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AUFGESPIESST Sunrise: Die gün - WordPress.com...bei der Rechnungsstel-lung geschah dies einen Monat...

Date post: 31-Jul-2020
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6 K-Tipp Nr. 20 2. Dezember 2015 AUFGESPIESST Sunrise: Die gü Kunden werden auch bei Fehlern Sunrise-Angestellte dürfen den Kunden das günstigste Abo nicht von sich aus offerieren. Und über Rechnungsfehler werden die Kunden nicht oder nicht sofort informiert. D ie Telecomfirma Sun- rise ist wegen ihres mangelhaften Kunden- diensts immer wieder kri- tisiert worden, wie zahl- reiche Leserbriefe an den K-Tipp belegen. Sunrise gelobte Besserung und ver- weist jeweils auf der Web- site auf «Transparenz, Fair- ness und Kundenorientie- rung». Sunrise-Angestellte, die im Kundendienst arbeiten, bezweifeln dies: «Bei Feh- lern in der Rechnungsstel- lung dürfen wir dies den Kunden nicht einfach mit- teilen. Wir werden ange- wiesen, nur zu reagieren, wenn der Betroffene das Problem von sich aus an- spricht», sagt ein Sunrise- Mitarbeiter dem K-Tipp. Interne E-Mails, die Sunrise an die Angestellten verschickte, bestätigen die- se Aussage. Hier drei Bei- spiele: l Rechnung für Gratis- Anrufe Wer für bestimmte Optio- nen seines Abos bezahlt, hat Anspruch auf Gratis- Telefonate ins Festnetz und ins Mobilnetz von Sunrise. Vielen Kunden wurden jedoch sowohl die Die Sunrise-Praxis ist nicht nur bei der Rech- nungsstellung, sondern auch bei der Beratung der Kunden fragwürdig. Ein Sunrise-Angestell- ter schreibt dem K-Tipp: «Wir rufen regelmässig Kunden an, um sie zum Wechsel auf ein anderes Abo zu bewegen. Dabei ist es verboten, dem Kunden ein günstigeres Abo vorzuschlagen als das bisherige.» Im internen «Regel- werk» heisst es: «Nur das vorgeschlagene Upsel- ling ist erlaubt, Down- sellings sind untersagt!» Das heisst: Für den Kun- den darf es nach der «Be- ratung» nur teurer wer- den. Ein Kundendienst- mitarbeiter sagt: «Die günstigsten Abos ‹Free- dom Start› erscheinen gar nicht in der Über- sicht, selbst wenn der Kunde damit am besten fahren würde. Verkaufe ich das Abo trotzdem, ta- delt mich der Chef. Zu- dem wirkt es sich auf den Lohn negativ aus.» Sunrise-Sprecher Ste- fan Kern: «Bei günstige- ren Abos gibt es weniger Inklusivleistung. Deshalb laufen Kunden Gefahr, hohe Rechnungen zu er- halten.» Nur teurere Abos erlaubt In eigener Sache K-Tipp wird teurer Ab Nummer 1/2016 wird das Jahresabo für den K-Tipp Fr. 41.50 kosten, das sind 4 Franken mehr als bisher. Grund für die Erhöhung sind einerseits die jährlichen Portoerhöhungen der Post. Andererseits schliesst die bisherige Dru- ckerei Ende Jahr. Der Verlag hat beschlossen, die Zeitschrift trotz deutlich höherer Kosten weiterhin in der Schweiz drucken zu lassen, um Arbeitsplätze in der Druckindustrie zu sichern. Auch nach der Preiserhöhung bleibt der K-Tipp äusserst günstig. Eine Ausgabe im Abo kostet nur gut 2 Franken. Die Redaktion Candida-Mundspülung Migros: Ein Produkt, vier Preise Die Migros wirbt auf immer mehr Kanälen. Doch Kunden sind so nicht besser informiert – im Gegenteil. Beispiel: Die Candida-Mundspü- lung «Ultra-Strong» (Bild) war kürzlich am Re- gal mit Fr. 4.80 angeschrieben. Auf Migros.ch und Migipedia.ch mit Fr. 3.60. Auf der App mal mit Fr. 3.90, mal mit 3.60 und mal mit 1.70. Korrekter Preis: Fr. 3.90. Die Mundspülung ist kein Einzel- fall, so die Migros. In schreckli- chem Deutsch sagt der Detail- händler: «Weil wir die Daten aus verschiedenen Systemen aggre- gieren, können Inkonsistenzen nicht ausge- schlossen werden.» Der K-Tipp übersetzt: Die Migros schiebt Daten hin und her. Das führt of- fensichtlich zu Fehlern. (mdb) Android-Handys Kaum Schutz vor Hackern Neun von zehn Android- Handys sind durch Sicherheitslücken verwund- bar. Das belegt eine Studie der Uni Cambridge (GB). Forscher haben während vier Jahren total 20 400 Geräte untersucht. Fazit: Hersteller lie- fern wichtige Aktualisierungen fürs Betriebs- system gar nicht oder mit grosser Verspätung. Folge: Hacker können über Hintertüren viel zu einfach private Daten wie Adressen und Nach- richten stehlen oder das Gerät als Virenschleu- der programmieren. Schützen kann sich ein Handybesitzer nur bedingt: Keine verdächtigen E-Mails öffnen, nur auf vertrauenswürdige Seiten surfen und bekannte Programme installieren. (cb) Sunrise-«Regelwerk»: Spricht ein Angestellter den Kunden also ein teureres Abo verkaufen. Ein günstigeres Abo (Down an (reactive), gilt das Gleiche – nur wenn dieser nicht darauf
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Page 1: AUFGESPIESST Sunrise: Die gün - WordPress.com...bei der Rechnungsstel-lung geschah dies einen Monat zu früh. Den An-gestellten im Kunden-dienst wurde dazu mitge-teilt: «Reklamiert

6 K-Tipp Nr. 20 2. Dezember 2015

AUFGESPIESST Sunrise: Die gün Kunden werden auch bei Fehlern s

Sunrise-Angestelltedürfen den Kundendas günstigste Abonicht von sich ausofferieren. Und überRechnungsfehler werden die Kundennicht oder nicht sofortinformiert.

Die Telecomfirma Sun-rise ist wegen ihres

mangelhaften Kunden-diensts immer wieder kri-tisiert worden, wie zahl -reiche Leserbriefe an denK-Tipp belegen. Sunrisegelobte Besserung und ver-weist jeweils auf der Web-site auf «Transparenz, Fair-ness und Kundenorientie-rung».

Sunrise-Angestellte, dieim Kundendienst arbeiten,bezweifeln dies: «Bei Feh-lern in der Rechnungsstel-lung dürfen wir dies denKunden nicht einfach mit-teilen. Wir werden ange-wiesen, nur zu reagieren,wenn der Betroffene dasProblem von sich aus an-spricht», sagt ein Sunrise-Mitarbeiter dem K-Tipp.

Interne E-Mails, dieSunrise an die Angestelltenverschickte, bestätigen die-se Aussage. Hier drei Bei-spiele:

l Rechnung für Gratis-Anrufe

Wer für bestimmte Optio-nen seines Abos bezahlt,hat Anspruch auf Gratis-Telefonate ins Festnetzund ins Mobilnetz vonSunrise. Vielen Kundenwurden jedoch sowohl die

Die Sunrise-Praxis istnicht nur bei der Rech-nungsstellung, sondernauch bei der Beratungder Kunden fragwürdig. Ein Sunrise-Angestell-

ter schreibt dem K-Tipp:«Wir rufen regelmässigKunden an, um sie zumWechsel auf ein anderesAbo zu bewegen. Dabeiist es verboten, demKunden ein günstigeresAbo vorzuschlagen alsdas bisherige.»Im internen «Regel-

werk» heisst es: «Nur dasvorgeschlagene Upsel-ling ist erlaubt, Down -sellings sind untersagt!»Das heisst: Für den Kun-

den darf es nach der «Be-ratung» nur teurer wer-den. Ein Kundendienst-mitarbeiter sagt: «Diegünstigsten Abos ‹Free-dom Start› erscheinengar nicht in der Über-sicht, selbst wenn derKunde damit am bestenfahren würde. Verkaufeich das Abo trotzdem, ta-delt mich der Chef. Zu-dem wirkt es sich auf denLohn negativ aus.»Sunrise-Sprecher Ste-

fan Kern: «Bei günstige-ren Abos gibt es wenigerInklusivleistung. Deshalblaufen Kunden Gefahr,hohe Rechnungen zu er-halten.»

Nur teurere Abos erlaubt

In eigener Sache

K-Tipp wird teurer

Ab Nummer 1/2016 wird das Jahresabo für denK-Tipp Fr. 41.50 kosten, das sind 4 Frankenmehr als bisher. Grund für die Erhöhung sindeinerseits die jährlichen Portoerhöhungen derPost. Andererseits schliesst die bisherige Dru-ckerei Ende Jahr. Der Verlag hat beschlossen,die Zeitschrift trotz deutlich höherer Kostenweiterhin in der Schweiz drucken zu lassen, umArbeitsplätze in der Druckindustrie zu sichern.Auch nach der Preiserhöhung bleibt der K-Tippäusserst günstig. Eine Ausgabe im Abo kostetnur gut 2 Franken. Die Redaktion

Candida-Mundspülung

Migros: Ein Produkt, vier Preise

Die Migros wirbt auf immer mehr Kanälen.Doch Kunden sind so nicht besser informiert –im Gegenteil. Beispiel: Die Candida-Mundspü-lung «Ultra-Strong» (Bild) war kürzlich am Re-gal mit Fr. 4.80 angeschrieben.Auf Migros.ch und Migipedia.chmit Fr. 3.60. Auf der App mal mitFr. 3.90, mal mit 3.60 und mal mit1.70. Korrekter Preis: Fr. 3.90.Die Mundspülung ist kein Einzel-fall, so die Migros. In schreckli-chem Deutsch sagt der Detail-händler: «Weil wir die Daten ausverschiedenen Systemen aggre-gieren, können Inkonsistenzen nicht ausge-schlossen werden.» Der K-Tipp übersetzt: DieMigros schiebt Daten hin und her. Das führt of-fensichtlich zu Fehlern. (mdb)

Android-Handys

Kaum Schutz vor HackernNeun von zehn Android-Handys sind durch Sicherheitslücken verwund-bar. Das belegt eine Studie der Uni Cambridge(GB). Forscher haben während vier Jahren total20400 Geräte untersucht. Fazit: Hersteller lie-fern wichtige Aktualisierungen fürs Betriebs-system gar nicht oder mit grosser Verspätung.Folge: Hacker können über Hintertüren viel zueinfach private Daten wie Adressen und Nach-richten stehlen oder das Gerät als Virenschleu-der programmieren.Schützen kann sich ein Handybesitzer nur

bedingt: Keine verdächtigen E-Mails öffnen,nur auf vertrauenswürdige Seiten surfen undbekannte Programme installieren. (cb)

Sunrise-«Regelwerk»: Spricht ein Angestellter den Kunden an also ein teureres Abo verkaufen. Ein günstigeres Abo (Down se an (reactive), gilt das Gleiche – nur wenn dieser nicht darauf ei

Page 2: AUFGESPIESST Sunrise: Die gün - WordPress.com...bei der Rechnungsstel-lung geschah dies einen Monat zu früh. Den An-gestellten im Kunden-dienst wurde dazu mitge-teilt: «Reklamiert

7K-Tipp Nr. 20 2. Dezember 2015

ünstigen Abos sind tabu n schlecht informiert – deshalb Rechnungen überprüfen

Option wie die Anrufe inRechnung gestellt.

Sunrise orientiert dieMitarbeiter im Kunden-dienst wie folgt: «Bei denOptionen ‹Flat to Sunrisemobile› und ‹Flat to Fix-net› ist ein ‹Billing Bug›aufgetreten. Die Optionist installiert, und derKunde zahlt auch dafür.Die Anrufe aufs Festnetzund aufs Sunrise-Mobil-netz werden aber den-noch verrechnet. BeiKundenreklamationen isteine Gutschrift über dieangefallenen Mehrkostenerlaubt (mehr nicht).»

l Rechnung trotz Gutschein

Bei der Film-Miete wur-den zum Teil versehent-lich Videos in Rechnung

gestellt, obschon dieKunden einen Gutscheineinlösten.

Sunrise wies die Mit -arbeiter an: «Bei Rekla-mationen darf der irrtüm-lich berechnete Betraggutgeschrieben werden.»

l Gutschrift nur nachReklamation

Sunrise-Kunden, die ihreRechnung per Internetbezahlten, hatten An-spruch auf eine Gut-schrift von jeweils 1 Fran-ken. Anfang Jahr strichSunrise diesen Rabatt fürdie elektronische Bezah-lung. Den Kunden wurdemitgeteilt, die Gutschrifterfolge letztmals im April2015.

Aufgrund eines Fehlersbei der Rechnungsstel-

lung geschah dies einenMonat zu früh. Den An-gestellten im Kunden-dienst wurde dazu mitge-teilt: «Reklamiert derKunde, kann eine ein -malige Gutschrift erstelltwerden.»

Sunrise-Sprecher StefanKern tut sich schwer miteiner Erklärung: «Diese E-Mails werden jeweils sofort als erste Reaktiongeschaltet, wenn Fehlerfestgestellt wurden. Sokönnen die Kundenbera-ter am Telefon auf Nach-frage die Kunden infor-mieren.» Parallel arbeiteman daran, das Problemzu beheben.

Eine detaillierte Mit -teilung an die Callcenter-Mitarbeitenden, wie sievorgehen sollen, erachtetSunrise aber als «nichtnot wendig».

Das Telecomunterneh-men kann nicht in allenFällen belegen, dass unge-rechtfertigte Rechnungenstorniert wurden. Zur Ra-batt-Gutschrift für dieelektronische Rechnungim März sagt Kern: «Wirkönnen nicht mehr nach-vollziehen, ob wir dieseGutschrift im Folgemo-nat allen Betroffenen ge-währt haben.»

Tipp: Wer irrtümli-cherweise eine zu hoheRechnung bezahlt odereine Gutschrift nicht er-halten hat, kann seinenAnspruch gegenüber derTelecomfirma von dernächsten Rechnung ab -ziehen.

Mirjam Fonti

Sunrise berechneteSMS, die Handy- Besitzer gar nicht verschickt hatten.

K-Tipp Leser Eduard Ro-senstein aus Zumikon ZHhat ein Handyabo vonSunrise. Im Preis sind40 SMS inbegriffen. Dar -um bemerkte er nichtgleich, dass sein Handyab dem 19. August ohnesein Zutun Kurznachrich-ten verschickt haben soll.«Laut Sunrise-Rechnunghatte mein Handy jeweilsmorgens und abends jedrei SMS verschickt», er-klärt Rosenstein. Auffällig sei, dass das

immer dann geschehensei, wenn er sich auf derWebsite der Postfinanceeingeloggt habe. Auf Ro-senbergs Handy warendie in Rechnung gestell-ten SMS nicht zu sehen.Auch der Empfänger derNachrichten – eineTauchschule im Tessin –wusste nichts von sol-chen SMS. Anfang September re-

klamierte Rosenstein beiSunrise. Doch auch nachmehrmaligem Hin undHer bestand die Telecom-Firma auf Bezahlung dernicht verschickten SMS.Rosenstein: «Ich wurdehingehalten und musstemein Problem jedes Malvon neuem erklären. Ein-mal wurde der Hörernach 45 Minuten Warteneinfach aufgelegt.»

Da die Geister-SMS je-weils im Zusammenhangmit den Postfinance- Logins in Rechnung ge-stellt wurden, fragte Ro-senstein dort ebenfallsnach. Die Antwort derPostfinance: Das Pro-blem sei bekannt – undSunrise bereits darüberinformiert worden.

Fehleinstellung imHandynetz

Rosenstein gelangte einweiteres Mal an Sunrise.Dort kam schliesslich einSpezialist der Sache aufdie Spur: Sunrise hatteeine Fehleinstellung in ihrem Handynetz. Im No-vember wurden Rosen-stein alle zu Unrecht er-hobenen Kosten er lassen– nach fast drei Monaten.Als der K-Tipp bei Sun-

rise nachfragte, entschul-digte man sich wegen derlangen Wartezeit: «Auf-grund der Komplexitätdes Anliegens konntenwir die Anfrage des Kun-den nicht innert der ge-wohnten Frist beant -worten», sagt SprecherRoger Schaller. Auch den69 anderen Kunden, diedas gleiche Problem hat-ten, seien die Kosten er-lassen worden. Tipp: Alle Telecom-

Rechnungen genau prü-fen – und bei Unklarhei-ten nur den unbestritte-nen Betrag zahlen.

Christian Birmele

Geister-SMS von Sunrise

en an (proactive), soll er ihn von «Upselling» überzeugen, ihm n selling) ist untersagt (ganz oben). Ruft ein Kunde bei Sunrise uf einsteigt, wird ihm ein günstiges Abo vorgeschlagen


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