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Anden-Pumas auf dem Sprung · sich der Bergbau in Kolumbien vor allem auf den Abbau von Kohle, Gold...

Date post: 14-Sep-2020
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Kolumbien, Ecuador, Peru: Marktchancen für deutsche Unternehmen Anden-Pumas auf dem Sprung Wenn die Weltwirtschaft boomt, absorbieren die großen globalen Märkte der Welt, vor allem in Asien und Osteuropa, die ganze Aufmerksamkeit der deutschen Exportwirtschaft. Die aktuelle Schwächung der Weltkon- junktur sollte daher auch Anlass sein, über den Tellerrand zu blicken und sich nach neuen Absatzmärkten um- zuschauen. D er Puma ist eine Katzenart Amerikas und die größte Art in der Gruppe der Kleinkat- zen, der er zugehörig ist. Sein Name ist der Sprache der Quechua aus dem Hochland der Anden entlehnt. In diesen Kulturen hatte der Puma ein großes Ansehen, und man spricht ihm Eigenschaften wie Kraft, Treue, Engage- ment und Mut zu. All diese Eigenschaften cha- rakterisieren auch die „Puma-Länder“ und Märkte Kolumbien, Ecuador und Peru. Im Vergleich zu den großen Nachbarn wie Brasilien, Mexiko und Argentinien scheinen es zwar recht kleine Märkte zu sein. Wenn man diese doch eng vernetzten Länder im Verbund betrachtet, findet man durchaus attraktive Potenziale und Markteigenschaften wie Be- ständigkeit, stabiles Wirtschaftswachstum und ein beeindruckendes Engagement sowie Neugier und den Mut ihrer Unternehmer- schaft, neue Herausforderungen anzunehmen. Insgesamt stellen die Länder Kolumbien, Ecuador und Peru einen Markt von fast 100 Millionen Einwohnern – das entspricht einem Fünftel der Einwohnerzahl der Europäischen Union – mit einer Wirtschaftskraft von 700 Milliarden US-Dollar. Aber es sind vor allem die makroökonomischen Indikatoren, mit de- nen sie sich in der Region und auch weltweit positiv hervorheben. Trotz der aktuellen schwachen Wirtschaftskonjunktur erwarten alle drei Länder ein Wirtschaftswachstum zwi- schen zwei und drei Prozent, womit sie im re- gionalen Vergleich in der oberen Liga spielen. Auch die Inflationsrate von durchschnittlich drei Prozent sowie eine Investitionsrate von circa 27 Prozent des Bruttoinlandsproduktes teilen sich die Länder. Waren können frei zirkulieren Die enge Vernetzung der Märkte wird durch ihre Zugehörigkeit zur Andengemeinschaft gestützt, die neben migratorischen Erleichte- rungen vor allem auch eine weitgehend freie Warenzirkulation zwischen den Ländern er- möglicht. Peru und Kolumbien haben bereits ein Handelsabkommen mit der Europäischen Union abgeschlossen, der Vertrag mit Ecuador ist unterzeichnet, muss aber noch ratifiziert werden, um voraussichtlich ab Ende 2016 in Kraft zu treten. Alle drei sehr stark exportorientierten Län- der liegen strategisch günstig an der Pazifik- küste und haben in den vergangenen Jahren enorme Anstrengungen unternommen, die na- tionale Infrastruktur auszubauen. Dabei geht es vorwiegend darum, die in einer komplexen, aber gleichzeitig atemberaubenden Geografie verteilten Wirtschaftszentren logistisch zu vernetzen. Vorreiter in dieser Beziehung ist Ecuador, der „Kleinste unter den dreien“. Auch in den kommenden Jahren stehen in den drei Ländern umfangreiche Investitions- projekte für den Ausbau von Straßen, des Schienenverkehrs, der Häfen und Flughäfen vor allem in Kolumbien und Peru an. In diesen Projekten sollen auch zukünftig öffentlich- private Partnerschaften eine größere Rolle spielen. Im Verbund stark: Kolumbien, hier im Bild die Hauptstadt Bogota, bietet gemeinsam mit Ecuador und Peru attraktive Markteigenschaften. (Foto: rafcha - Fotolia.com) Der Schwerpunkt 42 Wirtschaft Nordhessen 1.2016
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Page 1: Anden-Pumas auf dem Sprung · sich der Bergbau in Kolumbien vor allem auf den Abbau von Kohle, Gold und Nickel, in Peru auf Kupfer, Gold, Silber, Zink und Blei und in Ecuador auf

Kolumbien, Ecuador, Peru: Marktchancen für deutsche Unternehmen

Anden-Pumas auf dem SprungWenn die Weltwirtschaft boomt, absorbieren die großen globalen Märkte der Welt, vor allem in Asien undOsteuropa, die ganze Aufmerksamkeit der deutschen Exportwirtschaft. Die aktuelle Schwächung der Weltkon-junktur sollte daher auch Anlass sein, über den Tellerrand zu blicken und sich nach neuen Absatzmärkten um-zuschauen.

D er Puma ist eine Katzenart Amerikas unddie größte Art in der Gruppe der Kleinkat-

zen, der er zugehörig ist. Sein Name ist derSprache der Quechua aus dem Hochland derAnden entlehnt. In diesen Kulturen hatte derPuma ein großes Ansehen, und man sprichtihm Eigenschaften wie Kraft, Treue, Engage-ment und Mut zu. All diese Eigenschaften cha-rakterisieren auch die „Puma-Länder“ undMärkte Kolumbien, Ecuador und Peru.

Im Vergleich zu den großen Nachbarn wieBrasilien, Mexiko und Argentinien scheinen eszwar recht kleine Märkte zu sein. Wenn mandiese doch eng vernetzten Länder im Verbundbetrachtet, findet man durchaus attraktivePotenziale und Markteigenschaften wie Be-ständigkeit, stabiles Wirtschaftswachstumund ein beeindruckendes Engagement sowieNeugier und den Mut ihrer Unternehmer-schaft, neue Herausforderungen anzunehmen.

Insgesamt stellen die Länder Kolumbien,Ecuador und Peru einen Markt von fast 100Millionen Einwohnern – das entspricht einem

Fünftel der Einwohnerzahl der EuropäischenUnion – mit einer Wirtschaftskraft von 700Milliarden US-Dollar. Aber es sind vor allemdie makroökonomischen Indikatoren, mit de-nen sie sich in der Region und auch weltweitpositiv hervorheben. Trotz der aktuellenschwachen Wirtschaftskonjunktur erwartenalle drei Länder ein Wirtschaftswachstum zwi-schen zwei und drei Prozent, womit sie im re-gionalen Vergleich in der oberen Liga spielen.Auch die Inflationsrate von durchschnittlichdrei Prozent sowie eine Investitionsrate voncirca 27 Prozent des Bruttoinlandsproduktesteilen sich die Länder.

Waren können frei zirkulierenDie enge Vernetzung der Märkte wird durch

ihre Zugehörigkeit zur Andengemeinschaftgestützt, die neben migratorischen Erleichte-rungen vor allem auch eine weitgehend freieWarenzirkulation zwischen den Ländern er-möglicht. Peru und Kolumbien haben bereits

ein Handelsabkommen mit der EuropäischenUnion abgeschlossen, der Vertrag mit Ecuadorist unterzeichnet, muss aber noch ratifiziertwerden, um voraussichtlich ab Ende 2016 inKraft zu treten.

Alle drei sehr stark exportorientierten Län-der liegen strategisch günstig an der Pazifik-küste und haben in den vergangenen Jahrenenorme Anstrengungen unternommen, die na-tionale Infrastruktur auszubauen. Dabei gehtes vorwiegend darum, die in einer komplexen,aber gleichzeitig atemberaubenden Geografieverteilten Wirtschaftszentren logistisch zuvernetzen. Vorreiter in dieser Beziehung istEcuador, der „Kleinste unter den dreien“.

Auch in den kommenden Jahren stehen inden drei Ländern umfangreiche Investitions-projekte für den Ausbau von Straßen, desSchienenverkehrs, der Häfen und Flughäfenvor allem in Kolumbien und Peru an. In diesenProjekten sollen auch zukünftig öffentlich-private Partnerschaften eine größere Rollespielen. �

Im Verbund stark: Kolumbien, hier im Bild die Hauptstadt Bogota,bietet gemeinsam mit Ecuador und Peru attraktive Markteigenschaften. (Foto: rafcha - Fotolia.com)

Der Schwerpunkt

42 Wirtschaft Nordhessen 1.2016

Page 2: Anden-Pumas auf dem Sprung · sich der Bergbau in Kolumbien vor allem auf den Abbau von Kohle, Gold und Nickel, in Peru auf Kupfer, Gold, Silber, Zink und Blei und in Ecuador auf

wirtschaften können sie auf dem Weltmarktnur mithalten, wenn sie die Wertschöpfungihrer Produkte weiter entwickeln und ihre Pro-duktionsprozesse effizienter und nachhaltigergestalten. Deutschland als ein genau auf dieseHerausforderungen ausgerichteter Technolo-gieanbieter erhält dabei einen sichtbar neuenStellenwert in Peru, Ecuador und Kolumbienund ist als strategischer Partner für diesenEntwicklungssprung der drei Pumas gefragt.

AHK Peru �

• Für einen regionalen Markteintritt arbeitenauch die AHKs Perus, Ecuadors und Kolum-biens im Verbund. Bei Interesse stehen folgen-de Ansprechpartner in den Außenhandelskam-mern der Länder zur Verfügung:

- AHK Peru, Jan Patrick Häntsche,E-Mail: [email protected] AHK Ecuador, Ulricke Stieler,E-Mail: [email protected] AHK Kolumbien, Caren Schulz,E-Mail: [email protected]

bewerbsfähig zu bleiben. Dabei konzentriertsich der Bergbau in Kolumbien vor allem aufden Abbau von Kohle, Gold und Nickel, in Peruauf Kupfer, Gold, Silber, Zink und Blei und inEcuador auf Gold und Kupfer.

Der Umweltaspekt spielt für die Umsetzungder Investitionsprojekte im Rohstoff- undBergbausektor eine zunehmend strategischeRolle. Dies wird auch durch strenge rechtlicheVorgaben mitgetragen und verlangt nachinnovativen technologischen Lösungen.

Neuer Stellenwert für DeutschlandDie Puma-Staaten der Andenregion haben

nach dem dynamischen Wirtschaftswachstumvon durchschnittlich drei bis fünf Prozent inden vergangenen Jahren eine enorme Wirt-schaftskraft aufgebaut. Während diesesWachstum vor allem auf der extensiven Explo-ration von Rohstoffen basierte, ist jetzt einediversifizierte, moderne, effiziente und dienst-leistungsbasierte Wirtschaft im Aufbau, dennals exportorientierte und aufstrebende Volks-

Auch die Schaffung von „wirtschaftlichenSonderzonen“, die Nachfolger der Freihandels-zonen beziehungsweise gut vernetzter Indus-trieparks, ist geplant. Dort sollen sich auchgroße Logistikzentren ansiedeln, um die Wett-bewerbsfähigkeit der einheimischen Produktedurch optimale Logistikdienstleistungen wei-ter zu erhöhen.

Die aktuell dynamischsten Wirtschaftssek-toren des Ländertrios sind die Agrarwirtschaftsowie die Lebensmittelproduktion. Diese Sek-toren zeichnen sich durch konstante Wachs-tums- und Investitionsraten aus. Dabei orien-tieren sich alle drei Länder zunehmend auf dieErweiterung der Wertschöpfungskette in derLebensmittelverarbeitung beziehungsweise imAgrarbereich auf den Anbau von Spezialkultu-ren wie Avocados, Beeren, Spargel, Blumen. Indiesem Zusammenhang besteht eine hoheNachfrage nach Technologien zum Anbau vonIntensivkulturen, Bewässerung, Düngung undnachhaltiger Schädlingsbekämpfung. Wach-sende Bedeutung erhalten hierbei auch derAnbau und die Herstellung von Bio-Produktenund damit auch Deutschland als Europas mitAbstand größter Absatzmarkt in diesem Be-reich.

Konkreter Bedarf an TechnologieBei Lebensmitteln liegt der Schwerpunkt

zum einen auf der Veredelung von Exportpro-dukten mit Blick auf Convenience-Produkteund funktionelle Lebensmittel, zum anderenauf der Erfüllung der zunehmenden einheimi-schen Nachfrage, die in engem Zusammen-hang mit der in allen drei Ländern spürbarwachsenden Mittelschicht steht. Hier sind pri-vate Investitionen vor allem in der Getränke-industrie und der Milch verarbeitenden Indus-trie angekündigt. Diese Entwicklungen schaf-fen einen konkreten Bedarf an Technologienund Hilfsstoffen in Bereichen der Lebensmit-tel- und Getränkeindustrie wie Kühlketten,Abfüll- und Verpackungsanlagen, Etikettie-rung sowie Technologien zum Trocknen undRösten von Kaffee und Kakao.

Weiter wichtig sind der Bergbau- und Roh-stoffsektor. In allen drei Ländern gibt es Erdöl-und Erdgasförderung, die vor allem Bedarf aneffizienter und nachhaltiger Raffinerietechnik,Bohrtechnik, Förderpumpen sowie an Öl- undGasaufbereitungsanlagen sowie Pipelines ha-ben. Der Bergbau selbst ist vor allem für Ko-lumbien und Peru einer jener Sektoren, derentscheidend zur Wirtschaftsentwicklung desLandes beiträgt. Gerade bei fallenden Roh-stoffpreisen wachsen hier zunehmend das In-teresse und der Bedarf an effizienten Techno-logien für Abbau, Transport und Weiterverar-beitung, um damit auf dem Weltmarkt wett-

Hoher Freizeit- und Erholungswert: Perus Hauptstadt Lima ist jedochauch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt sowie das bedeutendste

Wirtschafts- und Kulturzentrum des Landes. (Foto: Foto 593 - Fotolia.com)

Die höchstgelegeneHauptstadt der Welt:Ecuadors Quito befindetsich in einem 2850 Meterhohen Becken der Anden.Im Hintergrund sieht manden Vulkan Cotopaxi.(Foto: ecuadorquerido -Fotolia.com)

700Miiliarden US-Dollar Wirtschaftskraft habenKolumbien, Ecuador und Peru zusammen.

Der Schwerpunkt

43Wirtschaft Nordhessen 1.2016


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