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6 - Fahnenjunkerschule Posen

Date post: 17-Oct-2015
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P O S E N Im Jahre 968 wurde ein von Magdeburg abhängiges Bistum Posen gegründet. Im 10. Jahrhundert  war P osen eine größere Siedlung auf dem rechten, ostwärtigen W arthe - Ufer . Bedeu tsam ist das J ahr 1253, zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Neugründung der Stadt zu Magdeburger Recht auf dem linken Warthe - Ufer mit einem großzügig angelegten Marktplatz und dem Straßennetz, das dem deutschen Kolonialschema folgte. Die Gründungsurkunde der Stadt weist aus, dass der Vogt To- mas von Guben das Recht erhalten habe, die Stadt zu deutschem Recht zu besetzen und deutsche Siedler (in der Urkunde < eutonici< genannt) zu diesem Zweck heranzuholen. Posen wurde bald Hansestadt. Das 16. Jh. war die Blütezeit der Stadt, von der Werke des großen Nürnberger Bildhauers Veit Stoß und die Grabplatten seines Landsmannes Peter Vischer im alten Dom ebenso zeugen wie das nach dem großen Stadtbrand 1536 im Renaissancestil wieder aufge- baute Rathaus. Mit dem Sieg der Gegenrevolution in Polen ging die deutsche Führung der Stadt verloren. 1793 kam durch die zweite Polnische eilung Posen an Preußen, in mehreren Schüben setzte wieder der Zustrom deutscher Siedler ein. Berühmt geworden ist der Zug der Einwanderer aus dem Raume Bamberg in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Daran erinner t ein Denkmal >Wa sserträgerin in Bam- berger racht< in der Altstadt Posens . Ein neuer dynamischer Aufschwung begann mit der Bahnverbindung nach Berlin 1870 und nach der Anbindung an die Ostbahn 1879. Posen wurde Handels-, V erkehrs- und V erwaltungszentrum. Nach dem A briss der ausgedehnten Befestigungsanlagen entstanden um die Jahrhundertwende die prachtvollen Bauten wie die Königliche A kademie, das K önigliche Residenzschloss, das Teater und das Kaiser-Friedrich-Museum. Breite Straßen mit vornehmen Patrizierhäusern belebten das Stadtbild. Denkmäler von Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und von Bismarck erf reuten die Bürger. Stolz fuhr man mit der neuen Straßenbahn und anierte über den alten Markt mit Hauptwache, kurzum - ein Flair von Berliner Leben und reiben lag über dieser heiteren Stadt, die 1910 über 65.000 deutsche Einwohner zählte. Große Militärs lebten in dieser Stadt. Paul von Hindenburg- Beneckendor, General und Heerführer im 1. Weltkrieg und späterer Reichspräsident in der Wei- marer Republik wurde 1847 in Posen geboren. Generalfeldmarschall Graf Neidhardt von Gneisenau starb 1831 während des polnischen Aufstandes an der Cholera in Posen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Posen schon Ende 1918 von den polnischen Aufständischen der Novemberrevolte übernommen. ausende von Deutschen verließen nach andauernden Querelen ihre nun polnisch gewordene Heimatstadt. Von 1939-1945 Hauptstadt des Reichsgau Wartheland; ca. 270.000 Einwohner; Sitz vieler Be- hörden, Dienst- und Verwaltungsstellen, hatte P osen auch einen Ruf als bedeutende Industriestadt; Maschinen-, Lokomotiven- und Holzindustrie bestimmten das Wirtschaftsleben. Posen wurde Mitte Januar 1945 zur Festungsstadt erklärt und nach heftigen Kämpfen Ende Februar 1945 von der Roten Armee eingenommen. Heute hat Posen ca. 570.000 Einwohner. Quelle: Heinz Csallener: <Zwischen Weichsel und Warthe< , Podzun-Verlag 1989 179
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  • P O S E N

    Im Jahre 968 wurde ein von Magdeburg abhngiges Bistum Posen gegrndet. Im 10. Jahrhundert war Posen eine grere Siedlung auf dem rechten, ostwrtigen Warthe - Ufer. Bedeutsam ist das Jahr 1253, zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Neugrndung der Stadt zu Magdeburger Recht auf dem linken Warthe - Ufer mit einem grozgig angelegten Marktplatz und dem Straennetz, das dem deutschen Kolonialschema folgte. Die Grndungsurkunde der Stadt weist aus, dass der Vogt Tho-mas von Guben das Recht erhalten habe, die Stadt zu deutschem Recht zu besetzen und deutsche Siedler (in der Urkunde < Teutonici< genannt) zu diesem Zweck heranzuholen.

    Posen wurde bald Hansestadt. Das 16. Jh. war die Bltezeit der Stadt, von der Werke des groen Nrnberger Bildhauers Veit Sto und die Grabplatten seines Landsmannes Peter Vischer im alten Dom ebenso zeugen wie das nach dem groen Stadtbrand 1536 im Renaissancestil wieder aufge-baute Rathaus.

    Mit dem Sieg der Gegenrevolution in Polen ging die deutsche Fhrung der Stadt verloren. 1793 kam durch die zweite Polnische Teilung Posen an Preuen, in mehreren Schben setzte wieder der Zustrom deutscher Siedler ein. Berhmt geworden ist der Zug der Einwanderer aus dem Raume Bamberg in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Daran erinnert ein Denkmal >Wassertrgerin in Bam-berger Tracht< in der Altstadt Posens.Ein neuer dynamischer Aufschwung begann mit der Bahnverbindung nach Berlin 1870 und nach der Anbindung an die Ostbahn 1879. Posen wurde Handels-, Verkehrs- und Verwaltungszentrum. Nach dem Abriss der ausgedehnten Befestigungsanlagen entstanden um die Jahrhundertwende die prachtvollen Bauten wie die Knigliche Akademie, das Knigliche Residenzschloss, das Theater und das Kaiser-Friedrich-Museum. Breite Straen mit vornehmen Patrizierhusern belebten das Stadtbild. Denkmler von Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und von Bismarck erfreuten die Brger. Stolz fuhr man mit der neuen Straenbahn und flanierte ber den alten Markt mit Hauptwache, kurzum - ein Flair von Berliner Leben und Treiben lag ber dieser heiteren Stadt, die 1910 ber 65.000 deutsche Einwohner zhlte. Groe Militrs lebten in dieser Stadt. Paul von Hindenburg-Beneckendorff, General und Heerfhrer im 1. Weltkrieg und spterer Reichsprsident in der Wei-marer Republik wurde 1847 in Posen geboren. Generalfeldmarschall Graf Neidhardt von Gneisenau starb 1831 whrend des polnischen Aufstandes an der Cholera in Posen.

    Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Posen schon Ende 1918 von den polnischen Aufstndischen der Novemberrevolte bernommen. Tausende von Deutschen verlieen nach andauernden Querelen ihre nun polnisch gewordene Heimatstadt.

    Von 1939-1945 Hauptstadt des Reichsgau Wartheland; ca. 270.000 Einwohner; Sitz vieler Be-hrden, Dienst- und Verwaltungsstellen, hatte Posen auch einen Ruf als bedeutende Industriestadt; Maschinen-, Lokomotiven- und Holzindustrie bestimmten das Wirtschaftsleben. Posen wurde Mitte Januar 1945 zur Festungsstadt erklrt und nach heftigen Kmpfen Ende Februar 1945 von der Roten Armee eingenommen.

    Heute hat Posen ca. 570.000 Einwohner.Quelle: Heinz Csallener:

  • Das alte Rathaus in Posen

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  • Wappen der Stadt Posen

    Stadtansichten von Posen

    Den ersten Bahnhof in Posen hatte die Stargard-Posener-Eisenbahn 1848 erbaut, doch bald erwies er sich als zu klein, um die vielen neuen Bahnlinien aufzunehmen, die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden. So errichtete man auf demselben Platz 1882 den weitrumigen Haupt-bahnhof, um der Rolle Posens als Eisenbahnknotenpunkt gerecht zu werden.

    Quelle: Heinz Csallner > Zwischen Weichsel und Warthe

  • Das ehemalige Knigliche Schloss in Posen

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  • Das Posener Stadttheater wurde 1910 durch Prof. Littmann - den Schpfer des Hoftheaters in Wei-mar, des Berliner Schiller-Theaters und des Prinzregententheaters in Mnchen - errichtet

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  • Das Gauschulungshaus der N.S.D.A.P. ganz im Stil nationalsozialistischer Prunkbauten errichtet. Erst Gebude der Kniglich Preuischen Ansiedlungskommission (nrdlich des Schlosses), dann residierte dort das stellvertretende Generalkommando. Davor die Groe Berliner Strae mit dem Straenbahnwagen der Linie 2.

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  • Auf dem Weg in die Vorlesung. An der Posener Universitt waren im Jahr 1937 ber 5000 Studie-rende eingetragen, die Zahl stieg in den folgenden Jahren weiter an.

    Der Oberschlesische Turm, ursprnglich im Jahre 1911 zur Landesausstellung konzipiert, aus der sich dann allmhlich die Posener Messe als stndige Einrichtung entwickelte, wurde bald zu einem Wahrzeichen des Messezentrums.

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  • Posen, eine Stadt mit politischer, kultureller und wirtschaftlicher Bedeutung.

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  • Unverkennbar auch die Bedeutung Posens fr die katholische Kirche. Der Dom wurde die Haupt-kirche des Erzbistums Posen. Die evangelische Kreuzkirche, unmittelbar an der Warthe gelegen, vielen Posener noch in unvergesslicher Erinnerung durch die erstklassigen Kirchenkonzerte.

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  • Hotel MONOPOL und Hotel OSTLAND waren beliebte Trepunkte von Lehrozieren und Fahnenjunkern der Schule V.

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  • Schule V fr Fahnenjunkerder Infanterie Posen

    Lehrgang 17 COktober 1944 bis Februar 1945

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  • Die Lehroffiziere der Schule Vfr Fahnenjunker der Infanteriein Posen

    Oktober 1944

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  • Kommandeur der Schule Vfr Fahnenjunker der Infanteriein Posen

    Kommandant der Festung Posenvom 31. Januar bis 23. Februar 1945

    * 24.11.1902 - + 23.02.1945

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  • Schule V fr Fahnenjunkerder Infanterie Posen1944 / 1945

    EichenlaubtrgerMajor Heinz-Martin Ewert

    Kdr. Lehrgruppe II+ 15.11.1980(Foto: 1965)

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  • Schule V fr Fahnenjunker der Infanterie6. Inspektion, IV. AbteilungLehrgang 17 C, Oktober 1944

    Abteilungsfhrer: OLt Georg Haschke, Glatz / Schlesien* 07.05.1920 - gef. Februar 1945 im Raum Posen

    amtlich: vermisst

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  • Schule V fr Fahnenjunker der Infanterie6. Inspektion, III. AbteilungLehrgang 17 C, Oktober 1944

    Abteilungsfhrer Oberleutnant der Res.Heinrich Lohse* 27.05.1912+ 21.11.2003

    1945 Kompaniefhrer Einheit Lohse

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  • Schule V fr Fahnenjunker der InfanterieVier Abt.-Fhrer der 6. InspektionSommer 1944bei einer bung im Warthelager

    v.l.n.r.: OLt Lohse, OLt v. Steuben, OLt Foerster und OLt Clausnitzer

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  • Teilansicht des Ozierskasinos der Schule V in Posen-Kuhndorf

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  • Schule V fr Fahnenjunker der Infanterie. Teil IIDie Inspektionen

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  • Auf dem Exerzierplatz der Kuhndorf-KaserneBei einer Ritterkreuz-Verleihung

    In der Mitte Fhj.-Ofw G. Scholz7. Inspektion, II. Abt., gef. Ende Januar 1945

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  • Die Festung Posen

    Historisch gesehen, wurde die preuische Festung Posen als Festung I. Klasse im Laufe des 19. Jh. errichtet. Sie bestand aus 18 Auenbefestigungen (9 Forts und 9 Zwischenwerke), 4 Innenforts und der auf einer Anhhe liegenden, die Stadt beherrschenden Zitadelle, dem so genannten Kernwerk, das in den Jahren 1829-1869 erbaut wurde. Es war ein in der Form eines Fnfecks angelegtes Boll-werk von 3 km Umfang, mit einem fast 100 Hektar groen Innenhof. Initiator des Festungsbaues war der preuische General Karl von Grolman, der seit 1815 den Generalstab organisierte und von 1832-1835 Kommandierender General in Posen war.

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  • In den Auenbezirken - rund um Posen - waren ebenfalls verschiedene Kasernen errichtet worden. Mittelpunkt der soldatischen Ausbildung war das riesige Exerzierfeld im Truppenbungsplatz War-thelager, dem grten Truppenbungsplatz der Provinz Posen.

    Quelle: Heinz Csallner: Zwischen Weichsel und Warthe, Podzun-Verlag

    Posen und seine Fortsin der Mitte das Kernwerk

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  • 202 203

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  • Lehrgangsteilnehmerder Schule V fr Fahnenjunker der Infanterieder 6. Inspektion in der Lehrgruppe II in PosenLehrgang 17 C (Oktober 1944 bis Januar 1945)

    Amreich, Erwin 10.10.1925 IV. Abt. gef.Anklam, Heinz-Joachim 10.01.1926 I. Abt.Antons, Mathias 18.10.1913 I. Abt.Bartel, Hermann 20.06.1925 ? verm.Bartsch, Johannes 02.04.1915 III. Abt. verm.Baumbach Otto 10.03.1926 I. Abt. gef.Berger, Hans 16.06.1925 II, Abt.Bertram, Hans-Ulrich 27.10.1924 I. Abt.Binder, Franz 06.07.1925 III. Abt.Boluminski, Leo 30.07.1914 IV. Abt.Bornhuser, Rolf 02.03.1925 IV. Abt. gef.Brhler, Werner 18.04.1925 IV. Abt.Bruch, Walter 19.06.1925 I. Abt. gef.Bruder, Wolfgang, Dr. 08.05.1925 I. Abt.Chilla, Alfred 05.08.1915 I. Abt. gef.Churs, Herbert 07.03.1915 II. Abt.Dahllke, Heinz 28.07.1912 II. Abt.Dabler, Harry 29.11.1925 III. Abt.Dibborn, Hans-Werner 24.02.1924 I. Abt.Dollinger, Walter 24.06.1925 I. Abt. gef.Dommaschk, Hans 05.04.1924 II. Abt.Druschel, Nikolaus 13.10.1925 I. Abt.Estermann, Hermann 16.11.1924 I. Abt.Falke, Heinrich 21.05.1915 I. Abt.Ferdinand, Anton 03.11.1925 IV. Abt. verm.Flinkow, Karl-Heinz 03.04.1925 III. Abt.Franzke, Horst 02.03.1925 IV. Abt. verm.Freddrich, Gnther 20.07.1925 II. Abt.Funk, Wilhelm 21.05.1916 III. Abt. verm.Gdckens, Ernst 12.04.1914 II. Abt.Galle, Karl-Heinz 21.12.1924 III. Abt.Graf, Oskar 26.03.1919 III. Abt. verm.Greve, Walter 13.05.1921 I. Abt.Griebstein, Otto 25.01.1926 II. Abt. gef.Gromoll, Paul 07.12.1913 IV. Abt.Gro, Heinz 10.01.1918 III. Abt. verm.Gruber, Kurt 26.05.1924 II. Abt.Hahn, Gnter 19.01.1915 II. Abt.Hanand, Heinz 10.04.1925 II. Abt.Hecht, Heinz 17.07.1920 I. Abt.Hefner, Otto 06.07.1915 I. Abt. ?

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  • Lehrgangsteilnehmerder Schule V fr Fahnenjunker der Infanterieder 6. Inspektion in der Lehrgruppe II in PosenLehrgang 17 C (Oktober 1944 bis Januar 1945)

    Heine, Werner 01.08.1923 I. Abt. ?Heinze, Ernst-August 22.11.1925 II. Abt. gef.Hentschel, Erich 04.06.1914 III. Abt.Hentschel, Herbert 28.03.1916 II. Abt.Hierl, Walter 20.10.1925 IV. Abt. verm.Hils, Willy 10.11.1925 IV. Abt. gef.Hirsch, Johann 28.06.1912 III. Abt.Hrstgen, Wilhelm 11.11.1915 III. Abt.Homberg, Wolfgang 25.01.1925 I. Abt.Huckenbeck, Julius 31.12.1915 I. Abt. verm.Httinger, Ernst 25.12.1925 IV. Abt. gef.Httner, Herbert 02.12.1925 IV. Abt. gef.Jahn, Alfred 15.08.1925 Ill. Abt.Joosten, Heinrich 13.02.1910 III. Abt. verm.Kaiser, Hubert 03.09.1914 ?Kaufmann, Wilhelm 25.01.1919 II. Abt.Kiehl, Gustav 18.12.1921 I. Abt.Kirchner, Alfons 29.09.1925 IV. Abt. gef.Kirsch, Karl-Heinz 13.11.1925 II. Abt.Klaas, Hans 20.07.1925 IV. Abt.Klingebiel, Albert 01.12.1920 ll. Abt.Krause, Fritz 12.10.1925 l. Abt.Kretzer, Hans-Joachim 12.06.1924 I. Abt.Krippner, Helmut 23.07.1925 IV. Abt. gef.Krmmelbein, Otto 23.07.1916 II. Abt.Kubitzek, Harry 22.02.1925 IV. Abt.Kuck, Hubert 13.04.1925 I. Abt.Khrt, Gerhard 08.11.1925 III. Abt.Kunzmann, Gnter 09.06.1925 III. Abt. verm.Laske, Max 23.09.1914 I. Abt. ?Ludwig, Alfred 30.11.1913 ?Lueg, Willi 23.04.1912 III. Abt.Maikowski, Heinz 27.02.1925 I. Abt.Mattha, Walter 16.11.1914 I. Abt. gef.Menche, Hans 14.09.1913 I. Abt.Mikusch, Erwin 11.04.1924 I. Abt.Mittendorf, Walter 22.01.1915 IV. Abt. verm.Mller, Eberhard 23,12.1925 III. Abt. verm.Mnnikes, Friedrich 24.04.1915 III. Abt.Molitor, Ernst-Gnter 10.05.1925 II. Abt.Moser, Johann 13.06.1925 II. Abt.

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  • Lehrgangsteilnehmerder Schule V fr Fahnenjunker der Infanterieder 6. Inspektion in der Lehrgruppe II in PosenLehrgang 17 C (Oktober 1944 bis Januar 1945)

    Mssig, Edgar 30.03.1925 III. Abt.Nageler, Wilfried 28.10.1924 II. Abt.Nickels, Claus-Heinz 31.12.1924 II. Abt. gef.Nikolay, Artur 21.10.1911 II. Abt. gef.Pkel, Karl 23.06.1912 I. Abt.Pauer, Bernhard 29.12.1924 I. Abt.Pger, Alfred 23.07.1925 III. Abt.Pnisch. Konrad 02.04.1925 III. Abt.Prschmann, Ernst 24.07.1914 IV. Abt. gef.Poppinga, Uwe 12.08.1925 I. Abt. gef.Prussek, Gnther 03.09.1925 II. Abt.Qualmann, Udo 16.01.1925 I. Abt. gef. (Vorname Gnther ?)Reh, Paul 18.10.1916 II. Abt.Roos, Waldemar 28.10.1925 IV. Abt.Rooy, Bernhard de 06.04.1915 IV, Abt. gef.Rose, Gnter 05.10.1925 IV. Abt.Ross, ? (Fw.) Ostpr. 1925 IV. Abt. (erschoss sich bei der Ge- fangennahme)Rudlo, Wolfgang 29.01.1925 II. Abt. gef.Snger, Hermann 20.12.1919 IV. Abt. gef. (Raum Oder)Scheuerlein, Karl 28.11.1915 IV. Abt. verm.Scheufens, Jakob 16.06.1915 III. Abt.Schmidt, Gottfried 23.07.1925 IV. Abt.Schmidt, Lothar 29.09.1925 IV. Abt.Schmidt, ? ? III. Abt.Schneider, Otto 16.05.1925 ? gef.Schrder, Albrecht 30.11.1925 IV. Abt.Schulze, Rolf 21.02.1925 IV. Abt.Schwarz, Georg 24.03.1915 III. Abt.Serin, Richard 05.03.1925 III. Abt.Seimer, Gerhard 15.10.1925 I. Abt. gef.Sesselmann, Albin 18.06.1925 III. Abt.Silwedel, Adolf-Ernst 05.01.1913 II. Abt.Spiegel, Karl von 24.02.1925 I. Abt. verm.Spieler, Kurt 07.05.1925 I. Abt.Stadler, Hermann 03.10.1925 III. Abt. verm.Stransky, Eduard Ritter v. 03.04.1925 I. AbteilungStruick, Ludwig 12.01.1925 II. Abt.Tattenberger, Anton 03.12.1914 IV. Abt.Thiel, Peter 02.12.1914 IV. Abt.Thieme, Albert 27.10.1915 II. Abt.

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  • Lehrgangsteilnehmerder Schule V fr Fahnenjunker der Infanterieder 6. Inspektion in der Lehrgruppe II in PosenLehrgang 17 C (Oktober 1944 bis Januar 1945)

    Triphahn, Ulrich 09.05.1919 II. Abt.Vaders, Alfred 17.03.1925 IV. Abt. gef.Vogel, Kurt 30.09.1913 ?Volkmer, Johannes 23.04.1925 III. Abt.Vollbrecht, Hermann 17.06.1917 II. Abt.Volz, Wilhelm 02.07.1911 IV. Abt. gef.Weigert, Alois 09.12.1912 IV. Abt.Wilhelm, Herbert 08.01.1925 III. Abt. gef.Wilke, Helmut 22.01.1913 IV. Abt. in Gef. verm. ?Willms, Sibo 21.11.1913 I. Abt. verm.Winkelmann, Hugo 05.01.1926 I. Abt.Witt, Kurt 17.06.1916 II. Abt.Zallmanzig, Gustav 24.05.1912 II. Abt.Zembok, Gottfried 07.09.1923 ?Zimmermann, Josef 26.03.1925 I. Abt.Zimmermann, Heinrich 03.05.1916 II. Abt. gef.

    Nachtrge

    Krger, ? I. Abt.Klein, Karl 07.11.1921 III. Abt.Lissowski, Heinz ? IV, Abt. verm. in GraudenzNeitzel, Otto 03.10.1925 III. Abt.Ohletz, Karl 23.06.1912 I. Abt.Rinder, ? ? III. Abt.Roeske, Ulrich 07.12.1925 II. Abt. verm.Rssig, Ernst 25.05.1916 I. Abt.Schlosser, Albert 14.01.1922 II. Abt.

    Lehroziere

    Inspektions-Chef Hauptmann Hans HermannnTaktiklehrer Hauptmann Josef Schaner, verm.Abt.-Ltr. I Hauptmann Franz Prasser, gef.Abt.-Ltr. II Hauptmann Erich Clausnitzer, gef.Abt.-Ltr. III Oberleutnant d. Res. Heinrich LohseAbt.-Ltr. IV Oberleutnant Georg Haschke, gef.

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  • Lehrgangsteilnehmerder IV. Abteilung in der 6. Inspektionder Lehrgruppe II der Schule V fr Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 C (Oktober 1944 bis Januar 1945)Abteilungsfhrer Olt Georg Haschke (gef.Febr.1945)

    Amreich, Erwin 10.10.1925 gef. am 29.01.1945, bestattet in Po- sen-MilostowoBoluminski, Leo 30.07.1914 gest. 1977 in CelleBornhuser, Rolf 02.03.1925 gef. in PosenBrhler, Werner 18.04.1925 lebt in Bendorf-SaynFerdinand, Anton 0311.1925 verm. in Posen seit 23.02.1945 (im Kernwerk)Franzke, Horst 02.03.1925 verm in PosenGromoll, Paul 07.12.1913 gest. 08.10.1997 in BerlinHierl, Walter 20.10.1925 verm. in PosenHils, Willy 10.11.1925 gef. am 27.01.1945 in PosenHttinger, Ernst 25.12.1925 gef. in PosenHttner, Herbert 02.12.1925 gef. 29.01.1945 in Posen, bestattet in Posen- MilowstowoKirchner, Alfons 29.09. 1925 gef. in PosenKlaas, Hans 20.07.1925 lebt in IserlohnKrippner, Helmut 23.07.1925 gef. in PosenKubitzek, Harry 22.02.1925 lebt in DormagenPrschmann, Ernst 24.07.1914 gef. In PosenMittendorf, Walter 22.01.1915 verm. in PosenRoos, Waldemar 28.10.1925 lebt in Neunburg vorm WaldRooy de, Bernhard 06.06.1915 gef. in PosenRose, Gnter 05.10.1925 gest. 1988 in Walsrode (Harz)Ross, ? 1925 hat sich bei der Gefangennahme a.d.Oder erschossenSnger, Hermann 20.02.1919 gef. auf dem Weg zur OderScheuerlein, Karl 28.11.1915 verm. in PosenSchmidt, Gottfried 23.07.1925 lebt in Wiehl - BielsteinSchmidt, Lothar 29.09.1925 lebt in Homburg (Saar)Schrder, Albrecht 30.11.1925 gest. 1989 in Wolfsburg - Fallersle- benSchulze, Rolf 21.02.1925 lebt in Magdeburg Tattenberger, Anton 03.12.1914 gest. 1978 in Rappach, NiederbayernThiel, Peter 02.12.1914 gest. 1990 in Vlklingen-Luisenthal (Saar)Vaders, Alfred 17.03.1925 gef. in Posen im Jan./Feb. 1945Volz, Wilhelm 02.07.1911 gef. in PosenWeigert, Alois 09.12.1912 gest. 1953 in Ingolstadt (Abteilungsltester)Wilke, Helmut 22.01.1913 verm. in russ. GefangenschaftLissowski, Heinz ca. 1920 verm. in Graudenz (nach Abstellung aus Posen)

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  • Die militrische Gesamtlage im Sommer bis Herbst 1944kurz skizziert

    Im Sden, in Italien, war Rom im Juni von den Alliierten besetzt worden. Die deutschen Trup-pen waren auf dem Rckzug in Richtung Norden. Am 22. Juni begann die Invasion der Alliierten in der Normandie. Mit ihr erfolgte ein Einbruch in die Westfront, dem wir nicht viel entgegen- setzen konnten. Der Widerstand zerbrach nach einigen Tagen, und unsere Gegenste brachten nur kurzzeitige Erfolge. Am 20. Juli erfolgte ein Bombenattentat auf Hitler in der Wolfsschanze in Ostpreuen durch Oberst Claus Schenk Graf von Stauenberg, aber Hitler berlebte dabei. Im Mittelabschnitt der Ostfront wurde eine erfolgreiche Oensive der Russen gestartet.

    An der Nordfront wird eine russische Oensive in Richtung Baltikum gefhrt. Der Warschauer Aufstand durch die Polen wird niedergeschlagen. Bulgarien,unser Verbndeter, erklrt seine Neu-tralitt. Sowjetische Verbnde stoen bis zur jugoslawischen Grenze vor. Rumnien erklrt unserem verbndeten Ungarn aufDruck der Russen den Krieg. Die Finnen fordern den Abzug deutscher Truppen aus ihren Gebieten. Generalstreik in Dnemark. Rckzug der deutschen Armeen aus Griechenland, schwere und verlustreiche Rckzugskmpfe in Rumnien. Am 25. August 1944 zieht General De Gaulle ins befreite Paris ein.

    Die tglichen und nchtlichen Angrie der Bombengeschwader der alliierten Luftstreitkrfte auf deutsche Stdte und Industrieanlagen nehmen immer mehr zu, ebenso die Anzahl der Ziviltoten.

    Schule V fr Fahnenjunkerder Infanterie Posen1944 / 1945

    Am 01. Oktober 1944 wurde ich zur Fahnenjunkerschule V der Infanterie nach Posen komman-diert. Hier in Posen, der grten Stadt im Reichsgau Wartheland, die seit dem Ende des ersten Weltkrieges durch den Versailler Vertrag Polen zugesprochen wurde, und 1939 zum deutschen Reich zurckkam, waren ca. 1200 - 1500 Fahnenjunker und Oberfhnriche der Infanterie auf zwei Oziersschulen verteilt. Ich kam zur Kuhndorf-Kaserne, die am Stadtrand von Posen in nord-westlicher Richtung lag. Die zweite Schule lag im Warthelager, ca. 10 km nrdlich von Posen in einem groen Waldgebiet. Gegenber dem Warthelager lag der Ort Treskau. Hier war eine SS - Junkerschule mit zwei Bataillonen aus Braunschweig stationiert.

    Von unserer ehemaligen Jurkschen Ausbildungsabteilung kamen wir nach erfolgter Frontbe-whrung, bzw. nach Ausheilung leichterer Verwundungen, mit 10 Kameraden in den ersten Tagen des Oktobers 1944 - teilweise getrennt per Eisenbahn - in Posen an:

    Walter Bruch, EssenWilli Hils, PaderbornHerbert Httner, Pfrentsch (Oberpfalz)Theo Neumann, EssenErnst-August Heinze, DuisburgSepp Wei, Vielsek, (Oberpfalz)Franz Wirsich, DuisburgHerbert Wanner, Pcking

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  • Kurt Heinz, Ilmenau, (Thringen)Werner Brhler, Witten

    Vorweggenommen: Nur die drei Letztgenannten berlebten nach fnfjhriger russischer Ge- fangenschaft den Krieg, alle anderen sind im Raume Posen gefallen bzw. bis heute noch vermisst.

    Die Kuhndorf-Kaserne war ein sehr groer Kasernenkomplex lterer Bauart, wo in frheren Zeiten bereits polnische Oziere ausgebildet wurden. Die dreigeschossigen Gebude und das nhere Um-feld machten keinen gepegten Eindruck, was sich kurze Zeit spter auf den uns zugewiesenen Stuben noch verstrkte. Unser Kasernenblock lag gleich links von der Hauptwache als zweites Ge-bude.

    Es war die 6. Inspektion, die einer Kopfstrke von ca. 150 Soldaten entsprach. Auf meiner Stube waren wir mit 8 Soldaten untergebracht. Die Altergruppierungen waren sehr gemischt. Von be-whrten Berufssoldaten in Unteroziers-Dienstrngen bis zum Stabsfeldwebel, Alter so um 30 - 35 Lebensjahre, bis zu uns, den jngeren Fahnenjunker-Unterozieren, die gerade so wie ich, 19 Jahre alt waren.

    Chef unserer 6. Inspektion war Hauptmann Hans Herrmann, ein gebrtiger Ostpreue, der spter in den 50-60er Jahren Volksschullehrer in Herne NRW war, und dort mit seiner Familie lebte, in den 80er Jahren dann nach Hannover zog. Ich kam zur IV. Abteilung. Abteilungsleiter war Ober-leutnant Georg Haschke, ein Schlesier, der von den Hirschberger Jgern, einer Traditionseinheit des Heeres kam.

    Die 5., 6. 7., und 8. Inspektion unterstanden dem Lehrgruppen-Kommandeur Major Heinz - Mar-tin Ewert, Ritterkreuztrger, spter Eichenlaubtrger, der aus Krefeld stammte.

    Schulkommandeur war Oberst Ernst Erich Gonell, ein in preuischer Pichterfllung erzogener Berufsozier, der nach einer schweren Kopfverwundung vom Fronteinsatz in Russland 1943 zum Kommandeur der Oziersschule V in Posen ernannt wurde. Gonell, wurde anfangs sicher von vielen jngeren Fahnenjunkern idealisiert. Auf ihn wird noch spter nher eingegangen.

    Wir hatten uns eben ein paar Tage im Tagesablauf eingerichtet, die anderen Lehroziere der 6. Inspektion kennen gelernt, als wir zu Ehren des abgestellten Bataillons unserer Schule antreten mussten, das am Warschauer Aufstand unter Major Reck teilgenommen hatte, und nun nach Posen zurckkehrte.

    Den meisten von uns war gar nicht bewusst, dass ein Bataillon unserer Schule dort - neben anderen Einheiten - den militrischen Aufstand der Polen niedergekmpft hatte. ber Einzelheiten des Ein-satzes in Warschau erfuhren wir nichts, zumal die Teilnehmer von Posen zu ihren Ersatzeinheiten zurckkehrten und dort auf andere fr sie bestimmte Aufgaben warteten. Der Dienst auf der Schule war anstrengend und gestaltete sich sehr abwechslungsreich. Neben den militrischen Fchern, wie taktisches Verhalten, Sandkastenspiele als Vorbereitung fr praxisbezogene Aufgabenstellungen, Ge-fechtsbungen und Fhrungsaufgaben im Kompanie- und Zugverband auf dem Truppenbung-splatz Warthelager, Waenkunde und -einsatz, Kartenkunde, Angris- und Verteidigungsbungen, Nahkampfausbildung, Ausbildung zum Zugfhrer, Fhrungspraktiken, Vorgesetztenverhalten, Befehlsgebung, Befehlskontrolle u.a. Sportliche Bettigung gehrten zum wchentlichen Dienst-plan. Reiten, Boxen, Fechten und Leichtathletik. Unterricht im Sanittswesen, Benehmen in der

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  • entlichkeit, Gesellschaftsabende mit Damen, Gedenkfeiern und Konzerte im Ozierskasino, Dichterlesungen, Vortrge von Politikern, Erlebnisbericht eines Filmregisseurs (Paul Homann) ber groe historische Ufa-Filme.

    Literaturlesungen und Musikabende im Ozierskasino wurden durch eigene Abteilungskameraden gestaltet. Man bekam ein Thema vorgegeben und musste dann darber referieren. Zwei Beispiele: Theodor Krner und die Zeit um 1813 oder Ernst-Moritz Arndt und die Freiheitskriege gegen Napoleon. Die Klavierkonzerte unseres Abteilungskameraden Alfons Kirchner aus Oberhausen waren anspruchsvoll und so beliebt, dass er auch fr andere Abteilungen unserer Inspektion, selbst fr die 5. Inspektion, Konzerte gab. Leider ist Alfons Kirchner seit den Kmpfen im Januar 1945 vermisst.

    Viele, meist ltere Schulkameraden, trugen hohe Auszeichnungen, darunter auch der Fahnen-junker - Oberfeldwebel Josef Schreiber, der als einer der wenigen Soldaten des Heeres aus dem Mannschaftsstand das Eichenlaub zum Ritterkreuz erhielt, und Ende Januar 1945 in Posen gefallen bzw. vermisst ist. Ihm zu Ehren erhielt die Bundeswehr-Kaserne in Immendingen (zwischen Gei-singen und Tuttlingen in Baden-Wrttemberg) seinen Namen.

    Schule V fr Fahnenjunkerder Infanterie Posen1944 / 1945

    EichenlaubtrgerOberfeldwebel Josef Schreibervermisst seit dem 24. Januar 1945

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  • Schon in den ersten Wochen wurden wir aufgefordert, durch Eigeninitiative ein Unterhaltungspro-gramm fr die Gesellschaftsabende mit Damen zu kreieren, die meistens in der Posener Universitt stattfanden. Gefragt waren, musisch begabte Leute zu nden, die sich zutrauten, auf einer Bhne zu stehen und den Mut hatten, ihr Knnen zu demonstrieren.

    So grndeten wir ein Gesangstrio:

    Rolf Bornhuser, Karlsruhe, (vermisst Ende Januar 1945)Hermann Snger, Berlin, (gef. Anf. Februar 1945 in der Nhe der Oder)Werner Brhler, Witten,Klavier und Akkordeon: Toni Ferdinand, Gackenbach/Westerwald, (vermisst 23.02.1945)Zither: Toni Tattenberger, Landau / Isar, (gest. 1978)

    Klassische Musik:

    Piano: Alfons Kirchner, Oberhausen, (vermisst Ende Januar 1945)

    Zum Tanzen mieteten wir eine kleine Kapelle, die aus Polen bestand. Diese Musiker kannten fast alle die zu der Zeit gespielten Lieder, Schlager, die Film- und Tanzmusik. Es gab gegenber diesen Polen unsererseits keine Aversionen. Politische Einsse wurden sehr oft beim Militr einfach ig-noriert.

    Einer unserer Kameraden, ein Berufssoldat und Gastwirtssohn, war ein Filou erster Klasse. Er war ein hervorragender Organisator, wie man ihn in solchen Mangelzeiten unbedingt braucht. Er bekam dienstfrei, ging zur Universitt, redete mit allen mglichen Leuten, Professoren und Studen-tinnen, und hatte dann fr den nchsten Abteilungsabend eine Klasse von Medizinstudentinnen als Tischdamen fr uns dienstverpichtet. Fr die Lehroziere unserer Inspektion beschate er ab und zu Sekt, Gegel, Wild und hatte dadurch Dienst - und Narrenfreiheit fr Stadtausgnge. Er war auch ein Charmeur von beachtlichem Format. Es machte ihm nichts aus, die Tischdame eines Abteilungsoziers unserer Inspektion zu becircen, dass er sogar von ihr den Hausschlssel bekam. Dabei war die Dame schon lngere Zeit mit dem Lehrozier bekannt. Im weiteren Verlauf soll es hier lmreife Szenen gegeben haben, die an Shakespeares Fallsta erinnerten.

    Nach kurzer Zeit wurden wir mit unseren Darbietungen so bekannt, dass uns auch andere Ab-teilungen zur Gestaltung ihrer Gesellschaftsabende einluden. Diese Popularitt hatte aber auch zwei Seiten. Einerseits freute sich unser Abteilungsfhrer darber, polierte es doch auch sein Ansehen und das seiner Abteilung auf, andererseits war er mehr der klassischen Musik zugetan, und hob diese Vorliebe besonders stark hervor, teilweise mit persnlich negativen Bemerkungen gegenber unserem Pianisten der leichteren Muse, den er wegen seines Westerwlder Idioms fter als zu ls-sig titulierte. Auf der Schule stand die militrische Ausbildung zur Fhrung eines Zuges bzw. einer Kompanie im Vordergrund. Der theoretische Unterricht und die nachfolgenden Aufgabenstellun-gen verlangten von uns intensive schriftliche Vorbereitungen, die wir teils bis in die Nacht hinein erledigten. Team-Arbeit wrde man heute sagen, war allein schon dadurch notwendig, weil be- stimmte Aufgaben fr bestimmte Funktionen, zum Beispiel Zug- oder Kompaniefhrer zu sein, stndig wechselten. Sinn einer jeden bung ist, dass sie den vorgegebenen theoretischen Erfor-dernissen entspricht, und die Praxis dann nur noch eine Besttigung der Theorie ist. Durch Ge-fechtseinlagen wurden dann die bungsaufgaben noch erschwert, und der jeweilige davon betrof-fene eingeteilte bungsleiter musste sich durch entsprechend neue Befehle darauf einstellen.

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  • Es war uns bekannt, dass ber jeden Lehrgangsteilnehmer Zensuren gegeben wurden, die dann in einer Zwischenbeurteilung fr die weitere Zukunft eine wichtige Funktion ausbten.

    Einige unserer lteren Kameraden, alle so um die 30-35 Jahre alt, erfahrene Frontsoldaten mit teil-weise hohen Auszeichnungen, gab man die Chance Ozier zu werden.

    Das war eine Folge der beraus groen Verluste, die das Heer an der Russlandfront an qualizierten Ozieren hatte. Ein paar dieser Soldaten hatte Probleme, das geforderte Pensum an Lehrsto zu verarbeiten. Sie hatten Schwierigkeiten, den Erwartungen und Anforderungen ihrer Lehroziere zu entsprechen. Wie so oft beim Militr, waren etliche dieser Lehroziere autoritr und arrogant. Als Untergebener war man hier auch der Willkr der Befehlsgeber ausgeliefert.

    ber 20 Teilnehmer unserer 6. Inspektion von 120 wurden bereits in der Zwischenbeurteilung ausgesiebt. Sie erschienen nicht mehr in der Liste der erfolgreichen Absolventen unseres Lehrgangs. Diese Liste liegt mir in Kopie vor. Eine solche Durchfallrate (16,6 Prozent) ist dennoch als relativ normal zu bezeichnen.

    Da ich ber die kleinen Aufmerksamkeiten meines Abteilungskameraden fr die Inspektions-Lehroziere unterrichtet war, der mich ber viele Details informierte, war meine persnliche Ein-stellung gegenber einigen dieser Herren selbst nicht ohne Kritik. Ein Grund dafr lag aber auch in der miserablen Verpegung, die wir auf der Schule in Posen erhielten. Es war die schlechteste Verpegung, die ich bisher whrend meiner ganzen Militrzeit, inklusive des Reichsarbeitsdienstes, der Rekrutenzeit in der Tschechoslowakei, auf der Unteroziersschule in Saarlouis, an der Front in Russland, und beim Ersatztruppenteil in Herford erhalten hatte. Trotz mehrfacher Beschwerden von etlichen Fahnenjunkern, nderte sich daran in Posen nichts.

    Bei unseren wchentlichen bungen im Warthelager bekam ich als Prfungs- und Durchfh-rungsaufgabe den Auftrag: Einbruch in eine feindliche Stellung und Organisation der Verteidigung. Abteilungskameraden bernahmen dabei Fhrungsaufgaben und wurden von mir in ihre Gefecht-spositionen und in die Ausgangsstellung eingewiesen. Im Gelnde kontrollierte der Lehrozier die von mir gegebenen Befehle und deren Ausfhrung. Dabei kritisierte er auch ein paar kleinere Fehler, die praktisch bei einer Gruppenbung kaum zu vermeiden sind. Noch whrend der bung lie ich mir von meinen vorher eingewiesenen Kameraden die von H. erwhnten Kritikpunkte nennen, um sie in meiner Schlussbesprechung mit zu verwerten. Somit hatte er keine Mglichkeit noch zustz-liche Fehler anzufhren. Der bungszweck war damit erfllt. Gleich am Anfang unserer Gelnde bungen im Warthelager, die immer einen ganzen Tag dauerten, machten wir - whrend der Mit- tagspause - eine kleine Dorfgaststtte im Ort Goldau aus.

    Sie war ber und ber mit Blumen geschmckt. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass eine der Wirt-stchter Hochzeit gefeiert hatte. Unsere ganze Abteilung bekam hier eine gute Eintopfsuppe - ohne Lebensmittelmarken - was damals Seltenheitswert hatte. Wir haben dieses Lokal dann als unser wchentlich mittgliches Pausenquartier nach Absprache und mit Einvernehmen der Wirtsleute ausgewhlt.

    Im Gastraum stand ein Klavier, worauf sich Toni Ferdinand versuchte, aber es war total verstimmt. Eine Tochter des Gastwirts war schon lnger verheiratet, und wie wir im Gesprch hrten, wohnte sie in unmittelbarer Nhe unserer Schule in Kuhndorf. Sie gab uns ein Akkordeon, was auch gleich ausprobiert wurde. Fr unsere Abteilungsabende wollten wir dieses Musikinstrument von Fall zu

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  • Fall ausleihen, was auch zugesagt wurde, nachdem man festgestellt hatte, dass unser Akkordeon-spieler bestens mit dem Instrument vertraut war. Wir wurden um Kontaktaufnahme gebeten, und erhielten die Telefonnummer dieser Familie.

    Ein paar Tage spter, nach telefonischer Anmeldung, wurden wir eingeladen. Das Haus lag in einem Villenviertel in der Nhe unserer Schule. Alles machte einen sehr gepegten Eindruck, das Am-biente geschmackvoll gestaltet. Die Hausfrau begrte uns mit ihrer Freundin, unsere Garderobe nahm eine polnische Hausgehiln ab. Wir hrten, dass der Ehemann von Frau B. zu der Zeit in Frankreich bei der Waen-SS war.

    Es wurde musiziert, gesungen und getanzt. Wir wurden bewirtet, und es entwickelte sich sehr schnell eine freundliche Atmosphre. Wir, Toni Ferdinand, Albrecht Schrder aus Steterburg bei Braunsch-weig, spter in Fallersleben, und ich, hatten vorher vereinbart, dass wir uns hier als echte Kavaliere benehmen, und keiner von uns Vertrautheiten herbeifhrt, die sich negativ auswirken knnten. Daran hielten wir uns auch. fter bekamen wir von den Damen etwas zugesteckt, was unsere Ver-sorgung mit Lebensmitteln aufbesserte. Wechselweise luden wir die beiden Freundinnen auch als Tischdamen fr unsere Gesellschaftsabende ein, nachdem wir vorher unseren Abteilungsfhrer dazu um Genehmigung gebeten hatten. Etwas spter lernten wir auch noch andere Familienmitglieder der Hausfrau kennen, und waren erstaunt ber die Gastlichkeit dieser alten Posener Familie. Die aufrichtige Herzlichkeit unsere Bekanntschaft erfuhr ich dann ein paar Wochen spter.

    Im Dezember 1944 - nach der ersten Zwischenbeurteilung - wurden wir zum Fahnenjunker-Feld-webel befrdert und angewiesen, unsere Oziersuniform beim Schneider zu bestellen. Dafr bentigten wir natrlich Geld, welches wir von unseren Eltern anforderten. Es war am 10. Dezem-ber, als meine Eltern mir schrieben, dass sie das Geld berwiesen htten. Zwei Tage spter unternah-men die Alliierten einen groen Bombenangri auf die Stadt Witten. Ich erhielt zeitverzgert ein paar Tage spter ein Telegramm: Haus total zerstrt, alles verloren, Mutter verletzt.

    Auf der Inspektions-Schreibstube beantragte ich einen Sonderurlaub, wurde aber vom Spie abgewi-esen, der mir sagte, erst msse die Genehmigung des Abteilungsfhrers vorliegen. Dieser verwies mich aber an den Lehrgruppenkommandeur, Major Ewert, der nur allein Urlaubsantrge genehmi-gen knnte. Ich meldete mich daraufhin im Schreibzimmer von Major Ewert an, wurde vorgelassen, trug mein Anliegen vor, und unterstrich dieses durch das erhaltene Telegramm.

    Major Ewert genehmigte mir nach einigen Rckfragen schlielich Urlaub bis zum 01. Januar 1945, 24.00 Uhr.

    Am 22. Dezember traf ich in Witten ein, ging durch die stark zerstrte Innenstadt. berall noch Schwelbrnde und rauchende Trmmer bis zu unserem Haus. Es war bis auf die Grundmauern zer-strt. Auf den Mauerresten am Haustreingang waren Kreidenotizen angebracht. Hier stand, dass meine Eltern noch lebten, jedoch nicht, wo ich sie nden knnte. Nach stundenlangem Suchen fand ich meine Mutter in einem Vorort wieder. Sie war die Letzte, die aus dem brennenden Keller des Hauses gerettet wurde. Es war ein trauriges Wiedersehen. Die gesamte Einrichtung inkl. Wert-gegenstnde, Fotos und Papiere konnten nicht gerettet werden. Innerhalb von Minuten war alles vernichtet. Vielen Brgern, damals sagte man ja Volksgenossen, erging es ebenso. Der Totale Krieg, den Dr. Joseph Goebbels als Reichspropagandaminister schon im Februar 1943 im Berliner Sportpalast ankndigte, hatte Witten jetzt auch erreicht.

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  • In der meinen Eltern von der Stadt zugewiesenen Notwohnung konnte ich nicht bernachten. So fuhr ich jeden Tag mit der Eisenbahn nach Dortmund, wo ich bei Onkel und Tante schlafen konnte. Auch hier waren die bisher eingetretenen Bombenschden an den Zimmereinrichtungen festzustellen, ganz zu schweigen von den gewaltigen groen Lcken in den Straen- und Wohntrak-ten der Dortmunder Innenstadt.

    Mein Vater hatte einige Wochen vorher seine Stellung als Werkschutzleiter im Annener Gussstahl-werk aufgegeben, und wechselte in gleicher Position zum Stahlwerk Ergste bei Schwerte. Er kam nur an den Wochenenden nach Hause. Ich besuchte ihn dort. Seine Einschtzung der Kriegssituation war von groer Skepsis geprgt, die meine Mutter auch teilte. Sie beide machten sich groe Sorgen um meine Zukunft.

    Bei einem Stadtgang in Witten traf ich die Mutter und Schwester meines frheren Arbeitsdienstka-meraden H. Zu meiner groen berraschung erfuhr ich, dass er in Posen auf der Festungsfunkstelle im Kernwerk Dienst tat. Ich nahm ein Pckchen fr ihn mit, und berreichte dieses nach meiner Rckkehr nach Posen. Das war mein einziger persnlicher kurzer Aufenthalt im Kernwerk der Fes-tung Posen.

    Ich unterrichtete meine Eltern, dass wir in Posen im Kreise unserer Freundinnen- Familien und zwei Kameraden geplant hatten, zusammen Sylvester zu feiern. Was sollte ich in dieser recht trostlosen Lage in Witten mit Schlafort in Dortmund? Dieses hin und her mit der Eisenbahn war ja keine wahre Freude.

    So verkrzte ich meinen Urlaub und kam frh morgens am 31. Dezember 1944 in Posen an. Vom Bahnhof rief ich - wie vorher abgesprochen - Frl. W. an, und erfuhr, dass die gesamte Schule V Aus-gehverbot bekommen hatte. Anlass hierzu war -wie ich spter erfuhr - der Gesellschaftsabend einer Oberfhnrich - Abteilung aus dem Warthelager, die in der Mensa der Posener Universitt gefeiert hatten. Es muss da wohl sehr turbulent zugegangen sein, denn es verblieben einige Uniformteile in dem Raum zurck.

    Der Wirt der Mensa verstndigte am nchsten Tage telefonisch die Schule, und geriet an den Ad-jutanten unseres Kommandeurs, Hauptmann von Kalm. Dieser war auer sich. Der Versto wurde geahndet, und die gesamte Schule bekam 10 Tage Ausgehverbot. Lediglich Besucher konnten in-nerhalb des Kasernengelndes fr ein paar Stunden empfangen werden. Das war ein besonders harter Eingri fr die bereits verheirateten lteren Kameraden, deren Frauen sich vorbergehend in Posen aufhielten. Auch sie konnten ihre Ehemnner nur in der Kaserne besuchen. Auch die Lehroziere waren davon betroen. Das Soldatsein hat eben seine besonderen Gesetze, und auch fr angehende Oziere wurden da keine Ausnahmen gemacht.

    Es wre falsch gewesen, htte ich mich sofort nach Rckkehr aus meinem Sonderurlaub in die Ka-serne begeben. Ich wurde sofort bei meinem Anruf eingeladen, den Sylvester und den Neujahrstag in der Familie W. zu feiern. Ich sagte zu, und wir verbrachten einen schnen, ruhigen und harmo-nischen Sylvesterabend. Ein Sohn der Familie befand sich als Soldat in Frankreich, wo die Alliierten gerade ihre Invasion erfolgreich weiterfhrten. Der deutsche Gegenangri, die Ardennenoensive, scheiterte nach anfnglichem Stellungsgewinn bei St. Vith / Bastogne in Belgien. Die Mutter zeigte mir ein Foto ihres Sohnes mit der Bemerkung: Das ist unser lieber Karle. Fr die Mutter war ich so eine Art Ersatzsohn. Ihre besondere Frsorge galt an diesen beiden Tagen mir. Wenn man ein-mal erlebt hat, wie gastfreundlich diese Menschen aus den ehemals deutschen Ostgebieten waren,

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  • ist man fr sein ganzes Leben bereichert.

    Um 24.00 Uhr hrten wir im Deutschlandsender das Erste Bekenntnis, deklamiert von Heinrich George, dem groen deutschen Schauspieler. Alle Anwesenden waren sich bewusst, dass schwere Zeiten auf uns zukamen, und der Krieg in eine entscheidende Phase treten wrde. Von einem Endsieg war keine Rede mehr. Der Sohn Karl kam spter aus dem Krieg schwer verwundet zurck.

    Eine Rezitation aus dem Buch Erstes Bekenntnis von Carl von Clausewitz (1780-1831), deklami-ert von Heinrich George, dem groen deutschen Schauspieler:

    Ich sage mich feierlich los von der leichtsinnigen Hoffnung einer Errettung durch die Hand des Zufalls, von der dumpfen Erwartung der Zukunft, die ein stumpfer Sinn nicht erkennen will, von dem unvernnftigen Misstrauen in die uns von Gott gegebenen Krfte, von der sndhaften Vergessenheit aller Pflichten fr das allgemeine Beste, von der schamlosen Aufopferung aller Ehre des Staates und Volkes aller persnlichen Men-schenwrde. Ich glaube und bekenne, dass ein Volk nichts hher zu achten hat als die Wrde und Freiheit seines Daseins, dass es diese mit dem letzten Blutstropen verteidigen soll, dass es keine heiligere Pflicht zu erfllen, keinem hheren Gesetz zu gehorchen hat, dass der Schandfleck einer feigen Unterwerfung nie zu verwischen ist, dass dieser Gifttropfen in dem Blut eines Volkes in die Nachkommenschaft bergeht und die Kraft spterer Geschlechter lhmen und untergraben wird, dass man die Ehre nur einmal verlieren kann, dass ein Volk unter den meisten Verhltnissen unberwindlich ist, in dem gromtigen Kampf um seine Freiheit, dass selbst der Untergang dieser Freiheit, nach einem blutigen und ehrenvollen Kampfe, die Wie-dergeburt des Volkes sichert und der Kern des Lebens ist, aus dem einst ein neuer Baum die sichere Wurzel schlgt. / Ich erklre und beteuere der Welt und Nachwelt, dass ich die falsche Klugheit die sich der Gefahr entziehen will, fr das Verwerflichste halte, was Furcht und Angst Einflen knnen, dass ich die wildeste Verzweifelung fr weise halten wrde, wenn es uns durchaus versagt wre, mit einem mnnlichen Mute, dass heit mit ruhigem aber festen Entschlusse und klarem Bewusstsein, der Gefahr zu begegnen, dass ich die warnenden Begebenheiten alter und neuer Zeit, die weisen Lehren ganzer Jahrhunderte, die edlen Beispiele berhmter Vlker, nicht in dem Taumel der Angst unserer Tage vergesse und die Weltgeschichte hingbe fr das Blatt einer lgenhaften Zeitung, dass ich mich rein fhle von jeder Selbstsucht, dass ich jeden Gedanken und jedes Gefhl in mir vor allen meinen Mitbrgern mit offener Stirn bekennen darf, dass ich mich nur zu glcklich fhlen wrde in dem herrlichen Kampf um Freiheit und Wrde des Vaterlandes einen glorreichen Untergang zu finden. Verdient dieser Glaube in mir und den mir gleich Gesinnten Verachtung und Hohn? Die Nachwelt entscheide hierber!

    Es gab nach Dienstschluss fr uns auerhalb der Kaserne eigentlich nur wenige Mglichkeiten sich zu entspannen oder gar zu vergngen: 1. Man versuchte in den Posener Gaststtten oder Hotels ein Stammgericht zu ergattern, mglichst o h n e Lebensmittelmarken, da wir als Soldaten ja diese nicht zugeteilt bekamen, denn wir wurden ja vom Staat verpflegt. 2. Da das Theater und die Oper seit September 1944 geschlossen hatten, kam nur ein Kinobesuch in Frage. Dafr musste man sich meistens lngere Zeit an der Kinokasse anstellen, um berhaupt Karten zu bekommen. Wir wechselten uns hierbei ab, oder auch unsere neuen Freundinnen besorgten uns schon einmal die 3 Karten. Wer von zu Hause Lebensmittelmarken zugeschickt bekam, konnte natrlich ein anspruchsvolleres Restaurant oder gar ins Hotel Monopol oder Ostland gehen. Ich hatte hier Glck, dass meine beiden Kameraden F. und Sch. von zu Hause damit fter gut versorgt wurden. So partizipierte ich von den Reichtmern meiner Kameraden.

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  • In diesen Monaten des Krieges wurde fast berall jede Mglichkeit eines Vergngens wahrgenom-men. Man wusste ja nicht, wie lange man noch zu leben hatte. Die Frauen, besonders die unver-heirateten, feierten gerne mit. Die Stdte fielen in Schutt und Asche; jeder wollte seine Zeit nutzen und berleben.Die allgemeine Moral war der Zeit angepasst. Schon ein paar Jahre vorher hatte die Regierung Ferntrauungen gesetzlich geregelt, die das Heiraten auch dann ermglichten, wenn die Partner getrennt waren. Das war zwar kurios, dennoch dem Staate sehr dienlich, weil er seine Soldaten an der Front fr diesen Anlass nicht zu beurlauben brauchte. Schon im I. Weltkriege kannte man diese Art der Trauung.

    Die persnlichen Belastungen der Zivilpersonen wurden neben der alltglichen meist 12-stndigen Arbeit in den Rstungsbetrieben noch durch die stndigen Fliegeralarme Tag und Nacht oftmals un-ertrglich erschwert. Seit Mitte 1944 wurden auch ltere, verheiratete Frauen in Rstungsbetrieben dienstverpflichtet und dafr Mnner zum Kriegsdienst eingezogen. Auch meine Mutter arbeitete -trotz ihrer schweren Nierenkrankheit - einige Monate in einer elektro-technischen Fabrik, bis sie durch die Verletzungen beim Bombenangriff im Dezember 1944 ausschied. Im Umkreis von Posen wurde die Zivilbevlkerung (Deutsche, Polen und Soldaten) zum Ausbau von Befestigungsanlagen und Panzergrben eingesetzt, wobei wir Fahnenjunker auch von betroffen waren.

    Als ich am 01. Januar aus meinem Bombenurlaub in die Kaserne zurckkehrte, war die Geldber-weisung meiner Eltern immer noch nicht angekommen. Neue Stiefel der Marke Riecker, Dienst-mtze, Lederzeug, und Portepee hatte ich bereits gekauft, auch gute Lederhandschuhe. Als meine Bekannte B. davon hrte, erhielt ich von ihr - ohne Quittung - sofort 600 Reichsmark und konnte den Schneider bezahlen.

    In der Schule war die allgemeine Ausgangssperre inzwischen wieder aufgehoben. Wir hatten wieder Kontakt mit unseren Bekannten auerhalb der Kaserne. Die Lage an der Ostfront hatte sich weiter sehr zugespitzt. Am 12. Januar 1945 begann die groe russische Offensive aus dem Brckenkopf Baranow an der Weichsel. Es gab drei Storichtungen: Im Norden die Eroberung Ostpreuens, in der Mitte der Groangriff in Richtung Oder und Berlin und im Sden in Richtung Schlesien. Am 15. Januar erfolgt ein russischer Angriff auf Krakau. Am 17. Januar wird Warschau von den deutschen Truppen gerumt.

    Am gleichen Tage brachten wir drei Kameraden - wie abgesprochen - unsere bereits gepackten Kof-fer zur Weiterbefrderung an die Familie unserer Freundin E. Hier war die ganze Familie versam-melt, und man war voller Skepsis, was sich in den nchsten Tagen ereignen wrde.

    Zwischen dem 18. Und 20. Januar wurde die Mehrzahl der deutschen Zivilbevlkerung aus dem Raume Posen evakuiert. Auch unsere beiden Freundinnen hatten mit einem der letzten Transporte per Eisenbahn Posen verlassen, ebenso die Familie der Freundin B. Kurz vorher hatten wir noch unsere Heimatadressen mitgeteilt, und sie gebeten, unsere Angehrigen zu benachrichtigen.

    Am Morgen des 20. Januars 1945 wurde der Festungsalarm ausgelst. Einen Tag spter wurde der bisherige Kommandant, General Petzel, von General Mattern als Festungskommandant abgelst.

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  • Frontverlauf Mitte Dezember 1944

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  • Der Kampf um Posen Januar - Februar 1945(Kurzfassung)

    Als am Morgen des 12. Januars 1945 die Russen aus dem Brckenkopf Baranowa im Groen Weichselbogen sdlich von Warschau zum Groangri nach Westen, Storichtung Raum Litzmannstadt (Lodz), Leslau antraten, nahm man das noch nicht besonders ernst. Doch die Inten-sitt und Dynamik des Angris war viel strker als erwartet. Der Gauleiter des Warthegaues, Arthur Greiser, wollte zunchst jedoch nicht glauben, dass der Vormarsch der sowjetischen Truppen nicht zum Stehen gebracht werden knne, und verbot jede Evakuierung.

    Hier sei auch daran erinnert, dass Herr Dr. Naumann, zweiter Mann im Propagandaministerium unter Dr. Goebbels, ein paar Tage vor dem Festungsalarm in der Aula der Posener Universitt einen Vortrag hielt, der mit Durchhalteparolen gespickt war, uns aber nicht sehr berzeugen konnte. Dieversprochenen Wunderwaen blieben aus.

    Erst am 20. Januar, acht Tage spter, nach unttigem Warten, entschied sich Greiser dem Drngen des Befehlshabers des XXI. Wehrkreises Posen, General Petzel, nachzugeben, und die Evakuierung der Zivilbevlkerung einzuleiten.

    Greiser erhielt angeblich den Befehl, sich nach Berlin zu begeben, um neue Aufgaben zu bernehm-en. Er bergab die Fhrung des Gaues an seinen Stellvertreter Schmalz. Greisers pltzliche Flucht mit einem Groteil der Parteifhrung und die Anordnung seines Stellvertreters an die deutsche Zivilbevlkerung, die Stadt in wenigen Stunden bis 24.00 Uhr zu verlassen, lste eine ungeheure Verwirrung aus, die sich am 21. Januar zur Panik steigerte, obwohl die Reichsbahn alles tat, um die Deutschen aus der Stadt herauszubekommen. Von den 70 000 Deutschen die in der Stadt waren, konnten die meisten iehen, viele kamen jedoch in der Winterklte um. Einige Transporte wur-den von der Roten Armee jedoch erreicht, zerschlagen, viele Menschen gettet und Frauen verge-waltigt.

    Dr. Armin Ziegler, Amselweg 4 in 71101 Schnaich, hat in seinem Buch: Posen Januar 1945 Evakuierung und Flucht der deutschen Zivilbevlkerung der Stadt Posen (im Selbstverlag) die da-malige Situation chronologisch geschildert.

    Am 20. Januar frh kam der Festungsalarm fr Posen. ber die militrische Strke der deutschen Seite, die nachweislich in Posen stationiert war gibt es unterschiedliche Angaben. Die Besatzung der Festung betrug ca. 10 000 Mann. Kernstck war die Schule V fr Fahnenjunker der Infanterie mit rund 2 000 Fahnenjunkern und Oberfhnrichen. Zum grten Teil wurden sie als einfache Infan-teristen eingesetzt. Im Laufe der nchsten Tage aber auch als Fhrungskader der zurckutenden Soldaten aus dem Osten, so dass die Strke insgesamt auf cirka 15 - 20 000 Soldaten anwuchs.

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  • Deutsche Einsatzkrfte in PosenJanuar - Februar 1945

    Schule V fr Fahnenjunker der Infanterie PosenSturmgeschtz-Ersatz-und Ausbildungs-Abteilung 500SS-Kampfgruppe des Obersturmbannfhrers LenzerLandesschtzenbataillon 312Landesschtzenbataillon 475Landesschtzenbataillon 647Landesschtzen-Ers.- und Ausb.-Bataillon 21Standort-Bataillon z.B.V. PosenFestungs-Infanterie-Bataillon 1446Festungs-MG-Bataillon 82Teile MG-Bataillon 83 (Hptm. Krack)Fsilier-Kp. Wehrkreis III1.-12. Versprengten-Kp. (einzeln eingesetzt)Festungs-Artillerie Gruppe WestFestungs-Artillerie Gruppe OstFestungs-Pionier-Kompanie 66Festungs-Pak-Abteilung 102Pak-Aufstellungsstab LippoltTeile Festungs-Flak-Abteilung 829 (Heer)Flak-Abteilung Stwe (Luftwae)Weitere Flak-EinheitenDolmetscher-Ers.-und Ausb.-Abteilung XXIFnf Alarm-Bataillone:Flieger-Ers.-u.Ausb.-Bataillon 1 PosenFlieger-Bewhrungs-Btl., Auangstab LuftwaePolizeiverbnde Posen, einschl. Feuerschutzpolizei1 Volkssturm-Bataillon (Gtze), 2 Nachschub-KompanienWerkschutz Fokke-Wulf, Werkschutz DWM, Teile Stalag1 techn. Kompanie, Sammel San-Park, Zentral-AmbulanzWehrmacht-bernachtungsheim und weitere SplittereinheitenBewanete EisenbahnerverbndeFlak-Untergruppe Kurth, Adj. SchulzSchw.Fak, Abt. 216/2 Hptm. Kster

    Quelle: Gnter Baumann (+), ehemaliger Geschftsfhrer der Hilfsgemeinschaft ehemaliger Posen-kmpfer.

    Der damalige Festungskommandant, Generalmajor Ernst Mattern, erlie am 22.01.1945 einen Auf-ruf an die noch in der Stadt und nahe gelegenen Kreisen verbliebene Zivilbevlkerung. Dieser Aufruf wurde viel zu spt gegeben. Damit begann eigentlich schon die Misere von Unzugnglich-keiten in der Organisation der zivilen und militrischen Fhrung, die in der Hand des Festungs-kommandanten Generalmajor Mattern lag, und die bereits am 30. 01. auch zu seiner Ablsung durch unseren Schulkommandeur Oberst Gonell fhrte, der dann spter ( 9.Februar 1945 )zum General befrdert wurde.

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  • Ich hatte insofern Glck, dass ich der Festungsreserve Einheit Lohse zugeteilt wurde. Fhrer dieser Einheit war Oberleutnant d. Res. Heinrich Lohse, vorher 6. Inspektion, Fhrer der III. Abteilung. Sein Stellvertreter wurde Oberleutnant Georg Haschke, mein bisheriger Abteilungsfhrer.

    Nach welchen Plnen die Aufteilung und Zuordnung unserer 6. Inspektion vorgenommen wurde, ist mir immer schleierhaft geblieben. Meine nchsten Kameraden, mit Ausnahme von Willi Hils und Toni Tattenberger, die im Kompanietrupp von Haschke waren, sind rund um die Stadt Posen in andere Einheiten versetzt worden. Nur ca. 10 Kameraden aus der IV. Abteilung waren in der Festungsreserve-Kompanie Lohse.

    Die Stadt Posen hatte eine besonders wichtige und strategische Aufgabe. Sie war praktisch ein Zentralpunkt im Versorgungs- und Nachschubsystem der gesamten mittleren Ostfront. Groe und umfangreiche Depots an Uniformen, Waen, Lebensmittel und Ausrstungsgegenstnde waren hier in groen Gebuden, teilweise auch in Bunkern, ber das gesamte Stadtgebiet platziert.

    Wir Fahnenjunker waren uns bewusst, dass wir bei der Verteidigung von Posen eine wichtige Auf-gabe zu erfllen hatten. Unsere Moral war in Ordnung, und wir versuchten, unseren Optimismus auch den Soldaten unserer neuen Einheit mitzugeben, sie moralisch und kmpferisch zu strken. Hierbei war aber von groem Nachteil die Tatsache, dass der berwiegende Teil der uns unterstellten Soldaten uns bis dahin vllig unbekannt war. Sie sind alle rein zufllig zu uns gekommen. Ihre Na-men und ihre Herkunft konnten wir uns kaum merken. Nichts war mit ihnen organisch gewachsen, gegenseitiges Vertrauen nicht vorhanden, das sollte sich erst noch bilden. ber ihren waentech-nischen Ausbildungsstand waren wir im Unklaren. Viele dieser Soldaten und Unteroziere hatten bis dahin den Krieg - oft ein oder mehrfach verwundet - berlebt, und die Skepsis uns gegenber, ihren neuen Truppenfhrern, die zudem noch meist alle jnger waren als sie, und auch nicht eine so lange Fronterfahrung hatten, war verstndlicher Weise sehr gro. Dennoch glaubten wir, dass durch unser persnliches Vorbild, durch unsere Unerschrockenheit, unseren Mut und unsere Zuversicht, die Vorbehalte kompensieren zu knnen. Das musste aber erst noch bewiesen werden.

    Die militrische Lage zwischen dem 12. bis 31. Januar 1945

    Diese Darstellung beruht aus den oziellen Verentlichungen OKW (Wehrmachtsberichten) und den von Percy E. Schramm (Hrsg) verentlichten KTB (Kriegstagebchern) des Oberkommandos der Wehrmacht.

    OKW, 13. 01.1945: An der Weichselfront hat die langerwartete Winteroensive der Bolschewisten begonnen. Nach auergewhnlich starker Artillerievorbereitung trat der Feind zunchst an der Westfront des Brckenkopfes Baranow mit zahlreichen Schtzendivisionen und Panzerverbnden an. Erbitterte Kmpfe sind entbrannt.

    OKW, 14.01.1945: Aus dem Baranow-Brckenkopf haben sich die Brennpunkte der Abwehrschlacht gegen die neue Grooensive der Bolschewisten in den Raum zwischen Weichsel, Nida und den Sdauslufern der Lysa Gora verlagert.

    OKW, 15.01.1945: Wie erwartet erneten die Sowjets ihre Oensive nach mehrstndigem Trommelfeuer auch aus

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  • ihren Weichselbrckenkpfen bei Pulawy und Warka, aus dem Weichsel-Bug-Dreieck nrdlich Warschau sowie aus den Narew-Brckenkpfen beiderseits Ostenburg. Erbitterte Kmpfe sind an der ganzen Front entbrannt.

    Im Einbruchsraum zwischen der Weichsel und den Sdhngen der Lysa-Gora dauern die schweren Kmpfe mit den ber die Nida nach Westen vordringenden Infanterie- und Panzerkrften der Bolschewisten an.

    OKW, 16.01.1945: Im groen Weichselbogen toben heftige Kmpfe im Raum zwischen Nida und der oberen Pilica bei Kielce, Radom und sdwestlich Warka.

    OKW, 17.01.1945: Im groen Weichselbogen hat sich die Lage verschrft. Der Feind warf hier 90 Schtzendivisionen und 15 Panzerkorps in die Schlacht. Im Verlauf schwerer Kmpfe konnten die feindlichen Panzer-spitzen bis in den Raum nordstlich Krakau, in den Raum von Tschenstochau, sdwestlich Toma-schow und nordwestlich Warschau vordringen.

    OKW, 18.01.1945: Die Schlacht im groen Weichselbogen dauert mit unverminderter Heftigkeit an. Herangefhrte Reserven ngen die feindliche Angrisspitze zwischen Krakau und Tschenstochau auf. Tschensto-chau und Tomaschow elen nach Straenkmpfen in Feindeshand. Panzerspitzen der Sowjets dran-gen bis in den Raum zwischen Litzmannstadt und Weichsel vor. Auch zwischen Kielce und der unteren Pilica stehen unsere Verbnde in schwerem Kampf mit feindlichen Krften.

    OKW, 19.01.1945: Zwischen Krakau, Tschenstochau, Litzmannstadt, Kutno und der Weichsel vorstoende sowjetische Panzerspitzen wurden zum Kampf gestellt. In den Straen von Krakau und Litzmannstadt wird erbittert gekmpft.

    OKW, 20. 01.1945: Der Grokampf um den deutschen Ostraum hat gestern noch zugenommen. Krakau konnte der Feind nach schwersten Straenkmpfen nehmen. Im oberschlesischen Grenzgebiet setzten unsere Truppen dem weiter nach Westen angreifenden Feind erbitterten Widerstand entgegen. Eingreif-verbnde, dabei auch Volkssturm-Bataillone, legten sich den sowjetischen Angrisspitzen vor und verzgerten ihr weiteres Vordringen. Gegen einen bis in den Raum von Kempen vorgetriebenen Angriskeil sind Gegenangrie im Gange.

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  • Nach heftigem Kampf el Litzmannstadt in die Hnde der Bolschewisten. Zwischen Warthe und Weichsel haben feindliche Panzerspitzen die Linie Tonningen-Leslau erreicht.

    Am 20. Januar 1945 wird um 5.25 Uhr durch den Chef des Stabes in Posen der Festungsalarm gegeben.

    OKW, 21. 01.1945: Whrend sich zwischen der Warthe und der Weichsel bolschewistische Angrisverbnde weiter vorschieben konnten, wurde nrdlich der Weichsel durch unsere zh kmpfenden Divisionen eine wesentliche Ausweitung des feindlichen Einbruchsraumes verhindert.

    Verentlichung des Kriegstagebuches des Stellvertretenden Generalkommandos XXI. Armee-ko-rps (Posen):

    KTB, 21. 01. 1945: Der Feind drckt im Sdabschnitt im Zuge der Strae Kempen - Ostrowo nach Norden, ebenso im Abschnitt sdlich Schieratz. Im Zuge der groen Strae Warthebrcken-Posen gewinnt der Feind ber Grenzhausen abends Wreschen, weiter nrdlich Gnesen und am Vormittag Hohensalza nach zum Teil harten Abwehrkmpfen. Feindliche Panzer werden in der Nacht vorbergehend ostwrts Schwersenz gemeldet.

    Stand 21.01. 1945 abends 20.00 Uhr: Feind von Kempen im Vorgehen mit 40 Panzern bei Schildbarg und etwa 15 km weiter westlich in gleicher Richtung mit 24 Panzern. Feindliche Kavallerie bei Klarengrund (WNN) Schltzau) geht nach NW vor.

    Bei Schieratz strkere feindliche Angrie, die abgeriegelt werden konnten. Der Befehl ergeht, in Po-sen die Panzerhindernisse sofort zu schlieen, soweit die Straen aus taktischen Rumungsgrnden nicht durchgehend bentigt werden.

    KTB, 22.01.1945: Gegen Abend wird der Beschuss eines Rumungszuges bei Luban durch Feindpanzer vom ostwr-tigen Wartheufer gemeldet. Feind drckt im Raume sdlich Ostrowo nach Norden und wird bei Kalisch abgewiesen. Auf Schroda vordringender Feind erreicht gegen Abend Schrimm. Bei Schw-ersenz werden vorfhlende feindliche Panzerspitzen gemeldet. Vereinzelte Panzer im Raum nrdlich Treskau.

    Das Stellvertretende Generalkommando verlegt nach Neutomischel.

    18.30 Uhr zwei feindliche Artillerie-Einschlge in Posen ostwrts Rochusbrcke. Die Kompanie Lohse verblieb als Festungsreserve-Einheit nach der Ausrufung des Festungsalarms zuerst noch ein paar Tage in der Schule in Kuhndorf im Kasernenblock der 6. Inspektion. Das war ein groer Vor-teil, da viele Kameraden, die in anderen Einheiten rund um die Stadt Posen eingesetzt waren, mit dem sehr kalten Winterwetter fertig werden mussten. Wir dagegen, konnten uns zu dieser Zeit noch abends in unser Bett legen. Zu unserer berraschung wurden wir auch mit neuer Winter-kleidung versorgt. Ich bekam eine weie Kaninchenfell-Jacke, die bei der vorhandenen Schneelage auch zur Tarnung diente.

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  • Am 21. Und 22. Januar nahm ich an Sphtrupps zum Warthelager und zum Ketscher See teil. Auf dem Rckmarsch vom Ketscher See, der im Nordwesten von Posen liegt, hatten wir eine erste Be-gegnung mit Polen, die uns aus zwei Husern heraus drohten. Wir beobachteten sie eine Weile, es kam aber nicht zu einem Schusswechsel.

    Es war jedenfalls eine neue Erfahrung fr uns, denn bisher waren wir mit Polen bzw. polnischen Widerstandsgruppen nie konfrontiert. Natrlich hatten wir bemerkt und gesehen, wie die Polen of-ziell von den Deutschen behandelt wurden, in dem fr sie z.B. der Eintritt in Hotels, Gaststtten, Kinos und Geschften mit Verbotsschildern gekennzeichnet war. Die Polen durften auch nicht an der Universitt studieren, was ich erst erfuhr, als die talentierte polnische Haushalthilfe bei unserer Freundin E.B. uns darauf aufmerksam machte. Die Betreende hatte groes Talent fr die Malerei, und wir alle bewunderten ihre knstlerische Gestaltung der Tischkarten bei den Privatabenden, die wir dort im Haus verbrachten. Persnlich hielt ich das Studienverbot fr ungerecht. Bei den weni-gen Fahrten mit der Straenbahn in Posen el mir auf, dass den Polen der Zutritt zu den Motorwa-gen durch angebrachte Plakate verboten war. Sie mussten in den primitiven, teils uralten Anhngern fahren, wobei hier oft auch die Glasscheiben durch Holzbretter ersetzt waren. Die vielfach spter angestellte Betrachtung, dass wir in den von uns eroberten Gebieten die einheimische Bevlkerung extrem falsch behandelt hatten, war schon von mir whrend meiner Ausbildung in der Tschecho-slowakei bemerkt worden. So wuchs die Gegnerschaft, und die Sowjets fanden spter bei den Polen, wenn auch nur eine kurze Zeit, Verbndete, die ihnen aus unseren Fehlern und Verhaltensweisen zukamen.

    OKW, 22.01.1945: Sdwestlich Litzmannstadt sowie zwischen Kalisch und Thorn sind schwere Kmpfe im Gange.

    OKW, 23.01.1945: Bei Kalisch und sdwestlich Litzmannstadt stehen unsere Verbnde weiter in erbitterten Abwehr-kmpfen. Nrdlich der Warthe drangen feindliche Panzerspitzen bis in den Raum Posen vor. An-grie der Bolschewisten in nrdlicher Richtung wurden zerschlagen.

    Oberleutnant Lohse teilte mir am 23. Januar 1945 meine Befrderung zum Leutnant mit. An-schlieend besuchten wir beide einen Gefechtsstand der SS Kampfgruppe Lenzer, die in der Nhe des Botanischen Gartens in Posen war.

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  • Bei diesem Besuch wurden aber nur Informationen ber die derzeitige Lage ausgetauscht und weit-ere laufenden Kontakte angesprochen. Auf dem Rckweg zur Kuhndorf-Kaserne gerieten wir plt-zlich in ein Granatwerferfeuer der Russen. Eine Granate schlug in etwa 5m Entfernung vor uns ein. Da ich das Abschussgerusch der Granaten von meinem Frontaufenthalt in Russland kannte, nahmen wir volle Deckung, konnten aber kurze Zeit spter die Kuhndorf-Kaserne erreichen. Das war die erste Feindberhrung fr mich in Posen. Meine Mutter hatte an diesem Tag Geburts-tag, es war wohl ein Glckstag fr mich.

    In der Kuhndorf-Kaserne war immer noch Aufbruchsstimmung, ein nicht zu bersehendes Durcheinander. Ein Hin- und Her- ein Auf -und Ab von Fahrzeugen und Soldaten. Immer noch kamen versprengte Soldaten aus dem Osten zu uns. Auch noch Urlauber und ein paar Volkssturm - Einheiten marschierten ab, sie wurden in ihre neuen Stellungen eingewiesen. berall Hektik und Nervositt. Das Gros der sowjetischen Verbnde war schon an Posen vorbei und bewegte sich in Richtung Westen. Am nchsten Tag erhielten wir einen Kampfauftrag. Ich zog meine neue O-ziers-Uniform an, die seit etlichen Tagen im Spind hing. Dabei hatte ich das Gefhl, nicht mehr in die Kuhndorf-Kaserne zurckzukehren, was sich dann auch spter bewahrheitete.

    OKW, 24.O1.1945: Bei Kalisch, Posen und Bromberger Kanal dauern die erbitterten Kmpfe an.

    OKW, 25.01.1945: Posen und Thorn werden starke bolschewistische Angrie behauptet; in Bromberg toben heftige Straenkmpfe.

    OKW, 26.01.1945: Beiderseits Posen drangen schwchere feindliche Panzerverbnde nach Westen und Nordwesten vor. Um Posen, Bromberg und Thorn wird erbittert gekmpft. Auch stlich der unteren Weichsel stehen unsere Divisionen mit dem auf breiter Front angreifenden Feind in schweren Kmpfen.

    OKW, 27.01.1945: Zwischen Lissa und Netze vordringende feindliche Verbnde wurden vor unseren Stellungen an der Obra aufgefangen. Bei Posen, Schneidemhl und nordwestlich Bromberg wird gekmpft.

    OKW, 28.01.1945: Posen, Schneidemhl und Thorn werden von den Besatzungen gegen heftige Angrie erfolgreich verteidigt.

    OKW, 29.01.1945: Die Besatzungen von Lisa, Posen und Schneidemhl wiesen strkere Angrie der Bolschewisten ab. Auerhalb dieser Darlegungen sollte hier auch daran erinnert werden, dass am 27. Januar 1945 das Konzentrationslager in Auschwitz von der Roten Armee befreit wurde. Nur damals hatten wir darber keine Kenntnis.

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  • Unsere Einheit wurde im Bereich der Frauenklinik eingesetzt. In erbitterten Straenkmpfen, wobei der Russe auch Panzer einsetzte, gelang es uns kurzfristig Erfolge zu erzielen, nachdem zwei Panzer vernichtet wurden, zogen sich die Russen zurck.

    Bei einem der abendlichen Kampfeinstze wurde mein Freund Willi Hils aus Paderborn, mit dem ich seit Anfang meiner Soldatenzeit zusammen war, Opfer eines polnischen Heckenschtzen, der sich im Turm einer kleinen Kapelle eingenistet hatte. Er wurde von einer Maschinenpistole in Brust und Kopf tdlich getroen. Dieser Tod meines lieben Kameraden hat mich tief berhrt. In der Beurteilungsprfung zum Ozier hatte er die hchste Note in der ganzen 6. Inspektion erreicht. Wir beide waren seit Jahren sehr vertraut. Was ntzte es da, dass wir den polnischen Schtzen ebenfalls im anschlieenden Feuergefecht tteten?

    Waren wir bis dahin jeden Abend zur Kuhndorf-Kaserne zurckgekehrt, ergab sich nun eine neue Situation. Wir wurden in der Saarlandstrae, der Kleistkaserne und zuletzt in der Tannenbergstrae eingesetzt, wo ein Einbruch der Russen stattgefunden hatte.

    Einige Huser wurden von unserem Zug besetzt und die Abwehr organisiert. Am Abend versuchten die Russen unsere Stellung zu durchbrechen, scheiterten aber. Dennoch erfolgte spter wieder ein russischer Infanterieangri, den wir jedoch durch MG-Feuer aus der Deckung heraus abwiesen. Zurck blieben ein paar tote Russen, die erst in der Nacht von ihnen geborgen werden konnten. Dann versuchten die Russen per Geschtz (Ratsch-Bumm) in direktem Beschuss unseren Wider-stand zu brechen. Sie zielten aus grerer Entfernung auf die erste Etage unseres Hauses. Wir zo-gen in den Keller des Hauses um. Lediglich eingeteilte Wachen beobachteten das vor uns liegende Gelnde.

    Es ist schon ein ernstes Problem, wenn man feststellen muss, dass wir den Russen nicht Gleich- wertiges entgegen setzen konnten. Nur mit infanteristischem Einsatz, bei immer weniger werdender Munition kann man nicht viel ausrichten. Links von uns konnte keine Verbindung zu deutschen Truppen ausgemacht werden. Ebenfalls bestand keine Verbindung zur Kampfgruppe von OLt Loose oder seinem Vertreter OLt Haschke. Es war in unserer ganzen Einheit kein Funkgert vorhanden! Stundenlang haben wir in den Kellern der Huser ausgeharrt und gehot, dass wir wieder Anschluss an unsere Einheit nden wrden. Von uns ausgesandte Melder kehrten nicht mehr zurck. Wir waren zur Stadt hin abgeschnitten. Links von uns war Gefechtslrm, der uns noch mehr verunsi-cherte. Eine Rundum-Verteidigung der Huser war, schon wegen unserer Munitions-knappheit, nicht mglich. In ostwrtiger Richtung gesehen lag in etwa 200 m Entfernung das Fort Grolman, das wie fast alle anderen Forts in Posen zwischen 1828-1841 mit meterdicken Mauern und Wllen gebaut war. Unsere Lage war kritisch, die Versorgung mit Essen fand auch nicht mehr statt. Wir waren auf uns selbst angewiesen, ohne Befehle und Anordnungen. Unser Zugfhrer, mein Kamerad Hermann Snger, befahl Verbindungsaufnahme zum Fort Grolman, auf das wir uns dann zurck-zogen.

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  • Fort VII - Colombund Fort VIII - Grolmanwaren in ihrer Bauweise identisch

    Ansicht von Nordosten

    In t un , Le t er -po n wi r Fe -de n di t ni -

    . g n

    234 diesem Fort war ein umfangreiches Lazarett eingerichtet, laufend wurden Verwundete eingelieferd operiert. Ich hatte nie etwas hnliches in dieser Grenordnung erlebt. Ein Major Reichardthrozier im Warthelager, hatte hier oensichtlich die Befehlsgewalt. Nach kurzem Aufenthalhielten wir den Befehl, wieder auerhalb des Forts in die umliegenden Huser als Gefechtsvorsten Stellung zu beziehen, nachdem wir Essen und neue Munition erhalten hatten. Dazu wurder in drei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe wurde bei ihrem Ausfall aus dem groen Tor diesestungsanlage sofort von russischen Granatwerfern beschossen und hatte dabei etliche Verwunte. Die russischen VBs (Vorgeschobene Beobachter), dirigierten die Granatwerfereinschlge ie Nhe des groen Eingangstores. Auch die zweite Gruppe kam bei ihrem Ausfall aus dem Forcht sehr weit. Jeder, der jetzt das Fort verlassen oder betreten wollte, musste das Tor passieren. Dai war vor dem Tor ein ca. 50 m freier Platz. Gute Deckungsmglichkeiten bestanden also nicht

    Sprung auf - marsch - marsch musste diese Distanz berwunden werden, bevor man Deckund. Es herrschte bei uns groe Nervositt, da wir die Verwundeten der ersten Gruppe gesehe

    tten.beImfanha235

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  • Ich war der dritten Gruppe zugeteilt, und sah, wie auch die zweite Gruppe, bei der mein Abteilungs-kamerad Erwin Amreich aus Wien war, sofort durch Granatwerferfeuer beim Austritt aus dem Tor beschossen wurde. Der sterreichische Kamerad wurde dabei schwer verwundet und lag ca. 40 m vor uns auf dem Vorplatz des Eingangstores. Mit Albert Stille, 5. Inspektion II. Abt., gelang es mir - in einer Feuerpause - den Kameraden zurckzuholen und wir trugen ihn in den Operationstrakt, wo die rzte sich sofort um ihn kmmerten. Leider kam jede Hilfe zu spt. Die Verletzungen waren so schwer, dass A. - noch in unserem Beisein - starb. Ich nahm seine persnlichen Dinge wie Fotos, Brieftasche und Armbanduhr an mich, um sie seinen Eltern zu schicken, falls ich selber hier heil herauskommen sollte.

    Die Aussichtslosigkeit, am hellen Tage in die dem Fort vorgelagerten Huser eigene Vorposten zu platzieren, wurde durch unseren lauten Protest fr diese Manahme dann wohl auch dem Major Reichardt klar. Ein weiterer Einsatz der dritten Gruppe wurde nicht mehr unternommen. Wir hat-ten den Eindruck, dass dieser Major keinerlei Erfahrung und bersicht hatte, und in dieser Situa-tion berfordert war.

    Der Ausbruch aus dem Fort Grolman

    Es war mittlerweile der 30. Januar 1945 und spt abends kam der Ausbruchbefehl mit der Magabe, in kleineren Gruppen die deutsche HKL (Hauptkampflinie) in Richtung Westen zu erreichen. Der Termin fr den Ausbruch war um ca. 23.00 Uhr. Auf Befragen, wo denn die HKL sei, erklrte uns der Major, dass er das nicht genau sagen knne, schtze aber, dass wir in krzester Zeit deutsche Truppenverbnde antreffen wrden, die die Verteidigungsabschnitte nach Osten sichern. Wir deck-ten uns vor allem mit Munition und Handgranaten ein und nur eine kleine Menge an Notverpfle-gung, um nicht zu viel Gewicht mitschleppen zu mssen.

    Aus dem Festungs-Fort Grolmann, am westlichen Ende der Tannenbergstrae, erfolgte unter dem Kommando von Major Reichardt ein Ausbruch mit ca. 1200 Offizieren und Soldaten in Richtung Westen zur HKL (Hauptkampflinie), ohne Kartenmaterial, ohne Funkgerte, ohne Verpflegung, nur Gewehre und Munition, ohne zu wissen, dass die Rote Armee bereits Frankfurt an der Oder erreicht hatte.

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  • Der Befehl lautete:In kleinen Gruppen westlich gelegene deutsche Linien erreichen!

    Der Ausbruch erfolgte in der Nacht vom 30. auf den 31. Januar 1945.

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  • Posen - Oberniker ForstKartenauszug: Posen P53 / 1936, Mastab: 1:300.000

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  • Es war eine sternenklare, sehr kalte Winternacht, als wir im Gnsemarsch das Fort Grolman ver-lieen. Von den ca. 1200 Soldaten, die an dem Ausbruch beteiligt waren, kannten wir persnlich nur die, die mit uns die letzten Tage zusammen verbracht hatten. Zu unserer groen berraschung gelang dieser Ausbruch, ohne dass der Feind reagierte. Einige der um uns postierten russischen Feldposten waren wahrscheinlich selbst berrascht, eine so groe Anzahl deutscher Soldaten zu sehen. Es el kein Schuss! Das nderte sich erst nach einigen Kilometern Wegstrecke. Wir gingen in NW-Richtung auf den Oborniker Forst zu, als pltzlich ein paar russische Kosaken auf Pferden unsere Verfolgung aufnahm. Sobald wir aber den Wald erreicht hatten, blieben die Russen zurck, weil oenbar ihre Chancen zu einem erfolgreichen Kampf uerst gering waren. Sie befanden sich auf einer schneebedeckten ebnen Flche ohne Deckungsmglichkeit. Wir hrten dann noch Pan-zergerusche, aber sie nherten sich nicht dem Waldrand an.

    Erst viele Jahre spter erfuhr ich, dass das Haupttor des Forts Grolmann, nach unserem Ausbruch mit Rote-Kreuz-Fahnen gekennzeichnet wurde, um den Russen ein Zeichen zu geben, dass hier keine deutschen Kampfverbnde sind. Das muss aber leider wohl keine Wirkung gehabt haben, denn keiner der zurckgebliebenen rzte und auch keine Angehrigen des Sanittspersonals und der Verwundeten sind je wieder aufgetaucht.

    Anhand einer VDK-Liste der bestatteten deutschen Soldaten auf dem Friedhof in Posen-Milostowo, die in den 90er Jahren dort angelegt wurde, ist nur mein Abteilungskamerad Erwin Amreich aus sterreich dort namentlich aufgefhrt. Auer ihm, ist noch mein Abteilungskamerad Herbert Ht-tner aus der Oberpfalz dort genannt, der aber nicht in unserer Kompanie war. ber alle anderen Gefallenen und Vermissten meiner Abteilung und aus meinem persnlichen Bekanntenkreis sind die Bestattungsorte bis heute noch unbekannt.

    Die Gruppe von Soldaten, die sich um uns geschart hatte, bestand aus ca. 30 Mnnern, von denen ich persnlich nur wenige kannte. Wir bewegten uns im Oborniker Forst in nordwestlicher Rich-tung und waren bestrebt, uns von dem Gros und anderen Gruppen zu trennen, getreu der Devise: je grer die Gruppe, umso mehr Aufmerksamkeit erzielt sie beim Feind. So legten wir anfangs ein groes Tempo vor, soweit es die Schneeverhltnisse und der Wald zulieen, immer in der Honung, bald auf die deutsche HKL zu treen. Das war ein groer Irrtum, denn zu dieser Zeit, am 01. Feb-ruar 1945, war es den Russen bereits gelungen, bis zum ostwrtigen Ufer der Oder durchzustoen. Das war immerhin eine Entfernung von ca. 140 km von Posen aus gesehen. Was wir nicht ahnen konnten, war die Tatsache, dass der Russe in seinem strategischen Konzept Posen mit seinen Haupt-krften umgangen hatte, um die Eroberung dieser Festung vornehmlich nachfolgenden Truppen zu berlassen. Das Hauptziel war die Erreichung der Oder-Linie und dann die Storichtung nach Berlin.

    KTB, 31.Januar 1945: Nach Durchbrechen des Tirschtiegel-Riegels schob sich der Gegner an Zllichau heran. Er gelangte bei Meseritz bis zum Truppenbungsplatz. In Posen hat sich die Lage verschrft.

    KTB, 01.Februar 1945: Heeresgruppe Weichsel: Angrie gegen Posen von allen Seiten wurden abgewiesen. In der zeit vom 23.01. bis 28.01. wurden 45 Panzer abgeschossen. In den Lazaretten liegen noch 2000 Verwundete, darunter 600 schwere Flle. Die Ernhrungslage ist schwer. Anstelle des General Mattern ernannte der Reichsfhrer SS den ber Osterfahrungen verfgenden Obersten Gonell zum Kommandanten

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  • von Posen und gab ihm den Auftrag den Vormarsch der Russen ber Posen weiterhin zu blocki-eren.

    Unser vorhandenes Kartenmaterial reichte nur bis zu einem Radius von ca. 10 km von der Stadt-mitte Posen aus gesehen. Da wir ber kein Funkgert verfgten, keine Nachrichten im Radio ver-folgen konnten, blieb uns nur eine Orientierung in westlicher Richtung, wo wir deutsche Truppen vermuteten. In dem groen Oborniker Forst versteckten wir uns tagsber und nur in der Nacht marschierten wir weiter. Dieses Verhalten war eine zwingende Notwendigkeit, denn tagsber durch-kmmten russische Truppen, vornehmlich Kosaken zu Pferde, die Waldgebiete.

    fter hrten wir deutsche Rufe, aber auch russische Laute, in unseren im dichten Unterholz ge-tarnten Ruhepltzen. Dabei war an Schlaf kaum zu denken. Bei Eis und Schnee und in der kalten Winterlandschaft musste man die Gliedmaen hug bewegen, damit sie nicht erfrieren. Feuer machen war lebensgefhrlich, denn der aufsteigende Rauch htte unser Versteck verraten, und uns die Russen auf den Hals geschickt. Nachts legten wir 10-15 km hinter uns, und ein paar Mal hatten wir dann Schusswechsel mit russischen Vorposten, die sich vor den von ihnen eroberten Drfern in Erdlchern eingegraben hatten.

    In den stockdunklen Nchten gingen wir immer hintereinander im Abstand von 3-5 m, damit der Kontakt und die Befehlsbermittlung innerhalb der Gruppe nicht abriss. Aber die Uneinigkeit der Gruppe ber die Richtung in der wir uns nach Westen bewegten, wurde immer grer. Es bildeten sich Gruppen von 3-4 Soldaten, die in eine andere Richtung gehen wollten, weil sie glaubten, unser Weg sei der falsche.

    Ein besonderes Problem stellte sich auch dadurch, dass wir in vlliger Unkenntnis der tatschlichen Frontverhltnisse uns vornehmlich nur mit Waen und Munition versorgt hatten, aber auer der obligaten Notverpegung keine Lebensmittelbestnde mit uns fhrten. So mussten wir uns die not-wendige Verpegung nachts aus einzelnstehenden Husern von der Zivilbevlkerung abverlangenoder mit Androhung von Gewalt bei polnischen Bauern nehmen. Das ging zwar ohne Blutver-gieen vor sich, stellte uns aber vor weitere Probleme, die darin lagen, dass wir sicher sein konnten, nach dem Verlassen des Hauses von den Polen bei den Russen verraten zu werden, was dann hug wieder eine Verfolgung auslste. Immer wieder wurde uns erklrt, dass Hilfestellungen an uns von den Russen mit dem Tod durch Erschieen geahndet wrden. Letztlich registrierten wir danach huger Schieereien mit kleinen Gruppen russischer Soldaten, die zeitlich gesehen fr uns un-passend waren, und zur Folge hatte, dass wir sehr schnell unseren Aufenthalt in der betreenden Gegend wechseln mussten. Da wir am Tage auf gute Versteckmglichkeiten in den Waldgebieten angewiesen waren, mussten wir bei unserem weiteren Vorgehen im Gelnde diesen wichtigen Ge-sichtspunkt nicht aus den Augen verlieren. Sobald der Morgen dmmerte, suchten wir uns in den Wldern einen guten Platz, der auch rundum unsere Sicherheit bercksichtigte. Einen Aufenthalt in Husern oder Scheunen mieden wir, da diese tagsber oftmals von russischen Soldaten frequentiert wurden. Nur nachts umstellten wir einzelne Gebude, um uns Lebensmittel zu beschaen. Dabei konnten wir sehen, wie sich die russischen Truppen bei der Eroberung der Huser verhalten hatten. Besonders in den Herrenhusern und Gutshfen die wir aufsuchten, fanden wir tote vergewaltigte Frauen, Mdchen, alte Mnner und alte Frauen, die man willkrlich erschossen hatte. Der Wohnbe-reich war in unvorstellbarer Weise verschmutzt, mit brachialer Gewalt waren Schrnke und Truhen aufgebrochen und der Inhalt lag oft verstreut auf dem Boden, Essenreste und Fkalien ebenso, Bet-ten und Polstermbel waren teilweise aufgeschlitzt, Bilder abgehangen und verschwunden. Leere Wein- und Schnapsaschen lagen verstreut im ganzen Haus. Die Huser waren im wahrsten Sinne

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  • des Wortes geplndert. Essenreste befanden sich auf Tellern, in Schsseln, auf Tischen, fen oder waren einfach auf dem Boden ausgegossen. Es war ein Chaos sondergleichen.

    Wir waren erschttert, wie viele Menschen aus den deutschen Ostgebieten Opfer dieser grausa-men Soldateska waren. Oft waren diese Huser zum Schluss auch noch willkrlich durch Feuer zerstrt.

    Eine unvorstellbare Angst herrschte bei der zurckgebliebenen deutschen Zivilbevlkerung. Selbst in Kinderheimen wurden die Erzieherinnen vergewaltigt. Meistens handelte es sich hier um deutsche oder polnische Ordensschwestern. Bei den Kindern handelte es sich um Waisen und um deutsche Kinder, die bei der Flucht ihre Eltern verloren hatten.

    Michael S. Voslensky, der habilitierte russische Historiker, schreibt in seinem Buch: Nomenkla-tura hierzu: Die nach der Oktoberrevolution eingefhrten Vergnstigungen fr das Proletariat erinnert lebhaft an das, was sich am Ende des II. Weltkrieges bei der Eroberung deutscher Stdte durch sowjetische Truppen ereignete. Einige Tage lang war den Soldaten alles erlaubt. Das russische Volk in seiner Gesamtheit gutmtig und fern von sadistischen Neigungen, deshalb gab es wenig auergewhnliche Grueltaten: die Soldaten besoen sich besinnungslos, nahmen den Einwohnern die Uhren und andere Sachen weg und vergewaltigten die deutschen Frauen im passenden Alter. Dann fhrten die Kommandeure die Disziplin mit eiserner Hand wieder ein. Die Soldaten wurden in einen neuen Sturmangri gejagt, und plndern, erschieen und sich mit den deutschen Frauen abzugeben blieb nur mehr den Vorgesetzten und den NKWD - Truppen (politische geschulte Elite-truppen) in der ungefhrlichen Etappe vorbehalten.

    Aber es gab auch den russischen Schriftsteller und Stalinfreund Ilja Ehrenburg, der mit dazu beige-tragen hat, dass sich hier eine hasserfllte Aktion vollzog. Sein Aufruf, die deutschen Frauen zu vergewaltigen, sie zu demtigen, an den Deutschen Rache zu nehmen, war der Motor der russi-schen Eroberung. Das wurde von der Roten Armee real verwirklicht. Und der Stalin-Befehl aus dem Mrz 1945 hinsichtlich des ostdeutschen Wirtschaftspotentials: Raubt, soviel ihr knnt, war eine weitere Fortsetzung rigoroser Gewaltmanahmen. Und nicht zu vergessen, der 1997 verstorbene russische Schriftsteller, Historiker und ehemalige Major einer sowjetischen Propagandakompanie, Lew Kopelew. Er war bemht die Grausamkeiten, die die hasserfllte Sodateska an deutsche Zivilis-ten in Allenstein und Neidenburg /Ostpreuen verbten, mit seiner eigenen Pistole zu verhindern. Das trug ihm eine Anklage ein: Brgerlich-humanistische Propaganda des Mitleids mit dem Feind . . . Das Urteil 10 Jahre Straager. Erst durch Michael Gorbatschow wurde Lew Kopelew spter rehabilitiert.

    Christian Graf Krockow schrieb spter in seinem Buch Heimat auf Seite 32: Bittet aber, dass Eure Flucht nicht geschehe im Winter, heit es im Matthus - Evangelium. Doch sie geschah im Winter, im eisigen Ostwind, zu Fu oder mit Pferd und Wagen in den endlosen grauen Kolonnen des Trecks ohen die Menschen vor den Furien der Rache. Viele Kinder erfroren, viele Frauen, Mnner und Greise wurden erschlagen, viele starben von eigener Hand.

    Das brutale, menschenverachtende Vorgehen der Roten Armee war sicher auch eine Quittung fr das deutsche Verhalten beim Rckzug aus der Sowjetunion, die nach der Losung der verbrannten Erde vonstatten ging. Auch die ideologische Aufhetzung hatte ja auf beiden Seiten der Front statt-gefunden, und jetzt, nach dem berschreiten der deutschen Grenze durch die Sowjetarmee, gab es fr sie keine menschliche Rcksichtnahme mehr.

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  • In den groen Waldgebieten ostwrts der Oder begegneten uns Frauen und Mdchen, die aus den besetzten Orten sich hier nachts versteckten. Zum groen Teil wollten sie ihre Familien nicht ver-lassen, und hoten auf eine grere Disziplin der nachfolgenden russischen Armee-Einheiten. Wir konnten ihnen nur vorbergehend Schutz geben, weil wir weiter nach Westen zogen.

    Je nher wir in Richtung der Oder kamen, je dichter wurde die Anwesenheit der Russen. Sie waren schon so siegessicher, dass in den von ihnen besetzten Ortschaften die Straenbeleuchtung nachts eingeschaltet blieb. Auerdem war die Lautstrke, die zu uns herber schallte, ein Zeichen fr ex-zessiven Alkoholkonsum der Eroberer.

    Flugblatt der Roten Armeevom 02. Februar 1945

    Quelle: Aus den Tagebuchnotizen von H. Klostermann

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  • Bemerkung von Werner Brhler: GenMj Mattern ist nicht aus Posen ausgeogen. Er kam in russ. Gefangenschaft. Ich sah ihn im Dembsenlager in Posen Ende Februar 1945.

    Fr uns war dieses ein gutes Merkmal, da wir dann die Drfer umgingen, damit wir keine zustzli-chen Feindberhrungen bekamen. Dennoch wurden wir eines Nachts von einem russischen Vor-posten zum Stehen bleiben aufgefordert mit dem Ruf: Stoi! In dieser Nacht hatte kurz vorher mein Abteilungskamerad Hermann Snger aus Berlin-Spandau die Fhrung unserer Gruppe bernom-men, und ging als erster Mann der Gruppe voraus. Wir folgten ihm in der stockdunklen Nacht auf Sichtweite von Mann zu Mann. Wir schmissen uns auf die Erde und der Posten schoss sofort nach seinem Anruf. Andere Posten feuerten auch einige Feuerste aus ihren Kalaschnikows ab. Danach hrten wir russische Kommandorufe. Ich rief den Namen meines Kameraden Snger mehrmals sehr laut, bekam aber keine Antwort von ihm. Oensichtlich hatte ihn der russische Vorposten direkt bei seiner ersten Maschinengewehrgarbe tdlich getroen. Mit ihm verloren wir auch den einzigen Kompass, und mussten dann die Orientierung nach den Gestirnen ausrichten.

    Die Spannungen in unserer Gruppe vergrerten sich von Tag zu Tag. Einige glaubten, dass eine andere Richtung als die gerade eingeschlagene, besser wre. Die einen glaubten mehr nach Norden zu gehen, die anderen nach Sden. So spaltete sich unsere 30-kpge Gruppe in mehrere Klein-gruppen, die nun selbst ihr Glck versuchten, die deutsche HKL nach ihren eigenen Vorstellungen zu erreichen. Wir trennten uns also und waren dann nur noch 8 Mann. Die Witterungsverhlt-nisse waren beraus schlecht. Lag in den ersten Tag noch Schnee, der Boden gefroren, stellte sich nunmehr Tauwetter ein. Der Schnee verschwand, der Boden wurde schlammig, und unsere weie Tarnkleidung verkehrte sich in der Dunkelheit ins Gegenteil. Wir wurden so zu Zielscheiben. Alsodrehten wir die Kleidung um, dass das weie Fell nach Innen zeigte, und die gegerbte grau-braune Innenseite nach Auen kam, was uns greren Sichtschutz versprach. Je nher wir in den Bereich der Oder kamen, je huger waren nachts Begegnungen mit anderen deutschen Soldaten, die ebenfalls versuchten, deutsche Linien zu erreichen. Jedes Mal waren unsere Nerven angespannt, und die Spannung lste sich erst auf, wenn wir sicher waren, dass wir es mit deutschen Soldaten zu tun hatten. Dabei wurden dann auch gelegentlich Informationen ausgetauscht ber Wege und Ziele. In der Morgenfrhe eines Tages hatten russische Soldaten eine Waldhtte kontrolliert und dabei drei deutsche Volkssturmmnner gefangen genommen. Sie fhrten sie aus der Htte und schlugen auf sie ein. Wir wurden durch ihr Geschrei aufmerksam und sahen drei russische Soldaten, die sich an-schickten, die Gefangenen zu erschieen. Durch schnelles, gezieltes Feuer, erledigten wir zwei dieser Soldaten, der dritte chtete und entkam. Die Volkssturmmnner kamen auf uns zu und bedankten sich fr die Hilfe. Einer dieser Mnner, ein ca. 60 - Jhriger, ein vterlicher Typ, blieb danach eine Weile in meiner Nhe. Auf ihn werde ich spter noch einmal zurckkommen.

    Seit unserem Ausbruch von Posen bewegten wir uns auf der Linie: Oborniker Forst, Obersitzkoer Forst, Wronker Forst, Crutscher Forst, dann in Richtung Schwerin-Meseritz, Forst Zielenzig, zum Drossener Stadt-Forst.

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  • Raum Frankfurt an der OderKartenauszug: Frankfurt/Oder, 1934, Mastab: 1:200.00

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  • Diese Namen hatte ich vorher grtenteils nicht gekannt, wenn man von Schwerin und Meseritz einmal absieht. Erst spteres Kartenstudium nach dem Kriege gab mir eine ungefhre Sicherheit ber die damals eingeschlagene Route.

    Schon mehrmals sind wir nachts auf kleinere und grere Seen aufgelaufen. So auch in der Nacht vom 07. auf den 08. Februar 1945.

    Wir fanden keine bersetzmglichkeit am Gamelsee, bewegten uns erst nach Norden, wobei wir sehr bald am rechten Ufer keine Deckung fanden, da der Wald sehr licht wurde. Dabei verloren wir viel Zeit, und der Morgen dmmerte schon. Also zurck nach Sden. Das Gelnde war hier sumpg und es dauerte einige Zeit, bis wir am sdlichen Ende des Sees eine Umgehung fanden. Der Tag brach an, es wurde immer heller, aber es war kein dichter Wald mehr vorhanden, wo wir uns den ganzen Tag ber verstecken konnten. Eine grere Scheune befand sich ostwrts des Ortes Seefeld. Wir mussten dort unterkommen, denn der Rckweg in einen geschtzten Wald war wegen des Tagesanbruchs einfach nicht mehr gegeben. Als wir die Scheune erreichten, fanden wir weitere deutsche Soldaten, die hier auch Unterschlupf gefunden hatten. Die Scheune war mit Stroh und Heu gefllt. Wir zogen zwei Wachen auf, um vor berraschungen gefeit zu sein, und elen sofort in einen tiefen Schlaf. Seit unserem Ausbruch aus Posen in der Nacht vom 30. zum 31. Januar hat-ten wir kaum 1-2 Stunden zusammenhngend geschlafen. So gegen 7.00 Uhr morgens wurden wir durch lautes Rufen geweckt: Alarm, die Russen kommen!

    In einer breiten Schtzenkette kamen bewanete russische Infanteristen auf die Scheune zu. In der Mitte befanden sich ein paar Zivilisten, von denen einer eine groe weie Fahne trug. Sie riefen: Kameraden, der Krieg ist verloren, gebt auf, schiet nicht, die Russen tten euch nicht! Wir hatten die Wahl uns zu verteidigen oder in Gefangenschaft zu gehen. Mein Abteilungska- merad Siegfried Ross schoss sich - ohne jede weitere Vorandeutung - eine Kugel in den Kopf. Er, ein Ostpreue, war schon Mitte Oktober bestrzt, als die Rote Armee in Ostpreuen einel, und dort ein unvorstellbares Massaker an der Zivilbevlkerung vornahm. Seit dieser Zeit hatte er auch keine Nachricht mehr von seiner Familie. Die Frage war, sollte ich mich als Neunzehnjhriger auch erschieen? Ich nahm meine Maschinenpistole, zerlegte das Schloss und warf die Einzelteile in verschiedene Richtungen im Stroh der Scheune. Vorausgegangen war bei mir schon lngere Zeit die berlegung, dass der Fahneneid und der soldatische Gehorsam fr mich persnlich dort seine Grenze hatte, wo Gewissen und Verantwortung jeden Widerstand sinnlos machen. Das traf fr alle in der Scheune bendlichen Soldaten auch zu, denn bei einem Widerstand unsererseits brauchten die Russen nur ein paar Leuchtspur - Patronen auf die Scheune abzufeuern, und in minutenschnelle htte sie lichterloh gebrannt. Ebenso wre ein Ausbruch aus der Scheune Selbstmord gewesen, da es hier keine Deckungsmglichkeiten im Umfeld gab.

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  • Gr. Rade-Seefeld Met.-Blatt 3554Kartenauszug: Gr. Rade, 1934, Mastab 1:25.000

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  • Meine silberne Taschenuhr, ein altes Familienstck mit buntem Zierblatt, zertrat ich, dmit sie nicht in die Hnde der Russen el. Im Nachhinein gesehen, eigentlich eine Dummheit, die keinen Wert darstellte.

    Wir wurden aufgefordert, mit erhobenen Hnden die Scheune zu verlassen, und auf die russischen Soldaten zuzugehen. In der Scheune befanden sich ca. 20 deutsche Soldaten. Die Russen waren erstaunlich jung, lachten und riefen: Woina kaputt! (Der Krieg ist kaputt bzw. aus). So kam ich in die russische Gefangenschaft, ber die ich im nchsten Bericht noch ausfhrlich zurckkom-men werde. Damit war aber noch lange nicht das Schicksal meiner Kameraden, die noch in Posen kmpften, zu Ende. Am 23. Februar 1945


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