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Architektur für Menschen mit Demenz

Date post: 25-Jan-2017
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architektur&demenz 03/2014 pro care 40 © Springer-Verlag Architektur für Menschen mit Demenz Höheres Wohlbefinden, bessere Orientierung und längere Selbstständigkeit als Ziel G. Marquardt 1 , K. Büter 2 , T. Motzek 2 Die Zahl der Menschen mit Demenz wächst kontinuierlich. 2010 lebten nach Schätzungen weltweit etwa 35.6 Milli- onen mit einer Demenz. Diese Zahl wird sich alle 20 Jahre verdoppeln, sodass für das Jahr 2050 etwa 115 Menschen mit ei- ner Demenz erwartet werden (Prince et al., 2013). Für die Betroffenen selbst, ihre Angehörigen und insbesondere die Pflegeeinrichtungen und -anbieter stellt diese Entwicklung eine große Heraus- forderung dar. Menschen mit Demenz benötigen zunächst zwar nur Unterstüt- zung bei ihrer Alltagsbewältigung, wer- den aber mit Fortschreiten der Krankheit sehr schnell von umfassenden Pflege- leistungen abhängig. Da die medizinische Forschung zur era- pie von Demenzen bisher noch nicht die erhofften Durchbrüche erzielt hat, rücken die nicht-medikamentösen Herangehens- weisen immer mehr ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses. Dazu zählt auch die Anpassung der gebauten Umwelt an die Bedürfnisse von Menschen mit De- menz. Seit mehr als 30 Jahren zeigen Stu- dien auf, dass die Architektur einen thera- peutischen Effekt haben kann, indem sie das Wohlbefinden, das Verhalten, die Selbstständigkeit und die Funktionalität von Menschen mit Demenz positiv beein- flusst (Day & Carreon, 2000; Fleming & Pu- randare, 2010; Tilly & Reed, 2008). In einer eigenen Übersichtsarbeit des bisherigen Forschungsstandes zu Architektur und Demenz sichteten und bewerteten wir die bisher vorliegende Literatur. Insgesamt wurden 169 Studien aus den Jahren von 1980 bis 2013 identifiziert. Diese stammen mit 130 Studien vorrangig aus dem eng- lischsprachigen Raum. Im Zuge unserer Übersichtsarbeit stell- ten wir fest, dass eine Vielzahl an Verhal- tensweisen und Pflegeergebnissen durch die Architektur der Pflegeeinrichtungen beeinflusst wird. Allerdings stehen dafür keine standardisierten Messverfahren zur Verfügung. Wir teilten deshalb die bau- lichen Merkmale in vier Gruppen ein (Grundlegende Architekturmerkmale, Ar- chitektonische Raumgestaltung, Atmo- sphäre, Umweltinformationen) und fass- ten deren Auswirkungen in sieben Kategorien zusammen. Diese umfassen: das Verhalten: z.B. Agitation, Aggres- sion, Wandern, Auftreten psychiatri- scher Symptome die Kognition: z.B. Aufmerksamkeit, Kognitive Leistungsfähigkeit die Funktionalität: z.B. Bewältigung der Aktivitäten des täglichen Lebens, Stürze, Mobilität das Wohlbefinden: z.B. Stimmung, Le- bensqualität und das Auftreten depres- siver Symptome die sozialen Fähigkeiten: z.B. soziale Interaktion und Teilnahme an Aktivitä- ten die Orientierung und pflegerische Ergebnisse: z.B. Medikati- onen, Nahrungsaufnahme, Einsatz freiheitsentziehender Maßnahmen, Schlaf. Grundlegende Architekturmerkmale Die wesentlichen Ausgangspunkte der Planung für eine Pflegeeinrichtung beste- hen in den Fragstellungen, ob dort aus- schließlich Menschen mit einer Demenz betreut werden sollen, wie groß die Wohn- bereiche sind und welche Form der Grundriss- und Erschließungsstruktur ge- wählt wird. Die segregative Betreuung von Menschen mit Demenz hat gegenüber in- tegrativen Formen einen positiven Ein- fluss auf das Verhalten, die sozialen Fähig- keiten und die pflegerischen Ergebnisse der Bewohner. Ihre Kognition und ihre Funktionalität hingegen werden nicht von der Betreuungsform beeinflusst. Kleine Gruppengrößen bzw. eine ge- ringe Bewohnerzahl in den Wohnberei- chen zeigen jedoch sehr positive Effekte für die sozialen Fähigkeiten der Bewohner. Gegenüber den Bewohnern größerer Ein- heiten weisen sie deutlich bessere soziale Fähigkeiten, eine höhere Funktionalität und ein erhöhtes Wohlbefinden auf. Ob sich die kleinen Gruppengrößen auch auf das Verhalten, die Kognition und die Ori- entierungsfähigkeit der Bewohner auswir- ken, ist hingegen noch nicht eindeutig ge- 1 Dr.- Ing. Gesine Marquardt, Architektin Leiterin Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Architektur im demografischen Wandel“ Technische Universität Dresden 2 Kathrin Büter, M.A. Tom Motzek, M.Sc. Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Architektur im demografischen Wandel“ Technische Universität Dresden Demenzfreundliche Gestaltung einer Altenpflegeeinrichtung mit einer geradlinigen Erschließungsstruktur, Farbkontrasten, Referenzpunkten und sensorischer Stimulation. Photo: © Autoren
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architektur&demenz

03/2014 pro care40 © Springer-Verlag

Architektur für Menschen mit Demenz

Höheres Wohlbefinden, bessere Orientierung und längere Selbstständigkeit als Ziel

G. Marquardt1, K. Büter2, T. Motzek2

Die Zahl der Menschen mit Demenz wächst kontinuierlich. 2010 lebten nach Schätzungen weltweit etwa 35.6 Milli-onen mit einer Demenz. Diese Zahl wird sich alle 20 Jahre verdoppeln, sodass für das Jahr 2050 etwa 115 Menschen mit ei-ner Demenz erwartet werden (Prince et al., 2013). Für die Betro�enen selbst, ihre Angehörigen und insbesondere die P�egeeinrichtungen und -anbieter stellt diese Entwicklung eine große Heraus-forderung dar. Menschen mit Demenz benötigen zunächst zwar nur Unterstüt-zung bei ihrer Alltagsbewältigung, wer -den aber mit Fortschreiten der Krankheit sehr schnell von umfassenden P�ege-leistungen abhängig.

Da die medizinische Forschung zur �era-pie von Demenzen bisher noch nicht die erho�ten Durchbrüche erzielt hat, rücken die nicht-medikamentösen Herangehens-weisen immer mehr ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses. Dazu zählt auch die Anpassung der gebauten Umwelt an die Bedürfnisse von Menschen mit De-menz. Seit mehr als 30 Jahren zeigen Stu-dien auf, dass die Architektur einen thera-peutischen E�ekt haben kann, indem sie das Wohlbe�nden, das Verhalten, die Selbstständigkeit und die Funktionalität von Menschen mit Demenz positiv beein-�usst (Day & Carreon, 2000; Fleming & Pu-randare, 2010; Tilly & Reed, 2008). In einer eigenen Übersichtsarbeit des bisherigen Forschungsstandes zu Architektur und Demenz sichteten und bewerteten wir die bisher vorliegende Literatur. Insgesamt wurden 169 Studien aus den Jahren von 1980 bis 2013 identi�ziert. Diese stammen mit 130 Studien vorrangig aus dem eng-lischsprachigen Raum.

Im Zuge unserer Übersichtsarbeit stell-ten wir fest, dass eine Vielzahl an Verhal-

tensweisen und P�egeergebnissen durch die Architektur der P�egeeinrichtungen beein�usst wird. Allerdings stehen dafür keine standardisierten Messverfahren zur Verfügung. Wir teilten deshalb die bau-lichen Merkmale in vier Gruppen ein (Grundlegende Architekturmerkmale, Ar-chitektonische Raumgestaltung, Atmo-sphäre, Umweltinformationen) und fass-ten deren Auswirkungen in sieben Kategorien zusammen. Diese umfassen:■■ das Verhalten: z.B. Agitation, Aggres-

sion, Wandern, Auftreten psychiatri-scher Symptome

■■ die Kognition: z.B. Aufmerksamkeit, Kognitive Leistungsfähigkeit

■■ die Funktionalität: z.B. Bewältigung der Aktivitäten des täglichen Lebens, Stürze, Mobilität

■■ das Wohlbe�nden: z.B. Stimmung, Le-bensqualität und das Auftreten depres-siver Symptome

■■ die sozialen Fähigkeiten: z.B. soziale Interaktion und Teilnahme an Aktivitä-ten

■■ die Orientierung und ■■ p�egerische Ergebnisse: z.B. Medikati-

onen, Nahrungsaufnahme, Einsatz freiheitsentziehender Maßnahmen, Schlaf.

Grundlegende Architekturmerkmale

Die wesentlichen Ausgangspunkte der Planung für eine P�egeeinrichtung beste-hen in den Fragstellungen, ob dort aus-schließlich Menschen mit einer Demenz betreut werden sollen, wie groß die Wohn-bereiche sind und welche Form der Grundriss- und Erschließungsstruktur ge-wählt wird. Die segregative Betreuung von Menschen mit Demenz hat gegenüber in-tegrativen Formen einen positiven Ein-�uss auf das Verhalten, die sozialen Fähig-keiten und die p�egerischen Ergebnisse der Bewohner. Ihre Kognition und ihre Funktionalität hingegen werden nicht von der Betreuungsform beein�usst.

Kleine Gruppengrößen bzw. eine ge-ringe Bewohnerzahl in den Wohnberei-chen zeigen jedoch sehr positive E�ekte für die sozialen Fähigkeiten der Bewohner. Gegenüber den Bewohnern größerer Ein-heiten weisen sie deutlich bessere soziale Fähigkeiten, eine höhere Funktionalität und ein erhöhtes Wohlbe�nden auf. Ob sich die kleinen Gruppengrößen auch auf das Verhalten, die Kognition und die Ori-entierungsfähigkeit der Bewohner auswir-ken, ist hingegen noch nicht eindeutig ge-

1 Dr.- Ing. Gesine Marquardt, Architektin Leiterin Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Architektur im demografischen Wandel“ Technische Universität Dresden

2 Kathrin Büter, M.A. Tom Motzek, M.Sc. Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Architektur im demografischen Wandel“ Technische Universität Dresden

 Demenzfreundliche Gestaltung einer Altenpflegeeinrichtung mit einer geradlinigen Erschließungsstruktur, Farbkontrasten, Referenzpunkten und sensorischer Stimulation.

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architektur&demenz

klärt. Es gibt sowohl Studien, die einen eindeutigen Zusammenhang herstellen, als auch Arbeiten, die diesen nicht zeigen können. Dennoch bildet der Stand der Forschung eine stabile Entscheidungs-grundlage für die Implementierung klei-nerer Wohngruppen. Dazu tragen auch Studienergebnisse bei, die positive Aus-wirkungen einer geringen Bewohner-dichte in den Einrichtungen feststellten. Diese führt zu einem verbesserten Verhal-ten und zu höheren sozialen Fähigkeiten, wie auch günstigeren p�egerischen Er-gebnissen.

Einige Studien warnen jedoch auch vor einem Rückgang an sozialen Kontak-ten, wenn die Bewohnerdichte im Wohn-bereich zu gering ist. Wichtig ist es dem-zufolge, dass das Maß an sozialer Interaktion individuell steuerbar gestal-tet wird, indem z.B. mehrere kleinere Wohngruppen über ein gemeinsames Fo-yer mit Aufenthaltsbereich verbunden werden. Bereits bei diesem ersten Ent-wurf der Grundriss- und Erschließungs-struktur sind jedoch auch wissenschaftli-che Erkenntnisse aus der vorliegenden Studienlage zu berücksichtigen. Es wurde

festgestellt, dass die Grundriss- und Er-schließungsstruktur einer P�egeeinrich-tung zwar nur einen moderaten Ein�uss auf das Verhalten und die Funktionalität der Bewohner hat, ihre Orientierungsfä-higkeit hingegen maßgeblich beein�usst. Eine günstig gestaltete Struktur umfasst ein geradliniges Erschließungssystem, den direkten visuellen Zugang zu allen relevanten Orten des Wohnbereichs und die Integration von bedeutungsvollen, gut erinnerbaren Referenzpunkten.

Architektonische Raumgestaltung

Der gezielte Einsatz von Licht, Farben und Kontrasten sowie die Planung von akusti-schen Maßnahmen ist ein wesentlicher Bestandteil einer demenzfreundlichen Architektur von Altenp�egeinrichtungen. Insbesondere die Auswirkungen von Licht auf Altenp�egeheimbewohner mit De-menz wurden bisher intensiv untersucht. Die Ergebnisse der vorliegenden Studien sind jedoch nicht eindeutig. In jedem Fall kann als Ergebnis festgestellt werden, dass Lichttherapien das Schlafverhalten von Menschen mit Demenz positiv beein�us-

sen. Auch liegen Hinweise darauf vor, dass sich ihre Kognition durch helles Licht im Wohnbereich verbessert. Darüber hinaus wurden positive Auswirkungen des Lichts auf das Verhalten der Bewohner festge-stellt wie auch ein erhöhtes Wohlbe�nden verzeichnet. Diese beiden E�ekte wurden jedoch nicht von allen Studien bestätigt. An einem gut ausgeleuchteten Esstisch weisen die Bewohner eine höhere Funkti-onalität und eine verbesserte Nahrungs-aufnahme auf.

Obwohl die Studienlage nicht immer eindeutig ist, weisen die Ergebnisse sehr deutlich darauf hin, dass eine ausrei-chende Beleuchtung wesentlich für die P�ege von Menschen mit Demenz ist. Dies gilt auch für akustische Maßnah-men. Ein hoher Lärmspiegel führt zu pro-blematischen Verhaltensweisen, wäh-rend angenehme Klänge, wie z.B. gezielt eingesetzte Musik, stimulierend wirken. Nicht zuletzt ist auf gute Ergebnisse durch den gezielten Einsatz von Farbkon-trasten (z.B. Türrahmen, Beschilderung, Geschirr und Besteck) hinzuweisen, die alterskorrelierte visuelle Einbußen aus-gleichen können.

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architektur&demenz

03/2014 pro care42 © Springer-Verlag

Atmosphäre

Seit vielen Jahren orientiert sich die Ge-staltung von Altenp�egeeinrichtungen am Vorbild der eigenen Häuslichkeit und ver-meidet zunehmend das Entstehen eines institutionell geprägten Charakters. Der Stand der Forschung bietet diesen Bestre-bungen eine belastbare wissenschaftliche Grundlage. In den entsprechenden Stu-dien wurden durch eine häusliche Gestal-tung positive E�ekte für das Verhalten, Wohlbe�nden, die sozialen Fähigkeiten wie auch die p�egerischen Ergebnisse von Bewohnern mit Demenz in Altenp�ege-einrichtungen festgestellt. So zeigen sie u.a. weniger herausfordernde Verhaltens-weisen, weisen eine höhere Lebensquali-tät auf und interagieren mehr miteinander sowie mit den P�egekräften.

Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass die Auswirkungen eines häuslichen Cha-rakters als alleinige Maßnahme in den vorliegenden Studien nicht herausge�ltert werden konnte. Es wurden meist auch weitere Interventionen, wie z.B. geänderte p�egerische Abläufe, die sich mehr an den individuellen Bedürfnissen der Bewohner orientieren, implementiert. Die festge-stellten positiven Auswirkungen auf die Bewohner können somit aus einer Kombi-nation aus dem baulichen wie auch dem p�egerischen Konzept resultieren. Dennoch zeigt die Studienlage sehr überzeugend, dass eine häusliche und auch personali-sierte Atmosphäre in einer P�egeeinrich-tung für Menschen mit Demenz sehr posi-tiv ist. Dazu zählt auch die multisensorische Stimulation durch visuelle, auditive, tak-tile und olfaktorische Reize.

Die vorliegenden Studien zeigen, dass durch deren gezielten Einsatz ungünstige Verhaltensweisen, wie z.B. Agitationen, re-duziert werden können und auch bessere P�egeergebnisse erzielt werden. Jedoch ist

zunächst die Erprobung und drauf folgend der auf die Bewohner angepasste Einsatz der Stimuli wesentlich, da sonst durch eine Überstimulation die umgekehrten E�ekte eintreten können. Multisensorische Ange-bote, wie beispielsweise die Nutzung von Snoezelräumen, wirken sich zusätzlich po-sitiv auf das Verhalten und die Stimmung der Bewohner aus.

Umweltinformationen

Visuell wahrnehmbare Hinweise können die Orientierung von Menschen mit De-menz maßgeblich unterstützen und die krankheitsbedingten Orientierungsstö-rungen zumindest etwas kompensieren. In den vorliegenden Studien haben sich Beschilderungen, Zimmernummerierun-gen und auch Farben als e�ektive Orien-tierungshilfen erwiesen. Allerdings hat deren Gestaltung einen großen Ein�uss auf ihre Wirksamkeit. So können insbe-sondere Personalisierungsmaßnahmen, z.B. durch biographische Bezüge, die Wir-kung noch verstärken. Auch visuelle Barri-eren funktionieren gut, indem Zugänge zu nicht bewohnerrelevanten Orten durch in der Farbe der Wand gestrichene Türen oder abgedeckte Türgri�e weniger sicht-bar gemacht werden. Diese Maßnahmen führen zu reduzierten Versuchen seitens der Bewohner den Wohnbereich unbe-gleitet zu verlassen und es gibt sogar Hin-weise darauf, dass dies bei ihnen zu einem erhöhten Wohlbe�nden führt.

Zukünftige Entwicklungen

Die von uns vorgenommene Übersichts-arbeit zum derzeit bestehenden For-schungsstand zu den Auswirkungen der Architektur auf Menschen mit Demenz zeigt auf, dass im Bereich der baulichen Gestaltung von Räumen für Menschen mit

Demenz eine breite Wissensbasis besteht. Durch entsprechend ausgebildete Archi-tekten kann diese zielgerichtet zum Nut-zen der zu p�egenden Bewohner wie auch zur Steigerung der Qualität und der E�zi-enz der Einrichtungen umgesetzt werden. Allerdings stammen die Erkenntnisse vor-wiegend aus dem Bereich der stationären P�ege, aber auch in der häuslichen P�ege liegt eine Vielzahl an Studien vor.

Weniger umfangreiche Erkenntnisse sind jedoch hinsichtlich der Gestaltung von Akutkrankenhäusern vorhanden. Zu-nächst bietet sich die Übertragung von Er-kenntnissen aus der stationären P�ege an, was jedoch aufgrund der anderen Anfor-derungen im Krankenhaus nicht uneinge-schränkt möglich ist. Angesichts der Tatsa-che, dass über die Hälfte der jährlichen Krankenhausaufenthalte Menschen über 65 Jahre betre�en und damit die Zahl der Patienten mit Demenz kontinuierlich an-steigen wird, sind hier weitere For-schungsarbeiten und Praxiserfahrungen notwendig. n

Korrespondenz Dr.- Ing. Gesine Marquardt, ArchitektinLeiterin Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Architektur im demografischen Wandel“Technische Universität DresdenFakultät ArchitekturInstitut für Gebäudelehre und EntwerfenLudwig-Ermold-Str. 3D-01062 DresdenTel.: 0049/351/463 35578 Fax: 0049/351/463 37089 E-Mail: [email protected] Internet: www.a-i-dw.de

SpringerMedizin.at

Weitere Informationen unter:www.SpringerMedizin.at/

Tagung: Architektur für Menschen mit Demenz

Planungsgrundlagen, Praxisbeispiele und zukünftige Herausforderungen

Termin: 22. Mai 2014 Ort: Dresden, JohannStadthalleThemen: Wie gut das Leben mit einer Demenz gelingen kann, wird auch maßgeblich durch die architektonische Gestaltung des räumlichen Umfelds bestimmt. Internationale Referenten stellen neueste Erkenntnisse aus der Forschung vor. Ergänzt werden diese um Interviews mit Akteuren, die Projekte in Deutschland realisiert haben.Informationen: Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V., Cindy Habrom und Alexandra Brylok, Tel.: 0049/351/80701-22, E-Mail: [email protected], Internet: www.a-i-dw.de


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