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Automatisch dippen und desinfizieren Foto:...

Date post: 13-Feb-2019
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R 10 top agrar 3/2015 Melken Automatisch dippen und desinfizieren Jetzt dippt das Melkzeug die Zitzen und reinigt sich automatisch. Das soll die Melkhygiene verbessern und Arbeitszeit sparen. Dr. Michael Hubal, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, hat sich drei Systeme in der Praxis angesehen. W er die Melkhygiene optimieren will, dippt die Zitzen nach dem Melken und desinfiziert die Melkzeuge nach jeder Kuh. Denn so lässt sich die Übertragung von Erregern von Kuh zu Kuh verringern und die Eu- tergesundheit verbessern. Doch die zusätzlichen Arbeiten kos- ten im Melkstand vor allem Zeit. Des- halb werden sie häufig weniger sorgfäl- tig oder nur zeitweise „bei Bedarf“ ge- macht. Jetzt könnten automatische Systeme das Dippen und Desinfizieren übernehmen. Die Hersteller haben spezielle Düsen in die Melkbecher eingebaut. Diese sprühen nach dem Melken, wenn das Melkzeug noch am Euter hängt, Dipp- mittel an die Zitzen. Anschließend rei- nigen und desinfizieren sich die Melk- zeuge automatisch. Bisher konnten da- bei nur die Melkbecher gereinigt werden. Damit keine Reste von Dipp- mitteln in die Milch gelangen, spülen einige Modelle jetzt auch das Sammel- stück. Routinierte Melkhygiene: Routine in der Melkhygiene bietet einige Vorteile: Das Dippen der Zitzen nach dem Mel- ken verbessert die Eutergesundheit, denn das Dippmittel schützt den Strichkanal vor dem Eintritt neuer Krankheitserreger. Wichtig ist, dass die Zitzenoberfläche und die Strichka- nalöffnung möglichst früh nach dem Ende des Melkvorgangs vollständig be- netzt werden. Hier bieten die automatischen Ver- fahren einen wesentlichen Vorteil: Die Neue Melkzeuge übernehmen das Dippen und die Zwischen- desinfektion. Zitzen werden gedippt, noch während das Melkzeug am Euter hängt. Die Va- kuumversorgung über den langen Milchschlauch ist zwar schon unterbro- chen, das Vakuum hat sich jedoch noch nicht abgebaut und sorgt somit für eine Streckung der Zitze. So kann das Dipp- mittel in alle Hautfalten und Poren eindringen, bevor diese sich wieder schließen. Eine Zwischendesinfektion verbes- sert zusätzlich die Melkhygiene: Bei Mastitis-Erkrankungen können Keime im Melkstand von Kuh zu Kuh übertra- gen werden. Die manuelle Zwischen- desinfektion der Melkzeuge ist aufwen- dig und wird deshalb nur selten durch- geführt. Dabei lassen sich so 95 bis 99 % der Bakterien auf den inneren Oberflä- chen der Melkzeuge entfernen. Foto: Werkbild
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Melken

Automatisch dippen und desinfizierenJetzt dippt das Melkzeug die Zitzen und reinigt sich automatisch. Das soll die Melkhygiene verbessern und Arbeitszeit sparen. Dr. Michael Hubal, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, hat sich drei Systeme in der Praxis angesehen.

Wer die Melkhygiene optimieren will, dippt die Zitzen nach dem Melken und desinfiziert

die Melkzeuge nach jeder Kuh. Denn so lässt sich die Übertragung von Erregern von Kuh zu Kuh verringern und die Eu-tergesundheit verbessern.

Doch die zusätzlichen Arbeiten kos-ten im Melkstand vor allem Zeit. Des-halb werden sie häufig weniger sorgfäl-tig oder nur zeitweise „bei Bedarf“ ge-macht. Jetzt könnten automatische Systeme das Dippen und Desinfizieren übernehmen.

Die Hersteller haben spezielle Düsen in die Melkbecher eingebaut. Diese sprühen nach dem Melken, wenn das Melkzeug noch am Euter hängt, Dipp-mittel an die Zitzen. Anschließend rei-nigen und desinfizieren sich die Melk-

zeuge automatisch. Bisher konnten da-bei nur die Melkbecher gereinigt werden. Damit keine Reste von Dipp-mitteln in die Milch gelangen, spülen einige Modelle jetzt auch das Sammel-stück.

Routinierte Melkhygiene: Routine in der Melkhygiene bietet einige Vorteile: Das Dippen der Zitzen nach dem Mel-ken verbessert die Eutergesundheit, denn das Dippmittel schützt den Strichkanal vor dem Eintritt neuer Krankheitser reger. Wichtig ist, dass die Zitzenoberfläche und die Strichka-nalöffnung möglichst früh nach dem Ende des Melkvorgangs vollständig be-netzt werden.

Hier bieten die automatischen Ver-fahren einen wesentlichen Vorteil: Die

Neue Melkzeuge übernehmen

das Dippen und die Zwischen- desinfektion.

Zitzen werden gedippt, noch während das Melkzeug am Euter hängt. Die Va-kuumversorgung über den langen Milchschlauch ist zwar schon unterbro-chen, das Vakuum hat sich jedoch noch nicht abgebaut und sorgt somit für eine Streckung der Zitze. So kann das Dipp-mittel in alle Hautfalten und Poren eindringen, bevor diese sich wieder schließen.

Eine Zwischendesinfektion verbes-sert zusätzlich die Melkhygiene: Bei Mastitis-Erkrankungen können Keime im Melkstand von Kuh zu Kuh übertra-gen werden. Die manuelle Zwischen-desinfektion der Melkzeuge ist aufwen-dig und wird deshalb nur selten durch-geführt. Dabei lassen sich so 95 bis 99 % der Bakterien auf den inneren Oberflä-chen der Melkzeuge entfernen.

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Die Details der Melkzeuge auf einen BlickHersteller ADF Milking AirWash Plus Gea Apollo

Dippmittel je Melkung 6 – 10 ml 6 ml (Milchsäure) 6 – 12 ml

Wasser je Melkung 400 ml 1 000 ml 1 100 ml

Sammelstück spülen nein ja ja

Vor- und Nachspülen mit Wasser

nein nein (ist geplant) ja

Steuerung zentral einzeln zentral

Service für Verbauchsma-terial und Zitzengummis

6 ct/Melkung nicht möglich keine Angaben

Am Melkzeug nachrüstbar nein ja nein

Melkzeug nach dem Reinigen in Ansetzposition

ja ja nein

Füllstandsanzeige Reinigungsmittel

nur für Wasser ja ja

Zitzengummi varianten 5 – 7 je nach Melkzeug 3

Kosten Melkstand D101) 30 000 € 35 000 € 40 000 €

Kosten Karussel 28er1) 41 600 € 54 000 € 60 000 €

Bezug Fa. ADF MilkingFa. AirWash Nederland B.V.

Fa. Gea Farm Technologies

1) Kosten inkl. Montage und ohne MwSt.

Für eine hohe Wirksamkeit der Des-infektions-Lösung sollten aber zuvor die Milchreste ausgespült und Reste des Reinigungsmittels bis zum nächsten Melkvorgang entfernt werden. Hierbei unterscheiden sich die automatischen Systeme, da nicht alle mit Wasser vor- bzw. nachspülen.

Arbeitszeit einsparen. Ein weiterer Pluspunkt der automatischen Technik ist die täglich einsparbare Arbeitszeit.

Für das Dippen sind 2 bis 8 Sekunden je Kuh nötig. Bei einer mittleren Zeit von fünf Sekunden lassen sich so je nach Melkstand-System 8 bis 20 Kühe je Stunde und Melker mehr melken bezie-hungsweise eine Arbeitskraft einsparen.

Der Zeitaufwand für eine Zwischen-desinfektion der Melkzeuge liegt bei der einfachsten Variante, dem Sprühen von Lösung in den Melkbecher, bei ca. 5 Sekunden. Ein vorheriges Durchspü-len mit Wasser beansprucht weitere 5 Sekunden, ebenso lange würde ein an-schließendes Nachspülen dauern. So lässt sich auch hier täglich Arbeitszeit einsparen.

Die Systeme in der Praxis: Drei Fabri-kate sind derzeit auf dem Markt erhält-lich (siehe Übersicht):• ADF Milking• AirWash Plus • Gea Apollo

Aktuell nutzen etwa 55 Betriebe in Deutschland eine dieser Techniken. Das sind vorwiegend größere Betriebe mit Fremdarbeitskräften. Den Betriebslei-tern zufolge wollten sie Lohnkosten senken und Hygienemaßnahmen zuver-lässig umsetzen.

Wir haben zwei bis drei Betriebe je Hersteller besucht und die Betriebslei-ter zu ihren Erfahrungen befragt. Die Betriebe hatten 200 bis 2 500 Kühe im Bestand. Die durchschnittliche Größe der Melkanlagen lag bei über 30 Melk- einheiten.

Unser Fazit: Bei steigenden Lohnkos-ten und wachsenden Beständen in der Milchviehhaltung werden automatische Systeme immer rentabler. Gerade bei

der Melkarbeit gibt es oft noch Mängel in der Hygiene und große Schwankun-gen in der Beständigkeit und Sorgfalt der Ausführung.

Die automatisierte Zitzendesinfek-tion und -pflege kann mastitisbedingte Abgänge und die Neuinfektionsrate merklich reduzieren. Auch der durch-schnittliche Zellgehalt hat sich laut Aussagen der befragten Betriebe verrin-gert. Alle besuchten Betriebe berichte-ten außerdem von Arbeitszeiteinspa-rung bzw. Durchsatzerhöhung beim Melken.

Wichtig beim Einsatz dieser Systeme ist jedoch die Wartung und Pflege. Hier steht der Landwirt als Lebensmittelpro-duzent in der Pflicht. Er muss verhin-dern, dass Rückstände von Dipp- und Desinfektionsmitteln in die Milch ge-langen. Es ist unbedingt zu empfehlen,

Schnell gelesen• Neue Melkzeuge übernehmen

das Dippen der Zitzen und reinigen sich automatisch.

• Das verbessert die Melk-hygiene, Eutergesundheit und spart Arbeitszeit.

• Das System ADF ist das günstigste, spült aber nur die Melkbecher.

• AirWash Plus lässt sich bei jedem Melkzeug nachrüsten, kann aber nicht zentral gesteuert werden.

• Gea Apollo ist vergleichweise teuer, erfüllt aber hohe Sicherheitsstandards.

Die Systeme ähneln sich in ihrer Funktion, unterscheiden sich aber in einigen Details.

Unser AutorDr. Michael Hubal, Landwirtschafts-kammer Nieder-sachsen

die Systeme ständig zu überwachen und die vorgeschriebenen Wartungs- und Pflegeintervalle einzuhalten.

Bei technischen Mängeln sollte un-mittelbar eine Lösung gefunden wer-den. Dies erfordert insbesondere bei den Systemen, die mit vorhandener Melktechnik kombiniert werden, eine Zusammenarbeit von Melktechnik-firma, Lieferant des Hygienesystems und Landwirt.

Weiteres Modell folgt: Neben den drei hier vorgestellten Produkten entwickelt auch die Firma AktivPuls (ehemals Happel) zur Zeit ein automatisches Dipp- und Desinfektionssystem für den Melkbecher. Dieses soll Ende 2015 auf den Markt kommen.

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s: H

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Melken

Der PionierDie einfachste und günstigste Variante bietet ADF Milking an.

Dippen Spülen

Dippen und Reinigen übernimmt eine Düse, die durch einen Kugelmechanis-mus nach unten oder oben sprüht. Das Sammelstück wird nicht gereinigt.

ADF Milking aus England brachten ihr System als erste auf den Markt.

In Deutschland gibt es ca. 22 Anlagen. Das ADF (Automatic Dipping and

Flushing)-System basiert auf einem spe-ziell dafür konzipierten Melkzeug. Am langen Milchschlauch verlaufen zwei Schläuche, die in die Melkbecherhülsen münden. Ein Schlauch transportiert das Dippmittel, der andere Desinfektions-lösung und Druckluft.

In den Becherhülsen verläuft je ein Röhrchen bis zum Zitzengummikopf. Dort ist eine Düse mit Rückschlagventil montiert. Sobald die Melkleitung ge-schlossen ist, sprüht die Düse Dippmit-tel gegen die Gummilippe und verteilt das Mittel so um die Zitzenbasis. Bei der Abnahme des Melkzeugs verteilt sich das Mittel dann entlang der Zitze.

Anschließend erfolgt das Einbringen von Desinfektionslösung und Druckluft in mehreren Intervallen. Dabei hängt der Melkbecher mit dem Kopf nach un-ten und die Düse sprüht nach oben. Ein Kugelmechanismus in der Düse ver-schließt den ersten Auslass und öffnet so den zweiten, der nach oben sprüht.

Durch mehrmaliges Spülen und Aus-blasen werden Dippmittel und Milch-reste entfernt. Die anschließenden In-tervalle sorgen für die Desinfektion und den Austrag von gelösten Stoffen. Das letzte Druckluftintervall ist etwas län-ger und trägt zur Abtrocknung der Gummioberfläche bei. Zum Schluss hängt das Melkzeug in Ansetzstellung.

Die elektromagnetischen Rückschlag- ventile für Druckluft, Desinfektionslö-sung und Dippmittel bleiben bei Strom-

Die Zitzen sind vollständig mit Dippmittel benetzt.

Spezielle Düsen in den Melkbechern sprühen das

Dippmittel an die Gummi-lippe, beim

Abnehmen der Melkzeuge

verteilt sich das Mittel über die

Zitzen.

ausfall geschlossen. Im Verteilerstück am Melkzeug sowie in jedem Melkbe-cher ist ein Rückschlagventil vorhan-den, das sich nur mittels Druck öffnet. Eine Füllstandsanzeige für das benö-tigte Wasser warnt vor Trockenlauf und schaltet die Anlage notfalls ab. Der Vor-rat an Dipp- und Desinfektionsmittel ist vom Landwirt selbst zu überwachen.

Nach Änderung der Einspritzdüse Ende 2014 wurde die Gefahr von Dipp-

mitteleintrag in das Sammelstück mini-miert. In der Praxis beobachteten wir, dass die „Sollknickstelle“ im kurzen Milchschlauch schon bei geringer Nei-gung für einen Verschluss der Milchlei-tung sorgt. Dies könnte allerdings bei sehr tief hängenden Eutern und auflie-gendem Sammelstück ebenfalls zur Un-terbrechung der Milchableitung führen.

Gefahr von Dippmittel-Eintrag: Dipp- oder Desinfektionsmittel können aber in das Sammelstück gelangen, wenn ein Melkbecher aufrecht steht, z. B. an der Wand anlehnt. Hierauf muss der Betrei-ber achten und es notfalls verhindern.

Der Verbrauch von Dippmittel liegt laut Hersteller bei 6 bis 10 ml je Vor-gang. ADF empfiehlt das Mittel „Deosan Hitech AG214“ des Herstellers Diversey. Von der Desinfektionslösung sind 400 ml je Vorgang nötig, die Konzentra-tion liegt bei 300 ppm Peressigsäure. Diese relativ geringe Konzentration reicht laut Hersteller aus, weil nach dem zweiten Spülstoß keine organischen Reste mehr die Wirksamkeit mindern. ADF empfiehlt „Divosan Activ VT5“ (Fa. Diversey), eine 5 %ige Peressigsäure.

Die Kosten für das System liegen bei ca. 11 000 € Grundkosten plus 950 € je Melkplatz. Bei rotierenden Systemen kommen ca. 4 000 € für eine Dreh-kupplung hinzu. Zusätzlich bietet der Hersteller einen Service an, mit dem er sämtliche Materialien wie Zitzen-gummi, Dippmittel und Peressigsäure für einen Betrag von 6 ct/Melkung lie-fert. Nach Installation erhält die Anlage eine 5-jährige Garantie.

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Übers. 1: ADF Milking

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Zitzenspitze und Strichkanal wurden gut mit dem Dippmittel benetzt.

Der FlexibleAirWash Plus lässt sich an jedem Melkzeug nachrüsten.

Das „AirWash Plus“ wurde entwickelt und wird produziert von „Dutch Re-

search & Innovations“. Das Vorgänger-modell „AirWash“ verfügte nur über die Zwischendesinfektion. In Deutschland gibt es vier Anlagen. Das Besondere an diesem System: Es lässt sich an jedem Melkzeug nachrüsten. Dazu wird der kurze Milchschlauch durchtrennt und ein Einspritzventil montiert.

Zwei Schläuche, einer für Dippmittel und einer für Desinfektionslösung und Druckluft, führen am langen Milch-schlauch bis zu einem Rückschlagven-til. Von dort führt ein Schlauch zum Sammelstück und über drei Weichen in die Einspritzdüsen an jedem kurzen Milchschlauch. An den Düsen befindet sich nochmals ein Rückschlagventil.

Sobald die Melkleitung verschlossen ist, wird Dippmittel mit Druckluft an die Zitzenspitzen gesprüht. Das Mittel gelangt soweit an die Zitzenoberfläche, wie die Zitze mit dem Zitzengummi ab-schließt. Dies führte bei allen Kühen zu einer Benetzung der Zitzenspitze mit Tropfenbildung. Je nach Zitzenform wurde bei manchen Kühen auch noch

Dippen Spülen

Dieses System sprüht Dippmittel von unten an die Zitzenspitze. Die neue „Backflush“-Technik spült über den Milchschlauch auch das Sammelstück.

Dippmittel im Sammelstück: Das kann vorkommen,

wenn die Melk- becher während der

Reinigung nicht nach unten hängen.

Die zusätzliche Spülung über den

langen Milch-schlauch

(Backflush) soll das verhindern.

ein Teil des Zitzenschaftes benetzt.Nach der Abnahme hängt das Melk-

zeug in Ansetzposition. In Intervallen wird Desinfektionslösung und Druck-luft über die Ventile eingebracht. Die Flüssigkeit wird gut ausgetragen, wenn die Melkbecher nach unten hängen. Ste-hen die Becher aber nach oben oder zur Seite, kann es leicht zu einem Rücklauf des Dippmittels in das Sammelstück kommen. Das haben wir bei einigen Anlagen in der Praxis beobachtet.

Nur noch mit Backflush: Deshalb gibt es dieses Modell ab sofort ausschließlich mit einem integrierten „Backflush“-Sys-tem: Dabei wird zusätzlich vom langen Milchschlauch her das gesamte Melk-zeug gespült. Dies kann auch in beste-

Gra

fiken

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emer

hende AirWash Plus-Anlagen nachge-rüstet werden und trägt wesentlich zur Lebensmittelsicherheit bei.

Der Verbrauch von Dippmittel liegt laut Hersteller mit dem empfohlenen Mittel „Desintec MH Lactic Spray“ bei 6 ml je Vorgang. Dieses Mittel basiert auf Milchsäure und sollte deshalb in Modellen ohne Backflush benutzt wer-den. Mit dem Backflush-System lassen sich auch andere Mittel verwenden.

Das Desinfektionsmittel „Ecolab Ro-mit BF“, eine 5 %ige Peressigsäure, wird für den Spülvorgang empfohlen. Der Verbrauch liegt mit Backflush bei 900 bis 1 000 ml je Melkung.

Beide Flüssigkeiten werden durch Füllstandswarner überwacht und op-tisch wie akustisch angezeigt. Es gibt diverse Einstellmöglichkeiten, um die Zeitpunkte, Dauer und damit die Mengen der Mittel zu regulieren. An je-dem Melkplatz befindet sich eine Steu-ereinheit, die einzeln eingestellt werden muss. Die elektrischen Sicherheits-ventile bleiben bei Stromausfall ver-schlossen.

Die Kosten belaufen sich auf 1 700 bis 1 800 € je Platz inkl. Backflush. Für ro-tierende Systeme ist eine Drehkupplung nötig, die zusätzlich ca. 5 000 € kostet. Im Preis enthalten ist eine Erfolgskont-rolle von zwei Melkeinheiten, bei denen der Landwirt unabhängig Proben neh-men und untersuchen lassen kann.

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Übers. 2: AirWash Plus

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Melken

Weil Gea sein Produkt weltweit ver-treibt, musste es zahlreiche Si-

cherheitsstandards erfüllen. Das garan-tiert eine hohe Lebensmittel-Sicherheit der Milch. In Deutschland setzen 29 Be-triebe diese Technik ein.

Dippmittel, Desinfektionslösung, Druck luft und Wasser gelangen über ei-nen 4-Kammer-Schlauch entlang des langen Milchschlauchs zu einem Sicher-heitsventil. Dieses Ventil ist dem GEA IQ-Melkzeug vorgebaut, das heißt, man muss entweder schon ein solches Melk-zeug besitzen oder es kaufen. Der Ven-tilmechanismus verhindert, dass Milch mit Dippmittel, Wasser oder Desinfekti-onslösung in Kontakt kommt. In Grundstellung ist die Milchseite offen, sodass beim Ausfall des Systems in je-dem Fall gemolken werden kann.

Nach dem Schließen der Melkleitung wird Dippmittel über einen Verteiler in alle Zitzengummiköpfe gebracht und mit Druckluft ausgetrieben. Ähnlich dem ADF-System leiten speziell ge-formte Zitzengummilippen das Mittel um die Zitzen herum. Durch den

Der SichersteTeuer aber sicher: Das Apollo-Melkzeug birgt die geringste Gefahr von Reinigungsmittel in der Milch.

Dippen Spülen

Eine Düse sprüht Dippmittel an die Zitzenbasis. Es verteilt sich bei der Ab- nahme entlang der Zitze. Ein spezieller Verteiler reinigt auch das Sammelstück.

Druckausgleich im Zitzengummikopf und gleichzeitiges Anziehen des Ab-nahmeseils wird das Melkzeug sanft entfernt. Die dabei an der Zitze entlang streichende Gummilippe verteilt das Mittel über die gesamte Zitze und hin-terlässt bei korrekt eingestellter Menge einen Tropfen an der Zitzenspitze.

Mit Wasser vorspülen. Anschließend werden im ersten Schritt das Sammel-stück und die Melkbecher mit Wasser gespült, um Milch- und Dippmittelreste zu entfernen. Erst dann wird mit Des-infektionslösung gespült und eine Ein-wirkzeit von 30 Sekunden eingehalten. Danach wird wieder mit Wasser ge-spült, sowohl das Melkzeug als auch der Ventilmechanismus. Im Gegensatz zu den anderen beiden Modellen hängt das Melkzeug während und nach dem Rei-nigen in umgekehrter Position. Es muss vor dem Ansetzen gedreht werden. Da-durch läuft das Reinigungswasser je-doch gut ab.

Sämtliche Mengen und auch die An-zahl der Spülvorgänge sind zentral pro-grammierbar über das GEA DP-System, da die Anlage in das Melktechnik-Netz-werk eingebunden ist. Sensoren kont-rollieren Druckluft, Wasser, Desinfek-tions- und Dippmittel, um bei Ausfall die Anlage abzustellen.

GEA empfiehlt die hauseigenen sprühfähigen Dippmittel SensoSpray 50 (Verbrauch 6 bis 7 ml), LuxSpray 30 (8 bis 10 ml) und LuxSpray 50 (11 bis 12 ml). Der Verbrauch ist abhängig von der Viskosität des Mittels.

Zur Desinfektion wird das Mittel „CircoFlush PE 15“, eine 15 %ige Peres-sigsäure verwendet, die mit 1,55 ml je Desinfektionsgang dosiert wird. So ent-steht eine Desinfektionslösung mit ca. 1 000 ppm. Der Verbrauch liegt bei 1 000 – 1 200 ml je Melkung.

Die Kosten für das Apollo-System be-laufen sich auf ca. 2 000 € je Melkplatz. Die Kosten bei einem rotierenden Sys-tem sind laut Hersteller nicht wesent-lich höher, da die Kapazität der Dreh-kupplung mit herstellereigenen Mitteln erweitert werden kann.

Vor dem Sammelstück ist ein Sicherheits-ventil verbaut. Dieses verhin-dert, dass Dipp- oder Reinigungs-mittel in die Milchleitung gelangen können.

Das Dippmittel verteilt sich gut über die gesamte Zitze.

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Übersicht 3: Gea Apollo

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