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Arbeitsmarktdossier für die Stadt Gera · 8 Arbeitsmarktdossier Gera – Stand November 2012...

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Agentur für Arbeit Altenburg-Gera Arbeitsmarktdossier für die Stadt Gera Stand November 2012
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Agentur für Arbeit Altenburg-Gera

Arbeitsmarktdossier für die Stadt Gera

Stand November 2012

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1 Arbeitsmarktdossier Gera – Stand November 2012

Inhalt

1. Analyse ............................................................................................................. 4

1.1 Wirtschaftliche Entwicklung............................................................................. 6

1.2 Bevölkerungsentwicklung................................................................................ 8

1.3 Ausbildung und Bildungssektor ....................................................................... 9

1.4 Arbeitsmarkt und soziale Lage ...................................................................... 10

1.5 Zusammenfassung ....................................................................................... 12

2. Handlungsmöglichkeiten ................................................................................. 13

2.1 Strategiekonzept der Bundesagentur für Arbeit ............................................ 13

2.2 Lokale/regionale Ansatzmöglichkeiten und Aktivitäten ................................. 16

2.2.1 Erhöhung der Transparenz am Arbeitsmarkt ............................................. 17

2.2.2 Intensivierung von Ausbildung und Qualifizierung ..................................... 18

2.2.3 Reduzierung der Zahl der Schulabbrecher ................................................ 19

2.2.4 Verringerung der Zahl der Ausbildungsabbrecher ..................................... 19

2.2.5 Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und der Lebensarbeitszeit der Menschen

über 55 Jahre ...................................................................................................... 19

Die ersten Jahre nach der Wende waren geprägt von einem frühzeitigen

Ausscheiden aus dem Berufsleben. Zunächst bestand die Möglichkeit, bereits ab

55 Jahren mit Hilfe unterschiedlicher Fördermaßnahmen (Kurzarbeit Null,

Altersübergangsgeld, Vorruhestandsgeld etc.) faktisch aus dem Erwerbsleben

auszuscheiden. Erst mit der Agenda 2010 wurde dieser „Frühverrentungspolitik“

Einhalt geboten. Derzeit gibt es nur noch in wenigen größeren Unternehmen

Altersteilzeitangebote. Der Rentenzugang ist in der Regel erst ab Vollendung des

63. Lebensjahres – und dann noch mit Abschlägen – möglich. .......................... 19

2.2.6 Erhöhung der Zahl der Industriearbeitsplätze ............................................ 20

2.2.7 Trendumkehr bei der Bevölkerungsentwicklung ........................................ 21

3. Fazit und Ausblick ........................................................................................... 21

Anhang Strukturdaten 2010 für Gera 24

Übersicht über die Indikatoren im Detail 26

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4 Arbeitsmarktdossier Gera – Stand November 2012

1. Analyse

Ausgangspunkt der Analyse ist der von der Bundesagentur für Arbeit entwickelte Arbeitsmarktmonitor. Dabei handelt es sich um eine internetbasierte Daten-sammlung und -aufbereitung, die bislang nur über eine individuelle Benutzerbe-rechtigung zugänglich ist. Sie soll dazu dienen, regionale Schwachstellen und Handlungserfordernisse zu erkennen. Darauf gestützt können im Rahmen lokaler und regionaler Netzwerkarbeit Handlungsansätze zum Abbau dieser Schwach-stellen entwickelt und anschließend gemeinsam umgesetzt werden. An dieser Stelle muss bereits darauf hingewiesen werden, dass sich aus dem Arbeitsmarktmonitor nicht unmittelbar Handlungsansätze zur Beseitigung bzw. zur Verminderung von Problemlagen ergeben. Hierfür ist vielmehr eine weiterge-hende Analyse erforderlich. Zudem wird dabei in der Regel sehr schnell deutlich, dass einzelne Akteure auch nicht in der Lage sind, entsprechende Maßnahmen festzulegen und umzusetzen. Vielmehr bedarf es hier eines gemeinsamen Han-dels der maßgeblichen lokalen und regionalen Partner, deren Rolle und Verant-wortung von den jeweils ausgewählten Handlungsansätzen abhängt. Die Daten des Arbeitsmonitors sind für unterschiedliche Aggregationsebenen bis auf die Ebene von Kreisen und kreisfreien Städten verfügbar. Ein erheblicher Vorteil liegt darin, dass die vorliegende Datenaufbereitung auf einen Blick zahl-reiche Vergleichsmöglichkeiten eröffnet. Die nachfolgende Übersicht enthält die Strukturdaten des Arbeitsmarktmonitors für die Stadt Gera für das Jahr 2011. Sie sind in die vier Segmente Arbeitsmarkt, Demografie, Sozialstruktur und Bildung unterteilt. Informationen über die Definiti-on und Quelle der einzelnen Daten enthält der Anhang. Zum Vergleich sind die Strukturdaten 2010 ebenfalls im Anhang abgedruckt.

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5 Arbeitsmarktdossier Gera – Stand November 2012

Übersicht 1: Strukturdaten 2011 für Gera

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6 Arbeitsmarktdossier Gera – Stand November 2012

Am Beispiel der Größe Anteil Bevölkerung unter 25 Jahren soll verdeutlicht wer-den, welche Aussagen diese Darstellung ermöglicht. Der lila Balken umreißt die Spannbreite für die Kreise und kreisfreien Städte bundesweit. Sie reicht von 17,2% bis 31,9%. Der lila Pfeil gibt den Bundesdurchschnitt mit 24,6% an. Der grüne Balken verdeutlicht die Spannbreite der Ausprägungen dieser Größe für die Thüringer Kreise und kreisfreien Städte. Der grüne Pfeil schließlich zeigt den entsprechenden Wert für die Stadt Gera mit 18,7%. Weiterhin ermöglicht der Arbeitsmonitor durch anschauliche grafische Darstel-lungen, unterschiedliche Regionen miteinander zu vergleichen und auch die Entwicklung der Strukturindikatoren im Zeitablauf zu betrachten. Hierauf kann an dieser Stelle aber nicht eingegangen werden. Ebenso wenig ist es im Rahmen dieses Dossiers möglich, auf alle Strukturdaten einzugehen. Vielmehr sollen im Folgenden mit Hilfe des Arbeitsmarktmonitors und anderer Daten ausgewählte Aspekte näher beleuchtet werden. Die zitierten Daten sind – soweit nicht anders gekennzeichnet – dem Arbeits-marktmonitor, Statistiken der Bundesagentur für Arbeit sowie Statistiken des Thüringer Landesamtes für Statistik entnommen.

1.1 Wirtschaftliche Entwicklung

Gera ist historisch seit der industriellen Revolution von Maschinenbau und Textil-industrie geprägt. Nach 1945 kamen mit dem Uranabbau durch die SDAG-Wismut Bergbau und Elektronik als wichtigste Beschäftigungsbranchen in der Stadt dazu. Mit der politischen Wende und dem Wegfall vieler produktionsbezo-gener Arbeitsplätze folgte die Weichenstellung für die Entwicklung Geras zum Ostthüringer Oberzentrum für Handel und Dienstleistungen.

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Geografisch weist Gera eine günstige Lage auf. Es liegt direkt an der A4 und 20 Kilometer entfernt vom Hermsdorfer Kreuz, dem Schnittpunkt der Verkehrsach-sen A9 (Berlin - München) und der A4 (Dresden - Frankfurt/Main). Gera verfügt über eine Anbindung an das Schienennetz der Bahn sowie im Stadtteil Leumnitz über einen eigenen Verkehrslandeplatz. Der Wirtschaftsstandort Gera ist weiter-hin gekennzeichnet von vergleichsweise günstigen Flächen- und Immobilienprei-sen sowie niedrigen Ver- und Entsorgungskosten. Heute gehören zu den beschäftigungsstärksten Unternehmen in der Stadt das SRH-Waldklinikum, die Stadtverwaltung Gera und die Deutsche Rentenversiche-rung Bund, die in Gera eine von insgesamt drei Standorten in Deutschland un-terhält. Daneben haben sich mehr als 40 moderne technologieorientierte Firmen - unter anderem aus den Bereichen Fahrzeugzulieferung, Logistik, Medizintech-nik, Mikroelektronik, Softwareentwicklung und Optik - angesiedelt. Die Bundesgartenschau im Jahr 2007, mit einem Investitionsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro, trug positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Mit dem europäischen Stadtentwicklungsprogramm URBAN II wurde zusätzlich ein Volu-men von 20 Millionen Euro in 30 Vorhaben in den Bereichen Städtebau, Wirt-schaft und Soziales investiert. 2009 betrug die Bruttowertschöpfung in der Stadt Gera 2,073 Milliarden Euro. Im Jahr 2000 lag der Wert noch bei 1,950 Milliarden Euro, so dass in einem Zeit-rahmen von knapp 10 Jahren eine leicht positive Entwicklung zu verzeichnen ist. Den größten Anteil an der Gesamtbruttowertschöpfung, mit einer Wachstumsrate von +4,5 % im oben genannten Zeitraum, konnte die Finanz-, Vermittlungs- und Unternehmensdienstleistungsbranche verzeichnen. Auch im Bereich öffentliche und private Dienstleister gab es positive Entwicklungen. Hingegen zeigten Han-del, Gastgewerbe, Verkehr und verarbeitendes Gewerbe rückläufige Werte. Die positiven Entwicklungen reichten insgesamt nicht aus, um die Beschäftigten-zahlen zu stabilisieren. Aus dem Arbeitsmarktmonitor ist ersichtlich, dass im ver-gangenen Jahrzehnt in Gera die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftig-ten um 18,7% zurückging. In Thüringen betrug dieser Rückgang 9,7 % . Damit fiel die Beschäftigungsentwicklung in Gera deutlich schlechter aus als in Thürin-gen gesamt. Auch nach der Wirtschaftskrise 2008/2009 hat sich in Gera der Be-schäftigungsabbau fortgesetzt, während andernorts zum Teil beträchtliche Be-schäftigungszuwächse zu verzeichnen waren. Der Tertiärisierungsgrad als Maßstab für den Strukturwandel zur Dienstleis-tungsgesellschaft ist in Gera mit 80,7% im Landesvergleich sehr hoch (Thüringen

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64,1%). Das liegt daran, dass Gera als Oberzentrum eine besondere Bedeutung als Standort für Handel und Dienstleistungen zukommt. Nicht übersehen werden darf dabei aber der hohe Anteil an Beschäftigung im Bereich Personaldienstleis-tung. Hier weist Gera mit 9,2% im Jahr 2011 eine der höchsten Quoten bundes-weit auf. Die in diesem Wirtschaftbereich Beschäftigten werden zwar im Dienst-leistungsbereich ausgewiesen, dürften aber weit überwiegend im gewerblichen Bereich tätig sein. Zudem ist hierbei zu berücksichtigen, dass aufgrund des Be-triebssitzes der Zeitarbeitsunternehmen Gera zwar formal Arbeitsort ist, der Ar-beitseinsatz im jeweiligen Entleihbetrieb aber vielfach außerhalb von Gera statt-findet. Betrachtet man die Pendlerströme, weist Gera als Oberzentrum mit einem Pend-lersaldo von 8,4 % zwar mehr Ein- als Auspendler auf. Die Werte der kreisfreien Städte Eisenach (45,1%), Erfurt (39,2%) und Jena (36,2%) liegen aber um ein Vielfaches höher. Auch daraus wird die schwache Wirtschaftsstruktur von Gera ersichtlich. Insgesamt ist festzuhalten, dass sich auch in Gera - insbesondere im Zusam-menhang mit der BUGA 2007 – positive Entwicklungen vollzogen haben. Den-noch sind seit der Wende überproportional viele Arbeitsplätze im produzierenden Bereich weggefallen. Dies konnte durch die Entwicklung im Dienstleistungsbe-reich bei weitem nicht kompensiert werden. Seit 2008 gab es zwar einen gerin-gen Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im produzierenden Gewerbe, gleichzeitig ging aber die Beschäftigung im Dienstleistungssektor stär-ker zurück.

1.2 Bevölkerungsentwicklung

Gera - eine von 6 kreisfreien Städten in Thüringen – hatte Ende 2011 98.762 Einwohner. Sie ist die drittgrößte Stadt Thüringens und Sitz vieler behördlicher Regionalverwaltungen sowie des Landgerichts. 1993 hatte Gera noch über 135.000 Einwohner. Allerdings musste die Stadt in den nachfolgenden Jahren aufgrund des erheblichen Geburtenrückgangs und der aus dem Wegbrechen ganzer Industriezweige resultierenden Abwanderung einen über dem Thüringer Durchschnitt liegenden Bevölkerungsrückgang ver-kraften. Allein in den letzten 10 Jahren ging die Bevölkerung um 12 % zurück. Zwischenzeitlich weist Gera mit 18,7% Bevölkerungsanteil unter 25 Jahren na-hezu den niedrigsten Wert in Thüringen auf.

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Im Jahr 2011 kamen in der Stadt auf 705 Geburten 1296 Sterbefälle. Das ist der höchste Überschuss an Sterbefällen seit 1998. Die Jugend-Alter-Relation weist für das Jahr 2010 aus, dass auf 100 ältere Men-schen lediglich 38 Junge kommen. Das ist fast der niedrigste Wert in Thüringen. Erfreulich ist der in den letzten Jahren zu verzeichnende deutliche Rückgang der Fortzüge. 2011 konnte Gera mit einem positiven Saldo von 92 erstmals mehr Zu- als Fortzüge registrieren. Im Ergebnis ist dennoch festzustellen, dass die Bevölkerung in Gera weiter zu-rückgeht und zudem immer älter wird.

1.3 Ausbildung und Bildungssektor

Die Stadt Gera verfügt im Bereich der allgemeinbildenden Schulen über ein um-fassendes Angebot (16 Schulen, darunter 6 Realschulen und 3 Gymnasien). Im Rahmen des Schulbauprogramms hat sie im Jahr 2009 begonnen, schrittweise alle Schulen zu sanieren und zeitgemäße Lernbedingungen für alle Schülerin-nen und Schüler zu schaffen. Auch die Geraer Volkshochschule wurde umfas-send für insgesamt 1,5 Millionen Euro saniert. Im Hochschulbereich kann Gera lediglich zwei kleinere Einrichtungen vorweisen. Dabei trägt das praxisorientierte Bachelor-Angebot der Berufsakademie Gera, die im Jahr 2011 ca. 720 Studierende aufwies, den Bedürfnissen der Wirtschaft sowie freier und öffentlicher Träger im Sozialwesen in besonderer Weise Rech-nung. Die enge Kooperation von Wirtschaftsunternehmen, öffentlichen Verwal-tungen und sozialen Einrichtungen mit der Studienakademie ist das besondere Kennzeichen dieser Hochschulform. Spezifische Bachelor-Ausbildungen in Beru-fen der Gesundheitsbranche ermöglicht seit 2007 die SRH Fachhochschule für Gesundheit. Im Wintersemester 2011 waren dort 416 Studierende immatrikuliert. Weiterhin bieten über 40 Einrichtungen unterschiedlichster Träger wie das Beruf-liche Bildungszentrum Gera gGmbH, das Bildungszentrum der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer für Ostthüringen oder das Christ-liche Jugenddorf in der Stadt, neben einem breitem Spektrum privater Bildungs-anbieter, zahlreiche Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung. Die Zahl der Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen ist von knapp 1.800 Mitte der 90er Jahre auf 505 im Schuljahr 2010/2011 gefallen. Dabei lag der An-teil der Absolventen ohne Schulabschluss meist über 10%. Im Schuljahr 2010/2011 betrug dieser Wert 11,5%. In Thüringen ist der Anteil der Schulab-

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gänger ohne Abschluss inzwischen auf deutlich unter 10 % zurückgegangen (2010/2011 8,6%). Damit weist Gera einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss auf. Der Anteil der Absolventen mit Realschulabschluss lag im Schuljahr 2010/2011 bei knapp 41%. Der Anteil der Abiturienten betrug 31,5%. Diese Werte liegen unter dem Landesdurchschnitt (43,8% bzw. 32,3%).

1.4 Arbeitsmarkt und soziale Lage

Unter 1.1 wurde bereits auf die Beschäftigungsentwicklung eingegangen. Damit

korrespondiert die Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Arbeitslosigkeit. Wei-

terhin ergeben sich hieraus deutliche Zusammenhänge mit der sozialen Lage in

Gera.

Der Transformationsprozess war wie auch andernorts vom Wegbrechen der al-

ten Wirtschafts- und Produktionsstrukturen geprägt. Allerdings kam es in Gera

nur unzureichend zum Aufbau tragfähiger Alternativen. Im Ergebnis führte das zu

einer überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit, die in den letzten Jahren zwar

deutlich abgebaut werden konnte, nach wie vor aber ein beträchtliches Niveau

aufweist. Kennzeichnend ist auch eine stark ausgeprägte Langzeitarbeitslosig-

keit. Mit der Einführung der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II – Hartz

IV) im Jahr 2005 wurden die im Zeitverlauf gewachsenen Strukturprobleme be-

sonders offensichtlich.

Die folgenden Abbildungen verdeutlichen den zeitlichen Verlauf und die Struktur-

problematik.

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11 Arbeitsmarktdossier Gera – Stand November 2012

Abbildung: Entwicklung der Arbeitslosigkeit seit 1998

Abbildung: Entwicklung der Arbeitslosigkeit SGB III und SGB II seit 2005 mit Ar-

beitslosen-Quoten SGB II und SGB III

11.5

21

10.4

61

10.6

59

10.5

42

10.3

22

10.6

23

10.5

97

10.6

79

9.54

0

8.38

0

7.77

8

7.64

9

6.95

8

6.25

8

-

2.000

4.000

6.000

8.000

10.000

12.000

14.000

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Bestand an Arbeitslosen in der Stadt Gera im

Jahresdurchschnitt

8,3

6,2

4,7 4,3 4,53,6 3,3

11,311,8

11,310,7

10,39,9

9,0

4.506

3.288

2.4662.233 2.335

1.8631.681

6.172 6.252

5.914

5.5455.314

5.096

4.578

-

1.000

2.000

3.000

4.000

5.000

6.000

7.000

-

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

14,0

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

insgesamt

SGB III Quote

SGB II Quote

Bestand Alo SGB III

Bestand Alo SGB II

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12 Arbeitsmarktdossier Gera – Stand November 2012

Die hohe SGB II-Arbeitslosen-Quote resultiert vor allem aus dem weitgehend

ersatzlosen Wegbrechen der sozialistischen Wirtschaftsstruktur und insbesonde-

re dem Fehlen einer ausreichenden Anzahl an Industriearbeitsplätzen. Insoweit

ergaben sich für die Vielzahl der vor der Wende im gewerblich-technischen Be-

reich Beschäftigten zu wenige Arbeitsmöglichkeiten. Aufgrund fehlender Alterna-

tiven im regionalen Umfeld und eingeschränkter Mobilität und Flexibilität haben

sich schließlich über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten Arbeitslosigkeitsstruk-

turen herausgebildet, die heute vielfach nur sehr schwer und mit hohem Aufwand

aufzubrechen sind.

Die hohe und verfestigte Arbeitslosigkeit hat sich schließlich auch in der Sozial-

struktur niedergeschlagen. So beträgt in Gera die SGB II-Quote insgesamt 18%,

die SGB II-Quote der unter 15-Jährigen 29,9%. Das sind die höchsten Werte in

Thüringen. Damit ist nahezu jeder fünfte Einwohner und fast jeder dritte Einwoh-

ner unter 15 Jahren hilfebedürftig nach dem SGB II. Nimmt man noch die Sozial-

leistungen für Nichterwerbsfähige und Ältere hinzu, wird die sozialpolitische Bri-

sanz besonders deutlich.

Der hohe Anteil der Hilfebedürftigen nach dem SGB II resultiert auch aus dem

niedrigen Lohnniveau in der Region. Während das monatliche Durchschnittsein-

kommen in anderen kreisfreien Städten z.T. deutlich den Landesdurchschnitt

übersteigt (Jena 28%, Erfurt 18%, Eisenach 17% und Weimar 19,6%), liegt es in

Gera mit 1.956 Euro nur um 2,1 % über dem Durchschnittswert für Thüringen.

Dieser liegt allerdings 39,7% unter dem Bundesdurchschnitt. In Folge dessen

befinden sich im Bestand der Empfänger von Arbeitslosengeld II aktuell 27,5 %

Menschen mit Erwerbseinkommen, darunter 12,1 % Einkommen aus sozialversi-

cherungspflichtiger Beschäftigung.

1.5 Zusammenfassung

Die vorangegangene Analyse kann man stark vereinfacht folgendermaßen zu-

sammenfassen:

Gera ist gekennzeichnet von

- einem ausgeprägten Mangel an Industriearbeitsplätzen,

- einer gravierenden Abnahme und Alterung der Bevölkerung,

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13 Arbeitsmarktdossier Gera – Stand November 2012

- einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Schulabgängern ohne Ab-

schluss sowie einem unterdurchschnittlichen Anteil an Schulabgängern mit

Realschulabschluss bzw. Abitur sowie

- einer nach wie vor sehr hohen und verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit

mit negativen Auswirkungen auf die Sozialstruktur.

2. Handlungsmöglichkeiten

Sicherlich wäre es möglich, unmittelbar im Anschluss an die Analyse auf Maß-

nahmen zur Reduzierung der festgestellten Schwachstellen und Probleme ein-

zugehen. Im Folgenden soll aber zunächst das Strategiekonzept der Bundeagen-

tur für Arbeit skizziert werden, das auf die bundesweit an Bedeutung gewinnende

Fachkräftethematik abzielt. An diesen Handlungsfeldern soll auch verdeutlicht

werden, welche Akteure in welchen Bereichen für Veränderungen verantwortlich

sind. Anschließend geht es um lokal- und regionalspezifisch ausgerichtete Aktivi-

täten und Handlungsmöglichkeiten.

2.1 Strategiekonzept der Bundesagentur für Arbeit

Die Bundesagentur für Arbeit hat unter dem Stichwort „Perspektive 2025: Fach-

kräfte für Deutschland“ ein zehn Handlungsfelder umfassendes Strategiekonzept

entwickelt (1) Die folgende Übersicht benennt diese Handlungsfelder. Die aufgeführten Zahlen

bringen zum Ausdruck, in welchem Ausmaß auf nationaler Ebene Veränderun-

gen im jeweiligen Handlungsfeld zu einer Erhöhung des Fachkräftepotentials bei-

tragen könnten.

(1) Es ist unter folgendem Link im Internet zu finden:

http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-

Content/Veroeffentlichungen/Sonstiges/Perspektive-2 025.pdf

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14 Arbeitsmarktdossier Gera – Stand November 2012

Gleichzeitig hat die Bundesagentur für Arbeit skizziert, dass bei den einzelnen

Handlungsfeldern unterschiedliche Akteure in unterschiedlichem Ausmaß gefor-

dert sind. Diese Zuschreibung von Verantwortlichkeiten enthält die nachfolgende

Übersicht. Dabei wird unterschieden danach, ob einzelnen Akteuren beim jewei-

ligen Handlungsfeld die führende bzw. eine wichtige Rolle zukommt oder ggf. nur

eine Mitwirkung geboten ist.

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16 Arbeitsmarktdossier Gera – Stand November 2012

Diese “Verantwortungsmatrix“ verdeutlicht, dass bei den aufgeführten Hand-

lungsfeldern in der Regel ein gemeinschaftliches Handeln mehrerer Akteure er-

forderlich ist.

Bezogen auf die Handlungsmöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit wird

auch ersichtlich, dass sie bei fast allen Handlungsfeldern beteiligt ist, aber „nur“

bei den Handlungsfeldern Ausbildung und Qualifizierung sowie Arbeitsmarkt-

transparenz führende Rollen innehat. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass bei

der Mehrzahl der Handlungsfelder andere Akteure die maßgebliche Verände-

rungsverantwortung übernehmen müssen, die Bundesagentur für Arbeit aber

auch jeweils ihren Beitrag zu leisten hat.

2.2 Lokale/regionale Ansatzmöglichkeiten und Aktivi täten

In diesem Dossier ist es nicht möglich, die Handlungsfelder im Einzelnen darzu-stellen und zu behandeln. Vielmehr sollen unter Bezugnahme auf die vorange-gangene Analyse insbesondere die damit zusammenhängenden Ansatzpunkte herausgegriffen und näher beleuchtet werden. Betrachtet man das Spektrum der zehn Handlungsfelder, sollen für Gera wegen der regionalspezifischen Relevanz sowie mit Bezug auf die Einwirkungsmöglich-keiten der lokalen Akteure vor allem die folgenden Handlungsansätze in den Fo-kus genommen werden:

- Erhöhung der Transparenz am Arbeitsmarkt - Intensivierung von Ausbildung und Qualifizierung - Reduzierung der Zahl der Schulabbrecher - Verringerung der Zahl der Ausbildungsabbrecher - Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und der Lebensarbeitszeit der Men-

schen über 55. Um auch weitere in der Analyse aufgezeigte Schwachpunkte aufzugreifen, soll im folgenden Abschnitt noch auf die Punkte

- Erhöhung der Zahl der Industriearbeitsplätze sowie - Trendumkehr bei der Bevölkerungsentwicklung

eingegangen werden.

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2.2.1 Erhöhung der Transparenz am Arbeitsmarkt

Hier geht es sowohl um alle Aktivitäten zur Erhöhung der Information und Orien-tierung im Hinblick auf aktuelle und auch zukünftige Entwicklungen in der Ar-beitswelt als auch um die Verbesserung der Ausgleichsprozesse von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Derartige Aktivitäten sind Hauptaufgabe der Bundesagentur für Arbeit. Sie stellt bereits vielfältige Internet-Angebote zur Verfügung, die zunehmend genutzt werden (JOBBÖRSE, BERUFENET, KURSNET). Im Mittelpunkt stehen aber nach wie vor die individu-ellen Dienstleistungsangebote durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Agentu-ren für Arbeit sowie der Jobcenter vor Ort. Diese Dienstleistungen richten sich an Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Sie dienen der möglichst umfassenden Informati-on und Beratung bei der Arbeits- und Ausbildungsplatzsuche und Stellenbeset-zung sowie bei anderweitigen Fragestellungen bzgl. der beruflichen Entwicklung und der betrieblichen Personalarbeit.

Der Transparenzerhöhung dienen letztlich auch alle Aktivitäten der Arbeitsver-mittlung. Hier hat sich die Agentur für Arbeit Altenburg-Gera im Rahmen einer bundesweiten Organisationsreform erst kürzlich neu aufgestellt. Durch Ausglie-derung der meisten sachbearbeitenden Aufgaben im Bereich der Leistungsge-währung in eine eigenständige Organisationseinheit (Operativer Service) können jetzt alle verfügbaren Ressourcen auf die Arbeitsvermittlung und -beratung aus-gerichtet werden. Wie bisher erfolgt die Betreuung der Arbeitgeber in einem gemeinsamen Arbeit-geberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter. In den letzten Jahren waren die-se Aktivitäten sehr stark stellenorientiert . D.h. für von Arbeitgebern gemeldete bzw. akquirierte Stellen werden geeignete Bewerber gesucht. Mit Blick auf die in einzelnen Berufsfeldern kaum noch vorhandenen Fachkräfte gilt es, diese Such-prozesse berufsfachlich breiter anzulegen. Es muss auch nach Arbeitnehmern gesucht werden, deren Qualifikation formal nur zum Teil mit dem Stellenprofil übereinstimmen, die aber durchaus eine gute Grundlage für die Ausübung der mit der offenen Stelle verbundenen Tätigkeiten bietet. Im zweiten Halbjahr wurde zudem damit begonnen, die Arbeitsvermittlung stärker bewerberorientiert vorzunehmen. Ausgangspunkt dabei sind konkrete Bewer-ber, für die aber kein geeignetes Stellenangebot vorliegt. Aufgabe der Vermittler im Arbeitgeberservice ist es dann, eine entsprechende Stelle zu suchen. Hinter-grund für diese zusätzliche Schwerpunktausrichtung ist die zunehmende qualifi-katorische Diskrepanz zwischen den beim gemeinsamen Arbeitgeberservice ge-meldeten Stellen und den bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter gemeldeten

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18 Arbeitsmarktdossier Gera – Stand November 2012

Bewerbern. Diese Vermittlungsaktivitäten können dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, für die gemeldeten Bewerber Stellen in Wirtschaftsbereichen zu akquirie-ren, bei denen bisher die Einschaltung der Arbeitsverwaltung eher gering ausge-prägt war. Zunächst erfolgt eine Konzentration der bewerberorientierten Vermittlung auf ausgewählte Arbeitsuchende, die vom Jobcenter Gera betreut werden. Die ers-ten Erfahrungen verdeutlichen, dass derartig gezielte Aktivitäten durchaus erfolg-reich sein können.

2.2.2 Intensivierung von Ausbildung und Qualifizier ung

Bei diesem Handlungsfeld sind die Unternehmen und die Bundesagentur für Ar-beit gefordert. Aufgabe der Agentur für Arbeit sowie des Jobcenters ist die umfassende Infor-mation und Orientierung sowie z. T. auch die finanzielle Förderung von Qualifi-zierungsmaßnahmen. Adressaten sind sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitge-ber. Bisher stand die Qualifizierung von Arbeitslosen im Mittelpunkt. Das wird auch weiterhin ein Schwerpunkt sein. Ein Blick auf die qualifikationsspezifischen Ar-beitslosenquoten macht deutlich, dass die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit mit abnehmender Qualifikation steigt. Dieser Zusammenhang dürfte künftig sogar noch stärker werden. Zunehmendes Gewicht kommt der Qualifizierungsberatung von Unternehmen durch den gemeinsamen Arbeitgeberservice zu. Es erstreckt sich von der qualifi-kationsspezifischen Personalstrukturanalyse bis hin zur Unterstützung bei der Umsetzung betrieblicher Weiterbildungsaktivitäten. Unabhängig davon sind die Unternehmen gefordert, ihre Fachkräfte durch Aus- und Weiterbildung zu gewinnen und zu sichern. Mitunter wird es auch erforder-lich sein, betriebsübergreifend tätig zu werden. Im Bereich der betrieblichen Aus-bildung gibt es bereits Verbundstrukturen, die sicherlich noch erweiterbar sind. Die Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird künftig eine wesent-lich wichtigere Rolle spielen. Wegen der absehbaren Fachkräfteengpässe müs-sen alle Möglichkeiten zur betriebsinternen Höherqualifizierung genutzt werden. Die Erhöhung des Renteneintrittsalters wird zudem verstärkte Anpassungsquali-fizierungen bei den lebensälteren Beschäftigten erfordern.

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2.2.3 Reduzierung der Zahl der Schulabbrecher

Bei der Thematik Schulabbrecher muss zunächst detailliert betrachtet werden, woraus die hohe Anzahl resultiert. Die weit überdurchschnittliche Anzahl von Schulabgängern ohne Abschluss in Gera dürfte in starkem Maß in der Sozial-struktur begründet sein. Seitens des Jobcenters und der Stadt Gera gibt es erste Überlegungen zur Einrichtung eines Jugendhauses, das als Anlaufstelle für alle Jugendlichen ab 15 Jahren dienen könnte. Die Arbeitsagentur hat starkes Inte-resse, die Vernetzung mit der Berufsberatung herzustellen. Wichtig wäre zudem ein Ausbau der Schnittstellen zu den Schulen, um frühzeitig die individuellen Ri-siken des Schulabgangs ohne qualifizierenden Schulabschluss zu erkennen. Er-forderlich wären aber auch zusätzliche Ressourcen für individuelle Betreuung, um zielgerichtet dem Schulabbruch entgegenzuwirken.

Ohne ein solch konzertiertes Vorgehen dürften die Aussichten auf nachhaltige Erfolge in diesem Bereich eher gering sein.

2.2.4 Verringerung der Zahl der Ausbildungsabbreche r

Ähnlich komplex ist die Thematik Ausbildungsabbrecher. Der Beitrag der Agentur für Arbeit besteht zunächst in der möglichst umfassenden Berufsorientierung und der individuellen Berufsberatung. Auszubildende mit Defiziten im Theoriebereich an den Berufsschulen können durch einen sogenannten Stützunterricht über ausbildungsbegleitende Hilfen gefördert werden. Aber auch das wird in vielen Fällen nicht ausreichen, um den Ausbildungsabbruch zu verhindern. Hierfür wäre es nötig, in Zusammenarbeit mit den Kammern und Unternehmen ein Frühwarn-system zu errichten, um so bald wie möglich individuelle Beratung und Betreuung anzubieten. Das setzt letztlich aber auch die Bereitschaft der jungen Menschen voraus, sich helfen zu lassen. Hierbei kommt es in hohem Maß auch auf die Mit-wirkung der Eltern und Familien an.

2.2.5 Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und der Leben sar-beitszeit der Menschen über 55 Jahre

Die ersten Jahre nach der Wende waren geprägt von einem frühzeitigen Aus-

scheiden aus dem Berufsleben. Zunächst bestand die Möglichkeit, bereits ab 55

Jahren mit Hilfe unterschiedlicher Fördermaßnahmen (Kurzarbeit Null, Alters-

übergangsgeld, Vorruhestandsgeld etc.) faktisch aus dem Erwerbsleben auszu-

scheiden. Erst mit der Agenda 2010 wurde dieser „Frühverrentungspolitik“ Ein-

halt geboten. Derzeit gibt es nur noch in wenigen größeren Unternehmen Alters-

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teilzeitangebote. Der Rentenzugang ist in der Regel erst ab Vollendung des 63.

Lebensjahres – und dann noch mit Abschlägen – möglich.

Diese vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der Finanzie-rungsperspektiven der Rentenversicherung vorgenommene Veränderung der rechtlichen Rahmenbedingungen erfordert ein weitreichendes Umdenken bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Die Arbeitsverwaltung flankiert diese Entwick-lung. Zwischenzeitlich ist es gelungen, dem „Jugendwahn“ entgegenzuwirken. Zum einen werden ältere Arbeitnehmer seltener entlassen. Zum anderen verbes-sern sich für ältere Arbeitslose sukzessive auch die Einstellungschancen. Im Ergebnis ist bereits eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung der über 50-Jährigen zu verzeichnen. Im Jahr 2000 lag die Beschäftigungsquote Älterer in Gera bei 37,7 %, im Jahr 2011 bei 48,2 %. Auch das Renteneintrittsalter steigt sukzessive. Damit einher geht für Arbeitgeber die Notwendigkeit, verstärkt in die altersgerechte Gestaltung der Arbeitsplätze zu investieren. Demografie-Manager können sich sicherlich nur wenige große Unternehmen leisten. Allerdings müs-sen sich alle Unternehmen mit diesem Thema auseinandersetzen. Für die Arbeitnehmer bedeutet dieser Trend, ihre Beschäftigungsfähigkeit mög-lichst lange zu erhalten. Das bezieht sich sowohl auf qualifikatorische als auch auf gesundheitliche Aspekte. Der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter kommt die Aufgabe zu, beide Seiten des Arbeitsmarktes zu diesen Punkten zu informieren und zu beraten. Aktuell wird hierzu ein Beratungsprojekt vorbereitet, das über das Land im Rahmen des Europäischen Sozialfonds kofinanziert werden soll. Ziel ist es, ältere Arbeitneh-mer möglichst lange in Beschäftigung zu halten.

2.2.6 Erhöhung der Zahl der Industriearbeitsplätze

Wie vorab bereits erwähnt, fehlt es in Gera an Industriearbeitsplätzen. In der Frage von Neuansiedlungen in diesem Bereich oder beim Ausbau vorhandener Kapazitäten ist vor allen die Wirtschaftsförderung gefragt. Die Arbeitsagentur nimmt bei Investitions- und Ansiedlungsüberlegungen Einschätzungen zur loka-len und regionalen Verfügbarkeit von Fachkräften vor und wirkt gemeinsam mit dem Jobcenter durch gezielte Vermittlungs- und Qualifizierungsaktivitäten auf die rechtzeitig Bereitstellung der benötigten Arbeitskräfte hin.

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An dieser Stelle ist auch anzumerken, dass aufgrund der Gesamtumstände die Chancen für Großansiedlungen im Raum Gera eher gering sind. Aussichtsrei-cher dürften Überlegungen sein, die vorhandenen Unternehmen zu stabilisieren und zu erweitern sowie vor- bzw. nachgelagerte Produktionen und Dienstleis-tungsangebote hier anzusiedeln.

2.2.7 Trendumkehr bei der Bevölkerungsentwicklung

Wenig aussichtsreich dürfte es sein, direkt auf eine Erhöhung der Geburtenzahl hinzuwirken. Erfolgsversprechender erscheint eine indirekte Strategie, bei der letztlich über den Weg perspektivenreicher Beschäftigungsmöglichkeiten mehr Zuversicht in der Bevölkerung erzeugt wird. Das vermindert die Abwanderung und fördert die Rückkehr von Fachkräften und bewirkt damit auf längere Sicht eine Verlangsamung des Bevölkerungsrückgangs. Bei günstiger Entwicklung könnte sogar eine Trendumkehr eintreten. Ein wesentlicher Faktor bei den Beschäftigungsperspektiven sind die Arbeits-platzsicherheit sowie die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten. Eine wichtige Rolle spielen auch die Arbeitsentgelte. Das soll nicht heißen, dass das Lohnni-veau von Bayern und Baden-Württemberg als Maßstab dient. Allerdings muss es gelingen, die Entgeltunterschiede zu reduzieren, damit die Region bei der Abwä-gung der maßgeblichen Beschäftigungs- und Lebensbedingungen an Attraktivität gewinnt.

3. Fazit und Ausblick

Die vorangegangenen Ausführungen erheben nicht den Anspruch auf Vollstän-digkeit und empirische Absicherung der angerissenen Wirkungszusammenhän-ge. Sie sollen vielmehr das Handlungsspektrum aufzeigen. Bisher gibt es aus Sicht der Agentur für Arbeit für die Stadt Gera keine dezidierte und nachhaltig verfolgte Handlungsstrategie zur Stadtentwicklung und der damit im Zusammenhang stehenden Fachkräftesicherung. Das vom vorangegangenen Oberbürgermeister, dem Thüringer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Technolo-gie sowie dem Sprecher der Geschäftsführung der Landes-entwicklungsgesellschaft Thüringen am 01.04.2011verkündete Programm „Per-spektiven für Gera – Zehn Punkte für Wachstum und Beschäftigung“ umreißt zwar eine Vielzahl von Ansatzmöglichkeiten. Dabei handelt es sich aber nur um

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„die Richtschnur zur Erarbeitung konkreter Projekte und Umsetzungsschritte, die jetzt folgen muss“. In diesem Sinn gilt es, in Rahmen geeigneter Netzwerkstruk-turen spezifische Maßnahmen auszuwählen, detaillierte Schritte zur Umsetzung und Nachhaltung zu vereinbaren sowie konkrete Verantwortlichkeiten festzule-gen. Die Arbeitsagentur Altenburg-Gera sowie das Jobcenter Gera stehen hierfür als kompetente und verlässliche Partner zur Verfügung.

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Anhang Strukturdaten 2010 für Gera Übersicht über die Indikatoren im Detail

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Strukturdaten 2010 für Gera

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