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Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

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9 Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen Wie in den vergangenen Kapiteln ausführlich geschildert wurde, liegt eine in Art und Umfang differenzierte Abfallproblematik vor, die somit einer ebenso differenzierten Problemlösung bedarf. Ein Abfallentsorgungssystem muss dieser Komplexität des Ab- fallproblems entsprechen, indem es verschiedene Einzelverfahren und Maßnahmen in ein sinnvolles Gesamtkonzept integriert. Die Abfallgesetze der Bundesländer verpflichten die öffentlich-rechtlichen Entsor- gungsträger mit der Erstellung von Abfallwirtschaftskonzepten. In der Regel ist ein Gültigkeitszeitraum von 5 Jahren vorgegeben. Darüber hinaus sind die Anforderungen an die Erstellung unterschiedlich. So ist beispielsweise in einigen Landesabfallgesetzen die Pflicht zur Beteiligung Betroffener bzw. direkt Berührter vorgegeben, andere Landesabfall- gesetze geben beispielsweise vor, dass der Maßnahmeteil des Abfallwirtschaftskonzeptes durch eine Satzung verbindlich zu erklären ist. Bei Abfallwirtschaftskonzepten ist eine strategische Umweltprüfung gemäß § 14 b Abs. 1 Nr. 2 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) dann durchzuführen, wenn Abfallwirtschaftskonzepte einen Rahmen für die Entscheidung über die Zulässigkeit eines Vorhabens gemäß § 14 Abs. 3 UVPG setzen [1]. Dies ist insbesondere dann zutreffend, wenn ein Rahmen für die Entscheidung über die Zulässigkeit von Vorhaben gesetzt wird, welcher Festlegungen mit Bedeutung für spätere Zulassungsentscheidungen insbesondere zum Bedarf, zur Größe, zum Standort, zu Betriebsbedingungen von Vorhaben oder zur Inanspruchnahme von Ressourcen enthält. Häufig sind entsorgungspflichtige Körperschaften in Abfallverbänden zusammenge- schlossen. Werden die Aufgaben der Abfallsammlung von den Körperschaften selbst B. Bilitewski, G. Härdtle, Abfallwirtschaft, 831 DOI 10.1007/978-3-540-79531-5_9, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
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9Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte,zukünftige Entwicklungen

Wie in den vergangenen Kapiteln ausführlich geschildert wurde, liegt eine in Art undUmfang differenzierte Abfallproblematik vor, die somit einer ebenso differenziertenProblemlösung bedarf. Ein Abfallentsorgungssystem muss dieser Komplexität des Ab-fallproblems entsprechen, indem es verschiedene Einzelverfahren und Maßnahmen in einsinnvolles Gesamtkonzept integriert.

Die Abfallgesetze der Bundesländer verpflichten die öffentlich-rechtlichen Entsor-gungsträger mit der Erstellung von Abfallwirtschaftskonzepten. In der Regel ist einGültigkeitszeitraum von 5 Jahren vorgegeben. Darüber hinaus sind die Anforderungenan die Erstellung unterschiedlich. So ist beispielsweise in einigen Landesabfallgesetzen diePflicht zur Beteiligung Betroffener bzw. direkt Berührter vorgegeben, andere Landesabfall-gesetze geben beispielsweise vor, dass der Maßnahmeteil des Abfallwirtschaftskonzeptesdurch eine Satzung verbindlich zu erklären ist.

Bei Abfallwirtschaftskonzepten ist eine strategische Umweltprüfung gemäß § 14 b Abs. 1Nr. 2 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) dann durchzuführen,wenn Abfallwirtschaftskonzepte einen Rahmen für die Entscheidung über die Zulässigkeiteines Vorhabens gemäß § 14 Abs. 3 UVPG setzen [1].

Dies ist insbesondere dann zutreffend, wenn ein Rahmen für die Entscheidung über dieZulässigkeit von Vorhaben gesetzt wird, welcher Festlegungen mit Bedeutung für spätereZulassungsentscheidungen insbesondere

• zum Bedarf,• zur Größe,• zum Standort,• zu Betriebsbedingungen von Vorhaben oder• zur Inanspruchnahme von Ressourcen enthält.

Häufig sind entsorgungspflichtige Körperschaften in Abfallverbänden zusammenge-schlossen. Werden die Aufgaben der Abfallsammlung von den Körperschaften selbst

B. Bilitewski, G. Härdtle, Abfallwirtschaft, 831DOI 10.1007/978-3-540-79531-5_9, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

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Abb. 9.1 Reichweite der natürlichen Vorkommen ausgewählter Metalle [2]

durchgeführt bzw. organisiert in Form der Beauftragung Dritter, so sind für eine effektiveund wirtschaftliche Abfallbehandlung die Abfallmengen oft zu gering. Aus diesem Grundwurde die Aufgabe der Organisation der Abfallbehandlung Abfallverbänden übertragen.Die Abfallwirtschaftskonzepte der einzelnen Verbandsmitglieder sind mit den Abfallver-bänden abzustimmen. Auf Basis der Abfallbilanzen und der Abfallwirtschaftskonzepte dereinzelnen Kommunen erstellen die Länder ihre Abfallwirtschaftspläne.

In den Abfallwirtschaftskonzepten sind alle relevanten Abfallarten zu betrachten unddie Maßnahmen untereinander abzustimmen.

Optimal ist ein integriertes Entsorgungskonzept, wenn es mit Maßnahmen der Abfall-vermeidung beginnt, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Elemente der Wertstoffsamm-lung und -verwertung umfasst, eine gezielte Aufbereitung und Sortierung der Abfälle ein-schließt und die verbleibenden, nicht verwertbaren Abfälle behandelt. Neben der Entsor-gungssicherheit und der ordnungsgemäßen Abfallwirtschaft (z. B. Vermeidung von wildenAblagerungen), steht letztendlich die Wirtschaftlichkeit und somit auch die Höhe der Ab-fallgebühren im besonderen Fokus. In den letzen Jahren standen der Ausbau der getrenntenWertstoffsammlung und die Konzeption zur Restabfallbehandlung (MVA oder MBA) imMittelpunkt der Betrachtungen. Nach 2005 wird in den abfallwirtschaftlichen Konzeptio-nen verstärkt auf die Belange des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung gesetzt. DieProblematik wird an der Endlichkeit der natürlichen Vorkommen deutlich [2] (Abb. 9.1).

Bereits im August 1999 hat das Bundesumweltministerium mit der Vorlage eines Eck-punktepapiers zur Zukunft der Siedlungsabfallentsorgung seine abfallpolitischen Zieledargelegt und den langfristigen Kurs in der Abfallpolitik bis zum Jahr 2020 abgesteckt.Als strategisches Ziel ist formuliert, dass bis spätestens 2020 die Behandlungstechniken soweiterentwickelt und ausgebaut werden sollen, dass alle Siedlungsabfälle in Deutschland

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9.1 Ziel des Abfallwirtschaftskonzeptes 833

vollständig und umweltverträglich verwertet werden. Damit soll zugleich die oberirdischeDeponierung beendet werden.

Voraussetzungen für die Zielerreichung 2020 sind mit der Beendigung der Ablagerungnicht behandelter Abfälle bereits geschaffen. Für die Erfüllung der Zielstellung 2020 rei-chen sie jedoch nicht aus. Der Stand der Technik ist unter Berücksichtigung der nationalensowie der europäischen politischen und rechtlichen Vorgaben weiter zu entwickeln. Dieoberirdische Deponierung ist aufzugeben. Zur Realisierung einer nahezu vollständigenVerwertung von Wertstoffen (auch über die Wertstofftonne), ist eine Effizienzsteigerungder Aufbereitungs- und Sortiertechnik, aber auch der thermischen Verwertung, erforder-lich. Die Verfahren müssen den wirtschaftlichen Anforderungen genügen, so dass einehochwertige Aufbereitung auch bezahlbar ist.

Die Hersteller sind zukünftig in noch stärkerem Maße in die Verantwortung zu nehmen.Positive Beispiele der Produktverantwortung gibt es bereits (z. B. Graphische Papiere). Inwelcher Form ökonomische Instrumente zur Förderung verschiedener Maßnahmen zurAbfallvermeidung und –verwertung zum Erreichen der Zielstellung erforderlich sind, istzu prüfen.

Ein älteres Beispiel, welches von der Methodik an Aktualität jedoch nicht eingebüßthat, ist das Konzept zum Umwelt- und Recyclingzentrum (URZ) in Berlin, welchesneben einer Restabfallverbrennungsanlage mit Kraft-Wärme-Kopplung über eine Bio-abfallkompostierungsanlage, eine Gewerbeabfall- und Baustellenmischabfallsortieranlage,eine Bauschuttaufbereitungsanlage, eine Anlage zur Autodemontage sowie zur Entsorgungvon Kühlgeräten und weißer Ware, eine Anlage zur Vergärung von vegetabilen Abfällen,eine nasschemische Bodenreinigungsanlage, eine Anlage zur Verwertung von Speisere-sten und zur Kunststoffaufbereitung, eine Shredderanlage sowie über eine Anlage zurDemontage von Elektronikgeräten verfügt (s. Abb. 9.2).

Ein integriertes Entsorgungssystem ist jedoch immer auf die speziellen Gegebenhei-ten des Planungsgebietes auszurichten, weshalb es kein allgemeines Patentrezept für einsolches System gibt. Es muss vielmehr für jedes Planungsgebiet ein eigenes, speziell an-gepasstes und damit optimales Entsorgungssystem erstellt werden, um den vielfältigenAnforderungen gerecht werden zu können.

Zur Erstellung eines Abfallwirtschaftskonzeptes sind verschiedene Planungsschritteerforderlich, die im Folgenden erläutert werden.

9.1 Ziel des Abfallwirtschaftskonzeptes

Zunächst muss eine Zielrichtung als Grundlage der Konzeptplanung bestimmt werden.Während sich die verschiedenen Konzepte in Einzelheiten unterscheiden, liegt allenKonzepten die bereits mehrfach zitierte Zielhierarchie zugrunde:

• Vermeidung,• Vorbereitung zur Wiederverwendung,

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Abb. 9.2 Anlagenkonfiguration eines von INTECUS geplanten „idealtypischen“ Umwelt- undRecyclingszentrums [6]

• Recycling,• Sonstige Verwertung, z. B. energetische Verwertung,• Beseitigung.

Die Zielvorgaben werden auf die kurz- und mittelfristige sowie auf die langfristige Planungbezogen.

Während die Zielhierarchie langfristigen Bestand hat (qualitative Vorgabe), sind dieVerfahren zu ihrer Umsetzung sowie die Zielerreichungsgrade (quantitative Vorgabe) ei-nem steten Wandel unterworfen. Das bedeutet für das Konzept, dass es stets fortgeschriebenwerden muss und zwar sukzessive mit dem Erreichen der Zielvorgaben. Neben den allge-meinen Zielvorgaben können die spezifischen Vorgaben unterschiedlich sein. Als Beispielesind die Umsetzung bestimmter rechtlicher Vorgaben (z. B. Pflicht zur Erfassung vonElektro- und Elektronikaltgeräten), Erhöhung von Erfassungsqualitäten (z. B. Fehlwur-fquote Leichtverpackungen) oder vereinheitlichende Vorgaben bei Kreisgebietsreformenzu nennen (Abb. 9.3).

9.2 Bestandsaufnahme (Ist-Zustand)

Diese Phase beinhaltet die Zusammenstellung der Datengrundlage für die Planung. DieDatengrundlage umfasst neben dem allgemeinen rechtlichen Rahmen

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9.2 Bestandsaufnahme (Ist-Zustand) 835

Aufnahme Iststand

Prognose Abfallmengen

Ziele und Maßnahmen

Entsorgungs-sicherheit

Maßnahme-plan

Gesetz, Verord-nungen, Richtlinien (EU, Bund, Sachsen)

Wahl Szenarien für Prognose

Übergeordnete Ziele Klimaschutz, Ressourcenschonung

Kapazitäten Verwertung

kurzfristige Maßnahmen

Demografie, Wirtschaft

Prognose Min/Max/Real

Ziele und Maßnahmen Abfallvermeidung

Kapazitäten Beseitigung

mittelfristige Maßnahmen

AbfallaufkommenAbgleich mit zukünftigen Maßnahmen

Ziele und Maßnahmen Abfallverwertung

Logistische Kapazitäten

langfristige Maßnahmen

Verträge Abgleich mit anderen Prognosen

Optimierung der Kosten der Abfallwirtschaft

Kooperationen, Ausfallverbund

Zeitplan, Verantwort-lichkeiten

Satzungen, Gebühren Nachnutzungs-konzepte Deponien

Abb. 9.3 Vorgehensweise und Arbeitsschritte für die Erstellung eines integrierten Abfall-wirtschaftskonzeptes

• Abfallzusammensetzung, Abfallmengenströme und -entwicklung,• Abfallsammlung und -sammeleinrichtungen,• Abfallbehandlungsanlagen der Regionen,• Entsorgungsverfahren für die verschiedenen anfallenden Abfälle,• Vertragliche Rahmenbedingungen,• gewerbliche Einflüsse,• Kosten der einzelnen abfallwirtschaftlichen Maßnahmen,• bisherige abfallwirtschaftliche Zielstellungen (z. B. Programme zur Öffentlichkeitsarbeit

wie umweltpädagogische Angebote für Kindergärten und Schulen)• Gebührenstruktur und -entwicklung.

Die Erfassung der Daten ist notwendig, um die Basis für die weiteren konzeptionellen Über-legungen zu gewinnen. Mit der Aufnahme des Iststandes ist es möglich, eine erste Schwach-stellenanalyse durchzuführen und konkret die Schwerpunkte der Konzeption abzuleiten.Dies erfolgt z. B. durch die Verwendung von Kennzahlen. So können beispielsweise spezifi-sche Abfallmengen von vergleichbaren Entsorgungsgebieten oder auch mengenspezifischeKosten für die Erfassung und Entsorgung einzelner Abfallarten verglichen werden (s.Abb. 9.4). In dem Beispiel wurden dem öffentlich-rechtlichen-Entsorgungsträger (örE)ausgewählte einwohnerspezifische Abfallmengen gegenübergestellt. Es wird deutlich, dassinsbesondere beim Restabfall deutlich höhere Restabfallmengen anfallen. In diesem Fallwürde sich ableiten, dass das bisherige System zur Restabfallerfassung und -behandlungmit Alternativszenarien zu vergleichen ist.

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Vergleich einwohnerspezifischer Abfallmengen

0

50

100

150

200

250

örE Vergleich 2 Vergleich 1 Vergleich 3 Vergleich 4 Vergleich 5

[kg/

E*a)

]

Restabfall Sperrmüll Bioabfall Altpapier

Abb. 9.4 Vergleich ausgewählter einwohnerspezifischer Abfallmengen

Neben den rein abfallwirtschaftlichen Aspekten sind auch die demografische Entwick-lung und die Entwicklung des Gewerbes bei der Erstellung der Abfallmengenprognosenzu berücksichtigen.

Es ist im Rahmen der Iststandsanalyse aufzunehmen, welcher Spielraum im Abfallwirt-schaftskonzept durch geschlossene Verträge besteht. Um Entsorgungssicherheit zu habenund wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen, werden Verträge zur Abfallsammlung meistüber einen Zeitraum von 6–8 Jahren abgeschlossen, Verträge zur Restabfallbehandlungin der Regel länger. Bestehen Verträge und sind in den Verträgen auch Abfallmengenvereinbart, ist dies in der Konzeption zu berücksichtigen.

9.3 Abfallmengenprognose (Ist-Zustand)

Von besonderer Bedeutung für das Abfallwirtschaftskonzept ist die Abfallmengenpro-gnose. Diese Prognose ist Basis für den Bau von Abfallbehandlungsanlagen oder für dieAusschreibung von Leistungen zur Abfallsammlung bzw. Abfallbehandlung. Hier lässtsich rückblickend feststellen, dass falsche Prognosen teilweise zu Überkapazitäten geführthaben und somit hohe Kosten und hohe Gebühren entstanden sind. Die Erstellung derAbfallmengenprognosen ist relativ komplex. Zum einen beeinflussen sich die Abfallmen-gen gegenseitig. Ist die Einführung oder Intensivierung der getrennten Bioabfallsammlunggeplant, wird dies eine Reduzierung der Restabfallmengen nach sich ziehen. In die Pro-gnose einzubeziehen ist die Menge an Bioabfall, welche bisher eigenkompostiert wurde

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9.3 Abfallmengenprognose (Ist-Zustand) 837

Abb. 9.5 ProzentualeEntwicklung voneinwohnerspezifischen undabsoluten Abfallmengen inAbhängigkeit verschiedenerSzenarien

50%

60%

70%

80%

90%

100%

110%

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

einw.-spez.Max

absolutMax

einw.-spez.Min

absolutMin

Prognosezeitraum (a)

und demnach der Abfallwirtschaft nicht zur Verfügung stand. Neben diesen Wechselwir-kungen der einzelnen Abfallarten kommt dem zukünftigen Gebührensystem eine zentraleRolle zu. Am Beispiel von Sperrmüll soll die Problematik verdeutlicht werden:

Prinzipiell kann die Sperrmüllsammlung über die Straßensammlung oder über einKartenabholsystem organisiert werden. Beim Kartenabholsystem kann, um die Wirtschaft-lichkeit der Maßnahme zu steuern, eine Gebühr mit Lenkungsfunktion erhoben werden(z. B. 20 € pro Abholung und Sperrmülleinheit). Je nachdem, welches der Modelle genutztwird, fallen unterschiedliche Mengen an. Bei gebührenpflichtiger Sperrmüllabholung sindgeringere Mengen zu erwarten als bei gebührenfreier Sammlung. Aber: Dies sind nicht dieeinzigen Faktoren. Wird dem Abfallerzeuger ein komfortables Erfassungssystem angebo-ten, fallen mehr Abfälle als bei einem weniger komfortablen System an. Ein komfortablesSystem ist beispielsweise die Kombination von Kartenabholsystem ergänzt um ein flächen-deckendes Angebot an Wertstoffhöfen, an welchen Sperrmüll ebenfalls abgegeben werdenkann.

Die Methodik zur Prognoseerstellung ist auf die konkrete Aufgabenstellung abzu-stimmen. Ist beispielsweise der Prognosezeitraum kurz und keine Änderungen amabfallwirtschaftlichen System geplant, ist eine realistische Prognose ausreichend. Soll je-doch über einen längeren Zeitraum prognostiziert werden und sind Änderungen bei eineroder mehreren abfallwirtschaftlichen Leistungen geplant, empfiehlt sich die Anwendungeines Prognosekorridors. Seitens der statistischen Landesämter erfolgt die Bevölkerungs-prognose in mehreren Szenarien. Die Ansätze für die Szenarien sind im konkreten Fallfestzulegen.

Das folgende Beispiel soll dies verdeutlichen. Ausgehend vom Zeitpunkt der Prognosewird für die nächsten 10 Jahre die prozentuale Entwicklung der Abfallmenge dargestellt.Die Darstellung erfolgt zum einen einwohnerbezogen (Berechnung über kg/(E∗a)) undzum anderen absolut (Mg/a). Diesem Beispiel ist in der Prognose ein Bevölkerungsrück-gang hinterlegt, so dass der prozentuale Rückgang der absoluten Mengen größer ist als derprozentuale Rückgang bei den einwohnerspezifischen Mengen (Abb. 9.5).

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838 9 Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

Abb. 9.6 Vor- und Nachteileverschiedener Erfassungs-systeme aus Sicht der örE Vorauszahlungen der in

Anspruch genommenen Leistung

Vorgabe von Mindestentleerungen möglich, jedoch großer Verwaltungsaufwand (Auszählung verbrauchter Marken am Quartalsende)

geringste Kosten im Vergleich zu den anderen Systemen

Bürger müssen Müllmarke vorerst erwerben

erhöhter Verwaltungsaufwand

Überfüllungen und Verdichtung

schwierige Umsetzung in dicht besiedelten Bebauungsstrukturen

Entleerung von Behältern ohne bzw. mit falscher Marke möglich

Diebstahl der Müllmarke

Elektronische Datenerfassung

komfortabler für den Bürger als das Müllmarkensystem

Anreiz zur Vermeidung und getrennten Sammlung voluminöser Teile

Anwendung optimierter Gebührenmodelle möglich (Vorgabe von Entleerungen)

verbesserte Behälterlogistik

Wirklichkeitsmaßstab

Elektronische Datenerfassung

keine Verdichtung des Abfalls im Behälter

Anwendung optimierter Gebührenmodelle möglich (Vorgabe von Entleerungen)

Anreiz zur Vermeidung und getrennten Sammlung voluminöser Teile

hygienischer, da Möglichkeit den Müllbehälter in nicht vollständig gefülltem Zustand leeren zu lassen

bessere Tourenplanung

höherer technischer Aufwand und dadurch bedingt störanfälliger

höhere Kosten als Müllmarkensystem durch höhere Investitionen, Wartungen sowie Gebührenabrechnung

Überfüllung und Nebengestellungen

stärkerer Anreiz zum Müllexport

schwierige Umsetzung in dicht besiedelten Bebauungsstrukturen

Verdichtungen

hoher technischer Aufwand und dadurch bedingt größere Störanfälligkeit

höhere Kosten als Identsystem durch höhere Investitionen, Wartungen usw.

Nebengestellungen, Mengenverlagerungen

schwierige Umsetzung in dicht besiedelten Bebauungsstrukturen

starker Anreiz zum Müllexport

Müllmarke Ident-System Ident-Wäge-System

9.4 Ziele und Maßnahmen (Ist-Zustand)

Ausgehend von den eingangs formulierten Zielen und den Erkenntnissen aus derSchwachstellenanalyse bei der Iststandsaufnahme sind die Maßnahmen für die einzel-nen abfallwirtschaftlichen Leistungen zu formulieren. Diese lassen sich in Maßnahmender Abfallvermeidung, -verwertung und -behandlung gliedern. Bei der Herausarbeitungder Maßnahmen sind dem Iststand mögliche Alternativszenarien gegenüberzustellen. Beidem Vergleich sind neben den wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten auch weite-re nichtmonetäre Aspekte wie Akzeptanz bei der Bevölkerung zu nennen. Am Beispielder Gebührenveranlagung für den Restabfall sind beispielhaft die Vor- und Nachteileverschiedener Systeme dargestellt (Abb. 9.6) [3].

Die Betrachtung der Ziele und Maßnahmen ist in den zu betrachtenden Gebietenverschieden. Als Beispiele seien genannt:

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9.4 Ziele und Maßnahmen (Ist-Zustand) 839

Motivierungdes

Erzeugers

altruistischeMotive

Auskünfte

informativeMotive

Informations-träger

produktbedingteMotive

systembedingteMotive

egoistischeMotive

RecyclingwerbendMonostoffkonstruktionen

Mehrfachverwendung

MehrfachfunktionenSekundärrohstoffprodukte

Komfortabilität des Wertstoff-erfassungssystems

Systembehälter in der Wohnung

einfache Entleerungkeine störenden Einflüsse

Behälterkapazität

BehältervolumenGebührenImage

Ressourcenschutz

LandschaftsschutzUmweltschutz

ZieleOrganisatorisches

HandlungsansprücheAuswirkungen aufUmwelt, Müllabfuhr

VerwertungGewinnverwendung

Wurfsendungen

Medien

- soziale Schichtzugehörigkeit- Bildungsniveau- Ausländeranteil

- Wohnform ( soziale Kontrolle )- Haushaltsgröße- Alter der Teilnehmer

Vorgegebene Randbedingungen

Abb. 9.7 Motive und Einflussfaktoren bei der Teilnahme an der getrennten Sammlung [7]

• Restabfallveranlagung (Müllmarke, Ident- oder Identwägesystem, pauschales System),• Einführung abfallwirtschaftlicher Systeme (Biotonne),• Veränderungen abfallwirtschaftlicher Systeme,• Wertstoffhofkonzept,• Deponienachsorge und –nutzung,• Konzepte zur Behandlung verschiedener Abfallarten,• Organisation der Abfallwirtschaft (Beauftragung Dritter oder kommunale Eigenlei-

stung).

Von besonderer Bedeutung ist die Umsetzbarkeit der Maßnahmen beim Abfallerzeuger.Abbildung 9.7 zeigt die Wirkprinzipien bei der Teilnahme der Abfallerzeuger an einergetrennten Abfallerfassung.

Die einzelnen Maßnahmen sind in einem Maßnahmeplan zusammenfassend darzu-stellen. Neben den einzelnen Maßnahmen sind der Zeitpunkt der Umsetzung und dieVerantwortlichkeit für diese Maßnahme zu benennen.

Wichtig für eine erfolgreiche Erarbeitung eines Abfallwirtschaftskonzeptes ist die Ein-beziehung wesentlicher Entscheidungsträger von Beginn an. Entscheidungsträger können

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politische Vertreter, Vertreter der Entsorgungswirtschaft, betroffene und interessierteVereine, Verbände und Institutionen sowie weitere Interessierte sein. Die rechtzeitigeEinbindung dieser Vertreter gewährleistet eine hohe Akzeptanz bei der Verabschiedungdes Abfallwirtschaftskonzeptes.

9.5 Entsorgungssicherheit

Unter Berücksichtigung aller abfallwirtschaftlichen Maßnahmen ist sicherzustellen, dassfür den Gültigkeitszeitraum des Abfallwirtschaftskonzeptes ausreichend Kapazitäten fürSammlung, Sortierung, Verwertung und Beseitigung zur Verfügung stehen. Sollte diesnicht der Fall sein, sind entsprechende Maßnahmen zu formulieren. Es ist zu berücksich-tigen, dass viele Maßnahmen eine relativ lange Vorlaufzeit benötigen. Dies gilt sowohl fürdie Errichtung von Abfallbehandlungsanlagen als auch für die Durchführung einer europa-weiten Ausschreibung zur Vergabe von Leistungen. Hier sind insbesondere die Vorgabenund Fristen des Vergaberechtes zu beachten.

9.6 Betriebliche Abfallwirtschaftskonzepteund abfallwirtschaftliche Branchenkonzepte

Analog der beschrieben Methodik für kommunale Abfallwirtschaftskonzepte können auchbetriebliche Abfallwirtschafskonzepte als auch sogenannte abfallwirtschaftliche Branchen-konzepte erarbeitet werden. Die Zielstellung und somit auch der Inhalt hängen von derkonkreten Situation des Betriebes bzw. der Branche ab. In der Vergangenheit wurde mitUnterstützung einzelner Bundesländer sowie Branchenverbänden eine Vielzahl von ab-fallwirtschaftlichen Branchenkonzepten und abfallwirtschaftlichen Leitfäden erstellt. DieZielsetzung der Branchenkonzepte ergibt sich aus der Analyse der abfallwirtschaftlichenSituation in den einzelnen Betrieben bei gesamtheitlicher Betrachtung:

1. Die wesentlichen abfallwirtschaftlichen Probleme der einzelnen Branchen werdenhervorgehoben und quantifiziert (weitere umweltrelevante Faktoren wie Emissionen,Energieverbrauch usw. finden auch Berücksichtigung).

2. Durch entsprechende Untersuchungen wird eine Datengrundlage geschaffen, umsinnvolle Lösungen zu entwickeln.

3. Organisatorische Lösungen werden für einzelne Branchen und Regionen entwickelt.

Im Folgenden soll am Beispiel der Branchenkonzepte der vom Freistaat Sachsen initiier-ten und geförderten Industrieabfall-Koordinierungsstelle Sachsen die Methodik dargestelltwerden. Bei den Branchen waren in einem ersten Schritt die Anfallstellen und das Abfal-laufkommen zu identifizieren. Im Gegensatz zu kommunalen Abfallwirtschaftskonzepten

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9.6 Betriebliche Abfallwirtschaftskonzepte und abfallwirtschaftliche Branchenkonzepte 841

Abluft-behandlung Kernherstellung Formherstellung Gießen

Formstoff BindemittelZusatzstoffe

BindemittelZusatzstoffe

Abluft-behandlung

Formstoff(Quarzsand,Natursand)

Sand-regenerierung

Gußstück-entnahme

Schmelzprozeß

A1.2

A4

A2.3

A3

A2.1

A2.2

A3

Eisenmetalle, Zuschlagstoffe

flüssigesEisenmetall

Über-fall-sand

innerbetrieblicherSandkreislauf

A*

A1.1

A1.1 A5

Abluft-behandlung

Gußstück-nachbehandlung

(Putzerei/Strahlerei)

fertigesGußstück

A2.1

A2.2

A3

A1.1 = Gießereialtsand

A1.2 = Kernsande

A2.1 = Stäube aus TrockenentstaubungenA2.2 = Schlämme aus Naßentstaubungen

A2.3 = saure Waschkonzentrate

A3 = Abwasser

A4 = metallischer Kreislauf

A5 = sonstige Reststoffe, z.B. FolienresteA* = Kupolöfenstäube, Schlacken, u.a. Reststoffe

des Schmelzbetriebes

Abb. 9.8 Gießereiprozess und Abfallentstehung in Eisengießereien [4]

unterscheiden sich die einzelnen Branchen untereinander sehr stark. Dies wird am Beispielder Ernährungsindustrie deutlich, in welcher Brauereien, Bäckereien, Molkereien, fleisch-verarbeitende Betriebe usw. zusammengefasst sind. Am Beispiel der Gießereien wird dieMethodik zur Erfassung der Abfälle gezeigt (Abb. 9.8).

Bei der Iststandsanalyse werden, wie bei den kommunalen Abfallwirtschaftskonzeptenauch, spezifische Kennzahlen erhoben, um ein Maß für die Bewertung und Ansätze für dieAbleitung von Maßnahmen zu erhalten (Tab. 9.1).

Eine andere Form der Kennzahlengewinnung zeigt die Mengen-Kosten-Analyse amBeispiel der Kfz-Betriebe. Es zeigt sich, dass die Abfälle der Gruppe A, welche den ge-fährlichen Abfällen zuzuordnen sind, bei einem Mengenanteil von ca. 10 % über 75 % derEntsorgungskosten ausmachen. Wenn Maßnahmen zur Kostensenkung diskutiert werden,ist der Fokus der Betrachtung auf diese Abfallgruppe zu richten. Soll im Gegensatz dazudie Abfallmenge reduziert werden, sind Maßnahmen zur Abfallvermeidung insbesonderebei den ungefährlichen Abfällen der Gruppe C umzusetzen (Abb. 9.9).

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842 9 Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

Tab. 9.1 Spezifische abfallwirtschaftliche Kennzahlen [5]Krankenhaus-größenklasse(Betten)

SpezifischeAbfallmenge(kg/Bett∗d)

SpezifischeEntsorgungskosten(€/Bett∗d)

Entsorgungskosten-/Abfallmenge(€/Mg)

Abfälle zurVerwertung/Gesamtabfallmenge (%)

< 300 1,99–4,38 0,47–0,80 112,5–260,8 31,8–38,1300–600 2,25–4,15 0,28–0,47 71,6–122,7 23,3–63,4> 600 2,80–6,84 0,40–2,12 132,9–306,8 33,9–53,0

Abb. 9.9 Mengen- undKostenanalyse [8] 100

77

89

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100Mengenanteil [%]

Kos

tena

ntei

l [%

]

Abfallarten der Gruppe A:Kaltreiniger/LösemittelÖlfilterölhaltige BetriebsmittelBremsflüssigkeitKunststoffteileAltölStarterbatterie

Abfallarten der Gruppe B:AutoscheibenPappe/Papier

Abfallarten der Gruppe C: RestmüllSchrott Altreifen

Am Beispiel der Baubranche sollen Beispiele aufgezeigt werden, welche Maßnahmender Abfallvermeidung im Einzelnen in Frage kommen. Tabelle 9.2 zeigt Beispiele fürAbfallvermeidungsmaßnahmen in der Phase der Bauplanung.

Die Maßnahmen während der Phase der Bauausführung sind unterteilt nach der Re-duzierung von Abfällen auf der Baustelle, dem Verhindern von Abfallgemischen und derVermeidung von Verpackungsabfällen (Abb. 9.10).

9.7 Organisatorische, finanzielle und rechtliche Maßnahmen

Öffentlichkeitsarbeit Für die erfolgreiche Umsetzung des Abfallentsorgungskonzepteskommt einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit eine große Bedeutung zu. Daher werdenin diesem Planungsabschnitt zunächst gängige Mittel der Öffentlichkeitsarbeit aufgezeigt.Es wird dargelegt, welche Erfahrungen mit einzelnen Maßnahmen vorliegen, welche die-ser Maßnahmen im Planungsgebiet bereits durchgeführt werden und welche Maßnahmenkonkret umgesetzt werden sollen.

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9.7 Organisatorische, finanzielle und rechtliche Maßnahmen 843

Tab.

9.2

Abf

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Page 14: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

844 9 Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

Abfallvermeidung bei der Bauausführung

Reduzierung der Bauabfälle auf der Baustelle

Örtliche Entsorgungs- und Recyclingmöglichkeiten prüfen

Mengen und Arten von Reststoffen identifizieren

Reststoffbehälter am Entstehungsort aufstellen

Sammelplätze für Reststoffe kennzeichnen und gegen Fremdnutzung sichern

Baustoffe und Bauteile vor Transportschäden schützen

Montageschäden vermeiden

Verhinderung von Abfallvermischungen

Reststoffbehälter differenzieren, durch Farbe und Symbole kennzeichnen

Organisationseinweisung für Wertstofftrennung durchführen

Abfallbeauftragte einsetzen bzw. Kontrolle durch Bauleitung sichern

Verpackungsabfälle vermeiden

Nutzung von Mehrwegsystemen

Vermeidung von überflüssigen Verpackungen

Rücknahmevereinbarungen mit Lieferanten

Materialvielfalt der Packstoffe reduzieren

Abb. 9.10 Abfallvermeidungsmaßnahmen im Baugewerbe bei der Bauausführung [9]

Personalausstattung Die Erfordernisse an die Personalstruktur ergeben sich aus deneinzelnen Punkten der abfallwirtschaftlichen Konzeption sowie aus ausgewählten Maß-nahmen im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit. Es wird festgelegt, wie viel Personal imEinzelnen in den Bereichen

• Abfallberatung in Haushalten, Gewerbe, Handel, Dienstleistung,• Abfallberatungs- und -verwertungszentren,• Verwaltung,• Anlagenplanung und -betrieb

eingesetzt werden sollen.

Page 15: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

9.8 Zukünftige Umsetzung von Abfallgebühren nach dem Wirklichkeitsmaßstab 845

Gebührenmodell

Bürger

Basis: Rechtslage

Ent

sorg

er

Ver

mie

ter

-gerecht und minimale Kosten

-transparent und übersichtlich

-praktikabel

-belegungsgerecht -Entledigung der Inkassopflicht

-aufwandsminimal

-kostendeckend-leistungsgerecht-sortenrein

-KrW/Abfallgesetz-Kommunal-abgabengesetz

-Abfallgesetze der BL

Abfall- vermeidung

Abfall-verwertung

Abfall-vermeidung

Abfall- verwertung

Abb. 9.11 Anforderungen an abfallwirtschaftliche Gebührenmodelle

Finanzielle und rechtliche Maßnahmen Die Maßnahmen des Abfallwirtschaftskon-zepts sind satzungsrechtlich umzusetzen, so dass Änderungen in den bestehendenAbfallwirtschafts- und Abfallgebührensatzungen zu formulieren sind. Die finanziellenAuswirkungen sind zu kalkulieren und über die Gebührenkalkulation auf die einzelnenGebühren umzulegen. Die Änderungen werden in der Abfallgebührensatzung verankert.

9.8 Zukünftige Umsetzung von Abfallgebührennach dem Wirklichkeitsmaßstab

9.8.1 Abfallgebührensysteme

Bei der Erhebung der Abfallgebühren existieren verschiedene Modelle. Während in den80er Jahren verstärkt pauschale Systeme zum Einsatz gelangten, sind mittlerweile die Ab-fallgebührensysteme in den meisten Entsorgungsgebieten relativ komplex. Ursache dafürsind die gestiegenen Anforderungen, welche auch aus einer kontroversen Rechtssprechungin den letzten Jahren resultiert. Wesentliche Einflussgrößen auf das Gebührenmodell zeigtAbb. 9.11.

Page 16: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

846 9 Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

grund-stücks -bezogen

einwohner - bezogen

haushalts -bezogen

behälter - bezogen

Volumen-tarif

Entleerungs-tarif

(auch Ident-System)

Gewichts-tarif

Tarif mit Volumen-

bestim-mung

Grund - / Pauschalgebühr Leistungsgebühr

mehrteiligeinteilig

Übersicht Gebührensysteme

Konkrete Ausgestaltung in Abfallwirtschafts- und Gebührensatzung

Mietgebühr

behälter - bezogen

Abb. 9.12 Möglichkeiten der Gestaltung der Abfallgebühren

Aus diesen Anforderungen heraus haben sich verschiedene Modelle entwickelt (s.Abb. 9.12).

In der Vergangenheit haben sich zwei klassische Gebührenumlagesysteme herausgebil-det, die als Pauschal- und als Wertmarkensystem allgemein bekannt geworden sind. In denalten Bundesländern hat sich in den 70er und 80er Jahren das Pauschalsystem durchgesetzt.In den neuen Bundesländern fand dagegen die Wertmarke eine weite Verbreitung. Diesezwei klassischen Gebührenumlagesysteme weisen jedoch verschiedene Vor- und Nachteileauf, so dass seit Ende der 80er Jahre zunehmend andere Gebührensysteme erprobt werden.

Beim klassischen Pauschalsystem wird je Bemessungseinheit (z. B. je Einwohner oderje Abfallbehältertyp) pauschal eine Gebühr erhoben. Der Bürger bezahlt die Gebührunabhängig vom Umfang der Inanspruchnahme der angebotenen Dienstleistungen. ImAllgemeinen wird das Abfallbehältervolumen so groß dimensioniert, dass der einzelneDurchschnittsbürger seine Abfälle ohne Platzprobleme in den Abfallbehälter eingebenkann. Durch die Anwendung der pauschalen Umlage mit großzügig dimensionierten Ab-fallbehältern sind die früher häufig anzutreffenden ungeordneten wilden Ablagerungendrastisch zurückgegangen. Das zunehmend abfallbewusste Verhalten vieler Bürger führtdazu, dass das Abfallaufkommen der einzelnen Bürger sehr unterschiedlich sein kann.Bei der pauschalen Gebührenumlage wird das an Abfallvermeidung und -verwertungorientierte Verhalten einzelner Bürger jedoch nicht honoriert.

Bei der klassischen Wertmarke wird die Gebühr in Abhängigkeit von der Behältergrößeje Entleerung erhoben. Der Bürger signalisiert durch das Anbringen einer Wertmarke, dassder Behälter entleert werden soll. Er bezahlt folglich die in Anspruch genommene Dienst-leistung. Der einzelne Bürger kann durch Abfallvermeidung und -verwertung direkten

Page 17: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

9.8 Zukünftige Umsetzung von Abfallgebühren nach dem Wirklichkeitsmaßstab 847

Abb. 9.13 Transponder imChip-Nest [10]

Einfluss auf die erhobene Abfallgebühr nehmen. Dadurch werden die Bürger angehalten,schonend mit den Ressourcen umzugehen. Daher werden derartige Gebührenumlagesy-steme als verursachergerechter bezeichnet. Andererseits kann der monetäre Anreiz zurGebühreneinsparung für einzelne Bürger so hoch sein, dass sie durch zu starkes Verdich-ten der Abfälle, durch Abfallverbrennung im Haushalt oder durch wilde Ablagerung ihreAbfälle nur scheinbar reduzieren.

In Bezug auf das Handling hat die Abrechnung über die Wertmarke entscheidendeNachteile. Beispielsweise ist ein flächendeckendes Vertriebssystem für die Gebühren-marke zu errichten. Bei Gebührenänderungen sind neue Marken mit Einführung derneuen Abfallgebührensatzung erforderlich. Die Marken sind nicht diebstahlsicher und inder Vergangenheit traten vereinzelt Fälle der unkorrekten Abrechnung auf. Nur durchAuszählen der Müllmarken ist eine abfallwirtschaftliche Planung möglich und Instrumen-tarien wie Vorgabe einer Mindestentleerungsmenge sind nicht möglich. Seit Anfang der90er Jahre haben sich verstärkt sogenannte Identsysteme etabliert. Bei diesem Systemsind Transponder an die Abfallbehälter angebracht. Beim Leeren der Abfallbehälter wirdam Abfallsammelfahrzeug der Behälter registriert. Eine Abrechnung erfolgt auf Basis dergeleerten Behälter (Abb. 9.13).

Neben dem Transponder am Behälter sind weitere Systemkomponenten erforderlich,um von der Entleerung der Abfallbehälter bis hin zur Gebührenbescheiderstellung fürden Abfallerzeuger eine geschlossene Datenkette zu ermöglichen. Für eine rechtssichereErhebung der Abfallgebühren ist eine Zertifizierung des Systems durch das Bundesamt fürSicherheit in der Informationstechnik erforderlich.

Neben der Registrierung der Anzahl der Entleerungen (Identsystem) sind auch dieVerwiegung der Abfallbehälter und die Abrechnung des geleerten Abfalls auf Gewichts-basis möglich (sogenannte Ident-Wäge-System). Die Wiegung erfolgt dynamisch, dasheißt, während des Kippvorgangs. Nach dem Entleeren wird der Behälter „gegen gewo-

Page 18: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

848 9 Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

Abb. 9.14 Systemkomponenten von Ident- und Ident-Wäge-Systemen

gen“, so dass die Masse des Abfallbehälters als auch im Abfallbehälter verbleibender Abfall(festgefrorene Abfälle im Winter) nicht in die Gebührenberechnung einfließen (Abb. 9.14).

Die Wirkung der verschiedenen Veranlagungssysteme auf die Abfallmengenentwick-lung haben Kügler und Wagner [11] dargestellt. In Abb. 9.15 steht der Begriff Volumentariffür pauschale Gebührenumlagesysteme. Die Darstellung zeigt, dass die verursachergerech-ten Gebührensysteme durch den finanziellen Anreiz eine Lenkungswirkung zur getrenntenAbfallsammlung und somit auch zur Reduzierung der Restabfallmenge ausüben. DieseLenkungswirkung wird jedoch nicht in der verdichteten Bebauung erzielt, wo einepauschale Umlage der Abfallgebühren über die Wohnfläche oder andere Schlüssel erfolgt.

Von besonderer Bedeutung bei verursachergerechten Systemen zur Abfallerfassung undAbrechnung ist die Lenkung des Entsorgungsverhaltens. Aus vielen Untersuchungen mitdiesen Modellen ist bekannt, dass ein Teil der Abfallerzeuger, soweit diese mit hohen fi-nanziellen Anreizen zur getrennten Wertstofferfassung motiviert werden, den Restabfallaußerhalb der geordneten Abfallwirtschaft verbringt. Neben dem Restabfall werden abergebührenfreie Leistungen wie z. B. Schadstoffsammlung, Wertstoffhof oder aber auch Ab-fallberatung in Anspruch genommen. Zudem fallen Vorhaltekosten (z. B. Fahrzeug) an,unabhängig davon, ob die Leistung in Anspruch genommen wird. Nimmt ein Teil derAbfallerzeuger nicht an der geordneten Abfallwirtschaft teil, so führt dies neben Nebenab-

Page 19: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

9.8 Zukünftige Umsetzung von Abfallgebühren nach dem Wirklichkeitsmaßstab 849

Abb. 9.15 Lenkungswirkungdurch unterschiedlichverursachergerechteGebührentarife 188

210

188

133122

107122

80

0

25

50

75

100

125

150

175

200

225

Baden-Württemberg Hessen Sachsen

[kg/

(E*a

)]

Volumentarif Entleerungstarif Gewichtstarif

lagerungen, Abfallexport, Abfallverbrennung usw. auch zu einer Gebührenungerechtigkeitgegenüber den anderen Abfallerzeugern. Aus diesem Grund sind Gebührensysteme emp-fehlenswert, welche diesem Verhalten entgegenwirken. So ist es möglich, einen Teil derKosten über eine Grund- oder Pauschalgebühr zu erheben (z. B. einwohnerspezifischeGrundgebühr). Darüber hinaus können sogenannte Mindestentleerungsmengen (je nachSystem volumenbezogen oder massebezogen) vorgegeben werden. Das heißt, dass eineMindestmenge (z. B. 240 l/(E∗a)) dem Abfallerzeuger immer in Rechnung gestellt wird.Fällt mehr Abfall an, wird dieser dann zusätzlich berechnet. Diese Vorgehensweise warin der Vergangenheit Gegenstand von vielen juristischen Auseinandersetzungen, da vieleAbfallerzeuger der Meinung waren, dass bei konsequentem Abfalltrennverhalten deutlichweniger anfällt. Abfallwirtschaftliche Untersuchungen zeigen aber, dass eine bestimmteGrundmenge immer anfällt. Mittlerweile sind diese Gebührensysteme etabliert, juristischuntermauert und ein wesentlicher Bestandteil für eine ordnungsgemäße Abfallwirtschaft.

9.8.2 Verursachergerechte Abrechnung von Abfallgebührenin Großwohnanlagen

Seit Anfang der 90er Jahre wurden verstärkt verursachergerechte Gebührensysteme umge-setzt, die Anreiz zur Abfalltrennung bieten. Während diese Gebührensysteme in lockerenBebauungsstrukturen dazu geführt haben, dass der Wertstoffanteil im Restabfall starkgesunken ist, so lag er in verdichteten Bebauungsstrukturen trotzdem bei bis zu 80 %.

Die Hauptursache für dieses unterschiedliche Verhalten ist vor allem darin zu sehen,dass die verursachergerechte Abrechnung in den verdichteten Gebieten den Bürger nichterreicht. Die Abfallgebühren werden in diesen Gebieten pauschal über Nebenkosten prom2 Wohnfläche erhoben und sind unabhängig von der tatsächlichen Inanspruchnahme.

Durch Umstellung der herkömmlichen anonymen auf die zuordenbare individuelleAbfallerfassung und Umstellung von der Abrechnung über pauschalisierte Nebenkosten

Page 20: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

850 9 Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

System zur verursachergerechten Abrechnung

eigenesBehältervolumen für jeden Haushalt

Volumen-messung

Verwiegung Schleusen

Haushalt wird mit eigenemBehälter ausgestattet(Triviallösung)

MGB 1,1 in 12 Kammernaufgeteilt

SULO (nicht mehrim Angebot)

BOX (mit MGB 1,1)

UFB

CONTAINER mitAnbau/Aufsatz

SAV

Aufsatz am MGB 1,1

STABE

IBP/IOMEGA

BOX (mit MGB 1,1)

WESOMA

CSL

WOLFF

CONTAINER mitAnbau/Aufsatz

AVERMANN

Abb. 9.16 Überblick über die technischen Systeme [13]

auf die individuelle Abrechnung nach Abfallaufkommen verhalten sich die Bürger in denverdichteten Gebieten ähnlich wie in den Gebieten mit Einzelhausbebauung.

9.8.2.1 Technische Systeme und AbrechnungsmöglichkeitenTechnische Systeme – ÜberblickSeit 1994 sind verschiedenste technische Lösungen zur individuellen Abfallerfassung undAbrechnung entwickelt und erprobt worden.

Einen Überblick über die bedeutendsten Systeme gibt Abb. 9.16.Die Systeme zur mieterbezogenen Abfallerfassung lassen sich in 4 Gruppen einteilen:

1. Gruppe – jeder Haushalt erhält ein eigenes BehältervolumenDurch Zuordnung eines eigenen Behältervolumens für jeden Haushalt ist es möglich,die Inanspruchnahme individuell zu erfassen (z. B. nach dem Volumentarif oder nachdem Entleerungsmaßstab) und danach die Abfallgebühr entsprechend zu bemessen.

2. Gruppe – SchleusensystemeDurch Anbringen von einzelnen oder mehreren Schleusen mit jeweils definierten Vo-lumina (z. B. 5 l oder 10 l etc.) ist der freie Zugang an die Abfallbehälter bzw. -containernicht mehr möglich. An die Nutzer (Mieter) werden Zugangsberechtigungssysteme (z.B. Chips, Chipkarten, Magnetkarten o. ä.) verteilt, die gleichzeitig für die Abrechnungherangezogen werden. Abgerechnet wird nach Häufigkeit der Schleusenbenutzungenunter Berücksichtigung des Schleusenvolumens.Diese Gruppe unterteilt sich je nach Ausführung in– Aufsatzsysteme am Behälter,– Boxsysteme mit herkömmlichen Behältern und– Über- sowie Unterflur-Containersysteme.

Page 21: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

9.8 Zukünftige Umsetzung von Abfallgebühren nach dem Wirklichkeitsmaßstab 851

3. Gruppe – VolumenmesssystemeBei diesen Systemen ist ebenfalls für die Benutzung ein Zugangsberechtigungssystemerforderlich. Nach der Identifizierung wird eine großzügig dimensionierte Schleusegeöffnet, der Abfall hineingegeben und die Schleuse geschlossen. Durch Zusammen-pressen bis zu einem definierten Grenzdruck wird der Abfall zusammengeschoben. Dasverbleibende Volumen wird den Nutzern zugeordnet und zur Gebührenbemessungherangezogen.

4. Gruppe – VerwiegesystemeBei diesen Systemen ist ebenfalls ein Zugangsberechtigungssystem erforderlich. Nachder Identifikation sind die Abfallbehälter entweder frei zugänglich oder über großzügigdimensionierte Schleusen zu bedienen. Bei diesen Systemen werden die eingeworfenenAbfallmengen direkt verwogen oder die Abfallbehälter vor und nach dem Einwurfverwogen. Die ermittelte eingeworfene Masse wird dem Nutzer zugeordnet und zurGebührenbemessung herangezogen. Bei dieser Gruppe gibt es die Unterteilung– Boxsysteme und– Containersysteme.In der Reihenfolge der 4 Systemgruppen erhöhen sich auch die Systemkosten, da dertechnische Aufwand in dieser Reihenfolge steigt.

Abrechnung der AbfallgebührenIn Tab. 9.3 sind für die verschiedenen Abrechnungsmöglichkeiten der Abfallgebühren dieVor- und Nachteile aufgeführt. Bei allen 3 Veranlagungen ist es möglich, dass die Minde-stinanspruchnahme in Abhängigkeit z. B. von der Haushaltsgröße oder der Raumanzahlvorgegeben wird (z. B. Mindesteinwurfzahl, Mindestmasse oder Mindestvolumen).

9.8.2.2 Erfahrungen aus den bisherigen VorhabenEs sind seit 1995 eine Reihe von Modellvorhaben zur Umsetzung einer verursacherge-rechteren Abfallerfassung und Abrechnung in Großwohnanlagen durchgeführt worden.Die Systeme konnten nicht flächendeckend etabliert werden, Insellösungen existieren inDeutschland und europaweit.

Für die nicht flächendeckende Etablierung gibt es mehrere Gründe. Die Systeme sindmit Kosten verbunden. So sind durch ein geändertes Abfallverhalten erst einmal die Sy-stemkosten zu kompensieren, bevor finanzielle Anreize direkt beim Abfallerzeuger spürbarsind. Die Systeme erfordern einen hohen personellen Aufwand bei der Einführung. Wirddie Öffentlichkeitsarbeit nicht in ausreichendem Maße durchgeführt, sind Abfallexport,wilde Ablagerungen und Vermüllung von Wertstoffcontainern die Folge (s. Abb. 9.17).

Bei flächendeckender Einführung der Systeme reduziert sich die Restabfallmenge stark.Mit diesem Rückgang ist ein Anstieg der spezifischen Abfallgebühren notwendig. Ins-besondere bei linearen Gebührenmodellen, in denen quasi eine Quersubventionierungder kleinen Abfallbehälter < MGB 240 in den aufgelockerten Bebauungsstrukturen durchdie MGB 1 100 in den Großwohnanlagen stattfindet, fehlt der politische Wille für dieseMaßnahme. Diesen Sachverhalt verdeutlicht Abb. 9.18.

Page 22: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

852 9 Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

Tab. 9.3 Vor- und Nachteile der verschiedenen AbrechnungenAbrechnung Vorteile NachteileVorfinanzierung undEntwertung beiBenutzung

Vorfinanzierung Vertrieb muss installiertwerden

Zugang auf bestimmtePersonen begrenzt

Hohe Kosten je Chip bzw.Karte

Vorgabe derMindestinanspruchnahmemöglich

Mikrochipkarte istgeldähnlich, deshalbDiebstahlgefahr

MinimalerVerwaltungsaufwand

Geld bzw. geldähnlich unddeshalb Diebstahlgefahr

Bezahlung bei Benutzung Kein zusätzlicher Vertrieberforderlich

Keine Begrenzung aufbestimmten Personenkreis

Bezahlung zum Zeitpunkt, derKostenentstehung

Vorgabe und Kontrolle derMindest- inanspruchnahmenicht möglich oder erschwert

MinimalerVerwaltungsaufwand

Identifikation beiBenutzung undnachträglicheVeranlagung

Vorgabe derMindestinanspruchnahmemöglich

Nachträgl. Veranlagung mitAbrechnung und Mahnwesensehr aufwendig

Transponder bzw. Mikrochipssind fälschungssicher

Transponder bzw.Mikrochips sind teuer

Magnetkarte ist kostengünstig Rücknahme und Verteilungbei WohnungswechselerforderlichSperren bei Verlust undNeuausgabeMagnetkarte zur Zeit nichtfälschungssicher

Abb. 9.17 Nebenabla-gerungen an Müllschleusen imModellversuch Dresden [12]

Page 23: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

9.9 Ziel 2020 853

100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100

EntgeltDeponiegebühr

Kosten > Gebühr

Kosten < Gebühr

Gebühr (linearisiert)

BehälterkostenSumme verursachte Kosten

Behältervolumen

[l]

Eur

o/E

ntle

erun

gVerursachte Kosten und linearisierte Gebühr

0

Abb. 9.18 Verursachergerechte Kosten der Entleerung und linearisierte Gebühr [3]

Die Kostenkurve in Abb. 9.18 verläuft degressiv, da die Kippung eines MGB 1100 weni-ger zeitaufwendig als die Kippung mehrerer kleinerer Abfallbehälter ist und die spezifischeRestabfalldichte mit steigender Behältergröße sinkt.

Verbesserungen für die Abfallwirtschaft in Großwohnanlagen werden durch eine de-gressive Gebührenstaffelung und eine Optimierung der Behälterstandplätze erzielt. Auchdie Zusammenfassung von z. B. Hausaufgängen kann die Anonymität bei der Befüllung derAbfallbehälter reduzieren, so dass Anreize für eine getrennte Wertstofferfassung geschaffenwerden.

In den letzten Jahren haben sogenannte Abfallmanagementsysteme die Aktivitäten inden Großwohnanlagen verstärkt. Vor Ort wird durch beauftragte Abfallmanagementfir-men die Sammlung optimiert, d. h. Wertstoffe werden aus dem Restabfall sortiert undin die Wertsstoffbehälter gegeben, wodurch sich das Behältervolumen optimieren lässt.Weitere Aktivitäten dieser Firmen sind Öffentlichkeitsarbeit und Abfallberatung. ZumTeil werden die Abfälle in den Behältern aber auch mechanisch oder maschinell verdich-tet, was zu einem Beschädigen der Behälter führen kann. Die Abfallmanagementsystemefinanzieren sich über einen Teil der Kosteneinsparungen beim Großvermieter für dieAbfallentsorgung.

9.9 Ziel 2020

Der 1. Juni 2005 ist ein Wendepunkt der Siedlungsabfallwirtschaft in Deutschland undein Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Abfallwirtschaft. Die abgelagerten Abfall-mengen sind erheblich zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich die Zahl der betriebenen

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854 9 Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

Deponien drastisch verringert. Die Potenziale der Abfallwirtschaft sind damit allerdingsnoch nicht ausgeschöpft. Insbesondere in der Verbindung mit anderen Bereichen – z. B.Produkt- und Produktionspolitik, Chemiepolitik, Ressourcen- und Klimaschutzpolitik –müssen diese Potenziale langfristig weiter entwickelt werden [14].

Bereits im August 1999 hat das Bundesumweltministerium mit der Vorlage eines Eck-punktepapiers zur Zukunft der Siedlungsabfallentsorgung seine abfallpolitischen Zieledargelegt und den langfristigen Kurs in der Abfallpolitik bis zum Jahr 2020 abgestecktmit dem strategischen Ziel [14]:

„Bis spätestens 2020 sollen die Behandlungstechniken so weiterentwickelt und ausgebaut wer-den, dass alle Siedlungsabfälle in Deutschland vollständig und umweltverträglich verwertetwerden.“ Damit soll zugleich die oberirdische Deponierung beendet werden.

Um für den zur Umsetzung des Ziels der vollständigen Siedlungsabfallverwertung zuschaffenden notwendigen rechtlichen Rahmen und den Um- und Ausbau der Entsor-gungsinfrastruktur ausreichend Zeit zu haben, muss bereits frühzeitig mit entsprechendenÜberlegungen und der Erarbeitung zielführender Konzepte begonnen werden.

Wie die abfallwirtschaftliche Entwicklung dahin verläuft und wie sie ab 2020 verlaufensoll wird in den nächsten Jahren zu entscheiden sein. Dabei geht es bei der Zielstellungder vollständigen Siedlungsabfallverwertung bis 2020 nicht um eine Verwertung um je-den Preis, sondern neben der Vollständigkeit muss immer auch die Hochwertigkeit derVerwertung im Fokus sein. Ziel ist es, eine nachhaltige, auf Ressourcen- und Klimaschutzausgerichtete Abfallwirtschaft zu erreichen.

Die jährlich zu beseitigenden Abfallmengen beinhalten trotz der dualen Abfallwirtschaftder BRD ein beachtliches Potenzial an stofflichen und energetisch verwertbaren Bestand-teilen. Restabfälle werden bisher nur in geringem Maße aufbereitet und verwertet, wasdem Verwertungsvorrang sowie dem Ziel einer praktisch abfallfreien Bundesrepublik imJahr 2020 zuwiderläuft.

9.9.1 Neue Regelungen und Lösungen finden

Für die Zielerreichung 2020 müssen die Konzepte unter Berücksichtigung der Vollzugser-fahrungen, der Weiterentwicklung des Standes der Technik und der nationalen sowie dereuropäischen politischen und rechtlichen Vorgaben weiterentwickelt werden. Zur Umset-zung der Zielstellung 2020 ist es unabdingbar, die oberirdische Deponierung bis 2020 –ggf. schrittweise – zu beschränken und sie letztlich gänzlich zu verbieten. Zur Realisierungeiner nahezu vollständigen Verwertung von Wertstoffen (z. B. aus der DSD-Sammlung)sowie einer deutlichen Erhöhung der Verwertungsquote von nicht vermeidbaren Abfäl-len bedarf es in den kommenden Jahren einer Effizienzsteigerung der Aufbereitungs-und Sortiertechnik in Kombination mit veränderten bzw. erweiterten Sammelsystemen(Wertstofftonne), sowie der thermischen Verwertung. Qualitativ hochwertig aufbereiteteProduktströme müssen unter vertretbaren finanziellen Aufwand realisiert werden. Dar-

Page 25: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

9.9 Ziel 2020 855

über hinaus ist es denkbar, zukünftig auch noch weitere Abfallarten und -bereiche rechtlichzu regeln.

Am bewährten Instrument der Produktverantwortung, als einem Eckpfeiler einer mo-dernen Abfallwirtschaft, sollte festgehalten werden und dieses, entsprechend den sichweiter entwickelnden technischen Möglichkeiten, fortentwickelt werden. Die Verantwort-lichkeit von Herstellern und Vertreibern für die Entsorgung ihrer Erzeugnisse fördertderen Bereitschaft Stoffkreisläufe zu schließen, verwertungsfreundliche Produkte herzu-stellen und Recyclingtechnologien weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang sinddie verschiedensten Fragestellungen zu prüfen, beispielsweise der Einsatz ökonomischerInstrumente zur Förderung von Abfallvermeidung und – verwertung, wie er auch von derEU in die Überlegungen einbezogen wird oder ob zukünftig neben dem produktbezogenenAnsatz ggf. auch ein materialbezogener Ansatz mit Vorgabe von Verwertungsraten zumTragen kommt.

In dem Entscheidungsprozess über den zukünftigen Weg der Abfallwirtschaft müssenalle denkbaren Überlegungen erlaubt sein und es sollte keine, wie auch immer gearteten,Tabuthemen geben. Dies betrifft sowohl solche Reizthemen, wie z. B. die Liberalisierungder Abfallwirtschaft, die Frage der Getrennterfassung bzw. gemeinsamen Erfassung undnachträglichen Sortierung von Abfällen (Änderung der VerpackV?) als etwa auch dieFrage der zukünftigen Erhebung einer Deponieabgabe, um einen Anreiz zur Beendigungder oberirdischen Ablagerung zu schaffen [14].

9.9.2 Wie lässt sich das Ziel „2020“ erreichen?

Um das Ziel „2020“ zu erreichen ist es wichtig, durch verstärkte quantitative und quali-tative Vermeidung die Menge und insbesondere die Schädlichkeit, bzw. die schädlichenInhaltsstoffe (wie Additive) der zu behandelnden Abfälle weiter zu reduzieren und dadurchdie Möglichkeiten einer vollständigen Abfallverwertung zu verbessern.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Vermeidung, zumindest was die Verringerungder Abfallmengen angeht, Grenzen gesetzt sind. Entscheidend ist somit der weitere Ausbauder Abfallverwertung, d. h. die wesentliche Erhöhung der Verwertungsmengen. Dies kannim Vorfeld einer Behandlung geschehen, während der Behandlung (energetisch) oderdurch Verwertung der Behandlungsrückstände.

Das bedeutet zum einen, so viel der anfallenden Siedlungsabfälle wie möglich direkt zuverwerten. Wiederverwendung und stoffliche sowie energetische Verwertung sind hierbeidie notwendigen Eckpfeiler.

Auch die erhöhte Vergütung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern trägt dazu bei,dass die biogenen Abfälle, wie z. B. Altholz aus dem Sperrmüll oder Bioabfälle, verstärktgetrennt erfasst, aussortiert und in Biomasseanlagen energetisch verwertet werden.

Die übrigen, nicht verwertbaren Abfälle, können thermisch verwerten und die dabeianfallende Energie effizient genutzt werden.

Page 26: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

856 9 Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

Für eine ökologische Verbesserung gegenüber dem Status quo müssen jedoch gleichzei-tig die Qualitäten der zu verwertenden Stoffe bzw. Abfälle, insbesondere der Rückständeaus der thermischen Behandlung, deutlich verbessert werden, was natürlich nur funktio-niert, wenn die eingesetzten Abfälle sich in ihrer Zusammensetzung verändern, was aberaufgrund des Welthandels noch nicht umsetzbar erscheint.

Für die geringen Mengen hoher schadstoffbelasteter Rückstände aus (thermischen)Behandlungsverfahren, z. B. der Rauchgasreinigung von MVA, steht die untertägigeDeponierung und der Versatz zur Verfügung.

Auf der Basis des Status quo der Siedlungsabfallentsorgung ergeben sich verschiedeneMöglichkeiten zur Steigerung der Verwertung, z. B. [14]:

• durch die Intensivierung der bestehenden getrennten Erfassung von Wertstoffen,insbesondere auch von Bioabfällen;

• durch die Erweiterung der Getrennterfassungssysteme, ggf. Ausbau der Produktverant-wortung, Wertstofftonne;

• durch die (automatische) Aufbereitung von Sperrmüll bzw. die getrennte Erfassungbestimmter Sperrmüllbestandteile, z. B. Metalle, Altholz und Kunststoffe;

• durch die vertiefte (automatische) Aufbereitung von gewerblichen Abfällen;• durch die automatische Sortierung von Restmüll;• durch die vertiefte Aufbereitung von Rückständen/Aufbereitungsprodukten aus der

MBA, MBS, MVA oder sonstigen (thermischen) Verfahren.

9.9.3 Stand der Technik zum Erreichen des Ziels 2020

Die technische Entwicklung ist seit ca. 15 Jahren in der Lage der Forderung nach voll-ständiger und hochwertiger Verwertung der Siedlungsabfälle nahe zu kommen. SolcheEntwicklungen gibt es sowohl bei den mechanischen Sortierverfahren, aber auch beider Abfallverbrennung, der Schlackeaufbereitung und auch bei mechanisch-biologischenAbfallbehandlungsverfahren als Stabilatverfahren.

Die Zielstellung 2020 – vollständige Abfallverwertung und Beendigung der oberirdi-schen Deponierung – ist keine Utopie sondern eine realistische Aufgabe. Sie ist einekonsequente Weiterentwicklung der Abfallwirtschaft in Deutschland nach Beendigungder Ablagerung biologisch abbaubarer Abfälle zum 1. Juni 2005. Um allen Beteiligtendabei langfristige Planungssicherheit zu geben, müssen die notwendigen Entscheidungendazu möglichst frühzeitig getroffen werden.

Technisch ist das Ziel der vollständigen Siedlungsabfallverwertung und Beendigungder oberirdischen Ablagerung relativ leicht und mit einer geringen Steigerung der Kostenerreichbar.

Page 27: Abfallwirtschaft || Integrierte Abfallwirtschaftskonzepte, zukünftige Entwicklungen

9.10 Bewertungsmöglichkeiten in der Abfallwirtschaft 857

9.10 Bewertungsmöglichkeiten in der Abfallwirtschaft

In der modernen Abfallwirtschaft stehen Entscheidungsträger vor der Aufgabe, die ge-eignetste technische und wirtschaftliche Lösung für ihre Probleme aus der Vielzahl vonabfallwirtschaftlichen Verfahren der Abfallnutzung und –verwertung auszuwählen. Be-wertungsmethoden bieten die Möglichkeit verschiedene Fragestellungen aus einer Füllevon technischen Lösungsmöglichkeiten in Hinblick auf die Kosten, die Umweltverträg-lichkeit, das Umweltrisiko, oder der Ressourceneffizienz zu beantworten. Da es keineMethode gibt, die alle technisch, ökologisch und ökonomisch möglichen Gesichtspunkteeiner Entscheidung gleichermaßen bewerten kann, wurden verschiedene Methoden ent-wickelt. Viele dieser Bewertungsmethoden sind nicht für die Abfallwirtschaft entwickelt,aber oft adaptiert und für den Einsatz in der Abfallwirtschaft angepasst worden.

Als Beispiele für abfallwirtschaftliche Entscheidungsfindungen sind zu nennen:

Verfahren: Entscheidungsfindung in der Abfallbehandlung für oder gegen ein Behand-lungsverfahren (z. B. MBA ↔ MVA)

Systeme: Entscheidungsfindung in der gesamten Abfalllogistik (Abfallverwertung,-aufbereitung, -sammlung, -umschlag) (z. B. verschiedene Recyclingverfahren)

Produkte: Entscheidungsfindung in der Abfallvermeidung für oder gegen ein Produkt(Einweg- ↔ Mehrwegverpackungen)

Betrachtung der bestehenden kommunalen Abfallwirtschaft hinsichtlich ihrer Umwelt-verträglichkeit und ihres ökologischen Gefährdungspotenzials

Zukünftige Maßnahmen hinsichtlich ihrer relativen Vorteilhaftigkeit und ihrer Eignungzur Beseitigung ökologischer Defizite

Ökologische Konsequenzen abfallwirtschaftlicher Maßnahmen

Da eine Reihe von Bewertungsmethoden international verwendet wird sind in der folgen-den Übersicht einige wichtige Bewertungsmethoden sowohl mit ihren englischen als auchihren deutschen Begriffen aufgelistet:

• Stoffflussanalyse (SFA)• MIPS (Material-Input pro Serviceeinheit)• LCA (Life Cycle Assessment, Ökobilanz oder Lebenszyklusanalyse)• Kosten-Nutzen-Analyse (Cost-Benefit-Analysis)• Nutzwertanalyse• Kosten-Wirksamkeits-Analyse

Zu den wichtigen Voraussetzungen einer Bewertungsmethode gehört es, eine hoheAnschaulichkeit und Bildhaftigkeit und die damit verbundene Komplexreduktion zuerreichen. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde als Wissenschaftsgebietdie Systemtechnik zur Lösung technischer und wirtschaftlicher Vorgänge in den USAentwickelt. Eingesetzt wurde die Systemtechnik erstmalig bei der Planung, der Projek-

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tentscheidung und Projektdurchführung in der Luft- und Raumfahrt. Als Hilfsmittelwurden die Netzplantechnik, die Nutzwert- und Fehlerbaumanalyse entwickelt. Mit derArbeit von Zangemeister [15] inspiriert, wurden an der TU Berlin durch Prof. Thomè-Kozmiensky und der Universität Stuttgart durch Prof. Shin die ersten Vergleiche vonAbfallbehandlungverfahren mit Hilfe der Nutzwertanalyse vorgenommen.

Ein System im Sinne der Systemtechnik ist ein strukturiertes Konglomerat von Baustei-nen (Systemelemente), die miteinander in Verbindung stehen und von ihrer Umgebung,aus abfallwirtschaftlicher Sicht ist das die Umwelt, beeinflusst wird.

Mit dieser Interpretation der Systemtechnik wurden erstmals unterschiedliche Ge-tränkeverpackungsmaterialien als Einweg- bzw. Mehrwegverpackung über den gesamtenSystem-Lebenszyklus untersucht [16]. Diese Lebenszyklusanalyse, wie sie auch bezeichnetwurde, ist von Sundström in Schweden 1974 und von Franke 1981–1984 [17] für denVergleich von Getränkeverpackungen erstmalig durchgeführt worden.

Neben den erwähnten Bewertungsmodellen sind in den letzten 30 Jahren eine Vielzahlvon Methoden zur Beurteilung von Umweltauswirkungen entwickelt worden. Dies hatdazu geführt, dass aufgrund der Vielfalt der Methoden die Ergebnisse der einzelnen Studienbeim gleichen Untersuchungsgegenstand zum Teil erheblich voneinander abweichen. Zumanderen sind die Begriffe je nach Land und Forschergruppe in der Anwendung verändertworden, wobei nicht immer inhaltlich etwas verändert wurde. So wurde aus dem BegriffLebenszyklusanalyse der Begriff Ökobilanz der dann aus dem englischen LCA = Life cycleassessment oft mit Produktlinienanalyse zurückübersetzt wurde, wobei aber die Ökobilanzund die Produktlinienanalyse in ihrer Methodik deutlich unterscheiden.

Auch der Begriff der Stoffstromwirtschaft bei der Stoffstrombilanzen erstellt werden,kann mit einer anderen Bewertungsmethode der Stoffflussanalyse und deren Stoffbilanzenverwechselt werden. Darüber hinaus wurden auch weitere bereits bekannte Bewertungs-konzepte mit neuen Namen versehen. Dies führte zu einer allgemeinen Verwirrung, sodass auch seriöse Methoden in den Ruf gerieten fallweise auch ein vorher gewünschtesErgebnis zu erzielen.

Mit der Erstellung einheitlicher Definitionen von Umweltbilanzen und –bewertungendurch den Arbeitskreis der SETAC (The Society of Environmental Toxicology and Che-mistry) wurde im Jahr 1997 die internationale Norm (EN ISO 14040 bis 14043 – Erstellungvon Ökobilanzen) veröffentlicht.

Wie die Arbeit von Winkler [18] zeigt, sind beim Vergleich der Softwareprogrammefür die Ökobilanz von Abfallwirtschaftssystemen große Abweichungen trotz der gleichenDatenbasis entstanden. Dies deutet darauf hin, dass auch in Zukunft eine transparenteund für den Außenstehenden nachvollziehbare Erstellung einer Ökobilanzierung für einezuverlässige Entscheidungsfindung als Thema von Bedeutung bleibt.

Nutzwertanalyse Zur Verfahrensauswahl bei komplexen Aufgabenstellungen bei der sichdas gewählte Ziel in Unterziele aufteilen lässt, hat sich die Nutzwertanalyse bewährt. Fürdie Umsetzung einer Nutzwertanalyse ist es notwendig, eine Zielhierarchie zu entwickeln.Das Oberziel (z. B. Die bessere Entsorgung von Siedlungsabfällen) wird in Unterziele auf-

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geteilt (z. B. Ziel 2: Geringe Ökologische Belastung). Das Ziel 2 ist noch viel zu unklarund wird daher weiter in eine 3. Zielebene aufgeteilt in die Zielelemente (z. B. GeringereWasserbelastung). Auch diese Ebene lässt sich genauer unterteilen (z. B. Wassermenge,Schadstoffkonzentration, Temperatur, etc.). Nach der Erstellung der Zielhierarchie wer-den die einzelnen Unterziele nach ihrer Bedeutung im Hinblick auf das Oberziel gewichtet(z. B. von null bis zehn). Nun können verschiedene Projektalternativen gemäß dieses Sy-stemansatzes überprüft werden. Das Ergebnis dieser Vorgehensweise ist eine Matrix, in derin den Zeilen die Unterziele und in den Spalten die Alternativen aufgeführt werden. Wer-den die einzelnen Zielwerte der Alternativen aggregiert, bekommt man als Ergebnis denNutzwert einer Alternative. Diejenige Alternative mit dem höchsten Nutzwert ist vor demHintergrund der gegebenen Randbedingungen und Präferenzen als optimal anzusehen.

Da die Gewichtung von 0 bis 10 sehr abhängig von einer Person sein kann, sind die Ziel-gewichte durch eine Mehrzahl von Experten oder Zielträgern (Betroffenen) objektivierbar[19].

Die Nutzwertanalyse ist wegen ihres nachvollziehbaren und überprüfbaren Ergebnisseszur systematischen Entscheidungsfindung von Alternativen gut geeignet. Bei der Nutz-wertanalyse können technische, ökologische und soziale Bewertungskriterien, die sichan quantitativen und qualitativen Merkmalen orientieren, aber auch Gesamtkosten undErlöse als jeweilige Summen der Alternativen berücksichtig werden.

Mit Hilfe der Sensitivitätsanalyse ist es möglich, die Zielelemente mit dem größtenEinfluss zu variieren und damit deren Bedeutung optisch sichtbar zu machen.

Kosten-Wirksamkeits-Analyse Die Kosten-Wirksamkeits-Analyse ist eine Methode zurBewertung der Wirtschaftlichkeit von Alternativen, bei der zwar eine monetäre Bewertungder Kosten möglich ist, der Nutzen aber nicht entsprechend bestimmt werden kann.

Die Nutzenmessung erfolgt in mehreren Schritten analog der Nutzwertanalyse. Ko-sten und Wirkungen werden mit einem gewählten Zinssatz ab diskontiert. Gewählt wirddiejenige Handlungsalternative, bei der entweder für einen vorgegebenen Nutzwert diegeringsten Kosten anfallen oder bei der ein vorgegebener Kostenrahmen den höchstenNutzwert erzielt.

Die Kosten-Wirksamkeits-Analyse gibt wie die Nutzwertanalyse keine absolute sonderneine relative Aussage über die Vorteilhaftigkeit einer Alternative.

Kosten-Nutzen-Analyse (Cost-Benefit-Analysis) Die Kosten-Nutzen-Analyse hat alsZiel ein bestimmtes Projekt, Vorhaben oder Konzept als Alternative aus einer An-zahl von möglichen Alternativen auszuwählen, deren Umsetzung im Hinblick aufgesamtwirtschaftliche Wohlfahrt am effektivsten erfüllt wird.

Der wichtigste Unterschied zur Kosten-Wirksamkeits-Analyse besteht darin, dass inder Kosten-Nutzen-Analyse die Bewertung der Kosten- und Nutzenkomponenten ausgesamt- statt aus der einzelwirtschaftlicher Sicht erfolgen. Dabei spielt die Bewertung derAuswirkungen mit Hilfe der monetären Bewertung (ausdrückbar in Geldeinheiten) dieentscheidende Rolle. Kosten werden negative und Erträge werden positive bewertet, wobei

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zu beachten ist, dass nicht monetarisierbare Werte oder Indikatoren unberücksichtigt blei-ben, bzw. gesondert beschrieben werden. Dies betrifft vor allem externe Effekte, die durchden Konsum von Umweltgütern oder deren Einsatz im Produktionsprozess entstehen –also Umweltbelastungen sind schlechthin externe Effekte – Externalitäten [20].

Zur monetären Bewertung von Umweltauswirkungen von Projekten wurden ver-schiedene Methoden entwickelt. So kann z. B. durch Befragung der Bevölkerung dieZahlungsbereitschaft für bestimmte Nutzeffekte ermittelt werden. Eine andere Möglichkeitzur Bewertung von Umwelteffekten ist die Ermittlung von vermiedenen Schadenskosten[21].

Alle Kosten und Erträge werden für einen Zeitpunkt berechnet (abdiskontiert), sindvor allem für langfristige Zeitperioden von Bedeutung.

LCA (Life Cycle Assessment, Ökobilanz oder Lebenszyklusanalyse) Die Ökobilan-zen oder LCA sind die einzigen international genormten Methoden zur Analyse derUmweltaspekte und potentiellen Wirkungen von Produktsystemen, dargelegt in denAnforderungen an die Durchführung von Ökobilanzstudien in der ISO 14044 (2006).

Es ist eine Methode zur Abschätzung der mit einem Produkt, einem Verfahrenoder einer Dienstleistung (unterschiedliche Recycling- und Entsorgungsverfahren sind alsDienstleistungen zu verstehen) verbundenen potentiellen Umweltauswirkungen. Es wur-de entwickelt für den Vergleich der Umweltauswirkungen verschiedener Produkte bzw.Prozesse bei identischer Funktion.

Die Ökobilanz verfolgt die Umweltauswirkungen entlang des gesamten Lebenswegeseines Produktes, von der Rohstoffgewinnung über Produktion, Vorprodukte, Anwendung,Recycling bis zur endgültigen Abfallbehandlung und Beseitigung, d. h. „von der Wiege biszur Bahre“.

Die Ökobilanz nach DIN EN ISO 14040 ist eine Methode zur Abschätzung der miteinem Produkt verbundenen Umweltaspekte und produktspezifischen potentiellen Um-weltwirkungen durch die Zusammenstellung einer Sachbilanz von relevanten Input-und Outputflüssen eines Produktsystems und einer Wirkungsbilanz mit Klassifizierungund Abschätzung und einer Bilanzbewertung hinsichtlich der Zielsetzung der Untersu-chung. Dies könnte eine Beurteilung der mit diesen Inputs und Outputs verbundenenpotentiellen Umweltwirkungen hinsichtlich der Nutzung von Ressourcen, der menschli-chen Gesundheit und der ökologiebezogenen Wirkungen sein. Schematisch dargestellt inAbb. 9.19.

Für die Nutzung gibt es Softwareprogramme, da eine Aufstellung einer Ökobilanz sehraufwendig ist. Zur Nutzung für die Abfallwirtschaft steht das Programm EASEWASTE derDTU (Technische Universität Dänemark) zur Modellierung von Abfallwirtschaftskonzep-ten und Untersuchung von Szenarien oder Technologien zur Verfügung, mit viel Erfahrungin der Praxis und ständiger Fortschreibung und Erweiterung mit neuen Technologien [23].

Stoffflussanalyse (SFA) Die Stoffflussanalyse ist eine Methode zur Erfassung, Be-schreibung und Interpretation von Stoffhaushaltssystemen. Sie ist die systematische

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9.10 Bewertungsmöglichkeiten in der Abfallwirtschaft 861

Abb. 9.19 Bestandteile einer Ökobilanz nach EN ISO 14040 [22]

Abb. 9.20 SchematischeDarstellung einerStoffflussanalyse [24]

Output Feststoff

Systemgrenze

Output Abwasser

Output Störstoffe

Output Biogas

Input Bioabfall u.a.

Input Sonstige (z.B. Wasser)

black box

SFA: Modellierung einer Biogasanlage

Bestandsaufnahme des Weges von Stoffen (z. B. Chlor als Molekül, Cadmium als Element)und/oder von Gütern (z. B. Auto, Hausmüll). Alle Eingangs- und Ausgangsgrößen einesabgegrenzten Systems (Bilanzraum) werden unter Berücksichtigung der Akkumulation(Lager) und der Umwandlung der Massen einander gegenübergestellt.

Gemäß dem Massenerhaltungssatz geht im Rahmen eines solchen Vorganges keineMasse verloren, es ändern sich nur ihr Zustand und damit auch ihre Verfügbarkeit.

Die Stoffflussanalyse kann sich auf einen Betrieb, eine Region, eine Nation oder aufden globalen Raum beziehen. In Abb. 9.20 ist von Dornack [24] ein Beispiel für eine SFAdargestellt. Die Stoffflussanalyse beschränkt sich auf die Erfassung und Berechnung vonDaten, sie beinhaltet im Gegensatz zur Ökobilanz keinen eigenen Bewertungsschritt.

Die Stoffflussanalyse ist eine Methodik zur Stoffbilanzierung. Sie zeichnet sich dadurchaus, dass ihre Vorgangsweise genau festgelegt ist [25]:

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1. Systemanalyse einschließlich der zu betrachtenden Güter, Prozesse und Stoffe2. Messung (Datenerfassung) der Güterflüsse3. Bestimmen der Stoffkonzentrationen4. Berechnung der Stoffflüsse5. Schematische Darstellung

Die mittels der Stoffflussanalyse gemessenen und berechneten Daten können nun, wie dieSachbilanzdaten der Ökobilanz, weiter bearbeitet werden, indem z. B. eine Bewertung derDaten vorgenommen wird. Dies ist allerdings als eigener Schritt zu sehen [21].

Als Vorläufer der SFA kann die Bilanzierung von Schadstoffen in der Sortieranlage fürHaushaltsabfall in Wien gesehen werden. Hier wurden 1983 in Zusammenarbeit mit G.Vogel, K. E. Lorber und B. Bilitewski [26] die einzelnen Sortierstufen, die Recyclingpro-dukte und deren Schadstofftransport, z. B. über die Verbrennung in die Atmosphäre undüber den Komposteinsatz im Weinbau in den Boden und in die Pflanze, bilanziert.

MIPS (Material-Input pro Serviceeinheit) Im Jahr 1992 wurde vom Wuppertalinsti-tut für Klima, Umwelt und Energie erstmals vorgeschlagen, als Maß für die spezifischeUmweltbeanspruchung eines Produktes den gesamten Materialaufwand, der zur Herstel-lung, Nutzung und Entsorgung des Produktes notwendig ist, einzusetzen. Dazu gehörenauch jene Materialmengen, welche anteilsmäßig für Transporte, Infrastrukturen (Stra-ßen, Eisenbahnlinien, Telefonnetze) und Anlagen aufgewendet werden müssen, welchedie Erzeugung und Verteilung des Produktes ermöglichen. Der Energieaufwand wird in-sofern berücksichtigt, als die Materialbewegungen zur Deckung des Energiebedarfs miteingerechnet werden.

Sind alle Masseinputs erfasst, werden sie auf Dienstleistungseinheiten bezogen addiert.Als Dienstleistungseinheit wird z. B. bei einer Waschmaschine 1 kg Trockenwäsche her-angezogen. Das Ergebnis sagt aus, wie viel kg Material (Produktion bis einschließlichEntsorgung) zum Waschen von 1 kg Trockenwäsche benötigt wird.

Als Bewertungansatz für abfallwirtschaftliches Handeln scheint die Methode nur sehrbedingt geeignet. Sie kann allerdings einen ersten Überblick über die Sinnhaftigkeit vonRecyclingprozessen geben, da Verwertungsoptionen mit einem hohen Energie-, Material-und/oder Transportaufwand sichtbar gemacht werden. Im Weiteren ist es denkbar, dieMethode als Baustein einer Gesamtbewertung einzusetzen. Dieser Ansatz wurde z. B. beider Erarbeitung von Bewertungskriterien für das EU-Umweltzeichen für Konsumbatterienangewandt.

Bei dieser Methode werden ausschließlich mengenmäßige Material-Inputs betrachtet.Es wird weder auf die Umweltrelevanz der Materialien, noch auf die Entstehung vonEmissionen durch den Einsatz der Materialien Bezug genommen.

Die gleichwertige Aggregierung von toxischen und nicht toxischen Stoffen ist somit derHauptkritikpunkt an der MIPS-Methode [21].

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Literatur 863

Literatur

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20. Wiesmeth, H.: Umweltökonomie, Springer Verlag Berlin (2003)21. Grassinger, D.; Salhofer, S.: Methoden zur Bewertung abfallwirtschaftlicher Maßnahmen, im

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24. Dornack, Ch.: Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Entwicklung, Vorlesungsmanuskript amIAA, TU Dresden, 2010

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Berlin, Beiheft zu Müll und Abfall Band 21, Erich Schmidt Verlag Berlin 1985


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