Date post: | 15-Mar-2016 |
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618Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
6.10 Zuckerverarbeitung
Zuckerkochen
Für viele konditorei- und confiserieartikel wird der Zucker in aufgelöster Form verarbeitet. er wird mit wasser oder rahm vermischt und gekocht, wie z. B. für:�� läuterzucker / Zuckersirup (Seite 623)�� leckerliglasur (Seiten 346 und 477)�� Fondant (Seite 454)�� Zuckerarbeiten (Seite 624)�� caramel (Seite 628)�� italienische Meringuage (Seite 382)
Geräte
die zum Zuckerkochen notwendigen geräte:
Geräte Bemerkungen
Kupferkessel �� ideale wärmeleitung, brennt weniger an�� kürzere kochzeit
Pinsel Zum Herunterwaschen von Zuckerkristallen während des kochens
Zuckerthermometer réaumurgrade 0–130 °r odercelsiusgrade 0–160 °c
Refraktometer Misst den Zuckergehalt von 0–85 °Brix
Bauméwaage (Bauméspindel)
Misst die dichte einer Zuckerlösung
Kochen des Zuckers
der Zweck des kochens ist das auflösen der Zuckerkristalle. durch das Verdampfen des wassers kann die gewünschte konzentration und Festigkeit bestimmt werden.
Auflösender Zucker muss sich vollständig lösen können. im Verhältnis zum Zuckergewicht werden dazu mindestens 30–40 % wasser benötigt. es können auch rahm, Milch oder Frucht-säfte eingesetzt werden.
Zu grosse wasserbeigabe kochprozess dauert zu lange (Verfärbung des Zuckers)Zu geringe wasserbeigabe Zuckerkristalle lösen sich nicht richtig auf = rückkristal-
lisation (auskristallisation / absterben)
Kochenwasser und Zucker gut durchmischen. Sobald die lösung kocht, allfällige Verunreinigun-gen mit der Schaumkelle abschöpfen. anschliessend, sofern im rezept enthalten, glucose-sirup beigeben (Verzögerung der auskristallisierung).
Verzögern der Kristallbildungdamit sich am kesselrand keine kristalle bilden können, diesen öfters mit einem feuchten Pinsel herunterwaschen. das Zudecken des kessels mit einem Blech (dampfbildung) hat dieselbe wirkung, der kochprozess dauert aber etwas länger.
Beigabe von Rahm oder MilchMischungen von rahm oder Milch mit Zucker müssen während des kochens ständig ge-rührt werden, damit sie nicht anbrennen. Sobald der Zucker den gewünschten kochgrad erreicht hat, den kessel vom Feuer nehmen und im warmen wasser kurz abschrecken, damit der kochprozess gestoppt wird.
Zuckerkochen
auflösen des Zuckers
auskristallisierung
durch Herunterwaschen des kessel-
rands verzögern
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 618 07.09.11 13:23
618 619Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Sättigungsgrad
in der konditorei und confiserie werden verschieden starke konzentrationen verarbeitet. Man unterscheidet folgende lösungen:
Zuckerlösung Bé Bemerkungen
Untersättigt unter 30 ° erhöhte gefahr der gärung
Gesättigt 30–32 ° ideales Zucker-wasser-Verhältnis
Übersättigt über 32 ° kann auskristallisieren
AuskristallisierungSoll das auskristallisieren der Zuckerlösungen verzögert werden, so ist eine glucosesirup-beigabe von 10–15 % notwendig.
Siedepunkt
eine Zuckerlösung kocht auf Meereshöhe bei 100 °c. Je 300 Meter Höhendifferenz redu-ziert sich der Siedepunkt um 1 °c.
Beispielrichemont Fachschule in luzern, 450 Meter über Meer = Siedepunkt 98,5 °c
umrechnungsformel:celsius × 0,8 = réaumur Beispiel: 100 °c × 0,8 = 80 °rréaumur × 1,25 = celsius Beispiel: 80 °r × 1,25 = 100 °c
Messgeräte
die konzentration einer Zuckerlösung kann mit diversen Messgeräten bestimmt werden:
Thermometer
Zuckerthermometer Digitalthermometer
Mit dem konventionellen Zuckerthermometer oder mit dem digitalthermometer wird während des kochens die Zuckertemperatur in réaumur- (°r) oder celsiusgrad (°c) kon-trolliert und bestimmt.
durch das ausdampfen von wasser erhöht sich die konzentration der Zuckerlösung. Je höher gekocht wird, desto fester ist die konsistenz nach dem auskühlen.
Refraktometerdas refraktometer zeigt den Zuckergehalt in °Brix (Zuckergehalt in Prozent) an.
Messungeinige Tropfen Zuckerlösung auf das Messprisma geben, das gerät gegen eine lichtquelle richten, die Trennlinie zeigt den wert. die Messung kann bei heissen oder kalten lösungen erfolgen. da die resultate unterschiedlich sind, empfiehlt sich, immer heiss oder immer kalt zu messen.
BeispielBei 33 °Brix sind 330 g Zucker in 1 000 g Zuckerlösung enthalten.
Hinweis
eine lösung ist dann gesättigt, wenn
sie das Maximum an Zucker enthält, das
vom wasser noch gelöst werden kann.
Bei höherer dichte als 32 ° Bé kristalli-
siert der Zucker aus.
rückkristallisation der Zuckerlösung
refraktometer
1.000 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
1.010
1.020
1.030
d0
SG PPT
2020 1.040
1.050
1.060
1.070
SG/SALT
Messskala des Refraktometers
nur lichtdurchlässige lösungen lassen
sich mit dem refraktometer messen.
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 619 07.09.11 13:23
620Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Bauméwaage (Zuckerwaage)die Bauméwaage bietet die Möglichkeit, während oder nach dem kochen die dichte einer Zuckerlösung zu bestimmen.
Bé
0
15
20
25
30
Bé
0
15
20
25
30
15
20
25
30
Bé
0
15
20
25
30
Bé
0
15
20
25
30
15
20
25
30
Wasser Zuckerlösung
Bauméwaage zeigt im wasser 0 °Bé an.
Hinweis0 °Bé entspricht der dichte von destil-liertem wasser.
Bauméwaage steigt und zeigt die dichte an.
Beispiel33 °Bé = diese lösung hat eine dich-te von 1,33 = 1 l Zuckerlösung wiegt 1 330 g.
diese Zahlen sagen jedoch nichts genaues über den Zuckergehalt der lösung aus.
Kalt oder heiss gemessen
wichtig ist, dass für gleiche rezepte immer kalt oder immer heiss gemessen wird.
BeispielSirup für likörpralines mit kruste Zuckerlösung heiss gemessenSirup für likörpralines ohne kruste Zuckerlösung bei 20 °c gemessenFruchtglacen, Sorbets Zuckerlösung bei 5 °c gemessen
Vergleichstabelle der gebräuchlichsten Zucker-Wasserlösungen
Zucker lösung Zucker WasserBrix-grade
Zucker in Kilo-gramm
Zucker in Liter
Baumé-grade *
Ausgangspunkt 0 g 1 000 g 0 0 g 0 g 0
Savarinsirup 1 000 g 1 500 g 40 400 g 472 g 22
Sirup 1:1 zum Verdünnen von Fondant
1 000 g 1 000 g 50 500 g 616 g 28
Sirup 3:2 ohne Glucosesirup
1 500 g 1 000 g 60 600 g 777 g 33
Glacesirup mit Glucosesirup
1 500 g250 g
1 000 g 62 620 g 805 g 34
* bei 20 °c gemessen
Baumégrade messen
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 620 07.09.11 13:23
620 621Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Zuckerkochen
Sirup
Läuterzucker
Dichte in Baumé bis 28 °Brix 64,5 %
Temperatur réaumur 80 °celsius 100 °c
Handprobe –
Verwendung Befeuchten, Füllungen, kompotte, glacen
Faden
Schwacher, mittlerer und starker Faden
Dichte Schwacher:Mittlerer:Starker:
BauméBauméBaumé
32–33 °33–34 °35 °
BrixBrix Brix
68 %75 %81 %
Temperatur Schwacher:Mittlerer: Starker:
réaumur réaumurréaumur
82–84 °84–86 °86–88 °
celsiuscelsiuscelsius
100–105 °c105–107 °c107–110 °c
Handprobe Zuckertropfen zwischen daumen und Zeigefinger = Fadenbildung
Verwendung leckerliglasur, confieren, kandieren, likörpralines, caramelsaucen
Flug
Schwacher Flug, Kettenflug
Dichte Schwacher Flug:kettenflug:
BauméBaumé
37 °38–39 °
BrixBrix
82 %85 %
Temperatur Schwacher Flug:kettenflug:
réaumur réaumur
88–89 °90–92 °
celsiuscelsius
110–112 °c112–115 °c
Handprobe drahtschlinge eintauchen und blasen = Blasenbildung
Verwendung Florentiner
HinweisBrix über 85 ° oder Baumé über 45 ° ist nicht mehr messbar.
Ballen
Schwacher, mittlerer und starker Ballen
Dichte Schwacher:Mittlerer:Starker:
BauméBauméBaumé
40 °––
BrixBrix Brix
87 %90 %92 %
Temperatur Schwacher:Mittlerer: Starker:
réaumur réaumurréaumur
92–94 °94–96 °96–100 °
celsiuscelsiuscelsius
115–117 °c117–120 °c120–125 °c
Handprobe Mit nassen Fingern eine kugel formen = Ballenbildung
Verwendung Fondant, caramel, italienische Meringage
Sirup
Faden
Flug
Ballen
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 621 07.09.11 13:23
622Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Bruch
Schwacher, mittlerer und starker Bruch
Dichte Schwacher:Mittlerer:Starker:
BauméBauméBaumé
–––
BrixBrix Brix
94 %96 %98 %
Temperatur Schwacher:Mittlerer: Starker:
réaumur réaumurréaumur
102–105 °106–112 °113–116 °
celsiuscelsiuscelsius
127–130 °c130–140 °c141–145 °c
Handprobe Schwacher:Mittlerer: Starker:
erstarrt im wasser = Probe ist noch biegsamerstarrt im wasser = Probe brichterstarrt im wasser = Probe bricht
Verwendung Schwacher:Mittlerer: Starker:
rahmcaramelnougat Montélimar, harter caramelnougat Montélimar, harter caramel
Caramel
Caramel, gebrannter Zucker und Couleur (Mokkacouleur)
Dichte caramel: Baumé – Brix 99 %
Temperatur caramel: réaumur 116–122 ° celsius 145–152 °cgebrannter Zucker:
Zucker beginnt gelblich zu werden und wird durch weiteres kochen zunehmend dunkler.
couleur: Verbrannter Zuckerden dunkelbraunen, fast schwarz gewordenen Zucker mit wasser (oder kaffee) abschrecken und bis zur Fadenprobe (105–110 °c) verdünnen.
Handprobe caramel: erstarrt im wasser = Probe bricht sofort
Verwendung caramel:
gebrannter Zucker:couleur:
Zuckerziehen, -blasen, -giessen, caramelisierte Früchtegebrannte Mandeln, Pralinemasse
Färben und aromatisieren von Fondant, cremen und glasuren
Bruch
caramel
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 622 07.09.11 13:23
622 623Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Produkte aus gekochtem Zucker
Läuterzucker (Zuckersirup)
läuterzucker ist eine gekochte Mischung und wird als Sirup zum Befeuchten von Biscuits, zum Verdünnen von Fondant und bei der glaceherstellung verwendet.
Rezeptbeispiel
Läuterzucker (2 500 g) 1 000 g wasser 1 350 g Zucker 150 g glucosesirup
aufkochen
Herstellungsmethode
KochenZucker im wasser auflösen, glucosesirup beigeben und kurz aufkochen (evtl. abschäumen).als Messgerät werden die Bauméwaage (Bé) oder das refraktormeter (Brix) eingesetzt.
Lagerungder abgekühlte Sirup kann in einem Plastikbidon im kühlraum bei 2–5 °c auf Vorrat gelagert werden.
Aromatisierter SirupSirup kann mit Spirituosen, Fruchtsäften, gewürzen usw. aromatisiert werden.
Verwendung
�� Befeuchten von Biscuits�� Verdünnen von Fondant�� glaceherstellung
Zuckercouleur (E150)
Zuckercouleur ist dunkel geschmolzener Zucker (gebrannter Zucker), mit wasser (Zucker-couleur) oder starkem kaffee (Mokkacouleur) abgelöscht. Zucker- oder Mokkacouleur wird zum Färben oder aromatisieren eingesetzt.
Rezeptbeispiel
Zuckercouleur (1 400 g) 1 000 g Zucker
schmelzen, bis er dunkel wird 400 g wasser, kochend
ablöschen und auf 86 °R / 108 °C kochen.
HinweisBei der Herstellung von Mokkacouleur werden dem wasser 50 g instant kaffee beigegeben.
läuterzucker
Zuckercouleur
die schwarzbraune Masse hat eine
sehr starke Färbekraft.
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 623 07.09.11 13:23
624Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Herstellungsmethode
SchmelzenBis zum Beginn der rauchentwicklung erhitzen.
Ablöschenkochendes wasser (oder kaffee) langsam beigeben. im grossen gefäss (wegen aufschäumen) ablöschen.
EinkochenZuckerlösung zur Fadenprobe (86 °r / 108 °c) kochen.
Verwendung
�� Zuckerwaren�� cremen und Fondant�� likörspezialitäten
Zucker zum Giessen von Schaustücken
Rezeptbeispiel
Zucker zum Giessen (4 800 g) 1 200 g wasser 3 000 g Zucker 600 g glucosesirup
auf 123 °R / 154 °C kochen
Herstellungsmethode
KochenZuckermischung auf 154 °c / 123 °r kochen.in handwarmem wasser abschrecken und dann stehen lassen, bis sich keine Blasen mehr bilden. dann ist er zum gies sen bereit.
Zucker zum Blasen und Ziehen
Rezeptbeispiel
Zucker zum Blasen (4 830 g) 1 200 g wasser 3 000 g Zucker 600 g glucosesirup 30 Tp weinstein (cremor Tartari) oder weinsäure (1:1 mit wasser heiss aufgelöst)
auf 120–123 °R / 150–153 °C kochen
Mokkacouleur
identische Herstellung wie Zuckercou-
leur. Zum ablöschen wird aber anstelle
von wasser starker kaffee verwendet.
Zuckerschaustück
elemente aus geblasenem Zucker
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 624 07.09.11 13:23
624 625Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Herstellungsmethode
KochenZuckermischung auf 120–123 °r / 150–153 °c kochen. in handwarmem wasser abschrecken und auf leicht geölten Marmor oder auf Backmatte ausgiessen.
Zusammenlegenden Zucker unter ständigem Zusammenlegen mit einem Spatel abkühlen lassen, bis eine teigähnliche konsistenz entsteht. dann 10- bis 12-mal ausziehen und wieder zusammenlegen, bis er den gewünschten Seidenglanz erhält.
Verwendung
�� Zum Ziehen von Blumen, Bändern, körben usw.�� Zum Blasen von Früchten, Figuren usw.
Gesponnener Zucker (auch Spinnzucker genannt)
Rezeptbeispiel
Gesponnener Zucker (4 400 g) 1 200 g wasser 3 000 g Zucker 200 g glucosesirup
auf 120 °R / 150 °C kochen
Herstellungsmethode
KochenZuckermischung auf 120 °r / 150 °c kochen.im kalten wasser abschrecken und einige Minuten stehen lassen.
Gesponnener Zuckereinen speziell zugeschnittenen Handbesen in den Zucker tauchen und durch schnelles Hin- und Herfahren über leicht geölte Metallstäbe den Zucker spinnen.
Verwendung
�� dekorelemente für desserts, glacedesserts oder Schaustücken usw.
Lagerung
gegossener, gezogener, geblasener Zucker wie auch Spinnzucker ist sehr empfindlich ge-gen Feuchtigkeit. deshalb gut verschlossen mit einer einlage von ungelöschtem kalk oder Silikagel lagern.
elemente aus gesponnenem Zucker
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 625 07.09.11 13:23
626Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Confieren, kandieren, glasieren, dragieren
Confierte Früchte
confieren heisst, das Früchte haltbar machen, indem das wasser, das die Früchte enthal-ten, durch eine übersättigte Zuckerlösung ausgetauscht wird.in der konditorei und confiserie werden hauptsächlich ananas, kirschen, orangen, Zitro-nen und Melonen verarbeitet.
Herstellung von confierten Orangenschalen
Vorbereitungorangenschalen über nacht wässern. dann blanchieren, um die Saftbahnen zu erweitern.
Blanchierendie Früchte werden in wasser so lange erhitzt, bis sie genügend weich sind. dabei ist zu beachten, dass die Zellwände nicht zerstört werden.
ConfierenFrüchte in einen heissen Sirup von 20 °Bé legen.nach 24 Stunden die Zuckerlösung ablaufen lassen und die Zuckerlösung 2–3 grade höher kochen.
diesen arbeitsvorgang wiederholen, bis der Sirup 36 °Bé erreicht hat. Jeden zweiten oder dritten Tag die Früchte mit dem Sirup bis vor das kochen erhitzen.
Rückkristallisationab 30 °Bé dem Sirup 10 % glucosesirup vom verwende-ten Zuckergewicht beigeben, um die rückkristallisa tion zu verlangsamen.
Kandierte Früchte
kandieren heisst ein interieur mit einer dünnen, kristallisierten Zuckerschicht umgeben, um dieses vor dem austrocknen zu schützen und dadurch länger haltbar zu machen.
Zum kandieren eignen sich:�� gefüllte Früchte oder nüsse�� confierte Früchte�� Fondantkörper�� Marzipaninterieurs
Herstellung von kandierten Früchten
Kandis (Zuckerlösung)Zucker und wasser im Verhältnis 3:1 ohne glucosesirup auf 33–35 °Bé (105–107 °c) kochen. diesen sogenann-ten kandis mit einem feuchten Tuch oder Papier zude-cken und erkalten lassen.
Kandierendie Produkte auf ein gitter absetzen. den erkalteten kandis in einen kandierkasten (candissoir) giessen und die interieurs mit dem gitter in die lösung legen. Mit einem feuchten Tuch oder Papier zudecken.
Kandierdauer 10–12 Stunden bei 22–25 °c
confierte orangen
Hinweis
es ist von Vorteil, wenn die Früchte
während des ganzen confierprozesses
in einem wärmeschrank von 50 bis
60 °c gehalten werden. dadurch ist
die Zuckerauflösung flüssiger und kann
besser in die Früchte eindringen.
kandierte datteln
getrocknete datteln aufschneiden,
Stein entfernen und mit aromatisier-
tem Marzipan füllen.
Nach dem Kandieren
nach vollendetem kandiervorgang
die Zuckerlösung ablaufen lassen. die
kandierten körper bis zur weiterver-
wendung trocknen lassen.
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 626 07.09.11 13:23
626 627Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Fehler bei der Herstellung
Zu hoch gekochter Sirup Zu niedrig gekochter Sirup
grobe Zuckerkristallbildung keine oder zu feine Zuckerkristallbil-dung
Glasierte Früchte
confierte Früchte sind in der regel sehr klebrig. damit die Früchte z. B. als Praline weiter-verarbeitet werden können, werden sie zusätzlich glasiert. dies ergibt eine glatte, glän-zende und trockene oberfläche.
Herstellung von glasierten Früchten
VorbereitungZucker und wasser im Verhältnis 3:1 auf 85 °r / 106 °c kochen und kurz abstehen lassen. dann am rand des kessels einen Teil des Sirups mit einem Spatel tablieren, bis er leicht trüb (milchig) wird. anschliessend den Sirup gut mischen.
Glasierendie Früchte in den Sirup tunken oder übergiessen, anschliessend auf gitter absetzen (oder auf gitter über-giessen) und bei raumtemperatur trocknen lassen.
Hinweiswährend des Trocknens bildet sich eine glatte, glänzen-de Zuckerkruste.
Lagerungdurch den hohen Zuckergehalt im innern der confierten, kandierten oder glasierten Früch-te sind diese über mehrere Monate ohne kühlung haltbar. es besteht allerdings die gefahr des austrocknens.
Dragieren
Mandeln, reis- oder griesskörner und Ähnliches werden bis zur gewünschten Form (dicke) mit einer Zuckerschicht umhüllt.
Herstellung von dragierten Mandeln
Dragierendie gekochte Zuckerlösung (wie bei der Technik kandie-ren) wird im dragierkessel portionenweise an die kerne gegossen, bis die Zuckerschicht genügend dick und die oberfläche glatt ist. die Zuckerlösung kann individuell mit lebensmittelfarbe eingefärbt werden. die dragier-ten Produkte bei raumtemperatur und trocken lagern.
glasierte ananas
dragierte Mandeln
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 627 07.09.11 13:24
628Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Caramel
caramel ist geschmolzener Zucker. Je nach Temperatur verfärbt er sich dabei goldgelb bis tiefbraun und entwickelt sein typisches aroma. Für rahmcaramel wird der Zucker nicht (oder nur teilweise) geschmolzen, sondern mit dem rahm gekocht. dies ergibt ein sehr mil-des caramelaroma. Bei Feuersteinen wird rahm durch wasser oder Fruchtsaft ausgetauscht.
Zusammensetzung
caramel besteht aus den Hauptrohstoffen:�� Zucker�� rahm�� glucosesirup (Feuchthaltemittel)
Rahmdurch den Milchfettgehalt des rahms entsteht eine feine, mürbe Struktur. dies kann durch zusätzliche Butterbeigabe noch verstärkt werden.
Zuckerdie Zuckermenge bestimmt die Süsse und zusammen mit dem kochgrad die Festigkeit.
GlucosesirupVerzögert (oder verhindert) die rückkristallisation des Zuckers.
Weitere Beigabencaramel können verschieden aromatisiert werden. die prozentualen angaben sind auf die Zuckermenge berechnet.
Beigabe Dosierung Verarbeitungshinweis
Kakaoerzeugnisse 10 % Blockkakao oder 25 % couverture
Bei Beginn des kochens beigeben
Instantkaffee 2 % instantkaffee Mit etwas Milch aufko-chen und bei Beginn des kochens beigeben
Nüsse (geröstete, geriebene oder gehackte)
12–15 % Bei erreichen des koch-grads beigeben
Früchte 20–50 % auf rahmmenge bezogen
es eignen sich vor allem aroma- und säurein-tensive Fruchtmarks. der rahm wird teilweise durch Fruchtmark ersetzt. die glucosesirupbeigabe wegen der Fruchtsäure um 20–50 % reduzieren.
Einteilung
Je nach konsistenz wird zwischen Hartcaramel und weichcaramel unterschieden. die Festigkeit wird vor allem durch den kochgrad bestimmt.
Caramelgruppen
Hartcaramel Weichcaramel
�� nidelzeltli�� Feuersteine
�� caramels mous�� caramelfüllungen �� caramelfondant
caramel
caramelgruppen
links Hartcaramel
recht weichcaramel
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 628 07.09.11 13:24
628 629Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Rezeptbeispiele
Hartcaramel
Nidelzeltli (1 900 g) 1 000 g Zucker 700 g rahm
aufkochen
200 g glucosesirup 1 Stk. Vanillestängel, ausgekratzt
beigeben und auf 116 °R / 145 °C kochen
Feuersteine (1 400 g) 1 000 g Zucker 250 g wasser Fruchtsaft / Fruchtaroma lebensmittelfarbe
aufkochen
150 g glucosesirupbeigeben und auf 116 °R / 145 °C kochen
Weichcaramel
Caramels mous (2 300 g) 1 000 g Zucker 1 200 g rahm aufkochen
100 g glucosesirup 1 Stk. Vanillestängel, ausgekratzt beigeben und auf 95 °R / 119 °C kochen
Fruchtcaramel (1 900 g) 1 000 g Zucker 600 g rahm
aufkochen
100 g glucosesirup 200 g Fruchtmark / Fruchtsaft (evtl. Fruchtaroma)
beigeben und auf 95 °R / 118 °C kochen
Caramelfüllung für Praline, z. B. Grison (2 150 g) 1 000 g Zucker
hellbraun schmelzen
1 000 g rahm, heiss 150 g Honig 1 Stk. Vanillestängel, ausgekratzt
beigeben und auf 84 °R / 105 °C kochen
Caramelfondant (1 840 g) 1 000 g Zucker 720 g rahm
aufkochen
120 g glucosesirup 1 Stk. Vanillestängel, ausgekratzt
beigeben und auf 94 °R / 117 °C kochen
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 629 07.09.11 13:24
630Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Herstellungsmethoden
HartcaramelHerstellung von Nidelzeltli
Kochenunter ständigem rühren auf 116 °r / 145 °c kochen. rand regelmässig herunterwaschen.
Ausgiessenin einen geölten rahmen auf Silikonpapier oder Back-matte ausgiessen.
Rahmen entfernen Sobald der caramel nicht mehr fliesst, aber noch warm und formbar ist, rahmen entfernen.
EinteilenMit einer caramelwalze Quadrate einteilen.
TrennenHartcaramels werden nach dem abkühlen gebrochen.
Herstellung von Feuersteinenanstelle von rahm wird bei den Feuersteinen wasser eingesetzt. Meistens werden ein Fruchtaroma und lebensmittelfarbstoff beigegeben.
Herstellungdie Herstellung bleibt dieselbe wie bei Hartcaramel, z. B. nidelzeltli.
nidelzeltli
Feuersteine
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 630 07.09.11 13:24
630 631Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
WeichcaramelHerstellung von Caramels mous
Kochenunter ständigem rühren auf 95 °r / 119 °c kochen. rand regelmässig herunterwaschen.
Ausgiessenin einen geölten rahmen auf Silikonpapier oder Back-matte ausgiessen. caramel während der abkühlphase nicht bewegen.
Einteilenweichcaramel erst nach dem abkühlen mit einer cara-melwalze in Quadrate einteilen.
SchneidenMit einem Messer (ohne wellenschliff) schneiden.
HinweisMesser zügig hin- und herbewegen und die klinge regelmäs sig reinigen.
Herstellung von FruchtcaramelBei Fruchtcaramel wird 20–70 % des rahms durch Fruchtmark oder Fruchtsaft ausge-tauscht. das fehlende Milchfett kann (wenn notwendig) durch Butterbeigabe ergänzt werden. eine kakaobutterbeigabe kann ebenfalls eine Verfeinerung der Struktur und gleichzeitig mehr Stabilität (oder kürzeren kochprozess) bewirken.
Herstellungdie Herstellung bleibt dieselbe wie bei den weichcara-mels, z. B. caramels mous.
Herstellung von Caramelfüllungencaramelfüllungen werden für die Herstellung von Pralines und gebäcken verwendet. im Vergleich zu caramels mous haben caramelfüllungen nach dem abkühlen eine weichere konsistenz.
Herstellungder caramel wird nach dem kochen nicht in rahmen gegossen, sondern in der Schüssel abgekühlt.nach dem abkühlen kann der weiche caramel pur oder mit nüssen, confierten Früchten usw. gemischt und weiterverarbeitet werden.
caramels mous
Fruchtcaramel
caramelfüllung
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 631 07.09.11 13:24
632Handwerk und TecHnologie Techniken – Zuckerverarbeitung
Herstellung von Caramelfondant
Kochenunter ständigem rühren auf 94 °r / 117 °c kochen. rand regelmässig herunterwaschen.
Ausgiessenauf leicht befeuchteten Marmor ausgiessen und ober-fläche leicht mit wasser besprühen.caramel auf 30–40 °c abkühlen lassen.
TablierenMit einem stabilen Spachtel tablieren, immer von aussen nach innen bearbeiten, bis die kristallisation einsetzt und die Masse weiss wird. wenn die Masse fest wird, mit Frischhaltefolie zudecken und entspannen lassen.
Weiterverarbeitunganschliessend die Masse von Hand durchwirken, bis die Struktur geschmeidig und glatt ist. im rahmen 10–15 mm dick ausrollen, oberfläche rillen und über nacht stehen lassen.
SchneidenMit einer caramelwalze einteilen, den caramel mit dem Messer (ohne wellenschliff) schneiden und individuell weiterverarbeiten.
Lagerung
alle arten von caramel sollten vor Feuchtigkeit geschützt, gut verpackt und bei 16–18 °c gelagert werden.
caramelfondant
FS LM Grundlagen Inhalt.indb 632 07.09.11 13:24