Arthrosis deformans des Kniegelenkes
Diagnostik und Therapie in der orthopädischen Praxis
Definition: Arthrosis deformans
• Degeneration ( Verschleiß ) des Gelenkknorpelgewebes mit sekundärer ( nachfolgender ) Knochenschädigung und entzündlich bedingter Kapselschrumpfung
• Abnutzung des wenige mm messenden Gelenkknorpels, bislang irreversibel!!!
Arthrosis deformans
• Weltweit häufigste Gelenkerkrankung• 3 von 4 Krankenständen betreffen den Bewegungsapparat,
50% sog. Arthrosen ( LWS, Kniegelenk, Hüftgelenk )• ab 3.LJ-Zehnt radiologisch knöcherne Veränderungen• ab 4.LJ-Zehnt 50% d. Bevölkerung knöcherne
Veränderungen im Sinne der Arthrose• ab 65. LJ praktisch jeder betroffen• jeder 4. erkrankte Patient (25%) gibt Schmerzen an
2 Formen der Arthrose
• 1. Kompensierte Arthrose: klinisch stumm ( beschwerdefrei ) trotz Gelenkverformung und Rö-Bild-Befund
• 2. Aktivierte Arthrose: Schmerz u. Bewegungseinschränkung auch bei wenig Veränderung im Rö-Bild !
Entstehung der Arthrose:
• Mißverhältnis zwischen Belastung u. Belastungsfähigkeit
• 1.Primäre Arthrosen:
• biologische Minderwertigkeit d. Knorpelgewebes : „ Die Eltern sind schuld“ !!! ; erbliche Komponente der Knorpelqualität (Ursache unbekannt)
Entstehung der Arthrose
• Mißverhältnis zwischen Belastung u.Belastungsfähigkeit
• 2.Sekundäre Arthrose:
• Stoffwechselerkrankungen ( z.B. Gicht )• entzündliche Gelenkprozesse ( z.B. CP-Rheuma, Infekte )• Überlastung durch: Gelenkfehlentwicklung ( von Geburt an )
Achsenfehlstellungen ( O-Bein, X-Bein ) Instabilitäten ( Bandverletzungen ) nach Unfällen in Fehlstellung verheilte Brüche
Entwicklung der Arthrose
• Verlauf langsam fortschreitend ( i.d.Regel ) über Elastizitätsverlust des Gelenkknorpels u. Rißbildung
• 1.Stadium: Belastungsschmerz, Knorpeldicke sinkt, Muskelverspannung auch als Gelenkschonung
• 2.Stadium: Schmerz nimmt bei Belastung zunächst ab, sog. Einlaufschmerz; Beweglichkeit des Gelenkes läßt nach
• 3.Stadium: Ruheschmerz, Beweglichkeit wird schlechter durch Weichteilschrumpfung, Knochen deformiert sich, Achsenfehlstellung, Muskelatrophie (Abbau), Gelenk wird instabil o. steift ein, Knorpel oft nicht mehr vorhanden
Diagnosestellung:
• Anamnese: Jeder Patient hat meist eine eigene Geschichte bzgl. der Entstehung des Kniegelenkschmerzes
• Untersuchung: Schwellung, Gelenkerguß, Bewegungseinschränkung, Druckschmerz etc. sind wegweisend
• Röntgen: typ. Veränderungen des Kniegelenkes, aber oft differieren objektiver Röntgenbefund und subjektive Beschwerden d. Patienten ( 2 Formen der Arthrose )
• ggf. weiterführende radiologische Diagnoseverfahren wie : CT/MRT auch zum Auschluß anderer Schäden wie z.B. Meniskusläsionen
Bild „Orthopädische Therapie“
Therapie der Kniegelenkarthrose
• vielschichtig, patientenindividuell, stufenweise
• von der Prävention ( Vorbeugung ) bis zur OP
• Ziele: Verbesserung der Lebensqualität,Erhaltung der Beweglichkeit, Schmerzreduktion
Therapie der Kniegelenkarthrose
• Prävention ( Vorbeugung ) spielt eine zunehmende Rolle, denn aufgetretene Gelenkschäden können nicht rückgängig gemacht werden !
• Früherkennung angeb. o. erworbener Gelenkfehlstellung(ggf. statikverbessernde Therapie wie KG o. OP)
• Vermeidung von Bewegungsarmut und Adipositas (Fettleibigkeit), ggf. Umgestaltung des Arbeitsplatzes
• „kniegerechte“ Sportarten zur Erhaltung der Gelenkbeweglichkeit und Gelenk stabilisierenden Muskulatur
Therapie der Kniegelenkarthrose
• Kniegelenk gerechte Sportarten sind vielschichtig, Augenmerk auf wenig Belastung in Gelenkextremstellungsowie möglichst geringe Stoßbelastung ( Joggen !?! )
• Fahrrad fahren ( hoher Sattel ), Ergometer mit angepaßtem Widerstand
• Beinpresse mit Gewichten ohne Arbeit in Gelenkendstellung, ggf. angepaßtes Gewicht mehr Wiederholungen
• Schwimmsportarten, Aqua-Jogging, Elipsentrainer( Gleitbewegung des Kniegelenkes, keine Stoßbelastung )
Bild Fahrradsport Cartoon
Therapie der Kniegelenkarthrose
• Orthopädische Therapie ist symptomorientiert: Schmerz, Schwellung, Bewegungseinschränkung
• physikalische Maßnahmen: Wärme ( bei chronischem Schmerz ) Kälte ( bei akutem Schmerz ) Elektrobehandlung ( Ultraschall, diadyn. Ströme etc.) Außenseitertherapien (kostenträchtig) wie pulsierende Magnetfeldtherapien
Therapie der Kniegelenkarthrose
• Therapie mit Hilfsmittelversorgung
• Schuhversorgung mit Puffersohlen, Abrollhilfen, Außen-o. Innenranderhöhungen
• Kniegelenk stabilisierende Orthesen u. Bandagen• ggf. Gehstock beim Bergab gehen
Therapie der Kniegelenkarthrose
• Heilgymnastik gegen muskuläre Verhärtungen
• Krankengymnastik mit ggf. manueller Therapie zur Verbesserung des Gelenkspiels und der Beweglichkeit ( z. T. nur noch eingeschränkt verordnungsfähig )
• Krankengymnastik eigenständig (!) zum Muskelaufbau
Therapie der Kniegelenkarthrose
• Pharmakotherapie
• orale Medikation: Analgetika ( Schmerzmittel ) Antiphlogistika ( Entzündungshemmer )
• intraartikuläre Injektionen (Gelenkspritzen) Nachteil : unangenehm ?, Infektionsgefahr
Therapie der Kniegelenkarthrose
• Intraartikuläre Injektionen
1. Lokalanästhetikum plus Kortikoid ( kristalloid )
2. Knorpel schützende ( aufbauende ) Medikamente ( Nachteil: i.d.Regel nicht verordnungsfähig da Wirkung
umstritten )
Vorteil: Punktion des Kniegelenkergusses möglich
Therapie der Kniegelenkarthrose
• Akupunktur
• Wirksamkeit nachgewiesen• beliebte Therapie mit nahezu keinen Nebenwirkungen• beeinflußt über Energiebahnen ( Meridiane ) den Schmerz • zur Zeit seitens der KK finanziert als Studienmodell
Therapie der Kniegelenkarthrose
• Phytotherapie ( Pflanzentherapie )lange Tradition in der Rheumatherapie
• Brennessel,Teufelskralle hemmen EntzündungsmediatorenIm Frühstadium bremsen sie evt. Fortschreiten d. Arthrose Nachteil: nicht verordnungsfähig
auch Tees sollen entzündungshemmende Wirkungen zeigen ?!?