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awa report - be.ch...Bereichen Schwall-Sunk und Geschiebe-haushalt stark involviert ist. Die...

Date post: 30-Jan-2021
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Jahresbericht des AWA 2011 awa report AWA Amt für Wasser und Abfall OED Office des eaux et des déchets Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern Direction des travaux publics, des transports et de l’énergie du canton de Berne
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  • Jahresbericht des AWA 2011

    awa

    repo

    rt

    AWA Amt für Wasser und Abfall

    OED Office des eaux et des déchets

    Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion

    des Kantons Bern

    Direction des travaux publics, des transports

    et de l’énergie du canton de Berne

  • Impressum

    Herausgeber: Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern, Reiterstrasse 11, 3011 Bern, Tel. 031 633 38 [email protected], www.be.ch/awa

    Redaktionsteam: Ruedi Krebs, Olivia Lauber, Markus Zeh, Oliver Steiner, Damian Dominguez, Hans-Jürg Bolliger, Hanspeter TschoppRedaktion: Egger Kommunikation, Bern und Beat Jordi, Journalist BR, BielBildnachweis: Hansueli Trachsel, Bremgarten (Titelbild, Mitarbeiterporträts S. 5 – 8) Gestaltung: Designstudios GmbH, BernDruck: Haller und Jenzer AG, BurgdorfAuflage: 3100 Ex.Papier: Refutura, 100 % Altpapier, FSC-zertifiziert, CO2-neutral

    März 2012Verwendung von Inhalten nur mit Quellenangabe

    www.be.ch/awa

  • Editorial 4

    Aus dem Amt 5

    Aus den Abteilungen 9

    Fachberichte 12

    Nachhaltige Sanierung der Moorböden im Gürbetal 12

    Neuorganisation des Schadendienstes im AWA 15

    Wasserqualität im Aaretal auf dem Prüfstand 18

    Elimination von Mikroverunreinigungen in Kläranlagen 22

    Kombinierte Trinkwasser- und Wärmenutzung im Berner Jura 26

    Verbesserung der Hochwassersicherheit im Grossen Moos 29

    Organisation 32

    Abteilungen 32

    Organigramm 33

    Podium 34

    Das AWA in Zahlen 35

    Inhalt

  • 4

    Integrales Wassermanagement ist eine eben so anspruchsvolle wie spannende Aufgabe. Diese Erfahrung machte das Amt für Wasser und Abfall auch im vergangenen Jahr – sei es bei der heftig geführten Ener-giediskussion im Rahmen der Wasserstra-tegie, die der Grosse Rat zustimmend zur Kenntnis nahm, bei Konzessionsentschei-den oder bei Gewässerschutzanliegen in Betrieben und bei Bauvorhaben. Aber auch die Extremsituationen des Wetters erfor-derten im Berichtsjahr integrales Handeln und eine ständige Aufmerksamkeit der Mit-arbeitenden. In der Trockenphase im Früh-sommer standen Gewässerschutzinteres-sen den Bedürfnissen der Landwirtschaft (Bewässerung) entgegen, in der herbstli-chen Trockenperiode stand der Gewässer-schutz in Konkurrenz mit der Beschneiung. Und zwischenzeitlich galt es Mitte Oktober die Sicherheit der Bevölkerung mit dem ers-ten Ernstfalleinsatz des Hochwasser-Ent-lastungsstollens Thunersee sicherzustellen.

    Immer vielfältiger werden die Ansprüche an unser Amt und an unsere Mitarbeitenden, immer komplexer und verwobener sind die Interessen, die an unsere Gewässer und unseren Boden gestellt werden. Und immer und überall braucht es die ganzheitliche Sichtweise, um Lösungen aufzuzeigen und nicht in der Sackgasse zu landen.

    Die Erneuerungsprojekte der Kraftwerke Oberhasli sind nur ein Beispiel, wo wir un-seren Beitrag dazu geleistet haben, schein-bar unvereinbare Interessen zu vereinen. Ein anderes Beispiel ist die Deponie Illiswil, wo sich unter Vermittlung des AWA kon-krete Lösungen für eine sinnvolle Sanie-rungsvariante abzeichnen.

    Es versteht sich, dass diese Entwicklungen vom AWA fachlich und personell grosse Flexibilität verlangen. Das AWA ist bestrebt, seine Ressourcen bei stabilem Personal-bestand in den richtigen Fachstellen einzu-setzen. So wurden z.B. 2011 in der Abtei-lung Wassernutzung drei Stellen geschaffen. Tatsache ist aber, dass die Arbeitsbelastung in diversen Abteilungen des AWA unvermin-dert hoch ist.

    In seiner Rolle als Fachamt engagiert sich das AWA täglich für ein integrales Wasser-management, vorab natürlich in der tägli-chen Frontarbeit und im Rahmen von un-zähligen Projekten und Gremien. Dass der Beitrag der AWA-Mitarbeitenden anerkannt wird, zeigt sich etwa darin, dass unser Amt zunehmend auch in Fachgremien auf Bun-desebene vertreten ist und dort seine Er-fahrungen einbringen kann.

    So wie im Oberhasli oder in Illiswil ist das AWA auch in vielen anderen grossen und kleinen Projekten tagtäglich darum bemüht, seine vermittelnde Rolle wahrzunehmen und als fairer und verlässlicher Partner auf-zutreten. Als Amtsvorsteher schätze ich mich glücklich, Mitarbeitende zu haben, die kompetente und motivierte Arbeit leisten. Ich hoffe, dass Sie als Kunde und Partner diese Sicht teilen können.

    Ich danke meinen Mitarbeitenden für das grosse Engagement im vergangenen Jahr und unseren Kunden und Partnern für das entgegengebrachte Vertrauen.

    Heinz HabeggerAmtsvorsteher

    Editorial

  • 5

    Aus dem Amt

    Es war ein Prachtsfrühling mit wenig Regen, dann ein Herbst mit Hochwasser und wieder ein sehr trockener Spätherbst. Wet-terextreme waren 2011 für das AWA ein wichtiges Thema, denn der fehlende Nie-derschlag wurde für die Landwirtschaft, das Grundwasser und die Gewässerfauna mehr und mehr zum Problem. Böden und Bäche trockneten aus und vielerorts sank der Grundwasserspiegel bedrohlich tief. Das AWA war in seiner Kernaufgabe gefor-dert und musste die Interessen von Schutz und Nutzung gegeneinander abwägen. Not massnahmen wegen Wassermangel konnten letztlich mit Ausnahme der Sper-rung eines Grenzgewässers zum Kanton Freiburg vermieden werden. Aber die Situ-ation erforderte Sonderleistungen, indem laufend Kontrollmessungen durchgeführt, Messstel len vor Ort überprüft, Massnah-men diskutiert und täglich mehrere Medien-

    KAPITEL 1

    Zwei äussere Einflüsse prägten neben dem Tagesgeschäft das AWA-Jahr 2011: Die Atomkatastrophe von Fukushima, welche die Diskussion über erneuerbare Energien ins Zentrum rückte, sowie die langen Trockenperioden im Frühling und Spätherbst.

    anfragen beantwortet werden mussten. Da zwischen gab es aber auch zu viel Was-ser: Das Hochwasser vom 10. Oktober führte vor allem im Berner Oberland zu massiven Schäden. In der Region Thun und aare abwärts blieben sie aus, auch dank dem erstmaligen und erfolgreichen Einsatz des Hochwasser-Entlastungsstollens Thu-nersee.

    Fukushima löste im Frühling eine Energie-debatte aus, die in der Schweiz mit dem Entscheid zum Atomausstieg eine energie-politische Weichenstellung zur Folge hatte. Dies wirkte sich auch auf die Arbeit des AWA aus. Der Druck zur Förderung erneu-erbarer Energien nahm spürbar zu, z.B. bei den Konzessionserteilungen für Grundwas-ser-Wärmepumpen, Bewilligungen für Erd-wärmesonden sowie Konzessionen für die Wasserkraftnutzung. Durch diesen Druck

    «MIt MEInER ARBEIt sORGE IcH DAFüR, DAss kEIn vER-scHMutZtEs ABWAs-sER In DIE GEWässER GERät.» DoroTHEE WÖrnEr, FAcHbErEicH AbWASSEr-EnTSorgung

  • 6

    wurde die Interessenabwägung zwischen Nutzen und Schutz noch anspruchsvoller. Diese Rolle erhielt 2011 noch eine zusätz-liche Dimension: Als erstes Amt in der Schweiz musste das AWA einen Vergabe-entscheid für die Wasserkraft-Nutzung bei einer Konkurrenzsituation am gleichen Ge-wässerabschnitt vorbereiten.

    Wasserstrategie

    Nach zwei Jahren intensiver Arbeit erreich-te das AWA auf politischer Ebene einen wich tigen Meilenstein: Der Grosse Rat nahm die Wasserstrategie am 31. März 2011 – 14 Tage nach Fukushima – zustimmend zur Kenntnis und legte damit ein Bekenntnis ab für eine ausgewogene Interessenabwä-gung sowie für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser. Mittlerweile ist die erste Umsetzungsmassnahme eingelei-tet worden. Mit der Wasserstrategie leistet der Kanton Pionierarbeit, die mittlerweile auch international Beachtung findet.

    An vier dezentralen Informationsanlässen orientierte das AWA 250 Personen aus Ge-meinden sowie aus Wasser- und Abwas-serversorgungsverbänden über zwei Teilbe-reiche der Wasserstrategie sowie über den Vollzug im Gewässerschutz und in der Ab-fallwirtschaft.

    kWO-Erneuerungsprojekte

    Auf guten Wegen sind auch die Erneue-rungsprojekte der Kraftwerke Oberhasli KWO. Für die Projekte Handeck 2 / Innert-kirchen 1 (Tandem) und das Pumpspeicher-werk Grimsel 3 bereitete das AWA die Kon-zessionsentscheide vor. Der Grosse Rat entscheidet im März 2012 über die Kon-zession «Pumpspeicherwerk Grimsel 3» und voraussichtlich im September über die Erhöhung der Staumauer Grimselsee. Den Konzessionsentscheid zum Tandem-Pro-jekt fällt das AWA selber.

    AUS DEM AMT

    «WIR FAHREn JEDEn MOnAt ZuR sEE, uM In vERscHIEDEnEn tIEFEn DIE GEWäs-sERquAlItät Zu üBERPRüFEn – AucH BEI EIsIGER kältE»DAniEl ScHEiDEggEr, gEWäSSEr- unD boDEn-ScHuTZlAbor

  • 7AUS DEM AMT

    GEkOBE

    Unter der Federführung des AWA ist der Start für das Projekt GEKOBE (Gewässer-entwicklungskonzept Kanton Bern) erfolgt. Vier kantonale Ämter (Amt für Gemeinden und Raumordnung, Tiefbauamt, Amt für Landwirtschaft und Natur und AWA) aus drei verschiedenen Direktionen werden bis 2014 die mit der Änderung der eidgenössi-schen Gewässerschutzgesetzgebung ge-forderten Planungen erstellen. Thematisch geht es um die raumplanerische Definition des Gewässerraums, die Revitalisierung von Fliessgewässern, die Wiederherstellung der Fischwanderung, die Sanierung von Schwall-Sunk sowie des Geschiebehaus-halts.

    Deponie Illiswil

    Seit Jahrzehnten wird der Illiswilbach durch Deponiesickerwasser verunreinigt. Die im Workshop vom Oktober 2010 ausgewähl-ten zwei Varianten für die Sanierung sind im Jahr 2011 detailliert evaluiert worden. Eine Lösung zeichnet sich ab: Der Illiswilbach soll mittelfristig entweder an der Oberfläche geführt oder durch einen Stollen zum Müli-bach abgeleitet werden. Der Entscheid soll 2012 fallen und möglichst rasch umgesetzt werden. Das Bauprojekt für die Ableitung des Sickerwassers in die ARA wurde vor-angetrieben und steht kurz vor der Vollen-dung.

    Hagneckkanal

    Bei einem weiteren Grossprojekt unter der Führung des AWA, der Sanierung des Hag-neckkanals, liefen 2011 die Bauarbeiten auf vollen Touren (vgl. Fachbeitrag Seite 29).Dank professioneller Projektleitung und gu-tem Wetter konnten der Terminplan sowie die Kosten eingehalten werden.

    «MIt MEInER ARBEIt tRAGE IcH DAZu BEI, GRunDWAssERvOR-kOMMEn nAcHHAltIG Zu BEWIRtscHAFtEn unD tRInkWAssER-FAssunGEn WIRksAM Zu scHütZEn.» Toni DErvEy, FAcHbErEicH grunDWAS-SEr unD AlT lASTEn

  • 8

    Herausforderungen und Ziele

    Auch drei Jahre nach der Fusion der zwei Ämter gilt es noch immer, dem internen Zusammenwachsen die nötige Aufmerk-samkeit zu schenken. Mittels Mitarbeiter-befragung und einem internen «Werte-Workshop» sollen Schwächen erkannt, die Zusammenarbeit und die Arbeitsmotivation der Mitarbeitenden gesteigert werden. Mit «AWA futura» nimmt sich ein interner «think-tank» den künftigen Herausforderungen an. Das interne Umlagern von Stellen bleibt ein Dauer thema. So ist beschlossen, dass der Tank- und Schadendienst, wo drei von fünf Mitarbeitern 2012 pensioniert werden, auf-gehoben und in den Fachbereich Industrie und Gewerbe integriert wird.

    Als wesentliche Meilensteine stehen 2012 die Konzessionsentscheide für die KWO-Erneuerungsprojekte an. Im Bereich Was-sernutzung rechnet das AWA mit einer wach senden Zahl von Konzessionsbe geh-ren bei zunehmend komplexeren Entscheid-situationen. Auf dem Programm stehen wei tere Massnahmen zur Umsetzung der Wasserstrategie. Beim Gewässerschutz werden wichtige Gewässeruntersuchungen abgeschlossen und für die geplante Revi-sion des Abfallgesetzes nimmt das AWA die Vorbereitungsarbeiten in Angriff.

    AUS DEM AMT

    «EIn kuRZER scHWAtZ MIt PRIvA-tEn scHIFFsFüHRERn unD DEn BEsAt-ZunGEn DER kuRs-scHIFFE lIEGt MIR AM HERZEn.» EvElynE WASEm, ScHlEuSEnWärTErin PorT

  • 9

    Wassernutzung

    Nachdem der Grosse Rat im März die Was-serstrategie zur Kenntnis genommen hatte, stieg die Abteilung Wassernutzung voller Elan in die Phase der Umsetzung. Es galt, eine erste Serie von Projekten gemäss der Strategie zu bearbeiten. Bei den Erneue-rungprojekten der Kraftwerke Oberhasli (KWOplus) konnte mit der Vorbereitung der Konzessionsentscheide für das Teilprojekt Tandem sowie für das Teilprojekt Grimsel 3 ein erster Meilenstein erreicht werden. Zu-sätzlich mussten zum ersten Mal schweiz-weit Vergabeentscheide bei Konkurrenz-situationen am gleichen Gewässerabschnitt getroffen werden. Das Erteilen von Konzes-sionen gehört zum Tagesgeschäft. Alleine 2011 wurden 9 Konzessionen oder Nut-zungsbewilligungen und 8 Baubewilligun-gen erteilt. Enorme Ausmasse nehmen die Konzessionen im Bereich der Heizsysteme an. Alleine hier wurden im letzten Jahr 100 Konzessionen für Grundwasser-Wärme-pumpen und 600 Bewilligungen für Erd-wärmesonden erteilt, was die letztjährigen Werte übertrifft. Mit der Umsetzung der revidierten Gewässerschutzgesetzgebung hat die Planung für die Revitalisierung der Gewässer begonnen, worin der Fachbe-reich Wasserkraft insbesondere in den Bereichen Schwall-Sunk und Geschiebe-haushalt stark involviert ist. Die trockene Witterung erforderte eine intensive Über-wachung der Gewässer für die Bewässe-rung im Rahmen des Projekts TROSEC. Schliess lich konnte mit der Erweiterung des Teams begonnen werden, um der hohen Nachfrage im Bereich der Wassernutzung noch besser begegnen zu können.

    Gewässerregulierung

    Beim Hochwasserereignis vom Oktober kam der Hochwasser-Entlastungsstollen in Thun erstmals bei einem Ernstfall zum Einsatz. Der Einsatz verlief erfolgreich.

    Erstmals seit 1989 wurde die Schiffsschleu-se in Port aus Sanierungsgründen wie- der trocken gelegt. Vor allem die bewegli- chen Teile im Wasser hatten eine Revision dringend nötig gemacht, um den Korrosi-onsschutz wiederherzustellen. Zusätzlich muss ten die Mechanik und die Antriebe revidiert werden.

    Gemeinsam mit dem Amt für Bevölke-rungsschutz, Sport und Militär führte die Abteilung Gewässerregulierung die ersten Kurse für Naturgefahrenberater durch.

    Im Emmental wurde ausserdem das hydro-metrische Messnetz mit einer Abfluss- und drei Niederschlags-Messstationen ergänzt. Dies im Hinblick auf eine bessere Daten-grundlage für die Modellierung und Vorher-sage des Abflusses der Emme.

    Das Pegellattensystem erwies sich wäh-rend des trockenen ersten Halbjahres als zuverlässige Grundlage zur Einhaltung der Restwassermengen im Zusammenhang mit der Wasserentnahme aus Fliessgewässern.

    Aus den Abteilungen

    KAPITEL 2

    Wassernutzung:

    Die Ressource Wasser wird unter

    systematischer Abwägung aller

    Interessen zielgerichtet und effi-

    zient genutzt.

    gewässerregulierung:

    Ausgebildete Naturgefahrenbera-

    ter erkennen heikle Entwicklungen

    (z.B. Hochwasser) frühzeitig.

    Dadurch lassen sich Unwetter-

    schäden minimieren.

  • 10

    siedlungswasserwirtschaft

    Dank der positiven Mitarbeit aller Beteiligten konnte am linken Bielerseeufer ein neuer Wasserverbund gegründet werden. Die- ser umfasst die Region Twann / Tüscherz-Ligerz-La Neuveville. In der Region Thun liefen die Planungsarbeiten für die neue regionale Grundwasserfassung «Amerika-egge» auf Hochtouren, da bis zum Bau-beginn des Bypass Thun Nord 2013 die Anlagen erstellt sein müssen. Die Studie Wasserverbund Mittelland, an der sich die grossen Wasserverbünde im Seeland so-wie Grenchen und der Kanton Solothurn beteiligten, konnte abgeschlossen werden. Weiter wurden regionale Konzepte im Aare-tal und Gürbetal in Auftrag gegeben und ein solches im Vallon St. Imier fertig gestellt. An Informationsanlässen des AWA konnten die neuen Bedingungen für Löschwasseran-lagen und die neue Richtlinie für die Gene-relle Wasserversorgungsplanung GWP in-teressierten Kreisen vorgestellt werden.

    Der Sachplan Siedlungsentwässerung ( VOKOS 2010) wurde an vier Informations-veranstaltungen einem breiten Publikum vorgestellt. Insgesamt 330 Vertreter von Gemeindebehörden, Abwasserverbänden, Wasserversorgungen und Ingenieurbüros folgten der Einladung. Gestartet wurde die Regionalstudie Simmental, die bis 2012 ab-geschlossen werden soll. Der Fachbereich Grundstücksentwässe-rung arbeitete an der Umsetzung der neuen BAFU / BLW Vollzugshilfe «Baulicher Um-weltschutz in der Landwirtschaft», die im Januar 2011 herausgegeben wurde. Land-wirtschaftliche Institutionen, Planer und Schulen wurden über Neuerungen zum Gewässerschutz informiert.

    ABTEILUNGSBERICHTE

    betriebe und Abfall:

    Aus Bauabfällen hergestellte

    Recyclingbaustoffe Beton- und

    Mischgranulat

    Siedlungswasserwirtschaft:

    Bohrung zur Neufassung

    der Brunnmühle-Quelle, zur

    Sicherstellung der regionalen

    Wasserversorgung am linken

    Bielerseeufer.

    Betriebe und Abfall

    2011 stand ganz im Zeichen von gut be-suchten Informationsanlässen. Gemeinde-vertretern wurden Neuerungen beim Ge-wässerschutz, Ingenieuren und Geologen Neuigkeiten und Verfahrensabläufe rund um Altlasten vermittelt. Vertretern von milchverarbeitenden Betrieben wurde die Umsetzung der Eigenkontrolle im betriebli-chen Gewässerschutz in Zusammenarbeit mit dem Kantonalen Labor erläutert. Die Sanierung von Schiessanlagen war eine der Hauptaufgaben des Fachbereichs Boden. Da das Gesetz über deren Finanzierung nicht weiterverfolgt wird, entstehen in den nächsten Jahren neue Herausforderungen. An den Massnahmen zur Umsetzung des Sachplans Abfall 2009 wurde intensiv wei-tergearbeitet. Projekte in den Bereichen Recyclingbaustoffe und Strassensammler-schlämme können 2012 abgeschlossen werden. Umfangreiche Erkundungsarbei-ten für eine neue Trinkwasserfassung im Gebiet Obere Au in Uttigen sind erfolgreich abgeschlossen worden. In Frinvillier konnte die problematische Schutzzone für die qua-litativ nicht einwandfreie Quelle Merlin nach langem Verfahren aufgehoben werden. Da-durch ist nun die Fertigstellung der A16 in diesem Abschnitt möglich. Die Vorberei-tungsarbeiten für die Integration des Fach-bereichs Tank- und Schadendienst in den Fachbereich Industrie und Gewerbe (drei Mitarbeiter werden 2012 pensioniert) sind weit fortgeschritten. Das Berichtsjahr war erneut durch die hohe Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden durch Tagesgeschäfte ge-kennzeichnet. Eine neue IT-Applikation zur Effizienzsteigerung im Bewilligungswesen wurde erfolgreich eingeführt. Diese erlaubt eine einheitlichere und schnellere Abwick-lung der Gesuche.

  • 11

    Gewässer- und Bodenschutzlabor

    Schwerpunkte des Gewässermonitorings waren im Berichtsjahr der Oberaargau und das Emmental. In den Seen und in Sammel-proben ausgewählter Fliessgewässer die ser Regionen wurden umfangreiche Untersu-chungen von Mikroverunreinigungen durch-geführt. Die gemessenen Konzentrationen in den Seen sind allgemein sehr tief.

    Die wieder aufgenommenen Abklärungen zu den Gonadenveränderungen bei den Thunerseefelchen haben das Ziel, die Ur-sachen weiter einzugrenzen und allfällige Handlungsoptionen aufzuzeigen. Die Arbei-ten werden 2012 beendet.

    Mit der im 2011 revidierten Gewässerschutz-gesetzgebung werden die Kantone ver-pflichtet, bis 2014 Massnahmenplanungen zu erstellen und den Gewässerraum festzu-legen. Im Frühjahr wurde deshalb das Pro-jekt GEKOBE gestartet (vgl. Seite 7). Ein Meilenstein bei der Untersuchung von organischen Mikroverunreinigungen ist die Anschaffung eines weiteren LC/MSMS-Systems. Mit dem Gerät können organi - sche Mikroverunreinigungen auch in sehr tie fen Konzentrationen zuverlässig bestimmt werden.

    Das erfolgreich durchgeführte Update des Laboradministrationssystems LISA trägt zur Effizienzsteigerung im Labor bei.

    Das GBL hat ein externes Audit bestanden und ist deshalb weiterhin akkreditierte Prüf-stelle gemäss ISO/IEC.

    Interne Dienstleistungen

    Der Rechtsdienst begleitete den Fachbe-reich Wasserkraft in den Konzessionsver-fahren für die Ausbauvorhaben der Kraft-werke Oberhasli AG (KWO) sehr eng. Die Administration übernahm von der Abtei- lung Siedlungswasserwirtschaft ein neues Arbeitspaket im Bereich Abwasserentsor-gung und entlastet damit zusätzlich das Fachpersonal. Nebst dem Tagesgeschäft wurden die Organisatoren der AWA-Infor-mationsanlässe tatkräftig unterstützt.

    Das GIS-Team musste sich aufgrund diver-ser Abgänge langjähriger Mitarbeitender ab Frühling neu organisieren. Zudem wur-den die interne Informatik und der GIS-Be-reich zusammengelegt, um Synergien bes-ser nutzen zu können. Eine anspruchsvolle und komplexe Arbeit, mussten doch sämt-liche GIS-Applikationen und Karten ange-passt und für die Gewährleistung einer nahtlosen und problemlosen Migration in-tensiv getestet werden.

    Controlling sowie Dokumentation / Kommu-nikation sind zwei Bereiche der internen Dienstleistungen, die nur eine beschränkte Aussenwirkung haben, zur Unterstützung der Fachabteilungen aber enorm wichtige Arbeit leisten.

    ABTEILUNGSBERICHTE

    gewässer- und

    bodenschutzlabor:

    Mit dem neuen LC/MSMS verfügt

    das Gewässer- und Bodenschutz-

    labor über ein modernes Analysen-

    gerät zur Bestimmung von Schad-

    stoffspuren in Gewässern.

    interne Dienstleistungen:

    Ein reibungsloser Support unter-

    stützt die Fachabteilungen in ihren

    Aufgaben.

  • 12

    Fachberichte

    Pilotprojekt zur Kulturlandverbesserung der schwindenden moorböden

    Durch die gezielte Absenkung des grundwasserspiegels haben die landwirtschaft-lich intensiv genutzten moorböden im gürbetal seit den 1940er-Jahren bis zu zwei Drittel ihrer mächtigkeit verloren. um einen vollständigen Torfabbau zu verhindern, soll nun in einem ersten Schritt eine beschränkte Fläche von rund 2 Hektaren durch den Auftrag von mineralischem unterboden stabilisiert werden. Das AWA leitet und überwacht dieses Pilotprojekt für eine nachhaltige bodensanierung in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für landwirtschaft.

    Standorte mit Moorböden weisen einen hohen Grundwasserstand auf. Als Folge davon fehlt in den obersten Schichten die Luft und damit der Sauerstoff. Unter sol-chen Bedingungen werden abgestorbene Pflanzenreste nicht vollständig abgebaut, sondern als organische Schichten – wie

    beispielsweise in Form von Torf – konser-viert. Im Lauf der Zeit können aus diesen Pflanzenresten organische Böden mit einer Mächtigkeit von mehreren Metern entste-hen.

    KAPITEL 3

    nachhaltige Bodensanierung im Gürbetal

    Im Rahmen eines Pilotprojekts

    sollen die schwindenden Moor-

    böden im Gürbetal mit minera-

    lischem Unterboden stabilisiert

    werden. Dazu entfernt man zuerst

    die oberste Torfschicht.

    Fotos: Hansueli Trachsel / AWA

  • 13BODENSCHUTZ

    Dunkelbraune bis schwarze Moorböden prägen auch die Ebene im Gürbetal. Bevor die Landwirtschaft diese fruchtbaren, aber zu nassen Böden für den Acker- und Ge-müsebau nutzen konnte, mussten sie in den 1940er-Jahren mit grossflächigen Me-liorationsprojekten verbessert werden. Die erstellten Drainagen und Kanäle zur Ent-wässerung der Talebene haben deren Was-serhaushalt nachhaltig verändert. Durch die Absenkung des Grundwasserspiegels sind aber auch die obersten Schichten wieder mit Luft versorgt worden. Infolge des Kon-takts mit Sauerstoff erfolgt nach und nach ein vollständiger Abbau der abgestorbenen, konservierten Pflanzenreste zu Wasser und Kohlendioxid.

    Reduktion der Bodenmächtigkeit um gut 1 Meter

    In den 1940er-Jahren lagen die Drainagen im Gürbetal noch zwischen 1,70 bis 1,90 Meter unter der Bodenoberfläche, wie aus alten Plänen der lokalen Flurgenossen-schaft Thurnen hervorgeht. Damals be-stand also ein rund 2 Meter mächtiger Moorboden. In den letzten zwei Jahren sind verschiedene Parzellen neu beprobt und beurteilt worden. Gemäss den Ergebnissen gibt es im Gebiet der Flurgenossenschaft Anbauflächen mit einer stark verminderten Bodenmächtigkeit von nur noch 60 bis 70 Zentimeter. In den letzten 60 bis 70 Jahren haben die Moorböden durch den Abbau der Pflanzenreste auf den entwässerten Flächen folglich um gut 1 Meter abgenom-men. Dieser natürliche Prozess wird so lange weitergehen, bis die organischen Pflanzenreste vollständig abgebaut sind oder Reste davon wieder in einer wasser-gesättigten – beziehungsweise versumpf-ten – Schicht liegen. Die Entwicklung ist auch für alle anderen Gebiete mit entwäs-serten Moorböden wie etwa das Seeland typisch. Durch die Torfsackung und all-mähliche Degeneration wird die landwirt-schaftliche Nutzung solcher Flächen mit der Zeit verunmöglicht.

    Eine zweite sanierung drängt sich auf

    Interessanterweise wussten die Verant-wortlichen des damaligen Meliorationspro-jekts bereits in den 1940er-Jahren, dass sich – als Folge des Torfabbaus – sechs bis acht Jahrzehnte später eine «Art» zweite Melioration oder Sanierung aufdrängt, weil die Entwässerung dann nur noch unge-nügend funktionieren dürfte. Diese vor-aussehbare Entwicklung stellt die Flur-genossenschaft Thurnen heute in ihrem Einzugsgebiet denn auch tatsächlich fest. An mehreren Besichtigungen vor Ort hat sie den kantonalen Behörden ihr Anliegen auf-gezeigt. Grosse Teile der Gebiete mit Moor-böden weisen bereits einen hohen Sanie-rungsbedarf auf. Um erste Erfahrungen mit möglichen Massnahmen zu machen, wird gegenwärtig ein Pilotprojekt durchgeführt.

    Eckdaten des Pilotprojekts

    Das auf einer Pilotfläche von rund 2 Hekta-ren gestartete Projekt sieht vor, die noch bestehende Torfschicht, welche die Ent-wässerungsleitungen enthält, mit dem Auf-trag von zirka 1 Meter mineralischem Un-terboden zu überdecken und zu stabilisieren. Man geht davon aus, dass sich die Luft-zufuhr dank dieser Massnahme künftig un-terbinden und ein weiterer Torfabbau im

    AWA-Projektleiter Mario Andrini

    misst einen alten Entwässe-

    rungsschacht aus. Durch die seit

    Jahrzehnten fortschreitende Torf-

    sackung ragt das Bauwerk immer

    weiter aus dem Boden hinaus.

  • 14 FACHBERICHTE AUS DEN ABTEILUNGEN

    Bereich der Drainagen damit verhindern lässt. Vorgängig werden die obersten 40 Zentimeter des Moorbodens abgetragen und zwischengelagert. Anschliessend er-folgen der Aufbau des zugeführten Unter-bodens und seine Überdeckung mit dem zuvor entfernten Torf. Bis dieser Moor-boden an der Oberfläche abgebaut ist, dürfte es einige Jahrzehnte dauern. An sei-ner Stelle sollte dann aber mit dem minera-lischen Unterboden eine neue, stabile und fruchtbare Grundlage für die weitere land-wirtschaftliche Nutzung entstehen.

    Beteiligt am Pilotprojekt sind der Grundei-gentümer und Bewirtschafter der Pilotflä-che, Vertreter der Flurgenossenschaft, ein Aushubunternehmer, bodenkundliche Bau-begleiter, Vertreter der Abteilung Struktur-verbesserung und Produktion beim kanto-nalen Amt für Landwirtschaft und Natur (LANAT) sowie das AWA, welches das Pro-jekt in enger Zusammenarbeit mit dem LANAT leitet und überwacht. Im Auftrag des AWA wird das Pilotprojekt durch bo-denkundliche Baubegleiter betreut. Sie er-fassen den Ist-Zustand auf der Pilotfläche, beurteilen die Eignung des Unterbodens am Standort des Aushubs und überwa-chen alle Erdarbeiten sowie die Folgebe-wirtschaftung.

    Die Aushubfirma arbeitet im Auftrag der Flurgenossenschaft und verfügt über etli-che Erfahrungen mit bodenschonenden

    Erdarbeiten. Sie hat Zugang zu geeignetem Bodenmaterial aus Bauprojekten und ist auch im Besitz der geeigneten Maschinen sowie des erforderlichen Personals. Das Pilotprojekt soll auch Fragen der Transport-logistik, des zeitlichen Anfalls von geeig-netem Material und der Kosten klären. Während der Pilotphase ist zudem die Skizzierung und Planung eines möglichen Gesamtprojekts für das Einzugsgebiet Thurnen vorgesehen, das dereinst 100 Hek-taren und mehr umfassen soll. Dessen Feder führung liegt beim LANAT.

    Das Bodenrecycling optimieren

    Es gibt grosse Flächen an ackerbaulich be-wirtschafteten Moorböden, die sanierungs-bedürftig sind, wenn man sie weiterhin für den landwirtschaftlichen Anbau nutzen will. Zu ihrer Verbesserung werden beträchtliche Mengen an geeignetem, mineralischem Boden benötigt. Die entsprechende Nach-frage wird deshalb stark zunehmen. Prob-lematisch ist aber, dass geeignetes Boden-material für solche Sanierungen auf den Baustellen meistens sehr kurzfristig anfällt. Weil die erforderlichen Bewilligungen fehlen, stehen potenzielle Flächen mit Moorböden deshalb nicht immer bedarfsgerecht zur Verfügung. Um das Bodenangebot flexibel nutzen zu können, braucht es eine Optimie-rung der Abläufe. So ist es notwendig, die sanierungsbedürftigen Flächen und die Be-willigungen für die Bodenverwertung be-reits im Voraus – sozusagen auf Vorrat – be-reitzustellen. Damit lässt sich geeigneter Boden systematisch einer sinnvollen Ver-wertung zuführen.

    mario Andrini, Abteilung betriebe und Abfall, Fachbereich boden

    Der schwarze Moorboden besteht

    aus konservierten Pflanzenresten,

    die bei Luftzufuhr zu Wasser und

    Kohlendioxid abgebaut werden.

    Demgegenüber ist ein minerali-

    scher Boden (rechts) viel stabiler.

  • 15

    organisatorische änderungen beim Schadendienst des AWA

    Die gewässerschutzinspektoren des AWA werden pro Woche durchschnittlich zwei bis drei mal aufgeboten, um das Ausmass von Störfällen mit wassergefährdenden Stoffen in grenzen zu halten und gravierende Schäden möglichst zu verhindern. Der rund um die uhr verfügbare bereitschaftsdienst untersteht neu dem Fach-bereich industrie und gewerbe, dessen Fachleute sich künftig auch um die am häufigsten auftretenden Ölunfälle kümmern. im Kanton bern ereignen sich pro Jahr über 100 Schadenfälle mit mineralöl. Hauptursachen sind Fehlmanipulationen, unfälle, technisches und menschliches versagen sowie Freisetzungen von Schad-stoffen aus Altlasten.

    Bei der Kellertreppe zur Tiefgarage einer Mehrfamilienhaussiedlung in München-buchsee hat jemand einen penetranten Ölgeruch wahrgenommen und die Behör-den alarmiert. Der aufgebotene Schaden-dienst des AWA stösst im Bereich der Kel-lertreppenmauer auf Heizöl, das durch einen Riss im Beton die Stufen hinunter rinnt. Wie die umfangreichen Abklärungen vor Ort ergeben, fehlt in den drei erdverleg-ten Tankbehältern mit einem Fassungsver-mögen von rund 60’000 Litern ein Lager-volumen von zirka 15’000 Liter Heizöl. Auf Anordnung des Bereitschaftsdienstes müs-sen in der Folge die unterirdisch geführten Produkteleitungen zwischen den Tanks und

    INDUSTRIE UND GEWERBE: SCHADENDIENST

    Walter Wenger vom Schaden dienst

    des AWA überprüft Aus hub-

    material, das mit Ölrückständen

    belastet ist. Der Schaden in einem

    Holzschuppen bei Wilderswil war

    eine Folge des August-Hochwas-

    sers im Jahr 2005. Die hochge-

    hende Lütschine überschwemmte

    damals auch Heizkeller und be -

    schädigte Öltanks, sodass was ser-

    gefährdende Stoffe in die Gebäude

    der Umgebung gelangen konnten.

    Jährlich über 100 schadenfälle mit Mineralölprodukten

    dem Heizkeller freigelegt werden. Dabei zeigt sich, dass die aus dem Kunststoff Poly ethylen bestehenden Leckerkennungs-rohre an sechs Stellen gerissen und undicht sind. Da auch die innenliegenden Produkte- und Zirkulationsleitungen aus Kupfer für die Ölzufuhr mehrfach korrodiert sind, kann das Heizöl durch die Lecks ungehindert ins Erdreich eindringen. Die im konkreten Fall verwendeten Zirkulationsleitungen, welche heutzutage aus Sicherheitsgründen nicht mehr ausgeführt werden, verschlimmern das Ausmass des Ölunfalls. Denn die Pum-pen in den Tanks speisen rund um die Uhr Heizöl in die defekten Produkteleitungen ein, sodass dieses unbemerkt in grossem

  • 16 FACHBERICHTE AUS DEN ABTEILUNGEN

    Umfang in den Boden gelangt. Beim Freile-gen der Tankbehälter zeigt sich, dass aus-geflossenes Heizöl die Schutzumhüllungen aus Bitumen stark aufgeweicht hat. Des-halb müssen sie durch eine Fachfirma neu beschichtet werden, was den Abtransport der Öltanks erfordert.

    Gefahr für das Grundwasser

    Als wäre diese Verkettung unglücklicher Umstände nicht genug, liegen die Tank-behälter auch noch am Rand einer Grund-wasserschutzzone S2. Nur etwa 200 Meter

    vom Schadenplatz entfernt befindet sich ein Trinkwasser-Pumpwerk, wobei das Sickerwasser im Bereich der Unfallstelle direkt auf diese Fassung zuläuft. Zum Schutz des Grundwasservorkommens ord-net das AWA in unmittelbarer Nähe der Wohnhäuser grossflächige Aushubarbeiten an, um das ölverseuchte Erdreich rasch entfernen zu können. Obwohl die Grabun-gen für die Anwohner eine grosse Belas-tung darstellen, gibt es keine Alternative. Denn bereits 1 Liter Heizöl im Untergrund genügt, um 1 Million Liter Grundwasser un-geniessbar zu machen.

    Ein typischer Fall

    Der Fall Münchenbuchsee ist exemplarisch für das Tätigkeitsgebiet des Schadendiens-

    tes beim AWA. Über 80 Prozent der rund 140 Schadenmeldungen, die bei den acht Fachleuten des Bereitschaftsdienstes ein-gehen, betreffen Unfälle bei der Lagerung, im Arbeitsprozess, auf dem Transportweg oder beim Abfüllen von Mineralölprodukten. Ungefähr die Hälfte davon sind Bagatellen, die von den Einsatzleitern der Feuerwehr und Kantonspolizei vor Ort jedoch nicht im-mer als solche erkannt werden. Bei allfälli-gen Unsicherheiten über das Schadenaus-mass – oder sofern die lokale Einsatzleitung dies wünscht –, geht der rund um die Uhr verfügbare Bereitschaftsdienst immer auf Platz. Bereits auf dem Weg zur Unfallstelle versucht der zuständige Gewässerschutz-inspektor, sich ein Bild der Lage zu machen. Dazu steht dem über einen Pager jederzeit abrufbereiten Verantwortlichen des Bereit-schaftsdienstes ein spezielles Einsatzfahr-zeug zur Verfügung. Über einen Laptop mit drahtloser Internetverbindung haben die Fachleute zum Beispiel Zugang zu diversen Gefahrenprogrammen und zu allen Gewäs-serschutzkarten im kantonalen Geoportal. Zudem erfolgt schon vor oder während der Fahrt eine telefonische Vorbesprechung mit dem Einsatzverantwortlichen der Feuer-wehr vor Ort. Die Verbindungsnummern erhalten die diensthabenden Pikettleute je-weils bereits von der Regionalen Einsatz-zentrale (REZ) der Kantonspolizei.

    vielfältige Gewässerrisiken

    Die möglichen Bedrohungen für die Ober-flächengewässer und das Grundwasser sind vielfältig. So können neben Heizöl auch Diesel, Benzin oder chemische Produkte im Erdreich versickern oder auf direktem Weg in Bäche, Flüsse oder Seen gelangen. Manchmal signalisieren verendete Fische in einem Bach eine grössere Gewässer-verschmutzung, deren Ursachen beim Ein-treffen des Schadendienstes oft noch im Dunkeln liegen. Bisweilen kommt die Alarm-meldung auch von einem Klärwärter – etwa wenn aussergewöhnlich tiefe oder hohe ph-Werte im zuströmenden Abwasser die Mikroorganismen für die biologische Reini-gung – und damit die Abwasserreinigung als Ganzes – gefährden.

    Die meisten Schadenfälle mit

    wassergefährdenden Stoffen im

    Kanton Bern betreffen das Aus-

    laufen von Mineralölprodukten –

    wie hier bei einem Transportunfall

    in Gwatt.

  • 17INDUSTRIE UND GEWERBE: SCHADENDIENST

    Auf all diese und weitere Eventualitäten müssen die Fachleute des Bereitschafts-dienstes vorbereitet sein und dann vor Ort ihre umfangreiche Checkliste abarbeiten. Ist das Wasser verfärbt oder bilden sich auf seiner Oberfläche Schaum, Blasen oder ein Ölfilm? Riecht es nach wassergefährden-den Flüssigkeiten, und sind tote Organis-men feststellbar? Müssen die Verantwort-lichen der Kläranlage im Einzugsgebiet oder der nächsten Wasserversorgung orientiert werden? Braucht es Wasserproben? Sind die Gründe einer Verschmutzung bekannt oder gilt es, die Umgebung systematisch nach möglichen Ursachen abzusuchen? Entsprechende Risiken können etwa von Lagerräumen, Ablaufleitungen, Sickerroh-ren, Abwasserschächten, Baustellen, Land-wirtschaftsbetrieben, Industrie- und Ge-werbestandorten sowie von Tankanlagen ausgehen, um nur einige zu nennen.

    Die anspruchsvolle Arbeit erfordert – neben dem nötigen Fachwissen – engagierte Praktiker mit Ausdauer, Flexibilität und de-tektivischem Spürsinn, die gut vernetzt sind, auch in Extremsituationen ruhig bleiben und selbst dann den Überblick behalten, wenn sie mehrere Dinge gleichzeitig im Auge behalten müssen.

    Erste Priorität hat das Eingrenzen des schadens

    Nach einer ersten Situationsanalyse steht das Anordnen von geeigneten Notmass-nahmen zur Verhinderung von noch grös- se ren Folgeschäden an erster Stelle. Die Gewässerschutzinspektoren versuchen also primär, eine Ausbreitung der Kontami-nation durch wassergefährdende Stoffe im Erdreich sowie in den Gewässern zu stop-pen. Zu diesem Zweck arbeiten sie eng mit Partnern auf lokaler, regionaler und kanto-naler Ebene zusammen. Dazu gehören un-ter anderem Gemeindebehörden, lokale Feuerwehren, die kantonalen Sonderstütz-punkte ABC, das Fischereiinspektorat, die Kantonspolizei, das Kantonale Labor, die Seepolizei, die Gebäudeversicherung sowie spezialisierte Privatfirmen.

    Trotz laufend verbesserten Massnahmen zur Vorbeugung von Umweltschäden sehen sich die AWA-Fachleute bei ihren Nach-forschungen nach den Unfallursachen im-mer wieder mit Murphys unerbittlichem Gesetz konfrontiert, wonach alles, was schiefgehen kann, irgendwann auch schief-gehen wird. Häufig handelt es sich näm- lich um scheinbar banale menschliche Un-zulänglichkeiten und Fehlleistungen wie Müdigkeit, Über lastung, Kommunikations-probleme oder Be die nungsfehler, deren unglückliche Ver kettung – oft noch in Kom-bination mit technischen Mängeln und überholten Sicher heitsstandards – zu gra-vierenden Gewässerverschmutzungen füh-ren kann.

    neuorganisation des schaden-dienstes

    Neu wird der Schadendienst für Öl und Chemie in den Fachbereich Industrie und Gewerbe des AWA integriert. Damit küm-mern sich die jeweils zuständigen Fachleu-te des Bereitschaftsdienstes fortan um die gesamte Palette möglicher Ursachen von Gewässerverunreinigungen. Weil der Kan-ton Bern kein typischer Chemiestandort ist, wird sich die Arbeit des Schadendienstes auch in Zukunft vorab auf die Bewältigung von Ölunfällen konzentrieren. In diesem Be-reich dürften Lecks und Havarien bei der Lagerung eher zunehmen. Seit der Bund die generelle und gesetzlich bindende In-nenreinigung und Kontrolle der Tankbehäl-ter vor einigen Jahren abgeschafft hat, wird diese nämlich nur noch auf ausdrücklichen Wunsch und in Eigenverantwortung des Tankinhabers durchgeführt. Zum Schutz des Trinkwassers haben sich die kantona-len Fachstellen – darunter auch das AWA – inzwischen darauf geeinigt, die regelmäs-sige Kontrolle von Tankanlagen in den Grundwasserschutzzonen weiterhin zu ver-langen.

    bernhard gassmann, leiter des Schaden-dienstes, AWA (bis Ende April 2012) Kurt gasser, leiter des Schadendienstes, AWA (ab mai 2012)

  • 18 FACHBERICHTE AUS DEN ABTEILUNGEN

    Ergebnisse des Projekts «gewässerzustand im Aaretal» (gZA)

    im Auftrag des regierungsrates ist die Wasserqualität der Aare und ihrer Seiten-gewässer in den letzten Jahren eingehend untersucht worden. Wie die nun vor-liegenden Ergebnisse des Projekts gZA zeigen, weisen die Fliessgewässer be-lastungen mit Pestiziden und medikamenten auf, welche die festgelegten Quali tätskriterien für diese Stoffe in einzelnen Abschnitten zum Teil deutlich über-schreiten. Hauptgründe dafür sind die intensive landwirtschaftliche nutzung im Einzugsgebiet sowie die Einleitung von kommunalem Abwasser. um die Wasser-ressourcen besser vor übermässigen belastungen zu schützen, braucht es deshalb weitere Anstrengungen zur Schadstoffreduktion.

    Probenahme zur Analyse der

    chemischen Wasserqualität durch

    die Abteilung Gewässer- und

    Bodenschutzlabor des AWA. In

    den vergangenen Jahren sind die

    Aare und ihre Seitengewässer

    zwischen Thun und Bern

    umfassend untersucht worden.

    Wasserqualität im Aaretal auf dem Prüfstand

    Die Aare ist bei Erholungssuchenden sehr beliebt. An schönen Sommertagen verbrin-gen jeweils Tausende ihre Freizeit am Fluss oder nehmen ein kühlendes Bad. Revitali-sierte, natürliche Bereiche wie die Hunzi-genau sind dabei besonders attraktiv. Die Bedeutung der Aare ist aber nicht nur als Naherholungsraum ungemein wichtig. Als gewässerökologisches Rückgrat des Kantons Bern bieten der Hauptfluss und seine Uferzonen wertvolle Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Zu-dem bilden die von der Aare gespeisten Grundwasservorkommen die wichtigste

    Ressource der Trinkwasserversorgung für die Region zwischen Thun und Bern.

    Dieses positive Bild der Aare und ihrer Sei-tengewässer wird jedoch durch die in den vergangenen zwei Jahrzehnten starke Ab-nahme der Fischbestände und der entspre-chenden Fangerträge etwas getrübt. Im Vergleich zu 1990 werden heute rund 80 Prozent weniger Bachforellen und Äschen gefangen, und die Fischart Nase ist in der Aare praktisch ausgestorben, wobei die Gründe dieser Entwicklung weitgehend un-bekannt sind.

  • 19GEWÄSSERZUSTAND IM AARETAL

    Der Regierungsrat hat deshalb das Projekt «Gewässerzustand im Aaretal» (GZA) be-schlossen, welches von 2008 bis 2012 Fragen zum beobachteten Fischrückgang klären soll. Die Ergebnisse des Gesamtpro-jekts werden voraussichtlich noch im lau-fenden Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt. Der vorliegende Bericht geht nicht auf Fragen zur Fischproblematik ein, sondern beschränkt sich auf die Ergebnisse der Untersuchungen zur Wasserqualität. Im Zentrum stehen dabei die Messungen der Rückstände von Pestiziden und Medika-menten in den Gewässern.

    Messung von ausgewählten Mikroverunreinigungen

    In der Schweiz sind mehr als 30’000 Che-mikalien im täglichen Gebrauch, darunter zirka 350 Pestizidwirkstoffe und rund 3000 Substanzen in Medikamenten. Der Stoff-auswahl für die chemische Analytik kommt daher eine grosse Bedeutung zu. Bei den Probenahmen galt es auch zu berücksich-tigen, dass Pestizide und Medikamente meist unterschiedliche Quellen und Ein-tragswege in die Gewässer haben.

    Pestizide gelangen sowohl in der Landwirt-schaft als auch im Siedlungsgebiet zum Einsatz. Bei Regenwetter können sie in die Gewässer abgeschwemmt werden und dort in erhöhten Konzentrationen auftreten, während die Gehalte bei Trockenwetter nor-malerweise tiefer sind. Man spricht in die-sem Zusammenhang von diffusen Quellen. Im Gegensatz dazu erfolgt der Eintrag von Spurenstoffen durch Medikamentenrück-stände vorwiegend über Kläranlagen. Weil diese Schadstoffquelle häufig keinen gros-sen Schwankungen unterliegt, sind die Konzentrationen in den Gewässern meist recht ausgeglichen und in erster Linie von der Verdünnung abhängig. Bei Starknieder-schlägen werden Medikamente allerdings auch über Mischwasserentlastungen in die Gewässer eingeleitet, wobei die Konzentra-tionen dann kurzzeitig deutlich ansteigen können.

    Monatliche Stichproben Januar bis Dezember Proben bei Regen Frühjahr /Sommer

    Beurteilung: Anzahl Messwerte > 0,1 μg/l pro Probe

    sehr gut bis 0.05

    gut 0.05 bis 0.1

    mässig über 0.1 bis 0.2

    unbefriedigend über 0.2 bis 1

    schlecht über 1

    Für die Auswahl der untersuchten Pestizide orientierte sich die Abteilung Gewässer- und Bodenschutzlabor (GBL) des AWA an der Landnutzung sowie an Befragungen von Pflanzenschutzspezialisten. Mit Hilfe dieser Informationen liessen sich die poten-ziell im Gewässer auftretenden Pestizide bereits eingrenzen. Bei den Medikamenten dienten die schweizerischen Verbrauchs-statistiken als Anhaltspunkt. Um die getrof-fene Stoffauswahl für die Analytik zu bestä-tigen und weitere wichtige Chemikalien erfassen zu können, wurden zudem Ge-wässerproben mit Hilfe der neu verfüg-baren HPLC-HRMS Screening-Methode am Wasserforschungsinstitut Eawag unter-sucht. Diese Abklärungen führten schliess-lich zur Auswahl von 80 Chemikalien, die das GBL in insgesamt 380 Wasserproben analysierte. Neben monatlichen Stichpro-ben zur Erfassung der Basisbelastung er-hob man auch Proben bei Regenwetter, um die Stossbelastungen durch Abschwem-mungen oder Mischwasserentlastungen aufzeigen zu können.

    Belastung der Gewässer im Aare-tal mit Pestiziden

    Wie Grafik 1 zeigt, ist die Pestizidbelastung der Aare-Seitengewässer abhängig vom Ackeranteil in den Einzugsgebieten.

    Grafik 1: Wie die Ergebnisse

    der Untersuchungen im Aaretal

    zei gen, sind die Gewässer in

    Ein zugsgebieten mit hohem

    Ackeranteil tendenziell stärker

    mit Pestiziden belastet. Grund-

    lage der Bewertung bildet der An-

    forderungswert in der Gewässer-

    schutzverordnung von 0,1 μg/l.Ackeranteil

    0%

    0 – 5%

    5 – 20%

    20 – 40%

    > 40%

  • 20 FACHBERICHTE AUS DEN ABTEILUNGEN

    Dies hängt mit der Verwendung solcher Stoffe beim Anbau von Weizen, Kartoffeln, Mais, Rüben und weiteren Kulturen zusam-men. In Zulg, Rotache sowie im Oberlauf der Gürbe, in deren Einzugsgebieten der Ackeranteil tief ist, hat das GBL geringe Pestizidgehalte gemessen. Dagegen wei-sen die restlichen Seitengewässer der Aare sowie die Urtenen eine deutlich höhere Be-lastung auf. Mit Ackeranteilen von über 20 Prozent ist die landwirtschaftliche Bewirt-schaftung hier viel intensiver. In diesen Ge-wässern wird der Anforderungswert ge-mäss GSchV von 0,1 Mikrogramm pro Liter (μg/l) häufig nicht eingehalten. Hingegen sind die Pestizidgehalte in der Aare äus-serst gering, da zum einen das aus dem Thunersee zufliessende Wasser sehr sau-ber ist und weil zum andern die teilweise belasteten Seitengewässer in der Aare im-mer stark verdünnt werden.

    Vergleicht man nun die ermittelten Pestizid-konzentrationen mit vorhandenen chroni-schen Qualitätskriterien, die über längere Zeitperioden nicht überschritten werden sollten, zeigt sich ein ähnliches Bild: So weisen die Gewässer in den landwirtschaft-lich intensiv genutzten Gebieten – bezogen auf Herbizide und Insektizide – häufig einen unbefriedigenden Zustand auf.

    Belastung mit Medikamenten

    Bedingt durch den hauptsächlichen Eintrag über Kläranlagen und Mischwasserentlas-tungen sind die Gewässerbelastungen mit Medikamenten vor allem unterhalb von ARA und Siedlungsgebieten am grössten, wie Grafik 2 gut veranschaulicht. So finden sich entsprechende Rückstände vermehrt in den Unterläufen von Chise und Gürbe, in der Urtenen sowie in der Aare nach Bern. In Worble und Urtenen sind die Medika-mentenkonzentrationen vor den ARA-Ein-läufen nur bei Niederschlagsereignissen erhöht. Nicht oder nur gering abwasserbe-lastete Bäche wie der Oberlauf der Gürbe, Glütschbach, Zulg, Chräbsbach und die Münsinger Giesse enthalten nur wenig Spu-renstoffe aus Arzneimitteln.

    Ob sich Medikamente in den gefundenen Konzentrationen negativ auf Gewässeror-ganismen auswirken, ist schwierig zu beur-teilen, weil es leider nur für wenige Pharma-ka chronische Qualitätskriterien gibt. Für das weit verbreitete Schmerzmittel Diclo-fenac, das zum Beispiel in Voltaren® enthal-ten ist, beträgt dieser Wert 0,05 μg/l. In den deutlich abwasserbelasteten Gewässern Chise, Gürbe und Urtenen wird diese Kon-zentration häufig überschritten, sodass man ihren Zustand bezüglich dieser Che-mikalie als ungenügend bezeichnen muss.

    Hohe Pestizidbelastungen bei Regenwetter

    Um die vorübergehenden Konzentrations-spitzen der Pestizidbelastung bei Nieder-schlagsereignissen erfassen zu können, entnahm man bei Regenwetter mit Hilfe von automatischen Probenahmegeräten in bestimmten zeitlichen Abständen Wasser-proben aus Gürbe, Müsche, Worble und Urtenen und analysierte sie im Labor. Grafik 3 stellt beispielhaft die Ergebnisse einer solchen Beprobung der Worble vom 30. auf den 31. Mai 2010 dar. Rund fünf Stun-den nach der ersten Abflussspitze ist ein starker Konzentrationsanstieg der Herbi-zide Mesotrion, Metolachlor, Terbuthylazin und Metamitron festzustellen. Interessan-

    Grafik 2: In dicht besiedelten

    Gebieten und unterhalb von ARA-

    Einläufen treten die höchsten

    Belastungen der Fliessgewässer

    mit Medikamentenrückständen auf.

    Grundlage der Bewertung bildet

    der im Donau-, Maas- und Rhein-

    memorandum von 2008 formulierte

    Zielwert für Pharmaka von 0,1 μg/l.

    Monatliche Stichproben Januar bis Dezember Proben bei Regen Frühjahr /Sommer

    Beurteilung: Anzahl Messwerte > 0,1 μg/l pro Probe

    sehr gut bis 0.05

    gut 0.05 bis 0.1

    mässig über 0.1 bis 0.2

    unbefriedigend über 0.2 bis 1

    schlecht über 1

  • 21GEWÄSSERZUSTAND IM AARETAL

    terweise zei gen die drei zuerst genannten Substanzen einen ähnlichen Konzentrati-onsverlauf, was eine gleiche Herkunft dieser Herbizide vermuten lässt. Beim Rübenbau eingesetzten Metamitron tritt die Konzen-trationsspitze erst zwei Stunden später auf. Sein Eintragsweg in die Worble unterschei-det sich deshalb deutlich von den anderen Herbiziden. Das in Grafik 3 ebenfalls darge-stellte Insektizid Diazinon weist eine gerin-gere Konzentrationsdynamik auf als die untersuchten Herbizide.

    Alle vier Herbizide überschreiten den An -forderungswert der Gewässerschutzver-ord nung von 0,1 μg/l bei diesem Ereignis stark, am deutlichsten Metolachlor mit einer Kon zen trationsspitze von 4,4 μg/l. Die gesetzlichen Vorgaben sind somit nicht eingehalten. Die verfügbaren chronischen Qualitätskriterien, bei deren regelmässiger Überschreitung mit schädlichen Einwirkun-gen auf Gewässerorganismen zu rechnen ist, sind – ausser bei Metamitron – ebenfalls überschritten. Bei Metolachlor wird sogar das akute Qualitätskriterium erreicht, wel-ches zum Schutz der Gewässerlebewesen nie überschritten werden sollte.

    Wie die Untersuchungen zeigen, sind ver-schiedene Aaretalgewässer deutlich mit Pestiziden und Medikamenten belastet, so-dass sich zum Schutz der Gewässer Re-duktionsmassnahmen aufdrängen.

    Massnahmen in vorbereitung

    Die künftigen Strategien zur Verminderung der Spurenstoffe müssen den Umständen Rechnung tragen, dass über die Kläranla-gen kontinuierlich Medikamente und weite-re Mikroverunreinigungen in die Gewässer gelangen, während die Abschwemmung von Pestiziden meistens aus diffusen Quel-len erfolgt. Um die Belastungen aus kom-munalem Abwasser zu reduzieren, schlägt die vom Bund erarbeitete Strategie Micro-Poll den gezielten Ausbau von ausgewähl-ten Kläranlagen vor (vgl. Seiten 22 – 25). Diese Massnahme soll schweizweit rund 50 Prozent der Schadstoffe aus ARA elimi-nieren.

    Grafik 3: Konzentrationsverlauf

    von vier Herbiziden und dem

    Insektizid Diazinon beim Regen-

    ereignis vom 30. auf den 31. Mai

    2010 in der Worble bei Ittigen.

    Die gemessenen Pestizidkonzen-

    trationen überschreiten die ge-

    setzlichen Vorgaben von 0,1 μg/l

    teilweise massiv.

    Basierend auf der Strategie MicroPoll erar-beitet der Bund zudem gegenwärtig eine Situationsanalyse sowie ein Beurteilungs-konzept zur Belastung der Gewässer mit Mikroverunreinigungen aus diffusen Quel-len. Der Kanton Bern ist mit eigenen Fach-leuten in den entsprechenden Arbeitsgrup-pen vertreten und unterstützt das Projekt.

    Zusätzlich will das AWA das Monitoring im Bereich der Spurenstoffe verstärken. Das Hauptziel besteht darin, kritische Chemika-lien möglichst frühzeitig zu erfassen, bevor sie in unseren Gewässern Umwelt- und Ge-sundheitsprobleme verursachen. Das Vor-gehen dazu ist im Bericht «Früherkennung von problematischen Mikroverunreinigun-gen in den Gewässern» (AWA, 2011) be-schrieben.

    ueli ochsenbein, Abteilung gewässer- und bodenschutzlabor

    2.5

    2

    1.5

    1

    0.500:00 06:00 12:00 00:00

    Abfluss Worble [m3/s]Regen Schallenberg [mm/15 min]

    06:00 12:00

    Reg

    enin

    tens

    ität

    [m

    m/1

    5 m

    in]

    Ab

    fluss

    inte

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    m3 /

    s]18:00

    0

    1.5

    1

    3

    2.5

    2

    0.5

    00:00 06:00 12:00 00:00 06:00 12:00

    Ko

    nzen

    trat

    ion

    [µg

    /l]

    Ko

    nzen

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    ion

    [µg

    /l]

    18:000

    0.5

    1

    1.5

    2

    2.5

    3

    3.5

    4

    4.50.04

    0.02

    0.0

    0.065

    MesotrionMetamitronMetolachlorTerbuthylazinDiazinon (Skala rechts)

    Fracht während EreignisMesotrion: 25 gMetamitron: 28 gMetolachlor: 39 gTerbuthylazin: 19 gDiazinon: 1.5 g

  • 22

    Abklärungen zur Elimination von mikroverunreinigungen in bernischen Kläranlagen

    nach der vom bund erarbeiteten Strategie microPoll muss in den kommenden Jahren etwa jede siebte Kläranlage in der Schweiz mit einer zusätzlichen reini-gungsstufe zur Elimination von organischen Spurenstoffen nachgerüstet werden. Wie erste betrachtungen des AWA zeigen, sollten die entsprechenden Planungen auf regionaler Ebene erfolgen. in manchen Fällen lässt sich damit nämlich zu ge-ringeren gesamtkosten ein grösserer ökologischer nutzen erzielen.

    In der Schweiz stehen etwa 700 Abwasser-reinigungsanlagen (ARA) in Betrieb, die primär Nährstoffe wie Kohlenstoff, Phos-phor und Stickstoff aus dem Abwasser entfernen. Dagegen werden die in der Natur oft schlecht abbaubaren organischen Spu-renstoffe von den Kläranlagen nur unzu-reichend zurückgehalten. Als Folge davon gelangt eine Vielzahl von Chemikalien aus Medikamenten, Pestiziden, Imprägnier- und Reinigungsmitteln sowie weiteren Pro-dukten über die Ausläufe der Kläranlagen praktisch ungehindert in Fliessgewässer und Seen. Bereits geringste Konzentratio-nen solcher Mikroverunreinigungen können emp findliche Wasserlebewesen beeinträch-

    Durch Einleitungen der Klär-

    anlagen werden vor allem kleine

    Gewässer – wie hier die Kiese

    – übermässig durch Mikroverun-

    reinigungen belastet.

    Regionale lösungen zahlen sich aus

    tigen, wie etwa die Verweiblichung von männ lichen Fischen durch östrogene Wirk-stoffe unterhalb von ARA-Einläufen zeigt.

    Die strategie MicroPoll des Bundes

    Um die Tier- und Pflanzenwelt sowie die Trinkwasserressourcen besser zu schüt - zen und die Oberliegerverantwortung der Schweiz wahrzunehmen, schlägt das Bun-desamt für Umwelt (BAFU) in seiner Strate-gie MicroPoll einen selektiven Ausbau von rund 100 Kläranlagen im Inland vor. Nach dem ersten Entwurf zur Änderung der Ge-

    FACHBERICHTE AUS DEN ABTEILUNGEN

  • 23

    wässerschutzverordnung vom November 2009 waren dabei drei Anlagekategorien gemäss folgenden Kriterien betroffen:– ARA mit mehr als 100’000 Einwohner-

    werten (EW);– ARA mit 10’000 bis 100’000 EW, deren

    Einleitung in ein Fliessgewässer bei nied-rigem Wasserstand mehr als 10 Pro- zent der Wassermenge im Vorfluter aus-macht (Verdünnungsverhältnis im Ge - wässer kleiner als 1:10);

    – ARA-Standorte an Gewässern mit be-deutenden Trinkwassernutzungen.

    In der Zwischenzeit sind diese Kriterien sowie das weitere Planungsvorgehen unter Vertretern von Bund, Kantonen, ARA-Be-treibern, Industrie, Forschung und Fachver-bänden intensiv diskutiert und weiterentwi-ckelt worden. Gemäss diesen Ge sprächen sollen die erwähnten Ziele zudem über eine Planung auf Ebene der Gewässereinzugs-gebiete umgesetzt werden. Das AWA ist bei den aktuellen Arbeiten in der strategi-schen Lenkungsgruppe sowie in der Ar-beitsgruppe «Verfahrenstechnik Mikrover-unreinigungen» des Verbandes Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) beteiligt.

    Auswirkungen auf den kanton Bern

    In einer ersten Abschätzung für den Kanton Bern hat das AWA abgeklärt, zu welchen Ergebnissen eine regionale Betrachtung bei der Wahl von Massnahmen zur Elimination von Mikroverunreinigungen in den Kläran-lagen führt. Eine interne Untersuchung geht dieser Frage in den drei Einzugsgebieten der Kiese, Gürbe und Lütschine nach. Es handelt sich um ausgewählte Beispiel-regionen, in denen aus unterschiedlichen Gründen ohnehin ein Handlungsbedarf für eine regionale Planung zur Optimierung der ARA-Standorte besteht. Zudem fallen die beiden ARA Gürbetal und Oberes Kiesental in die Kategorie der Kläranlagen mit mehr als 10’000 EW und einem zu geringen Ver-dünnungsverhältnis, was bei Anwendung des Gesetzesvorschlags von 2009 eine technische Aufrüstung erfordern würde.

    untersuchung von fünf Indikator-stoffen

    Aus der Vielzahl von über 30’000 verschie-denen Chemikalien im Alltagsgebrauch hat man für die AWA-Studie fünf biologisch schwer abbaubare Stoffe ausgewählt, die das Wasserforschungsinstitut Eawag als Indikatorsubstanzen vorschlägt – darunter auch das Schmerzmittel Diclofenac. Ge-stützt auf Literaturwerte und die jährlichen Verkaufsmengen der Indikatorstoffe im In-land sind zuerst die durchschnittlichen Ver-brauchsmengen pro Einwohner und Tag ermittelt und dann anhand der Einwohner-werte die Frachten in den Kläranlagen be-rechnet worden. Davon ausgehend hat man dann mit Hilfe von Mischungsrechnungen und anhand der aus schweizweiten Unter-suchungen bekannten Eliminations raten für Spurenstoffe in Abwasserreinigungsan-lagen die zu erwartenden Konzentrationen

    der fünf Indikatorsubstanzen in den Gewäs-sern unterhalb der ARA-Aus läufe bestimmt. Vergleiche mit Messungen des kantonalen Gewässer- und Bodenschutzlabors (GBL) in den ausgewerteten Vorflutern haben ge-zeigt, dass die Ergebnisse der Modellrech-nungen gut mit den gefundenen Mengen der Indikatorstoffe übereinstimmen.

    Viele Rückstände von Medika-

    menten, die über menschliche

    Ausscheidungen im Abwasser

    landen, werden in den Kläranla-

    gen nicht abgebaut und gelangen

    über die ARA-Einleitungen als

    Mikroverunreinigungen in die

    Gewässer.

    ABWASSERENTSORGUNG: MIKROVERUNREINIGUNGEN

  • 24

    Ergebnisse für das Einzugsgebiet kiesental

    Die Kiese ist ein kleineres Gewässer, das durch die Einleitungen der ARA Gross-höchstetten und Oberes Kiesental (Konol-fingen) übermässig mit den im gereinigten Abwasser vorhandenen Spurenstoffen be-lastet wird. Die erwartete Diclofenac-Kon-zentration im Gewässer liegt denn auch über dem vorgeschlagenen Qualitätskrite-rium von 0,05 Mikrogramm pro Liter (μg/l). Aufgrund des geringen Verdünnungsver-hältnisses im Vorfluter und angesichts der Grösse dieser ARA mit mehr als 10’000 EW

    müsste die Kläranlage in Konolfingen ge-mäss dem Gesetzesvorschlag von 2009 eigentlich nachgerüstet werden. Hingegen wären in der ARA Grosshöchstetten keine Massnahmen zur Elimination von Spuren-stoffen erforderlich, da die hier verarbeitete Abwassermenge weniger als 10’000 EW ausmacht. Mit einem Anschluss dieser klei-neren Kläranlage an die ARA Konolfingen würden zu geringeren Gesamtkosten sämt-liche Spurenstoffe behandelt, die den zwei ARA und damit der Kiese zufliessen.

    Aus wirtschaftlicher und gewässerökologi-scher Sicht wäre die beste Lösung jedoch eine Aufhebung beider Kläranlagen und ihr Zusammenschluss mit den ARA Münsingen und Unteres Kiesental zu einer grossen ARA, die das gereinigte Abwasser in die Aare einleitet. Die heute stark beeinträchtig-te Kiese liesse sich so von jeglichen Abwas-sereinleitungen entlasten. Im gesamten Einzugsgebiet fielen die Jahreskosten im

    Fall eines solchen Zusammenschlusses zu-dem um 1,3 Millionen Franken niedriger aus. Dies gilt selbst bei einem Ausbau der zen-tralen ARA für die Elimination von Spuren-stoffen, der gemäss dem eingangs er-wähnten Gesetzesvorschlag jedoch nicht erforderlich wäre, weil die Aare als leis-tungsstarker Vorfluter – im Vergleich zu klei-nen Fliessgewässern – viel weniger durch Mikroverunreinigungen belastet wird. Eine isolierte Sanierung der Kläranlage in Konol-fingen käme also nicht nur deutlich teurer zu stehen, sondern die Reduktion der Spu-renstoffe fiele in der gesamten Region auch markant schlechter aus.

    Wirksame Entlastung der Gürbe

    Bedingt durch ein geringes Verdünnungs-verhältnis in der Gürbe müsste gemäss dem Gesetzesvorschlag von 2009 auch die ARA Gürbetal Massnahmen zur Re-duktion der Mikroverunreinigungen treffen. Schliesst sie sich der ARA Region Bern an, die aufgrund ihrer Grösse künftig ebenfalls Spurenstoffe eliminieren muss, steigen die Jahres kosten der Abwasserreinigung im gesamten Einzugsgebiet Bern-Gürbetal aufgrund der Nachrüstung um etwa 8 Pro-zent. Wählen die Betreiber der Kläranlage Gürbetal den Alleingang, macht die Kosten-zunahme zirka 14 Prozent aus, was – beim gleichen Eliminationsgrad der Spurenstoffe – einem jährlichen Mehraufwand in der Re-gion von knapp 1,1 Millionen Franken ent-spricht. Der Hauptgrund dafür ist, dass grössere ARA – neben den Nährstoffen – auch die Mikroverunreinigungen grundsätz-lich kosteneffizienter eliminieren als kleine Anlagen. Aus Sicht des Gewässerschutzes spricht zudem auch hier die komplette Ent-lastung der Gürbe von Einleitungen aus Kläranlagen für einen Zusammenschluss mit der grösseren ARA Region Bern.

    saisonale spitzenbelastungen in der lütschine

    Kennzeichnend für die Belastung der Lüt-schine durch Mikroverunreinigungen sind

    Durch eine Aufhebung der

    Kläranlagen im oberen Kiesental

    und ihren Zusammenschluss mit

    den ARA Münsingen und Unte-

    res Kiesental liesse sich die stark

    beeinträchtigte Kiese von jeglichen

    Abwassereinleitungen entlasten.

    FACHBERICHTE AUS DEN ABTEILUNGEN

  • 25ABWASSERENTSORGUNG: MIKROVERUNREINIGUNGEN

    extreme Schwankungen der Konzentratio-nen im Jahresverlauf mit deutlichen Spit-zenlasten während der touristischen Haupt-saison anfangs Februar.

    Auf den ersten Blick erscheinen die berech-neten Diclofenac-Konzentrationen im Jah-resmittel als unproblematisch. Eine saiso-nale Betrachtung der Belastungen in der Schwarzen und Weissen Lütschine, die neben den ganzjährig angeschlossenen Einwohnern auch zehntausende von Win-tersportgästen in den touristischen Hoch-burgen Grindelwald, Wengen und Mürren erfasst, deckt hingegen zeitliche Hotspots auf und macht damit versteckte Belastun-gen sichtbar. In den konkreten Fällen wird die Problematik der saisonal hohen Spuren-stoffeinträge durch die geringen winterli-chen Abflussmengen in der Lütschine ver-schärft. Geht es nach dem ursprünglichen Gesetzesvorschlag von 2009, so unterlie-gen weder die ARA Grindelwald noch die Kläranlage Lauterbrunnen der Pflicht zur Elimination von Spurenstoffen.

    Zurzeit wird auch ein langfristiger Anschluss der beiden ARA an die Kläranlage Inter-laken geprüft. Die vor allem im Winter stark belastete Lütschine würde damit abwasser-frei. Wie die Untersuchung zeigt, zahlt sich diese Lösung volkswirtschaftlich selbst dann aus, wenn die ARA Interlaken zusätz-lich Massnahmen zur Elimination von Mikro-verunreinigungen ergreifen würde.

    Es bestehen noch offene Fragen

    Regionale Betrachtungen decken in vielen Fällen Alternativen auf, mit denen sich zu tieferen Kosten ein höherer ökologischer Nutzen erzielen lässt. So zeigen die Abklä-rungen des AWA anhand der drei Beispiel-regionen, dass kleinere Gewässer durch ARA-Zusammenschlüsse komplett von Ein-leitungen aus Kläranlagen entlastet werden, was sich für die gesamte Region erst noch wirtschaftlich auszahlt. Damit wären sogar zusätzliche Leistungen zur Elimination von Mikroverunreinigungen möglich.

    Allerdings bleiben vorderhand noch etliche Fragen offen: Ist es sinnvoll, an einem Ge-wässer nur eine ARA für die Elimination von Spurenstoffen nachzurüsten, während über andere Kläranlagen weiterhin Mikroverun-reinigungen ohne jegliche Behandlung in den gleichen Vorfluter gelangen – wie im Beispiel Kiesental? Müsste man in solchen Fällen nicht alle Einträge problematischer Substanzen in ein Gewässer gesamthaft betrachten? Und sollte bei einem Zusam-menschluss betroffener Kläranlagen zu einer grösseren ARA mit einem leistungsfähi-geren Vorfluter die gemäss Gesetzesvor-schlag dann nicht mehr verlangte Elimi-nation von Mikroverunreinigungen nicht trotzdem gefordert werden? Fraglich bleibt auch, wie man mit nicht ständig anfallen-den, aber zeitweise hohen Spurenstoffbe-lastungen – wie im Fall der Lütschine – um-gehen soll.

    Diese und weitere Fragen werden aktuell in den unterschiedlichen Arbeitsgruppen an-gegangen. Die Untersuchung des AWA bestätigt die Bestrebung, Ausbaumassnah-men zur Elimination von Mikro verun reini-gun gen in Kläranlagen auf jeden Fall in einem regionalen Kontext zu beurteilen. So lässt sich vor allem bei mittelgrossen Klär-anlagen oft ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis erzielen.

    Dorothee Wörner, Abteilung Siedlungswasser- wirtschaft, Fachbereich Abwasserentsorgung

    Mit dem saisonal stark variieren-

    den Gästeaufkommen in Grindel-

    wald schwankt auch die Menge

    der Spurenstoffe, die über den

    ARA-Auslauf ins Gewässer ge-

    langt. Dies zeigen die Ausschläge

    der für das Jahr 2008 mittels

    Mischungsrechnung bestimmten

    Diclofenac-Werte (in Mikrogramm

    pro Liter) in der Schwarzen Lüt-

    schine nach der ARA Grindelwald.

    Während der Wintersportferien

    im Februar erreichen die Gehalte

    Spitzenwerte im Bereich des chro-

    nischen Qualitätskriteriums (CQK).

    Ko

    nzen

    trat

    ion

    in µ

    g/l

    0.060Diclofenac in µg/l CQK

    0.050

    0.040

    0.030

    0.020

    0.010

    0.000Jan

    Feb

    Mrz

    Apr

    Mai

    Jun

    Jul

    Aug

    Sep

    Okt

    Dez

    Nov

  • 26 FACHBERICHTE AUS DEN ABTEILUNGEN

    Die neue Tiefengrundwasserfassung in Sonvilier kombiniert Trinkwasserversorgung und Wärmenutzung

    in der nähe von St. imier im berner Jura wird die versorgungssicherheit der Trink-wassernutzung auf regionaler Ebene stark verbessert. Dies ist dank der Erschlies-sung eines hydrogeologisch gut geschützten grundwasservorkommens möglich, das in einigen 100 metern Tiefe unter dem Talgrund liegt. Die Wärme des geförder-ten Tiefenwassers erlaubt zugleich eine geothermische nutzung der neuen Fassung und damit eine Substitution von fossilen brennstoffen durch einen erneuerbaren und co2-armen Energieträger.

    Die Stadt Saint-Imier mit 5000 Trinkwasser-bezügern und der Gemeindeverband SEF in den jurassischen Freibergen mit weiteren 15’000 Bezügern nutzen heute die zwei er-giebigen Karstquellen Raissette und Torrent im gleichen Einzugsgebiet an leicht erhöh-ter Lage über dem nördlichen Talgrund am Fusse des Mont Crosin. Geologisch be-dingt reagieren diese Fassungen empfind-lich auf Oberflächenereignisse, sodass eine Verschmutzung wahrscheinlich die Wasserqualität beider Quellen beeinträch-tigen würde. Mangels Alternativen müssen diese Ressourcen jedoch allein aus quanti-tativer Sicht durchgehend zur Verfügung

    stehen. Daher ist eine zusätzliche, hydro-geologisch unabhängige Trinkwasserer-schliessung für die Region äusserst wichtig.

    Erfolgreiche tiefenwasserbohrung

    Aus diesem Grund führte der Kanton Bern im St. Immer-Tal in den 1990er-Jahren ver-schiedene hydrogeologische Untersuchun-gen durch, die auch zwei Tiefenbohrungen umfassten. Dabei gelang es, in 400 bis 600 Meter unter dem Talgrund ein ergiebi-ges Wasservorkommen nachzuweisen. Die Res source liegt unter einer 200 Meter

    trinkwasser- und Wärmenutzung in einem

    Bohrplatz bei Sonvilier westlich

    von St. Imier zur Erschliessung

    eines ergiebigen Grundwasser-

    vorkommens, das einige 100

    Meter unter dem Talgrund liegt

    und durch eine mächtige Mergel-

    schicht gut geschützt ist.

  • 27WASSERVERSORGUNG IM BERNER JURA

    mächtigen Mergelschicht und ist damit gut vor Oberflächeneinflüssen geschützt.

    Gestützt auf diese Resultate erteilten die in der Arbeitsgruppe GSS zusammenge-schlossenen lokalen Wasserversorgungen den Auftrag für eine weitere Tiefenbohrung und liessen einen Langzeitpumpversuch durchführen. Wie dessen Auswertung zeigt, können täglich 6000 Kubikmeter (m3) ein-wandfreies Trinkwasser genutzt werden. Bei einem Qualitätsziel für die Temperatur des ins Netz eigespeisten Trinkwassers von 8 bis 15 Grad Celsius ist das geförderte Tiefenwasser mit 20 Grad Celsius jedoch

    etwas zu warm. Aus diesem Grund hat der GSS neben dem Vorprojekt für die Ausstat-tung und Erschliessung der neuen Grund-wasserfassung auch einen Realisierungs-vorschlag für die energetische Nutzung der überschüssigen Wärme ausarbeiten lassen.

    Die neue trinkwasserfassung

    Die Gesamtinvestitionen der neuen Was-serversorgung belaufen sich gemäss dem Vorprojekt auf gut 26 Millionen Franken, an denen sich der Kanton Bern aus Mitteln des Wasserfonds und Strukturverbesserungs-

    Übersicht der geplanten Anlagen

    für eine regionale Wasserversor-

    gung im St. Immer-Tal. Der blaue

    Punkt bei Sonvilier markiert den

    Standort der Tiefenbohrung mit

    dem neuen Pumpwerk. Von dort

    aus führen die Leitungen zum

    Pumpwerk und zu den Haupt-

    reservoiren in St. Imier sowie auf

    den Freibergen. Die gestrichelten

    blauen Linien betreffen mögliche

    Wasserlieferungen.

  • 28 FACHBERICHTE AUS DEN ABTEILUNGEN

    beiträgen voraussichtlich mit etwa 5 bis 6 Millionen Franken beteiligt. Vorgesehen sind ein Fassungspumpwerk, zwei neue Reser-voire sowie die Sanierung eines bestehen-den Reservoirs mit einer Kapazität von ins-gesamt 5500 m³, zwei Zonenpumpwerke und ein Leitungsnetz im Umfang von 13,5 km. Die Anlagen ermöglichen Wasserliefe-rungen an fünf zusätzliche Versorgungen in den bernjurassischen Gemeinden Renan, Sonvilier, Villeret, Cormoret und Courtelary. Dadurch können diese eigene Quellgrup-pen, Reservoire, Pumpwerke, Leitungen, Steuerungen und Schutzzonen aufgeben, die zum Teil nicht mehr den Vorschriften entsprechen, unwirtschaftlich sind oder aus technischen Gründen stillgelegt werden, wie das vom AWA erstellte technische Kon-zept für die Region aufzeigt. Neben diesen Synergieeffekten bietet das Projekt ein gros ses Potenzial zur verstärkten Zusam-menarbeit der Wasserversorgungen vor Ort.

    Energienutzung mittels Wärme tauscher

    Das Projekt für die Wärmenutzung sieht zwei Warmwasser-Reservoire, zwei Wär-metauscher, ein Notheizaggregat, ein Lei-

    tungsnetz von 1,5 km sowie ein 2,4 km langes Fernwärmenetz mit Investitionskos-ten von insgesamt 4,66 Millionen Franken vor. Das Amt für Umweltkoordination und Energie (AUE) des Kantons hat signalisiert, sich an den Kosten des Fernwärmenetzes zu beteiligen. In die Planung war auch das Bundesamt für Energie einbezogen.

    In einer ersten Phase reicht das Wärmepo-tenzial zur Heizung von 50 bis 70 Gebäu-den, die heute noch mit fossilen Energieträ-gern beheizt werden. Dazu gehört auch das regionale Spital. Später lässt sich das System auf bis zu 150 Gebäude erweitern. Gemäss den vorliegenden Zahlen müssten die berechneten Kosten pro kWh Wärme um 10 Prozent gesenkt werden, damit die geothermische Nutzung neben den ande-ren Energieträgern finanziell bestehen kann. Denkbar sind hier Unterstützungsmassnah-men durch Bund und Kanton, zumal das Projekt durch die Reduktion der Kohlen-dioxid-Emissionen einen Beitrag zum Kli-maschutz leistet.

    2015 betriebsbereit

    Bisherige Träger des Projekts sind die Stadt Saint-Imier und der SEF. Die Gemeinden Renan, Sonvilier und Villeret nehmen vor-erst als Beobachter an den Arbeitssitzun-gen teil. Mitte 2012 wird eine gemeinsame Trägerschaft zur Realisierung und Bewirt-schaftung gegründet. Die verschiedenen politischen Organe werden voraussichtlich im Sommer 2012 über die notwendigen Kredite befinden. Verlaufen die Abstimmun-gen positiv, kann anschliessend die Reali-sierung beginnen. Ziel ist, dass die Anlagen zur Trinkwassernutzung 2015 betriebsbereit sind.

    gil meienberger, Abteilung Siedlungswasser-wirtschaft, Fachbereich Wasserversorgung

    Das in einer Felskaverne gele-

    gene Trinkwasserreservoir der

    Karstquelle Raissette bleibt auch

    künftig ein wichtiger Bestandteil

    der regionalen Wasserversor-

    gung im St. Immer-Tal.

  • 29JURAGEWÄSSERKORREKTION

    Am Hagneckkanal sind die Baumaschinen am Werk

    Der Hagneckkanal ist für die Region von vitaler Bedeutung. Als Schlüsselwerk der Juragewässerkorrektion (JGK) leitet er die Aare ab Aarberg in den Bielersee um und bewahrte das Seeland dadurch vor wiederkehrenden, grossflächigen Über-schwemmungen. 350 Quadratkilometer Sumpfland entwickelten sich so zum «Ge-müsegarten der Nation».

    Das Pionierwerk unserer Vorfahren erfüllte 130 Jahre lang seinen Zweck. Spätestens das Hochwasser im August 2005 machte jedoch den schlechten Zustand des Hag-neckkanals offenkundig, der den Fluten damals nur knapp standhielt. Die Dämme waren rissig und durchlässig und zudem nicht mehr überall hoch genug, damit

    die grossen Wassermassen schadlos ab-fliessen konnten. Eine Sanierung war drin-gend nötig, um die Hochwassersicherheit am Kanal wieder zu gewährleisten.

    naturgewalten gaben den takt vor

    Das AWA hatte die problematische Situati-on frühzeitig erkannt und schon 2004 eine umfassende Gefahrenanalyse eingeleitet. Diese ortete als weitere Schwachstelle die instabile Böschung im Hagneckeinschnitt, wo der Kanal den Seerücken durchquert: Bei einem grossen Hangrutsch würde das Wasser im Kanal zurückgestaut, wodurch im schlimmsten Fall ein Dammbruch dro-hen könnte. Mehrere hundert Hektaren Kul-

    Entlang der Dämme wird der

    torfige Boden durch festeres

    Material aus dem Einschnitt

    ersetzt.

    markante verbesserung der Hochwassersicherheit im grossen moos

    Der Hagneckkanal ist ein Schlüsselbauwerk der Juragewässerkorrektion. mit seiner Sanierung, die im Frühjahr 2011 mit den Hauptarbeiten begonnen hat und voraus-sichtlich bis 2015 dauert, stellt der Kanton bern die Hochwassersicherheit in der region wieder her. um das grosse moos vor einem drohenden Dammbruch und Überflutungen zu schützen, werden die altersschwachen Dämme verstärkt und erhöht. im Hagneckeinschnitt gilt es, den abrutschgefährdeten rechten Hang zu stabilisieren. bestandteil des 42,5 millionen Franken teuren Projekts sind auch verbesserungen für die natur.

  • 30 FACHBERICHTE AUS DEN ABTEILUNGEN

    turland, Infrastrukturanlagen und Gebäude wären dann durch Überschwemmungen gefährdet – mit einem Schadenpotenzial von rund 87 Millionen Franken.

    Aufgrund dieser Erkenntnisse nahm der Kanton umgehend die Sanierung des Bau-werks an die Hand. In einem partizipativen Prozess brachten 2007 die betroffenen Ge-meinden, Flurgenossenschaften, Fachstel-len, Werkbesitzer, Schutzorganisationen und weitere Interessenvertreter ihre Anlie-gen ins Projekt ein und legten gemeinsam die wichtigsten Ziele fest:– Rasche Wiederherstellung der Hochwas-

    sersicherheit;– Besserer Schutz vor extremen Hoch-

    wassern;– Ökologische Aufwertung und Vernet-

    zung des Gewässerraums;– Erhaltung des Naherholungsgebiets.

    Während der Vorarbeiten und der Planung gaben immer wieder die Naturgewalten den Takt vor: Die Hochwasser von 2005 und 2007 verschärften die beobachteten Män-gel an den Dämmen, und nach einem gros-sen Hangrutsch im Jahr 2007 musste die Aare ausgebaggert werden. Das Projekt geriet zum Wettlauf mit der Zeit, und das AWA sah sich gezwungen, die Planungszeit um ein ganzes Jahr zu verkürzen.

    Auch vor Extremhochwasser besser geschützt

    Der sanierte Hagneckkanal wird ein hun-dertjährliches Hochwasser gefahrlos ablei-ten können. Er ist für eine Wassermenge von 1500 Kubikmeter pro Sekunde (m3/s) dimensioniert, was etwa der Abflussspitze des Hochwassers von 2005 entspricht. Ein Freibord mit 1 Meter Abstand zwischen Wasserspiegel und Dammkrone bietet zu-sätzliche Sicherheit. Einen absoluten Schutz gibt es jedoch nicht, denn man muss immer mit noch grösseren Wasser-mengen rechnen. Für einen solchen «Über-lastfall» ist im Weidmoos eine Notentlastung vorgesehen. An klar begrenzter Stelle kann der Damm überströmt werden, um Damm-brüche und unkontrollierte, grossflächige

    Neben Dammerhöhungen und Massnahmen für den Überlastfall sieht

    das Projekt der Hagneckkanal-Sanierung auch ökologische Aufwertun-

    gen wie Flachwasserabschnitte vor.

    Das Projekt in Zahlen

    BauLänge der zu sanierenden Dämme 6,1 kmNeue Erschliessungsstrassen (ohne Dammwege) 6 kmMaterialabtrag im Einschnitt 120’000 m3

    Gesamtmaterialbedarf 240’000 m3

    ÖkologieAufweitungsfläche Epsemoos 6 haLänge Seitenarm Epsemoos 500 mLänge Quervernetzung Hagnimoos 500 m

    LandbedarfDammverstärkung und ökolog. Massnahmen ca. 11 haHagneckeinschnitt ca. 2 ha

    AbflusskapazitätVor der Sanierung 1’300 m3/sNach Sanierung (zusätzlich 1 m Freibord) 1’500 m3/sÜberlastfall (nach Sanierung) ab 1’640 m3/s

    KostenGesamtkosten (Basis Nov. 2010) 42,5 Mio. CHFFinanzierung durch Bund, Kanton und Dritte

    Die Massnahmen im Überblick

    Dammerhöhungen Ökologische Massnahmen

    Überlastsektion Epsemoos

    Massnahmen Entwässerungsgraben/

    Hagneckeinschnitt Quervernetzung Hagnimoos

  • 31JURAGEWÄSSERKORREKTION

    Überschwemmungen zu verhindern. Auch das Weidmoos ist dank der Sanierung aber deutlich besser vor Hochwasser geschützt als bis anhin.

    Höhere und stärkere Dämme

    Die alten Dämme liegen über lange Stre-cken auf torfigem Untergrund, sodass sie sich gegenüber dem ursprünglichen Zu-stand teils bis zu 1 Meter gesetzt haben. Weil sie zu steil sind, um einfach zusätzli-ches Material aufzuschütten, erhalten die Dämme unterhalb der Walperswilbrücke deshalb neu ein zweistufiges Profil: Sie werden gleichzeitig verbreitert und erhöht. Oberhalb der Walperswilbrücke ist der Un-tergrund tragfähiger. Dort sind die Dämme bereits 2011 auf die notwendige Höhe an-gehoben worden.

    Entlang des Dammfusses wird der Weg auf beiden Kanalseiten für schwere Unterhalts-fahrzeuge ausgebaut. Die Abwasser- und Trinkwasserleitungen verlegt man aus dem linken Damm an den neuen Böschungs-fuss. Im Gebiet Epsemoos ist eine Verle-gung der Starkstromleitung notwendig.

    Drei viertel der labilen Hangkante sind abgetragen

    Auf der rechten Uferseite im Hagneckein-schnitt (Seerücken) haben die Bauleute buchstäblich Berge versetzt: Hier müssen sie rund 120’000 m3 abrutschgefährdetes Material abtragen. Bereits im ersten Baujahr konnten drei Viertel rückgebaut werden. Das Aushubmaterial lässt sich auf der Baustelle für den Bodenaustausch und die Verstär-kung der Dämme wieder verwenden. Zur weiteren Stabilisierung der Böschung tragen Drainagebohrungen bei, die das unter irdisch zufliessende Grundwasser abführen.

    Auf der linken Einschnittseite will der Kanton mit Hilfe einer Waldumlegung die angren-zenden Parzellen erwerben. Diese Uferseite ist generell stabiler. Um die Hangkante zu entlasten, sind auf einer Breite von zehn Meter die grossen Bäume gefällt worden.

    lebensräume für Pflanzen und tiere

    Eine Reihe von ökologischen Massnahmen zielt darauf ab, die bestehenden Defizite im und am Hagneckkanal auszugleichen und den Artenrückgang zu stoppen. Die wich-tigste Einzelmassnahme ist im Epsemoos geplant: Hier wird der Gewässerraum um 6 Hektaren erweitert. Flachufer, ein neuer Seitenarm, Auenlebensräume sowie Feucht- und Trockenstandorte schaffen Lebens-räume für seltene Arten wie den Laubfrosch, die Ringelnatter, den Biber, den Dunklen Moorbläuling oder die Äsche. Damit die we-nigen verbliebenen, teils isolierten Popula-tionen sich besser mit Artgenossen aus der Umgebung durchmischen können, wer den der Dammfussgraben offen ge staltet und im Hagnimoos ein offener Entwässerungs-graben angelegt. Auch im Einschnitt, ent-lang den Ufern und in Richtung Felswand entstehen wertvolle Lebensräume. Ein Un-terhaltskonzept und Erfolgskontrollen sollen dafür sorgen, dass die ökologischen Mass-nahmen langfristig wirksam sind.

    naherholungsgebiet erhalten

    Wie alle Gewässer ist der Hagneckkanal auch ein beliebtes Naherholungsgebiet. Ein wichtiges Projektziel ist deshalb, die Attrak-tivität des Fliessgewässers für Fischer, Spa-ziergängerinnen, Hundehalter und Velofah-rende zu erhalten. Das Wegnetz bleibt be stehen und wird sogar leicht erweitert, und auch die nationale Velo- und Skater-route auf dem linken Damm gibt es wei-terhin. Während den Bauarbeiten ist die Route allerdings gesperrt.

    Weitere Informationenwww.be.ch/hagneckkanal

    bernhard Schudel, Abteilung gewässer-regulierung

    Situation mit drei simulierten

    Dammbrüchen: vor der Sanierung

    (Abfluss von 1500 m3/s)

    Situation nach der Sanierung

    (Abfluss von 1500 m3/s)

    Überlastfall (ab 1640 m3/s)

  • 32 KAPITEL 4

    Organisation

    WassernutzungAnlagen zum Heizen, Kühlen, Bewässern, Beschneien, zur Gewinnung von Trink- und Löschwasser, für die Nutzung der Wasserkraft: Die Abteilung Wassernutzung prüft Pro-jekte, erteilt Konzessionen und Bewilligungen, kontrolliert Bau und Betrieb von Wasser-kraftanlagen, beaufsichtigt Stauanlagen und berät Gesuchsteller und Betreiber.

    GewässerregulierungDie Abteilung Gewässerregulierung steuert die Pegel von Brienzer-, Thuner- und Bieler-see und reguliert die Wasserführung der Aare. Sie betreibt das kantonale hydrometrische Messstellennetz, wertet die Daten aus und publiziert sie. Zudem betreibt und unterhält sie die Bauwerke der Juragewässerkorrektion im Seeland.

    siedlungswasserwirtschaftDie Abteilung erarbeitet mit den Wasserver- und den Abwasserentsorgern die Grund lagen für die Optimierung und Weiterentwicklung der Infrastruktur und unterstützt diese mit Beiträgen aus den Fonds. Sie begleitet und genehmigt deren Planungen (GEP/GWP) und erteilt Gewässerschutzbewilligungen für Bauvorhaben im ländlichen Raum.

    Betriebe und AbfallDer Vollzug der Gewässerschutz- und Abfallgesetzgebung und der Bodenschutz sind die wichtigsten Tätigkeitsfelder der Abteilung Betriebe und Abfall. Sie erarbeitet Planungs- und Vollzugsgrundlagen, erteilt Bewilligungen, ordnet Sanierungen und Massnahmen an, kontrolliert Betriebe und Anlagen und berät bei besonderen Bauvorhaben.

    Gewässer- und BodenschutzlaborDas Gewässer- und Bodenschutzlabor überwacht den Zustand der Fliessgewässer, Seen und des Grundwassers mit Hilfe von chemisch-physikalischen, biologischen und öko-morphologischen Methoden. Das Monitoring identifiziert Defizite, beurteilt die Wirksam-keit von Massnahmen und ist Grundlage für den Schutz und die Nutzung der Gewässer.

    Interne DienstleistungenDie Abteilung Interne Dienstleistungen unterstützt die Amtsleitung und die Fachabtei-lungen in den Bereichen Informatik, Administration, Dokumentation, Kommunikation, Finanzen, Controlling, Rechtsdienst und GIS-Dienstleistungen.

    bernhard Schudel, Abteilungsleiter

    Stefan Hasler, Abteilungsleiter

    Jacques ganguin, Abteilungsleiter

    Peter Stettler, Abteilungsleiter

    Abteilungen

    ueli ochsenbein, Abteilungsleiter

    Stand am 1. märz 2012

    reto manser, Abteilungsleiter

  • 33

    Organigramm

    1) inklusive Schwemmholz2) inklusive Bergregal

    Industrie-, Gewerbe- und Entsorgungs unter-nehmen

    Gemeinden Zweckverbände

    kantonale Amts- stellen Hochschulen Institute

    kraftwerkbetreiber Wärmepumpen-nutzer

    Gewässeranstösser (Gemeinden undPrivate) Einsatz- und Führungsorgane

    Abwasser- entsorgung

    Wassernutzung gewässer- und bodenschutzlabor

    betriebe und Abfall 2)Siedlungswasser-wirtschaft

    gewässerregulierung

    Wasserkraft Seeregulierung Wasser-versorgung

    Industrie und Gewerbe

    Anorganische Umweltanalytik

    Organische Umweltanalytik

    Gewässerökologie

    Logistik

    Abfall und Rohstoffe

    Boden

    Grundwasser und Altlasten

    Tank- und Schadendienst

    Grundstücks-entwässerung

    Regulieranlagen

    Hydrometrie

    Juragewässer-korrektion 1)

    Wärmepumpen und Gebrauchs-wasser

    Interne kunden

    interne Dienstleistungen

    «Kunden Desk» Administration

    Dokumentation, Kommunikation

    Finanzen und ControllingFinanzen und Controlling

    Rechtsdienst

    Informatik und GIS

    Amtsvorsteher

  • 34 KAPITEL 5

    «Schnee und Eis sind vielleicht die öko-logischsten materialien überhaupt. Sie fallen gewissermassen vom Himmel und fügen sich im Frühling wieder ein in den ewigen Kreislauf des Wassers.»

    Wandel und Veränderung spiegelt sich im Leben und in der Arbeit von Urs-P. Twell-mann auf vielfältige Weise. Es zeigt sich im permanenten unterwegs sein und es zeigt sich darin, dass er sich hingezogen fühlt zu vergänglichen Materialien und zu Instal-lationen, die oft nur für Tage bestehen blei-ben. Besonders deutlich wird dies auch bei der Arbeit mit Eis, das oft innerhalb von

    wenigen Tagen schmilzt oder von einer dicken Schneedecke zugedeckt wird. Eis ist wie Kristall und reflektiert auf faszinie-rende Weise die Formen und Farben der Umgebung.

    Hölzer in allen Erscheinungsformen bilden in der Regel die Ausgangslage für Urs-P. Twellmanns Objekte, Installationen und In-terventionen – doch für wenige Wochen pro Jahr ist Eis und Schnee sein Material. «Ich freue mich jeden Winter neu auf die Aus-einandersetzung damit. Einzutauchen in die jungfräulich-weisse Stille der frisch ver-schneiten Bergwelt; zu staunen wie unter-schiedlich Schnee und Eis sein können und wie vielfältig und wunderbar sie die Farben der Umgebung aufnehmen und reflektie-ren.»

    Viele Interventionen, Installationen und Ob-jekte Twellmanns entstehen an Orten, wo kaum jemand sie sehen kann. Manche sind zudem nur für den Moment gemacht. Um sie kommunizieren zu können, werden die fertigen Arbeiten und oft auch die Prozesse fotografisch festgehalten.

    urs-P. Twellmann Holz- und Eis-Plastiker www.twellmann.ch

    Faszination Eis

    Podium

    «Eis-Karussell» –

    bewegliche Ringe drehen sich

    im Abendlicht.

  • 35

    verwaltet 375 Wasserkraft- und 2’900 Gebrauchswasserkonzessionen 14’000 Erdsonden 700 Grundwasserschutzzonen die Werke der beiden Juragewässerkorrektionen

    betreibt 176 hydrometrische Messstationen (Abfluss/Pegel, Niederschlag, Grundwasser) 4 historische Schleusen 1 grosses Regulierwehr 1 Hochwasser-Entlastungsstollen 1 Schiffsschleuse 36 Wehre und Schieber, 4 Speiserohrleitungen sowie 1 Entwässerungs- stollen (Binnenkanalnetz im Grossen Moos)

    unterhält 126 km Gewässerstrecken im Seeland (Juragewässerkorrektion) 120 Dotierwasserpegel (TroSec)

    kontrolliert 73 ARA mit mehr als 100 Einwohnerwerten 2’800 Industrie- und Gewerbebetriebe mit Priorität 1-3 55 wichtige Abfallanlagen (KVA, Deponien) 65 grössere Tankanlagen die Wasserqualität von 12’600 km Fliessgewässern, 118 Seen und 530 km2 Grundwasserträgern

    hat die Aufsicht über 1’090 Kleinkläranlagen (KLARA) unter 100 Einwohnerwerten 6’000 km Abwasserkanäle und 2’000 zugehörige Sonderbauwerke 500’000 t Siedlungsabfälle 1’600’000 t Bauabfälle 80’000 t Sonderabfälle 25’000 t Klärschlamm 800 Wasserreservoire 8’000 km Wasserversorgungsleitungen 40’000 Hydranten mehrere hundert Stauanlagen

    reguliert an 365 Tagen während 24 Stunden die Wasserstände der grossen bernischen Seen und den Abfluss der Aare

    erstellt ca. 2’900 Amts- und Fachberichte sowie Bewilligungen

    KAPITEL 6

    Das AWA in Zahlen

    Das AWA ...

  • AWA Amt für Wasser und AbfallReiterstrasse 11, 3011 BernTelefon 031 633 38 11Telefax 031 633 38 [email protected] / www.be.ch/awa


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