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„Eine Stellenanzeige allein reicht nicht mehr“ Bortz · Eine Serie der Deutschen Bank Zukunft...

Date post: 26-Jul-2020
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„Eine Stellenanzeige allein reicht nicht mehr“ Oliver Bortz (links), Deutsche Bank, im Gespräch mit Wolfgang Witte, perbit Software GmbH. Eine Serie der Deutschen Bank Wolfgang Witte (links), perbit Software GmbH, berichtet: „Bei uns arbeiten auch Führungskräfte in Teilzeit.“ Oliver Bortz (rechts), Deutsche Bank, rät: „Unternehmen, die veränderte Anforderungen an Arbeit und Freizeit berücksichtigen, sind im Vorteil.“ Eine Serie der Deutschen Bank Zukunft Mittelstand Teil1: Kampf um Talente Trends von morgen, die Unternehmer heute schon kennen sollten. eben die Preise. Die Entlohnung muss marktgerecht sein. Dann rücken andere Faktoren in den Vordergrund. Horizontale Karrierewege, aber auch Weiterbildungen und die Berücksichtigung der Work-Life-Balance sind bei uns gefragt. Früher war das Gehalt ein Hygienefaktor – in fünf bis zehn Jahren wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ebenso ein Hy- gienefaktor sein. Erleben nur wir diese Veränderung der Prioritäten? Bortz: Freiheiten in der Gestaltung des Arbeitsalltags sind heute ge- fragter als früher. Hier bieten neue Arbeitszeitmodelle mehr Flexibilität, so dass Arbeitnehmer Arbeit und Freizeit in unterschiedlichen Lebenssi- tuationen anders austarieren können. Unternehmen, die solche Verän- derungen berücksichtigen können, sind im Kampf um Talente im Vorteil. Witte: Wir haben bei uns im Unternehmen fast jedes Arbeitszeitmodell, das es gibt. Im Kern geht es darum, eine lebensphasenorientierte Ar- beitszeit zu vereinbaren. Bei uns arbeiten auch Führungskräfte in Teilzeit. Ein junger Single hat auf eigenen Wunsch eine 80-Prozent-Stelle. Die individu- ellen Wünsche der Arbeitnehmer folgen nicht immer üblichen Mustern. Betriebsrente so wichtig wie Dienstwagen Bortz: In vielen Gesprächen gerade mit jungen Menschen stelle ich fest, dass die eigene Absicherung im Alter wichtiger wird. Angesichts der Schwächen der staatlichen Rentensysteme wachsen der Bedarf an pri- vater Vorsorge und damit auch die Nachfrage nach betrieblicher Alters- vorsorge. Hier sehen wir, dass Großunternehmen deutlich professioneller aufgestellt sind als die meisten Mittelständler, die den Aufwand scheuen oder rechtliche Risiken fürchten. Da kann ich nur empfehlen, frühzeitig verlässlichen Rat einzuholen, da die Unternehmen selbst die Betriebsren- te inzwischen als ähnlich wichtig für die Mitarbeiterbindung ansehen wie einen Dienstwagen. Witte: Unsere Mitarbeiter fragen die betriebliche Altersvorsorge aktiv nach. Drei von vier Mitarbeitern nutzen bereits unsere Rahmenvereinba- rung. Aktuell überlegen wir, ob wir unsere Leistungen erhöhen. Mit Blick auf das steigende Renteneintrittsalter müssen wir aber auch daran arbei- ten, die „ Generation 55+“ geistig und körperlich fit zu halten. Das „ Ab 50 lassen wir Dich liegen“ aus der Vergangenheit geht nicht mehr. Wir bieten deshalb nicht nur ein betriebliches Gesundheitsmanagement an, son- dern auch permanente Weiterbildung. Bortz: Unsere Erfahrung zeigt, dass sich eine Kombination der Fähigkei- ten und Erfahrungen der Generation 55+ mit jungen Kollegen in gemisch- ten Teams bewährt hat. Damit werden nicht nur Generationengrenzen, sondern auch Landesgrenzen überschritten. Wichtig ist deshalb, dass auch der mittelständische Unternehmer in seinem Betrieb interkulturelle Kompetenzen vorweisen kann, um ausländische Fachkräfte zu integrieren. Witte: Es lohnt sich auf jeden Fall, Personalmanagement in die Unter- nehmensstrategie zu integrieren. Heute habe ich damit noch einen Vorteil im Wettbewerb. Morgen werde ich ohne ein klares Personalkonzept nicht mehr wettbewerbsfähig sein. Wolfgang Witte ist Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der perbit Software GmbH. 50 Mitarbeiter erzielen mit IT-Systemen für das Personalmanagement rund 6 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Für ihre Attraktivität als Arbeitgeber wurde die perbit Software GmbH unter die Top 100 von „Deutschlands Beste Arbeitgeber“ gewählt und mit dem „ Great Place to Work“-Gütesiegel ausgezeichnet: www.perbit.com Oliver Bortz ist Leiter Geschäftskunden Deutschland bei der Deut- schen Bank. Die Deutsche Bank betreut in Deutschland über 900.000 Mittelstandskunden – vom Freiberufler und Selbständigen über kleine und mittlere Unternehmen bis zur Aktiengesellschaft – und bietet Unter- nehmern maßgeschneiderte Lösungen für ihre geschäftlichen Engage- ments und die private Vermögensplanung: www.deutsche-bank.de Als IT-Unternehmen ist auch die perbit Software GmbH vom Fachkräftemangel betroffen. Wie der Mittelstand im „Kampf um Talente“ erfolgreich sein kann, diskutieren Gründer Wolfgang Witte und Oliver Bortz von der Deutschen Bank. Oliver Bortz: Herr Witte, zunächst ganz herzlichen Dank für die Ein- ladung in Ihr Unternehmen nach Altenberge. Bis 2025 sollen laut DIHK 6,5 Millionen Fachkräfte in Deutschland fehlen. Wir haben beobachtet, dass Unternehmen in der Nähe von Universitäten oder Fachhochschu- len allerdings deutlich geringere Fachkräfte-Sorgen haben als ihre Wett- bewerber in der Fläche. Fällt es Ihnen als IT-Unternehmer schwer, quali- fizierte Mitarbeiter zu gewinnen? Wolfgang Witte: Wir haben es zum Glück bislang geschafft, unsere Stellen sehr zeitnah zu besetzen. Die Hochschulstadt Münster ist nicht fern. Vor allem haben wir früh erkannt: Eine Stellenanzeige allein reicht nicht mehr. Darum haben wir schon vor zehn Jahren begonnen, unser Unternehmen als Arbeitgebermarke aufzubauen. Bortz: Schafft man es als Mittelständler überhaupt, eine Marke aufzu- bauen, die gegen Großunternehmen bestehen kann? Konzerne sind in der Regel durch ihre Produkte bestens bekannt und können leichter in den Markenaufbau investieren. Außerdem können sie mit internationalen Karriereperspektiven locken. Witte: Im Arbeitgeber-Ranking liegen die großen Namen immer ganz vorne. Aber wir machen viele Nachteile des Mittelstands mit Engagement wett: Seit vielen Jahren haben wir Kooperationen mit Hochschulen, und wir lassen uns als Arbeitgeber bewerten. Schon 2005 haben wir uns ei- nem Audit der Hertie-Stiftung unterzogen und gehören laut „ Great Place to Work Institute“ zu den 100 besten Arbeitgebern in Deutschland. Bortz: Im Mittelstand ist der Inhaber der wichtigste Faktor, seine Per- sönlichkeit und seine Werte strahlen auf das gesamte Unternehmen ab. Brüche in der Authentizität werden schnell wahrgenommen. Authen- tisch zu sein heißt dann auch, dass man seine Stärken ausspielt, statt sich zu verbiegen: Mittelständler können mit Regionalität und dem per- sönlichen Austausch mit der Geschäftsleitung punkten. Witte: Richtig, wir sprechen erfolgreich die Fachkräfte an, die statt In- ternationalität lieber das Leben in der Region suchen. Veränderte Werte bei jungen Arbeitnehmern Bortz: Insgesamt ist eine Veränderung der Werte bei jungen Arbeit- nehmern zu beobachten. Der Einklang von Arbeit und Freizeit wird von ihnen stärker betont, das Gehalt ist weniger ausschlaggebend. Witte: Das haben wir auch beobachtet. Allerdings bedeutet das nicht, dass die Löhne sinken – weil High Potentials seltener werden, steigen „Zukunft Mittelstand“ auch im Internet Das vollständige Gespräch und mehr Informationen zum Kampf um Talente finden Sie unter: www.deutsche-bank.de/pbc/gk-index.html Fotos: Andreas Klehm
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Page 1: „Eine Stellenanzeige allein reicht nicht mehr“ Bortz · Eine Serie der Deutschen Bank Zukunft Mittelstand Teil1: Kampf um Talente T r end sv omg , i U thu c k l . eben die Preise.

„Eine Stellenanzeige allein reicht nicht mehr“

Oliver Bortz (links), Deutsche Bank, im Gespräch mit WolfgangWitte, perbit SoftwareGmbH.

Eine Serie der Deutschen Bank

Wolfgang Witte (links), perbit Software GmbH, berichtet: „Bei uns arbeiten auch Führungskräfte in Teilzeit.“ Oliver Bortz (rechts), Deutsche Bank, rät: „Unternehmen, die veränderte Anforderungen an Arbeit und Freizeit berücksichtigen, sind im Vorteil.“

Eine Serie der Deutschen Bank

Zukunft Mittelstand Teil 1: Kampf um TalenteTrends von morgen, die Unternehmer heute schon kennen sollten.

eben die Preise. Die Entlohnung muss marktgerecht sein. Dann rücken

andere Faktoren in den Vordergrund. Horizontale Karrierewege, aber

auch Weiterbildungen und die Berücksichtigung der Work-Life-Balance

sind bei uns gefragt. Früher war das Gehalt ein Hygienefaktor – in fünf bis

zehn Jahren wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ebenso ein Hy-

gienefaktor sein. Erleben nur wir diese Veränderung der Prioritäten?

Bortz: Freiheiten in der Gestaltung des Arbeitsalltags sind heute ge-fragter als früher. Hier bieten neue Arbeitszeitmodelle mehr Flexibilität,

so dass Arbeitnehmer Arbeit und Freizeit in unterschiedlichen Lebenssi-

tuationen anders austarieren können. Unternehmen, die solche Verän-

derungen berücksichtigen können, sind im Kampf um Talente im Vorteil.

Witte:Wir haben bei uns im Unternehmen fast jedes Arbeitszeitmodell,

das es gibt. Im Kern geht es darum, eine lebensphasenorientierte Ar-

beitszeit zu vereinbaren. Bei uns arbeiten auch Führungskräfte in Teilzeit. Ein

junger Single hat auf eigenen Wunsch eine 80-Prozent-Stelle. Die individu-

ellen Wünsche der Arbeitnehmer folgen nicht immer üblichen Mustern.

Betriebsrente so wichtig wie DienstwagenBortz: In vielen Gesprächen gerade mit jungen Menschen stelle ichfest, dass die eigene Absicherung im Alter wichtiger wird. Angesichts der

Schwächen der staatlichen Rentensysteme wachsen der Bedarf an pri-

vater Vorsorge und damit auch die Nachfrage nach betrieblicher Alters-

vorsorge. Hier sehen wir, dass Großunternehmen deutlich professioneller

aufgestellt sind als die meisten Mittelständler, die den Aufwand scheuen

oder rechtliche Risiken fürchten. Da kann ich nur empfehlen, frühzeitig

verlässlichen Rat einzuholen, da die Unternehmen selbst die Betriebsren-

te inzwischen als ähnlich wichtig für die Mitarbeiterbindung ansehen wie

einen Dienstwagen.

Witte: Unsere Mitarbeiter fragen die betriebliche Altersvorsorge aktivnach. Drei von vier Mitarbeitern nutzen bereits unsere Rahmenvereinba-

rung. Aktuell überlegen wir, ob wir unsere Leistungen erhöhen. Mit Blick

auf das steigende Renteneintrittsalter müssen wir aber auch daran arbei-

ten, die „Generation 55+“ geistig und körperlich fit zu halten. Das „Ab 50

lassen wir Dich liegen“ aus der Vergangenheit geht nicht mehr. Wir bieten

deshalb nicht nur ein betriebliches Gesundheitsmanagement an, son-

dern auch permanente Weiterbildung.

Bortz: Unsere Erfahrung zeigt, dass sich eine Kombination der Fähigkei-ten und Erfahrungen der Generation 55+ mit jungen Kollegen in gemisch-

ten Teams bewährt hat. Damit werden nicht nur Generationengrenzen,

sondern auch Landesgrenzen überschritten. Wichtig ist deshalb, dass

auch der mittelständische Unternehmer in seinem Betrieb interkulturelle

Kompetenzen vorweisen kann, um ausländische Fachkräfte zu integrieren.

Witte: Es lohnt sich auf jeden Fall, Personalmanagement in die Unter-nehmensstrategie zu integrieren. Heute habe ich damit noch einen Vorteil

im Wettbewerb. Morgen werde ich ohne ein klares Personalkonzept nicht

mehr wettbewerbsfähig sein.

Wolfgang Witte ist Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der

perbit Software GmbH. 50 Mitarbeiter erzielen mit IT-Systemen für das

Personalmanagement rund 6 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Für ihre

Attraktivität als Arbeitgeber wurde die perbit Software GmbH unter die

Top 100 von „Deutschlands Beste Arbeitgeber“ gewählt und mit dem

„Great Place to Work“-Gütesiegel ausgezeichnet: www.perbit.com

Oliver Bortz ist Leiter Geschäftskunden Deutschland bei der Deut-

schen Bank. Die Deutsche Bank betreut in Deutschland über 900.000

Mittelstandskunden – vom Freiberufler und Selbständigen über kleine

und mittlere Unternehmen bis zur Aktiengesellschaft – und bietet Unter-

nehmern maßgeschneiderte Lösungen für ihre geschäftlichen Engage-

ments und die private Vermögensplanung: www.deutsche-bank.de

Als IT-Unternehmen ist auch die perbit Software GmbH vom Fachkräftemangelbetroffen. Wie der Mittelstand im „Kampf um Talente“ erfolgreich sein kann, diskutieren Gründer Wolfgang Witte und Oliver Bortz von der Deutschen Bank.

Oliver Bortz: Herr Witte, zunächst ganz herzlichen Dank für die Ein-

ladung in Ihr Unternehmen nach Altenberge. Bis 2025 sollen laut DIHK

6,5 Millionen Fachkräfte in Deutschland fehlen. Wir haben beobachtet,

dass Unternehmen in der Nähe von Universitäten oder Fachhochschu-

len allerdings deutlich geringere Fachkräfte-Sorgen haben als ihre Wett-

bewerber in der Fläche. Fällt es Ihnen als IT-Unternehmer schwer, quali-

fizierte Mitarbeiter zu gewinnen?

Wolfgang Witte: Wir haben es zum Glück bislang geschafft, unsere

Stellen sehr zeitnah zu besetzen. Die Hochschulstadt Münster ist nicht

fern. Vor allem haben wir früh erkannt: Eine Stellenanzeige allein reicht

nicht mehr. Darum haben wir schon vor zehn Jahren begonnen, unser

Unternehmen als Arbeitgebermarke aufzubauen.

Bortz: Schafft man es als Mittelständler überhaupt, eine Marke aufzu-bauen, die gegen Großunternehmen bestehen kann? Konzerne sind in

der Regel durch ihre Produkte bestens bekannt und können leichter in

den Markenaufbau investieren. Außerdem können sie mit internationalen

Karriereperspektiven locken.

Witte: Im Arbeitgeber-Ranking liegen die großen Namen immer ganzvorne. Aber wir machen viele Nachteile des Mittelstands mit Engagement

wett: Seit vielen Jahren haben wir Kooperationen mit Hochschulen, und

wir lassen uns als Arbeitgeber bewerten. Schon 2005 haben wir uns ei-

nem Audit der Hertie-Stiftung unterzogen und gehören laut „Great Place

to Work Institute“ zu den 100 besten Arbeitgebern in Deutschland.

Bortz: Im Mittelstand ist der Inhaber der wichtigste Faktor, seine Per-sönlichkeit und seine Werte strahlen auf das gesamte Unternehmen ab.

Brüche in der Authentizität werden schnell wahrgenommen. Authen-

tisch zu sein heißt dann auch, dass man seine Stärken ausspielt, statt

sich zu verbiegen: Mittelständler können mit Regionalität und dem per-

sönlichen Austausch mit der Geschäftsleitung punkten.

Witte: Richtig, wir sprechen erfolgreich die Fachkräfte an, die statt In-ternationalität lieber das Leben in der Region suchen.

Veränderte Werte bei jungen ArbeitnehmernBortz: Insgesamt ist eine Veränderung der Werte bei jungen Arbeit-

nehmern zu beobachten. Der Einklang von Arbeit und Freizeit wird von

ihnen stärker betont, das Gehalt ist weniger ausschlaggebend.

Witte: Das haben wir auch beobachtet. Allerdings bedeutet das nicht,dass die Löhne sinken – weil High Potentials seltener werden, steigen

„Zukunft Mittelstand“ auch im InternetDas vollständige Gespräch und mehr Informationen zum Kampf um

Talente finden Sie unter: www.deutsche-bank.de/pbc/gk-index.html

Fotos: Andreas Klehm

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