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ter
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Startschuss für den Wohnungsbau | Bezahlbarerer Wohnraum mit System
Hand in Hand | Ingenieurpsychologie macht Technik menschlich
Das Manhattan der Bronzezeit | Bauen mit System vor 5.000 Jahren
bau |
zeit
System
bau zeit
Magazin für Architektur, Bauen und Gesellschaft | Herbst / Winter 2018
EditorialLiebe Leserinnen und Leser,
eine verschwundene Hochkultur, Tiere, die raffi-nierte unterirdische Städte bauen, ein Bielefelder Soziologe und vieles mehr – es ist unglaublich, wie viele spannende Anknüpfungspunkte unser Leitthema „System“ bietet. Für GOLDBECK ist es ohnehin ein Heimspiel. Dank unserer besonderen Bauweise – mit System! – fühlen wir uns dem Thema eng verbunden.
Besonders schön in diesem Zusammenhang finde ich übrigens das folgende Zitat von Victor Klemperer: „Wer denkt, will nicht überredet, son-dern überzeugt sein; wer systematisch denkt, ist doppelt schwer zu überzeugen.“ Klemperer bricht damit eine Lanze für die Systematik, für das Wohl-durchdachte, Hinterfragende. Das ist zwar mühsam und erfordert viel Disziplin, aber am Ende ist diese Energie sinnvoll investiert.
Wir freuen uns jedenfalls sehr, wenn Sie wieder mit uns auf die Reise gehen und über den Tellerrand unseres täglichen Tuns schauen. Sie werden sehen: Es gibt viel zu entdecken!
Herzlichst
Jörg-Uwe Goldbeck4,5Alle Himmelskörper in unserem
Sonnensystem haben den gleichen
Ursprung: Sie entstanden vor etwa
4,5 Milliarden Jahren aus einer
Gas- und Staubwolke.
Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
spielen eine wichtige Rolle im menschlichen
Immunsystem. Unser Blut kann pro Mikroliter
bis zu 11.000 davon enthalten.
11.000
0In Europa setzte sich die
Verwendung der Zahl „Null“
im Dezimalsystem erst im
17. Jahrhundert durch.
100.000.000.000Das vielleicht komplexeste System des
Universums ist das menschliche Gehirn: 100
Milliarden Nervenzellen sind über 100 Billionen
Verknüpfungen miteinander vernetzt.
1 / 299792458Das metrische System basiert auf der Einheit
„Meter“. Seit 1983 ist dieser definiert als die
Strecke, die das Licht im Vakuum in einer Zeit
von 1 / 299792458 Sekunden zurücklegt.
ALLES IM SYSTEM!
Titelbild: Reisterrassen in Bali.
2 3E DI TO RI A L
6
Schönheit im SystemEinblicke in unser Leitthema
T I T E LT H E M A
34 Zettelwirtschaft
Der Soziologe Niklas Luhmann und
die Systemtheorie
2 Alles im System!
Fun Facts und mehr24 Wandlöcherschließanlage
Wie bei Randall Munroe: Fenster-
montage ganz einfach erklärt
46 Glossar
Fachjargon für Sie übersetzt
42
Das Prinzip GOLDBECKUnsere Standorte „Rosenheim“ und „Bratislava“ stellen sich vor
BAU E N
1813 „Wie in einem guten Team“
Interview mit Prof. Dr. Linda
Onnasch
26 e-Estonia
Eine vernetzte Gesellschaft
10
Hand in Hand Ingenieurpsychologie macht Technik menschlich
G E S E L L SC H A F T
Tierisch gut gebaut
Erfinderische Architekten in der
Tierwelt
30
Das Manhattan der BronzezeitBauen mit System vor 5.000 Jahren
A RC H I T E K T U R
38 Heute schon das Morgen sehen
Spaziergang durch das
virtuelle Büro
14
Startschuss für den WohnungsbauBezahlbarer Wohnraum mit System
M Ä R K T E
Inhalt4 5I N H A LT
Was Sie da gerade gelesen haben, ist ein klassisches japanisches Haiku. Es ist über 300 Jahre alt. Haikus sind kleine, feine Ge-dichte, die nach ganz bestimm-
ten Regeln verfasst werden. Vereinfacht gesagt, funktioniert das so: Man reiht drei Zeilen mit siebzehn Silben aneinander und verteilt diese nach dem Muster „5 – 7 – 5“. Über die Jahrhun-derte entstanden so Tausende und Abertausende dieser Dreizeiler.
Typisch: Oft wird im Haiku eine Jahreszeit angedeutet. Typisch ist auch, dem Leser die Deu-tung der Zeilen zu überlassen. Gefühle werden nicht benannt, aber dennoch transportiert. Was empfinden Sie beim Lesen des Haikus von Matsuo Bashô? Sommer, Melancholie, Einsamkeit, Ihre Insektenphobie … Es ist faszinierend, welche Gefühle diese wenigen Zeilen transportieren kön-nen. Wie sie ganz bestimmte Saiten in uns zum Klingen bringen.
Dabei ist ein Haiku formal höchst streng und außerdem nur sehr kurz. Trotzdem – oder gerade deshalb? – hat diese Kunstform faszinierende literarische Kleinodien hervorgebracht. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der japanischen Kultur. Und auf der ganzen Welt gibt es Menschen, die sich noch heute in ihr üben. Aber: Was hat das Haiku mit unserem Leitthema „System“ zu tun? Ganz einfach: An seinem Beispiel lässt sich ganz wunderbar zeigen, was ein System eigentlich ist.
„System“ umfasst eine Gesamtheit, deren Komponenten nach bestimmten Regeln inein-andergreifen und durch eine Aufgabe oder einen Sinn interagieren. Die Regeln beim Haiku sind klar definiert: Drei Zeilen, Silbenordnung nach
dem Prinzip „5 – 7 – 5“. Und der Sinn folgt – wie bei vielen anderen Gedichtformen auch – einer bestimmten Auffassung von Ästhetik. Ode, Sonett oder Ballade – sie alle halten mehr oder minder strenge Regeln ein und sind damit literarische Systeme. Und natürlich sind auch die Schrift, in der das Haiku geschrieben wird, und die Sprache, in der es gesprochen wird, Systeme.
Ordnungsliebe
Systeme finden wir überall. Wir kennen Wirt-schaftssysteme, Ökosysteme, das Periodensystem, politische, technische und biologische Systeme und noch viele mehr (bei GOLDBECK zum Beispiel seit über 40 Jahren auch Bausysteme). Das Syste-matisieren, Zuordnen und Kategorisieren scheint eine menschliche Leidenschaft zu sein. Wir sind ständig auf der Suche nach Ordnung. Wir fühlen uns sicherer, wenn wir unsere Welt anhand von ►
„Oh diese Stille.In den Felsen hinein dringtZikadenzirpen.“Matsuo Bashô, 1689
Die Kalligrafie von
Matsuo Bashô
stammt aus dem 17.
Jahr hundert. Bashô
gilt als bedeutends-
ter Vertreter der
Haiku-Dichtung.
SCHÖN-HEIT
IM SYSTEM
Systeme ordnen unsere Welt.
Wenn Sie wirken, hat alles seine Ordnung – und das empfinden wir
als beruhigend. Aber: Nicht alles passt ins System – so sehr wir es
uns auch wünschen. Was also macht ein System eigentlich aus?
76 T I T E LT H E M A
nachvollziehbaren Regeln verstehen können und vergleichen dafür Bekanntes mit Unbekanntem. Stoßen wir auf eine Struktur, versuchen wir, die ihr zugrunde liegenden Regeln und Gesetzmä-ßigkeiten zu erfassen. Und das sogar im Chaos. Denn auch chaotische Systeme können bestimmte Muster zeigen und unter gleichen Gesetzmäßig-keiten ablaufen. So ging man lange davon aus, dass grundsätzlich alle künftigen Entwicklungen vorausberechnet werden könnten, wenn man nur über genügend Daten und Rechenkapazität verfüg-te. Doch der amerikanische Meteorologe Edward Lorenz wies 1963 auf ein Problem hin: Minimale Änderungen der Ausgangsbedingungen können zu großen, unvorhersagbaren Auswirkungen führen. Lorenz‘ Bild dafür war der berühmte Schmetter-lingseffekt, der besagt, dass die Flügelbewegung eines Schmetterlings in Brasilien zu einem Wir-belsturm in Texas führen kann. Sein Fazit: Manche Systeme sind so komplex und so chaotisch, dass sich Veränderungen beim besten Willen nicht vorhersagen lassen. Diese Erkenntnis gilt heute als wissenschaftlicher Paradigmenwechsel: Auch wenn alle Rahmenbedingungen und Gesetzmä-ßigkeiten bekannt sind, bleibt in vielen Systemen die Zukunft ein Geheimnis. Und auch wenn es natürlich sehr reizvoll wäre, Börsenkurse, das Auftreten von Autobahnstaus oder den nächsten Fußballweltmeister vorhersagen zu können, wird das wohl niemals möglich sein.
Entdecken mit System
Doch zum Glück gibt es andere Systeme, in denen sich unser Ordnungssinn so richtig austoben kann. Nehmen wir zum Beispiel das Periodensystem der chemischen Elemente. Sein „Vater“ ist der
russische Chemiker Dmitri Mendelejew. Sein 1869 veröffentlichtes Hauptwerk, „Die Abhängigkeit der chemischen Eigenschaften der Elemente vom Atomgewicht“, brachte ein für alle Mal Ordnung in die Welt der Chemie.
Ob Mendelejews Ordnungssinn damit zusam-menhing, dass er mindestens 12 Geschwister (man-che Quellen gehen sogar von 17 aus) und damit ein gewisses häusliches Chaos auszugleichen hatte, sei dahingestellt. Auf jeden Fall erkannte der Forscher, dass sich bestimmte Eigenschaften chemischer Elemente gleichen – zum Beispiel Farbe, Festigkeit oder das Reaktionsverhalten mit Wasser. Er be-griff, dass diese Eigenschaften mit dem jeweiligen Atomgewicht zusammenhängen. Und so ordnete der russische Wissenschaftler die bekannten Ele-mente fein säuberlich in ein Tabellensystem ein, bei dem das Atomgewicht der Elemente von links nach rechts immer weiter zunahm. Immer dann, wenn er ein Element erreichte, das Ähnlichkeiten mit einem bereits eingetragenen hatte, begann er eine neue Zeile. So standen schließlich Elemen-te mit ähnlichen Eigenschaften untereinander und bildeten eine Gruppe. Das Faszinierende an diesem System waren seine Lücken, denn nicht alle Felder der Tabelle konnten besetzt werden. Diese freien Plätze, so war sich Mendelejew sicher, würden eines Tages noch unbekannte Elemente ausfüllen, deren Eigenschaften er bereits voraus-sagte. Er behielt Recht: Gallium, Scandium und Germanium wurden später entdeckt und passten genau in Mendelejews Periodensystem.
Gewinnen mit System
Übrigens: Wenn auch Sie ein System-Fan sind und das gerne mal so richtig ausleben möchten – dann schreiben Sie doch einfach mal selbst ein Haiku. Zum Einstieg könnten Sie einen der erstaunlich zahlreichen Haiku-Generatoren im Internet nutzen. Wir bei GOLDBECK sind natürlich ganz besonders systembegeistert und freuen uns sehr, wenn Sie uns Ihren Entwurf zusenden. Versprochen: Die ersten drei Einsender bekommen einen kleinen Preis! ■
Oben:
Einfach genial: Im Perioden-
system der Elemente sind
die Stoffe geordnet, die sich
chemisch nicht in andere
Stoffe zerlegen lassen. Die
Ordnungszahl eines Ele-
mentes gibt die Anzahl der
Protonen im Atomkern an.
Unten:
Der russische Chemiker
Dmitri Mendelejew gilt als
Vater des Periodensystems.
Er lebte von 1834 bis 1907.
Periodensystem der Elemente
8 9T I T E LT H E M A
HAND IN HAND
Die Ingenieurpsychologie betrachtet die Interaktion von Mensch
und Maschine aus psychologischer Perspektive. An Forschungs-
projekten mangelt es wegen der rasanten technologischen Ent-
wicklung nicht. Dabei lautet die Richtschnur der Disziplin:
Technik menschlich machen.
Es geht um ergonomische Sportgeräte, intuitiv bedienbare Unterhaltungs-elektronik oder die nutzergerechte Gestaltung öffentlicher Verkehrs-mittel. Und das ist nur eine kleine
Auswahl an Projekten der Ingenieurpsychologie. Als Teilgebiet der Arbeitspsychologie verbindet die Disziplin die Bereiche Psychologie und Technik. Fahrzeuge oder Sport- und Freizeitartikel sind ebenso Forschungsgegenstände wie Lösungen für die Medizintechnik oder die Entwicklung von Websites.
An der Evolution des modernen Autos zeigt sich, wie Mensch und Maschine ihr Zusammen-spiel derzeit neu austarieren. Auf relativ simple Unterstützungssysteme wie Anti-Blockier-System oder Tempomat folgten Spurhalte- oder Einpark- assistent. Der Mensch übergibt immer mehr Fahr-aufgaben an das Auto. Fahrzeuge mit Autopi-lot-Funktion werden bereits erprobt. Die meis-ten Experten erwarten, dass auf dieses situativ teilautomatisierte Fahren das autonom fahrende Fahrzeug folgt: Komfort- und Zeitgewinn wären enorm. Noch aber gibt es, abgesehen von offenen rechtlichen Fragen, erhebliche Bedenken und Vorbehalte. Viele Menschen mögen sich nicht vorstellen, das Lenkrad aus der Hand zu geben und ihr Leben in die Hände von Soft- und Hard-ware zu legen.
Leistung des Gesamtsystems
Solche Mensch-Maschine-Systeme betrachtet die Ingenieurpsychologie aus psychologischer Pers-pektive: Sie untersucht das menschliche Erleben und Verhalten in der Interaktion mit der techni-schen Umwelt. Im Kontext von Digitalisierung
und Automatisierung wollen Ingenieurpsycho-logen helfen, sich wandelnde Arbeitsprozesse zu verstehen, und Gestaltungsoptionen aufzeigen. Ihr Ansatz: Beim Design technischer Systeme sind menschliche Fähigkeiten, Lernmuster und Grenzen mitzudenken. Schnittstellen und Zustän-digkeiten zwischen Mensch und Maschine sollen definiert werden. Die Art und Ausprägung, in der Maschinen mit Nutzern interagieren, beschreiben die Ingenieurpsychologen als Funktionsallokation. Diese legt dar, welches Verhältnis von Automation und menschlichem Tun ein möglichst leistungs-fähiges Gesamtsystem aus Mensch und Maschine hervorbringt.
Meetings im virtuellen Raum
Zu engen Interaktionen zwischen Mensch und Ma-schine kommt es auch beim „Bauen mit System“. So konzipiert und baut GOLDBECK zunehmend Logistikhallen, die für fahrerlose Transportsysteme ausgelegt sind (siehe „bau|zeit“ Frühjahr / Sommer 2018). Diese FTS arbeiten direkt mit den Mitarbei-tern, indem sie bedarfsgerecht und nimmermüde Waren bereitstellen. Eine Technologie, die kurz davorsteht, in die Arbeitsprozesse bei GOLDBECK integriert zu werden, nennt Fabian Lenz, Lei-ter der Innovationsabteilung von GOLDBECK:
„Wir werden schon bald 3-D-Modelle von Ge-bäuden in die Cloud laden. Dann können wir ►
„Wir werden schon bald Planungs meetings in der virtuellen Realität abhalten.“Fabian Lenz, Leiter der Innovationsabteilung von GOLDBECK
1110 G E S E L L SC H A F T
Planungsmeetings in der virtuellen Realität ab-halten.“ Statt am Konferenztisch treffen sich Pro-jektbeteiligte dann im simulierten Gebäudemodell, wo sie dank Virtual-Reality-Brillen zu Avataren werden. „Das gibt uns ganz andere Möglichkeiten der räumlichen Wahrnehmung und der Interaktion, als wenn wir vor einem zweidimensionalen Plan stehen“, sagt Lenz. „Das Planungsteam kann sich standortunabhängig im Modell zusammenschalten und dort Details erörtern.“
Digitale Werker-Führung
Ein Visualisierungssystem steht auch im Fokus eines Projekts der TU Dresden. Eine visuelle Schnittstelle wertet mithilfe künstlicher Intel-ligenz Blickbewegungen aus, um dem Nutzer im Display passende Interaktionsmöglichkeiten anzubieten. Einsetzbar wäre es im Lifestyle-Be-reich oder als Assistenzsystem für Menschen mit Behinderung, aber auch für Wartungsszenarien in der Produktion. In modernen Fertigungsum-gebungen – etwa in der Automobilproduktion – werden digitale Assistenzsysteme bereits zur Werker-Führung genutzt. Sie leiten die Werker durch Arbeitsschritte, geben Anweisungen, kon-trollieren Zwischenergebnisse und geben dann die nächste Sequenz frei. Über Texteinblendungen sowie akustische und optische Signale helfen sie, hohe Variantenvielfalt zu bewältigen und die Qualität zu sichern.
Übersteigertes Vertrauen
Bei allen Vorzügen solch neuer Technologien se-hen die Ingenieurpsychologen auch die Kehrseiten. Als Exempel taugt erneut unser Umgang mit den immer smarteren Autos. Fahrsituationen, in denen wir uns allzu sehr auf Abstandswarner und Brem-sassistent verlassen, stehen für ein übersteigertes Vertrauen in die Kompetenz und Zuverlässigkeit automatisierter Systeme und den Rückgang unse-res Situationsbewusstseins.
Der Verlust der Fähigkeit, Karten zu lesen, mag verzeihlich sein, solange man sich in der Zivilisa-tion bewegt, wo GPS- und Mobilfunksignale dem Navigationsgerät zuarbeiten. Und vermutlich wird auch das manuelle Einparken bald kaum noch jemand vermissen. Doch Ingenieurpsychologen mahnen, solche automationsbedingten Fertig-keitsverluste und die Folgen neuer Technologien generell im Auge zu behalten. Die Hochschule Furtwangen stellt das Ingenieurpsychologie-Stu-dium unter das Motto: „Technik menschlich ma-chen!“ Und bringt damit das Credo der Disziplin auf den Punkt: Maschinen sollen dem Menschen dienen, nicht umgekehrt!
bau|zeit: Frau Prof. Onnasch, worauf liegt der Fokus Ihrer Forschungsarbeit?
Linda Onnasch: Ich beschäftige mich mit kognitiven Assistenzsystemen und Mensch-Roboter-Interaktion. Letzte-re ist in der Produktionspraxis längst angekommen. Mich interessieren die Adaptivitätsstrategien von beiden Sei-ten und die Frage: Wie müssen Roboter gestaltet sein, damit Menschen bereit sind, ihr Verhalten zu adaptieren?
bau|zeit: Haben Sie schon Antworten?
LO: Eine menschenähnliche Gestaltung der Roboter fördert unsere Offenheit ihnen gegenüber und beeinflusst unsere Erwartungen an ihre Fähigkeiten. Die wahrgenommene Lebhaftigkeit stei-gert unsere emotionale Bindung. Dem
„Kollegen Roboter“ menschliche Eigen-schaften zuzuschreiben, kann aber für falsche Kompetenzerwartungen sorgen. Zum Beispiel, dass wir verantwortungs-bewusstes Handeln erwarten – wozu eine Maschine nicht fähig ist.
bau|zeit: Gibt es weitere Fallstricke?
LO: Der technische Fortschritt ist schneller als der wissenschaftliche. Entwicklungen werden bereits ange-wandt, ohne dass untersucht wäre, was sie mit uns Menschen machen. Durch Automation können Fertigkeiten ver-loren gehen. Deshalb ist zum Beispiel in der Luftfahrt ein regelmäßiges Si-mulatortraining zur Aufrechterhaltung der manuellen Fähigkeiten von Piloten essenziell. Es geht darum, die Vorteile der Automation zu nutzen, aber noch zu verstehen, was abläuft, und kompetent zu bleiben, bestimmte Aufgaben auch selbst auszuführen. Ich rate dazu, dass Mensch und Maschine sich Aufgaben teilen und flexibel unterstützen. Wie in einem guten Team. ■
„Der technische Fortschritt ist schneller als der wissen-schaftliche.“Prof. Dr. Linda Onnasch, Juniorprofessorin für Ingenieurpsychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin
Interview mit Linda Onnasch, Juniorprofessorin für Ingenieurpsychologie
an der Humboldt-Universität zu Berlin.
„WIE IN EINEM GUTEN
TEAM“
12 13G E S E L L SC H A F T
Start- schuss für den Woh- nungs- bau
Bezahlbarer Wohnraum ist knapp – besonders in den
Ballungsräumen. Experten sehen vor allem im seriellen
Bau schnelle und wirtschaftliche Lösungsmöglichkeiten.
Jetzt hat auch GOLDBECK den Wohnungsbau in sein
Portfolio aufgenommen. Wir haben mit Geschäftsführer
Lars Luderer über die Hintergründe gesprochen. ►
14 15M Ä R K T E
bau|zeit: Seit wann beschäftigt sich GOLDBECK mit Wohnbau-Konzepten und was gab den Aus-schlag für das Engagement im Wohnungsmarkt?
Lars Luderer: Zunächst einmal: Der schlüsselferti-ge gewerbliche Hochbau mit den Produkten Halle, Büro und Parkhaus bleibt unser Kerngeschäft. Wir haben aber bereits vor einigen Jahren damit begon-nen, uns mit weiteren Gebäudetypen zu beschäf-tigen, zum Beispiel Schulen, Kindertagesstätten oder Seniorenimmobilien. Unser Ziel ist es, breit aufgestellt zu sein. Aus diesen „neuen“ Produkten haben wir unser System für den modularen Woh-nungsbau entwickelt. Die bauliche Basis ist also schon länger vorhanden. Die Ergebnisse unserer Marktanalyse haben uns schließlich überzeugt: Wir sind bereit für den Wohnungsmarkt.
bau|zeit: Was macht den seriellen Wohnungsbau so interessant?
LL: Gerade in den Ballungsräumen ist bezahlbarer Wohnraum knapp, das ist ja kein Geheimnis. Mit unserer Art zu bauen, leisten wir einen Beitrag, das zu ändern. Der Grund: Elementiertes Bauen mit System steht für kurze Bauzeiten, kostensichere Umsetzung und wirtschaftliche Transparenz.
bau|zeit: Wie individuell sind Wohnhäuser dann noch zukünftig? Wenn wir das auf die Spitze trei-ben: Sehen in ein paar Jahren alle Städte gleich aus?
LL: Serielles Bauen schließt Individualität nicht aus. Allein die Fassadenvielfalt bietet viel Frei-raum zur individuellen Gestaltung. Der Spit-zenverband der deutschen Wohnungswirtschaft GdW empfiehlt seinen Mitgliedsunternehmen GOLDBECK und acht weitere Anbieter als ausfüh-rende Bauunternehmen. Bei dieser Auswahl hat der Verband ein gutes Händchen bewiesen und darauf geachtet, dass keine Uniformität besteht. Jeder Anbieter hat seine eigene Art zu bauen. Deswegen braucht auch niemand Sorge zu haben, dass ganze Stadtteile austauschbar werden. Wir haben einen hohen architektonischen Anspruch und sind uns der Aufgabe bewusst, dass unsere Wohnimmobilien in die jeweilige Umgebung pas-sen und städtebauliche Konzepte berücksichtigen müssen. Die Basis ist unser System, drum herum dürfen unsere Architekten ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Ich bin mir sicher, dass der Systembau keinen negativen Einfluss auf die Baukultur hat, wenn man ihn bewusst und ehrlich betreibt.
GOLDBECK-Geschäftsführer Lars Luderer
bau|zeit: Wie weit sind die Pläne bereits fortge-schritten, gibt es schon erste Projekte?
LL: Wir sind natürlich noch am Anfang unseres Engagements, aber die ersten Projekte laufen. In Berlin bauen wir aktuell ehemalige Wohnheime für Geflüchtete in Wohnungen um. Unsere ersten ganz neuen Wohnungen realisieren wir mit einem Pilotprojekt in Stuttgart. Dafür verwenden wir ein eigenes System, unter anderem mit Längswänden, die nur noch sich selber tragen. Ein Vorteil ist, dass sie dadurch nutzbar gemacht werden können, zum Beispiel mit dem Einbau von raumhohen Fenstern. Mittlerweile haben uns schon einige Anfragen erreicht, insbesondere von privaten Wohnungsunternehmen. Nun hoffen wir, dass sich auch die kommunalen Träger für uns entscheiden. Wir sind jedenfalls in der Lage, barrierefreie Ein-, Zwei-, Drei- oder Vierraumwohnungen unter Be-rücksichtigung aller Standards zu realisieren.
bau|zeit: Der Markt ist heiß umkämpft. Warum sollen Wohnbau-Investoren gerade auf den Ge-werbebauer GOLDBECK setzen?
LL: Weil sie sich auf die GOLDBECK-Expertise verlassen können. Wir haben jahrzehntelange
Erfahrung mit dem elementierten Bauen und übertragen unsere Fachkenntnis aus dem Gewer-bebau nun auf das Segment der Wohnimmobilien. Dabei halten wir selbstverständlich unsere Ver-sprechen: höchste Qualität, Termin-, Kosten- und Planungssicherheit. Und: Sowohl Investoren als auch Projektentwickler haben uns dazu aufgerufen, endlich in den Wohnungsbau einzusteigen, weil sie von unserer Leistungsfähigkeit überzeugt sind. Insofern sind wir guter Dinge, dort ein wichtiger Akteur werden zu können. ■
„Wir haben jahrzehntelange
Erfahrung mit dem elementierten
Bauen und übertragen unsere
Fachkenntnis aus dem Gewerbebau
nun auf das Segment der
Wohnimmobilien.“
Lars Luderer
16 17M Ä R K T E
TIERISCH GUT
GEBAUT
Von riesigen Hochhäusern über weiträumige Shoppingmalls bis
hin zu futuristischen architektonischen Statements: Die Baukunst
des Menschen entwickelt sich stetig weiter und überrascht immer
wieder neu. Doch auch in der Tierwelt sind gewandte Baumeister
am Werk, deren Leistungen größten Respekt verdienen. Wir stellen
Ihnen vier besonders erfinderische Architekten vor.
Genau 828 Meter ragt der Burj Kha-lifa in Dubai in den Himmel. Er ist das höchste Gebäude der Welt. Dagegen sieht ein Termitenhügel von etwa sieben Metern Höhe na-
türlich winzig aus – aber nur für uns Menschen. Im Verhältnis zur Körpergröße der Bewohner ist das „Termiten-Hochhaus“ viermal so hoch wie der Burj Khalifa! Funktionieren können der Bau des Termitenhügels und das Leben darin nur dann, wenn jede einzelne Termite ihrer festge-legten Aufgabe nachkommt. Ihr System basiert auf Schwarmintelligenz. Die „Arbeiter“ sind zum Beispiel dafür zuständig, den Hügel zu bauen und instand zu halten. Als Baumaterial – bis zu 50 Tonnen für einen Termitenhügel – verwenden sie Erde, aus zerkautem Pflanzenmaterial und Holz gewonnene Zellulose sowie Kot und Speichel als Bindemittel. Das Ergebnis: Eine in getrocknetem Zustand extrem harte Substanz, die dem Termi-tenhügel Stabilität verleiht, aber über winzige durchlässige Poren verfügt, die eine wichtige Rolle bei der Klimatisierung spielen.
Prima Klima
Das Kernstück des Klimasystems ist ein zentral vom unterirdischen Teil des Termitenhügels bis an die Spitze reichender Kamin, in dem verbrauchte warme Luft nach oben steigt. Dabei entsteht ein Unterdruck, der über jene feinen Poren in der Außenwand frische Luft von außen in den Hügel saugt. Die so – auf der Basis des sogenannten Bernoulli-Effekts – aufbereitete Luft sinkt wieder nach unten und der vollautomatische und effek-tive Kreislauf beginnt von Neuem, ganz ohne Zu-führung von Energie. Da ist es kein Wunder, dass sich die Bionik – diese Disziplin befasst sich mit der Verwendung von Elementen aus der Biologie in der Technik – bereits seit geraumer Zeit mit der Anwendbarkeit dieser ressourcenschonenden Klimatisierungsmethode in menschlichen Behau-sungen beschäftigt. ►
Termitenhügel in
Australien.
18 19A RC H I T E K T U R
Alternativer Nestbau
Ein „Klimatechniker“ etwas anderer Art ist das australische Thermometerhuhn. Es lebt nicht unter der Erde, kommt aber unterirdisch auf die Welt, denn dieser Vogel legt seine Eier in einem Bruthügel ab. Schon vier Monate zuvor gräbt das Männchen eine etwa ein Meter tiefe und drei Me-ter breite Grube und füllt sie mit Laub. Ist dieses durch Regen ausreichend befeuchtet, scharrt es eine dicke Sandschicht darüber. Während das organische Material nun zu verrotten beginnt und die Temperatur im Hügel dadurch langsam ansteigt, arbeitet der fleißige Baumeister unbeirrt weiter an seinem bis zu 1,50 Meter hohen und 4,50 Meter breiten Hügel, bis in ihm die ideale Bruttemperatur von 33 °C erreicht ist.
Wann dies der Fall ist, überprüft das Thermo-meterhuhn tagtäglich mit einem im Schnabelbe-reich befindlichen Temperatursinnesorgan. Dazu
steckt es seinen Schnabel in den Hügel und er-mittelt dessen Temperatur gradgenau – womit die interessante Namensgebung dieses Vogels geklärt wäre. Ist der Bruthügel schließlich perfekt erwärmt, legt das Weibchen seine Eier peu à peu in einzelne Brutkammern, die der Hahn öffnet und wieder ver-schließt. Damit ist für ihn aber noch kein Ende der Arbeit in Sicht: In den zwei Monaten, in denen die Eier durch Fäulniswärme und Sonneneinstrahlung ausgebrütet werden, ist er rund um die Uhr damit beschäftigt, die Innentemperatur des Hügels durch allerlei findige Maßnahmen stabil zu halten. Auf die Welt des Menschen übertragen erinnert diese Tätigkeit an die intelligente Regelungstechnik, die in modernen Heizungssystemen automatisch für die gewünschte Temperatur sorgt. ►
Das australische
Thermometerhuhn
nutzt beim Nestbau
eine ausgeklügelte
Klimatechnik.
Präriehunde: Hinter
dem niedlichen
Äußeren verbergen
sich gewiefte Bau-
meister, die riesige
„Städte“ anlegen
können.
Für die bionische Architektur ähnlich interessant ist die ebenfalls auf dem Bernoulli-Effekt basie-rende Klimatisierungstechnik der in Nordamerika und Mexiko lebenden Präriehunde. Sie graben in etwa fünf Metern Tiefe Tunnel mit einer Länge von bis zu 300 Metern, an denen ihre Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmer sowie Toiletten und Vorratskammern liegen. Zur Frischluftversorgung dieses Höhlensystems legen die Präriehunde zwei Eingänge an: einen höher liegenden, mit einem Wall aus Erde umrandeten, und einen tiefer lie-genden ohne Umrandung. Da der Wind am Boden langsamer strömt als in der etwas höheren Lage am Wall, entsteht dort ein Unterdruck, der die verbrauchte Luft aus dem Präriehundbau saugt, während am anderen Eingang sauerstoffreiche Luft nachströmt. Auf diese Weise „atmen“ zum Teil riesige Prärieflächen: Präriehunde bauen ihre Behausungen häufig dicht aneinander, sodass unterirdische „Megacitys“ mit Hundertausenden von „Einwohnern“ entstehen können.
EierkammerSandschicht
Kompost
20 21A RC H I T E K T U R
Einzigartige Ästheten
Gekühlte Termitenhügel, dunkle Präriehundhöh-len, gärende Thermometerhuhnnester: Bei diesen tierischen Bauwerken steht aus menschlicher Sicht eindeutig die Funktionalität im Vordergrund. Sie mit einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik zu verbinden, gelingt dagegen einigen Arten des in Australien und Neuguinea lebenden Laubenvogels. Wie beim Thermometerhuhn ist der Name auch bei dieser Vogelart Programm: Die Männchen er-richten aufwendige Lauben verschiedener Bauart, in die sie Weibchen locken möchten, um sich dort mit ihnen zu paaren. Doch bis es so weit ist, hat der Laubenvogelmann alle Schnäbel voll zu tun.
So baut etwa der Seidenlaubenvogel eine bis zu 45 Zentimeter lange Allee aus zwei parallel zueinander verlaufenden Wänden, die aus Hun-derten kleinen Zweigen bestehen, die miteinander verflochten und im Boden verankerter sind. Den entscheidenden Anreiz für die Laubenvogelfrau, sich für ein bestimmtes Männchen zu entscheiden, gibt aber die perfekte Dekoration – am besten in
ihrer Lieblingsfarbe Blau. Deshalb scheut der männliche Laubenvogel keine Anstrengung und schmückt die Wände und den Platz vor seiner Laube mit unzähligen blauen Gegenständen – von Blüten über Muschelschalen bis zu Plastikteilchen. Sogar die Wände der Allee streicht er mit dem Saft von Beeren blau an. Aber da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, dekorieren andere Laubenvogelarten lieber in Rot, Weiß oder Grün. Doch die Eigentümlichkeit, über ein ästhetisches Empfinden zu verfügen, das dem des Menschen sehr nahe ist, macht alle Laubenvögel gemeinsam zu einer ganz besonderen Spezies. ■
Der Klassiker unter den
tierischen Architekturen:
die Bienenwabe. Ihre
Wände sind bis auf wenige
Tausendstel Millimeter
gleichmäßig dick und stehen
exakt im 120-Grad-Winkel
zueinander.
Seidenlaubenvogel mit sorgfältig dekorierter Laube und interessiertem Weibchen.
22 23A RC H I T E K T U R
Wandlöcher-schließanlage
Der US-amerikanische Autor Randall Munroe hat mit seinem Buch „Der Dingeerklärer“ einen genialen
Weg gefunden, Kompliziertes in einfache Worte zu fassen. Er nutzt ausschließlich die 1.000 häufigsten
Wörter und seine eigenen Zeichnungen, um zum Beispiel Laptop, Mikrowelle und sogar den Großen
Hadronen-Speicherring am CERN zu erklären. In Munroes Sprache werden daraus der „Faltcomputer“, die
„Radiowellenbox für warmes Essen“ und ein „Großer Schläger für winzige Dinge“. Wir fanden diese Idee
gut, weil die Konzentration auf das Wesentliche oft einen ganz neuen Blickwinkel eröffnet. Und wir hatten
viel Spaß daran, dieses Prinzip auf die GOLDBECK-Welt anzuwenden. Hier präsentieren wir Ihnen einen
Teil unserer Außenwandelemente-Fertigung: unsere „Wandlöcherschließanlage“!
Station 1
Eine Betonwand mit
Fensterlöchern wird
gebracht und in eine
Kranbahn gehängt.
Jetzt kann sie ganz
leicht immer weiter-
gefahren werden.
Station 2
Damit das Fens-
terglas später
richtig festsitzt,
kommt zuerst
eine Halterung für
das Glas in die
Wand.Station 3
Dann wird auf der Innenseite der Wand eine Glasscheibe mit einem Saug-Fest-
halter in die Fensterhalterung gehoben und festgemacht. Auf der Außenseite der
Wand (kann man hier nicht sehen) wird eine Halterung angebaut. Sie hält später
die Außenhülle des Gebäudes fest. Dafür stehen die Arbeiter auf einem Hochhe-
be-Fußboden, wo für sie immer das richtige Werkzeug bereitliegt.
Station 4
Da, wo das Fenster mit der Wand verbunden ist, stellen die Arbeiter
die Schrauben richtig ein. So kann man die Fenster später gut auf-
und zumachen. Auf der Außenseite (kann man hier nicht sehen)
befestigen sie einen Schutz vor Sonnenstrahlen, den man vor dem
Fenster auf und ab bewegen kann.
Station 5
Auf der Innenseite machen Arbeiter die Lücken zwischen Fenster und
Fensterhalter zu. Dann kann kein Regenwasser oder Wind hindurchkom-
men. Oft werden auf der Außenseite die Sonnenschützer miteinander
verbunden. Dafür benutzt man Stromkabel. Dann muss man nur auf
einen einzigen Knopf drücken, um alle auf einmal zu bewegen.
Station 6
Zum Schluss wird genau nachgesehen
und aufgeschrieben, ob alle alles richtig
gemacht haben. Damit nichts vergessen
wird, macht jemand noch ein paar Fotos.
Dann wird die fertige Wand zur Baustelle
gefahren.
Bevor jemand bei der
Wandlöcherschließ-
anlage mitarbeiten
darf, lernt er in einer
Extra-Werkstatt, wie
er alles richtig macht.
Denn alle Arbeits-
schritte sind ganz
genau festgelegt.
Werktisch
Wenn man alle Werkzeuge, die man
für eine bestimmte Arbeit braucht,
beisammen hat, kann man viel schneller
arbeiten. Dafür muss immer alles am
richtigen Ort liegen.
Weil so viel zu beachten
ist, gibt es ein Buch, in
dem man alle Arbeits-
schritte noch einmal
nachlesen kann.
24 25BAU E N
Estland: Das Land, in dem Skype programmiert wurde, freier Internet-zugang als Grundrecht gilt und es Start-ups wie
Sand am Meer gibt. Der nördlichste aller baltischen Staaten ist flächenmäßig so groß wie Niedersachsen, hat ebenso viele Einwohner wie München und wird als „Europas digitales Wunder-kind“ bezeichnet. Obwohl es klein ist, denkt es ganz groß: Ideen für eine digi-tale Zukunft entwickeln die Esten nicht nur für die eigene Nation, sondern für ganz Europa.
Die Frage: „Warum Estland?“ war anfangs nicht leicht zu beantworten. Mein Studienaufenthalt sollte mich nach Tartu führen, in die zweitgröß-te Stadt des Landes mit circa 100.000 Einwohnern. Als geistiges Zentrum des Landes wird die Universitätsstadt seit Jahrhunderten geschätzt und versprach mehr als nur Historie. Ich informierte mich gründlich, und schließlich stand fest: Dieses Land fasziniert!
Bereits in den ersten Tagen fiel mir auf, dass in Estland vieles nur mit der elektronischen ID-Card funktioniert. Sie ist Personalausweis, Führerschein, Bus-, Geld- und Gesundheitskarte, Bi-bliotheksausweis und Steuernummer in einem. Da auf dieser Chip-Karte eine Fülle an persönlichen Daten ge-speichert ist, bedarf sie eines besonde-ren Schutzes: Ein dezentrales System
schützt den Datenaustausch zwischen den verschiedenen Datenbanken und informiert den Kartenbesitzer, sobald sich eine Behörde Einsicht verschafft. Esten setzen auf Transparenz. Die wich-tigste Voraussetzung für das Angebot öffentlicher Dienste in elektronischer Form ist ihr volles Vertrauen in den Staat – auch wenn diese „totale Digi-talisierung“ aus Datenschutzgründen im Ausland durchaus kritisch gesehen wurde.
Pioniere in der Digitalisierung
Bei jeder Kleinigkeit die Behörde auf-zusuchen und lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen, kann sich in Estland niemand mehr vorstellen. Maßgeblich geprägt wird das Land von seiner Start-up-Kultur. Ein Beispiel für länderüber-greifende (Pilot-)Projekte ist die im Mai 2015 ins Leben gerufene e-Residency. Damit kann jeder zum virtuellen Bür-ger Estlands werden und zum Beispiel innerhalb von 18 Minuten bürokratie-frei im Netz ein Unternehmen nach estnischem Recht gründen. Lediglich die Digital ID-Card ist dafür notwendig. Die Staatsbürgerschaft, eine Aufent-haltsgenehmigung oder ein Wohnsitz in Estland sind nicht enthalten und auch nicht notwendig. Inhaber dieser Karte können sich trotzdem digital aus-weisen und Dokumente rechtswirksam signieren. ►
e-Estonia
Tartu bei Nacht.
Jessica Zacharias ist 24 Jahre alt, hat
soeben erfolgreich ihren Bachelor im Fach
Kommunikationswissenschaft – inklusive
Auslandssemester in Estland – abge-
schlossen und absolviert jetzt ein Prakti-
kum in der GOLDBECK-Marketingabteilung.
Für die „bau|zeit“ berichtet sie von dem
Land, in dem Digitalisierung gelebt wird.
„Ideen für eine digitale Zukunft entwickeln die Esten nicht nur für die eigene Nation, sondern fürganz Europa.“Jessica Zacharias
Eine vernetzte Gesellschaft Jessica Zacharias, momentan Praktikantin im GOLDBECK-Marketing, war in
Estland und berichtet über die enorm fortschrittliche digitale Entwicklung
dieses kleinen baltischen Staates.
2726 G E S E L L SC H A F T
Auch das Leben in den Großstädten, die Universitäten oder regelmäßige Start-up-Circles zeigen, warum Estland zu den fortschrittlichsten digitalisierten Gesellschaften der Welt gehört. Es ist dem Mut der Politiker zu verdanken, die nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ihre Verwaltung zentral und digital organisierten und damit Wege ebne-ten, öffentliche Dienste elektronisch anzubieten.
Der Begriff „e-Estonia“ hat sich in-zwischen als Marke etabliert. In Tallinn gibt es dazu einen Showroom, wo ge-zeigt wird, was die digitale Gesellschaft auszeichnet. Zum Beispiel ein digitali-siertes Wahlsystem: Als erstes Bürger in Europa entscheiden die Esten per i-Voting über ihre Regierung. Mit der ID-Card und ein paar Klicks wird von zu Hause oder unterwegs gewählt. Die Folge: Zwischen 2005 und 2015 stieg die Wahlbeteiligung um das Fünfzehn-fache an. Und nicht nur beim i-Voting sind die Esten Pioniere. In fast allen Regionen des Landes ist das Bus- und Bahnfahren seit August 2018 gratis, einige Busse werden sogar fahrerlos gesteuert.
Der estnische Traum ist kein Märchen
Im Volksmund gilt die Hauptstadt Tal-linn bereits als „Europäisches Silicon Valley“. Die Vision, wie die Program-mierer des Internet-Telefondienstes Skype mit innovativen Ideen erfolg-reich zu werden, liegt gar nicht so fern. Fast jeder Este kennt jemanden, der mit den Skype-Programmierern Ahti Heinla, Priit Kasesalu und Jaan Tallinn zur Schule gegangen oder befreundet ist. Verwunderlich ist das nicht, denn eigentlich ist Estland ein großes Dorf und bestens vernetzt. Die wichtigsten Werkzeuge zum Erfolg sind Laptop und Internet. Kein Problem für das kleine Land im Norden: Freier Internetzugang gehört seit 2000 zum Grundrecht – selbst in den abgelegensten Wäldern hat man kostenloses WLAN. Und: Schon in der Grundschule lernen kleine Esten Programmieren und Robotik.
Auch wenn die Einheimischen als technikverrückt gelten, liegen ihnen ihre Traditionen und die Natur den-noch sehr am Herzen. Estnische Volks-tänze, Singen und Saunieren prägen und verbinden die Generationen. Se-condhand-Shops gibt es an jeder Ecke,
Bereits 35.000 Menschen aus 150 Ländern
nutzen die Möglichkeit, „e-Resident“ in
Estland zu werden. Ihnen stehen damit viele
Möglichkeiten und Funktionen offen:
■ Unternehmensgründung
■ Unternehmensverwaltung
■ Steuererklärung
■ e-Banking
■ Anmelden von Patenten und Marken
■ Digitale Signatur von Verträgen und
Dokumenten
ihr Gemüse bauen sie selbst an – was mittlerweile auch elektronisch möglich ist. Indoor-Gardening-Boxen regulieren optimales Licht und die Wasserzufuhr digital. Der Boden (Smart Soil) ist ins-piriert von NASA-Technologie, um eine ausgeglichene Versorgung zu schaffen.
Nach vier Monaten war meine spannende Zeit in Estland vorbei. Und zurück in Deutschland musste ich mich erst wieder an die Existenz von Funklö-chern gewöhnen … ■
Russia
EST
Finland
Sweden
Norway
Denmark
PolandGermany
Baltic sea
Mediterranean sea
Black sea
Caspian sea
Luxembourg
Italy
Switzerland
AustriaHungary
Slovakia
Ukraine
Moldova
Romania
Bulgaria
Serbia
Croatia
Bosnia& herz.
Monte-Negro
Kosovo
AlbaniaMacedonia
Malta
GreeceTurkey
Cyprus
Slovenia
Lithuania
Latvia
Belarus
Estland ist der nördlichste der drei baltischen
Staaten. Etwa 1,3 Millionen Einwohner leben hier,
430.000 davon in der Hauptstadt Tallinn.
Öffentliche Dienste
1997
e-Governance
2001
X-Road
2002
Digital ID
2005
i-Voting
2007
Public safety
2008
Blockchain
2008
e-Health
2014
e-Residency
Oben:
Kein Netz? Gibt’s nicht in
Estland. Nahezu überall
ist freies WLAN kostenlos
verfügbar.
Unten:
Indoor-Gardening-Box.
28 29G E S E L L SC H A F T
Kinder spielen in der Sonne. Hand-werker sitzen vor ihren Häusern und fertigen Werkzeug, Keramik, Spielzeug und Schmuck. Frauen weben Baumwollstoffe in leuch-
tenden Farben. Und unten am Fluss werfen die Fischer Netze aus und freuen sich über einen reichen Fang. Das Leben ist friedlich hier an den Ufern des Indus, 2500 vor Christus. Seit Tau-senden von Jahren leben Menschen in dieser fruchtbaren Landschaft. Doch jetzt hat sich etwas verändert: Die kleinen Dörfer sind stattlichen Städten gewichen. Und diese Städte sind etwas ganz Besonderes. Ihre Straßen sind gerade und gepflastert. Sie laufen rechtwinklig aufeinander zu und bilden ein Schachbrettmuster. Sie wirken wie am Reißbrett geplant und erinnern an ameri-kanische Großstädte. Während zur gleichen Zeit Siedlungen in Mitteleuropa höchstens 50 bis 80 Bewohnern umfassen, leben die Menschen der Indus-Kultur – nach einem anderen Fundort auch Harappa-Kultur genannt – in bronzezeitlichen Metropolen. Eine davon ist Mohenjo-Daro. Bis zu 100.000 Einwohner hat dieses „Manhattan der Bronzezeit“ zur Blütezeit der Indus-Kultur. Faszinierend: In einem Umkreis von einer halben Million Quadratkilometer sind fast alle größeren Städte genauso aufgebaut. Lange lagen sie unter Erdschichten begraben. Erst im 20. Jahrhundert wurden ihre Spuren entdeckt, große Bereiche ausgegraben und wissenschaftlich erforscht – mehr als 3.500 Jahre nach dem Verschwinden der Indus-Gesellschaft. Heute sind etwa 140 antike Städte und Siedlungen bekannt.
Perfekte Proportionen
Zwischen den schnurgeraden Straßen Mohenjo-Da-ros liegen Wohnblöcke – nach außen schmucklos und weitgehend geschlossen. Alle bestehen aus dem gleichen Material: Lehmziegel aus den Sedi-menten des Indus. Für eine Stadt dieser Größen-ordnung sind Millionen davon notwendig. Umso mehr, als sie auf einem künstlichen Ziegel-Plateau errichtet wurde, unerreichbar für die Hochwasser des Indus. Jeder einzelne dieser Einhandziegel hat die gleichen perfekten Proportionen von 1:2:4. Damit lässt er sich in alle Richtungen beliebig addieren. Der Lehmziegel der Indus-Kultur ist vermutlich der erste in industriellem Maßstab vor-gefertigte Baustoff und ermöglichte den Menschen der Bronzezeit das Bauen mit System.
Das zeigt sich auch in den Gebäuden der Indus-Kultur: Viele ähneln modernen Reihen-häusern. Die Haustypen wiederholen sich. In allen lässt es sich gut leben: Durch einen Vor-raum gelangt man in einen Innenhof, der von drei bis vier Räumen umgeben ist. Es gibt eine Küche, Schlafzimmer und Bäder. Über Treppen sind Dachterrassen erreichbar. Beinahe jedes Haus verfügt über eine Toilette und einen eigenen Brun-nen. Die hygienischen Bedingungen sind vorbild-lich, das Abwasser wird durch Tonröhren in eine ausgeklügelte öffentliche Kanalisation geleitet. Hinter dieser Stadtplanung steht offensichtlich vor allem eines: Zweckmäßigkeit. Der britische Architekt Richard Rogers meinte dazu: „Diese Menschen verfügen über ein ästhetisches Bewusst-sein, sie haben zudem einen Sinn für Ordnung, ►
Bauen mit System – vor 5.000 Jahren
Jeder kennt die frühen Hochkulturen in Ägypten und Mesopotamien mit ihren
imposanten Palästen und Grabanlagen. Doch auch Tausende von Kilometern
entfernt, an den Ufern des Indus, gab es eine faszinierende Hochkultur. Doch
dann verschwand sie über Jahrtausende aus dem Menschheitsgedächtnis.
Ihre wiederentdeckten Spuren geben Rätsel auf.
Das Manhattan
der Bronzezeit
ArabischesMeer
Himalaja
Hindukusch
Indus-Tal
Mohenjo-DaroMohenjo-DaroHarappaHarappa
Indien
Indischer Ozean
Golf vonBengalen
GangesThar-Wüste
Straßenschlucht in
Mohenjo-Daro.
30 31A RC H I T E K T U R
für Ökonomie, und diese Dinge verbinden sie über mehr als 5.000 Jahre hinweg mit dem, was wir heute tun.“ Die Indus-Leute trennten sogar Pro-duktions- und Wohnorte räumlich – es gab regel-rechte Industriegebiete außerhalb der Wohnviertel.
Merkwürdige Leerstelle
Doch in Mohenjo-Daro zeigt sich – ebenso wie in allen anderen bisher ausgegrabenen Städten der Indus-Kultur – etwas höchst Merkwürdiges. Keine andere Hochkultur zeigt etwas Vergleichbares: Es gibt keinerlei Tempel oder Paläste. Zwar sind eini-ge Häuser etwas größer als die anderen, doch Prunk oder Sakrales existiert nicht. Nirgends fand man bauliche Hinweise auf einen Herrscher. Üppige Grabstätten wie in Ägypten oder Mesopotamien sucht man vergeblich. Viele Archäologen deuten dies als Hinweis auf eine Bürgergesellschaft, bei der Händler, Arbeiter und Kaufleute gleichbe-rechtigt sind und ihre Städte selbst verwalten. Denn eine starke Verwaltung muss hinter dieser systematischen und durchdachten Städteplanung stehen. Und: Die Gesellschaft ist sehr friedlich, es gibt es keine Hinweise auf Krieg oder Gewalt. Waffen wurden kaum gefunden, die Menschen des Indus-Tals sind offenbar weder aggressiv, noch werden sie bedroht. Die urbanen Zentren blühen, und es gibt Hinweise auf einen weitreichenden, gut funktionierenden Handel. Bis in den Nahen Osten und Zentralasien fand man die typischen Siegel der Indus-Kultur. Briefmarkengroß, zwischen 2500 und 2000 vor Christus aus Speckstein gefertigt, dienen sie als Markierung von Handelsware und zur Geltendmachung von Besitzansprüchen.
Ein weiteres großes und vielleicht unlösbares Geheimnis der Indus-Kultur sind die darauf ein-geritzten Zeichen. Einige Forscher sehen dar-in eine Schrift. Andere halten sie lediglich für Markierungen. Seit vielen Jahren beißen sich Schriftexperten an der Entzifferung die Zähne aus. Rätselhaft: Einige wenige dieser etwa 400 Zeichen kommen nahezu überall vor, doch der Großteil ist höchstens ein- oder zweimal belegt. Vielleicht ist das ein Hinweis darauf, dass es sich tatsächlich nicht um eine Schrift handelt.
Verschwunden, vergessen
Etwa um 1900 vor Christus verschwindet die Indus-Kultur. Sie endet plötzlich, nach etwa 700 Jahren Blütezeit. Das Warum ist ein weiteres gro-ßes Rätsel. Klimaveränderungen, Überweidung, Bodenerschöpfung und der Wegfall von Handels-beziehungen werden diskutiert. Vermutlich trug ein ganzes Bündel ökonomischer, ökologischer und wirtschaftlicher Faktoren zum Niedergang bei. So bleiben viele Fragen offen. Welche Spra-che sprachen die Menschen in der Indus-Ebene? Wie nannten sie sich selbst? Wie funktionierte ihr friedliches urbanes Zusammenleben? Und warum geriet ihre Kultur so völlig in Vergessenheit? Die einzige Hoffnung zur Lösung aller Geheimnisse: Vielleicht wird es eines Tages doch gelingen, die rätselhaften Zeichen der Indus-Menschen zu lesen. Dann erfahren wir mehr. ■
Rechts oben:
Der Indus entsteht in Tibet
aus dem Zusammenfluss von
Gletscherbächen und mündet
nach über 3.000 Kilometern
ins Arabische Meer. Er war die
Lebensader der Indus-Kultur.
Links oben:
Überbleibsel einer versunkenen
Kultur: Der Wagen mit Zugtie-
ren ist heute im Nationalmu-
seum in Karatschi, Pakistan,
ausgestellt.
Unten:
Mohenjo-Daro: Keine Tempel,
keine Paläste, aber ein großes
Bad wurde hier entdeckt.
Archäologen vermuten, dass
es für rituelle Zwecke genutzt
wurde.
Rätselhaft: Sind die eingeritzten
Zeichen in den Speckstein-Siegeln der
Indus-Kultur eine Schrift oder lediglich
Markierungen?
32 33A RC H I T E K T U R
ZETTEL-WIRT-
SCHAFTSelbstorganisation mit System
Niklas Luhmann gilt als einer der bedeutendsten deutschen Denker des 20. Jahr-
hunderts. Bekanntheit erhielt der Soziologe und Gesellschaftstheoretiker vor allem
durch die von ihm maßgeblich beeinflusste Systemtheorie. Und durch ein System
der Selbstorganisation, das seinesgleichen sucht.
Genau 25 Jahre lang lehrte und forschte Niklas Luhmann an der Universität Bielefeld, deren soziologischer Fakultät er zu Weltruhm verhalf. Mithilfe sei-
ner Systemtheorie lässt sich beschreiben, wie sich eine Gesellschaft bildet und wie sie funktioniert. Als Kern seiner Theorie beschreibt er die Gesell-schaft als ein System, das sich aus verschiedenen operativ geschlossenen Subsystemen (Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Recht, Religion, Sport und andere) zusammensetzt.
Noch heute lehrt die Uni Bielefeld im Sinne ihres Spiritus Rector, der dort zwischen 1968 und 1993 tätig war und im Jahr 1998 im Alter von 71 Jahren verstarb. Es ist nicht überliefert, ob Luh-mann jemals Berührungspunkte mit GOLDBECK hatte, sicher ist jedoch, dass beide Parteien mehr gemeinsam haben als Bielefeld, das Zentrum ihres Wirkens.
Nämlich System. Denn ein Bielefelder Un-ternehmen, das sich auf das Bauen mit System spezialisiert und ebendiesen Begriff als Leitthema seines Kundenmagazins nutzt, kommt um Niklas Luhmann nicht herum. Der Systembau lebt von abgestimmten Prozessen, von durchdachten Stan-dards, Systematik in der Arbeitsorganisation und fortwährenden Optimierungen, die zuverlässig dafür sorgen, dass ein Rädchen ins andere greift. Nichtsdestotrotz ist und bleibt die Realisierung einer Gewerbeimmobilie eine komplizierte Ange-legenheit, an der eine Vielzahl von Fachexperten beteiligt sind.
Mit komplizierten Angelegenheiten kennt sich auch Niklas Luhmann aus. Wobei nicht final geklärt ist, ob er seine Gedanken überhaupt als knifflig empfand – seine Studenten taten und tun das in jedem Fall. Entscheiden Sie doch selbst:
„Wenn jede Operation ein zeitpunktabhän-giges Ereignis ist, das verschwindet, sobald es aktualisiert ist, und folglich durch ein anderes Ereignis ersetzt werden muß, wenn überhaupt eine Sequenz von Operationen, also ein System zustandekommen soll (was nicht sein muß!), er-fordert jeder Fortgang des Operierens ein Kreuzen der Grenze der Form, nämlich einen Übergang zu etwas auf der anderen Seite, was vorher nicht be-zeichnet war.“ (Niklas Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt/Main 1997, Suhrkamp, Seite 54)
Nun ist es aber auch immer eine Frage, wer wie mit Komplexität umgeht, sie reduziert oder organisiert. Bei GOLDBECK sind es wieder und wieder definierte und optimierte Prozesse, bei Luhmann der Zettelkasten.
Zettelkasten als Basis einer Welttheorie
Wie bitte? In der Tat ordnete Luhmann seine Ge-danken mithilfe eines ausgeklügelten Systems, das vermutlich nur ein genialer Geist wie er erfinden und das auch nur ein Genie wie er in Gänze durch-schauen konnte. Selbst hochrangige Soziologen der Uni Bielefeld, die 2011 den umfangreichen wissenschaftlichen Nachlass Luhmanns erwarb, hatten große Schwierigkeiten, die Systematik hinter der komplizierten Ordnung der Zettel ►
Der legendäre Zettelkasten von Niklas Luhmann.
Bis Mitte kommenden Jahres soll sein gesamter
Inhalt als Bilddatenbank in der Digitalen Samm-
lung der Unibibliothek Bielefeld veröffentlicht
werden und – samt Nachweissystem - online
verfügbar sein. Einige Typoskripte sind schon
heute öffentlich.
34 35T I T E LT H E M A
zu begreifen. Um einzelne Zettel wiederzufin-den, haben die Forscher erst einmal ein über 100 Seiten umfassendes Inhaltsverzeichnis anlegen müssen. Luhmann selber wusste offenbar stets aus dem Kopf, in welcher Schublade sich die Auf-zeichnungen zu den einzelnen Themen befanden. Einen Assistenten hat er im Übrigen die meiste Zeit nicht beschäftigt: Jemanden anzulernen und zu beaufsichtigen, hätte er als störend empfunden. Außerdem hatte er ja einen hölzernen Gehilfen.
Der luhmannsche Zettelkasten ist in Wahr-heit ein Karteischrank aus hellem Buchenholz, äußerlich weder pompös noch sonst irgend-wie beeindruckend. Er hat eher den spröden Charme einer bundesdeutschen Amtsstube aus den 1950er-Jahren. Was sich allerdings in den einzelnen Schubladen befindet, gehört zu den wertvollsten Zeugnissen der neueren deutschen Wissenschaftsgeschichte. Nach Angaben der Uni-versität befinden sich rund 90.000 Zettel in dem Schränkchen, das ihm die Arbeit des Bücher-schreibens abnahm, wie Luhmann einmal verlaut-barte. Die Zettel sind nach Themen sortiert und mit bestimmten Codes versehen. Dabei notierte er alles, was für seine wissenschaftliche Arbeit von Bedeutung hätte sein können und verband die Notizen mit Querverweisen zu anderen Zetteln,
die in ihrer Gesamtheit schließlich die Grundlage seines wissenschaftlichen Werkes bildeten. Ein komplexes System der Selbstorganisation, dem nur der Meister selbst folgen konnte. Luhmann nutzte zum Schreiben alles, was auffindbar war: Von Restaurantrechnungen über Steuerunterlagen bis hin zu Zeichnungen seiner Kinder. Das ist durchaus eine charmante Randnotiz: Luhmann galt unter seinen Studenten und Kollegen zwar als stets höfliches Genie, das sich Zeit für den wissenschaftlichen Austausch nahm und seine komplexen Theorien mit viel Geduld weitertrug, doch besonders viel gemenschelt haben soll es bei ihm nicht. Insofern ist der kleine Einblick ins Privatleben des Soziologen sympathisch auf-schlussreich – wissenschaftliche Relevanz haben aber einzig und allein die Vorderseiten. ■
Tausende solcher Zettel
beschriftete Luhmann
und verband sie durch
ein ausgeklügeltes
Verweissystem.
„Ohne zu schreiben, kann man nicht den-ken; jeden falls nicht in anspruchsvoller, anschlussfähiger Weise.“Niklas Luhmann
36 T I T E LT H E M A 37
Heute schon das Morgen
sehen
Bauen ist Handwerk. Doch das bedeutet nicht, dass die Digitalisierung davor
Halt macht. Im Gegenteil – wir nutzen ihre Möglichkeiten intensiv. Und so
können GOLDBECK-Kunden in unserer virtuellen Welt durch ihr künftiges
Bürogebäude gehen, lange bevor der erste Spatenstich getan ist. ►
38 39M Ä R K T E
Montagmorgen in Bielefeld, 8.30 Uhr. Dass der Kunde, der sich heute mit Ver-kaufsingenieur Arnd
Bohlmann trifft, seinen neuen Firmen-sitz grundsätzlich mit GOLDBECK bauen möchte, ist schon beschlossene Sache. Nun geht es ins Detail. Beim Weg durch den XXL-Showroom, das GOLDBECK-Systemzentrum, sieht er schon einige Gebäudelösungen in Ori-ginalgröße. Doch er interessiert sich für Varianten. Will seine eigene Handschrift wiederfinden im neuen Gebäude. Und hat jede Menge Fragen im Gepäck.
Wenige Minuten später ist er im Kundenforum – und in einer anderen Welt. Er trägt eine VR-Brille, hat Cont-roller in beiden Händen und testet ver-schiedene Fenstervarianten. „Wir haben unseren digitalen Erlebnisraum ‚VR-Bü-rowelten‘ getauft“, sagt GOLDBECK-VR-Profi Anita Wächter, die das Kunden-forum am Standort Bielefeld betreut. „Kunden sehen in einem virtuellen Musterbüro unterschiedliche Raum-konzepte, Ausstattungsmöglichkeiten und Fenstervarianten. Darüber hinaus lernen sie verschiedene Komfortstufen kennen und bekommen Einblick in unsere Bausysteme.“ Die 27-jährige VR-Expertin hat Innenarchitektur stu-diert und beherrscht das Spiel mit der virtuellen Realität perfekt. Bauherren nimmt sie einfach mit.
Einfach machen
Es ist ein bisschen wie in der BBC-Serie „Sherlock“. Wenn der geniale Detektiv intensiv nachdenkt, werden dort zu bestimmten Details Daten oder Dia-gramme eingeblendet. Am Bildrand erscheinen Textnachrichten, Zahlen-kolonnen verdeutlichen Berechnungen und optische Tricks zeigen die Kom-
plexität seines Denkens. Wer sich mit GOLDBECK in virtuelle Welten begibt, erlebt etwas Ähnliches. Anita Wächter:
„Per Controller lassen sich Detailinfor-mationen zu verschiedenen Komfortkri-terien abrufen. Klickt man zum Beispiel auf ‚Wärme‘, sieht man warme Luft aus der Lüftung strömen – und je nach Komfortstufe unterschiedliche Lüfter. Beim Punkt ‚Verschattung‘ werden ver-schiedene Jalousien gezeigt. So klickt man sich flott durch viele Varianten.“
Bauherren werden schon in einer frühen Phase ihres Projekts eingela-den. Denn wer Alternativen direkt vor sich sieht und miteinander vergleichen kann, dem fällt es deutlich leichter, Entscheidungen zu treffen. Berührungs-ängste gibt es kaum. Anita Wächter:
„Das Programm ist intuitiv bedienbar. Auch die Besucher, die zum ersten Mal eine VR-Brille aufsetzen und noch ein bisschen zögern, sind kurze Zeit später mit Begeisterung dabei, teleportieren sich durch unser Musterbüro und rufen blitzschnell alle Informationen ab, die sie interessieren.“ Fenster mit Brüs-tung oder bodentief? Glaswände oder geschlossene Strukturen? Teppich oder Parkett? Ein Klick und die Varianten sind sichtbar. „Plötzlich sprechen al-le die gleiche Sprache“, erlebt Anita Wächter immer wieder. „Alle sehen das Gleiche, nichts bleibt dem Vor-stellungsvermögen überlassen, das ja individuell ganz unterschiedlich aus-geprägt sein kann.“ Die ausgewählten Varianten speichert die GOLDBECKerin ab und versendet sie digital. Kunden können sie dann zum Beispiel am Bild-schirm oder mithilfe eines Cardboards – einer Halterung fürs Handy, mit der sich 360-Grad-Bilder fast wie per 3-D-Brille betrachten lassen – zu Hause noch ein-mal anschauen.
Sicher entscheiden
In der späteren Projektphase geht es noch einen großen Schritt weiter – dann kann auch das eigene Gebäude
„besucht“ werden. „Wir erstellen ein Gebäudemodell direkt aus den Daten des Planungsprogramms“, erklärt Anita Wächter. Was vorher in den „VR-Büro-welten“ ausprobiert und entschieden wurde, ist hier also in der individuellen Variante sicht- und begehbar: Das eigene Projekt – samt Mobiliar, Bodenbelägen und allen anderen ausgewählten Para-metern. „Das Raumgefühl ist unfassbar echt“, wertet Anita Wächter. „Merkmale wie etwa ein Innenhof oder eine frei-stehende Treppe konnten früher nur über zweidimensionale Visualisierun-gen gezeigt werden. Heute betrachten wir solche Bereiche von allen Seiten, gehen darin herum und gewinnen einen realistischen Eindruck.“
Klar, dass Entscheidungen so viel leichter fallen. Anita Wächter: „Man sieht keine Einzelkomponenten, son-dern das Zusammenspiel der ausge-wählten Faktoren. Das kann kein Plan leisten.“ Und deshalb wird bald nahezu jede GOLDBECK-Niederlassung ent-sprechend ausgestattet und VR für alle Kunden vor Ort erlebbar sein. ■
Oben:
Das gibt echtes Raumgefühl:
Beim Spaziergang durch das
virtuelle Gebäude sind verschie-
dene Ausstattungsvarianten
erlebbar – innen und außen!
Hier: eine Dachterrasse.
Unten:
Per Klick kann der Besucher
Details der Raumumgebung
verändern.
40 41M Ä R K T E
DAS PRINZIP GOLDBECK
… bedeutet: direkt vor Ort zu sein, aber
die Stärke der gesamten GOLDBECK
Gruppe zu nutzen – mit all ihrer
Kompetenz. In jeder Ausgabe unserer
„bau|zeit“ stellen wir Ihnen zwei unse-
rer Niederlassungen vor. Heute laden
wir sie in die Hauptstadt der Slowakei
und in Deutschlands Süden ein: nach
Bratislava und Rosenheim.
BratislavaRosenheim
Wandern in den Kleinen Karpaten
Wie schon der Name sagt, gehört die etwa 100 Kilometer
lange Mittelgebirgskette, die bei Bratislava beginnt, nicht
zu den höchsten Gebirgen der Slowakei. Knapp 800 Meter
über dem Meeresspiegel liegen die erhabensten Punkte.
Dennoch ragen die hügeligen Wälder und ausgedehnten
Weinberge, die zahlreiche Wander- und Fahrradwege
durchziehen, markant aus dem Flachland empor. Neben
der Natur lässt sich in zahlreichen Winzerorten auch
ausgezeichneter Wein genießen. Mehr Informationen
unter: www.slovakia.travel Bratislavas Altstadt stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist nur für Fußgän-ger zugänglich. Westlich davon, auf einem Felsen,
thront die Burg. Im Osten der Stadt liegt seit 2004 die GOLDBECK-Nieder-lassung.
„Die Nachfrage nach Logistikimmo-bilien in der Slowakei ist aktuell groß“, sagt Niederlassungsleiter Pavol Čarný, der von Bratislava aus auch den ungari-schen Markt für GOLDBECK mitbetreut. Seit Gründung des Standorts Bratislava hat Čarný mit seinem Team mehr als 100 Hallen realisiert. „Zusammenge-rechnet beträgt die Gesamtfläche aller von uns realisierten Gebäude mehr als eineinhalb Millionen Quadratmeter“, rechnet der Ingenieur vor.
Grund für den hohen Bedarf an Lo-gistikhallen in der Slowakischen Repu-blik ist die erfolgreiche Fahrzeugindus-trie und der damit zusammenhängende Ausbau der Infrastruktur. So zieht das Land neue Zulieferer an, die wiederum Bedarf an Transport- und Lagerdienst-leistungen haben. Zusätzlich kommt Nachfrage aus dem Versandhandel, der seine Logistik weiter optimieren will. „Im vergangenen Jahr haben wir als erste GOLDBECK-Niederlassung ein Objekt für Amazon realisiert“, be-
richtet Čarný. Im gut 50 Kilometer von Bratislava entfernten Sered' entstand für den Online-Versandhändler eine 60.000 Quadratmeter große Logistikimmobilie.Aktuell errichtet die 37 Mitarbeiter star-ke Niederlassung für das Unternehmen P3 Logistic Parks, das in ganz Europa Gewerbeimmobilien entwickelt und verwaltet, eine 18.000 Quadratmeter große Halle in Bratislava. Namhafte Kunden von P3 sind etwa DHL, Whirl-pool oder der zur XXXL Gruppe gehö-rende Möbeldiscounter Möbelix.
Bratislava ist außerdem für ein Bauwerk bekannt, das nicht von GOLDBECK stammt: Auf der Brücke des Slowakischen Nationalaufstands, die mit knapp 432 Metern zu den längs-ten Schrägseilbrücken der Welt gehört, steht ein origineller Turm, dessen un-gewöhnliche Form an einen außerirdi-schen Flugkörper erinnert und deshalb
„UFO“ genannt wird. ■
Die an Österreich und Ungarn grenzende Hauptstadt der
Slowakei ist mit knapp 430.000 Einwohnern die größte
Stadt des Landes. Weingüter und die Kleinen Karpaten
umgeben die Metropole an der Donau, in der GOLDBECK
2004 eine Niederlassung eröffnet hat.
Bratislava
Rechts oben:
Das Alte Rathaus im Herzen Bratislavas war
ursprünglich Sitz der städtischen Verwaltung. Seit
1868 ist es Sitz des ältesten Museums der Slowakei.
Unten:
Die Brücke des Slowakischen Nationalaufstands
überspannt die Donau mit über 400 Metern und
beherbergt auf dem Pylon in der Mitte der Brücke
ein Restaurant.
42 43BAU E N
Rosenheim ist vielseitig: Die 60.000-Einwohner-Stadt liegt nicht nur mitten im vielleicht schöns-ten bayerischen Urlaubsgebiet, sondern ist auch ein starker Wirt-
schaftsstandort. In bundesweiten Rankings ran-giert sie stets im ersten Viertel aller deutschen Städte und Landkreise – einer der Gründe, weshalb immer mehr Menschen aus anderen Bundeslän-dern in die Region ziehen. Einer dieser Zugezo-genen ist Dieter Janshen. Seit acht Jahren leitet der gebürtige Ostfriese den GOLDBECK-Standort Rosenheim. Bereits im Jahr 2000 verschlug es ihn vom hohen Norden in den Südosten Bayerns.
„Auch wenn ich den Norden immer vermissen werde, aus Rosenheim möchte ich nicht mehr weg“, sagt der zweifache Vater, der mit einer All-gäuerin verheiratet ist.
Mit seinem 24-köpfigen Team realisiert der Ingenieur sechs bis acht Projekte im Jahr. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einer Kombinati-on aus Halle und Bürogebäude. „Daneben sind Parkhäuser im Kommen“, betont der Niederlas-sungsleiter. Ein prominentes Beispiel ist etwa ein Parkhaus mit knapp 700 Stellplätzen für das Klinikum in Traunstein, das vergangenes Jahr entstanden ist. „Die meisten unserer Kunden stammen aus der Region, vor allem der Mittelstand
kommt gerne zu uns“, berichtet Janshen. Doch auch Marktführer wie Kathrein, der ebenfalls in Rosenheim ansässige, weltweit größte Hersteller für Antennen- und Satellitentechnik, vertrauen auf die GOLDBECK-Expertise.
Das größte Projekt der Niederlassung Rosen-heim ist derzeit noch im Bau: Für den Grevener Logistiker Greiwing errichtet sie an der österrei-chischen Grenze, im rund 80 Kilometer entfernten Burghausen, ein Logistikzentrum mit 21.000 Qua-dratmeter Fläche. Bis Jahresende soll das Objekt fertiggestellt sein.
„So groß sind die Unterschiede zwischen Ostfriesen und Oberbayern übrigens gar nicht“, findet der Mann aus dem Norden. Beide Kulturen zeichne eine erste Zurückhaltung aus, die sich in tiefe Verlässlichkeit wandle, wenn „das Eis gebrochen ist“. ■
Wandern im Chiemsee-Alpenland
Die nah an Rosenheim liegenden Chiemgauer und Inntaler Berge bieten
Berg-Einsteigern und -Profis Hunderte ausgewiesene Wanderwege in al-
len Schwierigkeitsgraden. Von Familienausflügen zu nah gelegenen Almen
über Bergtouren mit Bergbahnunterstützung bis hin zu anspruchsvollen
Wanderungen in hohen Lagen ist alles möglich. 1.500 Kilometer voralpine
Wanderwege, 60 Almen und 50 Berggipfel sprechen für sich! Mehr Infor-
mationen gibt es unter: www.chiemsee-alpenland.de
Rosen-heim Der Turm der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus ist das
Wahrzeichen von Rosenheim.
Das Wendelsteinkircherl, Deutschlands
höchstgelegene Kirche. Hier kann man
sogar heiraten!
Wanderer unterhalb der Kampen-
wand, dem Wahrzeichen der
Chiemgauer Alpen.
Nicht umsonst heißt es von der Stadt mit
dem atemberaubenden Alpenpanorama:
Leben und arbeiten, wo andere Urlaub
machen. Die weißblaue Bilderbuchland-
schaft zwischen Chiemsee und Wendel-
stein begeistert mit südlichem Flair und
alpenländischem Charme.
44 45BAU E N
Kompetenz vor Ort – immer in Ihrer Nähe
Gut, wenn ein Ansprechpartner immer in der Nähe ist. Noch besser, wenn er die regionalen Gegebenheiten kennt. Am besten aber ist es, wenn bei ihm alle Fäden zusammenlaufen und er kompetent all Ihre Fragen beantworten kann. Unser Niederlassungsnetz macht’s möglich! www.goldbeck.de
Lob oder Anregungen,
Kommentare oder Kritik?
Ihre Meinung ist uns wich-
tig! Schreiben Sie uns an:
Wir sind guten Mutes,
dass auch die nächste
Ausgabe der „bau|zeit“
wieder viel Spannendes
bereithalten wird – und
nehmen dies auch gleich
als Anstoß für unser kommendes Titelthema:
„Mut“. Mut, neue Märkte zu erobern, mutige Ar-
chitektur oder die gesellschaftliche Relevanz von
Mut: Es gibt viele Perspektiven zu entdecken!
Birmingham
Karlsruhe
Hamburg
Kiel
Bremen
Hannover
Magdeburg
BerlinMünster
Bielefeld
Düsseldorf
BochumHamm
KölnKassel
Erfurt
Leipzig
Dresden
Koblenz SuhlPlauen
FrankfurtMannheim
Nürnberg
Stuttgart
Regensburg
Ulm
München
Rosenheim
Rostock
Kutná Hora
Tovačov
Krakau
Posen
St. GallenBregenz
SalzburgBratislava
Wien
Linz
Prag
Bodensee
Arnheim
GießenRakowice Małe Łódź
Toruń
Passend zu unserem Leitthema zeigt das Glossar,
wie sich Systeme in den unterschiedlichsten Be-
reichen wiederfinden. Sowohl Werkstoffe als auch
Druck- und Berechnungsverfahren können erst
durch das Zusammenspiel einzelner Elemente ein
funktionierendes System darstellen.
GL
OSS
AR
TextilbetonAlttextilen in Beton? Keineswegs! Der Verbundwerkstoff Textilbeton vereint Beton und
textile Fasern aus ganz unterschiedlichen Materialien wie etwa Carbon oder Glas. Dabei
wird die sonst übliche Stahlbewehrung des Betons durch Fasermatten ersetzt. Das Er-
gebnis vereint die positiven Eigenschaften beider Materialien, ist sowohl druck- als auch
hoch zugfest und zudem deutlich leichter als Stahlbeton. Korrosion? Bei Textilbeton kein
Thema. Zum Einsatz kommt der Hochleistungswerkstoff immer dann, wenn besonders
schlanke und vor allem langlebige Bauteile gefragt sind.
Additives FertigungsverfahrenSagt Ihnen nichts? Kein Wunder, denn landläufig wird das Verfahren meist als „3-D-Druck“
bezeichnet. Der Begriff fasst verschiedene Methoden zusammen, bei denen das Werkstück
schichtweise durch das Hinzufügen eines Materials hergestellt wird – im Gegensatz zu
subtraktiven Fertigungsverfahren wie Fräsen, Drehen oder Bohren, bei denen Material
abgetragen wird. Das Verfahren funktioniert mit Kunststoffen ebenso wie mit Metallen,
die Anwendungsgebiete liegen zum Beispiel im Maschinenbau und in der Medizintechnik.
Inverse KinematikLateiner vor! Hier sagt die Übersetzung schon alles: „invers“ bedeutet „umgekehrt“, „Kine-
matik“ ist laut Duden die Lehre von den Bewegungen. Die Zusammensetzung beschreibt
ein Verfahren, mit dem eine Bewegungskette rückläufig berechnet wird, ausgehend
von ihrem letzten Glied. Bei einem menschlichen Arm hieße das: Die Hand nimmt eine
bestimmte Position ein und Ellenbogen und Schulter richten sich automatisch danach.
Die dafür notwendigen Bewegungen der Gelenke werden über die inverse Kinematik
berechnet – zum Beispiel auch bei der Steuerung von Roboterarmen.
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