Date post: | 30-May-2018 |
Category: |
Documents |
Upload: | diesebseite |
View: | 221 times |
Download: | 0 times |
of 53
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
1/53
EINFACH
ABSCHALTEN?Materialien fr Bildung und Information
EIN
AUS
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
2/53
IMPRESSUM
Herausgeber: Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)Referat ffentlichkeitsarbeit 11055 BerlinE-Mail: [email protected] Internet: www.bmu.de
Text: Peter Wiedemann, Sabine Preuer
Redaktion: Dr. Korinna Schack, Achim Schreier, Referat ZG II 1 (BMU)Frank J. Richter, Zeitbild Verlag und Agentur fr Kommunikation GmbH
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Gerhard de Haan, Freie Universitt Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaftund Psychologie, Arbeitsbereich Erziehungswissenschaftliche ZukunftsforschungDr.-Ing. Wolf Dieter Thinnes, Arbeitsgruppe RS I 3, Bundesministerium fr Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
Gestaltung: Zeitbild Verlag und Agentur fr Kommunikation GmbH, Berlin
Druck: BMU Druckerei
Abbildungen: Zeitbild / Oedekoven
Stand: April 2008
2. Auflage: 500 Exemplare
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
3/53
BILDUNGSMATERIALIEN DES BMUUnter dem Motto An Umwelt- und Naturschutzthemen technische und naturwissen-
schaftliche Problemlsungskompetenz erwerben gibt das Bundesumweltministerium
gemeinsam mit dem Zeitbild Verlag und dem Arbeitsbereich Erziehungswissenschaft-
liche Zukunftsforschung an der FU Berlin Bildungsmaterialien zu umweltpolitischen
Schwerpunkten wie Erneuerbare Energien, Klimaschutz und Klimapolitik, Umwelt
und Gesundheit, Wasser im 21. Jahrhundert, Biodiversitt, Landschaftszerschneidung
und Flchenverbrauch etc. heraus.Dabei wird auf den neuesten Erkenntnissen aus
der Bildungsforschung und dem Modellprogramm zur Bildung fr nachhaltige
Entwicklung aufgebaut.
E-Mail: [email protected]
Kostenloser Download der Materialien unter
www.bmu.de/bildungsservice
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
4/53
EINFACH ABSCHALTEN? Materialien fr Bildung und Information
EINFACH ABSCHALTEN? 3FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG
Euphorie und Ausstieg Abfall und Entsorgung Stromversorgung Was bist Du fr ein Risikotyp?
Schutz des Klimas Risikofaktor Mensch
Rohstoffe und Vorrte Der Unfall von Tschernobyl
Unflle in Atomanlagen Was machen die Anderen?
DER KOMPETENZCHECK 21SIND IHRE SCHLERINNEN UND SCHLER FIT FR PISA?
Aufgabenstellungen
Antwortmuster und Lsungen
Inhalt
EIN
AUS
EINFACHABSCHALTEN?
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG
DERKOMPETENZCHECKFIT FR PISA?
HANDREICHUNG FR LEHRKRFTE 33
Verlaufsvorschlge
Lsungen und Hinweise
Konzept Gestaltungskompetenz Lehrplananbindung
Einsatzrahmen/Lernziele
Bildungsstandards
EIN
AUS
EINFACHABSCHALTEN?
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG
HANDREICHUNG FR LEHRKRFTE
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
5/53
EIN
AUS
EINFACHABSCHALTEN?FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
6/53
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG EINLEITUNG
EIN TRAUM VON 1955
Der Stromzhler ist abgeschafft, weil der
Strom einfach nichts kostet. Eines Tages,
vielleicht in 20 Jahren, basiert das Wirt-
schaftsleben nicht lnger auf Millionen
Tonnen Kohle, sondern auf wenigen Ton-nen Uran. Keine rauchenden, stinkenden
Schlote, sondern klinisch saubere Atom-
kraftwerke, keine Abhngigkeit von poli-
tisch labilen erdlproduzierenden Staaten.
Handelsschiffe, Eisbrecher, Flugzeuge und
U-Boote alles wird mit Atomkraft betrie-
ben. Auch Atomschnellzge rasen quer
durch Europa. Atomlastzge transportieren Waren
konkurrenzlos billig, und bald hat jeder seinen NUCLE-
ON, das Zukunftsauto. Nur alle 10.000 km an die Atom-
tankstelle, denn der Uranvorrat des Reaktors reicht fr
Monate. So haben sich visionre Kpfe aus Naturwis-
senschaft, Technik und Politik in den 1950er Jahren die
Welt im Jahr 2000 vorgestellt. Angetrieben von einer
unerschpflichen und sauberen Energiequelle: der
Atomkraft.
nach: Visionen 1900 - 2000 - 2100, Eine Chronik der
Zukunft; Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, Frank-
furt/M. 1999
EINE TECHNOLOGIE DES LETZTEN JAHRHUNDERTS
(...) Die Atomkraft ist eine Technologie des letzten Jahr-
hunderts, die auch vor dem Hintergrund der begrenzten
Reichweiten von Uran nun wirklich keine intelligente
Perspektive bietet. Es wre sogar fatal, wenn Deutsch-
land und Europa signalisieren wrden, das Heil in derEnergiepolitik liege im Ausbau der Kernenergie. Wie
sollten dann Lnder wie Iran oder Nordkorea in ihrem
Streben nach dem Status als Atommacht gehindert wer-
den? Langfristig wrden diese Lnder wie Indien auf die
Schnelle-Brter-Technologie setzen, wir kmen dann zur
Proliferation von waffenfhigem spaltbarem Material
quer um den Erdball. Wer den Ausbau der Kernenergie
als Beispiel fr die Welt fordert, der mu sich ber diese
Konsequenzen im Klaren sein. Ich will das
jedenfalls nicht. Wir mssen uns statt des-
sen unabhngiger machen von begrenzten
Ressourcen wie l, Gas oder Uran. Dafr
brauchen wir die Entwicklung sauberer
Kohle- und Gaskraftwerke. Wir mssen den
Anteil der erneuerbaren Energien weiter
ausbauen und uns im Bereich der Effizienz
noch mehr anstrengen. (...)
Aus einem Interview mit Bundesumwelt-
minister Sigmar Gabriel,
DIE WELT, 8. April 2006
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
AUFGABE
1. Was fllt dir spontan zum Thema Atomkraft und Atomkraftwerke ein? Notiere deine Ergebnisse.
2. Wie wollte man in der Vision von 1955 die Atomkraft nutzen? Schreibe die verschiedenen
Mglichkeiten auf. Vergleiche die Erwartungen von damals mit der Realitt von heute.
3. Welche politischen Standpunkte zur Nutzung der Atomkraft gibt es heute? Recherchiere
dazu im Internet auf den Webseiten der Bundestagsparteien.
4. Bist du persnlich fr oder gegen Atomkraftwerke? berlege dir deine Position und schreibe
deine Argumente auf.
Zusatzaufgabe:Verschaffe dir einen berblick darber, wo in Deutschland Atomkraftwerke stehen und
wie lange sie noch betrieben werden drfen. Nutze dazu das Infoblatt 1.
JETZT
EINST
EUPHORIE
UND AUSSTIEG
4 4
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
7/53
Deutschland braucht viel Energie, um den Energiehunger der
deutschen Industrie und seiner 82 Millionen Einwohner zu stillen.
Mit diesem Verbrauch ist der deutsche Energiemarkt der fnft-
grte der Welt. Ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland
mit drei bis vier Personen verbraucht statistisch gese-
hen in einem Jahr 3.500 Kilowattstunden
(kWh) Strom. Damit knnte man eine
Spielkonsole oder einen PC ungefhr 6 Jahre lang ununterbrochen
laufen lassen. Im Jahr 2006 wurden zur Erzeugung des Stroms
44 Prozent Kohle, 27 Prozent Kernenergie und 12 Prozent Erdgas
eingesetzt. Die erneuerbaren Energietrger wie Wasserkraft, Wind-
energie, Geothermie, Biomasse und Sonnenenergie leisten mit
rund 12 Prozent am Stromverbrauch einen wachsen-
den Beitrag.
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG ARBEITSBLATT 1
STICHWORT ATOMAUSSTIEG
STROM-VERSORGUNG
Atomkraftwerke
stellen fast 30 Pro-
zent der Stromerzeu-
gung in Deutschland zur
Verfgung. Ohne unsere Atom-
kraftwerke bekommen wir Schwierigkei-
ten, gengend Elektrizitt fr Haushalt undIndustrie bereitzustellen. Elektrizitt lsst
sich nicht auf Vorrat produzieren. Es wird also
von den Atomkraftwerken immer nur so viel an
Strom erzeugt, wie verbraucht wird. Und genau
dafr sind Atomkraftwerke da, sie liefern zuver-
lssig und sicher rund um die Uhr und zu jeder
Jahreszeit Strom. Das knnen die Erneuerbaren
Energien berhaupt nicht leisten. Woher soll der
Strom denn herkommen, wenn der Wind nicht
weht und die Sonne nicht scheint?
Den Anteil der
Atomenergie an der
Stromerzeugung knnen
wir durch die drei groen E
auffangen: Effizienzsteigerung,
Energieeinsparung und Erneuerbare Ener-
gien werden den Atomstrom ersetzen. Effizienz-steigerung bedeutet z. B. die Modernisierung vor-
handener Kraftwerke mit Kraft-Wrme-Kopplung.
Auch das Energiesparen bietet noch groe Poten-
ziale, sowohl im privaten Bereich wie auch bei der
Industrie. Und der Boom der Erneuerbaren Ener-
gien in Deutschland wird seinen Beitrag leisten,
die Atomkraftwerke bald ersetzen zu knnen.
Nicht zu vergessen: Mit der Biomasse haben wir
eine erneuerbare Energie, die rund um die Uhr
zuverlssig Strom liefern kann.
KO
NTRAAUS
STIEG
PR
OAUSSTIEG
Nach: IPPNW, Greenpeace, BMUNach: Informationskreis KernEnergie,Wirtschaftsverband Kernbrennstoff-Kreislauf e.V., Verein Brger fr Technik
STROMERZEUGUNG INDEUTSCHLAND (2006)
23 %Braunkohle
21 %Steinkohle
Erdgas
Kernenergie27 %
5 %
12 %ErneuerbareEnergien
Sonstige
12 %
Quelle: VDEW (2007)
5 5
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
8/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG ARBEITSBLATT 2
STICHWORT ATOMAUSSTIEG
SCHUTZDES KLIMAS
Die Forscher sind sich weitestgehend einig: Es gibt einen Tem-
peraturanstieg auf der Erde und dadurch wandelt sich das
Klima. Der Hauptgrund fr diesen Klimawandel ist die vom
Menschen verursachte Emission von Treibhausgasen. Die Ver-
brennung fossiler Energietrger wie Kohle, Erdl und Erdgas,
auch fr die Erzeugung von Wrme und Strom, fhrt zur
Emission von riesigen Mengen Kohlendioxid (CO2), das
mengenmig wichtigste Treibhausgas. Die Folgendes Klimawandels sind heute noch nicht genau
abzusehen, aber viele Menschen werden
durch diese Entwicklung zu leiden
haben. Es muss daher rasch
und entschieden ge-
handelt werden. Der Erfolg hngt mageblich davon ab, wie
rasch wir weltweit den Aussto von CO2 vermindern knnen.
Das Kyoto-Protokoll soll u. a. dabei helfen, dieses Ziel zu errei-
chen. Deutschland hat sich darin verpflichtet, im Zeitraum
von 2008 bis 2012 seine Treibhausgasemissionen um 21 Pro-
zent gegenber dem Niveau von 1990 zu reduzieren. Die
Bundesregierung hat 2007 beschlossen, die CO2-Emissio-
nen bis zum Jahr 2020 um insgesamt 40 Prozentgegenber 1990 zu reduzieren. Deutschland
bleibt damit Vorreiter im internationalen
Klimaschutz. Bisher konnte Deutsch-
land eine Reduktion von ca.
19 Prozent erreichen.
Der Klimawandel
ist eines der groen
Zukunftsthemen
der Menschheit.
Wir mssen unbe-dingt den weltweiten Aus-
sto der Treibhausgase senken,
um der globalen Verantwor-
tung fr das Klima gerecht werden
zu knnen. Deshalb ist die Nutzung der
Atomkraft beim Klimaschutz unerlsslich. Bei
der Erzeugung von Strom in Atomkraftwerken
entsteht viel weniger Kohlendioxid, als wenn
man diesen Strom durch Verbrennung fossiler
Energietrger erzeugen wrde. Deutschlands
Atomkraftwerke ersparen uns den Aussto vonca. 150 Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr.
Das ist effektiver Klimaschutz! Die notwendige
Senkung der Treibhausgasemissionen gem
den Verpflichtungen des Kyoto-Protokolls wird
sehr viel schwieriger, wenn Deutschland aus der
Nutzung der Atomenergie aussteigt, weil dann
die fehlende Energie durch die fossilen Ener-
gietrger Stein- und Braunkohle, Erdl und Erd-
gas ersetzt werden msste. So knnen wir nicht
sicher sein, dass Deutschland die Ziele des Kyoto-
Protokolls in absehbarer Zeit erreichen wird.
Es stimmt, dass
Atomstrom weni-
ger CO2 erzeugt als
die Nutzung fossi-
ler Brennstoffeund somit CO2 einspart.
Aber die Risiken der Nutzung
von Atomenergie sind so hoch, dass
Atomenergie keine wirkliche Lsung des Kli-
maproblems darstellt. Das Problem des Klimawan-
dels kann nur durch eine umfassende Energiewende
angepackt werden; mit dem massiven Ausbau erneuer-
barer Energiequellen, mit intelligenter effizien-
ter Energienutzung und mit Energiesparen. Eine
Energiewende hin zu einem modernen, dezen-
tralen Energiesystem mit einem hohen Anteileffizienter und klimafreundlicher Kraft-Wrme-
Kopplung und Erneuerbarer Energien schont
nicht nur das Klima, sondern vermindert auch
das durch Atomkraftwerke verursachte Risiko.
Dazu kommt, dass die Atomkraft global gesehen
nur einen geringen Anteil am Primrenergiever-
brauch hat. Wrde man die Nutzung ausweiten,
wrden auch die Risiken weiter zunehmen, ins-
besondere die militrische Weiterverteilung.
Atomkraft kann deshalb letztlich nur wenig zur
Lsung des Klimaproblems beitragen.
KO
NTRAAUS
STIEG
PR
OAUSSTIEG
Nach: IPPNW, Greenpeace, BMU, BUNDNach: Informationskreis KernEnergie,Wirtschaftsverband Kernbrennstoff-Kreislauf e.V., Verein Brger fr Technik
1990
2012
CO221 %
6 6
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
9/53
Auch ein nuklearer Rohstoff wie Uran ist bald
ein knapper Rohstoff. Die wirtschaftlich zu fr-
dernden Uranvorkommen reichen bei gleich-
bleibendem Verbrauch vielleicht noch 65 Jahre werden zustzliche Atomkraftwerke gebaut,
allerdings weniger lang. Daher fhrt die Atom-
energie ebenso in eine Sackgasse wie die Ver-
feuerung der begrenzt vorhandenen fossilen
Brennstoffe. Schnelle Brter, mit denen man
hoffte, die Reserven zeitlich strecken zu knnen,
sind aus (sicherheits-)technischen und wirt-
schaftlichen Grnden gescheitert. Weil Uran,
Erdl und Erdgas bald verbraucht sein werden,
kann der Energiebedarf zukunftsfhig nur mit
erneuerbaren Energien und effizienter Ener-
gienutzung gedeckt werden.
PR
OAUSSTIEG
Nach: IPPNW, Greenpeace, BMUNach: Informationskreis KernEnergie,Wirtschaftsverband Kernbrennstoff-Kreislauf e.V., Verein Brger fr Technik
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG ARBEITSBLATT 3
Fossile Brennstoffe wie Erdl, Erdgas, Steinkohle und
Braunkohle erneuern sich nicht. Sind die Lagersttten ver-
braucht, was kommt dann? Eine Reserve fr die nach-
kommenden Generationen gibt es nicht. Gleichzeitig steigt
der Energiehunger der Weltbevlkerung und so werden die
Energierohstoffe immer knapper. Die Folgen spren wir
schon heute: steigende Preise, wirtschaftliche Probleme,
Konflikte um l und Gas. Wie lange werden die Vorrte
noch reichen? Hierzu gibt es insbesondere beim Uran sehr
unterschiedliche Meinungen unter den Fachleuten. Die
einen gehen davon aus, dass Uran hchstens noch 40 Jahre
zur Verfgung steht, andere dagegen, dass es noch weit
ber hundert Jahre dauert, bis der Uranvorrat zu Ende
geht. Fest steht aber: Auch Uran ist ein nicht erneuerbarer
Rohstoff, und er muss in Deutschland zu 100 Prozent
importiert werden.
Die sicheren Uranvorrte reichen noch fr ber
40 Jahre. Durch Wiederaufarbeitung der
bestrahlten Brennelemente der Atomkraftwer-
ke kann der Vorrat auf ungefhr 100 Jahre ge-streckt werden. Das Uran und das Plutonium aus
der Abrstung von Atomwaffen, kann auch fr
die Reaktoren genutzt werden. Beim Einsatz
von Schnellen Brtern Atomkraftwerke, die
mehr spaltbares Material erzeugen, als sie ver-
brauchen reichen die Vorrte sogar fr meh-
rere tausend Jahre. Daher brauchen wir die
Brtertechnik fr die Zukunft, da fossile Ener-
gietrger zur Neige gehen und neue Energie-
techniken wie etwa die kontrollierte Kernfu-
sion, noch nicht verfgbar sind.
STICHWORT ATOMAUSSTIEG
ROHSTOFFE
UND VORRTE
WIE LANGE REICHEN DIE VORRTE?*
Braunkohleca. 200 Jahre
Steinkohleca. 200 Jahre
Erdgasca. 65 Jahre
Erdlca. 60 Jahre
Uran
?
* Sichere ReservenQuelle: Bundeswirtschaftsministerium (2002)
KO
NTRAAUS
STIEG
7 7
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
10/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG ARBEITSBLATT 4
Atomkraftwerke nutzen radioaktive Elemente wie Uran
oder Plutonium zur Energiegewinnung. Diese Stoffe sind
aber extrem gefhrlich fr die Umwelt, da eine erhhte
radioaktive Strahlung alles Leben schwer schdigt. Deshalb
muss unter allen Umstnden verhindert werden, dass diese
Stoffe aus dem Kraftwerk in die Umwelt gelangen. Hierfr
sind sehr umfangreiche Sicherheitssysteme notwendig.
Wegen mglicher menschlicher oder technischer Fehler ist
diese Gefahr nie 100-prozentig auszuschlieen das so
genannte Restrisiko.
Fr die Sicherheit deutscher Atomkraftwerke
wird ein hoher Aufwand betrieben. Sollte zum
Beispiel irgendetwas nicht in Ordnung sein und
ein Strfall eintreten, gibt es technische Systeme,
die den Reaktor automatisch in einen sicheren
Zustand berfhren. Diese Sicherheitssysteme
sind mehrfach vorhanden; sollte eines ausfal-
len, springt ein anderes ein. Die technischen
Einrichtungen eines Atomkraftwerkes werden
regelmig auf Fehler oder Verschlei ber-
prft, damit es erst gar nicht zu Strungen, wie
Rissen in Rohrleitungen, kommt. Die Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter in deutschen
Atomkraftwerken gehren zu den bestausge-
bildeten Fachleuten der Welt. Dies alles fhrt
dazu, dass ein schwerer Unfall in einem deut-
schen Atomkraftwerk so unwahrscheinlich ist,
dass man ihn nach dem Mastab praktischer
Vernunft ausschlieen kann. Das so genannte
Restrisiko ist von daher praktisch vernachls-
sigbar klein und lediglich theoretisch zu sehen.
Die Geschichte der Atomenergie beweist, dass schwere Unflle nicht
verhindert werden knnen. Als die Entscheidung zum Bau der
ersten Atomreaktoren fiel (in den 1950er Jahren), war in der ffent-
lichkeit nur wenig bekannt ber Strahlenschden, Unfallgefahren
und Halbwertszeiten. Heute wissen wir viel mehr ber die Risiken
dieser Technologie. Studien* belegen, dass auch
fr deutsche Atomkraftwerke schwere Unflle
nicht ausgeschlossen werden knnen. Passiert
etwa im dicht besiedelten Deutschland ein hn-
lich schwerer Unfall wie der in Tschernobyl, hat
das Folgen fr Millionen von Menschen und
kann bedeuten, dass in einem weiten Umfeld
um den Unglcksort fr Jahrhunderte keine
Besiedlung mehr mglich ist. Auch wenn Stu-
dien aussagen, dass die Wahrscheinlichkeit
fr einen so schweren Unfall in Deutschland
sehr gering ist, drfen wir dieses Risiko nicht
eingehen.
* u. a. GRS Gesell. fr Reaktorsicherheit (1989):
Dt. Risikostudie Kernkraftwerke
STICHWORT ATOMAUSSTIEG
UNFLLE INATOMANLAGEN
8 8
DETROIT OKT. 1966Ausfall des Khlsystems,
Kern eines Reaktorsschmilzt
MAJAK WINTER 1957/58Unfall, mehrere 100 Tote
durch Verstrahlung
TOKAIMURA MRZ 1997Explosion, 35 Arbeiter
erhhter Strahlungausgesetzt
TOKAIMURA SEPT. 1999Unfall, 600 Menschenerhhter Strahlung
ausgesetzt, zwei Tote
TOKYO AUG. 2004Unfall, vier Tote
IDAHO JAN. 1961Unfall, drei Tote
SELLAFIELD OKT. 1957Feuer, radioaktive
Wolken entweichen
SAINT LAURENT JAN. 1980Riss in einer Leitung,
Austritt von Radioaktivitt
TSCHERNOBYL APR. 1986schwerster Unfall weltweit,
Zahl der Toten ist bisheute umstritten
HARRISBURG MRZ 1979schwerster Atomunfall der
USA, Evakuierung derUmgebung
KO
NTRAAUS
STIEG
PR
OAUSSTIEG
Nach: IPPNW, Greenpeace, BMUNach: Informationskreis KernEnergie,Wirtschaftsverband Kernbrennstoff-Kreislauf e.V., Verein Brger fr Technik
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
11/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG ARBEITSBLATT 5
Jedes Atomkraftwerk verwandelt durch die Kernspaltung das
Uran in den Brennstben in extrem langlebigen, hochradio-
aktiven Abfall. Ein Atomkraftwerk produziert jhrlich rund
30 Tonnen, bei einer Laufzeit von 40 Jahren somit etwa 1200
Tonnen hochradioaktiven Abfall. Dazu kommen noch
schwach radioaktive Abflle wie z. B. Schutzkleidung, Putz-
materialien, aber auch strker strahlendes Material wie
Rohrleitungen oder Ventile, die ausgetauscht werden ms-
sen. Insgesamt fallen damit im Jahr pro Atomkraftwerk fast
100 Tonnen an, die sicher gelagert werden mssen.
STICHWORT ATOMAUSSTIEG
ABFALL UNDENTSORGUNG
Bei der Entsorgung und der Endlagerung der
radioaktiven Abflle wird in Deutschland mit
groer Sorgfalt und Umsicht vorgegangen. Die
Abflle werden in Spezialbehlter sicher ver-
packt, so dass absolut nichts von der Radioakti-
vitt nach auen dringen kann. Dann kommensie tief unter die Erde in ein Endlager, das die
Bedingungen zur sicheren Verwahrung erfllt:
mindestens 800 m tief, sehr wenig Bevlkerung
im Umkreis, keine Verbindung zum Grundwas-
ser, keine geologischen Probleme wie Erdbeben
oder auch Spalten im Gestein. So wird sicher-
gestellt, dass nichts passieren kann und auch
noch in tausenden von Jahren die Umwelt vor
dem Abfall geschtzt ist. Und mit dem Standort
Gorleben hat Deutschland einen geeigneten
Standort, der diese Kriterien erfllt.
Die strahlende Hinterlassenschaft der Atomkraftwerke
bleibt ein groes Problem fr unsere Nachkommen. Eini-
ge der Stoffe im Abfall strahlen fr hunderttau-
sende von Jahren. Wer will da sicherstellen, dass
nichts passiert? Wie sollen die Menschen der
Zukunft gewarnt werden, dass unter ihrenFen der tdlichste Abfall der Welt lagert?
Trotz beinahe 50 Jahren der Nutzung von Atom-
kraft existiert bis heute weltweit kein geneh-
migtes Endlager fr hochradioaktive Abflle.
Der deutsche Umweltrat z. B. ist davon ber-
zeugt, dass es keinen idealen Standort fr ein
Endlager gibt. Htte ein Pharao in gypten vor
5000 Jahren statt der Pyramiden Atomkraft-
werke gebaut wir htten noch heute seinen
Atommll.
0 m
250 m
500 m
750 m
1.000 m
Steinsalz
Lagerkammern
Deckgestein
Schacht
KO
NTRAAUS
STIEG
PR
OAUSSTIEG
Nach: IPPNW, Greenpeace, BMUNach: Informationskreis KernEnergie,Wirtschaftsverband Kernbrennstoff-Kreislauf e.V., Verein Brger fr Technik
9 9
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
12/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG ARBEITSBLATT 6
Bei der Diskussion um die Atomenergie muss auch das
Thema Risiko betrachtet werden. Wer die Nutzung der
Atomenergie ablehnt, sagt, das Risiko sei zu gro, es knne
immer etwas passieren. Andere meinen, die Technik sei
sicher, das Risiko vernachlssigbar. Es gibt Risiken, die man
freiwillig eingeht und mit denen man sich auskennt, diese
werden als weniger riskant und bedrohlich angesehen.
Andere Risiken werden eher aufgezwungen und dann
auch viel weniger akzeptiert.
10 10
Wirds besser? Wirds schlimmer?fragt man alljhrlich.
Seien wir ehrlich:Leben ist immer lebensgefhrlich.
Erich Kstner
Httest du Bedenken, jeden Tag mit dem Auto zu fahren? ja nein
Machst du dir Sorgen um das Passivrauchen? ja nein
Hast du Angst vorm Fliegen? ja nein
Wrdest du Lebensmittel kaufen, ja nein
die als gentechnisch verndert gekennzeichnet sind?
Machst du dir beim Sonnenbaden Sorgen um Hautkrebs? ja nein
Wrdest du in die Nhe eines Atomkraftwerkes ziehen? ja nein
AUFGABE
1. Beantworte die Fragen. Wie schtzt du die aufgefhrten Risiken ein?
Erstelle eine Liste von 1 (grtes Risiko) bis 6 (geringstes Risiko).
2. Wie wichtig ist es dir, ob du das Risiko freiwillig bzw. unfreiwillig eingehst?
3. Wie reagierst du, wenn du ein Risiko unfreiwillig eingehen musst?
4. Vergleicht eure Ergebnisse innerhalb der Klasse. Wo gibt es Unterschiede, wo Gemeinsamkeiten?
WAS BIST DU FR EIN RISIKOTYP?
STICHWORT ATOMAUSSTIEG
WAS BIST DUFR EIN RISIKOTYP?
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
13/53
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG ARBEITSBLATT 7
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
RISIKOFAKTOR
MENSCH
AUFGABE
1. Recherchiere fr das Reaktorunglck in Tschernobyl die Hintergrnde. Wie kam es dazu?
(Siehe dazu Arbeitsblatt 9.) www.tekom.de/artikel/artikel_488.html. Vergleiche das Reak-
torunglck in Tschernobyl mit dem Untergang der Titanic. Gibt es Gemeinsamkeiten?
2. Betrachte das Diagramm und schtze ab: Wie gehren die aufgefhrten Unfallursachen
zu den einzelnen Prozentanteilen?
..
..
..
..
..
..
..
..
...
..
..
..
.
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
....
..
..
..
..
..
..
.
..
..
..
..
..
.
..
..
..
..
..
.
Die Arbeit mit komplizierter Technik stellt ein Risiko
dar, denn Menschen sind keine Maschinen und manch-
mal bersehen sie etwas. Insbesondere der Glaube, alles
im Griff zu haben, kann zu fatalen Fehlern fhren. Der
Psychologe Dietrich Drner spricht hier von der Logik
des Misslingens. Man muss immer mit dem Misslingen
menschlichen Handelns rechnen. Ein berhmtes Bei-
spiel hierfr ist der Untergang der Titanic im Jahre
1912, des damals grten Passagierschiffs der Welt. Auf
ihrer Jungfernfahrt stie sie im Nordatlantik mit einem
Eisberg zusammen, das Schiff ging innerhalb von zwei
Stunden unter, ber 1.500 Menschen fanden den Tod.
Ausgelst wurde das Unglck durch eine Kette mensch-
licher Fehlentscheidungen:
1. Der Glaube, das Schiff sei unsinkbar.
2. Die Warnungen vor Eisbergen wurden ignoriert.
3. Das Schiff fuhr in diesen gefhrlichen Gewssern
viel zu schnell.
4. Der grte Fehler: Statt den Eisberg direkt zu
rammen, was nur den Bug beschdigt htte, lie
der 1. Offizier nach links wenden.
UNFALLURSACHEN (Flge weltweit von 1995 bis 2004)
Fehler der Flugcrew
Fehler der Bodencrew/Tower
Technisches Versagen
Wartungsfehler
Wetter
Sonstiges
. . . . . . . . . .%
. . . . . . . . . .%
. . . . . . . . . .%
. . . . . . . . . .%
. . . . . . . . . .%
. . . . . . . . . .% Quelle: Boeing
56 %
17 %
13 %
6 %
4 %
4 %
Die Folge: Es reichte nicht mehr, um an dem Eisberg vor-
beizukommen. Das Schiff schrammte steuerbord (rechte
Seite) am Eisberg entlang und dieser riss die Seitenwand
auf fast 90 m Lnge auf wie eine Konservendose. DasSchiff und mit ihm viele der Passagiere waren verloren.
Mehr Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Titanic#Die_Schuldfrage
Quellen: Discovery Channel, Boeing, Wikipedia
11 11
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
14/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG ARBEITSBLATT 8
26. APRIL 1986:Im Atomkraftwerk in Tschernobyl wird ein Experiment
gestartet: Es soll geprft werden, was passiert, wenn die
Stromversorgung fr den Reaktor ausfllt. Das Experiment
wird falsch durchgefhrt, der Reaktor explodiert. Kern-
brennstoffe werden in die Umgebung geschleudert und
groe Mengen radioaktiver Stoffe werden hoch in die Atmo-
sphre getragen und knnen sich weitrumig verteilen.
27. APRIL 1986:
Die Lscharbeiten dauern an. Von Hubschraubern auswird Sand, Stahl, Blei und Lehm auf den brennenden
Reaktor geworfen. 31 Helfer sterben an der Radioaktivitt.
28. APRIL 1986:Zuerst breitet sich die radioaktive Wolke in Richtung
Skandinavien aus. Die Nachrichten in Deutschland
melden, dass sich in der Sowjetunion offenbar ein gro-
er Atomunfall ereignet hat. In der Umgebung des Reak-
tors beginnt die Evakuierung zehntausender Menschen.
Die unmittelbare Umgebung des Atomkraftwerkes wird
schwer verstrahlt und bleibt bis heute eine Sperrzone.
30. APRIL/ 1. MAI 1986:Ein Teil der Radioaktivitt erreicht nach einer Drehung
des Windes auch Deutschland. Die radioaktive Belastung
erreicht einen Wert 15-mal hher als normal. Viele Men-
schen haben Angst vor Krebs oder genetischen Schden.
1. MAIWOCHE 1986:Tonnenweise wird belastetes Gemse und Frischmilch
beschlagnahmt. Rund um die Uhr berichten die Medien
ber das Unglck und wie man sich gegen mgliche
Folgen wappnen kann. In der Umgebung des Reaktorsbeginnt die Evakuierung, spter folgen weitere Umsied-
lungen in der Ukraine und in Weirussland. Insgesamt
sind etwa 350.000 Menschen betroffen.
20 JAHRE SPTER:ber die genaue Zahl der Opfer gibt es unterschiedliche
Einschtzungen: sicher sind es 50 Tote, zumeist Ersthelfer
und Aufrumarbeiter (die so genannten Liquidatoren).
Fr die Zukunft ist aber mit weiteren Toten zu rechnen,
vor allem verursacht durch Krebserkrankungen, wie
Schilddrsenkrebs und Lungenkrebs.
DER UNFALLVON TSCHERNOBYLEINE CHRONOLOGIE
12 12
AUFGABE
1. Folgende Vorsichtsmanahmen wurden damals von Fachleuten empfohlen: Keine Frisch-
milch trinken, Gemse aus dem Freiland vermeiden, nicht auf staubigen Sportpltzen
spielen, keine Wsche drauen aufhngen, bei Regen nicht im Freien aufhalten, Klein-
kinder nicht im Sandkasten spielen lassen. Was wollten die Fachleute damit erreichen?
2a. Recherchiert Informationen ber Radioaktivitt und ihre Folgen fr die Gesundheit. Nutzt ein
Lexikon, eure Schulbcher und das Internet. http://www.bfs.de/ion/wirkungen
2b.Befragt Zeitzeugen (z. B. Eltern, Verwandte) des Unfalls in Tschernobyl. Welche ngste
hatten sie und warum? Welche Folgen befrchten sie? Hat das Unglck ihre Einstellung
zur Atomkraft verndert? Fhrt die Befragung mit etwa 10 Menschen durch und bereitet
einen Vortrag fr die Klasse vor.
26.04.1986 28.04.1986 30.04.1986Quelle: OECD/NEA 2002
DER WEG DES RADIOAKTIVEN FALLOUTS
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
15/53
Deutschland
ChinaIndien
Frankreich
Trkei
Finnland
Italien
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG ARBEITSBLATT 9
Deutschland hat den Ausstieg aus der Nutzung der Atom-
energie beschlossen. Bis zum Jahr 2020 sollen alle Atom-
kraftwerke, eines nach dem andern, abgeschaltet werden.
Stehen wir allein mit dieser Entscheidung oder gibt es auch
andere Lnder, die den gleichen Weg gehen? Und welche
Lnder nutzen weiterhin ihre Kraftwerke? Gibt es Lnder,
die voll auf die Atomenergie setzen und sogar neue Atom-
kraftwerke bauen? Und was sind jeweils die Grnde dafr?
WAS MACHENDIE ANDEREN?
Ausstieg 2000 gesetzlich geregelt
Beide Lnder nutzen alle Energietrger,es werden neue Atomkraftwerke gebaut, aberauch die Erneuerbaren Energien genutzt.
setzt weiter auf Atomkraft
hat keine Atomkraftwerke
Baubeginn des 5. Atomkraftwerkes im
September 2005
Eine Volksabstimmung beschloss 1987 denAusstieg aus der Atomenergie.
LAND STATUS QUO BZW. ENTSCHEIDUNG GRNDE
AUFGABE
1. Informiere dich darber, wie die Situation bezglich der Nutzung der Atomkraft in den
oben genannten Lndern ist. Ermittle, welches die Grnde fr die jeweilige Entscheidung
sind. Nutze hierfr das Internet zur Recherche.
2. Informiere dich ber die Lnder und die wichtigsten Daten: Gre des Landes, Zahl der
Einwohner, Bevlkerungswachstum, Wirtschaftswachstum, Energieversorgung.3. Siehst du einen Bezug zwischen diesen Daten und der Einstellung zur Atomkraft?
USA 104
Kanada 22
Mexiko 2
Grobritannien 23
Niederlande 1Belgien 7
Deutschland 17Frankreich 59
Schweiz 5Spanien 9
Slowenien 1
Finnland 4Schweden 10
Litauen 2
Sdafrika 2
Indien 15
Pakistan 1
Argentinien 2
Brasilien 2
Russland 31Ukraine 15
Armenien 1China 9
Japan 56Sdkorea 20
Taiwan 6
Tschechien 4Slowakei 5Ungarn 4
Rumnien 1Bulgarien 6
ANZAHL DER ATOMKRAFTWERKE WELTWEIT
Quelle: IAEO (2006)
IAEO (2006), BMU, Informationskreis KernEnergie
13 13
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
16/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
DER
ATOMKONSENSVOM ATOMKONSENS ZUM ATOMAUSSTIEGIm Juni 2000 vereinbarten die rot-grne Bundesregie-
rung und die Energiewirtschaft nach langen Verhand-
lungen den so genannten Atomkonsens". Der Ausstieg
Deutschlands aus der Atomenergie-Nutzung wird damit
schrittweise vollzogen. Daraufhin wurde das Atomge-
setz gendert und trat in seiner neuen Form am 26. April
2002 in Kraft, auf den Tag genau 16 Jahre nach der Reak-torkatastrophe von Tschernobyl.
ENDE DER FRDERUNG = BEGINN DES AUSSTIEGS
Einer der ursprnglichen Inhalte des Atomgesetzes, die
friedliche Nutzung der Atomenergie zu frdern, ist ge-
strichen. Fr neue Atomkraftwerke und Wiederaufbe-
reitungsanlagen werden keine Genehmigungen erteilt.
Als der Atomausstieg 2002 Gesetzeskraft erlangte, gab es
in Deutschland 19 Atomkraftwerke in Betrieb. Im Jahr
2003 ging das AKW Stade vom Netz, 2005 folgte das AKWObrigheim. Die Grafik zeigt, wo sich die Anlagen befinden.
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG INFOBLATT 1 SEITE 1/3
Quelle: BMU, 2005
DWR
DWR DWR
DWR
DWR DWR
DWR
DWR
DWR
DWR
SWR
DWR
DWRDWR
DWR
DWR
DWR DWR DWR DWR DWRSWR
SWR
SWR
SWR
SWR
DWRSWR
SWR SWR
SWR
HTR
HTR
SNR
ATOMKRAFTWERKE IN
DEUTSCHLAND
In Betrieb
Brunsbttel Brokdorf
Krmmel
Greifswald
Rheinsberg
Stade
Lingen
Hamm-
Uentrop Wrgassen
Jlich
Biblis A/B
Phillippsburg 1/2Obrigheim
Karlsruhe
Neckarwest-
heim 1/2 Gundremmingen B/C
Isar 1/2
Kahl
Grafenrheinfeld
Mlheim-
Krlich*
Grohnde
Schleswig-Holstein
Mecklenburg-Vorpommern
Berlin
BrandenburgSachsen-Anhalt
SachsenThringen
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Hessen
Bayern
Rheinland-Pfalz
Saarland
Baden-Wrttemberg
Unterweser
SWR Siedewasserreaktor
DWR Druckwasserreaktor
HTR Hochtemperaturreaktor
SNR Schneller Brutreaktor
* Infolge Gerichtsbeschlussabgeschaltet
BremenHamburg
A
Stillgelegt: Kahl,
Greifswald, Rheinsberg,Obrigheim, Mlheim,
Hamm-Uentrop, Stade,
Gundremmingen A
Stilllegung beschlossen
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
17/53
2
007Bundesm
inisteriumfrUmwelt,
NaturschutzundReaktorsicherheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG INFOBLATT 1 SEITE 2/3
ALLES GEHT VORBER ...
Die Restlaufzeit der Atomkraftwerke wird auf eine Strom-
menge begrenzt, die ungefhr der in 32 Jahren seit Inbe-
triebnahme produzierten Strommenge entspricht. Dies
begrenzt die Menge des radioaktiven Abfalls, der durch
den Betrieb entsteht. Die Betreiber erhalten keine Ent-
schdigungen.
ALT GEGEN NEU
Die Energieversorgungsunternehmen (EVU) haben die
Mglichkeit, ltere Atomkraftwerke frher abzuschal-
ten, dafr knnen jngere Reaktoren lnger betrieben
werden. Die eingesparten Strommengen der alten AKW
drfen neuere Anlagen zustzlich produzieren.
WENN DER STROMZHLER VOLL IST
Fr jedes der 19 Atomkraftwerke, die sich zum Zeitpunkt
der Ausstiegsvereinbarung in Betrieb befanden, legt das
Gesetz fest, wie viel Strom es noch produzieren darf die
so genannte Reststrommenge. Hat ein Atomkraftwerk
seine Reststrommenge verbraucht, endet die Genehmi-
gung zum Betrieb. Wird ein Kraftwerk abgeschaltet,
bevor es seine Reststrommengen produziert hat, knnen
diese auch auf eine andere Anlage bertragen werden.
Damit knnen jngere Anlagen lnger laufen, ltere
dafr krzer. Ein Schlussdatum, an dem das letzte Kraft-
werk vom Netz geht, ist nicht festgelegt. Rein rechne-
risch wrde das letzte Atomkraftwerk in Deutschland um
das Jahr 2020 oder kurz danach abgeschaltet werden.
STROMERZEUGUNG IN DEUTSCHLAND
Die Brutto-Stromerzeugung in Deutschland betrug im
Jahr 2006 insgesamt 636,5 Mrd. Kilowattstunden (kWh).
Weit berwiegend beruhte die Stromversorgung auf der
Nutzung von Braunkohle und Steinkohle, gefolgt von der
Atomenergie und Erdgas. Heizl, Mll und die brigen
Energietrger haben nur einen untergeordneten Anteil.
Die Erneuerbaren Energien wie Windkraft und Wasser-
kraft sind mit rund 10 Prozent an der Stromerzeugung
beteiligt. In Zukunft soll sich das ndern: Die Atomen-
ergie wird verschwinden, die Erneuerbaren Energien
zum groen Teil ihren Platz einnehmen. Das hilft auch
gegen den Treibhauseffekt und bei der Verwirklichung
der Klimaschutzziele Deutschlands.
DER
ATOMKONSENS
AKW RESTSTROMMENGE AB 01.01.2000 (TWh/a NETTO)------------------- ENDE DER REGELLAUFZEIT*Obrigheim 8,70 31.12.2002
Stade 23,18 19.05.2004
Biblis A 62,00 26.02.2007
Neckarswestheim 1 57,35 01.12.2008
Biblis B 81,46 31.01.2009
Brunsbttel 47,67 09.02.2009
Isar 1 78,35 21.03.2011
Unterweser 117,98 06.09.2011
Phillippsburg 1 87,14 26.03.2012
Grafenrheinfeld 150,03 17.06.2014
Krmmel 158,22 28.03.2016
Gundremmingen B 160,92 19.07.2016
Phillippsburg 2 198,61 18.04.2017
Grohnde 200,90 01.02.2017
Gundremmingen C 168,35 18.01.2017
Brokdorf 217,88 22.12.2018
Isar 2 231,21 09.04.2020
Emsland 230,07 20.06.2020
Neckarwestheim 2 236,04 15.04.2021
Summe 2.516,05
Mlheim-Krlich** 107,25
Gesamtsumme 2.623,30
Quelle: BMU (2005)
* 32 Jahre** Anlage abgeschaltet, Strommenge wird auf eine andere Anlage bertragen (auer Biblis A).
A
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
18/53
2
007Bundesm
inisteriumfrUmwelt,
NaturschutzundReaktorsicherheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG INFOBLATT 1 SEITE 3/3
AB JULI 2005 KEINE TRANSPORTE IN DIE WIEDER-AUFBEREITUNG MEHR
Das genderte Atomgesetz regelt mittelbar auch das
Ende der Wiederaufbereitung der abgebrannten Brenn-
elemente. Seit dem 1. Juli 2005 sind die Transporte von
abgebrannten Brennelementen zur Wiederaufbereitung,
etwa in die Anlagen im britischen Sellafield oder in das
franzsische La Hague, verboten. Lediglich die Rcktran-
sporte der Abflle aus der Wiederaufbereitung im Ausland
sind noch erlaubt. Neu ist auch, dass die Betreiber neben
dem Atomkraftwerk ein Zwischenlager errichten mssen.
Dort sollen die Brennstbe zur Abkhlung lagern, bis sie
spter in ein Endlager gebracht werden knnen.
DAS ENDE VON GORLEBEN?
Bisher gibt es die beiden zentralen Zwischenlager Ahaus
und Gorleben. Darber hinaus sollte in Gorleben auch
ein Endlager eingerichtet werden. Gem den Verein-
barungen des Atomkonsenses, wurde die Erkundung des
Salzstocks in Gorleben als mgliches Endlager fr
hochradioaktiven Atommll unterbrochen, unter
anderem um einen Vergleich mit anderen Standorten zu
ermglichen. Zudem werden Zweifel geuert, ob der
Salzstock als Endlager fr hochradioaktive Stoffe geeignet
ist. Diese Unterbrechung wird so lange dauern, bis alle
sicherheitstechnischen Fragen geklrt und wissen-
schaftlich fundierte Endlagerkriterien festgelegt sind.
DER
ATOMKONSENS
A
STROMERZEUGUNG INDEUTSCHLAND (2006)*
SZENARIO ZUR ENTWICKLUNG DER STROMERZEUGUNG BIS ZUM JAHR 2050
Quelle: DLR, ifeu, WI (27)
600
500
400
300
200
100
0
Erneuerbare Energien
KWK fossil
Kohle/Gas
Kernenergie
....
....
....
2000 2010 2020 2030 2040 2050
(TWh/a)
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
.....
ab 2030 einschl. des Strombedarfs fr dieErzeugung von Wasserstoff (2050: 70 TWh/a)
Quelle: VDEW (2007)
* Die Werte unterliegen stndiger Vernderung.Aktuellste Zahlen finden sich im Internet:
www.erneuerbare-energien.de > Statistik
23 %Braunkohle
21 %Steinkohle
Erdgas
Kernenergie
27 %
5 %
12 %ErneuerbareEnergien
Sonstige
12 %
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
19/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN ZUR
ATOMENERGIEWIE FUNKTIONIERT EIN ATOMKRAFTWERK?(vereinfachte Erluterung)
Ein Atomkraftwerk ist eine Anlage zur Gewinnung von
elektrischer Energie durch Spaltung von Atomkernen.
In einem besonders gesicherten Gebude des Kraftwerks
befindet sich der Reaktor. Im Reaktor vollzieht sich die
Kernspaltung von Uranatomen (zum Teil auch Plutoni-
umatome). Diese Kernspaltung ist eine kontrollierte Ket-tenreaktion, im Gegensatz zur unkontrollierten Ketten-
reaktion bei einer Atombombe. Bei der Kernspaltung
entsteht Wrme, die auf ein Khlmittel bertragen wird,
in der Regel ist das Wasser. Das Wasser erhitzt sich und
wird in Wasserdampf umgewandelt. Der Wasserdampf
treibt Turbinen an, die mit einem Elektrogenerator ver-
bunden sind. Dieser Generator wandelt die Bewegungs-
energie der Dampfturbinen in elektrische Energie um,
die dann ber einen Transformator in das Stromnetz ein-gespeist wird. Um ein Jahr lang Strom zu produzieren,
verbraucht ein Atomkraftwerk ca. 30 bis 35 Tonnen
Uran-235.
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG INFOBLATT 2 SEITE 1/2
Reaktordruckgef
Reaktorgebude
Uranbrennstbe
Speisewasser
Kondensator Generator Khlkreislauf
Khlturm
Wasserdampf
Transformator
Dampfturbine
Dampf
Schemazeichnung eines Siedewasserreaktors
17 17
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
20/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG INFOBLATT 2 SEITE 2/2
RADIOAKTIVITT UM UNS HERUMEs gibt die natrliche Radioaktivitt in der Umwelt um uns
herum, im Gestein, im Boden, in der Luft und im Wasser.
Die Quellen dieser radioaktiven ionisierenden Strahlung
sind die kosmische Strahlung aus dem Weltraum, die
Strahlung aus den natrlichen radioaktiven Isotopen um
uns herum und die Eigenstrahlung des Menschen, die aus
den mit der Nahrung aufgenommenen radioaktiven Stof-
fen stammt. Neben der Radioaktivitt aus der Natur, gibt esauch Radioaktivitt, die knstlich hergestellt wird. Diese
nutzt der Mensch in der Medizin, der Forschung und zur
Energieerzeugung. Radioaktives Material kann auch zur
Herstellung von Massenvernichtungswaffen missbraucht
werden.
WAS IST RADIOAKTIVITT?Radioaktivitt oder auch radioaktiver Zer-
fall bedeutet die spontane Umwandlung
instabiler Atomkerne. Dabei wird Energie frei, entweder in
Form energiereicher Teilchen und/oder als ionisierende
Strahlung. Ionisierend bedeutet in diesem Fall, dass die
Strahlung gengend Energie besitzt, um aus elektrisch neu-
tralen Atomen und Moleklen positiv oder negativ gela-
dene Teilchen (Ionen) zu erzeugen.
WARUM IST RADIOAKTIVITT SO GEFHRLICH?Alle Formen der Radioaktivitt knnen fr Lebewesen
gesundheitsschdlich sein. Trifft ionisierende Strahlung
zum Beispiel auf eine Zelle oder einen Organismus,
gibt sie Energie ab. Ist diese Energiebertragung
hoch genug, kann es zu schweren Strahlenschden
kommen. Dadurch knnen Verbrennungen und eingeschwchtes Immunsystem, aber auch ein Versagen
der Organe auftreten, je nach Dauer und Strke der
Bestrahlung (akute Strahlenkrankheit). Die Strahlung
kann langfristig bsartige Tumore auslsen und somit
Krebserkrankungen entstehen lassen. Sie schdigt das
Erbgut und kann dadurch Mutationen verursachen, die
dann erst bei den Nachkommen der betroffenen Per-
sonen auftreten. Auch Embryonen im Mutterleib sind
sehr gefhrdet, sptere Missbildungen sind mglich.
Dies ist mit ein Grund, warum Schwangere nicht
gerntgt werden drfen. Alle diese Wirkungen der
radioaktiven Strahlung hngen wesentlich von der
Menge der empfangenen Strahlung der Dosis ab.
DAS PROBLEM DER ANREICHERUNG IN DER NATURDie Atombombenversuche der Vergangenheit und der
Unfall von Tschernobyl haben noch ein anderes groes
Problem aufgezeigt: Radioaktive Stoffe wurden damals in
der Atmosphre fein verteilt, regneten ab und reicherten
sich im Boden und speziell in bestimmten Organismen
an. Vor allem Waldpilze sind zum Teil noch heute radio-
aktiv belastet, aber auch Wildtiere wie Rehe und Wild-
schweine, weil sie radioaktiv belastete Pflanzen fressen.
DAS PROBLEM MIT DEM RADIOAKTIVEN ABFALLJedes Atomkraftwerk verwandelt durch die Kernspaltung
Uranbrennstbe in hochradioaktiven Abfall. Dieser stellt
wegen seiner radioaktiven Strahlung eine groe Gefahr
fr alles Leben dar. Dazu kommt noch eine Vielzahl von
weiteren Materialien und Ausrstungsgegenstnden, die
fr den Betrieb eines Atomkraftwerkes gebraucht werden
und in der Regel schwach strahlen. Der Abfall muss fr
mehrere hunderttausend Jahre sicher vor der Umwelt
abgeschirmt werden, am besten tief im Untergrund. Zur
Zeit gibt es zwei Mglichkeiten der Entsorgung:
1. Die Wiederaufbereitung der abgebrannten Brennele-
mente in einer Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in
Frankreich (La Hague) oder in Grobritannien (Sella-
field). Die spaltbaren Uran- und Plutonium-Isotope wer-
den abgetrennt, um sie spter wieder in einem Kern-
reaktor als Kernbrennstoffe einzusetzen. Durch die
Trennung wird der eigentliche Atommll auf 4 % redu-
ziert. Transporte in die WAA sind fr Deutschland seit
dem 01. Juli 2005 verboten.
2. Die andere Mglichkeit ist die direkte Endlagerung
der Brennelemente in einem Endlager. Vor der Lagerungmuss der Abfall allerdings vorbehandelt werden: Die
hochradioaktiven, flssigen Stoffe werden zuerst in Glas
und dann in Stahlformen eingeschmolzen. Diese werden
Kokillen genannt. Mittel- und schwachradioaktive Abfl-
le mssen in Spezialfen zuerst verbrannt werden, die
Asche wird dann mit Zement vermischt und in spezielle
Fsser gefllt. Die gasfrmigen Abflle knnen durch
bestimmte Verfahren in feste Formen berfhrt und
dann ebenfalls gelagert werden. Es gibt derzeit in
Deutschland ein genehmigtes Endlager fr schwach-
und mittelaktiven Abfall im ehemaligen Bergwerk Kon-
rad in Salzgitter. Nach Abweisung aller Klagen gegen die
Genehmigung, wird das Bergwerk jetzt zur Einlagerung
des radioaktiven Mlls vorbereitet.
FAKTEN ZUR
ATOMENERGIE
18 18
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
21/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG INFOBLATT RECHERCHE
A THEMA ATOMKRAFT ALLGEMEINEine ausfhrliche Informationsquelle zu allen technischen
und wissenschaftlichen Fragen rund um die Nutzung derAtomkraft, mit einem Glossar und einem Lexikon, ver-
stndlich beschrieben.http://www.kernenergie.net > InformationskreisKernEnergie > Rubriken: Wissen / FAQs / Lexikon
B PRO UND CONTRA ATOMAUSSTIEGArgumente/Positionen fr den Ausstieg:
1. Internationale rzte fr die Verhtung einesAtomkriegs
http://www.facts-on-nuclear-energy.info >Hintergrundinformationen
http://www.atomenergie-und-sicherheit.de2. Greenpeace Deutschland www.greenpeace.de/
themen/atomenergie
3. http://www.bmu.de > Themen A Z > Atomenergie
Argumente/Positionen gegen den Ausstieg
1. Informationskreis KernEnergie
http://www.kernenergie.net2. Wirtschaftsverband Kernbrennstoff-Kreislauf e. V.
http://www.kernbrennstoff.de/4. Verein Brger fr Technik Ingenieure, Physiker,
Chemiker http://www.buerger-fuer-technik.de/energie.html
C WEITERFHRENDE INFORMATIONEN FR DIEBEARBEITUNG DER ARBEITSBLTTER
Arbeitsblatt 1: Stromversorgung
http://www.kernenergie.net > Informationskreis KernEnergie >FAQs > Daten und Fakten zur Energieversorgung
http://www.bmu.de > Suche: Energieversorgung >broschuere_ee_innov_zukunft.pdf
Arbeitsblatt 2: Klimaschutz
http://www.kernenergie.net > Informationskreis
KernEnergie > FAQs > Energie und Umwelthttp://www.facts-on-nuclear-energy.infohttp://www.bmu.de/klimaschutz
Arbeitsblatt 3: Rohstoffe und Vorrte
http://www.kernbrennstoff.de > Brennstoffkreislauf >Versorgung
http://www.kernenergie.net > Informationskreis Kern-Energie > Lexikon: Buchstabe U > Uran bzw. Uranreserven
http://www.learn-line.nrw.de/angebote/agenta21/thema/energie.htmArbeitsblatt 4: Unflle in Atomanlagen
http://www.kernenergie.net > Informationskreis Kern-Energie > FAQs > Nukleare Sicherheit, Reaktorsicherheit,
Risikostudienwww.greenpeace.de/themen/atomenergie > Atomkraft-
werke bzw. Atomunflle
Arbeitsblatt 5: Abfall und Entsorgung
Gesellschaft fr Nuklear-Servicehttp://www.endlagerung.de
Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb vonEndlagern fr Abfallstoffe http://www.dbe.de
Bundesumweltministerium http://www.bmu.de >
Themen A Z > Atomenergie > Downloads > Infomappezu Atomtransporten und Atomausstieg
Bundesamt fr Strahlenschutz:http://www.bfs.de/endlager/faq_endlagerung.html
www.facts-on-nuclear-energy.info > Text only > Hinter-grundinformationen > Mllmacher Atomkraft
Arbeitsblatt 6: Risikotyp
http://www.philosophie.phil.uni-erlangen.de/ personen/koetter/Materialien/Risiko.pdf
http://www.biosicherheit.de/de > Suche: Risiko
Arbeitsblatt 7: Risikofaktor Mensch
http://www.kernenergie.net > Informationskreis Kern-Energie > FAQs > Nukleare Sicherheit, Reaktorsicherheit,
Risikostudien
Arbeitsblatt 8: Der Unfall von Tschernobyl
http://www.kernenergie.net > Informationskreis Kern-
Energie > Wissen > Tschernobylhttp://www.g-o.de > Suche: Tschernobyl > Der Unfall von
Tschernobylhttp://www.tschernobyl.de/
Arbeitsblatt 9: Was machen die Anderen?
http://www.iaea.org/cgi-bin/db.page.pl/pris.charts.htm
http://www.kernbrennstoff.de > Zahlen & Fakten >Ausstieg Fiktion und Wirklichkeit
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia > Suche: Atomausstieg
INFOS ZUR
RECHERCHE
19 19
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
22/53
DER
KOMPETENZCHECKFIT FR PISA?
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
23/53
KOMPETENZ-CHECK ZUM THEMENKOMPLEX ATOMAUSSTIEG SEITE 1
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
AUFGABEN-
STELLUNGEN
22 22
FRAGE 1:
In einer Broschre des Umweltministeriums zur Nut-
zung der Atomenergie ist zu lesen:
Als in den 50er-Jahren die Grundsatzentscheidung zum
Bau der ersten Atomreaktoren fiel, war in der ffent-
lichkeit nur wenig bekannt ber Strahlenschden,
Unfallgefahren, Halbwertszeiten und Probleme mit dem
radioaktiven Abfall. Heute wissen wir um die tdlichenRisiken dieser Technologie.
Atomkraft (...) findet keine Zustimmung in der Bevlke-
rung, sie ist gefhrlich und birgt ein gewaltiges Katas-
trophenpotenzial. Sie produziert strahlenden Mll fr
die Ewigkeit. Sie kann weder das Klima retten, noch ist
sie ein Arbeitsplatzmotor. Fr die Deckung des Energie-
bedarfs der Menschheit ist sie nahezu bedeutungslos
geblieben. Aber sie kann leicht zu militrischen Zwecken
fr den Bau von Atombomben missbraucht werden.
Welche Gefahren der Atomenergie werden in dem
Text genannt?
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
%100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
%100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 2070 2080 2090 2100
FRAGE 2:
Als 1986 in Tschernobyl ein Atomkraftwerk explodierte,
wurden viele radioaktive Stoffe freigesetzt, darunter
auch Caesium-137. Das Schaubild zeigt den Verlauf der
Abnahme der Strahlungsaktivitt von Caesium-137 im
Laufe der Jahre. Die Halbwertszeit des Caesium-137
betrgt 30 Jahre. Die Kurve in der Grafik gibt die jeweils
vorhandene Menge Caesium in Abhngigkeit von der
Zerfallszeit an. Zeichne den weiteren Kurvenverlauf
von Caesium-137 in die Grafik fr den Zeitraum bis
zum Jahr 2100 ein.
Menge des vorhandenenCaesium-137 in Prozent
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
24/53
KOMPETENZ-CHECK ZUM THEMENKOMPLEX ATOMAUSSTIEG SEITE 2
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
AUFGABEN-
STELLUNGENSchaubild 1:
So schtzen die Brgerinnen und Brger in Deutschlanddie gesundheitlichen Risiken von giftigen Abfllen, Auto-abgasen und so weiter ein:
Schaubild 2:
So ist die Einschtzung der gleichen Risiken durch dieFachleute ausgefallen:
a) Welche Aussagen sind richtig?
Das Gesundheitsrisiko von giftigen Abfllen ist nach
Ansicht der Brgerinnen und Brger und auch nachAnsicht der Fachleute am grten.
Atomkraft ist nach Ansicht der Fachleute wenigergefhrlich, als die Bevlkerung glaubt.
Die Fachleute und die Bevlkerung halten das Rau-chen fr gefhrlicher als wenig Bewegung.
Fachleute halten Atomkraft fr weniger gefhrlichfr die Gesundheit als Autoabgase.
Rauchen und wenig Bewegung sind die grten Ge-sundheitsrisiken nach Ansicht der Fachleute, aberdie geringsten Gesundheitsrisiken nach Ansicht derBevlkerung.
b) Die Einschtzung der Risiken durch die Bevlke-
rung und die Fachleute fllt unterschiedlich aus.
Welche der folgenden Aussagen sind richtig?
Die Ansicht der Fachleute ist die richtige, da sie inihren Berechnungen auch die Ansicht der Bevlke-rung bercksichtigen.
Die Ansicht der Bevlkerung ist die richtige, da derEinzelne am besten wei, wie man Risiken einzu-schtzen hat.
Die Fachleute orientieren sich an Schtzungen, an mess-baren Daten und an aus Erfahrung gewonnenen Daten.
Die Brgerinnen und Brger orientieren sich anihren persnlichen Wahrnehmungen und ihrenbevorzugten Sichtweisen.
Weder die Fachleute noch die Bevlkerung knnensicher sagen, zu welchen Zeitpunkt aus einem Risikoein tatschlicher Unfall wird.
%
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0GIFTIGEABFLLE
AUTOABGASE
ATOMKRAFT
WENIGBEWEGUNG
RAUCHEN
%
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0GIFTIGE
ABFLLE
AUTOABGASE
ATOMKRAFT
WENIGBEWEGUNG
RAUCHEN
FRAGE 3:
Brgerinnen, Brger sowie Fachleute wurden gefragt*,worin sie besonders hohe Risiken fr die Gesundheitsehen. Die folgenden Schaubilder geben das Ergebnisder Befragung wieder. Eine hohe Sule (zum Beispiel im
ersten Schaubild die hohe Sule zu Giftige Abflle)bedeutet, dass hier sehr viele Befragte ein hohes Gesund-heitsrisiko sehen. Schau dir die beiden Schaubilder sorg-fltig an. Du sollst sie anschlieend vergleichen.
* Institut fr Demoskopie Allensbach, reprsentative Umfrage unter 2202 Brgerinnen und Brger ber 16 Jahre
Quelle: GEO Wissen (1992)Risiko, Chancen und Katastrophen, Heft 1, S. 88f I
23
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
25/53
KOMPETENZ-CHECK ZUM THEMENKOMPLEX ATOMAUSSTIEG SEITE 3
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
AUFGABEN-
STELLUNGEN
24 24
FRAGE 4:
Die Nutzung der Atomkraft fr die Energiegewinnung
ist sehr umstritten: Die einen sehen Chancen darin und
andere Risiken. Welche Argumente kennst du, die fr
die weitere Nutzung der Atomenergie angefhrt werden,
und welche Argumente werden dagegen angefhrt?
Trage die Argumente in die entsprechenden Spalten ein.
Nutze dabei auch naturwissenschaftliche Erkenntnisse,
soweit sie dir bekannt sind.
Nenne hier mindestens drei Argumente, die ge-
gen den Atomausstieg angefhrt werden (Contra-Argumente):
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Nenne hier mindestens drei Argumente, die fr den
Atomausstieg (Pro-Argumente) angefhrt werden:
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
26/53
KOMPETENZ-CHECK ZUM THEMENKOMPLEX ATOMAUSSTIEG SEITE 4
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
AUFGABEN-
STELLUNGENFRAGE 5:Du hast dich mit den Chancen und Risiken der Atom-
kraft auseinander gesetzt. Du hast gute Grnde fr und
gegen die Atomkraft aufgefhrt.
Wie soll man sich letztlich entscheiden?
Dazu haben die Vereinten Nationen 1992 auf der Welt-
konferenz zu Umwelt und Entwicklung einen Vor-schlag gemacht: Es sollte das Vorsorgeprinzip gelten.
Das bedeutet im Fall der Atomkraft:
Wenn schwere oder dauerhafte Schden durch den
Einsatz der Atomkraft mglich sind, dann sollte man
sogleich Manahmen ergreifen, um Schden zu ver-
hindern. Man sollte nicht warten, bis die Wissenschaft
endgltig bewiesen hat, dass es tatschlich zu Schden
kommt oder dass die Atomkraft harmlos ist. Welche
Konsequenzen resultieren nach deiner Auffassung aus
dem Vorsorgeprinzip in Bezug auf die Nutzung derAtomkraft?
a) Welche Folgen der Nutzung der Atomenergie
knnen derzeit wissenschaftlich nicht eindeutig
geklrt werden?
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
b) Welche Alternativen zur Nutzung von Atomkraft
siehst du?
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
25 25
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
27/53
KOMPETENZ-CHECK ZUM THEMENKOMPLEX ATOMAUSSTIEG SEITE 5
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
AUFGABEN-
STELLUNGENc) Stell dir nun vor, dass du als Expertin/Experte inder Frage, wie man das Vorsorgeprinzip aufdie Atomkraft anwendet, ein Poster erstellen
26 26
sollst, das am Tag der offenen Tr die Eltern der
Schlerinnen und Schler informiert. Fertige dazu
einen Entwurf an:
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
28/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
KOMPETENZ-CHECK ZUM THEMENKOMPLEX ATOMAUSSTIEG SEITE 6
LERNEN/KOM-
PETENZCHECKWIE FIT SIND IHRE SCHLERINNEN UND SCHLERFR PISA?
Die Themen des Bildungsservice sind bewusst im Bereich
naturwissenschaftlicher, erdkundlicher und gesell-
schaftlicher Fragestellungen angesiedelt. Damit sollen
moderne naturwissenschaftliche Kompetenzen ver-mittelt werden mit dem Ziel, eine ebenso verantwor-
tungsvolle wie verstndige Teilnahme am heutigen und
knftigen gesellschaftlichen Leben zu ermglichen.
Diese entsprechen auch den Kompetenzen, die im Rah-
men der Pisa-Tests international berprft werden. In
Anlehnung daran wurden fr den Bildungsservice Test-
aufgaben entwickelt, die es Lehrkrften ermglichen,
das erreichte Kompetenzniveau ihrer Schlerinnen und
Schler einzuschtzen. Die Kompetenzen, die erworben
werden sollen, sind ebenso vielfltig wie anspruchsvoll.
In den Materialien zu diesem Thema wird der Ansatz der
Gestaltungskompetenz verfolgt (siehe dazu
www.blk.de/Inforundgang/Gestaltungskompetenz.p
hp). Heutige Vorstellungen von einer anspruchsvollen,
anwendungsorientierten, situations- und problemge-
rechten naturwissenschaftlichen Grundbildung (Scienti-
fic literacy) unterscheiden generell folgende Bereiche,
denen die Kompetenzen zugeordnet werden knnen
(PISA 2000, S. 195):
naturwissenschaftliche Begriffe und Prinzipien (...)
naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden
und Denkweisen (...) Vorstellungen ber die Besonderheiten der Naturwis-
senschaften (...)
Vorstellungen ber die Beziehungen zwischen Natur-
wissenschaft, Technik und Gesellschaft (Verstndnis
des Unternehmens Naturwissenschaft im sozialen,
konomischen und kologischen Kontext)
Einstellungen und Wertentscheidungen zur Anwendung
von Naturwissenschaften wie zur Natur als Teil der
Lebenswelt.
Zentrale Facetten der Scientific literacy sind:
Naturwissenschaftliche Prozesse das sind die Denk-
und Arbeitsweisen der Naturwissenschaften (z. B. erken-
nen, dass man ein Problem naturwissenschaftlich bear-
beiten kann, aus Daten und Befunden angemessene
Schlussfolgerungen ziehen, anderen naturwissenschaft-
lich argumentierend etwas erklren knnen, auf derBasis von Daten, Zusammenhngen und Ereignissen Vor-
hersagen treffen knnen).
Naturwissenschaftliche Konzepte und Inhalte das
sind die Themen- und Anwendungsfelder, zu denen
Naturwissenschaften Aussagen bieten und Erkenntnisse
offerieren (z. B. Kraft und Bewegung, Evolution, Immun-
system).
Anwendungsbereiche haben im modernen Verstnd-
nis von Naturwissenschaften eine sehr hohe Bedeutung.
Denn schlielich soll das erworbene Wissen in Lebenssi-
tuationen auerhalb der Schule genutzt werden kn-
nen. Man unterscheidet dabei zwischen persnlicher,
lokaler bzw. kommunaler und globaler Bedeutung.
Es wird zwischen fnf Kompetenzstufen unterschie-
den (vgl. PISA 2000, S. 203ff):
Kompetenzstufe I:
Nominelle naturwissenschaftliche Grundbildung
Die Schlerinnen und Schler sind in der Lage, auf derBasis naturwissenschaftlichen Alltagswissens Schlussfol-
gerungen zu ziehen, und knnen einfaches Faktenwis-
sen wiedergeben.
Kompetenzstufe II:
Funktionale naturwissenschaftliche Grundbildung
auf der Basis von Alltagswissen
Die Schlerinnen und Schler sind in der Lage, naturwis-
senschaftliches Alltagswissen anzuwenden, um Progno-
sen zu machen oder Erklrungen zu bieten. Sie knnen
mit Verweis auf naturwissenschaftliche InformationenSchlussfolgerungen ziehen und diese bewerten.
27 27
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
29/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
KOMPETENZ-CHECK ZUM THEMENKOMPLEX ATOMAUSSTIEG SEITE 7
LERNEN/KOM-
PETENZCHECK
28 28
Kompetenzstufe III:
Funktionale naturwissenschaftliche Grundbildung
unter Anwendung von naturwissenschaftlichem
Wissen
Auf dieser Stufe sind die Schlerinnen und Schler in der
Lage, naturwissenschaftliche Konzepte dazu zu nutzen,
Erklrungen zu geben und Vorhersagen zu machen. Sie
sind in der Lage zu beantworten, welche Fragen mannaturwissenschaftlich untersuchen kann.
Kompetenzstufe IV:
Konzeptuelle und prozedurale naturwissenschaft-
liche Grundbildung
Die Schlerinnen und Schler knnen Informationen
ausmachen und formulieren, die sie zustzlich benti-
gen, um gltige Schlussfolgerungen ziehen zu knnen.
Sie knnen entsprechende Daten fr Argumentations-
ketten nutzen und diese kommunizieren. Sie knnen
elaborierte naturwissenschaftliche Konzepte bei der
Formulierung von Vorhersagen und fr Erklrungennutzen.
Kompetenzstufe V:
Konzeptuelle und prozedurale naturwissenschaft-
liche Grundbildung auf hohem Niveau
Die Schlerinnen und Schler knnen mit konzeptuellen
Modellen arbeiten und Untersuchungen systematisch
analysieren. Sie knnen mehrere Perspektiven berck-
sichtigen und zielgruppenspezifisch argumentieren.
Kompetenzstufe IV und V unterscheiden sich in Bezugauf die Komplexitt, Przision und Systematik, die zur
Beantwortung erforderlich sind. Beim PISA-Test 2000 zur
naturwissenschaftlichen Grundbildung wurden zu 60
Prozent Multiple-Choice-Aufgaben und zu 40 Prozent
Aufgaben im offenen Format zu Grunde gelegt. Diese
Relation wurde hier nicht gewhlt, da Multiple-Choice-
Aufgaben recht einfach zu formulieren und gngige Pra-
xis sind. Daher wurde der Anteil der Fragen im offenen
Format stark erweitert.
Fr jeden Themenkomplex des Bildungsservice werden
Fragen entwickelt und den oben genannten Kompe-
tenzstufen zugeordnet. Diese Zuordnungen basieren aufPlausibilittsannahmen und stellen keinerlei Eichung
dar. Es handelt sich vielmehr um Vorschlge, die Lehr-
krfte anhand eigener Erfahrungen anpassen knnen
und sollen. Dies betrifft auch den Schwierigkeitsgrad der
Aufgaben und bei manchen Fragen die Anzahl der mg-
lichen Antworten. Im Verlauf der weiteren Arbeit am
Bildungsservice ist vorgesehen, die konkreten Rckmel-
dungen von Lehrkrften in den Fragenkomplexen zu
bercksichtigen. Angemerkt sei noch,
1. dass im Test PISA 2000 die 15-Jhrigen in Deutschland
im Durchschnitt (also ber alle Schulformen hinweg) imobersten Feld der Kompetenzstufe II angesiedelt waren.
Nur 3,4 Prozent erreichten die Kompetenzstufe V, rund
26 Prozent erreichten nur Kompetenzstufen I (26 Prozent
Kompetenzstufe II, 20 Prozent Kompetenzstufe III und 24
Prozent Kompetenzstufe IV).
2. dass nicht alle Aspekte der naturwissenschaftlichen
Grundbildung in einem Aufgabenkomplex unterge-
bracht sein knnen. Dazu sind jeweils mehrere Aufgaben
erforderlich.
3. dass die Aufgaben in ihren einzelnen Fragen auch
Anforderungen enthalten, die nicht mit dem Material
zum Atomausstieg abgedeckt sind. Dies ist bei der Erfas-
sung von Kompetenzen blich und notwendig, um einen
zu engen Bezug zum Curriculum zu vermeiden.
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
30/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
KOMPETENZ-CHECK ZUM THEMENKOMPLEX ATOMAUSSTIEG SEITE 8
ANTWORT-
MUSTER UNDLSUNGENFRAGE 1
Absicht der Frage:
Informationen heraussuchen, einfaches, im Text enthal-
tenes Faktenwissen wiedergeben dies entspricht Kom-petenzstufe I.
Richtige Lsungen
1. Strahlenschden
2. Unflle
3. radioaktiver Abfall
4. Nutzung fr militrische Zwecke,
Bau von Atombomben
Je mehr richtige Antworten (auch in anderer Wortwahl)
gegeben werden, desto mehr Punkte erhlt die Schlerin
bzw. der Schler.
Falsche Antworten:
Halbwertszeit, tdliches Risiko, keine Zustimmung bei der
Bevlkerung, Klimawandel, keine neuen Arbeitspltze.
FRAGE 2
Absicht der Frage:
Es soll geprft werden, ob naturwissenschaftliche Er-
kenntnisse dazu genutzt werden knnen, Erklrungen
fr einen Kurvenverlauf zu geben und Vorhersagen zu
machen. Es handelt sich um eine anwendungsorien-
tierte Aufgabenstellung, bei der physikalisches Fach-
wissen und mathematisches Wissen zur Geltung kom-
men. Das entspricht der Kompetenzstufe II.
Richtige Lsung
1. Angegeben werden sollte, dass der Verlauf der Kurve
zeigt, dass sich die Strahlung in den gleichen Zeitru-men jeweils wieder halbiert.
Falsche Lsung:
Wird anstatt einer Kurve ein linearer Verlauf angegeben,
so ist diese Lsung ebenso falsch wie eine Lsung, die auf
der y-Achse den Wert null erreicht.
FRAGE 3Absicht der Frage:
Es soll berprft werden, ob sozialwissenschaftliche
Aussagen, die sich auf die Risikowahrnehmung bezie-
hen, systematisch erfasst werden knnen. Es mssen die
beiden Grafiken miteinander verglichen und einfache
Schlussfolgerungen (Antwort 1) gezogen werden; es
mssen aber auch komplexe Schlsse gezogen werden,
bei denen mehrere Daten des Sulendiagramms mit-
einander verglichen werden. Dies entspricht der Kom-
petenzstufe III.
Richtige Lsungen
a) Richtig sind die 2., 3., 4. und 5. Antwort.
b) Richtig sind die 3., 4. und 5. Antwort.
29 29
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
31/53
30 30
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
KOMPETENZ-CHECK ZUM THEMENKOMPLEX ATOMAUSSTIEG SEITE 9
FRAGE 4
Absicht der Frage:
Es soll geprft werden, ob angemessene Argumente fr
und gegen die Nutzung von Atomenergie vorhandensind. Dabei sollen naturwissenschaftliche Erkenntnisse
zur Sttzung der Argumentation genutzt werden. Da
argumentiert werden soll, ist eine hhere Kompetenz-
stufe erforderlich als bei der Benennung von Begriffen
und Fakten. Dies entspricht der Kompetenzstufe IV.
Richtige Lsungsanstze:
Contra Ausstieg:
Atomkraftwerke haben einen hohen Sicherheitsstan-
dard (hier sollten naturwissenschaftlich-technischeFakten genannt werden wie z. B. Notstromsystem,
Not- und Nachkhlsystem, Gebudeabschlusssystem).
Die Atomkraft wird von Fachleuten weniger ge-
fhrlich als viele andere Risiken eingeschtzt (z. B.
rauchen, wenig Bewegung, Auto fahren).
Atomkraft sichert den Energiestandort Deutschland
(geringerer Import von Erdl und Erdgas).
Brennstoffe aus Atomkraftwerken lassen sich wieder
aufbereiten und weiter nutzen (Recycling).
Nach Schtzungen von Experten reichen die Uranvor-
rte noch 40 Jahre. Bei einer Wiederaufbereitung des
Uranabfalls kann der Vorrat auf 140 Jahre gestrecktwerden.
Es kommen auch andere Brennstoffe infrage (etwa
Thorium).
Soweit die in Deutschland wegfallende Produktion
von Atomstrom nicht eingespart oder ersetzt wird,
kann es auch zu Importen von Atomstrom kommen.
Die Abhngigkeit von importiertem Erdl und Erdgas
ist riskant (Krisenregionen der Erde).
Regenerative Energien knnen den Bedarf derzeit
nicht decken.
Pro Ausstieg:
Uran als Rohstoff fr Atomkraftwerke ist ebenso end-lich wie z. B. Erdl.
Mit Schnellen Brtern lassen sich die Reserven fr das
Betreiben von Atomkraftwerken zwar vervielfachen,
aber der Schnelle Brter wird sicherheitstechnisch als
problematisch eingeschtzt.
Atomkraftwerke bergen generell das Risiko eines schwe-
ren Unfalls, wie er sich 1986 in Tschernobyl ereignete.
Das Radionuklid Plutonium hat eine Halbwertszeit
von 24.000 Jahren. Der Atommll strahlt ber Jahr-
tausende. Er muss von der Biosphre vollstndig iso-
liert werden. Es ist unklar, ob in Deutschland ein Endlager gebaut
werden kann.
Es ist nicht geklrt, wie die Menschheit ihr Gedchtnis
ber Endlager und die Behandlung der strahlenden
Materialien ber Jahrzehntausende sichern kann.
Die Nutzung der Atomenergie fhrt immer wieder
dazu, dass Nationen die dabei gewonnenen Radionu-
klide militrisch nutzen. So steigt die Zahl der Lnder
mit Atomwaffen und damit auch das Risiko eines ato-
maren Krieges.
Um 10 Prozent der weltweit aus fossilen Energietr-
gern gewonnenen Energie aus Atomkraft zu gewin-
nen, mssten 1.000 neue Atomkraftwerke gebaut wer-
den. 2006 waren weniger als 30 Atomkraftwerke im
Bau.
Der Einsatz der Erneuerbaren Energien hat bis heute
allein in Deutschland 120.000 Arbeitspltze geschaffen.
Wenn die Schlerinnen und Schler auf sozialwissen-
schaftliche Aspekte und Risikokonzepte Bezug nehmen,
kann dies bei der Bewertung positiv bercksichtigt werden.
ANTWORT-
MUSTER UNDLSUNGEN
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
32/53
31 31
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
KOMPETENZ-CHECK ZUM THEMENKOMPLEX ATOMAUSSTIEG SEITE 10
FRAGE 5
Absicht der Frage:
Hier soll geprft werden, ob die Schlerinnen und Sch-
ler naturwissenschaftliche Aussagen in ihrem Wert inBezug auf eine normative Orientierung (Vorsorgeprin-
zip) systematisch analysieren knnen. Zudem sollen
mehrere Perspektiven (wie in Frage 4) bercksichtigt
werden und sie sollen zielgruppenspezifisch argumen-
tieren. Dies entspricht der Kompetenzstufe V.
Beispiele fr richtige Lsungen:
Teil a) Ungewissheiten:
Man kann die Wahrscheinlichkeit eines schweren Un-
falls berechnen (siehe die entsprechenden Informatio-
nen in den Materialien). Ob und wann er eintritt, ist den-
noch ungewiss. Die Endlagerung von Atommll ist
bisher nicht sicher. Hier sollte auf die Probleme der End-
lagerung in Salzstcken eingegangen werden (dazu
auch Informationen in den Materialien).
Die Halbwertszeit des Radionuklids Plutonium betrgt
24.000 Jahre. Es ist ungewiss, ob das historische Gedcht-
nis der Menschheit ausreicht, um auch noch in Jahrtau-
senden zu wissen, wo Endlager sind und wie mit ihnenumzugehen ist.
Teil b) Gegenmanahmen:
Einfache Antworten
1. Sicherheit in den Atomkraftwerken erhhen
2. sicherere Endlagerungsformen fr Atommll suchen
3. Zahl der Atomkraftwerke reduzieren
Komplexe Antworten
Nach Alternativen suchen
1. Energieverbrauch senken durch effizientere Gerte
und Nutzung von Einsparpotenzialen (Stand-by-Betrieb
vermeiden, Haushaltsgerte mit hoher Energieeffizienz
nutzen, z. B. Energiesparlampen etc.).
2. Erneuerbare Energien ausbauen:
a) Windkraft
b) Biomasse
c) Geothermie
d) Solarenergiee) Wasserkraft
3. Energieeffiziente Kraftwerke auf Basis fossiler Energie-
trger einsetzen (z. B. Gas- und Dampfkraftwerke,
Kraft-Wrme-Kopplung).
In der Bewertung sollten die komplexen Antworten
hher bewertet werden als die einfachen Antworten.
Teil c):
Die Form der Darstellung kann im Rahmen der Prsen-
tation von Lsungsmglichkeiten an dieser Stelle nicht
vorgegeben werden. Dazu sind zu viele Varianten mg-
lich. Bewertungskriterien sind:
1. Verstndlichkeit
2. Anschaulichkeit
3. Differenziertheit der Darstellung sowie
4. ansprechende und durchdachte Prsentation
ANTWORT-
MUSTER UNDLSUNGEN
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
33/53
EIN
AUS
EINFACHABSCHALTEN?FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG
HANDREICHUNG FR LEHRKRFTE
8/14/2019 Atomenergie Kontrovers - Einfach Abschalten?
34/53
2
007Bundesm
inisteriumf
rUmwelt,
NaturschutzundReaktorsiche
rheit
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG SEITE 1
Nach Jahren der Euphorie um die friedliche Nutzung der
Atomenergie hat sptestens seit der schweren Reaktor-
katastrophe in Tschernobyl bei vielen ein Umdenken
eingesetzt. Die Risiken eines schweren Unfalls und die
nach wie vor ungelsten Fragen der Entsorgung sind die
beiden wichtigsten Grnde fr die politische Entschei-
dung, aus der Atomenergie auszusteigen. Neben Staaten
wie Belgien, Italien, Niederlande und Schweden hat
auch Deutschland beschlossen, in Zukunft auf die Nut-
zung der Atomkraft zu verzichten. Im Juni 2001 haben
Bundesregierung und Energieversorgungsunternehmen
deshalb den so genannten Atomkonsens vereinbart. DasAbkommen regelt den geordneten Ausstieg. Allerdings
ist der Atomkonsens umstritten und wird in der ffent-
lichkeit kontrovers diskutiert. Mit den vorliegenden
Materialien sollen Schlerinnen und Schler verstehen
lernen, worum es bei der Kontroverse geht. Damit sollen
sie die Mglichkeit erhalten, die unterschiedlichen Posi-
tionen nachzuvollziehen, die Argumente mit dem ihrem
Alter angemessenen naturwissenschaftlichen und tech-
nischen Sachverstand zu bewerten, sich selbst eine fach-
lich fundierte Meinung zu bilden und diese Position in
einer Diskussion auch vertreten zu knnen. Die Bildungs-
materialien bestehen aus einem Set mit Arbeitsblttern,
der Handreichung und den Informationen fr die Lehr-krfte, dem Einsatzrahmen und den PISA-Aufgaben.
INFORMATIONENFR LEHRKRFTE
A
EIN
AUS
EINFACHABSCHALTEN?
FAKTEN UND KONTROVERSEN ZUM ATOMAUSSTIEG
!
METHODEN
Handlungs- und problemorientierter fachbergreifen-
der Unterricht, selbstttiges Lernen in arbeitsteiliger
Gruppenarbeit
Alters-/Klassenstufe:8. bis 10. Schulja