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ANNE CHANSON METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS HANDBUCH Handbuch für Lehrpersonen im Kindergarten, in der Grundstufe, in der Basisstufe, in der Primarschul-Unterstufe und von heterogenen Gruppen von 4- bis 8-jährigen Kindern Band 1
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ANNE CHANSON METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS

HANDBUCH

Handbuch für Lehrpersonen im Kindergarten,in der Grundstufe, in der Basisstufe, in derPrimarschul-Unterstufe und von heterogenen Gruppen von 4- bis 8-jährigen Kindern

Band 1

Anne ChansonMethoden der KindergartenpraxisHandbuchISBN 3-03905-098-2

1. Auflage 2004

Internet: www.hep-verlag.ch/mat/kindergarten

Projektleitung: Martin EssigKorrektorat: Gabriela Schüpbach, Philipp FluryGestaltung/Umschlag: Atelier Kurt Bläuer, Bern

Bibliografische Information Der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unterhttp://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten © 2004 h.e.p. verlag agBildung.Medien.Kommunikation, Bern/SchweizEs war nicht in allen Fällen möglich, die Rechteinhaber der Abbildungen und Texte zu eruieren. Berechtigte Ansprüche werden im Rahmen üblicherVereinbarungen abgegolten.

Auslieferung:h.e.p. verlag ag AuslieferungenDLS Lehrmittel AGSpeerstrasse 189500 WilTel. +41 71 929 50 20Fax +41 71 929 50 [email protected]

h.e.p. verlag agBildung.Medien.KommunikationBrunngasse 36CH-3011 Bern

www.hep-verlag.ch

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS INHALT

INHALT

VORWORTAus der Praxis für die Praxis 5

ÜBERBLICK UND AUFBAU DER METHODENÜberblick über die Verwendung der Methoden 7Aufbau der Beschreibung zu den einzelnen Methoden 8

ANWENDUNG DER METHODEN IN LERNSITUATIONEN MIT KINDERNDer Einsatz der Methoden im Tagesablauf eines Kindergartens 9Besonderheiten beim Unterrichten von 4- bis 8-jährigen Kindern 11Auswahl der Methoden bei der Planung einer Sequenz 11Soziale Formen: Gesamtgruppen-, Teilgruppen-, Kleingruppenaktivität 12Grundformen des Lehrens und Lernens 14Anwendungsbereiche: Kindergarten, Grundstufe, Basisstufe, Primarschulunterstufe usw. 15Literatur und Quellenverzeichnis 16

24 METHODENGeschichten oder Märchen erzählen 19Bilderbuch erzählen 23Erzählendes Gestalten 27Begriffsbildung 31Darstellendes Spiel 35Jeux Dramatiques 39«Dramatisieren» 43Sinnesspiele – Sinnesübungen 47Denkspiele 53Zählspiele 59Raumorientierungsspiele 63Konstruktionsspiele, geführtes Tun 67Kreis- und Singspiele einführen 71Lied- oder Verseinführung 73Geschichtenturnen 77Rhythmik 81Werkstattunterricht 85Spiel- und Lernfeld 89Spaziergang, Ausflug, «Reisli» 93Waldtag 97Arbeitstechnik Einführung 101Geführtes Zeichnen, Malen 107Feste feiern 113Geburtstagsritual 117

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS INHALT

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS VORWORT

AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS

Der Hauptteil dieses Handbuchs enthält eine Methodensammlung zum Nachschla-gen. Ich beschreibe Methoden des Kindergartenunterrichts, die sich in meiner Arbeitmit dem 4- bis 7-jährigen Kind bewährt haben. Die Sammlung ist in meiner Arbeitals Dozentin für Stufendidaktik Kindergarten und mit Fachfrauen in der Kinder -gartenausbildung entstanden. Meinen Praxiskindergärtnerinnen und Studierendenhaben die Merkpunkte zu den verschiedenen Methoden bei der Gestaltung desUnterrichtes und dessen Reflexion geholfen. Die Anwendung jeder Methode hilft zur Entwicklung der Selbst-, Sach- und Sozial-kompetenz. Bei der Auswahl der Methoden habe ich darauf geachtet, dass siebezüglich der Bildungsbereiche, die sie abdecken, möglichst vielfältig sind. Das wirdaus der Tabelle 1 (vgl. Seite 7) sichtbar. Im ersten Band werden 24 Methodenbeschrieben, im zweiten Band folgen weitere.Der erste Teil dieses ersten Bandes hilft der Lehrperson, Methoden für ihren Unter-richt auszuwählen. Zudem gibt er Hinweise, wie die Methoden in die aktuelle Didak-tik eingebettet sind. Ich verzichte bewusst auf die Darstellung von Theorien der all-gemeinen Didaktik. Es gibt dazu eine Fülle von ausgezeichneten Lehrbüchern.

� VORWORT

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS VORWORT

Dieses Handbuch soll• ein Lehrmittel für Lehrpersonen im Kindergarten, in der Grundstufe, in der Basis -

stufe, in der Primarschul-Unterstufe und von heterogenen Gruppen von 4- bis 8-jäh-rigen Kindern sein. Die Methoden sind auch Modelle, die persönlich variierbar sind.Sie geben neue Ideen und Anregungen.

• den Studierenden in der Kindergärtnerinnen-Ausbildung, ihren Dozenten und Praxis-lehrpersonen eine Orientierung sein, denn die gemeinsame, verbindliche Fachspra-che hat sich in der Praxis bewährt.

• jenen einen Einblick in die Kindergartenmethodik und -praxis geben, die bei der Ent-wicklung der Grundstufe/Basisstufe mitarbeiten.

Der Kindergarten und die ersten Jahre der Primarschule sind im Umbruch, wir wis-sen nicht, in welcher Form sie sich verändern werden. Was wir kennen, sind dieQualitäten der beiden bisherigen Stufen. Der Kindergarten ist geprägt durch die Heterogenität in der Entwicklung der Kinderund dadurch, dass Kinder verschiedener Kulturen oft das erste Mal zusammenkom-men. Im Gegensatz zur Primarschule, welche bisher von der Homogenität einerAltersjahrgangklasse ausging.Ein hohes Mass der Individualisierung durchdringt die Unterrichtsgestaltung des jet-zigen Kindergartens. Durch die Einführung der «Erweiterten Lehr- und Lernformen»wird die Individualisierung auch in der Primarschule verwirklicht.Die Lernkultur des Kindergartens hat einen Schwerpunkt im spielerischen, emotio-nalen, sinnlich handelnden und sozialen Lernen. Verschwindet diese Lernkultur odergelingt es, sie auch in einer Grundstufe/Basisstufe einer neuen, den Kindergartenund einen Teil der Primarschule umfassenden Schulstufe zu verwirklichen?Das spielerische, emotionale, sinnlich handelnde und das soziale Lernen gilt in derheutigen Hirnforschung als sehr wirksame Lernform. Die Arbeit der Kindergärtnerinzeichnet sich durch eine enorme methodische Vielfalt aus, die alle diese Lernformenstark berücksichtigt.Mein Anliegen, Methoden in schriftlicher Form festzuhalten, ist in der jetzigen Auf-bruchsituation bedeutungsvoll, da sie bis heute fast nur mündlich überliefert sind. Ich danke allen, die durch anregende Gespräche und durch die Zusammenarbeitzum Entstehen dieser Sammlung beigetragen haben. Namentlich erwähnen möch-te ich Margrit Röllin für die Fachberatung zur Gestaltung des Buches. Den Eltern, Kin-dern und Kindergärtnerinnen danke ich für die Möglichkeit, mit Fotos Einblick in dieUnterrichtsgestaltung geben zu können.

Dieses Buch ist all meinen Studentinnen und Studenten gewidmet.

November 2003

Anne Chanson

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ÜBERBLICK UND AUFBAU

ÜBERBLICK UND AUFBAU

ÜBERBLICK ÜBER DIE VERWENDUNG DER METHODEN

Mathe- Bewe- Kind undMethoden Band 1 Spiel Sprache matik Musik gung Mitwelt Gestalten ELF

Geschichten oder Märchen erzählen x x

Bilderbuch erzählen x x

Erzählendes Gestalten x x x

Begriffsbildung x x x x x

Darstellendes Spiel x x x x x x

Jeux Dramatiques x x x x x x

«Dramatisieren» x x x x x

Sinnesspiele – Sinnesübungen x x x x x x

Denkspiele x x x x

Zählspiele x x x x

Raumorientierungsspiel x x x x

Konstruktionsspiele, geführtes Tun x x x x x

Kreis- und Singspiel einführen x x x x x x

Lied- oder Verseinführung x x x

Geschichtenturnen x x x

Rhythmik x x x x x x x

Werkstattunterricht x x x x x x x x

Spiel- und Lernfeld x x x x x x x x

Spaziergang, Ausflug, «Reisli» x x x

Waldtag x x x x x x x x

Arbeitstechnik Einführung x x x x x

Geführtes Zeichnen, Malen x x x x

Feste feiern x x x x x

Geburtstagsritual x x x x

Tabelle 1

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ÜBERBLICK UND AUFBAU

AUFBAU DER BESCHREIBUNG ZU DEN EINZELNEN METHODEN

Das Handbuch enthält eine Methodensammlung. Um die verschiedenen Methodenvoneinander zu unterscheiden, sind viele Merkpunkte aufgeführt. Sie zeigen die cha-rakteristischen Merkmale der einzelnen Methode auf. Sie geben einer Lehrpersonklare, beobachtbare Kriterien für den fachgerechten Einsatz der Methode und umdas methodisch-didaktische Handeln zu reflektieren.

IDEE zeigt den Kerngedanken der Methode

GEFÖRDERTE zeigen, wozu sich die Methode eignet, und ihren Nutzen und Wert in Bezug auf die KOMPETENZEN beim Kind geförderte Selbst-, Sach- und Sozialkompetenz

RAUM/MATERIAL zeigt z. B. Aspekte der Sitzordnung auf, räumliche Bedingungen und beschreibt dieHilfsmittel

ABLAUF gibt Hinweise auf den Aufbau der Methode und ihre Durchführung

Einführung:Hauptteil: sind Phasen im LernprozessAbschluss:

SPIELIMPULS Hier spricht die Lehrperson einige Anregungen aus, als Brücke zu der folgendenSequenz. Diese Überleitung zum individuellen Lernprozess gibt Anregungen, womitsich das Kind in der anschliessenden Sequenz freiwillig beschäftigen kann. DieseAnregungen können sich auch auf eine Aufgabe beziehen, mit der sich das Kind ineiner anschliessenden Sequenz beschäftigen muss.

DIDAKTISCHE geben Anregungen zur Vorbereitung der geführten Sequenz, machen auf Zusam-HINWEISE menhänge in der Vermittlung zwischen Lehrperson – Kind – Sache aufmerksam

MÖGLICHKEITEN zeigen Varianten zum oben beschriebenen Ablauf auf

BEISPIELE erklären in Wort oder Bild ein konkretes Vorgehen aus der Praxis

LITERATUR nennt einzelne spezielle Fachbücher zu dieser Thematik. Es sind oft Klassiker. Ichverzichte jedoch bewusst auf die Aufzählung einer breiten Fachliteratur. WichtigeBücher sind im Literaturverzeichnis zu finden.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANWENDUNG DER METHODEN

ANWENDUNG DER METHODEN IN LERNSITUATIONEN MIT KINDERN

METHODEN Das Wort «Methode» kommt aus dem Griechischen und bedeutet «der Weg zu SIND WEGE etwas hin». Methoden sind dann notwendig, wenn bestimmte Lerninhalte vermittelt

werden. Sie zeigen Möglichkeiten, wie und womit die Lehrperson Unterrichts -einheiten gestalten kann.Methoden beeinflussen in hohem Masse die Qualität des Unterrichts und beeinflus-sen

• die Sozialkompetenz,• die Sachkompetenz,• die Selbstkompetenz.

DER EINSATZ DER METHODEN IM TAGESABLAUF EINES KINDERGARTENS

ZEITSTRUKTUREN «S’Elfiglöggli lüüted scho, jetz isch Zyt zum heimegoh …». Über lange Zeit besuch-ten Kinder in der deutschsprachigen Schweiz den Kindergarten von 9–11 Uhr, alsozwei Stunden am Morgen und zwei Stunden am Nachmittag. Das Pensum von 18–20Stunden pro Woche war auf sechs Tage verteilt. Mit der Einführung der Fünftage -woche änderte diese einheitliche Struktur. Die Unterrichtszeit wurde auf fünf Tageumverteilt, von Gemeinde zu Gemeinde zeitlich verschieden geregelt. Die zeitlicheAufgliederung ist heute sehr vielfältig; auffallend ist bei allen Modellen ein langerMorgen.Bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel und die neuen Zeitstrukturen, entstan-den verschiedene neue Organisationsformen: Blockzeitenunterricht gemeinsam mitder Unterstufe, langer Morgen mit und ohne Mittagstisch usw. Modellversuche derGrundstufe/Basisstufe sind mit den verschiedensten Zeitstrukturen möglich.

STRUKTUR- Die neuen Zeitstrukturen lösten auch die traditionell festgelegte Abfolge der Aktivi-ELEMENTE täten für einen Halbtag auf, nämlich «Geführte Tätigkeit/Aktivität», «Znüni», «Frei-

spiel». Die Abfolge ist heute flexibel und vielfältig. Eine Mehrheit von Didaktiklehrerinnen für Stufendidaktik Kindergarten einigte sichdarauf, den Begriff «Sequenz» für alle Einheiten zu übernehmen. Unter «Sequenz»(Aufeinanderfolge, Folge, Reihe) verstehe ich die Bezeichnung einer Zeiteinheit. Inder Folge verwende ich die Begriffe «Geführte Sequenzen» für «Geführte Tätigkeit»,«Freie Sequenz» für «Freispiel» und «Angeleitete Sequenz» für Förderangebote oderSpiel- und Lernfelder während des «Freispiels».Wichtige Strukturelemente des Kindergartens sind in diesen Zeiteinheiten nichtberücksichtigt worden, nämlich Elemente wie Empfang, «Znüni», Verabschiedungusw. Diese gemeinschaftsfördernden Elemente sind ebenfalls Sequenzen. Im Artikel«Neue Begriffe für den Kindergarten und die Unterstufe» (4 bis 8, Fachzeitschrift fürden Kindergarten und die Unterstufe, Nr. 2/2003) sind sie in der «VerbindendenSequenz» zusammengefasst.Die Lehrperson achtet bei der Halbtagesgestaltung auf die Befriedigung der kindli-chen Bedürfnisse, die Konzentrationsfähigkeit und auf die Gruppenbildung. Sie ver-

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANWENDUNG DER METHODEN

sucht, die Phase des gemeinsamen Lehrens und Lernens im Sitzkreis (Stübli) gut zuplatzieren. Wie immer die Abfolge der Aktivitäten strukturiert ist, bietet die gleichbleibende Rhythmisierung des Halbtages dem Kind eine Orientierungshilfe. Folgende Elemente kennzeichnen den Halbtag:

• Persönliche Begrüssung des Kindes, Umkleiden in der Garderobe • Erste Spielzeit/Auffangzeit: Hineinfinden in den Kindergarten • Verbindende Sequenz/Sammlung: Besammlung im Sitzkreis, Anfang des gemein-

samen Teils• Geführte Sequenz/Geführte Tätigkeit: Geleiteter Lernprozess für alle Kinder

gleichzeitig im Sitzkreis. Die Lehrperson bestimmt Ziele, Inhalte und Methoden. Sierealisiert sie mit einem übergeordneten Thema. Die geführte Sequenz repräsentiertdas zielorientierte Lehren und Lernen.

• Verbindende Sequenz/«Znüni»: Gemeinsame Esspause (im Sitzkreis, am Tisch,paarweise, nach Bedarf)

• Freie Sequenz/Freispiel: Darin bestimmt das einzelne Kind weitgehend, mit wases sich beschäftigen möchte, also was es spielt und lernt. Die freie Sequenz reprä-sentiert das autonome Lernen in einer vorbereiteten Umgebung. Diese Sequenz istbestimmt durch das Spiel- und Beschäftigungsmaterial, den Innen- und Aussen-raum, die Spielzeit und die Wahl der Spielpartner.

• Angeleitete Sequenz/Freispiel: Spiel- und Lernfelder mit verbindlichen Angebotenzur Verarbeitung der geführten Sequenz. Einzelne Aufgaben, gestellt durch die Lehr-person, werden erarbeitet. Die angeleitete Sequenz findet meistens innerhalb derfreien Sequenz statt.

• Verbindende Sequenz/Ausklang: Gemeinsamer Abschluss, Vorbereitung auf dasKindergartenende, Umkleiden in der Garderobe

• Persönlicher Abschied des Kindes

Die Dauer der Sequenzen richtet sich nach Ziel, Inhalt, Methodenwahl und dem Ent-wicklungsstand der Gruppe. Die einzelnen Sequenzen können nacheinander odergleichzeitig gestaltet werden. Gleiche Ziele und Inhalte können in verschiedenenSequenzen angegangen werden. In der Regel folgen diese Sequenzen in beliebigerReihenfolge nacheinander.

Vier Beispiele für die Anordnung von Sequenzen:

40 Min. Freie Sequenz 40 Min. Geführte Sequenz40 Min. Geführte Sequenz 20 Min. Freie Sequenz15 Min. Verbindende Sequenz, «Znüni» 15 Min. Verbindende Sequenz, «Znüni»60 Min. Freie und angeleitete Sequenz 80 Min. Freie und angeleitete Sequenz

60 Min. Angeleitete Sequenz 45 Min. Geführte Sequenz25 Min. Verbindende Sequenz, «Znüni» 60 Min. Freie und angeleitete 70 Min. Freie Sequenz 50 Min. Freie Sequenz

EINSATZ Die geführte Sequenz und oft auch die angeleitete Sequenz bestehen in der Anwen-VON METHODEN dung einer im Handbuch aufgezeigten Methode. Der Ablauf einer Methode ist in

eine Vielzahl von methodischen Schritten gegliedert. Zum Beispiel kommen bei derMethode «Samichlauslied-Einführung» in einer geführten Sequenz die Methoden«Geschichten erzählen» und «Bildbetrachten» als Teilmethoden vor. Jede Methodekann in der Gross-, Teil- oder Kleingruppe eingesetzt werden.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANWENDUNG DER METHODEN

BESONDERHEITEN BEIM UNTERRICHTENVON 4- BIS 8-JÄHRIGEN KINDERN

METHODEN Das Kind begegnet im Kindergarten meistens das erste Mal methodisch geplantemAKTIVIEREN Lehren und Lernen. Die Lehrperson erweitert das natürliche, individuelle Lernen desDAS KIND Kindes durch die Herstellung von Lernanreizen. Sie erzeugt in der geführten

Sequenz spannungsvolle Situationen, die in einer innern Verbindung zu den Lern -voraussetzungen der Kinder stehen und dadurch subjektive Anreize auslösen. Dasbedeutet Lernen durch Spielen, Lernen durch Nachahmung unter Kindern, Lernenan Beispielen und durch thematische Rahmengeschichten, welche Lerninhalte ineinen sinnvollen Zusammenhang bringen. Neben dem innern Beteiligtsein ist dieEigenaktivität im Lernen die Quelle, die es zu erhalten gilt. Jede Methode soll das Kind aktivieren und ihm bewusst die Möglichkeit zum persön-lichen Ausdruck geben. «Lernen erfolgt nicht passiv, sondern ist ein aktiver Vorgang, in dessen Verlauf sichVeränderungen im Gehirn abspielen.» Manfred Spitzer zeigt in seinem Buch «Ler-nen» u. a. Faktoren auf, die das Lernen beeinflussen. Es sind dies die Aufmerksam-keit, die Emotionen und die Motivation. Er beweist durch neuste Gehirnforschungdie Bedeutung der interessanten Umgebung, mit der das Kind in Wechselwirkungtreten kann. Je vielfältiger, spielähnlicher, interaktiver, umso besser. Ebenso wichtig ist das Prinzip der Mitbestimmung und der Mitplanung. Die Beiträgeder Kinder (z. B. die Mitgestaltung bei wachsendem Schwierigkeitsgrad) spielen einebedeutende Rolle.

AUSWAHL DER METHODEN BEI DER PLANUNG EINER SEQUENZ

ENTSCHEIDUNGS- Didaktische Modelle sind in ihren Ansätzen verschieden und durch den Zeitgeist GRUNDLAGEN FÜR geprägt. Der «Lerntheoretische Ansatz» definiert Lernen als einen Prozess mitDIE AUSWAHL Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Bedingungsfeldern (Heimann-Schulz,EINER METHODE Berlinermodell). Er wird im Kindergarten zusammen mit dem «Situationsorientierten

Ansatz» (A. Krenz), einer ganzheitlichen Elementarpädagogik, umgesetzt.Die Kindergartendidaktik, bedingt durch den heterogenen Entwicklungsstand derKinder, seine Spielpädagogik und das Unterrichten mit konkretem Material, verbin-det beide Ansätze. Margrit Röllin hat daraus «Entscheidungsgrundlagen für den heu-tigen Kindergarten» entwickelt. P. Gasser zeigt im «Lehrbuch Didaktik», dass Lernenim multikulturellen Umfeld ebenfalls auf diesem Ansatz, d. h. der Verbindung derzwei oben genannten Ansätze, aufbaut.

In der detaillierten Planung der geführten Sequenz und in der langfristigen Planungdes Unterrichts beachtet die Lehrperson den Situationsbezug mit den soziokulturel-len Voraussetzungen der Kinder. Sie stellt folgende didaktische und methodischeÜberlegungen an:

Didaktische Überlegungen • Wo hole ich die Kinder ab? Vergegenwärtigung der heterogenen Lebensbereiche• Was ist das Lernziel? Auswahl der Lerninhalte • Was ist der Sinn für die Kinder?

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANWENDUNG DER METHODEN

Methodische Überlegungen • Wie gestalte ich den Ablauf? • Mit welchen Methoden (Lehrformen) komme ich zum Ziel? • Mit welchen Sozialformen gestalte ich den Ablauf? • Mit welchem Material arbeite ich? Organisatorische Faktoren, Raum und Zeit

Methodenverständnis Diese didaktischen und methodischen Überlegungen sind ebenfalls durch die Ver-bindung der oben genannten Ansätze geprägt. Ich betrachte die Anwendung dervorliegenden Methodensammlung ebenfalls vor diesem Hintergrund. Wie ich obenzu erklären versucht habe, ersetzen die «Wie und Womit»-Fragen die «Was undWozu»-Fragen nicht.

SOZIALE FORMEN: GESAMTGRUPPEN-, TEILGRUPPEN-,KLEINGRUPPEN AKTIVITÄT

Die Lehrperson gestaltet Unterrichtsequenzen in unterschiedlichen Sozialformen.Zusammen mit der Wahl der Methode bestimmt die Lehrperson die Sozialform unddamit ein sinnvolles soziales Arrangement. Darüber hinaus legt sie in der Detailpla-nung der Durchführung eine Rhythmisierung der Sozialformen fest. Einzelarbeit undPartnerarbeit stehen im Wechsel zu Gruppen- oder Klassenarbeiten. Von den Sozial-formen greife ich hier im Folgenden die Gesamtgruppen-, Teilgruppen- und Klein-gruppenaktivität heraus.

GESAMTGRUPPEN- Die Lehrperson führt mit allen Kindern gleichzeitig eine Unterrichtssequenz durch.AKTIVITÄT Diese findet in einem Stuhlkreis oder im offenen Sitz-Zentrum statt, wo alle ihren

eigenen Platz haben, um sich zu versammeln. Gesamtgruppenaktivität bezeichnet eine Sozialform im Lehr- und Lernprozess. Es istGesamtklassenunterricht.

Möglichkeiten• Gesamtgruppenaktivität in der geführten Sequenz zu Beginn des Halbtages, nachher

individualisierte Angebote.• Freies Spielen, anschliessend Gesamtgruppenaktivität in der geführten Sequenz,

danach freie Angebote.

BeispieleLiedeinführung in der Gesamtklasse, Einführung des Werkstattunterrichtes, «Znüni»-Essen, Ausflug in den Wald usw.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANWENDUNG DER METHODEN

TEILGRUPPEN- Die Lehrperson führt mit einem Teil der gesamten Kindergruppe eine geführteAKTIVITÄT Sequenz, eine Teilgruppenaktivität durch. Die andern Kinder sind parallel dazu

selbstständig, ohne Hilfe der Lehrperson beschäftigt. Für sie gelten in dieser Zeitspezielle Regeln. Teilgruppenaktivität bezeichnet eine Sozialform im Lehr- und Lernprozess. Es ist eineArt Halbklassenunterricht.

MöglichkeitenGeführte Sequenz, parallel dazu freie Sequenz mit eingeschränkten Wahlmöglichkei-ten:

• als Angebot in zwei sich wiederholenden Teilgruppenaktivitäten unmittelbar hinter-einander: Einführung einer Arbeitstechnik

• als freies Angebot in mehrmaliger Wiederholung, verteilt auf einen Tag, 2–3 Mal proHalbtag

BeispieleHerstellung eines Zopfteiges, Einführung einer Werkstatt, Bildbetrachtung, Geschich-ten erzählen, Gespräch, Singspiele usw.

KLEINGRUPPEN- Kinder lösen eine von der Lehrperson gestellte Aufgabe in 2er-, 3er- oder grösserenAKTIVITÄT Gruppen selbständig, ohne Hilfe der Lehrperson.

Kleingruppenaktivität bezeichnet eine Sozialform im Lehr- und Lernprozess. Sie kannin allen Sequenzen eingesetzt werden.

Möglichkeiten• Arbeitsgleicher Auftrag: Alle Kinder haben die gleiche Aufgabe zum gleichen Thema.• Arbeitsteiliger Auftrag: Im gleichen Thema gibt es unterschiedliche Aufgaben.• Eltern-Kind-Aktivitäten in Kleingruppenarbeit: Am ersten Kindergartentag verziert

das Kind mit Hilfe der Mutter seinen Namensstein, Osterwerkstatt, Postenlaufolym-piade usw.

• Schüler aus dem Schulhaus bilden Kleingruppen mit Kindergartenkindern. Oft ge -schieht das im Stufen übergreifenden Projektunterricht.

• Eine Gruppe von Schulkindern verbringt regelmässig ein Mal pro Woche die Pauseauf dem Kindergartenareal. Es bilden sich Kleingruppen. (P. Büchel: «Immer drüü mitenand»)

BeispielePartnerarbeit innerhalb eines Konstruktionsspiels zum Thema Wald. Zwei Kindergestalten miteinander einen Weg und eine Brücke aus Naturmaterial. Kleingruppenarbeit als Abschluss und Repetition der Bilderbuchgeschichte «Vladi-mir». Die Kinder zeigen in der Kleingruppenarbeit ihr Wissen zum Thema in einemgemeinsam gezeichneten Gartenbild.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANWENDUNG DER METHODEN

GRUNDFORMEN DES LEHRENS UND LERNENS

ORDNUNG VON Es gibt in der didaktischen Fachliteratur verschiedene Versuche, die Vielfalt vonGRUNDFORMEN Methoden zu ordnen. Eine systematisch befriedigende Ordnung ist schwer zu fin-DES LEHRENS den. Das gilt besonders für Lehr- und Lernformen im Kindergarten. In der didakti-UND LERNENS schen Fachliteratur haben verschiedene Autoren verschiedene Gruppen von Grund-

formen des Lehrens und Lernens dargestellt, die sich zum Teil überlappen. Vierdavon sind im Folgenden aufgeführt, wobei die eingefügten Beispiele einen Bezugzum Kindergarten herstellen.

Klassische LehrformenDie klassischen 12 Grundformen des Lehrens (nach H. Aebli) sind zielorientierteLehrmethoden. Ihr Schwerpunkt ist das Vermitteln von Wissen und Fertigkeitendurch die Lehrperson in der Grossgruppe. Beispiele: Geschichten erzählen, Bild- oder Objektbetrachtung in der geführtenSequenz.

Lernarrangements/Lernumgebung «Moderne Lernlandschaften bestehen aus multimedialen Lerninseln. Schwerpunktist das eigenständige, selbstgesteuerte und verstehensorientierte Lernen» (HansBerner, Didaktische Kompetenzen). Beispiele: Der Kindergarten als Erlebnis-, Erfahrungs- und Lernwelt zeichnet sichdurch eine methodisch-didaktisch vorbereitete Lernumgebung aus. Zudem ist ent-deckendes Lernen, spielerisches situatives Lernen auch in der Natur, in der Wieseoder im Wald möglich.

SpielformenEigenaktive Lernformen der Kinder entwickeln sich schon vor dem Kindergarten -eintritt im Spiel. Die verschiedenen Erscheinungsformen werden in Spielbereiche,z. B. Funktions-, Konstruktions-, Rollenspiel, gegliedert (nach Schmidtchen/Erb). IhreSchwerpunkte sind hohe emotionale Betroffenheit, Intensität, intrinsische Motiva -tion und das handelnde «Selber Tun». Beispiele: Um spielerische Lernaktivität zu animieren, gestaltet die Lehrperson diefreie und angeleitete Sequenz als eine methodisch-didaktisch vorbereitete Lernum-gebung. Sie stellt Spielmaterial für die verschiedenen Spielformen zur Verfügung. Sie unter-scheidet verschiedene Niveaustufen, um der Individualität der Kinder gerecht zuwerden.

Erweiterte Lehr- und Lernformen: ELF Im Unterschied zu den klassischen Grundformen spricht man von «Erweiterten Lehr-und Lernformen». Sie sind historisch in der Reformpädagogik verwurzelt und in dergegenwärtigen Unterrichtsrealität als neue Lernkultur vorzufinden. Die neuere, vorallem konstruktiv-kognitiv bestimmte Auffassung betont gegenüber den klassischenLehrformen den subjektiven Prozess des Lernens, der durch Lernangebote denmentalen Aufbau von Strukturen (im individuellen Gehirn) anregt. Die ELF gehenvom individuellen Vorwissen aus. Sie nehmen Bezug auf neue lern- und neuro -psychologische Erkenntnisse, wie z. B. die Individualität der Lernbiografien der Men-schen, und auf neue Anforderungen an den Menschen durch Medien.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANWENDUNG DER METHODEN

Beispiele: Projektunterricht, Vertragsarbeit, Werkstattunterricht. ELF zeichnen sichdurch einen grösseren Anteil an individuellem, selbstgesteuertem Lernen aus, indem Vernetzung des Wissens, Selbstbestimmung und Solidaritätsfähigkeit ermög-licht werden.

ANWENDUNGSBEREICHE KINDERGARTEN, GRUNDSTUFE, BASISSTUFE, PRIMARSCHULUNTERSTUFE USW.

Die Methoden eignen sich in der Arbeit mit 4- bis 8-jährigen Kindern, die das spiele-rische, thematisch vernetzte Lernen betont. Natürlich müssen sich der Inhalt unddie Zielsetzung dem Niveau der Kinder anpassen. Ich möchte die heutige Methoden-vielfalt des Kindergartens aufzeigen und dazu beitragen, ein variables Methoden -repertoire zu entwickeln, das sich in der Arbeit mit 4- bis 8-jährigen Kindern einset-zen lässt. Ganz wichtig ist mir dabei, dass der methodische Ablauf nicht als starresSchema übernommen wird. Die gute Methodenwahl zeichnet sich durch eine eige-ne, in sich stimmige Linie aus, in der Ziel-, Inhalt- und Methodenentscheidungen inWechselwirkung zueinander stehen.

VERWENDUNG DER Im Hinblick auf eine Verbindung der ersten ein oder zwei Jahre der Unterstufe mitNEUEN BEGRIFFE dem Kindergarten in eine künftige Grundstufe/Basisstufe ist eine sprachliche Neu-

orientierung sinnvoll. Folgende Übersicht zeigt Parallelen und Unterschiede von bestehenden Strukturele-menten auf und beinhaltet einen Vorschlag für eine solche sprachliche Neuorientie-rung.

LEHR- UND LERN- Tabelle 2SEQUENZEN Die Dauer der Sequenzen richtet sich nach Ziel, Inhalt, Methodenwahl und dem Ent-IM VERGLEICH wicklungsstand der Gruppe.

Die einzelnen Sequenzen können nacheinander oder gleichzeitig gestaltet werden. Gleiche Ziele und Inhalte können in verschiedenen Sequenzen angegangen werden.

Bisherige Begriffe Geführte Tätigkeit Freispiel Freispiel EmpfangKindergarten Geführte Aktivität Fördermassnahmen Freies Spiel SammlungKinder Lektion Begabtenförderung Spiel «Znüni»

«Stübli» Spiel- und Lernfelder AusklangSitzkreis Montessori-Material VerabschiedungKreis Individuelle Vertiefung Übergänge

Bisherige Lektion Stillarbeit EmpfangBegriffe Frontalunterricht Einzelarbeit PauseUnterstufe Einstieg, neuer Stoff Vertiefung Verabschiedung

Freiarbeit Lernen auf eigenen Wegen

Neue Begriffe Geführte Sequenz Angeleitete Sequenz Freie Sequenz Verbindende Sequenzin Grund- oder Basisstufe, Kindergarten, Unterstufe

(Ruth Andrist, Anne Chanson)In der künftigen neuen Grundstufe/Basisstufe sollte auch bei der Vermittlung der Kulturtechniken der Schwerpunkt auf das auto -nome Lernen in der freien Sequenz gelegt werden, die den Raum für selbstbestimmtes Tun des Kindes erhält.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS LITERATUR UND QUELLENVERZEICHNIS

LITERATUR UND QUELLENVERZEICHNIS

• Aebli, Hans: Grundformen des Lehrens. Klett Verlag, Stuttgart, 1981.• Andrist, Ruth; Chanson, Anne: Neue Begriffe für den Kindergarten und die Unterstu-

fe; in: Fachzeitschrift für den Kindergarten und die Unterstufe, Nr. 2/2003.• Arbeitsgemeinschaft Jeux Dramatiques (Hrsg.): Ausdruckspiel aus dem Erleben Nr.

1. Zytglogge Verlag, Bern, 1995.• Bächli, Gerda: Der Tausendfüssler, Lieder und Singspiele. Musikverlag Pelikan, Zürich,

1977. • Baumann, Hansruedi: Mut tut gut. SVSS, Bern, 2001. • Baumann, Nicole: Regenbogenvogel. sabe-Verlag, Aarau, 1994.• Baumann, Nicole: Vom Rollenspiel zum Bilderbuch. Scola Verlag, Zürich, 2000.• Beeli, Irene: Spiel- und Lernfelder mit Stecken. Scola Verlag, Zürich, 2000.• Berner, Hans: Didaktische Kompetenz. Bern, 1999.• Björk, Christina; Kutsch, Angelika: Linnea im Garten des Malers. Bertelsmann Verlag,

München, 2002.• Blumenstock, Leonhard; Klein, Heinrich; Petillon, Hanns: Lernziel: Grundschule wei-

terentwickeln. Hemsbach, 2001.• Brühwiler, Herbert: Methoden der ganzheitlichen Jugend- und Erwachsenenbildung.

Verlag Leske+Budrich, Opladen, 1992.• Büchel, Patrizia: Immer drüü mitenand, Kleingruppenunterricht. Lehrmittelverlag des

Kantons Zürich, Zürich, 1990. • Büchin, Irmgard: Kindgemässes Lernen im Kindergarten. Stuttgart, 1978. • Der Schweizerische Kindergarten. Zeitschrift für Erziehung im Vorschulalter, Ausga-

ben ab Nr. 1/1986, KgCH, Zürich. • Diel, Elfriede: Friedrich Fröbel heute: Gestalten und Falten. Verlag Constri AG, Schinz-

nach, o. J.• Edleditsch, Helga: Entdeckungsreise Rhythmik. Don Bosco – Verlag, München, 2001.• Eidgenössische Sportkommission (Hrsg.): Sporterziehung, Band 2, Vorschule und

Band 3, 1.–4. Schuljahr. ESK, Bern, 1998.• Erziehungsdirektion des Kantons Zürich: Kindergartenbulletin, Nr. 23. Zürich, 1989.• Firmin, Ferdy: Bewegung als Zugang zur Welt. Verlag KgCH, Zürich, 1989. • Flitner, A.: Spielen – Lernen. München, 1986.• Franger, Gaby; Kneipp, Hubert: Miteinander leben und feiern. Dagyeli Verlag, Frank-

furt, 2001.• Frei, Heidi: Jeux Dramatiques mit Kindern. Zytglogge Verlag, Bern, 1995. • Freudenreich, Dorothea; Grässer, Herbert; Köberling, Johannes: Rollenspiel. Schroe-

del Verlag, Hannover, 1986. • Gasser, Peter: Didaktische Impulse. Gerlafingen, 1992. • Gasser, Peter: Lehrbuch Didaktik. h.e.p. Verlag, Bern, 2001. • Gruber, Christina; Rieger, Christiane: Entspannung und Konzentration. Kössel Verlag,

München, 2002.• Heimberg, Dora: Erfassen und Fördern im Kindergarten 2. Verlag KgCH, Zürich, 1990.• Hengartner, Elmar; Wieland, Gregor: Das Zahlenbuch 1, Mathematik Lehrwerk. Klett

Verlag, Zug, 2000. • Hertig, S.: Värs und Form. Schaffhausen, 1992. • Heyer-Oeschger, Margot: «Aazelle böle schelle». Kindergartenbulletin Nr. 14/15, ED

Kt. ZH, Zürich, 1986.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS LITERATUR UND QUELLENVERZEICHNIS

• Heyer-Oeschger, Margot: Erfassen und Fördern im Kindergarten. Zürich, 1987. • Heyer-Oeschger, Margot: Kindergarten und Schule gemeinsam. Zürich, 2002. • Hoffmann Muischneek, Sabine: Wie tönt grün? Verlag SVHS, Winterthur, 1989.• Hüsler, Silvia: ichwottau! Schweizerdeutsch für fremdsprachige Kinder. Verlag KgCH,

Hölstein, 2000.• Hüsler, Silvia: Très tristes Tigres. Lambertus Verlag, Freiburg im Breisgau, 1987.• Hüsler, Silvia; Privitera, Susanne: Liederwelt. Verlag KgCH, Zürich, 1990.• Irminger, Carmen: Tanzgarten. Verlag KgCH, Zürich, l988. • Jank, Werner; Meyer, Hilpert: Didaktische Modelle, Verlag Cornelsen Scriptor, Berlin

1994.• Klee, Paul: Bilderträumen. Prestel Verlag, München, New York, 1996.• Krenz, Armin: Der «Situationsorientierte Ansatz» im Kindergarten. Freiburg im Breis-

gau, 1991.• Lehrmittelverlag des Kantons Zürich (Hrsg.): Eigenaktivität im Kindergarten. Zürich,

1994.• Löscher, Wolfgang: Hör-Spiele, Riech- und Schmeckspiele. Don Bosco – Verlag, Mün-

chen, 1994. • Löscher, Wolfgang: Sand und Wasser. Don Bosco – Verlag, München, 1979. • Löscher, Wolfgang: Schwingen, Spuren. Sellier Verlag, 1996.• Messner, Helmut: Unterrichten lernen. Bühl, Baden, 1985. • Metzenthin, Rosmarie; Markus, Ursula: Schöpferisch Spielen und Bewegen. Pro

Juventute-Atlantis Verlag, Zürich, 1993. • Müller – Hiestand, Ursula: Feste und Bräuche im Jahreskreis. AT Verlag, Aarau, 1992.• Niederle, Charlotte: Methoden des Kindergartens, Teil 1–3. Linz, 1998. • Nuspliger, Katharina; Diel, Elfriede: Spielgaben für begabte Spieler. Verlag KgCH,

Zürich, 1985. • Oussoren-Voors, Ragnhild: Schreibtanz (Band I+II). Verlag Modernes Lernen, Dort-

mund, 1999/2002. • Petillon, Hanns; Valtin, Renate: Spielen in der Grundschule. Frankfurt am Main, 1999.• Piazza-Popp, Mirca dalla; Bucher Senn, Barbara: Sonnengelb und Erdbeerrot. sabe

Verlag, Zürich, 1998.• Rechsteiner B; Lang, Ch.: Die magischen Würfel. Verlag KgCH, Zürich, 1998. • Rinne-Sigg, U.: Verse und Lieder zum Zahlbegriff. ED Kt. ZH, Zürich, 1986.• Röllin, Margrit: Planung der Kindergartenarbeit. Verlag KgCH, Zürich, 1985. • Schmassmann, Margret: Heilpädagogischer Kommentar zum Zahlenbuch. Klett Ver-

lag, Zug, 2001 • Schmidtchen, Stefan; Erb, Anneliese: Analyse des Kinderspiels. Königsstein, 1979.• Schul- und Büromaterialverwaltung der Stadt Zürich (Hrsg.): Spiele und Lieder für

den Kindergarten. Verlag der Schul- und Büromaterialverwaltung der Stadt Zürich,Zürich 1965. (Nirgends aufzuspüren)

• Schüpbach, Jürg: Nachdenken über das Lehren. Bern, 1997.• Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (Hrsg.): Dossier

48A/ Bildung und Erziehung der vier- bis achtjährigen Kinder in der Schweiz. Bern,1997.

• Seitz, Marielle: Schreib es in den Sand. Don Bosco – Verlag, München, 1999. • Seitz, Marielle: Urformen-Quellen der Phantasie. Don Bosco – Verlag, München,

1997. • Seitz, Rudolf: SEH-Spiele, TAST-Spiele. Don Bosco – Verlag, München, 1984.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS LITERATUR UND QUELLENVERZEICHNIS

• Singeisen-Schneider, Verena: 1001 Entdeckung. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1989.• Sinnhuber, Helga: Spielmaterial zur Entwicklungsförderung. Von der Geburt bis zur

Schulreife. Verlag Modernes Lernen, Dortmund, 1998.• Skutina, V.; Sacré, M.: Wo die Zeit wohnt. bohem press, Zürich, 1988.• Spitzer, Manfred: Lernen, Gehirnforschung. Verlag Spektrum, Frankfurt am Main,

2003. • Stöcklin-Meier, Susanne: Der Schneider hat ne Maus erwischt, Lebendiges Kreis-

spiel. Flamberg Verlag, Zürich, 1973.• Stöcklin-Meier, Susanne: Geburtstag hab ich heute. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1984.• Stöcklin-Meier, Susanne: Eins, zwei, drei ritsche ratsche rei. Verlag Otto Maier,

Ravensburg, 1987. • Stöcklin-Meier, Susanne: Falten und Spielen. Verlag Pro Juventute, Zürich, 2003.• Stöcklin-Meier, Susanne: Naturspielzeug. Verlag Pro Juventute, Zürich 1998/2001.• Stöcklin-Meier, Susanne: Spielen und Sprechen. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1995. • Stöcklin-Meier, Susanne: Verse, Sprüche und Reime für Kinder. Verlag Pro Juven tute,

Zürich, 2001.• Strombach, Ulrike: Mit allen Sinnen von 1 bis über 100. Verlag Moderne Pädagogik,

Bremen, 1999.• www.katzundmaus.ch.vu • Zürcher, K.: Werkstattunterricht 1x1. Zytglogge Verlag, Bern, 1991.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESCHICHTEN ODER MÄRCHEN ERZÄHLEN

� GESCHICHTEN ODER MÄRCHEN ERZÄHLEN

IDEE • Eine neue Geschichte oder ein Märchen kennen lernen, sich innereBilder machen

• Zuhören lernen, neuen Inhalt erfassen, etwas Neues geniessen

GEFÖRDERTE • Gemütspflege durch die Dynamik der Geschichte und die Identifikations-KOMPETENZEN möglichkeiten. Spannung, Freude, Ängste, Sieg des Guten usw. miterle-

ben • Sachwissen in der Geschichte aufnehmen, Handlung verstehen, Problem-

lösungen erkennen• Sprachförderung: auditive Wahrnehmung, Wortschatz erweitern, Begriffs-

bildung• Anregung der Fantasie: sich inneres Bild machen, Vorstellung entwickeln• Eintauchen in eine Märchenwelt, in welcher alles möglich ist

RAUM Enger Sitzkreis «Geschichtenstübli» (evtl. verdunkelt), in der Thema-Ecke,im Freien, bequemes Sitzen

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESCHICHTEN ODER MÄRCHEN ERZÄHLEN

MATERIAL Gute Kinderliteratur ohne Illustration: Kindergeschichten, Tiergeschichten, Geburts -tags geschichten, Fortsetzungsgeschichten, Volksmärchen, Kunstmärchen, Sagen.Eigene, selber er fun dene Geschichten.Material für das Erzählritual: Märchentor, Geschichtenteppich, Kissen, Erzählkerze,Klänge usw.

ABLAUF EINFÜHRUNG Durch den veränderten, leicht verdunkelten Raum oder durchdas Material zum Märchenritual Vorfreude wecken. Einstim-mung zum Thema mit Bewegung verbinden, z. B. durch einenbestimmten Gegenstand, der auf dem «Weg» zum «Geschich-tenstübli» gefunden werden muss. Beim Märchenritual Kinderdurch ein Tor oder durch eine magische Handlung in die Mär-chenwelt eintreten lassen. Am neuen Sitzplatz Aufnahmebe-reitschaft schaffen.

HAUPTTEIL Mit der Erzählung beginnen, unterstützt durch Mimik undGestik. Aus sich heraus erzählen, Grundstimmung des Themasgefühlsmässig dem Kind überbringen.

ABSCHLUSS Märchenritual wieder aufgreifen, Auflösung des «Geschich-tenstüblis», Rückkehr zur normalen Sitzordnung auf dem glei-chen «Weg», wie man gekommen ist. Bewegungsangebot,Auswertung des Erlebten z. B. durch Rollenspiele, Gespräche.

SPIELIMPULS Zeichnen oder malen zum Thema

DIDAKTISCHE Erzählen ist eine darbietende Methode, welche die Kinder sehr lieben. Die Kunst des HINWEISE Erzählens ist, die richtige Geschichte zur richtigen Zeit zu finden. Gute Geschichten

machen glücklich.Vorbereitung Lehrperson: Sich Zeit nehmen, um den Inhalt zu verinnerlichen (byheart), Märchen als Ganzes wortgetreu, ohne Bilder, erzählen. Innere Bilder durchsinnliches, gemütvolles Sprechen entstehen lassen, einzelne Verse im Wortlautübernehmen. Tipp: Um sich selber ein klares Bild zu machen, hilft es, Kern und Sym-bole der Geschichte herauszuschälen, das Grundmotiv zu suchen. Damit lassen sichdie zentralen Gefühle und Stimmungen erkennen. Eine Erzählung ist nicht nur eine Abfolge von realen oder imaginären Ereignissen,sondern auch das sprachliche Ausmalen eines Motivs. Für fremdsprachige Kinder istes nötig, Schlüsselmotive zu visualisieren und in einfachen Worten die Handlung zuerzählen. Fremdsprachige Kinder sind bei reinen Erzählungen überfordert. Die Lehr-person erzählt in einer solchen Gruppe oft mit Hilfe anderer Methoden, z.B.Begriffedurch erzählendes Gestalten, mit Tierlauten oder mit Bildern klären. Erzählverhalten: Freies Erzählen, Inhalt verinnerlicht. Ausschmücken von sinnli-chen Details, in direkter Rede und mit Pausen sprechen. Gemütvolles erzählen, spie-geln von Gefühlen der Figuren. Szenenliste mit Schlüsselwörtern als Lernhilfe notie-ren. Mehrmals das Erzählen in Mundart oder in Standardsprache laut üben. Sprech-tempo, Mimik, Gestik und Spannungsmomente der Klasse anpassen.Bei Unterbrechungen oder der Aufteilung von Erzählungen achtet die Lehrpersonauf den Spannungsbogen. Auflockerungen wie Lieder, Geräusche, Verse usw. sollenbereichern und nur dann eingesetzt werden, wenn sie sammelnd wirken, damit dieKonzentration wieder hergestellt werden kann. Unruhige Kinder sitzen besser aufeinem Stuhl. Sitzpartner im Voraus durch einen Sitzplan gut überlegen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESCHICHTEN ODER MÄRCHEN ERZÄHLEN

Ritueller Anfang: Für das Erzählen von Märchen wird oft ein Märchenritual erfun-den, z. B. mit einer Märchenkugel, einer Märchenkiste, einem Märchentor (Detail -erklärungen siehe Methode «Märchenritual»; Band 2). Es wirkt sammelnd, wenndies immer wieder gleich durchgeführt wird und erhöht die märchenhafte Wirkung.Dem Weg von der normalen Sitzordnung zum Erzählkreis kommt eine besondereBedeutung zu. Einerseits ermöglicht er dem Kind sich zu bewegen, andererseits ister ein Übergang in die magische Welt. Einsatz der Methode: In den meisten Fällen ist die Geschichte oder das Märchendas Leitmotiv, mit welchem die Lehrperson über drei bis vier Wochen einen Lernpro-zess entwickelt. Kinder lernen in Geschichten, das bestätigt auch die neuste Hirn-forschung. Sie freuen sich über das mehrmalige Erzählen des gleichen Märchensoder der Geschichte, immer im gleichen Wortlaut. Die Lehrperson weiss: Kinder lie-ben und brauchen Wiederholungen. Sie kann das Erzählen mit vielen andern Metho-den kombinieren oder einfach den Mut zur Wiederholung haben.

MÖGLICHKEITEN • Einmal pro Woche ein Märchen erzählen • Über eine Woche hinweg immer wieder die gleiche Geschichte im Ausklang er -

zählen• Einen Erzählnachmittag pro Woche mit Geschichten, Märchen usw. einschalten• Täglich Rahmengeschichten zu einem Hauptthema erfinden und erzählen• Eine Geschichte zum Einstieg in ein Thema erzählen• Bei einem Fest eine Geschichte erzählen• Geburtstagsgeschichten erzählen oder vorlesen• Die Freitagsgeschichte hören: Ein Geschichtenbuch mit mehreren Kapiteln, zum

immer wieder Weitererzählen• Geschichtenadventskalender: Im Aus-

klang täglich eine Geschichte erzählen• Geschichten auf Tonband aufnehmen

und sich vorspielen• Erzählen der ganzen Handlung oder ein-

zelner Teile, verbunden mit erzählendemGestalten oder einem Tischtheater(siehe Methode: Erzählendes Gestalten)

• Erzählen im Freien: Auf einem Spazier-gang zu einer Wiese sucht die Kinder-gärtnerin ein schönes Sitzplätzchen Sieerzählt mit Hilfe der Mittelsfigur.

BEISPIELE Einführung der Erzählung mit derneuen Mittelsfigur: Spuren führenins «Geschichtenstübli»Vom halboffenen Fenster quer durchden Kindergarten hat es kleine Tierspu-ren. Sie führen zur Bauecke und zurKiste mit den Tannzapfen. Am Boden lie-gen angenagte Zapfen. Die Spannung istgross. Ist wohl ein Tier zu uns gekom-men? Ja, ist es ein Eichhörnchen, es ist

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESCHICHTEN ODER MÄRCHEN ERZÄHLEN

am Schwanz verletzt, darum ist es ängstlich und braucht dieHilfe der Kinder. Aber wie kam es zu dieser Verletzung? Nunbeginnt die Mittelfigur «Husch-Kusch» seine Geschichte vonseiner Welt im Wald zu erzählen. Nach der Erzählung bleibtHusch-Kusch im Kindergarten, bis das Eichhörnchen wiedergesund ist.

Geschichte vom Zwerg Zipfelwitz erzählenZipfelwitz der Zwerg hat sich über Nacht gut ausgeruht. Erfreut sich auf die Kinder und möchte ihnen etwas zeigen, dochseine Höhle ist leer. Wer hat ihm denn sein Geschichtensäck-chen weggenommen? Darin war eine Überraschung ver-steckt. Ganz traurig zieht sich der Zwerg zurück zum Studie-ren. Die Kindergärtnerin schickt die Kinder als Helfer zumSuchen aus. Wirklich, alles findet sich: das Säckchen, einGlöckchen und eine lange Traumschnur an einer mit Moosumwickelte Geschichtenkugel. Nun rufen wir den Zwerg. Er istsehr dankbar und erklärt, was zu tun ist. Die Kugel erhält einenPlatz im Zentrum, vier Kerzen werden angezündet, der Raumwird leicht verdunkelt. Das Glöckchen wird von Kind zu Kindherumgereicht, ohne dass es läutet. Erst die Kindergärtnerindarf 3 Mal läuten. Damit löst sich die Traumschnur an derGeschichtenkugel. Die Kindergärtnerin wickelt sie zu einemKnäuel. Gleichzeitig beginnt sie mit ruhiger Stimme dieGeschichte zu erzählen. Weil mehrere Kinder fremdsprachig sind, veranschaulicht dieKindergärtnerin beim Sprechen wichtige Schlüsselwörter wieTannzapfen, Kristall usw. mit den passenden Gegenständen.Alle Dinge werden gut sichtbar auf das Säckchen gelegt. AmEnde der Geschichte ist ein kleiner Traumschnurknäuel ge -wickelt. Das Glöckchen läutet wieder 3 Mal. Die Kinder helfenZipfelwitz das Material ins Geschichtensäckchen zu versorgenund bedanken sich bei ihm mit einem lustigen Zwergentanz.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BILDERBUCH ERZÄHLEN

� BILDERBUCH ERZÄHLEN

IDEE • Erleben des Bilderbuchteils. Die Handlung hören, ihren Inhalt durchWort und Bild erfassen.

• Ein Bild beim Hören der Geschichte betrachten, über seinen Inhaltsprechen

GEFÖRDERTE • Auditive und visuelle Wahrnehmungs- und Sprachförderung: Bild und TextKOMPETENZEN erleichtern das Verständnis für Neues. Äussere Bilder geben innere

Bilder. Bilder werden «gelesen», einzelne Laute oder Wörter werden deut-lich gehört

• Erfassen der Bildungsinhalte durch visuelle und auditive Wahrnehmung,v. a. für fremdsprachige Kinder hilfreich. Sprachschatz erweitern, Be -griffs bildung

• Identifikation mit Hauptfigur, Spannung miterleben, Freude, Ängste usw.erleben

• Handlungsablauf der Geschichte aufnehmen, Probleme und ihre Lösun-gen erkennen

RAUM Enge Sitzordnung vor dem Bild («Bilderbuchstübli»), gute Beleuchtungund Sicht auf das Bild, bequemes, frontales Sitzen

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BILDERBUCH ERZÄHLEN

MATERIAL Eingebundenes Bilderbuch, mind. Grösse A4, 2 Wäscheklammern, Abdeckblatt. Erzählritual mit Bilderbuch: Öffnen, Sitzkreis z. B. Teppich, Kissen Grosse Auswahl an guten Bilderbüchern mit kindgemässen Geschichten und Illus -tra tionen

ABLAUF EINFÜHRUNG Stimmung zum Thema des Bilderbuchs schaffen. Vorfreudewecken durch den Weg zum Erzählort. Steigerung der Vorfreu-de mit einem gleich bleibenden Ritual. Ortswechsel mit Bewe-gungsaufgaben verbinden. Kinder einzeln gut platzieren.

HAUPTTEIL Sammlung am neuen Ort, evtl. Repetition der Geschichte, Auf-nahmebereitschaft überprüfen. Bilderbuch erzählen, Bilderbetrachten lassen, Schlüsselbegriffe hervorheben. Die Kinderdurch Gespräche über die Handlung einbeziehen.

ABSCHLUSS Auflösung der engen Sitzordnung, Rückkehr zur normalenSitzordnung verbunden mit einem Bewegungsangebot. Aus-wertung des Erlebten z. B. durch Spiele, im Rollenspiel oderdurch gezielte Aufgaben.

SPIELIMPULS Einzelne Bilder der Geschichte zum genauen Betrachten auf-hängen

DIDAKTISCHE Bilderbucherzählen ist eine darbietende Methode. Es ist eine Verbindung von Erzäh-HINWEISE len, Bildbetrachten und Gespräch, wobei die Erzählung im Vordergrund steht. In der

Regel werden drei bis vier Bilder gezeigt. Vorbereitung der Lehrperson: Kern des Bilderbuches herausschälen, Grundmotivsuchen. Unterteilung in Erzählabschnitte, dabei auf den Spannungsbogen derGeschichte achten. Die eigene Erweiterung oder Veränderung der Geschichte istmöglich, ungünstige Bilder dürfen weggelassen werden, doppelseitige Illustration,wenn nötig, abdecken und nacheinander betrachten. Bilderbuch und Bilderbuchauf-stellplatz vorbereiten. Sich die Sitzordnung der Sitzpartner im Voraus gut überlegen. Durch einen Sitzplaneine optimale Gruppierung der Klasse festlegen. Unruhige Kinder sitzen besser,wenn sie einen Stuhl haben.Erzählverhalten: Freies Erzählen, Inhalt verinnerlicht. Ausschmücken durch sinnli-che Details, direkte Rede, gemütvolles Sprechen, Gefühle der Figuren spiegeln.Erzählen üben (siehe Methode «Geschichten erzählen»). Das Vorlesen in Standard-sprache ist ebenfalls möglich. Einzelne Worte müssen jedoch von ihrer Bedeutungher geklärt werden, wenn sie schwierig zu verstehen sind.Mit geschlossenem Buch erzählen, dann Bild zeigen. Bild zuerst ruhig halten, für allegut sichtbar. Nicht mit den Händen verdecken. Zeit zum Betrachten des Gesamtbil-des geben, danach Kinder sprechen lassen. Details gemeinsam entdecken undbenennen. Spontane Gespräche ermöglichen. Sprachvorbild: Den Mund nicht mitBuch verdecken. Auf Fragen und Formulierungen achten. Fremdsprachige könnenleichte Begriffe nachsprechen. Leseanfänger sollen ein Phonem, z. B. «S» bei Swim-my, immer wieder deutlich heraushören. Zum Weitererzählen das Buch schliessenund Augenkontakt mit den Kindern aufnehmen. Unterbrechungen der Handlung mitLiedern, Geräuschen, Versen usw. sollen als Auflockerungen bereichern und sam-melnd wirken.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BILDERBUCH ERZÄHLEN

MÖGLICHKEITEN • Durch die Gestaltung des Bucheinban-des mit den Kindern die Vorfreude aufdas neue Bilderbuch wecken. Einbandgemeinsam bemalen, Erzählritual erfin-den, z. B. mit einem bestimmten Zauber-wort oder einem Lied.

• Überraschungen ins Buch einarbeiten:Bilder weiterzeichnen und einkleben.Türen oder Vorhänge zum Öffnen oderBewegen einarbeiten.

• Das Bilderbuch wird zur Kulisse oderBühne. Es kann als Tischtheater mit drei-dimensionalen Figuren vor, auf oder hin-ter dem Buch gespielt werden. Z. B. dieMittelsfigur «Tomte Tumetot» oder derFuchs treten aus dem Buch hervor.Andere Spielfiguren entstehen aus Farb-kopien. Die Figuren werden ausge-schnitten, verstärkt und sind als Stab -figuren spielbar.

BEISPIELE: Bilderbucherzählen:Ich bin Nuni, und Du?Die Mittelsfigur, der Bär «Pfüdi», erzählt,was er über Nacht erlebt hat. Er durftenämlich ein Kind heimbegleiten. Erbegrüsst alle Kinder mit seinem Lieb-lingstanzspiel «Mir en Stups und dir enStups». Natürlich darf «Pfüdi» mittan-zen. Diese Einleitung weckt Interesseund ist zugleich ein Bewegungsangebotfür alle. Nachdem alle Kinder wieder aufihren Plätzen sind, will er seineGeschichte weitererzählen. Er stupstdiejenigen Kinder, die vor der Stuhlreiheim Sitzkreis auf dem Boden sitzen.Gemeinsam mit den Kindern repetiertdie Lehrperson die Geschichte, wobei sie wichtige Details besonders hervorhebt. ImHauptteil hören die Kinder ein weiteres Abenteuer von Nuni. Zum Abschluss verlas-sen alle Kinder als Bären ihren Stuhl. Es folgt ein geführter Bewegungsteil, in wel-chem sie sich putzen, am Rücken kratzen, über Baumstämme und Steine balancie-ren, um schliesslich hungrig zum Essen in den Sitzkreis zurückzukehren.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BILDERBUCH ERZÄHLEN

Bilderbucherzählen: Anlaute hören Alle Kinder sitzen im engen Geschichtenkreis. Sie hören die Geschichte von «Swim-my», einem kleinen Meerfisch, in Standardsprache. Er begegnet im Meer vielen Tie-ren, dem Aal, dem Krebs usw. Immer wieder hebt die Lehrperson den Anlaut desNamens klar hervor. Auf der Buchstabentabelle suchen die Kinder die Anlaute. ZurVeranschaulichung formen die Kinder zudem mit Plastilin die besprochenen Tiere.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ERZÄLENDES GESTALTEN

� ERZÄHLENDES GESTALTEN

IDEE • Einer Geschichte zuhören, die gleichzeitig mit formbarem Materialdargestellt wird

• Beim Formen von Schlüsselbegriffen oder von zentralen Symboleneiner Handlung zusehen

GEFÖRDERTE • Den Inhalt einer Geschichte durch die Veranschaulichung von BegriffenKOMPETENZEN besser verstehen; als Sprachförderung hilfreich

• Anregung der Fantasie: Die Erzählung wird durch das äussere Gestaltenunterstützt, gleichzeitig entstehen eigene, innere Bilder

• Identifikation mit dem Helden, Gefühlspalette miterleben, Freude, Ängste,Sieg des Guten usw.

RAUM Enger Sitzkreis «Geschichtenstübli», Gestaltungsplatz auf einer Unterlageam Boden, gut beleuchtet

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ERZÄLENDES GESTALTEN

MATERIAL Erzählritual mit Geschichtenkugel aus Ton, Papier oder einfachem Naturmaterial. Kindergeschichten, Volksmärchen, eigene Geschichten

ABLAUF EINFÜHRUNG Mit der Geschichtenkugel, dem Geschichtenweg und Bewe-gungen Vorfreude wecken. Sitzort einrichten, alle sollten einegute Sicht auf die Hände der Lehrperson haben. Durch leisesSprechen Aufnahmebereitschaft schaffen.

HAUPTTEIL Handeln, dann erzählen. Darbietung der Geschichte erzäh-lend, gestaltend. Kinder durch Fragen in die Handlung einbe-ziehen, ihre Ideen gestalten.

ABSCHLUSS Alle Figuren gehen in die Geschichtenkugel zurück. Alle wich-tigen Wörter werden nochmals genannt, bis nur noch dieGeschichtenkugel vorhanden ist. Auflösung des «Geschich-tenstüblis», Rückkehr zur normalen Sitzordnung, Auswertungdes Erlebten z. B. durch Bewegung.

SPIELIMPULS Gestaltungsmaterial zur Verfügung stellen

DIDAKTISCHE Erzählendes Gestalten ist eine darbietende Methode. Die Lehrperson formt FigurenHINWEISE und Requisiten, spielt mit diesen und erzählt abwechselnd dazu. Es ist eine Verbin-

dung zwischen erzählen, gestalten und vorspielen. Die Lehrperson übernimmt dreiRollen hintereinander. 1. Erzählverhalten: Die Geschichte muss für das Erzählen verinnerlicht sein. Beim

Erzählen Augenkontakt schaffen. Sinnliche Details, direkte Rede, gemütvolles,spannungsvolles Sprechen mit Atempausen, Gefühle spiegeln.

2. Gestalten der Symbole: Sich auf das Formen konzentrieren,Blick zu den eigenen Händen haben, wenig sprechen,Erwartungen wecken und darstellen, sich Zeit zum Gestal-ten nehmen.

3. Vorspielen: Figuren und Requisiten beleben, Dialoge oderMonologe vorspielen.

Erzählendes Gestalten eignet sich als Einstieg in ein neuesThema oder als Vertiefung der Geschichte. Das Vorspiel wirktanimierend. Es regt zum eigenen Gestalten an. Täglich kanndie Geschichte repetiert werden, indem die Lehrperson einenTeil davon durch erzählendes Gestalten in Erinnerung ruft.Durch die Wiederholung der gleichen Szene festigt sich derAblauf. Erzählendes Gestalten wird immer wieder gleichdurchgeführt. Es beginnt aus etwas Ungeformtem, z. B. auseiner feucht eingewickelten Tonkugel. Das Kind kann allessehen, die ganze Handlung entsteht schrittweise vor seinenAugen. Die gestalteten Figuren oder Teile haben symbolischenCharakter, sie sind nicht im Detail ausgearbeitet. EinfacheZusatzmaterialien (Kerzenlicht, Klänge) als Erweiterung stei-gern die Atmosphäre.Die Lehrperson reagiert spontan auf die zusehenden Kinder.Mit Fragen kann sie die Kinder einbeziehen und ihre Ideen inTon umsetzen. Aus der Tonkugel entsteht alles, und am

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ERZÄLENDES GESTALTEN

Schluss verschwindet es wieder in ihr. Diese Methode ist nicht nur für fremdspra-chige Kinder sehr wirkungsvoll, denn sie festigt die Sprachkompetenz durch die Ver-anschaulichung von Begriffen.

MÖGLICHKEITEN • Ganze Märchen oder Geschichten erzählend gestalten. Handlung mit Ton formen,aus Papier reissen oder auf ein Papier zeichnen. Gestaltung durch Elemente erwei-tern, welche die Kinder wünschen, z. B. «Was hat es beim Froschkönigsbesuch imSchloss auf dem Tisch?»

• Einzelne Szenen aus den Geschichten darstellen und durch fantasievolle Detailsbereichern, z. B. den Speisesaal im Schloss. Auf dem Tisch sind Teller und Tassen mitden Stühlen im Dialog.

• Geschichte erzählen. Einzelne Symbolegleichzeitig durch jedes Kind gestaltenlassen, z. B. mit Ton ein Wurzelkind for-men, es beleben, es wickeln, füttern,baden, ölen, wiegen usw.

• In Gruppen ein Element der Geschichtegestalten, z. B. den Thron, das Himmel-bett, einen Tisch. Diese Elemente in dieGeschichte einbauen und damit vorspie-len.

BEISPIEL Erzählendes Gestalten:«Morgen beginnen die Ferien»«Morgen beginnen die Ferien. Wie gehtihr eigentlich in die Ferien?» Frau H.greift die Antworten der Kinder auf. Ein-gekleidet durch ein Lied reisen die Kin-der mit dem genannten Verkehrsmitteldurch den Kindergarten. Zurück im Stü-bli sitzen die Kinder der Kindergärtneringegenüber. Sie formt aus einem StückTon die runde Weltkugel, daraus entwi -ckelt sie einen Berg, einen Fluss, der biszum Meer strömt, und die hohen Wellendes Meeres. Dorthin geht sie in die Feri-en und badet im Meer. Auf der Rück reiseverschwinden Meer und Fluss, und siedurchquert den Berg durch den Gott-hardtunnel. Gespannt schauen die Kin-der zu. Am Schluss ist nur noch die Welt-kugel zu sehen.Eigentlich war damit für Frau H. daserzählende Gestalten beendet, dochOemer meldet an, dass er auch erzählenmöchte. Er nimmt ihren Platz ein und gestaltetseine Feriengeschichte. Sie beginnt

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ARBEITSTECHNIK ODER WERKEN

gleich wie diejenige der Kindergärtnerin. Er spricht laut einzel-ne Nomen wie Baum, Fluss, Parkplatz, dabei arbeitet er ganzvertieft. Am Schluss sollen alle Kinder raten, wohin er reisenwird. Angeregt durch den Knaben, meldet sich Flurina. Auchsie gestaltet mit dem Ton. Obwohl sie nicht spricht, wird siedurch das Gestaltete von allen Kindern verstanden. Martinawill unbedingt auch drankommen. Ihre Geschichte ist die prä-zise Nacherzählung der Kindergärtnerin, doch am Meer gibt eszwei Badetücher, eine Insel mit einer Palme.

QUELLE Margrit Gysin, Figurenspielerin, Kursleiterin, Liestal

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BEGRIFFSBILDUNG

� BEGRIFFSBILDUNG

IDEE • Diese Methode hilft dem Kind neue Begriffe zu bilden: Hauptwörter,Eigenschaftswörter, Gegensätze, Zahlen, Buchstaben usw., Begriffezu verstehen oder Bekanntes zu festigen

• Verstehen von sinnvollen Begriffen für das Alltaghandeln, für dieKulturtechniken

GEFÖRDERTE • Sprachförderung KOMPETENZEN • Erweiterung des Sachwissens

• Zweitspracherwerb im Deutschunterricht• Grundlagen der Kulturtechniken

MATERIAL Wenn immer möglich durch Material veranschaulichenKonkret, greifbar, begreifbar (3-dimensional) oder Bildmaterial (2-dimen-sional)

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BEGRIFFSBILDUNG

ABLAUF EINFÜHRUNG Einstimmung durch eine Rahmengeschichte, eine Mittelsfigur,ein Lernziel

HAUPTTEIL Begriff erleben lassen: Körperlich, sinnlich, spielerisch etwastun. Den Begriff in seiner Bedeutung erklären.Spielerischen Umgang mit dem Begriff ermöglichen: Nach-sprechen können, durch Paarbildung, Gegensätze, Reihung.Handeln und Begriff aussprechen lassen, Bezug herstellen zubereits bekannten Begriffen, Begriff wiedererkennen lassen:Gedächtnisaufgaben stellen. Begriff übertragen lassen.

ABSCHLUSS Begriff brauchen, Begriff sprachlich richtig anwenden, mög-lichst in einer Spielform

SPIELIMPULS Das Material steht zur Verfügung.

DIDAKTISCHE Der Spracherwerb steht im Zentrum dieses Lernprozesses. Er besteht aus drei Stu-HINWEISE fen.

1. Erlebnisstufe: Das Kind erlebt den Begriff handelnd, durch seine Sinne und übersGemüt. Oft wird Tun und Sprechen an den Anfang gesetzt: «Mir stönd uf, mir laufed …».

2. Verarbeitungsstufe: Die Vertiefung oder das Verarbeiten benötigt verschiedenar-tige spielerische Übungsfelder, damit sich der Begriff festigt. Kinder brauchenviele Übungsangebote, um den Begriff zu speichern und mit dem alten Wissen zuverbinden, z. B. zeichnen, ausschneiden, formen, nachsprechen. Beim Aufbauder Varianten beachtet die Lehrperson den Wechsel zwischen den drei Repräsen-tationsebenen (handelnd, ikonisch, symbolisch), um Transferleistungen auszulö-sen.

3. Anwendungsstufe: Wenn das Kind fähig ist, den Begriff richtig anzuwenden, istdie Begriffsbildung abgeschlossen. Durch wiederkehrende Transferaufgaben wirdder Begriff erneut gesichert.

Die Lehrperson kann die Stufen des Begriffserwerbs zeitlich verschieden gestalten.Wichtig ist die Freude am Sprechen. Das Kind entwickelt durch seinen Erfolg Mut.Die Lehrperson wirkt motivierend, indem sie die erfolgreichen Schritte lobt. Wichtigist die Sicherung der neuen Begriffe durch regelmässiges, kurzes, mehrmaligesAnwenden. Nach der Einführung soll über ca. eine Woche hinweg täglich ein kurzerEinsatz stattfinden.Beim Zweitspracherwerb im Deutschkurs werden nach dem gleichen VorgehenBegriffe gebildet. Dabei ist sorgfältig zu überprüfen, welche Begriffe bereits bekanntsind.Maria Montessori erzeugt mit ihrem didaktischen Material Begriffsbildung. Sowohlin den «Übungen des täglichen Lebens», den «Sinnesübungen» wie auch beim Lesenund Rechnen werden beim Lernprozess die drei Repräsentationsebenen angespro-chen und geübt. Ein weiteres Merkmal bei Maria Montessori ist, dass sie für dieBegriffsbildung Gegensätze verwendet.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BEGRIFFSBILDUNG

MÖGLICHKEITEN • Ausgehend von Materialien, z. B. Mehr-zahlbildung, Ober- und Unterbegriffe bil-den bei Geschirr, Tellern, Tassen, Krug,Besteck, Gabel usw.

• Ausgehend von Spielsachen Begriffe bil-den, z. B. Kügelibahn: oben – unten, mitMusikinstrumenten: lang – kurz

• Miteinander etwas herstellen, z. B.Frucht salat: Einkaufen, rüsten, kochen,essen

• Modellsätze nachsprechen, z. B. Finger-vers: «Das isch dä Tuumä»

• Verse und Reime helfen dem Kind, dasSatzende selber zu finden

• Spielen, bei welchen die Begriffe ange-wendet werden, z. B. Memory, Lotto

• Durch Geschichten oder BilderbücherBegriffe bilden, z. B. Adjektive, Präposi-tionen

• Durch Bildbetrachtungen

LITERATUR Gasser, Peter, Lehrbuch Didaktik, h.e.p. Verlag, Bern 2001Hüsler, Silvia: ichwottau! Schweizerdeutsch für fremdsprachige Kinder. Verlag KgCH,Hölstein, 2000.Hengartner, Elmar; Wieland, Gregor: Das Zahlenbuch 1, Mathematik Lehrwerk. KlettVerlag, Zug, 2000.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BEGRIFFSBILDUNG

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DARSTELLENDES SPIEL

� DARSTELLENDES SPIEL

IDEE • Ausdrucksspiel einer Gruppe durch eine Rollenübernahme bewusstgestalten

• Techniken des Rollenspiels in der Gruppe, der Klasse oder geführtdurch die Lehrperson erlernen

• Wunsch der Kinder, eine Aufführung in der Klasse zu erarbeiten

GEFÖRDERTE • im emotionalen Lernbereich: Gefühle zum Ausdruck bringen, sich in KOMPETENZEN eige ne und fremde Rollen einfühlen. Rollenidentifikation erleben

• im sozialen Lernbereich: Aufeinander Bezug nehmen, zusammenspielen,sich organisieren

• Steigerung des Selbstwertgefühls im Rollenerlebnis

RAUM Tische zurückschieben, viel Spielfläche schaffen. Jedes Kind braucht sei-nen festen Platz als Ausgangspunkt fürs Spiel mit Sicht zur Spielfläche, esist abwechselnd Zuschauer und Spieler. Ganzer Raum oder Spiel in derNatur.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DARSTELLENDES SPIEL

MATERIAL Verkleidungsmaterial: Tücher, Kleider, Kopfbedeckungen, typische GegenständeSteigerung durch Instrumente, Kulissen, Beleuchtung und Publikum

ABLAUF Je nach Ziel verschieden, ganz allgemein gilt:EINFÜHRUNG Rollen- und Materialverteilung, Spielraum vorbereiten, Ziele

bekannt gebenHAUPTTEIL Die Lehrperson übernimmt die Moderation. Der Anfang und

der Schluss werden klar hervorgehoben (Licht, Vorhang,Instrument). Das Kind wechselt die Rolle vom Spieler zumZuschauer. Zum Wechseln der Rolle und der Requisiten vomSitzplatz zur Spielfläche genügend Zeit einplanen. Jedes Kindhat eine wichtige Rolle und muss Zeit bekommen, sich darzu-stellen. Nur die Kinder auf der Spielfläche spielen, die andernschauen zu.

ABSCHLUSS Material versorgen, gemeinsames ReflektierenSPIELIMPULS Freies Rollenspiel mit dem Material

DIDAKTISCHE Unter Darstellendem Spiel werden verschiedene Rollenspielformen verstanden, z. B. HINWEISE Stegreifspiele mit spontaner Rollenwahl, Jeux Dramatiques, Nachspielen einer Hand-

lung durch Dramatisieren oder das Aufführen eines Stückes vor Zuschauern.Das Rollenspielen in der Gruppe muss als Technik gelernt werden. Es beginnt bereitsmit dem Einzelrollenspiel, der Nachahmung von Erfahrungen, später mit der Nach-ahmung von einzelnen Handlungen, und entwickelt sich im Parallelspiel zum Rollen-spiel in einer Gruppe. Diese neue Erfahrung endet im organisierten Spiel. In einemgemeinsamen Lernprozess entsteht für alle Beteiligten ein verbessertes Sozialver-halten.Die Lehrperson unterstützt das Kind durch Verstärkung in seinem Lernen. Diesgeschieht, indem sie ihm Beobachtungs- und Rollenspiellernen ermöglicht. Für dasselbständige Tun im Rollenspiellernen ist eine Kindergruppe auf eine Spielleitungangewiesen. Diese kennt die äussern Bedingungen, die Techniken zur Lenkung desSpiels und Formen der Reflexion. Der Inhalt der Rolle soll den Kindern bekannt sein. Jedes Stück sollte mehrmalsgespielt werden, so dass Gelegenheit besteht, die Rollen zu wechseln.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DARSTELLENDES SPIEL

MÖGLICHKEITEN: Im Darstellenden Spiel spielt das Kindallein, mit Partner oder mit Requisiten.Wir unterscheiden verschiedene For-men. Einige davon werden in eigenenMethoden konkretisiert.

Spontane Rollenwahl mit oder ohneAttribute: Stegreifspiele

• Nachahmen von Tierrollen• Parallelspiel: Mehrere Kinder spielen die

gleiche Rolle. • Geschichtenturnen (siehe gleichnamige

Methode)• Jeux Dramatiques (siehe gleichnamige

Methode)• Spontane Verkleidung mit spontaner

RollenwahlZiel ist das freie Ausdruckspiel aus demErleben.

Einzel- oder Gruppenrollenspiele inder freien Sequenz

• Häusliche Rollen, Berufe, Tierrollen• Thema-Ecke mit Fantasierollen wie

Hexe, Zauberer• Spiel mit Figuren

Ziel ist die eigene Rollenfindung im Fik -tionsspiel.

Dramatisieren ist ein weitgehendimprovisiertes Rollenspiel mit einerKlasse zu einem gemeinsamenThema (siehe gleichnamige Methode)

• Vor- und Nachahmen: Spiele im Spiegel,als Papagei

• Szenen ohne Worte darstellen• Dialoge sprechen und spielen• Handlungen vorspielen• Improvisieren von Handlungen

Dramatisieren bildet eine Art Zusammenfassung von vorhergegangenen Lernpro-zessen. Das Thema mit seiner Geschichte ist von verschiedenen Seiten her erlebtund verarbeitet worden. Das Kind kennt die Handlung und die Schlüsselbegriffe. Inder Aufführung mit einer Klasse wechseln sich Dramatisieren – Erzählen, Sprache –Musik, Ruhe – Bewegung ab. Das Kind spielt aus seinen Erfahrungen.Ziel ist die Rolle durch Bewegung und Sprache zu gestalten, ohne vorheriges Ein-üben der Rolle.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DARSTELLENDES SPIEL

Ein Theaterspiel miteinander erarbeiten und aufführen: «Theäterlä»(siehe Methode «Dramatisieren»)

• Märchen, Szenen aus Märchen, Geschichten, Bilderbüchern. Lieder oder Verse bil-den den Stoff.

• Die Kinder können selber Szenen erfinden und sie der Klasse vorspielen Das Theaterspiel vor Zuschauern ist eine schwierige Form und braucht Vorübungen,bei denen das Kind lernt, Dialoge laut zu sprechen und zu spielen. Die Erarbeitungeiner solchen Aufführung braucht Zeit. Es entwickelt sich eine Regie. Der Ablauf wirdmit Hilfe des Regiebuches mehrmals gleich durchgespielt.Ziel ist es, ein Stück als Gruppe einem Publikum vorzuspielen.

LITERATUR Freudenreich, Dorothea; Grässer, Herbert; Köberling, Johannes: Rollenspiel. Schroe-del Verlag, Hannover, 1986. Metzenthin, Rosmarie; Markus, Ursula: Schöpferisch Spielen und Bewegen. ProJuventute-Atlantis Verlag, Zürich, 1993. Baumann, Nicole: Vom Rollenspiel zum Bilderbuch. Scola Verlag, Zürich, 2000.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS JEUX DRAMATIQUES

� JEUX DRAMATIQUES

IDEE • Ausdrucksspiel aus dem Erleben• Fantasie anregendes, freies Theaterspiel in einer Gruppe ohne ein-

geübte Rollen

GEFÖRDERTE • Wahrnehmen und Ausdrücken von eigenen Stimmungen oder vonKOMPETENZEN momentanen Gefühlen

• Selbstwahrnehmung durch die Wahl und Gestaltung der Wunschrollenach den eigenen Vorstellungen

• Mitspielen in einer Gemeinschaft, sich einlassen auf andere Kinder• Wahrnehmung eigener Bedürfnisse und gegenseitige Achtung

RAUM Tische zurückschieben, freie Spielfläche, der Spielraum entwickelt sichim Spiel, offener Raum in der Natur

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS JEUX DRAMATIQUES

MATERIAL Vielfalt von Tüchern in verschiedenen Farben und Materialien, Bänder, Kopfbedeckungen, Requisiten, Instrumente Kurze Texte, einfache Geschichten, Verse, Märchen, Bilderbuch oder Thema

ABLAUF EINFÜHRUNG Farbige Tücher liegen im Zentrum. Gemeinsam wird eineSpielfläche vorbereitet. Alle sitzen im Kreis. Die Lehrpersonstellt das Spielthema vor, sie erzählt die Geschichte oder dieSpielepisode als Ganzes. Die Spielvorbereitung beginnt mitEinstiegsspielen, Ausprobieren von Szenen oder Spielorten,Rollenwahl und Materialverteilung. Fragen zum Spiel werdengeklärt. Jeder Spieler gestaltet seinen Spielplatz und verkleidetsich anschliessend (Spielgruppen beraten und bauen gemein-sam).

HAUPTTEIL Alle Spieler sitzen ruhig auf ihren Plätzen und warten auf denSpielbeginn. Ein Klangzeichen signalisiert den Anfang desSpiels. Die Lehrperson erzählt die Geschichte, sie gliedert denAblauf zwischen Erzählung und Spiel. Sie lässt jedem KindRaum zur Ausgestaltung seiner Rolle, teilweise auch mitInstrumenten. Am Prozess und der Spielintensität sind allebeteiligt. Am Ende des Spiels, nach dem Klangzeichen, ist eseinen Moment ruhig. Die Kinder ziehen ihre Tücher aus.

ABSCHLUSS Nachgespräch, Verarbeitung der Erlebnisse. Tücher und Mate-rial versorgen.

DIDAKTISCHE Die «Jeux Dramatiques» verzichten auf gesprochene Rollen. Das heisst, es sind ein-HINWEISE fache Formen des Theaterspiels. Jede Rolle wird selbst gewählt und nach eigenen

Vorstellungen gestaltet. Das Spiel ist freiwillig, kein Kind wird zum Mitspielengezwungen. Die Lehrperson achtet auf einen wertfreien Rahmen, sie schafft einewohltuende, angstfreie Atmosphäre und begünstigt die Eigeninitiative. Sie nimmtIdeen der Kinder auf. Sie führt bewusst vom Ich zum Du zur Gruppe. Durch Spiel -regeln wie: «Du spielst für dich selber oder du lachst andere Kinder nicht aus»bestimmt sie den sozialen Umgang.Das einfache Verkleidungsmaterial Tuch regt zum Gestalten an. Die Tücher werdenin den ersten «Jeux-Stunden» eingeführt, die Verschiedenartigkeit des Materialswird ausgekostet. Die Kinder werden initiativ, sie entwickeln Ideen und Lösungen fürProbleme. Bei der Einführung in die «Jeux Dramatiques» genügen ein bis drei Tücherpro Kind. Der Schwerpunkt liegt dann bei der Gestaltung der Spielplätze oder beimVerkleiden, nicht bei beidem. Es ist sinnvoll, die Spielkompetenz der Kinder durchden regelmässigen Einsatz dieser Methode aufzubauen. Für alle Beteiligten ist eshilfreich, wenn dies immer am gleichen Tag in der Woche geschieht.Die Einleitung nimmt einen grossen Raum ein. Die Kinder wählen ihre Wunschrollein Ruhe aus, sie klären Doppelbesetzungen oder fehlende Rollen. Schwierige Situa-tionen werden besprochen und ausprobiert. Die Ideen der Kinder werden in die Pla-nung des Spiels einbezogen. Der eigene Spielplatz ist Ausgangsort für alle Spiele, erwird vor dem Verkleiden gestaltet. Erst wenn alle zufrieden sind, beginnt das Spiel.Jeder Spieler hat seinen klaren Platz im offenen Spielraum. Der Anfang und derSchluss werden hervorgehoben, um ins Rollenspiel einzutauchen. Im Nachgesprächteilen die Kinder einander mit, was sie im Spiel erlebt haben, was sie bei sich oder

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS JEUX DRAMATIQUES

andern gestört hat oder was ihnengefallen hat.Das gleiche Stück kann mehrmals ge -spielt werden, so dass die Rollen ge -wechselt oder erweitert werden kön-nen.

MÖGLICHKEITEN Aufbau der Methode über Gegenstände

• Tücher, Schachteln, Stühle auf ihreQuali täten untersuchen. Material ent -decken und damit spielen. Einander aufdiese Weise Spiele zeigen oder mitein-ander in Kontakt kommen.

• Eigene Spieltiere mitbringen, sie an -schauen. Diese erzählen von sich, stel-len sich vor, plaudern und spielenzusammen in kleinen Gruppen.

Aufbau der Methode über die Raumerfahrung

• Mit allen Sinnen den Raum erkunden,sich im Raum einen Platz suchen, denandern davon erzählen.

Aufbau der Methode über eine Rolle in einem Thema, z. B. ein Tier, eine Naturrolle, ein Zwerg, eine Märchengestalt

• Seinen Ort der Geborgenheit gestalten, z. B. Nest, Bett, Höhle, Unterschlupf, Thron • Auf Wanderschaft gehen, jemanden besuchen, sich Futter suchen, zur Arbeit gehen,

jemandem helfen oder jemanden bedrohen, etwas erleben, z. B. Drei Könige folgendem Bethlehemstern

• Heimkehren oder einen neuen Platz finden, sich Unterschlupf gewähren, sich aus-ruhen, z. B. Hirte mit Schafen: Auf der Weide gemeinsam Futter suchen. Sich ver -irren, verloren gehen, gesucht und gefunden werden.

LITERATUR Frei, Heidi: Jeux Dramatiques mit Kindern. Zytglogge Verlag, Bern, 1995. Arbeitsgemeinschaft Jeux Dramatiques (Hrsg.): Ausdruckspiel aus dem Erleben Nr.1. Zytglogge Verlag, Bern, 1995.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS JEUX DRAMATIQUES

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DRAMTISIEREN

� DRAMATISIEREN

IDEE • Improvisiertes Rollenspiel zu einer Geschichte im Klassenverband• Sich spontan in ein Rollenspiel begeben, bewusst die Rolle gestal-

ten • Gemeinsam eine Aufführung entwickeln

GEFÖRDERTE • Gefühle zum Ausdruck bringen, sich in eigene und fremde Rollen einfüh-KOMPETENZEN len

• Verständnis von Handlungsabläufen, nachspielen, nachsprechen odererfinden

• Darstellung von Handlungen, Erlebnissen oder Themen mit Bewegungund Sprache

• Soziales Lernen: Aufeinander Bezug nehmen, zusammenspielen, sichorganisieren

RAUM Jedes Kind braucht seinen festen Platz mit Sicht zur Spielfläche.Für den Spielraum den ganzen Raum ausnützen, Tische wegschieben.Spiel in der Natur.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DRAMTISIEREN

MATERIAL Verkleidungsmaterial: Tücher, Kleider, Kopfbedeckungen, typische GegenständeZusätzlich: Instrumente, Kulissen, Bühnenraum, Beleuchtung

ABLAUF EINFÜHRUNG Ziele bekannt geben, Rollen- und Materialverteilung organisie-ren, Spielraum vorbereiten

HAUPTTEIL Die Lehrperson übernimmt die Erzählerrolle. Sie spricht Zwi-schentexte, stellt Fragen, gliedert den Ablauf Erzählung –Spiel. Sie kann die Handlung durch Gestaltungselemente aus-schmücken und erweitern. Durch Tanzen, sich Bewegen, Sin-gen, Musizieren wird jedes Kind immer wieder einbezogen.Der Anfang und der Schluss werden klar hervorgehoben, z. B.durch Licht, Vorhang, Instrument oder einen Ansager. Das Kindwechselt die Rolle vom Spieler zum Zuschauer. Nur an einemSpielort soll gespielt werden. Jedes Kind hat eine wichtigeRolle und muss Zeit bekommen, sich darzustellen.

ABSCHLUSS Material versorgen, gemeinsamer TanzSPIELIMPULS Freies Rollenspiel mit und ohne Verkleidungsmaterial

DIDAKTISCHE Das «Dramatisieren» ist ein weitgehend improvisiertes Rollenspiel, es ist eine FormHINWEISE des Darstellenden Spiels (zur Ergänzung siehe Methode «Darstellendes Spiel»).

Es kann als eine anleitende Methode oder eine erarbeitende Methode verstandenwerden, je nach dem, wie viel Zeit zur Verfügung steht und welche Absicht die Lehr-person damit bezweckt. Dramatisieren kann auch das Produkt eines unvergessli-chen Projektes sein.Das spontane Rollenspiel beim Dramatisieren bildet eine Art Zusammenfassung vonvorhergegangenen Lernprozessen. Das Thema mit seiner Geschichte ist von ver-schiedenen Seiten her erlebt und verarbeitet worden. Jedes Kind kann jede Rolleübernehmen, denn es spielt aus seiner Erfahrung. Aus dem Dramatisieren kanndurch Wiederholung eine improvisierte Aufführung erarbeitet werden. Die Kinderentwickeln Ideen, welche in einer zweiten oder dritten Aufführung berücksichtigtwerden. Die gemeinsame Planung des Spiels gibt Gelegenheit, die Ideen der Kinderzu gestalten, ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen und Mitverantwortung zu tragen. Vorbereitung der Lehrperson: Rollenliste, Kinderliste und Raumgestaltung auf-schreiben. Gedanken zur Besetzung der Hauptrollen machen. Für jedes Kind eineRolle finden, Wünsche aufgreifen. Alle Kinder durch Lieder oder Instrumentalteilemehrmals einbeziehen. Vorbereitung des Raumes: Jede Rolle ist wichtig und brauchteinen klaren Platz im offenen Spielraum z. B.: Wo sitzt der Wolf, wenn er nicht spielt?Wo steht das Haus der Ziegenmutter? Wo ist die Eingangstüre? Als Moderatorin istdie Lehrperson verantwortlich für die Organisation, die Regie, und sie ist zugleichErzählerin der Handlung.Rollenverteilung: Um genügend Zeit für das Spiel zu haben, können die Rollenver-teilung und das «Dramatisieren» zeitlich getrennt werden. Wenn am Ende des Mor-gens die Rollen bestimmt und das Material bereit gelegt werden kann, erleichtertdas zudem die Organisation. Daneben hat das Kind die Möglichkeit, sich auf seineRolle vorzubereiten oder einfach sich darauf zu freuen. Das Dramatisieren richtet sich im Gegensatz zum Theaterspiel nicht an ein Publi-kum.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DRAMTISIEREN

MÖGLICHKEITEN Szenen dramatisieren• Nachspielen von Handlung, z. B. aufste-

hen, essen, das Haus verlassen• Episoden spielen aus Märchen, Ge -

schichten, Bilderbüchern, z. B. Hänselund Gretel in ihrer Schlafkammer, dane-ben die Eltern, welche sich besprechen

• Selber Szenen erfinden und vorspielen

Ganze Geschichten dramatisieren• Ein Märchen, Bilderbücher, eine Ge -

schichte in drei bis fünf Szenen geglie-dert vorspielen, evtl. durch Musik ausge-staltet

• Lieder, Verse oder Bilder dramatisieren,auch im Schattentheater möglich

• Bei kurzen Stücken, in denen nur eineTeilgruppe spielt, wird so oft wiederholt,bis alle Kinder einmal gespielt haben.

• Ein Stück kann mehrmals gespielt wer-den, so dass die Rollen gewechselt wer-den können

Theaterspielen, Dramatisieren voreinem Publikum

• Das Theaterspiel ist ein eingeübtes Rol-lenspiel vor einem Publikum, die Erar-beitung entwickelt sich aus dem Drama-tisieren. Zusätzlich werden Kulissen,Requisiten und auch Kleider erstellt undgewisse Dialoge geübt. Die Aufführungwird mit Hilfe eines Regiebuches mehr-mals geprobt. Dieses ist aufgrund vonIdeen der Kinder entstanden. Kurz vorder Aufführung werden die Rollen fixverteilt. Für die Aufführung werden dieKinder geschminkt.

LITERATUR Freudenreich, Dorothea; Grässer, Herbert; Köberling, Johannes: Rollenspiel. Schroe-del Verlag, Hannover, 1986. Metzenthin, Rosmarie; Markus, Ursula: Schöpferisch Spielen und Bewegen. ProJuventute-Atlantis Verlag, Zürich, 1993. Baumann, Nicole: Vom Rollenspiel zum Bilderbuch. Scola Verlag, Zürich, 2000.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DRAMTISIEREN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SINNESSPIELE – SINNESÜBUNGEN

� SINNESSPIELE – SINNESÜBUNGEN

Idee • Spielerisches Üben der Sinneswahrnehmung mit einem Material oderum ein Thema

• Spielerisches Differenzieren der modalen, intermodalen oder serialenSinneswahrnehmung

• Sinnliches Erfahren und Verstehen von Begriffen

GEFÖRDERTE • Förderung der Grundwahrnehmungsbereiche: Gleichgewichtssinn und taktil-KOMPETENZEN kinästhetische Wahrnehmung (Tast- und Bewegungssinn)

• Förderung der Fernsinne: Hören, Sehen, Riechen, Schmecken• Erweiterung des Wortschatzes und der Begriffe durch sinnliche Erlebnisse

RAUM Sitzkreis oder an Tischen, originale Begegnungen in der Natur

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SINNESSPIELE – SINNESÜBUNGEN

MATERIAL Übungsgegenstand: Ein einzelnes Material oder thematisch verbundene Materia-lien, Material für Kleingruppenarbeiten in mehrfacher Ausführung bereitstellen.Tastsäcke, Tastschachtel, Augenbinde, Sinnesmaterial in einem Korb mit Tuch ver-decken

ABLAUF EINFÜHRUNG Vorfreude wecken, Sinnesübungen mit einer Rahmenge-schichte oder einem Auftrag ankünden

HAUPTTEIL Eine Geschichte («Roter Faden») führt von einer Übung zurnächsten. Aufgaben stellen, Kinder das Material selber erle-ben lassen. Beim Aufbau der Übungen die sprachlichen Begrif-fe sorgfältig beachten:Erleben = Wahrnehmen der Unterschiede durch die SinneErkennen = Rückschliessen auf das Material, benennen derErfahrungenBenennen = Benennen des MaterialsWiedererkennen = Bekanntes wiedererkennen durch Verglei-chenEs sollen möglichst viele Kinder gleichzeitig an die Reihekommen (z. B. in Kleingruppen). Ein Sinnesspiel nach demanderen spielen. Sich Zeit für Wiederholungen nehmen,variieren, dazu auch Ideen der Kinder aufnehmen, Materialeinsammeln.

ABSCHLUSS Bewegungsangebot oder Spiel wählen, bei dem alle Kindermitspielen können

SPIELIMPULS Sinnesmaterial zur Verfügung stellen

DIDAKTISCHE Sinnesspiele und Sinnesübungen haben didaktischen Charakter, je nach Ziel stehtHINWEISE das spielerische Ausprobieren oder das angeleitete Tun im Vordergrund. Es kann

somit eine anleitende oder erarbeitende Methode sein. Vorbereitung der Lehrperson: Alles Material selber erproben und daraus Spielfor-men entwickeln. Die Lehrperson bedenkt Erschwerungsmöglichkeiten der Spieleoder Vereinfachungen. Sie beachtet beim Aufbau der Spielabfolge das Prinzip: Vomleichten zum schwierigen Spiel und die Rhythmisierung zwischen Bewegung – Ruhe,Konzentration – Entspannung, Gruppen-, Partner- und Einzelspielen. Durchführung: Sinnesspiele brauchen eine Einführungszeit. Spielregeln verständ-lich formulieren, direkt durch ein Kind vormachen lassen. Wenig sprechen, das Kindsoll sich aktiv betätigen können. Richtige oder falsche Lösungen bekannt geben,dabei das Kind nicht blossstellen.Paarbildung oder Gegensätze erleichtern die Begriffsbildung, feine Abstufungeninnerhalb des Materials wirken erschwerend, Hygiene und materialgerechte Ver-wendung berücksichtigen.Die Lehrperson achtet auf gerechten Wechsel der Spieler, sie behält den Überblick.Sie ist flexibel, kann Ideen der Kinder aufnehmen, Spiele verlängern (Zeit einplanen)oder vorzeitig abbrechen.Die Grossgruppe kann durch eine andere Sozialform aufgelöst werden, z. B. durchKleingruppenarbeit an Tischen. Bei der Gruppenzusammenstellung für die Klein-gruppenarbeit beachtet die Lehrperson die Gruppendynamik.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SINNESSPIELE – SINNESÜBUNGEN

MÖGLICHKEITEN Ich unterscheide drei verschiedene Formen von Sinnesspielen:1. Spielerisches Üben jedes Sinnes mit einem Material, z. B. mit Steinen, Äpfeln,

Tannzapfen2. Spielerisches Üben jedes Sinnes um ein Thema mit verschiedenen Materialien,

z. B. zum Thema Samichlaus Material aus seinem Sack, zum Thema Schnee -wittchen mit verschiedenen Gegenständen aus dem Märchen

3. Sinnesübungen auf der modalen, der intermodalen oder der serialen Stufe, z. B.modale Sinnesübungen

• Gleichgewichtsübungen = vestibuläre Wahrnehmung, z. B. auf schiefer Ebene gehen• Tastübungen = taktil-kinästhetische Wahrnehmung, z. B. Art und Eigenschaft eines

Gegenstandes spüren: Oberfläche, Form, Wärme, Dichte, Gewicht• Sehübungen = visuelle Wahrnehmung, z. B. sehen und vergleichen: Farbe, Glanz,

Form• Gehörübungen = auditive Wahrnehmung, z. B. hören und horchen: Richtung, Rhyth-

mus, Klang, Melodie, Dynamik • Geruchsübungen = olfaktorische Wahrnehmung, z. B. riechen von gleichen Gerüchen• Geschmackübungen, z. B. süss – sauer, bitter – salzig unterscheiden

BEISPIELE Kim-Spiel mit Kleidungsstücken (visuelle Wahrnehmung)Im Wäschebecken hat es viel Schaum. Ich greife ins Wasser. Ich spüre etwas langesDünnes, das man sich um den Hals binden kann. Was ist es? Ein Schal. Dieser Schal,aber auch Pullover, Hosen und Socken werden zum Trocknen ausgebreitet. Alle Kin-der schauen die Kleidungsstücke genauan. Während alle die Augen schliessen,wird etwas vom Wind weggeblasen. Wasist es, das fehlt? Steigerungen: Immer mehr Gegenstän-de werden zum Trocknen hingelegt, Ver-mischung der Anordnung oder Wegneh-men von mehreren Stücken.

Herbstdüfte erfassen und benennen(olfaktorischer Sinn)Auf einem Herbstspaziergang sammelnwir Herbstdüfte. Die Lehrperson gibtverschiedene Aufträge. Was riechst duim Herbst? Wie riecht ein Apfel-, Nuss-oder Birnbaum? Riechen Blätter nachHerbst?Die Duftquellen werden – wenn möglich– gesammelt. Im Freien oder im Kinder -garten werden die Materialien ausge-breitet. Mit diesem Material lassen sichPaar bildungsspiele oder Benennungs-spiele durchführen. Fantasievolle Rätseloder Geschichten können erfunden wer-den.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SINNESSPIELE – SINNESÜBUNGEN

Früchte in verschiedenen Formen im Geschmack wiedererkennen (gustatorischer Sinn)Im Herbst werden viele frische Früchte für den Winter verarbeitet. Als Saft oder ingetrocknetem Zustand sehen sie anders aus. Schmecken sie auch anders? Apfel,Traube und Birne können gut unterschieden werden. Zuerst werden alle Früchtefrisch, gedörrt oder als Saft in ungeordneter Reihenfolge probiert. Dann beginnt dasZuordnen der gleichen Früchte. Für alle Kinder soll klar ersichtlich sein, wie die Ess-waren heissen. Beim Spielen gibt es viele Varianten. Zu zweit können die Kinder ein-ander die Materialien zum Probieren geben und raten, was es war. Schwieriger istes, wenn die Früchte zerkleinert sind, also ihre Form nicht mehr sichtbar ist.

Sinnesspiele mit Apfelsorten (Übung jedes Sinnes mit einem Material)

Ziele für das Kind:• Das Kind kann vier Apfelsorten mit seinen verschiedenen Sinnen unterscheiden.

MATERIAL Apfelsorten in verschiedenen Grössen: Berner Rose, Boskoop, Sauergraucher,Glocken apfel im Korb. Most, Apfelstücke getrocknet. 4 Papiersäcke, Rüstbrett, Raffel, Rüstmesser, Schälmesser, 4 Tücher.

ABLAUF EINFÜHRUNG «Es wott e Frau go Öpfelschüttle» (Singspiel). Ich habe vieleÄpfel aus meinem Garten mitgebracht. Wir machen darauseinen feinen «Znüni», vorher wollen wir aber herausfinden,von wie vielen Bäumen die Äpfel kommen. Oh, im Korb istalles durcheinander. Jedes Kind holt sich einen Apfel.

HAUPTTEIL 1. Apfel sinnlich erfassen, Eindrücke in Worte fassen.Wir berühren ihn. Wir halten ihn ans Gesicht, spüren seineHaut, reiben ihn. Was spürt ihr? Sind alle gleich? An was erin-nert der Apfel?Wir riechen am Apfel. Gibt es einen Duft? An was erinnert derGeruch?Wir sehen den Apfel an. An was erinnert die Form? WelcheFarbe hat er? Wo ist der Stiel? Wo ist die Fliege?

Jedes Kind bringt den Apfel auf ein Tuch in der Mitte.2. Visuelle Wahrnehmung, sortieren und Gruppen bilden.

• ein Merkmal: Farbe, Grösse, Sorte• vier Apfelsorten benennen und dem richtigen Baum zuordnen• Seriationen mit Äpfeln legen, vertauschen von Äpfeln

Alle Äpfel in den Korb versorgen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SINNESSPIELE – SINNESÜBUNGEN

Ich zeige euch vor, wie wir die Äpfel zum Dörren vorbereiten,aber zuerst dürft ihr nur hören, was ich mache. 3. Auditive Wahrnehmung: Geräusche erzeugen, die beim

Rüsten entstehen: schälen, raffeln, schneiden. • Einzelne Geräusche erkennen• Reihenfolge von drei Geräuschen hören und wissen, was

nacheinander mit dem Apfel gemacht wurde

4. Seriale Wahrnehmung: Richtigen Arbeitsablauf erklären undvorzeigen

• Stückli in Dörrexkorb füllen. Dörrex einschalten.Apfelkorb mit Tuch verdecken5. Taktil-kinästhetische Wahrnehmung: Paarbildung

• Äpfel betasten, gleiche Sorten-Paare bildenÄpfel nach Sorten in Papiersack versorgen, zum Rüsttisch stel-len

ABSCHLUSS 6. Geruchliche und geschmackliche Wahrnehmung: Vergleichder verschiedenen Sorten

• Apfelstücke als Schnitze probieren, frisch, gedörrt• Apfelsaft trinken: Gerbstoff und Süsse des Apfels empfinden • Apfelsorten unterscheiden durch langsames Essen

SPIELIMPULS Herstellung von getrockneten Apfelstückchen

LITERATUR Hoffmann Muischneek, Sabine: Wie tönt grün? Verlag SVHS, Winterthur, 1989.Verschiedene Herausgeber, SEH-Spiele, TAST-Spiele, HÖR-Spiele, Don Bosco Verlag,München, 1984.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SINNESSPIELE – SINNESÜBUNGEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DENKSPIELE

� DENKSPIELE

Idee • Spielerisches Üben von mathematischen Grunderfahrungen undder Merkfähigkeit

• Spielerisches Differenzieren der Wahrnehmung, der Sprache unddes logischen Denkens

GEFÖRDERTE • Förderung des Denkens als Basisfunktion fürs Lernen von Kulturtechni-KOMPETENZEN ken

• Erkennen und Benennen verschiedener Mengen, Grössen, Eigenschaften• Förderung des Denkens als Vorstufe zum Zahlbegriff• Wiedererkennung von Mengen in Verbindung mit abstrakter Zahl/Symbol

RAUM Sitzkreis oder Tische

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DENKSPIELE

MATERIAL Offenes Material: Knöpfe, Steine, Nüsse, Alltagsmaterial, Spielzeug usw.Didaktische Spiele: Colorama, Logische Blöcke, Schau genau usw.Bildgeschichten, Lügengeschichten

ABLAUF EINFÜHRUNG Vorfreude wecken, Spiele mit einer Rahmenhandlung ankün-den

HAUPTTEIL Ein Spiel nach dem anderen spielen. Sich Zeit für Wiederholun-gen nehmen. Spiele variieren, dazu auch Ideen der Kinder auf-nehmen. Regeln einhalten, einkleiden der Spiele z. B. mit Ge -schichte als «Rotem Faden».

ABSCHLUSS Schlussspiel, bei dem alle Kinder mitspielen könnenSPIELIMPULS Spielmaterial im Freispiel zur Verfügung stellen

DIDAKTISCHE Denkspiele sind didaktische Spiele, die auf ein bestimmtes Lernziel ausgerichtetHINWEISE sind. Die Lehrperson entscheidet, ob diese Spiele in einer anleitenden oder erarbei-

tenden Methode angewendet werden. Sie kann damit dem Nachdenken oder derEntdeckungsfreude des Kindes gerecht werden. Wichtig ist die klare Auswahl derLernziele. Die Lehrperson setzt für die Zielsetzung konkretes Material ein und ent-wickelt daraus Spielformen. Sie bedenkt Erschwerungsmöglichkeiten der Spieleoder Vereinfachungen, um auch jüngere Kinder anzusprechen. Sie beachtet beimAufbau der Spielabfolge das Prinzip: Vom leichten zum schwierigen Spiel, die Rhyth-misierung zwischen Bewegung – Ruhe, Konzentration – Entspannung, Spielfreudeund Anstrengung, Gruppen-, Partner- und Einzelspielen. Lösung von Aufgaben in Teil-gruppen ist sinnvoll (siehe Methode «Sinnesspiele»).Neue Spiele brauchen eine Einführungszeit. Spielregeln verständlich formulieren,direkt vormachen, beim Spiel die Einhaltung prüfen. Wenig sprechen, das Kind sollsich aktiv betätigen können. Die Lehrperson achtet auf gerechten Wechsel der Spieler, sie behält den Überblick.Besonders bei Wettspielen beachtet sie die Gruppendynamik. Sie ist flexibel, kannIdeen der Kinder aufnehmen, Spiele verlängern (Zeit einplanen) oder vorzeitig abbre-chen. Sie beobachtet den mathematischen Entwicklungsstand jedes Kindes, ver-bunden mit seiner Arbeitshaltung und dem Aufgabeverständnis.

MÖGLICHKEITEN Förderung des Denkens als Basisfunktion fürs Lernen von Kulturtechniken:Erkennen und Benennen verschiedener Mengen, Grössen, Eigenschaften

• Vergleichen und unterscheiden etwas Bekanntes wiedererkennen• Ordnen: Sortieren Klassifikation nach 1 oder 2 Merkmalen• Ordnen: Bilden von Reihen Seriation• Zuordnen, Herstellen von Beziehungen Mengenvergleiche, mehr/weniger als• Abstrahieren Bedeutsame Einzelheiten hervorheben• Verallgemeinern Vereinen von Merkmalen• Versprachlichen Inneres Denken

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DENKSPIELE

Förderung des Denkens als Vorstufe zum Zahlbegriff:Mengen in Verbindung mit abstrakter Zahl/Symbol wiedererkennen

• Stück für Stück Zuordnen• Zählen Zahlwörter in der richtigen Reihe sagen• Erhalten der Zahl, Mengenkonstanz Zahlbegriff haben• Zerlegen einer Menge• Mächtigkeit der Menge Elemente zählen• Ordinaler Aspekt der Zahl Standort

Viele Geschichten wie «Crictor», 7 Zwerge, 3 Bären usw. enthalten pränumerischeAspekte.

BEISPIELE Denkspiele mit GeschirrDer Morgentisch ist mit aus Papier geschnittenem Geschirr gedeckt (evtl. Geschirraus der «Bäbi-Egge»). Es unterscheidet je nach Sorte zwei verschiedene Grössen.Material: 4 Tassen, 4 Teller, 8 Messer, 7 Löffel, 1 Krug, 1 Becken, ein Abtrocknungs-tuch. Auftrag: Etwas Bekanntes wiedererkennen und benennen;

• Die Kinder benennen das schmutzige Geschirr, aus welchem die Familie gegessenhatAuftrag: Vergleichen

• Ist alles gleich?Auftrag: Klassifizieren

• Zum Abwaschen wollen wir alles, was gleich ist, zusammenstellen• Stapeln nach verschiedenen Kriterien,

Form, Grösse, MaterialAuftrag: Seriation beim Abtrocknen

• Die Mutter arbeitet so: Zuerst dasBesteck, Muster legen mit trockenemBesteck

• Der Vater arbeitet anders: Muster mitBesteck und Geschirr vorlegenAuftrag: Zuordnung Stück für Stück

• Alles Besteck ist trocken, wovon hat esmehr?

• Herausfinden durch zählen oder zuord-nenAuftrag: Zählen des GeschirrsAufträge im Zahlenraum 1–10: Geschirrund Besteck versorgen, Erschwerungdurch Negationen

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DENKSPIELE

Denkspiele in der Thema-Ecke «Post»Verschiedene Klassifikationen im Rollenspiel:«I minerä Kasse isch e Riesesauerei, ich mues emal Ornigmache». Roman ordnet das Kleingeld und die Noten, «au, bimPapiergäld häts viel meh zum Sortierä».Im Postbüro gibt es verschiedene Arbeiten, welche das Den-ken fördern. Im Rollenspiel als Pöstler, Schalterbeamter oderKunde werden Klassifikation, Seriation, Raum-, Zahl- oderMengenbegriffe verbunden und mit dem jeweiligen Materialgeübt. Der Pöstler hat verschiedene Fächer, in die er die Posteinordnet: normale Briefe, Expressbriefe, Zeitungen, Luftpost,Karten. Er ordnet nach Form, Bild oder nach Material. DasMaterial ist Ausgangspunkt für verschiedene Denkspiele.

Denkspiele mit Briefcouverts und PäckchenDer Pöstler hat 10 verschiedene Briefcouvertsorten auf denBoden geleert.• Klassifikation: Zwei Knaben ordnen sie nach Grösse, Farbe

und Form. Das sind bereits drei Klassifikationsmerkmale.• Seriation: einfache Reihe mit Couverts: «Das iisch bubi, ich

möcht öppis schwärers»• Seriation: schwierige Reihe «Ich has guet chöne, jetz gahts

nümme witer»• Seriation: Immer zwei Pakete sind gleich gross. Beim ersten

Turmbauversuch stimmt die Reihe noch nicht, aber beimzweiten Turmbau haben die Kinder mit dem grössten Paketzuunterst begonnen.

• Mengenbegriff. «Hätts meh Brief oder Marke?» Die Grossenzählen, es sind 9 Briefe und 10 Marken. Ein Kind hat Markenund Briefe zugeordnet. Eine Marke ist übrig geblieben.

Denkspiele mit verschiedenen PostmaterialienDie Kinder bilden eine Reihe mit Dingen, die sie selbst aussu-chen. Die Reihe lautet: leicht, schwer am schwersten. Stimmtdie Reihe? Wir prüfen mit der Waage nach. Sie zeigt den Kin-dern den einzigen Fehler, der Korb ist leichter als die Unter lage.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DENKSPIELE

Denkspiele Thema «Lädeli»Material aus dem Verkaufsladen: Gemüse aus Papiermaché, Körbe und Preisschil-der, die Kindergärtnerin spielt die Rolle der Verkäuferin.

ABLAUF

QUELLEN Schmassmann, Margret: Mathematiklabor Zürich, KursdokumentationenUND LITERATUR Div. Artikel in «Der Schweizerische Kindergarten», Nr. 1/1986 bis 2003

Breites Angebot für Lehrpersonen, z. B. Hengartner, Elmar; Wieland, Gregor: Das Zahlenbuch 1, Mathematik Lehrwerk. Klett Verlag, Zug, 2000.

Lernschritte der Kinder Methodische Schritte

Unterscheiden in richtige Einführungund falsche Handlungen Frau Nelly, die Verkäuferin, braucht Hilfe. Sie hat viel zu tun und

ist durcheinander. Sie erzählt eine «Lügengeschichte» (mitoffensichtlichen Lügen)

Vorhandenes Material betrachten Hauptteil1. Gemüse aus dem Lager holen, ausbreiten

Klassifikation nach 1 oder 2. Sortieren nach einem Merkmal: der Sorte, nach Farben oder2 Merkmalen Formen

3. Sortieren nach zwei Merkmalen: Grösse und Sorte

Mengen vergleichen 4. Schätzen, wovon es am meisten hat. Wie kann man das genau herausfinden?

Mengenkonstanz üben 5. Verschiedene räumliche Anordnungen legen. Wo hat es gleich viel, weniger oder mehr Gemüse? Seriationen bilden oder erfinden

6. Schaufensterauslagen machen, Reihenbildung mit Gemüse, schwierige Muster erfinden

Symbole erfinden, schreiben 7. Preisliste mit Symbolen zeichnenund lesen

Auftragskarten mit Symbol lesen AbschlussFrau Nelly räumt das neue Gemüse in den Verkaufsladen ein.Sie kann die Einkaufslisten nicht selber lesen und benötigt dieHilfe der Kinder.

Persönliche Auseinandersetzung SpielimpulsWeitere Schilder erfinden und zeichnen, Rollenspiel im Ver-kaufsladen

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DENKSPIELE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ZÄHLSPIELE

� ZÄHLSPIELE

IDEE • Wahrnehmen von mathematischen Begriffen bei Mengen und Zah-len durch konkretes Material

• Spielerisches Zählen• Den Zahlbegriff oder den Umgang mit Operationen handelnd erfah-

ren und verstehen

GEFÖRDERTE • Erleben pränumerischer Lernanlässe in Spiel- und AlltagssituationenKOMPETENZEN • Wiedererkennen von Mengen in Verbindung mit dem Zählen und

Zahl/Symbol • Verständnis von Operationen und operativem Vergleichen erwerben

– Veränderungen erkennen: hinzufügen, wegnehmen, halbieren– Aufteilen, Zerlegen einer Menge– Addition und Subtraktion, Abzählen mit sichtbaren Elementen

RAUM Im Sitzkreis, an Tischen, im Freien

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ZÄHLSPIELE

MATERIAL Alltagsmaterial: Kleider, Material im Zimmer, Naturmaterial, Spielzeug, Konstrukti-ons- und Gesellschaftsspiele, Wasser, Sand usw. Verse, Spiele, Lieder zum Zählen,Ziffern, Zahlen, Geschichten, Märchen, Bilderbücher, Bilder usw.Didaktisches Material: Fröbel- und Montessorimaterial, Punktefelder, Wendeplätt-chen usw.

ABLAUF EINFÜHRUNG Interesse für pränumerische Knacknüsse wecken. Fragestel-lung oder Lernziel geben, z. B. in einer Rahmengeschichte.

HAUPTTEIL Konkretes Material ordnen oder zählen. Drei Repräsentations-ebenen beachten: Handlung, Bild, Symbol. Diese durch Trans-feraufgaben miteinander in Verbindung setzen, z. B. Fischestem peln, dann Anzahl in einer Ziffer notieren. Spiele oderAufträge spielerisch verknüpfen, sei es durch verschiedenePosten oder der Rahmenhandlung. Gute Rhythmisierung zwi-schen Konzentration und Entspannung beachten. Kinder ein-zeln oder in Teilgruppen zum lösungsorientierten Denkenanregen.

ABSCHLUSS Auswertungsgespräch über mathematische Einsichten oderEntdeckungen

SPIELIMPULS Gestalten mit Mengen, Zahlen mit dem oben verwendetenMaterial

DIDAKTISCHE In Alltagshandlungen wie sich anziehen, essen usw., in der Puppenecke, in der Bau-HINWEISE ecke oder im Verkaufsstand lernt das Kind unbewusst charakteristische Merkmale

des mathematischen Denkens kennen. Die Methode «Zählspiele» baut auf diesenErfahrungen auf. Zählspiele sind didaktische Spiele, die sowohl die basalen Lernvor-aussetzungen wie auch das mathematische Lernen umfassen. Die Lehrperson musssich bei der Zielwahl einschränken, dafür in der methodischen Ausgestaltung diedrei Repräsentationsfelder Handlung – Bild – Symbol miteinander in Beziehung brin-gen, was durch eine aktiv entdeckende Methodenwahl möglich ist. Der Transfer vonErlebnissen innerhalb und zwischen den drei Repräsentationsfeldern führt zur Bil-dung von mathematischen Begriffen. Die drei inhaltlichen Schlüsselstellen für mathematische Lernanlässe sind:1. der Wortschatz: mehr, das gleiche, verschieden, (nicht) genug, zu viel(e), zu

wenig(e), (fast) alle(s). Er wird gebildet durch konkrete Erfahrung im Vergleichenvon Qualitäten.

2. Die Zahlwörter von eins bis zehn und darüber. 3. Die Beziehung Ganzes – Teile, d. h. das Kind erlebt die Aufteilung einer Gesamt-

heit in kleine Stücke und erkennt, dass sich am Wert der Gesamtheit nichtsändert.

Die Kinder sollen Gesetzmässigkeiten und Muster, Spielsteigerung oder Vereinfa-chung durch Eigenaktivität oder durch soziales Lernen in einer Gruppe herausfindenkönnen. Ihre Einsichten, Fragen und Ideen tragen dazu bei, mathematische Denk-prozesse zu wecken und zu üben. Die Lehrperson kann Arbeitshaltung, Leistungsgrenze und Aufgabeverständnis dereinzelnen Kinder gut beobachten. Sie erfasst den Lernstand in ihren Beobachtungs-bogen und gibt weiterführende Impulse.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ZÄHLSPIELE

MÖGLICHKEITEN Pränumerischer Bereich:• Klassifikation: Sortieren nach Aspekten

wie Grösse, Farbe, Formen• Seriation: Bilden von Reihen, Ordnen

nach der Grösse, Farbe in der Reihe• Eins-zu-eins-Zuordnung mit Gegenstän-

den, in Verbindung mit dem Zählen

Mengen, Zählen, Zahl:• Mengenerfassung simultan (bis 4)• Mengenbegriff durch Stück-für-Stück-

Zuordnung herstellen (bis ca. 6). Verglei-chen von Mengen durch Herausnehmenoder Wegräumen.Themen: Unsere Schu-he und Kleider, Verkaufsladen, Puppen-ecke, «logische Blöcke», Tiere, «Lego»-Bausteine usw.

• Zahlwörter in der richtigen Reihenfolgeaufsagen, spielen mit Zahlwortreihen:Abzählreime, Fingerverse, Kreis- undSingspiele. Bewegungsverse und Zah-lenlieder

• Zwei, fünf und zehn als Schlüssel für denZahlenraum am eigenen Körper erleben

• Zählen von Objekten, Anzahl bestim-men. Frei bewegliche Elemente durch Berühren zählen. Themen: Eigener Körper,beim Basteln usw.

• Dieselbe Menge auf verschiedene Weise anordnen und zählen. Themen: Spiel-,Schreibmaterial usw.

• Elemente aus einer Menge herauszählen, Anzahl bestimmen. Kardinales Verständ-nis, letztgenanntes Zahlwort gibt die Anzahl an.

• Elemente zählen, die nur gesehen, gehört oder gespürt werden• Bewegungen machen und dazu zählen. Themen: Spiele im Freien, Hüpfspiele, Musik,

Tanz.• Zahlsymbole mit den Fingern zeigen, lesen und sprechen• Elemente auf Bildern zählen. Themen: Im Bild, im Bilderbuch, in Zahlenbilderbü-

chern, bei Spielen wie «Glückskäfer», «Domino». Würfelzahlen und Felder bei Wür-felspielen, «Einertrainer», Bauvorlagen usw.

• Elemente schätzen, voraussagen und dann zählen

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ZÄHLSPIELE

Operationen• Handlungen ausführen, Veränderungen erkennen: Etwas

haben, dazutun, wegnehmen, halbieren• Ganzheit – Teilbereiche: Aufteilen, zerlegen einer Menge in

Teile. Erkennen der Mengenkonstanz. Merken, dass die Teil-menge verschieden gebildet werden kann, dass sich amWert der Gesamtheit nichts ändert

• Zahlbegriff: Anzahl der Elemente, ein Fünfer besteht ausfünf Einheiten

• Addition und Subtraktion: Ab- und hinzuzählen mit sicht -baren Elementen

• Multiplikation und Division: Verdoppeln oder halbieren, ingleiche Teile aufteilen

QUELLEN Schmassmann, Margret: Heilpädagogischer Kommentar zum Zahlenbuch. Klett Ver-UND LITERATUR lag, Zug, 2001.

Heyer-Oeschger, Margot: «Aazelle böle schelle». Kindergartenbulletin Nr. 14/15, EDKt. ZH, Zürich, 1986. Div. Autorinnen, Anspruchsvolle Spiele im letzten Quartal, Kindergartenbulletin Nr.23, ED Kt. ZH, Zürich, 1989.Rinne-Sigg, U.: Verse und Lieder zum Zahlbegriff. ED Kt. ZH, Zürich, 1986.Div. Artikel in «Der Schweizerische Kindergarten», Nr. 1/1986 bis 2003.Rechsteiner B; Lang, Ch.: Die magischen Würfel. Verlag KgCH, Zürich, 1998. Strombach, Ulrike: Mit allen Sinnen von 1 bis über 100. Verlag Moderne Pädagogik,Bremen, 1999.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RAUMORIENTIERUNGSSPIELE

� RAUMORIENTIERUNGSSPIELE

IDEE • Wahrnehmen und Unterscheiden der verschiedenen Seiten (links/rechts) am eigenen Körper

• Bewegungsrichtungen, Raumerfahrung mit dem eigenen Körpererleben

• Räumliche Beziehungen von Gegenständen erkennen, benennen,verändern und wiederherstellen

GEFÖRDERTE • Bewusste Orientierung im RaumKOMPETENZEN • Vorstellung von räumlichen Beziehungen und Bewegungen im Raum

• Grundlagen für mathematisches Lernen durch Bewegungen im Raumerhalten

RAUM Sitzkreis vergrössern, viel Platz. Arbeitsort markieren, auch im Freiendenkbar.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RAUMORIENTIERUNGSSPIELE

MATERIAL Bewegungsspiele: Verse, Lieder, Bewegungsgeschichten. Kreis-, Sing- und Tanz -spiele. Figuren, Papierbälle, Schwungbänder, alles GestaltungsmaterialMuster und Formen in drei- und zweidimensionaler Ausführung

ABLAUF EINFÜHRUNG Stimmung zum Thema mit grobmotorischen Bewegungen amPlatz schaffen. Sitzkreis vergrössern, den neuen Platz findenlassen, Material zuteilen, Regel erklären.

HAUPTTEIL Eine Rahmengeschichte führt von Bewegungsaufgabe zuBewegungsaufgabe. Im Wechsel erzählen, danach die Kindergestalten lassen, Ideen der Kinder einbeziehen. Durch Partner-übungen individuelle Lösungen und unterschiedliche Gradeder Herausforderung ermöglichen. In kurzen Gesprächen zumNachdenken über das eigene Tun anregen. Auf genügendBewegung achten. Produkte betrachten lassen.

ABSCHLUSS Aufräumen, Material durch die Kinder einsammeln lassen.Sitzkreis wieder herstellen.

SPIELIMPULS Gestaltungsmaterial zur Verfügung stellen

DIDAKTISCHE Durch die eigene Stellung im Raum werden sprachliche Begriffe zur Raumorientie-HINWEISE rung gebildet. Die Orientierung mit und um den eigenen Körper ist die Grundlage für

die Entwicklung des Körperbewusstseins, sie dient der Bewegungskoordination undder Bewusstwerdung von räumlicher Beziehung. Sie ist die Grundlage für dasmathematische Lernen, sowohl für Mathematik wie für Geometrie. Viele Begriffesind relativ, die eigenen Augen haben für die Raumwahrnehmung eine zentraleBedeutung.Die Lehrperson lässt die Kinder räumliche Positionen durch gezielte Übungen mitallen Sinnen erleben. Durch den Einsatz von Musik, Stimme und interessanten Mate-rialien bieten sie die Gelegenheit, sich zu orientieren. Vorwärts, rückwärts oder seit-lich gehen mit dem eigenen Körper bildet die Grundlage für das Zählen auf abstrak-ter Ebene. Die präzise Benennung der räumlichen Positionen verbindet Handlungund Sprache. Manchmal ist es hilfreich, mit einem Material wie einer Taschentuch-marionette, Schwungbändern usw. Bewegungshandlungen zu erfinden und damitauch die eigene Perspektive zu wechseln. Das gelingt aber erst, wenn das Kindräumliche Positionen als relativ erkennt. Bei kleinen Kindern eignen sich Funktions-spiele zur Entdeckung des Raumes. Grössere Kinder finden in Spielen wie Verste -cken, «Katz und Maus»-Fangspiele, Hüpfspiele usw. eine Vielfalt von anregendenSpiel- und Lernformen. Die Begriffsbildung verläuft von der Handlung im dreidimen-sionalen Raum zur bildhaften, zweidimensionalen Ebene. Die Handlungen werdendurch die passenden räumlichen Begriffe begleitet, um so die Begriffsbildung zufestigen. Der Einsatz von verschiedenen Sozialformen kann zu lustvollen Lernangeboten füh-ren und ermöglicht mehr Eigeninitiative.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RAUMORIENTIERUNGSSPIELE

MÖGLICHKEITEN Bewusste Orientierung im Raum• Begriffe wie unten/oben, vorne/hinten,

rechts/links, darüber/darunter, aussen/innen, vorwärts/rückwärts werden ge -übt.Themen:Körperschema,Nachahmenvon Körperbewegungen, Tiere und ihreBehausung, alle Arten von kreativen Be -wegungsspielen (klettern, verstecken)

• Fingerspiele, Fadenspiele, grossflächigesMalen, Bauen, Flechten mit Bändernusw.

• Bewegungsbaustelle, Hütten für sichoder für Figuren bauen

• Kreis-, Sing- und Tanzspiele, Zahlenstrahlvor- und rückwärts gehen

• Dreidimensionale Formen wie Kugel,Würfel, eckig, spitzig usw. spüren, unter-scheiden, benennen

• Versteck- und Suchspiele sind gleichzei-tig ein Bewegungsangebot

Vorstellung von räumlichen Bezie-hungen und Bewegungen im Raum

• Erkunden des Raums, Pläne zeichnen.Quartierplan aufgrund von Spaziergän-gen erstellen, sich die Welt von obenvorstellen

• Geschichten und Märchen hören, innereBilder dazu entstehen lassen

• Basteln und werken, zeichnen undmalen nach eigenen Vorstellungen.Thema: Räume, Gebäude, Perspektive

• Puzzle, Würfelmosaik, falten, flechten,Muster nach Vorlagen erstellen

• Baupläne lesen oder selber zeichnen:Kugelbahn, Lego usw.

• Mit Bauklötzen Räume bauen usw.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RAUMORIENTIERUNGSSPIELE

Bewegung und Raum als Grundlagen für mathemati-sches Lernen entdecken und nutzen• Räumliche Beziehunen im Alltag entdecken, beim Wohnen

Tischdecken, Essen. Themen: Anordnungen, Mengen, Zu -ordnungen, Teilen usw.

• Formen- und Muster im Alltag entdecken. Themen: Farben,Formen, Zahl

• Musikalische Muster erkennen und klatschen• Bewegungsrichtung erkennen. Zählen und gehen, abzählen.

Thema: vorwärts, rückwärts, hüpfen, Tanzschritte• Erfahrungen mit Spiegelungen sammeln. Geometrische

Symmetrie entdecken. • Geometrische Formen, Muster erkennen, fortsetzen, auftei-

len, selber gestalten. Thema: Ornamente, Rosetten, Mosaik,Ketten

• Bewegungsstrukturen in der Mathematik entdecken, mit Plättchen Reihen und For-men bilden

LITERATUR Stöcklin-Meier, Susanne: Falten und Spielen. Verlag Pro Juventute, Zürich, 2003.UND QUELLEN Diel, Elfriede: Friedrich Fröbel heute: Gestalten und Falten. Verlag Constri AG, Schinz-

nach, o.J. Hoffmann Muischneek, Sabine: Wie tönt grün? Verlag SVHS, Winterthur, 1989.Schmassmann, Margret: Heilpädagogischer Kommentar zum Zahlenbuch. Klett Ver-lag, Zug, 2001

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS KONSTRUKTIONSSPIELE, GEFÜHRTES TUN

� KONSTRUKTIONSSPIELE, GEFÜHRTES TUN

IDEE • Legen von Bildern (2-dimensional) oder bauen im Raum (3-dimen-sional) an parallel vorbereiteten Arbeitsplätzen

• Schritt für Schritt eine Anleitung hören, die zum selber Gestaltenmit einfachem Material oder zur Herstellung eines Gemeinschafts-werks dient

• Im geführten kreativen Tun stellt das Kind innere Bilder oder verin-nerlichte Begriffe dar

GEFÖRDERTE • Transferleistungen von Begriffen in konkrete Darstellungsformen KOMPETENZEN • Koordination der Wahrnehmung und der Feinmotorik. Üben von feinmo-

torischen Fertigkeiten• Suche nach technischen Lösungen bei Konstruktionsaufgaben• Soziales Lernen durch Nachahmung oder gemeinsames Gestalten eines

Produktes

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS KONSTRUKTIONSSPIELE, GEFÜHRTES TUN

RAUM Sitzkreis vergrössern, arbeiten am Boden, viel Platz zum Sitzen. Arbeitsort markie-ren, Unterlage als Arbeitsplatzbegrenzung (mit Papier, Stoff, Reif), auch im Freien aufdem Teerplatz denkbar.

MATERIAL Das Material wird passend zur Technik ausgewählt. Für jedes Kind die gleicheMenge Material in hübscher Verpackung. Jedes Material, das sich zum Konstruiereneignet, ist verwendbar (Naturmaterial, Legematerial, Kardwolle, Ton usw.).Arbeitsunterlage, evtl. für jedes Kind ein Zusatzmaterial

ABLAUF EINFÜHRUNG Stimmung zum Thema schaffen. Grobmotorische Bewegun-gen ermöglichen. Sitzkreis vergrössern, Arbeitsplatz, Materialzuteilen, Regel erklären.

HAUPTTEIL Geschichte erzählen, danach gestalten lassen. Kinder Schrittfür Schritt von Gestaltungsaufgabe zu Gestaltungsaufgabeführen, Ideen der Kinder einbeziehen. Wenig sprechen, zuMusik oder in der Stille arbeiten. Zeit geben zum Gestalten.Mut zu eigenen Lösungsvorschlägen machen, «Bilder» gegen-seitig betrachten.

ABSCHLUSS Aufräumen, Material durch Kinder einsammeln, evtl. Endpro-dukt einer Gemeinschaftsarbeit stehen lassen, Sitzkreis wie-derherstellen. Grobmotorisches Bewegungsangebot.

SPIELIMPULS Gestaltungsmaterial zur Verfügung stellen

DIDAKTISCHE Alles Einzelne regt zum Gestalten an. Konstruktionen sind praktisch mit jedemHINWEISE Material möglich, auch mit didaktischem Legematerial (Würfelkasten, farbige Plätt-

chen, Stäbe oder «Muggelsteine»). Dieses Spielmaterial, erfunden von Friedrich Frö-bel, ist didaktisch strukturiertes Material. Alle Kinder werden Schritt für Schritt angeleitet, alle erfüllen die gleiche Aufgabe.Kurze, lösbare Konstruktionsaufgaben zum aktuellen Thema stellen, unterschiedli-ches Arbeitstempo beachten. Auflockerung durch Lieder und Bewegung, Aufstehenund «Bilder» gegenseitig betrachten. Einkleiden der Aufgaben in eine Handlung odereine Rahmengeschichte. Erzählen im Wechsel zum Gestalten der einzelnen «Bilder».Das konzentrierte, ruhige Arbeiten unterstützen.Aufbau: Bei unbekanntem Material ist der Experimentierfreude mit dem Materialgenügend Rechnung zu tragen, also für ein- oder zweihändige Funktionsspiele Zeiteinplanen. Bei bekanntem Material Konstruktionsaufgaben vom leichten zumschwierigen «Bild» stellen.Verschiedenartige Aufträge stellen: gehörte Begriffe darstellen, vor- und nachbauen,aus dem Gedächtnis oder der Fantasie anfertigen, ein Problem durch gegenseitigeAbsprachen technisch lösen, Lösungen in 2. oder 3. Dimension finden.Mit Aufgaben beginnen, die das Kind lösen kann, das gibt Sicherheit. Klare sprachli-che Angaben machen, z. B. «so gross wie die Hand». Die verwendeten Begriffe sol-len aus dem kindlichen Erfahrungsfeld kommen, es sind: Raum-, Zahl-, Mengen-,Farb- oder Formbegriffe. Bei fremdsprachigen Kindern Begriffe mehrmals durch dieKinder nennen lassen. Oft orientieren sich die Kinder bei den andern, das Nach -ahmen entspringt dem Wunsch, die Aufgabe gut zu erfüllen. Organisation gut über-legen. Übergänge zwischen den einzelne Aufgaben mit einer Rahmengeschichte gutplanen. Arbeiten auf einer Unterlage erleichtert dem Kind die Orientierung und die

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS KONSTRUKTIONSSPIELE, GEFÜHRTES TUN

Ordnung. Da das Kind in der Regel aufdem Boden sitzt, ist auf eine gute Sitz-haltung zu achten. Bei Verkrampfungenund als Rhythmisierung auflockerndeBewegungen anbieten.Die Lehrperson soll ihre eigene Rolleüberdenken. Will sie mitmachen? Wasbewirkt das? Ist diese Rolle hilfreich fürdie Zielsetzung? Konstruktionsspielebieten gute Beobachtungsmöglichkeitfür die Lehrperson: Wo braucht das ein-zelne Kind Hilfe? Was fördert die Kon-zentration? Welches ist seine bevorzug-te Händigkeit? Die Methode ist sehr geeignet, um einMaterial (Sand, Bauklötze, Plastilin usw.)einzuführen.

MÖGLICHKEITEN Eine leere Fläche wird Schritt fürSchritt gestaltet

• Das Kind kann in der Natur das Materialselber sammeln: Blätter, Gräser, Früchteusw. Jedes Kind hat das gleiche Materi-al. Verteilen und auszählen ist Teil derEinführung. z. B. ein Haus für den Wich-tel aus Herbstmaterial bauen.

• Unser Zimmer zum Schlafen einrichten,Möbel, Bett, Kasten, Stuhl usw. bauen. z.B. Würfelkasten 6 (von Friedrich Fröbel)mit Quadern verwenden.

Reiche Verwendungsmöglichkeiteines Materials auskosten

• Das gesamte Material, meistens von dergleichen Art (Steine, Kastanien, Steck-chen) wird zum Konstruieren verwen-det. Für jede Aufgabe wird die Unterlageabgeräumt. Nicht das Ausschmücken des einzelnen Bildes, sondern die Vielfalt derGestaltungsmöglichkeit mit dem gleichen Material steht im Zentrum.

Soziale Kompetenz erwerben • In einer Partnerarbeit das Material teilen, gemeinsame Lösungen für offene Auf gabe

finden. Z. B.: Die Kinder haben einen Korb mit Naturmaterial und erfüllen die Gestal-tungsaufträge des Bilderbuch-Themas in einer Partnerarbeit gemeinsam.

• Jedes Kind übernimmt für ein Bild die Führung. Mit gleichem Material werdenMuster gelegt. Wir legen sie nach.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS KONSTRUKTIONSSPIELE, GEFÜHRTES TUN

BEISPIELE Konstruktionsspiel mit LegematerialZu der bekannten Geschichte legen die Kinder ein Gesamtbild. Es besteht aus ver-schiedenen einzelnen Konstruktionsaufgaben. Die Lehrkraft nennt entweder dieZahl der Klötze, die Farbe oder den Ort der bunten Steine. Nacheinander entsteheneine Wiese, ein Hügel, eine Tanne. Zum Abschluss entstehen aus «Muggelsteinen»die Sonne und eine Wolke.

Konstruktionsspiele mit Hölzchen und Steinen zum Thema «Drei Räuber»Wichtige Stationen im ersten Teil dieses Bilderbuches werden nacherzählt und alsBilder gelegt. Es sind einfache Bilder wie gerader Weg, krummer Weg, ein hoherBerg, ein Baum, etwas im Wald Verstecktes. Schwierigere Bilder sind die Waffen, dieSchatzkiste, das Räuberhaus oder die Kutsche.

Konstruktionsspiele mit Kastanien zum Märchen der HeinzelmännchenEinführung: Es ist Nacht, der Schuhmacher geht zu Bett. Wir stellen ihn im Rollen-spiel dar. Danach huschen die Kinder als Wichtel in die Werkstatt. Sie beginnen mitden Arbeiten, sie nähen, leimen, hämmern. Die Ideen der Kinder werden durch Vor-und Nachahmen dargestellt. Alle sitzen im Kreis.Ein Heinzelmännchen findet eine neue Arbeit. Es verteilt (jedem Kind) das Material.In diesen Päckchen hat es 10 Kastanien. Die Papierserviette ist Verpackung undUnterlage zugleich. Die Schnur wird ebenfalls benützt. Durch die Rahmengeschich-te entsteht für die einzelnen Konstruktionsaufgaben eine Art Rollenspiel. Alle sindbis zum Schluss die Heinzelmännchen und werden so angesprochen.

HAUPTTEIL Die Heinzelmännchen beginnen zu arbeiten. Sie schauen sichab und zu bei der Arbeit zu. • Eines näht. Wir legen seinen Zwirn, also eine Reihe mit

Kastanien.• Ein anderes braucht den Hammer. Wir legen den Hammer.

Dazu singen wir: «Schuhmächerli».• Ich lege mit meinen Kastanien einen Schuh, die Schnur ist

der Schuhbändel. Alle sehen sich mein Bild genau an, danndecke ich es zu. Aus dem Gedächtnis machen die Kinderden zweiten gleichen Schuh. Wir vergleichen das Resultat.

• Die Kinder stehen auf, betrachten die verschiedenen Schu-he.

• Gespräch über Schuhtypen. Jedes Heinzelmännchen schus -tert ein eigenes Paar Schuhe mit Kastanien.

• Wir betrachten die vielen Schuhtypen, welche die Heinzel-männchen gemacht haben.

Es wird hell, die Heinzelmännchen wollen bald verschwinden,sie räumen auf und spielen miteinander mit den fertigen Schu-hen.

ABSCHLUSS Spiele mit den richtigen Schuhen

LITERATUR Diel, Elfriede: Friedrich Fröbel heute: Gestalten und Falten. Verlag Constri AG, Schinz-nach, o.J.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS KREIS UND SINGSPIELE EINFÜHREN

� KREIS- UND SINGSPIELE EINFÜHREN

IDEE • Überlieferte Kreis- und Singspiele durch Zusehen und Nachahmenspielen können

• Bereitschaft und Freude am Gruppenspiel finden

GEFÖRDERTE • Lernen, sich in der Gruppe zu exponieren und die damit verbundenenKOMPETENZEN Gefühle geniessen oder ertragen

• spielerische Erziehung zur Einordnung in eine Gruppe durch den Spielab-lauf

• Übernahme der Führung: Selbständig ein Spiel mit dem dazugehörendenHandlungsablauf leiten

• rhythmisch musikalische Förderung durch die Einheit von Musik, Bewe-gung und Wort. Spielerisches Üben der Bewegungskoordination

• Kennenlernen und Erhalten von Volksgut

RAUM drinnen oder draussen, ein grosser Kreis muss möglich sein

MATERIAL Sammlungen von Kreis– und Singspielen in Mundart, fremdsprachigeSammlungen

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS KREIS UND SINGSPIELE EINFÜHREN

ABLAUF EINFÜHRUNG Mit Rahmengeschichte («Roter Faden») Vorfreude wecken.HAUPTTEIL Kreisspiel vorsingen, dazu Inhalt, Text und Bewegung darbie-

ten. Jedes Spiel mit seinem genauen Bewegungsablauf mehr-mals wiederholen. Gebärden, Utensilien und Spielregeln blei-ben immer gleich, sie werden mündlich überliefert. 5–7 Kreis-spiele spielen und diese mit der Rahmengeschichte verbin-den.

ABSCHLUSS Letzten Durchgang ankündigen. Ein Spiel, bei welchem alleaktiv sind, als Schluss wählen.

DIDAKTISCHE Direktes Nachmachen ist eine anleitende Methode. Neue Spiele brauchen eine Ein-HINWEISE führungszeit. Spielregeln verständlich formulieren, direkt vormachen, Einhaltung

prüfen.Aufbau durchdenken: Vom leichten zum schwierigen Spiel, Steigerungen zwischenGruppe, Partner, Einzelnen. Rhythmisierung: Ruhige, leise – lebhafte Spiele, Bewe-gung – Ruhe Kreisspiele geben Gelegenheit zur sozialen Einordnung. Im Kreis sind alle gleich. Esbraucht Mut, ins Zentrum des Kreise zu treten, oder ausserhalb des Kreises die Füh-rung zu übernehmen. Die Lehrperson achtet auf einen gerechten Wechsel der ver-schiedenen Spielerrollen. Die Führungsrolle wird bei jedem Spiel einem andern Kind

gegeben. Dasjenige Kind, das die Führung übernimmt, wählteine Rolle, die es emotional oder sozial bewältigen kann. Die einfachen Spielabläufe, die Bewegungen und der Gesanghelfen, sich der spielenden Gruppe anzuschliessen. Kinderkönnten durch die Nachahmung der sich wiederholendenBewegungen mitspielen ohne aufzufallen. Mitmachen ist beiKreisspielen einfach, das zeigt sich besonders deutlich beifremdsprachigen Kindern. Es braucht kein Sprachverständnis,sondern lediglich gutes Zuschauen. Durch die ständige Wie-derholung gelingt es, Sicherheit zu gewinnen. Der Gesang inder Gruppe kann auch dazu führen, dass sich das Kind getraut,in einer fremden Sprache zu sprechen. Spielend dazugehörenist der erste Schritt zur sozialen Einordnung. Kreisspiele sinddazu eine kindgemässe, lustvolle Möglichkeit.

MÖGLICHKEITEN • Reigen, Tänze, Tänze aus fremden Kulturen • Singspiele, in welchen verschiedene Rollen dargestellt werden• Kreisspiele: Ratespiele, Kettenspiele, Leierspiele, Brückenspiele, Fangspiele• Fremdsprachige Kreisspiele

LITERATUR Stöcklin-Meier, Susanne: Der Schneider hat ne Maus erwischt, Lebendiges Kreis-spiel. Flamberg Verlag, Zürich, 1973.Bächli, Gerda: Der Tausendfüssler, Lieder und Singspiele, Musikverlag Pelikan Zürich1977.Irminger, Carmen: Tanzgarten. Verlag KgCH, Zürich, l988. Hüsler, Silvia: Tres tristes Tigres. Lambertus Verlag 1987.Hüsler, Silvia: Privitera Susanne, Liederwelt, Verlag KgCH, Zürich, 1990.Petillon, Hanns; Valtin, Renate: Spielen in der Grundschule, Frankfurt am Main, 1999.Spiele und Lieder für den Kindergarten, Verlag der Schul- und Büromaterialverwal-tung der Stadt Zürich, Zürich, 1965.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS LIED- ODER VERSEINFÜHRUNG

� LIED- ODER VERSEINFÜHRUNG

IDEE • Lernen eines neuen Liedes oder Verses durch Zuhören und Nach -singen

• Inhalt des Liedes oder Verses handelnd erleben und verstehen

GEFÖRDERTE • Freude und Lust am Singen oder Sprechen, emotionale BereicherungKOMPETENZEN • Gemeinschaftserlebnis: aufeinander hören, miteinander singen

• Musikalische, rhythmische Förderung: Bewusstes Hören, richtiges Nach-ahmen

• Erweiterung des Sprachverständnisses durch neue Begriffe in Liedernoder Versen

RAUM Sitzkreis, gute Sicht auf Mund- und Lippenstellung der Lehrperson

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS LIED- ODER VERSEINFÜHRUNG

MATERIAL Gutes Kinderlied- und Versgut, z. B. Kindergarten- und Unterstufenliederbücher,Gerda Bächli-Lieder usw.Begleitinstrument: Gitarre, Flöte oder Klavier

ABLAUF EINFÜHRUNG Rahmengeschichte mit Hinweisen auf das Lernziel, Stimmungzum Thema schaffen

HAUPTTEIL Lied oder Vers vortragen, begleitet durch Handbewegungen.Melodie und Text gut verständlich darbieten, Text in Teile auf-gliedern und erlebbar machen, z. B. durch Bewegung, Spiele,Gegenstände usw. Durch Vor- und Nachsingmethode jeden Teil2–3 Mal üben, zum Variieren Ideen der Kinder aufgreifen. All-mählich spielerisches Anleiten zum Singen oder Aufsagen desgesamten Liedes oder Verses.

ABSCHLUSS Ganzes Lied oder Vers vortragen, unterstützt durch Bewegun-gen

SPIELIMPULS Anschauungsmaterial zur Verfügung stellen

DIDAKTISCHE Mit dieser anleitenden Methode lernt das Kind «Schritt für Schritt» nachzumachen. HINWEISE Dabei können Hand- oder Armbewegungen, welche den Text verdeutlichen, eine

Gedächtnisstütze sein. Die Bewegung soll dem Sinn des Textes möglichst gut ent-sprechen. Das Kind singt oder es bewegt sich, beides miteinander gelingt schwer.Erst nach mehreren Wiederholungen gelingt es, beides gleichzeitig zu tun. Das giltauch für den Einsatz von Instrumenten. Um das Gelernte zu festigen, ist über länge-re Zeit eine regelmässige kurze Wiederholung nötig. Für fremdsprachige Kinder sinddie ikonische Darstellung des Inhaltes oder einzelne Bilder mit wichtigen Wörterneine Lernhilfe.

Vorbereitung der LehrpersonSelber das Lied oder den Vers sicher beherrschen. Den Anfangston richtig treffen,evtl. mit Begleitinstrument anstimmen. Den Wechsel zwischen Vor- und Nachsingenweniger durch sprechen, sondern durch Gesten leiten. Bei der Aufteilung des Textesin kürzere Teile auf den Atembogen achten. Durch die Analyse des Liedes oder des Verses gelingt es, den Inhalt verständlich ein-zuführen. 1. Schritt: Analyse des Inhaltes. Worum geht es?

• von der Sprache her: Was ist das Thema?• Schlüsselworte: Um welche Sache geht es genau?• sinnliche Elemente suchen: Was ist berührbar, riechbar, hörbar?• vom Gefühl her: Was für eine Stimmung herrscht vor?

2. Schritt: Vorgehensweise abwägen Ist der Inhalt vom Klangbild her zu gestalten?

• Klangbilder suchen. Was eignet sich?• mit Körperinstrument oder Klängen Ideen entwickeln• Schlüsselworte instrumentieren• Geräusche ausprobieren, die zum Klangbild passen• Instrumente ausprobieren, die zum Klangbild passen• Ostinato mit Grundton (letzter Ton) und Quinte z. B. g + d

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS LIED- ODER VERSEINFÜHRUNG

Ist der Inhalt von der Bewegung odereiner Handlung her zu gestalten?

• mit Händen und ganzem Körper Ideenentwickeln

• Bewegungen ausprobieren, die zum In -halt passen

• Bilder, Szenen auswählen, sie durch Be -wegung ausdrücken

• Bilder, Szenen durch Rollenspiele dar-stellen3. Schritt: Auswahl treffen. Was eignetsich am besten?Die Lehrperson entscheidet, welchesStimmungsbild sie herausarbeitet undwelche Vorgehensweise für die Inhalts-vermittlung sinnvoll ist. Die Verlänge-rung des Liedes oder des Verses durchdie oben aufgezeigten Vorgehensweisensoll lustvoll sein und nicht vom Singenabhalten.

MÖGLICHKEITEN • Mit Körperbewegungen den Inhalt derHandlung oder der Schlüsselwörter be -gleiten, z. B. durch begleitende Hand -bewegungen, einfaches Rollenspiel ameigenen Platz.

• Mit Figuren kann der Inhalt vorgespieltwerden, sei es mit Hand- oder Finger-puppen, mit der Mittelsfigur, mittelsTischtheater oder Thema-Tisch.

• Ein Bild kann die Schlüsselwörter dar-stellen. Bilderkärtchen mit Symbolenkönnen als Bildgeschichte in der richti-gen Reihenfolge gelegt werden.

• Ein Bild mit einer beweglichen Figur regtzur Wiederholung an, z. B. «S’chrüüchtes Schnäggli».

• Rhythmisches Sprechen in Varianten, z. B. zuerst laut, dann leise, oder Rhythmus miteinfachen Rhythmusinstrumenten begleiten. Rhythmisch zeichnen und sprechen.

• Verlängerung oder Erweiterung eines Liedes und Verses durch den Einsatz vonInstrumenten, z. B. ein Schlüsselwort begleiten, als Klanggeschichte «Klangweg»vorwärts und rückwärts gestalten.

• Darstellen des Liedes oder Verses als Sing- oder Rollenspiel mit Requisiten. Vorspielund Gesang im Wechsel. Die Rollenverteilung mit Requisiten benötigt ihre Zeit.

• sich auf Tonband aufnehmen und sich zuhören.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS LIED- ODER VERSEINFÜHRUNG

LITERATUR Stöcklin-Meier, Susanne: Verse, Sprüche und Reime für Kinder. Verlag Pro Juventute,Zürich, 2001.Stöcklin-Meier, Susanne: Eins, zwei, drei ritsche ratsche rei. Verlag Otto Maier,Ravensburg, 1987. Stöcklin-Meier, Susanne: Spielen und Sprechen. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1995. Spiele und Lieder für den Kindergarten, Verlag der Schul- und Büromaterialverwal-tung der Stadt Zürich 1965.Bächli, Gerda: Eigenkompositionen in Mundart und Standartsprache, z. B. Es war ein-mal, Verlag Musikhaus Pan Zürich 1985.Hüsler, Silvia: Sammlung von fremdsprachigen Liedern und Versen in vielen Publika-tionen, z. B. Tres tristes Tigres. Lambertus Verlag 1987.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESCHICHTENTURNEN

� GESCHICHTENTURNEN

IDEE • Bewegungsanregung durch eine Geschichte erhalten (innere Bilder)• Erlebnisorientiertes Turnen, Identifikation mit den verschiedenen

Rollen• Umsetzung von Handlungen oder innern Bildern in die eigenen

Bewegungen

GEFÖRDERTE • Bewegungsfreude wecken, bzw. das Stillen von BewegungsdrangKOMPETENZEN • Bewegungsvarianten entdecken für die grobmotorische Koordination

• Vertiefung von Erlebnissen durch die Umsetzung in Bewegung

RAUM Im Zimmer einen grossen Bewegungsraum schaffen, Fenster öffnen.Auch im Freien möglich. Sitzordnung im grossen Kreis als Ausgangs- oderRuheort. Tische und Stühle als Bewegungselemente mit einbeziehen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESCHICHTENTURNEN

MATERIAL Instrumente für die Lehrperson, z. B. Klavier, Flöte, GitarreStühle, Tische, kleines Material, Bänke, natürliche Hindernisse in Wald und WieseGeschichte als Grundlage für die unterschiedlichen Bewegungsimpulse, Bilderbü-cher, Verse usw.

ABLAUF EINFÜHRUNG Vorbereitung der Kinder zum Turnen (Hosensäcke, Brillen,Schuhe kontrollieren)

HAUPTTEIL Geschichte erzählen. Identifikation der Kinder mit den ver-schiedenen Rollen entwickeln. Alle Kinder gleichzeitig auffor-dern, einzelne Episoden durch Bewegungen anschaulich zugestalten. Bei grossen Gruppen evtl. in zwei Gruppen auftei-len, spielerisch den Bewegungsteil wiederholen. Zeit für Wie-derholung geben. Aufbau des Turnteils: Aufwärmen, von der einfachen zurschwierigen Bewegung

ABSCHLUSS Spielabschluss, EntspannungsübungenSPIELIMPULS Etwas aus der Geschichte mit Wasserfarben malen

DIDAKTISCHE Die Kinder entscheiden bei dieser Methode, wie sie die Bewegungsaufgaben lösen.HINWEISE Der Lernweg ist offen. Lernen geschieht durch Ausprobieren, Entdecken, Nach -

ahmen von andern.Das Bewegungserlebnis steht im Zentrum. Alle Kinder sind entweder gleichzeitigaktiv oder die halbe Klasse schaut im Wechsel zu.Die Lehrperson erzählt, sie lässt die Kinder das Erzählte darstellen. Dazu bewegensich die Kinder im Raum. Sie lässt den Kindern Zeit, die lustvollen Bewegungen zuwiederholen. Sie greift Ideen der Kinder auf, sie gibt Impulse, um Varianten zu erfin-den. Die Kinder werden nicht kontrolliert oder beurteilt. Jedes turnt wie es kann. Siewerden ermuntert, etwas zu wagen. Die Geschichte hilft durch den Inhalt, sich inverschiedene Rollen hineinzudenken. Auch Kinder, die nicht die ganze Geschichteverstehen oder nicht gewohnt sind, sich frei zu bewegen, werden durch die Bewe-gungsfreude der andern Kinder angeregt. Die Nachahmung ist ebenso wichtig wiedas eigenaktive Tun.Bei der Vorbereitung beachtet die Lehrperson die ganzheitliche Bewegungsanre-gung. Zudem kontrolliert sie die ausgewählten Bewegungsbilder auf den abwechs-lungsreichen Gebrauch der verschiedenen Körperpartien. Die klare, gut durchdach-te Organisation im begrenzten Raum hilft, sich ausgiebig zu bewegen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESCHICHTENTURNEN

MÖGLICHKEITEN • Erlebnisturnen zum Thema. Das aktuelleThema wird in verschiedenen Bewe-gungsbildern handelnd erlebt. Alle Rol-len sind für alle Kinder möglich. Die Kin-der bewegen sich gleichzeitig aktiv ineinem Bewegungsbild.

• Erlebnisturnen zu einer Geschichte: DieLehrperson erzählt die Handlung einerGeschichte, sie gibt dem Kind die Mög-lichkeit, von einer Rolle zur andern zuwechseln. Sie erweitert die Handlungdurch verschiedene passende Rollen,welche Bewegungsmöglichkeiten bie-ten. Für das Kind ist es ein parallelesRollenspiel, die Bewegungen entstehenaus der Identifikation mit der jeweiligenRolle.

• Rücken-Massage: In Partnerübungenwer den kleine Geschichten auf demRücken des liegenden Kindes darge-stellt, z. B. ein Gewitter, das sich entla-det, ein Spaziergang zum See. Auchdurch Verse, welche gemeinsam ge -sprochen werden, bekommen die Be -wegungen der Hände und Finger eineForm. Die Lust zur Wiederholung und diebegrenzte Form des Verses geben denKindern die Freiheit, Bewegungsmusterzu erfinden. Die gegenseitige Hand-Mas-sage kann helfen, Berührungsängsteabzubauen und zwischen angenehmenund unerwünschten Berührungen zuunterscheiden. Es gibt eine grosseAnzahl von Fingerversen, die sich sehrgut dazu eignen.

LITERATUR Geissbühler, Sabina: Bilderbücher werden lebendig. Haupt Verlag, Bern, 1984.Stöcklin-Meier, Susanne: Spielen und Sprechen. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1995. Hari, Hans Peter: Massage macht Schule, Zytglogge Verlag Bern.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESCHICHTENTURNEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RHYTHMIK

� RHYTHMIK

IDEE • Rhythmik zeigt sich immer als ganzheitlicher Lernprozess• Rhythmik vermittelt Erlebnisse auf körperlicher, sinnlicher Ebene• Aus diesem Erleben folgt das Erkennen und Benennen, also die

Begriffsbildung

GEFÖRDERTE • Ganzheitliche Förderung ausgehend von der Wahrnehmungsförderung KOMPETENZEN • Selbsterfahrung steht anstelle der Wissensvermittlung

• Rhythmik führt vom Körperbewusstsein zur Persönlichkeitsbildung • Soziale Übungen ermöglichen dem Kind die Rollenfindung in der Gruppe

RAUM Grosser freier Raum, keine Turnhalle. Der Stuhl ist Ausgangspunkt.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RHYTHMIK

MATERIAL So genanntes Rhythmikmaterial: Schlaghölzer, Trommeln, Tücher, Reifen, Seil, Stuhlusw. oder Material aus unserer Umwelt wie Steine, Zeitung, Karton usw.Instrumente der Lehrperson: Flöte, Tambourin, Klavier, Elementarinstrumente. IhreWorte oder Begriffe sind präzis. Sie wecken Bilder, z. B. «gehen auf spitzen Steinen».

ABLAUF EINFÜHRUNG Jedes Kind erhält dasselbe Material, das sich z. B. in der Farbeunterscheidet. Oft ist das Material verdeckt, um Spannung zuerzeugen. Alle Kinder sind im beschränkten Raum gleichzeitigaktiv, ohne dabei zu sprechen. Die Lehrperson entwickelt einehohe Konzentration und Ruhe, indem sie durch Musik oderStille den Ablauf führt, Signale werden vereinbart und über-prüft.

HAUPTTEIL Durch Wahrnehmungsübungen wird das Material handelnderlebt und erkundet. Bewegungsanregungen, Ordnungsübun-gen und soziale Übungen führen vom Erleben zum Erkennen.Aufbau vom einfachen zum schwierigen Spiel. Alle Kinder sindaktiv, neben Einzelübungen gibt es Gruppen- oder Partner-übungen.

ABSCHLUSS Gemeinsame Schlussbetrachtung oder Reflexion. Was hat dirgefallen? Wie hast du dich gefühlt? Material einsammeln, Sitz-kreis herstellen.

DIDAKTISCHE Rhythmische Erziehung ist ein Bildungsprinzip, das den Menschen in seiner GanzheitHINWEISE ansprechen will und auf ganzheitliche Erziehung und Bildung ausgerichtet ist. Die

Bildungsbereiche stehen in Wechselwirkung zueinander. Die Mittel sind Bewegung,Musik sowie verschiedene didaktische Materialien.Rhythmik ist ein didaktischer Lernansatz und eine erarbeitende Methode. Sie lässtdem Kind Raum für entdeckendes Lernen, ganzheitliches Lernen. Die Lehrpersonmoderiert den Ablauf ohne selber zuviel Raum einzunehmen. Sie plant bei denÜbungen Impulse ein, die zum Umschalten, Unterbrechen oder Durchhalten anre-gen. Sie gibt die Verhaltensregeln bekannt und stellt Aufgaben. Der oben skizzierteAblauf ist für diejenigen Stundenbilder beispielhaft, welche Materialerfahrung zumZiel haben. Je nach Bildungsschwerpunkt passt die Lehrperson den Ablauf an. Esgibt mannigfache Stundenbilder von Rhythmiklektionen. Die Kinder sind der aktive Teil, sie arbeiten ruhig und konzentriert. Das Gespräch trittin den Hintergrund, das Handeln steht im Vordergrund. Die Lehrperson soll Ideen derKinder aufnehmen und formen.

MÖGLICHKEITEN • Materialerfahrungen sammeln

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RHYTHMIK

• Material ausprobieren, ordnen• Zeit erleben• Sprache und Bewegung, Reimen• Begriffsbildung mit Gegensätzen: laut –

leise, lang – kurz• Seriationen finden: von glatt nach rau,

von gross nach klein, von leicht nachschwer, usw.

• Sinneserfahrungen sammeln • Bewegungsanregung durch Material• Gestalten mit Material, Umsetzung der

Erkenntnisse auf einer anderen Reprä-sentationsebene

BEISPIEL Rhythmik mit Steinen Im Raum sind viele Steine verstreut. Ichhabe sie verloren, und die Kinder helfensie zu sammeln. Jedes Kind spürt denStein und erzählt, wie er sich anfühlt.Wir ordnen sie und merken, es gibtimmer zwei gleiche Paare. Sie unter-scheiden sich in Form, Oberfläche,Gewicht und Geruch. Bei der Auswahlder Steine habe ich auf feine Unter-schiede geachtet, es gibt zwei grosserunde, mittlere runde und kleine rundeSteinpaare. Zur Paarbildung gibt es vieleVarianten, zuerst visuelle Zuordnungen,dann taktile. In einer Tastkiste werdenmehr oder weniger Steine zum beidhän-digen Tasten eingefüllt. Zu zweit werdenTastspiele erfunden und ausgeführt.

LITERATUR Edleditsch, Helga: Entdeckungsreise Rhythmik. Don Bosco – Verlag, München, 2001.Hoffmann Muischneek, Sabine: Wie tönt grün? Verlag SVHS, Winterthur, 1989.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RHYTHMIK

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WERKSTATTUNTERRICHT

� WERKSTATTUNTERRICHT

IDEE • Das Kind löst in einem Werkstattposten einzelne Arbeitsaufträgeallein oder in der Gruppe

• Jeder Posten ermöglicht eine Auseinandersetzung mit einem ande-ren Aspekt des Werkstatt-Themas

• Individualisierung des Lernprozesses durch Pflicht- und Wahlposten

GEFÖRDERTE • Autonomes Lernen, hohes Mass an Selbstverantwortung und Selbstkon-KOMPETENZEN trolle

• Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse bei der Auswahl der Werkstatt-posten

• Freiheit in der Auswahl der Lernschritte und des Lernweges

RAUM Drinnen und draussen, begrenzter Arbeitsraum mit Aufgabensymbol amArbeitsort. Bei der Anordnung der Posten im Raum auf eine gute räumli-che Verteilung der Kinder achten.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WERKSTATTUNTERRICHT

MATERIAL Die Lehrperson erstellt eine Postenübersicht und eine Materialliste. Für jedenPosten macht sie eine schriftliche Postenbeschreibung (siehe Beispiel), zusammenmit einer gezeichneten Spielanleitung für das Kind. Material des Postens in Schachteln versorgt. 1⁄3 mehr Posten als Kinder. IdentischesSymbol auf der Schachtel und für den Arbeitsort. Pro Kind eigenes Namensschild, Werkstattpass.

ABLAUF EINFÜHRUNG Die Lehrperson motiviert die Kinder, an der Werkstatt zu arbei-ten.

HAUPTTEIL Die Werkstatt steht anstelle der geführten Sequenz. DieRegeln bezüglich Wechsel, Arbeitstempo, Lärmpegel undSelbstkontrolle werden bekannt gegeben. Die Aufgaben derPosten sind so eingeführt, dass jedes Kind sich für eine Tätig-keit selber entscheiden kann. Jedes Kind löst die Aufgabennach freier Wahl und in freier Reihenfolge. Ist eine Aufgabeerfüllt, versorgt das Kind das Material, bestätigt den Posten imWerkstattpass und wählt eine neue Aufgabe.

ABSCHLUSS Falls es das nächste Mal weiterspielen will, legt es seinNamensschild zum Posten. Die Kinder erzählen sich, wasihnen bei der Werkstatt gut gefallen hat.

DIDAKTISCHE Die Werkstatt ist eine erarbeitende Methode in einer vorbereiteten Umgebung.HINWEISE Diese Methode gehört zu den «ELF», den «Erweiterten Lernformen». Alle Posten sind

auf das Ziel der Werkstatt ausgerichtet, sie ermöglichen eine Auseinandersetzungmit verschiedenen Aspekten des Werkstatt-Themas.Das Herstellen einer Werkstatt ist aufwändig. Es ist sinnvoll, in Gruppen von Lehr -personen gemeinsam eine Werkstatt zu planen. Gut durchdachte Posten inklusivMaterialbeschreibung erleichtern die aufwändige Planung. Der selbständige Zugrifffür das Kind ist wichtig, zur Bereitstellung des Materials eignen sich «Schachtel-werkstatt», stapelbare Körbe, Boxen oder ein Übersichtsordner mit allen Posten.

Einführung des WerkstattunterrichtsZeitpunkt gut auswählen, langsamer Aufbau mit steigenden Anforderungen wäh-rend des Kindergartenjahrs. «Lesen der Bilder» lernen, d. h. lesen der Lernschritteauf der Spielanleitung. Die bildliche Darstellung der Arbeitsregeln, Symbole auf derSpielanleitung und der Werkstattpass, verbunden mit dem selbständigen Arbeiten,müssen erklärt werden.

Werkstatt mit Posten einführenPosten schrittweise einführen. Jeden Posten mit seiner Spielanleitung erklären.Selbständiges und leises Arbeiten üben. Die Kinder sollen sich gegenseitig nicht stö-ren. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade für Kleine und Grosse anbieten. Evtl. nurfür die Grossen die Werkstatt anbieten, je nach Zielsetzung. Durchführung des Werkstattunterrichts ca. zwei Wochen als Kompaktangebot odernur an einzelnen Halbtagen über eine längere Zeit. Je nach Ziel gibt es Pflichtposten,die zu erfüllen sind. Langsame Kinder sollten jedoch auch freiwillige Posten lösenkönnen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WERKSTATTUNTERRICHT

LehrerverhaltenNach der Einführung minimale Hilfegeben, beobachten, Blockierungensehen und Impulse geben. Neues Rol-lenverhalten.

MÖGLICHKEITEN Formen:• Erlebnisorientierte Werkstatt: ent -

decken, probieren, herausfinden. Z. B.:Was serwerkstatt, Musikwerkstatt mitElementarinstrumenten

• Fertigkeitsorientierte Werkstatt: lust-betontes Üben, Fertigkeiten erlangen.Z. B.: Sternen-Werkstatt, mit Schwer-punkt feinmotorische Tätigkeiten. Zir-kuswerkstatt mit Schwerpunkt Grob -motorik

• Themaorientierte Werkstatt: inner-halb des Themas Erfahrungen sammeln.Z. B.: Indianerwerkstatt, Von der Wollezum Schaf.

Postenideen: Jeder Posten hat ein Ziel.Er soll nach Möglichkeit eine Selbstkon-trolle dieses Ziels für das Kind haben. Die Posten sollen ideenreiche Lern -aufgaben/Spiele enthalten. Verschiedene Medien benützen: Spiele, Bücher, Werk -material, Tonband usw.Das Material soll verschiedene Spieltätigkeiten auslösen: Funktions-, Konstruktions-,Rollenspiele und didaktisches Spiel. Die verschiedenen Sinne sollen durch diePosten angesprochen werden.

Postenbeschreibung für die Lehrperson• Namen des Werkstattposten Symbol für den Posten, gezeichnet • Thema, Ziel, Bereich, Raum, Material, Ablauf, Lernkontrolle, Hinweise

Postenbeschreibung für das KindSie liegt als Postenkarte in einem Sichtmäppchen am Arbeitsort, der Ablauf der Auf-gabe ist in Lernschritte gezeichnet.

• Bild für den Spielort, Anzahl Kinder, Zeitsymbol• Bildliche Darstellung des bennötigten Materials• Bilder für Lernschritte 1–5

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WERKSTATTUNTERRICHT

BEISPIELE Sternenwerkstatt für Eltern und Kinder mit vier Arbeitsbereichen:Unterschiedliches Material: Metallfolie, Salzteig, Papier, Goldkarton steht zur Her-stellung von je einem Stern zur Verfügung

Sternenwerkstatt zur Förderung der Feinmotorik:Eine Vielzahl von Techniken wird angeboten. Die Kinder üben ihre Geschicklichkeitz. B. beim Nähen. Jede Technik führt dazu, einen Stern herzustellen. Eine Sternen-kette mit den fertigen Sternen ist der Werkstattpass.

LITERATUR Zürcher, K.: Werkstattunterricht 1x1. Zytglogge Verlag, Bern, 1991.Viele Werkstatt-Unterlagen, z. B. Übertrittswerkstatt Katz und Maus, www.katzund-maus.ch.vu

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIEL- UND LERNFELD

� SPIEL- UND LERNFELD

IDEE • Das Kind löst einen gegebenen Auftrag eines Spiel- und Lernfeldsallein oder in einer Gruppe

• Es stellt Beziehungen innerhalb und zwischen den drei Repräsen -tationsebnen Handlung, Bild und Symbol her

• Individualisierung im Lernprozesses durch verschiedene Niveau -stufen

GEFÖRDERTE • Nachhaltiges Lernen durch Transferleistungen auf verschiedenen Reprä-KOMPETENZEN sentationsebenen

• Festigung des Lernens durch bewusste Selbstwahrnehmung und diebewusste Lernkontrolle

RAUM Drinnen und draussen, begrenzter Arbeitsplatz

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIEL- UND LERNFELD

MATERIAL Das Material richtet sich nach dem Spiel- und Lernfeld.

ABLAUF EINFÜHRUNG Die Lehrperson motiviert die Kinder zum Arbeiten am Spiel-und Lernfeld (Phase 1), z. B. durch eine Geschichte zumThema, eine Fertigkeit oder ein Material.

HAUPTTEIL Das Spiel- und Lernfeld wird in der angeleiteten Sequenzangeboten. Der Auftrag und die Regeln werden eingeführt(Phase 2). Der Auftrag ist so eingeführt, dass ihn jedes Kind mitHilfe vom Material selbständig ausführen kann (Phase 3). DerLernweg ist je nach Auftrag offen, teilweise oder ganz durchdie Lehrperson vorgegeben. Die Lehrperson gibt Start- undZwischenhilfe.

ABSCHLUSS Die Lernkontrolle erfolgt durch die Lehrperson. Sie betrachtetmit dem Kind das Ergebnis. Die individuelle Ausdruckskraftwird bestärkt (Phase 4).

DIDAKTISCHE «Die Spiel- und Lernfeldmethode versteht sich als eine erweiterte Lernform für denHINWEISE Kindergarten, die Unterstufe und die Grundstufe. Durch indirekt geführte, zielorien-

tierte Spiel- und Lernangebote wird die traditionelle Freispielphase ergänzt underweitert.» (Ruth Andrist). Diese Methode findet in der angeleiteten Sequenz statt.Bei der Planung des Spiel- und Lernfeldes geht die Lehrperson von einem Thema,einer Fertigkeit oder einem Material aus. In der Vorbereitung überlegt sie die Ziel-und Auftragformulierung. Der Auftrag ist meistens dreistufig, d.h. das Kind löst hin-tereinander drei verschiedene Aufgaben. Am besten ist es, wenn das Kind zurLösung der Aufgabe die Repräsentationsebenen Handlung, Bild und Symbol wech-seln muss.

• Handlung: handlungsgebundene Wiedergabe der Wirklichkeit, z. B. etwas tun, sichbewegen, spielen, aufbauen

• Bild: bildhafte, ikonische Wiedergabe der Wirklichkeit, z. B. Fotos, Piktogramme, Bil-der

• Symbol: Verwendung von Symbolen zur Wiedergabe der Wirklichkeit, z. B. Sprache,Schrift, Formeln in der Mathematik, Notenschrift

Beispiel für einen Auftrag: Leg mit Herbstmaterial ein Muster (Handlung). Wenn dudas Muster gelegt hast, nimmst du ein Papier und zeichnest das Muster auf (sieheFoto S. 91) ). Wenn du mit der Zeichnung fertig bist, erklärst du mir dein Muster(Symbol) und zeigst mir beide Arbeiten. Dieser Auftrag kann auch an eine Klein -gruppe gerichtet sein. Vorbereitung der Lehrperson: Die Lehrperson überlegt die Gruppengrösse, dasMaterial, den Arbeitsort und die Dauer. Mit der Gruppenzusammensetzung kann siedie Gruppendynamik steuern.Das Spiel- und Lernfeld wird in vier Phasen aufgebaut (siehe Ablauf). 1. Die Motivation erfolgt oft im aktuellen Thema in der Grossgruppe. 2. Die Einführung des Auftrags benötigt Zeit. Er muss klar und präzis formuliert sein. 3. Beim Lernen ist das Transformieren eines Inhaltes in ein sichtbares Ergebnis

wichtig. Der Auftrag ist so geplant, dass Beziehungen innerhalb und zwischenden drei Repräsentationsebenen Handlung, Bild und Symbol hergestellt werdenkönnen. Es können die gleichen Repräsentationsebenen auch zweimal vorkom-

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIEL- UND LERNFELD

men. Es ist sinnvoll, unterschiedlicheSchwierigkeitsgrade anzubieten.Evtl. steht das Spiel– und Lernfeldnur bestimmten Gruppen offen. DieDurchführung dauert über einen län-gern Zeitraum, ca. zwei bis dreiWochen. Je nach Ziel und Auftragerfüllt jedes Kind in dieser Zeit denAuftrag des Spiel- und Lernfelds.

4. Durch die Lernkontrolle und die Dar-stellung in einer der drei Repräsenta-tionsebnen wird der Lernprozessthematisiert.

Verhalten der Lehrperson: Nach derEinführung minimale Hilfe geben, beob-achten und beraten, Blockierungensehen und Impulse geben. Mit dem Kindden Prozess reflektieren und dem KindErkenntnisse bewusst machen. SeineArbeit würdigen und seine individuelleAusdruckskraft loben. Das Spiel- undLernfeld mit einem Gespräch abschlies-sen, an dem alle Kinder beteiligt sind.

MÖGLICHKEITEN Spiel- und Lernfeld können in allen Bil-dungsbereichen angeboten werden.

BEISPIELE Gemeinsam in Partnerarbeit ein Schlossbild malenMotivation: Bildbetrachtung von Schloss-bautenAuftrag: Ein Schloss auf ein kleines Pa -pier zeichnen. Zu zweit besprechen, welche Teile dasgemeinsame Schloss haben soll.In Partnerarbeit ein Schlossbild malen und den Rahmen aufkleben.

Allein das Märchen vorspielenMotivation: Die vorwiegend fremdsprachigen Kinder kennen das Märchen vomFroschkönig gut.Auftrag: Im Schloss wird der Geburtstag gefeiert. Richte das Schloss dazu ein.Wenn alles eingerichtet ist, spiel ein Stück aus dem Märchen mit den Figuren.Wenn du fertig gespielt hast, rufe die Lehrperson und erzähl ihr, was eben imSchloss passiert ist.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIEL- UND LERNFELD

Einstimmung auf den RäbeliechtliumzugMotivation: Liedeinführung zum Thema «Räbeliechtli»Auftrag: Zeichne dein «Räbeliechtli» auf das Papier.Schneide es aus und bemale es auf der Rückseite.Wenn dein «Räbeliechtli» fertig ist, geh damit zu einem Kind und sing ihm ein «Räbe-liechtlilied» vor.

Kugelbahn nach Vorlage aufbauenAus drei Bauvorlagen mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen wählt das Kind einenBauplan aus. Mit dieser Hilfe stellt es die Kugelbahn auf. Wenn die Bahn fertiggestelltist, erzählt es der Lehrperson, wie es vorgegangen ist. Danach kann es mit Glas -kugeln spielen oder die andern Baupläne ausführen.

LITERATUR Gasser, Peter: Lehrbuch Didaktik. h.e.p. Verlag, Bern, 2001. Beeli, Irene: Spiel- und Lernfelder mit Stecken. Scola Verlag, Zürich, 2000.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPAZIERGANG, AUSFLUG, «REISLI»

� SPAZIERGANG, AUSFLUG, «REISLI»

IDEE • Gemeinsam spazieren, wandern mit einem Ziel • Spaziergang zu einem Spielort (Wald, Bach, Quartierspielplatz,

Schwimmbad)• Erkundungsausflug zu einem Sachthema in die nähere Umgebung

GEFÖRDERTE • Gemeinschaftsförderung durch kooperative Planung und DurchführungKOMPETENZEN • Bewegungsförderung: Körperliche Erfahrungen, Steigerung der Ausdauer

• Bewegungslust ausleben• Gemeinsame Erlebnisse in der Natur, Vernetzung von Lebensräumen

ORT/WEG Ausflüge in die nahe Umgebung. Verkehrsfreie Wege benützen. Fussgän-gerstreifen, Strassenränder oder Trottoire bei verkehrsreichen Strassenbeachten. Die Kinder verschiedene Wege und deren Beschaffenheit spü-ren lassen. Gleiche Wege zu verschiedenen Jahreszeiten gehen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPAZIERGANG, AUSFLUG, «REISLI»

MATERIAL Apotheke mit Verbandzeug, Pflaster, Insektenstichmittel, Geld und wichtige Telefon-nummern, Mobiltelefon, Sackmesser, Grillzange, Anfeuermaterial (evtl. Holz)WC-Papier, Papiertaschentücher

ABLAUF EINFÜHRUNG Vorfreude wecken, Ziele aufzeigen. Besammlung und Organi-sation in der Garderobe: Schuhe, Kleider kontrollieren, aufsWC gehen. Regeln bekannt geben, Zweierreihe bilden. Halte-punkte deutlich vereinbaren. Alle Kinder zählen, wissen werfehlt. Gebäude schliessen.

HAUPTTEIL Hinweg: Sich Zeit nehmen zum Wandern, miteinander denWeg geniessen. Zwischendurch achten, ob alles Material undalle Kinder da sind. Am Ort genügend Zeit zum Verweilenhaben. Bewegungsraum und Regeln bestimmen. Aufträgegeben, Zeit zum Spielen einräumen, «Znüni»- Pause.

ABSCHLUSS Sammlungsspiel und Aufräumen am Ort. Kinder zählen. Heim-weg klären: Die Kinder sind nicht mehr so schnell. Haltepunk-te vereinbaren.

RÜCKKEHR Abschiedslied, evtl. Getränk abgeben, pünktliche Entlassung

DIDAKTISCHE Vorbereitung der Kinder: Vorfreude wecken. Über angemessene Kleidung, Kopfbe-HINWEISE deckung, Sonnenschutz, gute Schuhe, über den Rucksackinhalt mit genügend zu

Trinken sprechen. Ein- und aussteigen bei Verkehrsmitteln vorbesprechen. Aufbesondere Gefahren bewusst hinweisen.

Vorbereitung der Lehrperson: Gute Zeiteinteilung erstellen,Spazierweg genau kennen. Vorher den Weg ablaufen. Rast-,Spiel- und Essplätze überprüfen sowie Trinkstellen, Schatten-plätze, Weg- und Zeitmessung.Vorausblickend schwierige Wegstrecken erkennen um Unfällezu vermeiden, Gefahren voraussehen und vermeiden, z. B.Verhaltensregeln abmachen für Stecken, Sackmesser. Warte-stationen für alle Kinder festlegen. WC unterwegs erkunden.Die Verantwortung, dass alle Kinder heil heimkommen, liegtbei der Lehrperson. Eltern und Behörden frühzeitig informie-ren. Auch am Kindergarten ein Informationsblatt aushängen.Bei Kindern mit Allergien das Vorhaben mit den Eltern bespre-chen. Ein bis zwei Begleitpersonen mitnehmen, je nach Zielund Dauer. Lokale und regionale Wetterprognosen frühzeitigerkunden.Angekündigte Ausflüge nur im Notfall verschieben, auch beibedecktem Himmel kann die Durchführung gut gelingen. Beider Planung flexibel sein, mit Vorteil eine Schlechtwetterva-riante planen. Im Hochsommer auf Ozonbelastung achten undKinder entsprechend vor Sonnenbestrahlung schützen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPAZIERGANG, AUSFLUG, «REISLI»

Spaziergänge in Gruppen sind für vieleKinder unbekannt. Das korrekte Verhal-ten im Strassenverkehr ist wichtig. DasGehen in Reihen, das Überqueren derStrasse und das Busfahren müssengeübt werden. Reihen machen ist dannwichtig, wenn es die Verkehrssituationerfordert. Die Vordersten müssen zuver-lässig sein und die Haltepunkte kennen,die Hintersten sollen müde Kinder eherantreiben. Kinder brauchen Regeln, das sind z. B.Haltepunkte. Regeln und Verbote konse-quent einhalten. Bei Missachtung in denKindergarten oder an den vereinbartenOrt zurückkehren.

Ganztägige AusflügeElternbrief mit Zeitangaben frühzeitigverteilen, Behörden informieren. Nur imNotfall verschieben. Gute Zeiteinteilungwährend des ganzen Tages beachten,nicht zu lange wandern oder zu langeWegstrecken planen. Meistens gibt es inder Nähe eingerichtete Spielplätze, wel-che nicht allzu weit weg sind und wenige Kinder kennen.Für viele Kinder ist es die erste Reise in dieser Form. Das Ein- und Auspacken desRucksackes hat seinen Reiz, es soll genügend Zeit dafür eingeplant werden. DasSchwergewicht der Reise liegt beim Essen und Spielen. Der Heimweg ist oft Zeit rau-bend, weil die Kinder müde sind.Eine bis zwei Begleitpersonen mitnehmen. Bei Zugreisen: beim Anhalten des Zugesbereit sein zum Aussteigen. Kosten möglichst klein halten.Die gemeinsame Planung, die Vorfreude und das Auskosten der Reise sind sehrwichtig.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPAZIERGANG, AUSFLUG, «REISLI»

MÖGLICHKEITEN SpaziergangSich an der frischen Luft bewegen, wandern, das Wetter spüren. Material sammeln,die Jahreszeiten bewusst erleben, Pflanzen und Tiere beobachten.

AusflugGemeinsamer Weg zu einem ausgewählten Ort, eine Sachbegegnung am Ort.Besuch bei interessanten Personen. Regelmässiger Gang zu einem Spielort, z. B. imWald, zum Bach, zur «Badi».

«Reisli» /Ganztägiger AusflugGemeinsam wandern, spielen, essen und geniessen.EINFÜHRUNG Gemeinsame Planung, Vorfreude weckenREISETAG Besammlung und Sammlung in der Garderobe: Schuhe, Kleider

kontrollieren, aufs WC gehen. Regeln bekannt geben. Alle Kinderzählen, wissen, wer fehlt.

HINWEG Sich Zeit nehmen zum Wandern, miteinander den Weg geniessen.«Znüni»-Pause, Mittagessen (Bräteln), nachher genügend Zeitzum Spielen einräumen. «Zvieri».

ABSCHLUSS Heimweg: Die Kinder sind nicht mehr so schnell. Evtl. mit Zug,Bus, Rössliwagen zurückfahren. Kinder zählen, beim Kindergar-ten verabschieden oder den wartenden Eltern übergeben.

Vita Parcours: Kurzer oder langer Lauf auf einer gegebenen Route. Stärkung derKondition und der Ausdauer.

LITERATUR Singeisen-Schneider, Verena: 1001 Entdeckungen. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1989. Eidgenössische Sportkommission (Hrsg.): Sporterziehung, Band 2, Vorschule undBand 3, 1.–4. Schuljahr. ESK, Bern, 1998.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WALDTAG

� WALDTAG

IDEE • Gemeinsames Entdecken, Spielen, Finden am Waldrand und imWald

• Regelmässiges Erleben des gleichen Ortes in der freien Natur, wegvon allen Spielsachen

• Erleben der Natur, verbunden mit dem Wechsel der Jahreszeiten

GEFÖRDERTE • Sich selber begegnen und seine Grenzen spüren. Sich ohne SpielsachenKOMPETENZEN zu beschäftigen ist ein wichtiger Beitrag zur Suchtprofilaxe.

• Gesundheitsförderung durch das Spielen an der frischen Luft bei jedemWetter

• Körperliche Herausforderungen, vielseitige Bewegungsanregung durchdas natürliche Gelände

• den umweltgerechten Umgang mit dem Wald, Achtung desselben undAufbau einer Beziehung zur Natur

RAUM Waldplatz zur Versammlung aller Kinder, Sitzgelegenheit mit Bänken,Waldsofa (Rondell aus Ästen) oder Baumstämmen. Evtl. Waldhütte oderUnterstand bei langanhaltendem Regen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WALDTAG

MATERIAL Leiterwagen oder Veloanhänger zum Transport von Material. Werkzeuge: Säge,Schaufeln, Seile. Frischwasser in einem Wasserbehälter, Feuerstelle am Ort mit Was-serpfanne, Trinkbecher. Apotheke, Mobiltelefon mit wichtigen Notrufnummern.Jedes Kind hat seinen Rucksack mit einer Zwischenverpflegung und einem Getränk.Die Kleidung ist der Witterung angepasst.

ABLAUF EINFÜHRUNG Gemeinsamer Weg zum bekannten Waldspielplatz, zu Fuss(evtl. per Bus)

HAUPTTEIL Im Kreis beginnen, ritueller Anfang. Geführte oder freieSequenzen je nach Ziel und Zeit. «Znünipause» in der Gemein-schaft, evtl. Mittagessen oder Tee vom Feuer.

ABSCHLUSS Abschied vom Spielort im Kreis, alles Material mitnehmen,gemeinsamer Heimweg

DIDAKTISCHE Die Methode zeigt verschiedene Parallelen zur Methode Spaziergang auf. AllerdingsHINWEISE liegt hier der Schwerpunkt beim gleich bleibenden Zielort im Wald. Für entdecken-

des Lernen in der Natur steht ein langes Zeitgefäss zur Verfügung. Für den Hin- undden Heimweg benötigen die Kinder viel Zeit. Auch für das Abkochen auf dem offe-nen Feuer muss genügend Zeit eingeplant werden. Insgesamt dauert ein Waldtag3–5 Std. Er soll regelmässig stattfinden, z. B. 1 Mal jede Woche oder 1 Mal jedenMonat. Voraussetzung zum regelmässigen Waldtag mit verändertem Stundenplanist, dass die Eltern und die Behörden das Angebot unterstützen. Die Eltern könnenaktiv einbezogen werden, indem sie helfen, den Platz vorzubereiten, z. B. durch dieEinrichtung eines Waldsofas, einer Feuerstelle oder eines Unterstandes mit Blachen.Mit den zuständigen Gemeindebehörden und dem Förster sowie dem Waldbesitzerist die Benützung des Waldplatzes zu regeln.Diese Art zu spielen und zu entdecken benötigt genügend Zeit, zweckmässige Schu-he und Kleidung des Kindes, eine Zwischenverpflegung aus dem eigenen Rucksack,genügend Getränke sowie Sonnen– oder Regenschutz. Gefährliche Terrains oderZeckenorte sind zu meiden. Für das Entdecken und Spielen im Wald gelten beson-dere Regeln. In einzelnen Gemeinden ist es der Lehrperson verboten, allein mit einerGruppe einen Waldtag zu verbringen.

MÖGLICHKEITEN Viele Methoden aus dem Handbuch können im Wald durchgeführt werden. DerInhalt bezieht sich sinnvollerweise auf das vorhandene Material. Daneben spielt dasfreie Tun der Kinder eine wichtige Rolle.

• Jede Jahreszeit bietet neue Möglichkeiten, sei es durch das sinnliche Erleben derNatur oder durch wiederkehrende Ereignisse wie den ersten Schnee, die erstenBlätter oder bestimmte Früchte.

• Gemeinsam ein Waldsofa mit gesammeltem Holz erstellen. Aus Steinen ein Zentrumlegen, eine Sonne mit Strahlen. In ihre Mitte den Jahreszeiten gemäss Material sam-meln und betrachten.

• Aufträge für Spiel und Lernfelder zum Gestalten mit dem vorhandenen Material, z. B.mit Stecken (Buch: Irene Beeli)

• Einen Baumfreund auswählen. Er wird mit einem farbigen Band bezeichnet. Lang-zeitbeobachtung beim eigenen Baum heisst Veränderungen wie Knospe, Blätter,Früchte sehen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WALDTAG

• Baumtelefon: Das Kind legt sein Ohr anden Stamm. An seinem Stamm wirdgehorcht. Mit einem Stecken an einenBaum klopfen. Verschiedene Tönehören, von Baum zu Baum Signale wei-tergeben.

• Bauen von Hütten, in der sich die Kindereinrichten

• Bauen von Zwergenhäuschen aus Ästen,Moos, Wurzelstöcken oder Rinden

• Sammeln von Holz für das gemeinsameFeuer

• Begegnung mit dem Förster, seine Ar beitkennen lernen

BEISPIEL Tagebuch einer Kindergärtnerin: «Hüt isch Waldtag»Nach einem Elternabend ist es klar: DieEltern freuen sich über einen regelmäs-sigen Waldtag ihrer Kinder. Gemeinsamwird an einem Samstag im Oktober derWaldplatz mit vielen grossen und klei-nen Helfern geräumt. Das alte Holz gibtein schönes Feuer.In der ersten Zeit gleicht der Waldplatzam Waldrand einer Baustelle. Die Bewe-gungsbedürfnisse der Kinder entfaltensich am kleinen Hang, Wege und spon -tane Spiele entstehen. Einige Kinderhaben das Bedürfnis, den Platz zugestalten. Sie sammeln Steine und dickeÄste. Ein Lagerplatz mit Feuerstelle,daneben ist eine Rutschbahn erkennbar.Einige Familien benützen den Platz amWochenende, das Spielen im Wald wirdzum freudigen Erlebnis.Nicht ganz einfach ist die Führung derKinder ohne einen gemeinsamen Sitz-kreis. Ein ebener Platz befindet sich mit-ten im Wald. Wir legen mit Steinen eineSonne, um unsern Waldplatz immer wie-der zu finden. Durch das gemeinsameSuchen von Steinen und Vergrössernder Steinsonne wird dieser Platz ver-traut. Immer öfters wird er zum Zentrumverschiedener Aktivitäten. Fundgegen-stände werden ausgebreitet, die Sonnewird im Kreisspiel umtanzt.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WALDTAG

Jedes Kind sucht sich in Sichtweite zur Sonne einen Baum-freund, den es mit allerlei Aufgaben immer besser kennenlernt. Den Stamm des Baumes mit den Händen spüren odermit dem eigenen Ohr am Stamm horchen, was der Baumerzählt, sind zwei verschiedene Wege, den Baum zu erleben.In beiden Fällen wird seine Rinde befühlt. Der Rindenabdruckin der blätterlosen Zeit mit Kreide und Papier lässt über dieMuster, die entstehen, staunen. Später im Jahr werden Blätteroder Früchte beobachtet und gesammelt. In der kalten Jahreszeit sammeln die Kinder viele Äste, wirschichten sie zu einem Ring um die Sonne auf. Das Waldsofaschützt vor dem nassen Laub, es knackt und knistert, wennsich die Kinder darauf setzen. Ab und zu bauen auch Eltern amWaldsofa weiter.Im Frühling finden die Kinder den verletzten, goldgelben Stoff-vogel, der sie in den Kindergarten begleitet. «Pipsi» möchteden Kindern seinen Wald zeigen, sobald er gesund ist. Am Ein-gangstor zum Waldstübli erhält er ein Vogelhäuschen, damit erauf die Kinder warten kann. Im Sommer ist er nicht immer dort, aber ab und zu liegt eineÜberraschung von Pipsi für alle bereit. Die Kinder werdenachtsam auf die Vögel, die im Wald wohnen. Sie finden Feder-chen, Eierschalen oder entdecken Nester. Sie hören das Vogel-gezwitscher und sehen natürlich immer wieder ihren Pipsi.Feuermachen, Suppekochen oder Bräteln, verbunden mit demMittagessen, sind wichtige sinnliche Erlebnisse. Nicht nur dieWärme, sondern auch der Rauch und das Licht haben einebesondere Anziehung auf alle Kinder. Obwohl es im Dezemberbitterkalt ist, wollen alle am Weihnachtsfeuer im Wald ihreKerzen anzünden.

LITERATUR Broschüre: Naturerlebnis Wald (BUWAL)Broschüre: CH Waldwoche (BUWAL)Broschüre: Wald erleben, Wald verstehen (SZU/WWF)Beeli, Irene: Spiel- und Lernfelder mit Stecken. Scola Verlag, Zürich, 2000.Singeisen-Schneider, Verena: 1001 Entdeckung. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1989.Marquetant I., Hardmeier-Chanson, Anne: Spielort Wald. In: Zeitschrift Schw. Kinder-garten Nr.7/8, 1986.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ARBEITSTECHNIK EINFÜHRUNG

� ARBEITSTECHNIK EINFÜHRUNG

IDEE • Spielerische Anleitung für eine Arbeitstechnik, verbunden mit dersachgerechten Handhabung von Werkzeug oder Material

• Anleitung für eine Werkarbeit, sie entsteht durch die neue Arbeits-technik

GEFÖRDERTE • Lust und Herausforderung, neue Fertigkeiten oder eine neue Technik ken-KOMPETENZEN nenlernen

• Steigerung der taktil-kinästethischen Wahrnehmung und der Feinmoto-rik, verbunden mit Koordinationsleistungen

• Regelbewusstsein entwickeln, Material und Werkzeug mit anderen teilen• Erkennen von Gefahren, Verletzungen verhüten

RAUM Am Arbeitsplatz, im Sitzkreis, auf stabile Unterlage achten

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ARBEITSTECHNIK EINFÜHRUNG

MATERIAL Die unten stehende Liste soll die Fülle der Arbeitstechniken aufzeigen und einzelneMaterialien andeuten.

Übersicht Arbeitstechniken/Tätigkeiten für das 4- bis 8-jährige Kind:

Tipp: Diese Tabelle kann ergänzt werden mit weiteren Spalten, z. B. dem dazugehö-rigen Werkzeug, den Regeln usw.Jede Arbeitstechnik hat ihr eigenes, von der Lehrperson gepflegtes Werkzeug. Fürdas Kind steht vielseitiges, formbares, ansprechendes Arbeitsmaterial zur Verfü-gung.

Arbeitstechnik/Tätigkeit Mögliche Materialiensich selber ankleiden, wenden, Schuhe, Finken, Kleider mit verschiedenen Verschlüssenöffnen, schliessen reissen Papierspritzen, umgiessen Wasserschneiden Papier: Zeichenpapier, Zeitungen, Seiden-, Drachen-, Krepp -

papierKunststoffe: Trinkhalme aus Plastik, PET, Styropor, MoosgummiStoff

leimen Klebstoffe: Klebstift, Kleister, Weissleim, Klebbändermodellieren, kneten, abformen, Erde und Steine: Lehm, Ton, Plastilin, Gips, Sand, Formsand,schaufeln Eis, Schneebauen mit Klötzen oder Holz: Vollhölzer, vorgeformtes Holz, Grünholzruten, Naturmate-Naturmaterial, sägen, schleifen, rial, Tonziegelzusammensteckenbiegen, wickeln, nageln, schrauben Metall: Vorgeformtes Metall wie Drähte, Dosen, Maschendraht,

Nägellochen mit Ahle Karton: Zeichen- oder Fotokarton, Wellkarton, vorgeformter

Karton, Schachtelnauffädeln, Ketten machen div. Materialienflechten Ruten, Fäden, Wolle: Schnüre, Bänderweben Wolle, Bast«Zöpfeln», wickeln, knüpfen, binden, Fäden und Wolle: Schnüre, Bänderverbinden, knotennähen, sticken Stoff: Gewebe, Filzzeichnen Farben: Verschiedenartige Farbstifte, Filzstifte, Kreidenmalen Farben: Wasserfarben, Fingerfarbendrucken Papiere: Zeichenpapier, Zeitungen, Pack- oder Drachenpapierfalten Papiere: Faltblätter, Zeichenpapier, Zeitungenbasteln: zertrennen, verbinden, Alle Materialien verbunden mit den verschiedensten Arbeits-zusammenfügen, umwandeln technikenlesen, schreiben, rechnen (als Lehrmittel, Papier und Schreibstifte: Anlauttabelle, Beschrif-Herausforderung für reifere Kinder) tungen

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ARBEITSTECHNIK EINFÜHRUNG

ABLAUF EINFÜHRUNG Stimmung passend zur Arbeitstechnik schaffen, evtl. Rahmen-erzählung, über Endprodukt informieren oder Endprodukt vor-zeigen

HAUPTTEIL Werkzeug erleben lassen, Arbeitstechnik sehen, Arbeitsgängein Schritten vorzeigen, Techniken erklären, Varianten bespre-chen. Regeln vermitteln, kritische Punkte besprechen.Umgang mit dem Material vorzeigen oder erklären.

ABSCHLUSS Verwendung des Endproduktes klären. Aufräum- und Versorg-regel vorzeigen und erklären.

SPIELIMPULS Je nach Arbeitstechnik und Lernziel steht den Kindern ein frei-er oder ein angeleiteter Arbeitsplatz zur Verfügung. ErsteArbeitsgruppe bestimmen.

DIDAKTISCHE Zur Vorbereitung der Einführung überlegt sich die Lehrperson folgende Fragen: HINWEISE

Analyse der Technik/Tätigkeit • Welches Material oder welche Werkzeuge eignen sich?• Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten sind für das Gelingen notwendig?• Wo treten Schwierigkeiten auf? Welchen Entwicklungsstand haben die Kinder?• Welche Lernschritte könnte ich unterscheiden, um die Arbeitstechnik/Tätigkeiten zu

vereinfachen/erschweren?• Wo befindet sich der Arbeitsplatz? Wie ist die praktische Vorbereitung?• Schutz von Kind und Arbeitsort vor Verschmutzung, Lagerort von Material und Werk-

zeugDie Lehrperson legt für den Gebrauchder Werkzeuge und der ArbeitstechnikRegeln fest. Der Arbeitsplatz soll selb-ständig sachgerecht vorbereitet undaufgeräumt werden können. Das Kindsoll sich und den Arbeitsplatz optimalschützen. Es ist wichtig, diese Regelnklar zu vermitteln. Am Anfang ist eineKontrolle ratsam, es gibt Sicherheit undklärt Fragen. Regeln verflachen immerwieder. Ab und zu ist eine Aktualisierungnötig. Im Laufe eines Jahres steigen dieAnsprüche an das Kind, sowohl was dieTechniken wie auch die Arbeitsausdauerbetrifft. Das Kind entwickelt zudemseine bevorzugte Händigkeit. Linkshän-dige Kinder brauchen bei Einführungenbesondere Beachtung. Sie erhalten spe-zielle Scheren.

WerkenDie meisten Arbeitstechniken werden inVerbindung mit einer Werkarbeit einge-führt, z. B. Falten. Wenn die Einführung

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ARBEITSTECHNIK EINFÜHRUNG

zur Herstellung einer Werkarbeit führt, kann diese in derGesamtklasse oder in Gruppen in der angeleiteten Sequenzfertiggestellt werden.

BastelnBeim Basteln wird dem spielerischen Gestalten, dem zufäl -ligen und experimentellen Tun Raum gegeben. Es unterschei-det sich deutlich vom zielorientierten Werken. Das Kind ent-wickelt im Experimentieren mit unterschiedlichen Materialienund beim Kombinieren von verschiedenen Techniken eigeneIdeen. Dieses phantasievolle Spiel, das «Basteln», kann durchdie Einführung von neuen Arbeitstechniken bereichert wer-den. Ich finde es wichtig, dass Kinder immer wieder freieBastelerfahrungen sammeln können.

Material kennenlernenMit der Einführung einer Arbeitstechnik oder eines Werkzeugsist das Erleben eines Materials verbunden. Jedes Materialbraucht einen sachgerechten Umgang, dazu ist es nötig, seineEigenschaften kennenzu lernen.

MÖGLICHKEITEN Formen der Einführung von Arbeitstechnik und Werkzeug • Selber entdecken lassen. Gemeinsam verbindliche Regeln festsetzen. Das Kind

benützt das Werkzeug durch entdeckendes Lernen und experimentell. DieserZugang muss gepflegt werden, ist aber auch ein Weg bei einer Einführung.

• Technik Anbahnung, alle Kinder wenden sie an, z. B. beim Leimen des Schaffells.• Durch Vorspielen einer kleinen Szene Beziehung herstellen, Beleben des Werkzeugs,

z. B. wird die Schere zum Scherenkrokodil. • Sich kurz verabschieden und den Raum verlassen, als Weberin verkleidet den Kin-

dern ein Theater vorspielen, dabei die Kinder bei der Technik «Weben» zusehen las-sen.

• Vorzeigen des Endproduktes. Vorlage zum Nachmachen geben, z. B. Schiff falten,Faltschnittfiguren.

• Richtige Anwendung Schritt für Schritt vorzeigen

Die Lehrperson entscheidet, ob sie eine einzelne Arbeitstechnik, z. B. leimen mitWeissleim oder einen Arbeitsprozess mit mehreren Techniken, z. B. ein Regenrohr-Instrument herstellen, einführt. Im ersten Fall lernt das Kind die Technik vertieft ken-nen, die Lehrperson beobachtet seine Fertigkeiten und Fähigkeiten.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ARBEITSTECHNIK EINFÜHRUNG

BEISPIELE Arbeitstechnik einführen und mehrmals üben, 3 VariantenAuf ein vorgezeichnetes Schneckenhausmacht das Kind eine gleichmässige Spurmit Weissleim aus der Tube. Es klebteinen Wollfaden auf die Leimspur. Die-sen Arbeitsprozess 8 Mal wiederholen.Auf ein selbergezeichnetes, ausge-schnittenes Schaf wird mit Watte einFell aufgeklebt. Der Wattebausch wird inden Leim getupft. Von 10 vorgezeichneten Schneckenhäu-sern schneidet das Kind alle aus. Esschneidet entlang einer runden Linie.

Arbeitstechnik «Schneiden mit der Schere» einführen Analyse der Arbeitstechnik, siehe auchDidaktische Hinweise.

• Welches Material oder welche Werkzeu-ge eignen sich? Gut geschliffene Scheren, Rechts- undLinkshänderscheren, festes Papier.Schneiden auf glatter, stabiler Unterlage

• Welche Fähigkeiten und Fertigkeitensind für das Gelingen notwendig?Hand-Hand-Koordination, asymmetri-sches Arbeiten. Hand-Augen-Koordinati-on. Fein motorik, Fingerbewegungen undKraftdosierung beim Öffnen/Schliessender Schere

• Wo treten Schwierigkeiten auf? WelchenEntwicklungsstand haben die Kinder?Beim gezielten Ausschneiden von vorge-gebenen Linien, bei zuviel oder zuwenigKraft in den Fingern, im taktil-kinästheti-schen Sinnesbereich, bei der Haltung des Materials

• Welche Lernschritte könnte ich unterscheiden, um die Arbeitstechnik/Tätigkeiten zuvereinfachen/erschweren? Vereinfachung: Planloses reissen, reissen einer bestimm -ten Form, einschneiden mit der Schere, Streifen oder Stücke abschneiden. Erschwe-rung: Faltschnitte, Formen ausschneiden, Scherenschnitte, freie selbstgezeichneteFiguren.

• Wo befindet sich der Arbeitsplatz? Wie ist die praktische Vorbereitung? Vorberei-tung: freie Tische als Arbeitsplatz. Material: Scheren und Papier

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ARBEITSTECHNIK EINFÜHRUNG

ABLAUF Zum Fingervers «Dä reist uf Afrika» bewegen die Kinder ihre Finger. In Afrika lebendie Krokodile im Wasser.EINFÜHRUNG Ein Scherenkrokodil (Schneiderschere mit aufgeklebten Augen

und Zähnen) begrüsst die Kinder. Es ist hungrig und zeigt seinescharfen Zähne. Zum Glück taucht es wieder ins Wasser. Wirbewegen uns zum Thema Krokodil. Unsere Arme oder Beinesind sein Mund. Es geht mir bei diesen Koordinationsbewe-gungen um eine Vorübung, die Wechselbewegung öffnen undschliessen.

HAUPTTEIL Im Wasser (Korb mit blauem Tuch) hat es für jedes Kind einScherenkrokodil. Wir müssen aufpassen, dass es uns nichtbeisst. Wir halten ihm deshalb beim Tragen den Mund zu.Jedes Kind erhält eine Schere und trägt sie nach dieser Regelan einen Tisch. Dort liegt ein gelbes Blatt bereit, auf dem Strei-fen gezeichnet sind. Mein grosses Scherenkrokodil hat kalt, esjammert. Wir helfen ihm, indem wir viele Sonnenstrahlenabschneiden. Die Kinder schneiden gerade Streifen ab. Mitden schneller schneidenden Kindern singe ich Sonnenlieder.Jedes Kind erhält einen Kreis zum Ausschneiden. Wer fertigist, legt seine Sonne auf den Tisch und wirft den Abfall in denPapierkorb. Die Scherenkrokodile sonnen sich daneben.

ABSCHLUSS Wenn alle Kinder fertig geschnitten haben, versorgen wir dieScherenkrokodile einzeln im Korb mit dem blauen Tuch. BeimVersorgen achte ich auf die richtige Tragweise der Scheren.Wir spielen Krokodilfangis, eine abgeänderte Form von «Chummer wänd go Beeri sueche» (Fangspiel).

SPIELIMPULS Noch mehr Sonnen ausschneiden, nach Vorlage oder selbergezeichnet.

LITERATUR Seitz, Rudolf: SEH-Spiele, TAST-Spiele. Don Bosco – Verlag, München, 1984.Heyer-Oeschger, Margot: Erfassen und Fördern im Kindergarten Nr 1. Verlag Schwei-zerischer Kindergärtnerinnenverein, Zürich, 1987.

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� GEFÜHRTES ZEICHNEN, MALEN ODER SCHREIBEN

IDEE • Geführtes Zeichnen oder Malen von Bildern an parallel vorbereite-ten Arbeitsplätzen

• Schritt für Schritt eine Anweisung hören und umsetzen• Bildliches Darstellen von verinnerlichten Begriffen oder Gefühlen

GEFÖRDERTE • Transfer von Begriffen und Denkinhalten in anspruchsvolle ikonische Dar-KOMPETENZEN stellungen

• Darstellung von inneren Bildern, Gefühlen oder Stimmungen währenddes Malens

• Üben von feinmotorischen Fertigkeiten, der Graphomotorik und der Tech-nik

• seine Leistung durch Vergleichen im sozialen Bezug einschätzen

RAUM Auf dem Boden, am Tisch, Arbeitsort mit Unterlage markieren, auf demTeerplatz im Freien

METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEFÜHRTES ZEICHNEN, MALEN ODER SCHREIBEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEFÜHRTES ZEICHNEN, MALEN ODER SCHREIBEN

MATERIAL Für jedes Kind gleich: z. B. Papier, gut gespitzte Farbstifte, Kreiden oder Wasserfar-ben. Eine Sandwanne mit feinem Quarzsand, als Unterlage ein Tuch. Kleisterfarbenauf einer Unterlage aus Packpapier. Das Material ist zur Technik passend ausge-wählt.

ABLAUF EINFÜHRUNG Stimmung zum Thema schaffen. Grobmotorische Bewegun-gen ermöglichen, Arbeitsplatz und Material zuteilen, Regelnerklären.

HAUPTTEIL Geschichte erzählen, danach gestalten lassen, Kind Schritt fürSchritt von Bildelement zu Bildelement führen. Zeit zumGestalten geben. Wenig sprechen, zu Musik oder in der Stillearbeiten.

ABSCHLUSS Aufräumen, Material durch Kinder einsammeln, evtl. Endpro-dukt aufhängen, Sitzordnung wieder herstellen, grobmotori-sches Bewegungsangebot.

SPIELIMPULS Material zur Verfügung stellen.

DIDAKTISCHE Alle Kinder werden Schritt für Schritt angeleitet, alle erfüllen die gleiche Aufgabe.HINWEISE Kurze, lösbare Aufgaben im aktuellen Thema stellen, unterschiedliches Arbeitstem-

po beachten. Auflockerung durch Lieder und Bewegung. Einkleiden der Aufgaben ineine Handlung oder eine Rahmengeschichte. Erzählen im Wechsel zu den einzelnenBildern, welche das Kind gestaltet. Konzentriertes, ruhiges Arbeiten unterstützen.

AufbauVom leichten zum schwierigen Ausdruck. Mit Aufgaben begin-nen, die das Kind lösen kann, das gibt Sicherheit. Klare sprach-liche Angaben machen, z. B. «So gross wie die Hand». Die ver-wendeten Begriffe sollen aus dem kindlichen Erfahrungsfeldkommen, es sind: Raum-, Zahl-, Mengen-, Farb- oder Formbe-griffe. Bei fremdsprachigen Kindern Begriffe mehrmals durchdie Kinder nennen lassen. Oft orientieren sich die Kinder beiden andern, das Nachahmen entspringt dem Wunsch, die Auf-gabe gut zu erfüllen. Organisation gut überlegen.Beim Malen verschiedene Techniken erproben: Nass in Nassmalen, Finger- oder Kleisterfarben, Kreide und Wasserfarbenkombinieren usw. Durch unterschiedliche Farben den Aus-druck von persönlichen Empfindungen ermöglichen, Gold oderSilber als Besonderheit für Verzierungen anbieten. Beim graphomotorischen Formenzeichnen in der Sandwanneist der Experimentierfreude mit dem Material genügend Rech-nung zu tragen. Sowohl das ein- wie auch das zweihändigeZeichnen oder Schreiben ist wichtig. Die Bewegungsspurenbeginnen mit Kritzeleien und enden beim Schreiben. Dazwi-schen sind viele Formen denkbar.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEFÜHRTES ZEICHNEN, MALEN ODER SCHREIBEN

Eigene Rolle überdenken.Mitmachen? Was bewirkt das? Ist meineRolle hilfreich für die Zielsetzung? Beob-achtungsmöglichkeit für die Lehrperson:Wo braucht das einzelne Kind Hilfe? Wasfördert die Konzentration? Fehlhaltun-gen des Stiftes oder der Strichführungerkennen und korrigieren, auf eine guteSitzhaltung achten. Bei Verkrampfungenauflockernde Bewegungen anbieten.Bei Malanlässen auf die Begriffswahlachten. Mit «Mandala-Malen» ist eineStillübung gemeint. Der Begriff Mandalaist mit Buddhismus besetzt, er kannEltern erschrecken. Sinnvoller ist es von«Rosetten-Malen» zu sprechen, dieseszentrierte Ornament aus unserer Kulturist nicht religiös belastet.

MÖGLICHKEITEN Muster, frei oder symmetrisch• Zauberringe oder Wasserringe im Zau-

bersee sind einfache Kreisbilder zumselber Zeichnen und Ausmalen, z. B. dieFarbabfolge ist vorgegeben.

• Fischkörper oder Schlangen mit einfa-chen Mustern verzieren, z. B. eine Reihe von gleichen Formen ist vorgegeben, einStrich trennt das Muster vom folgenden ab. Es folgt eine neue Formenreihe.

• Spiralformen verzieren, z. B. ein Schneckenhaus mit Muster verzieren• Rosette oder Wunderblume aus einer Knospe erfinden. Das zentrierte Muster aus

einem Zentrum heraus zeichnen. Beim Kreisbild-, Rosetten-, Mandalamalen auf dieFarbseriation achten und Aufgaben stellen, z. B. eine Kombination von geometri-schen Mustern und Farbabfolgen zeichnen oder malen.

• Zentriertes Legematerial-Ornament erfinden, legen und nachher abzeichnen, z. B.mit verschiedenen Sorten Herbstfrüchten in verschiedener Zahl oder eine Blätter -rosette, bei welcher sich Anzahl und Formen der Teile wiederholen.

• In der Sandwanne lineare Formen und radiale Muster zeichnen oder schreiben

Begriffe richtig wiedergeben• «Pünktli, Pünktli, Komma, Strich», aus einzelnen Teilen ein Bild erstellen• Auf ein Blatt Papier einen Baum, eine Blume, einen Berg usw. geführt zeichnen, dann

ein Haus frei zeichnen• Wohnungseinrichtung in einem Zimmer zeichnen. Nur auf Raumbegriffe achten, z. B.

am Boden liegt ein Teppich, von der Decke hängt eine Lampe, rechts ist ein Fenster.• Nach einem Spaziergang in den Herbstwald ein Stimmungsbild malen. Für einen

Herbstbaum in Aquarelltechnik selber die Farben mischen.• Sprechzeichnen als einhändige graphomotorische Übungen. Schwunghafte, flies-

sende Bewegungsanregung unterstützt durch einen Vers.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEFÜHRTES ZEICHNEN, MALEN ODER SCHREIBEN

BEISPIELE Schneckengeschichte von Flecki. Beobachtung von Zahlbegriff und Raumorientierung«Schüli, schüli, liislig, chrücht im Gras dä Schnägg, Schnägg, Schnägg...». Alle Kinderkriechen zur Flötenmusik vom Sitzkreis an den vorbereiteten Zeichnungstisch. DieKindergärtnerin erzählt ein neues Abenteuer von Flecki. Er macht einen Ausflug aufdie grüne Wiese. Die Kindergärtnerin hält in der Erzählung inne, auf dem weissen

Blatt zeichnet jedes Kind diese Wiese. Sie wartet, bis alle diegrüne Wiese gezeichnet haben. «Am Rand des Blattes hat eseinen Berg», erzählt sie weiter. Auch die Kindergärtnerinzeichnet den Berg auf ihr Blatt. Für einzelne Kinder ist es wich-tig, ihr Bild zu sehen. Sie möchten es gut machen. «Da kriechter ja gerade.» Weitere Teile der Geschichte werden vorweggezeichnet. «Zum Glück hat es eine Wolke direkt über demBerg. Es tröpfelt, 10 Regentropfen fallen aus der Wolke. Jetztkriecht Flecki weiter. Drei Pilze stehen auf der Wiese, direktauf dem Weg. Er knabbert am letzten Pilz. Da sieht er einengrossen Baum. Es ist eine Tanne. Neben dem Baum scheintplötzlich die Sonne. Oh, weh, Flecki weiss, dass bei der Tannefeine Erdbeeren wachsen. Ob er wohl dorthin kommt? Zwischen dem Baum und dem Berg hat es einen Busch. Ergibt der kleinen Schnecke Schatten. Am Busch wachsen fünfHaselnüsse. Flecki wartet, da beginnt es gleichzeitig zu regnen, und die Sonne scheint. Zwischen der Sonne undder Wolke entsteht ein Regenbogen. Er ist gelb, rot, violett,blau und grün. Vor lauter Staunen über die schönen Farbenvergisst Flecki die Erdbeeren und bleibt unter dem Busch sitzen.» Die Kinder arbeiten sehr konzentriert. Sie zeichnenfortlaufend, was die Kindergärtnerin aufzählt. Trotz der glei-chen Aufgabestellung sind die Resultate sehr unterschiedlich.Die Kinder bewundern nach dem Aufräumen gegenseitigdie Bilder.

Unterrichtsvorbereitung Schneestern malen (Mandala- oder Rosettenmalen)Das Ausmalen eines einfachen Kreisbildes zum Thema Schneestern führt das Kindvon der Bewegung zur Ruhe. Es muss verweilen, sich in etwas vertiefen. Die Formist gegeben, somit auch die Grenzen des Tuns. Diese Tätigkeit wirkt sammelnd undsetzt innere Energien frei.In dieser Klasse hat es sehr verschiedene Kinder. Jedes löst die Aufgabe auf seineWeise. Diese Form der Tätigkeit ist für alle Erfolg versprechend. Zudem ist jedes Kindaktiv.Die Musik und der Blick ins Zentrum ermöglichen es dem Kind, sich zu zentrieren.Es kann zur Ruhe kommen. Ich meine, in der heutigen, hektischen Zeit wirkt dieErholung von seelischen Belastungen als Gesundheitsprävention.

Ziele für das KindDie Kinder malen zu CD-Harfenmusik mit 3 Farbstiften ein Kreisbild aus.Die Kinder erleben beim freien Ausmalen der Vorlage Momente innerer Ruhe.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEFÜHRTES ZEICHNEN, MALEN ODER SCHREIBEN

ABLAUF «Schnäggli trüll di i» (Kreisspiel), «Däwag stand ich am Morge uf»(Bewegungslied)EINFÜHRUNG Ich erzähle von einem Winterspaziergang. Ich zeige das selber

gemachte Bild eines Schneesterns. Wir legen darum eineRosette aus kurzen Papierstreifen ins Zentrum des Sitzkreises.Ich achte auf ein symmetrisches Muster. Jedes Kind trägtetwas dazu bei. Alle Kinder stehen im Kreis, sie halten sich dieHände. Sie setzen sich hin und versuchen den eigenen Atemzu spüren. Mit Hilfe eines leisen Gesangs lenke ich die Kinderzur Ruhe und Konzentration. Am Schluss lege ich vor jedesKind ein vorgezeichnetes Kreisbild mit zwei einfachen, über-einander liegenden Schneesternen.

HAUPTTEIL Jedes Kind erhält an seinem Malplatz drei Farbstifte. Ich erklä-re die Verhaltensregeln. Die beiden Schneesterne sollen ihreigenes Farbmuster haben. Beim Arbeiten soll die Stille über-wiegen, flüstern ist die Regel. Die Kinder malen zu leiser Musikihr Bild aus.

ABSCHLUSS Ich lobe jedes Kind. Beim Aufräumen der Materialien versucheich die ruhige Atmosphäre beizubehalten. Gemeinsam singenwir Schneelieder. Mit einem Sonnenlied schmilzt auch derSchneestern im Sitzkreis.

SPIELIMPULS Wer Lust hat, kann selber einen Schneestern zeichnen odermalen.

LITERATUR Seitz, Marielle: Urformen-Quellen der Phantasie. Don Bosco – Verlag, München,1997. Seitz, Marielle: Schreib es in den Sand. Don Bosco – Verlag, München, 1999.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEFÜHRTES ZEICHNEN, MALEN ODER SCHREIBEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS FESTE FEIERN

� FESTE FEIERN

IDEE • In einer Gemeinschaft ein Ereignis aus dem Kindergartenalltag mit-einander feiern

• In einer ritualisierten Handlung ein Ereignis zu einem Fest erheben• Einen Brauch aus unserem Kulturkreis feiern

GEFÖRDERTE • Vorfreude und Erwartung durch die gemeinsame Vorbereitung, emotio-KOMPETENZEN nale Bereicherung

• Bewusstes Erleben und Messen von Zeiteinheiten• Feste stärken die Gemeinschaft. Sie erzeugen ein Zusammengehörig-

keitsgefühl und eine Verbundenheit unter den Beteiligten.

RAUM Im verdunkelten Kindergarten mit Kerzenlicht, an einer geschmücktenTafel essen, im Freien

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS FESTE FEIERN

ABLAUF EINFÜHRUNG Gemeinsame Festvorbereitung, oft im verdunkelten Raum,Vorfreude wecken

HAUPTTEIL Fest eröffnen, besondere Atmosphäre aufbauen. Die gemüt-volle Spannung findet im Hauptteil in einer Art Zeremonieihren Höhepunkt. Gestaltungselemente sind Singen, Musizie-ren, Spielen, Geschichten, Tanzen, Essen, Trinken. Oft gehörenGeschenke und Wünsche zum Fest.

ABSCHLUSS Abschluss ankündigen. Schlusspunkt setzen, gemeinsamesAufräumen.

DIDAKTISCHE Feste sind Auflockerungen im alltäglichen Leben. Wir feiern sie bewusst, um dasHINWEISE Leben abwechslungsreich zu gestalten. Ein Fest besteht aus verschiedenen Teilen

wie Musik, Geschichte hören, spielen, essen usw., welche den Ablauf prägen. Darumdauert diese Methode oft mehr als 60 Min., also länger als gewöhnlich. Meistensrundet ein spezieller «Znüni» das Fest ab.Zu einem organisierten Fest gehören Erwartungen, Spannung auf das Kommende,die Vorfreude. Die Wartezeit dient der innern und äussern Vorbereitung. Die Vorbe-reitungszeit weckt Vorfreude. Erwartungen werden entwickelt, es entsteht eineemotionale Spannung. Diese findet im Fest ihre Erfüllung. Wir unterscheiden Festeund Feiern. Feste sind fröhlich, einfach. Feiern sind andächtig, weihevoll. Sie dürfendie religiöse Ausrichtung von Kindern und Eltern aus andern Kulturkreisen nicht ver-letzen.Innere Vorbereitung: Glückliche Gestimmtheit, gute Verfassung ohne seelischeSpannung, Freude steht im Mittelpunkt.Äussere Vorbereitung: Raum reinigen, Raum schmücken, Tisch oder Platz dekorie-ren. Kerzenlicht (mit nötigen Sicherheitsvorkehrungen). Jedes Kind soll etwas zumFest beitragen dürfen. Das Fest selber soll einen einfachen Ablauf haben. Geschenke, Gesang und Instru-mente, Essen bilden einen Rahmen um den Festakt. Feste werden durch Darbietun-gen oder Spiele erweitert.Das Festende ist mit Abschied, Abschluss und Aufräumen verbunden. Es soll eineschöne Erinnerung zurückbleiben.

MÖGLICHKEITEN • Feste um Kinder: Geburtstagsfeste, Abschiedsfeste • Feste um Dinge: Materialien, Werke stehen im Mittelpunkt.• Feste zum Thema: Abschluss eines Themas mit spielerischem Rückblick• Volkstümliche Feste und Bräuche: «Räbeliechtliumzug», Muttertag • Christliche Feste: Weihnachtsfeier oder Adventsrituale, Dreikönigstag• Jahreszeitenfeste: Frühlingsbeginn, Kirschenfest, Erntefest, Schneefest• Multikulturelle Feste: Kulturelle Begegnungen

Eltern können in Feste einbezogen werden. Feste im Kindergarten sollen nie eineKonkurrenz zum Familienleben sein. Bei der Organisation ist darauf zu achten, dassRaum zur gegenseitigen Achtung und Wertschätzung gegeben ist.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS FESTE FEIERN

BEISPIELE Geburtstagsfeier mit Festschmaus: Die Festvorbereitung besteht aus einerKleingruppenarbeit. Jede Gruppe richtetdie Festtafel ein. Eingeladen sind dieEltern und Geschwister des Geburts-tagskindes.

«Samichlausfeier» im Kindergarten:Der «Samichlaus» soll möglichst gut denVorstellungen entsprechen. Stimme,Haare und Gestalt werden von den Kin-dern kritisch aufgenommen. Der Ablaufwird mit dem «Samichlaus» vorbespro-chen, ein vorgängiger Besuch im Kinder-garten ist ratsam, damit der «Sami -chlaus» sich eine Vorstellung machenkann. Der «Samichlaus» soll nie ein böserMann sein. Er ist eine gütige, väterlicheFigur. Er ist Mahner, der das Gute vomBösen unterscheidet. Das Sündenbuch,wenn überhaupt eines dabei ist, soll aufden Kindergarten bezogen sein. Er lobtgutes Verhalten. Mahnungen dürfenkeine Angst einflössen. Die Kinder erhal-ten die Möglichkeit zu einer persönlichen Begegnung. Sie singen und reden mit dem«Samichlaus». Er bewundert ihre gebastelten Esel und beschenkt sie mit seinenGaben.

Adventsfeier mit selber erfundener SternengeschichteDie dritte Kerze am Kranz ist entzündet worden, es dauert also nur noch eine Wochebis Weihnachten. In dieser Klasse hat es Kinder aus verschiedenen Religionen. DieLehrperson ist sich dessen bewusst.Thema: Adventszeit der SternenkinderZiele für das Kind: Die Kinder erfinden gemeinsam die Sternengeschichte

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS FESTE FEIERN

ABLAUF EINFÜHRUNG Die Sternenkinder können nicht einschlafen, weil sie kaumwarten können, bis es Weihnachten wird. Ihre Mutter erzähltihnen eine Gutenachtgeschichte. Sie benötigt dafür die Ge -schichtenkugel und die goldene Traumschnur. Mit einer Ster-nenmusik beginnt die Geschichte.

HAUPTTEIL «Auf einer Sternenwiese schlafen die hundert Kinder der Sternenmutter. Als es dunkel wird, weckt sie das erste Ster-nenkind, sie streichelt ihm die Wange und sagt ihm: ‹Wachauf, …›». Die Kinder fabulieren, was die Mutter zu den Ster-nenkinder sagt, welches ihre Arbeit ist und was es bis Weih-nachten noch alles zu tun gibt. So entsteht die Geschichte ausden Beiträgen der Kinder und ihren Vorstellungen von Weih-nachten. Zum Erzählen gehört das Umwickeln der Geschich-tenkugel mit der Traumschnur. Wer einen Teil der Geschichteerfunden hat, darf einen goldenen Stern auf die Kugel kleben.Auflockerung durch Bewegungen mit Bezug zur Erzählung. DieLehrperson erfindet den Abschluss der Geschichte: «Als esschon hell wird am Himmel, gehen alle Sternenkinder zuBett.» Das ist eine wunderbare Gutenachtgeschichte gewor-den, schaut nur die Geschichtekugel an, sie glitzert durch eureSterne.

ABSCHLUSS Teile der erfundenen Sternengeschichte mit Bewegungen dar-stellen

SPIELIMPULS Sternscherenschnitt schneiden

LITERATUR Stöcklin-Meier, Susanne: Geburtstag hab ich heute. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1984.Müller-Hiestand, Ursula: Feste und Bräuche im Jahreskreis. AT Verlag, Aarau, 1992.Franger, Gaby; Kneipp, Hubert: Miteinander leben und feiern. Dagyeli Verlag, Frank-furt, 2001.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEBURTSTAGSRITUAL

� GEBURTSTAGSRITUAL

IDEE • Seinen Geburtstag in einer Kindergemeinschaft feiern• Sich auf die gleich bleibende rituelle Handlung freuen

GEFÖRDERTE • Es geniessen, selber im Mittelpunkt zu stehenKOMPETENZEN • Festigung der Kindergemeinschaft durch das gemeinsame Feiern

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEBURTSTAGSRITUAL

MATERIAL Geburtstag-Kalender: grosse Sonne, jedes Kind bemalt einen gelben Strahl miteinem Muster, er wird mit Name und Geburtsdatum drauf zusammengerollt. AmGeburtstag wird der eigene Streifen aufgerollt.Für die Feier: Blaues Plastiktischtuch. Blaue und grüne Chiffontücher. Blaues Leinen-tuch. Schale mit Sand. Blaue Duftkerzen, Steichhölzer und Aschenbecher. Stoff-Del-fin, 3 Papierfische mit langer Schnur am Holzbrett, Buch. Schachtel mit Muscheln,Schachtel mit Kartonfischen. Blaue Krepppapierstreifen, blaue Perlen. Geschenk-schachtel mit Geschenk: Seife in Fischform. Seifenblasespiel. Nagel-Wasser-Instru-ment

ABLAUF DES Hinweis: Dieser Ablauf erweitern die Methode «Feste feiern».GEBURTSTAGS- Das Geburtstagskind (GK) geht mit einem anderen Kind und verschiedenen Kalei-FESTES doskopen in die Garderobe. Die anderen Kinder decken mit der Kindergärtnerin den

Tisch mit blauen Tüchern, Perlen, Kerzen, Kreppbändern und dem Plüschfisch. Dasganze Material erzeugt eine Meeresstimmung. Sobald alles bereit ist und der Raum verdunkelt wurde, geht ein Kind, auf einemInstrument spielend, die Kinder in der Garderobe holen.

• GK sitzt auf einem blauen Leinentuch auf dem Boden, wir singen «Happy Birthday».• GK legt sich hin, alle halten am Tuch, sie wiegen sanft das Kind auf dem Tuch (Welle).• GK sitzt alleine an Tisch, Kindergärtnerin zündet Kerzen an, alle zusammen zählen

sie.

Gratulieren in Gruppen: entweder die «Grossen» oder die «Kleinen» (je nachdem,wer Geburtstag hat) äussern der Reihe nach laut einen Wunsch und legen ihreMuschel auf den Tisch. Die restlichen Kinder denken ihren Wunsch und legen einenFisch (aus Karton) auf den Tisch.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEBURTSTAGSRITUAL

• Lied: «Mir wünsched dir zu dim Geburts-tagsfescht»

• GK bläst Seifenblasen über das «Meer»(= Tisch)

• GK macht mit zwei Kindern ein «Fisch-wettrennen» (Fisch an Schnur aufrollen)

• Tanz: «Mir tanzed zäme zringelum» (alleKinder)

• GK darf Geschenkschachtel aufmachenund einen Seifenfisch herausnehmen.

Die Kindergärtnerin erzählt aus demBuch eine vorbereitete, kurze Geschich-te zum Thema Wasser/Meer.Zum Abschluss darf das GK die Kerzenausblasen, den mitgebrachten «Ge -burts tagsznüni» verteilen und essen.Im Ausklang wünscht sich das GK einSpiel. Der Plüschfisch, der Geburtstags-fisch, darf mit dem GK nach Hause undein Mal bei ihm übernachten.

QUELLENANGABE Müller Rachel, KindergärtnerinLITERATUR Baumann, Nicole: Regenbogenvogel. sabe-Verlag, Aarau, 1994.

Stöcklin-Meier, Susanne: Geburtstag hab ich heute. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1984.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEBURTSTAGSRITUAL


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