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Date post: 09-Feb-2020
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TITEL _ Tabuthema No 1 > INKONTINENZ < © konstantynov / Getty Images / iStock
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> DAS PTA MAGAZIN --- Ausgabe 01-2017 < 22

TITEL_

Tabuthema No 1> INKONTINENZ<

ie nachlassende Kontrolle vonDarm und Blase ist ein Symp-tom, das keine eigenständigeKrankheit darstellt. Sie ist mit

einem Tabu belegt, das viele Betroffene vor einem klärendenGespräch mit dem Arzt zurückschrecken lässt. Umso wichtigerist eine einfühlsame Beratung in der Apotheke.

HarninkontinenzSelbst Ärzte halten das Problem einer Harninkontinenz häufigfür zu geringfügig und sehen eine kurative Behandlung wederals möglich noch als nötig an. Zuverlässige Fallzahlen sindschlichtweg nicht zu haben. Die Schätzungen belaufen sich aufeine Häufigkeit von fünf bis 50 Prozent der Bevölkerung. Si-cher ist nur, dass das Problem aufgrund des demografischenWandels zunehmen wird.Anhand der Symptome unterscheidet die International Conti-nence Society fünf Formen der Harninkontinenz: Drangin-kontinenz, Stressinkontinenz, unbewusster Harnverlust ohneHarndrang, postmiktionelles Tröpfeln nach der willentlichenBlasenentleerung und kontinuierlicher Harnverlust. Zu be-grifflicher Verwirrung führt gelegentlich die diagnostische

D Einteilung in vier Formen: Dranginkontinenz, Stressinkonti-nenz, Reflexinkontinenz und Überlaufinkontinenz. Hinzukommen weitere Formen der Harninkontinenz wie Mischfor-men, die extraurethrale Inkontinenz, Lachinkontinenz, dieüberaktive Blase sowie die funktionelle Harninkontinenz.

PhysiologieDie Nieren produzieren unablässig Urin, der über die Harnlei-ter in die Blase abgegeben wird. Das Sammelorgan verhindert,dass Urin zurückresorbiert wird. Ohne die Harnblase würdeder Mensch unaufhörlich Urin absondern. Stattdessen meldetsie erst ab einer Füllung von etwa 200 bis 600 Milliliter Harn-drang an. Doch das Hohlorgan ist sehr dehnbar und kann bis zueinem Liter Urin aufnehmen. Das ermöglicht dem Menschen,den Zeitpunkt des Wasserlassens über die Harnröhre bewusstzu steuern. Je nach Trainingszustand ist das maximale Fas-sungsvermögen, bis zu dem die Entleerung (Miktion) nochwillkürlich zurückgehalten werden kann, sehr individuell.Muskeln-- Ein sorgfältig aufeinander abgestimmtes Team vonMuskeln sorgt dafür, dass Urin bis zum Zeitpunkt der Blasen-entleerung zurückgehalten und erst „auf Kommando“ abgelas-sen wird. Es besteht aus der glatten Muskulatur der Blasenwand

INKONTINENZ IST EIN WEIT VERBREITETES PROBLEM, DAS SOWOHL DIE HARN- ALSAUCH DIE STUHLENTLEERUNG BETREFFEN KANN. URSACHEN UND BEHANDLUNG DERENTLEERUNGSSTÖRUNGEN KÖNNEN SEHR UNTERSCHIEDLICH SEIN.

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ie nachlassende Kontrolle vonDarm und Blase ist ein Symp-tom, das keine eigenständigeKrankheit darstellt. Sie ist mit

einem Tabu belegt, das viele Betroffene vor einem klärendenGespräch mit dem Arzt zurückschrecken lässt. Umso wichtigerist eine einfühlsame Beratung in der Apotheke.

HarninkontinenzSelbst Ärzte halten das Problem einer Harninkontinenz häufigfür zu geringfügig und sehen eine kurative Behandlung wederals möglich noch als nötig an. Zuverlässige Fallzahlen sindschlichtweg nicht zu haben. Die Schätzungen belaufen sich aufeine Häufigkeit von fünf bis 50 Prozent der Bevölkerung. Si-cher ist nur, dass das Problem aufgrund des demografischenWandels zunehmen wird.Anhand der Symptome unterscheidet die International Conti-nence Society fünf Formen der Harninkontinenz: Drangin-kontinenz, Stressinkontinenz, unbewusster Harnverlust ohneHarndrang, postmiktionelles Tröpfeln nach der willentlichenBlasenentleerung und kontinuierlicher Harnverlust. Zu be-grifflicher Verwirrung führt gelegentlich die diagnostische

D Einteilung in vier Formen: Dranginkontinenz, Stressinkonti-nenz, Reflexinkontinenz und Überlaufinkontinenz. Hinzukommen weitere Formen der Harninkontinenz wie Mischfor-men, die extraurethrale Inkontinenz, Lachinkontinenz, dieüberaktive Blase sowie die funktionelle Harninkontinenz.

PhysiologieDie Nieren produzieren unablässig Urin, der über die Harnlei-ter in die Blase abgegeben wird. Das Sammelorgan verhindert,dass Urin zurückresorbiert wird. Ohne die Harnblase würdeder Mensch unaufhörlich Urin absondern. Stattdessen meldetsie erst ab einer Füllung von etwa 200 bis 600 Milliliter Harn-drang an. Doch das Hohlorgan ist sehr dehnbar und kann bis zueinem Liter Urin aufnehmen. Das ermöglicht dem Menschen,den Zeitpunkt des Wasserlassens über die Harnröhre bewusstzu steuern. Je nach Trainingszustand ist das maximale Fas-sungsvermögen, bis zu dem die Entleerung (Miktion) nochwillkürlich zurückgehalten werden kann, sehr individuell.Muskeln-- Ein sorgfältig aufeinander abgestimmtes Team vonMuskeln sorgt dafür, dass Urin bis zum Zeitpunkt der Blasen-entleerung zurückgehalten und erst „auf Kommando“ abgelas-sen wird. Es besteht aus der glatten Muskulatur der Blasenwand

INKONTINENZ IST EIN WEIT VERBREITETES PROBLEM, DAS SOWOHL DIE HARN- ALSAUCH DIE STUHLENTLEERUNG BETREFFEN KANN. URSACHEN UND BEHANDLUNG DERENTLEERUNGSSTÖRUNGEN KÖNNEN SEHR UNTERSCHIEDLICH SEIN.

[ von Petra Schicketanz ]

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(Detrusor vesicae) und deren Verdickung am Blasenausgang,die den Beginn der Harnröhre im entspannten Zustand ver-schließt, weshalb dieser Bereich innerer Schließmuskel (Mus-culus sphincter internus) genannt wird. Das schlingenförmigeMuskelgeflecht ist so angelegt, dass sich die Harnröhre im Be-reich des inneren Schließmuskels bei der Entleerung erweitert.Am Ende der Harnröhre liegt der äußere Schließmuskel(M. sphincter externus). Dieser wird aus der quergestreiftenMuskulatur des Beckenbodens gebildet.

Nerven-- Die glatte Muskulatur der Harnblase wird vom vegeta-tiven Nervensystem gesteuert, das aus den GegenspielernSympathikus und Parasympathikus besteht. Während der Fül-lungsphase halten die Signale der sympathischen Nervenfaserndie Muskeln der Blasenwand in einem entspannten, dehnbarenZustand. Zur Entleerung aktivieren parasympathische Ner-venfasern den Detrusor vesicae. Der äußere, quergestreifteSchließmuskel der Harnröhre wird hingegen von den Damm-nerven (Nervi perineales) angesteuert. Diese sind Äste desSchamnervs (Nervus pudenus) und spätestens ab dem 3. Le-bensjahr willentlich kontrollierbar.

SymptomeWenn ein Erwachsener unwillentlich Urin verliert, ist das prin-zipiell eine Harninkontinenz. Die Symptome können sehr un-terschiedlich ausfallen, von Harnträufeln bis zum schwallarti-gen Abgang. Es kann unaufhörlich oder nur in bestimmtenSituationen passieren. Betroffene sind entweder nur einge-schränkt oder überhaupt nicht in der Lage, das Wasserlassen zukontrollieren.Häufig steht das Problem im Zusammenhang mit Harnwegs-infektionen. Diese können eine Inkontinenz anbahnen. Aberauch die Inkontinenz selbst kann den Nährboden für weitereHarnwegsinfekte bilden. Nicht zuletzt tragen auch das Trink-verhalten (Zeit und Flüssigkeitsmenge, Alkoholkonsum) und

die Abläufe beim Toilettengang (Regelmäßigkeit, Schwierig-keiten, die Kleidung zu öffnen etc.) zu ungewolltem Urinab-gang bei.

BelastungsinkontinenzSie wird auch als Stressinkontinenz bezeichnet und als unwill-kürlicher Urinverlust während einer Anstrengung oder beimHusten oder Niesen definiert. Ein Harndrang wird dabei nichtverspürt. Ursache des Problems liegt nicht in der Blase, son-dern im Schließmuskel.Schweregrade-- Unterschieden werden drei Schweregrade. BeiGrad 1 entsteht ein Harnträufeln nur bei plötzlich starkem An-stieg des Drucks im Bauchraum, beispielsweise beim Hustenoder Lachen. Bei Grad 2 tritt dies bereits bei leichter körperli-cher Belastung ein, beispielsweise beim Treppensteigen oderTragen einer schweren Tasche. Grad 3 dagegen zeichnet sichdurch einen ungewollten Urinverlust aus, der sogar im Liegen

bei körperlicher Ruheeintreten kann.Verschlussschwäche-- DieBelastung erfolgt me-chanisch durch einen er-höhten Druck imBauchraum. Dieserkommt durch raumfor-dernde Prozesse zustan-de, beispielsweise beifettleibigen Menschenoder Schwangeren.Mehrfache Geburten

können zu einer Überdehnung der Beckenbodenmuskulaturund deren Haltebändern führen. Dadurch werden die Organeim kleinen Becken nicht mehr am richtigen Platz gehalten undsenken sich ab. Die Gebärmutter fällt auf die Scheide. Auf-grund der Verwachsung von Harnröhren- und Scheidenwandwird auch die Harnblase nach hinten unten gezogen. Durchdiese Verschiebungen drücken die Bauchorgane ungehindertauf die Harnblase.Weitere Ursachen für eine Belastungsinkontinenz sind Verlet-zungen des Beckenbodens nach Unfällen oder Operationen,beispielsweise bei Männern an der Prostata. Unter Umständenkann der Schließmuskel dabei zerreißen oder infolge zerstör-ten Nervengewebes gelähmt sein. Beides führt zu einem unge-hemmten Harnfluss. Ein Östrogenmangel kann bei Frauennach der Menopause ebenfalls zur Stressinkontinenz führen, indem der Flüssigkeitsdruck in der Harnröhre hormonell be-dingt abnimmt und die Feinabdichtung der Harnröhre gestörtwird. Generell lässt mit zunehmendem Alter die Festigkeit desBindegewebes nach, was ebenfalls eine Belastungsinkontinenzbegünstigt.

DranginkontinenzEin ständiger Harndrang kennzeichnet die Dranginkontinenz.Häufig wird dafür auch der englische Begriff Urgeinkontinenzverwendet (engl.: to urge = drängen). Die Patienten müssen be-

Inkontinenz sollte keinesfalls einSporthindernis darstellen. Empfeh-lenswert sind Gymnastik, Yoga,Schwimmen und Walken. Von Sport-arten wie Joggen, Trampolinspringenund ähnliche, bei denen das Körper-gewicht stoßweise auf den Becken-boden einwirkt, sollten Sie abraten.

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DETAILHilfsmittelversorgung: Die Inkontinenzver-sorgung mit Hilfsmitteln ist für Apotheken zuneh-mend unübersichtlich geworden. Häufig stellt sichdie Frage, ob ein konkret auf Rezept verordnetes Hilfs-mittel überhaupt zu Lasten der jeweiligen Krankenkasseabgegeben werden darf. Antworten auf solche Fragen gibtdas Online-Vertragsportal www.dav-ovp.de. Es wurde in Zu-sammenarbeit von Landesapothekerverbänden und -verei-nen, Deutschem Apothekerverband e.V. (DAV) und ABDATAPharma-Daten-Service entwickelt und steht mit einem ge-schützten Mitgliederbereich allen Apotheken zur Verfügung,die Mitglied in einem Landesapothekerverband sind.

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reits beim geringsten Harndrang dieToilette aufsuchen, um nicht einzunäs-sen. Dementsprechend häufig lassen sieWasser (Pollakisurie) und müssen diesauch nachts regelmäßig tun (Nykturie).Sensorische Form-- Bei dieser Form derDranginkontinenz sendet die gereizteSchleimhaut der Harnblase verstärktReize zum Wasserlassen ans Gehirn.Mögliche Auslöser sind Entzündungen,Steinleiden und Tumore.Motorische Form-- Eine Überempfindlich-keit des Miktionszentrums im Gehirnaktiviert die Blasenentleerung schon beiganz normalem Füllzustand. Dies kannauch bei starker Aufregung geschehen,wenn man sich vor Schreck oder Angstin die Hose macht, oder bei seelischenKonflikten, die zu nächtlichem Bettnäs-sen führen.

ReflexinkontinenzDie Übertragung von Nervenimpulsen ist für die Steuerungder Blase unerlässlich. Können die Meldungen von Gehirnoder Rückenmark nicht mehr zur Muskulatur der Harnblasegelangen oder liegt eine Leitungsstörung innerhalb des Ge-hirns vor, wird die Harnblase nur noch aufgrund von Reflexenentleert, ohne dass dies zuvor durch Harndrang bewusst wird.Diese Inkontinenzform findet sich bei neurologischen Erkran-kungen wie Polyneuropathien, Schädigungen des Rücken-marks, Multiple Sklerose, Schlaganfall, Alzheimer- oder Par-kinsonerkrankung.

ÜberlaufinkontinenzWird der Harnabfluss mechanisch blockiert, oder kann die Bla-se aufgrund von Lähmungserscheinungen sowohl willentlichals auch unwillkürlich nicht entleert werden, dehnt sich dieWand der Harnblase aus und ist nicht mehr in der Lage, sich

zusammenzuziehen. Infolgedessen füllt sich die Blase randvollund läuft unaufhörlich über, ohne sich jemals vollständig zuentleeren. Eine solche Überlaufblase begünstigt durch dieständig vorhandene Menge an Restharn gleichzeitig Harn-wegsinfektionen.

Andere InkontinenzformenIn Anbetracht der vielzähligen Ursachen können sich oben ge-nannte Formen der Harninkontinenz auch überschneiden,weshalb ein Großteil der Betroffenen unter Mischformen lei-det. Zusätzlich gibt es Sonderformen, die nicht in das oben be-schriebene Raster passen.Extraurethral-- Eine anatomische Besonderheit stellt die Umge-hung der Harnröhre (Urethra) über Fisteln dar. Diese röhren-förmigen Verbindungen entstehen unter anderem bei Entzün-dungen und leiten den Urin – je nach Lage – aus Harnleiter,

Blase oder Harnröhre nach außen, wo sie unter anderem inHaut, Anus oder Scheide einmünden können.Lachinkontinenz-- Ein genetisch falsch angelegter Reflex kanndazu führen, dass beim Lachen ohne vorherigen HarndrangUrin abgeht. Besonders Mädchen vor der Pubertät sind hier-von betroffen.Funktionell-- Unabhängig von physiologischen oder seelischenUrsachen kann eine Inkontinenz dadurch entstehen, dass derBetroffene schlichtweg nicht in der Lage ist, rechtzeitig dieToilette aufzusuchen, beispielsweise beim Aufenthalt in einerungewohnten Umgebung. Zudem kann dies der Fall sein beidementen oder räumlich desorientierten Menschen, vor allem,wenn deren Mobilität und Motorik für den eigenständigenToilettenbesuch eingeschränkt ist.

StuhlinkontinenzEine einheitliche Definition der Stuhlinkontinenz (Inconti-nentia alvi) ist in der Fachliteratur nicht zu finden. Die einenverstehen darunter nur den ungewollten Abgang von Kot (Fä-zes) zwischen den Stuhlentleerungen, die anderen schließenauch Darmgase mit ein. Da es sich um ein extrem schambehaf-tetes Thema handelt, gibt es nur Schätzungen, was die Fallzah-len angeht. Demnach sind bis zu fünf Prozent der Erwachsenenvon einer anorektalen Inkontinenz betroffen. Die Tendenz istmit dem Alter zunehmend. Generell werden drei Symptom-grade unterschieden: Bei Grad 1 werden Winde nicht zurück-gehalten, Grad 2 zeichnet sich durch den Abgang von flüssigemStuhl aus, und bei Grad 3 kann auch Stuhl von normaler Kon-sistenz nicht mehr einbehalten werden.

PhysiologieDer Mastdarm (Rektum) stellt im Körperdie Endstation für unverdauliche Nah-rungsbestandteile dar. Er speichert den Kot,der dadurch nur etwa einmal täglich abge-geben werden muss, wobei die Frequenz derStuhlentleerung von Mensch zu Menschsehr verschieden sein kann. Dieser Ab-schnitt des Dickdarms ist S-förmig gebaut.Dadurch kann die Kotsäule nicht einfachzum Anus geschoben werden und liegtstattdessen auf dem Beckenboden auf.Afterverschluss-- Ein rechtwinkliger Knickzwischen der sehr dehnbaren Rektumam-pulle und dem Afterkanal (Canalis analis)erleichtert als mechanische Barriere den Af-terverschluss. Die letzten drei bis vier Zen-timeter des Darms bilden den Afterkanal, indem die Schleimhaut des Darmes in dieHaut des Afters übergeht. In seiner ersten Zone ist die Schleim-haut in acht bis zehn Längsfalten gegliedert, deren Gefäßnetzals Schwellkörper arbeitet und den Afterkanal gasdicht ab-schließen kann.Muskeln und Nerven-- Mehrere Muskeln sind am Verschluss desAfters sowie der Stuhlentleerung (Defäkation) beteiligt: Der

innere Afterschließmuskel (Musculus sphincter ani internus)wird durch den Sympathikus gesteuert. Der äußere After-schließmuskel (M. sphincter ani externus) ist willentlich beein-flussbar. Der Afterheber (M. levator ani) bildet eine Muskel-schlinge um das Rektum und wird durch ein Geflecht vonSpinalnerven innerviert, das als Plexus sacralis bezeichnet wird.Auf diese Weise ist der Darmausgang gleich dreifach gegen ei-ne ungewollte Stuhlentleerung gesichert.

UrsachenBesonders bei älteren Menschen tritt aufgrund nachlassenderBeckenbodenmuskulatur und einer Schwäche des Schließmus-kels Stuhlinkontinenz auf, insbesondere, wenn Darmträgheitund Verstopfung hinzukommen. Grundsätzlich werden fünfUrsachengruppen unterschieden, die auch in Kombinationvorliegen können:> eine veränderte Konsistenz der Fäzes> eine Verkleinerung der Rektumampulle nach Operationen

oder wegen raumfordernder Tumore> Schwäche oder Beschädigung des Beckenbodens nach Ver-

letzungen, Operationen oder wegen Nervenstörungen> ein Defekt des Schließmuskels sowie> eine gestörte Sensibilität des Verschlussapparates.

Bei der Entstehung solcher neurologischer Defekte kommenwiederum Entzündungen, Neuropathien, Demenzen sowieTraumen und Tumoren ins Spiel. Eine Stuhlinkontinenz kannauch durch Medikamente, insbesondere Abführmittel, be-günstigt werden.

Hier geht’s schnell und direkt zum Beratungs-thema Frauengesundheit.

Beratungsthema

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Blase oder Harnröhre nach außen, wo sie unter anderem inHaut, Anus oder Scheide einmünden können.Lachinkontinenz-- Ein genetisch falsch angelegter Reflex kanndazu führen, dass beim Lachen ohne vorherigen HarndrangUrin abgeht. Besonders Mädchen vor der Pubertät sind hier-von betroffen.Funktionell-- Unabhängig von physiologischen oder seelischenUrsachen kann eine Inkontinenz dadurch entstehen, dass derBetroffene schlichtweg nicht in der Lage ist, rechtzeitig dieToilette aufzusuchen, beispielsweise beim Aufenthalt in einerungewohnten Umgebung. Zudem kann dies der Fall sein beidementen oder räumlich desorientierten Menschen, vor allem,wenn deren Mobilität und Motorik für den eigenständigenToilettenbesuch eingeschränkt ist.

StuhlinkontinenzEine einheitliche Definition der Stuhlinkontinenz (Inconti-nentia alvi) ist in der Fachliteratur nicht zu finden. Die einenverstehen darunter nur den ungewollten Abgang von Kot (Fä-zes) zwischen den Stuhlentleerungen, die anderen schließenauch Darmgase mit ein. Da es sich um ein extrem schambehaf-tetes Thema handelt, gibt es nur Schätzungen, was die Fallzah-len angeht. Demnach sind bis zu fünf Prozent der Erwachsenenvon einer anorektalen Inkontinenz betroffen. Die Tendenz istmit dem Alter zunehmend. Generell werden drei Symptom-grade unterschieden: Bei Grad 1 werden Winde nicht zurück-gehalten, Grad 2 zeichnet sich durch den Abgang von flüssigemStuhl aus, und bei Grad 3 kann auch Stuhl von normaler Kon-sistenz nicht mehr einbehalten werden.

PhysiologieDer Mastdarm (Rektum) stellt im Körperdie Endstation für unverdauliche Nah-rungsbestandteile dar. Er speichert den Kot,der dadurch nur etwa einmal täglich abge-geben werden muss, wobei die Frequenz derStuhlentleerung von Mensch zu Menschsehr verschieden sein kann. Dieser Ab-schnitt des Dickdarms ist S-förmig gebaut.Dadurch kann die Kotsäule nicht einfachzum Anus geschoben werden und liegtstattdessen auf dem Beckenboden auf.Afterverschluss-- Ein rechtwinkliger Knickzwischen der sehr dehnbaren Rektumam-pulle und dem Afterkanal (Canalis analis)erleichtert als mechanische Barriere den Af-terverschluss. Die letzten drei bis vier Zen-timeter des Darms bilden den Afterkanal, indem die Schleimhaut des Darmes in dieHaut des Afters übergeht. In seiner ersten Zone ist die Schleim-haut in acht bis zehn Längsfalten gegliedert, deren Gefäßnetzals Schwellkörper arbeitet und den Afterkanal gasdicht ab-schließen kann.Muskeln und Nerven-- Mehrere Muskeln sind am Verschluss desAfters sowie der Stuhlentleerung (Defäkation) beteiligt: Der

innere Afterschließmuskel (Musculus sphincter ani internus)wird durch den Sympathikus gesteuert. Der äußere After-schließmuskel (M. sphincter ani externus) ist willentlich beein-flussbar. Der Afterheber (M. levator ani) bildet eine Muskel-schlinge um das Rektum und wird durch ein Geflecht vonSpinalnerven innerviert, das als Plexus sacralis bezeichnet wird.Auf diese Weise ist der Darmausgang gleich dreifach gegen ei-ne ungewollte Stuhlentleerung gesichert.

UrsachenBesonders bei älteren Menschen tritt aufgrund nachlassenderBeckenbodenmuskulatur und einer Schwäche des Schließmus-kels Stuhlinkontinenz auf, insbesondere, wenn Darmträgheitund Verstopfung hinzukommen. Grundsätzlich werden fünfUrsachengruppen unterschieden, die auch in Kombinationvorliegen können:> eine veränderte Konsistenz der Fäzes> eine Verkleinerung der Rektumampulle nach Operationen

oder wegen raumfordernder Tumore> Schwäche oder Beschädigung des Beckenbodens nach Ver-

letzungen, Operationen oder wegen Nervenstörungen> ein Defekt des Schließmuskels sowie> eine gestörte Sensibilität des Verschlussapparates.

Bei der Entstehung solcher neurologischer Defekte kommenwiederum Entzündungen, Neuropathien, Demenzen sowieTraumen und Tumoren ins Spiel. Eine Stuhlinkontinenz kannauch durch Medikamente, insbesondere Abführmittel, be-günstigt werden.

Hier geht’s schnell und direkt zum Beratungs-thema Frauengesundheit.

Beratungsthema

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Umgang mit InkontinenzHarn- und Stuhlinkontinenz müssen nicht das soziale Aus be-deuten. Wichtig ist eine gute medizinische und pflegerischeVersorgung der Betroffenen. Je nach Ursache gibt es zahlreicheMaßnahmen, die dem Problem entgegenwirken, von ge-zieltem Toiletten- und Beckenbodentraining sowie stär-kenden Medikamenten bis zu operativen Verfahren.

VerhaltensansatzAus Verzweiflung wird häufig versucht, unkontrolliertenHarnabgang durch eine Reduktion der Trinkmenge zuvermeiden. Dies ist aber nicht immer sinnvoll, da geradeältere Menschen oft nicht ausreichende Flüssigkeitsmen-gen zu sich nehmen. Mit Hilfe eines Trink- und Miktions-tagebuches können der tatsächliche Bedarf protokolliertund die nötige Menge auf geeignete Tageszeiten verteiltwerden. Zwei Liter Flüssigkeit sollten täglich aufgenom-men werden, um Harnsteine und Harnwegsinfektionenzu vermeiden. Zudem ist das Miktionstagebuch eine gu-te Unterstützung beim Blasentraining, bei dem die Ab-stände des Toilettengangs bei einer überaktiven Blasenach und nach verlängert werden.Vor allem bei körperlich eingeschränkten, räumlichdesorientierten oder dementen Menschen sollte aufregelmäßigen Toilettengang geachtet werden. Selbst-hilfegruppen bieten auch dem Laien gute Informationsmög-lichkeiten und das beruhigende Gefühl, mit seinem Problemnicht allein zu sein.

BeckenbodenEine intakte und kräftige Beckenbodenmuskulatur ist das Aund O für Harn- und Stuhlkontinenz. Generell profitiert der

Beckenboden von einer rückenschonenden Körperhaltung.Passende Gymnastikübungen zum Beckenbodentraining kön-nen in zertifizierten Gesundheitskursen erlernt werden undsind nicht nur im Rahmen der Rückbildungsgymnastik nach ei-ner Geburt angezeigt. Ergänzend kann das Beckenbodentrai-

ning mit einerElektrostimulationunterstützt werden.Gewicht-- GeradeMenschen mitÜbergewicht undsitzender oder unak-tiver Lebensweisestrapazieren dieMuskulatur des Be-ckenbodens übermä-ßig. Bereits eine fünf-prozentige Gewichts-

abnahme zeigt hinsichtlich der Harninkontinenz positiveEffekte.Raucherhusten-- Bei Rauchern kommt häufig die stoßartige Be-lastung durch chronischen Husten hinzu. Dementsprechendsind Gewichtsreduktion und Nikotinabstinenz empfehlens-wert.

StuhlbeschaffenheitDie Stuhlkonsistenz spielt eine wich-tige Rolle für eine funktionierendeDarmentleerung. Die Fäzes solltennicht zu fest sein, da dies den Becken-boden beim Pressen belastet. Sind siejedoch zu weich, kann das eine Stuhl-inkontinenz begünstigen. Dies istnicht nur bei der Verwendung vonAbführmitteln zu beachten, sondernauch bem Gebrauch von Arzneistof-fen, die Verstopfung oder Durchfallfördern.

ArzneistoffeZahlreiche Arzneistoffgruppen neh-men Einfluss auf das Kontinenzge-schehen, sei es als positive Wirkungoder unerwünschte Nebenwirkung.Die nachfolgenden Therapeutika

stellen daher nur eine Auswahl dar.Östrogene-- Frauen, die eine systemische Östrogensubstitutionerhalten, sollten darüber aufgeklärt werden, dass diese zumAuftreten oder zu einer Verschlechterung der Harninkonti-nenz führen kann. Umgekehrt empfehlen die Fachgesellschaf-

1. Das Wiederauftreten von Bettnässen ohnekörperlichen Auslöser wird als sekundä-re Enuresis nocturna bezeichnet.

2. Während das primäre Bettnässen, bei demdas Kind nie richtig trocken war, alsEntwicklungsverzögerung eingestuftwird, liegen der sekundären Form psy-chische Konflikte zugrunde.

3. Etwa 1,5 bis 5 Prozent der Erwachsenenverlieren nachts ungewollt Urin, wobeihier auch körperliche Ursachen mitge-zählt werden.

FAKTUM

TIPP

> Übergewichtigen Kundenmit Harn- oder Stuhl-inkontinenz solltenSie unbedingt eine Ge-wichtsreduktion anra-ten, denn jedes über-flüssige Pfund belas-tet den Beckenbodenzusätzlich und drücktüber seinen Platzan-spruch auf Blase undDarm.

ten allen menopausalen Frauen mit einer Harnwegsinkonti-nenz die lokale Verwendung von Östrogenpräparaten, die derhormonmangelbedingten Rückbildung von Harn- und Ge-schlechtsorganen entgegenwirken.Midodrin-- Das Prodrug reagiert zu einem aktiven Metaboliten,der etwa eine Stunde nach Einnahme seine höchste Konzent-ration entfaltet und als �-Adrenozeptor-Agonist wirkt. Eswird sowohl als Mittel gegen Bluthochdruck wie auch zu Be-handlung der Stressinkontinenz eingesetzt. Bei Männern miteiner gutartigen Prostatavergrößerung, die zur Restharnbil-dung führt, sowie bei Schilddrüsenüberfunktion und Phäoch-romozytom, einem katecholaminproduzierenden Tumor, istMidodrin kontraindiziert.Distigminbromid-- Der Cholinesterasehemmer wird bei neuro-genen Blasenentleerungsstörungen eingesetzt. Bei der Dosis-findung sind der langsame Wirkeintritt, die lange Wirkdauersowie die vegetative Ausgangslage des Patienten zu berück-sichtigen. Ein anderes Anwendungsgebiet von Distigminbro-mid ist die Autoimmunkrankheit Myasthenia gravis.Duloxetin-- Der Wirkstoff gehört in die Gruppe der Serot-onin-Noradrenalin-Reuptakehemmer und wird nicht nurals Antidepressivum eingesetzt, sondern auch als Urologi-kum. Es reduziert die Episoden bei Stress- und Dranginkon-tinenz. Gastrointestinale und zentralnervöse Nebenwirkun-gen, wie Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Schwindel undSchlaflosigkeit, führen zu hohen Therapieabbruchraten,deshalb sollte das Mittel einschleichend aufdosiert werden.Oxybutynin-- Der m-Cholinrezeptor-Antagonist gehört zu den neurotropenSpasmolytika und wird zur symptoma-tischen Behandlung der Überaktivitätdes Detrusors (Harnblasenschließ-muskel) eingesetzt, die mit den Symp-tomen Pollakisurie, Nykturie, impera-tiver Harndrang und Dranginkon-tinenz einhergeht. In dieselbe Wirk-stoffgruppe gehören auch Trospium-chlorid, Tolterodin, Darifenacin undSolifenacin.Propiverin-- Dieser Wirkstoff ist eineneurotrop-muskulotrop wirksameSubstanz. Sie dient der symptomati-schen Behandlung von Harndrangund Harninkontinenz bei überaktiverBlase sowie bei Rückenmarksschädi-

gungen, die zu einer nervlich bedingten Überaktivität des De-trusors führen.

PessarEin Pessar ist ein Medizinprodukt, das Frauen in die Scheideeinführen, um damit eine krankhafte Lageveränderung derGebärmutter und die häufig damit einhergehende Belastungs-inkontinenz zu therapieren. Die gynäkologische Verwendungvon Pessaren gibt es schon seit der Eisenzeit und ist durch ar-chäologische Funde belegt. Während unsere Vorfahren nochringförmige Objekte aus Keramik oder Metall verwendeten,sind heutige Pessare aus biegsamem Silikon oder Kunststoff.Seltener sind starre Objekte aus Glas oder Porzellan im Ein-satz. Entsprechend der anatomischen Bedürfnisse gibt es Pes-sare in unterschiedlichen Größen und Formen, von siebförmi-gen Schalen sowie Ringen bis hin zu Würfeln.

OperativJe nach Auslöser der Harn- oder Stuhlinkontinenz kann eineOperation hilfreich sein. Allerdings besteht bei jedem chirur-gischen Eingriff das Risiko, Muskel- und Nervengewebe zuverletzen und damit eine neue Inkontinenzursache zu schaf-fen. Nutzen und Risiken sind individuell gut abzuwägen.

KONZENTRAT-----------------------------------------------------------------------------------------> Dranginkontinenz heißt auch Urgeinkontinenz und zeichnet sich durch

imperativen Harndrang aus.--------------------------------------------------------------------------------------> Stress- oder Belastungsinkontinenz wird als unwillkürlicher Urinverlust wäh-

rend körperlicher Anstrengung oder beim Husten oder Niesen definiert.--------------------------------------------------------------------------------------> Bei der Reflexinkontinenz ist die Übertragung der Nervenimpulse aus Gehirn

oder Rückenmark zur Harnblasenmuskulatur gestört.--------------------------------------------------------------------------------------> Bei der Überlaufinkontinenz ist die Harnblase aufgrund einer Abfluss-

behinderung maximal gefüllt und läuft kontinuierlich über, was zur Restharn-bildung führt.

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> DAS PTA MAGAZIN --- Ausgabe 01-2017 < 29

ten allen menopausalen Frauen mit einer Harnwegsinkonti-nenz die lokale Verwendung von Östrogenpräparaten, die derhormonmangelbedingten Rückbildung von Harn- und Ge-schlechtsorganen entgegenwirken.Midodrin-- Das Prodrug reagiert zu einem aktiven Metaboliten,der etwa eine Stunde nach Einnahme seine höchste Konzent-ration entfaltet und als �-Adrenozeptor-Agonist wirkt. Eswird sowohl als Mittel gegen Bluthochdruck wie auch zu Be-handlung der Stressinkontinenz eingesetzt. Bei Männern miteiner gutartigen Prostatavergrößerung, die zur Restharnbil-dung führt, sowie bei Schilddrüsenüberfunktion und Phäoch-romozytom, einem katecholaminproduzierenden Tumor, istMidodrin kontraindiziert.Distigminbromid-- Der Cholinesterasehemmer wird bei neuro-genen Blasenentleerungsstörungen eingesetzt. Bei der Dosis-findung sind der langsame Wirkeintritt, die lange Wirkdauersowie die vegetative Ausgangslage des Patienten zu berück-sichtigen. Ein anderes Anwendungsgebiet von Distigminbro-mid ist die Autoimmunkrankheit Myasthenia gravis.Duloxetin-- Der Wirkstoff gehört in die Gruppe der Serot-onin-Noradrenalin-Reuptakehemmer und wird nicht nurals Antidepressivum eingesetzt, sondern auch als Urologi-kum. Es reduziert die Episoden bei Stress- und Dranginkon-tinenz. Gastrointestinale und zentralnervöse Nebenwirkun-gen, wie Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Schwindel undSchlaflosigkeit, führen zu hohen Therapieabbruchraten,deshalb sollte das Mittel einschleichend aufdosiert werden.Oxybutynin-- Der m-Cholinrezeptor-Antagonist gehört zu den neurotropenSpasmolytika und wird zur symptoma-tischen Behandlung der Überaktivitätdes Detrusors (Harnblasenschließ-muskel) eingesetzt, die mit den Symp-tomen Pollakisurie, Nykturie, impera-tiver Harndrang und Dranginkon-tinenz einhergeht. In dieselbe Wirk-stoffgruppe gehören auch Trospium-chlorid, Tolterodin, Darifenacin undSolifenacin.Propiverin-- Dieser Wirkstoff ist eineneurotrop-muskulotrop wirksameSubstanz. Sie dient der symptomati-schen Behandlung von Harndrangund Harninkontinenz bei überaktiverBlase sowie bei Rückenmarksschädi-

gungen, die zu einer nervlich bedingten Überaktivität des De-trusors führen.

PessarEin Pessar ist ein Medizinprodukt, das Frauen in die Scheideeinführen, um damit eine krankhafte Lageveränderung derGebärmutter und die häufig damit einhergehende Belastungs-inkontinenz zu therapieren. Die gynäkologische Verwendungvon Pessaren gibt es schon seit der Eisenzeit und ist durch ar-chäologische Funde belegt. Während unsere Vorfahren nochringförmige Objekte aus Keramik oder Metall verwendeten,sind heutige Pessare aus biegsamem Silikon oder Kunststoff.Seltener sind starre Objekte aus Glas oder Porzellan im Ein-satz. Entsprechend der anatomischen Bedürfnisse gibt es Pes-sare in unterschiedlichen Größen und Formen, von siebförmi-gen Schalen sowie Ringen bis hin zu Würfeln.

OperativJe nach Auslöser der Harn- oder Stuhlinkontinenz kann eineOperation hilfreich sein. Allerdings besteht bei jedem chirur-gischen Eingriff das Risiko, Muskel- und Nervengewebe zuverletzen und damit eine neue Inkontinenzursache zu schaf-fen. Nutzen und Risiken sind individuell gut abzuwägen.

KONZENTRAT-----------------------------------------------------------------------------------------> Dranginkontinenz heißt auch Urgeinkontinenz und zeichnet sich durch

imperativen Harndrang aus.--------------------------------------------------------------------------------------> Stress- oder Belastungsinkontinenz wird als unwillkürlicher Urinverlust wäh-

rend körperlicher Anstrengung oder beim Husten oder Niesen definiert.--------------------------------------------------------------------------------------> Bei der Reflexinkontinenz ist die Übertragung der Nervenimpulse aus Gehirn

oder Rückenmark zur Harnblasenmuskulatur gestört.--------------------------------------------------------------------------------------> Bei der Überlaufinkontinenz ist die Harnblase aufgrund einer Abfluss-

behinderung maximal gefüllt und läuft kontinuierlich über, was zur Restharn-bildung führt.

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