltweit

Am 7.12.2015 wurde in Brüssel ein „Konvent zum demogra-

fischen Wandel“ feierlich verkün-det. Er ist eine Vereinigung euro-päischer öffentlicher Akteure auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zur Entwicklung und Um-setzung eines Aktionsplans für alternsfreundliche Umgebungen. Der Plan soll Städte, Gemeinden und Regionen befähigen, ange-sichts des demografischen Wan-dels zu einem gesunden und ak-tiven Altern ihrer Bevölkerung beizutragen.

Die Idee zu dieser Organisation entstand im Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen 2012. Sie beruft sich auf den Leitfaden für alternsfreundliche Städte der WHO und die Erklärung von Dublin 2013 für alternsfreund-liche Städte und Regionen in Europa und wurde in dem euro-päischen Projekt AFE-Innovnet erarbeitet, einem Netzwerk, das von der Europäischen Kommis-sion gefördert wurde und das eng mit Initiativen wie dem Global Network on Age-Friendly Cities

and Communities (GNAFCC) der WHO, dem europäischen WHO-Netzwerk „Gesunde Städte“ und der EU-Innovationspartnerschaft für Aktives und Gesundes Altern (EIP AHA) zusammenarbeitet.

Rechtlich handelt es sich um einen internationalen Verband (Nicht-Regierungsorganisation) nach belgischem Recht. Eine Mitglied-schaft steht allen Institutionen und Organisationen offen, die sich verpflichten, in ihrem Verantwor-tungsbereich zu alternsfreundli-chen Umgebungen beizutragen und ihre Erfahrungen mit ande-ren Mitgliedern des Netzwerks zu teilen.

Dazu gehören Verantwortungs-träger der Kommunal- und Re-gionalpolitik in der EU und in assoziierten Ländern als Vollmit-glieder. Sie unterstützen die über-geordneten Ziele des Konvents und verpflichten sich, einen Ak-tionsplan für alternsfreundliche Umwelten umzusetzen, die Mit-glieder des Konvents darüber zu informieren und über erfolgreiche Aktionen zu berichten.

Universitäten, Forschungseinrich-tungen, Organisationen der Zi-vilgesellschaft und Unternehmen können als einfache Mitglieder beitreten, ihr Fachwissen einbrin-gen und von den Erfahrungen an-derer lernen. Gewinnorientierten Organisationen ist eine Mitglied-schaft als beigeordnete Mitglieder möglich. Sie setzen sich ebenfalls für die Vision des Konvents ein und unterstützen ihre Umsetzung durch eine Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedern.

Zurzeit gehören dem Konvent 122 Organisationen einschließlich 45 politischer Entscheidungsträger unterschiedlicher Ebenen an. Als erster Präsident wurde Furio Hon-sell, Bürgermeister der italieni-schen Stadt Udine, gewählt.

Übergeordnetes Ziel ist es, Umge-bungen zu schaffen, die ein aktives und gesundes Altern unterstützen, älteren Menschen ein unabhängiges Leben und Wohlbefinden ermögli-chen und zu einer Gesellschaft für alle Lebensalter beitragen.

Wenn Sie Interesse haben, dem Konvent beizutreten, oder weitere Informationen wünschen, wenden Sie sich bitte an Julia Wadoux, die Projekt-Koordinatorin: [email protected]. n

Dr. Heidrun Mollenkopf, kooptier-tes BAGSO-Vorstandsmitglied und Vizepräsidentin von AGE

Der „Konvent zum demografischen Wandel“Zusammenschluss zur Gestaltung des demografischen Wandels in Europa

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47BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Informationen aus der BAGSO

In Diskussionsrunden und auf Tagungen stellen engagierte Ak-

teure in der Seniorenarbeit häufig u.a. folgende Fragen: „Warum ist es so schwierig, ältere Menschen zur Bewegung zu motivieren? Wie kann man Verantwortliche in der Kommune dazu bringen, sich für die Gesundheitsförderung älterer Menschen einzusetzen? Wo gibt es Fördermittel, um Maßnahmen zur Gesundheitsförderung anzu-stoßen?“

Sie alle wissen, welche Bedeutung eine gesunde Lebensführung für ältere Menschen hat, und setzen sich dafür ein. Bewegung, nähr-stoffreiche Mahlzeiten und die soziale Teilhabe fördern die Leis-tungsfähigkeit und erhalten die Selbstständigkeit im Alter. Sie tra-gen wesentlich zum Wohlbefinden von Seniorinnen und Senioren bei.

Viele Kommunen haben bereits erkannt, dass leistungsfähige und selbstständige ältere Menschen keine oder weniger unterstützende Versorgungsleistungen benötigen und dass die Pflegezeiten verkürzt werden. Dies bringt auch für die Kommune organisatorische und finanzielle Vorteile und schafft eine lebendige Gemeinschaft. Aber noch ist diese Erkenntnis nicht bei allen verantwortlichen Akteuren in der kommunalen Seniorenar-

beit angekommen. Manche haben ein überkommenes Altersbild und es fällt ihnen schwer, sich vorzu-stellen, dass auch im höheren Al-ter Bewegung und nährstoffeiche Ernährung ganz wesentlich zur Gesunderhaltung beitragen kön-nen. Für sie ist es nicht verständ-lich, dass entsprechende Angebote etabliert und unterstützt werden müssen.

Auch für Menschen im Alter ab 70 Jahren sollte der Zugang zu Be-wegungsangeboten und zu einer nährstoffreichen Ernährung so einfach wie möglich gemacht wer-den. Bundesweit gibt es eine Fülle von Beispielen, die zeigen, wie sehr ältere Menschen und Kommunen von ansprechenden Angeboten profitieren – im Sinne einer le-benswerten Gemeinschaft bis ins hohe Alter.

Angebote des BAGSO-Projektes

Die BAGSO wendet sich mit dem Projekt „Im Alter IN FORM – Po-tenziale in Kommunen aktivieren“ an Akteure in der Arbeit mit äl-teren Menschen auf kommunaler Ebene und unterstützt sie bei ihren Bemühungen zur Verbesserung der Gesundheitsförderung in ih-ren Aufgabenbereichen.

Kooperationspartner sind die Deutsche Gesellschaft für Ernäh-rung, die Deutsche Gesellschaft für AlterszahnMedizin und der Deutsche Turner-Bund. Die Pro-jektmaßnahmen werden geför-dert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen von „IN FORM Deutschlands Initiative für ge-sunde Ernährung und mehr Be-wegung“.

Im Alter IN FORM – Potenziale in Kommunen aktivierenNeues BAGSO-Projekt gestartet

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48 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Informationen aus der BAGSO

SchulungsangeboteDas Schulungsangebot richtet sich an Organisationen in der Senio-renarbeit sowie in der ambulan-ten und stationären Pflege, die für ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter eine Weiterbildung zur Ge-sundheitsförderung durchführen möchten. Die Schulungen befä-higen die Teilnehmenden dazu, Informationen und Empfehlun-gen zum Erhalt der Gesundheit und praktische Umsetzungstipps in den Bereichen Ernährung und Bewegung an Seniorinnen und Se-nioren weiterzugeben, sie zu einer gesundheitsfördernden Lebens-weise zu motivieren und sie dabei zu unterstützen. Vier verschiede-ne Schulungstypen stehen je nach Zielgruppe zur Wahl.

BildungsangeboteVerantwortungsträger in der kom-munalen Seniorenarbeit wünschen sich mehr Informationen, wie sie Angebote zur Gesundheitsförderung vor Ort attraktiv gestalten können. Für sie wird ein Bildungsangebot entwickelt, das fachliche Inhalte und methodische Vorgehensweisen zur Zusammenarbeit mit allen Mitwir-kenden vermittelt. Zielsetzung ist es, attraktive Angebote aufzubauen, die gern genutzt werden.

Mittagstisch-AngeboteVielen älteren Menschen sollte er-möglicht werden, eine schmack-hafte Mahlzeit mit ausgewogenen Nährstoffen in Gemeinschaft mit anderen zu sich zu nehmen. Im Rahmen des Projektes werden bun-

desweit neue Angebote für Mit-tagstische erprobt. Darüber hinaus wird ein Leitfaden zur Gestaltung solcher Angebote veröffentlicht und es wird eine Fachtagung durchge-führt. Ziel ist es, in möglichst vie-len Kommunen älteren Menschen dauerhaft eine Mittagsverpflegung in Gemeinschaft zu ermöglichen.

Regionale TagungenFür Verantwortliche in der Senio-renarbeit auf kommunaler Ebene werden regionale Fachtagungen durchgeführt, auf denen z. B. fol-gende Fragen diskutiert werden: Welchen Nutzen hat die Kommu-ne von der Gesundheitsförderung älterer Menschen? Wie können Angebote zur Gesundheitsförde-rung von Seniorinnen und Senio-ren nachhaltig verbessert werden? Wie kann durch eine Zusammen-arbeit der Akteure das Angebot optimiert werden? Wie können äl-tere Menschen zur Teilnahme mo-tiviert werden? Außerdem werden die Zusammenhänge zwischen einer gesunden Lebensweise und dem Erhalt der Selbstständigkeit

im Alter erörtert.InformationsportalMit einer speziellen Informa-tions- und Austauschplattform im Internet werden für Verant-wortungsträger und Akteure in der Seniorenarbeit nützliche In-formationen zur Verbesserung ge-sundheitsfördernder Angebote zur Verfügung gestellt, die sie darin unterstützen, nachhaltige Struktu-ren zu schaffen. n

Ausführliche Projekt- Informationen erhalten Sie unterhttp://projekte.bagso.de/ fit-im-alter/startseite.html.

Anne von Laufenberg-Beermann, Projektleiterin

Das Projektteam erreichen Sie unter:BAGSO e.V.Bonngasse 1053111 BonnTel.: 02 28 / 24 99 93 22Fax: 02 28 / 24 99 93 20E-Mail: [email protected]

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49BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Informationen aus der BAGSO

Er gibt auf 36 Seiten eine Übersicht, welche Themen und Positionen die BAGSO gemeinsam mit ihren Mitgliedsverbänden im vergangenen

Jahr diskutiert und bearbeitet hat. n

Der BAGSO-Jahresrückblick 2015 ist erschienen

Publikation Nr. 46Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen

Ältere Menschen engagieren sich für Flüchtlinge

Themenheft

Publikation Nr. 47

Bundesarbeitsgemeinschaft der

Senioren-Organisationen e. V.

Jahresrückblick2015

Die 36-seitige Broschüre zeigt anhand zahlreicher Beispiele, wie sich ältere Menschen – häufig gemeinsam mit jüngeren – für Flüchtlinge

engagieren. Sie kann kostenfrei bei der BAGSO bestellt werden. Die Pro-jekte regen zum Nachmachen, Mitmachen und Vernetzen an.

Bestellungen beider Publikationen per Post: BAGSO, Bonngasse 10, 53111 Bonn, per E-Mail an [email protected], per Fax: 0228 / 24 99 93 20 n

BAGSO-Publikation „Ältere Menschen engagieren sich für Flüchtlinge“

Seit 10 Jahren tauschen sich Unternehmen und Verbände,

begleitet von Politik und Wissen-schaft, rund um demografische Themen aus. Die Jubiläumsveran-staltung findet am 8. September 2016 im Universitätsclub Bonn statt.

Nähere Informationen erhalten Sie unter E-Mail: kontakt@bagso- service.de, Tel.: 0228 / 55 52 55 50 n

BAGSO-Wirtschaftsdialog

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50 BAGSO-Nachrichten n 02/2016

BIVATurnusmäßig wählte die Mitglie-derversammlung der gemeinnüt-zigen Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen (BIVA) e.V. einen neu-en Vorstand. Der Vorsitzende Dr. Manfred Stegger und die stell-vertretende Vorsitzende Corinna Schroth kandidierten erneut für eine dreijährige Amtszeit. Beide wurden einstimmig wiederge-wählt. Als weiterer stellvertreten-der Vorsitzender ergänzt nun der Vorsorgeanwalt Frederic Seebohm das Gremium. Christa Meenken, die von Hause aus Sozialpädago-gin ist und lange bei der Heim-aufsicht tätig war, übernimmt das Amt der Schriftführerin. Der er-fahrene Geschäftsmann Walter Pastucha wird sich zukünftig um die Finanzen der BIVA kümmern. In der Jahreshauptversammlung wurden außerdem die Weichen für eine neue Regionalstruktur der BIVA gestellt.

Bundesverband Gedächtnistraining (BVGT)

Frische Farbe für die grauen Zel-len – Band 2 der neuen Publika-tion des BVGT ist nun erhältlich

Auf der Basis modernster For-schung entwickelte der BVGT ein ausgewähltes Übungsprogramm zur Förderung spezifischer Ge-hirnleistungen. Eine wesentliche Rolle spielen 12 Trainingsziele als Basis für die unterschiedlichsten Übungen. In dieser Publikati-on werden die Trainingsziele im Einzelnen erläutert und mit vie-len Übungen belegt. Sie sind für Kursleiterinnen und -leiter konzi-piert, können aber auch von inte-ressierten Menschen durchgeführt werden, die etwas für ihre geistige Fitness tun wollen. Nun ist auch Band 2 erschienen, sodass die Pu-blikation komplett ist.

Frische Farbe für die grauen ZellenBand 1: Assoziatives Denken – Denkflexibilität – Fantasie & Kreativität – Formulierung – Konzentration – Logisches Denken166 Seiten komplett in Farbe

Band 2: Merkfähigkeit – Strukturieren – Urteilsfähigkeit – Wahrnehmung – Wortfindung – Zusammenhänge erkennen168 Seiten komplett in Farbe Beide Bände DIN A4, SpiralbindungPreis je Band: Preis: 32 € (inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten)

Bestelladresse:Bundesverband Gedächtnistraining e.V.Black-und-Decker-Str. 17B 65510 IdsteinTel.: 0 61 26 / 50 57 80, www.bvgt.de

Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte

Der vom Bundesverband Informa-tion & Beratung für NS-Verfolgte herausgegebene Sammelband „Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus – Herausfor-derungen und Perspektiven“ ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. Die im Mabuse-Verlag erschienene Publikation basiert auf den Ergeb-nissen einer Konferenz, die im Juni 2015 in Berlin stattfand. Mehr als zwanzig internationale Autorinnen und Autoren sind mit Beiträgen zu den Themenfeldern Soziale Arbeit, Psychologie und gesellschaftliche Teilhabe vertreten.

Die Publikation greift das The-ma Nachkommen von NS-Ver-folgten aus den unterschiedlichen Perspektiven verschiedener Op-fergruppen auf. Dass die Überle-benden der nationalsozialistischen

Projekte und Positionen der BAGSO-Verbände

Projekte und Positionen

Der neue Vorstand der BIVA (v.l.): Frede-ric Seebohm, Christa Meenken, Corinna Schroth, Dr. Manfred Stegger, Walter Pastucha (nicht im Bild).

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51BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Verfolgung für den Rest ihres Le-bens von ihrer Vergangenheit ge-prägt sind, ist unbestritten. Doch auch deren Kinder sind davon nicht unberührt geblieben: Sie sind direkt von der Traumatisie-rung der Eltern betroffen und be-nötigen nicht selten Beratung und Unterstützung. Zudem haben die Nachkommen der Überlebenden die politische und soziale Aufar-beitung wesentlich mitgetragen und sich damit auch für das Wohl ihrer Eltern eingesetzt. Die Pub-likation wurde von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, von der Hans Böck-ler Stiftung, der Rosa Luxemburg Stiftung und vom Bundesministe-rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Meike Wulf, Tel.: 0221 / 17 92 [email protected]

Evangelisches Seniorenwerk (ESW)

Laufen für Leib und SeeleZum Erquicken von Leib und Seele verhilft ein vom ESW ent-wickeltes Veranstaltungsformat: eine Mittelgebirgslandschaft zu

erwandern und im Tagesrhyth-mus innerlich Einkehr zu halten. Bei einer Pilger-Wanderung durch das Werra-Tal wechselten Gedan-kenaustausch, Andachten und Meditationen mit empfohlenem Schweigen. Etappenweise wurde ein mit Blattgrün geschmücktes, einfaches Holzkreuz getragen. Die Pilgerwandernden konnten auch ihre körperlichen Grenzen erfah-ren, wobei ein Begleitfahrzeug für alle Fälle zur Verfügung stand.

Die nächste Pilgerwanderung des ESW – vom Kloster Germerode aus – ist im Rahmen der Mitglie-derversammlung für den 20./21. September 2016 geplant. Gäste sind willkommen. Am Abend des 20. September wird in das Pilger-wandern eingeführt, am folgenden Tag findet die eigentliche Wande-rung statt.

Informationen und Anmeldung:Kloster GermerodeKlosterfreiheit 3437290 Meißner-Germerodewww.evangelisches-seniorenwerk.de und www.kloster-germerode.de

Demenz-sensible VerkündigungMit der Lebensqualität bei De-menz befasst sich eine Multipli-katoren-Tagung des ESW am 11. Oktober 2016 im Seniorenheim St. Bonifatius in 34125 Kassel, Bürgistr. 28. Nach einem Vortrag wird in Gruppen nach demenz-sensiblen, verkündigenden Veran-staltungen und nach Entlastung für sorgende Angehörige gefragt. Hauptreferent ist Prof. Dr. Rainer Neubart, Leiter der Geriatrischen Klinik Wolgast. Der Beitrag inkl. Verpflegung liegt bei 28 Euro.

Anmeldung für beide Veranstaltungen:Evemarie Stephan-AmbacherHilgershäuser Weg 33a34212 MelsungenTel.: 0 56 61 / 64 [email protected]

Deutscher Evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege e. V. (DEVAP)

DEVAP begrüßt Forderung nach zügiger Vereinbarung angemes-sener Personalschlüssel in stati-onären Pflegeeinrichtungen

Der DEVAP begrüßt das Po-sitionspapier des Pflegebevoll-mächtigten der Bundesregierung, Staatssekretär Karl-Josef Lau-mann, und dessen Appell an die Vereinbarungspartner auf Lan-desebene, neue, angemessene Per-sonalschlüssel zu vereinbaren, die den Anforderungen zur Umset-

Projekte und Positionen

Geschmücktes Holzkreuz voran: Bild von der ESW-Pilgerwanderung im Meissner-Gebiet

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zung des neuen Pflegebedürftig-keitsbegriffs entsprechen.

„Die Pflege kann nicht jahre-lang auf ein neues System war-ten, sondern braucht kurzfristig mehr qualifiziertes Personal“, be-tont Bernhard Schneider, Vorsit-zender des DEVAP: „Mit seiner Forderung nach zügigen Neuver-handlungen angemessener Perso-nalschlüssel bestätigt Laumann das, was der DEVAP schon immer gefordert hat.“

Mit der Einführung des neuen Pfle-gebedürftigkeitsbegriffs werde sich der Personalaufwand verändern, der sich zwingend in angemesse-nen Personalschlüsseln abbilden muss, um eine zusätzliche Arbeits-verdichtung in den Pflegeeinrich-tungen zu vermeiden, so Schneider weiter. Er warnt davor, dass die Erhöhung der Personalschlüssel zugleich zu einer Erhöhung der Eigenanteile der Bewohnerinnen und Bewohner führen werde.

Kontakt:Imme Lanz Geschäftsführerin des DEVAPTel.: 030 / 83 001-277E-Mail: [email protected]

Deutsche Pychotherapeuten-Vereinigung (DPtV)

Anlässlich des zehnjährigen Jubi-läums veranstalten wir am 21. und 22. Oktober 2016 einen Kongress „10 Jahre DPtV – Psychotherapie zwischen Anpassung und Autono-

mie“. In den Eröffnungsvorträgen werden Prof. Dr. Armin Nassehi, Prof. Dr. Heiner Keupp, Dr. Wolf-gang Schmidbauer und Dr. Ulrike Kluge gesellschaftliche Entwicklun-gen und ihre Auswirkungen auf die Psychotherapie kritisch beleuchten.

Eine Vortragsreihe „Neue Her-ausforderungen in der Psychothe-rapie“ widmet sich den Themen Alter, veränderte Arbeitswelt und Migration. Zahlreiche praxisre-levante Vorträge und Workshops sowie eine Podiumsdiskussion zur „Zukunft der psychotherapeuti-schen Versorgung“ ergänzen das Angebot. Am Freitagabend feiern wir unser Jubiläum im Wasser-werk Berlin mit einem Fest.

Informationen und Anmeldung auf www.dptv-kongress.de.

Deutscher Blinden- und Seh-behindertenverband (DBSV)

Im Rahmen des Aktionsbündnis-ses „Sehen im Alter“ veranstaltet der DBSV Württemberg e.V. in Kooperation mit dem Landrats-amt Ludwigsburg am 12. Juli 2016 einen Fachtag „Wenn die Augen schwächer werden“. Er beinhaltet Vorträge sowie eine Hilfsmittel-ausstellung. Erwartet werden u. a. vom Aktionsbündnis Prof. Focke Ziemssen und Christian Seuß. Dem Aktionsbündnis – gegründet vom DBSV und der BAGSO – ist die Vernetzung der verschiedenen Fachdisziplinen rund um Alter und Auge ein wichtiges Anliegen. Es hat sich zum Ziel gesetzt, ver-meidbaren Sehverlust zu verhin-dern und Menschen mit Sehverlust

eine optimale Unterstützung zu si-chern.

DBSV, Christian SeußWildmoosstr. 1b, 82194 GröbenzellE-Mail: [email protected]

Katholische Erwachsenen- bildung Deutschland – Bundes-arbeitsgemeinschaft (KEB)

„Alte Sinnsucher. Chancen für die Katholische Erwachsenen-bildung“Dass mit dem Alter nicht einfach der Psalter kommt, das sagt auch die Kommission Altenbildung der KEB Deutschland in ihrer neu-en Broschüre. Eine Chrismon-Emnid-Umfrage vom Januar 2016 zeigt gar, dass 14- bis 29-Jährige zu 64 % an ein Leben nach dem Tod glauben, aber nur 35 % der über 60-Jährigen. Und dennoch stellt die Kommission fest, dass Ältere Sinnsucher sind. Sie wollen ihrem Leben einen Sinn geben – sowohl dem aktuellen als auch dem bisher

Projekte und Positionen

KATHOLISCHE ERWACHSENENBILDUNG DEUTSCHLAND BUNDESARBEITSGEMEINSCHAFT E. V.

Alte Sinnsucher

Chancen für die

Katholische Erwachsenenbildung

Kommission Altenbildung der KEB Deutschland

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53BAGSO-Nachrichten n 02/2016

gelebten. Allerdings erfordert das Bildungsbegleiter, die statt fertiger Antworten einen Weg gemeinsa-men Entdeckens eröffnen. Dazu will die Broschüre Anregungen geben. Zu finden ist sie unter: www.keb-deutschland.de

Natur und Medizin

Jeder weiß, wie wichtig Beweglich-keit und ein sicherer Stand im Al-ter sind. Und doch bleibt es häufig bei guten Vorsätzen. Dabei geht es ganz einfach: mit 60 Gymnastik-übungen für über 60-Jährige, die schnell erlernbar sind und ohne Aufwand zu Hause durchgeführt werden können, viele davon im Sitzen. Sie wurden gezielt für älte-re und alte Menschen entwickelt. Wer täglich nur 10 bis 15 Minuten diese Übungen macht, kann damit für mehr Beweglichkeit, Sicherheit und Schmerzfreiheit sorgen: Jo-hanna van Galen, Gymnastik für Senioren, KVC Verlag 2016.

Natur und MedizinKarl und Veronica Carstens-StiftungAm Deimelsberg 36, 45276 Essen

Senior Experten Service (SES)

Der SES sucht dringend neue Ex-pertinnen und Experten für seine ehrenamtlichen Einsätze im In- und Ausland. Know-how aus allen beruflichen Richtungen ist gefragt. Das gilt für jedes Handwerk, alle technischen, kaufmännischen, medizinischen und sozialen Berufe – auch für ausgewiesenes Spezial-wissen und besondere Fremdspra-chenkenntnisse.

„Wir erleben eine enorme Nach-frage nach dem Wissen der Generation Ruhestand“, sagt SES-Geschäftsführerin Dr. Susanne Nonnen. „Viele unserer Expertin-nen und Experten könnten wir zur gleichen Zeit doppelt und dreifach einsetzen. Kurz: Wir suchen Nach-wuchs.“ Willkommen ist z. B. das Fachwissen von Handwerkern: Bäcker, Konditoren und Brauer, Friseure, Köche, Metzger, Müller, Schweißer und Zimmerer.

Nicht anders ist die Situation im technischen oder medizinischen Bereich. Weltweit begehrt ist jeder, der sich mit regenerativen Energi-en auskennt oder mit der Produk-tion von Textilien. Auch Fachleute aus dem Gesundheitswesen wer-den immer stärker nachgefragt.

SES-Einsätze im Ausland dauern in der Regel drei bis sechs Wochen. Einsätze in Deutschland erstre-cken sich über längere Zeiträume, sie finden tage- oder stundenwei-se statt. Seinen Expertinnen und Experten ermöglicht der SES be-reichernde Erfahrungen und Be-gegnungen mit Menschen und

Kulturen, die im Ruhestandsalter nicht alltäglich sind.

Weitere Informationen unter www.ses-bonn.de und von Astrid Klingelhöfer: a.klingelhoefer@ ses-bonn.de, Tel.: 0228 / 260 90-75.

Senioren-Union der CDU Deutschlands

Internetseiten einfach vorlesen lassenNach dem kürzlich erfolgten Neu-start des Webauftritts der Senio-ren-Union der CDU Deutschlands www.senioren-union.de können sich die Besucher jetzt Texte durch einfaches Anklicken eines Laut-sprechersymbols auch vorlesen lassen. Neben der bisher schon üblichen Wahl der gewünschten Schriftgröße soll die neue und zu-sätzliche Funktion des Vorlesens die Vermittlung von Informati-onen über das Medium Internet speziell für die ältere Generation erleichtern und verbessern. Eben-falls neu stellt die Senioren-Union mit einem „Newsletter“ ein aktuel-les monatliches Informationsmit-tel zur Verfügung, das neben dem quartalsmäßigen erscheinenden

Projekte und Positionen

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Mitgliedermagazin „Souverän“ eine weitere Kommunikationsebe-ne für Senioren in und außerhalb der CDU darstellt.

Anja Enzenberg, Senioren-Union der CDU DeutschlandsKlingelhöferstr. 8, 10785 [email protected]

Sozialverband VdK Deutschland

„Weg mit den Barrieren!“ Bundesweite Kampagne des VdK

„Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigungen dürfen nicht länger von ihrem Grundrecht auf Teilhabe ausgeschlossen bleiben. Mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich die Bundesrepublik bereits 2009 verpflichtet, geeignete Maß-nahmen für eine barrierefreie Gesellschaft zu treffen. Es wird höchste Zeit, sich für ein barri-erefreies Deutschland stark zu machen!“, so die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Ulrike Mascher.

Mehr als 7,5 Mio. Menschen leben in Deutschland mit einer Schwer-behinderung, weitere 17 Mio. – vor allem ältere Erwachsene – sind dauerhaft in ihrem Alltag einge-schränkt. In Zukunft werden es deutlich mehr, denn das Lebens-

alter steigt. Der VdK kritisiert, dass im Zuge der Novellierung des Behindertengleichstellungs-gesetzes die Privatwirtschaft wei-terhin nicht zur Barrierefreiheit verpflichtet wird und die Bereiche Verkehr und Wohnen völlig ausge-spart bleiben. Er fordert deshalb:

�� klare gesetzliche Regelungen, damit Wohnungen, öffentliche Gebäude, Verkehrsanlagen und -mittel sowie private Güter und Dienstleistungen für alle zu-gänglich werden

�� verbindliche Fristen zur Her-stellung von Barrierefreiheit mit entsprechenden Kontrollen und Sanktionen

�� ein Investitionsprogramm der Bundesregierung von 800 Mio. Euro pro Jahr und ergänzende Programme in den Bundeslän-dern und Kommunen.

Den Aussagen von Entscheidungs-trägern, dass dies nicht finanzierbar sei, erteilt Mascher eine klare Absa-ge: „Barrierefreiheit ist finanzierbar und lohnt sich für alle. Investitio-nen in die bauliche Barrierefreiheit wirken wie ein Konjunkturpro-gramm. Von jedem Euro fließen 40 Cent an die öffentliche Hand zu-rück, vor allem durch Umsatz- und Lohnsteuer. Wir wollen Menschen überall im Land auf das Thema Barrierefreiheit aufmerksam ma-chen und den Druck erhöhen, da-mit die Politik endlich handelt“, so die VdK-Präsidentin.

Herzstück der Kampagne ist die „Landkarte der Barrieren“. Wer eine Barriere entdeckt, trägt sie auf www.weg-mit-den-barrieren.de ein. Der VdK wird besonders

ärgerliche Barrieren öffentlich ma-chen und bei den Verantwortli-chen nachhaken.

Olaf Christen, Referent für Pflege, Wohnen im Alter und AALSozialverband VdK Deutschland e.V.Linienstraße 13110115 [email protected], www.vdk.de

Verkehrsclub Deutschland (VCD)

Mit dem Frühling beginnt für viele wieder die FahrradsaisonDer Frühling lockt viele Men-schen wieder nach draußen und so gewinnt auch das umweltfreund-lichste Verkehrsmittel – das Fahr-rad – wieder an Beliebtheit. Auch für ältere Menschen bietet das Fahrrad gegenüber Auto oder Bus und Bahn viele Vorteile: Körper-liche Bewegung ist gut für Herz und Kreislauf, stärkt die Muskeln sowie das Immunsystem und ent-lastet die Gelenke. Wer im Alltag seine Wege mit dem Fahrrad zu-rücklegt, stärkt nicht nur seine Fitness und schont die Umwelt, sondern spart auch Kosten und ist länger mobil – ganz ohne Fahr-plan, Parkplatzsuche oder Stau.

Vor allem Pedelec-Fahrräder mit eingebautem elektrischem Motor – umgangssprachlich E-Bikes ge-nannt – sind für Ältere interessant. Mit ihnen können Steigungen, lan-ge Strecken und Gegenwind gut bewältigt werden. Alle Infos rund ums Pedelec bietet der ökologische Verkehrsclub VCD: https://60plus.vcd.org/pedelec-kauf.html

Simon Hüther, VCD-Pressestelle

Projekte und Positionen

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55BAGSO-Nachrichten n 02/2016

Verlosung: Ich helf Dir

Alte Menschen möchten ihren Tagesablauf so lange wie mög-

lich selbst bestimmen. Dieses Buch hilft dabei. Ob Essbesteck, Zahn-bürste oder Anziehhilfe – kleine Veränderungen machen vieles möglich. Mit einfachen Anleitun-gen führt Anneke Goertz durch die Tücken des Alltags: Aufstehen, Anziehen, Essen, Kochen, Putzen, Waschen, Mobilität, Freizeitgestal-tung. Ihre Tipps und Tricks lassen nützliche Dinge entstehen, die den Haushalt bunter machen. Jeder kann mithelfen: Enkel, Nachbarn, Angehörige und Pflegende.

Sie können eines der zehn Ex-emplare, die der Beltz Verlag der BAGSO zur Verfügung gestellt hat, gewinnen, wenn Sie bis spätestens 31. Mai 2016 eine E-Mail, ein Fax oder eine Postkarte mit dem Stich-wort „Verlosung – Ich helf Dir“ senden an:

BAGSO-PressereferatBonngasse 1053111 [email protected]: 0228 / 24 99 93 20

Mitmachen und

gewinnen

Impressum

BAGSO-Nachrichten26. Jg., Nr. 2/2016Zeitschrift für Aktive in Senioren-arbeit und Seniorenpolitik(ISSN 1430-6204)

Erscheinungsweise: vierteljährlich

Redaktionsschluss der Ausgabe 3/2016: 31.5.2016

RedaktionDr. Guido Klumpp, Geschäftsführer(V.i.S.d.P.)Ursula Lenz, PressereferentinInes Jonas, Dipl.-Päd./Journalistin

HerausgeberBundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V. (BAGSO)Bonngasse 10, 53111 BonnTel.: 02 28 / 24 99 93 0Fax: 02 28 / 24 99 93 20E-Mail: [email protected]

Impressum

Der Vorstand der BAGSO e.V.Vorsitzender:Franz Müntefering

Stellv. Vorsitzender/Schatzmeister: Karl Michael Griffig

Stellv. Vorsitzende:Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr

Beisitzerinnen und Beisitzer:Rudolf Herweck Katrin Markus Dr. Regina Görner Helga Engelke

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Dr. Heidrun Mollenkopf, Vizepräsidentin der AGE Platform Europe

Irmtraut Pütter, Vertreterin beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)

Ehrenvorsitzende:Roswitha Verhülsdonk

AnzeigenUrsula LenzBAGSO [email protected]

Hans-Dieter MeyerRomaneyer Str. 851467 Bergisch-Gladbach [email protected]

KorrektoratHelga Vieth

LayoutMediengestaltung Digital und Print Nadine Valeska SchwarzKöslinstraße 4053123 Bonnwww.nadine-schwarz.de

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HinweisNamentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Autoren sind im Sinne des Presserechtes für den Inhalt selbst verantwortlich.

Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Beiträge zu kürzen und zu überarbeiten.

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Do-it-yourself-Tipps, die alten Menschen den Alltag leichter machen

PS: Ein Interview mit der Autorin Anneke Goertz lesen Sie in der nächsten Ausgabe der BAGSO-Nachrichten.

Page 56: BAGSO Nachrichten 02/2016

zecken.de | zeckenschule.de

Jede Jahreszeit hat ihren Reiz und ist geprägt vom Rhythmus der Natur. Menschen, die sich gerne im Freien aufhalten, fin-den in jeder Jahreszeit genügend Anlässe, um draußen zu sein. Ob man nun die Gartenarbeit liebt oder gerne draußen Sport macht, Wandern geht, im Herbst Pilze sucht, im Sommer pick-nickt oder zum Golfen geht – eine gute Gesundheitsvorsorge sollte dabei selbstverständlich sein.

Die Vorsorge gegen FSME – eine Erkrankung, die von Zecken direkt mit dem Stich übertragen werden kann – ist bei Aufent-halten in der Natur oder im Garten besonders wichtig. Neben dem Tragen heller Kleidung, um die Zecken besser zu sehen, sollten Sie T-Shirt oder Hemd immer in die Hose stecken. Nach dem Aufenthalt in der Natur sollte man den ganzen Körper sorgfältig nach den kleinen Blutsaugern absuchen.

Eine Impfung gegen FSME gehört selbstverständlich auch zu den Vorsorgemaßnahmen.

FSME kann zu bleibenden gesundheitlichen Schäden führen, wobei die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs mit dem Lebensalter sogar steigt.1,2

Zecken können auch Borreliose übertragen. Dagegen helfen auch weitere klassische Vorsorgemaßnahmen wie Insekten-sprays. Eine Impfung gegen Borreliose gibt es nicht.

Zecken leben hauptsächlich in Bodennähe in Wiesen, Gärten und Wäldern, sind aber genauso in hohen Hecken oder Grä-sern zu finden, die beispielsweise häufig auch als Umgrenzung von Golf-, Sport- und Spielplätzen dienen. Zecken klettern auf Büsche und Gräser bis zu einer Höhe von 1,5 m, um dann von Menschen oder Tieren im Vorbeigehen abgestreift zu werden.

Gut vorgesorgt, lassen sich die Natur und der heimische Garten am besten genießen.

FSME*-Vorsorge?Na selbstverständlich.

* Frühsommer-Meningoenzephalitis. 1) Kaiser R, Vollmer H, Schmidtke K et al. Verlauf und Prognose der FSME. Nervenarzt 1997; 68; 324-330. 2) Deutsche Gesellschaft für Neurologie; Leitlinien Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Stand: September 2012.

Mit freundlicher Unterstützung von

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