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allgäuALTERNATIV - Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz

Date post: 22-Feb-2016
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allgäu ALTERNATIV Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz Ausgabe 1/2012 Windkraftanlagen: Heftige Diskussionen um Landschaftsschutz Schwerpunktthema: Was Wasserkraft alles kann Schutzgebühr: 6€
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Page 1: allgäuALTERNATIV - Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz

allgäuALTERNATIVRegionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz

Ausgabe 1/2012

Windkraftanlagen:

Heftige Diskussionen um Landschaftsschutz

Schwerpunktthema:

Was Wasserkraft alles kann

Schutzgebühr: 6€

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Wald, ein Schatzunserer Heimat!

WBV Westallgäu e.V. Lindenberg www.wbv-westallgaeu.de

FBG Mindelheim w.V. Breitenbrunn www.fbg-mindelheim.de

Wir sind starke und leistungsfähige Partner für Sie und Ihren Wald.

Biomassehof Allgäu eGKempten www.holzbrennstoffe.de

In.Silva eG Leutkirch www.insilva.de

Holzforum Allgäu e.V. Kemptenwww.holzforum-allgaeu.de

Zusammen mit unseren Partnern stehen wir für die nachhaltige regionale WertschöpfungÄmter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

WBV Kempten, Land und StadtAltusried www.wbv-kempten.de

FBG Memmingen e.V.Memmingen www.fbgmemmingen.de

FBG Füssen e.V. Bernbeuren [email protected]

FBG Marktoberdorf e.V. Marktoberdorf [email protected]

FBG Oberallgäu e.V. Immenstadt www.fbg-oa.de

Kempten-ImmenstadtImmenstadtwww.aelf-ke.bayern.de

Kaufbeuren-FüssenFüssenwww.aelf-kf.bayern.de

MindelheimMindelheimwww.aelf-mh.bayern.de

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Editorial

allgäuALTERNATIV

Liebe Leserin, lieber Leser,

Seit über einem Jahr ist die Energiewende in aller Munde, Weg und Tempo werden kon-trovers diskutiert. Doch mal ehrlich: Über

eine Energiewende zu sprechen und dabei nur das Abschalten der Atomkraftwerke zu meinen, ist dochviel zu kurz gesprungen. Womit wollen wir unsereHäuser in 50 Jahren heizen? Die heutigen Technolo-gien wie beispielsweise die kombinierte Erzeugungvon Strom und Wärme in Mikro-BHKWs oder die Be-heizung von Passivhäusern mit geringsten Strommen-gen über Wärmepumpen zeigen, dass Strom undWärme, Erzeugung und effiziente Nutzung eng mit-einander verknüpft sind. Wir dürfen die Diskussionalso nicht auf den Strom und dessen Erzeugung redu-zieren. Bereits seit langem haben sich außerdem vieleMenschen im Allgäu den Themen Energieeinsparung,Energieeffizienz und erneuerbaren Energien ver-schrieben – wir sollten also von der Energiezukunftsprechen, denn gerade im Allgäu ist es für viele eine

logische Fortsetzung und Verstärkungdieser Arbeit, keine Wende.

Die hier vorliegende erste Ausgabevon ALLGÄU alternativ zeigt dies an vie-len Beispielen schön auf. Mein Dank giltdem Herausgeber Peter Elgaß, für denich gerne dieses Editorial schreibe. Ergreift auch die leider oft vernachlässigtenThemen Energieeinsparung und Energie -effizienz sehr schön auf, die die wichtigeBasis für unsere Energiezukunft darstel-len.

Holen Sie sich als LeserIn Anregungen aus dieserZeitschrift – zur Umsetzung und zum Weitererzählen,denn unsere größte und oft noch ungelöste Heraus-forderung ist es, Sie und alle Menschen im Allgäu indie Arbeit an der Energiezukunft einzubinden.

Energiewende? – Energiezukunft!

Foto

: eza

!

Ihr Martin SambaleGeschäftsführereza! energie- & umweltzentrum allgäu

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Impressum

Verlag und Herstellung: Verlag HEPHAISTOS

EDITION ALLGÄU

Lachener Weg 2

87509 Immenstadt-

Werdenstein

Tel. 08379/728616

Fax 08379/728018

[email protected]

www.allgaeu-alternativ.de

Herausgeber:

Peter Elgaß

Redaktion:

Viola Elgaß (v.i.S.d.P.)

Julia Jordan

Annette Müller

Thomas Niehörster

Volker Wille

Gekennzeichnete Beiträge

stellen die Meinung des

Ver fassers, nicht aber

des Verlages dar.

Layout:

Bianca Elgaß

Ramona Klein

Dominik Ultes

Anzeigen:

Sven Abend (Ltg.)

Kathrin Geis

Tel. 08379/728616

gültige Anzeigenpreisliste:

1/2012

Bankverbindung Verlag:

Raiffeisenbank

Oberallgäu-Süd eG

Konto 7282770

BLZ 73369920

Druck und Bindung:

Kastner & Callwey

Medien GmbH

Jahnstraße 5

85661 Forstinning

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Editorial Seite 3

Diskussion WindkraftEnergiewende ja, aber... Seite 6Interview: Gegen »Verspargelung« Seite 8Alle fünf für Windenergie Seite 9

Interview Herz und LangNur »sparen« reicht nicht Seite 10

CO²-EinsparungHotel Prinz Luitpold-Bad ausgezeichnet Seite 13

StromsparenDie neue Zötler-Bier-Diät Seite 14

Energie-MixInnovatives Künstlerdorf Seite 16

JugendprojektDie Kleinsten machen’s vor Seite 20

DämmungRichtig dämmen – richtig sparen Seite 22Wenn die Fassada tabu ist – Cellulose Seite 23Die warme Luft einfangen Seite 24Hanf aus heimischem Anbau Seite 25

Folgen und ForderungenDer Biogasanlagen-Boom Seite 26

Kommentar BiogasDie gute Energie Seite 29

Gutes KlimaKempten geht voran Seite 31

Wertstoff HolzAllgäuer Wald und Holz Seite 34

VollholzhäuserNatur für Menschen Seite 36

eza!-PartnerExperten im Netzwerk Seite 40

Inhalt

Fotos: Volker Wille, Thomas Niehörster, djd/Climacell; Titelfotos: Volker Wille, Schalber Event GmbH, Johannes Mayr, Hock

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PhotovoltaikDie Allgäuer Solarmeister Seite 44

Die effizienten Alternativen sind schon daAus für Stromfresser Seite 46

MeldungenSolarstrom über die Steckdose laden Seite 47Die Sonne macht das Badewasser warm Seite 47Informationen für Hausbesitzer Seite 48Neues eza!-Bildungsprogramm ist fertig Seite 48Schweiz: Windenergie für Schneekanonen Seite 49Wenn nicht nur ein Lichtlein brennt Seite 49Fördermittel in Wildpoldsried Seite 50Doppelnutzen an der Wörishofener ThermeSeite 50Mit dem Elektroauto durch die Berge Seite 50Elektro-Mitsubishi und E-Bikes getestet Seite 51

Intelligentes StromnetzIrene aus Wildpoldsried Seite 52

E-MobilBenzin und Diesel – ade! Seite 56

WasserstoffDas Auto von morgen Seite 58

ErdwärmeMutter Erde heizen lassen Seite 60

Schwerpunktthema WasserkraftDie Räder drehen sich doch... Seite 64Turbinen – die Fischkiller mit Flügeln Seite 66Strom oder Schnee Seite 68Gequirlte Wasserkraft Seite 70Bergwasser auf Pump Seite 72Hotel am laufenden Wasser Seite 74Der Allgäuer »Wasserkraft-Macher« Seite 76

Für Sie vorausgelesen – Buch-Tipps Seite 79Lieferadressen Seite 80Vorschau Seite 82

Redaktions- und Anzeigenschluss für die nächsteAusgabe ist der 18. Februar 2013

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Windenergie

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Die bayerische Staatsregierung will 1500 neueWindräder, um die Energiewende zu schaf-fen. Die richtigen Standorte zu finden, diese

Aufgabe wurde an die 18 Regionalen Planungsver-bände delegiert. Ihnen wurde eine Karte mit mögli-chen Gebieten übergeben mit der Maßgabe, Standortezu finden, wo gebündelt Windräder aufgestellt werdenkönnten. Man will vermeiden, dass zu viele Einzelan-lagen errichtet werden. Dafür hat sich schnell das Mo-dewort »Verspargelung« eingebürgert. Der Planungs-verband markiert deshalb in seiner Karte »Such-räume«, in denen ausreichend Wind und genug Ab-standsflächen zu Häusern und Wohnorten vorhandensind.

Seit Ende der Sommerferien geht es überall dortrund, wo Windenergie-Anlagen denkbar wären. DieArgumente der Gegner lassen sich in wenigen Sätzenzusammenfassen: Die einzigartige Allgäuer Voralpen-Landschaft wird verschandelt. Der Tourismus vomUrlaub auf dem Bauernhof bis in die Belange der All-

200 Meter hohe Windräder sollen helfen, die Energiewende zu schaffen. Aus der überwältigenden Zustimmung zum Ausstieg aus der Atomkraft wurdeschnell massiver Protest derjenigen, die die Windriesen vor die Nase gesetztbekommen könnten. Die meisten »windhöffigen« Gebiete finden sich imOberallgäu. Die Landkreise Lindau und Ostallgäu sind nicht so stark betroffen.

Energiewende ja, aber......nicht in unserer schönen Landschaft

gäuer Tophotels würde empfindlich geschädigt. DieUrlauber würden die Windkraft-Anlagen nicht akzep-tieren und wegbleiben. Dadurch entstünden Einnah-me-Einbrüche in Millionenhöhe. Ja, sogar physischeund psychische Erkrankungen seien zu befürchten. InWeitnau (»Weitblick«) und Immenstadt (»Alpsee-Bergstätt«) haben sich in kürzester Zeit die Gegner inBürgerbewegungen formiert.

Die markantesten Oberallgäuer Suchräume be-finden sich im Bereich Oberstaufen bis Immenstadtim Süden und Buchenberg bis Kimratshofen im Nor-den sowie südlich der Anlagen von Wildpoldsried imKemptener Wald. Kleinere Gebiete im Ostallgäu fin-den sich bei Osterzell, Stöttwang und Westendorf.

Während die Bürgerinitiativen nach dem Motto»Wehret den Anfängen« verfahren, kommen aus denKommunen, Landratsämtern und dem RegionalenPlanungsverband 16, der für die Kreise Lindau, Ober-allgäu und Ostallgäu sowie die Städte Kempten undKaufbeuren zuständig ist, beschwichtigende Töne. Ul-rich Härle vom Landratsamt Oberallgäu erklärt: »Wirbefinden uns bis zum 15. Oktober in einer informellenAnhörung. Jeder kann zu den möglichen Suchräumenformlos Stellung beziehen. Dieses vorgeschaltete Ver-fahren gibt es eigentlich gar nicht – es wurde vom Pla-nungsverband eingerichtet, um frühest möglich dieBürger mit in das Verfahren einzubinden.«

Erst nach dem 15. Oktober beginnt das formelleAnhörungsverfahren, in dem nicht nur die bis dahingesammelten Einwendungen ausgewertet werden,

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Anzeige

Kurzinfo

Mindestabstandsflächen (lt. Planungsverband):800 Meter von Dorf und Wohngebieten600 Meter von Weilern und Gehöften500 Meter von Gewerbegebieten200 Meter von Bundes- und KreisstraßenWasserschutzgebiete, Naturschutzgebiete,Überschwemmungsgebiete, Landschafts -schutzgebiete, hochwassergefährdeteFlächen und kartierte Biotope sind komplettausgenommen. Ebenfalls nicht nutzbar sinddie Flächen in der Alpenschutzzone südlich derQueralpenstraße.

Infoveranstaltungen:Oberallgäu: Montag, 8. Oktober, 19 Uhr in derFesthalle in Dietmannsried

Ostallgäu: Donnerstag, 11. Oktober, 19 Uhr,Gasthof Hirsch in Günzach

Einsicht der Unterlagen:www.region.allgaeu.org, sowie Gemeinde- und Stadtverwaltungen

Einspruchsfristen:Ende des informellen Verfahrens: 15. Okt.Ende des formellen Verfahrens: Anfang Dez.

Adresse zur Abgabe der Stellungnahme:Regionaler Planungsverband AllgäuGeschäftsstelle, Kaiser-Max-Straße 187600 KaufbeurenTel. 08341/437-108Fax 08341/[email protected]

sondern auch die Träger öffentlicher Belange, die Ge-meinden, die Behörden und die Verbände ihre Mei-nung zu den möglichen Suchräumen kundtun. Auchim formellen Verfahren können Bürger, Initiativenund Gruppen noch einmal ihre Zustimmung oder Ab-lehnung begründen.

Der Jurist Ulrich Härle erläutert die Rechtslage:»Ziel des Planungsverbandes ist es, bis zum Frühjahrdie Suchräume weiter einzugrenzen und letztlichStandorte zu finden, die für die Bündelung von Anla-gen geeignet sind. Gelingt dem Verband das nicht,droht schnell die sogenannte Verspargelung der Land-schaft. Windkraftanlagen sind privilegierte Bauvorha-ben, ähnlich der Errichtung landwirtschaftlicher Ge-bäude. Wenn ein möglicher Investor einen geeignetenStandort gefunden hat und sich mit den Grundeigen-tümern einig ist, kann er nach Bundesimmisions-schutzgesetz eine Genehmigung beantragen. Die mussihm auch erteilt werden, wenn er die Bedingungen er-füllt. Genau das will die Politik vermeiden. Denn da-mit würde der Verspargelung Tür und Tor geöffnet.«

Noch eine weitere Gefahr besteht dann akut: Esbesteht das Risiko, dass fremde Investoren sich in un-serer Region einkaufen und die Renditen aus dem All-gäu abwandern. Die großen Energie-Unternehmenhaben das in Deutschland schon vielfach erfolgreichpraktiziert.

Aus diesem Grund hat der Planungsverbandschon Anfang des Jahres den Bürgermeistern empfoh-len, in den möglichen Suchräumen mit den Grundbe-sitzern »Vorverträge« abzuschließen. Die Bürgerinitia-tiven gehen davon aus, dass dies bereits der ersteSchritt zur »Schaffung von vollendeten Tatsachen« sei.

Insbesondere dem Immenstädter Bürgermeister Ar-min Schaupp wurde dies zum Vorwurf gemacht, weiler der erste im Planungsraum war, der mit Grundbe-sitzern Gespräche führte.

Ein viel geäußerter Wunsch der betroffenen Bür-ger ist die Prüfung alternativer Energiegewinnungsar-ten. Photovoltaik in der Fläche, Wasserkraft und Bio-masse statt Windrädern wurde gefordert. Sogar Spit-zenstrom-Speicherkraftwerke wurden auf den Infor-mationsveranstaltungen vorgeschlagen.

Thorsten Häusler von der Bio Energie Allgäu(BEA – Beteiligung: Allgäuer Überlandwerk, AllgäuerKraftwerke Sonthofen und Zweckverband für Abfall-wirtschaft, ZAK) macht deutlich, dass diese Alterna-tiven bereits berücksichtigt sind: »Wir schaffen dieWende nur durch den Mix aller Energiegewinnungsar-ten, zu dem die Windkraft zwingend erforderlich ist.«

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Windenergie

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AllgäuALTERNATIV: Herr Schaupp, wie stehenSie als Bürgermeister von Immenstadt generell zumThema »Energiewende«?

Armin Schaupp: Ich stehe persönlich und alsBürgermeister der Stadt Immenstadt in vollem Um-fang hinter der Umstellung auf regenerative Energie.Der Strukturwandel ist dringend erforderlich undwurde bisher zu zögerlich und zu wenig durchdachtangegangen. Aus diesem Grund fordert die Stadt Im-menstadt den Regionalen Planungsverband auf, beider Bundesregierung bzw. Staatsregierung eine ein-deutige strategische Planung einzufordern. Darinmüssen qualitativ präzise Vorgaben zur Umstellungauf regenerative Energie enthalten sein.

Sie werden als Vorreiter oder Vorbereiter derWindenergie-Nutzung im Stadtgebiet von Immen-stadt bezeichnet. Ist das richtig?

Armin Schaupp: Das ist eine unzulässige Verkür-zung der Tatsachen. Nach derzeitiger Baurechtslagekann jedermann einen Bauantrag als privilegiertesBauvorhaben im Außenbereich stellen, und wenn dieVoraussetzungen nach Baugesetzbuch vorliegen, mussdie Genehmigung erteilt werden. Diesem Zufallshan-deln kann nur durch die Landesplanung entgegenge-wirkt werden. Dazu ist eine Ausweisung von Wind-kraftstandorten im Regionalplan notwendig. Ich un-

terstütze dieses Vorgehen in vollem Umfang. Aufgabeist es, mögliche Gebiete im Rahmen einer möglichstobjektiven Abwägung herauszuarbeiten. Darüber hin-aus bin ich grundsätzlich der Auffassung, dass Wind-kraftanlagen auf Immenstädter Flur nur dann entste-hen sollten, wenn eine Entwicklung in öffentlicherHand möglich ist. Daher sollten die privatrechtlichenBelange abgeklärt sein, bevor eine Festsetzung im Re-gionalplan erfolgt.

Fürchten Sie nicht, dass jetzt viele Bürgermeis -ter und Gemeinden sich denken, Immenstadt machtdas – da brauchen wir uns nicht mehr engagieren?

Armin Schaupp: Ich erwarte, dass alle Kommu-nen ihrer Pflicht nachkommen und, wie jetzt gefor-dert, den Regionalen Planungsverband unterstützenund Fakten für eine Abwägung liefern. Polemik oderVerweigerung ist hier nicht hilfreich, bei einer Verwei-gerung würden sie sich ja selbst schaden. Und ich wer-de sorgfältig prüfen, ob die Abwägung aller möglichenStandorte in der Region gewissenhaft und, soweitmöglich, objektiv vorgenommen worden. Diese Auf-gabe steht uns aber erst in der nächsten Phase insHaus, wenn der Regionale Planungsverband seineAuswahl getroffen hat.

Wenn im Rahmen dieser Abwägung ein Gebietin Immenstadt vom Regionalen Planungsverband aus-gewählt wurde und die Abwägung nachvollziehbar ist,dann erwarte ich von meinen Bürgern, dass wir diesesVotum auch akzeptieren. Ich sehe uns hier auch in ei-ner globalen Verantwortung.

Welche Schritte sind nach einer möglichen Fest-setzung im Regionalplan noch zu gehen?

Auf jeden Fall sind Windmessungen erforderlich,um die angenommene Wirtschaftlichkeit und Wind-höffigkeit zu beweisen. Dann erfolgen die Entwurfs-planung und die rechtliche Behandlung in einem im-missionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren.Hier werden Detailfragen wie Schattenwurf, Lärm etc.abgearbeitet. Erst, wenn alle Vorschriften nachweislicheingehalten werden, kann die Rechtsbehörde die Ge-nehmigung erteilen. Parallel dazu sind verschiedeneprivatrechtliche und finanzierungstechnische Frage-stellungen abzuarbeiten.

Erst dann kann mit dem Bau gestartet werden.Das ist noch ein langer Weg.

Herr Schaupp, wir danken für das Gespräch.

Gegen »Verspargelung«Interview mit Armin Schaupp

Die Bio Energie Allgäu (BEA) hateine realistische Fotomontagedes Blickes von Diepolz nachSüden auf die Windkrafträdermachen lassen. Hier befindet

sich ein mögliches Vorranggebiet

Fotos: Stadt Im

menstadt

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Windenergie

Mit von der Partie in diesem Fünfer-Clubsind die Technischen Werke Schussental(TWS) die Technischen Werke Fried-

richshafen (TWF) mit je 32,5 Prozent, das Regional-werk Bodensee und die Stadtwerke Überlingen mit je12,5 Prozent sowie die Stadtwerke Bad Saulgau mit 10Prozent. Entsprechend ihrem Anteil bringen die Ge-sellschafter Kapital in die neue Gesellschaft ein, ins-gesamt sind dies 20 Millionen Euro. Die Idee für eingemeinsames Vorgehen entstand vor gut einem Jahr.Helmut Hertle: »Windkraft bietet Potenzial – auch inunserer Region. Aber Projektentwicklung, Finanzie-rung und Bürgerbeteiligung kann ein Unternehmen al-leine kaum stemmen.« Derzeit diskutieren bereits einigeKommunen in der Region, ob sie mit Windkraft aufihrer Gemarkung einen Beitrag zur Energiewende lei-sten können. Doch das Thema ist komplex: Es erfordertSachverstand, Fingerspitzengefühl für unterschiedlicheInteressen, und es muss koordiniert werden.

Der 50-jährige Hertle hat in den vergangenenJahren bereits Windkraftprojekte für die TechnischenWerke Schussental begleitet. »Mit der neuen Gesell-schaft bündeln wir unsere Kräfte. Gemeinsam nutzendie Stadtwerke die Chance, unter Berücksichtigungder wirtschaftlichen und ökologischen Rahmenbedin-gungen Anlagen in der Region aufzubauen. Auf dieseAufgabe freuen wir uns«, erklärt er. Die WKBO hatsich zum Ziel gesetzt, Kommunen, Grundstückseigen-tümer und Bürger gleichermaßen mitzunehmen undeinzubinden. Unter anderem möchten die Gesell-schafter durch offenes Zugehen auf die Bürger einehohe Akzeptanz vor Ort erreichen. Auch eine Beteili-gung von Kommunen oder Bürgern an den Wind-kraftprojekten soll möglich sein.

In Baden-Württemberg sollen bis zum Jahr 2020rund zehn Prozent des Strombedarfes aus heimischerWindkraft gedeckt werden. Das hat die Landesregie-rung im Koalitionsvertrag festgehalten. Um dieses Zielzu erreichen, bleibt einiges zu tun: Denn bislang dre-

hen sich im Ländle rund 380 Windanlagen, die etwaein Prozent des Strombedarfes erzeugen – so wenigewie in keinem anderen Flächenland in Deutschland.»Der Regionalverband Bodensee-Oberschwabenübernimmt mit der Ausweisung potenzieller Standor-te eine Vorreiterrolle in Baden-Württemberg«, sagteWKBO-Geschäftsführer Hertle. Nun geht der Ausbauder Windkraft mit der konkreten Standortsuche undProjektplanung in die nächste Phase. Die WKBO hatsich zum Ziel gesetzt, ihren Beitrag dazu zu leisten. Bis2015 will die Gesellschaft etwa 60 Millionen Euro in-vestieren, jedes Jahr sollen die neuen Anlagen rund 80Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen – so viel,wie 22.500 Vierpersonenhaushalte im Jahr benötigen.

Fünf Nachbar-Kommunen haben sich in der Windkraft Bodensee-Oberschwaben GmbH & Co. KG (WKBO) zusammengeschlossen.Ziel der Gesellschaft ist die Entwicklung von Windkraftprojekten in der dem Allgäu benachbarten Region. »Wir sind glücklich, nunstarten zu können – es liegt viel Arbeit vor uns«, sagt Helmut Hertle,der Geschäftsführer

Alle fünf für WindkraftKräfte-Bündelung in Oberschwaben

Die Chefs der neuen Windkraft-Gesellschaft WKBO (v.l.) TWS-Geschäftsführer Andreas Thiel-Böhm, WKBO-Geschäftsführer Helmut Hertle, Udo Woble (TWF), Klaus Eder(Stadtwerke Überlingen), Enno Steffens (Regionalwerk Bodensee, Tettnang) und RichardStriegel (Stadtwerke Bad Saulgau). Foto: Thomas Kapitel/Wochenblatt Ravensburg

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Herr Herz, Herr Lang, alle reden von der Ener-giewende, ist sie aus Ihrer Sicht zu schaffen?

Dieter Herz: Bis 2050 weltweit nein, allein schonwegen des Wachstums der großen Schwellenländerund des deutlich steigenden Energiebedarfes, der da-mit verbunden ist.

Florian Lang: Aber auch die Ziele, die man sichin Deutschland gesetzt hat, werden bis 2030 wohlnicht erreicht werden. Wir sind weit hinter dem Plan.Wenn wir sofort beginnen würden, unser Verhaltenradikal zu ändern, dann könnten vielleicht die Vorga-ben bis 2050 erfüllt werden.

Und wie sieht es für das Allgäu aus?Dieter Herz:Wenn es unser Ziel ist, das gesamte

Allgäu bis spätestens 2030 zu 80 Prozent mit regene-rativer Energie zu versorgen, dann würde ich sagen,dass das zu schaffen ist.

Was heißt für Sie als Experten Energiewende?Florian Lang: Energiewende bedeutet zuallererst,

dass sich alle mit dem Thema Energieeffizienz undEnergieerzeugung auseinandersetzen müssen. Und

ganz wichtig: Oberster Grundsatz muss zunächst ein-mal sein, möglichst wenig Energie zu verbrauchen.Und da spielt der Bausektor eine zentrale Rolle, weiles hier riesige Einsparpotenziale gibt. Im Neubaube-reich sollten heute schon Passiv- und Plusenergiehäu-ser Standard sein. Gleichzeitig muss die Sanierungs-rate im Bereich der Altbauten deutlich erhöht werden,um den massiven Energieverbrauch der Bestandsge-bäude bis 2050 auf ein verträgliches Maß zu reduzie-ren. 90 Prozent des Gesamtenergiebedarfes bei Gebäu-den wird in Wohnhäusern Baujahr 1995 und älter ver-braucht. Diese Zahl verdeutlicht, welche Chance imBereich der Modernisierung steckt. Allerdings kom-men wir derzeit in Deutschland nur auf eine Sanie-rungsquote von 0,8 Prozent, bräuchten aber mindes -tens eine von zwei, besser noch eine von drei Prozent,um die vereinbarten Ziele in punkto CO2-Reduktionerreichen zu können.

Dieter Herz: Energiewende bedeutet natürlichauch, dass diejenige Energie, die wir trotz aller Ein-sparungen doch noch brauchen, effizient erzeugt undmit geringsten Verlusten dorthin verteilt wird, wo mansie braucht. Und es geht natürlich auch darum, dass

Interviewmit Dieter Herz und Florian Lang

Text: Roland WiedemannFotos: Wiedemann (1), Herz und Lang (5)

Nur »sparen« reicht nicht

Links Dieter Herz, rechts Florian Lang

Energiesparen

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wir die regenerativen Energieträger maximal ausbau-en, auf eine regionale Struktur setzen und intelligenteStromnetze einrichten. So machen wir uns unabhän-gig von Öl- und Gasstaaten und stärken die einzelnenRegionen. Das sollte ein sehr wichtiger Aspekt derEnergiewende sein.

Wie hoch schätzen Sie das Energieeinspar -potenzial denn ein?

Dieter Herz:Das ist gewaltig. Insgesamt betrach-tet wäre in den privaten Haushalten, im Gewerbe undin den Kommunen eine Energieeinsparquote von über50 Prozent mit den jetzt schon vorhandenen techni-schen Mitteln bis 2030 möglich.

Florian Lang: Im selben Zeitraum wäre es mach-bar, den Anteil der regenerativen Energiequellen aufüber 50 Prozent zu erhöhen. Bei gleichzeitig maxima-ler Nutzung der Einsparpotenziale könnten wir sogareinen Anteil von 75 Prozent erreichen.

Dieter Herz: Energiewende bedeutet in unserenAugen auch Zukunftssicherheit – trotz Energiekosten-steigerungen in allen Bereichen, die wir uns aber leis -ten können, weil wir deutlich weniger Energie ver-brauchen. Und was man nicht vergessen darf: DieEnergiewende wird einhergehen mit einer deutlichhöheren Lebensqualität, weil wir in deren Zuge bei-spielsweise in energetisch sanierten Gebäuden mit ei-nem ganz anderen Wohnklima leben. Zudem wirdeine langfristige, massive Energiekostensenkung inGewerbe und Industrie für eine bessere Wettbewerbs-fähigkeit und zu Marktchancen durch neue Kompe-tenzen in der Region sorgen und damit den Wohl-stand sichern.

Sie sprechen immer wieder vom Energiesparen.Dabei geht es in der öffentlichen Diskussion beimThema Energiewende vor allem um den Ausbau al-ternativer Energiequellen. Haben Sie eine Erklärungdafür, warum das Energiesparen nicht im Fokussteht?

Dieter Herz: Es ist eben einfacher, einen Öl- oderGaskessel gegen einen Holzkessel auszutauschen.Durch eine solche Maßnahme werden die Heizkostenmehr als halbiert und der C02-Ausstoß um 80 Prozentgesenkt, aber am Energieverbrauch ändert sich nurdann etwas, wenn der alte Kessel einen schlechtenWirkungsgrad hatte. Ansonsten wird für die Wär-meerzeugung im Haus genau viel Energie verbrauchtwie zuvor. Das wäre dasselbe, als wenn wir immer

noch in Autos mit der Technik Stand 1970 oder 1980herumfahren würden und nur den alten Motor gegeneinen modernen Biodieselmotor ausgetauscht hätten,um das Fahrzeug energiesparender und güns tiger imUnterhalt zu machen. Bei einem Auto würde niemandauf so eine Idee kommen, bei Gebäuden geschieht dastagtäglich.

Florian Lang: Energie in großem Stile einzuspa-ren, ist aufwendig. Man muss davon überzeugt seinund man braucht Mut, um die Zukunft aktiv zu ge-stalten. Um beispielsweise durch eine Gebäudesanie-rung eine Energieeinsparung von 75 Prozent zu errei-chen, bedarf es erheblicher Investitionen, die sichfrühes tens in 15 oder 20 Jahren refinanzieren. Das isteine verhältnismäßig lange Zeit. Es muss viel Geld indie Hand genommen werden. Viele Haus- und Woh-nungsbesitzer, vor allem bei großen Wohnanlagen,sind noch nicht dazu bereit.

Rechnet sich eine aufwendige energetische Ge-bäudesanierung oder der Bau eines Passivhausesdenn auch wirklich in finanzieller Hinsicht, oderdient das Ganze vor allem der Beruhigung des öko-logischen Gewissens?

Florian Lang: Der Bau eines Passivhauses lohntsich auf jeden Fall, da die Amortisation der Mehrkos -ten innerhalb der Finanzierungszeit gesichert ist. Daswird Ihnen jeder seriöse Bankangestellte, der mit Bau-finanzierung zu tun hat, bestätigen. Betrachtet mandie Wertentwicklung einer Passivhaus-Immobilie imVergleich zu dem eines Hauses, das nach dem derzeitgültigen Mindeststandard gebaut ist, dann rechnensich die Mehrkosten allein schon durch den deutlichhöheren Wert eines Passivhauses. Das haben die Ban-ken in der Beleihung und in ihrer Risikoabschätzungbereits erkannt.

Dieter Herz: Was die Altbausanierung angeht,darf man zwei Dinge nicht durcheinanderbringen. Eskann bis zu 150.000 Euro kosten, ein Einfamilienhaus,dessen Heizenergiebedarf bei 20 Litern pro Quadrat-meter im Jahr liegt, auf das Niveau eines 4-Liter-Effi-zienzhauses zu heben. Aber die Ausgaben amortisie-ren sich noch schneller als im Neubaubereich. Nurdarf man diese Kosten nicht mit denen für die Ände-rungen im Grundriss, für Anbauten, neue Bäder oderzusätzliche Elektroinstallationen, was ja häufig mit ei-ner energetischen Sanierung einhergeht, vermischen.Da können leicht nochmals 150.000 Euro dazukom-men. Daher braucht man bei einer solchen Gesamtsa-

Fotos oben: neu erbaute Passiv -häuser im kleinen Walsertal, inKempten und Isny (v. li.)

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nierung und -renovierung ein schlüssiges Konzept,das von Anfang an Kostensicherheit schafft und durcheine intelligente Planung und gute Bauleitung vor Pan-nen und damit verbundenen Mehrausgaben schützt.Von der KfW-Bank gibt es übrigens einen Zuschussvon bis zu 4000 Euro für die Qualitätssicherung in derPlanung und Bauleitung.

Dennoch bleibt angesichts der hohen Kostenfür eine hochwertige energetische Sanierung die Fra-ge: Muss man sich die Ökologie am Bau leisten kön-nen? Oder ist das nur etwas für sogenannte Besser-verdienende?

Dieter Herz:Die dauerhaft günstigste Energie istdiejenige, die nicht verbraucht wird. Diesen Luxuskann sich jeder leisten. Die nachhaltigste Entschei-dung, die ein Bauherr treffen kann, ist auf jeden Falldie, sein Haus in punkto Energiebedarf durch ein klu-ges Gesamtkonzept und den Einsatz von Passivhaus-komponenten auf ein Niveau zu bringen, das tech-nisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Wer sichheute schon auf die absehbaren Energiepreissteigerun-gen einstellt und entsprechend handelt, wird mittel-und langfristig zu den Gewinnern gehören, was dieLebensqualität und Zukunftssicherheit angeht.

Florian Lang:Die Frage ist doch die: Auf was las-se ich mich ein? Nachdem die Industrie nicht auf diefossilen Energieträger verzichten kann und der Hun-ger danach gewaltig ist, werden die Preise für Öl undGas weiter klettern. Angesichts der stetig steigendenNachfrage nach Holzpellets werden auch die Kostendafür nach oben gehen. Nicht nur immer mehr Haus-besitzer, sondern auch Energieunternehmen stellen jainzwischen auf Pellets um. Wenn ich dank einer gutenGebäudehülle den Heizenergiebedarf meines Hausesauf ein Minimum reduziere, kann ich diesen Entwick-lungen gelassen entgegensehen, selbst, wenn die jähr-liche Preissteigerungsrate bei zehn oder noch mehrProzent liegt. Das tut mir angesichts des geringenHeizenergieverbrauches dann nicht mehr weh.

Dass die Holzpellets-Preise nach oben gehen,dürfte die heimischen Waldbesitzer hier im Allgäusicher freuen.

Dieter Herz: Die Waldbesitzer stehen vor einergoldenen Zukunft. Holz wird ja nicht nur als Brenn-,sondern auch als Baustoff immer begehrter. Dazukommt die schon angesprochene Verstromung vonHolz und dessen Einsatz als Dämmstoff. Als nächstesfolgt die Verflüssigung von Holz für die Chemieindus -trie. Das Potenzial dieses nachwachsenden Rohstoffesaus unseren Wäldern ist einfach enorm.

Beim Dämmen wird häufig noch auf Styroporgesetzt, dessen Herstellung energieaufwendig ist.

Florian Lang: Naturnahe und wenig bearbeiteteBaustoffe wie Holz aus der Region schneiden deutlich

günstiger ab. Man muss aber immer die Gesamtener-giebilanz des Hauses und nicht einzelne Baustoffe fürsich betrachten. Wir haben das gemacht und auf eineLebenszeit von 80 Jahren mit Rückbau mehrere Varian-ten betrachtet. Ein Holz-Lehm-Haus, das nur den Min-deststandard der derzeit gültigen Energieeinsparver-ordnung erfüllt, kommt trotz des geringeren Energie-verbrauches für Herstellung und Rückbau in der Ge-samtenergiebilanz schlechter weg als ein Passivhausaus Beton mit Styropor. Erst, wenn beide Häuser Pas-sivhaus-Standard haben, ist die Holzbauweise deutlichim Vorteil, was Klimaschutz und Nachhaltigkeit an-geht.

Dieter Herz: Das, was unterschiedliche Bauwei-sen mehr oder weniger an Energie verbrauchen, ist inwenigen Jahren durch einen besseren Energiestandardwettgemacht. Wem beim Bauen das Thema Nachhal-tigkeit wichtig ist, sollte also zuerst mit der maximalenEnergieeffizienz planen. Und was dabei wichtig ist: Esgeht im Kern nicht nur um eine bessere Dämmung.Es geht vor allem um bessere Gebäudekonzepte, dader Energieverbrauch eine Bilanz aus Gewinnen undeiner Vielzahl unterschiedlichster Verlusten ist. Ein-fach nur zu dämmen, verbessert vielleicht die ge-dämmten Flächen, ist jedoch selten wirtschaftlich undin energetischer Hinsicht sinnvoll. Zur Sicherstellungder Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz braucht esGesamtkonzepte und eine Planung im Detail, über alleGewerke hinweg.

Und wie können die Hausbesitzer im Allgäudazu animiert werden?

Dieter Herz:Wenn die Energiekosten weiter stei-gen wie bisher oder – wovon ich ausgehe – sogar nochstärker nach oben gehen, wird der Letzte merken, dasses nicht damit getan ist, die Raumtemperatur zu sen-ken und weniger zu lüften, was nur zur Schimmelbil-dung führt, oder auf den noch günstigeren BrennstoffHolz zu setzen oder lediglich einzelne Dämmmaßnah-men durchzuführen.

Florian Lang: Wir haben leistungsstarke Archi-tekten und Ingenieure sowie fähige Handwerker imAllgäu. Die Förderung durch die KfW-Bank ist zudemgut, die Zinsen sind niedrig. Woran es noch fehlt, sindBauherren, die nicht nur Teilsanierungen machenwollen, sondern ganzheitliche und zukunftsfähigeKonzepte verlangen. Konzepte, deren Umsetzungzwar höhere Investitionen erfordert, die aber späterenorme Einsparungen bei den Energiekosten bringensowie mit einem deutlich höheren Wohnkomfort undeiner positiven Werteentwicklung der Immobilie ver-bunden sind. Und darüber hinaus mit einem hohenWohnkomfort verbunden sind. Und was wir im All-gäu auch dringend brauchen, sind kommunale oderöffentliche Leuchtturmprojekte im Sanierungsbe-reich, die die Bürgerinnen und Bürger zum Nach -ahmen animieren.

Vorher – nachher: oben der Altbestand – unten

das sanierte Effizienzhaus in derAltstadt von Memmingen

Energiesparen

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13allgäuALTERNATIV

Armin Gross zeigt dieGasmotoren, mit denen er rund ein Drittel des CO2-Ausstoßes im Prinz-Luitpold-Bad einspart

CO2-Einsparung

Auf der diesjährigen Messe in Hannoverwurde Armin Gross, Inhaber des HotelsPrinz-Luitpold-Bad in Bad Oberdorf, für den

intelligentesten Einbau eines Blockheizkraftwerkesund die größte CO2-Einsparung ausgezeichnet. DieAuszeichnung fand am Stand der Firma EC PowerGmbH, Göppingen, statt. EC Power ist die deutscheTochterfirma eines dänischen Unternehmens. Durchden Einbau von drei Blockheizkraftwerken mit einerdurchschnittlichen Betriebsdauer von über 8000 Stun -den pro Jahr können im Hotel ca. 160 Tonnen CO2 proJahr eingespart werden.

»Das ist ein Drittel unseres CO2-Ausstoßes«, be-tont Armin Gross. Der Einbau der Anlage erfolgtedurch die ortsansässige Firma Scholl + Karg GmbH.Betrieben wird die Anlage mit Flüssiggas, das sauberverbrennt. In den drei Tanks des Hotels lagern je 2,9Tonnen Flüssiggas. Das Energiekonzept für das HotelPrinz-Luitpold-Bad hat die Firma Energy ConsultingAllgäu GmbH im Rahmen des KlimaschutzprojektesAllgäu entwickelt und umgesetzt.

Die Hauptkomponenten eines Blockheizkraft-werkes (BHKW) sind ein Motor und ein Generator.In den drei Anlagen des Hotels Prinz-Luitpold-Badwerden drei Nissan-XRGI-Automotoren eingesetzt.Die Stromerzeugung läuft immer nach dem gleichenPrinzip ab: Der Brennstoff wird im Motor verbrannt.Die dabei frei werdende Energie treibt einen Genera-tor an, der Strom erzeugt. Bei der Stromerzeugungentsteht also Wärme. Das BHKW fängt sie in einemWärmetauscher ein und führt sie über einen Kreislaufdem Gebäude etc. zu. Weil dadurch die eingesetzteEnergie doppelt genutzt wird, sind Blockheizkraftwer-ke so effizient.

Insgesamt produziert die Anlage pro Jahr 330.000kWh Strom sowie 660.000 kWh Wärme, was 66.000Liter Heizöl einspart. Die noch vorhandene Ölheizungwird nur zur Abdeckung von Spitzenlasten eingesetzt.Der erzeugte Strom wird zu 100 Prozent für den Ei-genbedarf eingesetzt. Hotelier Armin Gross rechnetdamit, dass sich die Investition innerhalb von wenigerals drei Jahren amortisiert.

Klimaschutzprojekt Allgäu Auszeichnung für Hotel Prinz-Luitpold-Bad

Text: Annette MüllerFoto: Thomas Niehörster

Bei der Initiative »Klimaschutz – das Allgäu

handelt« steht die Minderung von Emis -

sionen im Vordergrund. Ziel des Projektes

ist es, die CO2-Emissionen im Allgäu in allen

Bereichen deutlich zu reduzieren. Gleich -

zeitig werden regionale Klimaschutzprojekte

gefördert. Die Initiative richtet sich sowohl

an Privatpersonen als auch an Unter neh -

men, Kommunen und Vereine. Im ersten

Schritt werden die eigenen, durch alltäg li -

che Tätigkeiten verursachten CO2-Emis sio -

nen ermittelt und dann Strategien zur

Reduktion der Emissionen erarbeitet.

Das Projekt wird gefördert vom Bayeri -

schen Staatsministerium für Umwelt und

Gesundheit. Dahinter stehen als Mit glieder

der Initiative die Kreise, Kommunen, Be -

triebe und Verbraucher. Mehr über die

das Projekt: www.klimaschutz-allgaeu.de

und www.klimaschutz-wir-handeln.de

Klimaschutz – das Allgäu handelt

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Energiesparen

allgäuALTERNATIV

Die Brauerei Zötler in Rettenberg blickt aufeine Geschichte von 560 Jahren zurück undist wohl die älteste private Familien-Brauerei

Deutschlands. Zötler beschäftigt über 50 Mitarbeiter,die Bierspezialitäten und Erfrischungsgetränke herstel-len. Inhaber Herbert Zötler, bekannt für sein Umwelt-Engagement, waren die steigenden Kosten für Strom,Heizung und Wasser ein Dorn im Auge.

Bier zu brauen ist ein Geschäft, das viel Energiebenötigt. Bislang hatte die Brauerei jede ihrer Energie-quellen eigenständig behandelt: Strom, Wasser, Hei-zung, Kühlung – überall versuchte man mit dem Ein-satz von neuer Technik und klugem Management,Energie zu sparen. Im Vergleich mit anderen Braue-reien konnte Zötler dabei durchaus gute Ergebnisseerzielen. Das reichte Herbert Zötler, Brauer in der 20. Generation, und bekannt als Bierdosen-Gegner je-doch nicht. Er engagierte das Kemptener Unterneh-men »Energy Consulting Allgäu«, um möglicheSchwachstellen im Unternehmen aufzuspüren. Das

Team untersuchte den gesamten Energiekreislauf vonder Verwaltung bis zur Produktion. »Mein BraumeisterMarkus Würz und ich erlitten einen leichten Schock,als wir erfuhren, dass die nach modernsten Gesichts-punkten installierte, erst wenige Jahre alte Kälteanlageüberdimensioniert ist und bei weitem nicht die besteEnergieeffizienz hat«, so Herbert Zötler.

Herbert Zötler erhielt schließlich einen dickenAktenordner voll mit Messwerten und den entspre-chenden Auswertungen von seinen Energieberaternüberreicht. Von den Kosten für falsch gelüftete Büro-räume bis zur Wirtschaftlichkeit einer Wärmerück -gewinnung für die Kälteerzeugung reichte das Spek-trum der Auswertung.

Die Ergebnisse der umfangreichen Messungenwurden in eine Machbarkeitsstudie eingebracht. BeiZötler gibt es jetzt einen genauen Fahrplan, nach demEnergieerzeuger und -verbraucher optimiert werden.»Eine Energieersparnis von 53 Prozent bis zum Jahr2020 und eine CO2-neutrale Produktion ist unserZiel«, erklärt Dipl.-Braumeister Markus Würz. »Wirhaben zwar die vergangenen Jahre nicht geschlafen,aber es ist ein Umsetzungsprozess, der nicht von heuteauf morgen machbar ist und erhebliche Investitionenfordert.« Würz rechnet mit einem Investitionsvolu-men von rund zwei Millionen Euro, bis die Verzah-

Die neue Zötler-Bier-»Diät«Aber nur in Sachen Energieeinsparung

Text und Fotos: Thomas Niehörster

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nung des Kälte-Wärme-Strom-Managements abge-schlossen ist. Durch die Umstellung auf Erdgas wurdenmittlerweile 150.000 Euro bei den 700 Suden pro Jahreingespart. Es gibt zahlreiche Beispiele für das Einspa-ren von Energie: So wird die Stammwürze nicht mehrdurch Sieden – was einen hohen Energieaufwand be-deutet –, sondern in einem evakuierten Behälter, demSchonkocher, verarbeitet. Pumpen und Steuerungenwurden optimiert, das Heizungssystem von drei aufeine Anlage reduziert. Betrieben wird die Heizungs -anlage heute mit Erdgas, das gegenüber Erdöl nichtnur durch weitaus niedrigere Kosten, vielmehr durcheine CO2-freie Verbrennung die Nase vorne hat. DerRückbau überflüssiger Kaltwasservorlagetanks sowieEinsparungen bei der Temperatur der Kaltwasservor-lage selbst helfen, Energie zu sparen.

»Da wir – außer durch Photovoltaik – keinen ei-genen Strom generieren können, beziehen wir alsUnter nehmen in der Region auch unseren Strom ausder Region«, weist Markus Würz auf den Partner EGR,die Elektrizitätsgenossenschaft Rettenberg, hin. In derPlanung steht ein Blockheizkraftwerk, das mit Erdgasbetrieben werden soll. Die Kühlung der Biertanks wirdheute so gesteuert, dass ausschließlich die benötigtenTanks gekühlt werden und nicht mehr die gesamteHalle. Ein enormer Aufwand und Kostenfaktor wardie Beheizung des Lagers für die Bierkästen durchDeckenstrahlplatten. Bei der Deckenstrahlheizungwird der größte Teil der Wärme durch Strahlung ab-gegeben, ähnlich wie bei unserer Sonne, die die Erdeerwärmt. So kann auch im strengsten Winter die gro-ße Halle gezielt so erwärmt werden, dass das Bier inden Flaschen nicht friert. Auch beim Wasser wird ge-spart: So konnte der Verbrauch der Flaschenwaschan-lage von 400 ml auf 200 ml halbiert werden.

Dipl.-Braumeister Markus Würz vor einem Schonkocher

Auch bei der Beheizung der Bierkisten im Lager wird Strom gespart

Es werden nur noch die einzelnen Biertanks gekühlt (Mitte) – nicht die ganze Halle

Die Flaschenwaschanlage benötigt nur noch die Hälfte an Wasser zur Reinigung

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Energie-Mix

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Die Bürger hatten Überzeugungskraft: Auchdie politische Gemeinde schloss sich späterdieser Richtung an. Während anderorts über

den Nutzen und die Auswirkungen von Biogasanlagendebattiert wurde, kooperierte sie mit einem Betreiberzu beiderseitigem Nutzen und dem der Bürger. Inzwi-schen wird in Irsee weitaus mehr Strom aus regenera-tiver Energie produziert, als verbraucht wird – und beider Wärmeversorgung ist die Gemeinde auf einemähnlichen Weg. Dazu kommt Energie aus Solar- undPhotovoltaikanlagen sowie Wasserkraft, zudem wirdviel Energie eingespart.

»Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht«,meint deshalb Bürgermeister Andreas Lieb. Dabei fingdie Irseer Energiewende ganz klein an. Da Anfang der1990er-Jahre ein Bürger ein damals exotisches Elek-troauto fuhr, installierten der heutige Kreisrat BennoBönisch und Werner Vogler, Betreiber eines Wasser-kraftwerkes, eine Steckdose zum Aufladen. »Das war

vermutlich die erste im Allgäu«, meint Bönisch. Da-mals wurden die beiden belächelt. Die Energie für dienoch heute funktionierende Ladestation kam aus derfrüheren Klostermühle, in der der 84-jährige Voglernoch immer ein Wasserkraftwerk betreibt. Damit ver-sorgt der Müllermeister sein eigenes Haus und speistrund 2000 Kilowatt in das öffentliche Netz ein.

Ein »durchgedrehter« Irseer PionierNoch früher wagte sich Hans Saur an die regene-

rative Energie: Er installierte 1979 die angeblich ersteSolaranlage im Allgäu auf seinem Haus in Irsee. »DieNachbarn meinten, bei Saur sind sie jetzt durch -gedreht«, erinnert sich Saur, Inhaber der gleichnami-gen Heizungs- und Sanitärfirma. Die Vorstöße der Pioniere fielen später auf fruchtbaren Boden: Ende der 1980er-Jahre entschied sich die Gemeinde für dieDorferneuerung (DE) – zum Teil gegen den Willender Bevöl kerung. Dabei wurde die Infrastruktur desDorfes modernisiert und das historische Erbe – Irseewar seit 1185 Sitz des regional bedeutenden Klosters –restauriert.

Als in Bayern noch auf Atomkraft und fossile Energien gesetztwurde, beschritt die kleine Ostallgäuer Gemeinde Irsee schoneinen Sonderweg. Dort gibt es interessierte Bürger, die schonfrüh den Wert regenerativer Energien sahen. Heute ist Irsee anderen weit voraus – nicht nur in der Stromversorgung.

Innovatives KünstlerdorfIrsee setzt auf regenerative Energie

Text und Fotos: Markus Frobenius

Mutmaßlich die erste Steckdosefür E-Autos im Allgäu – gespeist

durch Wasserkraft.

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Aber auch die Bevölkerung profitierte davon:Viele Häuser wurden auch energetisch saniert. ImRahmen der Dorferneuerung, die 2008 mit der Sanie-rung des früheren Gerichtshauses von 1619 abge-schlossen wurde, gab es auch ein neues Leitbild. »Irseesoll ein identitätsstiftendes Dorfbild haben und seineGeschichte erlebbar sein«, so Zweiter BürgermeisterBertram Sellner. Dafür sollen die Geschichte des Klo-stersitzes erhalten, Kunst und Kultur in dem »Künst-lerdorf« gefördert werden und die künftige Entwick-lung vor allem nachhaltig sein. Deshalb entschied sichder Gemeinderat, die Chancen der regenerativenEnergien zu nutzen.

Wasserkraft kann angesichts der Quellen nur be-grenzt genutzt werden: Neben Vogler betreibt noch dieörtliche Säge ein Wasserkraftwerk. Insgesamt werden31.000 Kilowattstunden pro Jahr eingespeist. Solar-und Photovoltaikanlagen werden großzügig auf priva-ten Gebäuden erlaubt – solange sie nicht aufgeständertsind und natürlich nicht auf denkmalgeschützter Sub-stanz errichtet werden, betont Sellner. Die Gemeindegeht dabei mit gutem Beispiel voran und lässt Anlagen

Biomasse für die Biogasanlage in Oggenried – im Hintergrundderen Endlager und im Vordergrund ein Maisfeld

Einfüllen der Biomasse in den Fermenter der Anlage von SatzgerEndlager der Biogasanlage in Oggenried

auf kommunalen Gebäuden errichten – manche wer-den von örtlichen Vereinen betrieben, die dadurcheine Einnahmequelle haben. Rund 1,84 Millionen KWhwerden so produziert. Dazu kommen noch 5,8 Millio-nen KWh aus Biomasse – das jedoch war eine schwie-rige Angelegenheit.

Die erste Biogasanlage hatte 55 kW2001 baute Mathias Satzger in dem Irseer Weiler

Oggenried eine Anlage mit 55 Kilowatt. »Ich interes-sierte mich für die Energiegewinnung und wollte einzweites Standbein«, erklärt der 37-jährige Landwirt.Zudem war ihm der elektrische Strom aus Biogas lie-ber als Atomstrom oder Öl. Zunächst versorgte er sichselbst und zwei Nachbarn mit Strom und Wärme.2004 erweiterte er seine Anlage auf 350 kW, denn derMilchpreis lag darnieder und die Energieerzeugungerschien ihm lukrativ. Doch gegen die Biogasanlagewandten sich Bürger: Zu viel Verkehr, Geruch, Mais-anbau und ein verändertes Ortsbild waren ihre Argu-mente. Die Gemeinde erkannte zwar die Problematik,aber auch eine Chance. Sie versuchte, die Bürger mit

Ausgelagertes Blockheizkraftwerk von Satzger mit Solaranlage auf dem Dach im Irseer Weiler Oggenried

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ins Boot zu holen, wies ein Sondergebiet Bioenergie ausund handelte mit Satzger einen langfristigen Wärme -lieferungsvertrag aus. »Es war ein schwieriger Prozess.Aber nach langen Diskussionen, vielen Veranstaltungenund sogar Gerichtsterminen haben wir das gut gelöst«,erzählt Sellner. Auch Satzger betont nun das Gemein-same: »Wir haben das miteinander hinbekommen,und jeder hat nun seinen Vorteil.« Er verweist darauf,dass der Geruch bei modernen Anlagen keine Rollespiele. Das Ortsbild werde durch die Ausweisung desSondergebietes geschont, der Verkehr durch Entzer-rung der Spitzenzeiten gemindert: Satzgers Einzugs-gebiet für Biomasse liege zwischen null und zehn Kilo -metern (»kurze Transportwege«), zudem setze er auchdurchwachsende Silphie, Steppengras oder Getrei de alsBiomasse ein und verringere so Bodenbearbeitung,Düngung sowie Pflanzenschutz, berichtet Satzger.

Kleine Anlagen finanziell besserstellenDennoch ist die landwirtschaftliche Anbaufläche

rar und teuer geworden. Für Hans Foldenauer ist dasaber auch ein politisches Problem: Kleinere Anlagenoder die Nutzung von Gülle und Mist müssten besser-gestellt werden, meint der Sprecher des Bundes Deut-scher Milchviehhalter, der in Irsee wohnt. »Um dieMilchproduktion nachhaltig wettbewerbsfähig betrei-ben zu können, wären dafür ähnliche politische Rah-menbedingungen notwendig wie für den Energiesek-tor«, meint Foldenauer. Mit der Biogasanlage, einemausgelagerten Blockheizkraftwerk und seit 2010 einemzweiten Biogasbauern als Lieferanten kann SatzgerStrom und – wie gewünscht –Wärme über eine eigene

Leitung in die Gemeinde liefern: Ein Großteil derkommunalen Gebäude, viele Privathaushalte, die ört-liche Gastronomie und das Schwäbische Bildungszen-trum werden so versorgt. Die Bezirks einrichtung setztaußerdem auf energetische Sanierung, sinnvollen Ein-satz der benötigten Energie und Wärmelieferung, wo-durch 77 Prozent weniger Heizöl verbraucht werden.»Das Schwäbische Bildungszentrum ist nicht nur einkultureller Leuchtturm, sondern besitzt als kommu-nale Einrichtung auch Vorbildfunktion für den scho-nenden Umgang mit unseren natürlichen Ressour-cen«, erklärt dessen Leiter Dr. Stefan Raueiser.

Die Wertschöpfung bleibt vor OrtIn Irsee werden insgesamt 7,7 Millionen kWh

Strom hergestellt – bei steigender Tendenz, währenddie gesamte Gemeinde nur 4,5 Millionen kWh ver-brauche – bei sinkender Tendenz: Die Wärmelieferungsummiert sich zurzeit auf drei Millionen kWh an dieGemeinde. Dadurch wurden rund 30.0000 Liter Ölund 900.000 Kilogramm CO2-Äquivalent eingespartsowie der Feinstaubausstoß reduziert, erläutert Lieb.Rechnerisch werde der produzierte Strom zwar an derStrombörse Leipzig ver teilt, aber technisch vor Ort ver-braucht: »Strom nimmt immer den kürzesten Weg«,erklärt der Bürgermeister, der auch Elektromeisterund Betriebswirt ist.

Die Gemeinde will künftig den Ausbau der Wär-meversorgung forcieren und mit moderner Techniknoch mehr Energie einsparen. »Alle profitieren davonund die Wertschöpfung bleibt vor Ort. Das ist zukünf-tig auch ein Standortvorteil«, meint Lieb.

Kuhstall des Biogasanlagenbetreibers Satzger

Das mit Biogas beheizte Rathaus.

Innenhof des Bildungszentrums bei der Abschlussfeier der Dorferneuerung

Rechts: Denkmal zur Dorferneuerung vonChristian Rudolph, dahinter Maibaum

mit Schildern von Peter Zeiler (beide Irsee)

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Jugendprojekt

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Kann man der Energie ein Gesicht verleihen?Kann man Strom in Knetmasse packen,Nachhaltigkeit bunt anmalen, Energiezu-

kunft filmen oder sogar darum pokern? Man kann.Das bewiesen rund 400 Oberallgäuer und KemptenerMädchen und Buben beim gemeinsamen Schulwett-bewerb »Energiewende Allgäu – wir sind dabei«. Diezwischen neun und elf Jahre alten Schüler haben mitschier unerschöpflicher Fantasie künftige Energiewel-ten geschaffen, die Spaß machen, spannend sind undzum Teil die Erwachsenen richtig verblüffen.

Die AllgäuStrom Partner hatten im März diesesJahres die Grundschulen im Landkreis eingeladen, mitihren Schülern an einem Wettbewerb zum ThemaEnergiewende teilzunehmen. »Ziel war es, den Kin-dern nicht nur den sinnvollen Umgang mit Energieaufzuzeigen, sondern dabei auch ihr Interesse am The-ma zu wecken und das Bewusstsein zu schärfen«, be-tont Michael Lucke, Geschäftsführer des Allgäuer

Überlandwerks und Partner von AllgäuStrom. Insge-samt 13 Grundschulklassen mit ihren Lehrerinnenund Lehrern meldeten sich auf den Aufruf hin an undmachten sich ans Werk. Mit vollem Einsatz und Feu-ereifer, wie die Ergebnisse beweisen. Skulpturen undPlastiken, Bilder und Spiele, Filme und vieles mehr be-schäftigen sich mit den Fragen: Wie und wo könnenwir Strom sparen? Wie verändert sich unsere Heimat,wenn in Zukunft mehr Strom aus regenerativen Ener-giequellen kommt? Wie könnte beispielsweise einKraftwerk der Zukunft aussehen?

Lehrer und Schüler stiegen in dieses Thema da-bei nicht nur theoretisch ein. Sie studierten auch dieWind-, Solar- und Wasserkraftanlagen der Allgäu-Strom Partner vor Ort und setzten ihre Eindrückekreativ in ihren Wettbewerbsbeiträgen um.

Nach der durchweg positiven Resonanz ist imkommenden Schuljahr ein weiterer Wettbewerb ge-plant, dann an den weiterführenden Schulen.

Text und Fotos: Viola Elgaß

Die Kleinsten machen’s vorWie die Energiewende in Kinderaugen aussieht

»Solarkarussell« der GS Oy. Auf einem Holzgestellbauten die Schüler drei funktionier ende Solarkarusselle,

die auch mit Spielfiguren getestet wurden

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»Der alternative Freizeitpark« der VS Wiggensbach. Die Schüler gestalteten das Modelleines Allgäuer Freizeitparks, der mit regenerativen Energien betrieben werden kann

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»Wir sparen Strom und schützen unsere Umwelt« der GS auf demLindenberg Kempten. An der Gipsbirne kleben Energiespartipps

Oben: »Das Allgäu-Energie-Wimmelbild« der GS Buchenberg – nachdem dieViertklässler sich mit alternativen Energien im Allgäu beschäftigt und Kraft -werke besucht hatten, hielten sie diese in einem großen Wimmelbild fest

Unten: »Ein Allgäurundblick« der GS Königsegg/Immen stadt. Auf denaneinandergereihten Bildern der Immenstädter Grundschüler sind typische

Allgäuer Landschaften und Arten von erneuerbaren Energien dargestellt

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Energiesparen

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Gerade bei älteren Häusern mit schwierig zubehandelnden Fassaden oder bei Häusern,die unter Denkmalschutz stehen, bieten sich

Holz faserdämmstoffe als ideales Material an. Aber ge-rade Holz- und Naturdämmstoffe sind empfindlichfür Feuchtigkeit und andere Umwelteinflüsse. Bevorman einfach mit Baumarktmaterial drauflosdämmtund eventuell schwer revidierbare Fehler »einbaut«,sollte eine gründliche Einzelfallberatung durch einenunabhängigen Fachmann, z.B. von eza! oder renergy,stattfinden.

Alte Häuser sind oft sehr unterschiedlich gebaut.Sie stammen aus verschiedenen Zeitepochen, und siebergen allerlei technische »Geheimnisse« alter Bau-meister, die es im Vorhinein zu ergründen gilt.

Bereits massives Holz verfügt über ein hervorra-gendes Vermögen, Wärme zu dämmen. Zerfasert manHolz jedoch, so erhöht man durch die entstehende Po-rigkeit die Dämmfähigkeit. Holzfaserplatten sind einmit einem vergleichsweise geringen Energieaufwandherstellbarer Dämmstoff, der aus nachhaltig bewirt-schafteten Wäldern gewonnen wird. Zur Herstellungwerden vor allem Nadelhölzer eingesetzt. Die beson-deren Vorzüge von Nadelhölzern sind deren hohe Ver-fügbarkeit und Faserqualität, die den fertigen Platten

im Verhältnis zur Rohdichte eine hohe Festigkeit ver-leihen. Als Rohstoff werden vor allem Resthölzer inForm von Schwarten und Spreißeln verwendet, die imSägewerk anfallen und zu Hackschnitzeln verarbeitetwerden. Die Hackschnitzel werden danach unter Ver-wendung von Wasserdampf aufgeweicht und anschlie-ßend zerfasert. Entweder im Nass- oder Tro cken -verfahren werden die Fasern zu Holzfaserdämmplattenweiterverarbeitet. Je nach Verarbeitungsverfahrenwerden die Platten in einer Stärke von 20 bis 240 Mil-limetern produziert.

Von der Herstellung aus nachwachsendem Roh-stoff über die Verwendung bis zur Entsorgung habenHolzfaserdämmstoffe eine positive ökologische Bilanz,zumal bei der Produktion auf chemische Bindestoffeverzichtet wird. Achten Sie darauf, dass die Stoffe zer-tifiziert sind. Dämmstoffe auf Holzbasis sind gut schall -dämmend und haben eine niedrige Wärmeleitfähig-keit. Holzfaserdämmplatten verbessern erheblich dieWinddichtigkeit eines Gebäudes. Dank der niedrigenWärmeleitfähigkeit bleibt die Wärme im Sommerdraußen und umgekehrt im Winter innerhalb der»vier Wände«.

Die vielfältige Diskussion um die Reduzierung des CO2-Aus-stoßes hat in weiten Teilen der Bevölkerung das Bewusstseingeweckt, dass man die Wärme nicht »durch den Schornsteinjagen« sollte. Das trifft besonders für ältere, schlecht isolierteHäuser zu. Die Einsparung von Heizenergie ist nicht nur einerasch umzusetzende, sondern auch sehr effektive Maßnahme,um Energie zu sparen. Vor Beginn jeder Maßnahme ist aberder Gang zum Energieberater dringend zu empfehlen.

Richtig dämmen– richtig sparen

Text: Thomas Niehörster

Fotos: Volker Wille/

Verband

Die Idylle trügt: Hier kommt jede Art von Dämmung zu spät

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Energiesparen

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Fotos: djd/Clim

acell

Wenn die Fassade tabu ist –Innendämmung aus Cellulose

Ältere, nicht modernisierte Häuserhaben in der Regel einen hohen,nicht mehr zeitgemäßen Energie-bedarf, der sich nicht zuletzt in ho-hen Heizkostenrechnungen nieder -schlägt. Gerade im Allgäu wird dasbei den »Kältespitzen« im Januarund Februar deutlich spürbar. Derwirkungsvollste Weg, den Energie-verbrauch zu verringern, ist eineumfassende Verbesserung derWär medämmung eines Gebäudes.Am einfachsten ist eine Außen-dämmung der Fassade, um Wär-meverluste durch die Außenhülleeines Hauses zu verringern. Dochsie ist nicht in jedem Fall erlaubtoder erwünscht. Bei alten Bauern-höfen auf den Dörfern oder beiden Bürgerhäusern im städtischenUmfeld unserer Region steht nichtselten auch der Denkmalschutz ei-ner Sanierung von außen entge-gen: Bei denkmalgeschützten Bau-werken ist eine Veränderung derFassade gar nicht oder nur im ge-ringen Maße erlaubt.

Eine Alternative bei der ener-getischen Modernisierung bietenin diesen Fällen Innendämmun-gen. Sehr gut zur Bausubstanz al-ter Häuser passen zum BeispielCellulosedämmungen. Erfinder derCellulose ist eigentlich jenes In-sekt, das uns so manches Früh-stück im Sommer vermiest – dieWespe. Ihre Nester, die sich jedemHohlraum anpassen, sind Wun-derwerke der Natur.

Für die Wärmedämmung vonGebäuden ist Cellulose ein sinn-volles Produkt. Das Material wirdin einem energiesparenden undumweltschonenden Verfahren ausRecyclingmaterial hergestellt. DieAnwendung ist ein fach: Dank ei-nes Einblasverfahrens können sogar ungleichmäßig geformteHohlräume lückenlos abgedichtetwerden. Das Material gibt keiner -lei un angenehme oder gar gesund -

heits schädliche Gase und Dämpfeab. Es fördert im Gegenteil durchseine ausgleichende Wirkung eingesundes Wohnklima.

Die Cellulosefasern, die ausdem Holzwerkstoff Altpapier her-gestellt werden, besitzen eine kapil-laraktive Wirkung, das heißt, siekönnen Feuchtigkeit aus der Luftder Innenräume sehr gut aufneh-men und wieder abgeben. Die Cel-lulosedämmung wird auf die In-

nenwände aufgespritzt und an-schließend mit ebenfalls atmungs-aktiven Trockenbauplatten aus Kalknach innen angeschlossen.

Neben der Energiekostensen-kung bringt die Innendämmungweitere raumklimatische Vorteile.Die Temperatur der Innenwändesteigt spürbar an und erhöht so dieWohnbehaglichkeit. Die wärmerenInnenwände reduzieren zudem dieGefahr der Schimmelbildung. Dielästigen und gesundheitsschädli-chen Pilze siedeln sich nämlich vorallem dort an, wo sich verstärktTauwasser niederschlägt – also vorallem an kalten Außenwänden. Ka-pillaraktive Cellulosefasern passenaufgrund ihrer bauphysikalischenEigenschaf ten hervorragend zu dentraditionellen Baustoffen alter Ge-bäude wie zum Beispiel Sandstein,Kalkstein, Vollziegel, Bruchsteinund auch Holzblock.

Cellulosedämmstoff besteht aus Altpapier. Das Recycling-Material ist besonders für die Verwendung in Altbauten geeignet

Mit Druck wird der Cellulose-Dämmstoff in die Hohlräume von Wänden eingeblasen. Er kann aber auch auf Baumaterialienaufgespritzt werden

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Die warme Luft einfangen –richtige Dämmung schont den Geldbeutel

Vom Dach über die Wände und dieFenster bis hin zum Keller: An al-len Ecken und Enden eines Hausesgeht Wärme verloren. Zumindestdann, wenn das Gebäude nichtenergetisch saniert ist. Das gilt beivielen Altbauten und den Bauern-häusern im Allgäu, die viele Jahr-zehnte, wenn nicht einige Jahrhun-derte auf dem Buckel haben. EinHaus gibt allein über seine Außen-wände bis zu 40 Prozent Energie ab.Die »bunten Bilder« der Wärme -

kameras sind ja allerseits bekannt.Wärmedämm-Verbundsys teme fah-ren diesen Wert bis auf fünf Prozentherunter. Im Sommer verhindertdie Schutzhülle, dass Hitze nach in-nen gelangt. Im Winter hält dieSchicht vor der Wand die Wärmeeffektiv im Gebäude. Außenseitigangebrachte Dämmstoffe vermin-dern zuverlässig die Wärme abgabeund eignen sich hervorragend, umrenovierungsbedürf tige Wände zusanieren. Dabei kann man auf eine

Vielzahl von Dämmstoffsystemenzurückgreifen.

Der gegenwärtig geläufigsteDämm stoff sind Polystyrol-Hart-schaumplatten (EPS). Die Vorteilebei diesem Dämmstoff sind seingünstiger Preis und eine einfacheVerarbeitung. Allerdings ist auchbei Hart schaumplatten oder Mine-ralfaserplatten wie bei EPS derAufbau der Klebe- und Putz-schichten nahezu identisch. Wernicht nur dem eigenen Geldbeutelhold sein mag, kann sich mit einerWärmedämmung zudem zum Kli-maschutz bekennen: Wärme-dämm-Ver bund sys te me sind auchmaßgebliche Klimaschützer, dennsie reduzieren den CO2-Ausstoß.

Informationen sowie Hinwei -se auf Fördermöglichkeiten fürenergetische Sanierungen findenHaus- und Wohnungsbesitzer inder Broschüre »Zwölf Schritte zumEnergiekostensparen«, die von derBaumit GmbH gemeinsam mitBaustoffhändlern, Fachhandwer-kern und Architekten herausgege-ben wurde: www.baumit.de

Energiesparen

Fotos: Baumit

EPS-Hartschaumplatten fürden Außenbereich (rechts)

und den Innenbereich(rechts darunter)

Die Leichtigkeit des Materials kommt erst unter dem Mikroskop bei 200-facher Vergrößerung zur

Geltung (Foto oben)

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25allgäuALTERNATIV

Hanf aus heimischem Anbau –auch für den Heimwerker geeignet

Dämmung ist aktiver Klimaschutz.Wer seine vier Wände dämmt,spart Energie. Wer dabei nach-wachsende Rohstoffe verwendet,spart CO2-Ausstoß und darf sichdamit als echter Klimaschützerfühlen! Intelligente Hausherrensollten einen Dämmstoff einbau-en, der von Haus aus bereits einepositive CO2-Bilanz mitbringt –wie einen Dämmstoff auf Basisvon Hanf. Hanf ist eine der ältes -ten Kulturpflanzen der Erde. AlleBestandteile dieser fantastischenPflanze sind nutzbar. Mit Produk-ten aus Hanf könnte die Mensch-heit wie in früheren Zeiten – naja,die haben ihn auch schon ge-raucht – ausreichend mit Kleidung,Papier, Öl, Brennstoff, Nahrungund Baumaterialien versorgt wer-den.

Innerhalb von 100 bis 120 Ta-gen wächst Hanf aus heimischemAnbau bis zu vier Meter hoch undbildet eine enorme Biomasse. DiePflanzen wachsen sehr schnell, be-schatten den Boden und verhin-dern dadurch die Unkrautbildung.Deshalb ist beim Anbau von Hanfkein chemischer Pflanzenschutzerforderlich. Durch seine großeBio masse bindet Hanf in derWachs tumsphase mehr CO2 alsjede andere landwirtschaftlicheKulturpflanze in unseren Breiten.Somit ist Hanf auch hinsichtlichder globalen Bemühungen um denKlimaschutz ein sehr wertvoller,einjährig nachwachsender Roh-stoff. Nach der Ernte hinterlässtHanf – im Gegensatz zum Mais –einen unkrautfreien und lockerenBoden, der mit einem hohen Vor-fruchtwert für die Folgekultur be-wertet werden kann.

Seit 1996 ist in Deutschlandder Anbau von rauschgiftarmenHanfsorten wieder erlaubt. Mit die -sem sogenannten Nutz- oder In-dustriehanf werden verschiedene

zukunftsfähige Märkte bedient –weltweit gesehen ist die Hanfindus -trie auf einem langsamen, aber ste -tigen Vormarsch. Die Hanffaser giltals sehr reißfeste, stabile und lang-lebige Naturfaser. Sie benötigt kei-nerlei chemische Behandlung, we-der gegen Schimmelbildung nochgegen Schädlingsbefall. Da auch beider Erstverarbeitung die Trennungvon Schäben (der holzige Anteildes Hanfstängels) und Fasern aufrein mechanischem Weg erfolgt,steht zur Weiterverarbeitung eingänzlich natürliches, unbelastetesZwischenprodukt zur Verfügung.Deswegen ist die Hanffaser derideale Rohstoff für einen qualitativhochwertigen, CO2-positiven,wohn gesunden Dämmstoff, wieihn z.B. die Firma Hock produziert.

Dämmmaterial aus Hanf wirdüblicherweise als Matten- oderRollenware geliefert und eignet sichfür die Dämmung in Dach, Wandund Boden. Egal, ob die Dämmungin Neu- oder Altbauten verarbeitetwird – der Einbau ist für jeden An-wender problemlos möglich. Sau-bere und staubarme Verarbeitung,Hautverträglichkeit ohne Juckreiz-verursachung und gute Dämm -werte machen das Produkt zu einemhervorragenden Baumaterial, dasauch ein Heimwerker ohne Pro -bleme gut verarbeiten kann.

Energiesparen

Bei der Verarbeitung ist Hanfgenauso leicht zu handhabenwie andere Dämmstoffe

Der Natur-Dämmstoff wird imAllgäu angebaut und kann in vielenVariationen gekauft werden

Fotos: Hock

Page 26: allgäuALTERNATIV - Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz

allgäuALTERNATIV

Biogas

26

Bei Umweltschützern, Bauern und Verbrau-chern stoßen die Planung und der Betriebneuer Anlagen inzwischen auf immer weni-

ger Gegenliebe, denn die Biogaserzeugung erfolgt zumehr als 60 Prozent auf der Basis von Mais. In der di-rekten Umgebung der Anlagen führt der intensiveMaisanbau zu einer Veränderung des Landschaftsbil-des, über die sich die Anwohner zunehmend beschwe-ren. Auch die wachsende Verkehrsbelästigung durchTransport von Substraten für die Anlagen stößt aufKritik. Der intensive Maisanbau führt außerdem zurArtenverarmung und läuft damit allen Anstrengungenzum Erhalt und zur Sicherung der Biodiversität zuwi-der. Maismonokulturen haben aber auch für denBoden und den Trinkwasserschutz negative Folgen:Der Bodenhumusgehalt geht zurück, Böden verdich-ten und haben dadurch weniger Speicherkapazität fürWasser, Hochwasserereignisse können dadurch eben-falls verstärkt werden.

Da eine umweltgerechte Ausbringung der stick-stoffreichen Gärreste aus Biogasanlagen nicht gesi-chert ist, steigen die Nitratwerte im Grundwasser. Zu-dem besteht die Gefahr, dass der Einsatz gefährlicherPestizide zunimmt und nachwachsende Rohstoffe fürBiogasanlagen zum Einfallstor der Gentechnik wer-den, wie der Genmais-Skandal vom Sommer 2010 in

Bayern zeigte. 95 landwirtschaftliche Betriebe in Bay-ern mit insgesamt 900 Hektar Fläche waren davon be-troffen; sie mussten im Juni ihre Flächen umbrechen,weil das Saatgut für den Biogasmais mit einer nichtzum Anbau zugelassenen gentechnisch verändertenMaissorte der Firma Pioneer verunreinigt war. DieEntschädigungsfrage ist bis heute nicht abschließendgeregelt.

Konkurrenz zwischen Tank und TellerLeidtragende des Biogasanlagen-Booms sind

Futterbaubetriebe, die unter der Konkurrenz um land-wirtschaftliche Anbauflächen leiden. Über Pachtpreisein Höhe von 1000 Euro und mehr pro Hektor wirdmittlerweile geklagt, wenngleich sich dieser Trend inden amtlich geführten Statistiken noch nicht ablesenlässt. Die Konkurrenzsituation zwischen Tank undTeller ist jedenfalls auch in der bayerischen Kultur-landschaft sichtbar geworden. Nach Angaben der Lan-desanstalt für Landwirtschaft hat sich im Jahr 2010 dieAnbaufläche für Mais in Bayern auf 500.000 Hektarerhöht und damit den Höchststand aus den frühen1990er-Jahren bereits merklich überschritten.

Schon 2004 hat der Bund Naturschutz in Bayern(BN) vor den nachteiligen Auswirkungen der hohen

Biogas ist ein wertvoller Baustein im Gesamtkonzept der erneuerbarenEnergien. Es ist bereits heute speicherbar, und zudem existiert eine weitläufige Infrastruktur für seine Verwertung. Mit einem Anteil von etwa einem Drittel aller Biogasanlagen ist Bayern Spitzenreiter der landwirtschaftlichen Biogaserzeugung in Deutschland.

Der Biogasanlagen-BoomFolgen und Forderungen

Text: Hubert Weiger und Marion RuppanerFotos: Volker Wille (3), Manuel Geimer (1)

Noch immer ist Mais diebevorzugte Pflanze zur »Fütterung« der

großen Biogasanlagen

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27allgäuALTERNATIV

Vergütung für nachwachsende Rohstoffe im Erneuer-bare-Energien-Gesetz (EEG) gewarnt. Die befürchteteIntensivierung der landwirtschaftlichen Produktionbis über die gesetzlich erlaubten Grenzen hinaus hatsich seither leider bewahrheitet. Eine verstärkte Um-wandlung von Wiesen in Ackerland ist zu beobachten.So zeigt eine Auswertung des bayerischen Landwirt-schaftsministeriums von 2008, dass in sensiblen Über-schwemmungsgebieten in Bayern zwischen 2005 und2008 über 600 Hektar Wiesen umgebrochen wurden,davon mehr als die Hälfte allein im Jahr 2008. In FFH-Gebieten (gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinieder Europäischen Union) wurden im gleichen Zeit-raum weitere knapp 1000 Hektar Wiesen umgebro-chen, dazu noch 740 Hektar wertvoller Wiesen in Vo-gelschutzgebieten.

Es sind jedoch nicht nur die grundsätzlichen ne-gativen Auswirkungen des intensiven Maisanbaues aufNatur und Landschaft zu beklagen. Auch im Unterall-gäu frisst sich der Mais immer mehr in Gebiete hinein,in denen solche Monokulturen nichts zu suchen ha-ben. Selbst potenzielle Auenstandorte sind davon be-troffen.

Biogas umweltfreundlich erzeugenDie Verwertung von tierischen Exkrementen wie

Gülle, Jauche und Mist sowie von Grüngut aus derLandschaftspflege, biogenen Abfällen aus der Lebens-mittelindustrie, biogenen Abfällen aus dem Gaststät-tengewerbe und biogenen Abfällen aus privaten Haus-halten (»Grüne Tonne«) wird noch nicht ausreichendgenutzt und bietet ein bedeutsames Potenzial für Bio-gaserzeugung. In den südlichen Bereichen der Land-kreise Ostallgäu, Oberallgäu und Westallgäu wirdüberwiegend Grünlandwirtschaft betrieben. Die Ge-fahr, dass der Mais in diesen direkten Voralpenberei-chen überhand nimmt, ist nicht so groß wie im Un-terallgäu, wo es bereits erste Beschwerden von Gästengibt, dass die Radwege unattraktiv seien, weil manvielfach durch endlose Maisfeld-Schluchten geleitetwerde. In Bayern wurden 2007 erst 5,4 % der Rinder-gülle, 7,5 % der Schweinegülle und 45 % der Geflügel-exkremente in der Biogaserzeugung eingesetzt. Gesi-cherte Zahlen, wie stark diese Verwertung im Allgäuist, liegen derzeit nicht vor. Der Landwirt Florian Hierl

aus Immenstadt-Bühl fasst die Biogas-Möglichkeitenin den südlichen Allgäuer Regionen kurz und bündigzusammen: »Unsere Wiesen sind unser Kapital. Mais-anbau auf großen Flächen ist bei uns schwer denkbar.Solange sich die Biogas-Gewinnung auf den Misthau-fen, die Gülle und das Grüngut an den Straßenrändernund auf Streuwiesen beschränkt, hat sie auch bei unseine Chance – es werden sich aber mit Sicherheit keinegroßen Anlagen rentieren.«

Kraft-Wärme-Kopplung ist unerlässlichEine weitere unbefriedigende Situation ist die

nicht – bzw. nur unzureichend – realisierte Nutzungder Wärmeenergie von Biogasanlagen. Die Energieef-fizienz der Biomassenutzung ist daher heute im Mittelals schlecht zu bewerten; die Verstromung von Biogashat einen Wirkungsgrad von nur ca. 40 %. In vielenFällen geht der Rest der gewonnenen Energie als un-genutzte Abwärme verloren. Eine Förderung von Bio-masse im EEG sollte deshalb nach Ansicht des BNkünftig nur noch bei konsequenter Energieeffizienzund einer Gesamtenergienutzung von mehr als 90 %erfolgen. Dazu ist eine Kraft-Wärme-Kopplung uner-lässlich. Sie ist beispielsweise erreichbar durch den Bauvon Biogasanlagen an Standorten mit hohem Wärme-verbrauch, insbesondere also in der Nähe von Wohn-gebieten. Liegt der Biomassefermenter abseits der Ver-braucher, empfiehlt sich der Transport des Biogasesdurch Rohrleitungen zu Blockheizkraftwerken beiWohngebieten, wo die Verstromung stattfindet undzugleich die erzeugte thermische Energie im Sinne derKraft-Wärme-Kopplung in das Fernwärmenetz einge-speist werden kann. Verfügt ein abseits gelegener Fer-menter über lokale Biogasspeicher, so kann der Trans-port des Biogases zu den Blockheizkraftwerken auchmit Lkw-Tanks erfolgen.

Landwirtschaftliche Flächen dienen primär derErzeugung von Lebensmitteln für Mensch und Tiersowie für die Bereitstellung von Energie. Darüber hin-aus müssen nicht oder wenig genutzte Flächen aus -reichend zur Verfügung stehen, um die Biodiversitätunserer Heimat zu erhalten. Bei den derzeitigen Er-nährungsgewohnheiten und dem jetzt schon stattfin-denden Anbau nachwachsender Rohstoffe auf zweiMillionen Hektar Fläche gibt es in Deutschland keine

Nicht mehr die Frucht istwichtig - die ganze Pflanzewandert in die Bio-Vergasung

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Biogas

28 allgäuALTERNATIV

zusätzlich verfügbaren Flächenpotenziale für die Er-zeugung von Biogas. Biomasseanbau darf nicht denZielen der Nahrungsmittelproduktion, der Biodiver-sität oder dem Boden- und Grundwasserschutz zuwi-derlaufen. Der Schutz des Humusgehaltes im Bodenmuss gewährleistet sein, denn die nutzbaren Flächensind endlich. Landwirtschaftskulturen mit hohen Risiken für die öffentlichen Schutzgüter dürfen daherkeine staatliche Begünstigung erhalten.

Forderungen des Bund NaturschutzZur Linderung der Probleme fordert der Bund

Naturschutz innerhalb des EEG eine verbesserteFörde rung für die Verwertung ohnehin anfallenderbiogener Reststoffe, Vorschriften für die Fruchtarten-vielfalt auf den Äckern sowie die Entwicklung einerverbesserten Verwertungstechnik für Biogaserzeu-gung. Die Vergütung für nachwachsende Rohstoffemuss im EEG mit Fruchtfolgeauflagen versehen wer-den, die den Maisanbau auf ein Drittel der eingesetz-ten Biomasse beschränken. Weiterhin müssen Kriterienzur Förderung der Artenvielfalt, beispielsweise einBlühangebot für Wildinsekten und Bienen, aufgenom-men werden. Der Anbau von Mais und Getreide -mischungen zur Biogasproduktion auf Äckern, dievorher Wiesen waren, muss aus der Förderung ausge-schlossen werden. Der Bonus für die Verwertung vonLandschaftspflegematerial darf nicht für Mais ausbe-zahlt werden. Die Verwertung von Landschaftspflege-material in Biogasanlagen soll durch die Absenkungdes vorgeschriebenen Prozentsatzes von 50 auf 30 %erleichtert werden.

Die Standortwahl für Biogasanlagen und die Flä-chenausweisung für Biomasseanbau sollten im Landes -entwicklungsprogramm und über Regionalpläne ge-steuert und geregelt werden. Einzelne Kommunen

könnten mit der Vorgabe einer Mindestfläche – z.B.zwei Prozent der Fläche – zur Erzeugung erneuerbarerEnergien verpflichtet werden, andererseits könntenmit der Festlegung von Maximalflächen – z.B. zehnProzent der Fläche – reine »Energieagrarlandschaften«verhindert werden.

Biogasanlagen sollten nach Möglichkeit in Ge-werbegebieten errichtet werden, um Bauen im Außen-bereich und Transportwege zu minimieren. Dies würdeder weiteren Zersiedelung der Landschaft vorbeugen.Mit Hilfe der Bauleitplanung (§ 5, Abs. 2 Baugesetz-buch) könnten Kommunen im Flächennutzungsplanbeispielsweise Standorte ausweisen, die für die Wär-menutzung von Biogasanlagen geeignet sind. Wärmezu erzeugen und sie ungenutzt zu lassen, ist nicht imallgemeinen Interesse. Im Flächennutzungsplan solltedie Privilegierung von großen Biogasanlagen restriktivgehandhabt werden, da sie in besonderem Maße groß-flächige Monokulturen zur Folge haben, die Land-schaftszersiedelung verstärken und ein erhöhtesTransportaufkommen erforderlich machen. Es solltendaher nur noch Anlagen mit einer Leistung von maxi -mal 100 kW elektrischer Energie genehmigt werden.

Biogasanlagen richtig einsetzenAuch die staatliche Investitionsförderung bietet

politische Handlungsmöglichkeiten. Derzeit ist sie inBayern nur an das Kriterium einer Größenbeschrän-kung auf 500 kW sowie an die Voraussetzung gebun-den, dass es sich um ein bäuerliches Unternehmenund nicht um einen Gewerbebetrieb handelt. Ein wei-teres Kriterien könnte jedoch auch sein, dass nur nochsolche Anlagen im Agrarförderprogramm berücksich-tigt werden, die auf Basis des ökologischen Landbauesarbeiten oder mindestens 50 % Gülle, Reststoffe oderLandschaftspflegematerial verwerten. Um eine schäd-liche Überdüngung zu vermeiden, könnte im Geneh-migungsbescheid des jeweiligen Landratsamtes dieAuflage festgeschrieben werden, dass der Anlagenbe-treiber ein schlagbezogenes jährliches Prüfprotokollüber die Kontrolle und Einhaltung der Düngeverord-nung vorzulegen hat.

Biogasanlagen leisten zweifellos einen wichtigenBeitrag auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energie-erzeugung. Doch wie bei allen Energieträgern ist auchhier ein Abwägen der Chancen und Risiken erforder-lich. Dazu müssen Politik, Landwirtschaft und Natur-schutz, aber auch Fachdisziplinen wie Landschafts -planung und Heimatpflege konstruktiv zusammenar-beiten. Höchstes Ziel muss der verantwortungsvolleUmgang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagensein, denn eines ist sicher: Wir haben nur diese eineErde.

Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift»Schönere Heimat«, aktualisiert durch die Redaktion.

Der ärmliche Rest eines Maisfeldes nach der Ernte:

Übrig bleiben ausgelaugte Böden

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29allgäuALTERNATIV

Biogas

Mit der Energiewende ist es eine merkwür-dige Sache: Wir alle warten auf die un-sichtbare Wundertechnik, bei der alles so

bleibt wie bisher, nur irgendwie besser und vielleichtauch noch billiger. Die emotional aufgeladenen De-batten unterstützen diese Verweigerungshaltung: Bes-tes Beispiel dafür ist der Slogan »Tank oder Teller«.Am besten spürt man in sich selber hinein, was diesebeiden Begriffe, gegenübergestellt, für Vorstellungenwecken: auf der einen Seite den gierig schluckendenTank eines großen, gepflegten Autos der Luxusklasse(vielleicht sogar das Modell eines deutschen Herstel-lers?), auf der anderen Seite einen leeren Teller, überdessen Rand traurige, große und hungrige Kinderau-gen blicken. Auto gegen Kind – das lässt keine Diskus-sion zu, wer hier auch nur eine Sekunde überlegenmuss, hat sich ethisch und moralisch disqualifiziert,auch vor sich selbst.

Wie immer lassen sich die Verhältnisse in derWirklichkeit nie über zwei Bilder abhandeln, die Rea-lität ist auch bei Tank und Teller weit komplexer. Wiealso ist die reale Beziehung zwischen diesen beidenArten der Landwirtschaft? Besteht tatsächlich eine fürdie Welternährung kritische Konkurrenz? Die Ant-wort auf die letzte Frage ist ein deutliches Nein. Diederzeit vorhandenen Ackerflächen, die in den Indus -trieländern zur Erzeugung von Lebensmitteln genutztwerden, würden als Lebensgrundlage für doppelt soviele Menschen reichen. Denn derzeit landet Schät-zungen zufolge mehr als die Hälfte unserer Lebens-mittel im Müll. Diese Angaben treffen für alle Indus -trieländer zu, allerdings ist Deutschland traurigerSpitzen reiter. Allein 500.000 Tonnen Brot werdenhierzulande pro Jahr weggeworfen. Pro KilogrammBrot benötigt man eine Anbaufläche zwischen 0,75und einem Quadratmeter. Rechnet man äußerst opti-mistisch, was den Ertrag betrifft, entspricht dies einer

Biogas öffnet HorizonteDie Forschung läuft auf Hochtouren

Text: Cornelia Benesch

Anbaufläche von 37.500 Hektar, die das ganze Jahrüber bewirtschaftet wird und deren Früchte wir be-denkenlos wegwerfen. Von der Notsituation, die dasTank-Teller-Bild suggeriert, sind wir also weit entfernt.Das gilt auch für viele andere Länder der Welt, sogarfür jene, die nicht im Total-Überfluss unserer westli-chen Wegwerfgesellschaften leben: Auch dort wird einDrittel der für den Verzehr produzierten Lebensmittelvernichtet.

Dass 60 Prozent des in Deutschland angebautenGetreides für die Tierfütterung verwendet werden, seider Vollständigkeit halber hier auch erwähnt. Nur es-sen wir einen großen Teil der damit gefütterten Tieregar nicht selbst.

Als weiterer Beleg für die Konkurrenzsituationzwischen Tank und Teller wird die zunehmende Spe-kulation mit landwirtschaftlichen Rohstoffen ange-führt: Mittlerweile stehen auch große deutsche Kon-zerne wie Allianz oder Deutsche Bank in der Kritik,durch ihre Finanzprodukte den Hunger der Welt zuverschlimmern. Diese Wetten auf Lebensmittel treibenderen Preise losgelöst von Angebot und Nachfrage un-kontrolliert in die Höhe. Kritiker fordern deswegendringend eine Finanzmarktregulierung, die Geschäftemit dem Überleben von Millionen Armen verbietet.Das fordert auch die Biogasbranche. Denn auch für siewirkt sich der Handel mit landwirtschaftlichen Pro-dukten an den weltweiten Warenterminbörsen negativaus, da auch auf die Preise von Energiepflanzen gewet-tet wird. Die Auswirkungen sind natürlich nicht direktlebensbedrohlich, machen aber eine solide und bere-chenbare Energieversorgung schwierig.

Aber zurück zum Thema Mais: Biogaserzeugungbasiert auf Mais, weil er die meisten Kohlenhydrateenthält und deswegen am meisten Energie erzeugt.Politik und Wissenschaft sind sich im Klaren darüber,welche negativen Auswirkungen Maismonokulturen

Cornelia Benesch vertritt denStandpunkt der Gas-Anbieter

AllgäuALTERNATIV hat Erdgas Schwaben, den führenden Anbietervon Gas und Biogas in der Region, um eine Stellungnahme zum kritischen Beitrag der Zeitschrift »Schönere Heimat« gebeten. Cornelia Benesch, die Leiterin »Mediale Kommunikation«, hat diese Aufgabe übernommen. Hier ihr Beitrag zum Thema Biogas.

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Biogas

30 allgäuALTERNATIV

haben, deswegen wird sowohl mit gemischtem Anbauexperimentiert als auch mit anderen Energiepflanzen.Auch im Bereich anderer Stoffe, also Gülle, Biomüll etc.wird intensiv geforscht. Der beste und gleichzeitig um-weltverträglichste Mix für Biomasse muss noch gefun-den werden, ebenso ist die Technik der Biogasanlagennoch nicht ausgereift. Deswegen ist es wichtig, die Ent-wicklungen in diesem Bereich transparent zu machenund zu regulieren, damit Mensch und Umwelt nichtgeschädigt werden. Ebenso essenziell ist es aber, dieseInnovationsprozesse nicht bereits in der Entstehungs-phase durch zu enge Vorgaben abzuwürgen.

Dazu gehört auch, dass jeder von uns Stellung be-zieht, denn das Märchen von der Wunderenergie wirdnicht wahr werden. Wer nach 2022 keine Atommeilermehr hinter dem Horizont aufragen wissen will, musssich mit den Prämissen der guten Energie in direkter

Nachbarschaft anfreunden. Und das sind Maisfelderebenso wie Solarparks, Windräder oder neue Strom-trassen. Wer sich nicht mit der Zuschauerrolle begnü-gen möchte, kann aber auch selber aktiv werden: Einerster Schritt ist, in den eigenen vier Wänden Energieam Verschwinden zu hindern. Das passiert oft an un-vermuteten Stellen; wenn es nicht gerade deutlich spür-bar zieht, sind Infrarotaufnahmen des Gebäudes nötig,um Kältebrücken sichtbar zu machen.

Erdgas Schwaben startet deswegen im Winter2012/2013 die Aktion »Infrarotthermografie«. Fach-leute nehmen Ihr Haus mit einer Infrarotkamera auf,erläutern die Ergebnisse und geben Tipps zur indivi-duellen energetischen Sanierung. Die Teilnahme ist fürjeden möglich.

Einfach anmelden unter Tel. 0821-9002 111. Anmeldeschluss ist der 31. Januar 2013.

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31allgäuALTERNATIV

Die energetischen Bemühungen der 60.000-Einwohner-Stadt fanden konkreten Ausdruckin der Gründung des Energie- und Umwelt-

zentrums Allgäu (eza!) im Jahr 1998 mit breit angelegterkommunaler Trägerschaft, an der auch die Stadt Kemp-ten über die damalige »Allgäu Initiative« beteiligt war.Das systematische kommunale Energiemanagementfür die städtischen Liegenschaften wurde 2000 mit derEinstellung eines eigenen Energiemanagers gestartet.Die erzielten Einsparungen werden seit 2003 in denjährlich herausgegebenen Energieberichten der StadtKempten dokumentiert. So konnten seit Beginn desBerichtszeitraumes durch konsequente Optimierungvon Anlagen und die Umsetzung von Einsparmaß-nahmen bei den kommunalen Gebäuden und Anla-

gen die CO2-Emissionen um 60 Prozent auf 3790 Ton-nen im Jahr reduziert werden. (Quelle: Energie bericht2011, Kempten)

Bereits heute werden 60 Prozent des kommunalenHeizenergiebedarfes mit regenerativen Energieträgerngedeckt. Eine wichtige Rolle spielt auch der konse-quente Ausbau des städtischen Fernwärmenetzes desZweckverbandes Abfallwirtschaft Kempten (ZAK) inden letzten Jahren.

Fünf Ziele bis zum Jahr 2020Im Jahr 2009 formulierte der Stadtrat in Kempten

dann strategische Ziele, die die zentralen Anforderun-gen für die Stadt in den nächsten Jahren umreißensollten. Als eines dieser strategischen Ziele wurde fest-

Die Stadt Kempten verfolgt das Thema Energieeffizienz bereits seit den 1990er-Jahren. Kempten machte sich auf den Weg, auf breiter Front Energie einzusparen, den energetischen Einsatz zu optimieren und mit pfiffigen Ideen deutlich besser zu werden als vergleichbare Städte in Deutschland. Und, was die Allgäu-Metropolebei allem Erfolg so sympathisch macht: Niemand dort gibt mit diesen Leistungen großmächtig an oder zeigt mit dem Finger auf andere Kommunen, die noch nicht so weit sind.

Text: Martin SambaleFotos: Volker Wille/Stadt Kempten

An der Hochschule Kempten wird mit dem Studiengang Energie- undUmwelttechnik in Sachen »Energie« geforscht

Kempten geht voranKlimaschutz in der Allgäumetropole

Gutes Klima

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Gutes Klima

gelegt, dass Kempten eine Vorzeigestadt für Klima -schutz werden will, und dass die Stadt bis zum Jahr2020 in Sachen Klimaschutz auf einem besseren Standsein will, als andere Städte vergleichbarer Größe undStruktur. Voraussetzung dafür war, die Basis fest zu -legen und darauf aufbauend Ziele zu formulieren. eza!erstellte eine Energie bilanz für die Stadt.

Als nächstes Ziel beschloss der Stadtrat die Er-stellung eines integrierten Klima schutzkonzeptes, dasin Kooperation mit dem städtischen Energieteam, dassich aus Vertretern von Verwaltung, Stadtrat, AllgäuerÜberlandwerk (AÜW) und ZAK zusammensetzt, un-ter Federführung von eza! erarbeitet wurde. AndereStädte und Gemeinden im Allgäu haben diesen Schrittin zwischen auch nachvollzogen. Im März 2011 wurdedas Konzept einstimmig vom Stadtrat beschlossen.Darin enthalten: die Minderung der städtischen CO2-Emissionen bis 2020 von 21 Prozent. Die Umsetzungdieser Vorgabe hat begonnen.

European Energy Award

Der European Energy Award® (eea) ist ein euro päisches Qualitätsmanagement system zurnachhaltigen Umsetzung der kommunalen Energie- und Klimaschutz planung. Er wird in etwa1000 Kommunen in 16 euro päischen Ländern angewandt. In Deutschland nehmen mehr als250 Kommunen und Landkreise am eea teil. Aus dem gesamten Allgäu sind der zeit neunStädte und Gemeinden aktiv in diesem Prozess dabei – von der Stadt Kempten (Allgäu) bis hinzu kleinen Gemeinden wie Wasser burg oder Wildpoldsried. eza! bietet allen Kommunen, die amEuropean Energy Award teilnehmen, regelmäßige Erfahrungs austausch treffen,Weiterbildungen und Exkur sionen an. Interessierte Kommunalpolitiker erhalten weitere Infos bei www.eza.eu oder unter Tel. 0831/9602860

Kempten in der Championsleague

Damit daraus ein kontinuierlicher Prozess wird,wurde die Teilnahme am »European Energy Award«beschlossen. Ein erster Erfolg in den Bemühungen derStadt stellte sich schnell ein: Kempten wurde als einevon nur 19 Städten in Deutschland vom Bundesum-weltministerium ausgewählt, einen Masterplan zu er-arbeiten, der eine CO2-Minderung von 95 Prozent bis2050 schaffen soll. Im Rathaus ist man guten Mutes,dieses Ziel in den kommenden Jahren zu erreichen.Denn man setzt auf ein bewährtes Team: auf denKlima schutzmanager der Stadt, Thomas Weiß, in en-ger Zusammenarbeit mit eza!

Was hat Kempten bereits geschafft?Die Allgäumetropole hat einen Klimaschutz -

manager. Für die Gesamtkoordination der Aktivitätender Stadt Kempten wurde im Frühjahr 2012 die Stelleeines Klimaschutzmanagers neu geschaffen und eineigener Klimaschutzmanager eingestellt. Neben denerwähnten Koordinierungsaufgaben entwickelt er neueKonzepte und Ideen für den kommunalen Klima -schutz, ist Ansprechpartner für Bürger und Bürgerin-nen und kommuniziert die Klimaschutzaktivitäten derStadt.

Gebäude auf Vordermann bringenEine nationale Vorreiterrolle nimmt die Stadt

Kempten im Bereich des kommunalen Gebäudema-nagements ein. Bereits seit 1999 arbeitet ein eigenseingestellter Energiemanager an der ständigen energe -tischen Optimierung der kommunalen Liegenschaften,immerhin 85 Gebäude. Seit 2003 werden die durchtechnische Modernisierung und Nutzerverhalten er-zielten Einsparungen im jährlichen Energiebericht derStadt Kempten umfangreich und detailliert dokumen-tiert. Bis Ende 2011 konnte die Stadt Kempten durchein konsequentes und gezieltes Vorgehen den Energie -verbrauch der städtischen Gebäude und Anlagen sig ni -fikant senken und die dadurch entstehenden jährlichenCO2-Emissionen auf knapp unter 4000 Tonnen redu-zieren. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Wär -me energiebedarf der kommunalen Gebäude wurde imgleichen Zeitraum auf 60 Prozent erhöht.

Neubau nur im Passivhaus-StandardBeim Bau von neuen kommunalen Gebäuden gilt

bei der Stadt Kempten der Grundsatz, dass alle Neu-bauten im Passivhausstandard ausgeführt werdenmüssen. Hierfür gibt es eine eigene Richtlinie, in dergenaue Details geregelt werden. Für die Sanierungenkommunaler Gebäude ließ die Stadt ein Konzept er-stellen, nach dem Schritt für Schritt der eigene Bestandsaniert wird. Sanierungen, die laufend durchgeführtwerden, erfolgen dabei auch stets mit Passivhaus -technik.

Wirtschaft 816 HWh/a39%

Verkehr 694 HWh/a33%

Kommune 45 HWh/a2%

Haushalte 557 HWh/a26%

Diese Grafik zeigt, wer in Kempten derzeit wie viel Energie verbraucht

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Ständige Aufklärung für die Eigentümer

Über diese Vorbildrolle hinaus motiviert die StadtKempten auch private Hausbauer zu mehr Energie-einsparung und -effizienz, indem ein finanzielles An-reizsystem für »zukunftsorientiertes Bauen« geschaf-fen wurde. Private Bauherren sammeln Punkte underhalten dafür einen Teil des Grundstückspreises vonder Stadt zurück, beispielsweise durch eine energieef-fiziente und energiesparende Bauweise, durch die Ver-wendung ökologisch zertifizierter Dämmstoffe, denEinbau einer Wärmepumpe oder die Installation einerSolaranlage.

Ein weiteres Angebot für Kemptener Bürger ist dieKampagne »Sanieren mit GRIPS«. Mit dieser Kampag -ne fördert die Stadt Kempten die energetische Sanie-rung und Modernisierung von Privathäusern und diedamit einhergehende Einsparung von Wärme- undStromenergie. Im Oktober 2012 wird »Sanieren mitGRIPS« erstmals in Kempten durchgeführt. Es werden80 kos tenlose Beratungen für sanierungswillige Haus-besitzer angeboten.

Kempten geht wieder zur SchuleEin wichtiger Baustein des kommunalen Ge bäu -

de managements sind die städtischen Schulen. Um dieMotivation der Schulleitungen, Schüler und Hausmeis -ter für Themen rund um den sorgsamen Umgang mitEnergie hochzuhalten, beteiligt die Stadt Kempten ihreSchulen an den erzielten Energieeinsparungen. ImRahmen des Schulprogramms »Fifty-Fifty« werdenSchulen belohnt, die im Vergleich zum Bezugsjahr2000 weniger Strom, Wärme oder Wasser verbrauchen.Die erzielten Einsparungen werden monetär bewertetund zur Hälfte an die beteiligten Schulen ausgeschüttet.Im Jahr 2011 beliefen sich die erzielten Einsparerlösebei allen Schulen auf etwa 23.000 Euro.

Ergänzend dazu bietet die Stadt Kempten in Zu-sammenarbeit mit dem Energie- und UmweltzentrumAllgäu und weiteren Partnern ihren Kindergärten undSchulen verschiedene Programme wie z.B. die soge-nannten »Energiewochen« für Kindergärten oder den»Energieführerschein« für die dritte Jahrgangsstufe.

Strom aus erneuerbaren EnergienDie Stadt Kempten ist Mehrheitsgesellschafter

beim AÜW und kann somit gezielt dessen Geschäfts-politik mit bestimmen: Das AÜW investiert seit Jah-ren in den Ausbau erneuerbarer Energien sowie in denBereich Elektromobilität. Beispielhaft sei hier der 2010fertiggestellte Neubau eines Wasserkraftwerks an derIller im Herzen der Stadt Kempten genannt. Es erzeugtauf umweltfreundliche Art und Weise eine Jahresmen-ge von 10,5 Millionen Kilowattstunden Strom undvermeidet somit mehr als 5000 Tonnen klimaschädi-gender CO2-Emissionen. Im Bereich Elektromobilitätkooperiert das AÜW mit der Hochschule Kempten

und verschiedenen Indus triepartnern in mehrerenForschungsprojekten, die das Ziel haben, die Elektro-mobilität zu fördern.

Weitere Projekte des AÜW haben das Ziel, denAus bau der erneuerbaren Energien aus der Region in-tensiv voranzutreiben und deren Speicherung zu er-möglichen. Außerdem arbeitet das AÜW gezielt amThema Smart Grid und dem elektrischen Netz der Zu-kunft.

Was ist ein integriertes Klimaschutzkonzept?

Ein integriertes Klimaschutzkonzept besteht aus den folgenden Bausteinen:1. Bestandsaufnahme der bisherigen Energiepolitik.2. Energie- und CO2-Bilanz.3. Abschätzung der Potenziale für Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energienim Gemeindegebiet.

4. Erstellung eines energiepolitischen Aktivitäten programms für die kommenden fünf Jahre.Das Klima schutzkonzept stellt einen idealen Einstieg in eine konzentrierte Energie- und Klimaschutzpolitik dar. Wichtig ist dabei, dass kein Konzept für die Schublade geschriebenwird, sondern dass Strukturen wie z.B. ein Energieteam aufgebaut werden, die nach derErarbeitung des Konzeptes für dessen kontinuierliche Umsetzung sorgen. Als ideal hatsich herausgestellt, wenn die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes (wie bei der StadtKempten) im Rahmen des European Energy Award erfolgt. Für diesen Prozess könnendie im Klimaschutzkonzept aufgebauten Strukturen sehr gut genutzt werden, eineeffektive und dauerhafte Umsetzung mit einer regelmäßigen Fortschreibung desAktivitäten programms aus dem Klimaschutzkonzept wird damit sichergestellt.

Zwei fertiggestellte Projektenach den Klimaschutz-Vorgaben:oben der Neubau desKinderhortes Einstein im Passivhausstandard mit einemEnergieverbrauch von 15 kWhpro Quadratmeter und rechtsdie mustergültig sanierteVolksschule an der Sutt

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Wertstoff Holz

allgäuALTERNATIV

Eine Zeit lang war es still geworden um dasHolzForum Allgäu. Das soll sich nun unterdem neuen Vorstandsvorsitzenden Hugo Wir-

thensohn wieder ändern. Mit dem Ausstieg aus derAtomenergie bekommt auch das einheimische Holzwieder einen neuen Stellenwert.

Und der zieht sich durch die gesamte Wertschöp-fungskette: von den Waldbesitzern über die Säger, dieZimmerer und Holzbaubetriebe, die Schreiner, die Ar-chitekten und die Ingenieure. Es wird zwar keine Pu-blikums-Plattform mehr geben, wie es vor einigen Jah-ren die Holzbaumesse im Forum Allgäu war, aber zu-mindest den begehrten Holzbaupreis soll es schonbald wieder geben. Hugo Wirthensohn: »Die klassi-schen Messeauftritte sind nicht mehr zeitgemäß.«

Wichtiger sei es, die Medienarbeit zu verstärken unddie Internet-Präsenz zu verbessern. Da ist sich nichtnur der Vorsitzende sicher. Auch die Mitglieder habensich hinter diese Strategie gestellt. Beim »Denkertag«im Frühjahr wurde die Neuausrichtung des HolzFo-rums beschlossen.

In Sachen Internet wird eine bessere Vernetzungangestrebt. Vorbild könnte der Internet-Auftritt desEnergie- und Umweltzentrums Allgäu (eza!) sein.Vielfältige interaktive Möglichkeiten findet der Besu-cher auf dieser Seite. Soweit auf eza!-Seiten die The-matik Holz behandelt wird, strebt das HolzForum All-gäu Verlinkungen mit eza! an. Ein Newsletter soll dieInformationen im World-Wide-Web ergänzen. Dar-über hinaus wird die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert.

Allgäuer Wald und HolzEin Schatz in Zeiten der Energiewende

Foto: Van

Surksum

/ fo

tokees.de

Hugo Wirthensohn leitet die Geschicke des HolzForumAllgäu und will dem Allgäuer

Wald wieder zu mehr Beachtung verhelfen

Viel wird in Tourismus-Broschüren über die grünen Allgäuer Wiesen und die grandiosen Berge und die wunderschönen Seen geschrieben. Stiefmütterlich dagegenwird der Wald im Allgäu behandelt. Dabei ist sein Flächenanteil beträchtlich. In den unterschiedlichen Höhenlagen ist der Wald vielfältig. Genauso vielfältig ist der Wert unserer Wälder – besonders in Zeiten der Energiewende.Diesen Wert herauszustellen, hat sich das HolzForum Allgäu zum Ziel gesetzt.

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Fotos: Peter Elgaß

, Volker Wille, Holzforum

Allgäu e. V.

Der Holzbau-Preis ist dazu ein gutes Steuerungs-element. In diesem Wettbewerb kann auf Bestleistun-gen im Zusammenhang mit Holz hingewiesen wer-den. Gute Beispiele machen Schule!

Dass gerade in Zeiten der Energiewende die kur-zen Wege im Baubereich wie auch in der energeti-schen Verwertung immer wichtiger werden, steht au-ßer Frage. Im öffentlichen und privaten Bereich hatHolz am Bau in letzter Zeit enorm gewonnen. Nochimmer ist aber der Baustoff das »Allerwelts-Image«nicht ganz losgeworden. Das soll durch gezielte An-sprache der regionalen Politiker verbessert werden.

»Im Rahmen der Energiewende-Diskussion sollgemeinsam mit eza! versucht werden, ein allgäuweitesFörderprogramm zu etablieren mit dem Ziel, für Sa-nierung, Renovierung und Neubau eine verbesserteFörderung mit einem Regionalaspekt zu erreichen.Wer regionale Produkte regionaler Firmen verwendetund einbaut, bekommt ein günstigeres Darlehen odereine bessere Förderung. Dazu sollte das HolzForumbeauftragt werden, dieses über ein Siegel oder ein Zer-tifikat zu garantieren und zu überprüfen«, wünschtsich der Vorstandsvorsitzende Hugo Wirthensohn. Erdenkt dabei an die derzeit kursierenden Berichte, dassmit der Überprüfung der Standards nicht immer allesmit rechten Dingen zugeht.

Beim Denkertag stellten die Mitglieder fest, dassin der Vergangenheit zwar die richtigen Themen an-gerissen wurden, man sich dann aber doch öfter imDetail verzettelt hat. Das hat auch in der internenKommunikation zu Problemen geführt. Wirthensohn:»Zukünftig ist es notwendig, die inneren Strukturenzu verbessern. Es soll die Möglichkeit geschaffen wer-den, die Mitglieder gruppenspezifisch zu informieren,um Angebote gezielt weiterzuleiten.« Im HolzForumsind knapp hundert Unternehmen vereinigt, die abersehr unterschiedliche Interessen haben. Der Waldbe-sitzer hat nicht unbedingt deckungsgleiche Interessenwie ein Architekt. Das soll nun auch in der internenKommunikation abgebildet werden.

Das HolzForum ist ein Dachverband, der nachinnen die Kommunikation zwischen den Gruppen er-möglicht und nach außen die Lobbyarbeit, das Mar-keting und die Qualitätssicherung übernimmt.

Holzbau hat im Allgäu eine uralte Tradition.Holzhäuser aus vielen Jahrhunderten zeugen davon.Nach einer Phase des Experimentierens und Auspro-bierens mit allerlei neuen Bauverfahren und Materia-lien sollte sich das Allgäu noch mehr zurückbesinnenauf die alten Werte. Holz ermöglicht höchste Energie-Einsparungen in der Renovierung und erreicht her-vorragende Ergebnisse im Neubaubereich. Gerade ineiner Phase, in der die Menschen vermehrt versuchen,ihr Geld in bleibende Werte zu investieren, hat derHolzbau in allen Variationen große Chancen. MitBlick auf die Vollholz-Möbel in seinem Büro in Altus-ried bestätigt Hugo Wirthensohn, dass dieser Trendauch im Ausbau und bei den Schreinern angekommenist. Die »Wegwerf-Mentalität« der letzten Jahrzehntegeht dem Ende zu.

Das HolzForum Allgäu könnte also zwei Fliegenmit einer Klappe schlagen: einerseits den Trend zumEnergiesparen mit gezielter Information für die regio-nalen Kunden zu begleiten und gleichzeitig dem Bür-ger zu mehr Qualität und Service »aus einheimischerHand« zu verhelfen.

Dazu bedarf es einiger Vorzeige-Objekte, wie esdie hölzerne Freilichtbühne in Altusried oder der An-bau an das Landratsamt Oberallgäu in Sonthofen ist.Ein weiteres solches Highlight könnte schon bald dasGrüne Zentrum in Immenstadt werden. Dort sollenLandwirtschaftsschule, der Forst und auch das Holz-Forum Allgäu einziehen. Wenn es nach den zukünfti-gen »Bewohnern« und der Stadt Immenstadt geht,wäre das Grüne Zentrum als attraktiver Holzbau be-reits fertig und bezogen.

Leider haben noch nicht alle Ministerien in Mün-chen »grünes Licht« gegeben. Hugo Wirthensohn istaber guter Dinge, dass es bald soweit ist und dann ausdem neuen Haus starke Impulse kommen werden.

Die alten Berufe rund umsHolz garantierten jahr -hundertelang den guten Rufdes Naturbaustoffes Holz:Schreiner (ganz oben),Fassmacher (Mitte) undZimmerer (darunter)

Von der Holzernte über die Verarbeitung bis zurVer marktung reicht derWirkungsbereich desHolzForums

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Holz

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Wer immer noch die Meinung pflegt,Holzhäuser zu bauen, sei ausschließlicheine Marotte von Ökofreaks, der befin-

det sich auf dem Holzweg. Bauten aus Vollholz oderHolzständer-Konstruktionen sind wieder im Kommenund werden auch den Problemen künftiger Klima-wandel fertig. Holz ist ein unerschöpflicher, mit Son-nenenergie nachwachsender Rohstoff, der unter allen

Unser Allgäu ist eine waldreiche Region. In der Vergangenheitund Gegenwart spielte und spielt das heimische Holz als Baumaterial hier eine große Rolle. Neue Verarbeitungstechnikenhaben Holz für Energie-Sparer besonders attraktiv gemacht. Allgäuer Holzbau-Betriebe sind auf diesem Sektor führend.

Natur für MenschenVollholzhäuser zum Wohlfühlen

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Text: Annette MüllerFotos: Thomas Niehörster

anderen Baustoffen den geringsten Energieaufwandfür Herstellung und Verarbeitung benötigt. Der kurzeWeg vom Allgäuer Baubetrieb zum Allgäuer Nutzerspart nochmals Energie und schont die Umwelt.Wichtig: Sowohl beim Material als auch bei der Ver-arbeitung ist die Wertschöpfungskette regional.

Neben dem Weltrekord bei Wärmedämmwertenund einer damit verbundenen optimalen Energie-

Die Montage des Vollholzhauses geht schnell, denndie Bauteile sind vormontiert und aufbaufertig

Das Mattlihüs am Oberjoch istein Hotelanbau aus Vollholz. DieGäste schätzen es als Bio-Hotel

mit Wohlfühl-Atmosphäre

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bilanz bieten Holzhäuser gute Wohnqualität undWohngesundheit. Geborgenheit für sich und die Fa-milie zu schaffen, ist der Hauptantrieb für die meistenHausbauer. Allgäuer Massivholzhäuser bieten ein ho-hes Maß an Geborgenheit und Wohngesundheit. Manschlägt das Holz im Winter bei abnehmendem Mond.Weil es danach lange getrocknet wird, ist es immungegen Schädlinge und Pilze. Dach, Wände und Deckenwerden aus einem einzigen Material gebaut – ausHolz.

Im Sommer kühl, im Winter warm, verfügt dasMassivholzhaus über eine hervorragende Wärmedäm-mung, die eine Heizung so gut wie überflüssig macht.Holzhäuser bieten zudem eine fast hundertprozentigeSicherheit gegen Hochfrequenzstrahlen und – was diemeisten Menschen immer wieder erstaunt – höhereBrandschutzfaktoren als Ziegel- oder Betondecken, damassives Holz verkohlt und nur schlecht brennt. Weilbeim Errichten des Hauses weder Lösungsmittel, Kle-ber noch sonstige giftige Chemie zur Anwendungkommen soll, fühlen sich Allergiker im Massivholz-haus wohl.

Da im gut getrockneten Holz nur eine geringeRestfeuchte vorhanden ist, haben Schimmel undSchädlinge keine Chance. Holz speichert die Wärmewegen seiner geringen Wärmeleitfähigkeit und dämmtgegen die Kälte. So wird ein hervorragendes Raumkli-ma erzeugt. Die Wände bleiben ungehindert atmungs-und diffusionsfähig. Das bedeutet: Eine erhöhteFeuchtigkeit im Raum wird vom Holz aufgenommenund bei zu geringer Luftfeuchtigkeit wieder abgege-ben. Der Naturbaustoff Holz schafft eine natürliche

Wohnumgebung und damit eine innere Harmonieund Lebensqualität, enthält er doch die Kraft von un-zähligen Sonnenstunden.

Wir kennen gerade im Allgäu und im benachbar-ten Walsertal Häuser aus Holz, die 300 bis 400 Jahrealt sind, also viele konventionell gebaute Häuser längstüberlebt haben. Holzblock und darüber die kleinenAllgäuer Rundschindeln verarbeitet – so wurde beiuns jahrhundertelang gebaut. Heute haben sich dieTechniken gewandelt, das Prinzip ist aber immergleich geblieben.

Bauteile aus elastischem Holz können nicht nurvertikale Kräfte, sondern auch horizontale Kräfte auf-nehmen und sind damit erschütterungssicherer alsHäuser aus Ziegeln oder Beton. Mit Holz werden nichtnur Privathäuser gebaut, sondern auch Firmenbautenund Hotelanlagen. Mittlerweile wurden sogar mehr-geschossige Holzhäuser errichtet wie das mehrstöckige»E3« in Berlin. In Kanada werden sogar gesamteWohnanlagen allein mit Holz gebaut. Vom Blockhausbis zu Häusern im Fertigbau produziert heute einegroße Bandbreite von heimischen Herstellern, überdie man sich im Internet bestens informieren kann.Googeln Sie einfach »Holzhaus + Allgäu«.

Ein Blick »in die Kulisse«: So sind die Wände inklusiveDämmung aufgebaut

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Kempten. Fuchstal. Wenn Sägemehl und Hobelspäne zuHeizpellets verarbeitet werden, entsteht aus Reststoffen ein um-weltfreundlicher und hochwertiger Brenn stoff. Die Unterneh-mensgruppe Dorr und der Biomassehof Allgäu eG sorgen nundafür, dass dies auch weiterhin in Bayern geschieht. Zusammengründeten sie die Dorr-Biomassehof GmbH & Co. KG, die imAugust von der Holzwerke Pröbstl GmbH komplett ein Pel-letswerk bei Landsberg übernimmt. Jährlich werden bis zu 58.000 Tonnen Pellets produziert, umden süddeutschen Raum mit HOLZ ARENA Pellets zu versor-gen. Mit der Produktionsanlage will man nicht nur vom abseh-baren Pelletsboom profitieren, sondern auch dieWertschöpfungkette Wald-Holz-Energie in der Region haltenund ausbauen.

Laut Peter Schweinberg, dem Geschäftsführer der Dorr-Biomassehof GmbH & Co. KG, ist eine Pelletsherstellung nurdann nachhaltig und versorgungssicher, wenn sie auch in derRegion stattfindet. So wird mit dem Kauf des Pelletswerks au-ßerdem das letzte große mittelständische Sägewerk in Süd-deutschland, die Holzwerke Pröbstl GmbH, gestützt. Die neueDorr-Biomassehof GmbH & Co. KG ist zudem auch direkt amSägewerk Pröbstl beteiligt.»Wir haben eine Win-win-Situation. Das Sägewerk Pröbstl

steht direkt neben unserer Anlage. Es sägt Holz aus einem Um-kreis von 70 Kilometern und versorgt unser Pelletswerk sichermit Sägemehl und Hobelspänen. Und wir stützen somit im In-teresse vieler Waldbesitzer ein Sägewerk in nächster Nähe«, soPeter Schweinberg.

Während die Gas- und Ölpreise explo-dierten, blieben die Pelletspreise seit Jah-ren weitgehend konstant. Wer heute mitPellets heizt, spart zwischen 30 und 50Prozent seiner Heizkosten. Dennoch können die deutschen Pel-

letshersteller ihre stetig wachsenden Ka-pazitäten bis jetzt noch nicht vollauslasten, weil viele Haushalte, Firmenund Kommunen zögern, sich Pelletshei-zungen anzuschaffen. Doch ist mit weitersteigenden Ölpreisen eine Wende inSicht, zumal in Deutschland seit dem 15. August Pelletsheizungen mit demMarktanreizprogramm verstärkt geför-dert werden.Beim Biomassehof Allgäu in Kemp-

ten spürte man schon früh diesen Um-schwung. Gut 40 Prozent aller deutschenPelletsheizungen stehen im PelletslandBayern. In ihren ersten Jahren verkauftedie regional verankerte Genossenschaftaus Waldbesitzern, forstlichen Zusam-menschlüssen, Förstern, Unternehmern,Privatpersonen und Kommunen überwie-gend selbstaufbereitete Hackschnitzelund Scheitholz. Doch dann wurden dieerstklassigen Heizpellets vom SägewerkPröbstl zum Verkaufshit. Derzeit werden 4000 Kunden belie-

fert. Grund genug für die umtriebige Ge-nossenschaft mit einem gut aufgestelltenKoinvestor, der Dorr Unternehmens-gruppe, die Dorr-Biomassehof GmbH &Co. KG zu gründen und die Pelletie-rungsanlage gleich selbst zu überneh-men. Die mittelständische DorrUnternehmensgruppe aus Kempten en-gagiert sich neben Abfallentsorgung und-Logistik sowie Wertstoffrecycling,schon seit geraumer Zeit für regenerativeEnergien und den Einsatz des nachwach-senden Rohstoffs Holz. Insgesamt geht es darum sich mit

einem Netzwerk aus mittelständischenUnternehmen und Genossenschaften so-lide für die Zukunft aufzustellen. DiesesZiel verfolgt die im letzten Dezember ge-gründete Energiewende Allgäu GmbH(EWA). Die EWA hat sich zum Ziel ge-setzt, dass die heimische Wirtschaft zu-sammen mit kommunalen Betrieben undInstitutionen, innovative Energieprojekteim Allgäu durch eigene »Kräfte aus derRegion« umsetzt. Sinnvolle Allgäuer Un-ternehmensnetzwerke sollen sich wettbe-werbs- und durchsetzungsstarkge gen über Konzernen außerhalb des All-gäus aufstellen, damit die Wertschöpfunghier bleibt.

»In der Sägeindustrie und auf demPelletsmarkt schlucken wie wild großeHersteller die Kleinen. Wir wollen nicht,dass mit unserem Holz dasselbe passiert,wie beim Öl und Gas und schließlichMonopole den regionalen Herstellernund Kunden die Preise diktieren. Da hilftnur eines: Wir machen es selbst! Mit HOLZ ARENA Pellets kaufen

Pelletskunden nun nicht nur ein CO2-neutrales Brennmaterial, sondern sicherndie energetische Unabhängigkeit ihrerRegion«, so Hugo Wirthensohn, Auf-sichtsratvorsitzender der BiomassehofAllgäu eG.

Schlafender Riese Pelletsmarkt weckt Begehrlichkeiten

Allgäuer Pellets-Power!Unternehmensgruppe Dorr und Biomassehof Allgäu kaufen Pelletswerk bei Landsberg: Erstes Großprojekt der Allgäuer Wirtschaft im Rahmen der Energiewende Allgäu GmbH!

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Die einzige Organisation der Allgäuer Holzwirtschaft,in der alle Bereiche der Wertschöpfungskette vertretensind: Vom Staatsforst und Privatwaldbesitzer überSäger, Zimmerer, Holzbauunternehmer und Schreinerbis hin zum Architekten.

Was wir tun- Förderung der heimischen Holzwirtschaft- Aufbau neuer Absatzmöglichkeiten - kostensparende und sinnvolle Produktiondurch optimale Zusammenarbeit der Mitglieder

Was wir erreichen- Gewährleistung der hohen Qualitätsansprüche- hochwertige und langlebige Produkte- Umweltschutz durch Nachhaltigkeit

Holzforum Allgäu e.V.Bauen – Wohnen – Leben

Fordern Sie jetzt weitere Informationen an!

Holzforum Allgäu e.V. Riederau 1 • 87437 Kempten Tel. 08362 - 941026 Fax 08362 - 39462E-Mail: [email protected]

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Jubiläum

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Der Erfolg der vergangenen zehn Jahre bestä-tigte die Idee. Viele hochwertige Sanierun-gen und Neubauten sind zum Aushänge-

schild für das Allgäu geworden, und Bauherren undHausbesitzer finden hier leicht einen kompetentenPartner. Heute haben sich über 130 Betriebe aus demganzen Allgäu und darüber hinaus zu einem Energie-kodex, zu Qualitätssicherung und zu Weiterbildungverpflichtet und dürfen das eza!-partner-Logo ver-wenden. Vertreten sind alle Branchen aus dem Bau-bereich: Heizungsbauer, Zimmerer, Architekten, Inge-nieure, Planer, Baufirmen und Fensterbauer.

Zentrales Element für das Netzwerk ist die Qua-litätssicherung für alle eza!-partner. So muss jedereza!-partner an regelmäßigen Weiterbildungen teil-nehmen, regelmäßig neue Referenzprojekte einreichenund sich vor allem auch der laufenden Bewertungdurch die eigenen Kunden unterziehen. Dafür hat eza!eine Internetplattform und eine kostenlose Telefon-nummer eingerichtet, um so stets einen Überblicküber die Leistungen der eza!-partner zu haben. Mit-gliedsbetriebe, die die Qualitätsvorgaben des Netzwer-kes nicht mehr erfüllen, müssen ausscheiden.

Der Erfolg des Netzwerkes eza!-partner hat sichin Deutschland herumgesprochen. Einige Netzwerke

in anderen Regionen wurden aufbauend auf den Er-fahrungen im Allgäu und mit einem Coaching durcheza! gestartet, so beispielsweise in Bremen, Hannoveroder Hildesheim. Und auch bundesweit ist die Bedeu-tung der Qualitätssicherung erkannt worden: Baustel-lenkontrollen und Stichproben bei den Förderpro-

»Bauen und Sanieren – mit eza!-partnern geht es leichter« – mit diesemMotto startete eza! (Energie- & Umweltzentrum Allgäu) vor zehn Jahrendas Netzwerk eza!-partner. Die Grundidee war, dass mit einem solchenNetzwerk qualifizierte Fachleute von den Kunden leichter gefunden werden können, denn bereits damals war dies eine der häufigsten Fragen in den Energieberatungsstellen von eza!

Experten im Netzwerkeza! beispielhaft in Deutschland

Zehnjähriges Bestehen feiertedas eza!-Partner-Netzwerk heuer.Es bietet Rat und Tat für Groß(die Stadt Kempten, Foto oben)und Klein (bastelfreudige Kinder,

Foto oben rechts)

European Energy AwardDie folgenden Städte und Gemeinden machen aktuellbeim European Energy Award (eea) mit. Diejenigen unterden teilnehmenden Kommunen, die bereits ein externesAudit erfolgreich gemeistert haben und mit demEuropean Energy Award ausgezeichnet wurden, oder inKürze ausgezeichnet werden, sind gekennzeichnet (�).Die übrigen arbeiten bei ihrer Teilnahme noch auf daserste externe Audit und die mögliche Auszeichnung hin(und werden diese voraussichtlich auch bald erreichenkönnen):

��Wasserburg (Bodensee)��Wildpoldsried��Pfronten��Sonthofen��Bad Grönenbach

��Scheidegg��Buchenberg��Ottobeuren��Kempten

Fotos: eza!

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Theoretische und praktischeAufklärung durch zertifizierteeza!-partner finden seit zehnJahren regen Anklang

grammen von KfW und BAFA zeigen die Notwendig-keit von Qualitätssicherung auf. Denn oft stimmen dieQualität der Planungen und Berechnungen sowie derAusführungen auf den Baustellen nicht mit den heu-tigen Anforderungen an energieoptimiertes Bauenund Sanieren überein.

Daher haben sich die Bundesregierung und dieKfW entschlossen, eine bundesweite Expertendaten-

bank für Bundesförderprogramme bei der DeutschenEnergieagentur (dena) aufzubauen. Diese Experten-datenbank baut dabei vor allem in Bezug auf die Qua-litätssicherung auch auf den Erfahrungen von eza! auf– und eza!-partner erfüllen alleine über ihre Mitglied-schaft im Netzwerk die Vorgaben der bundesweitenExpertendatenbank und werden dort ohne Kostenund Aufwand übernommen.

Klimaschutzkonzepte im Allgäu

� Allgäu GmbH: Projekt Energiezukunft Allgäu � Kempten � Memmingen

� Landkreis Lindau (nur Landkreis noch in Arbeit)

� Grünenbach� Heimenkirch� Hergensweiler� Lindau� Lindenberg� Maierhöfen� Oberreute� Scheidegg� Stiefenhofen� Wasserburg� Weiler-Simmerberg� Weißensberg� Nonnenhorn

� Landkreis Ostallgäu (anderer Name für das Konzept – heißt im Lkr. OAL aus förder technischen Gründen Energie-Masterplan)

� Buchloe � Günzach � Obergünzburg � Pfronten � Landkreis Unterallgäu� Babenhausen� Bad Grönenbach� Bad Wörishofen� Mindelheim� Ottobeuren� Pfaffenhausen� Kronburg � Lautrach � Legau � Markt Rettenbach � Winterrieden

� Landkreis Oberallgäu� Immenstadt� Altusried � Bad Hindelang � Blaichach � Buchenberg � Durach � Fischen � Haldenwang � Sonthofen � Sulzberg � Oberstaufen � Oy-Mittelberg � Wiggensbach � Wildpoldsried

Die erfolgreiche Arbeit der eza! lässt sich auch an der langen Liste der kommunalen Beratungen in SachenKlima schutzkonzepte im Allgäu ablesen. Die folgendenStädte und Gemeinden haben bereits Klimaschutz -konzepte zusammen mit eza! erstellt (�) oder arbeiten

aktuell an einem Klimaschutz konzept. In den Orten mitschwarzem Häkchen (�) sollen die Klimakonzepte im Laufe des Jahres 2012 fertiggestellt werden. Die Orte mit weißem Häkchen (�) haben bereits einen Förderantraggestellt.

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5. Allgäuer Passivhaustageam 27. und 28. Oktober 2012

geöffnet von 9.30 bis 17 Uhr

im FORUM MindelheimTheaterplatz 1

87719 Mindelheim

Eintritt frei!

- Partnerim Überblick

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eza!-Partner

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Photovoltaik

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Die Solarenergie spielt bei der Umsetzung derEnergiewende eine ganz besondere Rolle. Sosieht das Energiekonzept der Staatsregierung

eine Vervierfachung des Solarstroms von vier auf 16Pro zent der bayerischen Energieerzeugung bis 2020 vor.Und auch in der Solarthermie – die Umwandlung derSonnenenergie in nutzbare thermische Energie – sinddie ungenutzten Potenziale für Wärmeerzeugungnoch riesig. Um diese Potenziale für Wärmeerzeugungzu aktivieren, ist das Engagement der Gemeinden undvieler Initiativen in ganz Bayern notwendig. Mit der

Die Allgäuer SolarmeisterRettenbach – das Dorf der Sonnenfänger

Text: Annette MüllerFotos: Thomas Niehörster (3), Volker Wille (1)

Foto von links: Thomas Frey (Regionalreferent für Schwabendes BUND), Martin Sambale (Ge schäfts führer eza!), RudolfMeinl (Energieteamleiter und stellvertretender Bau amts leiterBad Grönenbach), Bürger meister Wilhelm Fischer (Retten -bach am Auerberg), Michael Krum böck (Leutkirch) und Land -rat Johann Fleschhut, der die Meisterschalen überreichte

»Allgäuer Solarmeisterschaft« wird dieses Engagementvor Ort ausgezeichnet.

Trotz harter Konkurrenz hat es die 820-Seelen-Gemeinde Rettenbach am Auerberg im Ostallgäu wie-der geschafft und konnte den ersten Platz aus demVorjahr verteidigen. Rettenbach ist nicht nur wieder»Allgäuer Solarmeister« geworden, sondern liegt auchaktuell in der deutschlandweiten Solarbundesliga, dievon Rettenbach bereits viermal gewonnen wurde, anfünfter Stelle.

»Die Bundesliga wieder zu ge winnen, wirdschwierig sein, da kleinere Orte es naturgemäß leichterhaben, eine prozentual höhere Auslastung zu errei-chen«, merkt Bürgermeister Wilhelm Fischer an.Doch hat Rettenbach erst ein Drittel seines Potenzialsausgeschöpft. »Wir müssen noch einige Überzeu-gungsarbeit leisten. Viele Bürger wissen noch nicht,dass man mit Solarkraft auch heizen kann. Zudemzählen wir bei Neubauten auf das Heizen mit der bis-her weniger bekannten Erdwärme.« Bürgermeister Fi-scher ist überzeugt, dass Rettenbach am Auerberg in15 Jahren energieautark sein wird. Sogar eine Rapsöl-Tankstelle gibt es im Ort. »Die Zukunft muss heißen:keine fossilen Energien für unseren Wohlstand.« Dasgehe auch ohne Windkraft, die mittlerweile ganzeDorfgemeinschaften spaltet.

Auch Vizemeister Görisried konnte sein Ergebnisvom Vorjahr wiederholen. Die Gemeinde Legau, zwi-schen Kempten und Memmingen gelegen, verdrängtedie Gemeinde Ruderatshofen vom dritten Platz. Einekleine Sensation gelang der Gemeinde Dirlewang, diees von Platz 60 auf Platz 5 der Gesamtwertung schaff-te. Der als »Durniwanc« bereits 919 n.Chr. erwähnteMarkt gewann u.a. 1980 auch den ersten Preis in sei-ner Kategorie beim Wettbewerb »Unser Dorf sollschöner werden«. Dirlewang grenzt an die beidenZentren Mindelheim und Bad Wörishofen. »Energie-wandel beginnt beim Sparen«, ist die Überzeugungvon Bürgermeister Alois Mayer. Dirlewang hat zwar

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einen großen Vorsprung in der Umsetzung von Solar-energie, Mayer sieht jedoch auch Windkraft und ins-besondere die Energiegewinnung durch Erdwärme alsZukunftsprojekte.

Weniger mag er Biogasanlagen, die einerseits dasAllgäuer Landschaftsbild verschandeln, andererseitsdurch Monokultur wertvollen Boden vereinnahmenwürden. Als einen weiteren wichtigen Aspekt derEnergiewende sieht der Dirlewanger Bürgermeisterdie Speicherung von Energie. Probleme, ein Windradaufzustellen, hat er nicht, wenn denn der Regionalver-band endlich geeignete Standorte ausweisen würde:»Die nachfolgenden Generationen wachsen mit demAnblick von Windrädern in der Landschaft auf, für siewird das Alltag sein.«

Bei der Meisterfeier in Rettenbach am Auerbergwurden die Allgäuer Solarmeister öffentlich geehrtund bekamen ihre Meisterschalen überreicht. Siegerin der Kategorie Mittelstädte wurde Leutkirch. DieVeranstalter, der Bund Naturschutz und das Energie-und Umweltzentrum Allgäu (eza!), zeigten sich überdie ungebrochen große Resonanz bei der Meister-schaft mit 73 teilnehmenden Städten und Gemeinden(zwei mehr als im Vorjahr) sehr zufrieden. ThomasFrey, Regionalreferent für Schwaben beim Bund Na-turschutz, sieht die entscheidenden Hebel für die Um-setzung der Energiewende neben der Solarenergie imBereich der Energieeinsparung, der Windenergie undder Kraft-Wärme-Koppelung. »Die Flüsse haben beider Energiewende ihren Dienst bereits getan«, weistFrey darauf hin, dass seiner Meinung nach schon einPotenzial von 90 Prozent der bayerischen Flüsse undWildbäche ausgeschöpft ist. Die Wildflussgebiete sindheute die am meisten gefährdeten Biotope.

Infos: www.allgaeuer-solarmeisterschaft.de

Links: das Zentrum vonDirlewang – beim Solar-Wett bewerb von Platz 60auf Platz 5 aufgestiegen!Unten: Alter und neuerAllgäuer Solarmeisterwurde Rettenbach im Ostallgäu

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Stromsparen

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Die Ära der Glühlampen geht zu Ende. Nachden 100- und 75-Watt-Modellen verschwan-den zum 1. September 2012 auch die Glüh-

lampen mit einer Leistung von bis zu 60 Watt aus denVerkaufsregalen. Im Angebot dürfen nur noch Birnengeführt werden, die weniger als 25 Watt verbrauchen.

Die energieeffizienten Nachfolger stehen bereit:Energiesparlampen zum Beispiel gibt es in vielen For-men und Lichtfarben. Wer warmes, gemütliches Lichtwünscht, wählt eine Farbtemperatur von 2700 Kelvinoder weniger. Sparlampen sollen eine Brenndauer vonbis zu 10.000 Stunden halten. Das ist zehmal länger alsdie herkömmliche Glühbirne. Aber es gibt noch an-dere Alternativen: Sogar bis zu 15.000 Stunden Brenn-dauer sollen die neuen LEDs (Licht emittierende Di-oden) erreichen, deren stetige Weiterentwicklung siezu einer interessanten Alternative macht. AllgäuAL-TERNATIV hat bei einem regionalen Anbieter nachden aktuellen Preisen gefragt. Armin Demmeler vonder Yes-Company GmbH in Mauerstetten: »DerRichtpreis für eine 7-Watt-Globe, die etwa einer her-kömmlichen 40-Watt-Lampe gleichkommt, liegt beica. 30 Euro. Der Richtpreis für eine 10-W-Globe, dieetwa eine 60-Watt-Birne ersetzt, kostet zwischen 40und 45 Euro.« LEDs sind wahre Energiesparwunderund überstehen auch häufiges Ein- und Ausschaltenohne Probleme.

Ganz aktuell berichtet Panasonic von einer Neu-entwicklung: Die LED-Lampe Nostalgic Clear hat eineneue Lichtstreuungs- und Wärmestrahlungstechnolo-gie und liefert das gleiche helle Licht wie eine klassi-sche 40-W-Glühbirne. Der Hersteller verspricht eineEnergieeinsparung von etwa 84 Prozent. Bei der Le-bensdauer spricht Panasonic sogar von rund 40.000Stunden. Der unverbindliche Verkaufspreis liegt beica. 38 Euro.

Der »Kleine Ratgeber für den Lampenkauf«, dendie Initiative Stromeffizienz der Deutschen Energie-Agentur (dena) herausgibt, zeigt Verbrauchern, wor-auf es bei der Auswahl der richtigen Beleuchtung an-kommt. Zu finden unter www.stromeffizienz.de imInternet.

Aus für StromfresserDie effizienten Alternativen sind schon da

LEDs für den Haushalt: Nur Fassung und Form erinnern noch an die klassische Glühlampe

Fotos: Yes-Com

pany GmbH

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Meldungen

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Ideal für Stromsparfüchse sind So-laranlagen zur Hausnetz-Einspei-sung. Solche Anlagen werden in-zwischen schon fix und fertig zurSelbstmontage angeboten. Bei derHausnetz-Einspeisung erzeugendie Anwender ihren eigenenStrom und können ihn direktselbst verbrauchen.

Unternehmer, die ihre Solar-Dächer als Einnahmequelle be-treiben, geraten zunehmend in dieKritik. Sie müssen sogar fürchten,dass ihre Zulieferung zu bestimm-ten Zeiten gestoppt wird, wennbeispielsweise Sonne und Windgleichzeitig viel Strom erzeugen,die Menge aber nicht gebrauchtwird.

Bei der Hausnetz-Einspei-sung wird der Strom nicht, wie üb-lich, nach den Richtlinien des Er-neuerbaren Energie Gesetz (EEG)ins Netz eingespeist und an denEnergie-Versorger verkauft. Viel-

mehr wird hier der Strom direkt insHausnetz eingespeist und selbstverbraucht. Somit verringert sichder Jahreseinkauf um die erzeugteMenge. Die selbst erzeugte Strom-menge gibt es quasi zum Nulltarif.Und genau diese selbsterzeugteStrommenge muss nicht mehrbeim Energie-Versorger zum übli-chen Tarif eingekauft werden.

Die Komplett-Anlagen gibt esinzwischen von mehreren Anbie-tern. Sie bestehen aus unterschied-lich vielen Solarmodulen und einemNetzwechselrichter mit Schutzein-richtung (ENS). Über eine ganznormale Steckdose wird das hausei-gene Stromnetz erreicht. Heizungs-pumpen, Kühlgeräte, Telefon undsonstige Verbraucher können beientsprechendem Sonnenscheinpraktisch über die eigene Solaranla-ge mit Strom versorgt werden. DieMontage der Solarmodule kann aufdem Garagendach, an der Haus-

Solarstrom über die Steckdose laden

Aus Sonnenlicht lässt sich nichtnur Elektrizität, sondern auchWärme gewinnen. Diese soge-nannten thermischen Solaranlagennutzen die Kraft der Sonne zur Er-zeugung von warmem Wasser fürBad, Küche und die Heizung. DieAnlagen bestehen aus drei Kom-ponenten: einem Kollektor, der dieWärme der Sonnenstrahlen ein-fängt, einem Speicher für das er-wärmte Wasser und einer Steuer-einheit, die den Ablauf regelt. Beiden Kollektoren unterscheidetman Röhrenkollektoren undFlachkollektoren.

Laut dem europäischen Güte-siegel »Solar Keymark« hat der neuentwickelte Kollektor Aqua Plasmavon Paradigma den höchsten Wär-meertrag. Die Vakuum-Röhren-kollektoren sind insbesondere imFrühjahr, Herbst und Winter effi-

zienter als die häufig verwendetenFlachkollektoren. Dazu kommtnoch eine neuartige Antireflex-Be-schichtung, die den Wirkungsgradnoch einmal deutlich erhöht. »Dieneue Beschichtung verbessert dieTransmission beim Eindringen derSolarstrahlung in die Röhren, dasheißt, sie lässt die Strahlen nochbesser durch«, erklärt ThomasWagner, der bei Paradigma als Ge-bietsmanager für das Allgäu tätigist.

Für Wagner haben die thermi-schen Solaranlagen von Paradigmanoch einen weiteren wesentlichenVorteil: Sie verwenden als Mediumfür den Transport der Wärme vomKollektor zur Verbrauchsstellenicht das sonst übliche Frostschutz-gemisch, sondern reines Wasser.Vertrieben werden die thermischenSolaranlagen von Paradigma nur

Die Sonne macht das Badewasser warm

über ausgewählte Partnerbetriebeim Allgäu. Die Adressen der Part-ner sind auf der Internetseitewww.paradigma.de zu finden.

Die autarke Solaranlagebesteht aus den Modulenund dem Netzwechsel -richter. Ist die Anlagemontiert, wird Strom direktins Hausnetz geladen

Schematische Dar stel lung einer Röhrenkollektor-Anlage mit Anbindung an denWarmwasserkessel unddie Verbraucher im Haus

wand, auf dem Gartenhaus oder aufdem Hausdach erfolgen.

Die Anlagen werden alsKomplett-Bausatz geliefert. Je nachModul-Anzahl und Ausstattungliegt der Preis für Hausnetz-Ein-speise-Anlagen zwischen 1850 und4000 Euro (netto). Inzwischenwerden die Anlagen sogar bei ebayangeboten. Wer allerdings auf Ser-vice Wert legt, sollte sich an Anbie-ter im Allgäu wenden. Auf derFestwoche in Kempten trat die Fir-ma proTerra aus Memmingen miteinem Komplett-Angebot auf.

Fotos: proTerra, Archiv

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Meldungen

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Informationen aus erster Hand für Hausbesitzer

Allgäuer Passivhaustage in Mindelheim27. und 28. Oktober 2012

Ein Passivhaus bietet seinen Bewohnern im Winter wie im Sommerhöchsten Wohnkomfort und Behaglichkeit, ohne jedoch dafür einenergieintensives herkömmliches Heiz- oder Kühlsystem zu benöti-gen. Nach dem Motto »Die Energie, die nicht verloren geht, brauchtauch nicht erzeugt zu werden« zeichnet sich das Passivhaus durchseine sehr gute Wärmedämmung und Dichtheit aus und bietet gleich-zeitig dank seiner hocheffizienten Komfortlüftung permanent frischegesunde Luft ohne Wärmeverluste.

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, wenn ich ein Pas-sivhaus bauen will? Oder: Wenn ich ein Haus besitze, das ein biss-chen in die Jahre gekommen ist, was muss ich sanieren, um meineHeizkostenrechnung zu drücken, ohne dabei allzu viel investieren zumüssen? Wie jeder sein Zuhause auf den optimalen Stand bringt, dasschätzen die eza!-Energieberater ganz individuell und fachkompetentan den beiden Passivhaustagen ein. Darüber hinaus sind rund 50Vorträge, Vorführungen und Diskussionsrunden zu allen Aspektenrund um Passivhaus, Plusenergiehaus und energieoptimiertes Bauenund Sanieren vorgesehen.

Bei den Allgäuer Passivhaustagen präsentieren viele Firmen ihreDienstleistungen und Produkte fürs energieoptimierte Bauen undSanieren.

5. Allgäuer Passivhaustage28. und 29. Oktober 2012geöffnet jeweils von 9.30 bis 17 UhrForum MindelheimTheaterplatz 187719 MindelheimEintritt frei

14. Allgäuer Altbautage in Kempten23. und 24. Februar 2013

Am Objekt kann man sich viele Sanierungsmaßnahmen einfach besservorstellen: Rund 90 Aussteller zeigen Neuheiten und bewährte Technikenrund um Bau und Sanierung. Die kostenlose Energieberatung durch dieeza! wird bei den Altbautagen sehr geschätzt. Hausbesitzer und Bauher-ren informieren sich über Förderprogramme, Sanierungsvorschläge,Heiztechniken und regenerative Energien bei den zahlreichen zertifizier-ten Energieberatern. Die Beratung ist neutral und kostenlos. Wie im letz-ten Jahr wird es Live-Sanierungen im Aktionszelt geben. Anschaulichwird gezeigt, wie Wärmedämm-Maßnahmen an Fassade und Dachdurchgeführt und Fenster fachgerecht eingebaut werden.

23. und 24. Februar 2013Auf dem Gelände der Hochschule Kempten Bahnhofstraße 61-6387435 KemptenÖffnungszeiten: 9.30 bis 17 UhrEintritt frei

Foto: eza!

Foto: eza!

Das Energie- und UmweltzentrumAllgäu (eza!) hat sein neues Bil-dungsprogramm vorgestellt. Einegroße Bandbreite an Kursen wirdim Herbst und Winter angeboten.Es findet sich Altbewährtes und

Neues eza!-Bildungsprogramm ist fertigNeues. Beispielsweise spielt die In-formation über veränderte gesetz-liche Bestimmungen eine großeRolle. Die Zielgruppe sind über-wiegend Architekten, Planer undHandwerker, die technisch undrechtlich auf dem aktuellen Standbleiben wollen. Aber auch interes-sierte Laien finden immer wiederInformationen bei den eza!-Kursen.Aufbauend auf die Ausbildung zumEnergieberater über Passivhauspla-ner und Passivhaushandwerkergreifen mehrere Fachseminare ak-tuelle gesetzliche Neuerungen undTrends auf. So wird zum Beispiel

im Seminar »EnEV 2012 – was istneu?« kompakt erläutert, auf wassich Planer und Energieberater beiihrer täglichen Arbeit einstellenmüssen, und das Seminar »Woh-nungslüftung nach DIN 1946-6«macht fit für die Lüftung. EinHighlight für alle, die sich umfas-send weiterbilden und dabei Geldsparen wollen: Vier Fachseminaremit Aufbauwissen für Energiebe-rater und Planer können zum Son-derpreis als Seminarpaket gebuchtwerden. Das Programm kann perE-Mail bei [email protected] ange-fordert werden.

In Fachseminaren bietet eza! Kompakt -wissen über gesetzliche Neuerungen an

Die richtige Däm mung,der nach haltigeMaterial ein satz und diespar same Heizung ste-hen im Mittel punkt derInfo-Veranstaltungen

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Acht Meter hoch ist dasWindrad, das in der Zentral-schweiz Strom für eineSchneekanone erzeugt

Foto: EKZ

Alle Jahre ist es wieder so weit:Wenn es Ende November, AnfangDezember draußen dunkel wird,beginnt an und in den Häuserndas Glitzern, Blinken und Leuch-ten. Lichterketten, der strahlendeChristbaum, Balkon-Illuminationund beleuchtete Nikoläuse an denFassaden entfalten ihr strahlendesEigenleben. Was im Januar bleibt,sind die Stromrechnung und meis-tens ein paar gute Vorsätze, imneuen Jahr etwas sparsamer zusein.

Wer dabei noch ein wenigUnterstützung braucht, kann aufden »Öko-Haushaltsplaner« zu-rückgreifen, den die Sparkassen-Finanzgruppe allen Verbrauchernkostenlos zur Verfügung stellt. DieBroschüre hilft, Stromfresser imHaushalt zu identifizieren, undgibt Tipps, wie man seine Energie-bilanz verbessern kann. Gerade in

der kalten Jahreszeit kann man miteinigen Grundregeln des richtigenHeizens sowohl die Umwelt alsauch den Geldbeutel schonen –und so doppelt die guten Vorsätzein die Tat umsetzen. Wer möchte,kann die ersparten Groschen dannohne schlechtes Gewissen in üppi-ge Weihnachtsbeleuchtung umset-zen. Auch bei den Haushaltsgerä-ten lässt sich sparen. Für die »weißeFlotte«, also Kühl- und Gefrier-schrank, Herd, Waschmaschineund Geschirrspüler, bietet derHaushaltsplaner Checklisten zumSparen bei den Großverbrauchern.Es kann sogar sinnvoll sein, ein al-tes, noch funktionierendes Gerätdurch ein neues, modernes zu er-setzen. Eine neue Wasch- oderSpülmaschine benötigt zwischen30 und 40 Prozent weniger Stromals ein 20 Jahre altes Gerät – undspart zudem noch Wasser.

Im Zentralschweizer Skigebiet Sat-tel-Hochstuckli produziert seitzwei Jahren an der Talstation einWindrad Strom. Die Betreiber set-zen bei der sehr energieintensivenHerstellung von Kunstschnee auferneuerbare Energien. Es ist dieDemons trationsanlage für ein ge-meinsames Projekt mit den Elek-trizitätswerken des Kantons Zü-rich (EKZ) und dem Elektrizitäts-werk des Bezirks Schwyz (EBS).

Um den Durst aller Schnee-kanonen in der Schweiz zu stillen,ist nicht nur sehr viel Strom, son-dern auch eine Wasser-Menge er-forderlich, die dem Verbrauch ei-ner Stadt mit 1,5 Millionen Ein-wohnern gleichkommt. Zumindestbeim Betrieb sollen die Schnee-kanonen umweltfreundlicher wer-den. Das ist die Überzeugung desE-Werkes. Beim acht Meter hohenKraftwerk handelt es sich um ei-

nen sogenannten H-Rotor, der»ökologisch hochwertigen Strom«produziert, wie die EKZ mitteilen.Anders als bei herkömmlichenWindanlagen bewegen sich dieschmalen Flügel des H-Rotorsnicht um die horizontale, sondernum die vertikale Achse. Der H-Ro-tor ist deshalb nicht auf den erstenBlick als Windanlage zu erkennen.Laut EKZ haben H-Rotoren gegen-über anderen Windrädern bedeu-tende Vorteile: Sie sind kleiner underzielen bessere Wirkungsgrade,sind geräuscharm und werfenkaum Schatten. Zudem sind dieFlügel für Vögel ungefährlich.

Das Demonstrationsmodellproduziert eine Leistung von dreiKilowatt, während größere Modellebis zu 40 Kilowatt erzeugen. Ge plant ist, im Skigebiet Sattel-Hochstuckli für den Betrieb derBeschneiungsanlagen weitere H-

Schweiz: Windenergie für Schneekanonen

Wenn nicht nur ein Lichtlein brennt

Rotoren aufzustellen, die pro Jahrinsgesamt rund 180.000 Kilowatt-stunden Windstrom erzeugen sol len. Bisher, so EBS und EKZ, hat noch kein Interessent aus All-gäuer Skigebieten angeklopft undsich nach den Leistungsdaten derWind-/Schneekanonen-Kombi er-kundigt.

»Mein Öko-Haushaltsplaner«gibt es kostenlos über www.geld-und-haushalt.de. Telefonische Be-stellungen unter 01801/547490oder postalisch bei Geld und Haus-halt – Beratungsdienst der Sparkas-sen-Finanzgruppe, Postfach 110740in 10837 Berlin.

Der Öko-Planer würde bei solchüppiger WeihnachtsbeleuchtungWarnsignale abgeben

Foto: Volker Wille

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Weitere zwei Jahre wird das For-schungsprojekt eE-Tour Allgäu un-ter dem Titel econnect in Oberst-dorf fortgeführt.

Dieses Forschungsprojekt istbundesweit angelegt und wird vomBundesministerium für Wirtschaftund Technologie gefördert. Ziel istes, die Elektromobilität zukunftsfä-hig zu machen. Was bedeutet das?Touristen und nun auch Einheimi-sche können mit einem Elektroau-to, einem Fiat 500, durch Oberst-dorf und Umgebung fahren und

dabei das Fahrgefühl in einemElektromobil einfach einmal selbstaustesten. Damit das Auto nichtausfällt, stehen 16 öffentliche La-destationen im gesamten Allgäuzur Verfügung.

Wer diese Möglichkeit nut-zen möchte, kann sich den Fiat500 tageweise oder auch nur fürein paar Stunden bei der moveloAllgäu-Verleihstation in der Frei-herr-von-Brutscher-Straße 4 (inder Nähe der Kurverwaltung vonOberstdorf) ausleihen.

Mit dem Elektroauto durch die Berge

An der Therme in Bad Wörishofenging ein allgäuweit einmaliges Pro-jekt in Betrieb: 221 Parkplätze vorder Edel-Therme wurden über-dacht und mit Photovoltaik-Anla-

gen bestückt. Die Anlage mit 524Kilowatt Spitzenleistung ist bereitsans Netz gegangen. Jährlich können500.000 Kilowattstunden Strom insNetz eingespeist werden. Damitwerden etwa 300.000 KilogrammKohlenstoffdioxid eingespart. Be-merkenswert ist die Doppelnut-zung: Die Dächer spenden imSommer Schatten für die geparktenFahrzeuge, im Winter bleiben dieseschneefrei. Die insgesamt 3686Quadratmeter Modulfläche dienenpraktischerweise gleich auch zurEnergiegewinnung.

Die Bauausführung hatte dieAE Allgäu Energie AG, ein regional

Doppelnutzen an der Wörishofener Thermetätiger Investor im Bereich der er-neuerbaren Energien. Die Gesell-schaft plant, errichtet und betreibtregenerative Energieanlagen in erster Linie auf Basis der Photo-voltaik. Thomas Richter, Vorstandder Allgäu Energie: »Die AllgäuEnergie AG ist nicht börsenno-tiert, wurde aber als Aktiengesell-schaft gegründet, da wir auch Bür-gern, die ähnlich denken und füh-len wie wir, eine Möglichkeit ge-ben wollen, einen Beitrag zurEnergiewende zu leisten. Unserenächsten ausschließlich regionalenProjekte planen wir als Bürgerbe-teiligungen durchzuführen.«

Wildpoldsried darf sich jetzt stolz »3. Windstützpunkt in Bayern« nen -nen. Umweltminister Marcel Huberüberreichte dem Bürgermeister des Ortes, Arno Zengerle, am Rande einer Festwochen-Veranstaltung den Scheck über 150.000 Euro. Mitdiesem Geld soll die Gemeinde einInforma tions büro für Windkraft und einen Wind-Lehrpfad einrichten. DerUmwelt minister würdigte mit diesenFörder mitteln den Einsatz der All gäuerGe meinde für Windkraft. Der zeit be -treibt Wildpoldsried fünf Wind räder,zwei stehen in den benach bartenGemein den, und demnächst wer dennoch einmal zwei Wind energie-Anlagen dazu kommen.

Foto: Peter Elgaß

Schattige Parkplätze in dervorhandenen Begrünung

laden die Badegäste in dieTherme nach BadWörishofen ein

Foto: AE Allgäu-Energie AG

Foto: Kurverwaltung Oberstdorf

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Die Lechwerke verfügen überverschiedene Elektroautos und be-treiben rund 20 öffentliche Lade-säulen in ihrem Netzgebiet. Außer-dem haben Fahrer von Elektroau-tos Zugang zu mehr als 70 Autola-desäulen in der gesamten RegionBayerisch-Schwaben.

Zwei Wochen lang konnten Mitar-beiter der Stadt MemmingenDienstfahrten mit einem Elektro-auto erledigen. Außerdem standenzwei E-Bikes zur Verfügung.Oberbürgermeister Dr. Ivo Hol-zinger nahm das Elektroauto vomTyp Mitsubishi i-MiEV und diezwei E-Bikes von Eckart Wruck,Leiter E-Mobility bei den Lech-werken (LEW), und Josef Nersin-ger, stellvertretender Leiter Kom-munalbetreuung bei LEW, entge-gen. »Die Stadt hat schon Schrittezur Umsetzung eines integriertenKlimaschutzkonzeptes getan«, er-klärte Dr. Ivo Holzinger und er-gänzte: »Elektroautos eignen sichbesonders für den städtischen Ver-kehr und sind deshalb auch für

uns in der Stadtverwaltung ein Zu-kunftsthema.«

»Wir erproben Elektroautosgemeinsam mit zahlreichen Kun-den, Landkreisen, Kommunen undöffentlichen Einrichtungen in dergesamten Region. Unsere Partnersammeln Erfahrungen im täglichenBetrieb, die Lechwerke erhalten imGegenzug wertvolle Informationenzur weiteren Entwicklung derTechnologie bis hin zur Marktrei-fe«, so Eckart Wruck.

Schon seit letztem Jahr gehendas Cineplex in Memmingen unddie Lechwerke gemeinsame Wege.Das Kino bietet vier E-Bikes zumVerleih an: Die Fahrräder kosten 20Euro für den ersten Tag und 10Euro für den Folgetag.

Ein Elektro-Mitsubishi und zwei E-Bikes getestet

Schlüsselübergabe: OB Dr. Ivo Holzinger (l.),Eckard Wruck und Josef Nersinger

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Intelligentes Stromnetz

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Die »Smart«-Komponenten werden den her-kömmlichen Stromzähler ersetzen, undnicht nur das – sie werden weit mehr Aufga-

ben übernehmen, als nur den Stromverbrauch zu ad-dieren. Smart Meter, die intelligenten Stromzähler,zeigen jederzeit an, wo im Haus wie viel Wärme undWasser verbraucht werden. Jeder kann seine Gerätedann auf Herz und Nieren überprüfen – sogar außerHaus mit seinem Smartphone, auf dem der Stromver-brauch erfasst und analysiert wird. Eine weitere Vision:»Intelligente« Waschmaschinen greifen nur dann aufStrom zu, wenn Öko-Energie zur Verfügung steht. Daseigene Haus wird – auf Wunsch – vollständig »grün«;Umweltbewusstsein und Geldsparen gehen Hand in

Hand. Solch neue Transparenz lässt zwangsläufig denDruck auf die Hersteller steigen, Geräte mit noch ge-ringerem Energieverbrauch zu entwickeln. Es wirdeine ganz neue »Erfindergeneration« geben, die dasintelligente Stromnetz als Basis für für Neuentwick-lungen im Haushalt zugrunde legt.

Gleichzeitig muss die Infrastruktur des Strom-netzes angepasst werden, so die Sicht vieler Experten.Durch Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen undandere regenerative Energien speisen Millionen Pri-vathaushalte Energie ein. Daneben wird auch die Zahlder kleinen dezentralen kommerziellen Kraftwerkewieder steigen. Sie werden sowohl Strom aus erneuer-baren Energien anbieten (Wind/Solar) als auch grund-

Der Energiemarkt steht vor einem radikalen Umbruch. Mit erneuerbarenEnergien verändern sich nicht nur die Stromquellen, es wechselt auch dieArt der Produktion. Viele, die bisher »nur« Kunden waren, verwandelnsich in Kleinst-Stromanbieter und optimieren gleichzeitig ihren eigenen Verbrauch. Folge: Die Netzinfrastruktur wird sich ebenso verändern wie dieGerätelandschaft in den Haushalten. Schon bald werden Begriffe wie »SmartGrid« und »Smart Meter« keine schwer verdaulichen Fremdwörter mehr sein.

Irene aus Wildpoldsried...

Fotos: Siemens, AÜW, Archiv

...denkt und lenkt das Stromnetz

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lastfähigen Strom (kleine Wasser-Lauf-Kraftwerke/Speicherkraftwerke/Spitzenstromkraftwerke und Bio-gas-Anlagen). Die neuen »Klein-Stromerzeuger« läu-ten damit das Ende des Großanbieter-Monopols ein.Gleichzeitig ist das Ende von Kohle und Atomkraftprogrammiert. Auch verlängerte Laufzeiten machenAtomkraft nicht mehr zum Zukunftsmarkt, sondernsorgen eher für ein quälendes Ende. Die Verteilung aufviele Schultern wird – ist die Energiewende erst einmalgeschafft – auch eine neue Energiesicherheit bringenund den Ausbau der Stromtrassen auf das Nötigste be-schränken.

Mit den erneuerbaren Energien wird sich dieEinspeisung auf Millionen Schultern verteilen undnicht mehr auf wenige Anbieter. Dafür müssen dieNetze angepasst und intelligent gesteuert werden. Ge-nau hier setzt »Smart Grid« ein. Über die intelligentenStromzähler wird nicht nur der Verbrauch im Haus-halt gesteuert. Smart Grid erkennt auch, wenn zu vielWind- oder Solarenergie im Stromnetz ist. Der intel-ligente Baustein kann dann vorprogrammierte Geräteoder Funktionen zuschalten. Machen das Hunderttau-sende von Haushalten, gleicht sich das Überangebotaus – gleichzeitig ist es aber auch möglich, dass dannder Strompreis flexibel nach unten geht.

Was in Wildpoldsried (Foto oben) schon erprobt wird, ist beim Umweltministerium nochals Animation auf der Homepage (Foto auf der linken Seite) zu finden. Dort wird dasintelligente Stromnetz in verschiedenen Energie-Phasen vorgestellt: www.e-energy.de

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Tel. 08379/728616 oder per E-Mail: [email protected] Informationen unter www.allgaeu-alternativ.de

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Intelligentes Stromnetz

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Im Allgäu findet derzeit die Erprobung für dasStromnetz der Zukunft statt. Das auf zwei Jahre ange-legte Projekt heißt IRENE (Integration regenerativerEnergien und Elektromobilität) und wird an über 200Messpunkten in Wildpoldsried durchgeführt. Beteiligtsind die Allgäuer Überlandwerke, die Siemens AG, dieHochschulen Kempten und RWTH Aachen. Im Zen-trum dieser Erprobung steht eine monumentale Wort-kreation: ein selbstorganisierendes Energieautomati-sierungs-System. Es sorgt dafür, dass Wind-, Wasser-,Bio- und Sonnenenergie, die ins Allgäuer Stromnetzeingespeist werden, zeitlich optimiert werden, alsoStromspitzen und Strommangel möglichst nicht vor-kommen. Was bisher nur als Rechenmodell oder alsSimulation gelaufen ist, kann bei IRENE unter echtenBedingungen auch gemessen werden. Zeitweise sindbis zu 40 E-Fahrzeuge für Privat- und Geschäftskun-den eingebunden, die, wenn immer möglich, mit um-weltfreundlichem Strom geladen werden sollen.

Ein flexibles Netz bringt Vorteile für die kleinenStromlieferanten, kann Verbrauchern beim Stromspa-ren helfen, dem Stromanbieter helfen, innovative Pro-dukte auf den Markt zu bringen, und eine Stromver-

Der intelligente Stromzähler (auf dem Bild oben links)kann weit mehr als sein Vor gänger (oben rechts).Sowohl die Haus-Steuerung (links) als auch die Zentra-le (unten) laufen weitgehend »bediener-frei«

sorgung der kurzen Wege in der Region sichern, ohnedabei auf die Vernetzung mit dem großen Markt ganzzu verzichten.

Es gibt allerdings noch erhebliche Bedenken aus-zuräumen. Bisher sind nur wenige Verbraucher bereit,für die Anschaffung von Smart Grid Geld auszugeben.Andere scheuen davor zurück, die Waschmaschinevom E-Werk starten zu lassen: »Stellen Sie sich vor, dieschalten am Vormittag ein, wenn keiner im Haus ist,und der Wasserschlauch wird undicht!« Nicht wenigeBürger fürchten sogar, »entmündigt« zu werden: »Ichwill immer noch selber entscheiden, wann ich welchesHaushaltsgerät einschalte!« Sogar der »gläserne Ver-braucher« wird vermutet. Denn aus den Strom-Datenkönne man ja Verhaltensmuster der Familie herausfil-tern. Wieder andere schließen aus der Tatsache, dassdie Privatverbraucher nur einen kleinen Teil des »Ver-braucher-Kuchens« ausmachen, dass die Haushalte garnicht in der Lage sind, die vorhandenen Verbrauchs-Schwankungen auszugleichen.

Die Ergebnisse des Feldversuches in Wildpolds-ried sollen auch über Bedenken aus kritischen KreisenAufschluss geben.

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E-Mobil

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Wenn man auf einAuto mit einem»E« im Typen-

schild umsteigt, muss es nichtgerade ein Kleinstwagen sein, umsein öko logisches Gewissen zu beruhigen. In einemvom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutzund Reaktorsicherheit geförderten Projekt wurde eineVersuchs flotte von zehn elektrisch betriebenen RUF- Sport wagen auf der Basis des Porsche 997 Carrera auf-gebaut, der durch die Leichtbauweise des Pfaf fen -hausener Unternehmens bereits mit herkömmlichenAntriebswerken für Furore sorgte.

Für den Porsche mit dem E hat das Projektkon-sortium, bestehend aus den Partnerfirmen RUF Au-tomobile GmbH und Siemens AG, neueste Kompo-nenten und Fahrzeug- Architekturen entwickelt. DieWahl fiel auf drei Antriebskonzepte, die in verschie-denen Entwicklungsträgern realisiert wurden. Nebeneinem elektrischen Antriebsstrang wurden für diePrototypen weitere innovative Komponenten entwi -ckelt. So lieferte die Sensor-Technik WiedemannGmbH aus Kaufbeuren ein modulares, flüssig gekühl-tes und thermisch konditionierbares Batteriesystemvon 36,6 kWh. Es ist mit einem seit Jahren bewährtenBatteriemanage mentsystem ausgerüstet, das Tempera -turen und Spannungen überwacht sowie den Ladungs -ausgleich zwischen den Batteriezellen sicherstellt. DieFirma GAIA, Nordhausen, hat das Batteriesystem fürdie Fahrzeuge mit dem Zentralmotor aufgebaut. Es

basiert auf der eigenen, in vielen Anwendungen be-währten Zelltechnologie. In allen Batteriesystemensind die Batterieeinheiten in individuell konzi pierteGehäusegruppen integriert, die durch die gezielte Ver-wendung von Aluminium und Edelstahl gewichts-und korrosionsoptimiert sind. Eine eigens entwickelte»ComBox« kommuniziert mit der Infrastruktur underlaubt eine sehr effektive Anbindung der Fahrzeugean ein intelligentes Stromnetz.

Je nach den unterschiedlichen Motorenkonzep-ten hat der Porsche Carrera von RUF eine Reichweitezwischen 150 und 200 Kilometern. Die Höchst -geschwindigkeit reicht bei einer Beschleunigung von0 auf 100 km/h in ca. 5 Sekunden bis zu rund 250 km/h.

Amerikaner können, wenn sie wollenBereits 2008 legte die amerikanische Firma Tesla

Motors eine Kleinserienproduktion eines zweisitzigenSportwagens auf, den Tesla Roadster. Die Karosseriehat Lotus entwickelt. Der Rahmen besteht aus Alumi-nium, die Karosserie wird aus kohlenstofffaserver-stärktem Kunststoff gefertigt. Angetrieben wird derRoadster von einem 288 PSstarken Heckmotor, derdas Auto in ca. 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h be-schleunigt. Der Energiespeicher besteht aus rund 7000Lithium-Ionen-Akkus, wie sie auch in Laptops ver-wendet werden. Gekühlt wird der Batterieblock durcheine Mischung aus Wasser und Glykol. Die Reichweitebeträgt je nach Fahrstil angeblich zwischen 200 und500 Kilometern. Dabei beträgt der Energiebedarfdurchschnittlich 12,7 kWh/100 km.

Im Gegensatz zu diesen »Leistungs-Spitzen-Ka-rossen« sind inzwischen auch viele Markenherstellermit »Durchschnitts-E-Fahrzeugen« auf dem Markt. InEuropa ist Renault einer der führenden Hersteller vonreinen Elektro-Autos. Andere Firmen haben sich eherauf den Hybrid-Bereich konzentriert (z.B. VW).Extreme Leistungsdaten: Sportwagen von RUF und Tesla

Fotos: RUF, Tesla

Benzin und Diesel – ade!

Text: Thomas Niehörster

Porsche fahren ohne schlechtes Gewissen

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Wasserstoff

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Nicht in Sindelfingen, nicht in München undauch nicht in Ingolstadt, sondern in einemvon aller Betriebsamkeit der großen, weiten

Autowelt abgelegenen, verschlafenen Bergdorf stehtdie Antwort auf die Frage nach dem Auto von morgen.Im allersüdlichsten Zipfel Deutschlands, im Oberall-gäuer Ostrachtal, befindet sich die Ideen-Schmiededer Schalber Event GmbH. Und dort sind wir auf einevierrädrige Sensation gestoßen: Seit 2010 arbeitet dasSchalber-Team im Auftrag der Schweizer Inmares AGan Speichermöglichkeiten von Wasserstoff. Weiter gefasst: an der Erzeugung und Speicherung von erneu-erbarer Energie. Ein besonderes Themenfeld der auf-traggebenden Schweizer Aktiengesellschaft war dieEntwicklung eines Mittelklassewagens mit Allradan-trieb, der allein mit Wasserstoff angetrieben wird.

Ein Prototyp steht fix und fertig in der Vorder-hindelanger Werkhalle. »Die Nutzung von Wasserstoffist eine der zentralen Möglichkeiten der Zukunft, dadas Gas keine Emissionen produziert, ungefährlichund unendlich verfügbar ist«, meint Peter Schmeller,Projektleiter in der Inmares AG. Der Prototyp, einOff-Roader, dessen Räder einzeln von einem Motormit jeweils 45 kW/61 PS mit 1000 Nm angetriebenwerden, hat eine Reichweite von 800 Kilometern (an-gestrebt werden bereits 1000 Kilometer). Das Auto istvoll geländetauglich, was in diesem Fall heißt, dass es

Schon einmal war das Ostrachtal ein gutes Versteck für weltbewegendeTechnik, als damals Konrad Zuse den ersten Computer dort einlagerte.Warum also nicht noch einmal? Diesmal ist es ein einsatzfähiges Automit Wasserstoffantrieb, das sogar in Vorderhindelang entwickelt wurde.AllgäuALTERNATIV hat hinter die Werkstatt-Tore geschaut.

Das Auto von morgen......steht schon heute im Allgäu

Text: Thomas NiehörsterFotos: Schalber Event GmbH

und Thomas Niehörster

Gegen Hitze, Staub und Wasserist dieses Fahrzeug resistent

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resistent gegen Hitze, Staub, Wasser und Schlamm ist.Anders als bei den herkömmlichen Antriebsartenkönnen bei diesem Prototyp 85 Prozent der Energiedurch Rekuperation (Energierückführung z.B. beiBremsvorgängen) wieder eingespeist werden. Als Hülledes Fahrzeuges wurde ein Porsche Cayenne verwendet.Mittlerweile wurden jedoch eine eigene Bodengruppeund ein eigenes Chassis entwickelt und gebaut. »Füruns ist aber nicht das Äußere ausschlaggebend, unskommt es auf die Technk an«, sagt Richard Schalber.

Schalber begann 1979 mit dem professionellenMotorradsport. Er war Berufsfahrer und Träger zahl-reicher nationaler und internationaler Titel. Sein Fach-wissen im Enduro- und Moto-Cross-Sport machte ihnbald auch zum gefragten Partner und Ratgeber inFachkreisen. Firmen wie Husqvarna, KTM, Suzukiund schließlich BMW nutzten sein technisches Wissenwie auch sein Können und schlossen zu den Fahrer-verpflichtungen auch Berater- und Entwicklungsver-träge mit ihm ab, um die Früchte der Zusammenarbeitnicht nur im Sport, sondern auch in der Serienpro-duktion zu nutzen. Mit der Gründung der SchalberEvent GmbH inklusive einer technischen Entwick-lungsabteilung in Vorderhindelang begann mit fünfqualifizierten Mitarbeitern ein neuer Lebensabschnittfür Richard Schalber.

Letztlich gipfelte dieses Vertrauen der Firmen indem Auftrag der Inmares AG aus der Schweiz. »Wennman bedenkt, dass in vielen heutigen Pkw rund 80 Elektromotoren für die Bequemlichkeit arbeiten,dafür mehrere 100 Meter Kabel und seltene Erden (fürdie China fast das Monopol besitzt) benötigt werden,dann muss man sich Gedanken über den Umgang mitunseren Ressourcen machen. Es geht darum möglichsteinfache und effiziente technische Lösungen zu finden. Also arbeiten wir daran, zu fördern und zu le-ben, an was wir glauben: als Team Teil der Zukunft zusein, Innovationen mit Nachhaltigkeit zu schaffen undmit neuen Produkten zur Wohlfahrt der Gesellschaftbeizutragen. Einer Gesellschaft, deren herkömmlichesKonsumverhalten und Fortschrittsdenken in Frage zustellen ist.« So umschreibt Richard Schalber seine Aufgabe.

Noch verraten weder er noch Peter Schmeller De tails vom neuen Fahrzeug und seinen Komponenten.Auch über den innovativen Antrieb wird weitgehendeine Decke des Schweigens gelegt. Verständlich, dennes gäbe viele Interessierte, die gerne einen Blick hinterdie Kulissen werfen würden. So viel aber ist bekannt:Die Bauteile im Prototyp sind komplett recycel fähig.Die Wertschöpfungskette bei der Produktion könntein der Region bleiben. Peter Schmeller ergänzt mitÜberzeugung: »Wasserstoff kann problemlos im be-stehenden Gasnetz gelagert und in Haushalten wieauch in Industrieanlagen eingesetzt werden.« Seine Vision: Jeder produziert und speichert so viel Energie,wie für ihn technisch und finanziell möglich ist. Sokönnten sich kleinere Einheiten wie Siedlungen oderDörfer autonom versorgen. Wasserstoff sei der Schlüs-sel zu vielen alternativen Energieformen.

Logischerweise wird in Vorderhindelang die vonder Politik aus der Hüfte geschossene Vorgabe kritischgesehen, bis zum Jahr 2020 eine Million Autos mitElektro-Antrieb auf die Straße zu stellen. Auch dortliest man die Fachpresse.

»Die Elektromobilität zieht sich zurück, der Hypeist vorbei«, so die Einschätzung von Professor Fritz In-dra, einst Leiter der Audi-Motorenkonstruktion undanschließend Direktor der Vorentwicklung bei Gene-ral-Motors-Powertrain. Der Wiener Professor HansPeter Lenz sekundiert: »Trotz der intensiven weltwei-ten Bemühungen um leistungsfähige Batterien fürElektro autos wird der Vorsprung des Verbrennungs-motors eher größer als kleiner (Focus, 30.4.2012). Dawerden Subventionen für 1.000.000 E-Autos im Gieß-kannenprinzip an die Industrie verteilt – für zukünftigeAutos, die zumindest derzeit nur schwerlich einen Ab-nehmer finden.«

Die Ostrachtaler Ideen-Schmiede kennt natürlichdas Für und Wider zum E-Automobil. Einige Argu-mente sprechen für den Kurzstrecken-Einsatz. Dortkönnte sich ein Markt entwickeln. Und für die Lang-strecke hat man in Vorderhindelang schon eine Ant-wort in der Garage stehen. Bald wird sich zeigen, wiedie Reaktion der Auto- und Energiekonzerne seinwird. AllgäuALTERNATIV bleibt dran.

Richard Schalber (li.) und Peter Schmeller(re.) zeigen die Innereien des neuen Autos

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Erdwärme

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Unsere Erde ist zu 99 Prozent heißer als 1000Grad Celsius. Direkt unter unseren Füßenschlummert ein gewaltiges, nahezu uner-

schöpfliches Energiepotenzial. Die Erdwärme (Geo-thermie) ist die im zugänglichen Teil der Erdkrustegespeicherte Wärme. Sie zählt zu den regenerativen,also erneuerbaren Energien. Man kann sie nutzen, umGebäude zu heizen, Nahwärmenetze zu speisen undsogar, um Strom zu erzeugen. Auch in unserer Region.ALLGÄUalternativ stellt das Prinzip vor und hat sichbei Allgäuer Fachleuten umgesehen.

Bisher spielte Erdwärme als Energiequelle in derRegion, ja sogar deutschlandweit kaum eine Rolle. Zuschwierig erschienen die Förderbedingungen, zu un-wirtschaftlich war angeblich die Stromproduktion. Wasfür Groß anlagen immer noch problematisch erscheint,hat sich inzwischen für Wohngebäude bereits als gän-

Mutter Erde heizen lassenErdwärme – die regenerative Energie

Text und Fotos: Thomas Niehörster

Die schematische Darstellungeiner Erdsonde und die Inte gration

der Anlage im Haus

gige Praxis eta bliert. Dank neuer Technologien wan-delt sich das Bild.

Vorher aber ein kleiner Ausflug in die Entwick-lungsgeschichte der Geothermie: In der Toskana stehtdas älteste geothermische Kraftwerk der Welt. Magmaund heiße Dämpfe liefern bis heute kostengünstigStrom und Erdwärme. Anders als große europäischeWirtschaftsnationen kommt Italien bislang ohneKernenergie aus. Unter der Toskana treffen die nord-afrikanische und die eurasische Kontinentalplatte auf-einander, was dazu führt, dass sich Magma relativdicht unter der Oberfläche befindet. Dieses heißeMagma erhitzt hier das Erdreich soweit, dass einewirtschaftliche Nutzung der Erdwärme möglich ist. InLarderello in der Toskana wurde zur Stromerzeugungdie Geothermie zum ersten Mal eingesetzt. 1913 ließGraf Piero Ginori Conti ein Kraftwerk bauen, in demwasserdampfbetriebene Turbinen elektrische Leistungerzeugten. Heute werden von Larderello 400 MWStrom in Italiens Energienetz eingespeist.

Geothermie-Vorbild Island Die Geothermie hat eine lange Tradition. Zumin-

dest passiv nutzten schon die alten Gallier, Kelten undGermanen Erdwärme in den Thermalquellen der An-tike, die Labsal für Körper und Geist besonders in deneisigen Wintern unserer Vorzeit brachten. Auch die al-ten Römer kannten die Wärmequelle aus dem Unter-grund. Sie konstruierten schon vor 2000 Jahren die so-genannten Thermen. Thermal- und Wellnessbäder fin-det man auch heute noch in zahlreichen Kurorten, dievom kos tenlosen Angebot der Mutter Erde profitieren.

Welche Bedeutung Erdwärme für die Energie -versorgung in Zukunft haben könnte, zeigt uns Island.37 aktive Vulkane heizen den Untergrund des Insel-staates auf. Heiße Quellen, Geysire und Wasserdampf-spalten sind sichtbare Zeichen des geothermischenPotenzials. Nur wenige Hundert Meter unter der Erd-oberfläche herrschen in wasserführenden Gesteins-schichten bis zu 350 Grad Celsius. Über natürlich aus-tretenden oder aus Bohrlöchern geförderten Wasser-dampf werden bereits 90 Prozent aller Haushalte in Is-land mit Wärme versorgt. Gleichzeitig treibt über-schüssiger Heißdampf Turbinen in einem Geother-mie-Kraftwerk an und erzeugt Strom. So viel, dassauch Wasserstoff, ein möglicher Energieträger der Zu-

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Bei Oberstdorf wurden zweiTiefenbohrungen zu je 100Metern niedergebracht

kunft, produziert werden kann. Treibhausgase wieCO2, die beim Einsatz fossiler Brennstoffe entstehen,sind in Island kein Problem. Natürlich sind die Vor-ausetzungen für die Erdwärmenutzung in Island dankder vielen Vulkane einzigartig, aber auch in Mitteleu-ropa kann das Potenzial erschlossen werden.

Nutzungsbereiche in DeutschlandHeißwasserreservoire direkt unter der Erdober-

fläche sind in unseren Breitengraden selten. Erdwär-menutzung schien daher bisher in Deutschland aufwenige Orte beschränkt zu sein. In Bayern bauen zumBeispiel Erding, Straubing oder Unterhaching schonauf Erdwärme. Die Stromerzeugung wird jedoch erstrentabel, wenn sehr große und mehrere Hundert GradCelsius heiße Wasserdampfvorkommen zur Verfü-gung stehen. Viele Gebiete in Deutschland verfügen –wenn überhaupt – erst in mehreren Tausend MeternTiefe über größere, ergiebige Heißwasservorkommen.Bohrungen in solche Bereiche sind teuer, und wennkein Fernwärmenetz zur Nutzung der Quellen vor-handen ist, ist selbst die Wärmenutzung für Kommu-nen nicht reizvoll. Anders sieht es jedoch im privatenSektor aus, denn das Potenzial der Erdwärme lässt sichim Prinzip an jedem Ort in Deutschland für die pri-vate Wärmeversorgung nutzen.

Erdwärme – Energie der ZukunftUnstrittig ist, dass Erdwärme ein großes Energie-

potenzial ist. Experten schätzen, dass allein der täglichaus dem Erdinneren aufsteigende Wärmestrom, derdurch die Erdoberfläche in die Atmosphäre gelangtund ungenutzt in den Weltraum abgestrahlt wird, denweltweiten Energiebedarf um das 2,5-Fache übertrifft.Erdwärme produziert keine Abfallstoffe wie CO2 undist, anders als etwa Sonnenenergie, unabhängig vonTages- und Nachtzeiten, von Klima- oder Wetterein-flüssen.

Eigene AllgäuerGeothermie-Lösungen?

ALLGÄUalternativ hat sich bei einem von vielenAllgäuer Unternehmen kundig gemacht. Die FirmaTerrakonzept, Bad Hindelang, hat sich auf die nach-haltige Erschließung von Erdwärme für alle Arten vonObjekten im Allgäu und darüber hinaus spezialisiert.Terrakonzept wurde 2008 von Dipl.-Geol. (univ.) Mat-thias Knoll gegründet. Er über die Unternehmensfüh-rung hinaus als »Huimatler« aktiv: Neben der Pflegeder Internetseite des Hindelanger Heimatdienstes ister Mitherausgeber der vierteljährlich erscheinendenVereinszeitschrift und geht am Fasnet bei den Hinde-langer Butzelarve mit.

Der Erfolg des ersten Firmenjahres führte zu ei-ner Vergrößerung und zur Firmierung einer Partner-schaftsgesellschaft mit einem zweiten Gesellschafterund Geschäftsführer, Dipl.-Geol. (univ.) Hannes Eg-ger. Unternehmensziel ist der Bereich Erdwärme alstragende Säule des Unternehmens. Schwerpunkt ihrerArbeit ist die Erschließung oberflächennaher Geo-thermie, also die Nutzung der Erdwärme, die in denoberen 400 Metern der Erdkruste vorhanden ist. Indiesem Bereich befinden sich fast 100 Prozent der Erd-wärmenutzungen im privaten Bereich. Übliche Bohr-tiefen liegen zwischen 80 und 140 Metern.

Erdwärme ist überall in unendlicher Menge vor-handen und kann quasi von jedem genutzt werden.Tiefenbohrungen für Erdwärme erfordern viel Erfah-rung und Geschick. Bei der Niederbringung von Erd-wärmesonden ist vor allem die richtige Beurteilungder geologischen und hydrogeologischen Verhältnisseim tieferen Untergrund wichtig. Nur Geologen ist esmöglich, eine präzise Prognose zum Untergrund zugeben und somit eine treffsichere Planung und Aus-legung der Anlage zu erreichen.

Die Wärme kommt aus dem Inneren der Erdeund sorgt dafür, dass der Tiefenbereich, den eine Erd-

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wärmesonde im Heiz betrieb abkühlt, immer wiederneu aufgeheizt wird. Die an eine oder mehrere Sondenangeschlossene Wärmepumpe (Sole-Wasser-Wärme-pumpe) erzeugt mit 20 bis 25 Prozent Leistungsauf-nahme in Form von Strom 100 Prozent Heizleistung.Somit macht bei einer Sonden-Anlage der Anteil ankostenloser Erdwärme 75 bis 80 Prozent aus. Daswirkt sich nicht nur positiv auf die Kosten, sondernauch auf unsere Umwelt aus, da erhebliche Mengen anCO2-Ausstoß eingespart werden können.

Grundwasser kommt ins SpielDort, wo mithilfe von Brunnen Grundwasser in

ausreichender Tiefe, Menge und Qualität gefördertwerden kann, ist eine Nutzung von Erdwärme durcheine geothermische Brunnenanlage möglich. Bei dieserhocheffizienten und vergleichsweise kostengünstigenVariante der Erdwärmenutzung wird über einen Ent-nahmebrunnen Grundwasser zur Wärmepumpe ge-leitet, die das Wasser wiederum um einige Grad ab-kühlt (Wasser-Wasser-Wärmepumpe). Genauso wie dieSole-Wasser-Wärmepumpe kann eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe auf diesem Weg bis zu 80 Prozent derbenötigten Energie gewinnen. Das abgekühlte Wasserwird anschließend in einem zweiten Brunnen (Schluck -brunnen) zurück in das Grundwasser geleitet. Hierbeigilt wie bei der Erdwärmesonde: niedrige Betriebsko-sten und niedrige CO2-Emissionen.

Gegenwärtig erlebt die Erdwärme einen regel-rechten Boom in der Bundesrepublik. Was in unserenNachbarländern schon seit Jahrzehnten gang und gäbeist, findet bei uns erst langsam Akzeptanz und Ver-trauen. So wird z.B. in der Schweiz mittlerweile fastjedes zweite Ein- bis Zweifamilienhaus mit Erdwärmebeheizt. Ähnlich verhält es sich bei Neubauten inSkandinavien oder auch in Italien. Attraktive Förder-

mittel machen zudem die Nachrüstung in Bestands-gebäuden zu einer überlegenswerten Option.

Heizungen älter als die Häuser?Vieles spricht für die Nutzung von Erdwärme:

Zum einen lassen sich die Anlagen quasi wartungsfreibetreiben, es fallen neben den Betriebskosten fürStrom so gut wie keine weiteren Kosten an. Mit einerWärmepumpe können die Betriebskosten im Ver-gleich zu Öl-, Pellets- oder Gasheizungen um 40 bis50 Prozent reduziert werden, und das über viele Jahrehinweg. Aufgrund der langen Lebensdauer einer Erd-wärmeanlage und der geringen Anfälligkeit für Defektemachen sich die Mehrinvestitionen für die Bohrarbei-ten schnell bezahlt. Anders als bei Pellets-, Gas- oderÖlheizungen sind die jährlichen Einsparungen beiErdwärmenutzung so groß, dass sich die Kosten fürdie komplette Anlage innerhalb ihrer Lebenszeit wiedereinsparen lassen. Zudem »spart« sich ein Erdwärme -nutzer teure Brennstofflager, Kaminkehrer und sogareinen Kamin. Denn Wärmepumpen arbeiten pro-blemlos monovalent, es werden keine zusätzlichenEnergiequellen wie Solar benötigt. Dabei können ver-lässliche Aussagen über die Lebenserwartung von Erd-wärmesonden noch gar nicht getroffen werden, da dieältesten in Betrieb befindlichen Anlagen heute »erst«35 Jahre alt sind und noch keinerlei Verschleißerschei-nungen zeigen. Experten vermuten, dass Erdwärme-sonden älter werden können als die Häuser, die sieversorgen.

Wärmepumpen arbeiten heute so gut wie ge-räuschlos, manche Hersteller bieten solche Anlagensogar schon für die Aufstellung im Wohnraumbereichan. Der Platzbedarf ist vergleichsweise gering, nurzwei bis drei Quadratmeter reichen in der Regel füreine komplette Anlage aus.

Grafik: Archiv

Unabhängigkeit von spekulativbeeinflussten Öl- und Gaspreisen und den indirekt daran gekoppelten

Pelletspreisen

Fördermittel vom Staat: günstigeKfW-Darlehen, BAFA-Förderung soll

wieder aufgenommen werden

Totale WartungsfreiheitErdwärmesonden »verschwinden«völlig im Boden. Wärmepumpe istwartungsfrei wie ein Kühlschrank

Keine aufwendigenAnschlussarbeiten ans Gasnetz,keine lästigen Pellets-Anlieferungen

per Lkw

Geringer PlatzbedarfKein Öllagerraum, kein Gestank,

kein Pelletsbunker. Die Wärmepumpebenötigt lediglich eine Stellfläche

von 1-2 qm

Extreme Langlebigkeit»Anlage hält so lange wie das Haus«:Sondenanlagen, die bereits seit über

35 Jahren in Betrieb sind, laufen immer noch vollkommen

effizient und störungsfrei

Keine giftigen EmissionenNiedrige CO²-Bilanz, kein Ruß, keine

giftigen Gase � kein Kamin notwendig, kein Schornsteinfeger

Beste Kosten-Nutzen-Bilanz50% Kosteneinsparung gegenüber

konventionellen Systemen.Amortisation der Kosten bereits nach

6-8 JahrenDie 8 Pluspunkte der Erdwärme

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Dann läuft der Ofen rückwärts

Oft vergessen wird, dass Wärmepumpen auch inder Lage sind, zu kühlen. In umgekehrter Betriebswei-se kann überschüssige Wärme aus dem Haus in dasGestein in der Tiefe abgegeben werden. Die Methode,»natural cooling« genannt, wird von vielen Wärme-pumpen unterstützt und erhöht sogar noch die Effi-zienz, da im Sommer zusätzliche Energie in den un-terirdischen »Speicher« abgeführt wird, die im Winterdann zur Verfügung steht. »Natural cooling« ver-braucht dabei, anders als normale Klimaanlagen, sehrgeringe Strommengen, da lediglich eine herkömmli-che Umwälzpumpe in Betrieb ist.

Wärmepumpen sind vielfältig einsetzbar: inWohngebäuden, Bürogebäuden, Hotels, Pensionen,Fabrikhallen, Schwimmbädern usw. Insbesondere imAltbaubereich kann Erdwärme eine sehr interessanteAlternative darstellen. Wichtig ist hier, dass das Hei-zungssystem (Radiatoren, Fußbodenheizung) mit denrelativ niedrigen Vorlauftemperaturen einer Wärme-pumpe betrieben werden kann. Weiterhin solltenFens ter, Dach und Gemäuer brauchbare Dämmwerteaufweisen. Hier ist es wichtig, sich von erfahrenenFachleuten beraten zu lassen.

Bohrung für eine geo thermische Brunnen -anlage in Hinterstein

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Wasserkraft

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Die Räder drehen sich doch...Wasserkraft ist noch lange nicht am Ende

Die Wasserkraft ist die älteste alternativeEnergie quelle. Schon im Mittelalter wurdenBäche und Flüsse über Wasserräder direkt

angezapft. Das Wasser betrieb ein Mühlwerk odereinen Schmiedehammer. Heute wird die Kraft derFlüsse überwiegend per Generatoren in Strom umge-wandelt. Die Energie aus Wasserkraft verlor in denletzten Jahrzehnten an Bedeutung. Die Energiewendekönnte das ändern.

In Deutschland werden nur noch 3,4 Prozent derverbrauchten Energie in Wasserkraftwerken produ-ziert. Viele kleinere Wasserkraftwerke wurden in denletzten Jahrzehnten aufgegeben. Zum Teil scheuten die

Besitzer Investitionen. Aber auch die Stromkonzernemit ihrem Monopolstreben hatten ihren Anteil. DerNaturschutz tat ein Übriges. Und zum Teil zu Recht:Stauwerke und Turbinen hinderten Fisch- und Klein-tierwanderungen, und in Turbinen fanden viele Fischeden Tod.

Die Alpen- und Voralpenlandschaft des Allgäusbietet im Gegensatz zum norddeutschen Flachlandviele kleine Gewässer mit Gefälle. Derzeit sind im All-gäu noch 321 Wasserkraft-Anlagen in Betrieb. Dassdie Allgäuer Überlandwerke (AÜW) ihr Iller-Kraftwerkan der Keselstraße 2010 für rund 15 Millionen Euroerneuert haben, ist mehr als ein Zeichen, dass Wasser-

Text und Fotos: Thomas Niehörster

HartmannsHammerschmiede, Bad Oberdorf

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Wasserkraftanlagen in Bad Hindelang

Anlage Mühlkanal Jahreseinspeisung 2011 Technik

EWH Nein 3.509.540 kWh Kaplan

EWH-Beteiligung Nein 2.569.840 kWh Kegelradrohrturbine

Privat Nein 1.109.100 kWh Kaplan

Privat Ja 585.212 kWh Kaplan

Privat Nein 441.236 kWh Pelton

Privat Ja 344.916 kWh Kaplan

Gewerbe Nein 328.004 kWh Kaplan

EWH-Beteiligung Nein 317.179 kWh Durchströmturbine

Gewerbe Ja 207.712 kWh Kaplan

Hotel Ja 138.500 kWh Kaplan

Gewerbe Ja 131.655 kWh Wasserrad

Hotel Ja 65.287 kWh Kaplan

Hotel Ja 56.760 kWh Wasserrad

Gemeinde Nein 11.026 kWh Pelton

Gesamtergebnis 9.815.967 kWh

kraft nicht »out« ist. Die AÜWler erzeugen dort jährlich10,5 Milli onen Kilowattstunden Strom. Das reicht fürdie Versorgung von rund 6000 Haushalten. Die großenKraft werke an der Iller, der Wertach und am Lech ste-hen aber nicht im Fokus dieses Wasserkraft-Sonderteils.Sie sind bereits Bestandteil der bisherigen Strom -versorgung durch Wasserkraft. Ein weiterer Ausbauan den Flüssen Iller und Lech wird aus ökologischenund ökonomischen Erwägungen heraus kaum nochmöglich sein.

Im Strom-Mix können eher kleine, dezentraleWasserkraftanlagen noch an Bedeutung gewinnen.Dabei ist im Allgäu das Zusammenspiel von Natur-und Landschaftsschutz und Ökonomie von besondererBedeutung. Überall, wo bereits alte Wasserkraftwerkestanden und noch Bauwerke vorhanden sind, ist zuprüfen, ob die Anlage unter Berücksichtigung des

Naturschutzes wieder belebt werden kann. In diesemSonderteil stellen wir mit dem Wasserwirbel-Kraft-werk eine »Schweizer Erfindung« vor, die auch bei unsneue Wasserkraft-Dimensionen eröffnen könnte. Undwir stellen mit dem Metallbetrieb Burger einen typi-schen Allgäuer Mächler vor, der inzwischen weit überdie Grenzen des Allgäus hinaus bewiesen hat: »Was-serkraft – wir können das!«

Das Hindelanger Tal nutzt seit Jahrhunderten dieWasserkraft. Früher zum Betrieb der Waffenschmieden,heute haben sich sehr moderne Wasserkraft-Nutzun-gen entwickelt. Die guten Beispiele haben wir also vorder Nase – wir stellen sie in diesem Sonderteil vor.Hinsehen lohnt sich – denn Wasserkraft ist »grund-lastfähig«. Was heißt das? Wasserkraft gibt es auch,wenn Windräder stillstehen und die Sonne einmalnicht scheint.

Links: Obere Mühle, Bad Oberdorf;Mitte und rechts:Mühlbach und alte Bosch-Fabrik mit automatischemRechen, Bad Oberdorf

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Gewässerschutz

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In bayerischen Flüssenspringt kein Lachs mehr

die Strukturvielfalt nimmt ab. Im Unterwasser hinge-gen entsteht Geschiebemangel. Kieslaichplätze undKiesbänke verschwinden. Die Anbindung an die Aueund an Seitengewässer wird eingeschränkt. Die aue -typischen dynamischen Prozesse der Hydro- undMorphodynamik gehen verloren. Es kommt zu einemVerlust von auetypischen Lebensräumen und ihrer Ar-ten.« Die Verbände beklagen auch, dass durch Auf-stauung vielerorts der Temperaturhaushalt der Gewäs-ser gestört wird.

Stauseen gefährden FischwanderungDie auf durchgängige, ungestaute Gewässer an-

gewiesenen Arten wie Lachs, Meerforelle, Maifisch,Meerneunauge und Hausen seien bereits aufgrund derAufstauungen aus Bayern verschwunden, berichtendie Naturschutzverbände. Die meisten Rote-Liste-Ar-ten der Gewässer (Nase, Rutte, Schneider, Seeforelleu.a.) seien auf vernetzte und ungestaute Fließgewässerangewiesen. Viele gefährdete Pflanzenarten der Auen(Deutsche Tamariske) und Vögel (Flussuferläufer,Flussregenpfeifer) sind ebenfalls von einer naturnahenDynamik der Fließgewässer abhängig.

4250 Wasserkraftwerke in Bayern4250 Wasserkraftanlagen von bundesweit rund

7700 finden sich an Bayerns Fließgewässern und erzeu -gen rund 13.000 GWh Strom/Jahr. Im Allgäu sind es321 Kraftwerke. Den wesentlichen Anteil mit 12.000GWh/Jahr – also 92 Prozent – leisten in Bayern 219

Fisch-Killer mit FlügelnDie Turbine im Wasserkraftwerk

In einem gemeinsamen Positionspapier zur Wasser -kraftnutzung haben die bayerischen Vertreter vonBund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz

und Landesfischereiverband sich warnend zur Wasser -kraftnutzung an unseren Flüssen und Bächen geäußert.In unserem Schwerpunkt-Thema in Allgäu Alternativsoll auch dieser Standpunkt zur Geltung kommen.

Tatsache ist: Die meisten Tierarten in Fließge-wässern, darunter alle Fischarten, wandern. Sie brau-chen unterschiedliche Lebensräume (z.B. Laichplätze,Fressgründe, Wintereinstände u.a.), die je nach Artunterschiedlich weit voneinander entfernt liegen. Was-serkraftwerke sind Wanderhindernisse und unterbre-chen in der Regel die Gewässervernetzung. Durchfunktionsfähige Fischwanderhilfen kann die Fisch-wanderung flussaufwärts weiter gewährleistet werden.»In der Turbine eines Wasserkraftwerks wird eineVielzahl der in Fließrichtung abwandernden Fischeund Krebse getötet. Je nach Turbinentyp und Tierartkönnen die durchschnittlichen Tötungsraten über 90Prozent erreichen.« So zu lesen im Positionspapier derVerbände.

Außerdem stünden einer intensiveren Wasser-kraft-Nutzung folgende Gründe entgegen: »Wasser -kraftwerke in Fließgewässern erfordern in den meis -ten Fällen Aufstauungen der Gewässer. In den Stau -bereichen, die sich oft über Kilometer erstrecken, ge-hen die typischen Fließgewässerlebensräume verloren:Kieslaichplätze verschlammen, Gumpen sedimentie-ren, die Gewässerbettdynamik kommt zum Erliegen,

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Fotos: Fotolia und

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asserkraftwerke

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Groß-Anlagen, die sich vor allem an den alpinen Flüs-sen Isar, Inn, Lech und Iller befinden. Über 4 000Kleinwasserkraftanlagen mit einer Leis tung unter 1 000 kW erbringen insgesamt nur acht Prozent derLeistung – das haben die Naturschutzverbände aus -gerechnet. Pauschal kommen sie zum Schluss: »DieKleinen leisten damit einen sehr geringen Beitrag zumKlimaschutz, zerstören aber massiv Fließgewässer -lebensräume. Für einen marginalen Energiegewinnopfert man also unsere letzten Fließgewässerstrecken.«

Kraftwerke naturverträglich machenDiese Feststellungen aus Sicht der Naturschützer

können natürlich die Betreiber von Wasserkraftanla-gen nicht teilen. Sie verweisen auf eine Vielzahl vonSchutzmaßnahmen an ihren Kraftwerken und aufneue Technologien wie Wasserwirbelkraftwerke unddie intensiven Forschungen, die Kraftwerke naturver-träglicher machen werden. Die Forderungen derNatur schützer für bestehende Anlagen finden die Auf-merksamkeit der Anlagen-betreiber: »BestehendeWasserkraftanlagen sindnaturverträglicher zu ge-stalten. Dies erfordert aus-reichende Restwassermen-gen sowie funktionsfähigeFischwanderhilfen undmöglichst effektive Schutz-einrichtungen, damit Ge-wässerorganismen vor derTurbinenpassage geschütztwerden. Offene Fragen zumSchutz abwandernder Or-ganismen müssen raschdurch Forschungsprojektebeantwortet werden. DieLängs- und Quervernet-zung (Seitenbäche, Aue) derGewässer ist wiederher -zustellen. Durch Stauunghervorgerufene Eingriffe inGewässerbett dynamik undFeststofftransport sinddurch Laichplatzrestaurierungen (z.B. Geschiebezug-aben) und Maß nahmen zur Erhöhung der Struktur-vielfalt in Fluss und Aue sowie durch Ufer -renaturierungen (Rückbau Uferverbau) zu mindern.«

Im Forschungsbereich treffen also die Interessender Naturschutzverbände und der Anlagenbetreiberein gemeinsames Arbeitsfeld. Dass gänzlich auf neueWasserkraftanlagen verzichtet werden soll, wie die Na-turschutzverbände fordern, können die Wasserkraft-Befürworter nicht nachvollziehen. Wie bei allen ande-ren alternativen Energiegewinnungsformen auch müs-se bei der Wasser kraft jeder Einzelfall für sich betrach-tet und bewertet werden. red

Überlebensraum Fischtreppe am Kraftwerk

Durch Turbinen gefährdet: der Flusskrebs

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Wasserkraft

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Man mag zu Beschneiungsanlagen undBergbahnen stehen, wie man will. Beidesfindet man im ganzen Alpenraum. Wäh-

rend der Neubau von Bergbahnen sich in Grenzenhält, hat es in den letzten Jahren einen Boom bei den»Schneekanonen« gegeben. Und diese Schneekanonenhaben alle eines gemeinsam: einen unheimlich großenDurst nach Wasser. Die Folge: Es werden immer mehrkünstliche Speicher gebaut, die im Winter die Schnee-kanonen mit Wasser versorgen. Meist haben dieseSpeicherteiche nur diesen einen Zweck: den Durst derBeschneiungsanlagen zu stillen. Nicht so am Nebel-horn.

Die Nebelhornbahn in Oberstdorf, eine der ältes-ten Bergbahnen der Welt, hat sich mit der Beschneiungerst relativ spät befasst. Die attraktiven Pisten sindschnee sicher in größeren Höhenlagen. Nur die Talab-fahrt wies gelegentlich zu wenig Schnee auf. VorstandPeter Schöttl kennt die Vorlieben seiner Bergbahnnut-zer: »Eine Bergbahn lebt wie wenige Betriebe von einerintakten Umwelt. Deshalb ist es unser Bestreben, dieerneuerbaren Energien, die am Berg nutzbar sind,auch zu erschließen.«

Eine »normale« Beschneiungsanlage erschien denVerantwortlichen der Nebelhornbahn schnell als zukurz gesprungen. Sie sahen, nachdem sie die Be-schneiung fertiggestellt hatten, eine gute Chance, dasNotwendige (Schneekanonen) mit dem Nützlichen(Wasserkraft) zu verbinden. Der Zufluss über den Fal-tenbach zum Speicherteich an der Seealpe war so üp-pig, dass ständig Wasser abgelassen werden musste. Eslag nahe, das Wasser für ein Kleinkraftwerk zu nutzen.55.000 Kubikmeter Speichervolumen, eine Pumpsta-tion und kilometerlange Druckrohrleitungen warenvorhanden. Notwendig wurden noch 520 Meter zu-sätzliche Druckleitung, um etwas mehr Fallhöhe zubekommen, das Krafthaus für die Turbine und einSchieberschacht zur Umstellung von Beschneiungs-auf Kraftwerksbetrieb. 2010 wurde mit dem Zusatzbaubegonnen, im Februar 2011 waren die Arbeiten abge-schlossen. Gezielt wurde nach einer leistungsfähigenTurbine gesucht. Man fand letztlich genau das, wasman für die Anlage brauchte: eine eindüsige Pelton-turbine aus der Südtiroler Wasserkraft-SchmiedeTschurtschenthaler. Sie war bestens in der Lage, ausden rund 100 Litern Wasser (Fallhöhe 185 Meter) proSekunde die optimale Kraft herauszuholen.

Nach über einem Jahr Betrieb dürfen die Verant-wortlichen bei der Nebelhornbahn zufrieden sein:700.000 Kilowattstunden bringt ihr Kraftwerk in derJahresleistung. Damit produzieren die Bergbahnbe-

Strom oder Schnee?Am Nebelhorn ist beides möglich

Text: Peter ElgaßFotos: Nebelhornbahn

Die schematische Darstellungder Wasserkraft-Anlage mitBeschneiung am Nebelhorn

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Die technischen Daten des Wasserkraft werkes Seealpe

Speicherteich Seealpe auf 1380 Metern HöheTurbinenhaus auf 1170 Metern HöheNettofallhöhe 185 MeterDruckleitungslänge 2036 MeterTurbine: Pelton, Durchmesser: 70 Zentimeter, 21 SchaufelnGenerator: Asynchrongenerator, Nennleistung 200 kWMaximaler Durchfluss 100 Liter/SekundeDrehzahl 1000 pro MinuteRegelarbeitsvermögen 700 MegawattBaukosten 550.000 Euro

treiber in etwa so viel Energie, wie sie für den Bahn-betrieb brauchen. Darüber hinaus haben sie nunSchneesicherheit auch auf den Talabfahrten und fürdie Rodelbahn. Nur wenn Schnee »produziert« wird,steht das Kraftwerk. Das ist meist in den Monaten De-zember, Januar und Februar der Fall.

Ein Blick ins Innere derTurbine (Foto links) und indas Innere des Krafthauses

Peter Schöttl: »Die Geschäftsfelder Bergbahnenund Wasserkraft-Stromerzeugung ergänzen sich gut.Für die Ausflüge zu den Bergbahnen sind gutes Wetterund Sonnenschein die wichtige Voraussetzung. Künf-tig können wir uns aber auch über Regen etwas freuen,da wir dann mit unserem Kraftwerk Strom erzeugen!«

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Wasserkraft

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Wer hat’s erfunden? Die Schweizer? Nein,erfunden hat das Wasserwirbelkraft-werk der Österreicher Franz Zotlöterer.

Aber erstmals an einem Fluss gebaut und unter Real -bedingungen erprobt hat es der Schweizer Bau ingen -ieur Andreas Steinmann (64) aus Schöftland bei Aarau.Als die vorbeifließende Suhre Hochwasser führte, kamihm die zündende Idee, die Wasserkraft zu nutzen. DieWirbel im Wasser hatten ihm die Inspiration gegeben.Denn das Prinzip des Kraftwerks ist einfach: Ein Ein-

lauf-Kanal bringt das Wasser seitlich in ein rundesBecken, das unten mittig einen Abfluss hat. Die Schwer -kraft lässt das Wasser rotieren. Im kreisrunden Wirbeldreht ein mehrflügeliger Rotor, der die Wasserenergieauf einen Generator überträgt. Seit 2009 wirbelt das Wasser der Suhre bei Schöftland den Rotor rund20-mal in der Minute, und der Generator produziertdabei je nach Wassermenge zwischen 80.000 und130.000 kWh Strom.

Inzwischen gibt es eine »Genossenschaft Wasser-wirbelkraftwerke Schweiz« (GWWK), die zum Zielhat, weitere Kraftwerke dieser Bauart zu errichtenoder sich technologisch daran zu beteiligen. 2011 be-kam diese Gesellschaft den höchsten Preis, den dasSchweizer Bundesamt für Energie zu vergeben hat:den »Prix Watt d’Or«.

Dabei fand besondere Beachtung, dass diese ein-fache und wartungsarme Technologie mit kleinerenmodularen Anlagen besonders für Flussrenaturierunggeeignet ist. Die GWWK hat Erfahrungen gesammelt:»Durch den langsam drehenden Rotor im Wasserwir-

Gequirlte Wasserkraft......verschont Fische, Krebse und Aqua-Flora

Wasserwirbelkraftwerkeeignen sich besonders

gut für kleinere Flüsse mitbereits vorhandenen

Querbauten

Das einfache Prinzip des Kraftwerks in der Komplettzeichnung

Text: Peter ElgaßFotos: Johannes Mayr/Genossenschaft

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sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr zehn bis fünfzehnWirbelkraftwerke zu planen und zu bauen. Übertra-gen auf die Situation im Allgäu, gibt es an den kleine-ren Flüssen vielfältige Möglichkeiten, ebenfalls Wir-bel-Energie zu generieren. Schöftland ist inzwischenvon Delegationen aus vier Kontinenten besucht wor-den – eine aus dem Allgäu war noch nicht dabei.

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Im runden Becken mit 6,5 Metern Durchmesserdreht sich ein 1,7 Tonnenschwerer Rotor 20-mal in der Minute

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bel ergeben sich ideale Bedingungen als Lebensraumfür Mikroorganismen. Eine beidseitige Fischdurch-gängigkeit ist gegeben.« Das Kraftwerk an der Suhre arbeitet bei einer Fallhöhe von nur 1,4 Metern. DieGenossen sind überzeugt, dass bereits bei 70 Zentime-tern und einer durchschnittlichen Wassermenge von1000 Litern pro Sekunde ein Wirbelkraftwerk betriebenwerden kann. Besonders dort, wo bereits Querbau-werke, Staustufen oder Flusshindernisse vorhandensind, kann ein Wirbelstromkraftwerk wieder Durch-gängigkeit für Fische schaffen. »Eine Win-Win-Situa-tion für Mensch und Natur«, freuen sich die Genossenin der Schweiz – über 200 Mitglieder zählt die Verei-nigung bereits (200. Mitglied wurde übrigens der be-kannte Wissenschaftler Dr. Bertram Piccard).

Im Allgäu und in der Schweiz ähneln sich nichtnur die Menschen. Auch die alpine Landschaft istweitgehend gleich. Die Schweizer Genossen haben

Wirbelkraftwerk SchöftlandWasserdurchflussmenge: 0,8 - 2,2 m3/sBeckendurchmesser: 6,5 MeterFallhöhe: 1,4 MeterRotationsfrequenz: 0,35 Hz (21 U/min)Gewicht Rotor: 1,7 TonnenElektr. Leistung: 15 kW (120.000 kWh/a)Kosten: 300.000 CHF/250.000 Euro(inkl. Rotorentwicklung)

Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke Schweiz Sägeweg 2, CH-5040 SchöftlandTel. 0041 62721 82 53, E-Mail: [email protected] - www.gwwk.ch www.fishfriendlyweir.com - www.zotlöterer.com

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Wasserkraft

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Strom zu speichern, ist unglaublich schwierigund lässt sich im Augenblick nur bei kleinenMengen, beispielsweise über Batterien, reali-

sieren. Um lückenlos für Energie zu sorgen, werdenim Moment noch Kraftwerke eingesetzt, die ständigStrom produzieren (Grundlastkraftwerke wie Atom-und Kohlekraftwerke), um eventuelle Bedarfsspitzenabzudecken. Das Thema Pumpspeicher- und Spitzen-stromkraftwerke findet noch zu wenig Beachtung.Auch bei uns im Allgäu. Obwohl im Oberallgäu mitdem Kraftwerk Warmatsgund ein solches seit 1992still und effizient arbeitet.

In zwei Richtungen aktivDie Funktionsweise der Pumpspeicher-Kraftwer-

ke ist schnell erklärt: Es kann Strom erzeugen oder ihndurch Umwandlung speichern. Je nachdem, ob Über-schuss oder ein Bedarf an Strom herrscht, arbeitet dasPumpspeicherkraftwerk in zwei Richtungen. Wenn zuviel Strom erzeugt wird, pumpt man mit diesem StromWasser aus einem Tal-See über Rohrleitungen in einenhöher gelegenen Obersee. Wird Strom benötigt, solässt man das Wasser vom Oberbecken über die Tur-bine in das Unterbecken ab. Die Turbine treibt denGenerator an. Es wird Strom erzeugt. Ein Pumpspei-

cher-Kraftwerk kann im Gegensatz zu Heizkraftwerkeninnerhalb weniger Minuten auf volle Leistung ge-bracht werden. Es ist auch schwarzstartfähig (d.h. eskann auch ohne Fremdstrom gestartet werden) undkann so andere Kraftwerke bei einem totalen Strom-ausfall hochfahren. Pumpspeicher-Kraftwerke kommenden Anforderungen, Strom kurzfristig oder bei Bedarfzu liefern, exzellent nach.

Das Kraftwerk WarmatsgundSeit 1919 versorgen die Gemeindewerke die

Oberstdorfer Bürger mit Strom. Damals wurden imOrt 100.000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, inden frühen 1990er-Jahren waren es fast 50 Milli onenKilowattstunden. Für den Markt Oberstdorf bedeutete die Realisierung des WasserkraftwerkesWarmats gund eine größere Unabhängigkeit in derStromversorgung. Im Kraftwerk erzielt eine zweistrah-lige Peltonturbine, gekoppelt mit einem Generator,eine Leistung von 4661 Kilowatt in der Stunde. DieJahresstromerzeugung liegt bei ca. 14 Millionen Kilo-wattstunden. Baubeginn war im Dezember 1989 mitdem Stollenschlag. Er hat eine Länge von 1660 Meternund ist begehbar. In ihm verläuft das Druckrohr miteinem Durchmesser von 90 Zentimetern. Der Stollen

Die Energiewende stellt uns vor ein großes Problem: Windkraft und Photovoltaik sind erheblichen Produktionsschwankungenausgesetzt. Über- und Unterproduktion müssen ausgeglichen werden.Dazu benötigen wir Energie-Speicher – und die sind nicht in ausreichender Menge und Qualität vorhanden. Pumpspeicher-Kraftwerke könnten hier Abhilfe schaffen.

Text: Thomas NiehörsterFotos: Volker Wille

Bergwasser auf PumpSpitzenstrom-Speicher Warmatsgund

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73allgäuALTERNATIV

Das auf 1300 Metern Höhe gefasste Wasser wird vom Oberbecken (Foto auf der linken Seite) durch eine Stollen-Leitung zum Krafthaus und zum Unterbecken geleitet (Fotos oben und unten)

Auf dem Foto links ist das Schema des Kraftwerks zu sehen. Aus einer gewissenEntfernung erscheinen die Becken gar nicht mehr so künstlich gestaltet

konnte im Winterbau hergestellt werden. Die übrigenAnlagen wurden in drei Sommerbauzeiten bis Sep-tember 1992 erstellt. Auf 36 Millionen Mark beliefensich damals die Baukosten. Heute wird die Anlage vonder Warte Oberstdorf ferngesteuert. Sämtliche Schalt-befehle und Daten können mittlerweile zudem überein Smartphone erteilt und empfangen werden.

Das Oberbecken liegt in ca. 1300 Metern Höhe.Sein Volumen beträgt ca. 25.000 Kubikmeter bei einerOberfläche von ca. 10.000 Quadratmetern. Es ist vonder Oberfläche her kleiner als das Unterbecken, dafürjedoch tiefer. Zur Sicherung wurde eine Lawinen -verbauung errichtet und der gemeinsame Damm zwi-schen Oberbecken und Bachvorbeileitung mit einemNotüberlauf versehen. Das Oberbecken wird auch vonzahlreichen kleinen Zuflüssen gespeist.

5000 Volt bei 750 UmdrehungenDas Krafthaus mit Unterbecken steht an der Ein-

mündung des Warmatsgund-Baches in die Stillach aufetwa 920 Metern Höhe. Die Nutzfallhöhe beträgt alsorund 380 Meter. Die Anlage ist für eine Wassermengevon 1,45 Kubikmetern pro Sekunde ausgelegt. DieTurbine selber ist lagerlos, ihre Kräfte lasten mit aufden Lagern des Generators. Bei einer Drehzahl von

750 Umdrehungen in der Minute beträgt die Betriebs-spannung 5000 Volt.

Ursprünglich wurde das Kraftwerk Warmats-gund als reines Pumpspeicherkraftwerk gebaut. Dasnächtliche Hochpumpen des Beckeninhaltes vomUnter becken nach oben findet aber kaum mehr statt,da die Einspeisevergütung für den normalen Lauf -wasserbetrieb höher ist als der Nutzen der zusätz -lichen Wassermenge durch den Pumpbetrieb. Nur imWinter, wenn nicht ausreichend Wasser in das Ober-becken fließt, wird nachts Wasser vom Unter- in dasOberbecken gepumpt. Im Laufwasserbetrieb könnendurch eine Beckenfüllung ca. 22.000 kWh erzeugtwerden. Nach dem Durchgang durch die Turbinefließt das Wasser über das Unterbecken in die Stillach.

Erweiterung ist in PlanungDa eine Erweiterung des Oberbeckens aufgrund

der geologischen Verhältnisse mit Risiken verbundenist, wird von der Gemeinde zurzeit untersucht, denBeschneiungsteich an der Kanzelwand als Oberbeckenzu nutzen. Damit könnte eine Fallhöhe von 900 Me-tern, mithin eine höhere Leistung erreicht werden.Wann – und ob überhaupt – dieser Plan realisiert wer-den kann, steht allerdings noch offen.

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Wasserkraft

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Die preiswerteste Methode, Strom zu erzeugen,geschieht durch die Kraft des fließendenWassers. Wasserräder sind bereits aus dem

5. Jahrhundert v. Chr. aus Mesopotamien bekannt, wosie Schöpfräder antrieben. Wasserräder standen imDienst der Müller, von Sägewerkern oder Hammer-schmieden. Die ausreichende Wasserversorgung, ohnedie sich kein Rad bewegte, ist heute noch ein Politi-kum, das sich in den Wasserrechten niederschlägt. ImAllgäu liegen viele Wasserrechte in den Händen derRechtler. Und das ist gut so, da ohne deren möglichesVeto wahrscheinlich schon etliche Wasserrechte anKonzerne verkauft wären.

Am Mühlbach im Hindelanger Tal werden dasHotel »Wiesengrund«, ein Akademiegebäude und einCam ping platz »alternativ« mit Energie versorgt. Wirstellen das Konzept vor.

Das Wasserrad des Hotels »Wiesengrund« in BadHindelang ist 6,5 Meter hoch und 2,7 Meter breit. An-getrieben wird es durch den schon vor Jahrhundertenkanalisierten Mühlbach, der von der Ostrach abgeleitetwird. Es wurde 2009 in Betrieb genommen und versorgtmittels eines Generators alle Pumpen und Aggregatedes Akademiegebäudes, eines dahinter liegendenWohn mobilstellplatzes und der Heizungsanlage(Hackschnitzel) mit Strom. »Die 500 bis 600 FestmeterHolz ersetzen ca. 70.000 Liter Heizöl. Wir versorgenuns CO2-neutral mit Energie und sind unabhängig –das ist ein wunderbares Gefühl«, ist Hotelier Alexan-der Kullmann darauf stolz.

Der gesamte Komplex des Hotels »Wiesengrund«– zwei Hotels, Akademiegebäude und Wohnmobil-stellplatz – wird mit einem eigenen Energiekonzeptökologisch und ökonomisch selbst versorgt. Nebender Photovoltaik und der Stromerzeugung mittelsWasserrad erzeugt ein Kleinwasserkraftwerk 200.000kW Jahresleistung. Damit könnten 60 bis 70 Dreiper-sonenhaushalte ein Jahr mit Strom versorgt werden.Da das Hotel nur 120.000 kW im Jahr benötigt, wird

Hotel am laufenden WasserIm Einklang mit den Kräften der Natur

Text: Thomas Niehörster Fotos: Niehörster/privat

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Ganz links: das mächtige Laufwasserrad. Daneben der dazugehörige Generator.

Unten: die Kaplanturbine Wiesengrund, links Bürgermeister Adi Martin, rechts

Alexander Kullmann im Turbinenraum mit dem Kaplanturbinen-Generator

75allgäuALTERNATIV

der Rest in das Netz der Gemeinde eingespeist. DasKleinwasserkraftwerk, ebenfalls vom Mühlbach ge-speist, wurde 2009 von der bayerischen Firma Watec-Hydro installiert. Bei einer Leistung von 27 kW/hproduziert der Generator an der Kaplanturbine, durchdie pro Sekunde 2000 Liter Wasser stürzen, pro Jahrdie oben erwähnten 200.000 kWh Elektrizität. DemEinlauf ist ein automatischer Rechen vorgeschaltet.Und der Bau einer Fischtreppe ist soeben genehmigtworden.

Wasserräder werden nach Art des Wasserzulaufesklassifiziert. Je nach Gefälle sowie der Differenz zwi-schen Zu- und Ablauf werden unterschiedliche Wasser -räder eingesetzt. Beim oberschlächtigen Wasserradströmt das Wasser durch eine Rinne auf das Rad, beimunterschlächtigen Wasserrad fließt das Wasser durcheinen verengten Wasserlauf (Kropf) und treibt dasWasserrad von unten an. Entsprechend sind die Schau -feln angeordnet. Das Wasser wird zumeist von einemkleinen Wehr mehrere Hundert Meter oberhalb desWasserrades aus in einem künstlichen Kanal mit we-nig Gefälle zum Rad geleitet. Durch das Wehr kann

die Zulaufmenge des Wassers reguliert werden. GegenEnde des 19. Jahrhunderts konnten die damals auf-kommenden Wasserturbinen viel größere Wasser-mengen und höhere Gefälle nutzen, sodass die Was-serräder als Stromlieferant verdrängt wurden. Heutelohnt es sich wieder, mittels Wasserrädern und Turbi-nen Strom zu erzeugen, da die Technik soweit fortge-schritten ist, dass sich auch kleinere Anlagen rentieren.Der Hotelkomplex »Wiesengrund« ist ein gutes Bei-spiel dafür.

»Wasserkraft ist eine bewährte Energieträgerin«,ist sich Rolf Gschwind von der Firma Watec-Hydrogewiss, »in Bayern liefert sie fast so viel Strom, wie dieBevölkerung des Freistaates privat verbraucht. Der Er-trag von Wassertriebwerken lässt sich noch verdop-peln. Hier in Deutschland sind die Genehmigungsauf-lagen oft zu gewaltig. Da kennen wir Fälle, wo es gutzehn Jahre dauert.« Die eidgenössischen Kantons -behörden im Bernerland/Schweiz benötigten hingegenfür die Genehmigung eines »Permamentgenerators«lediglich drei Monate und gewährten darüber hinauseine größere Wassermange, als beantragt.

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Wasserkraft

allgäuALTERNATIV

Die Atomkatastrophe von Fukushima bewogdie bayerische Staatsregierung, ihre Energie-politik um 180 Grad zu wenden: Seitdem

setzt sie auf regenerative Energie aus Biogas, Sonnen-,Wind- oder Wasserkraft. Da war Nikolaus Burger ausEngetried bei Ottobeuren der Politik um Jahre voraus.

Er übernahm Ende der 1980er-Jahre den Betriebseines Vaters und krempelte ihn um: »Ich habe mich1989 auf Wasserkraft spezialisiert, denn ich wollteschon damals Alternativen zur Atomkraft schaffen«,erzählt der 49-Jährige. Und das erste Gesetz zur Er-neuerbaren Energie 1989 nutzte Burger, um seine Fir-ma in Engetried, einem Ortsteil von Markt Rettenbachim Ostallgäu, umzustrukturieren. Sein Großvater hatte

die Firma 1911 als Hammerschmiede aufgebaut, derVater sie als Landmaschinenfirma weitergeführt. »Ichwollte schon immer etwas mit Energie machen. DasGesetz bot mir die Gelegenheit«, berichtet er. Er bautesein eigenes Wasserkraftwerk um, ersetzte die drei alten Wasserräder durch eine moderne Turbine undproduzierte von da an doppelt so viel Strom, als dieFirma selbst verbrauchte. Er konnte sich ans öffent -liche Netz anschließen und den überschüssigen Stromdort einspeisen.

Inzwischen ist die Firma »WasserkraftanlagenBurger« eine von rund 20 Betrieben dieser Art inDeutschland. Burger ist führend beim Automatisieren,Modernisieren und Reparieren von bestehenden Was-

Der »Wasserkraft-Macher«

Text: Markus FrobeniusFotos: Markus Frobenius (4), Nikolaus Burger (3)

aus Engetried im Allgäu

Nikolaus Burger in Engetried an einem »Spielrad« aus seiner Firma

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serkraftanlagen. Sein Betrieb und die anderen Anbie-ter betreuen in Bayern rund 4000 Anlagen, zumeist inMühlen, Schmieden oder kleinen Elektrizitätswerken.In Kaufbeuren zum Beispiel drei der fünf Mühlbach-beteiligten. Damit hat Burger als Allgäuer Mächlersich einen Namen sogar weit über die bayerischenGrenzen hinaus gemacht. Er hat sich eine hochinno-vative »Nische« erschlossen und in diesem BereichPionierarbeit geleistet.

Burger stellt aber auch fest, dass die Zahl der Betreiber von Wasserkraftanlagen leicht abnimmt. Einerseits werden Kleinerzeuger immer noch vonGroßkonzernen übernommen, andererseits seien dieHürden insbesondere durch die Naturschutz-Auflagenimmer höher. So werde die Durchgängigkeit der Ge-wässer für Fischwanderungen immer vehement gefor-dert. Die Kosten für sogenannte Fischtreppen seienaber für Betreiber von Kleinanlagen oft nur schwer zustemmen.

Dennoch sieht sich Burger gut aufgestellt. Er istzusammen mit seiner Frau Gabriele Geschäftsführerdes 101 Jahre alten Betriebes und hat acht Angestellte,die als Anlagenbauer auf Kraftwerke und vor allemTurbinen spezialisiert sind. Davon gibt es vier Typen:die Peltonturbine, die Durchströmturbine, die Francis-turbine und die Kaplanturbine.

Aufgrund seiner Erfahrung in Sachen Wasser-kraftanlagen war Burger auch die erste Adresse, als der»Freundeskreis Tansania« aus München ein dringen-des Problem mit einem Wasserkraftwerk hatte: DieOrganisation leistet humanitäre Hilfe in dem ostafri-kanischen Staat, baut dort Krankenhäuser, Heimeoder Schulen auf. In Longo in der Region Mbingue,rund 600 Kilometer von der Hauptstadt Daressalamentfernt, stagnierte eines der Projekte. Die Regionhabe zwar viel Landwirtschaft und keine Hungersnöte,aber es gebe auch keine nennenswerte Industrie. DerFreundeskreis hilft dort einem Kloster, ein Kranken-haus aufzubauen. »Das ist eine sehr arme Region«, be-richtet Burger. Denn der gelernte Schmiedemeisterreiste 2009 auf Bitten des Freundeskreises nach Longoim Westen des Landes. Um das Krankenhaus nämlichsinnvoll in Betrieb zu nehmen, braucht es natürlichStrom. Doch leider ist das regionale Kraftwerk nie sorichtig gelaufen. Stattdessen liefert ein Notstromaggre-gat zwei Stunden täglich Strom. Damit konnte zwarWasser aus einem Tiefbrunnen gepumpt werden.»Aber die Geräte im Krankenhaus konnten so nichtrichtig betrieben werden. Die Leute dort wartetendringend auf den Strom«, stellte Burger vor Ort fest.

500 Kilowatt sollte das Kraftwerk liefern. DieTurbine wird gespeist von einem Fluss, der aus dennahe gelegenen Bergen kommt. 30 Meter beträgt dieFallhöhe. Als Burger die Turbine zerlegte, stellten sichviele Teile als reparaturbedürftig dar. Mit dem Repara -tur vorschlag von Burger konnte in Longo aber nie-mand etwas anfangen, denn dafür fehlten Fachbetrie-

Aufgestauter Mühlbach (Abzweig der Günz), den das Kraftwerk der Firma Burger nutzt

Nikolaus und Gabriele Burger (links) und ihre Mitarbeiter vor der instandgesetzten Turbine, die nach Tansania verfrachtet wurde

Selbstgebauter automatischer Rechenschieber, der am Kraftwerk der Firma Burger eingesetzt ist

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Wasserkraft

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be und Werkzeug, Zubehör und Teile. Also wurdenihm 2011 die Turbine und andere Teile der Anlage ausLongo in die Allgäuer Firma nach Engetried geliefert.Burger hat sie zum Teil reparieren können, aber auchKomponenten neu hergestellt – viele Arbeitsstundenwaren nötig, konnten aber nicht in Rechnung gestelltwerden. 2012 waren die Arbeiten an den Teilen fertigund wurden per Schiff verschickt, das Ende August inTansania ankam, wo die Anlage baldmöglichst in Betrieb genommen werden soll. Allgäuer Know-howbetreibt hoffentlich bald reibungslos ein Krankenhausin Tansania.

Burger ist auch rund um die Turbinen innovativ:Die Firma projektiert und plant inzwischen ganzeKraftwerksanlagen, baut automatische Rechen, Stau-wehre und Steuerungsanlagen dafür.

Aber auch die klassische Wassernutzung gibt esin Engetried: Burger baut auch Wasserräder in allenGrößen. Einerseits für Mühlen mit Direktantrieb undfür Wasserkraftanlagen, die Strom erzeugen, dochauch, um die Kraft des Elementes spielerisch zu nut-zen. Dafür stellt die Firma sogenannte Kleinräder her:Stahlräder von 33 bis 66 Zentimeter Durchmesserkönnen Kunden für ihren Garten oder Kommunenfür ihre Parkanlagen bekommen. Auch das Wasserradin Kemptens Fußgängerzone stammt aus dem HauseBurger. Die Zierräder werden einerseits zur Über-brückung von auftragsarmen Zeiten gemacht, dienenandererseits aber auch zur Erprobung neuer Ideen.

Burgers Arbeiten in der Wasserenergie sind offen -bar nicht unbemerkt geblieben: Als die Handwerks -kammer einen Stand zum Thema Energiewende aufder diesjährigen Internationalen Handwerksmesse inMünchen zeigte, repräsentierte Burger die Wasser-kraft. Ausstellungsstück: die reparierte Turbine fürTansania.

»Spielrad« aus dem Hause Burger in der Fußgängerzone Kempten

Arbeit bei Burger an der Turbine für Tansania

In der Werkstatt Burger liegt auch dieses Schaufelrad einer alten Turbine, dessen Teile einst beweglich waren »Spielrad« der Firma Burger

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Medien

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HolzWie ein Naturstoff Geschichte schreibt

Die Bände der Reihe Stoffge-schichten stellen einzelne Natur-stoffe vor. Im dritten Band geht esum das Holz. Dieses Material be-gleitet den Menschen bereits seitder Steinzeit. Ob als Pfeil beim Ja-gen oder zum Gletscherbesteigenfür »Ötzi«. Auch die Baumeistervon Kathedralen im Mittelalterkonnten nicht ohne auskommen.Bis in die heutige Zeit hinein istHolz ein unverzichtbarer Natur-stoff, denn man braucht ihn zumBauen ebenso wie zum Verbren-nen. Dieses Buch zeigt die vielfa-che Nutzung von Holz durch dieJahrtausende und stellt das Ver-hältnis zwischen ihm und demMenschen anschaulich dar.

Der Leser durchlebt einespannende Zeitreise, die ihn bis zu400.000 Jahre zurück in die Ver-gangenheit katapultiert und im-mer wieder neue Entdeckungenbietet.

Von Joachim Radkau, 352 Seiten,

Hardcover, zahlreiche Abbildungen,

Preis: 22,95 Euro, ISBN: 978-3-

86581-321-3, oekom verlag,

München 2012

ServiceKlimaschutz und Denkmalschutz

Schutz für Klima undDenkmal – kommunalePraxisbeispiele zumKlimaschutz bei denkmal-geschützten Gebäuden

Um die Kommunen bei ihren Kli-maschutzprojekten zu unterstüt-zen, gibt die »Servicestelle Kom -munaler Klimaschutz« Bücher her-aus, die sich themenspezifischeSchwerpunkte herausgreifen. Da-bei werden konkrete Erfahrungenaus der Praxis verschiedener Kom-munen dargestellt, um anderenKom munen so beim Klimaschutzzu helfen.

Diesmal steht die Veröffentli-chung unter dem Motto »Klima-schutz und Denkmalschutz«. Esgeht einerseits um energetische Sa-nierungen von Baudenkmälern wieWärmedämmung, Austausch derFenster, Sanierung der Beleuchtungusw. Auf der anderen Seite wirdzum Beispiel der Fall mit Solaran-lagen auf Denkmälern thematisiert.Ferner wird mittels der fünf Beiträ-ge aus der kommunalen Praxis er-klärt, wie Klimaschutz und Denk-malschutz zusammenhängen. Wär-mebilder verdeutlichen die Gründefür eine Sanierung, und anschauli-che Grafiken legen die Ergebnisseder jeweiligen Maßnahmen dar.

Servicestelle Kommunaler

Klimaschutz, 80 Seiten, vierfarbig,

zahlreiche Abbildungen, Köln 2011

AlternativenDie Gemeinwohl-Ökonomie

Unser Wirtschaftssystem, das nuraus Gewinnstreben und Konkur-renz besteht, hat für sämtliche Kri-sen gesorgt, ob nun Arbeitslosig-keit, Klimakrise, Energiekrise,Hungerkrise usw. Deshalb hatChristian Felber ein alternativesWirtschaftsmo-dell, die »Ge-meinwohl-Öko-nomie«, gegrün-det. Es ist jetztein Jahr alt undhat ein solchesEcho ausgelöst,dass es in einererweiterten Neu-ausgabe erscheint. Diese Gemein-wohl-Ökonomieberuht – wie eineMarktwirtschaft –auf privaten Unternehmern und in-dividueller Initiative. Dabei sollenaber nicht Gewinnstreben undKonkurrenz vorherrschen, sonderndie Betriebe kooperieren zusam-men, um den größtmöglichen Ge-winn zu erzielen.

Es sollen dabei vor allem dieWerte im Vordergrund stehen, diees sonst offenbar nur in zwischen-menschlichen Beziehungen gibt,wie zum Beispiel Ehrlichkeit, Re-spekt und gegenseitige Hilfe. DiesesModell ist offen und demokratischund wird deshalb stetig weiterent-wickelt. So haben zahlreiche Regio-nalgruppen eine gemeinsame Stra-tegie für die kommenden fünf Jah-re entworfen.

Das Buch analysiert die aktu-elle Lage und stellt umfassend dasKonzept der Gemeinwohl-Ökono-mie vor, ohne dabei wichtige De-tails wie Banken oder Demokratieaußer Acht zu lassen.

Von Christian Felber, aktualisierte und erweiterteNeuausgabe, 208 Seiten,flexibler Einband, Preis: 17,90 Euro, ISBN 978-3-552-06188-0, Deuticke Verlag, Wien 2012

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Lieferadressen von Energie-Firmen aus diesem Heft*

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AE Allgäu Energie AGBüro 87719 Mindelheim,Reinpoldstraße 5:Telefon: 08261/9911-0Büro 87600 Kaufbeuren,Neugablonzer Straße 21E.-Mail: [email protected]

A. Gross GmbH & Co. KG Andreas-Gross-Str. 7 87541 Bad HindelangTelefon: 08324/890-0 Fax: 08324/890-379E-Mail: [email protected]

Allgäuer KraftwerkeGmbHAm Alten Bahnhof 1087527 SonthofenTelefon: 08321/2690Fax: 08321/269099E-Mail: [email protected]

Allgäuer Überland-werk GmbHIllerstraße 1887435 Kempten Telefon: 0831/25210Fax: 0831/2521-250 E-Mail: [email protected]

Arbeitsgemeinschaftder bayerischenHandwerkskammernMax-Joseph-Straße 4, 80333 MünchenTelefon: 089/5119-0,

Fax: 089/5119-295E-Mail: [email protected]

Autohaus Schneider GmbHAn der Eisenschmelze 3187527 SonthofenTelefon: 08321/82032oder 87265Fax: 08321/87243E-Mail: [email protected]

Baugrund SüdGesellschaft für Geothermie mbHMaybachstraße 588410 Bad WurzachTelefon: 07564/9313-40Fax: 07564/9313-50E-Mail: [email protected]

Baumit GmbH Reckenberg 12D-87541 Bad HindelangTelefon: 08324 921-0Fax: 08324 921-470E-Mail: [email protected]/

Burger Wasser-kraftanlagen GmbHHammerschmiede 1 87733 Engetried Telefon: 08392/1362Fax: 08392/1586

Deutsche Energie-Agentur GmbH(dena)Chausseestraße 128 a10115 BerlinTelefon: 030/726165-600 Fax: 030/726165-699E-Mail: [email protected]

EC Power GmbHLeonhard-Weiss-Strasse 1 73037 GöppingenTelefon: 07161/65488-20 Telefax: 07161/65488-29 E-Mail: [email protected]

Elektrizitätsgenossen schaft Rettenberg Burgberger Str. 2487549 RettenbergTelefon: 08327/1217Fax: 08327/7867E-Mail: [email protected]

Elektrizitätswerkdes Bezirks Schwyz AGRiedstrasse 17Postfach 1446431 SchwyzTelefon: +41(0)8196911Fax: +41(0) 8196910E-Mail: [email protected]

Elektrizitätswerkedes Kantons Zürich(EKZ)Dreikönigstrasse 188002 ZürichE-Mail: [email protected]: +41 (0) 583595111

ElektrizitätswerkHammer mühleVersorgungs gesell -schaft mbHHammermühle56244 MaxsainTelefon: 02626/7609-0Fax: 02626/7609-23E-Mail: [email protected]

Energy ConsultingAllgäuMatthias Voigtmann

Telefon: 0831/5758121Fax: 0831/5758 124Mobil: 0162/2634703

enerquinn Energie-systemtechnikGmbHGrimmastraße 1088250 WeingartenBaden-WürttembergTelefon: 0751/1897057-0Fax: 0751/1897057-99www.enerquinn.de

erdgas schwaben gmbhBayerstraße 4386199 AugsburgTelefon: 0821/9002-0Fax: 0821/9002-385E-Mail: [email protected]

eza!Energie- & UmweltzentrumAllgäu gemeinnützige GmbHBurgstr. 2687435 KemptenTelefon: 0831/960286-0Fax: 0831/960286-90E-Mail: [email protected]

GenossenschaftWasserwirbelkraft-werke SchweizSägeweg 25040 Schöftland/SchweizTelefon:+41 (0) 62721/8253

[email protected]

Herz & Lang GmbHRitzensonnenhalb 5a87480 WeitnauTelefon: 08375/921133-0Fax: 08375/921133-55E-Mail: [email protected]: Dipl.Ing. (FH) DieterHerz, Florian Lang

Hock GmbH & Co. KGIndustriestraße 286720 NördlingenTelefon: 09081/80500-0Fax: 09081/80500-70E-Mail: [email protected]

Hörmann Energie-technik GmbH & Co. KG86807 BuchloeE-Mail: [email protected]: 08241/9682-0

Ingenieurbüro BorthZainschmiedeweg 387527 SonthofenTelefon: 08321/83825Fax: 08321/22375Mobil: 0170/5507193E-Mail: [email protected]

INMARES AGIm Katzenwadel 64102 Binningen SchweizE-Mail: [email protected]

Lechwerke AGSchaezlerstraße 386150 AugsburgTelefon: 0821/328-0Fax: 0821/328-1170

movelo DeutschlandInnsbrucker Str. 2, D-83435 Bad ReichenhallTelefon: 08651/762997-0E-Mail: [email protected]

Nebelhornbahn AGNebelhornstraße 6787561 OberstdorfTelefon: 08322/96000www.das-hoechste.com

Paradigma Deutsch-land GmbHEttlinger Str. 3076307 KarlsbadTel.: 07202/922 - 0Fax: 07202/922 - 100E-Mail: [email protected]

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Telefon: 075 61/9855 - 0 Fax: 07561/9855 - 30

RegionalwerkBoden see GmbH & Co. KGWaldesch 2988069 TettnangTelefon: 07542/9379-0Fax: 07542/9379-101E-Mail: [email protected]

RUF-AutomobileMindelheimer Straße 21D-87772 PfaffenhausenTelefon: 08265/911911Fax: 08265/911912E-Mail: [email protected]

RENNERGY Systems AGEinöde 5087474 BuchenbergTelefon: 08378/9236-0Fax 08378/9236-29E-Mail: [email protected]

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Scholl + Karg GmbHAn der Lexenmühle 1487541 VorderhindelangTelefon: 08324/93210Fax: 08324/932111E-Mail: [email protected]

Sensor-Technik Wiedemann GmbHAm Bärenwald 687600 KaufbeurenTelefon: 08341/9505 - 0 Fax: 08341/9505 - 55E-Mail: [email protected]

Siemens AGWittelsbacherplatz 280333 MünchenTelefon: 089/63600Fax: 089/63652000Pressestelle:www.siemens.com/presse/kontakt

Solar CooperationAllgäu Ltd. & Co. KG An der Wilhelmshöhe 3187463 DietmannsriedTelefon: 08374/586622Fax: 08374/230364E-Mail:[email protected]

Solarkraft GmbHHirschberger Weg 487437 KemptenTelefon: 0831/565444Fax: 0831/565445E-Mail. [email protected]

Stadtwerke Bad SaulgauMoosheimer Straße 2888348 Bad SaulgauTelefon: 07581/506-110Fax: 07581/506-239E-Mail: [email protected]

Stadtwerke Überlingen GmbHKurt-Wilde-Straße 1088662 ÜberlingenTelefon: 07551/9234- 0Fax: 07551/9234 - 26E-Mail: [email protected]

Technische WerkeFriedrichshafenGmbHKornblumenstraße 7/188046 FriedrichshafenTelefon: 07541/505-0Fax: 07541/505-111www.twf-fn.de

Technische WerkeSchussental GmbH& Co. KGSchussenstraße 2288212 RavensburgTelefon: 0751/804-0 Fax: 0751/804-1304www.tws.de

TERRAKONZEPT PGSonthofer Str. 3087541 Bad HindelangTelefon: 08324/405316Fax: 08324/405317Mobil 1: 0151/54728709

Tesla Motors Ltd.Kings Chase, King Street,Maidenhead, SL6 1DP, UKTelefon: +44 (0)1628/450600

TschurtschenthalerTurbinenbauMaschinen- u. TurbinenbauGewerbezone SchmiedenSonnwendweg 19I-39030 Sexten (BZ)Telefon: +39 (0)4710502Fax: +39 (0)474/710133

Walter Hummel jun.AbbundtechnikEinzelunternehmenKohlstattweg 487767 NiederriedenTelefon: 08335/9283

Fax: 08335/8073www.hummel-abbund.de

WATEC-Hydro e.K. Alpenstraße 22 87751 HeimertingenTel.: 08335 / 989339-0 Fax: 08335 / 989339-11 E-Mail: [email protected]

WiesengrundFamilie KullmannOstrachstrasse 23,87541 Bad HindelangTelefon: 08324/2219Fax: 08324/2284E-Mail:[email protected]

YES-Company GmbHSchongauer Str. 187665 Mauerstetten Telefon: 08341/966887-0Fax: 08341/966887-7

Privat-Brauerei Zötler GmbH Grüntenstr. 287549 Rettenberg/AllgäuTelefon: 08327/9210Fax: 08327/7487

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*Wir übernehmen keineGarantie für Richtigkeit undVollständigkeit der Angaben.

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gibt Ratschläge zur energetischen Sanierung, an Altbau und Neubauallgäu ALTERNATIV

beleuchtet technische HintergründeallgäuALTERNATIV

Page 82: allgäuALTERNATIV - Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz

Vorschau auf die Themen in der nächsten Ausgabe

allgäuALTERNATIV

Energie erzeugenWasserstoff: Umweltneutral, antriebsstark, speicherbarWindkraft: Situationsbericht – neue Standorte im AllgäuWasserkraft: Wo noch Potenziale schlummernPhotovoltaik: Lohnt sich die Investition auch weiterhin?

Photovoltaik in der Fläche – unter welchen Voraussetzungen?

Elektrizität: Stromanbieter im Vergleich

MobilitätElektroautos: Ein regionaler Überblick zu Kauf, Miete und ProbefahrenE-Bike: Der Megatrend eröffnet neue

touristische Geschäftsideen

EnergiesparenWirtschaft: Eine Brauerei rüstet energetisch umUnternehmen: Allgäuer Technologie bringt Windkraftanlagen in SchwungDämmstoffe: Regionale Konzepte, große Wirkung, kurze WegeRecycling: So arbeitet die Wertschöpfungskette im Allgäu Kraft-Wärmekopplung: Was der Markt vor Ort bietetSanierung: Alles über Fördermittel, Programme und Hilfsangebote

SchwerpunktthemaHolz: Sichere Brennstoff-Versorgung, unweltneutrales Heizen Holzbau: Wir stellen innovative Unternehmer und ihre Projekte vorWaldwirtschaft: Kreislauf der Generationen

ReportageHüttenzauber: Energiekonzepte im HochgebirgeAus Stadt und Land: Energetische Allgäuer Leuchtturmprojekte Blick über den Zaun: Das Dorf der StromrebellenGeldinstitute: Spezielle Anlagemöglichkeiten in Erneuerbare EnergienBürgergenossen: Wie funktioniert das gute Miteinander?

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