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a Waldforschung ktuell 59 - Bayern€¦ · und Angewandte Informatik der TU München seine...

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Forsttechnik im Dienste der Nachhaltigkeit 14. Jahrgang; Ausgabe 4 - 2007; ISSN 1435 - 4098; Einzelpreis: 5,– aktuell Waldforschung Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und Mitgliederzeitschrift des Zentrums Wald · Forst · Holz Weihenstephan 59
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Page 1: a Waldforschung ktuell 59 - Bayern€¦ · und Angewandte Informatik der TU München seine Versuchs-reihe zu ökologischen Auswirkungen des Maschineneinsatzes auf Boden und Bestand

Forsttechnik im Dienste der Nachhaltigkeit

14. Jahrgang; Ausgabe 4 - 2007; ISSN 1435 - 4098; Einzelpreis: € 5,–

aktuellWaldforschung

Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und Mitgliederzeitschrift des Zentrums Wald · Forst · Holz Weihenstephan

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11. Statusseminar: Energie aus dem Wald - Wald im Gebirge 35von Hildegard Klessig und Joachim Hamberger

Aus der Fischperspektive in die Baumkronen geschaut 37Diplomarbeit aus der Forstlichen Studienfakultät der TU München

Nachrichten und Veranstaltungen 38

Nachrichten 51

Impressum 53

KURZ & BÜNDIG

INHALTSÜBERSICHT

Forsttechnik im Dienste der Nachhaltigkeit 1von Walter Warkotsch, Herbert Borchert und Helge Peters

Vergleich der Bogiebänder Eco-Track und Eco-Baltic mit dem Reifen 3von Johann Kremer und Markus Schardt

Nadelstarkholz erwünscht von Ulrich Heindl und Reinhard Pausch 6Profi-Waldarbeiter + Harvester: effiziente Einheit im starken 8Nadelholz von Reinhard Pausch und Ulrich Heindl

Gesucht - gefunden! Unternehmer-Datenbank im Internet 11von Herbert Borchert

Umweltschonende Öl-Sorten in der Waldarbeit 12von Helge Peters

Die Bayerischen Staatsforsten setzen Standards 14von Bernhard Hölldorfer

Wer die Wahl hat, hat die Qual - Holzernteverfahren richtig 17auswählen von Reinhard Pausch

Aus Zwei mach' Eins: Der Ponsse Dual 20von Alexander Eberhardinger und Reinhard Pausch

Erfahrungen zur Holzernte austauschen 24von Reinhard Pausch

Unternehmer bevorzugen große Maschinen 27von Herbert Borchert und Johann Kremer

Einfach, aber wirkungsvoll - das R2005-Gerät von Bernhard Hölldorfer 30Weg frei für Logistik-Großprojekt von Stefan Nüßlein 32

FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

Titelseite: Starkholzernte in einem Verjüngungsbestand im Großhaager Forst bei München;zum Schutz der Verjüngung fällen Waldarbeiter die starken Fichtenstämme derForstmaschine zu und arbeiten sie teilweise auf. Der Harvester auf der Rückegasse hebtanschließend die Stammabschnitte schonend aus der Verjüngung. KombinierteHolzernteverfahren wie das „Königsbronner“ werden in Zukunft mehr an Bedeutung gewin-nen (Foto: A. Eberhardinger).

WALDFORSCHUNG AKTUELL

Ein April wie ein Sommer und ein Mai, der ins Wasser fiel 40von Lothar Zimmermann und Stephan Raspe

Mairegen bringt Segen für den Waldboden 42von Winfried Grimmeisen und Stephan Raspe

„Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen so bleiben mag“ 44von Georg Gietl

Klimawandel und Florenveränderung 45von Jörg Ewald, Martin Scheuerer und Helge Walentowski

614 Bäume sicher erkennen CD vorgestellt von Michael Streckfuß 48

www.waldwissen.net gewinnt den Schweighofer Prize 2007 54aus der Redaktion

WALD • WISSENSCHAFT • PRAXIS

Liebe Leserinnen und Leser,

der Begriff Nachhal-tigkeit wurde zu Beginndes 18. Jahrhundertsformuliert, als die Angstvor einer Holznot großwar und sich eine regulä-re Forstwirtschaft ent-wickelte. Regional prak-tiziert haben FörsterNachhaltigkeit jedochbereits im 15. Jahrhun-dert, um die Bevölkerung kontinuierlich mit demRohstoff Holz zu versorgen. Auch die an die mit-telalterliche Bedarfswirtschaft besonders ange-passte Mittelwaldnutzung war ein ausgeklügeltes,nachhaltiges Bewirtschaftungssystem. Bereits im19. Jahrhundert wurde die forstwirtschaftlichePraxis der Nachhaltigkeit über die reine Rohstoff-versorgung hinaus erweitert.

Die Helsinki-Resolution aus dem Jahre 1993definiert die nachhaltige Waldwirtschaft als „dieBehandlung und Nutzung von Wäldern auf eineWeise und in einem Ausmaß, das deren biologi-sche Vielfalt, Produktivität, Verjüngungsfähigkeit,Vitalität sowie deren Fähigkeit, die relevanten öko-logischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktio-nen gegenwärtig und in der Zukunft auf lokaler,nationaler und globaler Ebene zu erfüllen gewähr-leistet, ohne anderen Ökosystemen Schadenzuzufügen.“

Nachhaltige Forstwirtschaft in heutiger Zeitkommt an der Mechanisierung und ihrer Weiter-entwicklung nicht vorbei. Gerade im Bereich derHolzernte hat die Forsttechnik in den letztenJahren immer schwerere und größere Maschinenentwickelt. Es ist uns durchaus bewusst, dassauch kleine Forstmaschinen, wie die im Wald ein-gesetzten landwirtschaftlichen Schlepper, bereitsbleibende Schäden verursachen können. Abererst recht muss die moderne Forsttechnik diesensensiblen Lebens-, Erholungs- und Wirtschafts-raum vor Schäden bewahren.

Die vielfältigen betrieblichen und technischenMöglichkeiten, die unsere heutige Forstwirtschafthierzu bietet, wollen wir in diesem Heft anspre-chen. Neue Holzernteverfahren, wie das Königs-bronner, können Wege aufzeigen, die uns weg-führen von immer größeren und immer leistungs-stärkeren Maschinen. In den Labors werdenHydraulikflüssigkeiten entwickelt, die deutlichumweltverträglicher sind als die bisherigen. Auchdie Waldbesitzer können einen wichtigen Beitragzur Nachhaltigkeit leisten, wenn sie von Forst-unternehmern Mindeststandards verlangen, wasderen Maschineneinsatz oder auch deren Arbeits-qualität betrifft. Mitarbeiter der drei in Weihenste-phan vertretenen forstlichen Einrichtungen sowiedas Unternehmen Bayerische Staatsforsten infor-mieren Sie über neue Wege und Altbewährtes ausdem Bereich der Forsttechnik.

Und nun, liebe Leserinnen und Leser, wün-sche ich ein informatives Lesevergnügen in derWelt der Forsttechnik.

Ihr

Olaf Schmidt

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/2007 1

Forst- und Holzwirtschaft boomen! Der Rohstoff Holz istgefragt wie nie zuvor. Vergessen ist: „Baum ab - nein danke!“.Die Förster sind plötzlich avanciert zum „Problemlöser inEnergiefragen“.

Die Sägeindustrie unterliegt einem rapiden Strukturwandelmit neuen zusätzlichen Einschnittskapazitäten bis zum Jahr2008 von sieben bis zehn Millionen Kubikmeter Jahresein-schnitt! Bedingt durch Konzentrationsprozesse und Werks-erweiterungen steigen die Anforderungen an Organisation undAusbildung, um Informationsflussmanagement, Materialfluss-planung, regionalen Maschineneinsatz sowie Quantitäts- undQualitätsansprüche erfüllen zu können.

Holzboom fordert Forsttechnik wie nie zuvorNeben den Waldbesitzern sowie den holzbe- und verarbei-

tenden Betrieben spielen daher die Forstunternehmer eineimmer wichtiger werdende Rolle! Soll die Holzernte effizien-

ter und gleichzeitig umweltverträglicher werden, muss dieHolz- und Forstwirtschaft den Unternehmern mehr Aufmerk-samkeit und Unterstützung zukommen lassen.

Seit Rio de Janeiro (1992) ist eine nachhaltige Entwicklungals oberste Handlungsmaxime international festgeschrieben, inMitteleuropa auch anerkannt und in der Forstwissenschaft wei-testgehend umgesetzt.

Nachhaltiges Handeln schließt Holznutzung ausdrücklichmit ein und muss aufgrund der Ressourcenschonung, derTransportkosten und der ökologischen Rucksäcke zu regiona-ler Holzversorgung führen.

Die Forsttechnik erlebte in den letzten 50 Jahren eine ra-sante Entwicklung. Die Einführung der Motorsäge führte zueiner Verdoppelung der Produktivität, die des Harvesters inDurchforstungen zu einer weiteren Steigerung um das Zehnfa-che.

Moderne Forsttechnik ist vielseitig, umweltfreundlich undlässt sich flexibel einsetzen. Es gab noch nie so viele forsttech-

Forsttechnik im Dienste der NachhaltigkeitForstunternehmer besetzen eine Schlüsselrolle für nachhaltige Waldbewirtschaftung

von Walter Warkotsch, Herbert Borchert und Helge Peters

Wald und Holz haben einen Stellenwert wie nie zuvor in unserer modernen Gesellschaft. Das oberste Handlungsgebot„Nachhaltiges Wirtschaften“, zumindest seit Rio de Janeiro (1992) für alle Wirtschaftszweige geltend, wird schon seitJahrzehnten im Wald umgesetzt. Der technische Fortschritt der Forstwirtschaft muss und wird auch in Zukunft ökono-mischen, ökologischen und gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden. Diesen Ansprüchen müssen sich auch dieForstunternehmer stellen, die immer mehr betriebliche Arbeiten im Wald erledigen. Den Forstunternehmern kommtdaher eine Schlüsselrolle für eine nachhaltige Bewirtschaftung zu. Die wissenschaftlichen Einrichtungen in Weihenste-phan werden auch weiterhin die forstlichen Dienstleister nach Kräften unterstützen.

Abb. 1: Forsttechnik im Wald: a) Nadelstarkholzernte in einem verjüngungsreichen Fichtenbestand (Foto: R. Pausch) b) Hackschnit-zelgewinnung, ob aus Käferrestholz zur Käferbekämpfung oder aus Durchforstungsholz, wird weiter zunehmen (Foto: LWF/Archiv).c) Holzabfuhr auf neuen Wegen: schnell und zuverlässig, unterstützt von NavLog (Foto: Holzabsatzfonds)

a b c

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/20072

nische Möglichkeiten wie heute! Forsttechnik muss aber ver-antwortungsbewusst eingesetzt werden.

Moderne Harvester haben bislang nur einzelne Forstbe-triebe beschafft, da eine akzeptable Auslastung mit den ent-sprechenden Holzmengen im eigenen Wald nur selten möglichist. Wie traditionell schon die Rückung, wird auch der Holz-einschlag mehr und mehr an Forstunternehmen abgegeben.

Ohne Forstunternehmer geht nichtsIm Großprivatwald führen Forstunternehmen 60 Prozent

des Holzeinschlages aus (SCHREIBER 2007). Im Kleinprivat-wald erledigen dagegen die Waldbesitzer fast noch alle Arbei-ten selbst und Harvester werden nur selten eingesetzt (PERSCHL

und OHRNER 2004). Da viele Waldbesitzer einem Beruf außer-halb der Land- und Forstwirtschaft nachgehen, sind sie inzwi-schen mit Waldarbeiten weniger vertraut. Spätestens, wenn derWald an die nächste Generation übergeben wird, wächst derBedarf an Fremdleistungen, sofern eine Bewirtschaftung über-haupt fortgeführt wird. Damit nimmt die Bedeutung der Forst-unternehmen innerhalb der Wertschöpfungskette Forst undHolz weiter zu.

Die forstlichen Dienstleister sind derzeit allerdings enor-mem Druck ausgesetzt. Auf der einen Seite stehen aufgrundknapper Eigenkapitaldecke die Finanzinstitute als Kreditgebermit Geschäftsplanforderungen und Renditedenken, auf deranderen Seite Waldbesitzer als Auftraggeber mit unrealisti-schen Erwartungen in Bezug auf Flexibilität, Preise und Pfleg-lichkeit, da den Auftraggebern die Auswirkungen der Holzern-teeinflussfaktoren wie z. B. Stückmasse, Gelände und Er-schließung auf die Produktivität häufig nicht bewusst sind.

In diesem Spannungsfeld versuchen die Unternehmer, mitHilfe fortschreitender Mechanisierung, Spezialisierung, Er-weiterung des Dienstleistungsangebotes und Qualifizierung zuüberleben und die Konkurrenzfähigkeit zu steigern.

Da die Mehrzahl der FirmenKleinstunternehmer sind, die nur eineoder zwei Forstmaschinen besitzen, istes für sie oft schwierig, die Erwartun-gen der Waldbesitzer zu erfüllen. In-dem sie untereinander oder mit derHolzindustrie Subunternehmer-Bezie-hungen eingehen, versuchen vieleUnternehmer, dieses Manko zu über-winden.

Von Seiten der Forschung bemühenwir uns, auf verschiedene Weise dieForstunternehmen zu unterstützen.Kalkulationshilfen sollen die Unter-nehmen in die Lage versetzen, ihrePlanungen besser abzusichern. In derFortbildung finden neueste For-schungsergebnisse Eingang. Dort wer-den sowohl die Möglichkeiten wieauch die Grenzen moderner Forsttech-nik vermittelt. Mit dem jährlich statt-findenden „Forstlichen Unternehmer-

tag“ wurde ein Forum zum Austausch zwischen Wissenschaftund Praxis geschaffen. Die neu installierte Unternehmer-datenbank (s. Beitrag Borchert auf S. 11 in diesem Heft) solldie Kontaktaufnahme zwischen Waldbesitzern und Unterneh-mern erleichtern.

Die Gesellschaft, die Holz- und Forstwirtschaft - wir alle -brauchen in der Zukunft den Wald, das Holz, die Forsttechnikund die forstlichen Dienstleister. Wir stehen gemeinsam voranspruchsvollen Herausforderungen.

Lassen Sie uns diese Herausforderungen gemeinsammeistern!

LiteraturPERSCHL, H.; OHRNER, G. (2004): Arbeitserledigung im Privat-wald kleiner 200 ha Besitzgröße. LWFaktuell Nr. 47, S. 6-7SCHREIBER, R. (2007): Testbetriebsnetz Forst 2005: Körper-schaftswald zum dritten Mal in Folge mit positivem Rein-ertrag. LWFaktuell Nr. 56, S. 15-17

PROF. DR. WALTER WARKOTSCH leitet den Lehrstuhl fürForstliche Arbeitswissenschaft und Angewandte Informa-tik an der TU München. E-Mail: [email protected]

DR. HERBERT BORCHERT leitet das Sachgebiet „Betriebs-wirtschaft und Forsttechnik“ der Bayerischen Landes-anstalt für Wald und Forstwirtschaft. E-Mail: [email protected]

PROF. DR. HELGE PETERS leitet das Lehrgebiet „Holzernteund Verfahrenstechnik“ der Fakultät Wald und Forstwirt-schaft der Fachhochschule Weihenstephan. E-Mail: [email protected]

Abb. 2: Leistungsfähige Kombimaschinen können gerade für kleinere Unternehmen wert-volle Hilfe im Konkurrenzkampf gegenüber Großunternehmen bringen. (Foto: Gebr. Konrad GmbH, Österreich)

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

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Vergleich der Bogiebänder Eco-Track undEco-Baltic mit dem ReifenBänder hinsichtlich Pfleglichkeit den Rädern deutlich überlegen

von Johann Kremer und Markus Schardt

Tragschlepper (Forwarder) bergen aus Sicht des Bodenschutzes größere Gefahren als Erntemaschinen. In beladenemZustand weisen sie i. d. R. deutlich höhere Gesamtmassen auf und fahren bis heute auf Rädern. Um Traktions- undMobilitätsprobleme zu überwinden, können die Räder der Tragschlepper mit Bogiebändern ausgerüstet werden. Derartausgestattete Forwarder sind deutlich bodenpfleglicher. Auf sehr empfindlichen Böden und bei flach streichendenWurzeln sind die schonenderen „Softbänder“ besonders zu empfehlen.

tungseffekte auf. Die Werte liegen in der kontaktflächennahenSchicht (5-10 cm) mit 35 Prozent in einer Größenordnung, dieoft in der einschlägigen Literatur genannt wird (OHRNER et al.2003). Der bodenschonende Einfluß beider Bändertypen wirdmit um 50 Prozent geringeren Werten eindeutig belegt.Während die Grobporenreduktion unter dem Reifen 59 Pro-zent erreicht, sind es unter den Bändervarianten nur 39 bzw.40 Prozent.

Zieht man die verbleibenden Luftleitfähigkeitsbeiwertehinzu, so ergibt sich ein etwas differenziertes Bild. In der kon-taktflächennahen Schicht zeichnet sich das Softband als ten-denziell günstiger ab und bei 15-20 cm Tiefe ergibt sich eineklare Abstufung. Während die Reduktionen unter dem Radzwei Klassensprünge1 bewirken, ist es unter ECO-Track nureiner; unter dem Softband bleibt die Leitfähigkeitsklasse

„Bogiebänder auf Holzrückemaschinen“: mit diesemThema setzte der Lehrstuhl für Forstliche Arbeitswissenschaftund Angewandte Informatik der TU München seine Versuchs-reihe zu ökologischen Auswirkungen des Maschineneinsatzesauf Boden und Bestand fort. Die zentrale Frage lautete, wieder Einsatz von Reifen und Bogiebändern Qualität und Aus-maß der Bodenstrukturveränderungen und Wurzelverletzun-gen beeinflusst. Wegen ihrer forstwirtschaftlichen Bedeutungund ihrem typischen Wurzelverhalten stand die Fichte imFokus der Studie. Die Versuchsanlage umfasste je drei Gassenin ebenem Gelände und am Hang bis 35 % Neigung. DieStämme wurden im Rahmen einer Holzerntemaßnahme imNormalbetrieb gebracht. Ziel war es, aus den ErgebnissenEmpfehlungen zum Einsatz von Bogiebändern hinsichtlichBestandes- und Bodenschutz abzuleiten.

Gerückt wurde mit einem Acht-Rad Forwarder „DasserTRS 10.8“, ausgerüstet mit NiederdruckquerschnittsreifenNokia 700/45-22,5 16 PR, TRS LS-2 (Abb. 1). Der Reifen-druck betrug für die Vorderachse 3,0 für die hintere 4,0 bar. Inden Varianten wurden das Universalband „Eco-Track“ sowiedas Softband „Eco-Baltic“ aufgezogen. Die Zuladung blieb inallen Fällen konstant bei ca. 10 t.

BodenstrukturveränderungenEbene

Befahren wurde ein (kiesig) schluffiger Sand bei Wasser-gehalten im Bereich der Ausrollgrenze (18 m % // Massenpro-zent). Um die Bodenstrukturveränderungen zu bewerten, wur-den konventionelle bodenphysikalisch-mechanische Metho-den und als bildgebende Verfahren die Röntgen-Computer-Tomographie (CT) eingesetzt. Aus den sechs Rückegassenergab sich ein Probenumfang von 180 Stechzylindern und 86großvolumigen Acrylglaszylindern für Strukturanalysenmittels CT.

Wie erwartet traten unter den Reifen deutliche Verdich-

Abb. 1: Der eingesetzte Forwarder DASSER TRS 10.8 in derHangvariante beim Bergauf-Rücken ohne Bogiebänder (Foto: J. Kremer)

1 Klassifikation der Luftleitfähigkeitsbeiwerte nach BRUGGEN (1966)

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

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Rinde, die Klassen 3 bis 5 stellen hingegen massive Holzkör-perverletzungen bis hin zum Wurzelabriss dar (Tab. 2).

Insgesamt wurden auf den sechs untersuchten Gassen 328Bäume bzw. 506 Hauptwurzeln aufgenommen. Die nachfol-genden Ergebnisse beziehen sich auf die dominierende Baum-art Fichte (270 Individuen bzw. 437 Wurzeln).

Unabhängig von der Befahrungsvariante lag das Niveauder Wurzelschäden (Schadprozent) in ebenem Gelände allerdrei Varianten bei ca. 25 Prozent. In hängigem Gelände ent-standen unter dem unbewehrten Reifen die weitaus meistenWurzelschäden. Hier waren fast die Hälfte aller Hauptwurzelngeschädigt. Dies ist auf den Schlupf der Reifen beim Be-schleunigen zurückzuführen (KREMER et al. 2003). Die beidenBänder wiesen hier geringere Schadprozente auf. Das Soft-band „Eco-Baltic“ zeigte sich hinsichtlich der Wurzeln pfleg-licher als das aggressivere „Eco-Track“ Band.

Das Maximum der Wurzelschäden findet sich in einergeringen Bodentiefe (< 12 cm). Im Untersuchungsbestand bil-dete die Fichte ein typisches Flachwurzelsystem aus. Damitlässt sich der hohe Anteil von Bäumen mit Wurzelschäden (84Prozent) bis 1 m ab Spuraußenkante erklären. Bei Bäumen,die in 1-2 m von der Spuraußenkante entfernt standen, konn-ten die Wurzeln in tiefere Bodenschichten abtauchen undscheinen hier geschützt zu sein (KREMER et al. 2004).

Der Rückegassenbreite und ihrem geradlinigen Verlauf(weniger Lenkbewegungen) kommt also eine entscheidendeRolle bei der Vermeidung von Wurzelschäden zu.

sogar erhalten. Die beiden Bändertypen erwiesen sich untergleichen äußeren Einsatzbedingungen, wenn auch auf unter-schiedlichem Niveau, insgesamt bodenpfleglicher als diereine Reifenvariante.

HangHier fielen sowohl Verdichtung als auch Reduktion des

Gesamtporenraums sehr moderat aus. Dies ist einerseits aufden höheren Kiesanteil (bis 40 %), andererseits auf den gerin-geren Wassergehalt im Boden zurückzuführen. Zusätzlich tra-ten schon bei geringen Hangneigungen unter den Reifen oku-lar erkennbarer Schlupf sowie aufgrund der Schereffekte derStollen neue Makroporen im Bodenkörper auf. Nur in derersten Tiefenstufe fällt eine 20-prozentige Reduktion desGrobporenraums unter den Reifen auf. Unter den Bändernlassen sich keine statistisch abgesicherten Effekte der Befah-rung nachweisen. Dies trifft auch für Wasser- und Luftleit-fähigkeitsbeiwerte zu. Insgesamt zeigen die Werte immer„mittlere“ Leitfähigkeiten1 an, Veränderungen liegen beimaximal einem Klassensprung.

Als zusammenfassende Übersicht sind in Tabelle 1 die Ver-änderungen von Lagerungsdichte, Gesamtporenvolumen undLuftleitfähigkeitsbeiwert nach Befahrungsvarianten aufge-zeigt. Dabei wird deutlich, dass beide Bogie-Band-Variantensich hinsichtlich der Bodenpfleglichkeit dem unbewehrtenReifen überlegen erwiesen.

WurzelschädenWurzelverletzungen bilden Eintrittspforten für Pathogene

und begünstigen den Befall mit Fäuleerregern (OHRNER et al.2003). Häufig wird das Holz entwertet, die Bestandesstabilitätverringert sich.

Im Untersuchungsbestand wurden alle in die Rückegassenstreichenden Hauptwurzeln (Durchmesser > 2 cm) der Gas-senrandbäume erfasst. Als solche Bäume galten dabei alleIndividuen innerhalb eines zwei Meter breiten Streifens beid-seitig der Fahrspur. Wurzelschäden wurden mittels bereitspublizierter Klassifikation (KREMER et al. 2003) bewertet: DieSchadklassen 1 und 2 umfassen lediglich Verletzungen der

Abb. 2: Montage des Bogiebandes Eco-Track (Foto: J. Kremer)

Tab. 1: Ausgewählte Werte zur Strukturbeschreibung und Funk-tionalität des Bodens nach Belastung durch den beladenen For-warder mit Reifen, Eco-Track und Eco-Balticband auf der hinte-ren Achse. DD = Lagerungsdichte, GPV = Gesamtporenvolu-men, ki = Luftleitfähigkeitsbeiwert

Tab. 2: Klassifizierung und Beschreibung der unterschiedlichenSchadmerkmale

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Schadklassenverteilung

FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

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Wir empfehlen:Bogiebänder - zum Bodenschutz !

Auf Grund der festgestellten Vorteile für die Bodenscho-nung empfehlen wir den Einsatz der Bänder, bevorzugt inhängigem Gelände. Die Wahl des Bandtyps muss jedoch imZusammenhang mit Bestandesalter und -form wohl überlegtsein. Aggressive Traktionsbänder sollten nur in betontenHanglagen (> 20 Prozent) und aufgrund des Fäulerisikos nurin älteren Beständen eingesetzt werden. Auf besonders emp-findlichen Böden und flach streichenden Wurzelsystemenwird das Softband empfohlen. Betrachtet man die Qualität derWurzelverletzungen, erweist sich der Reifen als recht wurzel-schonend, hinsichtlich Bodenpfleglichkeit ist er aber den Bän-dern unterlegen.

Die Kostenkalkulation für das Holzrücken muss den Zeit-aufwand für Montage und Wechsel (ca. 1 Std.) sowie denhöheren Kraftstoffverbrauch (bis 30 %) beinhalten.

Als besonders wichtig erwies sich in anderen Studien dergezielte Einbau einer möglichst starken Reisigmatte (KREMER

et al. 2004). Reifen verdrängen nach wenigen Überfahrten dieMatte. Um deren positive Effekte (Boden- und Wurzelschutz)voll nutzen zu können, sollte möglichst ein Softband einge-setzt werden. Laut Aussagen von Fahrern und unseren Beob-achtungen zu Folge schont es Reisigmatten sehr gut. Zudemtragen um einen Meter breiter dimensionierte Rückegassen,d. h. ein größerer Abstand der Gassenrandbäume zur Fahrspur,direkt zum Wurzelschutz bei.

LiteraturKREMER, J.; MATTHIES, D.; WOLF, B.; OHRNER, G.; UHL, E.(2003): Bodenstrukturveränderungen und Wurzelverletzun-gen. AFZ/DerWald Nr. 17; S. 847-850

KREMER, J.; UHL, E.; WALTER, H.S. (2004): Untersuchungenzu Wurzel- und Bodenschäden nach Einsatz des MHT 9002HV mit Felastec- und konventionellem Fahrwerk. InternerAbschlussbericht; Kooperationsprojekt LWF-FELA-STOPUR-WFW-MHT, 49 S.

OHRNER, G.; MATTHIES, D.; KREMER, J.; WOLF, B.; UHL, E.;BLASCHKE, M. (2003): Rad- oder Raupenfahrwerke bei Forst-maschinen? Wald und Holz Nr. 9, S. 40-42

UHL, E.; KREMER, J.; OHRNER, G.; MATTHIES, D. (2005): AuchRaupenharvester können wurzelschonend arbeiten. AFZ/DerWald Nr. 18, S. 965-968

UHL, E.; OHRNER, G.; KREMER, J.; WOLF, B.; MATTHIES, D.(2005): Boden- und Wurzelpfleglichkeit von Forstmaschinen -Rad- und Raupenfahrwerke im Vergleich. Waldforschungaktuell Nr. 9

Die Schadklassen geben über die Schwere der Wurzelver-letzung Auskunft. Bei der Variante „Reifen“ traten mit über75 % überwiegend Rindenverletzungen auf (Schadklasse 1und 2). Dieses Schadbild ist für Radmaschinen typisch(KREMER et al. 2003). Die beiden Bänder verursachen dage-gen mit 42 bis 48 % deutlich mehr Holzkörperverletzungen(Schadklassen 3 bis 5). Dies ist auf die starren Quereisen derBänder zurückzuführen. Auf den Hanggassen weisen dieaggressiveren „Eco-Track“ Bänder tendenziell höhere Schad-klassen auf als das Schonband „Eco-Baltic“ und der Reifen(Abb. 3).

Reifen verursachen deutlich kleinere Schadflächen (MittelEbene/Hang: 34/59 cm2) als Systeme mit Bändern (MittelEbene/Hang: 85/98 cm2). Dies gilt vor allem für hängigesGelände. Beim Vergleich der beiden Bändertypen untereinan-der zeigte sich kein einheitliches Bild. Während auf denHanggassen „Eco-Baltic“ größere Schadflächen aufweist,kehrt sich dieses Ergebnis in der Ebene um, hier schneidet dasTraktionsband schlechter ab.

Insgesamt erweisen sich beide Bogiebänder wurzelpflegli-cher als konventionelle Stahlstegraupen (UHL et al. 2005). DasSchadbild liegt von seiner Ausprägung zwischen jenem einesRadfahrzeuges und dem der Raupe.

In hängigen Lagen wirken sich die Bänder sowohl auf denAnteil geschädigter Randbäume als auch auf den Anteilgeschädigter Wurzeln positiv aus. Der Anteil geschädigterWurzeln in ebenen Lagen ist unter dem Traktionsband erwar-tungsgemäß höher als beim Reifen. In der Schadklassenver-teilung (Verletzungsqualität) zeichnet sich ein deutlicherUnterschied zum Reifen ab. Selbst in Hanglage wurden unterdem Softband keine Wurzelabrisse festgestellt.

Abb. 3: Verteilung der aufgetretenen Wurzelverletzungen nachSchadklassen in den Untersuchungsvarianten „Ebene“ und„Hang“; typisch für „Reifen“-Befahrung ist der hohe Anteil anRindenverletzungen (Schadklassen 1 und 2). Beschreibung derSchadklassen siehe Tab. 2

DR. JOHANN KREMER ist wissenschaftlicher Mitarbeiter amLehrstuhl für Forstliche Arbeitswissenschaft und Ange-wandte Informatik der TU München; E-Mail: [email protected]

MARKUS SCHARDT ist Mitarbeiter im Sachgebiet „Holz undLogistik“ der LWF; E-Mail: [email protected]

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

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Das Königsbronner Harvesterverfahren (KHV) wurdeerstmals im Jahr 2002 an der Versuchsstätte Königsbronn inBaden-Württemberg systematisch beschrieben. Das KHVsetzt sich aus zwei Abschnitten zusammen. Zunächst fällenWaldarbeiter alle für den Harvester nicht erreichbaren odernicht manipulierbaren Bäume in Richtung Rückegasse.Anschließend markieren die Waldarbeiter am Erdstamm mit-tels Motorsäge stammumfassend Mehrfachlängen des auszu-haltenden Sortimentes mit einer verfahrensbedingten Längen-zugabe von 5 cm. Schließlich wird in der Nähe der Rücke-gasse (5 bis max. 7 Meter) der gesamte Erdstamm von derKrone abgetrennt. Des Weiteren müssen sowohl das Erd-stammstück als auch das Kronenstück im Bereich des Trenn-schnitts ca. 2 m vorgeastet werden, damit das Harvesteraggre-gat den Stamm leichter greifen kann. Dies ist besonders wich-tig, wenn der Trennschnitt schon in der Krone liegt. Hier dient

der vorgeastete Bereich zusätzlich als Beschleunigungs-strecke zur weiteren Astung.

Im zweiten Verfahrensabschnitt arbeitet der Harvester dennoch stehenden, ausscheidenden Bestand sowie die zugefäll-ten und abgetrennten Stammstücke nach den angebrachtenMarkierungen auf.

Damit das KHV hohe Leistungen erzielen kann, müssenjedoch einige Voraussetzungen erfüllt sein:v Detaillierte Besprechung des Verfahrensablaufes und der

auszuhaltenden Sortimente mit Sägemannschaft und Har-vesterfahrer;

v gut abgestimmtes Zeitmanagement, um der Sägemann-schaft einen ausreichenden zeitlichen Vorlauf zu gewähr-leisten;

v Schulung aller Beteiligten, um unzulängliche Markierung,Astung oder ein Abzopfen der Kronenstücke außerhalb derKranreichweite zu vermeiden.

Das KHV im TestDie Produktivität der motormanuellen Vorarbeiten

hängt sehr stark von der Stückmasse der Bäume ab. Sie vari-iert zwischen den Verfahren, aber auch innerhalb des KHV.Auf Grund der zusätzlichen Arbeitsschritte liegt die Produkti-vität des KHV zwischen 60 und 80 Prozent des normalenZufällens. Über die Produktivität beim KHV entscheidet imwesentlichen die Länge des abgetrennten Erdstammstückes,also die Strecke, die der Waldarbeiter zum Trennschnitt undretour zurücklegen muss, um das liegengelassene Werkzeugwieder aufzunehmen. Die Produktivität des normalen Zufäl-lens lag beim Versuchsmittelstamm mit einem Volumen von1,5 Efm o.R. bei 13,5 Efm/h. Die Produktivität des KHVerreichte zwischen 8,5 und 10,5 Efm/h je nach Länge (hierzwischen 8 und 16 Metern) der Erdstammstücke.

Bei einer Stückmasse von 3 Efm o.R. pro Baum wurdebeim normalen Zufällen eine Produktivität von 21 Efm/herzielt, beim KHV zwischen 14 und 18 Efm/h (Abb. 1).

Nadelstarkholz erwünschtDas Königsbronner Harvesterverfahren eignet sich besonders für verjüngungsreiche Starkholzbestände

von Ulrich Heindl und Reinhard Pausch

Wegen immer stärkerer Baumbestände und höherer Anforderungen an die Bestandespfleglichkeit in der Holzernte wur-den in den letzten Jahren Forstmaschinen entwickelt, deren Leistungsfähigkeit in neue Dimensionen vorstößt. Aber die-ser technischen Entwicklung sind wegen der Hebelgesetze und der Bodenschonung Grenzen gesetzt. Deshalb müssen fürdie Holzernte Verfahren entwickelt werden, die mit starken Stämmen zurecht kommen und eine hohe Bestandespfleg-lichkeit aufweisen. Zu diesen neuen Verfahren zählt das Königsbronner Harvesterverfahren.

Abb. 1: Technische Arbeitsproduktivität (TAP) des motormanuel-len Zufällens; die tatsächlichen Leistungen wurden um den Fak-tor 1,3 nach unten korrigiert. Die TAP steigt mit zunehmenderStückmasse an. Umso länger das Erdstammstück ist, umsogeringer wird die TAP bei gleichem Volumen, da der Waldarbei-ter einen weiteren Weg zurücklegen muss.

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

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Bei beiden Verfahren wurden allgemeine Zeiten in Höhevon 20 Prozent berücksichtigt und eine Leistungskorrekturum den Faktor 1,3 vorgenommen. Dadurch wird der systema-tische Leistungsunterschied zwischen kurzfristigen, intensi-ven Zeitstudien und Dauereinsatz in der Praxis berücksichtigt.

Die Produktivität des Harvesters in den drei untersuch-ten Varianten zeigt Abbildung 2. Hierin sind allgemeine Zei-ten in Höhe von 20 Prozent eingerechnet. Die Leistungen sindzudem um den Faktor 1,5 nach unten korrigiert.

Bei einem Stammvolumen von 1,5 Efm o.R. lagen die bei-den Zufällvarianten mit ca. 25 Efm/MAS (Maschinenarbeits-stunde) knapp oberhalb des reinen Harvesterverfahrens (22,5Efm/MAS). Bei Baumvolumina ab 2 Efm o.R. wurde die 30Efm-Marke für die kombinierten Verfahren überschritten.Während die Produktivitäten der Zufällvarianten mit zuneh-mender Baumdimension kontinuierlich stiegen, erreichte dasklassische, reine Harvesterverfahren bei zwei Erntefestmeternsein Maximum in Höhe von 25,4 Efm/MAS und stieß allmäh-lich an technische Grenzen.

KostenFür die Waldarbeiter werden 35 €/h, für den Harvester 160

€/MAS und für den Forwarder 94,40 €/MAS kalkuliert. InTabelle 1 sind die Kosten für alle drei Verfahren aufgeführt.

Zu Grunde liegt ein Stammvolumen von 1,5 Erntefestmeternund eine abgetrennte Länge von 12 Metern beim Königsbron-ner Harvesterverfahren. Diese Länge entspricht der im Ver-such am häufigsten verwendeten. Die Mehrkosten des KHVgegenüber dem Standard-Zufällen beliefen sich in der Fallstu-die auf knapp 50 Cent pro abgetrenntem Sortenstück. Abeinem Baumvolumen von 2,5 Efm o.R. ist das Standard-Zufällverfahren, ab 2,6 Efm o.R. auch das KHV, günstiger alsdas reine Harvesterverfahren.

Das KHV relativiert das ‘Starkholzproblem’;im Kombiverfahren den Einsatz schwächererMaschinen ausweiten

Das flexible Königsbronner Harvesterverfahren eignet sichfür flächig verjüngte, starkholzreiche Altholzbestände sehrgut. Die erhöhte Pfleglichkeit gegenüber dem Standard-Zufäl-len dürfte die zusätzlichen Kosten ausgleichen, wenn nichtsogar überkompensieren. Beim KHV können die abgezopftenBäume über die Verjüngung gehoben und auf der Rückegasseaufgearbeitet werden. Ganze Bäume müssen nicht durch dieVerjüngung gezogen werden.

Die identischen Leistungen beider kombinierter Verfahrenbis in hohe Dimensionen lässt vermuten, dass die Anwendungkombinierter Verfahren den Einsatzbereich schwächererMaschinen ausweiten kann. Das Produktivitätsmaximumbeim KHV wird bei weit über vier Erntefestmetern gesehen,wenn mit einer Maschine in der Klasse des VALMET 941gearbeitet wird. Nur der vom Aggregat abhängige maximaleAblängdurchmesser gibt die Einsatzgrenze des KHV vor.

Aus Sicht der forstlichen Verfahrenstechnik kann hier alsonicht von einer Starkholzproblematik gesprochen werden.Eher sind noch mehr stärkere Bestände erwünscht, um diePotenziale der Maschinen zu nutzen, die sich in Kombinationmit flexiblen Holzernteverfahren ergeben.

Abb. 2: TAP des Harvesters in Relation zum Volumen unterBerücksichtigung einer Leistungskorrektur von 1,5; das klassi-sche Harvesterverfahren erreicht bei 2 Efm o.R. sein Maximum.Umso stärker die Bäume werden, desto schwieriger sind diesezu manipulieren. Hingegen ist bei beiden Kombiverfahren keinLeistungseinbruch zu beobachten.

Tab. 1: Kosten der einzelnen Verfahren bei Baumvolumen von1,5 bzw. 2,5 Efm und 20 % Anteil allgemeiner Zeiten (inkl.Leistungskorrekturen); * zzgl. Rückekosten

ULRICH HEINDL und DR. REINHARD PAUSCH sind wissen-schaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für Forstliche Arbeits-wissenschaft und Angewandte Informatik der TUMünchen. E-Mail: [email protected]

VersuchsbeschreibungOrt: licht geschlossener Fichten-Altbestand im Groß-

haager Forst bei München, flächig verjüngt(2-6 m Höhe)

Verfahren: Königsbronner HarversterverfahrenKlassisches HarversterverfahrenStandard-Zufällverfahren

Entnahme: 203 Bäume / 315 Efm / 75 Efm o.R./ha

Maschine: 6-Rad-Harvester VALMET 941 (FA. HUBERT

FORST), 204 KW, Bruttohubmoment 273 kNm

Aggregat: VALMET 370.1, 1,5 to, max. Ablängdurch-messer 70 cm

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/20078

Aus Versuchsdaten wurden am Lehrstuhl für ForstlicheArbeitswissenschaft der TU München Modelle abgeleitet, dieabschätzen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Baum zuge-fällt wird. Kombiniert mit Zeitbedarfsformeln für das Zufäl-len, den Harvester und das Rücken sind auf diese Weise sehrvielfältige Produktivitäts- und Kostenschätzungen möglich.Erste Ergebnisse im Rahmen des Kuratoriumsprojektes A 36„Optimierung der Holzernte in naturnahen Verjüngungsbe-ständen“ werden vorgestellt.

Je stärker Bäume sind, desto häufiger werden sie auchinnerhalb der Kranreichweite zugefällt. Abbildung 1 zeigt dieWahrscheinlichkeiten der Zufällung für Radharvester mit 10 mKranreichweite. Beispielsweise wird ein 50 cm starker Baumim Abstand von 6 m von der Gassenmitte mit einer Wahr-scheinlichkeit von etwa 40 Prozent zugefällt. Außerhalb derKranreichweite in einem Abstand über 10 m müssen alleBäume zugefällt werden (rot gefärbter Bereich). Aus den Wahr-scheinlichkeiten der Zufällung für einzelne Bäume (Abb. 1)kann der Anteil der Bäume ermittelt werden, die auf einem

gleichmäßig bearbeiteten Streifen von der Gassenmitte bis zueinerbestimmtenEntfernungzudieser zugefälltwerden (Abb.2).

Wenn der Brusthöhendurchmesser 40 cm beträgt, werdendemnach etwa 30 Prozent aller Bäume zugefällt, die auf demStreifen bis zur Kranreichweite von 10 m entnommen werden.Waldarbeiter fällen anteilig umso mehr, auch geringer dimen-sionierte Bäume, je breiter der Streifen gefasst wird.

Motorsäge und Harvester: Eine Kosten sparende Symbiose

Diese Ergebnisse werden mit Produktivitätsstudien zumZufällen bzw. auch zum Zufällen mit Teilvermessen undTrennschnitt in Gassennähe verknüpft (HEINDL 2007). Letzte-res wird als Königsbronner Harvesterverfahren bezeichnet(KIESER undTEUFFEL 2002). Für Bäume bestimmter Brusthöhen-durchmesser lassen sich dann Holzerntekosten abhängig vomRückegassenabstand berechnen, hier für einen licht geschlos-senen Fichten-Bestand mit flächiger Vorausverjüngung.

Motormanuelles Zufällen beim Harvestereinsatz

Profi-Waldarbeiter + Harvester: effiziente Einheit im starken Nadelholz

von Reinhard Pausch und Ulrich Heindl

Bäume stehen zu weit von der Maschine entfernt, haben für den Harvesterkopf zu hohe Durchmesser, sind nicht zugäng-lich, weil Unterholz oder andere Bäume dazwischenstehen. Dann braucht der Harvester Unterstützung. Waldarbeitermüssen die Bäume mit der Motorsäge fällen, bevor die Erntemaschine Sortenstücke aufarbeiten kann. Diese Hilfe beein-flusst die Kosten und auch die Produktivität.

Abb. 2: Anteil der zugefällten Bäume auf einem bearbeitetenStreifen bis zur Entfernung X Meter von der Gassenmitte(Kranreichweite 10 m)

Abb. 1: Wahrscheinlichkeit, mit der ein Einzelbaum mit einembestimmten Brusthöhendurchmesser (BHD) und bestimmterEntfernung zur Gassenmitte zugefällt wird; roter Bereich: 100%Zufällung; (Basis: 745 Bäume auf 7 Flächen, 4 Radmaschinen;Kranreichweite 10 m)

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/2007 9

Abbildung 3 zeigt die geschätzten Holzerntekosten für dasHolzernteverfahren „Einfaches Zufällen, Harvesteraufarbei-tung und Rückung mit Forwarder“. Die Produktivität der For-warder ist auf der Basis von LÜTHY (1997) in Verbindung mitErgebnissen von PAUSCH (2003) kalkuliert. Unterstellt ist einegleichmäßige Entnahme von 100 Efm/ha. Je nach Gassenab-stand und BHD werden unterschiedliche Anteile mit derMotorsäge oder vom Harvester allein gefällt und aufgearbei-tet. Bei der Kostenermittlung ist zusätzlich berücksichtigt,dass es bei starken Bäumen kostengünstiger wird, alle Bäumezuzufällen. Auf diese Weise leistet der Harvester deutlichmehr. Diese Zusammenarbeit kann als „forsttechnische Sym-biose“ angesehen werden. Kalkuliert man 160 € pro Maschi-nenarbeitsstunde (zum Beispiel für Valmet 941) und 35 € proStunde für gut ausgebildete Waldfacharbeiter mit Motorsäge,so ist dies etwa ab einem Brusthöhendurchmesser von 48 cmder Fall.

Die schmale „Kostenrippe“ bei BHD 48 in Abbildung 3 istso zu erklären: Ein ‚Harvester mit Zufällen' ist zwar kosten-günstiger als ein Harvester allein, dennoch reicht diese Stei-gerung der Effizienz in einem schmalen BHD-Bereichzunächst noch nicht aus, die Kosten mit zunehmendem BHDweiter sinken zu lassen. Bei schwächeren Harvestern der Vor-gängergeneration wäre hier ein deutlicherer „Berg“ zu erwar-ten (PAUSCH 2005).

Der Zustand des Bestandes nach dem Hieb überzeugte.Nach sauberer Zufällung können gute Fahrer mit Maschinenhoher Hubkraft sehr pfleglich Holz ernten. Soll aus Gründen

der Pfleglichkeit mit dem KönigsbronnerHarvesterverfahren (s. Beitrag HEINDL/PAUSCH

S. 6 in diesem Heft) gearbeitet werden, dannsind für Teilvermessen und Trennschnitt inGassennähe anteilig Mehrkosten zu berück-sichtigen: Bei BHD 25 können das je nachGassenabstand bis zu 3 €/Efm sein. Oberhalbeines Brusthöhendurchmessers von 40 cmbewegt man sich in etwa zwischen 0,5 und1 €/ Efm, ab BHD 60 werden 0,5 €/ Efmunterschritten. Hinsichtlich der Dimensionder aufzuarbeitenden Bäume verlagert dasKönigsbronner Harvesterverfahren die tech-nischen Grenzen der Kombination Zufällungund Harvestereinsatz stark nach oben. Darü-ber hinaus ermöglicht es, Wertholz auszuhal-ten. Im Hinblick auf Entlohnung und dieHolzvermessung muss an den jeweiligen be-trieblichen Lösungen noch gearbeitet wer-den. Hier ist Flexibilität nötig.

Größere Kranreichweite eher im Schwachholz sinnvoll

Der Gassenabstand beeinflusst die Ernte-kosten für Starkholz kaum. Bei hohen Stück-massen sinken die Kosten mit dem Gassen-abstand sogar, weil nach der Harvesterauf-

arbeitung das Holz für den Forwarder besser vorkonzentriertist. Ein Problem stellen schwache Bäume außerhalb der Kran-reichweite dar. Wegen der hohen Kosten für die Zufällungim Schwachholz ist zu prüfen, ob eher für das schwächere

Abb. 3: Mittlere Holzerntekosten für „Einfaches Zufällen (35 €/h), 204 kW Radhar-vester (160 €/h) und Rückung mit Forwarder frei Waldstraße“ abhängig von Gas-senmittenabstand und Brusthöhendurchmesser in licht geschlossener Fichte mitflächiger, hoher Vorausverjüngung

Abb. 4: Ein Waldarbeiter fällt dem Harvester eine starke Fichtezu. Waldarbeiter und Harvesterfahrer müssen sich gut aufeinan-der abstimmen und jeder muss seine Arbeit beherrschen. Dannbilden beide eine effiziente und schlagkräftige Einheit. (Foto: Holzabsatzfonds)

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/200710

DR. REINHARD PAUSCH und ULRICH HEINDL sind Mitarbeiteram Lehrstuhl für Forstliche Arbeitswissenschaft und Ange-wandte Informatik der TU München. E-Mail: [email protected]

Das KWF nimmtüberregionale technisch-wissenschaftliche Aufga-ben für die deutscheForstwirtschaft wahr. Zielist es, die Wirtschaftlich-keit und Ertragsleistungder deutschen Forstwirt-schaft zu fördern unterbesonderer Berücksichti-gung von Arbeitssicher-heit, Ergonomie undUmweltverträglichkeit.

Weitere Aufgaben des KWFv Mittler zwischen Forschung, Forstpraxis und Industrie

durch Auswertung und Umsetzung von Forschungsergeb-nissen, Prüfergebnissen und Praxiserfahrungen imBereich Waldarbeit und Forsttechnik

v Entscheidungshilfe für die Forstpraxis durch Prüfung undErprobung von Forsttechnik

v Lösungsbeiträge zu aktuellen überregionalen forsttechni-schen Fragestellungen im Bereich Waldarbeit und Forst-technik

v rd. 1300 Mitglieder des KWF e.V. unterstützen dieArbeit.

Am 1.8.2007 wird Frau Privatdozentin Dr. Ute Seelingdie neue Geschäftsführende Direktorin beim KWF. Siefolgt damit Dr. Klaus Dummelnach, der nach 26 Jahren sei-nen Ruhestand antritt. Mitihrem wissenschaftlichen Pro-fil und ihrer Erfahrung ausvielfältigen beruflichen Statio-nen, dabei vor allem in derVerbandsarbeit auf deutscherund europäischer Ebene,bringt Ute Seeling beste Vor-aussetzungen für ihre neueAufgabe und strategischeImpulse beim KWF mit.

An dieser Stelle wünschen wir Frau Dr. Seeling vielErfolg bei ihrer künftigen Arbeit und freuen uns auf dieFortsetzung der guten Zusammenarbeit zwischen LWF undKWF.

Kontakt: Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V.;Spremberger Straße 1, D-64820 Groß-Umstadt, Tel. (+49) 06078/785-0Mehr unter: www.kwf-online.de red

Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V.Ein wichtiger Mittler zwischen Forschung und Praxis

Forst; Diplomarbeit am Lehrstuhl für Forstliche Arbeitswis-senschaft und Angewandte Informatik der TUM

KIESER, W.; TEUFFEL, H.-D. (2002): Das Königsbronner Har-vester-Verfahren. AFZ/Der Wald 17, S. 893-894

LÜTHY, C. (1997): Holzrücken mit Forwarder, Grundlagen zurLeistungsschätzung. Wald und Holz 4, S. 33-35

PAUSCH, R. (2003): Zeitbedarf, Produktivität, Kraftstoffver-brauch und Kosten von Holzerntetechnik - Kalkulations-grundlagen. In: Abschlussbericht zum BMBF-Projekt0339751 A/0 („Zeus“)

PAUSCH, R. (2005): Ein System-Ansatz zur Darstellung desZusammenhangs zwischen Waldstruktur, Arbeitsvolumen undKosten in naturnahen Wäldern Bayerns. Forstliche For-schungsberichte München, Nr. 199

Problem-Holz mittelschwere Maschinen mit höherer Reich-weite entwickelt werden sollten, statt sich im starken Holz ander Grenze des physikalisch Möglichen um Maschinen großerKranreichweite zu bemühen. Denn im starken Holz ist - kräf-tige Aggregate vorausgesetzt - die Hubkraft wesentlich wich-tiger als überdurchschnittliche Kranreichweite!

Heute stehen flexible Holzernteverfahren auch für sehrstarkes Nadelholz zur Verfügung. Dies ist keine Selbstver-ständlichkeit, sondern das Ergebnis technischer Erfahrungenund kontinuierlicher Weiterentwicklung über Jahrzehnte. Dar-über hinaus sind Holzernteverfahren in betriebliche Abläufeeinzubinden. An der laufenden Optimierung muss ständiggearbeitet werden. Dazu sind nur professionelle Arbeitskräfte,Forsttechniker, Unternehmer und Forstleute mit verfahrens-technischem Verständnis in der Lage. Eine Vernachlässigungin diesem Bereich muss über kurz oder lang zu primitivenwaldbaulichen Lösungen führen!

LiteraturHEINDL, U. (2007): Studie zum „Königsbronner Harvesterver-fahren“ mit dem Radharvester VALMET 941 im Großhaager

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/2007 11

Gesucht - gefunden!Mit neuer Unternehmer-Datenbank im Internet finden Waldbesitzer schneller die Profis

von Herbert Borchert

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft hat eine Datenbank über Forstunternehmen auf ihrer Inter-netseite eingerichtet. Darin finden Waldbesitzer und Forstbetriebe die Kontaktdaten und das Dienstleistungsangebot vonüber 300 Unternehmen, die in Bayern Waldarbeiten erledigen. Als Herzstück enthält die Datenbank detaillierte Infor-mationen über die Maschinen der Firmen.

Sucht ein Waldbesitzer einen Untern e h m e r, der das in sei-nem Wald eingeschlagene Holz zur Forststraße rücken kann,braucht er in der Datenbank nur „Rücker“ auswählen und dieR egion, in der er nach Fi rmen suchen möchte. Eine A d r e s s l i s t ealler Rücker in den ausgewählten Reg i e ru n g s b e z i r ken wirdangezeigt. Klickt er eine Fi rma an, öffnet sich ein Fenster mitausführlichen Informationen über dieses Unternehmen unddessen Rücke fa h r z e u g e .

Für Waldbesitzer, Förster und Forstunter-nehmer

Auf diese Weise kann jeder aus einer breiten Palette unter-schiedlicher Dienstleistungen die anbietenden Fi rmen heraus-suchen: von der Bestandsbegründung über die Jungbestands-p f l ege, Holzernte mit Harvester oder Motorsäge bis hin zuSeilkranbringung, Hacken und Spalten von Holz.

Waldbesitzer finden mit Hilfe der Datenbank schnell undsicher den Weg zu den Profis, die sie suchen, und brauchen diegefährlichen Waldarbeiten nicht selbst ausführen. Damit lassensich die Unfa l l r i s i ken der Waldarbeit ve rr i n g e rn .

Förster können für ganz bestimmte waldbauliche A r b e i t e ngezielt die Unternehmen mit spezieller Erfa h rung und demgeeigneten Gerät heraussuchen. Bei Radfahrzeugen we r d e nz. B. Radzahl, Reifenbreite und Ausrüstung mit Ketten undB ä n d e rn genannt.

Auch den Fo r s t u n t e rnehmen selbst nützt die Datenbank.Ihr wirtschaftlicher Erfolg hängt entscheidend von der A u s l a-stung der teuren Maschinen ab. Während der eine gerade eineL ü c ke bei seinen Aufträgen hat, ist es dem anderen kaum mög-lich, seine Te rminzusagen wegen Überlastung einzuhalten. MitHilfe der Datenbank können beide leicht zusammenfi n d e n .

Die Datenbank ist ein Teil der Maßnahmen der Cluster-i n i t i a t ive Forst und Holz in Baye rn. Damit soll die Zusammen-arbeit der Pa rtner in der We rt s c h ö p f u n g s kette und damit auchihre Effizienz ve r b e s s e rt werden.

Kontakt: www.lwf.bayern.de

DR. HE R B E RT BO R C H E RT leitet das Sachgebiet „Betriebswirt-schaft und Forsttechnik“ der Bayerischen Landesanstaltfür Wald und Forstwirtschaft. E-Mail: [email protected]

Abb. 1: Die Unternehmer-Datenbank bietet eine große Zahlunterschiedlicher Betriebsarbeiten und sonstiger Dienstleistun-gen an. (Ausschnitt aus der Unternehmer-Datenbank)

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/200712

Umweltschonende Öl-Sorten in der WaldarbeitJährlich ‚verlieren' unsere Forstmaschinen rund 3 Millionen Liter Hydraulik-Öle

von Helge Peters

Immer mehr Waldarbeiten verrichten Maschinen: Fällen, Entrinden, Aufladen und Rücken sowie Poltern an der Wald-straße. Bei diesen Arbeiten verlieren Vollernter, Trag- und Rückeschlepper jedes Jahr rund 3 Millionen Liter Hydraulik-Öle im Wald. Dazu kommen noch ca. 10 Millionen Liter Sägenketten-Öle bei Vollerntern und Motorsägen, die unsereWaldböden zunächst gleichfalls ‚zwischenlagern' müssen. Bei diesen Mengen wird jedem schnell klar, dass die Forst-wirtschaft mit dem Einsatz umweltschonender Öle einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leistet. In vielen Staats-wäldern und in zertifizierten Wäldern ist der Einsatz umweltfreundlicher Hydraulikflüssigkeiten und Kettenhaftölebereits Standard.

und Kettenhaftöle erfordert. Eine hohe Gebrauchstauglichkeitbei gleichzeitig hoher Umweltverträglichkeit kennzeichnendiese HE-Fluide (Hydraulic environmental). Sie sind biolo-gisch schnell abbaubar, nicht toxisch und nicht wassergefähr-dend.

Besonders bewährt für hoch belastete mobilhydraulischeAnlagen haben sich im Forst synthetische gesättigte und unge-sättigte Ester (HEES).

Wie lassen sich Schadwirkungen vermeidenbzw. vermindern?1. Ausschreibungen: Die Zunahme internationaler Aus-

schreibungen und der internationale Einsatz von Forstun-ternehmern im Windwurf erfordern die Aufnahme desEinsatzes biologisch schnell abbaubarer Hydraulikflüssig-keiten und Sägekettenöle in die A u s s c h r e i bu n g s u n t e r l a g e n ,allgemeinen Geschäftsbedingungen und Werkverträge.

2. Zertifikate: Für die verwendeten Hydraulikflüssigkeitensind entsprechende Zertifikate auf den Maschinen mitzu-führen.

3. Kontrollen: In Zweifelsfällen sind Proben zu entnehmenund zu überprüfen.

4. Ölunfall-Notfallset: stets mitführen

Im praktischen Einsatz können und müssen mögliche Beein-trächtigungen wie folgt verhindert bzw. behoben werden:

I Vorbeugende Maßnahmen- gute Wartung- ordnungsgemäßer Transport und Lagerung

II Für Notfall auf der Maschine- Ölunfall-Nothilfeset (Vliestücher u.ä.)- Gefäße (Falteimer, faltbare Ölwanne, ...)- Verschlüsse für Hydraulikleitungen- Werkzeug zum Abdichten

Ein Vollernter verbraucht während einer Maschinenar-beitsstunde im Durchschnitt 0,8 Liter Hydraulik-Öl (Tab. 1).Hochgerechnet auf ein Jahr verlieren die Vollerntermaschinenin deutschen Wäldern ca. 1,65 Millionen Liter. Mit 1,3 Mil-lionen Litern erreichen die Trag- und Rückeschlepper einenähnlich hohen Wert.

Wie wichtig diese Thematik ist, zeigt die Menge des ver-brauchten Hydraulik-Öls nach einer veränderten Aufstellungdes KWF (FORBRIG und NICK 2002). In Tabelle 1 wurde ledig-lich die Anzahl der Vollernter um 100 erhöht und der Ver-brauch mit Ölwechsel prozentual angepasst. Der Einsatz vonMotorsägen und Vollerntern fügt den dargestellten 3,65 Mil-lionen Litern Hydraulik-Öl-Verbrauch pro Jahr noch ca. 10,0Millionen Liter Sägeketten-Öle (der Wert des KWF lag 2001bei 9,0 Millionen Litern pro Jahr) hinzu. Umgerechnet verlie-ren diese Maschinensysteme etwa einen Liter Öl pro HektarWaldfläche.

Unsachgemäßer Umgang mit diesen Stoffmengen führt zuerheblichen Beeinträchtigungen des Ökosystems Wald. Essteht außer Frage, dass bei diesen Mengen ein umweltscho-nender Maschineneinsatz die Verwendung umweltfreundli-cher, biologisch schnell abbaubarer Hydraulikflüssigkeiten

Tab. 1: Kennzahlen zu Hydraulik-Flüssigkeiten bei Vollerntern,Trag- und Rückeschleppern (aus: KWF 2002; Verbrauchsange-ben nach D. RUPPERT; KWF); verändert

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/2007 13

III In der Nähe der Maschine (nach Niedersachsen)- 10 kg Ölbindemittel Typ II- Schaufel- Plastiksäcke

IV Verhalten bei Unfällen- Abschätzung des eingetretenen und/oder drohenden

Schadens- Überprüfung der sofort wirksamen Möglichkeiten,

unverzügliche Durchführung- falls die Möglichkeiten nicht ausreichen, sofort

Maschineneinsatzleitung, Revierleitung, Servicedienst-stellenleiter sowie ggf. Feuerwehr und Polizei benach-richtigen

V Vorschriftsmäßige Entsorgung

VI Abstellen der Maschinen über Nacht- Beachten der Verordnungen der jeweiligen Schutz-

gebiete- ggf. Umstellen oder Benutzen maschinengerechter A u f -

fangwannen

Nach den Güte- und Prüfbestimmungen der Gütegemein-schaft Wald und Landschaftspflege (RAL) müssen die Hilfs-mittel für Ölhavarien für mindestens 60 Liter ausreichen. Beider Entsorgung von kontaminiertem Material ist der Entsor-gungsnachweis vorzulegen (HEIL 2007)

Für die mobile Betankung der Forstmaschinen besteht eineSonderregelung bis 1 000 Liter Inhalt der zugelassenen Tank-anlage. Der Einsatz dieser Anlagen erfordert einen speziellenAufbau:- doppelwandige Bauweise- Leckanzeige- absperrbare Entnahme- und Entlüftungsleitungen

- Füllstutzen mit abschließbarer Sicherheitsverschraubung- Peilstab für Inhaltskontrolle; Verhinderung von Überfüllen- Qualitätszapfpistole, Qualitätspumpen- Kranösen usw. zum Transport.

Bei der Überprüfung in diesem Bereich soll nach demRAL-Gütezeichen die „1000 Punkte-Regel“ (gem. GGVSE/ADR) angewendet werden (HEIL 2007). Ausreichend Mittelund Methoden sind vorhanden, um im stofflichen Bereichumweltschonenden Maschineneinsatz sicherzustellen, wirmüssen sie nur nutzen.

Maschinen, die älter als der Stichtag 01.04.2003 sind,genießen im Hinblick auf den Einsatz biologisch schnellabbaubarer Hydraulik-Öle noch Bestandsschutz. Sie we r d e nvo r allem noch bei Kapazitätsengpässen wie im Windwurfeingesetzt. Hier gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen.

Um auf Verstöße gegen Vereinbarungen angemessen rea-gieren zu können, sind außerordentliche Kündigung, Ver-tragsstrafen und Schadenersatz zwingend notwendig in denVertragstext aufzunehmen.

Eine Zertifizierung der Forstunternehmer nach dem RAL-Gütezeichen Wald- und Landschaftspflege, wie nach demPEFC-Standard gefordert, stellt ebenfalls eine gute Basis fürumweltgerechten Maschineneinsatz dar. Das Gütezeichen ent-spricht auch den Anforderungen des FSC (HEIL 2007).

LiteraturFORBRIG, A; NICK, L. (2002): Forsttechnikerhebung - Stand,Bewertung, Bedarf, Entwicklung. Zwischenbericht; FTI 9

HEIL, K. (2007): Viel Neues bei der Gütegemeinschaft. Forst& Technik

PROF. DR. HELGE PETERS leitet das Lehrgebiet „Holzernteund Verfahrenstechnik“ der Fakultät Wald und Forstwirt-schaft der Fachhochschule Weihenstephan. E-Mail: [email protected]

❖ steht für ausschließlich qualifizierte Leistungen;

❖ setzt die Einhaltung aller einschlägigen Gesetze, Verordnungen und Normen voraus;

❖ fordert die ständige Aufmerksamkeit hinsichtlich Umweltverträglichkeit;

❖ passt in jede Zertifizierung der Waldbewirtschaftung und des Qualitätsmanagements;

❖ zeigt die Abgrenzung von unseriös arbeitenden Unternehmen;

❖ reduziert den Aufwand für die Auswahl und die Kontrolle durch den Leistungsnehmer.

Die gütezeichentragenden Betriebe unterliegen einer ständigen Kontrolle durch neutrale Prüfer.

Viele Hydraulik-Öle tragen denBlauen Umweltengel der Jury Um-weltzeichen mit dem Hinweis „weilbiologisch abbaubar“.

Das RAL-Gütezeichenfür die Wald- und Landschaftspflege

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/200714

Die Bayerischen Staatsforsten setzen StandardsQualitätsansprüche bei Ausrüstung und Arbeitsleistung im Dienste der Nachhaltigkeit

von Bernhard Hölldorfer

Ökonomisch und ökologisch ausgerichtete Qualitätsstandards schützen sowohl die Bestände als auch die nachhaltigeWaldwirtschaft. Zu den grundsätzlichen Anforderungen zählen PEFC-Zertifizierungskriterien, technische Anforderun-gen an Forstmaschinen sowie Qualitätsstandards für Arbeitsleistungen.

Grundsätzlich obliegt dem Forstunternehmer nach „Ein-richtung der Baustelle“ auch die Verkehrssicherungspflichtam Einsatzort. Die Absperrung öffentlicher Verkehrswege,etwa Straßen, Bahnlinien oder Schifffahrtswege, ist darüberhinaus im konkreten Einzelfall zu regeln und schriftlich zufestzulegen.

Technische Anford e rungen an alle M a s c h i n e n❖ Ausschließliche Verwendung biologisch schnell abbau-

barer Hydraulikflüssigkeiten in Hydraulikanlagen, beiMaschinen ab Baujahr 2003 (Stichtag: 01.04.2003);

❖ Mitführen des Sicherheitsdatenblattes für die Hydraulik-flüssigkeit auf der Maschine;

❖ Mitführen genügend dimensionierter Ölunfallsoforthilfe-sets (kein Granulat) auf der Maschine und Reserven amTankplatz (Schutzwagen);

Bereits im ersten Geschäftsjahr 2006 übernahmen 300 Fo r-s t u n t e rnehmen 80 Prozent der Betriebsarbeiten mit Fo r s t m a-schinen im Staatswald. Der A u f t r a g swe rt von 60 Mio. Euror a n g i e rt als zwe i t größter Posten der Betriebsko s t e n .

Eine erfolgreiche partnerschaftliche Zusammenarbeit ba-s i e rt auf praxiserprobten Qualitätsstandards. Sie werden mitden „Zusätzlichen Ve rtragsbedingungen für den Untern e h m e r-einsatz im Staatswald (ZVU)“ und der jeweiligen Leistungsbe-s c h r e i bung im We r k ve rtrag ve r e i n b a rt. Die Erfa h rungen ausdem jahrzehntelangen Einsatz eigener Maschinen der Fo r s t-technik B a y S F lassen überzogene Ansprüche, egal aus we l c h e rInteressenssphäre, erkennen und relativieren. Die Mitarbeit imKuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) und imR A L - G ü t e p r ü fausschuss ermöglicht ständigen Austausch undg egenseitige Information zwischen den B a y e r i s chen Staats-fo rsten und den Herstellern von Maschinen und Geräten aufder einen sowie den Fo r s t u n t e rn e h m e rn auf der anderen Seite.Nicht zuletzt der alltägliche Kontakt „draußen im Wald auf derBaustelle“ ve rmittelt die wechselseitigen A n f o r d e rungen anA r b e i t s vorbereitung, Ausrüstung und A r b e i t s l e i s t u n g .

Grundsätzliche AnforderungenDie B a y e r i s che Staatsfo rs t e n fördert gemäß den PEFC-

Standards für Deutschland zertifizierte Forstunternehmen.Mit der Zertifizierung werden grundlegende Ansprüchebereits erfüllt, beispielsweise der Einsatz geeigneter und sach-kundiger Arbeitskräfte sowie geeigneter Arbeitsmittel (z. B.FPA-geprüft).

Eine erfolgreiche Zusammenarbeit setzt Arbeitssicher-heit voraus. Die Auftragnehmer werden deshalb neben ihrergesetzlichen Verpflichtung, die Arbeitsschutzbestimmungeneinzuhalten, auch vertraglich dazu angehalten: Die ZVU (sieentsprechen den allgemeinen Geschäftsbedingungen „AGB“anderer Firmen) sehen Vertragsstrafen bis hin zur sofortigenVertragskündigung vor, etwa im Wiederholungsfalle von Ver-stößen gegen die Unfallverhütungsvorschriften.

Das Forstunternehmen hat dazu auch zu gewährleisten,dass eine gute Verständigung in deutscher Sprache jederzeitgegeben ist.

Abb. 1: Rückezug Valmet 840 mit aufgezogenen Bogiebändernzum Schutz eines Nassboden-Standorts (Foto: Forsttechnik BaySF)

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/2007 15

❖ der Auftraggeber kann die Kalibrierung jederzeit über-prüfen;

❖ ein Kurzprotokoll über den aktuellen Stand der aufgear-beiteten Mengen, gegliedert nach Sortimenten ist jederzeitverfügbar;

❖ erlösoptimierte Sortenbildung und Aushaltung;❖ aufgearbeitet wird unter größtmöglicher Sorgfalt, Schäden

am verbleibenden Bestand und am geernteten Holz werdenminimiert;

❖ markierte Z-Bäume sind bei der Aufarbeitung besonderszu schonen;

❖ vorhandene Naturverjüngung ist weitestgehend zu schonen;❖ dem Auftraggeber ist wöchentlich eine Summenmeldung

über die eingeschlagenen Sortimente und Mengen zu über-mitteln (Wochenmeldung); bei Integration der Logistik indie Arbeitskette sind künftig täglich die Mengen der ein-geschlagenen und gerückten Sortimente zu melden.

Qualitätsstandards für die Arbeitsleistung„Holzrücken“❖ Gefahren wird ausschließlich auf den Rückegassen und

-wegen;❖ das Holz ist sorgfältig zu rücken, Schäden am verbleiben-

den Bestand insbesondere an den Randbäumen der Rücke-gassen sind zu vermeiden;

❖ vorhandene Naturverjüngung bzw. Voranbauten sind beiden Rückearbeiten möglichst schonend zu behandeln;

❖ vollständige Ausrückung aller Sortimente;❖ Vermeidung von Bruchschäden am geernteten Holz;❖ gelagert wird sorten- und losweise getrennt auf den vorbe-

reiteten Lagerstreifen;❖ verkehrssichere Lagerung, stirnseitig bündig auf Unterla-

gen und vom Lkw-Kran zu erreichen;

Abb. 2: Harvester müssen eine Mindestreichweite des Ausle-gers von 9,5 m aufweisen; Radharvester Timberjack 1270. (Foto: Forsttechnik BaySF)

❖ Transport und Lagerung von Betriebsstoffen ausschließ-lich in dafür zugelassenen Behältern und entsprechend denWasserschutzvorschriften;

❖ Niederdruckbreitreifen mit mindestens 600 mm Breite, beiRaupenfahrzeugen mindestens 600 mm breite Bodenplat-ten der Raupenketten;

❖ Radmaschinen müssen für schwierige Einsatzbedingun-gen auf Nassböden und in Hängen mit Bogiebändern undGleitschutzketten ausgerüstet sein.

Spezielle technische Anforderungen an Harvester❖ Ausschließliche Verwendung biologisch schnell abbau-

barer Kettenhaftöle bei Verlustschmierungen;❖ A u s l eg e rr e i c h weite mindestens 9,5 m, erwünscht bis 15 m;❖ Vermessungssystem nach dem KWF-Pflichtenheft;❖ HKS-konforme Vermessung.

Spezielle technische Anforderungen anRückemaschinen Rückezüge❖ Rückezüge mit Rungenkorb und wechselweise Klemm-

bank für das Langholz, je nach Anforderung;❖ in Bergwäldern mit Rückewegen ist es erforderlich, die

Seilwinde zum Vorliefern einzusetzen. Die technischeLösung kann im Aufbau einer Seilwinde auf dem Rücke-zug liegen oder im Einsatz eines separaten Seilschlepperszum Beiseilen;

❖ mindestens sechsrädrige Maschinen;❖ auf Nassböden und in Hanglagen achträdrige Maschinen

mit Bogiebändern und Gleitschutzketten.

Seilschlepper❖ Auf Rückewegen oder bei festem Untergrund sowie als Vo r-

seil-Maschine auch mit 500 mm breiten Reifen möglich;❖ Seilwinde mit lastangepasster Zugkraft und Funkfern-

steuerung;❖ fakultativ Rückezange, dann entfällt die aufwändige Polte-

rung mit Polterschild, aber:❖ das Verlassen der Rückegassen und -wege ist verboten.

Qualitätsstandards für die Arbeitsleistung„maschinelle Holzernte“❖ Gefahren wird ausschließlich auf den Rückegassen und

-wegen;❖ Aufbau einer Reisigmatratze: Astmaterial und Gipfelholz

sind möglichst quer auf der Rückegasse abzulegen;❖ die vorgegebenen Mindestzopfstärken und Mindestlängen

sind einzuhalten;❖ z u verlässige Kalibrierung des Ve rmessungssystems (durch-

schnittlich 1 x je Woche bzw. jeweils beim Wechsel derBestände) mit Kalibrierungsprotokoll;

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LWF aktuell 59/200716

partnerschaftliche Weiterentwicklung mit den Unternehmern.Wir wollen beste Bedingungen im Hinblick auf die Vorberei-tung der Bestände, d. h. der Arbeiten, bieten und erwarten des-halb ein hohes Maß an Kommunikation und Kooperation.Beispielsweise ist es von großer Bedeutung für den Auftrag-nehmer, während der Ausführung der Arbeiten auch von sichaus mit dem Auftraggeber in „Fühlung“ zu bleiben. Dasbedeutet, einmal wöchentlich den Kontakt zu suchen, auchwenn ihn der Auftraggeber nicht herstellte. Eine gute Gele-genheit hierzu bietet z. B. die Übermittlung der Wochenmel-dung.

Nicht zuletzt trägt die Zuverlässigkeit bei der Einhaltungvon Vereinbarungen, insbesondere von Terminabsprachen,entscheidend zur Beurteilung eines Unternehmens bei.

Es ist wichtig, bei Veränderungen rechtzeitig auf sichabzeichnende Verschiebungen aufmerksam zu machen undnicht zu warten, bis der Termin platzt.

Unmittelbar kann dann der Vertragspartner in der Regelschlecht reagieren, aber dies kann sich auf die Bewertung derFirma und eine nachfolgende Auftragserteilung negativ aus-wirken.

Ein wichtiger Faktor sind die Maschinenführer, die bei derArbeit für den Forstbetrieb mitdenken: z. B. der Rückezugfah-rer, der beim Einsatzleiter (Servicestelle oder Revierleiter)anruft, bevor die Forstmaschine tiefe Fahrspuren verursacht.Damit wird der Forstbetrieb in die Lage versetzt, zu entschei-den, welche Optionen wahrgenommen werden: Weiterarbei-ten und nachher reparieren, Ausweicharbeiten oder gar Ein-stellung der Arbeiten.

Genauso wesentlich ist das „Fingerspitzengefühl“ derHarvesterfahrer für ihre komplexe Tätigkeit: ErlösoptimierteSortenbildung und Aushaltung, Schonung des verbleibendenBestandes und der Vorausverjüngung sowie der Aufbau einergenügend tragfähigen Reisigmatraze für den nachfolgendenRückezug.

Am besten funktioniert die Arbeit bei partnerschaftlicherZusammenarbeit, an deren Ende dann im Idealfall der Revier-leiter zum Servicestellenleiter sagt: „Bei der Firma hat allesgepasst, die kannst Du mir wieder schicken.“

❖ Schlagabraum im Straßengraben sowie die Lagerung vonHolz in Straßengräben ist nicht zulässig;

❖ Forststraßen und Durchlässe sind täglich nach Beendigungder Arbeiten vom Schlagabraum zu reinigen;

❖ die Polterung an oder zwischen Bäumen ist zu vermeiden;❖ Stammholz besserer Qualität (Wertholz) ist auf Anweisung

des Auftraggebers einlagig zu poltern;❖ das Holzrücken hat der Holzernte unmittelbar zu folgen

bzw. auf Weisung des Auftraggebers spätestens fünf Tagedanach zu beginnen;

❖ der Auftragnehmer steht mit einer Maschine für Siche-rungsarbeiten und ZE-bedingte Aufräumarbeiten zur Ver-fügung, vergütet wird auf der Basis von Regiestunden;

❖ um tiefe Fahrspurbildung („Gleisbildung“) zu vermeiden,kann die Arbeit witterungsbedingt unterbrochen werden;nach Möglichkeit werden Ausweicharbeiten angeboten;

❖ auf Rückewegen sind durchgefahrene Wasserabschlägenach Abschluss der Rückung im Rahmen der technischenMöglichkeiten wiederherzustellen; vergütet wird auf derBasis von Regiestunden.

Partnerschaftliche EntwicklungNeben den vorstehenden speziellen Qualitätsanforderun-

gen für die Leistungen legen wir Wert auf eine gemeinsame

BERNHARD HÖLLDORFER ist Mitarbeiter des Bereichs „HolzTechnik Logistik“ in der Regensburger Zentrale der Bayeri -sche Staatsforsten.E-Mail: [email protected]

Abb. 3: 8-Rad-Rückezug Ponsse Buffalo (Foto: Fa. Gebr. Konrad GmbH, Krottendorf/A)

Der Einsatz produktive r e r, damit aber auch schwerer Forstmaschinen wird in der Fo r s t-w i rtschaft weiter zunehmen - und somit auch die Gefahr ernster Bodenschäden. Auf vierSeiten findet der Leser Informationen zum System Boden - Maschine und erfährt etwa süber die wichtigsten Faktoren, die für die Ve r f o rmung eines Bodens maßgeblich sind. Miteinem einfachen im Merkblatt beschriebenen ‚Wurftest' kann der Maschinenführerschnell und zuverlässig die Befa h r b a r keit der Fläche beurteilen. Das Merkblatt enthältauch we rt volle Hinweise und Empfehlungen, wie Waldbesitzer und Maschinenführerwirksam den Waldboden vor Bodenschäden schützen können. red

Bodenschutz-Merkblatt erschienen

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LWF aktuell 59/2007 17

Wer die Wahl hat, hat die QualHolzernteverfahren richtig auswählen; Holzerntemaschinen schonend, aber dennoch effizient einsetzen

von Reinhard Pausch

Die technischen Möglichkeiten in der Holzernte haben sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. EineVielzahl an Verfahren steht zur Verfügung, interessante Erfindungen lassen aufhorchen. Manches setzt sich durch, gele-gentlich folgt (zu) späte Skepsis auf frühe Begeisterung, manchmal werden vorschnell gute Neuansätze ad acta gelegt.Der wirtschaftliche Einsatz hochmechanisierter Technik im Wald ist gründlich zu planen.

Einsetzbarkeit gibt an, in wieviel Prozent der Fälle oder mitwelcher Wahrscheinlichkeit ein Verfahren in einer bestimmtenSituation anwendbar und praktikabel ist. Mit der Einsetzbar-keit verhält es sich ähnlich wie mit der ökologischen Nischeeines Lebewesens. Ist die Einsetzbarkeit in einem Bereicheiner Einflussgröße am höchsten, so wird von einem Optimal-bereich gesprochen. Das heißt jedoch nicht, dass dort die Ein-setzbarkeit 100 Prozent erreichen muss. Im Beispiel derAbbildung 2 wird der Einsatz eines Verfahrens in Abhängig-keit der Hangneigung bei Bergauf- und Bergab-Bringunggeprüft. Sind mehrere Flächen außerhalb des Optimumberei-ches, sollten Verfahrensalternativen geprüft werden.

Nicht selten existieren Wechselwirkungen zwischen ver-schiedenen Größen (Abb. 3). Man denke an den Einfluss desBrusthöhendurchmessers und des Abstandes zur Rückegasseauf die Wahrscheinlichkeit, dass ein Baum zugefällt werdenmuss (s. Beitrag PAUSCH/HEINDL S. 8 in diesem Heft). DerLeser möge versuchen, für sich den optimalen Einsatzbereichdes reinen Harvesterverfahrens in die dortigen Abbildungeneinzutragen. Er wird davon abhängen, welcher Anteil an

Wald ist nicht gleich Wald. Den Wald kennzeichnet ganzbesonders eine starke Variation der örtlichen Bedingungen.Einmal getroffene Entscheidungen wirken sich sehr langfris-tig aus. Das heutige Geschehen in der Holzernte gestaltet denWald der Zukunft maßgeblich. Deshalb ist es eine anspruchs-volle Aufgabe, Forsttechnik am richtigen Platz effizient undschonend einzusetzen.

Mit dieser Zielrichtung organisierte der Lehrstuhl fürForstliche Arbeitswissenschaft zu Beginn des Forschungsvor-habens „Optimierung der Holzernte in Verjüngungsbestän-den“ einen Workshop (Bericht auf Anfrage).

Einsetzbarkeiten von Verfahren und Maschinen herausarbeiten

Man kann ein Holzern t eve r fahren systematisch unter dieLupe nehmen. Dessen Einsatzmöglichkeiten beziehen sich aufbestimmte Holzerntesituationen, die anhand der A rt der Hiebs-maßnahme, des Brusthöhendurchmessers, des Gassenabstan-des, der Hangneigung etc. beschrieben werden (Abb. 2). Die

Abb. 1: Hochmechanisierte Starkholzernte im flächig verjüngtenErntebestand erfordert eine gründliche Planung zum Schutz derVerjüngung. (Foto: A. Eberhardinger)

Abb. 2: Beispiel zur Veranschaulichung des Begriffs „Einsetz-barkeit“

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LWF aktuell 59/200718

S c h l i e ß lich sollten die Risiken verbal beschrieben werden- ohnehin der erste Schritt, um zu einer Entscheidung zu fin-den. Aus den unterschiedlichen Methoden wähle man diejeweils passendste.

Definition der BeurteilungsdimensionenDie Beurteilung bezieht sich auf spezifische Holzernte-

verfahren unter den Einsatzbedingungen des jeweiligen Hie-bes. Es geht nicht um den theoretischen Idealfall, sondern umdie in der Praxis herrschenden Möglichkeiten und Restriktio-nen einschließlich rechtlicher Bestimmungen.

Die technische Machbarkeit beschreibt, wie wahrschein-lich sich eine konkrete Maßnahme unter rein technischenGesichtspunkten, einschließlich Holzabfuhr, insgesamt reali-sieren lässt.

Beispiel: Wenn bei 40 m Gassenabstand mit derzeitigenHarvestern, die nur auf Rückegassen fahren dürfen, ein selek-tiver Hieb nicht hinreichend wie geplant erledigt werden kann,so liegt die Einsetzbarkeit des Ve r fahrens Harve s t e r- Fo r wa r d e rbei 0 Prozent.

In einem Hang mit 50 Prozent Neigung wird man den Har-vester zusammen mit konventioneller Forwarderbringung nurin sehr günstigen Ausnahmefällen einsetzen können. Dieshängt sehr stark von der Geologie und der Bodenfeuchte bzw.Schneebedeckung ab. Schon die rein technische Einsetzbar-keit ist sehr niedrig, das Risiko äußerst hoch.

Die organisatorische Machbarkeit berücksichtigt, obgenügend Maschinen und geeignete Arbeitskräfte zur Verfü-gung stehen sowie die Chance besteht, die Vorbereitungsar-beiten in gegebener Zeit zu erledigen und den Informations-austausch zu sichern. Zudem muss das Holz zügig abgefahrenwerden.

Im Hinblick auf die Arbeitssicherheit wird eingeschätzt,ob die geplante Maßnahme nach menschlichem Ermessenarbeitstechnisch ausreichend sicher ablaufen kann (UVV).Volle Einsetzbarkeit bedeutet, dass in jedem Fall sichereArbeitsbedingungen erwartet werden. Das Restrisiko wird imRahmen der akzeptierten fachlichen Praxis für vertretbargehalten. Ein Holzernteeinsatz ist abzulehnen, wenn er sich inkeinem Fall unter hinreichend sicheren Arbeitsbedingungendurchführen lässt.

Stämmen, die ohne Zufällung nicht zu ernten sind, toleriertwird. Muss nennenswert zugefällt werden, so ist die Einsatz-grenze des reinen Harvesterverfahrens erreicht.

Abbildung 4 ist das Ergebnis einer Einschätzung vonExperten zu den technischen Möglichkeiten der Bringung mitdem Forwarder. Im Vergleich zum allgemeinen Beispiel derAbbildung 3 ist der Optimalbereich sehr eng. Das zeigt klar,wie empfindlich Forwarder auf den Bodenzustand reagieren.

Mit sieben Punkten zur richtigen Entscheidung

Lässt sich eine Maßnahme rein technisch verwirklichen,so ist sie vielleicht wegen der Bestandesschäden aus waldbau-licher Sicht abzulehnen. Man kann deshalb zunächst versu-chen, die Einsetzbarkeit vor Ort nach Beurteilungsdimen-sionen getrennt abzuschätzen. Eine Hilfe ist die Verwendungeiner Tabelle, in der kritische Parameter aus der Sicht vonTechnik, Ökologie, Ökonomie usw. beurteilt werden (Abb. 5).Wenigstens sieben Punkte sollten dabei berücksichtigt we r d e n :

1. Technische Machbarkeit

2. Arbeitssicherheit und Ergonomie

3. Einsatzplanung und Organisation

4. Waldbau

5. Naturschutz und Ökologie, Boden

6. Holzverwertung

7. Wirtschaftlichkeit.

Hiebsmaßnahmen werden jeweils abgelehnt oder akzep-tiert, Noten oder Punkte vergeben. Es kann sinnvoll sein,mit Prozentwerten Restrisiken zu schätzen, aus der eigenenE r fa h ru n g h e r a u s d i e Wa h r s c h e i n l i c h ke i t e i n z u gr e n z e n .

Abb. 4: „Technische Einsetzbarkeit“ des Forwarders bei denzusammenhängenden Einflussgrößen Bodenzustand und Hang-neigung

Abb. 3: Allgemeine Veranschaulichung der „Einsetzbarkeit“ beizwei zusammenhängenden Einflussgrößen

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LWF aktuell 59/2007 19

In die waldbauliche Beurteilung fließen ein: die Art undder Umfang des kompletten Eingriffs, die Auswirkungen aufdie weitere Bestandsentwicklung, die Feinerschließung unddas Risiko nicht hinzunehmender Beschädigungen am ver-

bleibenden Bestand und an der Verjüngung.Eine Maßnahme ist unter dem Aspekt des Naturschutzes

zu akzeptieren, wenn die Belange des Biotop- und Arten-schutzes hinreichend berücksichtigt werden.

Für den Bodenschutz relevant ist das Risiko nicht tragba-rer Bodenverdichtungen, Bodenerosion, Beeinträchtigungendes Wasserhaushaltes sowie Humus- und Nährstoffverluste.

Die Holzverwertung berücksichtigt Risiken der Holzent-wertung, z. B. auf Grund von Bläue oder Versticken, die Holz-ausbeute, die mögliche Qualität der Holzsortierung, Erwar-tungen der Holzkunden, die Vertragsgestaltung und dieAbwicklung des Holzverkaufs.

Für die Wirtschaftlichkeit maßgeblich sind meist dieKosten, Erlöse, die Holzausbeute sowie Verluste bei schlech-ten Sortierungsmöglichkeiten.

Sind Verfahrensalternativen sonst gleichauf bewertet, sogewinnt das kostengünstigste Verfahren. Wenn nicht, kanngewichtet oder eine Nutzwertanalyse versucht werden; hiergibt es etliche theoretische Ansätze.

Die Begründung für die Entscheidung verbal zu formulie-ren führt von selbst dazu, die einzelnen Aspekte abzuwägen.Völlig vermeiden lassen sich Fehlschläge nicht. Aber mankann für sich den Abwägungsvorgang dokumentieren.

Maßstab muss sein, die Risiken gering zu halten.Abb. 5: Tabelle zur Beurteilung der Einsetzbarkeit von Holzernte-verfahren

DR. REINHARD PAUSCH ist wissenschaftlicher Mitarbeiter amLehrstuhl für Forstliche Arbeitswissenschaft und Ange-wandte Informatik der TU München; E-Mail: [email protected]

Der VdAW versteht sich als Dienstleistungsunterneh-men, ausgestattet mit einer umfassenden Leistungsvielfalt,die ist wie ihre Mitglieder: privateUnternehmer, dynamisch, modernund effektiv.

Der Verband der Agrargewerbli-chen Wirtschaft hat sich 1970 kon-stituiert. Alle im Agrargewerbe täti-gen privaten Unternehmer wurdenzusammengeführt. Als Alternativezur genossenschaftlichen Organisa-tion nimmt der VdAW Einfluss aufAgrar- und Wirtschaftspolitik undvertritt so die Interessen seiner Mit-glieder.

Der VdAW hat sich zu einem für das Agrargewerbebedeutenden Dienstleistungszentrum entwickelt. Die Ver-bandsvorteile nutzen alle Teile der Agrarwirtschaft, vonDienstleistungs- und Handelsunternehmen über das breite

Spektrum der Handwerksbetriebe bis hin zur Industrie. DerV d AW orga n i s i e rt auch die Fo r s t u n t e rn e h m e rzertifizierung

DFSZ und CoC.Als einflussreiche Stimme

gegenüber dem Staat, der Wissen-schaft sowie den für die Mitgliederrelevanten Bezugs- und Absatz-märkten vertritt der VdAW dieInteressen seiner Mitglieder undsteht ihnen als kompetenter Partnermit konkreten und umfassendenLösungen in wirtschaftspoliti-schen, betriebswirtschaftlichen undberufsspezifischen Fragen zurSeite.

Kontakt: Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V., Wollgras-weg 31, 70599 Stuttgart, Tel.: 0711-167790; E-Mail: [email protected] red

Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft e. V. (VdAW) Wirtschafts- und Berufsverband der mittelständischen Unternehmen des privaten Agrargewerbes in Süddeutschland. „Hier sind auch die Forstunternehmer org a n i s i e rt . “

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LWF aktuell 59/200720

Mit dem Wisent DUAL und dem Buffalo DUAL brachtePonsse im Jahr 2003 neue „Forwarder“ auf den Markt, die sichdank ihres abnehmbaren Rungenkorbes, verstärkter Hydrau-lik und eines Wechselrahmens für das Aggregat (H 53) bzw.die Greifzange sowohl als Harvester als auch als Forwardereinsetzen lassen. Es sind also keine Harwarder, die Fällen,Aufarbeiten und Rücken in einem Arbeitsgang vollziehenkönnen (Direktverladung), sondern modifizierte Tragschlep-per, die in nur 15 Minuten zum Vollernter umgerüstet werden.

Eine Produktivitätsanalyse des Lehrstuhls für ForstlicheArbeitswissenschaft und Angewandte Informatik in Freisingstellte keine Leistungsunterschiede zwischen dem DUAL undeinem „normalen“ Harvester entsprechender Leistungsklasse

fest. Die Wissenschaftler werteten die Bordcomputerdatenzweier Forstunternehmer aus. Der Datenbestand umfasste ins-gesamt 10.320 Bäume bzw. eine Erntemenge von 4.400 Fm.Eine Expertenbefragung mit Maschinenführern, Unterneh-mern und Einsatzleitern lieferte zusätzlich wichtigeInformationen über die Einsatzplanung und Leistungsbeur-teilung von Kombimaschinen.

Vorteile im Vergleich zum Zweimaschinensystem beruhenauf der hohen Flexibilität des DUAL. Die höheren Investi-tionskosten lassen sich jedoch nur dann kompensieren, wenndie Flexibilitätsvorteile in eine höhere Auslastung umgesetztund die Einsätze optimal geplant werden.

Gleiche Arbeitsproduktivität wie einHarvester

Die Hypothese, der DUAL sei hinsichtlich der Produk-tivität bei den Teilarbeiten Fällen und Aufarbeiten wegenseiner schwächeren Kranhydraulik und dem längeren Vorbaudes Hinterwagens einem konventionellen Harvester deutlichunterlegen, bestätigten die Studien nicht. Beide Maschinen-führer erreichten eine durchschnittliche technische Arbeits-produktivität von 15,1 Fm/MAS (bei einem durchschnittli-chen Baumvolumen von 0,32 fm) bzw. 16,0 Fm/MAS (beieinem durchschnittlichen Baumvolumen von 0,61 fm). Jedochtraten zwischen beiden Fahrern deutliche Leistungsunter-schiede auf (Abb. 3). Sowohl bei der Auswertung der Harves-tersoftware als auch bei der Erstellung von Produktivitäts-modellen waren deutliche Leistungsunterschiede zwischenbeiden Fahrern zu erkennen.

Trotz vergleichbarer Bestandesverhältnisse überstieg dieLeistung des Fahrers A die des Fahrers B um einen Faktor von1,3 bis 1,5. Derartige Schwankungen sind bei Harvester-fahrern allerdings keine Seltenheit (PURFÜRST 2004).

Der Vergleich mit skandinavischen Studien und eigenenLeistungsstudien des Lehrstuhls bestätigte, dass der DUAL

Aus Zwei mach' EinsHolzernte frei Waldstraße mit einer Maschine: Das Konzept DUAL von Ponsse

von Alexander Eberhardinger und Reinhard Pausch

Mit dem „DUAL“ brachte Ponsse einen „Forwarder“ auf den Markt, der nach nur kurzer Umrüstung auch als Harvestereingesetzt werden kann. Der Lehrstuhl für Forstliche Arbeitswissenschaft und Angewandte Informatik in Freising prüftedie Kombimaschine auf Herz und Nieren. Im Vordergrund standen Produktivität, Kostenstruktur sowie Einsatzbereicheund Einsparpotenziale im Vergleich zum gängigen Zweimaschinensystem mit Harvester und Forwarder. Ergebnis: DieKombimaschine DUAL ist ein innovatives Konzept mit hoher Leistungsfähigkeit und Ausgewogenheit der einzelnenKomponenten. Der DUAL ermöglicht dem Unternehmer eine hohe Flexibilität - eine wettbewerbsfähige Alternative nichtnur für „Einsteiger“.

Abb. 1: Ponsse Wisent DUAL: Für eine kostenbewussteEinsatzplanung sollte die Kombimaschine vor allem alsHarverster eingesetzt werden. Ein Harversteranteil von 60-70 %wäre kostenoptimal. (Foto: A. Eberhardinger)

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LWF aktuell 59/2007 21

kein Leistungsdefizit im Vergleich zu einem normalenHarvester aufweist (ASSIKAINEN, RÖSER 2005; NORDEN 2005).

Ein Fahrer für Fällen, Aufarbeiten undRücken: mehr Vertrauen, mehr Qualität,mehr Flexibilität

Der DUAL ermöglicht es, mit nur einem Fahrer - in derRegel der Unternehmer selbst - den kompletten Einschlagdurchzuführen. Neben der Einsparung von Fixkosten ist beimAufarbeiten und Rücken in Personalunion ein hohes Maß anProduktivität und Qualität zu erwarten.

Der DUAL bietet eine Chance, Holzreserven aus demkleinstrukturierten Privatwald zu mobilisieren. So lässt er sichim Vergleich zum Zweimaschinensystem auch bei den oftmalsgeringen Hiebsmengen bzw. dem zerstreuten Holzanfall effi-zienter einsetzen. Darüber hinaus könnte der Qualitätsaspekt -erzielt mit Hilfe des Einsatzes einer Maschine und einesFahrers - bei Waldbesitzern auch zu einer höheren Akzeptanzder maschinellen Holzernte führen.

In Skandinavien setzen auch Unternehmer, die übermehrere Harvester und Rückezüge verfügen, den DUAL ein,um Auftragsspitzen bzw. Engpässe auszugleichen. Sie erhö-hen damit ihre Flexibilität und Lieferzuverlässigkeit.

Im Rückebetrieb ein hundertprozentigerForwarder

Der DUAL kann nicht wie andere Kombimaschinen(VALMET, PINOX) im Harvestereinsatz die einzelnen Baum-abschnitte direkt in den Rungenkorb verladen. Im Rückebe-trieb entspricht er jedoch einem „normalen“ Forwarder. Mitseinem Standardgreifer ist beim Rücken im Gegensatz zuanderen Kombimaschinen kein Produktivitätsabfall zu beob-achten (BODELSCHWINGH und PAUSCH 2003).

Der Funktionswechsel zwischen Forwarder und Harvestergibt dem Unternehmer die Möglichkeit, flexibel auf sichändernde Rahmenbedingungen zu reagieren. Steht ausrei-chend Arbeitsvolumen zur Verfügung, so kann z. B. bei zuschlechten Bodenverhältnissen vom Forwardereinsatz aufHarvesterbetrieb umgerüstet werden. Dadurch lassen sichStandzeiten vermeiden. Diejenigen Reparaturen, die lediglichdas Aggregat betreffen, werden auf den Abend verschoben,während der DUAL weiterhin als Rückezug einsatzfähig ist.Dies gilt ebenso, wenn für die Reparatur Ersatzteile notwen-dig sind. In diesem Fall arbeitet der DUAL bei verfügbarenRückekapazitäten als Forwarder weiter, während ein Stan-dardharvester bis zur Servicelieferung stillsteht.

Damit lässt sich bei der Kombimaschine leichter einehöhere Auslastung erreichen als bei einem „normalen“ Har-vester oder Forwarder. Auf diese Weise kann ein Unternehmerdie höheren Investitionskosten für die Kombimaschine eherausgleichen.

Besonders stark in kleineren HiebenDer Vergleich der Erntekosten in Abhängigkeit von Hiebs-

größe und Maschinenarbeitsstunden zwischen der Kombi-maschine DUAL und einem Standardharvester sowie einemStandardforwarder zeigt die Stärken des DUAL (Abb. 3). Beieiner Jahresauslastung von 2.000 Maschinenstunden wurden110 €/MAS für die Kombimaschine, 100 €/MAS für denStandardharvester (BEAVER) und 85 €/MAS für den Stan-dardforwarder (WISENT) kalkuliert. Ein Zweimaschinen-system erreicht bei vielen Unternehmern oft nur eine geringeJahresauslastung von z. B. 1.600 Stunden. Nimmt man im

Abb. 2: Ponsse Buffalo DUAL: In nur 15 Minuten wird aus demHarvester ein Forwarder, dessen Kran über ein Schnellwechsel-system mit Greifer oder Harvesteraggregat ausgerüstet werdenkann. (Foto: Gebr. Konrad GmbH, Österreich)

Abb. 3: Produktivitätsmodell ‚DUAL-Fällen und Aufarbeiten'; diemittlere technische Arbeitsproduktivität beider Fahrer lag bei 15,6Fm pro Maschinenarbeitsstunde. Die Leistung des Fahrers A warum das 1,3- bis 1,5-fache höher. Derartige Leistungsschwan-kungen sind jedoch keine Seltenheit.

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LWF aktuell 59/200722

Vergleich hierzu für den DUAL 2.000 Stunden pro Jahr an, sodehnt sich die Konkurrenzfähigkeit der Kombimaschine auchauf größere Hiebe aus. (siehe Abb. 4) In einer Simulationwurde kalkuliert, dass sich die Maschinenkosten des DUAL jeStunde um sechs Prozent und die durchschnittlichen Bereit-stellungskosten frei Waldstraße um zwölf Prozent reduzieren,wenn die Maschinenauslastung der Kombimaschine von1.600 auf 2.000 MAS pro Jahr steigt (Abb. 4).

Generell ist die Kombimaschine gerade dort im Vorteil, wodie Auftragsmenge nicht ausreicht, um die hohen Fixkostenfür den Maschinentransfer von einem Hiebsort zum nächstenkompensieren zu können. Im Einzelfall betragen diese Um-setzkosten je nach Entfernung bis zu 500 € und mehr proMaschine. Abbildung 5 zeigt den Kostenvergleich der beidenArbeitssysteme in Abhängigkeit von Hiebsgröße und Stück-masse. Der Kalkulation liegen folgende Annahmen zugrunde:

Auslastung [MAS/a] 2.000Eingriffsstärke [Fm/ha] 80Sortimente 4Gassenabstand [m] 25Mittlere Rückeentfernung [m] 300Umsetzentfernung [km] 100

Die grünen Bereiche stellen Hiebssituationen dar, in denender DUAL im Vorteil ist. Innerhalb der roten Flächen ist dasZweimaschinensystem günstiger. Die Kombimaschine ist vorallem in kleineren Hieben mit geringer Erntemenge konkur-renzfähig (lokale Windwurfflächen, Käfernester, Kleinprivat-wald), da hier die Fixkosten für Maschinentransfer undOrganisation einen wesentlichen Teil der Kostenbelastungausmachen. Mit steigendem Hiebsvolumen fängt die größereErntemenge die höheren Fixkosten des Zweimaschinen-systems auf. Dann sind bei großen Hieben die höherenMaschinenkosten je Betriebsstunde der Kombimaschine vonNachteil.

Optimal: 70 Prozent Harvester und 30 Prozent Forwarder

Eine kostenbewusste Einsatzplanung der Kombimaschineist auf Grund der hohen Maschinenkosten von erheblicherBedeutung. Schließlich sollen die bei der Investition bezahl-ten Flexibilitätspotenziale in der Praxis ausgeschöpft werden.Abbildung 6 zeigt die Auswirkungen unterschiedlicher An-teile von Harvester- bzw. Forwardertätigkeit im Laufe einesJahres bei einem Erntevolumen von 20.000 Efm. (z. B. 70/30bedeutet: 14.000 Efm als Harvester - 6.000 Efm als For-warder; 40/60 bedeutet: 8.000 Efm als Harvester - 12.000 Efmals Forwarder usw.).

Am ungünstigsten ist es, den DUAL überwiegend alsForwarder zu nutzen, weil dabei das Aggregat zu wenig aus-

Abb. 4: Bereitstellungskosten des Zweimaschinensystems (Twin)und des Ponsse DUAL bei unterschiedlicher Maschinenauslas-tung; die schwarzen Schnittpunkte der Kostenkurven markierendie Hiebsmenge, bei der die Kosten der jeweiligen Alternativen(z. B. DUAL mit 1.800 Stunden versus Zweimaschinensystem mit1. 600 Stunden) gleich sind.

Abb. 5: Kostenvergleich zwischen dem Ponsse DUAL und demZweimaschinensystem (Twin); die grünen Bereiche sind für denDUAL besonders günstig.

Abb. 6: Auswirkung verschiedener Anteile Harvester- bzw.Forwarderbetrieb auf die Bereitstellungskosten

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LWF aktuell 59/2007 23

gelastet wird. Zudem ist der DUAL 20 bis 25 Prozent proStunde teurer als ein gängiger Forwarder. Ein Harvesteranteilvon 60 bis 70 Prozent am Jahresauftragsvolumen ist kosten-optimal (Abb. 6). Ihn nur als Harvester einzusetzen, ist trotzhöherer Erlöse nicht zu empfehlen, da der DUAL im Vergleichzum Standardharvester fünf bis zehn Prozent höhere Maschi-nenkosten aufweist. Deshalb steigen die Gesamtkosten jeFestmeter ab einem Anteil von 80 Prozent.

LiteraturPURFÜRST, F.T. (2004): Berücksichtigung des Fahrereinflussesin Produktivitätsmodellen für Harvester - Methodik und ersteErgebnisse. Tagungsband Präsentation ForstwissenschaftlicheTagung, Freising

ASSIKAINEN; RÖSER, D. (2005): Informationen auf Anfrage.Metla - The Finnish Forest Research Institute

NORDEN, B. (2005): Metostudie av Ponsse DUAL i slutavver-kning. Skogforsk Resultat Nr.12

BODELSCHWINGH, E.; PAUSCH, R. (2003): Untersuchung zurKombimaschine Valmet 801 Combi. Abschlussbericht

ALEXANDER EBERHARDINGER und DR. REINHARD PAUSCH sindwissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für ForstlicheArbeitswissenschaft und Angewandte Informatik der TUM

E-Mail: [email protected]

Der Deutsche Forstunternehmer-Verband (DFUV) e. V. ist die Interessensvertretung und derBerufsverband für die in der Forstwirtschaft tätigen Unternehmer (Forst-/ Lohnunternehmer).

Die Aufgaben beinhalten u. a. die Wahrung und Unterstützung der Belange der Forst- undLohnunternehmer in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Hierbei spielt die Förderung desBerufsstandes und des Berufsbildes des Forstunternehmers eine große Rolle.

Des weiteren tritt der Verband als Tarifpartner der IG BAU auf.

Der DFUV ist Mitglied im Qualifizierungsfonds Forstwirtschaft (QfF).

Der DFUV e.V. wurde am 31. März 2001 als Nachfolgeorganisation der BAfL e. V. (Bundesarbeitsgemeinschaft für forstlicheLohnunternehmen e.V.) gegründet.

Mehr unter: www.forstunternehmer.org red

Deutscher Forstunternehmer-Verband e. V.

Seine Ziele sind u. a.:

v Vertretung der Interessen aller Mitglieder gegenüber derAnstalt Bayerische Staatsforsten und der Privatwaldbe-sitzer (FBGen, WBVen)

v Ausarbeitung einer einheitlichen, gerechten Ausschrei-bungsgrundlage in Zusammenarbeit mit dem BayerischenStaatsforst, der TU-München, dem KWF und den privatenWaldbesitzerverbänden

v Die Erteilung klarer Vorgaben für Holzeinschlag und Holz-rückung durch den Auftraggeber, die auch bindend fürbeide Parteien sind.

v Die Anerkennung von Arbeitsgemeinschaften, die kleineUnternehmen bilden, um bei größeren Auftragsmengenzum Zug zu kommen.

v Klare Richtlinie bei der Abrechnung bezüglich Werks-eingangsvermessung, Waldmaß (Verkürzung der Abrech-nungszeiträume)

v Enge Zusammenarbeit hinsichtlich der Unfallverhütungs-vorschriften mit dem Land- und ForstwirtschaftlichenSozialversicherungsträger

v Fortbildung im Rahmen von Lehrgängen für Forstmaschi-nenführer und Vertiefung der Kenntnisse in derMaschinentechnik (Neuheiten)

v Pflege und Vertiefung der Kontakte zu regionalen und über-regionalen Verbänden und zur neu gegründeten Anstalt derBayerischen Staatsforsten

v Zertifizierung nach PEFC-CoC und RAL-Gütezeichen fürHolzernte und Holzrücken zu günstigen Konditionen, daein Gruppenvertrag ausgehandelt ist.

v Ein Vorteil bei Maschinenanschaffungen ist auch der engeKontakt zu den Forstmaschinenhändlern und zur AfL-Leasing GmbH/Co KG.

Mehr unter: www.forstunternehmer.org red

Berufsverband der Forstunternehmer inBayern e.V. ist der Bayerische Landes-verband des DFUV

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/200724

Erfreulicherweise berichten Forstunternehmer, Waldbe-sitzer oder an Forstwirtschaft besonders Interessierte in forst-lichen Zeitschriften oder in Mitteilungsblättern über ihreErfahrungen und Vorstellungen zu bestimmten Holzernte-verfahren. Oft stecken in diesen Berichten Informationen, diefür viele Leser besonders wichtig sind. Aber nicht seltenfehlen leider entscheidende Details, die der interessierte Leserbraucht, um die Erfahrungen einwerten zu können. DasVerfahren sollte ausreichend beschrieben, die Einsatzbedin-gungen skizziert und das Ergebnis sauber dokumentiert sein.Worauf muss man achten, wenn Holzernteverfahren kritischgeprüft oder Erfahrungen ausgetauscht werden sollen?

VerfahrensbeschreibungDazu gehören die Reihenfolge und der Ort der einzelnen

Teilarbeiten, Betriebsmittel, Organisatorisches und nichtzuletzt die Ausbildung und Erfahrung der Arbeitskräfte.Wichtige Details können durch genaues Hinsehen und vorallem über das direkte Gespräch mit Einsatzleitern, Forst-wirten und Maschinenführern geklärt werden.

Ein Beispiel für die grafische Verfahrensbeschreibung istdie Matrixform (WARKOTSCH 1975), die auch in den KWF-Tagungsführern regelmäßig verwendet wird (Tab. 1).

Angaben zu Maschinen- bzw. Aggregattypen mit Kenn-zahlen (wenigstens Motorleistung) sind angesichts der Viel-falt an Typen und deren schneller Weiterentwicklung zwin-gend notwendig (Tab. 2).

Einsatzbedingungen skizzierenDie Skizze der Einsatzbedingungen sollte in der Regel

Waldbestand, Versuchsumfang, Eingriffsart- und Zeit, Feiner-schließung sowie Geländeverhältnisse umfassen. Auch Witte-rung oder Bodenzustand können relevant sein. Nicht zuletztsollten wichtige organisatorische Dinge dokumentiert sein.

Ergebnisse richtig darstellenDokumentierte Zahlenwerte müssen mit den jeweiligen

Definitionen und Einheiten bezeichnet werden. Zum Beispielstimmen Gesamtarbeitszeit, reine Arbeitszeit und Maschinen-

Erfahrungen zur Holzernte austauschenBereits einfache Erfahrungsberichte aus der Praxis sind, wenn sie die richtigenInformationen enthalten, ausgesprochen wertvoll

von Reinhard Pausch

Wenn naturnahe Forstwirtschaft auf Dauer gesichert werden soll, dann kommt man an einer Kultur der sorgfältigenAnalyse und laufenden Optimierung der Holzernte nicht vorbei! Auf was sollte man achten, wenn es gilt,Praxiserfahrungen auszutauschen und Versuchsergebnisse aus der Literatur zu vergleichen? Erfahrungsberichte sindfür den nach Informationen suchenden Praktiker sehr wertvoll, wenn relevante Informationen nachvollziehbar undeindeutig enthalten sind. Sie können jedoch sehr in die Irre führen, wenn dies nicht der Fall ist.

Tab. 1: Matrixdarstellung eines Holzernteverfahrens: Fällen mitMotorsäge, Beiseilen zu Rückegasse oder Maschinenweg(z. B. für steileres Gelände).

Ein Holzernteverfahren ist ein bestimmter Typus betriebs-technischer Arbeitsabläufe (Arbeits- und Transportketten),die für die Holzernte unmittelbar erforderlich sind. DieDefinition eines Verfahrens muss zumindest enthalten,„[...] an welchem Ort, in welcher Reihenfolge und mitwelchen Betriebsmitteln die Teilarbeiten ausgeführtwerden“ (LÖFFLER 1991).

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LWF aktuell 59/2007 25

WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

arbeitsstunden nur im Ausnahmefall überein. Die Maschinen-arbeitsstunde (MAS) schließt definitionsgemäß alle Unter-brechungen der produktiven Nutzung bis 15 Minuten Dauerein.

Im Sinne der Eingrenzung der oft zitierten „wundersamenHolzvermehrung“ prüfe man, ob es sich um die üblichen

Erntefestmeter ohne Rinde oder um Vorratsfestmeter mitRinde, Schüttraummeter, Raummeter etc. handelte. Enthaltendie Mengen X-Holz (gesondert bearbeitet, aber nichtverkauft; z. B. abgetrennte Faulstücke)? Bei allen Prozent-angaben muss die Bezugsgröße eindeutig genannt sein.

Viel zu wenig beachtet wird, dass Holzernteverfahren imDauereinsatz in der Regel deutlich mehr Zeit benötigen alsunter optimierten Bedingungen einer intensiven, kurzfristigenZeitstudie. Der Faktor liegt unter sonst gleichen Bedingungenbei Seilschleppern und Forwardern zwischen 1,1 und 1,4, beiHarvestern bei ca. 1,4 bis 1,6, bei Waldarbeitern mit Motor-säge häufig um 1,3. Beim Vergleich von Ergebnissen aus derLiteratur ist es also wichtig zu wissen, mit welcher Methodediese Ergebnisse gewonnen wurden. Damit können Enttäu-schungen vermieden werden. Zudem spielt die Übung eineganz wesentliche Rolle. Bei Harvesterfahrern wird die Übungs-schwelle erst nach mehreren Tausend Maschinenarbeitsstun-den endgültig erreicht.

Kosten: Kostensätze sind in der Regelam leichtesten zu interpretieren, wennkeine Mehrwertsteuer enthalten ist. Lohn-nebenkosten und Werkzeug sind zu be-rücksichtigen.

Schäden am verbleibenden Bestand:Wo gehobelt wird, fallen Späne. Es solltennatürlich so wenig wie möglich sein. DieHäufigkeit der Schäden ist meist sehrinhomogen über den Bestand verteilt. Beizu engen Gassen ist fast jeder Randbaumbeschädigt. Für Vergleichszwecke werdenüblicherweise die Bäume als beschädigtgezählt, deren Rinde auf mindestens einer10 cm2 großen Fläche abgeplätzt ist.

Beim Vergleich von Zeitstudienergeb-nissen aus der Literatur sollte man prüfen,ob die Teilarbeiten kompatibel definiert,also gleiche Trennpunkte der Arbeitsab-laufabschnitte gewählt wurden (Beispiel in

Einsatzbedingungen

Waldbestand vor dem Hieb: z. B. Fläche, Hauptbaum-arten, Verjüngung, Unter- und Zwischenstand, Flächenan-teil, Qualität, Schlussgrad, Vorrat, Struktur; das Alter ist fürdie Forsttechnik in der Regel weniger aussagekräftig.

Eingriff: Hiebsmenge, Hiebsfläche, waldbauliches Ziel,Holzvolumen pro ha, Baumarten, Baumvolumen (Stück-masse!), BHD, Holzsorten, Baum-, Stückzahlen, Gassen-aufhieb, Anteil zugefällter, beigeseilter Bäume etc.

Erschließung: Gassenmittenabstand, Gassenbreite (Fahr-spurränder), Rückegassen (ohne bauliche Maßnahmen),Rückewege (= Maschinenwege, z. B. vom Bagger im Hangangelegt), Vorlieferdistanz bis zur Gasse; ist die Rücke-distanz als Fahrstrecke vom Arbeitsort im Wald bis zumLagerplatz und zurück gemessen oder eine mittlere Ent-fernung bis zur nächsten Waldstraße der Karte entnommen?

Gelände: Hangneigung in [%], Geländerippen, Blocküber-lagerung, Hanglänge, Hindernisse (gut - mittel - schlecht)

Bodenfeuchte: trocken, rutschig, morastig (Grundbruch,Geleise), Bodenart

Organisatorisches: z. B. Arbeitskräfte, Selbstwerbung,Dienstleistung, Eigenregie, Jahreszeit und Hiebsdauer,Anteil Nachtarbeit, Schichtbetrieb, Hiebsvorbereitung,Auszeichnung, Lagerung

Tab. 2: Beispiel zu wichtigen technischen Daten untersuchter Harvester

Tab. 3: Definition der Arbeitsablaufabschnitte für die reineArbeitszeit (RAZ) bei zyklenweisen Zeitstudien zuLangkranharvestern (LWF und TU München)

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/200726

Tabelle 3). Die Dauer solcher Zeitstudien (REFA 1998) solltemindestens einen Arbeitstag pro Arbeitskraft umfasst haben.Vereinfachte Studien sind üblicherweise als „orientierendeStudien“ bezeichnet.

Interessierten seien nicht zuletzt die Schriften des Kura-toriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) als Infor-mationsquelle empfohlen. Sollte der Wunsch bestehen, selbstVersuche durchzuführen, kann man sich mit Fragen gerne anuns wenden.

LiteraturLÖFFLER, H. (1991): Forstliche Verfahrenstechnik (Holz-ernte). Manuskript zu den Lehrveranstaltungen, 2. Auflage,Lehrstuhl für Forstliche Arbeitswissenschaft und AngewandteInformatik

REFA (1998): REFA-Fachausschuß Forstwirtschaft (Hrsg.):Arbeitsstudien, Arbeitsorganisation und Qualitätsmanage-ment in der Forstwirtschaft. 1. Auflage 1998, Stuttgart, REFA-Fachbuchreihe Arbeitsgestaltung, Prof. Dr.- Ing. Kurt Landau(Hrsg.)

WARKOTSCH, W. (1975): Darstellung und Analyse vonSystemen und Verfahren der Holzernte. Sonderdruck, Allge-meine Forstzeitschrift 41

DR. REINHARD PAUSCH ist Mitarbeiter am Lehrstuhl für Forst-liche Arbeitswissenschaft und Angewandte Informatik derTU München; E-Mail: [email protected]

Staatsminister Josef Miller steht seit 1998 an der politischen Spitze derBayerischen Forstverwaltung. In dieser Zeit ergaben sich vielfältige Kontakte mitder Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Vor einem Jahrgratulierte Staatsminister Josef Miller in Freising der LWF zu ihrem 125-jährigenGeburtstag und hob dabei die Rolle der LWF als unverzichtbare Ideenschmiede undwertvoller Impulsgeber für alle forstlichen Zukunftsthemen hervor. Mit ihrer an denBedürfnissen der Praxis orientierten, angewandten Forschung habe sich die LWFlängst als unentbehrlicher Ansprechpartner für Forstleute, Waldbesitzer und alle amWald interessierten Bürger etabliert.

Auch an der LWFaktuell zeigte Staatsminister Josef Miller von Anfang an einreges Interesse. So ließ er es sich nicht nehmen, besonders wichtige Ausgaben selbst

der Öffentlichkeitvorzustellen.

Für die entge-gengebrachte Unter-stützung und diepositive Einschät-zung ihrer Arbeit istdie LWF sehr dank-bar. Ein besonderesAnliegen der LWFist es, dieses Ver-trauen auch künftig dauerhaft zu rechtfertigen und mit inno-vativer Arbeit die Bayerische Forstverwaltung und dieForstwirtschaft insgesamt zu unterstützen. LWFaktuell alsSprachrohr der angewandten forstlichen Forschung wirdihren Teil dazu beitragen.

Die Leitung und alle Beschäftigten der LWF wünschenHerrn Staatsminister Josef Miller das Allerbeste und freuensich auf eine noch lange und gute Zusammenarbeit.

LWF gratuliert Josef Miller

Bayerischer Forstminister Josef Miller feiert am 12. Juli seinen60. Geburtstag

Forstminister Josef Miller auf der Inter-nationalen Holzenergiemesse 2006 miteinem von der LWF erstellten Modellzum Thema Energieholzverbrauch inBayern

Staatsminister Josef Miller und Olaf Schmidt, Präsident derLWF, mit dem druckfrischen LWFaktuell 35 "Schwarzwild inBayern"

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/2007 27

Bei einer Befragung von Forstunternehmern in Bayernwurden detaillierte Angaben zu 109 Harvestern, 150 For-wardern und ebenso vielen Forstschleppern erhoben. Unterden Herstellern führt Timberjack bzw. heute John Deeresowohl bei den Vollerntern als auch den Rückezügen dieRangliste der häufigsten Forstmaschinen an (Abb. 1). Diegroße Zahl der Raupenharvester von Atlas Kern bzw. Impexist sicher eine deutsche Besonderheit.

Bei Harvestern überwiegen 6-Rad-, beiForwardern 8-Rad-Maschinen

Etwa ein Viertel der Harvester besitzen ein Raupenfahr-werk. In Bayern werden demnach weniger Raupenharvestereingesetzt als im Nachbarland Österreich. Dort waren es 2001zur Hälfte Raupenfahrzeuge (PRÖLL 2001). Zwei Drittel allerMaschinen sind 6-Rad-Harvester. Die hinsichtlich der Boden-

Unternehmer bevorzugen große MaschinenLWF und TUM erfassten die forsttechnische Ausstattung von rund 170 Firmen

von Herbert Borchert und Johann Kremer

Vor allem bei Harvestern überwiegen große und leistungsstarke Maschinen. Ein Viertel der Vollernter sindRaupenfahrzeuge. Die Unternehmer setzen sehr häufig Harvester und Forwarder der jüngsten Generation ein.Erfreulich ist der hohe Anteil der 8-Rad-Maschinen bei den Tragschleppern und die gute Ausstattung mit Breitreifen.Damit bestehen zumindest günstige technische Voraussetzungen für ein bodenpflegliches Arbeiten. Überraschend geringist die Auslastung der Rückezüge.

Unternehmer-Befragung

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft(LWF) und der Lehrstuhl für Forstliche Arbeitswissenschaftder Technischen Universität München befragten im Jahr2006 die Forstunternehmen in Bayern nach ihrer Maschi-nenausstattung. An der Befragung beteiligten sich etwa30 % der 750 angeschriebenen Unternehmen. Als Unter-nehmen, die forsttechnische Dienstleistungen anbieten(vgl. SACHSE 2003), erwiesen sich 167 Befragte. ForstlicheSachverständige, Berater, Planer und Gutachter sind dabeinicht einbezogen. Die Erhebung diente unter anderem demAufbau einer Unternehmer-Datenbank, die Forstbetriebenden Zugang zu professionellen Unternehmern erleichternsoll (s. Artikel ‚Gesucht - gefunden' von H. BORCHERT S. 11in diesem Heft).

Abb. 1: Verteilung der Harvester (links) und der Forwarder (rechts) auf die Hersteller

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LWF aktuell 59/200728

WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

belastung als besonders kritisch zu bewertenden 4-Rad-Maschinen kommen nur selten vor. Bei den Tragschleppernwerden weit überwiegend (86 %) 8-Rad-Maschinen einge-setzt. Fast alle Forwarder sind mit Breitreifen ausgestattet. Bei54 % der Rückezüge werden solche mit 700 mm Breite, bei40 % mit 600 mm verwendet.

Viele leistungsstarke und schwere VollernterDie Gewichte der Harvester (ohne Aggregat) verteilen

sich auf eine breite Spanne von 8 bis 35 t. Die Mehrzahl derVollernter hat ein Gewicht von 15 bis 20 t. Legt man eineEinteilung des KWF zugrunde, wonach Harvester von mehrals 13 t Gesamtmasse den großen Maschinen zuzuordnensind, so handelt es sich bei rund 95 % der Erntemaschinen umgroße Vollernter. Bei den Tragschleppern entfallen 56 % miteinem Gesamtgewicht von 18 bis 24 t auf die mittlere und40 % mit über 24 t auf die schwere Gewichtsklasse.

Die Verteilung der Harvester auf Leistungsklassen zeigt,dass zumeist leistungsstarke Maschinen vonmehr als 140 kW eingesetzt werden (Abb.2). Hier unterscheidet sich Bayern gänzlichvon Niedersachsen. Dort wurden vor eini-gen Jahren die meisten Vollernter der mittle-ren Leistungsklasse von 70 bis 140 kWeingesetzt (DENNINGER 2002). DieserUnterschied ist plausibel, weil in Bayernüberwiegend stärkeres Holz geerntet wirdals in Niedersachsen. Auch in Österreichüberwogen 2001 noch die mittelstarkenVollernter (PRÖLL 2001). Vermutlich gebendie Ergebnisse für Bayern jedoch einenallgemeinen Trend hin zu immer leistungs-stärkeren Maschinen wieder. Die meistenbei dieser Erhebung erfassten Harvesterwurden schließlich erst nach den Befra-gungen in Niedersachsen und Österreichbeschafft.

„Junge“ Harvester undForwarder

Bei Harvestern und Forwardern sindüberwiegend Maschinen der jüngsten Gene-ration im Einsatz. Ihre Verteilung über demBaujahr (Abb. 3) zeigt deutlich, wie diemaschinelle Holzernte seit Anfang derneunziger Jahre immer mehr zugenommenhat. In den Jahren 2002 und 2003 gab esoffenbar erstmals einen Rückgang bei denNeuanschaffungen.

Zum Vergleich wird in Abbildung 4auch die Altersstruktur der eingesetztenForstschlepper gezeigt. Die große Arbeits-spitze infolge der Orkanschäden von 1990bewog damals offenbar viele Forstunter-

Abb. 2: Die Verteilung der Harvester nach Leistungsklassen(N=100)

Abb. 3: Die Anzahl der Harvester (oben) und Forwarder (unten) nach ihrem Baujahr

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nehmer zum Kauf einer neuen Maschine.Dafür wurden drei Jahre später nur sehrwenig neue Forstschlepper angeschafft.

Die Forstunternehmer gaben bei denForwardern auch die Zahl der Betriebs-stunden an (Abb. 5). Die Forwarder desBaujahres 2005 leisteten nur wenige Be-triebsstunden, weil die Maschinen zumeistnoch kein ganzes Jahr im Einsatz waren.Auch bei den Rückezügen des Baujahres2004 wirkt sich der Effekt des Anschaf-fungszeitpunktes innerhalb des Jahres nochaus. Die Baujahre 1990 bis 1994 sind mitrelativ wenigen Maschinen vertreten. Be-trachten wir deshalb nur die Maschinen derBaujahre 1995 bis 2003, so errechnen sichdurchschnittliche Betriebsstunden pro Jahrvon 1.375 MAS mit einer nur geringenStreuung von ± 400 Stunden. Für etwa zweiDrittel der Rückezüge gaben die Unter-nehmen auch die jährliche Auslastung an.Die Angaben schwanken dabei zwischen200 und 2.700 MAS und liegen im Durch-schnitt bei 1.639 MAS. Die Einschätzungder Unternehmen über die Auslastung liegtalso höher als der aus den Betriebsstundenberechnete Wert. Es überrascht, dass beideWerte niedriger sind als die von verschiede-nen Landesforstverwaltungen für ihre Regie-maschinen angegebenen Werte. NICK undFORBRIG (2002) berichten von einer Pro-duktivität von 1.720 MAS im Durchschnittvon 39 Tragschleppern der Landesforst-verwaltungen im Jahr 2001.

LiteraturDENNINGER, W. (2002): Stand der hochme-chanisierten Holzernte in Niedersachsen.Forst und Technik Nr. 7, S. 14-17

PRÖLL, W. (2001): 150 Harvester in Österreich. Österr. ForstZeitg. Nr. 6, AIW S. 6-7

SACHSE, M. (2003): Umfeld, Struktur und Potenzial Forst-wirtschaftlicher Dienstleistungsunternehmen im FreistaatSachsen. Dissertation, Technische Universität Dresden

LWF aktuell 59/2007

WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

29

DR. HERBERT BORCHERT leitet das Sachgebiet „Betriebswirt-schaft und Forsttechnik“ der LWF.

DR. JOHANN KREMER ist wissenschaftlicher Mitarbeiter amLehrstuhl für Forstliche Arbeitswissenschaften und Ange-wandte Informatik der TU München.E-Mail: [email protected]

Abb. 4: Die Häufigkeit der Forstschlepper über ihrem Baujahr

Abb. 5: Die durchschnittlichen Betriebsstunden der Rückezüge pro Jahr getrenntnach ihrem Baujahr; die Intervalle zeigen die Streuung der Werte an.

Mit LWFaktuell immer informiertWerden Sie Mitglied im Förderverein des Zentrums Wald-Forst-Holz Weihenstephan e.V. und Sie erhaltenLWFaktuell als kostenlose Mitgliederzeitschrift für einen Jahresbeitrag von 25 € incl. Versand. Zusätzlicherhalten Sie ebenfalls kostenfrei alle neuen Merkblätter, Faltblätter und Sonderausgaben zugesandt.

Die Mitgliedschaft im Föderverein des Zentrums beantragen Sie beim: Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan e.V., Am Hochanger 11, D-85354 FreisingTel. (08161) 71-4951; Fax: (08161) 71-4971

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/200730

„Steter Tropfen höhlt den Stein“, sand-wasser-gebundeneSchotterwege zu erhalten, erfordert ständigen Kampf gegendas Wasser. Es „höhlt“ den Wegekörper, weicht ihn also aufund verlagert anschließend das Wegebaumaterial.

Je aufmerksamer die Wege gepflegt werden, desto höherist auch der Schutz vor Erosionsschäden bei plötzlichen Stark-regen (Gewitter) oder infolge der Schneeschmelze. Deshalbmuss die Straßenpflege „im Graben“, also mit der funktionie-renden Wasserableitung beginnen. Aber ebenso wichtig ist,den Straßenkörper richtig zu profilieren, damit das Wasserden kürzesten Weg von der Fahrbahn in den Graben findet.Aus diesem Grund werden die sand-wasser-gebundenenSchotterdecken im Staatswald mit einem Dachprofil sowie

einer Querneigung von nicht weniger als sieben Prozent vonder Wegemitte hin zum Graben gebaut.

R2005 versus Grader/WalzeUm diesen „Fahrdamm“ zu erhalten, holt das R2005-Gerät

(früher R2-Gerät) abgetragenes oder vom Verkehr hinaus ge-schleudertes Wegebaumaterial zurück und verteilt es gleich-mäßig auf dem Weg. Gleichzeitig entfernt es auch Vegeta-tionsansätze, die den Wasserabfluss hemmen und das Wege-baumaterial auf den Banketten oder in der Fahrbahnmitte fest-halten.

Das einfache und leicht zu bedienende Anbaugerät für dieDreipunkthydraulik landwirtschaftlicher Schlepper arbeitetbei richtiger Einstellung der Stahlschiene und der passendenArbeitsgeschwindigkeit nur mit seinem Eigengewicht.

Die Wegepflege mit dem R2005-Gerät unterscheidet sichin der Arbeitsweise grundlegend zur Wegeinstandsetzung mitGrader und Walze oder Anbaugrader.

Der Grader reißt mit großer Kraft die verdichtete Strukturdes Wegekörpers auf und formt aus dem losen Material erneutein Dachprofil, das anschließend auf Grund der großenSchichtstärke wieder verdichtet werden muss.

Demgegenüber greift das R2005-Gerät den Wegekörpernicht tiefgründig an, sondern bildet mit dem aus der Deck-schicht verlagerten Verschleißschichtmaterial ein neues Dach-profil. Eine nachfolgende Verdichtung mit einer Walzeerübrigt sich auf Grund der geringen bewegten Schichtstärken

Einfach, aber wirkungsvoll - das R2005-GerätWegepflege mit dem R2005 ist effizient und reduziert die Instandhaltungskosten Lkw-fahrbarer Waldwege

von Bernhard Hölldorfer

Wegebau ermöglicht erst den Waldbau! … lehrte schon der große Münchener Waldbauprofessor Nikolaus Köstler seineStudenten. Derzeit ist der bayerische Staatswald mit rd. 23.000 km geschotterten Waldwegen und einerErschließungsdichte von 32 lfm Lkw-fähiger Waldwege pro Hektar Holzbodenfläche gut ausgestattet. Die Wegedichtereicht für unsere naturnahe Waldbewirtschaftung grundsätzlich aus. Der Wegebau spielt daher eine untergeordnete, dieInstandhaltung dagegen eine umso größere Rolle. Interessanterweise zeigen die langjährigen Erfahrungen, dass eine derintensivsten Wegeerhaltungsmethoden auch eine der effizientesten darstellt: Die Wegepflege mit dem R2005-Gerät.

Abb. 1: Das R2005-Gerät ermöglicht eine einfache, aber sehrwirkungsvolle Pflege der Schotterwege. (Foto: Hölldorfer)

Kennzahlen zum R2005-Gerät

In der Regel sechs Arbeitsgänge (Überfahrten) pro Forst-weg

Leistung: Zwei Kilometer Forstweg pro Stunde

Kosten: 25 Euro pro Kilometer

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/2007 31

von 3 bis 4 cm. Die ursprüngliche Festigkeit des Wegekörpersbleibt erhalten.

Die Stahlschiene des R2005-Gerätes wird immer nachlau-fend über die Fahrbahn gezogen und nicht aggressiv nachvorne schneidend eingestellt. Zum Erhalten und Verbesserndes Dachprofils wird die pendelnd aufgehängte Stahlschieneentsprechend arretiert.

Für die Arbeit mit dem R2005-Gerät wird ein 66 kW star-ker Schlepper, möglichst mit Allradantrieb für bergiges Ge-lände, benötigt. In zwei Überfahrten pro Straßenseite wird dervom Verkehr nach außen geschleuderte Splitt wie auch das aufdem Bankett gewachsene Gras zur Fahrbahnmitte hereingezo-gen. Dabei beträgt die Fahrgeschwindigkeit des Schleppersetwa 10-15 km/h, wobei langsameres oder schnelleres Fahrendie Wirkung des R2005-Gerätes erheblich verringert.

Anschließend wird das in die Mitte geschwadete Materialauf die gesamte Fahrbahn verteilt. Dazu wird nur der Schnei-dewinkel der Stahlschiene auf etwa 100° zur Wegelängsachse,also leicht schräg stehend, verändert. Die Arretierung derSchiene wird gelöst, so dass sie nun pendelnd aufgehängt ist.Die Fahrtgeschwindigkeit von mindestens 20 km/h garantiert,dass alles lockere Material gut verteilt auf der gesamtenFahrbahnbreite zu liegen kommt und größere Steine oder auchÄste im Straßengraben landen.

Das Material aus der Mitte in die Fahrspuren wird in zweiDurchgängen verteilt: Aus jeder Fahrtrichtung eine Überfahrt,so dass insgesamt sechs Überfahrten einen Pflegeeinsatz erge-ben.

Auf das Fingerspitzengefühl des Fahrerskommt es an

Entscheidender Faktor beim Einsatz des R2005-Gerätesist der Fahrer. Er muss für die Behandlung des Wegekörpers„Fingerspitzengefühl“ entwickeln, wenn er eine professio-nelle Leistung abliefern will.

Die Leistung bei eingespielten Verhältnissen beträgt zweiKilometer fertig gepflegter Forststraße pro Stunde. Die Kos-ten liegen derzeit im Staatswald bei etwa 25,- € pro Kilometer.

Ein andauernd optimaler Wegezustand wird erreicht, wenndie Pflegedurchgänge rechtzeitig im Frühjahr beginnen: imMärz oder April, bevor die Vegetation die volle Lebenskraftzurückgewonnen hat. Werden diese Pflegeeinsätze im Som-merhalbjahr etwa monatlich wiederholt, wird in sechs Durch-gängen ein stets optimales Ergebnis zu günstigen Kostenerreicht.

Die Betriebsstatistiken belegen, dass Forstämter (-betrie-be), deren Wege laufend mit dem R2005-Pgerät gepflegtwerden, im langjährigen Mittel die Hälfte bis zwei Drittel derKosten gegenüber Forstämtern, die Grader einsetzen, sparen.Im Wesentlichen ist dies auf die deutlich bessere Erhaltungdes Materials zurückzuführen, das regelmäßig ca. 80 Prozentder Neubaukosten verursacht.

Auch die Verhinderung von Schäden, die immer häufigerauftretende „singuläre“ Witterungsereignisse anrichten oderwenigstens die Begrenzung des Schadensausmaßes tragen zudieser hervorragenden Bilanz bei.

Nachhaltig bester Wegezustand = professionelle Qualitätzu günstigen Preisen sowohl auf Forststraßen als auch aufmarkierten Rad- und Wanderwegen

BERNHARD HÖLLDORFER ist Mitarbeiter des Bereichs „HolzTechnik Logistik“ in der Regensburger Zentrale derBayerische Staatsforsten; E-Mail: [email protected]

Abb. 2: In die Fahrbahnmitte geschwadetes Material (Foto: Hölldorfer)

Abb. 2: Der Pflegeeinsatz ist beendet: So sieht ein professionel-les Ergebnis aus. (Foto: Hölldorfer)

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/200732

Nachdem das Gemeinschaftsunternehmen NavLog vonForst- und Holzwirtschaft im Dezember 2005 als GmbHgegründet worden war, war damit ein großer Schritt zurRealisierung des Logistik-Großprojekts getan. Die materiel-len Voraussetzungen für die Umsetzung mussten nichts destotrotz aber erst geschaffen werden. Einerseits war es an derHolzindustrie, die erforderlichen Finanzmittel zu akquirierenund damit ihren Part der Abmachung zu erfüllen. Andererseitsmussten sich der Waldbesitz und die Forstwirtschaft festlegen,die LKW-fahrbaren Forstwege vor Ort zu erfassen und dieWegedaten für das gemeinsame Navigations- und Logistik-Instrument zur Verfügung zu stellen. Dieser Part der Forstseitewar Bundesland für Bundesland in einer „Qualifizierungs-vereinbarung“ zu besiegeln, also einem Vertrag über dieBereitstellung qualifizierter Forstwegedaten.

Intensiver AbstimmungsprozessIn vielen Bundesländern haben die Landesforstchefs diese

Vereinbarung mit der NavLog einfach stellvertretend für dengesamten Waldbesitz unterzeichnet, nicht so in Bayern. Hierhaben als erstes die Bayerischen Staatsforsten eine eigeneQualifizierungsvereinbarung ausgehandelt und im Oktober2006 unterschrieben. Parallel haben Abstimmungsgesprächeder Verbände und Vereinigungen des Privat- und Körper-schaftswaldes und der Forstverwaltung mit der NavLogGmbH über den Vereinbarungstext stattgefunden. Beteiligtwaren der Bayerische Bauernverband, der Bayerische Ge-meindetag, der Bayerische Städtetag, der Bayerische Wald-besitzerverband, der Verband der Bayerischen Grundbesitzersowie die Forstwirtschaftlichen Vereinigungen in Bayern. DieVerpflichtung zur Wegedatenlieferung für Privat- undKörperschaftswald gingen nach dieser Abstimmung die LWFund der Verein für forstliche Standortserkundung e.V. (VfS)gemeinsam ein. Sie sollen die Erfassung der Forstwege koor-dinieren und die Wegedaten gebündelt „in einem Guss“ an dieNavLog übergeben. Beide unterschrieben deshalb am 30.April 2007 in München gemeinsam die Qualifizierungs-vereinbarung mit der NavLog GmbH, nachdem ihnen dieVerbände und Vereinigungen in einer Gemeinsamen Erklä-rung (siehe unten) das Mandat hierzu erteilt hatten. DieCluster-Inititative Forst und Holz in Bayern mit Sitz am Zen-trum Wald-Forst-Holz wird Koordinierungsaufgaben bezüg-lich der Forschung und Entwicklung in Zusammenhang mitdem Logistik-Vorhaben übernehmen. Unabhängig davon stehtes selbstverständlich jedem einzelnen Waldbesitzer frei, sichgegen die Erfassung von Wegen in seinem Eigentum zu ent-scheiden. Außerdem könnte er, wenn er seine Wegedatenselbst aufnimmt, individuell eine eigene Qualifizierungs-vereinbarung abschließen. Damit ist möglichst viel Gemein-samkeit erreicht und die Rechte des Waldbesitzers bleibentrotzdem in jeder Hinsicht gewahrt.

Weg frei für Logistik-Großprojekt Bayern beginnt mit Umsetzung von „NavLog“

von Stefan Nüßlein

Intensiv ist über die Einzelheiten der Umsetzung von NavLog in Bayern verhandelt worden. Kein Zweifel, gerade demgrößten Waldland in Deutschland würde dieses Logistik-Vorhaben des Clusters Forst und Holz großen Nutzen bringen(siehe LWFaktuell Nr. 56/2007). Auch gegenüber dem Vorhaben-Träger NavLog, der GmbH in der Hand von Wald-besitz und Holzwirtschaft auf Bundesebene, war das notwendige Vertrauen da. Trotzdem brauchte es seine Zeit, dieDinge ordentlich abzustimmen. Nun aber soll das Projekt in Bayern beginnen.

Abb. 1: Machten den Weg frei für NavLog: (v.l.n.r.) Dr. M. Zierhut,S. Spann, S. Graf, T. Kostenbader, B. Hauck, Dr. S. Nüßlein,H. Baur, J. Koch, O. v. Löwis of Menar, W. Nussel, G. Windisch,Dr. J. Busse, G. Wimmer (Foto: StMLF)

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/2007 33

Forstverwaltung unterstützt WaldbesitzerDa nun der vertragliche Rahmen geklärt und der positive

Abschluss der Mittelakquise durch die Holzindustrie demVernehmen nach abzusehen ist, kann in Bayern die Aufnahmeder Forstwege und ihrer Befahrungsmerkmale beginnen. Weildies den 700.000 Waldbesitzern in Bayern einiges abverlan-gen würde und auch schwer zu koordinieren wäre, wird dieBayerische Forstverwaltung Waldbesitzer ohne eigenes Perso-nal bei der Wegeerfassung unterstützen. Hilfe leisten dieörtlich zuständigen Revierleiter der Ämter für Landwirtschaftund Forsten. So wird jedem unabhängig von der Betriebs-größe die Nutzung der Logistikvorteile ermöglicht. Dies trägtzum Abbau von Strukturnachteilen bei. Waldbesitzer mit festangestelltem Personal sowie die Bayerischen Staatsforstennehmen die Wegedaten selbst auf.

Bei der Koordination der Wegeerfassung im Privat- undKörperschaftswald Bayerns wird sich der VfS der selbst auf-nehmenden Waldbesitzer annehmen, die LWF wird dieArbeiten der Ämter bündeln und abstimmen.

Bevor die Aufnahmen im Frühsommer dieses Jahrestatsächlich beginnen, informieren die Ämter für Landwirt-schaft und Forsten sowie die Verbände örtlich noch umfassendüber das Vorhaben. Lehnt jemand die Erfassung von Wegen,die sich in seinem Eigentum befinden, ab, so kann er dasmitteilen. Seine Wege werden dann im System nicht erschei-nen. Natürlich kann er dann aber auch die Vorteile vonNavLog nicht nutzen.

Bereits Anfang Juni beginnt ein Probelauf der Wegeerfas-sung in kleinen Testgebieten. Die Erkenntnisse daraus dienender letzten Optimierung des Aufnahmeverfahrens. Die Erfas-

sung selbst wird so ablaufen, dass über die Koordinierungs-stellen Karten verteilt werden, in denen die bekannten Wegeschon eingezeichnet sind. Sie sind nach genauer Anleitungmit Farbstiften um fehlende Wege und die Befahrungsmerk-male zu ergänzen. Das Luftbild im Kartenhintergrund hilftdabei. Die Revierleiter bzw. selbstaufnehmenden Waldbesit-zer werden in halbtägigen Schulungen rechtzeitig in dasAufnahmeverfahren eingewiesen. Zum Schließen letzterLücken bei der Wegeerfassung können GPS-Geräte ausgege-ben werden, die beim Abfahren noch fehlender Wege einfachmitgeführt werden. Dabei wird der Wegeverlauf automatischaufgezeichnet. Nach Fertigstellung vor Ort gehen Karten undGPS-Geräte an die Koordinierungsstellen zurück. Der IT-Dienstleister der NavLog wird die Aufnahmedaten in digitaleForm umsetzen und ihre Qualität prüfen. Eventuelle Korrek-turen werden vor Ort noch vorgenommen, dann entsteht diefertige, navigierbare Karte für den Logistikeinsatz im Echt-betrieb. Wenn alles glatt läuft, ist das in weniger als einem JahrRealität.

Schlüssel zu hochprofessioneller Rundholz-Logistik

NavLog hilft dem Fuhrunternehmen beim Auffinden derHolzpolter im Wald mittels Navigationsgerät und bei derRoutenoptimierung. Für den Waldbesitzer bedeutet es gerin-geren Einweisungsaufwand für die Holzabfuhr und niedrigereKosten für den Wegeunterhalt, weil die Überfahrten auf be-stimmte Wege konzentriert und insgesamt minimiert werden.

Abb. 2: Das NavLog-Team an der LWF (v.l.n.r.): Christina Bauer (Projektbearbeiterin), Dr. Stefan Nüßlein (Abteilungsleiter), GudrunFaißt (Sachgebietsleiterin), Michael Wolf (Projektbearbeiter), Linda Westphal (Teamassistenz) (Foto: LWF)

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FORSTTECHNIK IM DIENSTE DER NACHHALTIGKEIT

LWF aktuell 59/200734

Weiter können Rettungsdienst oder Feuer-wehr Einsatzorte im Wald viel rascherauffinden.

Erheblich profitieren die MitgliederForstwirtschaftlicher Zusammenschlüssebzw. diejenigen, die größere Einheitenbewirtschaften, in ihrer Rundholz-Logis-tik. Die FBG kann die digitalen Wege-daten nämlich statt im Navigationsgerätauch am Computer im Büro verwenden,um etwa Holzpolter im Wald zu verwal-ten und damit die Auslieferung auf beste-hende Holzkaufverträge zu steuern. Dasist aber nur der erste Schritt. Darüberhinaus lassen sich Internet-Plattformennutzen, die man sich als Drehscheibe fürdas Rundholz zwischen Waldbesitzer,Transportunternehmen und Holzindus-trie vorstellen kann. Der Waldbesitzerbzw. die FBG bietet z. B. dem Sägebe-trieb über diese gemeinsame Plattformunmittelbar nach dem Holzeinschlag diegenau lokalisierten Liefermengen aufden laufenden Vertrag an, der nimmt sie -sozusagen „per Mausklick“ - an underteilt sofort online den Transportauftragan seinen Fuhrunternehmer. Der Trans-porteur, über die Lagerorte dank Navi-gation bereits im Bilde, meldet denAbschluss der Abfuhr an Käufer undKunde zurück. Alle drei Partner arbeitenim selben System auf derselben navigier-baren Kartenbasis, haben aber natürlichjeweils nur Zugriff auf ihre eigenenDaten. Auch der Austausch der Holz-listen nach Werksvermessung sowie beiBedarf die gesamte Abrechnung könntenautomatisiert und entsprechend schnellüber das System laufen. Selbst die Kenn-zeichnung und individuelle Verfolgungdes Rundholzes auf seinem Weg bis insWerk hinein ist z. B. mittels modernerChip-Technik (RFID) möglich, wennman das will.

Mit alldem öffnet NavLog über diereine Waldnavigation hinaus sehr weitdas Tor zu einer hochmodernen, hoch-effizienten Rundholzlogistik. Insofernhöchste Zeit, dass es nun heißt: Start freifür seine Umsetzung im WaldlandBayern!

DR. STEFAN NÜßLEIN ist stellvertretenderLeiter der Bayerischen Landesanstaltfür Wald und Forstwirtschaft. E-Mail: [email protected]

GEMEINSAME ERKLÄRUNGdes/der Bayerischen Bauernverbands, Bayerischen Gemeindetags, Bayeri-schen Städtetags, Bayerischen Waldbesitzerverbands, ForstwirtschaftlichenVereinigungen in Bayern, Verbandes der Bayerischen Grundbesitzer (nachfol-gend Verbände und Vereinigungen genannt) und

des Freistaats Bayern, vertreten durch das Staatsministerium für Landwirt-schaft und Forsten (nachfolgend Bayerische Forstverwaltung genannt)

zur Umsetzung des Navigations- und Logistikvorhabens „NavLog“ in Bayern

NavLog ist ein Gemeinschaftsvorhaben von Forst- und Holzwirtschaft, um dieHolzlogistik zum gemeinsamen Nutzen zu verbessern.

1. Die unterzeichnenden Verbände und Vereinigungen sowie die BayerischeForstverwaltung halten die Umsetzung des Navigations- und Logistik-vorhabens „NavLog“ für eine Chance, die Forst- und Holzwirtschaft inBayern entscheidend voranzubringen.

2. Die umsetzende NavLog GmbH liegt in den Händen der Forst- und Holz-wirtschaft selbst und nicht in denen gewerblicher Dritter. Es ist gesichert,dass die von NavLog verwendeten Wegedaten nur für Zwecke der Navi-gation und Logistik verwendet werden dürfen und nicht für andere, nicht imInteresse des Waldbesitzes liegende Zwecke.

3. Die flächendeckende Erfassung der Wegedaten ist für das Gelingen desVorhabens wichtig, denn nur dann können alle Waldbesitzer davon profi-tieren. Deshalb empfehlen wir, die benötigten Forstwegedaten bereit zustellen oder bereit stellen zu lassen.

4. Die Bayerische Forstverwaltung ist bereit, im Wege der gemeinwohlorien-tierten Beratung die Waldbesitzer ohne eigenes Personal bei der Erhebungder Wegedaten aktiv zu unterstützen. Dadurch sollen Strukturnachteile aus-geglichen und die Teilhabe am Holzmarkt auch für kleinen Waldbesitz ge-sichert werden.

5. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und derVerein für forstliche Standortserkundung e.V. (VfS) übernehmen gemein-sam und kostenfrei die Koordination der Wegedatenlieferung an die NavLogGmbH.

6. Privat- und Körperschaftswälder, die von eigenem Personal des Wald-besitzers bewirtschaftet werden, können die Datenlieferung durch eigeneVerträge, für die die Qualifizierungsvereinbarung als Muster dient, mit derNavLog GmbH regeln.

7. Waldbesitzer, für deren Liegenschaften Wegedaten für NavLog bereitge-stellt werden, sowie die Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse könnendie qualitätsgesicherten, digitalen Forstwegeinformationen innerhalb dereigenen Betriebs- bzw. Zusammenschlussgrenzen kostenfrei beziehenund für die Verbesserung der Holzlogistik verwenden. Die Verwendung derDaten von im Eigentum des Waldbesitzers stehenden Wegen ist frei.

8. Möchte ein Waldbesitzer die Verwendung von Daten eigener Wege für dasNavLog-Vorhaben aus irgendwelchen Gründen nicht zulassen, so hat erjederzeit das Recht sie zu untersagen.

Wir wünschen der Umsetzung von NavLog in Bayern zum Wohle von Forst-und Holzwirtschaft in Bayern gutes Gelingen.

München, den 30. April 2007

Bayerischer Bauernverband Bayerischer Gemeindetag Bayerischer Städtetag Bayerischer Waldbesitzerverband Forstwirtschaftliche Vereinigungen Verband der Bayerischen Grundbesitzer Bayerische Forstverwaltung

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11. Statusseminar des Kuratoriums für forstliche Forschung am Zentrum WFH

Energie aus dem Wald / Wald im Gebirge

Tagungsbericht von Hildegard Klessig und Dr. Joachim Hamberger

Waldforschung aktuellNachrichten aus dem Zentrum Wald · Forst · Holz Nr. 18/ 2007

AUS WISSENSCHAFT UND PRAXIS

Die Landesanstalt für Wald undForstwirtschaft (LWF) beschäftigt sichbereits seit 15 Jahren mit dem Anbauvon Energiewäldern. Auf 35 Hektar,verteilt über ganz Bayern, untersuchendie Experten Wuchsleistung, Erntetech-niken und Umweltaspekte von Ener-giewäldern. Frank Burger von der LWFsagt: „Wir können 5.000 bis 6.000 LiterHeizöl pro Jahr einsparen und den CO2-Ausstoß um 13 bis 16 Tonnen verrin-gern, wenn wir Hackschnitzel aus Ener-giewäldern verbrennen.“ Außerdem wiesBurger daraufhin, dass man beim Anbauvon Energiewäldern keine Schnell-schüsse machen sollte, sondern im Vor-feld eine sorgfältige Planung wichtig sei,um wirtschaftlich zu arbeiten.

Randolf Schirmer vom Bayeri-schen Amt für forstliche Saat- undPflanzenzucht (ASP) in Teisendorf er-klärte, dass Energiewälder auf landwirt-schaftlichen Flächen in der Regel mitStecklingen begründet werden, die nureine geringe genetische Vielfalt aufwei-sen. Genetisch gesehen sind StecklingeKlone, da sie vegetativ (=ungeschlecht-

Am 10. Mai trafen sich Wissenschaftler und Praktiker am Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan (Zentrum WFH),um sich über aktuelle Ergebnisse der praxisnahen Forschung zu informieren. In diesem Jahr standen die beiden ThemenEnergie aus dem Wald sowie Wald im Gebirge im Mittelpunkt der vorgestellten Forschungsprojekte.

lich) vermehrt werden.Wichtig sei es, so Schirmer,nur geprüftes Vermehrungs-gut zu verwenden, denn nurhier ist gewährleistet, dass essich um geeignete Pflanzenhandelt, die ausreichendwiderstandfähig gegen Schäd-linge sind und ein gutesAustriebsverhalten besitzen.Schirmer sagt: „Das Be-triebsrisiko steigt erheblich,wenn Pflanzenmaterial ver-wendet wird, das nicht aufseine Anbaueigenschaftenüberprüft wurde.“ Laut demForstvermehrungsgutgesetz(FoVG) wird die ordnungs-gemäße Prüfung auf derRechnung vermerkt. Zur Zeitlegt das ASP Versuchsfelder an, umausländisches Pflanzenmaterial zu prü-fen.

Stecklinge, die sich im Auslandbewährt haben, können unter unserenklimatischen Bedingungen ganz andereEigenschaften aufweisen.

Ramus Ettl von der TU Münchenuntersuchte, wie sich die Gewinnungvon Hackschnitzeln auf die Nährstoff-situation im Wald auswirkt und stelltefest, dass die Nährelemente deutlichabnehmen, wenn neben Stammholzauch Kronenmaterial genutzt wird. Erempfiehlt, entzogene Nährstoffe wieder

Waldforschung aktuell 18/2007 35

Abb. 1: Über 70 Vertreter aus Wissenschaft undPraxis nutzten das Statusseminar im Mai 2007 amZentrum WFH, um sich mit Wissenschaftlern überaktuelle Forschungsergebnisse auszutauschen. (Foto: H. Klessig)

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Waldforschung aktuell 18/200736

zurückzuführen, beispielsweise durchDüngung, um nachhaltige Schäden desWaldökosystems zu vermeiden. EttlsVersuche zeigten, dass die Kosten füreine solche Düngung umso höher sind,je mehr Kronenmaterial für die Hack-schnitzel verwendet wird.

Dr. Reinhard Pausch, ebenfalls vonder TU München, erläuterte, dass Stark-holz aus forsttechnischer Sicht keinProblem darstellt. Pausch sagte: „Wirwürden uns wieder eine OrientierungRichtung Starkholz wünschen, da esdurchaus geeignete Verfahren gibt,flexibel und wirtschaftlich Starkholz zuernten - eine gute Planung, Organisationund Fachpersonal vorausgesetzt.“ Kom-biniert man beispielsweise bei derFällung Motorsäge und Harvester, er-zielt man ein wirtschaftliches Ergebnisbei der Starkholzernte.

Dr. Franz Binder von der LWFsagte einleitend: „Naturgefahren sindein alltäglicher Bestandteil des Lebensin den Bergen, die man nie vollständigbeseitigen kann. Aber gerade in Zeitendes Klimawandels, in denen die Natur-gefahren zunehmen werden, wird nach-haltiges Schutzwaldmanagement imAlpenraum immer wichtiger.“ Wissen-schaftler am Zentrum WFH haben einneues und kostengünstiges Verfahrenfür die Schutzwaldplanung entwickelt.Mit Hilfe digitaler Karten und Luft-bilder kombinierten sie verschiedeneDatenquellen miteinander, um waldbau-liche Zielvorgaben und die aktuelleSchutzwirkung abzuleiten. Die Datenzeigen den örtlichen Stellen, wie drin-

gend die einzelnen Flächen in denSchutzwäldern des Alpenraumes ge-pflegt werden müssen.

Dr. Roland Baier vom BayerischenStaatsministerium für Landwirtschaftund Forsten stellte ein einfach zu erler-nendes Verfahren vor, mit dem man eineÜbersicht über die Waldzustände ineinem bestimmten Alpengebiet erhält.Darüber hinaus kann man die Pflege-dringlichkeit einzelner Waldbeständedirekt miteinander vergleichen undüberregional steuern. Die einfache Auf-nahme kann mit der regelmäßig durch-geführten Forsteinrichtung verbundenwerden.

Dr. Gaby Müller analysierte anhandalter Dokumente und Interviews, wiesich in den letzten 100 bis 150 Jahrendie Betriebe der Bergbauern und ihreBindung an den Wald entwickelt haben.Ihre Ergebnisse erleichtern es, künftigdie Bergbauern und ihr Verhältnis zumWald besser zu verstehen und somit ge-zielter unterstützen zu können. Früherhaben die Bergbauern ihren Wald ge-pflegt und von ihm gelebt, heute pflegenund bewirtschaften sie ihn vor allem ausalter Familientradition. Müllers Ergeb-nisse fließen unmittelbar in die Kon-zeption einer Waldhütte des AllgäuerBergbauernmuseums in Immenstadt-Diepholz ein, die die Besucher überLeben und Arbeit der Bergbauern infrüherer Zeit informieren wird.

Prof. Dr. Jörg Prietzel von der TUMünchen beobachtete in seiner Ver-

suchsreihe, dass maximal 5% der Jung-bäume außerhalb von umzäunten Flä-chen größer als 50 cm werden, auf denFlächen im Zaun erreichte die Hälfteder Verjüngung eine Höhe von 50 cmund bildete zudem bis zu 2.500 malmehr Biomasse. Prietzel hielt zusam-menfassend fest, dass sich der Standortnachweisbar verbessert habe, nachdemdie Schalenwilddichte reduziert wurde.Im einzelnen nahm die Bodenerosionbeispielsweise durch Gleitschnee abund die Humusanreicherung verbessertesich deutlich.

Das Statusseminar bildet die Platt-form in der Forstwelt, auf der Wissen-schaftler unverfälscht ihre Forschungden Praktikern vorstellen und Praktikeraus erster Hand neue wissenschaftlicheErkenntnisse erfahren sowie sich direktmit den Wissenschaftlern austauschenkönnen. Außerdem erhalten die Wissen-schaftler am Zentrum WFH ein direktesFeedback aus der Forstpraxis und kön-nen Anregungen aus Diskussionen inihrer Forschungsarbeit aufgreifen.

Abb. 2: Die Referenten berichteten über ihren aktuellen Forschungsstand zu denThemen Energie aus dem Wald und Wald im Gebirge. (Foto: H. Klessig)

Das Kuratorium für forstlicheForschung berät das BayerischeStaatsministerium für Landwirt-schaft und Forsten, Forschungs-anträge wissenschaftlich zu be-gutachten und künftige For-schungsschwerpunkte festzule-gen. Das Kuratorium vergibt jähr-lich etwa 2,5 Millionen Euro fürforstliche Forschungsprojekte.Neben Forstwissenschaftlern be-steht das Kuratorium aus Ver-tretern der Forstverwaltung, derWaldbesitzer, der Säge- und Holz-industrie sowie gesellschaftlichrelevanter Verbände in Bayern.Jedes Jahr stellen die Projekt-bearbeiter auf dem Statusseminarihre aktuellen Ergebnisse auslaufenden Kuratoriumsprojektenvor.

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Waldforschung aktuell 18/2007 37

Aus der Fischperspektive in die Baumkronengeschaut

Diplomand dokumentiert die Entwicklung der Baumkronen mit dem Fischaugen-Objektiv

AUS DER FORSCHUNG

In seiner Diplomarbeit dokumen-tierte Janott zunächst die Bestandes-situation im Jahr 2006, zwei Jahre nachder Auflichtung und beobachtete, wiesich die Lücken im Kronendach nachdem Einschlag entwickelten. Im An-schluss untersuchte er, ob Buchen undFichten nach dem Eingriff mehr Lichtbekamen. Als Versuchsfläche dienteJanott die Langzeit-Versuchsfläche derforstlichen Studienfakultät im Kranz-berger Forst, auf der im Sommer 2004 andrei unterschiedlichen Orten im BestandFichten und Buchen entnommen wordenwaren.

Lücken im KronendachBei seinen Versuchen arbeitete Janott

mit hemisphärischen Fotos. Das sindBilder, die mit einem Fischaugenobjek-tiv fotografiert werden. Um geeignetesFotomaterial aufnehmen zu können,

Michael Janott schloss an der forstlichen Studienfakultät der TU München seine Diplomarbeit über die HemisphärischeFotografie zur Erfassung der Baumkronenentwicklung nach Auflichtung erfolgreich ab. Er untersuchte die Auswirkungen,die die Entnahme von Bäumen aus einem Bestand auf die verbleibenden, umliegenden Bäume hat. Janott konzentriertesich dabei vor allem auf den Wettbewerb der angrenzenden Bäume um den neu freigewordenen Raum.

schaffte der Lehrstuhl eine spezielleDigitalkamera mit einem Fischaugen-objektiv, spezieller Aufhängung undeinem zugehörigen Analyseprogramman.

Mit Hilfe der hemisphärischen Fotoskonnte Janott unter anderem den Anteilder Kronenlücken berechnen und soüber die Jahre 2004 bis 2007 beobach-ten, wie sich die Belaubung in denBestandeslücken veränderte. Besondersfällt auf, dass in der Zeit zwischenNovember 2006 und Februar 2007 derDeckungsgrad nach dem herbstlichenBlattfall noch einmal stark abnimmt.Wahrscheinlich ist der Orkan Kyrill, derim Januar 2007 über Deutschlandwütete, für diesen Einbruch verantwort-lich, da er zahlreiche Zweige abriss. DieFichte bot dabei dem Wind mehr An-griffsfläche als die entlaubte Buche.

Im Gesamtvergleich der Bilder von2004 nach dem Eingriff bis 2007 zeigt,dass sich die Kronenlücken in den reinenBuchenflächen stärker als in denMischbeständen und dort stärker als inden Fichtenflächen geschlossen haben.

LichtgenussMit einem Drehkran, der auf der

Versuchsfläche im Kranzberger Forst bisüber die Baumkronen reicht, konnte sichJanott frei in den Kronen bewegen unddirekt über einzelnen Ästen der an dieLücken angrenzenden Buchen undFichten hemisphärische Fotos schießen.

Im Anschluss errechnete Janott mitHilfe des Analyseprogramms den Standder Sonne an jedem Zeitpunkt desJahres, kombinierte diese Daten mit

Informationen aus den hemisphärischenFotos und der Vegetationsperiode underhielt schließlich den potenziellenLichtgenuss einer ausgewählten Posi-tion, beispielsweise eines bestimmtenAstes, der in die nach der Fällung ent-standene Lücke reichte. Die Analyseergab, dass die Schattenäste der Buche,die in die Lücke hineinreichten, nach derAuflichtung etwa 54 % mehr Lichterhielten. Die Schattenäste der Fichtebekamen dagegen nur etwa 20 % mehrLicht als ihre Partner, die auf der von der

Abb. 1: Aufnahme des Kronendachs aufder Versuchsfläche der TU München imKranzberger Forst mit einem Fischaugen-objektiv (Foto: M. Janott)

Abb. 2: Auf der Versuchsfläche der TUMünchen im Kranzberger Forst steht eingroßes Gerüst mit Kran, das denForschern erlaubt, sich im und über demKronendach des Versuchsbestandes zubewegen. (Foto: Archiv TU München)

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Waldforschung aktuell 18/200738

Als kompetente Fachberaterin für Mykolo-gie (=Wissenschaft von den Pilzen) ver-stärkt Alexandra Nannig die Kompetenzam Zentrum Wald-Forst-Holz Weihen-stephan auf dem Gebiet der Pilzkunde.(Foto: H. Klessig)

AKTUELLES AUS DEM FORSTZENTRUM

Gemeinsame AG Klima-wandel am Zentrum WFH

Im Mai 2007 hat sich eine gemein-same Arbeitsgruppe aus Mitgliedern derLWF und den beiden forstlichen Fakul-täten der FH Weihenstephan und der TUMünchen am Zentrum WFH gebildet,die sich künftig mit aktuellen Fragen aufdem Gebiet Forstwissenschaft und Kli-mawandel beschäftigen wird. Sie wer-den noch offene und vordringlich zu bear-beitende Themen abstimmen und ent-sprechend der einzelnen Fachgebiete anden drei Partnerinstitutionen bearbeiten.

Die AG wird sich voraussichtlichzweimal im Jahr zusammensetzen. Dieerste Sitzung findet Ende Juli statt, umüber eine gemeinsame Arbeitsgrund-lage und Zielvorgaben zu entscheidensowie den aktuellen Wissensstand zumThema Klimawandel und Alpen an dendrei Partnerinstitutionen am ZentrumWFH auszutauschen.

An dieser Stelle finden Sie in Zu-kunft immer eine kurze Informationüber die aktuelle Arbeit der AG Klima-wandel am Zentrum WFH. kle

Zum ersten Mal wurde dieJagdprüfung am ZentrumWald-Forst-Holz Weihenste-phan angeboten

Die ersten 25 Prüflinge haben imFrühjahr 2007 die Jagdprüfung am Zen-trum WFH abgelegt. Das Zentrum WFHist ab 1. Januar 2007 einer der 16 neuen

Prüfungsstandorte in Bayern, wo künf-tig die Jagdprüfung angeboten wird.

Bereits Anfang März absolviertendie ersten 25 Kandidaten am ZentrumWFH den schriftlichen Teil der Jagd-prüfung, gefolgt von der mündlichenPrüfung, nach der 20 Teilnehmer zumjagdlichen Schießen Mitte April zuge-lassen wurden. Achim Lohse und dieanderen sechs Mitglieder des Prüfungs-ausschusses verstanden es mit ihrer lang-jährigen Erfahrung als Prüfer, den Be-werbern die Prüfungsangst zu nehmen.

Zusammen mit Peter Stieglbauervon der zentralen Prüfungsbehörde amAmt für Landwirtschaft und Forsten inLandshut organisierte Michael Fried-rich, Mitarbeiter der LWF, die aufwän-digen Prüfungsvorbereitungen am Zen-trum WFH und übernahm es als Prü-fungsaufsicht, den angehenden Jägernihre Ergebnisse mitzuteilen.

Die Jagdprüfung besteht aus dreiTeilen. Im schriftlichen Teil müssen diePrüflinge 100 Fragen in 100 Minutenbeantworten, wobei alle Prüflinge inBayern die gleichen Fragebögen be-kommen, d. h. für alle Kandidaten gel-ten unabhängig vom Standort gleichePrüfungsbedingungen. Die mündlichePrüfung umfasst Fragen aus sechs ver-schiedenen Fachgebieten, beispielsweisezu Wildbiologie, rechtlichen Vorschrif-ten, Waffenkunde, Naturschutz oderForstwesen. Im dritten Teil zeigen diePrüflinge ihre Fertigkeiten im prakti-schen Umgang mit Jagdwaffen und imjagdlichen Schießen. Weitere Informa-tionen zur Jägerprüfung finden Sieunter www.jaegerpruefung.bayern.de.

Alexandra Nannig ist Fach-beraterin für Mykologie (univ. gepr.)

Die Kandidaten der ersten Jagdprüfungam Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenste-phan hatten 100 Minuten Zeit, um 100Fragen rund um die Jagd zu beantwor-ten. (Foto: Archiv LWF)

Lücke abgewandten Seite in denBestand wuchsen. Das bedeutet, dass dieBuchenäste stärker von der Auflichtungprofitierten als die Fichtenäste.

Die Position am Ast, d. h. Astbasis,Astmitte, Astspitze, hatte bei der Buchekeinen merklichen Effekt auf den Licht-genuss der Schattenäste im Gegensatzzur Fichte, wo die einzelnen Astab-schnitte unterschiedlich viel Licht beka-men. Die Astspitze erhielt bei der Fichtemehr Licht als die Mitte und diese mehrals die Astbasis. Der Grund für denunterschiedlichen Lichtgenuss liegt indem unterschiedlichen Wuchsverhalten.Die Fichte wächst streng monopodial.

Eine starre Struktur entsteht, in der sichdie Äste selbst beschatten. Die Buchen-krone dagegen passt sich an die umge-benden Lichtverhältnisse an, was zu

einer gleichmäßigeren Verteilung derKrone im Raum führt.

Thema: Hemisphärische Fotografie zur Erfassung der Baum- kronenentwicklung nach Auflichtung

Diplomand: Michael Johannes Janott

Institution: Studienfakultät für Forstwissenschaft und Ressourcenmanagement der TU München

Fachgebiet: Lehrstuhl für Ökophysiologie der Pflanzen

Leiter: Prof. Dr. Rainer Matyssek

Betreuer: Dr. Karl-Heinz Häberle

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Waldforschung aktuell 18/2007 39

Internationales Interesse amZentrum WFH wächst

Das Forschungs- und Ausbildungs-potenzial des Zentrum WFH stößt auchim Ausland auf wachsendes Interesse.Vertreter des Forstministeriums derrussischen Republik Tatarstan besuchtenunter der Leitung von Timur J. Akulov,persönlicher Berater des Präsidenten,das Zentrum WFH, um sich zum einenüber Organisation, Ressourcen undPotenziale des Zentrums WFH und zumanderen über die Monitoring-Program-me der LWF zu informieren. DieRepublik Tatarstan hat aktuell dasForstgesetz der Russischen Föderationakzeptiert und wird auch die Forst-verwaltung umorganisieren, so dass dieLandesvertreter Ideen und Anregungenaus dem europäischen Ausland suchen,wie dort die Forstverwaltungen aufge-baut und organisiert sind.

Kurz nach der russischen Delega-tion besuchte eine 12-köpfige chinesi-sche Besuchergruppe das ZentrumWFH. Die Mitglieder staatlicher undregionaler Forstverwaltungen interes-sierten sich besonders für die Aufgabeneiner staatlichen Forschungseinrichtungim Forstbereich sowie für die Kern-kompetenzen des Zentrums WFH aufdem Gebiet der Forschung und Ausbil-dung.

Für das zweite Halbjahr 2007 habensich bereits weitere internationale Dele-gationen beispielsweise aus China, Finn-land und Bulgarien angemeldet.

enders

Schottische und bayerischeFörster arbeiten zusammen

Dr. Peter Millard, renommierter Wis-senschaftler des Macaulay-Instituts fürLandnutzung aus Aberdeen/Schottland,besuchte im April 2007 den Lehrstuhlfür Ökophysiologie der Pflanzen der TUMünchen am Zentrum WFH, um seineaktuellen Forschungsergebnisse auf demGebiet des pflanzlichen Kohlenstoff-haushalts vorzustellen. Entgegen derweit verbreiteten Meinung ist CO2 invielen pflanzlichen Ökosystemen nichtder begrenzende Faktor, der das Wachs-tum der Pflanzen allein beeinflusst.Anhand zahlreicher und umfassenderExperimente zeigte sich, dass man nichtallein von einer erhöhten CO2-Konzen-tration Rückschlüsse auf das Pflanzen-wachstum ziehen kann, sondern auchdie Nährstoffversorgung der Pflanzen,ganz besonders die Nährelemente Stick-stoff und Phosphor, umfassend berück-sichtigen muss. Millard vereinbarte mitdem Lehrstuhl für Ökophysiologie derPflanzen der TU München, künftig aufdem Gebiet der Bodenatmung eng zukooperieren. Im nächsten Jahr plant dieTU München, zusammen mit demMacaulay-Institut für Landnutzung eine

gemeinsame Mess-kampagne in die-sem Bereich zustarten.

kle

4. Forum für Nachhaltigkeit in Leipzig

Über 600 Ex-perten aus Wis-senschaft, Politikund Wirtschaftbesuchten imMai 2007 das 4. Forum für Nachhaltig-keit des Bundesministeriums für Bil-dung und Forschung in Leipzig. Ziel derTagung „Nachbarschaft für Nachhaltig-keit - mit Forschung von Lissabon nachLeipzig“ war es, die Forschung imBereich Nachhaltigkeit als Quelle fürInnovation und wirtschaftliche Stärke inEuropa zu positionieren. Die Fachbei-träge drehten sich v.a. um die ThemenKlimawandel, Landnutzungskonzeptesowie Risikomanagement und Bioener-gie. In der Lisbon to Leipzig Declara-tion werden die Erwartungen an dieeuropäische Politik als auch Verpflich-tungen für die europäische Wissenschaftformuliert. Staatssekretär Frieder Meyer-Krahmer wies auf die Pläne der Bundes-regierung hin, erhebliche Investitionenfür die Umwelt- und Nachhaltigkeits-forschung bereitzustellen. So soll auchdas Programm Forschung für Nachhal-tigkeit weitergeführt werden, um neueForschungsaspekte zu den ThemenKlima, Energie, Wasser sowie Effizienz-fragen und Umwelttechnologien zu be-arbeiten. Allein hierfür will die Bundes-regierung etwa 1,2 Milliarden Euro indieser Legislaturperiode und 255 Millio-nen Euro für die Klimaschutzforschungin den nächsten drei Jahren bereitstellen.Weitere Infos zum Forum für Nach-haltigkeit und zur Forschungsförderungfinden Sie unter: www.fona.de undwww.bmbf.de. hahn

RÜCKBLICK VERANSTALTUNGEN

desgebiet, beispielweise in Aachen,Greifswald und München. Währendihrer Ausbildung hat Frau Nannig eingroßes Spektrum der Pilzkunde kennengelernt, das von der Systematik derPilze über den Aufbau und Lebensweisebis hin zu Mykorrhiza und Pilzen, diebeim Menschen Krankheiten hervor-

rufen können, reichte. Die LWF bedanktsich bei Frau Alexandra Nannig für ihrEngagement, die Fortbildung in ihrerFreizeit zu absolvieren, und gratuliertihr herzlichst zur bestandenen Prüfung.

bls

Dr. Peter Millard stellte am Zentrum WFHseine aktuellen Forschungsergebnisse aufdem Gebiet des pflanzlichen Kohlenstoff-haushalts vor. (Foto: Archiv TUM)

Als eine der ersten Kandidatinnen inBayern hat Alexandra Nannig aus demSachgebiet Waldschutz der LWF erfolg-reich die Prüfung zur Fachberaterin fürMykologie (univ. gepr.) absolviert. FrauNannig besuchte Lehrveranstaltungenzu Fachthemen rund um die Welt derPilze an Universitäten im ganzen Bun-

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 59/200740

Auch in den beiden letzten Frühlingsmonaten setzte sichdie warme Witterung aus dem letzten Herbst und Winter fort.Der Mai war der neunte Monat in Folge, der überdurchschnitt-lich warm war. Damit war der gesamte Frühling im Schnitt derwärmste seit Beginn der Messungen, wie es auch schon dievorhergehenden Jahreszeiten Herbst und Winter waren.Statistisch gesehen sind diese Serien der positiven Abwei-chung vom Klimamittelwert außergewöhnlich. AbsoluterRekord in den Wetteraufzeichnungen war der praktisch nichtvorhandene Aprilniederschlag. Entspannung für die Vegetationbrachten dann die sehr ergiebigen Niederschläge im Mai, dieaber teilweise mit Unwettern und Sturm verbunden waren.

Kein Niederschlag und reichlich Sonnenschein in Ver-bindung mit hohen Temperaturen ließen dem Wald auch imApril nur den Griff in sein Angespartes, den Bodenwasser-

vorrat (s. Beitrag GRIMMEISEN und RASPE S. 42 in diesemHeft), übrig, um dem hohen Wasserbedarf beim Austrieb beigleichzeitig hohem Verdunstungsanspruch der Atmosphärenachzukommen. Gleichzeitig stieg die Waldbrandgefährdungbis zur höchsten Warnstufe. Einige kleinere Waldbrände imSüden Bayerns zeigten die reale Bedrohung. ReichlichNiederschlag im Mai, verteilt auf einige größere Ereignisse,entspannte dann die Lage wieder. Die Vegetation ist in ihrerEntwicklung weiterhin deutlich voraus.

„Aprilsommer“Als hätte sich der April in der Jahreszeit geirrt: Kein launi-

ger Monat wie sonst mit einem schnell wechselnden Mix ausRegen, Graupel und Sonne, sondern beständig in Sonnen-schein, Wärme und Niederschlagsarmut wie ein Hochsommer.

WKS-Witterungsreport 04/05 2007

Ein April wie ein Sommer und ein Mai, der ins Wasser fiel!

von Lothar Zimmermann und Stephan Raspe

Nicht launig wie sonst, sondern sommerlich beständig in Wärme und Niederschlagsarmut, so präsentierte sich derAusnahme-April. Der Wonnemonat Mai versorgte dagegen die Vegetation wieder mit reichlich Regen, was allerdings teil-weise mit starken Stürmen und heftigen Unwettern verbunden war.

Abb. 1: Abweichung des Niederschlags (in Prozent) und der Temperatur (absolut in °C, mit WKS-Kürzel, vgl. Tab.1) vom langjährigenMittel 1961-1990 an den bayerischen Waldklimastationen im April und Mai 2007.

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 59/2007 41

Die Meldung, dass der April landesweit rund 4 °C über demKlimamittel lag, ist nach den vorausgegangenen zu warmenMonaten fast schon zur Routine geworden (Abb. 1). An denbeiden alpinen Waldklimastationen Kreuth (KRE) undBerchtesgaden (BER) wurde sogar eine Abweichung von über6 °C gemessen. Insgesamt war er der wärmste April seitBeginn der Messungen an den Waldklimastationen (WKS).

Völlig ungewöhnlich war seine Niederschlagsarmut: imMittel über alle WKS fiel nur 13 % des langjährigen Nieder-schlags, also ein Minus von -87 % (Abb. 1). Noch vergleichs-weise viel Niederschlag verzeichneten die WKS Riedenburg(-58 %) und die WKS Bodenwöhr im Oberpfälzer Becken-und Hügelland (-62 %). Im Oberpfälzer Wald (WKS Flossen-bürg) nahm die Niederschlagsmenge dann weiter ab und eswurden -77 % der sonst üblichen gemessen. Im unteren Isartal(WKS Landau) wurden immerhin noch 12 Liter pro Quadrat-meter erreicht (-72 % zum langjährigen Mittel). Verantwortlichfür das bisschen Regen war im wesentlichen zu Anfang desMonats der Durchzug einer Kaltfront. Besonders niederschlags-arm war es dagegen in Unterfranken. Stellenweise fiel hierüberhaupt kein Niederschlag im gesamten Monatsverlauf(WKS Ebrach).

Bemerkenswert ist, dass neben den neuen Rekordwertenfür Temperatur und Niederschlag auch bei der Sonnenschein-dauer aufgrund des anhaltenden Hochdrucks ein neuer Rekorderreicht wurde. Die Sonne schien meist doppelt so lang wie imlangjährigen Mittel. Somit wurden in allen drei Wetterelemen-ten neue Rekorde in den Wetteraufzeichnungen erreicht, wasdie Außergewöhnlichkeit dieser Witterungssituation unter-streicht.

Der Mai - nass und heftigAnfang Mai stellte sich die Großwetterlage von einer Hoch-

drucklage auf eine zyklonale Westlage um. Positiv war daran,dass es endlich die ersten ergiebigen, flächendeckenden Nieder-schläge gab. Die Trockenheit der vorangegangenen Wochenwurde somit beendet und auch die Waldbrandgefährdung gingdeutlich zurück. Negativ waren die hohen Windgeschwindig-keiten, die mit dem Durchzug der Tiefs in einer kräftigen west-lichen Höhenströmung verbunden waren. Besonders um den 8.bis 11.5. gab es teilweise Sturmböen bis in tiefe Lagen und Or-kanböen in den Hochlagen von Bayerischer Wald und Alpen.

Danach war es leicht wechselhaft, immer wieder mitSchauern und Gewittern durchsetzt, bis durch einen leichtenHochdruckeinfluss die Lage wieder beständiger und wärmerwurde. Die Freude über das verlängerte Pfingstwochenendewurde nach fulminantem, etwas schwülem Start allerdingsdurch ein Unwettertief namens „Lothar“ getrübt. Nachfolgendsorgte dann Tief „Marian“ bei deutlich kühlerem Wetter fürweitere ergiebige Niederschläge. Insgesamt fiel doppelt sovielNiederschlag wie normal, im Norden etwas mehr als imSüden. Über den gesamten Monat hinweg überwogen diewärmeren Witterungsabschnitte, so dass es im Mittel über alleWKS um 2 °C zu warm war. An drei WKS im Alpen- undVoralpenbereich (Berchtesgaden, Kreuth, Ebersberg) lag diepositive Abweichung über 3 °C. Die Sonne schien rund 10 %länger vom Himmel als im langjährigen Durchschnitt.

Ideale Schwärmbedingungen für BorkenkäferBereits um Ostern herum schwärmte der Borkenkäfer aus.

Ideale Schwärmbedingungen herrschten spätestens seit MitteApril. Selbst in den Höhenlagen über 1000 m wurde dann dieTemperaturschwelle von 16,5°C für mehrere aufeinanderfol-gende Tage überschritten. Bis zu einer Höhenlage von 500 bis600 Metern gab es im April und Mai jeweils 15 bis 28 Tage, andenen diese Temperaturschwelle überschritten wurde. Undauch an den Messstationen, die über 600 Metern hoch liegen(Rothenkirchen, Goldkronach, Bad Brückenau, Flossenbürg,Mitterfels, Schongau, Kreuth, Sonthofen und Berchtesgaden),waren es noch in beiden Monaten jeweils 10 bis 15 Tage mitTemperaturen, die einen Borkenkäferschwärmflug ermöglich-ten. Weiter verstärkt wurden die für den Borkenkäfer günstigenBedingungen durch das fast völlige Fehlen von Niederschlagim April. Im Mai konzentrierten sich die Niederschläge imwesentlichen auf drei große, mehrtägige Ereignisse, so dass esinsgesamt an rund ein Drittel der Tage zu stärkerem Nieder-schlag kam. Diese Witterungsbedingungen förderten denBorkenkäferbefall in den von Stürmen gebeutelten Fichten-beständen in ganz Bayern.

Tab. 1: Mittlere Lufttemperatur und Niederschlagssumme anden bayerischen Waldklimastationen im April und Mai 2007(Lage siehe Abb. 1).

DR. LOTHAR ZIMMERMANN und DR. STEPHAN RASPE sind Mit-arbeiter im Sachgebiet „Klima und Wasserschutz“ der LWF.E-Mail: [email protected]: [email protected]

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 59/200742

Die Wasserversorgung hat erheblichen Einfluss auf dasWachstum und die Vitalität der Wälder. Das schöne warmeWinter- und Frühlingswetter hatte daher manchen Forstmannund Naturfreund besorgt auf den Waldboden blicken lassen.Und auch wir haben in der letzten LWFaktuell Nr. 58 MitteApril von ungewöhnlich trockenen Waldböden berichtet undvor den Folgen einer weiteren Niederschlagsarmut gewarnt(GRIMMEISEN und RASPE 2007). Doch im Mai setzte derWetterumschwung ein und brachte ausgiebige Niederschlägein ganz Bayern (s. ZIMMERMANN und RASPE in diesem Heft).Ein Großteil des Regenwassers konnte von den doch schonziemlich trockenen Waldböden aufgenommen werden. DieBodenfeuchtemessungen an den Waldklimastationen (WKS)lassen erkennen, dass die Bodenwasservorräte Anfang Juniwieder im Normalbereich waren. Zwischen den Regentagengingen die Wasservorräte allerdings immer wieder deutlichzurück, ein sicheres Zeichen für uneingeschränkte starkeWasseraufnahme und Verdunstung über die Blätter (Trans-piration). Spätestens seit Pfingsten bis Mitte Juni (Redaktions-schluss) herrschten daher ideale Wachstumsbedingungen.

Großer Durst im AprilIm gesamten April fiel fast kein Regen. Da es verhältnis-

mäßig warm war, trieben die Laubbäume sehr früh aus. Wasdie Nadelbäume schon lange machten, konnten nun auch dieLaubbäume: sie begannen intensiv zu transpirieren und damitWasser zu verbrauchen. Die Wälder stillten ihren Durst ausdem Wasservorrat im Boden, so dass sich der Füllstand diesesWasserspeichers kontinuierlich leerte. Die Bodenfeuchte-messungen an den WKS ergaben Rekordwerte: Noch nie seitBeginn der Untersuchungen waren die Waldböden im April sotrocken wie heuer. So auch an der WKS Freising (Abb. 1). Hierging der Bodenwasservorrat von Anfang April bis Anfang Maium 55 Liter pro Quadratmeter kontinuierlich zurück. Rechnetman noch den im April gefallenen Regen (9 Liter pro

Quadratmeter) hinzu, so dürfte die Transpiration des Buchen-bestandes in Freising ungefähr 64 Liter pro Quadratmeter in

Bodenfeuchtemessungen an den Waldklimastationen

Mairegen bringt Segen für den Waldboden

von Winfried Grimmeisen und Stephan Raspe

Es hätte schlimm kommen können, doch im Mai füllten sich die Bodenwasservorräte wieder auf. Die große Gefahr, dassdie Waldböden in diesem Jahr noch früher und stärker austrocknen könnten als im Dürrejahr 2003, scheint zunächsteinmal gebannt. Der ersehnte Regen im Mai füllte die schon recht trockenen Waldböden rasch wieder auf. DerWasservorrat in den Böden erreichte an allen Messstationen jahreszeitübliche Füllstände. Den Bäumen stand somit genü-gend Wasser zur Verfügung, um auch in den Hitzeperioden zwischen den Regentagen nicht dursten zu müssen. IdealeBedingungen also für ein kräftiges Wachstum im Frühsommer 2007.

Abb. 1: Bestandesniederschlag und Wasservorrat an denWaldklimastationen Freising (oben) und Mitterfels (unten).Niederschlagseintrag auf den Waldboden (jeweils oben) sowieWasservorrat im gesamten durchwurzelten Boden (jeweilsunten). Der untere Rand der Grafiken gibt die Grenze zumnicht mehr pflanzenverfügbaren Totwasser an.

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 59/2007 43

den 30 Tagen des April betragen haben. Auch an den anderenWKS wurde ein ähnlicher Wasserverbrauch gemessen. InEbersberg (Fichte) waren es 52, in Flossenbürg (Fichte) 63, inMitterfels (Buche) 53 und in Riedenburg (Eiche mit Buche) 66Liter pro Quadratmeter. Unabhängig von der Baumart habendie Wälder also im April täglich etwa 2 Liter Wasser proQuadratmeter aus dem Boden aufgenommen und verdunstet.Das sind beinahe schon hochsommerliche Werte, wenn mandiese Zahlen mit der Faustzahl von etwa 3 Litern für denWasserbedarf von Fichten an einen warmen Sommertagvergleicht.

Im Mai wurde nachgeschenktDer einsetzende Regen Anfang Mai hat die Wasserspeicher

in den Waldböden schnell wieder aufgefüllt. Deutlich zuerkennen ist dieser Effekt an den Bodenwasservorräten derWKS Mitterfels (Abb. 1). Unmittelbar nach den ersten kräfti-gen Regenfällen in der ersten Maiwoche stieg der Boden-wasservorrat auf für die Jahreszeit übliche Werte an. Zu erken-nen ist dies an der roten Kurve der aktuellen Bodenwasser-vorräte, die in den grauen Bereich der bisher üblichen Wertehineinläuft. Auch zwei weitere Niederschlagsperioden Mitteund Ende Mai füllten den Bodenwasserspeicher weiter auf.Zwischen den Regentagen gab es aber immer wieder trockene

und auch warme Tage, an denen die Bäume kräftig transpirier-ten. Auch dieser Wasserverbrauch ist an der roten Kurve inAbbildung 1 deutlich zu sehen. Insgesamt fielen auf denWaldboden in Mitterfels rund 200 Liter Regen pro Quadrat-meter, wovon rund 50 Liter im Boden gespeichert wurden. DerRest wurde von den Bäumen aufgenommen, verdunstete aufder Oberfläche der Blätter und dem Waldboden oder floss inOberflächengewässer und das Grundwasser ab. Der Mai dürftealso der erste Monat seit langem gewesen sein, der wieder zueiner wirkungsvollen Grundwasserspende beigetragen hat. DieBefürchtungen eines erneuten Dürrejahres sind damit zunächsteinmal abgewehrt.

LiteraturGRIMMEISEN, W.; RASPE, S. (2007): Brachte dieser Wintergenügend Wasser für unsere Waldböden? LWFaktuell 58,S. 44-45.

Abb. 2: WKS-Schwerpunktstationen, auf denen zur Zeit Boden-feuchtemessungen durchgeführt werden.

WINFRIED GRIMMEISEN und DR. STEPHAN RASPE sind Mitar-beiter im Sachgebiet „Klima und Wasserschutz“ der LWF.E-Mail: [email protected]: [email protected]

Der Wassergehalt im Boden wird in Bayern konti-nuierlich an sechs Standorten gemessen (Abb. 2). Dieaufwändigen Messungen können nicht überall durchge-führt werden, weil dies sowohl von den Kosten als auchvom Zeitaufwand nicht zu bewerkstelligen wäre. Deshalbwurden aus dem Kollektiv der 22 Waldklimastationen(WKS) sechs Schwerpunktstationen ausgewählt, andenen diese zusätzlichen Messungen durchgeführtwerden.

Mit den Ergebnissen wird es möglich, den Wasser-haushalt dieser Standorte mit Computermodellen zubeschreiben und nachzubilden. Anschließend können dieMesseinrichtungen von den bestehenden Standorte aufandere WKS umgesetzt werden, um auch dort dieModelle anpassen zu können. Zur Zeit wird der Wasser-haushalt auf den WKS Ebersberg (EBE), Flossenbürg(FLO), Freising (FRE), Mitterfels (MIT) und Riedenburg(RIE) gemessen. Die sechste Schwerpunktstation wirdgerade von der WKS Altdorf (ALT) nach Würzburg(WUE) verlegt. Im nebenstehenden Bericht über denWasservorrat im April und Mai wird vorrangig auf dieErgebnisse der Messstationen Freising (FRE) undMitterfels (MIT) eingegangen, weshalb diese Stationen inder Grafik rot umrandet sind.

Bodenfeuchtemessung an denBayerischen Waldklimastationen

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LWF aktuell 59/200744

Lostage gaben und geben den Menschen Auskunft überden Witterungsverlauf der nächsten Tage und Wochen. Be-nannt sind sie nach dem katholischen Heiligenkalender. Dieswar zu damaliger Zeit für die Bauern, die naturgemäß ammeisten vom Wetter abhängig waren, die einzige Orientierungim Jahresablauf. Lostage orientieren sich dabei nicht nur amWetter an dem spezifischen Tag, sondern am Witterungs-verlauf um diesen Tag herum.

Die Siebenschläferregel besagt nun, dass sich das Wetterder nächsten sieben Wochen verhält wie das Wetter um denSiebenschläfertag.

Im Heiligenkalender ist der 27. Juni der Siebenschläfertag(die sieben schlafenden Brüder von Ephesos). Da die Sieben-schläferregel eine sehr alte Lostagregel ist, ist das Datum mitder Gregorianischen Kalenderreform von 1582 zu korrigieren.Damals wurde der Kalender zur Korrektur auf das Sonnenjahrim Oktober um 10 Tage verkürzt; auf den 4. Oktober folgtesofort der 15. Oktober 1582 (Tab. 1).

Dementsprechend ver-schoben sich alle nachfol-genden Tage im Ablauf desJahres in ihrem Stand zurSonne und damit zu denWitterungsabläufen. Demvon der Sonne gesteuertenKlima entsprechend liegtdamit der heutige Sieben-schläfer-Lostag um densiebten Juli. Nach dieserGroßwetterlage sollte sichdas Wetter der nächstensieben Wochen gestalten.

Dies ist natürlich keineaktuelle atmosphärenphy-sikalische Prognose, son-dern eine Vorhersage nach Eintreff-Wahrscheinlichkeit.

Der meteorologische Hintergrund ist, dass sich um dieseJahreszeit die Lage der Polarfront, die die Zugrichtung dernordatlantischen Tiefs steuert, für den Sommer einstellt undstabilisiert. Liegt diese Front weit im Norden, haben wir in derRegel einen schönen Sommer, rutscht sie nach Süden, bringenuns diese atlantischen Tiefs viel wechselhaftes und regneri-sches Wetter.

Da die Siebenschläferregel mit dem Breitengrad-Abstandzur Polarfront an Eintreff-Wahrscheinlichkeit gewinnt, ist ihreVorhersagegenauigkeit im Süden höher als im Norden; fürSüdbayern liegt sie bei ca. 80 % der Fälle. Die Siebenschlä-ferregel ist, anders als die Eisheiligenregel, die einenPolarlufteinbruch von Nord nach Süd über ganz Deutschlandbeschreibt, eine eher regionale Regel für den süddeutschenRaum.

„Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen so bleiben mag“Siebenschläfer-Regel besitzt hohe Aussagekraft

von Georg Gietl

Der Siebenschläfertag ist einer der sehr alten Lostage, der Tage also, die nach überliefertem Wissen Auskunft geben überden Witterungsverlauf nachfolgender Zeitläufe. So wie das Wetter um den Siebenschläfertag ist, so soll nach dieserBauernregel das Wetter auch für die nächsten sieben Wochen sein. Und dass dies so ist, bestätigen uns die Wetterkundler.Vor allem in Süddeutschland weist diese Regel eine hohe Eintreff-Wahrscheinlichkeit auf.

Abb. 1: Siebenschläfer; das nachtaktive Nagetier wird traditio-nell mit den sieben Schläfern von Ephesos in Verbindunggebracht und je nach Stimmung als entweder guter Hausgeistoder böses Omen gedeutet. (Aquarell von H. Sommer)

Tab. 1: Änderung von Juliani-schem zu GregorianischemKalender im Jahr 1582

Georg Gietl war bis zu seinem Ruhestand langjährigerMitarbeiter im Sachgebiet „Klima und Wasserschutz“ derLWF.

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LWF aktuell 59/2007 45

Wärmere Sommer, mildere WinterNach dem Emissionsszenario B1 (UBA 2007) werden

jedoch bis zum Jahr 2100 für einen Großteil des HügellandesJahresdurchschnittstemperaturen von mehr als 9 °C, z. T.sogar mehr als 10 °C erwartet. Die Sommer werden wärmer,die Winter milder. Die Niederschläge verlagern sich vomSommer- in das Winterhalbjahr. So werden weite TeileBayerns eine stärkere submediterrane Tönung erhalten. Wiewird die bayerische Flora auf den Klimawandel reagieren?Veränderungen in Bayern sind als Teil großräumiger Areal-verschiebungen zu betrachten: Südlich verbreitete Artenkönnten ihre Vorposten und Reliktstandorte in Bayern auswei-ten oder überhaupt erst einwandern, während nördlich ver-breitete Eiszeitrelikte in Bayern vom Verschwinden bedrohtwären. Innerhalb Bayerns ist insbesondere mit vertikalenArealverschiebungen zu rechnen, die sich zu einer Höher-verlegung der Höhenstufen addieren könnten. Bei abnehmen-der Häufigkeit und Intensität von Winterfrösten könntenaußerdem (sub)atlantische, insbesondere immergrüne Gehöl-ze („Laurophyllisierung“) zunehmen.

von Jörg Ewald, Martin Scheuerer und Helge Walentowski

Bereits moderate Szenarien zur Klimaerwärmung zeigen, dass in vielen bayerischen Regionen bis zum Jahr 2100 dasKlima mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 10 °C und mehr submediterran getönt sein wird. Zwangsläufig wirdsich die Pflanzenwelt deutlich verändern. Nicht nur, um solche Klimaveränderungen besser nachweisen, sondern vor allemum Veränderungen auf Landschaftsebene besser vorhersagen zu können, muss ein repräsentatives botanischesBeobachtungsnetz geschaffen werden. Diese Aufgabe könnte die Zentralstelle für die Floristische Kartierung Bayernskoordinieren.

Serie: Klimawandel und Naturschutz

Klimawandel und FlorenveränderungNetzwerk für Nachweis und Prognose notwendig

Mit dem prognostizierten Klimawandel sind selbst beimoderatem Szenario (Emissionsszenario B1 des UBA 2007)schon deutliche Florenveränderungen zu erwarten. Es wirdhöchste Zeit, die methodischen und logistischen Grundlagenzu schaffen, um sich diesem Thema gezielt stellen zu können.Der Rückzug auf einen vermeintlich abgeschlossenenKenntnisstand ist nicht zu vertreten. Großräumige floristischeDaten bleiben ein notwendiges Instrument, um Veränderun-gen auf Landschaftsebene nachzuweisen und zu prognostizie-ren. Zufallsbeobachtungen helfen hier nicht weiter. DieZentralstelle für die Floristische Kartierung Bayerns (Regens-burg) bzw. der „Botanische Informationsknoten Bayern mussdiese Aufgabe anknüpfend an die Floristische KartierungBayerns koordinieren.

Klimatische Ausgangsbedingungen in Bayern

Folgende Faktoren charakterisieren die mitteleuropäischeLaubwaldzone bzw. nemorale Zone (WALTER 1984):

v Warme Vegetationszeit von vier bis sechs Monaten (Tages-mittel über 10 °C: 120-190 Tage), in denen unter dem Ein-fluss des Golfstromes reichlich Sommerregen fällt;

v eine nicht zu lange und nicht extrem kalte Winterzeit vondrei bis vier Monaten;

v Jahresniederschläge in der Regel zwischen 600 und1.000 mm;

v Jahresmitteltemperaturen zwischen 6 und 9 °C.

Klimaökologisch liegt der überwiegende Teil Bayerns(noch) im Rahmen der angegebenen Werte. Das „gemäßigtenemorale Klima“ (WALTER 1984) bildet den Übergang zwi-schen ozeanischen und subkontinentalen Einflüssen und wirddaher als „subozeanisch” bezeichnet.

Tab. 1: Baumarten und Gefäßpflanzen, die sich als Indikatorenfür die Klimaerwärmung in Bayern eignen.

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LWF aktuell 59/200746

Repräsentatives Beobachtungsnetz mitgeeigneten Indikatorpflanzen

Unterschiedliche Artengruppen (taxonomische und funk-tionale) sind unterschiedlich sensitiv. In intensiver Diskussionund Zusammenarbeit mit der „Zentralstelle für die Floris-tische Kartierung Bayerns“ sollte ein Konzept entwickeltwerden, welche Arten bzw. Artengruppen sich besonders gutals Indikatoren für den Klimawandel eignen.

Wichtig bei der Auswahl bzw. Bewertung von Arten ist ihrAusbreitungsverhalten. So kann die Beobachtung expansiverNeophyten, deren Ausbreitung in erster Linie von der Neu-besetzung geeigneter Habitate (Besiedlung freier ökologi-scher Nischen) getrieben wird, zu Fehlschlüssen führen. Siche-rer ist die Beobachtung von Arten mit konservativemVerbreitungsbild, die erst in jüngster Zeit Arealverschiebun-gen bzw. -veränderungen zeigen, z. B. submediterran-subat-lantisch verbreitete Arten wie viele unserer heimischen Orchi-deen. Sie sind sehr gut erfasst (vor allem vom ArbeitskreisHeimische Orchideen AHO e.V.) und zeigen im Zusammen-hang mit den im letzten Jahrzehnt zahlreichen warm-trocke-nen Jahren (elf der letzten zwölf Jahre gehören zu den wärms-ten seit 1850 gemessenen) bereits deutliche Veränderungen inihren Verbreitungsbildern und der Häufigkeit ihres Auftre-tens. Beispiele hierfür sind:

v Violette Ständelwurz (Epipactis purpurata): Neufund inder Weltenburger Enge, ca. 30 km östlich ihrer bisheri-gen südöstlichen Verbreitungsgrenze (BeobachtungSCHEUERER 2005);

v Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum): eta-blierte sich ausgehend von den Vorkommen im unterfrän-kischen Muschelkalkgebiet vor wenigen Jahren auch amObermain und in der Südlichen Frankenalb (AHO 2006);

v Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera): Tritt seit wenigenJahren, allerdings noch unbeständig, im RegensburgerFlorengebiet auf (Beobachtungen SCHEUERER zwischen2002 und 2006).

Als erfolgversprechendes Konzept für die Beobachtungtemperaturgesteuerter Florenveränderungen auf Landschafts-ebene erscheint eine Grobstratifizierung nach verschiedenenHöhenlagen sowie das Einrichten von Transekten entlang derMeereshöhe. Die Meereshöhe in Bayern reicht von 100 m ü.NN im Unteren Maintal bis zu 2.963 m ü. NN in denNördlichen Kalkalpen (Zugspitze). Die Lufttemperaturenhängen besonders von der Meereshöhe ab, im Schnitt beträgtdie Abnahme der Lufttemperaturen pro 100 Höhenmeter ca.0,56 °K. Tabelle 2 zeigt die derzeitige wärmeklimatischeGliederung Bayerns.

Tiefebenen und Flussniederungen: Innerhalb derTiefebenen sind die Flussauen besonders artenreich. Aufihnen als wichtigen Ausbreitungs- und Wanderwegen treffensich Arten unterschiedlicher Klimapräferenzen. So zeigen

Tab. 2: Aktuelle wärmeklimatische Gliederung Bayerns (nachWALENTOWSKI et al. 2006)

v Prüfen der Hypothesen, Modellverbesseurng

v Flächendeckendes Monitoring der Schutzgüter (Arten,Biotope, Lebensraumtypen)

3. Repräsentative Flächenstichprobe (vgl. ökologische Flächenstichprobe, Countryside Survey/GB, Biodiver-sitätsmonitoring/CH)

v Nach Naturräumen und Höhenstufen stratifizierte Zu-fallsstichprobe von ein Quadratkilometer großen Fel-dern, in denen Änderungen mit Hilfe wiederholter stan-dardisierter Aufnahmen detektiert werden

v Detailliertes, repräsentatives und reproduzierbares Moni-toring floristischer, faunistischer und landschaftsökologi-scher Veränderungen auf mehreren Maßstabsebenen

Aufgaben für die „Floristische Kartierung“

1. Auswertung der vorliegenden Datenbasis

v Rezente Verbreitung von Sippen, funktionellen Gruppenund Vegetationstypen

v Identifikation fragmentierter und reliktischer Areale,Vorposten und progressiver Areale

v Identifikation geeigneter Indikatoren für Monitoring

v Ermittlung rezenter Klimahüllen als Modellgrundlagefür Prognosen und Szenarien des globalen Klimawandels

2. Fortsetzung der Kartierung durch Koordination und Förderung ehrenamtlicher Aktivitäten

v Fortschreibung der Areale

v Detektion von Arealveränderungen (Aussterben, Ein-wanderung inkl. Neophyten, Frequenzänderung)

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LWF aktuell 59/2007 47

z. B. die Flüsse des Alpenvorlandes eine Mischung aus herab-gewanderten präalpid-dealpid verbreiteten Arten mit flussauf-wärts gezogenen, wärmebedürftigen submediterran verbreite-ten Tieflandarten. Auch fremdländische Arten, die biologischeInvasionen auslösen könnten, liegen hier bereits in Lauer-stellung, z. B. der sich einbürgernde Eschen-Ahorn (Acernegundo). Auch an eine Ausbreitung der Silberpappel (Popu-lus alba) entlang der Donau ist zu denken.

Hügellagen: Als Indikatoren im Wald des Hügellandeseignen sich submediterran verbreitete Bäume, z. B. derFranzösische Ahorn (Acer monspessulanum), die Esskastanie(Castanea sativa), die Elsbeere (Sorbus torminalis), derSpeierling (Sorbus domestica) sowie andere Sorbus-Klein-arten und Sträucher, z. B. die Kornelkirsche (Cornus mas),die Weichselkirsche (Prunus mahaleb) oder die Strauchwicke(Coronilla emerus).

Konkrete Fragestellungen im Hinblick auf Arten derBodenvegetation wären:v Kann die Traubige Graslilie (Anthericum liliago) an

Naab, Regen und Donau in bisher kühlere und nieder-schlagsreichere Flussleiten vordringen?

v Kann sich das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea)über seine südöstliche Arealgrenze bei Regensburg hinausz. B. an geeigneten Standorten im Isar-Inn-Hügellandausbreiten?

v Verschwindet der Salbei-Gamander (Teucrium scorodo-nia) aus dem bayerischen Flachland und zieht sich aufseine Verbreitungszentren (Spessart/Rhön, Vorderer Baye-rischer Wald/Wegscheider Hochfläche) zurück? Kann erdort sein Areal behaupten oder sogar ausbauen?

Berg- und Hochlagen: Die Höhengrenzen der Baumartenwerden sich verschieben. Bereits jetzt können spektakuläreZufallsbeobachtungen konstatiert werden. So keimten z. B.am Gipfel des Großen Arber bei ca. 1.400 m ü. NN Eiche undKiefer und wuchsen zu strauchhohen Gehölzen heran(SCHEUERER 2006).

Andererseits ist damit zu rechnen, dass arktisch-alpischverbreitete Relikte der Hochlagen verschwinden werden.SCHEUERER et al. (2007) schufen hierzu für den BayerischenWald eine Monitoringgrundlage, die erste Veränderungenbzw. Verluste aufzeigt: Trockenschäden am Krausen Rollfarn(Cryptogramma crispa), Erlöschen der Schwarzen Krähen-beere (Empetrum hermaphroditum) am Bayerischen Plöcken-stein. Gleichzeitig wiesen sie nach, dass an diesen Relikt-standorten zunehmend Arten der tieferen Lagen wie Nordi-scher Streifenfarn (Asplenium septentrionale), Hügel-Weidenröschen (Epilobium collinum) und die KrustenflechteLasallia pustulata auftreten.

Was ist zu tun?Ein stratifiziertes Beobachtungsnetz sollte geschaffen

werden, innerhalb dessen ausgewählten Klimaindikatorenintensiv nachgespürt wird. Ähnliche Zusammenschlüsse

kennt man von den Klimabeobachtungen der Meteorologie.Dort übermitteln ehrenamtlich tätige Personen demDeutschen Wetterdienst einzelne Parameter wie z. B. diePhänologie von Obstbäumen. Dies würde das Engagementehrenamtlicher Mitarbeiter der Floristischen Kartierung bzw.deren Kartierungsprojekte hervorragend ergänzen und könntefür zusätzliche Motivation sorgen. Die erhobenen Daten soll-ten sowohl der Bayerischen Landesanstalt für Wald undForstwirtschaft wie auch der Floristischen Kartierung zurVerfügung stehen, da nur die überregionale Zusammenschaumit früheren, bayernweit erhobenen Daten sinnvolleInterpretationen erlaubt.

Literaturauf Anfrage beim Verfasser

Der Botanische Informationsknoten Bayern ist einProjekt der Zentralstelle für die Floristische KartierungBayerns. Ihr Ziel ist, die verstreuten Ressourcen zu Daten,Informationen und Hilfsmitteln zur Flora Bayerns zubündeln und bereitzustellen, um damit die Kenntnisse umdie bayerische Flora in Öffentlichkeit, Naturschutz undWissenschaft zu fördern.

Das Projekt unterstützen:

Lehrstuhl für Botanik, Universität Regensburg

Regensburgische Botanische Gesellschaft von 1790

Bayerische Botanische Gesellschaft

Landesbund für Vogelschutz, Arbeitskreis Botanik

Bayerisches Landesamt für Umwelt

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheitund Verbraucherschutz

Bayerischer Naturschutzfonds

Bayerische Akademie für Naturschutz undLandschaftspflege

Mehr unter: www.bayernflora.de

BIB – Botanischer Informations-knoten Bayern

PROF. DR. JÖRG EWALD lehrt an der Fakultät für Wald undForstwirtschaft der Fachhochschule WeihenstephanBotanik und Vegetationskunde;

DIPL. BIOL. MARTIN SCHEUERER ist Mitarbeiter in der Zentral-stelle für die Floristische Kartierung Bayerns;

DR. HELGE WALENTOWSKI leitet das Sachgebiet „Natur-schutz“ an der Bayerischen Landesanstalt für Wald undForstwirtschaft; E-Mail: [email protected]

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 59/200748

Mit „614 Bäume sicher erkennen“ von Barbara Schilowahat der Verlag dialobis edition einen neuen, interaktivenBaumbestimmungsschlüssel auf CD herausgebracht. Er nutztdie Vorteile des Mediums sowie neu entwickelte Algorithmen,um einen echten Mehrwert für die rasche Bestimmung vonüber 600 Baumarten zu schaffen. Das Programm richtet sichvornehmlich an Spezialisten, die ihr Wissen auffrischenwollen, Beschäftigte im Baumkataster, Ausbilder, Gärtner,Förster und weitere Interessierte, die noch unsicher beimErkennen von Bäumen sind oder ihre Kenntnisse erweiternmöchten. Es eignet sich sowohl für Anfänger wie auch fürExperten.

Entscheidungen mit FehlertoleranzJe nach Vorkenntnis können Fachleute den Einstieg bereits

auf der Ebene der Familie oder Gattung wählen und so dieBestimmung abkürzen. Anfänger wählen den vollständigenWeg, mit dem sie dann auch ganz sicher ans Ziel kommen, daes immer klare Entscheidungsknoten gibt.

Die angebotenen Merkmale sind nach ihrer zielführenden

Relevanz gewichtet und helfen so, den Bestimmungsweg aufdas Wesentliche zu konzentrieren. Ist eine geforderte Ent-scheidung einmal nicht möglich, etwa weil das gefragte Kenn-zeichen nicht vorhanden ist oder nicht erkannt wird, kann dieBestimmung dennoch fortgeführt werden. Besonders interes-sant ist in diesem Zusammenhang die Angabe der Fehlertole-ranz, die es auch bei ungenauen Angaben erlaubt, die Auswahlweiter einzuschränken.

Da die kennzeichnenden Objekteigenschaften wie z. B.Blattform oder Blattstellung am Zweig nicht nur als Text,sondern auch als Schemazeichnung zur Auswahl stehen,können Anfänger die Bestimmung auch ohne Kenntnis derFachbegriffe durchführen und gleichzeitig nebenbei die rich-tige Nomenklatur lernen.

Irrelevante Kriterien werden ausgeblendetSehr hilfreich ist die im Verlauf einer Bestimmung auto-

matische Einschränkung der Auswahl weiterer Kennzeichenin Abhängigkeit von den vorhergehenden Angaben. So wer-den Attribute, die aufgrund der gemachten Angaben keines-

614 Bäume sicher erkennenInteraktiver Baumbestimmungsschlüssel auf CD-ROM von Barbara Schilowa

vorgestellt von Michael Streckfuß

Bestimmungsschlüssel sind effektive, aber mühsame Werkzeuge. Meist müssen Textwüsten voll mit Fachwörtern strengformalistisch durchpflügt werden. Da sind PC-gestützte Schlüssel wie der hier vorgestellte mit raffinierten, wahlfreienAlgorithmen und grafischer Unterstützung eine interessante Alternative.

Abb. 1: Umschlag der CD-Box

Der Tester meint: Empfehlenswert!

Betriebssystem: Windows 32/64 Bit (98/2000/NT/ME/XPund Vista)

Prozessor: Mindestens Pentium III (Pentium 4, Athlon 64empfohlen oder Intel Core 2 Duo)

Arbeitsspeicher: Mindestens 64 MB (128+ MB empfohlen)

Freier Speicherplatz: ca. 400 MB

CD-ROM / DVD-ROM Laufwerk

Systemanforderungen

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

falls mehr zutreffen können, entsprechend deaktiviert, gleich-wohl aber angezeigt. Sollte wider Erwarten ein so bereitsausgeschlossenes Erkennungsmerkmal dennoch zutreffendsein, ist dies ein sicheres Indiz für eine falsche Abzweigungund es empfiehlt sich eine Korrektur der vorherigen Schritte.Dies ist wiederum problemlos möglich, da ein Protokollgeführt wird und jeder einzelne Schritt revidiert werden kann,ohne die bisherige Arbeit verwerfen zu müssen.

Bei allen Baumarten besteht die Möglichkeit, sich nebenSchemazeichnungen der Merkmale auch Fotos von Blättern,Blüten, Früchten, Zweigen, Knospen, Rinde, Baum, Sortenund ggf. sonstigen Kennzeichen anzusehen. Selbst Baum-arten, die nicht in der Datenbank enthalten sind, können someist bis auf die Ebene von Gattung und Familie bestimmtwerden.

Die Datenbank enthält für jede Baumart eine ausführlicheBeschreibung und viele Zusatzinformationen. Auf die Daten-bank kann selbstverständlich auch ohne den Umweg über dieBestimmung zugegriffen werden. Wer darin oder beimBestimmen auf unbekannte Begriffe stößt, findet im Glossarbestimmt das Fehlende.

Kleine SchwächenNichts und niemand ist perfekt. So hat auch dieses schöne

Programm kleine Schwächen. Wer, wie allgemein empfohlenaus Sicherheitsgründen auf seinem Rechner unter einemKonto mit eingeschränkten Benutzerrechten arbeitet, musszur Installation von Software oft auf ein Administratorkontowechseln. Dies ist auch hier der Fall, nur leider kann dasProgramm anschließend nicht wie üblich auch unter einemKonto mit eingeschränkten Benutzerrechten betrieben wer-den, sondern erfordert bei jedem Start Administratorrechte.

Empfehlung des Testers: Vermeiden Sie es trotzdem, alsAdministrator zu arbeiten und starten Sie nur das Programmmit Administratorrechten, indem Sie beim Aufruf über dierechte Maustaste „Ausführen als...“ auswählen und dann dieZugangsdaten für Ihr Administratorkonto angeben.

Etwas schade ist auch, dass die grundsätzlich guten Bilderoftmals unnötig körnig wirken oder feine Details vermissenlassen, da wurde vermutlich aus Gründen der Platzersparniszu stark komprimiert. Auch könnten sie durchaus etwasgrößer sein oder zumindest die Möglichkeit bieten, das Bildnäher heran zu zoomen. Bei einer ganzen Reihe von Bäumengibt es nicht zu allen Hauptmerkmalen Fotos.

Während es einem Profi nicht schwer fallen dürfte, dieabgebildeten Objekte in ihrer wirklichen Größe abzuschätzen,würde ein Maßstab oder Größenvergleich bei einigen Ab-bildungen für Anfänger das Erkennen einiger Merkmaleerleichtern.

Abb. 2: Merkmal „Stacheln und Dornen“; anhand der zuvorgemachten Angaben sind im Beispiel nur noch drei der siebenVarianten möglich. Zu jeder Variante kann per Mausklick eineerläuternde Beschreibung als Text angezeigt werden. Im Hinter-grund sind Beispiele für die Fotogalerien zu sehen.

Abb. 3: Links: Ansicht der Datenbank mit Abbildungen und Textinformationen. Rechts: Ansicht der taxonomisch strukturiertenDatenbankauswahl und -suchmaske; diese kann neben der wissenschaftlichen Nomenklatur auch mit den deutschen Bezeich-nungen umgehen.

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 59/200750

BewertungGrundsätzlich sollte sich jedoch niemand von diesen klei-

nen Einschränkungen davon abhalten lassen, sich dieses ausSicht des Testers sehr nützlichen, effektiven und nebenbeiauch optisch attraktiven Werkzeuges zu bedienen.

BezugSchilowa, Barbara, 614 Bäume sicher erkennen. InteraktiveBestimmungsschlüssel auf CD-ROM - 1. Aufl. 18.05.2007Version 9.0.1; (dialobis edition) ISBN: 978-3-9805520-4-2

DVD Box mit 4365 farb. Fotos, 958 schw.-w. u. 1092 farb.Zeichnungen

Preis: 34,90 EUR [D]; 35,90 EUR [A]; 59,30 CHF [CH];jeweils zzgl. Versandkosten

MICHAEL STRECKFUß ist Mitarbeiter im Sachgebiet „Wissens-transfer und Waldpädagogik“ der LWF und verantwortli-cher LWF-Redakteur für www.waldwissen.net.

Ein Bestimmungsschlüssel ist ein System zur genauenBestimmung und Klassifizierung von Objekten, in diesemFall von Bäumen. Das System besteht aus einer Abfolgevon Fragen zu möglichen Merkmalen des Objektes. DieBeantwortung dieser Fragen schränkt die weitere Abfolgeder Fragen ein und führt so zum Ziel, der genauen Bestim-mung der Art des Objektes bzw. der Baumart.

Bestimmungsschlüssel

Bezug direkt beim Verlag: http://www.dialobis.de/shop/shop.html; bei buchhandel.de: http://www.buchhandel.de/oder über den herkömmlichen Buchhandel

MdB Georg Schirmbeck neuer Präsident des Deutschen ForstwirtschaftsratesMinDirig Georg Windisch im Präsidium des DFWR

Neuer Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates(DFWR) ist der Bundestagsabgeordnete Georg Schirmbeckaus Osnabrück. Die Mitgliederversammlung des DFWRwählte den 56-jährigen Vorsitzenden des Waldbesitzer-verbandes Weser-Ems als Nach-folger von HERMANN ILAENDER,der nach 12-jähriger Amtszeitnicht wieder kandidiert hatte.Neben dem Präsidenten hat dieVersammlung auch ein neuesPräsidium gewählt, dem nunauch der Leiter der BayerischenForstverwaltung Ministerial-dirigent GEORG WINDISCH an-gehört. Zweites Präsidiumsmit-glied aus Bayern ist wie bisherschon Ehrenlandrat HERBERT

HOFMANN aus Kulmbach.Die gesellschaftlichen und

politischen Anforderungen anden Wald nehmen ständigweiter zu - Rohstofflieferant,Freizeit- und Erholungsraum,Schutz der Natur. Daher bedarf es eines starken DFWR, derdiese vielfältigen Ansprüche an den Wald forstpolitischmoderiert und koordiniert.

Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) ist die reprä-sentative Vertretung aller mit der Forstwirtschaft und demWald befassten Kreise der Bundesrepublik Deutschland. Er

spricht im Namen von rund zwei Millionen Waldbesitzern,die eine Fläche von 11 Millionen Hektar Wald, das sind 30 %des Bundesgebietes, im Interesse der Waldwirtschaft ebensowie im Interesse der Landeskultur und des Umweltschutzes

pflegen und bewirtschaften.Mitglieder des DFWR sind

die Vertreter des Staats-,Körperschafts- und Privat-waldes, der forstwissenschaft-lichen Fakultäten und forstli-chen Fachhochschulen, derberufsständischen Organisatio-nen, des Deutschen Bauernver-bandes, des Verbandes derLandwirtschaftskammern, desDeutschen Forstvereins, derArbeitsgemeinschaft Naturge-mäßer Waldwirtschaft sowieder Schutzgemeinschaft Deut-scher Wald.

red/DFWR

Deutscher ForstwirtschaftsratFlerzheimer Allee 1353125 BonnTel.: +49 228 61963-0E-Mail: [email protected]

Das neue Präsidium. v.l.n.r.: MinDirig Carsten Wilke,Verb.Dir Reimer Steenbock, Michael Prinz zu Salm-Salm,Präsident Georg Schirmbeck MdB, MinDirig ReinhardHube, Landrat a.D. Herbert Hofmann, MinDirig GeorgWindisch. Es fehlt Norbert Leben. (Foto: DFWR)

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LWF aktuell 59/2007

WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

51

NWR Rothensteiner Rain wird größerDas Naturwaldreservat Rothensteiner Rain wird von neun

auf insgesamt 20 Hektar vergrößert, seine Fläche ist damitkünftig mehr als doppelt so groß. In dem im Landkreis Unter-allgäu gelegenen Reservat werden zusätzliche elf Hektar Waldder Bayerischen Staatsforsten ab sofort nicht mehr bewirtschaf-tet. Außer der Borkenkäferbekämpfung bleibt der Wald dernatürlichen Entwicklung überlassen. In den bunt gemischtenLaubwäldern gibt es beispielsweise den seltenen Frauenschuhund den größten heimischen Nachtgreifvogel, den Uhu. Vieleseltene Pilze und Käfer, die auf starke Bäume und einen ausrei-chenden Vorrat an totem Holz angewiesen sind, leben dort.

Naturwaldreservate werden gezielt an der BayerischenLandesanstalt für Wald und Forstwirtschaft erforscht. DieseUrwälder von morgen zeigen bereits heute, was naturnaheWälder leisten können und was nicht. Gerade unter demAspekt des Klimawandels sind von der Naturwaldreservats-forschung wertvolle Erkenntnisse für den Waldumbau zuerwarten.

Die Naturwaldreservate ergänzen das Konzept einer natur-nahen Forstwirtschaft in Bayern. Seit 1978 hat der Freistaat154 Naturwaldreservate mit 6.600 Hektar Wald eingerichtet.Bayern nimmt damit bundesweit eine Spitzenposition ein.

Weitere Informationen zu den Naturwaldreservaten sindunter www.forst.bayern.de unter der Rubrik „WaldlandBayern“ aufgeführt. red

Bayern und Thüringen gründen Verband derHolzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung

Der Verband der bayerischen Säge- und Holzindustrie, derIndustrieverband Möbel-Holz-Kunststoff Bayern/Thüringensowie der Verband des bayerischen Holzhandels sind nun nachzweijähriger Verhandlungsdauer fusioniert.

Als Verband der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbei-tung Bayern/Thüringen e. V. vertritt er seit 1. Januar 2007 dieInteressen von rund 600 Mitgliedsunternehmen. Ein Ver-harren in den einzelnen, überkommenen kleineren Verbands-strukturen hätte eine Schwächung des Holzgewerbes bewirkt,teilte der neue Verband mit. Mit der Zusammenführung ließensich auf der Ebene der Verbandsgeschäftsstellen erheblicheSynergieeffekte in der personellen Besetzung erreichen. Dazukommt, dass sich das Gewicht des neuen Verbandes ange-sichts der traditionell starken Holzwirtschaft in Bayern nichtnur wirtschaftlich, sondern auch politisch deutlich verstärkenwird. Die Holzwirtschaftsbranche in Bayern und Thüringenerzielte 2006 einen Umsatz in Höhe von etwa 8,5 MilliardenEuro und beschäftigte ca. 45.000 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter. red

Neue Waldfunktionspläne für BayernDie 18 bayerischen Waldfunktionspläne werden auf eine

neue Grundlage gestellt. Die Pläne sollen künftig als „Weg-

•••• •••• •••• NNNNaaaacccchhhhrrrr iiiicccchhhhtttteeeennnn •••• •••• ••••weiser in ein zukunftsfähiges Waldland Bayern“ dienen.Klimawandel, zunehmender Erholungsbedarf der Bevöl-kerung und die gestiegene Nachfrage nach dem Rohstoff Holzmachen eine Aktualisierung nötig. Als erstes wird nun derWaldfunktionsplan der Region Augsburg überarbeitet.

Die Walderhaltung sowie die Sicherung der Nutz-, Schutz-und Erholungsfunktionen stehen nach wie vor im Vorder-grund. Erstmals werden nun auch die Ergebnisse der Bundes-waldinventur und der Waldumbau auf regionaler Ebene darge-stellt. Vor allem der Klimawandel macht einen Waldumbaudringend erforderlich. Die neuen Pläne sind für Behörden,Waldbesitzer und alle am Wald Interessierten eine wichtigeInformationsquelle.

Bayern hat 1975 als erstes Bundesland die Waldfunktions-planung eingeführt. Die Waldfunktionsplanung ist eine wesent-liche Argumentations- und Arbeitshilfe im Planungsrecht.Zusammen mit dem Waldgesetz von 1975 trug sie wesentlichzur Walderhaltung und -mehrung in Bayern bei.

Bayer. Forstverw. / red

Bayerisch-böhmischer Naturschutz für Europas grüne Lunge

Die beiden Nationalparke Bayerischer Wald und `́Sumavain Tschechien sollen noch enger zusammenarbeiten. Ziel derZusammenarbeit ist es, das weitere Zusammenwachsen derbeiden Nationalparke zur „großen grünen Lunge Europas“voranzutreiben. Mit über 900 Quadratkilometer Fläche bildendie beiden Nationalparke das größte WaldschutzgebietMitteleuropas. Der Erhalt dieser einzigartigen, zum Teil vomAussterben bedrohten Tier- und Pflanzenwelt ist Motivationauf beiden Seiten. Hierzu tragen viele gemeinsame Bausteinein den Bereichen Naturschutz, Umweltbildung, Forschungund Tourismus bei. Schwerpunkt der Intensivierung derZusammenarbeit ist die Kooperation beim grenzüberschrei-tenden Wildtiermanagement. So soll ausgehend vom Luchs-Projekt (s. LWFaktuell Nr. 57) der gegenseitige Datenaus-tausch schrittweise auch auf andere Tierarten wie beispiels-weise Rot- und Rehwild ausgeweitet werden. In Planung istauch die Bildung einer Arbeitsgruppe zur verstärkten Zusam-menarbeit der Parkranger, um nach dem Wegfall der Grenz-kontrollen den Zugang von Parkbesuchern in empfindlicheParkbereiche abzustimmen. stmugv/red

Forst- und Holzwirtschaft gründen PlattformForst & Holz

Forst- und Holzwirtschaft wollen künftig in zentralen Fra-gen mit einer Stimme sprechen. Der Deutsche Forstwirt-schaftsrat (DFWR) und der Deutsche Holzwirtschaftsrat(DHWR) gründeten im Mai 2007 die Plattform Forst &Holz und unterzeichneten eine entsprechende Vereinbarung.Ziel ist es, die wirtschaftlichen Interessen von Forst- undHolzwirtschaft auf Verbandsebene stärker zu bündeln und den

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 59/200752

Stellenwert des Clusters Forst und Holz in Politik und Gesell-schaft besser zur Geltung zu bringen. Das wirtschaftlicheGewicht von Forst- und Holzwirtschaft steht in auffälligemGegensatz zu der Erfahrung, dass die Branche in Gesellschaft,Medien und Politik nur unzureichend wahrgenommen wird.

Die Plattform konzentriert sich mit dem Startprojekt„Holz aus deutschen Wäldern“ zunächst auf die Entwicklungeiner gemeinsamen Strategie zur Verbesserung der Ressour-cenverfügbarkeit und der optimalen Wertschöpfung. red

Bekämpfung des Borkenkäfers im National-park Bayerischer Wald

Orkan Kyrill warf im Nationalpark Bayerischer Wald160.000 Festmeter Holz. Jetzt gilt es rasch zu handeln, um diedrohende großflächige Ausbreitung des Borkenkäfers zu be-grenzen. Dazu legten nun Nationalparkverwaltung und Kom-munaler Nationalparkausschuss ein Konzept vor. Der Entwurfder zu novellierenden Nationalpark-Verordnung sieht vor, anden Rändern des Nationalparks zum Schutz der angrenzendenPrivatwälder eine Borkenkäferbekämpfung dauerhaft durch-zuführen; in den entlegenen Hochlagen des Erweiterungs-gebiets außerhalb der Naturzone bleibt die Bekämpfung nochbis 2027 erlaubt.

In Wirtschaftswäldern ist grundsätzlich Windwurfschnellstmöglich aufzuarbeiten. Im Nationalpark werden vonden 350 Hektar Windwurfflächen im Erweiterungsgebiet zweiDrittel ausgeräumt. Das Konzept orientiert sich an den neue-sten wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass die weitausgrößere Gefahr von einer Vielzahl kleiner Würfe ausgeht.Deshalb werden neben den flächigen Windwürfen in Tallageninsbesondere die kleinen Nesterwürfe vollständig aufgearbei-tet. Ausnahmen sind fünf insgesamt rund 110 Hektar große,flächige Windwürfe in den abgelegenen Hochlagen. Diesewerden zum Schutz des stehenden Hochlagenwaldes vor demBorkenkäfer mit einem mehrere Hundert Meter breitenBeobachtungsring im Stehendholz „abgekapselt“. Darin wirdder Borkenkäfer intensiv beobachtet und sofort bekämpft.

Auch wenn trotz der intensiven Kontrolle eine Ausbrei-tung des Borkenkäfers in diesen Gebieten nicht gänzlichausgeschlossen werden kann, sieht die Nationalparkverwal-tung in der natürlichen Waldverjüngung die größeren Vorteile.Die Erfahrungen in der Naturzone des Nationalparks lehren,dass allein die Kraft der Natur mehr als 10 Millionen jungeBäumchen sprießen ließ. stmguv/red

Monika Konnert neue Amtsleiterin in Teisendorf

Die leitende wissenschaftliche Angestellte Dr. MonikaKonnert wird neue Leiterin des Amtes für forstliche Saat- undPflanzenzucht in Teisendorf. Die 55-jährige Diplomchemike-rin folgt damit dem Leitenden Forstdirektor Albrecht Behm,der nach 30-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand geht. FrauKonnert studierte an der Babis-Bolayi-Universität in Klausen-burg und schloss 1992 an der Georg-Augustus-Universität inGöttingen ihre Promotion im Bereich Forstgenetik ab. Sieleitete mehr als 15 Jahre das Isoenzymlabor in Teisendorf undwar seit November 2005 zugleichstellvertretende Leiterin des Amts.

Bei dem Festakt lobte Forst-minister Josef Miller den bisherigenAmtschef Behm, der in den 16 Jahrenals Leiter des Amts in Teisendorfmaßgeblich zum Erhalt der forstli-chen Genressourcen in Bayern beige-tragen hat. Außerdem hob der Minis-ter in seiner Laudatio Behms Mitar-beit in zahlreichen Arbeitsgruppenund Gutachterausschüssen sowiesein Engagement in der Ausbildungdes nationalen und internationalenforstlichen Nachwuchses hervor. Bayer. Forstverw./red

Den Wald nutzen - die Schöpfung bewahren 14. „Woche des Waldes“

Die naturnahe und nachhaltige Nutzung des Waldes unddie Verantwortung gegenüber der Schöpfung sind keineswegsein Widerspruch. Darauf hat Forstminister Josef Miller bei derEröffnung der 14. „Woche des Waldes“ in Nürnberg hinge-wiesen, die heuer unter dem Motto „Wald nutzen - Schöpfungbewahren“ stand. Vom 17. bis 24. Juni fanden dazu in ganzBayern Erlebnisprogramme für Familien, Projekttage mitSchulen, Waldpflegeaktionen oder feierliche Andachten imWald statt. Wie in den Vorjahren arbeitete die BayerischeForstverwaltung dabei mit zahlreichen Organisationen zusam-men, heuer insbesondere mit den beiden großen christlichenKirchen.

Die nachhaltige Forstwirtschaft kann als Modell für denUmgang mit der Natur insgesamt dienen. Wenn der Naturnicht mehr entnommen werde, als nachwächst, wird derMensch seiner Verantwortung gegenüber der Schöpfunggerecht. Der so bewirtschaftete Wald ist ein Gewinn für alle:

Zufriedene Gesichter nach Unterzeichnung der Vereinbarung(v.l.n.r.: Dr. Wilhelm Vorher, Prinz zu Salm-Salm, HermannIlaender, Carsten Wilke, Hans-Günter Sturm, Reimer Steenbock,Ullrich Huth. (Foto: Bayer. StMLF)

Dr. Monika Konnert istneue Leiterin des ASP.(Foto: FVA)

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KURZ & BÜNDIG

LWF aktuell 58/2007 53

IMPRESSUMLWFaktuell - Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt fürWald und Forstwirtschaft und Mitgliederzeitschrift desZentrums Wald-Forst-Holz Weihenstephan

LWFaktuell erscheint sechsmal jährlich zuzüglich Sonderausgaben.Erscheinungsdatum der vorliegenden Ausgabe: 02.07.2007

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt dieMeinung des Herausgebers wieder.

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 16.07.2007

Herausgeber: Olaf Schmidt für die Bayerische Landesanstalt fürWald und Forstwirtschaft; Dr. Joachim Hamberger für das ZentrumWald-Forst-Holz WeihenstephanAm Hochanger 11, 85354 Freising, Tel.: ++49 (0)8161/71-4881,Fax: ++49 (0)8161/71-4971URL: www.lwf.bayern.de und www.forstzentrum.deE-Mail: [email protected]

Chefredakteur: Michael Mößnang V.i.S.d.P. Redaktion: Dr. Alexandra Wauer, Hildegard Klessig(Waldforschung aktuell)

Layout & Gestaltung: [email protected]

Druck: Lerchl Druck, Freising Auflage: 2.000

Bezugspreis für alle Ausgaben/Jahr: für Mitglieder des ZentrumsWald-Forst-Holz Weihenstephan e.V. im Jahresbeitrag (EUR 25,–)enthalten, Jahresbeitrag für Studenten: EUR 10,– (bei Selbstab-holung), für Nichtmitglieder: Jahresabonnement: EUR 30,–;Einzelpreis: EUR 5,– zzgl. Versandkosten

ISSN 1435-4098

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise,erwünscht, aber nur nach Rücksprache mit dem Herausgeber(schriftliche Genehmigung). Wir bitten um Quellenangabe und Überlassung von Belegexemplaren.

Gedruckt auf PEFC-zertifiziertem Papier

Kaum ein anderes Thema wird uns jetzt und in derZukunft so beschäftigen wie die Klimaerwärmung. Diefrühere Sorglosigkeit, der Klimawandel sei noch weit wegvon uns, ist gewichen. Wir stecken schon mitten drin imWandel. Die Auswirkungen sind bereits vielfach zu beob-achten. In unserer nächsten Ausgabe informieren wir Sieauf breiter Basis über dieses heiße Thema. red

Nächste Ausgabe:Der Wald im Klimawandel

Baumartenwechsel bei Visp/CH: Waldkiefern sterben ab,Flaumeichen und andere Laubbäume breiten sich aus.(Foto: A. Rigling, WSL)

Er versorgt uns mit Holz, sorgt für reines Wasser und ist Erho-lungsraum für die Bevölkerung. Die „Woche des Waldes“ sollalljährlich vor allem junge Menschen für das Thema Waldsensibilisieren. Gerade am Beispiel Wald und Waldwirtschaftlässt sich ein Naturverständnis entwickeln, das den Menschenin vielfältiger Abhängigkeit von Natur und gleichzeitig in sei-ner Einflussnahme auf die Natur zeigt. Gerade waldpäda-gogische Angebote sind ideal, um Kindern und Jugendlichendie Wechselwirkung von Naturschutz und Nutzung näher zubringen.

Gemeinsam mit den Umweltbeauftragten der beiden Kir-chen hat die Forstverwaltung heuer dazu auch eine 56-seitigeIdeensammlung herausgebracht. Die Broschüre gibt es beiden Ämtern für Landwirtschaft und Forsten und im Internetunter www.forst.bayern.de. Bayer. Forstverw./red

ASP-Tagung: Klimawandel ist eine Heraus-forderung für Forstpflanzenzucht

Eine hohe genetische Vielfalt sichert die Anpassungs-fähigkeit der Wälder und damit ihr Überleben. Angesichts desKlimawandels müssen beim Waldumbau künftig genetischeAspekte verstärkt berücksichtigt werden. Das forderte Forst-minister Josef Miller auf der Tagung „Klimawandel - eineneue Herausforderung für Forstgenetik und Forstpflanzen-züchtung“ im oberbayerischen Teisendorf.

Wichtige neue Arbeitsschwerpunkte sind für das dortigeBayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP)daher künftig die Sicherung der genetischen Vielfalt und diegenetische Langzeitbeobachtung der bayerischen Wälder. Sosollen die Wissenschaftler untersuchen, wie sich klimabe-dingt geänderte natürliche Ausleseprozesse, aber auch wald-bauliche Maßnahmen auf die genetische Vielfalt auswirken.Dazu wird das ASP Flächen zur genetischen Dauerbeobach-tung einrichten. Die langjährigen Anbauversuche mit heimi-schen und fremdländischen Baumarten werden um wärmelie-bende Baumarten wie Roteiche, Schwarzkiefer und Robinieerweitert, denen auch längere Trockenheit nichts ausmacht.Versuche mit Baumarten aus südlichen Regionen sollen unterdem Aspekt des Klimawandels neu bewertet werden. So kön-nen u. a. gute Einblicke über die Standorttauglichkeit bei-spielsweise der kalabrischen Tanne oder der südfranzösischenBuche auf den bayerischen Standorten gewonnen werden.

Den Einsatz von Gentechnik - also der künstlichen Gen-manipulation - im Wald lehnt die Bayerische Forstverwaltungab und setzt bewusst auf die natürliche genetische Vielfaltunserer Wälder. Die Experten am ASP sollen die weltweitenEntwicklungen auf diesem Gebiet allerdings aufmerksam ver-folgen.

Bayer. Forstverw./red

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Erfolgreicher Wissenstransfer

www.waldwissen.netgewinnt denSchweighofer Prize

aus der Redaktion

Der renommierte Schweighofer-Innovationspreis 2007 fürdie Kategorie Forstwirtschaft ging heuer an www.waldwissen.net. Für die Schweighofer-Jury waren vor allem dieInternationalität, die Praxisnähe und die Professionalität derPlattform ausschlaggebend.

Der Schweighofer-Innovationspreis ist mit 50.000 EURder höchst dotierte Preis der europäischen Forst- und Holz-wirtschaft. Der Holzunternehmer Gerald Schweighofer zeich-net damit alle zwei Jahre innovative Verfahren und Techno-logien aus der Forst- und Holzwirtschaft aus. Die Festanspracheim Wiener Rathaus hielt der österreichische BundeskanzlerDr. Alfred Gusenbauer vor 400 geladenen Repräsentanten derEuropäischen Forst- und Holzbranche. Er unterstrich dabeidie Impulskraft des Internationalen Schweighofer Preises alsMotor für Innovation und Spitzenleistung im Forst- undHolzsektor.

www.waldwissen.net versteht sich bei Fragen zur Forst-

und Holzwirtschaft sowie benachbarter Fachgebiete als ersteAnlaufstelle im Internet. Egal ob Forstpraktiker oder interes-sierter Laie - wer heute Informationen über Sturmschäden imWald, Borkenkäfer und ihre Bekämpfung, Holzenergie,Holzernte und viele andere Wald- und Umweltthemen sucht,wird sie bei www.waldwissen.net finden. Derzeit sind etwa80% der 1600 Beiträge in deutscher Sprache. Der Anteil eng-lischer, französischer, italienischer und slowenischer Artikelwächst täglich.

Neben praxisorientierter Forschung ist auch der Transferder Forschungsergebnisse zum Anwender eines der Haupt-ziele der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirt-schaft (LWF). Daher wurde www.waldwissen.net auf Initia-tive der LWF als weiterer Kanal des Wissenstransfers nebenTagungen und Printmedien etabliert. Inzwischen istwww.waldwissen.net eine Kooperation zwischen Partnern aussechs Ländern und erreicht mit diesem schnellen und benut-zerfreundlichen Medium 55.000 Besucher pro Monat unddamit mehr als mit allen anderen Medien.

Garant für Inhalt und Qualität sind die vier Waldfor-schungsinstitute aus Freising (LWF), Freiburg (FVA), Zürich(WSL) und Wien (BFW). Sie betreiben die Redaktionen underhalten auch Inhalte von Partnern aus Slowenien, Italien undFrankreich. Durch redaktionelle Aufbereitung aller Texteschaffen die Macher den Spagat, einem Fachpublikum an-spruchsvolle Beiträge zu bieten, ohne Laien mit „Fachchine-sisch“ abzuschrecken oder die wissenschaftliche Glaubwür-digkeit zu verlieren.

Die Preisträger wollen das Preisgeld umgehend in dieWeiterentwicklung investieren. Diese wird die Interaktionzwischen Besuchern, Anbietern und Experten stärken.Gedacht ist auch an die Möglichkeit für Nutzer, selbst ihr oftumfassendes Spezialwissen anderen Nutzern zur Verfügungzu stellen. Bereits jetzt kann der Leser die Inhalte kommen-tieren und bewerten sowie Fragen direkt an die Redaktionenstellen.

Abb. 1: Das waldwissen.net-Team der LWF mit der Urkundedes Schweighofer Prize 2007. v.l.n.r.: Kurt Amereller, MichaelStreckfuß, Dr. Joachim Hamberger (Foto: LWF)


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