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4er Cup Broschüre 2013

Date post: 19-Mar-2016
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Vielfalt Landwirtschaft
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Wald www.landjugend.at Fit in die Zukunft VIELFALT LANDWIRTSCHAFT
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Wald

www.landjugend.at

Fit in die ZukunftVIELFALT LANDWIRTSCHAFT

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I N H A LT

Vielfalt Landwirtschaft

03 Einleitung „Vielfalt Landwirtschaft“

03 Vorwort Landwirtschafts- undUmweltminister Niki Berlakovich

Der Landwirt als ...

04-05 ... Produzent, Dienstleister und Manager

06-07 ... Energieproduzent

08-09 ... Gastgeber

10-11 ... Agri-Kultur-Manager

12-13 ... sozialer Dienstleister

14-15 ... Kultur- und Brauchtumserhalter

16 Eine Landwirtschaft mit Zukunft!

„Fit in die Zukunft“

Unter dem Motto „Fit in die Zukunft“konzentriert sich die Landjugend imJahre 2013 österreichweit auf zweinachhaltige Themen, um somit wiederZeichen im ländlichen Raum zu setzen.

Einerseits beschäftigen wir uns mit demThema „Vielfalt Landwirtschaft“, wowir den Landwirt in seinen verschie-densten Aufgaben und Tätigkeiten be-leuchten werden. Für uns ist es sehrwichtig, den Stellenwert der heutigenLandwirtinnen und Landwirte in denVordergrund zu rücken. Nicht der Bauervon gestern sondern der Unternehmervon morgen belebt den ländlichen Raum.

Der zweite große Themenblock, mit demwir uns heuer beschäftigen ist „Ernäh-rung & Bewegung“. Wir wollen damit einen aktuellen Trend der Jugendlichenbestärken und hier mit Qualität infor-mieren. Gerade als Jugendorganisationmit rund 90.000 Mitgliedern ist es unsein Anliegen, mit unserer jungen Gene-ration „Fit in die Zukunft“ zu gehen.

Wir freuen uns, gemeinsam mit euch dieSchwerpunktthemen 2013 nach außenzu tragen, um das Markenzeichen dergrößten Jugendorganisation im länd-lichen Raum bestätigen zu können!

Eure BundesleitungELISABETH und MARKUS

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IMPRESSUM :Herausgeber, Verleger: Landjugend Österreich;Schaufler gasse 6, 1014 Wien, Tel. 01/53441-8560,Fax DW 8569, E-Mail: oelj@land jugend.at,http://www.landjugend.at, ZVR-Zahl: 288233040Für den Inhalt ver antwortlich: Landjugend ÖsterreichFotos: Bilderbox, iStockphoto, Anna SchreinerLayout, Reinzeichnung und Gesamtproduktion:

, www.madergrafisch.at, 3100 St. Pölten

Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des ÖsterreichischenUmweltzeichens, Druckerei Queiser GmbH, UW-Nr. 780

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Multifunktionalität derLandwirtschaft sichern

Die heimische Landwirtschaft ist vielfäl-tig. Sie sichert die Lebensqualität imländlichen Raum. Das aber erfordert ei-nen durchaus hohen finanziellen Ein-satz. Es gilt schließlich, nachhaltigesWachstum in diesen Regionen zu stimu-lieren und damit der Abwanderung ent-gegenzuwirken. Das Rückgrat stellt nachwie vor die Landwirtschaft dar. Dahermüssen wir auch die Multifunktionalitätder Landwirtschaft - unser Credo in derösterreichischen Agrarpolitik - sichern.Dies umfasst nicht nur die Produktionausreichender Lebensmittel in hoherQualität, sondern auch die Bereitstellungvon Dienst- und Umweltleistungen, dieLandschaftspflege, die Sicherung der In-frastruktur und des gesamten gesell-schaftlichen Lebens und nicht zuletztdie Vorsorge vor Naturkatastrophen.

Eines muss aber klar sein: Ohne Agrar-zahlungen würde es in Österreich keineflächendeckende und kleinbäuerlicheLandwirtschaft mehr geben. Diese flä-chendeckende und kleinbäuerliche Land-wirtschaft sorgt dafür, dass der Tisch derMenschen mit qualitativ hochwertigenund regionalen Lebensmitteln gedecktwird, pflegt die heimische Kulturland-schaft bis in extreme Lagen und stellt er-neuerbare Energie bereit. Diese Leistun-gen sind von der Gesellschaft gewünscht,daher müssen wir uns das auch etwaskosten lassen.

Euer NIKI BERLAKOVICHLandwirtschafts- und Umweltminister

Landwirtschaft & Um-welt ist einer der sechsSchwerpunktbereicheder Landjugend, dies isteiner der Gründe, dassdas Jahr 2013 unter demThema „Vielfalt Land-wirtschaft“ steht um somit „Fit in die Zukunft“ zu starten.

Auch wenn wir uns in einer schwierigenZeit befinden, in der einige Erneuerun-gen, Entscheidungen und Veränderun-gen auf die Landwirtinnen und Land-wirte zukommen, ist es eine Sparte mitZukunft! Die Jungen von heute gestal-ten die agrarische Zukunft von mor-gen, und so vielfältig wie die Jugend ist,ist auch unsere Landwirtschaft.

Die Landwirtschaft in Österreich istnicht nur aufgrund der geografischenund geologischen Gegebenheiten sehr

vielfältig, sondern auch in der Vielzahlihrer Produktionssparten.

Bestens qualifizierte Bäuerinnen undBauern decken in ihrer täglicher Arbeitunseren Mittagstisch mit unterschied-lichsten, qualitativ hochwertigen Le-bensmitteln wie Eier, Milcherzeugnisse,diverse Fleischarten und den unter-schiedlichsten Obst- und Gemüsesor-ten.

Wir dürfen unsere Landwirtinnen undLandwirte aber nicht nur als Lebens-mittelproduzenten sehen. Sie nehmenauch eine wichtige Rolle als Energie-wirte, Kultur- und Brauchtumserhalter,Landschaftspfleger und nicht zu ver-gessen als soziale Dienstleister ein. Ge-nau diese Multifunktionalität sollten wiruns bewusst machen.

Das Thema Landwirtschaft betrifft unsalle auf die eine oder andere Art, geradedeswegen ist es uns ein Anliegen, dasswir uns auch in diesem Jahr wieder in-tensiv damit beschäftigen und die Viel-seitigkeit der Landwirtschaft aufzeigen.

Vielfalt Landwirtschaft

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Der Landwirt als Produzent, D Im Rahmen der VielfaltLandwirtschaft stellt sichnatürlich die Frage, werist fit für die Zukunft?Hierzu gibt es einigeeinfache Antworten wie„Wer kurz-, mittel- undlangfristig ein positiveslandwirtschaftliches Einkommen erwirtschaf-tet“. Da dies sehr kurzgegriffen ist, werden inder Folge hierzu dieThemen „Der Landwirtals Produzent“, „Der Landwirt alsDienstleister“ und auchdie Betrachtung „DerLandwirt als Manager“behandelt.

Der Landwirtals ProduzentIm Allgemeinen wird als Hauptaufgabeder LandwirtInnen von Haus aus dieErzeugung von Agrarprodukten angese-

hen. Nahrungsmittel pflanzlicher undtierischer Herkunft sowie die Erzeugungvon nachwachsenden Rohstoffen unddie Lieferung von Energie (z. B. Rapsöl,Biogas) werden hier angeführt.Analysiert man dies im wichtigsten Sta-tistikhandbuch der ÖsterreichischenLandwirtschaft, dem Grünen Bericht

2012, so wird das

auch bestätigt. Am Produktionswert derLand- und Forstwirtschaft war diePflanzliche Produktion mit 3,2 Mrd.Euro zu 36,5 % be teiligt. Die tierischeProduktion mit rund 36,3 %. Die Land-

wirtschaftlichen Dienst leistungen tru-gen mit 0,3 Mrd. nur zu 3,4 % bei unddie „nicht trennbaren landwirtschaft-lichen Nebentätigkeiten“ mit 0,4 Mrd.Euro zu 4,2 %. Die Forstwirtschaft trug1,7 Mrd. Euro und 19,5 % bei.

Mit dieser Produktion erreicht die öster-reichische Landwirtschaft höchst unter-schiedliche Selbstversorgungsgrade. Beitierischen Produkten sind dies z.B.150 % bei Rind- und Kalbfleisch, 108 %bei Schweinefleisch, 155 % bei Konsum -milch und nur 5 % bei Fisch. Vor allemwegen der strengen österreichischenAuflagen beträgt die Eigenversorgungbei Truthühnern nur 49 % und bei Eiernnur 82 %. Hier werden nicht so tierge-recht erzeugte Produkte importiert!

Quelle: Statistik Austria,Versorgungsbilanzen für tierische Produkte 2011

Bei der pflanzlichen Produktion sindwir bei Weichweizen (Vermahlung und

Autor: DI Günther Rohrer, Landwirtschaftskammer Österreich

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t, Dienstleister und ManagerFutter) zu 104 % versorgt (davon beimahlfähigen Weizen noch viel höher),bei Kartoffel zu 88 %, Karotten zu95 %, bei Häuptel- und Eissalat zu79 %, Zwiebeln zu 134 %, bei Äpfeln zu112 % und bei Honig zu 56 %.

Quelle: Statistik Austria, Versorgungsbilanzenfür pflanzliche Produkte 2010/11

Neben den Lebensmitteln konnten 2010z.B. biogene Kraftstoffe mit dem Ener-giewert von 22,1 Petajoule produziertwerden und z.B. 40 % der österreichi-schen Haushalte können mit heimi-schem Holz heizen.

Die Produktion steht daher in der Wert-schöpfung und im Einkommen derLandwirte im Mittelpunkt.

Der Landwirtals DienstleisterObwohl nur 7,6 % des landwirtschaft-lichen Produktionswerts aus Dienstleis -tungen und Nebentätigkeiten stammen,so sind die Dienstleistungen und Akti-vitäten der österreichischen Landwirt -Innen außerhalb der Urproduktion dochvon entscheidender Bedeutung. Auf-grund der historischen Entwicklung undder fließenden Übergänge von Produk-tion zu Dienstleistung ist der „wahre“Dienstleistungsanteil sicher höher. VieleDienstleistungen sind in der Statistik inder Urproduktion inbegriffen, weil dieDienstleistungen sich nur in einem hö-heren Verkaufspreis, aber nicht in eige-nen Abrechnungen von LandwirtInnenniederschlagen. So sind z.B. 31 % derLandwirtInnen Direktvermarkter.

Auch die Produktion biologischer Le-bensmittel ist in einem bestimmten Aus-maß eine Dienstleistung an den Konsu-menten. Österreichs Bäuerinnen undBauern sind hier Europaspitze mit16,4 % Anteil an Biobauern, die 19,6 %der landwirtschaftlichen Nutzfläche be-wirtschaften.

Insgesamt erledigen die österreichi-schen LandwirtInnen viele Dienstlei-stungen, die von der Statistik (undden Finanzämtern) teils landwirt-schaftlich und teils außerland-wirtschaftlich gesehen werden:Urlaub am Bauernhof, Land-schaftspflege, Schweineklassifizie-ren, Grundwasserschutz, Seniorenpflege, Schnee -räumung, Baumschnitt,u.v.m.

Der Landwirtals ManagerFür den Großteil der LandwirtInnen istheute die Produktion also weit bedeu-tender als der Dienstleistungsbereich.Gleichzeitig wird oft der dienstleistendeLandwirt als der „Manager-Bauer“, dermodernere, zukunftsfittere Landwirtdargestellt.

Welche Bauern sind nun Manager?Hierzu lohnt es sich, die Definition an-zusehen: Ein Manager ist eine Person,die die Managementaufgaben wie Pla-nung, Organisation, Führung und Kon-trolle in einer Organisation wahrnimmt.Da diese vier Aufgabenbereiche selbst-verständlich in jedem landwirtschaft-lichen Betrieb anfallen, sind natürlichauch BetriebsführerInnen von „reinenland wirt schaftlichen Urproduktionsbe-trieben“ Manager.

In der aktuellen Situation wird durchverschiedenste Faktoren die Bedeutungdes Managements immer größer. Es ge-nügt nicht „viel Getreide oder vielMilch“ zu produzieren. Die Zeitpannen,vor allem für optimale Verkäufe, sind inden letzten 40 Jahren immer kleiner ge-worden, vor allem durch den techni-schen Fortschritt und die Schnelllebig-keit, die Anforderungen der Gesellschaftund die Agrarpolitik. Die aktuellen Be-

triebsführerInnen sind daher gefordert,sowohl ihre Fixkosten als auch die variablen Kosten im Griff zu haben.Während lange Zeit jedoch breite Pro-duktionsbereiche durch langfristig fest -gelegte, sich wenig verändernde Ab-nahmegarantien und -preise bestimmtwaren, so sind wir jetzt oft in „volatilen“(stark schwankenden) Märkten, wo manletzten Endes auch sogar auf seinen Er-zeugnissen sitzen bleiben kann. Die so-genannten „Markordnungen“ mit Ab-nahmegarantien und Fixpreisen sind imAuslaufen und scheinen von der Gesell-schaft nicht mehr gewünscht zu sein.Die BetriebsführerInnen haben sich da-her über die Marktverhältnisse zu infor-mieren, um Marktpartner und Preise(einschließlich Preisabsicherungen) zufixieren.

Für das hierzu nötige Managementwis-sen sind die Ausbildungs- und Weiter-bildungsmöglichkeiten der österreichi-schen Land- und Forstwirtschaft zunützen. Es ist bereits statistisch erwie-sen, dass überdurchschnittlich ausge-bildete BetriebsführerInnen überdurch-schnittliches Einkommen erzielen!

Quelle: ArGE Meister NÖ

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Der Landwirt als E

Wichtigster heimischer EnergieträgerDer Anteil der Bioenergie am gesamten Energieverbrauch inÖsterreich konnte zwischen den Jahren 1990 und 2011 von9 % auf 16 % gesteigert werden. Auf alle erneuerbaren Ener-gieträger gemeinsam entfielen im Jahr 2011 rund 26 % desösterreichischen Bruttoinlandsverbrauchs. Unter den Öko -energien dominiert die Bioenergie (Energie aus fester, flüs-siger und gasförmiger Biomasse) mit einem Anteil von rund61 %. Aus ihr wird mehr Energie erzeugt, als mit sonstigenerneuerbaren Energien (Wasserkraft, Windenergie, Geother-mie, Solarthermie und Photovoltaik) zusammen.

Holz ist mit einem Anteil von 79 % die wichtigste Ressourcefür den Bioenergiemarkt. Insgesamt wurden in Österreich2010 rund 24,3 Mio. Festmeter Holz energetisch genutzt.Etwa die Hälfte des Energieholzes stammt direkt aus derForstwirtschaft (Brennholz, Waldhackgut) sowie aus Flurge-hölzen, Strauchschnitt, Altholz und sonstigen Quellen. Dieandere Hälfte fällt im Zuge der kaskadischen Holznutzungan, beispielsweise als Rinde, Hackschnitzel oder Sägespänebei der Verarbeitung von Rundholz in Sägewerken.

Unter optimalen Voraussetzungen könnte der Energieholz-einsatz in Österreich bis zum Jahr 2020 um 12 % bzw.2,9 Mio. Festmeter auf 27,2 Mio. Festmeter gesteigert wer-den. Diese Menge würde rechnerisch ausreichen, um über3,5 Mio. Einfamilienhäuser zu beheizen!

Fast die Hälfte der österreichischen Staatsfläche ist vonWald bedeckt. Das strenge Forstgesetz und das Verantwor-tungsbewusstsein unserer WaldbesitzerInnen sorgen dafür,dass die Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden. Dies be-deutet, dass nicht mehr Holz genutzt wird, als nachwächst.

Land- und Forstwirtschaft gehen inÖsterreich Hand in Hand. Der bäuerliche Kleinwald macht über dieHälfte der heimischen Waldflächeaus. Die energetische Nutzung vonHolz und anderer pflanzlicher Biomasse bietet den LandwirtInnendie Chance auf ein weiteres wirt-schaftliches Standbein und Einkom-men. Die Bevölkerung profitiert von der regionalen Bereitstellung kosten-günstiger Bioenergie, weil sie damit unabhängiger von den stetigsteigenden Öl- und Gaspreisen wird.

Autor: Peter Liptay, Österreichischer Biomasse-Verband

Foto-Credits (Fotos und Grafiken): Österreichischer Biom

asse-Verband

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s Energieproduzent

Trotz einer erhöhten Nutzung ist der Holzvorrat in Österreichlaut der jüngsten Waldinventur (ÖWI 2007/09) in den ver-gangenen zehn Jahren um rund 40 Mio. Festmeter ge -stiegen.

Meist als Wärmequelle verwendetBioenergien werden zum Großteil (81 %) zur Wärmegewin-nung verwendet. Aus 11 % werden Biotreibstoffe hergestellt,die Ökostromerzeugung aus Biomasse und Biogas erreichteinen Anteil von 8,2 %. 719.000 österreichische Haushalte(20 %) heizten im Jahr 2010 mit Holz (Scheitholz, Hak-kschnitzel, Pellets oder Holzbriketts). In Österreich sind etwa1.800 Biomasse-Nahwärmeheizwerke in Betrieb, die Ge-meinden und öffentliche Gebäude wie Schulen, Kindergär-ten oder Schwimmbäder mit Wärme versorgen.

Der Umstieg von Heizöl auf Holz lohnt sich bereits nach we-nigen Jahren, da die Holzbrennstoffe um über 50 % billigersind als Öl. Darüber hinaus ist Wärme aus Holz klimafreund-lich. Durch das Heizen mit biogenen Brennstoffen wurdenin Österreich im Jahr 2010 Treibhausgas-Emissionen inHöhe von etwa 6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten*) einge-spart. Damit konnte eine Menge an CO2 vermieden werden,die beim Verbrennen von rund 2,3 Mrd. Liter Heizöl entsteht.Dies wiederum entspricht dem durchschnittlichen Heizöl-Verbrauch von 1 Mio. heimischer Haushalte.

Weiters konnte dadurch die Außenhandelsbilanz wegennicht notwendiger Rohölimporte entlastet und der Kauf-kraftabfluss aus österreichischen Haushalten für den Fossil-energieimport um rund 1 Mrd. Euro reduziert werden.Gleichzeitig konnten Budgetbelastungen durch Kyoto-Straf-zahlungen deutlich verringert werden. Der Einsatz von Bio-

energie ist daher ein klares Win-Win-Win-konzept fürÖsterreich.

Wirtschaftliche BedeutungDer Bioenergiesektor schafft Einkommen und „Green Jobs“in der Land- und Forstwirtschaft, in der Holz verarbeiten-den Industrie, in der Energiewirtschaft und im Brennstoff-handel sowie bei der Produktion von Maschinen und An-lagen. Darüber hinaus entstehen Arbeitsplätze in Forschungund Entwicklung, Schulung, Beratung und Weiterbildung.

Fast jeder zweite Arbeitsplatz in der Branche „ErneuerbareEnergie“ ist im Bereich der Nutzung fester Biomasse ange-siedelt. Dieser Sektor erzielte 2010 einen Gesamtumsatz ausInvestitionen und dem Betrieb von Anlagen in Höhe von2,2 Mrd. Euro. Die Arbeitsplatzeffekte daraus summiertensich 2010 auf 17.400 Vollzeitäquivalente. Der Großteil desBeschäftigungseffektes ergibt sich aus der Bereitstellungder Brennstoffe.

!Das Kyoto-Protokoll

Durch Inkrafttreten des Protokolls, das 1997 auf einer Kon-ferenz der Vereinten Nationen (UNO) im japanischen Kyotoausgehandelt wurde, werden Teilnehmerländer dazu ver-pflichtet, ihren Treibhausgas-Ausstoß zu reduzieren. Durchdiese Klimaschutzvereinbarung soll die globale Erwärmungder Erdatmosphäre eingedämmt und der Klimawandel welt-weit bekämpft werden. Zu den klimawirksamen Luftschad-stoffen zählen

• Kohlendioxid (CO2), das beim Verbrauch fossiler Brennstoffe entsteht,

• Methan (CH4), • Lachgas (N2O) und • fluorierte Gase (F-Gase).

* Zur Berechnung der Treibhausgasemissionen werden dieEmissionswerte in CO2-Äquivalente umgerechnet. Die äqui-valente CO2-Emission wird ermittelt, indem die Emission ei-nes Treibhausgases mit seinem Globalen Erwärmungspoten-tial (GWP) für einen festgelegten Zeitraum multipliziertwird.

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Der Landwirt als GIn Österreich bieten laut StatistikAustria 9.900 bäuerliche Vermieter -Innen ca. 114.000 Gästebetten in Zimmern oder Ferienwohnungen an.Diese bäuerlichen Familien erwirt -schaften ihr Einkommen zum Großteilin landwirtschaftlich benachteiligtenRegionen, häufig in den BergregionenWestösterreichs. Die Tagesausgabender Urlaub am Bauernhof-Gäste(UaB-Gäste) werden auf ca. 1,0 bis1,2 Mrd. Euro jährlich geschätzt.Im ländlichen Raum werden damitlaut touristischen Indikatoren ca.23.000 Arbeitsplätze geschaffen bzw.gesichert. Wir gehen davon aus, dassvon den Gäste-Ausgaben etwa dieHälfte, das sind ca. 500 bis 600 Mio.Euro auf den Höfen verbleibt.Damit ist die Wirkung der bäuerlichenVermietung auf die Stärkung der bäuerlichen Einkommen und auf diewirtschaftliche Belebung der ländlichenRegionen sehr bedeutend.

2.680 Mitgliedsbetriebe in der Organisa-tion Urlaub am Bauernhof Österreicherreichen als Ergebnis der Zusammenar-beit im Schnitt eine jährliche Bettenaus-lastung von 108 Vollbelegstagen (aufZimmer- bzw. Ferienwohnungs-Basiswäre diese noch erheblich höher), davon60 Vollbelegstage in der Sommersai-son, 48 im Winter. Nicht nur die Ausla-stung, auch der Durchschnittspreis derMitgliedsbetriebe liegt mit 30,70 Europro Person/Tag (Zimmer/Frühstück)bzw. 72,60 Euro pro Ferienwohnung(4 Personen) deutlich über dem statisti-schen Durchschnitt aller bäuerlichenVermietungsbetriebe (Sommer 2012).

Mit dem Angebot Urlaub am Bauernhof(UaB) können die Bäuerinnen und Bau-ern auch in wirtschaftlich schwierigerenZeiten vielen Familien einen Österreich-Urlaub mit Top-Erlebnisqualität und derChance regionale Lebensmittel direktam Bauernhof zu genießen, anbieten!Damit kann der UaB auch in Zukunft einen wertvollen Wachstumsimpuls fürviele ländliche Regionen darstellen.Durch gegenseitige Inspiration und Belebung.

Autor: Mag. Hans Embacher, Bundesverband Urlaub am Bauernhof

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Foto-Credits: www.UrlaubamBauernhof.at

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s Gastgeber

Nur wer als Gastgeber seine Gäste unddie damit verbundenen Aufgaben liebt,wird erfolgreich sein. Denn neben einerschönen Lage in der Natur und demvielen Platz rund um den für die Gästebegehrlichen Bauernhof ist es die Bau-ernfamilie selbst, die in ihrer Gastgeber-rolle auf die Gäste wirkt. Die positiveEinstellung zum Gast drückt sich so-wohl in der Einrichtung und Gestaltungdes Hauses als auch im persönlichenKontakt zu den Gästen aus. Die Gästespüren „die Seele im Haus“. Sie spüren,ob das Haus „für’s Vermieten hergerich-tet ist“, oder ob es in seiner Gesamtheitzum Verbleiben einlädt. Hat man schon

bei der Zufahrt zum Hof das Gefühl,hier willkommen zu sein? Gibt esschöne Sitzgelegenheiten und lauschigePlätze, wo man sich gerne hinsetzt undmiteinander plaudert? Wie weit ist manbereit, unaufdringlich die Bedürfnisseder Gäste zu erfahren und dann einfachzu erfüllen? Es ist nicht immer einfach, während derganzen Saison fremde Menschen imHaus zu haben und sich auf jeden ein-zelnen Gast einzustellen. Umso wichti-ger ist dabei auch die Unterstützung al-ler Familienmitglieder, was oft einegroße Herausforderung darstellt. Esbraucht gegenseitigen Respekt und auchein hohes Maß an Disziplin.

GastgeberIn zu sein ist keine einfache,aber dennoch eine in vielfacher Hinsichtlohnende Aufgabe! Wenn es gelingt,das Miteinander mit den Gästen ange-nehm zu gestalten und wenn auch allewissen, welchen Beitrag die Vermietungzum Einkommen und zur Weiterent-wicklung des Hofes erbringt, dann istUrlaub am Bauernhof meistens sowohleine wirtschaftlich interessante als auchpersönlich bereichernde Aktivität, dieviele bäuerliche Familien in ganz Öster-reich als schöne Ergänzung zu ihrertäglichen bäuerlichen Arbeit nicht mehrmissen wollen.

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Welche Faktoren tragen zum Erfolg eines Urlaub am Bauernhof-Betriebes bei?

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Der Landwirt als Agri-Kultur-Manager mit Sinn für Natur

Dunkle Wälder, feuchte Ebenen, hohe Gipfel und tiefe Seen. So sah das Gebiet des heutigen Österreichs nach der letzten Eiszeit aus, lange bevor sich Menschen in die zum Teil sehr unwirtlichen Gegenden insbesondere der inneralpinen Täler vorwagten. Obwohl mit dem Vordringen der Menschen die Wildnis weitgehend verschwand, bildeten sich über die letzen tausend Jahre wiederum stabile Ökosysteme, geprägt von Bäuerinnen und Bauern.

Autor: Mag. Michael Proschek-Hauptmann, Umweltdachverband

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Nachdem die Bewirtschaftungsmethoden auch langeimmer gleich blieben, konnte sich damit ein neues,von Menschen mit geschaffenes Ausgleichsökosy-stem zur natürlichen Wildnis bilden. Ein Ausgleich-ökosystem, welches wir verklärt als Kulturland-schaft schätzen und damit ganz klar zu unseremKulturellen Erbe zählen.

Die Natur als Lebens(t)raumDass diese Kulturlandschaften für viele Pflanzenund Tiere ein höchst brauchbarer Ersatzlebensraumsind, beweisen die hohe Anzahl verschiedenster sel-tener Orchideen oder Vögel, die diese traditionellund meist extensiv bewirtschafteten Flächen er-folgreich für sich nützen. Doch diese Kulturland-schaften sind nicht nur Lebensraum für Tier undPflanzenarten, sondern eben auch für uns Men-schen. Vielfach verkörpern die durch Hecken undGebüsche angereicherten Landschaften, für vieleMenschen den Inbegriff einer intakten Natur, wenn-gleich klar ist, dass diese Natur ganz und gar nicht„intakt“ – nämlich unberührt im engsten Wortsinn– ist, sondern nur durch das Zutun menschlicher Be-wirtschaftung entstehen konnte. In gleicher Weisehängt die Zukunft dieser Arten aber nun an derFortführung der traditionellen multifunktionalenBewirtschaftung. LandwirtInnen sind also definitivKultur- und Naturbewahrer, werden die traditio-nellen Bewirtschaftungsformen fortgeführt.

Ein vermeintlicher Konflikt zwischen Naturschutzund Landwirtschaft wird in diesem Bereich also de-finitiv herbeigeredet. Denn insbesondere dort, wotraditionelle Bewirtschaftungsformen erhalten blei-ben und sich LandwirtInnen zum Beispiel für denFortbestand und die zum Teil sehr mühsame Bewirt-

schaftung von Almen einsetzen, gelingt auch heutenoch Naturschutz eben durch Bewirtschaftung.

Naturschutz geht uns alle an!Gleichzeitig bietet die Auseinandersetzung mit Na-turschutz insbesondere in benachteiligten Regio-nen auch künftig ein aktives Betätigungsfeld fürjene LandwirtInnen, für die aus diversen Gründen,Intensivierung und Industrialisierung keine Per-spektive sind. Durch die Etablierung von Nischen-produkten durch seltene Nutztierrassen aber auchalte Sorten, gelingt es immer wieder überzeugtenLandwirtInnen auch ein gutes wirtschaftliches Aus-kommen zu finden, das sich deutlich vom Main-stream abhebt. Verbunden mit alten Sorten sindnatürlich auch alte traditionelle Bewirtschaftungs-weisen und die wiederum ermöglichen es den ange-stammten zum Teil mittlerweile seltenen Arten auchweiterhin zu überleben.

Aber nicht nur hochspezialisierten landwirtschaft-lichen UnternehmerInnen sollte die Verbindung vonNaturschutz und betriebswirtschaftlichem Erfolggegönnt sein. Naturschutz ist mittlerweile eine ge-sellschaftliche Verantwortung. Rund 45 Mio. Europro Jahr stellen die SteuerzahlerInnen für Natur-schutzleistungen der LandwirtInnen bereit. Dennes ist klar, jene die dafür Entbehrungen hinnehmenmüssen, müssen auch von der Gesellschaft ange-messen entlohnt werden, insbesondere dann, wenneine Entlohnung durch den vielgepriesenen freienMarkt nicht (mehr) erfolgt.

Vor diesem Hintergrund sollte die Naturschutzför-derung auch im neuen ÖPUL attraktiver und ein-kommensrelevanter werden. In vielen Gesprächenmit LandwirtInnen hat sich oft ein sehr feines Ver-ständnis für den verantwortungsvollen Umgangmit unserer Natur und Umwelt offenbart. Diese po-sitive Grundeinstellung gilt es zu unterstützen undnicht durch Repressionen ins Gegenteil zu verkeh-ren. Denn überzeugte LandwirtInnen sind die be-sten Natur- und Kulturraummanager.

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!Weblinks:

http://www.netzwerk-land.at/umwelt

www.umweltdachverband.at

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Landwirtinnen und Landwirte als soziale Dienstleister

„Green Care“:Auf Bauernhöfen seelischund körperlich gesunden

Zusätzlich zur reinen agrarischen Produktion schaffensich immer mehr LandwirtInnen heutzutage ein weiteresEinkommensstandbein auf ihren Betrieben (Diversifizie-rung). Neben „Urlaub am Bauernhof“ und Direktver-marktung („Gutes vom Bauernhof“) wurde so im März2011 „Green Care“ ins Leben gerufen. Dabei handelt essich um eine Initiative der LandwirtschaftskammerWien, die – mit Unterstützung von EU, Bund undLand – Therapie, Pflege und Betreuung, Pädagogik sowie soziale Arbeit auf Bauernhöfen ermöglicht.Was als vielversprechendes Pilotprojekt begonnen hat,ist mittlerweile ein mehrfach preisgekröntes Erfolgs -projekt. Ausgehend von der Bundeshauptstadt soll esauf alle Bundesländer ausgeweitet werden, damit Land -wirtInnen, ihre KlientInnen und die gesamte Gesellschaft„fit in die Zukunft“ kommen.

AutorInnen: Direktor Ing. Robert Fitzthum und Nicole Prop, Landwirtschaftskammer Wien

Wenn Naturnähe Menschen und Gesund-heitssystem entlastetTatsache ist, dass allein im Jahr 2010rund 31,4 Mio. Euro in Österreich anGesundheitskosten angefallen sind. DieGesellschaft wird älter, aber nicht unbe-dingt in gleichem Maße gesünder. An-gesichts von steigender Nachfrage undBudgetkürzungen wird nach innovati-ven Lösungsansätzen gesucht, wozuGreen Care in entscheidendem Maßebeitragen kann. Selbst einem Nicht-Fachmann leuchtet ein, dass Menschenmit Behinderung und ältere Menschenin einem naturnahen Umfeld, das ihnensinnvolle Beschäftigungsmöglichkeitenbietet, wie etwa einer Gärtnerei, vieleher aufblühen als in einem tristen „Be-tonbunker“.

Foto-Credits: Landwirtschaftskammer W

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!Wusstest du, dass …

... Green Care ein Pilotprojekt der LKWien ist, das Pädagogik, Pflege undBetreuung, Therapie und soziale Ar-beit auf Bauernhöfen ermöglicht?

... in Österreich 31,4 Mio. Euro jährlichan Gesundheitsausgaben anfallenund 1,5 Mio. Menschen als burnout-gefährdet gelten? Trends, denen esentgegenzuwirken gilt!

... Green Care in den Niederlanden be-reits seit 20 Jahren gelebte und er-folgreiche Praxis ist? In Österreichgibt es bereits Green Care-Aus- undWeiterbilungsmöglichkeiten, so etwaan der Hochschule für Agrar- undUmweltpädagogik oder am LFI.

Erschreckende 80 % der 14- bis 65-Jäh-rigen geben zudem an, unter Stress zuleiden, und 1,5 Mio. Menschen geltenals burnout-gefährdet. Auf viele vonihnen könnte sich eine Frischluftkur aufeinem Bauernhof heilsamer auswirkenals so manches Antidepressivum.

In den Niederlandenseit 20 Jahren gelebtePraxisAngesichts all dieser Zahlen und Trendsverwundert es somit keineswegs, dassExpertInnen aus den verschiedenstenSektoren das Potenzial von Green Careerkannt haben und das Projekt forcieren

wollen. Die LK Wien kann auch bereitsauf eine dreistellige Zahl an Betriebsan-fragen und über 200 Stunden an Bera-tung über dieses Thema verweisen. Wasjedoch bei uns – vor allem, was die Fi-nanzierungsmöglichkeiten betrifft –noch in den Kinderschuhen steckt undentwickelt wird, ist in den Niederlandenseit 20 Jahren bereits höchst erfolgrei-che Praxis. Von Wien ausgehend wirddas Projekt auch in Niederösterreich be-reits umgesetzt, Oberösterreich, Tirol,Vorarlberg und die Steiermark sind ineinem weiteren Schritt vorgesehen.Schlussendlich soll sich die Green Care-Landkarte aber über ganz Österreich er-strecken.

FachkundigeAusbildung undZertifizierungWichtig ist im Rahmen dessen auch einQualitätsnachweis, was bereits bei einerfachkundigen Ausbildung beginnt. Sogibt es an der Hochschule für Agrar-und Umweltpädagogik etwa bereits ei-nen Masterstudiengang für Green Care,eine entsprechende Zertifizierung fürBetriebe ist in Planung. Auch im Rah-men des Ländlichen Fortbildungsinsti-tuts (LFI) werden entsprechende Ange-bote für LandwirtInnen geschaffen.Gerade beim Thema Hofübernahmekann Green Care eine interessante Per-spektive für künftige Betriebsinhaberbieten.

Österreichs LandwirtInnen machen so-mit einmal mehr vor, dass sie Weiterent-wicklungen nicht scheuen und innova-tive Ansätze verfolgen. Und auch wennes Green Care erst seit kurzem gibt,kann man diese soziale Sparte bereits zuden Fixsternen der heimischen „VielfaltLandwirtschaft“ zählen.

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Der Landwirt als Kultur- u Österreich ist reich an Brauch-tum, das vor allem in den ländlichen Regionen unsererHeimat seit jeher gelebt und erhalten wird. Großer Verbün-deter in der Brauchtumspflegewar und ist die bäuerliche Bevölkerung. Vieles hat in dieser Lebenswelt seine Wurzelnund manches wird beinahe ausschließlich von dieser Berufsgruppe bewahrt.

Quelle: Rupert Klein, Bund der österreichischen Trachten- und Heimatverbände

Viele dieser Bräuche sind regional geprägt, doch esgibt auch eine ganze Reihe an bundesweit beinaheeinheitlichen Traditionen wie z.B. das Sternsingen,Erntedank- und Adventfeiern, das Maibaumaufstel-len und vieles mehr. Darüber Hinaus sind die heimi-schen Trachten aus unserer Kultur kaum wegzuden-ken. Auch hier zeigt sich Österreich als sehr bunteLandschaft mit unterschiedlichsten Trachten-Model-len. Dazu kommen noch die kulinarischen Eigen -heiten der Regionen. In der derzeitigen Vermark-tungsstrategie wird auf Regionalität besondershin ge wiesen.

Wenn Tradition und ModerneHand in Hand gehenWollen wir unsere Traditionen und Bräuche aufrechterhalten, wiederbeleben oder neu gestalten, müssenwir besonders darauf achten, dass wir diese nicht„missBRAUCHen“. Vereine und Verbände sind dieorganisierten Pfleger und Erneuerer von Traditio-nen, denen es ein besonderes Anliegen ist die sinn-stiftenden Werte der Bräuche und Handlungen insBewusstsein zu rufen und zu vermitteln. Oft ist nurein schmaler Grat zwischen dem Loslösen von Bis-herigem und dem Adaptieren der zeitgemäßenDurchführung.

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r- und Brauchtumserhalter

Bevor wir also unser Brauchtum „pflegen“ odermodernisieren können, sollten wir uns genau erkun-digen, wie diese Bräuche entstanden sind, wo ihreWurzeln liegen und welche Grundgedanken undZiele eigentlich dahinter stecken. Doch das ist meistgar nicht so einfach, denn viele Gepflogenheiten,Traditionen und Weiseheiten wurden über viele Ge-nerationen hinweg meist mündlich überliefert odersind regional sehr unterschiedlich. So auch zumBeispiel die berühmten „Bauernregeln“.

Bauernregeln: seit GenerationenTeil unserer KulturWie der Name schon sagt finden die „Bauernregeln“ihre Wurzeln in der bäuerlichen Bevölkerung. Sieentstanden meist durch sehr genaue Beobachtungendes Wetters durch die Bauersleute. Dabei wurdeversucht, über Generationen hinweg aus bestimm-ten Wetterlagen Rückschlüsse und Vorhersagen aufzukünftige Wetter-Ereignisse zu treffen.

Eine weit verbreitete Meinung war und ist, dassdiese Regeln nur selten richtig liegen. Weiß man je-doch, aus welcher Region eine Bauernregel kommt,stellt man rasch fest, dass diese über Generationenweitergegebenen Daten und Informationen sehrhäufig zutreffen. Denn die meisten Bauernregelnstammen aus Überlieferungen einzelner Regionenund Gebiete. Regeln, die zumindest für das gesamteMitteleuropa verbreitet waren, gibt es sehr wenige.

Die meisten Bauernregeln befassen sich mit dermittelfristigen Wettervorhersage, zum Beispiel aus-gehend vom Wetter oder anderen natürlichen Ereig-

nissen an bestimmten Lostagen eines Monats oderdem Wetter eines ganzen Monats. Auch der Bezugauf Wetterboten ist weit verbreitet.

Lostage zur WettervorhersageBei Lostagen handelt sich um bestimmte Tage oderZeiträume im Kalenderjahr, die jedes Jahr gleich sindund eine bestimmte Wettersituation vorhersagen. Esgibt Dutzende dieser Lostage, wobei viele nicht sobekannt sind. Zu den bekanntesten Lostagen zählenzweifellos folgende:• Eisheilige vom 11. bis zum 15. Mai(Mamertus am 11., Pankratius am 12., Servatiusam 13., Bonifatius am 14. und Sophie am 15. Mai)

• Siebenschläfer am 27. Juni• Hundstage vom 23. Juli bis zum 23. August

Statistisch gesehen gibt es eine Wahrscheinlichkeitvon 50 bis 70 %, dass das Wetter, das am Sieben -schlä fertag – am 27. Juni – vorherrscht, auch dienächs ten Wochen anhält. Somit bestimmt dieserLostag die Wetterentwicklung des Hochsommers.

So lauten beispielsweise die Regeln zu diesem Tag:• „Ist der Siebenschläfer nass,regnet's ohne Unterlass.“

• „Ist Siebenschläfer ein Regentag,regnet's noch sieben Wochen nach."

Neben den Lostagen gibt es natürlich noch eineVielzahl an Bauernregeln, die seit jeher als Wetter-vorhersagen und für die Planung landwirtschaft-licher Tätigkeiten, wie das Bestellen der Felder, dieErnte, etc. herangezogen werden.

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Vielfalt Landwirtschaft – eine Landwirtschaft mit Zukunft!

Wie unsere Landwirtschaft in Zukunftaussieht, sollten wir besser nicht demZufall überlassen, sondern aktiv anpak-ken. Es gilt, gemeinsam das Konzept ei-ner „enkerltauglichen“ Landwirtschaftauszuarbeiten. Der Begriff der „Enkerl-tauglichkeit“ soll dabei nicht nur diedrei Säulen der Nachhaltigkeit verkör-pern, sondern den Ökosozialen Gedan-ken um die Dimensionen der Eigenver-antwortung und der Eigeninitiativeerweitern. Die vom Ökosozialen Forumgemeinsam mit der Landjugend undJungbauernschaft Österreich ins Lebengerufene Initiative „Agrar Think Tank“bietet den JunglandwirtInnen die Mög-lichkeit, sich mit brennenden Zukunfts-fragen zu beschäftigen.

Wir alle sind aufgefordert, die Land-wirtschaft und den ländlichen Raumselbst zu gestalten. Sei es den eigenenBetrieb zukunftsorientiert auszurichtenund sich eine maßgeschneiderte Lebens-welt aufzubauen, sich an regionalen

Entwicklungsprozessen zu beteiligten,oder an der Erstellung der politischenRahmenbedingungen der Landwirt-schaft und unserer Gesellschaft mitzu-wirken.

Vielfalt statt EinfaltDer Rahmen in dem die Spielregeln derLandwirtschaft vorgegeben werden, sollden Landwirtinnen und Landwirten dieFreiheit lassen, die „Lebenswelt Bau-ernhof“ an die eigenen Bedürfnisse unddie der Umwelt anzupassen. Durch dieVielfalt an Ideen und Meinungen undnicht durch die Einfalt entsteht eine so-zial, ökologisch und ökonomisch ge-winnbringende Landwirtschaft.

Lebenslanges Lernen –ein zentraler Faktor zukunftsorientierterLandwirtschaftIn der landwirtschaftlichen Produktionselbst wird eine Herausforderung in derErzeugung von Qualitätslebensmittelnbei gleichzeitiger nachhaltiger Intensi-vierung liegen. Es gilt auch für zukünf-tige Generationen die Versorgungssi-cherheit mit wertvollen Lebensmittelnsicherzustellen. Um diesem Anspruchgerecht zu werden benötigt es eine fun-dierte landwirtschaftliche Ausbildung,die Bereitschaft zur Weiterbildung, so-wie Aufgeschlossenheit mit kritischemBlick gegenüber Neuem.

Erfolgsentscheidend ist, die „LebensweltBauernhof“ und den Wert unserer viel-fältigen Landwirtschaft durch aktiveKommunikation in den Köpfen derMenschen zu verankern. Die Heraus-forderung moderner Landwirtschaftliegt nicht nur darin die zunehmend ur-ban geprägte wachsende Bevölkerungzu ernähren, sondern den überlebens-

Der AgrarThinkTank, bestehend ausjungen Menschen aus dem ländlichenRaum und zukünftigen Hofübernehmer -Innen, erarbeitet Konzepte einer „enkerl -tauglichen Landwirtschaft“. Die Devisedabei lautet: „Die Zeit des Jammernsist vorbei – Wir gestalten unsere Land-wirtschaft enkerltauglich – mit Mut undFreude“.

Jede und jeder Einzelne ist herzlich ein-geladen, sich am Entwicklungsprozesseiner zukunftsfähigen Landwirtschaftzu beteiligen!Wer mitmachen will, einfach im Büroder Landjugend Österreich melden:[email protected]!

wichtigen Nutzen einer funktionieren-den Landwirtschaft breit zu kommuni-zieren. Letzten Endes ist es die Summeder Bevölkerung, bestehend aus Hand-werkerInnen, ComputertechnikerInnen,PädagogInnen, LandwirtInnen uvm. dieuns und unsere Umwelt, aber auch dieLandwirtschaft, beeinflussen und prä-gen.

Sollen dabei die Ziele „enkerltauglicherLandwirtschaft“ umgesetzt werden, sinddie jungen LandwirtInnen aufgefordertdas Bild einer modernen Landwirtschaftrealitätsnahe, aber auch selbstbewusstzu kommunizieren. Das Prinzip Part-nerschaft muss dabei an erster Stellestehen! Erst eine kluge Kooperationaller handelnden Personen und die Bün-delung aller Kräfte kann eine erfolg -reiche Entwicklung der Land wirtschaft,der Gesellschaft und in Folge un-serer gesamten Lebensumweltbewirken.

„Wie die Zukunft derLandwirtschaft in30 Jahren aussehen?“ –Eine Frage, die vielejunge Landwirtinnenund Landwirte beschäf-tigt. Zu Recht! Denn esgeht immerhin darum,unter welchen Rahmen-bedingungen sie und dieländliche Bevölkerungin Zukunft wirken, wer-ken und leben werden.

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Autor: Johann Moitzi, Geschäftsführer der Landjugend Österreich

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