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aktuell 05/2014 pro care 38 © Springer-Verlag Erstmals wurde eine „Dosis-Wirkung- Beziehung“ für das Frühstücken durch eine Studie belegt.  Die CARDIA-Studie zeigte: Wer täglich frühstückt, entwickelt seltener metabolische Komplikationen als Personen, die morgens nichts essen. 18 Jahre lang wurde in der Coronary Ar- tery Risk Development in Young Adults (CARDIA)-Studie die Ernährung durch umfangreiche Befragungen erhoben. Die 3598 Studienteilnehmer waren im Mittel 32 Jahre alt und wiesen einen Body-Mass- Index (BMI) von 26 kg/m 2 auf. Die Auswertung ergab, dass 43 Prozent der Beteiligten nicht oder bis zu dreimal in der Woche frühstückten, 22 Prozent vier- bis sechsmal und 35 Prozent siebenmal. Personen mit täglichem Frühstück nah- men in 18 Jahren 1,9 kg weniger zu als sol- che mit 0–3 Frühmahlzeiten pro Woche, obwohl sie nicht weniger Kalorien zu sich nahmen oder sich mehr bewegten. Meta- bolische Komplikationen wie abdominale Adipositas, Typ-2-Diabetes, Hypertonie und das metabolische Syndrom entwi- ckelten sich bei Personen, die täglich früh- stückten, nur halb so oft wie bei solchen mit selten eingenommenem Frühstück. Die Qualität des Frühstücks hatte keinen Einfluss auf die metabolischen Parameter. Ebenso war die Häufigkeit von Mittages- sen und Abendessen ohne Bedeutung. Metabolische Komplikationen in Abhängigkeit vom Frühstücken. In der Health Professionals Follow-up Study (HPFS) beobachtete man 29.902 amerikanische Männer im Alter von 45 bis 82 Jahren. Die Ernährung wurde mit ei- nem Fragebogen erfasst. Männer, die auf das Frühstück verzichteten, hatten ein um 27 Prozent erhöhtes Risiko, innerhalb von 16 Jahren an einer koronaren Herzkrank- heit zu erkranken. Eine frühere Auswer- tung von HPFS ergab ebenfalls, dass der Verzicht auf das Frühstück kardiovasku- läre Risikofaktoren begünstigt und das Ge- wicht erhöht. n Quelle: Cardiovasc 2013/6 Komplikationsrate halbiert Regelmäßiges Frühstücken senkt das kardiovaskuläre Risiko Es darf auch ein deftiges britisches Frühstück sein. Photo: © Jörg Beuge/Fotolia Die wirksamste Maßnahme Rauchern – und auch potentiellen Rauchern – ihre Sucht zu verleiden ist der Preis. Das aber ist Sache der Politik, die sich vor wirksa- men Maßnahmen eher scheut. „In der medizinischen erapie spielen wir in der ersten Liga“, stellt Sozialmediziner Prof. Michael Kunze fest. Die Erfahrungen von Tausenden Beratungen im Nikotininstitut Wien finden sich nun in einem praxisbe- zogenen und auch unterhaltsamen Buch unter dem Titel „Rauchfrei in 5 Wochen“. Wichtige Erkenntnis: Der erste Schritt ist der halbe Erfolg. Und: Auf jede Ausrede gibt es eine passende Antwort. Rauchen ist schädlich, teuer und ge- ruchsintensiv. Rauchen ist aber auch eine Kommunikationsform, Stressverarbeitung und Ritual. Den „Gewinn“ des Rauchens für den Betroffenen zu reduzieren bezie- hungsweise in eine weniger gesundheits- schädliche Form zu bringen, gelingt im all- gemeinen nur dann, wenn der Wille des Rauchers dazu vorhanden ist. „Ein Drittel der Raucher ist mit ihrem Verhalten massiv unzufrieden und möchte etwas ändern“, berichtet Doz. Ernest Groman, gemeinsam mit Mag. Astrid Tröstl Autor von „Rauchfrei in 5 Wochen“. Diese unzufriedenen Rau- cher teilen sich wieder zu etwa je einem Drittel in solche, die ganz aufhören, jene, die weniger rauchen, und jene, die Pro- dukte modifizieren möchten. Denn, auch das ist ein wesentlicher Aspekt in der Rau- chertherapie: Ziel muss nicht unbedingt völlige Abstinenz sein. „Ein Weg ist auch, Nikotin möglichst schadstofffrei zur Verfü- gung zu stellen“, so Gromann. Viele unzufriedene Raucher Angebote und nicht Verbote sollen den Ausstieg aus dem Nikotin erleichtern 10.1007/s00735-014-0335-z
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05/2014 pro care38 © Springer-Verlag

Erstmals wurde eine „Dosis-Wirkung-Beziehung“ für das Frühstücken durch eine Studie belegt.   Die CARDIA-Studie zeigte: Wer täglich frühstückt, entwickelt seltener metabolische Komplikationen als Personen, die morgens nichts essen.

18 Jahre lang wurde in der Coronary Ar-tery Risk Development in Young Adults (CARDIA)-Studie die Ernährung durch umfangreiche Befragungen erhoben. Die 3598 Studienteilnehmer waren im Mittel 32 Jahre alt und wiesen einen Body-Mass-Index (BMI) von 26 kg/m2 auf.

Die Auswertung ergab, dass 43 Prozent der Beteiligten nicht oder bis zu dreimal in der Woche frühstückten, 22 Prozent vier- bis sechsmal und 35 Prozent siebenmal. Personen mit täglichem Frühstück nah-men in 18 Jahren 1,9 kg weniger zu als sol-che mit 0–3 Frühmahlzeiten pro Woche, obwohl sie nicht weniger Kalorien zu sich nahmen oder sich mehr bewegten. Meta-bolische Komplikationen wie abdominale Adipositas, Typ-2-Diabetes, Hypertonie und das metabolische Syndrom entwi-ckelten sich bei Personen, die täglich früh-stückten, nur halb so oft wie bei solchen mit selten eingenommenem Frühstück. Die Qualität des Frühstücks hatte keinen Ein�uss auf die metabolischen Parameter. Ebenso war die Häu�gkeit von Mittages-sen und Abendessen ohne Bedeutung.

Metabolische Komplikationen in Abhängigkeit vom Frühstücken.

In der Health Professionals Follow-up Study (HPFS) beobachtete man 29.902 amerikanische Männer im Alter von 45 bis 82 Jahren. Die Ernährung wurde mit ei-nem Fragebogen erfasst. Männer, die auf das Frühstück verzichteten, hatten ein um

27 Prozent erhöhtes Risiko, innerhalb von 16 Jahren an einer koronaren Herzkrank-heit zu erkranken. Eine frühere Auswer-tung von HPFS ergab ebenfalls, dass der Verzicht auf das Frühstück kardiovasku-läre Risikofaktoren begünstigt und das Ge-wicht erhöht. n

Quelle: Cardiovasc 2013/6

Komplikationsrate halbiertRegelmäßiges Frühstücken senkt das kardiovaskuläre Risiko

 Es darf auch ein deftiges britisches Frühstück sein.

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Die wirksamste Maßnahme Rauchern – und auch potentiellen Rauchern – ihre Sucht zu verleiden ist der Preis. Das aber ist Sache der Politik, die sich vor wirksa-men Maßnahmen eher scheut. „In der medizinischen �erapie spielen wir in der ersten Liga“, stellt Sozialmediziner Prof. Michael Kunze fest. Die Erfahrungen von Tausenden Beratungen im Nikotininstitut Wien �nden sich nun in einem praxisbe-zogenen und auch unterhaltsamen Buch unter dem Titel „Rauchfrei in 5 Wochen“. Wichtige Erkenntnis: Der erste Schritt ist

der halbe Erfolg. Und: Auf jede Ausrede gibt es eine passende Antwort.

Rauchen ist schädlich, teuer und ge-ruchsintensiv. Rauchen ist aber auch eine Kommunikationsform, Stressverarbeitung und Ritual. Den „Gewinn“ des Rauchens für den Betro�enen zu reduzieren bezie-hungsweise in eine weniger gesundheits-schädliche Form zu bringen, gelingt im all-gemeinen nur dann, wenn der Wille des Rauchers dazu vorhanden ist. „Ein Drittel der Raucher ist mit ihrem Verhalten massiv

unzufrieden und möchte etwas ändern“, berichtet Doz. Ernest Groman, gemeinsam mit Mag. Astrid Tröstl Autor von „Rauchfrei in 5 Wochen“. Diese unzufriedenen Rau-cher teilen sich wieder zu etwa je einem Drittel in solche, die ganz aufhören, jene, die weniger rauchen, und jene, die Pro-dukte modi�zieren möchten. Denn, auch das ist ein wesentlicher Aspekt in der Rau-chertherapie: Ziel muss nicht unbedingt völlige Abstinenz sein. „Ein Weg ist auch, Nikotin möglichst schadsto�frei zur Verfü-gung zu stellen“, so Gromann.

Viele unzufriedene RaucherAngebote und nicht Verbote sollen den Ausstieg aus dem Nikotin erleichtern

10.1007/s00735-014-0335-z

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05/2014pro care 39© Springer-Verlag

BuchtippErnest Groman, Astrid Tröstl: Rauchfrei in 5 Wochen. Das Erfolgsprogramm seit über 15 Jahren: Selbsthilfe zum Nichtrauchen, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014, 161 Seiten, E-Book: ISBN 978-3-642-40931-8, Preis: 14,99 €, Softcover: ISBN 978-3-642-40930-1, Preis 20,55 €

Jedes Argument lässt sich entkräften

Argumente, warum man nicht oder viel-leicht gerade jetzt nicht mit dem Rauchen aufhören kann, gibt es viele. Gromann und Tröstl haben die 83 häu�gsten, skur-rilsten und originellsten gesammelt – und sie geben auf durchaus humorvolle Weise darauf die Gegenargumente. Zum Beispiel – die wohl häu�gste Ausrede: „Ich kann aufhören, wenn ich will.“ Darauf laden die Autoren zum Nachdenken ein: „Warum machen Sie es nicht? Wer oder was hält Sie auf? Legen Sie Ihre Zigaretten weg, und wenn es so einfach ist, werfen Sie sie zu-sammen mit diesem Buch in den Müll! Es freut uns, dass wir so schnell helfen konn-ten. Vergessen Sie nicht, uns eine E-Mail zu schreiben. Wir freuen uns über Ihren Erfolg.“ Wenn es so einfach wäre!

Auch beliebt: „Mein 90-jähriger Be-kannter ist top�t und raucht schon ewig.“ Die Antwort darauf: „Ja, wenn er den jahr-

zehntelangen Zigarettenkonsum nicht ausgehalten hätte, hätten Sie ihn nicht kennengelernt oder könnten ihn nicht mehr tre�en. Es verhält sich hier ähnlich wie bei Überlebenden von Kriegshand-lungen. Wie viele Personen mit gleichem Rauchverhalten sind nicht so alt gewor-den? Auch hier sind Ihnen sicher Schick-sale bekannt, wenn Sie genau nachden-ken. Der Einzelfall lässt sich leider nicht generalisieren!“

Etwas weiter hergeholt: „Welchen Grund hätten wir sonst, die Wohnung zu renovieren?“ Dazu meinen Gromann und Tröstl mit einer plastischen Darstellung: „Stimmt, die rauchverfärbten Wände sind kein schöner Anblick. Spätestens beim Abhängen von Bildern wird die Misere sichtbar. Ein ekelhafter Anblick, oder? In Ihrer Lunge sieht es aber nicht besser aus. Sie inhalieren den Rauch hier sogar aktiv. Genau genommen haben Sie den Großteil des Rauches, der die Wände verfärbt, schon über Ihre Lunge vorge�ltert.“ Und auch das Argument, man wäre ja ohnedies dem Passivrauchen ausgesetzt, entkräften die Autoren: Das Risiko des Aktivrauchens übersteigt jenes des Passivrauchens um das 100- bis 1000fache.

Daheim und im Auto wird weniger geraucht

Rauchverbote – im ö�entlichen Raum und im Gastronomiebereich – sind in Öster-reich nach wie vor nicht vollständig umge-setzt. Im privaten Bereich sind Verände-rungen feststellbar. Daheim oder im Auto – zumindest wenn es neu ist – zu rauchen, ist heute lange nicht mehr so selbstver-ständlich wie noch vor 20 Jahren. Das Prinzip der Rauchertherapie ist jedenfalls Angebote zu machen, nicht nur Verbote zu setzen. Die Motive für den Willen, mit dem Rauchen aufzuhören, sind vielfältig, das wichtigste ist die eigene Gesundheit, gefolgt von der Familie und vom Geld. Für mehr als die Hälfte ist Stress der Grund für das Rauchen. Und fast die Hälfte der Ent-wöhnungswilligen, die im Nikotininstitut behandelt wurden, möchte Unterstützung durch Alternativprodukte, wobei das transdermale Nikotinp�aster das belieb-teste ist gefolgt von Inhalator und Kau-gummi.

Der Entwöhnungsprozess ist höchst in-dividuell. Selbst schwierige Fälle, die sehr viel rauchen, scha�en, so Tröstl, den Aus-stieg. Aber auch, wenn bei kontinuierli-cher Betreuung und guter Kooperation des Betro�enen die Erfolgsquote bei 90 Prozent liegt: „Wunderheilungskonzepte haben wir leider nicht“, stellt die Pädado-gin fest. Der Titel des neuen Buchs soll nicht irreführen: Man MUSS nicht in fünf Wochen aufhören. Jeder kann seinen eige-nen Rhythmus �nden und das Buch soll ein Betreuungsprogramm nicht ersetzen, sondern unterstützen. Begleitend zum unterhaltsamen, professionellen Ratgeber bieten die Autoren auch eine Internetseite und Kommunikationsmöglichkeiten und unterstützen auch den Springer-Verlag, der sich im gesamten deutschsprachigen Raum als Pilotprojekt für eine Be-triebsnichtraucheraktion zur Verfügung gestellt hat. nki

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