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„Es wird zu Kämpfen kommen“€¦ · Da wird es zu Kämpfen kommen. Sie haben nach einem...

Date post: 18-Feb-2021
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38 DAS INVESTMENT 04/10 | INVESTMENTFONDS | Interview | DAS INVESTMENT: Wir müssen über Banken reden. Tom Stubbe Olsen: Im Portfolio haben wir zur Zeit keine. Umso besser. Sie haben Aktien der UBS Anfang 2008 verkauft. Weitere im Spät- sommer, als Lehman kollabierte. Saube- res Timing. Olsen: Wir waren die vergangenen Jahre stark untergewichtet im Bankensektor. Wir haben kaum welche besessen. Als es zum dem Drama um Lehman kam, konn- ten wir das Risiko nicht mehr einschät- zen. Wir wussten nicht, wie die Banken untereinander verlinkt sind. Sind Banken inzwischen wieder interes- sant? Olsen: Als Sektor nein, weil die Regulie- rung nach wie vor nicht stimmt. Das ist schon seit zehn Jahren oder auch län- Tom Stubbe Olsen (rechts) im Gespräch mit Redakteur Malte Dreher „Es wird zu Kämpfen kommen“ ger der Fall. Ungeachtet der Herausfor- derungen in diesem Sektor können auch hier fundamental interessante Titel zu finden sein. Begrüßen Sie die Vorschläge Barack Oba- mas zu einer stärkeren Regulierung? Olsen: Es ist der richtige Weg, aber es ist auch nur ein erstes Lippenbekenntnis. Daher ist es noch zu früh, um die Aus- wirkungen abzuschätzen. Ob Bankaktien dann interessant werden, wage ich zu be- zweifeln. Ich rechne damit, dass sich die Finanzhäuser gegen Einschnitte ihrer Ge- schäftsmodelle wehren werden. Da wird es zu Kämpfen kommen. Sie haben nach einem schweren 2008 ei- ne gute Performance in 2009 erzielt. Lag auch hier der Schlüssel im Timing der Sektoren? Olsen: Für uns steht die Qualität des Un- ternehmens im Vordergrund. Ein Timing findet nicht statt. Es war nach einer frus- trierenden Phase erfreulich, dass wir trotz 20 Prozent Cash und unter völliger Abwesenheit der gut performenden Fi- nanztitel den Markt hinter uns lassen konnten. Aufgrund der massiven Unter- bewertung unserer Titel war dies eine Frage der Zeit. 2009 konnten wir so mit 42 Prozent den Markt schlagen. Das Einfrieren auf ein Kalenderjahr ist für uns jedoch von untergeordneter Bedeu- tung. Wir investieren in Aktien, deren Unterbewertung in fünf Jahren zu einer fairen Bewertung zurückkommen sollte. Mit diesem Ansatz konnten wir über die letzten zehn Jahre einen Mehrwert von 4,6 Prozentpunkten gegenüber dem Markt erzielen. Nach einer liquiditätsgetriebenen Rally im vergangenen Jahr glaubt eine große Mehrheit von Finanzexperten, dass sich im laufenden Jahr Qualität auszahlt. Olsen: Davon gehen wir aus. Sie müssen sich nur einzelne Sektoren anschauen. Im vergangenen Jahr reichte eine Bran- chenwette. Es war egal, welches Unter- nehmen gewählt wurde. Das ist heute an- ders. Innerhalb der Sektoren wird es stär- kere Ausschläge geben. Die kommenden Jahre wird sich die Wahl solider Unter- nehmen daher deutlich mehr lohnen. Sie haben sich 2008 selbstständig ge- macht. Sind sie gern Unternehmer? Olsen: Sehr sogar. Und das war auch der Grund. Ich habe es keinen Tag bereut. Der größte Vorteil? Olsen: Wir passen gut zur Multi-Bou- tiquen-Idee der Nordea. Die unterstreicht die Unabhängigkeit und den Freigeist, den unser Ansatz benötigt. | Tom Stubbe Olsen, Manager des Nordea European Value Fonds, über Banken, Einzelwetten und die Lust an der Selbstständigkeit FOTOS: CLAUDIA BRINKMANN
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  • 38 DAS INVESTMENT 04/10 | INVESTMENTFONDS | Interview

    �| DAS INVESTMENT: Wir müssen überBanken reden.Tom Stubbe Olsen: Im Portfolio habenwir zur Zeit keine.

    Umso besser. Sie haben Aktien der UBSAnfang 2008 verkauft. Weitere im Spät-sommer, als Lehman kollabierte. Saube-res Timing.Olsen: Wir waren die vergangenen Jahrestark untergewichtet im Bankensektor.Wir haben kaum welche besessen. Als eszum dem Drama um Lehman kam, konn-ten wir das Risiko nicht mehr einschät-zen. Wir wussten nicht, wie die Bankenuntereinander verlinkt sind.

    Sind Banken inzwischen wieder interes-sant?Olsen: Als Sektor nein, weil die Regulie-rung nach wie vor nicht stimmt. Das istschon seit zehn Jahren oder auch län-

    Tom Stubbe Olsen (rechts) im Gesprächmit Redakteur Malte Dreher

    „Es wird zu Kämpfen kommen“ger der Fall. Ungeachtet der Herausfor-derungen in diesem Sektor können auchhier fundamental interessante Titel zufinden sein.

    Begrüßen Sie die Vorschläge Barack Oba-mas zu einer stärkeren Regulierung?Olsen: Es ist der richtige Weg, aber es istauch nur ein erstes Lippenbekenntnis.Daher ist es noch zu früh, um die Aus-wirkungen abzuschätzen. Ob Bankaktiendann interessant werden, wage ich zu be-zweifeln. Ich rechne damit, dass sich dieFinanzhäuser gegen Einschnitte ihrer Ge-schäftsmodelle wehren werden. Da wirdes zu Kämpfen kommen.

    Sie haben nach einem schweren 2008 ei-ne gute Performance in 2009 erzielt. Lagauch hier der Schlüssel im Timing derSektoren? Olsen: Für uns steht die Qualität des Un-ternehmens im Vordergrund. Ein Timingfindet nicht statt. Es war nach einer frus-trierenden Phase erfreulich, dass wir trotz20 Prozent Cash und unter völliger Abwesenheit der gut performenden Fi-nanztitel den Markt hinter uns lassenkonnten. Aufgrund der massiven Unter-bewertung unserer Titel war dies eine Frage der Zeit. 2009 konnten wir so mit42 Prozent den Markt schlagen. Das Einfrieren auf ein Kalenderjahr ist für

    uns jedoch von untergeordneter Bedeu-tung. Wir investieren in Aktien, derenUnterbewertung in fünf Jahren zu einerfairen Bewertung zurückkommen sollte.Mit diesem Ansatz konnten wir über dieletzten zehn Jahre einen Mehrwert von4,6 Prozentpunkten gegenüber demMarkt erzielen.

    Nach einer liquiditätsgetriebenen Rallyim vergangenen Jahr glaubt eine großeMehrheit von Finanzexperten, dass sichim laufenden Jahr Qualität auszahlt.Olsen: Davon gehen wir aus. Sie müssensich nur einzelne Sektoren anschauen.Im vergangenen Jahr reichte eine Bran-chenwette. Es war egal, welches Unter-nehmen gewählt wurde. Das ist heute an-ders. Innerhalb der Sektoren wird es stär-kere Ausschläge geben. Die kommendenJahre wird sich die Wahl solider Unter-nehmen daher deutlich mehr lohnen.

    Sie haben sich 2008 selbstständig ge-macht. Sind sie gern Unternehmer?Olsen: Sehr sogar. Und das war auch derGrund. Ich habe es keinen Tag bereut.

    Der größte Vorteil?Olsen: Wir passen gut zur Multi-Bou-tiquen-Idee der Nordea. Die unterstreichtdie Unabhängigkeit und den Freigeist,den unser Ansatz benötigt. |

    Tom Stubbe Olsen,Manager des Nordea EuropeanValue Fonds, über Banken, Einzelwetten und die Lust ander Selbstständigkeit

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    0410S038_IntervNordea:Muster 1 02.03.2010 12:02 Uhr Seite 38


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