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Ausgabe 29 | Juni 2016 >>> Für niedergelassene Ärzte und ... · und Zentrumsleiter PD Dr. Amir...

Date post: 12-Aug-2019
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Seite 1 Sehr geehrte niedergelassene Ärztin- nen und Ärzte, sehr geehrte ärztliche Partner, in unserem heutigen Newsletter möchten wir Sie wieder über Neuig- keiten und spezielle Angebote ver- schiedener Fachrichtungen unserer drei Standorte Eutritzsch, Grünau und Wermsdorf informieren. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Sommer. Ihre Dr. Iris Minde Leiterin der St. Georg Unternehmensgruppe Ausgabe 29 | Juni 2016 >>> Für niedergelassene Ärzte und ärztliche Partner www.sanktgeorg.de Impressum: Klinikum St. Georg gGmbH | Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Leipzig | Geschäftsführerin: Dr. Iris Minde | Delitzscher Straße 141 | 04129 Leipzig Redaktion: Klinikum St. Georg gGmbH | Abteilung Unternehmenskommunikation | Gestaltung: stoneart © Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe führt neue innovative Behandlungsmethode für Gebärmutterkrebs ein Dr. med. Francis Nauck Das Klinikum St. Georg hat in Koope- ration mit Kollegen aus dem Univer- sitätsklinikum Tübingen ein neues Operationsverfahren zur minimalinva- siven Entfernung der Gebärmutter, der Eierstöcke und der regionalen Lymph- knoten eingeführt. Die „Schlüsselloch- Methode“, die vornehmlich unter der Leitung von Oberarzt Dr. Nauck durch- geführt wird, ersetzt ab sofort die her- kömmliche Vorgehensweise und wird nun bei allen Betroffenen am Klinikum St. Georg angewendet. Bislang war ein ausgedehnter Bauch- schnitt erforderlich, um diese radikale Form der Krebsoperation durchzufüh- ren. Dank der neuen Methode sind nur wenige Millimeter große Schnitte nötig. Während der Operation wer- den die inneren Geschlechtsorgane je nach Ausmaß der Krebserkrankung entfernt. Nach dem Eingriff bleiben nur kleine Narben zurück. In den aller- meisten Fällen ist eine anschließende Nachbehandlung in Form einer Chemo- und/oder Strahlentherapie nicht not- wendig. Mit der neu etablierten Schlüsselloch-Methode können die Belastungen für die Betroffenen und der Heilungsverlauf bei gleicher Sicher- heit erheblich verkürzt werden. Die zumeist älteren und adipösen Patien- tinnen sind bereits am nächsten Tag wieder fit und sitzen zur Visite im Bett. Der Krankenhausaufenthalt wird da- durch wesentlich kürzer. Bei der Etablierung der „Schlüsselloch- Methode“ kooperierte das Klinikum St. Georg mit dem Universitätsklini- kum Tübingen. Die dortigen Kollegen sind sehr erfolgreich mit diesem Ope- rationsverfahren, das nunmehr auch den Patientinnen in unserer Region zur Verfügung steht. Kontakt Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe Chefarzt und Leiter des Brustzentrums: Prof. Dr. med. Uwe Köhler Telefon: 0341 909-3501 E-Mail: uwe.koehler@ sanktgeorg.de
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Sehr geehrte niedergelassene Ärztin-nen und Ärzte, sehr geehrte ärztliche Partner,

in unserem heutigen Newsletter möchten wir Sie wieder über Neuig-keiten und spezielle Angebote ver-schiedener Fachrichtungen unserer

drei Standorte Eutritzsch, Grünau und Wermsdorf informieren. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Sommer.

Ihre

Dr. Iris MindeLeiterin der St. Georg Unternehmensgruppe

Ausgabe 29 | Juni 2016 >>> Für niedergelassene Ärzte und ärztliche Partner

www.sanktgeorg.de

Impressum:Klinikum St. Georg gGmbH | Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Leipzig | Geschäftsführerin: Dr. Iris Minde | Delitzscher Straße 141 | 04129 Leipzig Redaktion: Klinikum St. Georg gGmbH | Abteilung Unternehmenskommunikation | Gestaltung: stoneart©

Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe führt neue innovative Behandlungsmethode für Gebärmutterkrebs ein

Dr. med. Francis Nauck

Das Klinikum St. Georg hat in Koope-ration mit Kollegen aus dem Univer-sitätsklinikum Tübingen ein neues Operationsverfahren zur minimalinva-siven Entfernung der Gebärmutter, der Eierstöcke und der regionalen Lymph-knoten eingeführt. Die „Schlüsselloch-Methode“, die vornehmlich unter der Leitung von Oberarzt Dr. Nauck durch-geführt wird, ersetzt ab sofort die her-kömmliche Vorgehensweise und wird nun bei allen Betroff enen am Klinikum St. Georg angewendet. Bislang war ein ausgedehnter Bauch-schnitt erforderlich, um diese radikale Form der Krebsoperation durchzufüh-ren. Dank der neuen Methode sind nur wenige Millimeter große Schnitte nötig. Während der Operation wer-

den die inneren Geschlechtsorgane je nach Ausmaß der Krebserkrankung entfernt. Nach dem Eingriff bleiben nur kleine Narben zurück. In den aller-meisten Fällen ist eine anschließende Nachbehandlung in Form einer Chemo-und/oder Strahlentherapie nicht not-wendig. Mit der neu etablierten Schlüsselloch-Methode können die Belastungen für die Betroff enen und der Heilungsverlauf bei gleicher Sicher-heit erheblich verkürzt werden. Die zumeist älteren und adipösen Patien-tinnen sind bereits am nächsten Tag wieder � t und sitzen zur Visite im Bett. Der Krankenhausaufenthalt wird da-durch wesentlich kürzer.Bei der Etablierung der „Schlüsselloch-Methode“ kooperierte das Klinikum

St. Georg mit dem Universitätsklini-kum Tübingen. Die dortigen Kollegen sind sehr erfolgreich mit diesem Ope-rationsverfahren, das nunmehr auch den Patientinnen in unserer Region zur Verfügung steht.

Kontakt

Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

Chefarzt und Leiter des Brustzentrums: Prof. Dr. med. Uwe Köhler Telefon: 0341 909-3501E-Mail: uwe.koehler@ sanktgeorg.de

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Ein fundamentales Risiko während einer Karotisendarteriektomie (CEA) ist das Auftreten abklemmbedingter zerebraler Ischämien mit der Folge postoperativer neurologischer De� zi-te. Mit Hilfe einer eff ektiven Überwa-chung der zerebralen Funktion (Neu-romonitoring) während der Operation können kritische Minderperfusionen erkannt und therapeutische Inter-ventionen wie Blutdrucksteigerung oder selektive Shuntanlage initiali-

siert werden. Welches Verfahren des intraoperativen Neuromonitorings Anwendung � ndet, richtet sich grund-sätzlich erst einmal nach der Wahl der Anästhesie, unter der die Patienten operiert werden - Lokalanästhesie oder Allgemeinanästhesie. Welche Narkoseform hierbei günstiger für die Patienten ist, konnte bisher noch nicht endgültig geklärt werden. Wenn Pa-tienten in Allgemeinanästhesie ope-riert werden müssen, ist vielerorts die Messung Medianus-induzierter so-matosensorisch evozierter Potentiale (mSSEP) Goldstandard. Wie auch bei Eingriff en in der vaskulären Neurochi-rurgie, interpretiert man die Intaktheit des sensiblen Bahnsystems bei der Ka-rotisendarteriektomie als Parameter

für eine suffi ziente globale Perfusion im Versorgungsbereich der A. cerebri media. Trotz dieses sehr sensiblen und exakten Ischämiemarkers werden in der Literatur falsch negative Befunde in bis zu 3,5% der Fälle beschrieben. Eine Ursache hierfür sind off ensicht-lich fokale Ischämien des corticospi-nalen Traktes (CST) auf Ebene der Perforatoren (lentikulostriate Endar-terien), d.h. unter Umständen � nden sich diff erente Versorgungsverhält-

nisse der sensiblen und motorischen Bahnen im Bereich der Capsula inter-na. Kann die zusätzliche Messung von MEPs, ähnlich wie in der zerebralen Aneurysmachirurgie, erfolgreich bei gefäßchirurgischen Patienten zur CEA eingesetzt werden? Diese Frage stell-ten sich die Mitarbeiter des FB Neu-roanästhesie & Intraoperatives Neu-romonitoring am Klinikum St. Georg vor mehreren Jahren. Zur Validierung des Verfahrens bei dem spezi� schen Patientenklientel wurden am Klini-kum mehrere Studien durchgeführt, deren Resultate auf die Sinnhaftig-keit eines routinemäßigen Einsatzes des multimodalen Neuromonitorings zur CEA hindeuten. So konnte in ei-ner multizentrischen Arbeit an 600

Patienten bei 99% der Patienten er-folgreich MEPs abgeleitet werden, was der ähnlich niedrigen Versager-rate der SEPs entspricht. Während der Clampingphase kam es dann in 1.5% der Fälle zu isolierten kritischen MEP-Veränderungen im Sinne der oben beschriebenen fokalen Ischämie des CST (Malcharek 2013). Zudem konnte festgestellt werden, dass eine zügige Intervention nach Potentialverlust signi� kant weniger postoperative

motorische De� zite zur Folge hatte. Die grundlegenden Ergebnisse des sinnvollen Einsatzes von MEPs zur CEA wurden von einer New Yorker Gruppe durch eine weitere monozen-trische eigene Untersuchung (Malcha-rek 2015a) bestätigt. Im Kontext mit der zuletzt genannten Arbeit wurde an 264 Patienten auch die Eff ektivität Tibialis-induzierter SEPs (tSSEP) zur CEA untersucht. Pathophysiologische Überlegung war hierbei eine separateFunktionsüberwachung des Media- (mSSEP) und des Anteriorstromge-bietes (tSSEP).Immerhin musste in 3 Fällen auf Grund isolierter tSSEP-Veränderungen interveniert werden. Die Tatsache, dass mit dem multimodalen Moni-

Investition in Wissenschaft erhöht Patientensicherheit Multimodales Intraoperatives Monitoring evozierter Potentiale zur Karotisendarteriektomie

PD Dr. med. habil. Michael J. Malcharek

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toring-Konzept erkennbare isolierte Veränderungen bei allen drei Mo-dalitäten (mSSEP, MEP und tSSEP) auftraten, weist auf diff erenzierte regionale pathologische Ischämie-muster hin und sollte bei der Wahl des Monitoringverfahrens bedacht werden. Ein zusätzlicher Vergleich an 651 Patienten (Malcharek 2015b) der SEP/MEP-Kombination zur CEA unter Allgemeinanästhesie mit einer historischen Kontrollgruppe an unter Lokalanästhesie operierten wachen Patienten, zeigte sogar eine signi� -kant geringere Versagerrate zu Guns-ten der SEP/MEP-Gruppe (1% versus 5,4%). Das postoperative motorische Outcome unterschied sich nicht signi-

� kant. Die Ergebnisse dieser Studien haben dazu geführt, dass mittlerweile jeder Patient, der sich in der Klinik für Gefäßchirurgie am Klinikum St. Ge-org einer CEA unterziehen muss, vom standardmäßig angewendeten mul-timodalen Neuromonitoring-Konzept pro� tiert. Um hierfür die notwendige Qualität der Untersuchungen zu ge-währleisten, sind derzeit sieben Ärzte des Fachbereiches Neuroanästhesie & Intraoperatives Neuromonitoring spe-ziell für das Neuromonitoring zerti� -ziert.Diese Entwicklung am Klinikum St. Georg zeigt exemplarisch, dass die Investition in klinisch orientierte Wis-senschaft und quali� ziertes Fachper-

sonal einen sinnvollen Beitrag zur Pa-tientensicherheit leisten kann.

Im April dieses Jahres startete im Klini-kum St. Georg ein Joint Venture der Kli-niken für Urologie und Andrologie und der Klinik für Radiologie. Die Chefärzte und Zentrumsleiter PD Dr. Amir Hamza und Prof. Dr. Arnd-Oliver Schäfer sehen darin eine bedeutende Verbesserung der interdisziplinären klinischen Zu-sammenarbeit, der Kooperation mit dem Netzwerk der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und nicht zuletzt der Patientenversorgung auf höchstem Niveau.

Das neue Verfahren versetzt das Kli-nikum in die Lage, die exzellente dia-gnostische Information der Hochfeld-MRT auf die direkteste Weise für eine gezielte Stanzbiopsie der Prostata zu nutzen, zum Wohle der Patienten.Urologie und Radiologie verfügen über eine neue Bildfusionstechnologie, die gewährleistet, dass über eine Daten-

leitung im 3 Tesla-MRT erzeugte und vom Radiologen markierte Aufnah-men der Prostata in das räumlich ge-trennte Ultraschallgerät eingespeist werden, die als „Landkarte“ auf dem Bildschirm erscheinen und der Ultra-schalluntersuchung in Echtzeit un-terlagert werden. Auf diese Weise können Karzinomherde, die im MRT nachgewiesen wurden, präzise vom Urologen gestanzt werden. Das be-deutet, dass gerade die aggressiven, für die weitere Behandlungsstrategie ausschlaggebenden Karzinomareale sicher einbezogen werden können und der prozentuale Anteil Karzinom-positiver Stanzen gesteigert wird. Perspektivisch trägt das Verfahren zu einer Senkung der Anzahl der Stanzen pro Patient bei.Für nähere Informationen stehen Ih-nen PD Dr. Hamza und Prof. Dr. Schä-fer gerne zur Verfügung.

Klinik für Urologie und Andrologie und Klinik für Radiologie MRT-Ultraschall-Fusion für die präzise Biopsie von Karzinomherden in der Prostata

PD Dr. med. habil. Amir Hamza

Prof. Dr. med. Arnd-Oliver Schäfer

Kontakt

Klinik für Urologie und Andrologie

Chefarzt: PD Dr. med. habil. Amir HamzaTelefon: 0341 909-2751E-Mail: [email protected]

Klinik für Radiologie

Chefarzt: Prof. Dr. med. Arnd-Oliver SchäferTelefon: 0341 909-2701E-Mail: arnd-oliver.schaefer@ sanktgeorg.de

Literatur:

Malcharek MJ, et al.: Intraoperative monitoring of carotid endarterectomy by transcranial motor evoked potential: a multicenter study of 600 patients. Clin Neurophysiol 2013;124(5):1025-30.

Malcharek MJ, et al.: Intraoperative multimodal evoked potential monitoring during carotid endarterectomy: a retrospective study of 264 patients. Anesth Analg 2015;120(6):1352-60.

Malcharek MJ, et al.: Multimodal evoked potential monitoring in asleep versus neurologic evaluation in awake patients during carotid endarterectomy – a retrospective trial of 651 patients. Minerva anaesthesiol 2015;81:1070-8.

Kontakt

Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie(Chefarzt Prof. Dr. med. Armin Sablotzki)

PD Dr. med. habil. Michael J. MalcharekOberarzt und Leiter FB Neuroanästhesie & Intraoperatives NeuromonitoringTelefon: 0341 909-4009E-Mail: michael.malcharek@ sanktgeorg.de

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Über Bauchschmerzen klagen sehr viele Kinder und Jugendliche. In einer Langzeit-Studie des Robert-Koch-Insti-tutes gaben ca. 20 Prozent der un-tersuchten Kinder und Jugendlichen an, wenigstens zwei oder drei Bauch-schmerz-Attacken im Zeitraum von drei Monaten beobachtet zu haben. Bauchschmerzen sind damit neben Kopfschmerzen das häufigste Symp-tom bei Kindern und Jugendlichen.

Immer wiederkehrende Schmerzen unklarer Ursache führen zur Verunsi-cherung der Kinder und können die Lebensqualität der gesamten Familie durch ausgedehnte Schulfehlzeiten und Arbeitsausfälle beeinträchtigen.

Dass Bauchschmerzen sehr unter-schiedliche Ursachen haben können, darüber sind sich alle Experten ei-nig. Uneinigkeit besteht darin, ob in den meisten Fällen somatische, also organische Erkrankungen die Be-schwerden verursachen, oder ob die funktionellen oder psychosomatisch bedingten Bauchschmerzen deutlich überwiegen, ob also Bauchschmer-zen meistens keine organischen Ur-sachen haben.

Den funktionellen Bauschschmerzen wird eine sehr große Bedeutung bei-gemessen. Eine seit vielen Jahren damit beschäftigte internationale Arbeitsgruppe klassifizierte diese Schmerzen als sogenannte „Rom-III-Kriterien“. Nach diesen Kriterien wer-den Bauchschmerzen dann als chro-nisch definiert, wenn sie länger als 2 Monate bestehen und häufiger als einmal pro Woche auftreten.Sie gelten dann als funktionell, wenn sie nicht durch strukturelle oder bio-chemische Ursachen erklärt werden können. Nach den Rom-III-Kriterien werden funktionelle Bauchschmer-

zen weiter differenziert. Am häufigs-ten ist das Reizdarmsyndrom zu be-obachten, das 22 bis 45 Prozent der Patienten betrifft. Diese Patienten setzen entweder sehr häufig wäss-rige Stühle oder sehr selten harte Stühle ab. Vermutlich haben diese Patienten eine generalisierte Nerven-Überempfindlichkeit. Zwei weitere Patienten-Gruppen mit funktionel-len Bauchschmerzen klagen entwe-der über Oberbauchbeschwerden mit Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl und raschem Sättigungsgefühl, oder sie leiden an abdominaler Migräne. Die letztgenannten Patienten haben Schmerzen im Bereich des Bauchna-bels, die eine Stunde bis mehrere Ta-gen andauern können und oftmals so stark ausgeprägt sind, dass die Kinder aus dem Schlaf aufwachen. Beobach-tet werden außerdem Appetitlosig-keit, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmer-zen und Blässe. Vorausgegangen sind in der Regel physische oder psychische Stresssituationen.Organisch bedingte Bauchschmerzen können Ausdruck äußerst schwer-wiegender Erkrankungen sein, in an-deren Fällen finden sich zwar harm-lose, aber keineswegs „funktionell“ bedingte Überempfindlichkeiten des Magen-Darm-Kanales.

Das diagnostische Dilemma besteht nun darin, einerseits organische Ur-sachen nicht zu übersehen und an-dererseits psychosomatisch bedingte Bauchschmerzen zu erkennen und diesen Patienten dann eine spezielle Therapie anzubieten.

Für Professor Richter und sein Team stellt sich seit vielen Jahren die Frage, ob es wirklich nur sehr wenige Patien-ten mit somatisch bedingten Bauch-schmerzen gibt, oder ob die organi-schen Ursachen oftmals schlicht nicht

erkannt werden. Ein renommierter Kinderarzt fasste zusammen: „ Bevor die Untersuchung der Patienten statt-findet, muss sich der Arzt bewusst sein, dass nur in 5 Prozent der Fälle eine organische Ursache gefunden wird. Dies ist insofern wichtig, als die-se Patienten zu denjenigen gehören, die in der Regel zu viele und zu teure Untersuchungen erhalten mit einem für gewöhnlich unbefriedigendem Er-gebnis….Kinder mit chronisch rezidi-vierenden Bauchschmerzen kommen aus Familien, in denen auch andere funktionelle Beschwerden wie Migrä-ne , Nervosität und Hypochondrie ge-häuft vorkommen… Bauchschmerzen im Nabelbereich sprechen für funkti-onelle, d.h. für organisch nicht erklär-bare Beschwerden“.

Wie kann der Arzt wissen, ob die Bauchschmerzen psychosomatisch be-dingt sind, wenn im Vorfeld die soma-tischen Ursachen nicht wenigstens durch entsprechende Basis-Untersu-chungen ausgeschlossen wurden?

Seit Anfang der achtziger Jahre be-schäftigt sich Professor Richter mit Erkrankungen des Magen-Darm-Ka-nals bei Kindern und Jugendlichen. Seit Anfang der Neunziger Jahre be-treut er Kinder und Jugendliche mit gastroenterologischen Erkrankungen in seinen Ermächtigungssprechstunden an unterschiedlichen Einrichtungen.Wurden im Jahr 1991 in diese Spezi-al-Sprechstunde etwa 50 Patienten überwiesen, sind es inzwischen 400 bis 430 pro Quartal.

Im Rahmen einer Doktorarbeit wurde untersucht, mit welchen Fragestel-lungen und Symptomen die Kinder und Jugendlichen in dieser Spezial-sprechstunde vorgestellt werden und welche Diagnosen nach der Durch-

Spezielle Angebote des Fachkrankenhauses HubertusburgDas scheinbar schwierige Problem von Bauchschmerzen im Kindes- und Jugendalter

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führung eines standardisierten Basis-Untersuchungsprogrammes gestellt wurden. Berücksichtigt wurden im Zeitraum 2003–2007 insgesamt 2441 Kinder und Jugendliche. Immerhin 51,1 Prozent dieser Patienten besuch-ten die Sprechstunde zur Abklärung von chronischen Bauchschmerzen. Weitere Vorstellungsgründe waren chronische Durchfälle (15,7%), Übelkeit und Erbrechen (11,9%) , Blut im Stuhl (9,6%), hartnäckige Verstopfung oder Stuhlschmieren (8,2%), Meteorismus (6,7%), Lebersymptome (6,2%), der Verdacht auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen (4,5%) sowie die Beurteilung seltener Erkrankungen.

Von besonderem Interesse war, wie oft organische Ursachen für die Bauchschmerzen gefunden wurden. Laut Lehrbuch würden nur bei ca. 5 Prozent der Bauchschmerzpatienten Ursachen zu finden sein - das wären etwa 60 Bauchschmerzpatienten.Tatsächlich diagnostizierten die Ärz-te aber bei 52 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Bauchschmer-zen Unverträglichkeiten gegenüber Milchzucker, Fruchtzucker oder Zu-ckeraustauschstoffen, zumeist gleich-zeitig gegenüber zwei oder allen drei getesteten Stoffen. An einer isolier-ten Milchzucker-Unverträglichkeit lit-ten übrigens viel weniger Kinder und Jugendliche als an Unverträglichkeiten gegenüber Fruchtzucker oder Zucker-austauschstoffen.

Für Professor Richter und sein Team ist es seit Jahren immer wieder beein-druckend, dass sich nach Kenntnis und Erklärung der Diagnose die Bauch-schmerzproblematik bei den weitaus meisten Patienten „in Luft“ auflöste.Bei den betroffenen Patienten wer-den die entsprechenden Zucker nicht

vollständig im Dünndarm aufgenom-men. Deshalb gelangt ein Teil des Zu-ckers in tiefere Darmabschnitte. Dort „freuen“ sich die zahlreichen Dick-darm-Bakterien über die unverhoffte Labsal und verstoffwechseln den Zu-cker bzw. die Zuckeraustauschstoffe. Dabei entstehen Gase, die entspre-chende Beschwerden verursachen, unangenehm - aber letztlich harmlos und sehr gut zu behandeln.

Bei immerhin 50 Patienten (4 Pro-zent) der Bauchschmerz-Patienten wurde eine chronisch entzündliche Darmerkrankung diagnostiziert. Die-se schwerwiegende, alles andere als harmlose Darmerkrankung wird seit Anfang der neunziger Jahre in unserer Region auch bei Kindern und Jugend-lichen beobachtet. Weil die Anfangs-symptome sehr uncharakteristisch sein können, wird diese Erkrankung oftmals erst sehr spät entdeckt. Es gibt „psychosomatische“ Fälle, bei denen dann - sehr spät - nach ent-sprechender Diagnostik ein Morbus Crohn entdeckt wurde.Bei über 200 weiteren Bauchschmerz-patienten wurden noch andere or-ganische Ursachen diagnostiziert: Helicobacter-pylori-Gastritis, allergi-sche Kolitis, Obstipation, Kuhmilch-Allergie, Zöliakie.

Lediglich bei knapp 240 Patienten (19 Prozent) fanden sich keine or-ganischen Ursachen für die Bauch-schmerzen. Diesen Patienten wurde bei anhal-tenden Beschwerden eine stationäre Aufnahme zur psychosomatischen Diagnostik und Therapie in der Kli-nik für Kinder- und Jugendmedizin im Fachkrankenhaus Hubertusburg empfohlen. Die Klinik diagnostiziert und therapiert seit vielen Jahren mit

sehr gutem Erfolg Kinder und Jugend-liche mit psychosomatisch bedingten Bauchschmerzen. Sowohl die dama-ligen Untersuchungen als auch die aktuellen täglichen Erfahrungen mit den Patienten stehen hinsichtlich der Relation von somatisch und psycho-somatisch bedingten Bauchschmer-zen im Gegensatz zur aktuellen Lehr-meinung. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen sind geplant.

Fazit:Bauchschmerzen im Kindes- und Ju-gendalter sind ein sehr häu� ges Symp-tom. Aus Sicht der Kinderärzte der Klinik am Fachkrankenhaus ist ein ausführliches Basisprogramm erfor-derlich, um organisch bedingte Ur-sachen zu diagnostizieren. Sehr oft sind (harmlose) Zucker-Unverträg-lichkeiten die Ursachen für Bauch-schmerzen. Aber auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie, Obstipation, enterale Aller-gien müssen routinemäßig ausge-schlossen werden, bevor die Diagno-se „funktionelle Bauchschmerzen“ gestellt werden kann. Die Besonder-heit der Klinik für Kinder- und Ju-gendmedizin des Fachkrankenhauses Hubertusburg besteht darin, dass hier sowohl die somatischen als auch die psychosomatischen Aspekte von Bauchschmerz-Patienten von einem Ärzte- und Schwestern-Team bewer-tet werden.

Prof. Dr. med. Thomas Richter

Kontakt

Klinik für Kinder- und JugendmedizinFachrankenhaus Hubertusburg

Chefarzt: Prof. Dr. med. Thomas RichterTelefon: 034364-6-2901 E-Mail: thomas.richter@ kh-hubertusburg.de

Spezielle Angebote des Fachkrankenhauses HubertusburgDas scheinbar schwierige Problem von Bauchschmerzen im Kindes- und Jugendalter

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Robert-Koch-Klinikum Klinik für Internistische Onkologie und Hämatologiebaut die geriatrische Onkologie weiter aus

Dr. med. Luisa Mantovani Löffl er

In Deutschland wird im Schnitt fast jede Minute die Diagnose Krebs ge-stellt. Aufgrund der demographischen Entwicklung rechnet man nach Schät-zung der IARC (International Agency for Research on Cancer) mit einer deutlichen Zunahme der Krebser-krankungen. Die Zahl an Krebserkran-kungen in der Altersgruppe der über 65-Jährigen wird sich bis zum Jahr 2035 (gerechnet vom Jahr 2012) in etwa verdoppeln.Die Therapien sprechen bei älteren Patienten genauso gut an wie bei jün-geren Patienten, dennoch bestehen meistens Unsicherheiten bei der Wahl der Behandlung der älteren Patienten.

Dem Onkologen stellen sich zwei Hauptgefahren im Umgang mit äl-teren Patienten: Entweder werden diese Patienten zu defensiv therapiert und damit möglicherweise Heilungs-chancen vergeben, oder sie werden zu aggressiv behandelt, mit der Gefahr von Nebenwirkungen.

Die entscheidende Frage lautet:Ist der geriatrische Patient in der Lage, eine tumorspezi� sche Therapie ohne eine erhöhte, ihn gefährdende Toxizität zu tolerieren, um von ihr zu pro� tieren?

Zusätzlich verändern sich mit dem Alter die vorrangigen Therapieziele. Neben dem Ziel der Lebensverlän-gerung steht mehr und mehr die Le-bensqualität für diese Patienten im Focus.Was sind nun die Besonderheiten, die beim älteren Krebspatienten zu berücksichtigen sind? Vorrangig sind die vielen Begleiterkrankungen und

die damit verbundene zahlreiche Komedikationen, mit der Gefahr un-vorhersehbarer Arzneimittelinter-aktionen. Weitere Aspekte sind der veränderte Metabolismus sowie oft vorbestehende Einschränkungen der Ernährungssituation, welche die Ver-träglichkeit und Durchführbarkeit der onkologischen Therapie beein-� ussen.

Außerdem ist der besonderen psy-chosozialen Situation älterer Patien-ten Rechnung zu tragen, welche oft an Vereinsamung und mangelnder sozialer Einbindung leiden. Eine Krebsdiagnose verschärft oftmals vorbestehende Probleme.

Die Vielzahl dieser Aspekte zu erfas-sen und in Therapieentscheidungen ein� ießen zu lassen, ist eine große Herausforderung. Dieser Aufgabe stellt sich die geriatrische Onkologie. In enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Akutgeriatrie trägt die Kli-nik für Internistische Onkologie am Robert-Koch-Klinikum Grünau den Herausforderungen einer Patienten-population im demographischen Wandel Rechnung. Durch Implemen-tierung eines geriatrischen Assess-ments im Aufnahmemanagement sollen altersspezi� sche Befunde auf-gedeckt werden, die in der Routine der Anamneseerhebung und der kli-nischen Untersuchung regelhaft ent-gehen, jedoch nachweislich relevant sind, um das Auftreten schwerwie-gender Nebenwirkungen unter der Tumortherapie besser einzuschätzen.

Durch die regelhafte Durchführung des geriatrischen Assessments bei

älteren Patienten soll eine Optimie-rung der onkologischen Therapie mit Senkung der therapiebedingten Kom-plikationen sowie einer Verbesse-rung der Prognose und vor allem der Lebensqualität erreicht werden. Da-rüber hinaus stehen über die Einbin-dung der Expertise und der Ressour-cen der Klinik für Akutgeriatrie am Standort Grünau therapeutische Op-tionen im Sinne einer geriatrischen Komplextherapie und frührehabilita-tiver Maßnahmen zur Verfügung.

Das Klinikum ist die erste und zurzeit einzige Einrichtung für geriatrische Onkologie in der Region. Durch die enge interdisziplinäre Zusammenar-beit soll die Betreuung der älteren on-kologischen Patienten verbessert und das Pro� l des Klinikstandortes Grü-nau sowie der Klinik für Internistische Onkologie und Hämatologie des Kli-nikums St. Georg weiter ausgebaut werden.

Kontakt

Klinik für Internistische Onkologie und Hämatologie am Standort Grünau Robert-Koch-Klinikum

Chefärztin: Dr. med. Luisa Mantovani Löffl erTelefon: 0341 423-1241E-Mail: luisa.mantovani@ sanktgeorg.de

Oberarzt: Dr. med. Frank MoritzTelefon: 0341 423-1241E-Mail: frank.moritz@ sanktgeorg.de


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