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Abwandern oder bleiben?

Date post: 24-Mar-2016
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Abwandern oder bleiben? Südtiroler Bauernjugend
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S ORGEN UND ZUKUNFTSWÜNSCHE JUNGER MENSCHEN IN LÄNDLICHEN GEMEINDEN SÜDTIROLS ABWANDERN ODER BLEIBEN? digital herunterladen: www.sbj.it Unsere liebe Frau im Walde
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Sorgen und ZukunftSwünSche junger MenSchen

in ländlichen geMeinden SüdtirolS

AbwAndern oder bleiben?

digital herunterladen: www.sbj.it

Unsere liebe Frau im Walde

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Impressum: Herausgeber: Südtiroler Bauernjugend (SBJ), Redaktion, Fotos & grafische Gestaltung: Andreas Mair - [email protected],

Sara Hafner - [email protected], Elisabeth Unterkofler - [email protected]

Südtiroler Bauernjugend Landessekretariat - Kanonikus-Michael-Gamper-Straße 5, 39100 Bozen, Tel. 0471 999 401 - Fax 0471 999 486,

[email protected] - www.sbj.it

LändLicher raum mit Zukunft!

Abwandern oder bleiben? Die-se Frage beschäftigt viele Jugendliche in unseren ländli-chen Gemeinden. Spätestens dann, wenn sie vergeblich einen Arbeitsplatz suchen, eine Wohn-möglichkeit bauen möchten, bei der Familienplanung ... Laut Langzeitstudie des Wirtschafts-forschungsinstitutes (WIFO) der Handelskammer kämpfen 13 Ge-meinden bereits jetzt mit Bevöl-kerungsrückgang und schwacher Wirtschaft ums Überleben. Wei-tere 26 Gemeinden weisen eine schwache Bevölkerungsentwick-lung sowie eine schwache Wirt-schafts- und Sozialstruktur auf.

Für die Südtiroler Bauernjugend ist klar, dass es gilt aktiv zu wer-den, vor allem was die Abwan-derung der Jugend im ländlichen Raum betrifft. Es muss gelingen,

Perspektiven für Jugendliche zu schaffen. Diese Perspektiven entscheiden über die Zukunft der ländlichen Gemeinden.

Mit der Vortragsreihe „Lebens-Traum Dorf – Damit der Lebens-raum Dorf zum LebensTraum wird: Voraussetzungen, Chan-cen, Zukunftsaussichten“ hat die Südtiroler Bauernjugend an drei Abenden mit über 100 Teilneh-mern, vorrangig Jugendlichen, an diesen Perspektiven gearbei-tet.

Die Vorschläge der Teilnehmer sind vielfältig: Es spielen nicht nur Arbeits- und Ausbildungs-plätze und eine entsprechen-de Infrastruktur, sondern auch soziale und kulturelle Faktoren eine Rolle. Die Verwurzelung in der Heimat, die enge Bindung

an Familienangehörige und Freunde, die Eingebundenheit in Vereine, das Engagement in Politik oder Ehrenäm-tern– all das schafft Verbundenheit mit der eigenen Gemeinde und kann damit junge Menschen zum Bleiben bewegen.

Fest steht: Es braucht viel Einsatz und mutige Entscheidungen. Diesen Mut haben uns die Teilnehmer der Vortragsabende vorgemacht. Ihre Sorgen und Zukunftswünsche sind in diesem Dokument zusammenge-fasst. Mehrere Beispiele zeigen Initi-ativen auf, die auch in Südtirol Schu-le machen können.

Wir fordern damit Entscheidungsträ-ger aus Wirtschaft, Schule und Poli-tik auf sich ihrer Verantwortung zu bekennen und mit uns gemeinsam an einen ländlichen Raum zu arbei-ten, der Zukunft hat.

Hannes DosserLandesobmann

Christine Tschurtschenthaler Landesleiterin

Andreas MairLandessekretär

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Die Jugendlichen erkennen viele positive Entwicklungen und Investitionen etwa in das Straßennetz, die Mobilität, den Bildungs- und Vereinshäusern als sehr positiv an.Dennoch hat der demografische Wandel auch sichtbare Spuren hinterlassen was das Dorfbild entlegener Gemein-den anbelangt. Postämter, Läden oder Gasthöfe schließen ihre Tore und die Gefahr, dass Dorfkerne verwaisen, ist groß. Der Umbau der Daseinsvorsorge folgt eindeutig der Logik: „Weniger Menschen brauchen weniger Infrastruk-tur“. Das darf nicht sein. Vielmehr muss der Grundsatz gelten: „Wichtige Infrastruktur, die die Lebensqualität im ländlichen Raum stärkt, muss erhalten bleiben“.

Treffpunkte und dezentrale Dienste sind von großer BedeutungWerden in ländlichen Räumen Schulen, Kindergärten oder Jugendeinrichtungen geschlossen, dann steht viel mehr auf dem Spiel als die Nutzung eines Gebäu-des. Treffpunkte und damit Orte der Be-gegnungen verschwinden. Diese Treff-punkte sind besonders für Jugendliche lebenswichtig.Dezentrale Dienste wie etwa das Postamt oder das kleine Geschäft, das nahezu alles für den Tages-bedarf abdeckt, schafft Lebensqualität. Stehen diese de-zentralen Dienste nicht mehr zur Verfügung, mindert dies auch spürbar Lebensqualität im ländlichen Raum. Um dem entgegen zu wirken, können bestimmte Dienste auch in Strukturen vor Ort integriert werden. Das kleine Geschäft

im Dorfkern kann beispielsweise auch eine Abteilung für den Postdienst einrichten. Das Land und die Gemeinden sind aufgerufen, die gesetzlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass dies möglich wird.

Raumplanung muss stärker und zukunftsorientierter planenDer Trend zum Haus im Grünen ist ungebrochen. Das führt dazu, dass wir uns viel mehr um die Außenentwicklung eines Dorfes bemühen und kümmern und der Innenent-wicklung, sprich den Dorfkernen, zu wenig Beachtung schenken. Ein großer Fehler, denn das kann auch leicht

zum Verwaisen der Dorfkerne führen. Es muss der Gedanke des „Dorfkerns als Treffpunkt“ zu-künftig stärker in der Raumplanung berücksich-tigt werden und auch einen zentralen Stellen-wert einnehmen.

Zudem muss auf den sparsamen Umgang mit baulichen Ressourcen stärker Wert gelegt wer-den. Die Jugendlichen schätzen das Flair der Dorfzentren. Es stellt sich deshalb berechtigt die Frage: Muss der Altbau immer dem Neubau weichen? Manchmal für eine positive zukünftige

Entwicklung ja, jedoch muss diese Entscheidung mit mehr Bedacht gefällt werden. Die Jugendlichen fühlen sich hier-bei oft missverstanden und können sich mit einem großen Neubau nicht immer identifizieren.

„wichtige infrastruktur, die die lebensqualität

im ländlichen raum stärkt, muss erhalten

bleiben“

„SchwAche infrAStruktur – und wo bleibt die jugend?“

Infra-struktur

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Schnelles Internet ist Grundvoraussetzung für LebensqualitätOb Student, Lehrling, Landwirt, Handwerker, qualifizierter Arbeiter oder Bürofachkraft – eine schnelle Internetanbin-dung ist nicht nur für Betriebe Grundvoraussetzung um sich am Markt behaupten zu können, sondern schafft durch eine digitale Vernetzung vor allem Brücken zwischen Menschen. Benachteiligte Gebiete können durch ein schnelles Internet Wettbewerbsnachteile ausgleichen, sich schnell Informatio-nen einholen, diese austauschen und so stets am Puls der Zeit sein. Schnelles Internet sichert zudem den Tourismus, sorgt für Bürokratieabbau und neue Jobchancen. Eine schnelle In-ternetverbindung ist damit spürbar zu einem Grundbedürfnis der Menschen geworden.Das Programm der Landesverwaltung sieht eine Erschließung von 99 Prozent der Gemeinden mit Breitbandanbindung bis zum Jahr 2013 vor. Die Fortschritte gestalten sich allerdings schleppend. Bedenken der Ju-gendlichen sind in diesem Zusammenhang, dass die Schnittstelle nur bis zur Gemeinde führt und dann die Gemeinden auf sich selbst angewiesen sind was den Anschluss zu den Haushalten so-wie Unternehmen betrifft. So genannte „Wireless Hotspots“, die den Nut-zern die Möglichkeit bieten auf den wichtigsten Plätzen im Dorf kabel- und kostenlos ins Internet einzusteigen, sehen die Jugendlichen als sehr zukunftsfähig. Diese Möglichkeiten müssen un-bedingt ausgebaut werden.

Die Nahversorgung zu sichern wird zur großen HerausforderungDas kleine Lebensmittelgeschäft, in dem man alles bekommt, ist bereits jetzt in mehreren, vor allem entlegenen Gemeinden gefährdet. Gerade die kleinen Läden sichern die Lebensqua-lität vor Ort. Mehrere Beispiele belegen: „Wo es keinen Ein-zelhandel mehr gibt, sterben Orte aus“. Deshalb sind gerade Initiativen wie die Konsumgenossenschaft Moos, bei der sich fünf Lebensmittelläden in der Gemeinde Moos in Passeier zu-sammengeschlossen haben um den Verkauf von Lebensmit-teln in Moos zu gewährleisten und mit den Geschäften die Gemeinde zu beleben, große Vorbilder für weitere Initiativen in diese Richtung. Die Nahversorgungsgenossenschaft Südtirol (NaveS) geht sogar einen Schritt weiter: Ihr Hauptziel ist es, die Nahversorgung überall dort zu sichern wo der Einzelhandel gefärdet ist. Zusätzlich zu klassischen Angeboten im Lebens-mittelsektor werden in einer NaveS-Filiale auch lokale Erzeug-

nisse aus der Landwirtschaft angeboten.Solche Initiativen bremsen auch das Abfließen der Kauf-kraft vom Land und stärken die lokale Wertschöpfung.

Mobilität ist wichtigMobilität ist für den ländlichen Raum ein sehr wichtiges Thema. Für viele Familien ist es unabdingbar, dass beide Elternteile berufstätig sind. Der Arbeitsplatz ist weit ent-fernt, längere Anfahrtszeiten werden als hohe Belastung empfunden. Der Zwang zum Zweitauto und die ständig steigenden Treibstoffpreise tragen zudem ihres dazu bei. Allein schon deshalb bevorzugen viele, gerade junge Fa-milien, das Ballungszentrum und damit die Nähe zum Ar-beitsplatz. Ein Elternteil kann dadurch meistens auch auf das Zweitauto verzichten.

Das „Citybus-Modell“ hat sich bereits jetzt be-währt und soll viel stärker ausgebaut werden.Auch das ländliche Straßen- und Wegenetz muss aufrecht erhalten werden. Es ist dies die Lebens-ader für ländliche Gemeinden.

Gleiche Bildungschancen für alleJedes Kind, egal in welcher Gemeinde es auf die Welt kommt, muss die gleichen Chancen auf Bil-dung haben. Dezentrale Bildungseinrichtungen sind in einem ländlichen Gebiet wie Südtirol von grundlegender Bedeutung. Auch die „Zwergschu-le“ erfüllt einen wichtigen Dienst. Die Jugendli-

chen wünschen sich für die Zukunft, dass diese erhalten bleiben. Gegebenfalls muss die Mindestanzahl der Schü-ler nach unten korrigiert werden um dies zu garantieren.In abwanderungsgefährdeten Gemeinden befinden sich die Bildungseinrichtungen oftmals nicht etwa in dersel-ben Gemeinde, sondern in der Nachbargemeinde. Des-halb muss auch der Schülertransport weiterhin garantiert werden.

„Mehrere beispiele belegen:

wo es keinen einzelhandel

mehr gibt, sterben

orte aus.“

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Die Wohnbauförderung hat für das Wohnen im ländlichen Raum sehr viel Positives bewirkt und vielen Familien zum Eigenheim verhol-fen. Trotzdem: Es gilt noch Einiges zu verbessern.

Längerfristige Planung bei Wohn-bauzonenDie Jugendlichen wünschen sich, dass attraktive Wohnmöglichkei-ten und Wohnkonzepte möglichst im Dorfzentrum geschaffen wer-den, damit der Dorfkern attraktiv und vor allem lebendig bleibt. Zu-dem braucht es eine längerfristige Planung in den Gremien der Ge-meindeverwaltung selbst, was die

Ausweisung der Wohnbauzonen betrifft. Das Prinzip „Ich schaffe eine neue Wohnbauzone erst dann, wenn der Bedarf da ist“ nützt der langfristigen Planung eines attrak-tiven Dorfbildes nichts. Denn ge-rade Junge Menschen orientieren sich bei der Wohnungssuche bzw. dem Wohnbau stark nach den An-geboten vor Ort. Abwanderungs-gefährdeten Gemeinden bietet eine langfristige und gezielte Pla-nung der Wohnmöglichkeiten in ihrer Gemeinde auch die Chance, attraktive Wohnbauzonen bei po-tenziellen jungen Familien frühzei-tig zu bewerben und dadurch de-ren Ansiedelungen zu fördern.

„Abwanderungsgefährde-ten gemeinden bietet eine

langfristige und gezielte Planung der

wohnmöglichkeiten in ihrer gemeinde auch

die chance, attraktive wohnbauzonen bei

potenziellen jungen famili-en frühzeitig zu bewerben und dadurch deren Ansie-

delungen zu fördern.“

wohnbAu: lAngfriStig PlAnen!

Wohnbau- zonen

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am Markt behaupten zu können. Dieses Know-How, das in Zukunft auch für kleine Unternehmen immer wichtiger werden wird, können nur hochqualifizierte Arbeitskräfte einbringen. Eine große Chance auch für hochqualifizierte Studienabgänger, ihr Wissen und Können in die Unterneh-men im ländlichen Raum einzubringen.

Schule und Wirtschaft stärker zusammenführenOft gehen die Vorstellungen der Jugendlichen, was den Berufswunsch betrifft, und das tatsächliche Berufsbild weit auseinander. Das ist ebenso logisch wie verständlich,

wenn Unternehmen und Jugendliche we-nige Kontaktpunkte haben. Um Anfangs-schwierigkeiten oder gar Fehlentscheidun-gen bei der Berufswahl zu vermeiden ist ein intensiverer aktiver Austausch zwischen Schule und Wirtschaft unabdingbar, gerade für ländliche Gemeinden.

Der aktive Austausch lohnt sich für beide Seiten:Die lokale Wirtschaft schafft für die Ju-gendlichen Möglichkeiten zur Berufsori-entierung und erhöht damit ihre Chancen auch die richtigen und passenden Nach-wuchs-Führungskräfte für ihr Unterneh-men zu finden. Die Jugendlichen hingegen bekommen einen direkten Kontakt zu po-

tenziellen Arbeitgebern und treffen die richtige Wahl, wenn es um ihren Beruf geht.

Die Unternehmen müssen sich den Jugendlichen stär-ker nähern, damit die Jugendlichen auch wissen welche Unternehmen es in ihrem Umfeld gibt und was diese an-bieten. Es braucht eine stärkere und aktivere Kommunika-tions- und Medienarbeit der lokalen Betriebe die die Ju-gendlichen auch anspricht.

„oft gehen die Vorstellungen der

jugendlichen, was den berufswunsch betrifft, und das tatsächliche

berufsbild weit auseinander. das ist ebenso logisch wie verständlich, wenn unternehmen und jugendliche wenige

kontaktpunkte haben.“

Ziel: ArbeitSkräfte dringend geSucht!

Arbeit

Fehlende Berufschancen sind einer der Hauptgründe dafür, dass Jugendliche aus ländlichen Gemeinden abwandern. Gleichzeitig haben ländliche Gemeinden auch mit Proble-men zu kämpfen, die sich auf den ersten Blick eigentlich ausschließen: Auf der einen Seite klagen Jugendliche über fehlende Berufschancen in ihrer Gemeinde und damit über Schwierigkeiten einen passenden Arbeitsplatz zu finden. Auf der anderen Seite klagen immer mehr Unternehmen darüber, den perfekten Lehrling bzw. Angestellten zu fin-den.

An Jugendliche glauben und in deren Fähigkeiten investierenEine ASTAT-Studie zeigt, dass im Studienjahr 2010/2011 auf 100 in Südtirol ansässige Jugendliche (19 bis 25 Jah-re) rund 31 Prozent an der Uni eingeschrieben waren. Da-mit ist die Zahl der Schulabgänger effektiv gesunken. Es gibt also tatsächlich weniger potenziellen Nachwuchs, der in die Lehre geht. Dabei schafft das duale Ausbildungssys-tem in Südtirol auch für viele Jugendliche gro-ße Vorteile. Jugendliche entwickeln sich durch die Ausbildung weiter, und zwar weit über den fachlichen Aspekt hinaus. Oft verfeinern sie erst innerhalb einer Ausbildung ihre Fähigkei-ten logisch zu denken, präzise zu arbeiten, im Team zu agieren und sich Wissen anzueignen. Die Jugendlichen müssen sich auch darüber bewusst werden, dass ein Studium nicht au-tomatisch ein fixes Arbeitsverhältnis bedeu-tet. Die Unternehmen indessen müssen den Erfolgsfaktor „Jugend“ stärker in ihre Philoso-phie mit aufnehmen und auch offen sein für Neues.

Ländlicher Raum hat viele spannende Unter-nehmenDie Vielfalt der Unternehmen in ländlichen Gemeinden ist bemerkenswert, doch leider viel zu selten sichtbar. Viele kleine Unternehmen agieren International, produzieren und exportieren für viele Länder, auch wenn es oft auf den ers-ten Blick nicht zu erkennen ist. Der Blick ins eigene Dorf lohnt sich um spannende Unternehmen zu entdecken. Ge-nau hier kommen hochqualifizierte Arbeitskräfte ins Spiel. Kleine Unternehmen die international agieren müssen sich spezialisieren und brauchen Know-How um sich langfristig

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„das Modell tagesmutter ist für

den ländlichen raum von großer bedeutung,

da es ein dringend gebrauchtes Angebot

abdeckt und frauen die Möglichkeit bietet auch

im ländlichen raum berufstätig zu sein.“

Praktika eröffnen neue MöglichkeitenPraktika und praxisnahes Lernen in der Schule werden vor allem von den Jugendlichen selbst gewünscht. Praktika sind sehr gewinnbringend: Die Jugendlichen können mehr über ihre wahren Interessen herausfinden. Sie können ihre Ideen, ihre Stärken und ihr Engagement unter Beweis stellen und den Unternehmern zeigen, was in ihnen steckt. Neue Kon-takte auf beiden Seiten werden geknüpft und Jugendliche lernen, sich frühzeitig professionell im Arbeitsleben zu be-wegen. Schülerpraktika müssen stärker ausgebaut werden um Wirtschaft und Schule enger aneinander zu binden und die Türen für Jugendliche, gerade zu guten Unternehmen im ländlichen Raum, auch zu öffnen.

Berufliche Orientierung für Schüler und Studierende:Akteure in der Berufs- und Studienorientierung müssen stär-ker unterstützt werden, um junge Menschen am Übergang Schule-Beruf zielgerichtet zu begleiten, ihnen eine Perspekti-ve in der Region zu bieten sowie Unternehmen in der Nach-wuchsgewinnung zu unterstützen.Im Freistaat Sachsen beispielsweise existiert seit 2008 die Landesservicestelle Schule-Wirtschaft mit drei Regionaliniti-ativen:

• B.O.S.S. (Berufliche Orientierung für Schüler und Stu-dierende in Mitteldeutschland): Unter der Internetseite www.boss-mitteldeutschland.de vernetzt die Initiative zielgerichtet Unternehmen und Schulen unter-einander. Eine BO-Landkarte (BO = Berufsorientierung) zeigt auf, welche Aktivitäten es an den Schu-len gibt und welche Unternehmen wann Informations- oder Praktika-Tage anbieten.

• In einem Angebotskatalogstellt die Servicestelle zielgerichtete Informa-tionen und Angebote für drei Ziel-gruppen zusammen: Unternehmen, Schulen, Eltern.

• Im Projekt „Schau rein“öffnen je-des Jahr im März Unternehmen und Institutionen in ganz Sachsen für eine Woche ihre Türen und bieten einen Einblick in ih-ren Arbeitsalltag. Schüler ab der 7. Klasse haben so die Möglichkeit, sich frühzeitig über Ausbildungs- und Stu-dienangebote sowie berufliche Perspektiven nach der Schulzeit zu informieren. Nach individueller Auswahl der Unternehmen können sich die Schüler vor Ort einen Ein-druck von ihren Wunschberufen verschaffen. Sie lernen Anforderungen und Erwartungen der Unternehmen ken-nen und können prüfen, ob der Beruf ihren Stärken und Interessen entspricht. Ferner bietet sich „Schau rein“ auch an, um erste Kontakte für ein Praktikum oder gar eine Bewerbung zu knüpfen. Fahrtkosten fallen keine an, da die TeilnehmerInnen ein „Schau-rein-Ticket“ erhalten, welches Ihnen kostenlose Fahrt gewährt.

Jobchancen für Frauen schaffenDie Vereinbarkeit von Familie und Beruf empfinden die Ju-gendlichen als ein Schlagwort, das schon oft gehört, aber noch nie große Bedeutung erlangt hat. Vor allem Frauen rin-gen dringend nach Jobchancen im ländlichen Raum. Auf die-ses Bedürfnis muss die Wirtschaft reagieren. Unternehmen müssen sich endlich in einer sich verändernden Berufswelt mit neuen Arbeitszeitmodellen auseinandersetzen.Neue Arbeitszeitmodelle, wie etwa Telearbeit oder Job-Sharing sind vielen Arbeitgebern schon seit mehreren Jahren ein Begriff. Wenn es aber darum geht festzustellen

wie viele Unternehmen etwa den Versuch starten Telearbeit einzuführen, so ist der Pro-zentsatz sehr niedrig.Das Genossenschaftswesen hat schon immer zur Unterstützung der Kleinunternehmer und zur Förderung ihres Zusammenschlusses auf lokaler Ebene beigetragen. Lag der Ursprung der Genossenschaften in der Landwirtschaft, so gibt es heute auch Wohnbaugenossen-schaften, Dienstleistungsgenossenschaften, Arbeitsgenossenschaften und Sozialgenos-senschaften. Warum kann man das Genos-senschaftswesen, das sich in nahezu allen Bereichen bewährt hat, nicht auch dazu ein-setzen, für Frauen neue Jobchancen im länd-lichen Raum zu schaffen? Die Sozialgenossenschaft der Südtiroler Bäu-

erinnenorganisation hat es vorgemacht und bietet seit 2007 Frauen im ländlichen Raum neue Berufschancen. Das Modell „Tagesmutter“ ist für den ländlichen Raum von großer Be-deutung, da es ein dringend gebrauchtes Angebot abdeckt und Frauen die Möglichkeit bietet auch im ländlichen Raum berufstätig zu sein. Dadurch, dass die Tagesmutter die Kin-der zuhause am Hof betreut, können zusätzliche Kosten für die öffentliche Hand eingespart werden. Zudem kommen Kinder durch die Betreuung am Hof mit der Natur in Kontakt und lernen das Leben am Land schätzen. Das schafft eine positive Bindung an den ländlichen Raum.Die Jugendlichen sind überzeugt, dass dieses Modell stär-ker ausgebaut werden muss und Familien auch stärker der Mehrwert, der hinter diesem Model steht, aufgezeigt werden muss.

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Lokale Entwicklung lebt von jungen, zielstrebigen Jungunternehmern. Positives wurde bereits durch sinnvolle Förderungen wie ein begünstigtes Darlehen, Wirtschaftsförderung materieller Investitionen oder Know-how-Initiativen erreicht. Dennoch: Es gibt noch Einiges zu verbessern.

Vorschläge der Jugendlichen um vor al-lem junge Unternehmer in ländlichen Ge-meinden zu fördern, wären reduzierte Treibstoffpreise oder Preisnachlässe durch Abkommen mit den Betreibern bei den Ne-benkosten wie Strom, Wasser oder Müll in den ersten drei Jahren in denen sich das Unternehmen am Markt behaupten muss.

Positiv finden die Jugendlichen das geplan-te Internetportal „SUAP“, ein virtueller Ein-heitsschalter für gewerbliche Tätigkeiten, der gleich mehrere Behördengänge erspa-ren soll. Es wird sich ab 2013 zeigen, ob er sich bewährt.

„Businessplan“ muss stärkere Aufmerk-samkeit erhaltenUm junge Unternehmer auch stärker zu schützen nicht blauäugig in eine unsichere wirtschaftliche Zukunft

einzusteigen, muss der „Businessplan“ eine viel größe-re Aufmerksamkeit erhalten. Dies nicht nur wenn der „Jungunternehmer“ ein Darlehen bei der Bank bean-tragt, sondern generell im Verfahren der Existenzgrün-dung. Vor allem Jungunternehmer sollen die Möglichkeit

erhalten eine Weiterbil-dungsveranstaltung zu die-sem Thema kostenlos be-suchen zu können. Wollen „Jungunternehmer“ bei der öffentlichen Hand um eine Wirtschaftsförderung bei der Existenzgründung ansuchen, soll der Besuch einer Weiterbildungsveran-staltung zu diesem Thema für Jeden verpflichtend gelten. Anschließend soll der Jungunternehmer die Möglichkeit erhalten seinen „Businessplan“ von einem unabhängigen Experten be-gutachten und bewerten zu lassen. Das soll dem Jung-

unternehmer zusätzliche Planungssicherheit für eine erfolgreiche wirtschaftliche Zukunft geben.

„lokale entwicklung

lebt von jungen, zielstrebigen

jung-unternehmern.“

junge unternehMer fördern!Junge

fördern

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Heimische Produkte zeichnen sich nicht nur durch ihre hohe Qualität aus. Auch kurze Wege zum Verbraucher, den Schutz der Umwelt, die Sicherung von Arbeits-plätzen und eine hohe lokale Wertschöpfung steckt hinter heimischen Produkten. Wird diese Wertschöpfung vom ländlichen Raum abgezogen, hat dies auch Auswirkungen auf die Bevölkerung. Es muss deshalb unser aller Ziel sein den Konsumenten die Produktqualität, die Nach-haltigkeit und den Wert des regionalen Kreis-laufs noch stärker bewusst zu machen. Denken wir an die Landwirtschaft, die weit mehr leistet als „nur“ die Produktion von Lebensmitteln: Die gepflegte Landschaft ist das Aushängeschild für Südtirols Tourismus, einem der Hauptwirtschaftszweige unseres Landes. Und davon profitieren auch wiede-rum die anderen Wirtschaftssektoren. Die Südtiroler Bauernjugend hat mit ihrer Aktion „Produkte aus Süd-tirol…dazu stehen wir“, bei der an Haushalten mehrere tausend Stofftaschen gefüllt mit einheimischen Pro-dukten verteilt wurden, bereits mehrmals ein Zeichen

gesetzt und dabei den Mehrwert hinter dem Produkt sichtbar gemacht. Damit Südtirol auch in Zukunft auf seine regionalen Stärken setzen kann, muss die wirt-

schaftliche Grundlage unserer bäuerli-chen Familienbetriebe sichergestellt sein.

Die Jugendlichen sind zudem überzeugt: Im Lebensmittelsektor müssen öffentliche Strukturen wie Krankenhäuser, Schulen oder Kindergärten ein stärkeres Interesse daran haben, heimische Lebensmittel zu verwenden und damit auch einen wertvol-len Beitrag für regionale Wertschöpfung zu leisten. Nicht immer ist der niedrigste Preis der höchste Gewinn. Die Landes-verwaltung ist gefordert, die Vorausset-zungen in öffentlichen Strukturen dafür zu schaffen, dass dies auch möglich ist.

Aber auch der Landwirt und der Konsument können selbst eine lokale Wertschöpfungskette schaffen. Wie belegen folgende zwei Beispiele: „die Kuhaktie“ und die „gemeinschaftsgeschützte Landwirtschaft“.

„nicht immer ist der

niedrigste Preis

der höchste gewinn.“

Auf heiMiSche Produkte SetZenHeimische

Produkte

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Der Schweizer Landwirt und Unter-nehmer von „Natur-Konkret“ Guido Leutenegger macht mit einer Idee auf sich aufmerksam, die auch in Südtirol Schule machen könnte: Jeder „Anleger“, der 2500 Franken (derzeit rund 2000 Euro) in die so genannte „Kuhaktie“ investiert, er-hält als Gegenleistung zehn Jahre lang Öko-Alpfleisch im Wert von ins-gesamt 3500 Franken (derzeit rund 2900 Euro) frei Haus geliefert. Die Bestellliste reicht von Hackfleisch über Braten und Trockenfleisch bis hin zu Entrecôte.

Einfaches Konzept:Die Idee der „Kuhaktie“ entstand 2007 während eines Gesprächs mit einem befreundeten Banker. Triebfe-der des Gedankenblitzes war das so-genannte „Kuh-Pfand“. Banken ha-ben früher nach diesem Prinzip Kühe beliehen. Das Konzept ist simpel: Ein Investor stellt dem Betrieb mit der Summe von 2500 Franken ein Rind zur Verfügung. Als Gegenleistung kann der Anleger zehn Jahre Fleisch im Wert von 3500 Franken beziehen. Besitzer des Tieres ist „Natur-Kon-kret“. Der Investor, der eine Art Patenschaft übernimmt, erhält eine Urkunde und kann sein Tier auf Wunsch hin besuchen.

die „kuhAktie“

Merhwert für beide Partner: Den Betrieb gibt das Konzept Pla-nungssicherheit, eine enge Kunden-bindung und macht ökonomisch un-abhängiger. Der Betrieb gibt diesen Mehrwert in Form von hochwertigen Ökofleisch zurück. Zudem leisten die Investoren einen Beitrag zum Natur-schutz.

Leutenegger versucht auch die loka-len Betriebe mit ins Boot zu nehmen. So gründete er mit anderen Ökoflei-scherzeugern das Label „Carne Valli Locarnesi“. Sie wollen so das Be-wusstsein der Kunden für regionale Produkte schärfen.

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Die gemeinschaftsgestützte Landwirtschaft gewinnt immer mehr Anhänger in Deutschland. Ein fester Kreis von Verbrauchern finanziert einen landwirtschaftli-chen Betrieb und wird dafür mit Lebensmitteln versorgt. Ein Prin-zip das sich schon in mehreren Ländern bewährt hat.

Beispiel: Der Buschberghof in der Nähe von HamburgDer Buschberghof wird von 95 Haushalten mit insgesamt 350 Personen getragen. Zu Beginn eines Wirtschaftsjahres legen die Haushalte bei einem gemein-samen Treffen die finanziellen Beiträge zur Deckung der Be-triebskosten fest. Der Anteil, den jeder Haushalt zu entrichten hat, bemisst sich zum einen nach der

aktuellen wirtschaftlichen Lage des Hofes. Dazu zählen das Ge-schäftsergebnis der vergangenen zwölf Monate oder der Umfang anstehender Investitionen. Zum anderen finden auch die jewei-ligen finanziellen Möglichkeiten der Familien Berücksichtigung. Die Produkte die für die Mitglie-der produziert werden, werden an die beteiligten Haushalte verteilt. Die Verteilung erfolgt kostenlos und je nach Bedarf. Sie wird von den Mitgliedern selbst gesteuert. Nach Gruppen und Wohnorten verteilt, geben sie die Agrarpro-dukte des Buschberghofs an die einzelnen Haushalte weiter.

Gewinn für beide Seiten:Die Hofbesitzer erhalten Absatz-sicherheit und Liquidität. Das be-

geMeinSchAftSgeStütZte lAndwirtSchAft

triebswirtschaftliche Risiko wird auf viele Schultern aufgeteilt, die Produkte werden optimal verwer-tet und der Logistikaufwand re-duziert sich erheblich. Auch die Abnehmer profitieren von diesem Prinzip. Sie sichern sich den Zu-gang zu qualitativ hochwertigen und gesunden Lebensmitteln. Zudem können sie jederzeit in die Erzeugungsstruktur Einsicht nehmen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Verbraucher leisten einen direkten und wertvollen Beitrag zum Schutz ländlicher Kulturräume.

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Jede Gemeinde hat ihre Stärken und jede Gemeinde hat ihre Schwächen. Die Jugendlichen sind überzeugt: Es wird zunehmend wichtiger, dass Gemeinden auf gemeinsame Stärken aufbauen und gemeinsame Syner-gien schaffen. Im Tourismus wird es kaum einen Gast interessieren wie die Gemeinde heißt, wo er Urlaub macht, sondern was das Gebiet ihm an Möglichkeiten bietet. Nach diesem Grundsatz müssen auch benach-barte Gemeinden zukünftig stärker agie-ren. Eine tourismusstarke Gemeinde kann demnach eine tourismusschwache Randge-meinde mitnehmen und mit ihr gemeinsame Synergien aufbauen. Beispiele wären die Schaffung und Aufwertung von Themenwe-gen. Auch in den Almen sehen die Jugend-lichen noch großes Potenzial, denn fast ein Viertel der Landesfläche ist alpine Grünflä-che. 1739 Almen prägen unser hochalpines Landschaftsbild und damit den Freizeit- und Erholungsraum für viele von uns. Vor allem für ländliche Gemeinden die sich in der Nähe einer Almlandschaft befinden, kann eine Aufwertung der Almen eine große Chance sein zusätzliche Wertschöpfung in den ländli-chen Raum zu bringen.

Netzwerkgedanke auch innerhalb der Gemeinde ausbauen und so lokale Wirtschaftskreisläufe schaffenDer Netzwerkgedanke muss auch innerhalb der Gemeinde stärker zum Tragen kommen. Wer Großes erreichen will, braucht Kooperationspartner. Will eine Gemeinde eine Vor-reiterrolle in einem bestimmten wirtschaftlichen Bereich einnehmen und sich beispielsweise zur „Energiegemein-de“, etwa durch Biomasse oder Photovoltaik entwickeln, so braucht es mehrere Partner die in engem Zusammenspiel gemeinsam agieren. Wissenschaft, Technik und Wirtschaft müssen eng zusammenarbeiten. Kontakte zwischen Unter-nehmen müssen aufgebaut werden. Auch die öffentliche Hand muss Pilotprojekte, die diesen ersten Schritt wagen finanziell unterstützen. Nur so kann eine lokale Wertschöp-fungskette aufgebaut werden.

Netzwerkgedanke auch unter Bürgern fördernNetzwerkarbeit ist auch und vor allem innerhalb der Ge-meinde unter den Bürgern selbst möglich. Beispielsweise über Projekte wie etwa „Zeitbank – Bürger helfen Bürgern“: Menschen tun etwas für andere Menschen (z.B. Betreuung oder Nachbarschaftshilfe) und die Stunden werden auf ei-nem persönlichen Zeitkonto der Teilnehmer des ZeitBank-Netzwerks gutgeschrieben. Dafür kann jeder Teilnehmer Gegenleistungen in Zeitstunden beziehen oder z.B. sein Zeit-guthaben als Altersvorsorge ansparen. Ziel der Zeitbank ist die Förderung des ehrenamtlichen, zivilbürgerschaftlichen

Engagements und der engmaschigen Vernetzung regionaler Gemeinschaften im sozialen Bereich.

Mehrgenerationenhaushalt stärkere Aufmerksam-keit schenkenEin Mehrgenerationenhaushalt ist ein Begeg-nungsort, an dem das Miteinander der Genera-tionen im Mittelpunkt steht. Sie bieten Raum für gemeinsame Aktivitäten und schaffen ein neues nachbarschaftliches Miteinander in der Gemeinde. Jüngere helfen Älteren und umgekehrt.Ein Mehrgenerationenhaushalt steht allen Men-schen vor Ort offen; egal, wie alt oder jung sie sind: Jede und Jeder ist willkommen. Der „Offe-ne Treff“, z.B. Café, ist Mittelpunkt jedes Hauses. Hier begegnen sich Menschen, kommen mitein-ander ins Gespräch und knüpfen erste Kontakte. Um den sparsamen Umgang mit Ressourcen Rechnung zu tragen wünschen sich die Jugendli-chen auch, dass die Nutzung vor Ort leer stehen-

der Gebäude stärker zum Tragen kommt als bisher. Die Sa-nierung und Zweckzuweisung leerstehender Gebäude soll gegenüber dem Neubau Vorrang genießen.

„Im Tourismus wird es kaum einen Gast

interessieren wie die Gemeinde heißt, wo er Urlaub macht, sondern was das Gebiet ihm an Möglichkeiten bietet.

Nach diesem Grundsatz müssen auch benachbarte

Gemeinden zukünftig stärker agieren.“

MAn kennt Sich, MAn SchätZt Sich, MAn hilft Sich

Gemein- schaft

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jugendliche geStAlten geMeinde Mit!

Jugendliche am politischen Le-ben in ihrer Gemeinde teilhaben lassenWenn Jugendliche die Mög-lichkeit erhalten ihre Gemeinde aktiv mitgestalten zu können, werden sie sich auch mit ih-rer Gemeinde stärker identifi-zieren. Es steigen gleichzeitig die Chancen, dass die Jugend dableibt und nicht abwandert. Ziel muss es sein, dass Jugend-liche ihre Interessen und Vor-stellungen stärker einbringen und gemeinsam mit Entschei-dungsträgern in der Gemeinde an Initiativen zur Erhöhung der Lebensqualität in der Gemeinde arbeiten können. Als Ergebnis können beispielsweise Ideen für mehr Mobilität oder neue Veranstaltungen entstehen, die das Leben in der Gemeinde be-reichern.

JugendparlamentInitiativen in diese Richtung gibt es bereits: Etwa das Ju-gendparlament in der Gemeinde Naturns, das seit 2006 besteht und die Anliegen der Jugendli-chen in der Gemeinde vertritt. Es ersetzt keine anderen Gre-mien, Organisationen, Verbän-de und Vereine. Das Parlament

ist ein beratendes Organ mit definierten eigenen Kompe-tenzen. Es unterstützt die/den Bürgermeister/in, die/den beauftragte/n Gemeinderefe-rent/in bzw. das Mitglied des

Gemeinderates, deren/dessen Zuständigkeitsbereich die of-fene und verbandsgebundene Jugendarbeit auf Gemeinde-ebene ist.

Mit der Einrichtung des Ju-gendparlamentes wird dem verstärkten Wunsch, an demo-kratischen Entscheidungspro-zessen teilzunehmen, Rech-nung getragen. Die gewählten Mitglieder des Jugendparla-mentes sind ehrenamtlich tä-tig.

Beide Seiten profitieren davon:Die Eigeninitiative von Ju-gendlichen wird gestärkt und sie erhalten persönliche und soziale Anerkennung. Die Ju-gendlichen lernen, an gemein-samen Zielen zu arbeiten, im Team zu agieren und auch auf Kompromisse einzugehen. Zu-dem fördert es die Motivation auch im späteren Leben gesell-schaftliche Verantwortung zu übernehmen. Entscheidungs-träger in der Gemeinde erfah-ren direkt von den Jugendli-chen selbst, wo man ansetzen muss.

Mit gestalten

„wenn jugendliche die Möglichkeit erhalten ihre ge-meinde aktiv mitgestalten zu können, werden sie sich auch mit ihrer gemeinde stärker

identifizieren. es steigen gleichzeitig die chancen, dass die jugend dableibt und nicht

abwandert.“

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Etwa 3300 ehrenamtliche Vereine und Verbände zählt Südtirol, von Musikka-pellen und Chören über Theaterverei-ne, verschiedenen Kinder- und Jugend-organisationen, das Weiße Kreuz und die Bergrettung bis hin zu Feuerwehr, Schützen und Sportvereinen.

Das Ehrenamt ist ein großer Schatz. Es gilt das Ehrenamt zu pflegen und den ehrenamtlichen Einsatz auch in die Zukunft weiter zu tragen. Das Vereinsleben und die Beteiligung an Freiwilligenorganisationen spielt im ländlichen Raum eine viel größere Rolle als in städtischen Gebieten. Die ehrenamtlichen Organisationen tragen wesentlich zu einem lebendigen ländlichen Raum bei. Sie beleben die Dörfer und bieten der Jugend die Mög-lichkeit, sich in die Gemeinschaft einzubringen.

Das Ehrenamt soll in Zukunft weiterhin durch neue Initiativen vor allem „inhaltlich“ gefördert werden:

Etwa durch die Aufwertung und Stärkung des Weiterbildungsangebotes für Ehrenamt-liche in die persönlichen Fähigkeiten. Die besuchten Weiterbildungen der Ehrenamtli-chen sollen eine viel stärkere Anerkennung in der schulischen Ausbildung sowie im Be-rufsleben erhalten.

Durch den Ausbau von Kooperationen mit Unternehmen sollen ehrenamtlich tätige Personen weitere Vorteile bei Kooperations-partnern erhalten. Ein Mix aus Vorteilen im Bildungs- und Freizeitbereich soll dabei im

Vordergrund stehen. Beispiele wären Preisnachlässe bei Einkäufen von Schulbüchern, Telefon- und Interne-tanbietern, Freizeitangeboten oder Konzerten.

„das Vereinsleben und die

beteiligung an freiwilligen-

organisationen spielt im ländlichen

raum eine viel größere rolle als in

städtischen gebieten.“

ehrenAMt Stärken!

Vereins- leben

Page 15: Abwandern oder bleiben?

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Die Südtiroler Bauernjugend (SBJ) ist eine freiwillige, selbstständige, unabhängige und nicht gewinnorientierte Jugendorganisation. 147 Ortsgruppen und über 9.000 Mitglieder gestalten Zukunft.

Seit ihrer Gründung 1969 spricht die größte Jugendorga-nisation Südtirols nicht nur die bäuerliche, sondern die ge-samte Jugend im ländlichen Raum an. Der ländliche Raum ist die Heimat dieser Jugend. Damit das auch so bleibt, macht sich die Südtiroler Bauernjugend mit Initiativen wie die Vortragsreihe „LebensTraum Dorf – Damit der Le-bensraum Dorf zum LebensTraum wird: Voraussetzungen, Chancen, Zukunftsaussichten“ dafür stark.

Daneben fördert die Jugendorganisation die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitglieder und setzt sich für eine ak-tive Freizeitgestaltung, für die Erhaltung von Kultur und Brauchtum unserer Heimat, für lebendige Dörfer und die Pflege der Landschaft ein.

SÜDTIROLER BAUERN-JUGEND: WIR SETZEN AKZENTE

Die Südtiroler Bauernjugend wirft einen kritischen Blick auf politische und wirtschaftliche Fragen und bringt sich aktiv ein. Auch die Gleichstellung von Mädchen und Bur-schen ist der Jugendorganisation wichtig. Seit 1974 wird die Organisation durch diese Doppelfunktion in der Ver-einsführung vertreten.

Die Mitgliedschaft bei der Südtiroler Bauernjugend kön-nen alle Jugendlichen zwischen 14 und 35 Jahren erwer-ben, die in der Landwirtschaft tätig sind oder als Freunde des Bauernstandes gelten. Hast auch du Interesse Teil dieser Jugendorganisation zu sein, dann melde dich bei deinem Ortsobmann vor Ort oder im Landessekretariat der Südtiroler Bauernjugend, Tel. 0471 999 401, E-Mail: [email protected], www.sbj.it

Mehr auf www.sbj.it


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