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Agrarkultur versus Agroindustrie - forum.luˆndeundVereine.pdf · sind viel effizienter, "dank"...

Date post: 17-Aug-2019
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sind viel effizienter, "dank" hochaktiver Substanzen, von denen man sogar mengenmaBig noch weniger braucht. Bis zum ersten Weltkrieg kam man noch mit einigen, einfachen, zum Teil aber hochgiftigen Mitteln (z.B. Arsen- und Quecksilberverbindungen) aus. Im Weltkrieg selbst setzte dann eine intensive chemische Forschung, ausgehend von Giftgasen, ein. Man fand heraus, daB gewisse Stoffe in etwas anderer Form als Pflanzenschutzmittel angewendet werden lainnen. Somit war also auch der urspriinglich che- mischen Kampfstoffindustrie geholfen. Die folgende Forschung in der Landwirtschaft hat sich daher bis heute stark an den Interessen der chemischen Indu- strie orientiert und somit die Bauern in eine Abhan- gigkeit hineinmanOvriert. Auch wenn laut Industrie, den landwirtschaftlichen Beratern und Schulen mit dem Integrierten Pflanzen- schutz eine Reduzierung der Umweltbelastung ein- treten soil, ist dies mit Vorsicht zu genieBen. Bei der Integrierten Produktion will man auf die Dauer aus- geglichene Ernten mit guter innerer und auBerer Qua- litat erzielen. Ein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln soli erst dann erfolgen, wenn die sogenannte Scha- densschwelle iiberschritten ist, d.h., wenn durch den Schadbefall ein wirtschaftlicher Gewinnverlust zu erwarten ist. Ein groBes Problem liegt in der Feststel- lung dieser Schadschwellen, hier gehen die Meinun- gen der Experten sehr weit auseinander. Nach einigen Jahren der Anwendung dieser Technik kann man aber feststellen, daB 1988 ein Rekordjahr an Einsatz an Pflanzenschutzmitteln in Deutschland war: 2,7 kg/Hektar/Jahr oder etwa 100 Tonnen pro Tag. Dies entspricht etwa den Mengen Anfang der achtziger Jahre. Wo bleibt denn hier der Fortschritt, auBer daB die Industrie weiterhin ihre Umsatze stei- gem kann? Desweiteren kommen ja immer mehr hochaktive Wirkstoffe zum Einsatz, weiche eine Re- duzierung des Mengeneinsatzes erlauben wurden. Dem ist aber leider nicht so. Angstigen Konsumenten wird vorgehalten, die Bauem spritzten sowieso nur soviel - oder so wenig - wie unbedingt notwendig ist. Kann also plOtzlich viel weniger gespritzt werden, so hieBe dies doch in anderen Worten, daB bis jetzt viel zu viel gespritzt wurde? Im Endeffekt gibt es also keinen Unterschied zwischen der konventionellen und Integrierten Pro- duktion. Infolge des hoheren technischen Einsatzes von Berater und Computer wird der Bauer weiterhin "Wir sind alle noch - immer noch - vom Iandwirt- schaftlichen Wachstums- modell ge- pragt; es Ienkt immer noch unsere Wahrneh- mungen, blockiert immer noch unsere Phantasien." Onno Poppinga, Gran kaputt, 1988 Nimmommosim dossier Agrarkultur versus Agroindustrie Die Folgen der industriellen Landwirtschaft und mägliche Alternativen Der Bauer hat schon immer den graten EinfluB auf die natiirliche Lebensumwelt des Menschen gehabt. Unsere heutige Landschaft hat ihre Auspragung von einer jahrhundertelangen Bebauung zur Gewinnung von Lebensmitteln und Rohstoffen fur das tagliche Leben. Seitdem aber die Landwirtschaft dem Weg der Industrialisierung folgt, enstehen irreparable Schaden an unserer Umwelt. Chemische Pflanzen- schutzmittel (Pestizide) finden sich als Riickstande in Trinkwasser, Lebens- und Futtermitteln, riesige Energiemengen werden zur Herstellung von che- misch-mineralischen Diingemitteln und Tranport aufgewendet, die betriebseigenen organischen Diinger - friiher der begrenzende Faktor am Hof - werden in Form von Guile zum Boden- und Trink- wasserverpester, usw. Kurzum: Infolge dieser Industriealisierung der Land- wirtschaft ist das menschliche MaB verlorengegan- gen. Bei einem zuviel an - qualitativ niedrigen - Nah- rungsmitteln in den Industrielandem und einer zu hohen Umweltbelastung sind die Zukunftsperspekti- ven fur die Bauernfamilien alles andere als rosig. Die Kritik an der heutigen "modernen" Landwirt- schaft kann an sehr vielen Punkten angesetzt werden. Im Folgenden sollen einige schwerwiegende Berei- che naher beleuchtet werden und gezeigt werden, daB die Forderung nach einer konsequent umweltgerech- ten Landwirtschaft nicht mehr abzuwehren ist. Zur Problematik des chemischen Pflanzenschutzes Pestizide im Grundwasser, ja sogar im Regenwasser (Atrazin), und in der Nahrung machen schon seit einigen Jahren Schlagzeilen. Nicht nur fur die Ver- braucher bringt der Einsatz von Pflanzenschutzmit- teln Probleme mit sich, wenn diese sich in Form von Riickstanden in den Nahrungsmitteln wiederfinden. Wendet der Bauer immer wieder den gleichen Wirk- stoff bei der Bekamfung von Schadlingen oder Krankheiten in Feldkulturen an, so treten Resisten- zen auf. Diese miissen dann mit neueren chemischen Produkten bekampft werden. Fur die agrochemi- schen Konzerne hat sich beispielsweise die Atrazin- resistenz (Atrazin wird vor allem zur Unkrautbe- kampfung im Mais angewandt) eher positiv auf den Umsatz ausgewirkt, da ihr nur mit teureren Kontakt- herbiziden beizukommen ist. Die neuen Herbizide dezember 1990 33 411111111111111
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Page 1: Agrarkultur versus Agroindustrie - forum.luˆndeundVereine.pdf · sind viel effizienter, "dank" hochaktiver Substanzen, von denen man sogar mengenmaBig noch weniger braucht. Bis zum

sind viel effizienter, "dank" hochaktiver Substanzen,von denen man sogar mengenmaBig noch wenigerbraucht. Bis zum ersten Weltkrieg kam man noch miteinigen, einfachen, zum Teil aber hochgiftigenMitteln (z.B. Arsen- und Quecksilberverbindungen)aus. Im Weltkrieg selbst setzte dann eine intensivechemische Forschung, ausgehend von Giftgasen, ein.Man fand heraus, daB gewisse Stoffe in etwas andererForm als Pflanzenschutzmittel angewendet werdenlainnen. Somit war also auch der urspriinglich che-mischen Kampfstoffindustrie geholfen. Die folgendeForschung in der Landwirtschaft hat sich daher bisheute stark an den Interessen der chemischen Indu-strie orientiert und somit die Bauern in eine Abhan-gigkeit hineinmanOvriert.

Auch wenn laut Industrie, den landwirtschaftlichenBeratern und Schulen mit dem Integrierten Pflanzen-schutz eine Reduzierung der Umweltbelastung ein-treten soil, ist dies mit Vorsicht zu genieBen. Bei derIntegrierten Produktion will man auf die Dauer aus-geglichene Ernten mit guter innerer und auBerer Qua-litat erzielen. Ein Einsatz von Pflanzenschutzmittelnsoli erst dann erfolgen, wenn die sogenannte Scha-densschwelle iiberschritten ist, d.h., wenn durch denSchadbefall ein wirtschaftlicher Gewinnverlust zuerwarten ist. Ein groBes Problem liegt in der Feststel-lung dieser Schadschwellen, hier gehen die Meinun-gen der Experten sehr weit auseinander.

Nach einigen Jahren der Anwendung dieser Technikkann man aber feststellen, daB 1988 ein Rekordjahran Einsatz an Pflanzenschutzmitteln in Deutschlandwar: 2,7 kg/Hektar/Jahr oder etwa 100 Tonnen proTag. Dies entspricht etwa den Mengen Anfang derachtziger Jahre. Wo bleibt denn hier der Fortschritt,auBer daB die Industrie weiterhin ihre Umsatze stei-gem kann? Desweiteren kommen ja immer mehrhochaktive Wirkstoffe zum Einsatz, weiche eine Re-duzierung des Mengeneinsatzes erlauben wurden.Dem ist aber leider nicht so.

Angstigen Konsumenten wird vorgehalten, dieBauem spritzten sowieso nur soviel - oder so wenig- wie unbedingt notwendig ist. Kann also plOtzlichviel weniger gespritzt werden, so hieBe dies doch inanderen Worten, daB bis jetzt viel zu viel gespritztwurde? Im Endeffekt gibt es also keinen Unterschiedzwischen der konventionellen und Integrierten Pro-duktion. Infolge des hoheren technischen Einsatzesvon Berater und Computer wird der Bauer weiterhin

"Wir sind allenoch - immernoch - vomIandwirt-schaftlichenWachstums-modell ge-pragt; esIenkt immernoch unsereWahrneh-mungen,blockiertimmer nochunserePhantasien."Onno Poppinga,

Gran kaputt, 1988

Nimmommosim

dossier

Agrarkultur versusAgroindustrie

Die Folgen der industriellen Landwirtschaft und mäglicheAlternativen

Der Bauer hat schon immer den graten EinfluB aufdie natiirliche Lebensumwelt des Menschen gehabt.Unsere heutige Landschaft hat ihre Auspragung voneiner jahrhundertelangen Bebauung zur Gewinnungvon Lebensmitteln und Rohstoffen fur das taglicheLeben. Seitdem aber die Landwirtschaft dem Wegder Industrialisierung folgt, enstehen irreparableSchaden an unserer Umwelt. Chemische Pflanzen-schutzmittel (Pestizide) finden sich als Riickstandein Trinkwasser, Lebens- und Futtermitteln, riesigeEnergiemengen werden zur Herstellung von che-misch-mineralischen Diingemitteln und Tranportaufgewendet, die betriebseigenen organischenDiinger - friiher der begrenzende Faktor am Hof -werden in Form von Guile zum Boden- und Trink-wasserverpester, usw.

Kurzum: Infolge dieser Industriealisierung der Land-wirtschaft ist das menschliche MaB verlorengegan-gen. Bei einem zuviel an - qualitativ niedrigen - Nah-rungsmitteln in den Industrielandem und einer zuhohen Umweltbelastung sind die Zukunftsperspekti-ven fur die Bauernfamilien alles andere als rosig.

Die Kritik an der heutigen "modernen" Landwirt-schaft kann an sehr vielen Punkten angesetzt werden.Im Folgenden sollen einige schwerwiegende Berei-che naher beleuchtet werden und gezeigt werden, daBdie Forderung nach einer konsequent umweltgerech-ten Landwirtschaft nicht mehr abzuwehren ist.

Zur Problematik deschemischen Pflanzenschutzes

Pestizide im Grundwasser, ja sogar im Regenwasser(Atrazin), und in der Nahrung machen schon seiteinigen Jahren Schlagzeilen. Nicht nur fur die Ver-braucher bringt der Einsatz von Pflanzenschutzmit-teln Probleme mit sich, wenn diese sich in Form vonRiickstanden in den Nahrungsmitteln wiederfinden.Wendet der Bauer immer wieder den gleichen Wirk-stoff bei der Bekamfung von Schadlingen oderKrankheiten in Feldkulturen an, so treten Resisten-zen auf. Diese miissen dann mit neueren chemischenProdukten bekampft werden. Fur die agrochemi-schen Konzerne hat sich beispielsweise die Atrazin-resistenz (Atrazin wird vor allem zur Unkrautbe-kampfung im Mais angewandt) eher positiv auf denUmsatz ausgewirkt, da ihr nur mit teureren Kontakt-herbiziden beizukommen ist. Die neuen Herbizide

dezember 1990 33411111111111111

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R.Folmer

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noch abhAngiger und verliert immer mehr an bauer-lichem Erfahrungswissen.

gelassen, bei denen diese fatal en Folgen rnoglich sindund auch eintreten.

"BauerfichesLeben ist ein

Leben, dasvollig aufsUberleben

ausgerichtetist."

John Berger,

Sauerde, 1984

Pestizide gefahrden unsereGesundheit

DaB Pestizide, z.B. in Form vom RfiCkstanden in Le-bensmitteln eine negative Auswirkung haben, istbekannt und wird fortgehend untersucht. Z.B. gibtes viele Anhaltspunkte dartiber, daB Allergien und,Pestizidriickstande in den Nahrungsmitteln mitein-ander zu tun haben. Weiter wurde festgestellt, daBNitrit (welches im KOrper aus Nitrat entsteht) mitDithiocarbamat (Fungizid, zur Bekampfung vonPilzkrankheiten) zu Ethylenthioharnstoff reagiertund krebserregend wirkt. Bei Tierfutterungsversu-chen wurde festgestellt, daB Tiere, welche mitnormal gedtingtem und gespritztem Futter gefuttertwurden, eine geringere Fruchtbarkeit hatten alssolche Tiere, welche biologisches Futter erhielten.Man kOnnte diese Beispiele noch beliebig fortsetzen,die Resultate warden ahnliches aussagen.

Tatsache ist, daB die Hersteller von Pestiziden keineDaten fiber die Produktionsmengen der Einzelwirk-stoffe bekanntgeben, so daB eine umwelttoxikologi-sche Bewertung unmoglich ist. Bestehende Untersu-chungsergebnisse sind oft nicht zuganglich, so z.B.ob die Mittel krebserregend, mutagen oder immun-schadigend wirken. Es werden weiterhin Mittel zu-

Pflanzenschutzmittel gefardendas natiirliche Gleichgewicht

Nur ein sehr geringer Teil der Tier- und Pflanzenweltkann einen negativen EinlluB auf den landwirtschaft-lichen Ertrag haben. Der Einsatz von Pflanzenschutz-mitteln schadigt aber nicht nur die sogenanntenSchadlinge, sondern auch die Niitzlinge. Durch dieseDezimierung von Flora und Fauna wird das Okologi-sche Gleichgewicht empfindlich gestort und hat nichtabsehbare Folgen. Einige Beispiele:

Der Einsatz von Herbiziden (neben der Zerstorungvon Lebensraum wie Hecke, Feldrain) hat zur Folge,daB es kaum mehr Rebhuhner gibt. Es fehlen den In-sekten, welche den Rebhiihnern als Nahrung dienen,die entsprechenden "Unkrauter" (fur diese also Nah-rungspflanzen). Glyphosate (Totalherbizid mit Han-delsnamen Roundup) verursachen auch nochSchaden in FlieBgewgssern unterhalb des gesetzlichtolerierten HOchstwertes. Das Totalherbizid irritiertdie Blattflohlcrebse in ihrem Sexualverhalten, und eskommt zu keiner weiteren Vermehrung dieser Tiere.Damit fehlt vielen Fischen eine bedeutende Nah-rungsgrundlage.

Die Pflanzenschutzmittellobby argumentiert dann

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forum nr 124

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entgegen, daB die neuen, modernen Mittel viel selek-tiver auf eine bestimmte Schadlingsgruppe wirken.Das heiBt aber auch, daB nicht nur die paar - eventuell- schadlichen Blattlausarten totgespritzt werden,sondern auch die anderen verwandten Blattlausarten,welche keiner Ertragspflanze ein Blatt krfimmen. Zudem wirken die Mittel iiberhaupt nicht so selektiv,wie dies angepriesen wird: auch ein Herbizid kanninsektizid wirken d.h., ein Unkrautvernichtungsmit-tel vergiftet ntitzliche Kafer, Florfliegen, Spinnen,usw.

Energiekrise - auch in derLandwirtschaft

"Ist der Verbrauch fossiler Energie in der Landwirt-schaft wirklich so bedeutsam?", sollte man fragen.SchlieBlich ist die Landwirtschaft die eigentliche Ur-produktion und bedeutet optimale Nutzung desBodens, des Wassers und der Sonnenenergie.

In der Vergangenheit ist die Landwirtschaft auchsehr umsichtig mit Energie und aligemein mit nattir-lichen Rohstoffen und Produktionsgrundlagen urn-gegangen. Nach dem 2. Weltkrieg sind durch zuneh-menden Einsatz von rohstoffzehrenden und energie-fressenden Maschinen und Agrochemikalien dieEnrage gestiegen, aber der Mitteleinsatz stieg pro-portional urn ein Vielfaches. Ausschlaggebend furden Energieverbrauch in der Landwirtschaft sindweniger die Treibstoffe, sondern der Energieauf-wand bei der Herstellung von Mineraldiingem.

In einem Bericht aus dem Jahre 1980 des amerikani-schen Landwirtschaftsministeriums zu den landwirt-schaftlichen Betrieben stellt man fest, daB die Bilanzder pflanzlichen Produktion im Bio-Anbau zwischen15 und 60 % giinstiger ist als im konventionellen.Europaische Untersuchungen zeigen ahnliche Er-gebnisse.

Bis zu 50 % der Energie, die in der Pflanzenproduk-tion verbraucht wird, dient zur Herstellung vonKunstdunger. Dabei braucht man fur 1 kg Diinger-S tickstoff etwa 2 kg ErdOl. Die Nahrungsmittelpro-duktion hat sich von 1939 bis 1980 etwa verdoppelt,gleichzeitig hat sich aber der spezifische Energieein-satz je produzierte Nahrungsmittelkalorie urn das2,5fache verschlechtert. Von 1950 bis 1985 hat sichder Energieeinsatz zur Herstellung von Handelsdfin-ger auf das 5,5fache erhOht. Gesamtwirtschaftlichgesehen ist der biologische Landbau schon allein andiesem Punkt giinstiger, da er die Umwelt wenigerbelastet und keinen Energieverbrauch beim Beseiti-gen von Umweltschaden provoziert.

Man kOnnte noch weitere Problembereiche in diesemRahmen anfiihren, so z.B. Nitrat im Trinkwasser undGemiise, Hormoneinsatz in der Fleisch- und Mikh-produktion (BST in Amerika), Gentechnologie, Saat-gutmonopolisierung, Ausbeutung der Dritten Welt(Futtermittelimporte mit alien bekannten Okologi-schen und sozialen Folgen), usw.

Neben den Folgen, welche uns direkt betreffen, wiedie gesundheitlichen Schdden und die Umweltpro-

dossierIMO

bleme, sind die politisch-wirtschaftlichen, und somitaligemein gesellschaftlichen Folgen wahrscheiniichnoch schwerwiegender. Die Machtkonzentration imLebensmittelbereich steigt weiterhin stark an undwird sich innerhalb der nachsten Jahre auf wenigeweltweit agierende Muftis konzentrieren. Diese be-stimmen dann die Preise far die Produktionsmitteldes Bauem (Pestizide, Futtermittel, Saatgut, techni-sches Gerat, bis hin zu den Kapitalzinsen usw.) unddie Nahrungsmittel-Verkaufspreise fur den Verbrau-cher. Welche Nahrungsmittel wir dann angebotenbekommen, werden die niedrigsten Produktionsko-sten bestimmen. Die Anbieter werden diejenigensein, welche am Weltmarkt mithalten kOnnen und inZukunft weiter auf Rationalisierung (Einsatz vonBilligarbeitskraften oder radikaler Abbau mit aliensozialen Folgen), Kosteneinsparung und Ertragsstei-gerung ( Einsatz von Chemie, genetisch manipulier-ten Pflanzen und Tieren) setzen.

Der agrarpolitische Rahmen

Beobachtet man die Entwicklung der EG-Landwirt-schaft in den letzten Jahrzehnten, so kann man leichtzu der SchluBfolgerung kommen, daB die Agrarpoli-tik darauf hinaus ist, die bauerliche Landwirtschaftauszuschalten. Dieses Phanomen ist auch in Luxem-burg festzustellen, in den USA sozusagen schon ab-geschlossen. Der "Strukturwandel" wird in den nach-sten 10-15 Jahren mindestens der Halfte der Betriebedie Existenz kosten. Unsere Agrarexperten forderndie bestmOgliche Beratung fur unsere luxemburgi-schen Bauern. Vorbilder sind dabei Holland, Dane-mark. Trotz der "benachteiligten Lage" der luxem-burgischen Betriebe sollen unsere Bauern mit deminternationalen Preis-Dumping mithalten.

In den Uni-Vorlesungen zur Agrarpolitik und Be-triebswirtschaft gehoren seit Jahren zu den S tan-dardiibungen die "Tragfahigkeitsberechnungen".Wieviele Wife kann, - bei gegebenen Rahmenbedin-gungen - eine Region tragen, wieviele Wife miissenabgebaut werden ? Also eine Art HOchstbelastungs-grenze unserer Unwell mit Bauem. Die Auffassun-gen der Agrarpolitiker, Okonomen und Beraterscheinen ziemlich klar zu sein. Weil die "von oben"wissen, wie es weiitergeht, ist es nicht nur ihr Recht,sondern ihre Pflicht zu lenken, zu sortieren, in wachs-stumsfahige und auslaufende Betriebe. Welches Ver-standnis von Demokratie steht eigentlich hinterdiesen Schicksalsspielen? (vgl. ONNO POPPINGA,Grfin kaputt)

Es gibt zahlreiche Beispiele dafiir, daB die Agrarwirt-schaft MaBnahmen der EG. resp. auch deren Mit-gliedsstaaten im einzelnen fur ihre Interessenbenutzt. Die Agrarpolitiker halters dann auch noch ander Konstitution fest, die Preisverhandlungen undsonstige MaBnahmen der EG seien von entscheiden-der Bedeutung fiir die wirtschaftliche Lage derBauern. Stattdessen kann man annehmen, daB die EGwunderbar dazu geeignet ist, von den Interessensge-gensatzen zwischen den landwirtschaftlichen Betrie-ben und der Agrarwirtschaft abzulenken.

Welche Praktiken fiihren nun zu dieser Agrarwirt-

"DieLuxemburger

Landwirtschaftist standorts-

bedingtbenachteiligt.

Agrarpolitik unddie daraus

resultierendeNotwendigkeitder Struktur-anpassung

wirkenzusatzlich

erschwerend.Daher sindManager-qualitatengefragt."

Roger Kayl, SER,

anliBlich des Hearings

zur landw. Beratung im

Parlament, 27. Sept.

1990

dezember 1990

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HacktrOchte,

MaisKartofteinGemiise

Futterbaue , ,,4,.. • .

C, • Fixierung vonLuttstickstoff

Naturwiese , • Akkumulation* vonStickstoff

Kunst-wiese

\\ -,‘„,- im Boden– im Futter

• Anreicherung --

11•111111n11•111.

• starkzehrendeKulturen

Futter- / • Fixierung von Brot -getreide 1 Kohiendioxid

im Stroh (hOchstergetreide

Grad der Umsetzungin Dauerhumus)

r -•

Ge reidebau .^. I ; 4 . ,to

Niihrstotiverschiebungen innerhalb des Betriebes durch Diingung mit Mist

Nn

dossier

schaft? Onno Poppinga, GH Kassel, sieht das folgen-dermaBen:

- Hervorhebung technischer, biologischer und son-stiger Fortschritte,- Minimalkostenkombination, Gewinnmaximierungals Forrnelwissen,- Propaganda des landwirtschaftlichen Untemeh-

mertums, dadurch Auflosung sozialer und kulturellerRegeln bauerlicher Gesellschaften,- Verdrangung von Erfahrungswissen durch isolier-

tes, eingepauktes Faktenwissen,- anstatt einer Diskussion der Widersprtiche inner-

halb der Landwirtschaft werden harmonisierende ge-sellschaftliche, insbesondere harmonische Okonomi-sche Konzepte eingebimst,- Fixierung auf Rechenbarkeit, dadurch eine Trivia-

lisierung ganzheitlicher Vorgange.

Man kann sich nun die Frage stellen, welche Fakto-ren zu diesem Dilemma gefiihrt haben. Die Landwirt-schaft hat eine wesentliche Wende genommen, nachdem A. THAER (1752-1828) das dem damaligenZeitalter entsprechende Ziel proklamierte: "DieLandwirtschaft ist ein Gewerbe, welches zum Zweckhat, durch Produktion vegetabilischer und tierischerSubstanzen Gewinn zu erzeugen. Die rationeileLehre von der Landwirtschaft muB also zeigen, wieder moglichst reine Gewinn enter alien Verhaltnissenaus diesem Betriebe gezogen werden kOnne." FiirSelbstgenugsamkeit, Erfahrungswissen und fiir diebei vielen Bauem so geschatzte Tradition blieb dakein Raum. Die Agrarkultur wurde zur Agrarwirt-schaft. Zieht man die wOrtliche Ubersetzung aus demLateinischen zu Rate, bedeutet "agriculture" Acker-pflege, Feldanbau. "Agrarkultur" ist das Bebauen,die Pflege von Land in einem ausgewogenen, lang-fristig stabilen Okosystem. Agrarkultur ist somit dasGegenteil von kurzfristig, auf maximalen Ertragorientierte Produktion, die eine Form der Ausbeu-tung darstelit. Agrarkultur stelit also wesentlich mehrdar als reine Landijkonomie, Land-Wirtschaft oder

Anbautechniken. Die Agrarkultur war immer einebedeutende Komponente in der menschlichen Kulturund soil es auch wirklich bleiben.

Agrarkultur orientiert sich an materiellen, rechtli-chen und politischen Aspekten, welche sich durchErfahrungswissen innerhalb der Geschichte ausge-bildet haben.

Warum nun biologischerLandbau?Eine Landwirtschaft, in der versucht wird, sichimmer weiter von der Natur unabhangig zu machen,kann unser Leben und Uberleben auf die Dauer nichtretten. Die Berniihungen miissen daher in eine Rich-tung gehen, gesunde Lebensmittel mit um weltge-rechtem und sozialem Anspruch zu produzieren. Derbiologische Landbau will diesem Anspruch gerechtwerden. Der Fortschritt unseres Verstandnissesbiologische und okologische Prozesse in der Naturhat die MOglichkeiten in der Landwirtschaft stark er-weitert. Die Landwirte (aber auch die landwirtschaft-lichen Berater und Schulen) kOnnen sich aus diesenErkenntnissen neue Ziele far ihre Arbeit setzen,welche sich an gewisse natiirliche Grenzen halten. ImInteresse des einzelnen wie auch der Gesellschaftmiissen unsere unmittelbaren Bearfnisse mit denlangfristig gfiltigen Regeln des Naturgeschehens inEinklang gebracht werden.

Das Hauptziel des Biologischen Landbaus ist, nebender Erzeugung von Lebensmitteln, die Gesunderhal-tung des Okologischen Kreislaufs. Der einzelne bio-logisch gefiihrte Hof wird dabei als ein Organismusund als lebendiges Zusammenspiel zwischen Boden- Pflanze - Tier und Mensch gesehen. Auf die Erzie-lung von HOchstertragen und Hochstleistungen wirddabei bewuBt verzichtet, urn eine umweltschonende,nachhaltige Produktion zu gewahrleisten.

Im biol. Landbauwird die Deckung des

Dungungsbedarfesmit moglichst eigenen

Mitteln angestrebt.Dies geschieht mit

einer gezielten Gestal-tung der Betriebs-

struktur. DieDfingung stellt bier

also nicht einfach eineBilanzierung von

Nahrstoffbedarf undNAhrstoffzufuhr dar:Sie ist eine Strategie

verschiedenster MaR-nahmen zur Steige-rung der Nfihrstoff-

umsetzungen.

.111111011111•111111W

forum nr 12436

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sinnvoll ist, beim Anbau der Pflanzen dies zu beruck-sichtigen.

Vom "Verain" aus gibt es Erzeugungsrichtlinien,welche sich nach den internationalen Demeter-Richt-linien richten. Das Warenzeichen "Demeter" kenn-zeichnet auch neueniings in Luxemburg die Erzeu-nisse, welche auf anerkannten Betrieben des"Verain"s stammen. "Biodyn" kennzeichnet die Pro-dukte der ersten drei Umstellungsjahre.

Zur Zeit sind 7 Landwirte (davon 2 in Belgien) undein Gartner von der Wirtschaftskommission desVereins anerkannt.

Verenegung fir biologesche Landbau Letzebuergasbl

Auch dieser Verein wurde 1988 gegriindet undvereint Betriebe, 'welche nach anderen biologischenMethoden wirtschaften. Kosmische Einfltisse findenkeine Berucksichtigung, jedoch stehen das Kreis-laufdenken und die Bodenfruchtbarkeit als oberstesZiel. MULLER und RUSCH haben im speziellen dieorganisch-biologi.sche Methode entwickelt, wobeiletzterer sich besonders um die Forschung des Bo-denlebens und der damit verbundenen Bodenfrucht-barkeit verdient gemacht hat.

In diesem Jahr hat die Anerkennungskommission der"Verenegung" 4 Landwirte und 3 Gartner anerkannt,welche nach den Richtlinien der Verenegung arbei-ten. Auf den Produkten wird das Qualitats-LABEL"Produkt aus biologeschem Landbau" (Bild-LABEL) angebracht, eventuell erganzt durch dasentsprechende Umstellungsjahr (1. 2. 3.).

Die Warenzeichen der beiden Vereine sind nur imGebrauch mit der genauen Herkunft des Produktes,also mit dem Produzentennamen auf dem Produktzugelassen. Som it ist vollstandige Transparenzgegeben, der Konsument kann den Weg des Produk-tes zuruckverfolgen. In beiden Anerkennungskom-missionen werden die Interessen von Produzenten(Bauem, Gartnern), Konsumenten, Handlern, Verar-beitern, Naturschutz durch entsprechende Personenvertreten. Diese tiberprtifen die Betriebsspiegel undmachen mindestens eine Betriebsbesichtigung. DieAnerkennung erfolgt jahrlich.

Diese beiden Vereine haben sich nun zu dem"Verband fir biologesch-okologesch Landwirt-schaft" zusammengeschlossen. Dessen Aufgabe istes, die gemeinsarnenlnteressen beider Vereine wahr-zunehmen und z.B. gegenuber dem Staat, der EG zuvertreten. Beide Vereine sind Mitglied in der IFOAM(International Federation of Organic AgricultureMovements), welche fiber 230 Mitglieder aus Ober60 Landern zahlt. Die Rahmenrichtlinien derIFOAM gelten fur alle Mitglieder.

Wie sieht es nun auf der Vermarktungsseite aus,welche ganz bewuBt von den Vereinen losgelOst ist?

Neben den Bio-Laden ist Kier in erster Linie die"BioG", (Bio-Bauere-Genossenschaft) zu erwahnen.Aufgabe der "BioG", in der nur anerkannte Produ-zenten von einem cler vorher genannten Vereine Mit-

Biodyn

"Man kann heuteimmer noch sagen,daB die Bauern dieMehrheit in der Weltdarstellen. Doch ver-schleiert diese Tatsa-che eine andere, be-deutsamere. Zumersten Mal tiberhauptist es mOglich, daBeine Klasse vonUberlebenden viel-leicht nicht Liberlebt."John Berger,Sauerde, 1984

dossierAus diesem ganzheitlichen Denken heraus verfolgtder okologische Landbau seit Jahrzehnten folgendeZiele:

- Hofgestaltung nach Vorbild eines lebendigen Or-ganism us- môglichst weitgehend geschlossener Betriebskreis-lauf mit geringstmoglichem Verbrauch nicht erneu-erbarer Energie- und Rohstoffvorrate- Forderung der natiirlichen Lebensgrundlagen und

bewuBte Vermeidung von Umweltbelastungen- Verwirklichung einer vielfaltigen Produktion und

einer vielfaltigen Betriebsstruktur mit verschiedenenPflanzen- und Tierarten ohne ubertriebene Speziali-sierung- nachhaltige Steigerung der Bodenfruchtbarkeit- Anbindung der Tierhaltung an die Betriebsflache- artgerechte Haltung und Nutzung der Tiere- FOrderung bewahrter Kultursorten und Zuchtrassenim Hinblick auf Schadlingsresistenz und Tiergesund-heit- Erzeugung von voliwertigen Lebensmitteln in aus-reichender Menge und Qualitat zu angemessenenPreisen- Verzicht auf Futtermittel aus der Dritten Welt- chemisch-synthetische Dungemittel, Hormone undWuchsstoffe sind nicht zugelassen.

Aus diesen Zielen geht klar hervor, daB viele dervorher genannten Probleme uberhaupt nicht erst ent-stehen und auch keine Folgekosten fur deren Besei-tigung anfallen.

Innerhalb des Biologischen Landbaus gibt es in Lu-xemburg 2 Bewegungen, welche unterschiedliche

• Vorstellungen haben, das gemeinsame Ziel zu errei-chen.

Der Biologische Landbau inLuxemburg

Verain fir biologesch-dynamesch LandwirtschaftLetzebuerg asbl

Sie gruppiert die Landwirte und Gartner, welche sichder biologisch-dynamischen Landbaumethode zuge-wendet haben. Diese wurde bereits 1924 mit demlandwirtschaftlichen Kurs von RUDOLF STEINER(1861-1925) begriindet aus naturwissenschaftlichenund geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen heraus.Der landwirtschaftliche Betrieb wird als eine leben-dige Individualitat angesehen, der auch immateriel-len Wirkungen unterliegt, die es zu beachten gilt.Soiche Einfliisse sind z.B. dynamische Wirkungen,die von den biologisch-dynamischen Praparaten aus-gehen oder verstarkt werden. Diese Praparate sindspezielle Zubereitungen (z.B. aus Heilkrautern undQuarz), die in kleinsten Mengen ("homoopatisch")eingesetzt werden. Sie fOrdern das Bodenleben undunterstiitzen die innere Qualitat der Pflanzen.

Mit Ausnahme der Sonne beachtet die heutige kon-ventionelle Landwirtschaft keine kosmi schen Rhyth-men auf das Pflanzenwachstum. Viele Forschungs-ergebnisse zeigen aber, daB Wirkungen von Mondund anderen Planeten ausgehen, und daB es durchaus

dezember 1990 3711111111111111111111111111n11n11111MIV

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p, 0 Daus

biologeschemLandbau

Leizebuerg

FOAM

3-

3 Verein fir biol.-dyn. Land-wiiiieh:Letzebuerg asbi

Verband fir blologesch:OkblogescLandwirtschaft Letzibile1 1

Verenigung fir biol. Land-`biiii • Létzeberg asbl

Produzenten (Landwirte und Gfirtne

Bio-Dauere-GenOssenschaft

I Tante-Emma

Laden ,'Biol denReform-,Nen

5

NATURATA

KUNDE

Aufbau des Bio-Landwirtschaftswesensin Luxemburg1 ZusammenschluB auf internationaler Ebene2 ZusammenschluB auf nationaler Ebene3 ZusammenschluB je nach Anbaumethode4 Wirtschaftlicher ZusammenschluB einiger

(nicht alter) Bio-Bauern5 Gesch5ft mit der selbstgewâhlten Aufgabe, in erster

Linie Produkte der .BioG” zu verkaufen

dossier11111=111111111. MIRSIII•11111110n

glied werden kOnnen, ist die gemeinsame Vermark-tung deren landwirtschaftlicher Produkte. Da vieleder zur Zeit 9 Mitgliedsbetriebe Mitch produzieren,wurde letztes Jahr die Initiative ergriffen, eine dezen-trale Hofmolkerei auf einem Mitgliedsbetrieb zu in-stallieren, welche folgende Produkte herstellt: Vol--mulch in der Glasflasche, Buttermilch, WeichkAse,verschiedene Sorten Schnitt- und Hartkase. Aberauch andere Produkte wie Kartoffeln, Gemdse, Ge-treide, Mehl, usw. von anderen Betrieben werdenvermarktet. Fur Lagerung und Verkauf wurde eineHalle im Rollingergrund angemietet. Uber die Biold-den, und insbesondere fiber die NATURATA (s.ar.1.)welche sich bis in die Satzung hinein verpflichtet hat,in erster Linie Produkte von der "BioG" zu vermark-ten, werden die Produkte angeboten. Auch der Ab-Hof-Verkauf besteht nach wie vor. Die "NATURA-TA" stelit ebenfalls den Versuch dar, verschiedeneInitiativen unter einen Hut zu bringen. So sind nebendem Lebensmittelbereich auch ein Buchladen, einSpielzeug- und Kleidergeschaft (insbesondere Kin-derkleidung aus okologischer Herstellung) unter ei-genstandiger Fuhrung tatig.

DaB Biologischer Landbau nun nicht nur eine reintechnisch-okologische Angelegenheit ist, wissensAmtliche Bio-Betriebe, welche jeden Tag volt in derPraxis stehen. Daher ist es auch den BiologischenLandwirtschaftsbewegungen in Luxemburg ein An-liegen, beim Konsumenten Aufmerksamkeit fur diekomplexen Zusammenhange zu erwecken.

Der gerechte Preis

Sehr oft wird der Einwand gebracht, Erzeugnisse ausBiologischem Anbau seien zu teuer. Sicherlich gibtes Handler, Produzenten und. Verarbeiter, die das mitdem Bio nicht so genau nehmen und nur das positiveImage des Bio-Landbaus ausnutzen. Dies wollen wirfur unsere Uberlegungen mal aufler Betracht lassen.Ist jemand trotzdem noch der Ansicht, die Bio-Pro-duktpreise seien immer noch zu hoch, der halte sichvor Augen, daB das Gesetz vom Geben und Nehmenvon erfdllt sein will, auch bei der Erzeugung undbeim Vertrieb von Lebensmitteln. So 'wie der Bauerbei der Erzeugung des Produktes darauf achten muB,daB dem Boden wieder lebendige Substanz zugefiihrtwird, so muB der Verbraucher auf der anderen Seiteeinen gerechten Preis fur das Produkt zahlen, damitder Bauer oder Gartner uberhaupt wieder die Mog-lichkeit hat, ein soiches, hochwertiges Produkt her-zustellen. Zudem sollte man bedenken, daB die Aus-gaben fur Lebensmittel verhaltnismABig gering sindim Vergleich zu Luxusartikeln, Auto, Freizeit,Reisen. DaB die konventionell erzeugten Produktesowieso viel zu billig sind, soli nun wirklich jedemklar sein.

Die Verantwortung desVerbrauchersWer die Verfaltnisse in der Landwirtschaft und demGartenbau ein wenig kennt, weiB, daB das Einkom-men der Bauernfamilie rein fiber die Produktverkau-fe nicht ausreichend ist; viele Betriebe leben vonihrer Substanz, ihre Tage sind also gezahlt. Deswe-gen werden ja diese enormen Summen an S ubventio-nen und Preisstiitzungen von der EG gezahlt, um aneinem Weltmarkt mit Dumping-Preisen iiberhauptkonkurrenzfahig zu bleiben.

Wenn wir uns die heutige Kul turlandschaft anschau-en, so sehen wir ganz klar, daB Landwirtschaft mehrals nur Produktion ist. Generationen von Menschenhaben Leisturigen vollbracht, an denen wir heute.noch zehren, ja sogar eher dabei sind, sie zu zerstO-ren. Dadurch, daB friiher viel mehr Menschen direktin der Landwirtschaft tatig waren und auch die Be-sitzverhaltnisse vom Land entsprechend aussahen,war die Verantwortung fur die "Landpflege" (Agrar-kultur) bewuBter. DaB das Land heute Besitz von we-sentlich weniger groBeren Bauern ist, verdunkelt denBlick darauf, daB wir gemeinsam, Landwirte undNichtlandwirte, verantwortlich sind fur das, was mitunserer Erde geschieht (FRITZ BACFIMANN, Agri-Kultur). Und genau das wird nicht geniigend Ober denProduktpreis honoriert.

Aendekerk RaymondVerenegung fir biologesche Landbau asbl

Verband fir biologesch-okologesch Landwirt-schaft

Sind sie an weiteren Informationen interessiert, odermOchten sie unsere Arbeit durch eine Mitgliedschaftin einem der beiden Vereine unterstiitzen, so wendensie sich an fol ,gende Anschriften:

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forum nr 124

Page 7: Agrarkultur versus Agroindustrie - forum.luˆndeundVereine.pdf · sind viel effizienter, "dank" hochaktiver Substanzen, von denen man sogar mengenmaBig noch weniger braucht. Bis zum

Carlo Schmitz

dossierMOM

Verenegung fir Biologesche Landbau Letzebu-erg asbl4, rue d OlingenL-6832 BetzdorfVerAin fir biologesch-dynamesch Landwirt-schaft asbl12, rue NeuveL-9188 VichtenDer Verein gibt die Zeitschrift Agri-Kultur (6x imJahr) heraus.

Verband fir biologesch-Okologesch Landwirt-schaft19, all6e P. MansfladL-2118-Luxemburg

Beide Vereine und der Verband fiihren die Listen deranerkannten Betriebe in Luxemburg, sowie dieRichtlinien und Informationsblatter.

Vermarktung: BioG/NATURATA161, rue de RollingergrundL-2440 Luxemburg

L'alimentation encollectivite

La qualit6 de ('alimentation dans les collectivitës pourpersonnes agees ou malades

Reflexions sur la situation actuelle au Grand-Duch6 de Luxembourg dans les maisons de retraite, lesfoyers de jour pour personnes agees, la distribution des r,,..as a domicile (R/R) et les hOpitaux.

L' alimentation en collectivite est a la fois un sujet tresvaste et tits &heat, puisque, d'une part, un grandnombre de personnes sont concernees et, d'autre part,chacun a son opinion personnelle precise a ce sujet.

Souvent on entend des affirmations telles que: "L'a-limentation propos& dans les hOpitaux est momssame que celle quotidiennement consommee par leLuxembourgeois moyen!" - "Le type de nourriturepropose en maison de retraite n'est nullement adapteaux personnes agees" ... et bien des critiques plus se-veres encore. Avant de se lancer dans des reflexionsde ce genre et de formuler des jugements de valeur,it convient de definir clairement les facteurs qui de-terminent la qualite d'un repas et de s'interroger surl' impact que ceux-ci ont sur le consommateur.

Les principaux facteurs que nous allons definir brie-vement ci- apres sont :- les aspects organoleptiques,- les aspects nutritionnels,- les aspects sanitaires,- les aspects financiers.

1.Les aspects organoleptiques nous renseignent surles caracteristiques visuelles (aspect, forme, cou-leur), olfactives (arOme, flaveur, odeur), gustatives(saveur, tactiles et kinesthesiques (consis-tance, texture) d'un aliment ou d'une preparation.Ces aspects sont directement perceptibles par leconsommateur et ils determinent, de ce fait, en pre-mier lieu son degre de satisfaction.

2. Les aspects nutritionnels sont subdivises en un

volet quantitatif et un volet qualitatif.

Cote quantitatif, i ll convient d'adapter les apports ali-mentaires aux depenses del'organisme, afin de main-tenir l'equilibre du poids. Les besoins nutritionnelsvarient en fonction de l'age, du sexe, de la carrure etsurtout de l'activite physique de chaque individu.Pour fixer les apports adequats pour une collectivite,it incombe donc d 'analyser le type de population vi-see et, surtout, le degre de depense physique. Suite acette etude, un bilan energetique moyen sera etabli,

dezember 1990

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