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Alt na und 95

Date post: 08-Apr-2016
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25 Jahre "Alt? na und!
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2 Alt? na und! Nr. 95 / 2014

Ende der 80er Jahre: der demografische Wandel wurde immer deutlicher;Seniorinnen und Senioren forderten öffentlich mehr Selbstbestimmung und politi-sche Teilhabe (Partei Graue Panther, von1989 bis 2008; Einsetzung von Senioren-beiräten), die Bedeutung des Ehrenamts (in der nachberuflichen Lebensphase)nahm zu; die rasante Entwicklung neuer Medien interessierte zunehmend auchältere Menschen und sie lernten, sie zu nutzen; die Forderung nach „LebenslangemLernen“ galt nicht länger nur für junge Menschen.

In diese Zeit passte es gut, dass Fachbereichsleiter Peter-Michael Schüttler in derVHS Mülheim einen Kurs mit dem Titel „Wir machen die Mülheimer Seniorenzeitung“ anbot.Bei der ersten Sitzung war außer Marianne Seger (zusammen mit Reiner Mathes später dann die erste Redaktions-leitung) niemand erschienen und Seger versprach, bis zur Sitzung in der darauffolgenden Woche eine ausreichendeZahl von Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern (= Redaktionsmitgliedern) zusammenzutrommeln.Das Kunststück gelang und ein Redaktionsteam nahm die Arbeit auf. Die engagierten Laien standen vor demNichts. Sie mussten lernen und viele Entscheidungen treffen: Name der Zeitung, Inhalt, Umfang und Erscheinungs-bild und -häufigkeit, technischer Ablauf, Auflage (damals 6.000), Verteilliste.

So manches von den Festlegungen der ersten Stunde hat bis heute Bestand, vor allem (anders als bei den meistenanderen Seniorenzeitungen), dass die Redaktionsmitglieder bis auf den Druck alles selbst machen. Aber natürlichgab es in den zurückliegenden Jahren auch Veränderungen, dies vor allem im technischen Bereich. Währendbeispielsweise anfangs handgeschriebene Beiträge auf einer Schreibmaschine abgeschrieben wurden, um sie dannpassend auseinandergeschnitten auf DIN A4 –Blätter zu kleben und zu fotokopieren, hielt bald die neue TechnikEinzug in die Redaktion. Nach und nach lernten die Redaktionsmitglieder mit dem PC umzugehen, ohne den dasErscheinen von Alt? na und! schon seit vielen Jahren nicht mehr denkbar ist.Und im Jahr 2000 entstand dann auch die Internetseite www.alt-na-und.de

Optisch auffällig: Lange erschien die Seniorenzeitung schwarz-weiß. Die 50. Ausgabe (September 2003) gestalteteder Mülheimer Künstler Peter-T. Schulz farbig. So wollten wir das jetzt möglichst immer haben und dank einigerSponsoren konnte ab Ausgabe 55 (Dezember 2004) immer mal wieder eine Zeitung mit farbigem Titel gedrucktwerden.Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung der Stiftung Bildungund Kultur, die es ab Ausgabe 82 (November 2011) bis heuteermöglicht, dass Alt? na und! komplett farbig gedruckt werdenkann. Zum neuen bunten Erscheinungsbild passte die von Redakti-onsmitglied Klaus Müller-Heywes mit Bleistift gemalte (!) Über-schrift nicht mehr und die Diskussionen um die Einführung einesneuen Logos waren die schwierigsten, die die Redaktion je geführt hat. Zum Glück gehört das schon lange derVergangenheit an.

Was sich nicht geändert hat und auch nicht ändern soll, ist der Name der Zeitung. Passender als mit Alt? na und!kann die Einstellung der Redaktion zum Alter(n) nicht ausgedrückt werden.Darüber sind sich die heutigen 18 Redaktionsmitglieder mit ihren Kolleginnen und Kollegen der ersten Stunde einig.Außer Marianne Seger lebt von diesen leider niemand mehr, doch deren Einsatz wirkt bis heute nach.

Ganz herzlich danken wir den Mitarbeitern der Volkshochschule Mülheim, die unsere Arbeit in der ganzen Zeit mitRat und Tat unterstützt haben und die Mittel bereitgestellt haben, ohne die Alt? na und! nicht erscheinen könnte.

25 Jahre Alt? na und! wären auch nicht möglich gewesen ohne das Engagement der vielen Redaktionsmitglieder,die in all den Jahren Inhalt und Form der Seniorenzeitung ehrenamtlich gestaltet haben.

Aber was wären Mittel und Einsatz wert, wenn es nicht seit 25 Jahren Leserinnen und Leser gäbe, die dieSeniorenzeitung lesen und schätzen. Deren positive Resonanz erfreut uns immer wieder und motiviert uns für diezukünftige Arbeit. GST-B

Ein Rückblick nach vorne

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Nr. 95 / 2014 Alt? na und! 3

25 Jahre „Alt? Na und!“ – Ein sehr erfreuliches Jubiläum, zu dem ich als Schirmherrin derMülheimer Seniorenzeitung dem Redaktionsteam gerne meine herzlichen Grüße undGlückwünsche übermittle.Das 1989 von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Heinrich-Thöne-Volkshochschule insLeben gerufene Printmedium, das eine positive Einstellung zum Alter und zum Alternvermitteln und den Dialog zwischen den Generationen fördern will, ist angesichts desdemographischen Wandels eine Publikation, die in unserer Stadt auf breites Interesse undauf eine treue Leserschaft stößt. Themenschwerpunkte wie zum Beispiel „Wohnen imAlter“, „Seniorengerechte Stadt“ und „Ehrenamtliches Engagement“ geben sowohl denLesern und Leserinnen als auch den sozialen Einrichtungen und politischen Gremienwertvolle Anregungen und Impulse. Zudem machen unterhaltsame Anekdoten und interessante Aspekte aus demMülheimer Stadtgeschehen und der Stadtgeschichte die Zeitschrift zu einer spannenden und lohnenden Lektüre.So gilt mein Dank dem Redaktionsteam und allen Verantwortlichen für die engagierte, kreative und professionelleArbeit, die Sie nun schon seit 25 Jahren leisten. Ich wünsche „Alt? Na und!“ auch weiterhin viel Erfolg und dieverdiente Resonanz!Ihre

(Dagmar Mühlenfeld)Oberbürgermeisterin

Welch ein Jahr! Erinnern Sie sich noch? Weltpolitische Veränderungen zeichneten sichab: Die Mauer in Berlin öffnete sich, Genscher hielt seine berühmte Balkonrede in Prag,die Russen zogen aus Afghanistan ab, im gesamten Ostblock rumorte es. Erste Schrittezu einer möglichen Wiedervereinigung wurden sichtbar. Mit Spannung verfolgten wirjede neue Nachricht.

Tief im Westen der Republik, in unserer Heimatstadt, lief alles ein wenig ruhiger ab.Mülheim hatte noch rund 177.000 Einwohner und bei den Kommunal- (und Europa-)wahlen 1989 erreichte die SPDmehr als 50% der Wählerstimmen und stellte mit Eleonore Güllenstern die (ehrenamtlich tätige) Oberbürgermeis-terin. Daneben „regierte“ Oberstadtdirektor Heinz Hager, der 1989 erneut einen ausgeglichenen Stadtetat vorlegenkonnte. Die Stadtsparkasse eröffnete ihre neue Hauptstelle am Berliner Platz und unter dem Viktoriaplatz wurdeeine neue Tiefgarage eingeweiht. Mit dem Bau der U-Bahnstrecke in Richtung Broich wurde gerade begonnen undim März 1989 machte Ministerpräsident Johannes Rau den ersten Spatenstich zur Landesgartenschau, die uns dieMüGa brachte. Rau eröffnete am 31. Mai darüber hinaus das „Dorf“ in der Theodor Fliedner Stiftung Selbeck.Wir konnten noch in einem Adressbuch blättern und die Jugendherberge erfreute sich großer Beliebtheit. In derehemaligen Pionierkaserne am Steinknappen waren damals Engländer stationiert und das heutige Wassermuseum„Aquarius“ stand als leerer Wasserturm in der Landschaft. Mülheim war Standort einer eigenen Polizeidirektionund auch einer Brauerei. Das Forum hieß City-Center mit dem Kaufhaus „Hertie“ als Ankermieter, und derKaufhof und viele Fachgeschäfte machten die Innenstadt nicht nur für Mülheimer attraktiv. Die Markthändlerfreuten sich über einen sorgfältig überholten Marktplatz (oder auch nicht!) und am Rathausmarkt stand noch dieStadtbücherei.Ehrungen gab es natürlich auch. Der Hauptausschuss Mülheimer Karneval ehrte Jürgen W. Möllemann mit der„Spitzen Feder“ und Ephraim Kishon wurde zum „Goldenen Schlitzohr 1988“ erklärt.Auch sportlich tat sich etwas: Der Hockeyclub Uhlenhorst gewann zum zweiten Mal den Europacup und NicoleUphoff glänzte als Deutsche Meisterin der Dressurreiter und holte zweimal Gold bei den Europameisterschaften.

Und noch ein Ereignis fällt in dieses Jahr - zwar nicht in den Annalen der Stadt vermerkt und dennoch bis heute vonBedeutung: In der Heinrich-Thöne-Volkshochschule bildete sich ein Kurs, der eine Seniorenzeitung machen wollte.Im Dezember 1989 erschien dann mit der Nummer „0“ erstmals Alt? na und! Die Mülheimer Seniorenzeitungerschien zunächst unregelmäßig, dann aber seit November 1993 vierteljährlich. Hoffen wir, dass es so bleibt! DS

Lieber Leser, liebe Leserin,

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4 Alt? na und! Nr. 95 / 2014

Seit November 2012 bietet das Mül-heimer Hospiz in einer ehemaligenLederfabrikantenvilla an der Fried-richstraße seinen Gästen Wohnraumin besonderer Geborgenheit.Das gilt für Menschen, deren Le-benserwartung durch eine unheilba-re Krankheit begrenzt ist.Ziel ist, dass der Kranke möglichstohne Beschwerden und bis zuletzt

würdevoll leben kann,umsorgt von Familie,Freunden und allenMitarbeitern im Haus.Jeder kann seinen Ta-gesrhythmus individu-ell gestalten, kann es-sen, schlafen, Besuchempfangen und mehr,wann und wie ermöchte.Dafür, dass insgesamtzehn Gäste ihre letzte

Lebenszeit in behaglicher Atmosphä-re erleben können, bieten kompeten-te Hauptamtliche und intensiv ge-schulte Ehrenamtliche rund um dieUhr ihre Unterstützung an. Zu denAufgaben des Teams gehören auchdie Beratung, der Beistand und dieTrauerbegleitung von Angehörigen.Der Aufenthalt im Hospiz ist grund-sätzlich kostenfrei.

Die gesetzlichen Kranken- und Pfle-gekassen übernehmen 90 Prozent derKosten, der Rest wird durch Spen-den finanziert.Nach einem ärztlichen Attest wird jenach Kapazität jeder aufgenommen,egal welcher Herkunft oder Religioner ist und unabhängig von seinen fi-nanziellen Möglichkeiten.

Wenn Sie gerne zusätzliche Infor-mationen hätten, finden Sie diese un-ter www.hospiz-mh.deoder bei der Leiterin Marie-LuiseGerling-Kleine-König.Hospiz MülheimFriedrichstraße 4045468 Mülheim an der RuhrTelefon 0208 970655-00Telefax 0208 970655-99E-Mail: [email protected]

MG

Hospiz Mülheim

Wer sich im 17. Jahrhundert derTrunkenheit schuldig machte, wer umseinen Sitz in der Kirchenbank zukämpfen hatte, wer in „wilder Ehe“lebend wieder zum Abendmahl zu-gelassen werden oder ein angebli-ches Eheversprechen anzeigen woll-te und vieles mehr, wandte sichdamals an den Kirchenrat der refor-mierten Gemeinde in Mülheim.

Dieser Kirchenrat war in nahezu al-len Lebenslagen Ansprechpartner fürdie Menschen und setzte sich ausden Predigern und gewählten Ver-tretern der Honschaften zusammen.Es sind Probleme und Alltäglichkei-ten, die die Menschen von damalsbeschäftigten und zum Teil bedroh-lich empfanden - für uns heute kaumnachvollziehbar.

Es ist das Verdienst von Jens Heck-hoff und des Geschichtsvereins Mül-heim, die „Konsistorialprotokolleder Evangelischen Kirchengemein-de Mülheim an der Ruhr 1663 bis1706“ in Buchform der Öffentlich-keit vorzulegen.

Hier zwei Beispiele aus dem Buch:„Theis am Tollhaus gibt an, daß ersich mit Zilice om blumenkamp Ehe-lich verlobt. Dieses wird von Zilicegeleugnet. Es ist hierüber nach-gehends ein gütlicher Vergleich ge-schehen.“„Gleichfals seind auch erschienenLüer aufm dümpel Und…Vom Räd-gen, die auch in Unzucht ein UnehligKind gezielet. Sie seind auch alleserestes bestraft Und ihre sünden-grewels überzeuget, bezeugten dar-

auf einig leidwesen. Weiul sie aberauch fürgeben, Wie daß er ihr mehr-malen, mit hand Und mund angelobt,daß er sie Wolle heyrathen, so ist erdeßwegen erinnert Worden, doch hatman ihme noch 8 tage bedenckzeitgegeben.“

Datenschutz kannte man damalsnicht und so sind alle Personen mitNamen benannt, eine Fundgrube fürAhnenforscher. Es ist nicht leicht zulesen, da Sprache und Stil der dama-ligen Zeit übernommen wurden, aberviele Erklärungen erleichtern dasVerstehen.

Sie erhalten das 734 Seiten umfas-sende Buch in den inhabergeführtenBuchhandlungen unserer Stadt zumPreise von Euro 19,00 DS

BuchempfehlungMülheimer „PrMülheimer „PrMülheimer „PrMülheimer „PrMülheimer „Probleme“ vobleme“ vobleme“ vobleme“ vobleme“ vor 400 Jahror 400 Jahror 400 Jahror 400 Jahror 400 Jahrenenenenen

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Nr. 95 / 2014 Alt? na und! 5

Es war nach Mitternacht.Die Gäste waren nach einem schönen Abend gegangen. Ich trat noch einmal auf den Balkon.Spürte die milde Nachtluft. Über mir der unendliche Sternenhimmel. Alles war still. In einem der Häuser imTal sah ich noch ein einsames Licht. Da war ebenfalls noch jemand wach.Vielleicht ist es ein verliebtes Paar, das noch in die Sterne schaute. Konnte sein, eine Frau decktvorsorglich den Frühstückstisch oder jemand liest den spannenden Krimi zu Ende. Lernt ein Schüler für diemorgige Klausur? Vielleicht hält eine Mutter die Hand ihres kranken Kindes oder es weint sich ein Menschin seine Einsamkeit hinein.Ich wusste es nicht und dachte: „Mögest du dort drüben, wer immer du bist, eine stärkende, erholsameNachtruhe haben, mögest du geborgen sein und der morgige Tag dich deinen Wünschen und Zielen näherbringen.“ In diesem Moment ging auf der anderen Seite des Tales das Licht aus.

CH

Ein LicEin LicEin LicEin LicEin Licht in der Nht in der Nht in der Nht in der Nht in der Nacacacacachththththt

Vor über 30Jahren wurdeder WeltladenMülheim e.V.an der Kaiser-straße gegrün-det. Mittler-weile hat erüber 40 Mitar-

beiterinnen und Mitarbeiter aller Al-tersstufen, die ehrenamtlich verkau-fen und informieren. Unterstützt wer-den sie in ihrer Arbeit von Aktions-gruppen in verschiedenen Kirchen-gemeinden, die nach den Gottesdiens-ten Produkte aus dem Weltladen zumKauf anbieten. Heute gibt es inDeutschland bereits über 800 Welt-läden und 2.400 europaweit. Das um-fangreiche Sortiment des MülheimerWeltladens umfasst traditionelle Pro-dukte aus fairem Handel wie Kaf-fee, Tee, Kakao und Schokolade.Außerdem gibt es ausgefallenes undbreit gefächertes Kunsthandwerk,Geschenkartikel, Spielsachen,Schreibwaren sowie Mode undSchmuck beispielsweise aus Thai-land, Brasilien, Indien, Nordvietnam,Nepal, Südafrika.

Weltläden entstanden zuerst auf-grund der Aktion „Dritte-Welt-Han-del“, die 1970 von der Arbeitsge-meinschaft der Evangelischen Jugendund dem Bund der Deutschen Ka-tholischen Jugend zur Betreuung ent-wicklungspolitischer Aktionsgruppengegründet wurde.Der Weltladen verkauft nicht nurWaren, sondern informiert die Öf-fentlichkeit über die Produkte, dieBesonderheiten des Herkunftslandes,die Menschen, die sie erzeugen, de-ren Ideen und Leistungen, aber auchderen Rückschläge. Der Maßstab fürdie Arbeit des Weltladens ist die ge-rechtere Gestaltung der Handels-strukturen der benachteiligten Pro-duzenten in den entsprechenden Län-dern. Das bedeutet: langfristige unddirekte Handelsbeziehungen, gerech-te Löhne und Vorfinanzierungen,Gesundheitsfürsorge und Arbeits-schutz sowie die Unterstützung bio-logischer Produktion. Gemeinsam mitden Fairhandelsorganisationen, diebekannteste darunter ist die GEPA*,und seinen Kunden arbeitet der Welt-laden aktiv an der Vision einer ge-rechteren Welt. Dieses Anliegen

wird zusätzlich mit politischem En-gagement und Bildungsarbeit ergänzt.Das Große im Kleinen sehen, selbstVerantwortung für unseren Konsumübernehmen und diese Perspektivein die Welt tragen, hat einen Na-men: FAIRER HANDEL.Das Weltladen-Team in Mülheim in-formiert Sie gerne ausführlich überdiese Arbeit und freut sich sowohlüber alle interessierten Besucher alsauch über Menschen, die sich vor-stellen können, eine Aufgabe im La-denteam ehrenamtlich zu überneh-men oder als Fördermitglied die Ar-beit zu unterstützen.Mahatma Gandhi sagte einmal:SEI DU SELBST DIE VERÄNDE-RUNG, DIE DU DIR WÜNSCHTFÜR DIESE WELT! Der Weltladen Mülheim an der Kai-serstraße 8–10 ist Montag bis Frei-tag von 10 bis 19 Uhr und Samstagvon 10 bis 14 Uhr geöffnet und tele-fonisch erreichbar unter 0208 33624.

* Gesellschaft zur Förderung derPartnerschaft mit der 3. Welt, heute:Fair Trade Company RM

Fairer Handel im Weltladen Mülheim

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Beginnend mit der laufenden Ausgabe werden wir in den Folgeausgaben vonAlt? na und! über Besuche in Mülheimer Senioreneinrichtungen berichten,und zwar in erster Linie über die vollstationäre Pflege in den besuchten Häusern. Derbesseren Vergleichbarkeit wegen, können Sie die Einzelheiten einem immer gleichenFragebogen entnehmen.Der erste Besuch galt dem Senioren-Park carpe diem, der seit gut einem Jahr seinen Betriebauf dem Gelände der ehemaligen Lederfabrik Hammann in Mülheim-Speldorf an der Hansastraßeaufgenommen hat. Die Einrichtung befindet sich derzeit noch in der Aufbauphase. Wir konnten uns in einemGespräch mit dem Leitungsteam einen Überblick verschaffen. Die gewonnen Kenntnisse stellen wir nachfolgendkurz zusammengefasst vor.Die Einrichtung überzeugt durch eine helle und freundliche Einrichtung. Das junge Team vermittelt einen engagier-ten, freundlichen und kompetenten Eindruck.

Mülheimer Senioreneinrichtungen (1)SeniorSeniorSeniorSeniorSenioren-Pen-Pen-Pen-Pen-Pararararark cark cark cark cark carpe diem („Npe diem („Npe diem („Npe diem („Npe diem („Nutze den Tutze den Tutze den Tutze den Tutze den Tag“)ag“)ag“)ag“)ag“)

Pflegestufe Gesamtkosten Leistung Pflegekasse Eigenanteil

Einzel-/Doppelzimmer

0 2.393/2.241 0 2.393/2.2411 2.864/2.712 1.023 1.841/1.6892 3.428/3.276 1.279 2.149/1.9973 4.013/3.861 1.550 2.463/2.311

Aktuelle Kostensätze in Euro bei stationärer Pflege (Stand bis 31.08.2014)

Pflegeeinrichtung

AAAAAuf einen Blicuf einen Blicuf einen Blicuf einen Blicuf einen Blickkkkk

Name: Senioren-Park carpe diemAnschrift: Hansastraße 19a-23, 45478 Mülheim a.d. RuhrErreichbarkeit: PKW oder Straßenbahnlinie 901 (200 m)Lage: ca. 250 m zum Ortsteilzentrum MH-SpeldorfGesellschaftsform: Private TrägerschaftName/Sitz der Gesellschaft: Senioren-Park carpe diem GmbH

Adolf-Flöring-Str. 22 - 42929 WermelskirchenGeschäftsführer: Jan Schreiter, Thomas Goetz, Martin NiggehoffLeitung im Hause Speldorf: Frau Ayten Özdemir

Anzahl der Pflegplätze: 80Anzahl an Pflegepersonal: 29 - davon 64% FachpersonalAnzahl der Zimmer: 76 - davon 72 EinzelzimmerMöglichkeiten der Rehabilitation: ErgotherapieFreizeitgestaltung: u.a. Ausflüge, Kochen, Singen, Gymnastik, Gedächtnistraining,

Kegeln (im Hausflur)Gottesdienst- (oekomenisch): Andacht einmal wöchentlichEhrenamtliche im Einsatz: ein Erwachsener, zwei Schülerpraktikanten/-innen

Besonderheiten der Einrichtung:

Öffentliche Räume / Serviceangebot: Cafeteria (Frühstück, Mittagessen, Kaffeetrinken)Friseur, eigene Küche und Wäscherei, Freizeit- und Gymnastikräume,je Wohneinheit ein Gemeinschaftsraum mit Küchenzeile

Zimmer: Internetanschluss, eigener Kühlschrank möglichEssens- / Besuchs- / Ruhezeiten: keine festen ZeitenZusatzangebote: stationäre Kurzzeitpflege, Tagespflege (ambulant, stationär,

teilstationär) und betreutes Wohnen.

Weitere Einzelheiten zum Seniorenpark carpe diem erhalten Sie vor Ort, telefonisch unter 0208/69615-0 sowieauf der Internetseite: www.senioren-park.de/SP_Muelheim UG/CH/DS

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Nr. 95 / 2014 Alt? na und! 7

Die Redaktion von Alt? na und!wollte sich zu diesem Thema eineigenes Bild machen. Wir besuch-ten deshalb im August 2014 das Se-niorenheim Haus Ruhrgarten. Hiertrafen wir Oskar Dierbach, den ge-schäftsführenden Pflegedienstleiterdes Hauses und den SozialarbeiterChristoph Happe. Dabei dürfte derOrt des Zusammentreffens von un-seren Gastgebern bewusst gewähltworden sein. Wir saßen in dem hel-len, vorzüglich ausgestatteten Sport-raum mit Ruhrblick, gewissermaßenein Symbol für die von Dierbach undseinem Team gelebte Philosophie der„Rehabilitativen Pflege“ und seinemCredo, wonach Menschenwürde inder Pflege kein unbezahlbarer Lu-xus sei. Die Verbesserung der Situ-ation der Pflegebedürftigen sollteimmer handlungsentscheidend sein.Wie dies in der Praxis aussehen kann,wurde uns mit Hilfe eines sogenann-ten Stehbarrens verdeutlicht. Mit die-sem Übungsgerät sollen Patientenmit schweren körperlichen Gebre-chen in langsamen Schritten befä-higt werden, durch regelmäßigesTrainieren der Beweglichkeit soweitwie möglich in den Alltag zurückzu-finden und damit wieder an Selb-ständigkeit zu gewinnen. Das, soDierbach, sei menschenwürdiger und

auf Dauer auch noch kosten-günstiger als die altersbeding-ten Gebrechen lediglich zu„verwalten“. Denn verwaltenhieße vielfach, dass 15 bis 20Bewohner von nur einer ein-zigen Pflegekraft zu versor-gen seien. Dies führe zu ho-hen Krankenständen beimPersonal und sogar nicht sel-ten wegen starker Überlas-tung zur Beendigung der Berufstä-tigkeit in der Pflege nur fünf Jahrenach der Ausbildung. Hier umzuden-ken sei laut Dierbach ein schwieri-ger und langer Prozess, da fiskali-sche Zwänge, hierarchisch struktu-rierte Entscheidungsebenen und sichhäufig verändernde Personalschlüs-sel in vielen Einrichtungen einer Ver-besserung der Pflegesituation oftmalsentgegenstünden. So richtet sich derPersonalschlüssel beispielsweisenach den Pflegestufenhäufigkeiten.Das heißt, je weniger der Bewohnereines Heimes noch eigenständig tunkann, desto höher die Pflegestufeund damit um so mehr Personal undGeld für die Einrichtung. Das Be-mühen, die körperlichen Fähigkeitendes Einzelnen zu verbessern unddadurch eine niedrigere Pflegestufezu erreichen, wird von den aktuellgeltenden gesetzlichen Regelungen

nicht honoriert, weil dann der Perso-nalschlüssel abgesenkt und entspre-chend weniger gezahlt wird. Einekontinuierliche Personal- und Finanz-planung wird dadurch erheblich er-schwert.Was zu verbessern wäre, liegt - wieoben beschrieben - auf der Hand.Aber einmal mehr ist hier das nichtnachvollziehbare Phänomen zu beo-bachten, dass zwar alle wissen, wasrichtigerweise zu tun ist, aber keineres tut. Ein Hoffnungsschimmer, someint der Leiter des Ruhrgartensabschließend, ist die ins 2010 Lebengerufene Iniative „Dialog–Offensi-ve Pflege“, in der Fachleute unteranderem aus Senioreneinrichtungen,Krankenhäusern, Pflegediensten,aber auch Krankenkassen gemein-sam an einer Verbesserung der Pfle-gesituation arbeiten. Text: GT - Foto: Internet

Pflege heute und morgen

Schon seit den Mittagsstunden lagsie nun unter dem Baum im Graseund sie spürte, dass die heißen Son-nenstrahlen ihrer Haut nicht beka-men. So freute sie sich auf den küh-len Abend und die Nacht.Ein fahles Mondlicht drang durchdie Wolken, aus der Ferne hörte sieMusik und Gesang - und schliefdarüber ein.Sie träumte von ihrem Leben unddachte daran, wie sie in der Kindheitin blütenweißem Kleid viele erfreuthatte, dass sie in der Jugend, erste

Formen bildend, in grünem Gewandsich über jeden Sonnenschein freu-te. Aber erst die Wärme des Som-mers brachte ihre Gestalt zur wah-ren Größe. Nun trug sie ein blauesKleid, das hin zum Violetten schim-merte.So träumte sie eine ganze Weile undwurde dann durch ein Getrappel ge-weckt. „Aha“, dachte sie, „da kom-men wieder die Wildschweine ausdem Wald.“Der alte Eber scheuerte seine Bors-ten am Baum und die Frischlinge

stöberten quiekend im Gras. Da spür-te sie plötzlich den heißen Atem desEbers und das verhieß nichts Gutes.Es wurde stockdunkel um sie herumund ein grässlicher Geruch stieg ihrin die Nase. Das letzte, was sie spür-te, war ein Biss - dann war es aus.Das war „The last night oft theplum.“ * DS

*In Anlehnung an die nicht nur in Eng-land beliebte Musiksendung „Last Nightoft the Proms“hier: die letzte Nacht der Pflaume

Im schönsten Wiesengrunde

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8 Alt? na und! Nr. 95 / 2014

Nachruf

Am 22.9.2014 starb Ehrenfried Gnuschke.Er war gerade 88 Jahre alt geworden und bis dahinunser ältestes Redaktionsmitglied.

Seine Mitarbeit bei Alt? na und! begann Anfang1994 für die Ausgabe Nr. 11.

In gut 20 Jahren hat Fred - wie er sich bei uns nannte -die Arbeit an der Seniorenzeitung maßgeblich mitge-staltet. Seinen Artikeln merkte man an, dass er inseinem Beruf gelernt hatte, interessante Inhalte kurzund verständlich zu formulieren. Er sprach die Leserdirekt an und versuchte, sie gleich zu Beginn des Tex-tes neugierig auf das Folgende zu machen. Damit warund ist er bis heute Vorbild für andere Redaktionsmit-glieder.

Wenn ein Text einmal zu lang(-weilig) war, besannen wir uns auf Freds Aussage „Ich kürze alles!“, wasihm immer wieder hervorragend gelang. Typisch, dass ihm kein(e) Schreiber(in) den Eingriff in den eigenenText übel nahm. Fred konnte erklären und überzeugen und war dabei niemals besserwisserisch.

Der Inhalt von Freds Texten war nicht selten etwas Besonderes. Er bezeichnete sich als „Querdenker“ undwar es im besten Sinne des Wortes. Er hat sich mit Themen befasst, an die sich andere Redaktionsmitglie-der nicht „herantrauten“ und formulierte Gedanken, die zum Nachdenken und auch schon mal zumWiderspruch herausforderten.Dem Inhalt von Alt? na und! hat das gut getan.

Zu den Beiträgen Anderer - wenn ein großer Teil der Redaktionsmitglieder gleicher Meinung war - hat ernicht selten gesagt: „Ich sehe das etwas anders.“ Er erläuterte dann seine Gedanken und wir fingen an,nachzudenken und zu diskutieren.Den Artikeln (und unseren Köpfen) hat auch das gut getan.Und wieder typisch Fred: Wir fühlten uns nicht belehrt und er hat nie darauf bestanden, seine Meinungdurchzusetzen.

Wer in Gruppen mitarbeitet weiß, dass es nicht oft vorkommt, dass ein Gruppenmitglied von allen anderengeschätzt und gemocht wird. Bei Fred Gnuschke war das der Fall. In den Wirren manch hitziger Diskussionwirkte er mit seiner ruhigen, besonnenen Art und guten Argumenten ausgleichend und klärend auf dieRedaktionsarbeit.All das wird uns ebenso fehlen wie seine positive Art. Wenn er sich über etwas freute, sprach er das ausund seine Komplimente und Anerkennung freuten uns.

Wir sind sehr traurig, dass wir Fred verloren haben!

Die Redaktionsmitglieder von Alt? na und!

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Nr. 95 / 2014 Alt? na und! 9

Am 5. Januar 2015 jährt sich zum40. Mal der Todestag des langjähri-gen Pfarrers der Mülheimer Altstadt-gemeinde. Anlass genug, sich seinerzu erinnern und auf sein bewegtesLeben zurückzublicken.

Ernst Barnstein wurde 1891 in Kre-feld geboren. Nach einem Studiumder Theologie und einem Vikariat inverschiedenen Städten wurde er1922 zum Pfarrer der Altstadtge-meinde gewählt, in der er beinahe40 Jahre lang bleiben sollte. Die Ju-gendarbeit lag ihm besonders amHerzen. Mit der „Frohen Jugend“unternahm er Wanderungen in dieEifel, nach Thüringen und in die nä-here Umgebung.In der Zeit des NS-Regimes hat ersich nachdrücklich um das Wohl sei-ner Gemeindemitglieder jüdischenGlaubens gekümmert und wurde des-halb auch mehrfach von der Gesta-po verhört. Die wiederholte Auffor-

derung zum Eid auf Hitler lehnte erab. Nachdem er die damals verbote-ne Ausbildung von Vikaren weiterausübte, verhaftete ihn die Gestapound steckte ihn für 10 Tage ins Ober-hausener Polizeigefängnis. Es ist ver-mutlich dem Schutz durch den Lei-ter der Mülheimer Gestapo, KarlKolk, zu verdanken, dass nicht wei-tere Maßnahmen gegen Barnsteinergriffen wurden, denn in seinen Pre-digten griff er die Politik undinsbesondere den sich abzeichnen-den Holocaust scharf an.

Von 1946 bis zu seinem Eintritt inden Ruhestand im Jahre 1961 be-kleidete er das Amt des Superinten-denten. Im gleichen Jahr wurde erwegen seiner Verdienste von derBürgergesellschaft „Mausefalle“ mitdem „Jobs“ geehrt. Trotz seiner ho-hen theologischen und philosophi-schen Bildung blieb er ein stets be-scheidener und zurückhaltender

Pastor Barnstein

Mensch, der sich nicht nur in seinerGemeinde großer Beliebtheit erfreu-te. Er starb im Alter von 83 Jahrenin Mülheim. Wegen seiner heraus-ragenden Bedeutung wurde der un-mittelbar an der Petrikirche liegendePlatz nach ihm benannt. Text: AK - Foto: Stadtarchiv

In der Adventszeit mussten meinBruder und ich bei Einbruch der Dun-kelheit nach Hause. Im Sommer hät-te uns diese frühe Uhrzeit geärgert,doch jetzt war es nicht nur dunkel,sondern auch kalt und Hände undFüße sehnten sich nach Wärme.Aber nicht nur das war der Grund,warum wir der Aufforderunggerne folgten. Wir freuten unsregelrecht darauf, denn was nunfolgte, nannte sich „gemütlichmachen“. Wenn wir in warmeSachen gehüllt waren, setzte sichunsere Mutter mit uns an den run-den Küchentisch. Die Fensterlä-den waren geschlossen und dasLicht gelöscht. Stattdessen hattesie eine Kerze angezündet, füruns Kakao gekocht und ein be-legtes Brot in kleine Stücke ge-schnitten.

Schon das sorgte für eine wohligeStimmung.Dann begann unsere Mutter vonfrüher zu erzählen. Sie malte dieGeschichten regelrecht, so dass wirKinder uns das Erzählte lebhaft vor-stellen konnten. Wie eine verschwo-rene Gemeinschaft saßen wir im

Schein der flackernden Kerze, dieunsere Schatten an der Wand ge-heimnisvoll tanzen ließ. Mal gebannt,mal lachend verfolgten wir jedesWort. Danach stimmte sie Weih-nachtslieder an und wir sangen eif-rig mit. Eines, das mit der Zeile„Wenn traulich mit schimmernden

Flocken der Winter die Erdebeschneit“ begann, mochten wirbesonders gerne, weil es eineso anheimelnde Atmosphäreschuf. Dann war uns richtigwohlig zumute und unsere Au-gen glänzten.Eines Tages kam mein Brudermit seinem SpielkameradenRichard nach Hause und frag-te, ob dieser bleiben dürfe.„Weißt Du“, erklärte er unse-rer Mutter, „seine Mutter kannnicht gemütlich machen.“ FAM

Gemütlich machen

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10 Alt? na und! Nr. 95 / 2014

Meine Tante hat Post bekommen.„Vielen Dank für Ihr Interesse anmeinem Brief“, so beginnt dasSchreiben, um dann fortzufahren mitden vielversprechenden Worten:„Herzlichen Glückwunsch, Sie ha-ben gewonnen. Ein phantastischesGeschenk im Wert von 300 Eurowartet auf Sie.“Das Makabre dabei: Meine Tanteist schon seit fünf Jahren tot!

Aha, dachte ich, ganz offensichtlichwieder einer jener üblen Tricks, mitdenen skrupellose Geschäftemacherversuchen, vertrauensseligen Bür-gern das Geld aus der Tasche zuziehen. Ratsuchend wandte ich michan die örtliche Verbraucherzentra-le.Und richtig: Ein Lotterieunterneh-

men hatte seine aggressive Werbe-angel ausgeworfen. Ließe man sichauf das Angebot ein, würde man sichmit der Annahme des Geschenksgleichzeitig vertraglich verpflichten,zukünftig weitere Lose zu kaufen.Und die wären dann richtig teuer, sodie Verbraucherzentrale.

Egal also, liebe Leserinnen und Le-ser, ob Sie erfahren ...

Vorsicht, Abzocke! Sie hätten in einem Preisaus-schreiben, an dem Sie nie teilgenom-men haben, einen Urlaub an der tür-kischen Adria gewonnen, oder in Kanada sei ein ent-fernter, Ihnen bis dato völlig unbe-kannter Verwandter verstorben undhabe Ihnen sein Vermögen hinter-lassen, das Ihnen gegen Zahlung ei-ner stattlichen Bearbeitungsgebührübermittelt werde, oder ob Ihnen, wie in vorlie-gendem Fall, Sachpreise in Aussichtgestellt werden, deren Abnahme Siespäter teuer zu stehen käme,am besten machen Sie mit solchenoder ähnlichen Briefen das, was mirdie freundliche Dame von der Bera-tungsstelle empfohlen hat:Ab damit in den Papierkorb!Text: GT - Foto: Gerd Altmann - pixelio

Mein 65. Geburtstag war der letzte Arbeitstag.Ich verfügte über meine Zeit, konnte verreisen, meinen Hobbys nachgehen. Aber sollte das alles sein?Ich war doch noch fit und wollte noch etwas anderes machen. In dem VHS Semester-Katalog fand ich denHinweis auf die Seniorenzeitung Alt? na und!.Also besuchte ich dort mehrere Redaktionssitzungen und wurde Redaktionsmitglied. Die Aufgabe, für SeniorenArtikel über Neuigkeiten zu schreiben, macht Spaß.Ich würde anderen Ruheständlern empfehlen, auch eine ehrenamtliche Tätigkeit anzustreben. JF

Ruhestand

Wenn Sie gerne einmal nur mit denFingern essen möchten, ohne Mes-ser und Gabel benutzen zu müssenund das Risiko nicht scheuen, sichdabei die Kleidung zu bekleckern,dann ist das Restaurant einer Fast-Food-Kette genau das Richtige fürSie. Sehr zu empfehlen ist ein drei-stöckiges Brötchen, das Sie bereitsbeim Versuch hineinzubeißen vor eingroßes Problem stellt. Sie müssendas Teil schon kräftig zusammen-drücken, um keine Maulsperre zubekommen. Dabei fällt leicht die hal-be Füllung an Ketchup, Mayo, Salatund sonstigen Zutaten in den Ja-

ckenärmel. Aber dann kann manwenigstens herzhaft hineinbeißen.Sehr zu empfehlen ist auch eine le-ckere Apfeltasche. Wenn Sie festgenug zudrücken, spritzt der Inhaltunter Garantie bis zum Nachbarn.Haben Sie ein komplettes Menü hin-ter sich gebracht, muss vielleicht einTeil der Kleidung in die Reinigungund der Verpackungs-Abfall, wel-cher bei einer solchen Schlemmereientsteht, wird jede Müllverbren-nungsanlage glücklich machen.Apropos glücklich machen: Es isttrotz allem immer wieder ein Ver-gnügen, dort eine ungezwungene,

kalorienreiche Mahlzeit zu sich zunehmen. Vielleicht versuchen Sie esauch einmal?Inzwischen trifft man dort Hungri-ge aller Altersklassen: Eltern mitihren Kindern, Jugendliche, die ausder Schule kommen, Handwerker inihrer Mittagspause, Geschäftsleutezu einem kurzen Imbiss und immerhäufiger auch Senioren, die auf denGeschmack gekommen sind. Kürz-lich ist mir dort sogar eine Trauer-gesellschaft begegnet, die sich zuKaffee und Kuchen niedergelassenhatte.Guten Appetit! DB

Schnelle Mahlzeit

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Nr. 95/ 2014 Alt? na und! 11

Rätsellösungen:

Ein Geschenk für die EnkelkinderWeihnachten steht vor der Tür unddie Enkelkinder sollen etwas unterden Tannenbaum gelegt bekommen.Aber was? Oma und Opa gehen indie Spielwarenabteilung eines Kauf-hauses. „Kümmere du dich um einGeschenk für Paul, ich suche etwasfür Kathi. Wir treffen uns dann ander Kasse“, bestimmt Omakurzerhand.

Opa steht etwas unentschlossen vordem riesigen Angebot in der Abtei-lung und reibt sich manchmal ver-wundert die Augen, was es alles gibt.Ab vier Jahren zum Beispiel könntesein Enkel mit einem mar-tialischen Typen namens„Shredder“ spielen,dessen Muskelpa-kete jeden MisterUniversum nei-disch werden las-sen. EineR ü s t u n glässt ihn wieeinen neuzeitlichen Rit-ter aussehen. DerKopf, mit einem Helmbewehrt, der die Augen nur erahnenlässt, ist vergleichsweise winzig aus-gefallen. Und Opa weiß: „Was mannicht im Kopf hat,…“ Das ist nichtsfür seinen Enkel. Zweifel kommen

ihm auch bei„Kraang“, einer an-deren Figur.Der vermeintlich

„hochintelli-gente Herr-scher der Di-

mension X fristetsein Dasein alskörperloses Ge-hirn“. Auch seinErscheinungs-bild, ein rotes Et-

was im Bauchbereich eines überaushässlich grauen menschenähnlichenKörpers, darf Kindern ab vier Jah-ren zugemutet werden. Sollte sichaber sein Enkel abends deswegenfürchten, könnte Opa ein Nachtlichtin Form einer Plüschfigur kaufen,deren Augen durch eine rote Au-genbinde leuchten und die in jederHand ein Messer hält. Laut Beschrei-bung vermittelt das Licht Geborgen-heit und lässt die Kinder ruhiger ein-schlafen. Opa schaut die Regaleentlang, sieht sich weitere Actionfi-guren neuerer Prägung an. Die klas-sischen Piraten, Ritter und Dinosau-rier, in der nächsten Regalreihe, fin-det er auch nicht gerade kuschelig.

Ihm kommt der Gedanke, ob eshier wohl ein Laubsägeset zu kau-fen gibt. Aber auch den ver-wirft er wieder, weil er Vor-würfe seiner Schwiegertochter

wegen der Verletzungsgefahrfürchtet.

Ergeht es Oma besser? Keineswegs.Nur in einem hat sie es leichter. DasSpielzeug für ihre Enkelin hat nichtsmit Action zu tun. Es geht um Modeund Glamour, Schmuck und Schmin-ke, um Zauberei und Elfen, um Ein-horn und Pferde, alles in pink. DieSpielfiguren, sie Puppen zu nennenfällt Oma schwer, sind super gestyl-te Frauentypen. Die Protagonist-innen heißen nicht nur Barbie, son-dern Jade J´Adore oder JinafireLong. Jade J´Adore zum Beispiel hat„übernatürliche Kräfte und einen top-aktuellen Sinn für Mode“. Sie trägteinen Look aus einer Mischung Go-thic und Herzchen. Monster HighScaris Deluxe Jinafire Long hinge-gen ziert die ebenfalls topmodische„Variation eines chinesischen Klei-des mit Gürtel in Gold, passend zu

ihrer Haut- und Schuppenfarbe“,denn sie ist die Tochter eines chine-sischen Drachen. Oma zieht die Au-genbrauen hoch und versucht es beiden pinkfarbenen Haushaltsgeräten:Kaffeemaschine, Waschmaschine,Staubsauger und Mikrowelle, letzte-re ermöglicht dank Digitaltimer rea-listische Spielmöglichkeiten. Omaschaut irritiert, wirft noch einen Blickauf die Funktionspuppen und über-legt, welche Funktion sie an ihrerPuppe vermisst hat. Eigentlich kei-ne.

Oma und Opa treffen sich nach ei-ner Weile ohne Geschenk an derKasse. Dass für Jungen und Mäd-chen derart unterschiedliche Spiel-zeuge angeboten werden, überraschtbeide. Und noch etwas fällt ihnenauf: Sowohl bei den Aktionsfigurenfür die Jungen als auch bei denenfür die Mädchen werden Geschich-ten gleich mitgeliefert, wohl damitein Kind nicht die Fantasie entwi-ckelt, eine eigene Geschichte erzäh-len zu wollen, denn nur so könnenauch die anderen Figuren aus derStory verkauft werden! Arme Kin-der, seufzt Oma. „Weißt du noch,wie wenig wir brauchten, um einenNachmittag spielend zu verbringen?“Das hilft ihnen jetztnicht weiter. Siebegeben sichnoch mal ge-meinsam aufdie Suchenach geeig-netem Spiel-zeug für die En-kel. Die Zeitdrängt, dennW e i h n a c h t e nsteht vor der Tür. FAM

Silbenrätsel: Lösungswörter: Jolante – Untugend – Grube – Eiger – naseweis –Donau – Isabella – Sirene –Tirilieren – Kohlrabi – Erzgebirge – Isaak – November – Vitrine – Eklat – Rondell – Doria – Island – Eisstadion –nahezu – StudentLösungsspruch: Jugend ist kein Verdienst und Alter keine Ausrede.Bilderrätsel: Dieser schöne alte Briefkasten hängt an der Alten Post

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12 Alt? na und! Nr. 95 / 2014

Marianne Fischer ist dieses Jahrneunzig Jahre alt geworden und gehtregelmäßig zweimal in der Wocheins Fitnessstudio. Das macht sie seitdrei Jahren so. Eine Knie- und dreiHüftoperationen hatten ihr körper-lich und seelisch zugesetzt. Die Mus-kulatur der Beine und der Wirbel-säule war schwach, dazu kamSchwindel. Alleine in den Urlaub fah-ren war nicht mehr möglich und dasTreppensteigen fiel ihr schwer. Sosollte es nicht weitergehen.Ihr Sohn machte sie mit einem Trai-ner eines Fitnessstudios bekannt.Nachdem der erste Kontakt zeigte,dass sich beide sympathisch fanden,wurde ein speziell auf die Bedürf-nisse von Marianne Fischer abge-stelltes Übungsprogramm entwickelt,das darauf abzielte, durch körperli-che Betätigung die Muskulatur auf-zubauen und auf Dauer zu erhaltenund sie dadurch auch psychisch zustärken. Marianne Fischer war gerneschwimmen gegangen, aber das warschon lange her. Vor den Operatio-nen hatte sie kaum Sport gemacht.Heute geht sie mit Freude an ihreÜbungen.

Alle Bereiche der Muskulaturwerden durch gezielte Bewe-gungen angesprochen und dasHerz wird durch Ausdauer-training zum Beispiel auf demFahrrad gestärkt. „Es ist nichtumsonst, was ich hier tue“,kommentiert sie. Zu Recht,denn schon knapp drei Mona-te nach Trainingsbeginn stell-ten sich Verbesserungen ein,sodass sie sogar wieder in denUrlaub fahren konnte.Zu Hause kommt sie allein zurecht,auch die Treppe ist kein Problemmehr. Dass sie ihre Energie nichtimmer gleichmäßig über den Tagverteilt, sondern manchmal schon amVormittag verbraucht, führt dazu,dass sie gelegentlich am Mittag ge-schafft ist. Daran sollte sie noch ar-beiten, sagt ihr Sohn, damit sie aucham Nachmittag noch etwas unter-nehmen kann. Zum Laufen nimmtMarianne Fischer ihren Rollator mit,ihren Freund, wie sie sagt, der ihrSicherheit gibt und ihr Gleichgewichtstabilisiert. Zum Rhein-Ruhr-Zen-trum, zu dem sie gerne fährt, nimmtsie den Bus. Wenn junge Leute ihr

Hilfe anbieten, findet sie das nett,kann den leichten Rolli aber auchalleine in den Bus hieven. „Zum Le-ben gehört WOLLEN“, ist einer ih-rer Leitsätze.Marianne Fischer hat es durch denSport geschafft, dass der Alltag bes-ser zu meistern ist, sie sich deutlichwohler fühlt und wieder mehr imLeben steht. Und das ist zu spüren.Obwohl sie sagt, sie sei kein jungesMädchen mehr, sitzt da eine hellwa-che Frau, die im Rahmen ihrer Mög-lichkeiten mit 90 Jahren wieder fitist. Sie lächelt verschmitzt, wenn siesich über ihre Zukunft äußert: „Wennich so noch bis 100 laufen kann …“ Text und Foto: FAM

Auch noch mit 90 Jahren zum Sport

Sein Name war Hagen und er warmeine allererste große Liebe. Es warAdventszeit. Wir gingen gemeinsamin den Konfirmationsunterricht, derzweimal wöchentlich stattfand. Un-geduldig wartete ich auf die jeweili-gen Nachmittage. Und dann planteder Pfarrer die Aufführung einesKrippenspiels im Rahmen eines weih-nachtlichen Gottesdienstes. Ich warvoller Freude, als der Pfarrer unsmitteilte, dass zwei der drei Königevon Hagen und mir dargestellt wer-den sollten. Dadurch konnte ich nochöfter mit meinem Schwarm zusam-men sein. Nie mehr in meinem gan-zen Leben habe ich sperrige Bibel-texte mit einem so großen Eifer aus-wendig gelernt. Die Aufführung ge-

lang ohne Versprecher und wurdeallgemein gelobt. Die Weihnachts-tage waren wie üblich ein traulichesFamilienfest, wobei mir viel wichti-ger war, dass bald wieder Konfir-mationsunterricht sein würde. Danngeschah es. Weihnachten war einpaar Tage vorüber, und ich sollte fürmeine Mutter etwas besorgen. Dasah ich Hagen auf der anderen Stra-ßenseite. Und ich konnte es kaumfassen. Er ging Hand-in-Hand miteinem anderen Mädchen! Schlagar-tig war nicht nur Weihnachten vorbei,sondern für mich auch das Fest derLiebe. Wie sehr ich für Hagen ge-schwärmt habe mag man daran er-kennen, dass ich mich nach all denvielen Jahren sogar noch heute an

seinen Hausnamen erinnere. Aberden will ich hier nicht nennen, dennHagen hat von meinen Gefühlen nieerfahren und das soll auch so blei-ben. Vielleicht noch ein wichtigerHinweis: Aus diesem Ereignis kannman lernen, dass das Herz eines Jun-gen sicher nicht mit der perfektenWiedergabe von Bibeltexten erobertwerden kann. GP

Weihnachten - das Fest der Liebe

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Nr. 95 / 2014 Alt? na und! 13

Samstagvormittag. Ich schiebe mei-nen Einkaufswagen durch die lan-gen Gänge des Supermarkts. In mei-ner Nähe kommen zwei Männeraufeinander zu, stutzen, strahlen undes entwickelt sich das folgende Ge-spräch:„Boah, Egon, altes Haus, lange nichtgesehen.“ „Mensch, Werner. Ist jatoll, dass ich Dich mal wieder treffe.Wie lang ist das jetzt her?“ „Ziem-lich lange.“ „Stimmt, und wasmachst Du so?“ „Einkaufen, Fleischfürs Grillen und Du?“ „Ich muss dieGetränkevorräte auffüllen.“ „Undwie geht es sonst so?“ „Alles Palet-ti, bei Dir auch?“ „Klar! Und dieFamilie? Gibt´s was Neues? „Nö,eigentlich nicht.“ „Bei uns auch nicht.Alles beim Alten.“ „Was will manmehr?“ „Genau, sag ich auch immer.

Aber ich muss jetzt mal weiter.“ „Ichauch, aber klasse,dass wir mal wiedermiteinander geredethaben. Bis bald!“ „Jo,man sieht sich.“

Und da sag noch einer, dieHerren der Schöpfung seienunkommunikativ …

Übrigens: Eine ähnliche Situ-ation habe ich zuvor schonmal erlebt. Da trafen zweiFrauen, die sich längere Zeitnicht gesehen hatten, im Su-permarkt aufeinander. Was diesich erzählt haben, könnte ichhier nicht wiedergeben, schließlichhat Alt? na und! nur 16 Seiten …

GST-B

Alles paletti!

„Anton“, sacht dä Cervinski fürmich, „stell dich ma vor, et wär sonn-tachs, du hätts bei Kanonen Fritz enschönen Frühschoppen gemacht,deine Olle hätt watt Leckeres zuMittach gekocht un gezz läächseauffen Schäselong un wärs selichvon Weihnachtsfest un die schönenGeschenke am träumen. Da käm indein Traum plötzlich ne schöne Feeun würd saagn, du könnz dich aus-suchen, oppse für die Bescherungdä Nikkelaus oder datt Krisskindsein willz, wen möchze da sein?“ -„Hömma“, habbich gesacht, „ichglaub, dich issen Flöz aum Kopp ge-falln, watt is dattänn fürne blöde Fra-ge.“ - „Sach datt nich“, hattä Cervinskigesacht. „ich tät da gedenfallz amgrübeln fang. Überleech domma,wattä Nikkelaus fürn Gebrassel anKopp hat. Ärssma musser inne Ge-ehnt rumrenn un die Elche zusam-mensuchen für vorn Schlitten zuspann. Dann musser Knecht Rup-recht ausse Kneipe holn, weil däschon wieder fasackt is. Außerdemmuss dä Nikkelaus noch die ganze

Zeit datt dicke Buch schleppen, wodrin steht, watti Blaagen für Fise-matenten gemacht haam. Un wenn-er in ein Haus die Treppe hochgeht,musser aufpassen, datter nich aufsein langen weißen Baat tritt un dieTreppe wieder runterkugelt un ihmsein Gebiss rausfällt. Nä, Anton, sonNikkelaus, dä hattat schwer, ärsstunse singen, dä soll in unser Hauskomm un wenn er da is, sint dieBengels froh, wenner wieder wechis.“ - „Da ist watt dran“, habbichgesacht, „datt hättich ganich gedacht,dattä Nikkelaus son komplezirtenJopp hat“. - Is abber so“, hattä Cer-vinski gesacht.„Un gezz kuck dich ma datt Kriss-kind an wie gut dattat hat. Die blon-den Locken immer picco bello kon-doliert, datt weiße Kleid ausse neus-te Kolläsion von Di-Ohr mit schönegroße Flügels dran, so dattet selpsfliegn kann un nich irgnxwelche Vie-cher brauch für um auffe Erde zukomm. Un die Blaagen sint wochen-lang aufgereecht, op datt Krisskindauch dä Wunschzettel gekricht hat

un freun sich wie farückt. Un wenndie Mutter nurma mitten Auge plinxt,dann gibbet keine Widerwörters wiesonz, dann stehnse stramm wie dieZimmtsoldaten. Ja, son Krisskindhattat leicht un die Menschen möch-tenet gaanich wieder hergeem. Ab-ber nachen Heilichaamt, Anton, dahattat Krisskind son richtigen Pro-blem. Dann musset nämlich wiederim Himmel un mitti andern Engelsauffe Wolke sitzen un langweiligeLieder auffe Haafe spieln un dattenganzes Jaa lang. Abber dä Nik-kelaus, dä lässt sich von sein Elch-schlitten nach Taumfatters Juppfahrn un vonne rote Erna ärssma engroßen Kumpen Katoffelsalat mitWürstkes geem. Un dann trinktersichen Pils unnen Korn un noch einun noch ein un spielt Skat mit denBackhaus un den Szepanek un tutsich so richtich ein falöten.

Siesse, Anton, un deswegen weißich ganich, oppich nich doch vielleichlieber dä Nikkelaus wär, wennichetmich schon aussuchen daaf.“ GT

(frei nach Wilhelm Herbert Koch, dem Erfinder der Kultfiguren Anton und Cervinski)

Krisskind oder Nikkelaus

Page 14: Alt na und 95

Ausgabe 95 gefördert durch die„Stiftung Bildung und Kultur“

Auflage:6.500 Exemplare, gedruckt auf100% chlorfrei gebleichtem PapierDruck:SET POINT Medien47475 Kamp-Lintfort

Alle Rechte von namentlich ge-kennzeichneten Beiträgen bzw. Bil-dern sowie die Verantwortung fürderen Inhalt liegen bei den jeweili-gen Urheber(inne)n.

14 Alt? na und! Nr. 95 / 2014

Alt? na und! -Mülheimer Seniorenzeitung seit 1989- überparteilich - überkonfessionell

Schirmherrin:OberbürgermeisterinDagmar Mühlenfeld

Herausgeber undAnschrift für Leserbriefe:Seniorenredaktion derHeinrich-Thöne-VolkshochschuleBergstraße 1 - 345479 Mülheim an der RuhrE-Mail: [email protected]: www.alt-na-und.de

ImpressumRedaktionsmitglieder:Doris Bröker (DB), Jost Fischer (JF),Anna-Maria Früh (FAM), Monika Gruber (MG),Ulrich Gürtler (UG), Christel Hermuth (CH),Adele Kroner (AD), Rosemarie Mink (RM),Rita Präckelt (RP), Gudrun Prüssmann (GP),Erich Rosenkranz (ER), Marianne Schrödter(MAS), Roland Stiepel (RST), Eva Stoldt (ev),Hans-Dieter Strunck (DS), Günter Tübben (GT),

Redaktionsleitung:Gabriele Strauß-Blumberg (GST-B)

Die nächste Ausgabe erscheint im März 2015

„Wenn ich Sie mir so anseh, könnt’ich mir vorstellen, dat die Fantasievon so mancher Herr ganz schönam Kochen fängt.“

Niemand konnte so etwas im ruhr-deutschen Dialekt besser bringen alsJürgen von Manger mit seiner Büh-nenfigur Adolf Tegtmeier. DerSchauspieler, literarische Kabaret-tist und Komiker brachte durch sei-ne Sprache und sein Auftreten vieleMenschen zum Lachen. Dabei wardie Darstellung des Tegtmeier voneiner eigentümlichen Mimik beglei-tet, die als Ursache eine halbseitigeGesichtslähmung hatte, die von Man-ger in jungen Jahren erlitten habensoll.Erstaunlicherweise wurde er garnicht im Ruhrgebiet, sondern am 6.März 1923 in Koblenz geboren. SeinVater Fritz Koenig war Staatsan-walt, seine Mutter Antonia von Man-ger Angehörige eines katholischenKoblenzer Adelsgeschlechts. Durcheine Adoption konnten Jürgen undseine beiden Brüder den Doppelna-men von Manger-Koenig tragen.

1933 wurde der Vater nach Hagenversetzt. Dort begann Jürgen vonManger gleich nach dem ZweitenWeltkrieg als Schauspieler. Danachwar er siebzehn Jahre im komischen

Charakterfach an den Theatern inBochum (ab 1947) und Gelsenkir-chen (ab 1959) tätig.

Seine Auftritte als Ruhrgebiets-Kleinbürger Adolf Tegtmeier, eineFigur, die er ursprünglich für denHörfunk entwickelt hatte, wurde inden 60er Jahren auch auf Sprech-platten und in zahlreichen Fernseh-sendungen immer erfolgreicher.Daneben spielte von Mangerweiterhin Theater. Unter der Regievon Helmut Käutner stand er Ende1964 für die Deutsche Oper amRhein als Frosch in der Operette„Die Fledermaus“ auf der Bühne.Auch in mehreren Hörspielen warer zu hören, darunter als Gollum in„Der kleine Hobbit“ von J.R.R. Tol-kien.Einer seiner größten Erfolge im Fern-sehen war wohl die Reihe „Tegt-meiers Reisen“, die im ZDF von 1972bis 1980 ausgestrahlt wurde. Nebenseiner klassischen Figur, die die be-reisten Länder auf ihre gewohnt ein-fache Art analysierte, trat er auchnoch als eine Art Co-Moderator, Pro-fessor Tegtmeier, auf. Dieser liefer-te die korrekten Hintergrundinfor-mationen der jeweiligen Reisezieleund machte sich dabei über dieteilweise recht absurden Schilderun-gen seines Alter Ego lustig.

Mitte der 1970er Jahre besang Jür-gen von Manger zwei Schallplatten:„Bottroper Bier“ und „Dat biskenFrühschicht“.

Jürgen von Manger war seit 1952verheiratet mit der Fotografin RuthStanszus. Leider beendete einSchlaganfall 1985 seine Karriere under verlor sein größtes Kapital, seineunverwechselbare Sprache.

1987 wurde Jürgen von Manger mitdem Großen Verdienstkreuz derBundesrepublik Deutschland ausge-zeichnet und bekam 1990 den Ver-dienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen.

Am 15. März 1994 verstarb Jürgenvon Manger mit 71 Jahren in Herne– eine große Stimme des Ruhrge-biets war verstummt. Text: RST - Foto : Internet (Quelle: Wikipedia)

Eine Stimme des Ruhrgebiets

Page 15: Alt na und 95

Alle Lösungen finden Sie auf Seite 11

db

Nr. 95 / 2014 Alt? na und! 15

Silbenrätsel

Bilderrätsel

Gehirn-Gehirn-Gehirn-Gehirn-Gehirn-JoggingJoggingJoggingJoggingJogging

DB

Keine Großbuchstaben, fast keine Satzzeichen,

keine Lücken zwischen den Wörtern Können Sie die Zeilen trotzdem lesen?

Die ersten Buchstaben von oben nach untenund die letzten Buchstaben von unten nachoben gelesen ergeben einen klugen Satz desSchauspielers Wolfgang Völz.

ak - be - bel - bi - bir - ber - del-dent - di - do - do - ei - eis - ek -erz - ge - ge - gend - ger - gru -he - is - isa - isa - jo - kohl - la -

lan - land - lat - lie - na - na -nau - ne - ne - no - on - ra - re -ren - ri - ria - ron - se - si - sta -stu - te - ti - tri - tu - un - vem -

vi - weis - zuMAS

Wo hängt dieser alte Briefkasten?

ev

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16 Alt? na und! Nr. 95 / 2014

Gedanken zum Jahreswechsel

Mögen Sie an die guten Zeiten des alten Jahresmit Freude denken,

aus den schlechten lernen, im Heute leben

und das Morgen herzlich willkommen heißen!

Das Redaktionsteam von Alt? na und!wünscht Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,

FROHE, BESINNLICHE WEIHNACHTEN UNDEIN GUTES, GESUNDES NEUES JAHR 2015

Mehr noch als an Geburtstagen wan-dern meine Gedanken in der Silves-ternacht zurück ins vergangene undvoraus in das neue Jahr.

Wie war es denn?Nun ja, ein paar lästige Beschwer-den, einige Tätigkeiten sind etwasmühsamer geworden. Und auch dies:Liebe Menschen haben uns verlas-sen, haben Lücken gerissen. Aberdie andere Waagschale ist voll mitguten Dingen, für die ich unendlichdankbar bin: Liebe und Freund-schaft, die Natur in all ihren Formenund Facetten, Musik, die Herz undSinne bewegte, Kunstwerke, die dasStaunen lehrten. Aber auch der wie-derentdeckte Sport, Anstrengung,die nach wohliger Müdigkeit neueFrische in den Alltag brachte.

Und wenn ich vorausdenke?Was erhoffe ich vom neuenJahr? Das ist einer der Punk-te, an denen ich merke, dassich älter geworden bin!War es nicht in jungen

Jahren so, dass wir meist gewünschthaben, es möge vorangehen, immerbesser, immer glücklicher? Erwach-sen werden, Prüfungen bestehen,eine eigene Wohnung beziehen, Er-folg im Beruf haben, ein gutes Ein-kommen und als Krönung die großeLiebe finden!Nach und nach sind viele unsererTräume in Erfüllung gegangen. Oftwaren wir trotzdem unzufrieden, weildie Zeit fehlte, unser Leben zu ge-nießen, einfach mal stehenzubleiben

und zu schauen.Es ging alles so schnell!

Jetzt blicke ich auf das neue Jahrund hoffe vor allem eines: Es mögeso bleiben, wie es ist! Die eigeneGesundheit und die unserer Lieben,die Fähigkeit, das Leben und die Weltmit allen Sinnen zu erfahren, Liebeund Freundschaft zu bewahren.

Doch halt! Wenn ich über meineneigenen Tellerrand blicke, habe ichnoch andere Wünsche und Hoffnun-gen: Mögen doch die Menschen end-lich vernünftig werden!Toleranz statt Fanatismus! Gemein-sinn und Mitmenschlichkeit statt Gierund Egoismus! Miteinander redenstatt gegeneinander zu kämpfen!Diese Wünsche werden uns wohlnoch unser Leben lang beglei-

ten! Versuchen wir, bei unsselbst anzufangen, wann und

wo immer wir können!Vor allem: Niemals die

Hoffnung aufgeben!MAS


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