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ADEL – LÖWE – DIAMANTEN - Spessartprojekt

Date post: 27-Feb-2022
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Niedermittlau gehörte im 11. Jahrhundert zum Machtbereich der Grafen von Selbold-Gelnhausen. Mit dem Ende der Grafschaft geriet der Ort vorerst stärker in den Machtbereich des Erzbistums Mainz, bis hier Ende des 13. Jahrhunderts das Ysenburger Grafengeschlecht bestimmenden Einfluss gewann. Aus dem Mittelalter stammt der mächtige Turm der Laurentiuskirche, in dessen Innerem mehrere roma- nische Reliefs vermauert wurden. Sie sind auf der Tafel abgebildet. Der nahe liegende jüdische Fried- hof war der zentrale Bestattungsort für die umlie- genden Gemeinden bis zur Vertreibung und Depor- tation der Juden durch die Nationalsozialisten. 6 N IEDERMITTLAU Oberhalb von Niedermittlau verläuft entlang des Niedermittlauer Heiligenkopfes ein Panoramaweg mit einem Blick über das Kinzigtal in den Vogels- berg und in das Rhein-Main Gebiet mit der Skyline von Frankfurt am Main. Am »Niedermittlauer Heiligenkopf« wurden im Mit- telalter Erze abgebaut. Die Überreste im Gelände nennt man heute »Franzosenlöcher«, weil man spä- ter dachte, es seien Verschanzungen aus der Zeit der Franzosenkriege (um 1800). P ANORAMAWEG Die Besiedlung von Neuenhaßlau steht in Verbindung mit einem alten Verkehrsweg vom Fluss Kinzig über den Spessart. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort unter dem Namen »Neuenhaselaha« 1219. Mit der Eröffnung einer Diamantschleiferei im Jahr 1911 etab- lierte sich das Schleiferhandwerk in Neuenhaßlau, das nach dem 1. Weltkrieg hier einen starken Aufschwung erfuhr. Mit besseren Verdienstmöglichkeiten in der In- dustrie im Rhein-Main Gebiet nach dem 2. Weltkrieg starb das Diamantenschleiferhandwerk Anfang der 1970er Jahre aus. Interessant ist der »Anglerteich«, eine ehemalige Ton- grube, zu der ein Schamotte- und Tonwerk gehörte, das von 1904 bis 1920 arbeitete. Einige heute noch ste- hende Gebäude in Neuenhaßlau wurden mit den typi- schen hellen Klinkersteinen dieser Anlage errichtet. 2 N EUENHASSLAU H ASSELROTH Im 1990 eröffneten Informationszen- trum finden Tagun- gen und Sitzungen statt. Ausstellungs- objekte und Tierprä- parate runden das Gebäude zu einem modernen Treff- punkt für Umwelt- bildung ab. Niedermittlauer Grundschulkinder im Lehrgarten des OGV Die volkskundliche Sammlung und die Sammlung histori- scher landwirtschaft- licher Geräte in der Remise können im Heimatmuseum im Ortsteil Niedermitt- lau besichtigt werden (Tel: 06055 2900). Werden Sie den seltsam geformten Speierlings- baum finden? Das Glockentürmchen von 1777, die ehemalige Schule, ist das Wahrzeichen von Neuenhaßlau. Das Kirchenschiff mit den Mauer tragenden Holzstützen In der Gondsrother Kirche Die beiden nebeneinander liegenden Gebäude in Neuenhaßlau an der Hanauer Landstraße 13/15 und 17 wurden aus den Ziegeln der Schamottefabrik errichtet. Links das frühere Kontor der Schamottefabrik, das spätere Fertigungsgebäude der Zigarrenfabrik. Rechts mit dem erhöhten Mittelteil die ehemalige Direktorwohnung der Zigarrenfabrik. An Christi Himmelfahrt wird an der Edelweißhütte ein Festgottesdienst gefeiert. Am Anglerteich, der ehemaligen Tongrube der Schamottefabrik Panoramablick vom Niedermittlauer Heiligenkopf Damals und heute: Ein historisches Stück Gondsroth zeigen diese Aufnahmen des Belgeshofs am Backhausborn. Der romanische Löwe, der innen im Turm einge- mauert (und nicht zu sehen) ist, dürfte zu Beginn des 12. Jahrhunderts entstanden sein. An der Außen- mauer ist unter- halb der Turm- uhr die Stein- plastik eines Gesichts zu ent- decken. S TART AN DER E DELWEISSHÜTTE Die Edelweißhütte, die im Sommer sonntags geöffnet ist, liegt am Rand des Waldgebietes »Ysenburger Hecke«. Es handelt sich um eine sehr alte Gemarkung, die sich westlich zwischen Neuenhaßlau und Gondsroth erstreckt. Hier lag einst die Siedlung Laubersbach, die erstmals in einer Urkunde von 1236 erwähnt wurde. 3 A DEL – L ÖWE – D IAMANTEN Das erste Hessische Jugendwaldheim »Kurt Seibert« (benannt nach dem damaligen Revierförster) in Has- selroth-Niedermittlau wurde 1974 als Informations- zentrum für Umweltbildung und Umwelterziehung für Schüler aller Klassen- und Altersstufen gegründet, mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche erlebnispäda- gogisch mit der Natur und dem Ökosystem Wald ver- traut zu machen. Zu diesem Zweck unterhält das Ju- gendwaldheim einen 25 Hektar großen Schul- und Lehrwald, der über 21 Informationsstände, einen Am- phibienschutzteich sowie über das Freilandlabor »Bir- kigsbach« verfügt und in dem Veranstaltungen zu sämtlichen Aspekten des Naturraums Wald, Tiere, Pflanzen, Mineralien, usw. durchgeführt werden können. Bitte folgen Sie dem Zeichen des gelben EU-Schiffchens auf blauem Grund. 1 S TART AM J UGENDWALDHEIM Um die Ertragssituation der Landwirtschaft zu verbes- sern, wurde in Niedermittlau 1922 der Obst- und Gar- tenbauverein gegründet. Der Verein beschäftigt sich mit dem Anbau und der Veredelung von Obstbäu- men, mit der Ausbildung von Baumwarten sowie mit der Heranführung von Kindern an den Obst- und Gar- tenbau. Das Grundstück am Birkigsbach wurde 1995 mit verschiedenen Obstbäumen bepflanzt (siehe Foto unten von der Pflanzaktion). 5 S TREUOBSTWIESE Der facettenreiche Hasselrother Kulturweg nimmt die Traditionen und Mentalitäten der Ortsteile auf: Von der Geschichte des mittelalterlichen Rittergeschlechts der Herren von Gonsrod über die Neuenhaßlauer Diamantenschleifer bis zur Lauren- tiuskirche in Niedermittlau mit dem romanischen Löwenrelief. 7 Der Diamantenschleifer Konrad Droith bei der Arbeit Das Wappen der Her- ren von Gonsrod Umzeichnung des romanischen Löwen im Turm der Niedermittlauer Kirche G ONDSROTH Aus Gondsroth stammt das Rittergeschlecht der Herren von Gonsrod, die im späten Mittelalter ihren Sitz in den benachbarten Kahlgrund verlegten und 1548 ausstarben. Ihnen folgten die Grafen von Ysenburg, unter denen der lutherische Glauben eingeführt wurde. Sehenswert ist die Kirche mit dem mittelalterlichen Wehrturm. Das im 18. Jahrhundert erneuerte Kirchenschiff hielt dem nun mit Ziegeln gedeckten neuen Dachstuhl nicht stand. Des- halb wurden nachträglich außen sichtbar Holzstützen eingezogen, die das Kirchendach tragen. 4 Die Zigarren erhielten ihre typische Form in speziellen Hand- pressen aus Holz. Nach dem Rollen wurden die Zigarren mit Banderolen ver- sehen, auf denen Phantasie- namen standen. Weglänge ca. 14 km 3 4 5 6 7 2 1
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Page 1: ADEL – LÖWE – DIAMANTEN - Spessartprojekt

Niedermittlau gehörte im 11. Jahrhundert zumMachtbereich der Grafen von Selbold-Gelnhausen.Mit dem Ende der Grafschaft geriet der Ort vorerststärker in den Machtbereich des Erzbistums Mainz,bis hier Ende des 13. Jahrhunderts das YsenburgerGrafengeschlecht bestimmenden Einfluss gewann.Aus dem Mittelalter stammt der mächtige Turm derLaurentiuskirche, in dessen Innerem mehrere roma-nische Reliefs vermauert wurden. Sie sind auf derTafel abgebildet. Der nahe liegende jüdische Fried-hof war der zentrale Bestattungsort für die umlie-genden Gemeinden bis zur Vertreibung und Depor-tation der Juden durch die Nationalsozialisten.

6N I E D E R M I T T L A U

Oberhalb von Niedermittlau verläuft entlang desNiedermittlauer Heiligenkopfes ein Panoramawegmit einem Blick über das Kinzigtal in den Vogels-berg und in das Rhein-Main Gebiet mit der Skylinevon Frankfurt am Main.Am »Niedermittlauer Heiligenkopf« wurden im Mit-telalter Erze abgebaut. Die Überreste im Geländenennt man heute »Franzosenlöcher«, weil man spä-ter dachte, es seien Verschanzungen aus der Zeit derFranzosenkriege (um 1800).

P A N O R A M A W E G

Die Besiedlung von Neuenhaßlau steht in Verbindungmit einem alten Verkehrsweg vom Fluss Kinzig überden Spessart. Erstmals urkundlich erwähnt wurde derOrt unter dem Namen »Neuenhaselaha« 1219. Mit derEröffnung einer Diamantschleiferei im Jahr 1911 etab-lierte sich das Schleiferhandwerk in Neuenhaßlau, dasnach dem 1. Weltkrieg hier einen starken Aufschwungerfuhr. Mit besseren Verdienstmöglichkeiten in der In-dustrie im Rhein-Main Gebiet nach dem 2. Weltkriegstarb das Diamantenschleiferhandwerk Anfang der1970er Jahre aus.Interessant ist der »Anglerteich«, eine ehemalige Ton-grube, zu der ein Schamotte- und Tonwerk gehörte,das von 1904 bis 1920 arbeitete. Einige heute noch ste-hende Gebäude in Neuenhaßlau wurden mit den typi-schen hellen Klinkersteinen dieser Anlage errichtet.

2N E U E N H A S S L A U

HASSELROTH

Im 1990 eröffneten

Informationszen-

trum finden Tagun-

gen und Sitzungen

statt. Ausstellungs-

objekte und Tierprä-

parate runden das

Gebäude zu einem

modernen Treff-

punkt für Umwelt-

bildung ab.

Niedermittlauer Grundschulkinder

im Lehrgarten des OGV

Die volkskundliche

Sammlung und die

Sammlung histori-

scher landwirtschaft-

licher Geräte in der

Remise können im

Heimatmuseum im

Ortsteil Niedermitt-

lau besichtigt werden

(Tel: 06055 2900).

Werden Sie den seltsam

geformten Speierlings-

baum finden?

Das Glockentürmchen von 1777,

die ehemalige Schule, ist das

Wahrzeichen von Neuenhaßlau.

Das Kirchenschiff mit den Mauer

tragenden Holzstützen

In der Gondsrother Kirche

Die beiden nebeneinander liegenden Gebäude in Neuenhaßlau an der Hanauer Landstraße 13/15 und 17

wurden aus den Ziegeln der Schamottefabrik errichtet.

Links das frühere Kontor der Schamottefabrik, das spätere Fertigungsgebäude der Zigarrenfabrik.

Rechts mit dem erhöhten Mittelteil die ehemalige Direktorwohnung der Zigarrenfabrik.

An Christi Himmelfahrt wird an der

Edelweißhütte ein Festgottesdienst

gefeiert.

Am Anglerteich, der ehemaligen

Tongrube der Schamottefabrik

Panoramablick vom Niedermittlauer

Heiligenkopf

Damals und heute:

Ein historisches Stück

Gondsroth zeigen

diese Aufnahmen

des Belgeshofs am

Backhausborn.

Der romanische

Löwe, der innen

im Turm einge-

mauert (und

nicht zu sehen)

ist, dürfte zu

Beginn des 12.

Jahrhunderts

entstanden sein.

An der Außen-

mauer ist unter-

halb der Turm-

uhr die Stein-

plastik eines

Gesichts zu ent-

decken.

S T A R T A N D E R E D E L W E I S S H Ü T T E

Die Edelweißhütte, die im Sommer sonntags geöffnetist, liegt am Rand des Waldgebietes »YsenburgerHecke«. Es handelt sich um eine sehr alte Gemarkung,die sich westlich zwischen Neuenhaßlau und Gondsrotherstreckt. Hier lag einst die Siedlung Laubersbach, dieerstmals in einer Urkunde von 1236 erwähnt wurde.

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ADEL – LÖWE – D IAMANTEN

Das erste Hessische Jugendwaldheim »Kurt Seibert«(benannt nach dem damaligen Revierförster) in Has-selroth-Niedermittlau wurde 1974 als Informations-zentrum für Umweltbildung und Umwelterziehungfür Schüler aller Klassen- und Altersstufen gegründet,mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche erlebnispäda-gogisch mit der Natur und dem Ökosystem Wald ver-traut zu machen. Zu diesem Zweck unterhält das Ju-gendwaldheim einen 25 Hektar großen Schul- undLehrwald, der über 21 Informationsstände, einen Am-phibienschutzteich sowie über das Freilandlabor »Bir-kigsbach« verfügt und in dem Veranstaltungen zusämtlichen Aspekten des NaturraumsWald, Tiere, Pflanzen, Mineralien, usw.durchgeführt werden können.Bitte folgen Sie dem Zeichen des gelbenEU-Schiffchens auf blauem Grund.

1S T A R T A M J U G E N D W A L D H E I M

Um die Ertragssituation der Landwirtschaft zu verbes-sern, wurde in Niedermittlau 1922 der Obst- und Gar-tenbauverein gegründet. Der Verein beschäftigt sichmit dem Anbau und der Veredelung von Obstbäu-men, mit der Ausbildung von Baumwarten sowie mitder Heranführung von Kindern an den Obst- und Gar-tenbau. Das Grundstück am Birkigsbach wurde 1995mit verschiedenen Obstbäumen bepflanzt (siehe Fotounten von der Pflanzaktion).

5S T R E U O B S T W I E S E

Der facettenreiche Hasselrother Kulturweg nimmt die Traditionen und Mentalitäten

der Ortsteile auf: Von der Geschichte des mittelalterlichen Rittergeschlechts der

Herren von Gonsrod über die Neuenhaßlauer Diamantenschleifer bis zur Lauren-

tiuskirche in Niedermittlau mit dem romanischen Löwenrelief.

7

Der Diamantenschleifer

Konrad Droith bei der Arbeit

Das Wappen der Her-

ren von Gonsrod

Umzeichnung des

romanischen Löwen

im Turm der

Niedermittlauer

Kirche

G O N D S R O T H

Aus Gondsroth stammt das Rittergeschlecht der Herrenvon Gonsrod, die im späten Mittelalter ihren Sitz in denbenachbarten Kahlgrund verlegten und 1548 ausstarben.Ihnen folgten die Grafen von Ysenburg, unter denen derlutherische Glauben eingeführt wurde. Sehenswert istdie Kirche mit dem mittelalterlichen Wehrturm. Das im18. Jahrhundert erneuerte Kirchenschiff hielt dem nunmit Ziegeln gedeckten neuen Dachstuhl nicht stand. Des-halb wurden nachträglich außen sichtbar Holzstützeneingezogen, die das Kirchendach tragen.

4

Die Zigarren erhielten

ihre typische Form

in speziellen Hand-

pressen aus Holz.

Nach dem Rollen wurden die

Zigarren mit Banderolen ver-

sehen, auf denen Phantasie-

namen standen.

Weglänge ca. 14 km

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