+ All Categories
Home > Documents > Arktis 30

Arktis 30

Date post: 14-Mar-2016
Category:
Upload: greenpeace-e-v
View: 213 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
Description:
Hinter russischen Gittern: Am 18. September 2013 protestierten internationale Greenpeace-Aktivisten friedlich an einer Gazprom-Bohrinsel gegen Ölbohrungen in der Arktis. Die gesamte Besatzung – 28 Aktivisten und zwei freiberufliche Bildjournalisten – sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Gegen sie wurde Anklage wegen Rowdytums ("hooliganism") erhoben. Den "Arctic 30" drohen nun bis zu sieben Jahre Haft in russischen Gefängnissen.
62
www.greenpeace.de IN HAFT FÜR DIE ARKTIS
Transcript
Page 1: Arktis 30

www.greenpeace.de

in haft für die arktis

Page 2: Arktis 30

2

44

5046

7

Page 3: Arktis 30

inhaLt

4 Die „Arctic 30“

7 In Haft

44 Rechtslage

46 Tatort Arktis

50 Vorgeschichte

54 Freiheit

62 Credits

3

54

62

Page 4: Arktis 30

Die „Arctic 30“

Am 18. September 2013 protestieren 28 Greenpeace-Aktivisten friedlich an der

Gazprom-Plattform Prirazlomnaya gegen gefährliche Ölbohrungen in der Arktis. An Bord der Arctic Sunrise befinden sich außer-dem ein Fotograf und ein Videojournalist, um die Aktion zu dokumentieren.

4

Page 5: Arktis 30

5

Page 6: Arktis 30

Untersuchungsgefängnis Apaty in Oblast, 185 km südlich von Murmansk

6

Page 7: Arktis 30

In Haft

Die „Arctic 30“ werden festgenommen und in ver-schiedenen Gefängnissen untergebracht. Bis Ende

November 2013 müssen sie in Untersuchungshaft blei-ben. Eine Freilassung gegen Kaution wird vom Gericht abgewiesen.

7

Page 8: Arktis 30

Anfang Oktober beginnen die Anhörungen vor dem Amtsgericht Octabrskii in Mur-

mansk. Den Aktivisten wird bandenmäßige Piraterie unterstellt. Nach russischem Gesetz droht dafür eine Haftstrafe bis zu 15 Jahren.

Miguel Hernan Orsi (links) bei der Anhörung vor dem Richter

8

Page 9: Arktis 30

Amtsgericht Octyabrskii in Murmansk9

Page 10: Arktis 30

Seit dem 23. Oktober ermittelt die Staats-anwaltschaft zusätzlich wegen Rowdytum

(„hooliganism“) – für dieses Vergehen können bis zu sieben Jahre Haft in russischen Gefäng-nissen verhängt werden. Ob die Anklage wegen Piraterie fallen gelassen wird, bleibt offen.

Miguel hernan Orsi, argentinien10

Page 11: Arktis 30

Die Aktivisten wissen, dass sie recht daran tun, sich für den Schutz der Arktis einzu-

setzen. Mit dieser Zuversicht ertragen sie die schwere Zeit im Gefängnis.

kieron Bryan, freier filmemacher, Uk

11

Page 12: Arktis 30

ana Paula alminhana Maciel, Brasilien frank hewetson, Uk

Zu der Zeit sind die Angeklagten in Einzel-haft. Einige Zellen sind ständig videoüber-

wacht – in jeder noch so intimen Situation ...

12

Page 13: Arktis 30

sini saarela, finnland

Die Versorgung ist auf ein Minimum reduziert. Selbst Trink-wasser steht nicht immer ausreichend zur Verfügung.

Einmal in der Woche dürfen die Häftlinge eine Viertelstunde lang duschen.

Miguel hernan Orsi, argentinien

13

Page 14: Arktis 30

Untersuchungsgefängnis Apaty14

Page 15: Arktis 30

„Die einzige Gelegenheit, den Himmel zu sehen, ist

durch mein Zellenfenster, das sich jedoch auf der

nördlichen Seite des Gebäudes befindet.

Das heißt: Überhaupt kein Sonnenlicht.“

Marco Weber, Schweiz, Brief aus der Haft

15

Page 16: Arktis 30

16

Page 17: Arktis 30

Mannes Ubels, nL17

Page 18: Arktis 30

18

Page 19: Arktis 30

„Ich bin keine Piratin. Ölbohrungen im Eis sind eine gewaltige Gefahr für die Natur weltweit.“ Sini Saarela (Finnland)

19

Page 20: Arktis 30

In Murmansk herrscht eisige Kälte. In der Nacht sinken die Temperaturen bis auf minus acht Grad.

Einige Aktivisten frieren in unbeheizten Zellen. Um 22 Uhr wird das Licht ausgeschaltet. Ein schummeri-ges Nachtlicht brennt weiter, zu schwach zum Lesen, aber zu hell, um schlafen zu können..

Die Stadt Murmansk

20

Page 21: Arktis 30

„Bei all dem Schnee denke ich an die Arktis, das Eis im Meer, die wunderschöne Natur dort und das gibt mir Stärke, das verleiht allem einen Sinn.“

Sini Saarela, Brief aus der Haft

Die Arctic Sunrise unter Arrest im Hafen von Murmansk

21

Page 22: Arktis 30

22

Page 23: Arktis 30

„Ich weiß nicht, wie das hier enden wird...die Ungewissheit macht mich verrückt.“

Faiza Oulahsen(Niederlande) bei derAnhörung vor Gericht

23

Page 24: Arktis 30

Cristian d‘alessandro, italien

„Die kriminelle Hand-lung, derer ich beschul-digt werde, heißt Jour-nalismus. Ich werde sie fortsetzen.“

Denis Sinyakov, Fotograf aus Russland

24

Page 25: Arktis 30

„Anstatt uns in Käfige zu stecken, sollten Sie viel-leicht zuhören, was wir

darüber zu sagen haben, was in der Arktis

passiert.“

Iain Rogers, UK

25

Page 26: Arktis 30

david haussmann, neuseeland

26

Page 27: Arktis 30

Kontakt zur Außenwelt bekom-men sie nur über ihre Anwälte

und die Briefe und Postkarten der Familien und Unterstützer.

Einmal pro Tag dürfen die Häft-linge einzeln für eine Stunde

in die fensterlose Außenzelle, die nur etwa vier auf fünf Meter misst.

Trotz allem behandeln die Wär-ter sie anständig, ohne zusätz-

liche Schikanen.

27

Page 28: Arktis 30

Vor Ort geben sich Greenpeace-Teams viel Mühe, den „Arctic 30“ zu helfen, die Zeit

in Haft zu überstehen. Sie stellen Pakete mit Nahrung, Pflegeartikeln und persönlichen Nachrichten zusammen. Frühmorgens bringen sie diese zum Gefängnis, um sicherzugehen, dass sie die Inhaftierten erreichen.

Meistens schafft es nur ein kleiner Teil der Pakete durch den langsamen bürokrati-

schen Prozess der Haftanstalt.

28

Page 29: Arktis 30

29

Page 30: Arktis 30

30

Page 31: Arktis 30

„Ich halte meinen Teller jeweils durch eine Öffnung in der Zellentür und bekomme so mein Essen gereicht. Zum Frühstück gibt es eine Art Gerstenbrei. Zum Mittag- und Abendessen erhalten wir Suppe oder irgendein Eintopfgericht. Die Konsistenz der Mahlzeiten zeichnet sich dadurch aus, dass sie alle mit dem Löffel – unserem einzigen Besteck – gegessen werden können. “

Marco Weber, aus der Haft

31

Page 32: Arktis 30

„Das Greenpeace-Team in Murmansk sorgt für uns und schickt uns Essen und Kleidung. Wenn sie nicht hier wären, wäre das alles sehr viel schwerer für uns und wir wären ständig hungrig und müssten frieren.“

Sini Saarela, Brief aus der Haft

32

Page 33: Arktis 30

“Ich bin eine an-dere geworden, stärker. Ich jammere viel weniger. Und ich schätze das Leben so sehr. Ich werde nichts mehr für selbstverständlich halten.”

Alexandra Harris, UK

33

Page 34: Arktis 30

Die 28 Aktivisten und die beiden Freelancer sind

nun seit mehr als einem Monat in Haft.

anne Jensen, dänemark

Jonathon Beauchamp, neuseeland

Gizem akhan, türkei

Camila speziale, argentinien

34

Page 35: Arktis 30

Paul d. ruzycki, kanada

tomasz dziemianczuk, Polen

35alexandre Paul, kanada

Page 36: Arktis 30

Inzwischen sind alle im Untersuchungsge-fängnis SIZO N1 in Murmansk untergebracht.

Obwohl sie sich nicht sehen können, macht das Wissen darum die Haft erträglicher.

36

Page 37: Arktis 30

Die Fenster halten Wind und Kälte kaum ab.

37

Page 38: Arktis 30

Die etwa fünf mal fünf Meter großen Zellen.

38

Page 39: Arktis 30

“Per Gerichtsbeschluss wur-den wir getrennt und in kalte Zellen gesteckt. Ich fühle mich etwas einsam. Mein Zellen-partner spricht kein Englisch. Jeden Tag hoffe ich auf Besuch und freue mich auf den Besuch meines Anwalts einmal die Woche.”

Alexandre Paul, Kanada

39

Page 40: Arktis 30

Phil Ball, Zeichnung in der Haft

Die zahlreichen Briefe aus der Haft

schildern die Ängste und Hoffnungen. Mit Zeichnungen illustrie-ren die Häftlinge ihre bedrückende Umge-bung.

40

Page 41: Arktis 30

Die zahlreichen Briefe aus der Haft

schildern die Ängste und Hoffnungen. Mit Zeichnungen illustrie-ren die Häftlinge ihre bedrückende Umge-bung.

41

Page 42: Arktis 30

Am 11. November, zwei Wochen vor dem Ende der Untersuchungshaft, werden die „Arctic 30“ mit

einem Gefangenentransport in das etwa 1.000 km ent-fernte St.Petersburg gebracht. Über 20 Stunden dauert die Fahrt in dem unbeheizten Zug. Die Verlegung nach St.Petersburg wird mit der Zuständigkeit des Gerichts dort für die Anklage Rowdytum begründet.

42

Page 43: Arktis 30

Die russische Ermittlungsbehörde beantragt eine Fortsetzung der Untersuchungshaft um weitere drei

Monate. Sollte das Gericht diesem Antrag folgen, könnten Ausreiseverbote verhängt werden, die die „Arctic 30“ zwingen, während der Dauer der Ermittlung in Russland zu bleiben. Wann die eigentliche Anklage verhandelt wird, ist offen.

43

Page 44: Arktis 30

Die Arctic Sunrise befand sich nach internationalem

Seerecht nicht in russischen Hoheitsgewässern, sondern in der sogenannten Ausschließli-chen Wirtschaftszone* (AWZ), in der ein Staat – in diesem Fall Russland – nicht die Gebiet-shoheit besitzt. Somit war das Entern der Arctic Sunrise durch die russischen Behörden illegal. Das Schiff durfte in der AWZ ihr Demonstrationsrecht gegen Ölbohrungen in der Ark-tis wahrnehmen.

Die Arctic Sunrise fährt unter niederländischer

Flagge. Die niederländische Regierung leitete deshalb ein Schiedsverfahren gegen die Beschlagnahmung des Schiffs ein. Nachdem es zu keiner Einigung kam, schalteten sie zusätzlich den internationalen Seegerichtshof ein. Das russi-

sche Ministerium lehnte jedoch jegliche Mitwirkung ab. Bei der ersten Anhörung am 6. Novem-ber blieben die russischen Plätze vor dem Seegericht in Hamburg leer. Am 22. Novem-ber steht das Urteil über die Zuständigkeit des Internatio-nalen Seegerichtshof in diesem Fall an.

*Die sogenannte Aussschließliche Wirtschaftzone erstreckt sich 200 Seemeilen von der Basislinie des jeweiligen Küstenmeeres. Nach dem Seerechtsabkom-men der Vereinten Nationen (Artikel 60) dürfen Staaten um künstliche Inseln, Anlagen und Bauwerke innerhalb ihrer AWZ eine Sicherheitszone bis zu 500 Metern einrichten. Diese dienen der Sicherheit der Schifffahrt, der künstlichen Inseln, Anlagen und Bauwerke.

Rechtslage

44

Page 45: Arktis 30

45

Page 46: Arktis 30

Tatort

ARKTIS

Page 47: Arktis 30

Die Gazprom-Plattform Prirazlomnaya ist den extremen Wetterverhältnissen

in der russischen Arktis nicht gewachsen. Das Gebiet um die Bohrstelle ist bis zu neun Monate mit einer Eisschicht bedeckt, in der Region kommt es häufig zu Stür-men, und die Temperaturen sinken auf bis zu minus 50 Grad Celsius.

47

Page 48: Arktis 30

Die Prirazlomnaya entspricht nicht einmal den nachlässigen

russischen Standards. Für die Platt-form wurden ausrangierte Bauteile verwendet, der Förderbeginn verzö-gert sich schon seit Jahren aufgrund technischer Probleme.

48

Page 49: Arktis 30

Einen ausreichenden Notfallplan für einen Ölunfall gibt es nicht.

Zudem befinden sich in 50 bis 60 km Entfernung von der Plattform drei Schutzgebiete.

49

Page 50: Arktis 30

Im August 2012 erfolgt die erste Aktion gegen Ölbohrungen in der russischen Arktis an der

Gazprom-Plattform Prirazlomnaya. Dabei befesti-gen die Greenpeace-Aktivisten ein Schlauchboot an den Festmachleinen zwischen Ölplattform und dem Versorgungsschiff Anna Akhmatova. Nach fünf Tagen beendet Greenpeace die Aktion.

VOR- GESCHICHTE

50

Page 51: Arktis 30

2012

Kumi Naidoo, Geschäftsführer Greenpeace International in der russischen Arktis

51

Page 52: Arktis 30

52

Page 53: Arktis 30

Damals greift die russische Küsten-wache bei fast identischer Sachlage

nicht ein. Friedlicher Protest ist keine Piraterie.

53

Page 54: Arktis 30

FREIHEIT

Über 2,6 Millionen Men-schen haben (bisher) eine

Protestmail an den russischen Botschafter geschrieben

Am 15.11.13 entscheidet das Amtsgericht in St.

Petersburg, dass alle Besat-zungsmitglieder der Arctic Sunrise bis auf den Australier Colin Russell die Untersu-chungshaft gegen Kaution verlassen dürfen.

54

Page 55: Arktis 30

55

Page 56: Arktis 30

Freudestrahlende Aktivisten!

Endlich raus aus dem Gefängnis.

Sofort stellen sie Antrag auf Ausreise - Weihnachten naht.

56

Page 57: Arktis 30

Für Colin wird die Haft zunächst bis zum 24. Feb-

ruar verlängert. Doch eine Woche später kommt auch er gegen Kaution auf frei.

57

Page 58: Arktis 30

Der Internationale Seegerichtshof in Hamburg gibt am 22. November dem Antrag der Nieder-

lande statt und fällt das Urteil: Russland muss das beschlagnahmte Schiff Arctic Sunrise unverzüglich freigeben und die „Arctic 30“ aus der Haft entlassen – dafür hinterlegen die Niederlande eine Kaution von 3,6 Millionen Euro.

58

Page 59: Arktis 30

Doch Russland erkennt das Urteil nicht an. Nach Ansicht Moskaus steht das eigentliche Verfahren wegen Rowdy-

tum und Piraterie noch aus - das Tribunal sei nicht zuständig.

Das UN-Seerechtsübereinkommen von 1997 hat Russland nur teilweise ratifiziert. Entscheidungen, die die nationale

Souveränität einschränken, will der Kreml nicht akzeptieren.

59

Page 60: Arktis 30

Erst am 25.12.2013 - einen Monat später - beschließt die Duma (das russische Parlament) Amnestie für die „Arctic 30“. Bevor

die Aktivisten Russland verlassen dürfen, müssen sie noch auf die notwendigen Visa-Dokumente warten.

Endlich - am 29. Dezember tritt auch der Letzte der 26 nicht-rus-sischen „Arctic 30“, die Heimreise an.

Fast 100 Tage wurden die 28 Aktivisten und die zwei Journalis-ten nach ihrem friedlichen Protest an der Gazprom-Bohrinsel

in Russland festgehalten.

60

Page 61: Arktis 30

61

Page 62: Arktis 30

REDAKTION Eva Schaper, Bernadette Weikl

ARTDIRECTION & LAYOUT Bernadette Weikl

FOTOS Igor Podgorny, Dmitri Sharomov, Irina Ivavonva, Vladimir Baryshev, Will Rose, Denis Sinyakov, Jiri Rezac, Nick Cob-bing, John Cobb, Eva Schaper (Karte); © Greenpeace

HERAUSGEBER Greenpeace e.V. Hongkongstr. 10, 20457 Hamburg

REDAKTIONSSCHLUSS: 07.01.2014

CREDITS


Recommended