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4/2010: Die Welt schaut auf Wien

Date post: 11-Mar-2016
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über.morgen - die kritisch-unabhängige Studierendenzeitung
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JETZT NEU: NOSTALGIE IN SERIE S.13 die kritisch-unabhängige Studierenden-Zeitung über.morgen BOLOGNA: EIN PROZESS, DREI LÄNDER S.10 FOTO: WIKIPEDIA COMMONS WKÖ KOMMENTIERT HOCHSCHULDIALOG S. 9 FOTO: WKÖ FOTO: CHRISTOPH LIEBENTRITT Jahr 2, Ausgabe 4 | Mi 3.3.2010 | Kostenlos DIE WELT SCHAUT AUF WIEN Internationale Protestbewegung ruft zum Alternativgipfel S. 5, 8 Geschichten aus dem FOTO: GEORG STURM, ZEICHNUNG:
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Page 1: 4/2010: Die Welt schaut auf Wien

JETZT NEU: NOSTALGIE IN SERIE S.13

die kritisch-unabhängige Studierenden-Zeitungüber.morgen

BOLOGNA: EIN PROZESS,DREI LÄNDER S.10

FOTO: WIKIPEDIA COMMONS

WKÖ KOMMENTIERT HOCHSCHULDIALOG S. 9

FOTO: WKÖFOTO: CHRISTOPH LIEBENTRITT

Jahr 2, Ausgabe 4 | Mi 3.3.2010 | Kostenlos

DIE WELT SCHAUT AUF WIENInternationale Protestbewegung ruft zum Alternativgipfel S. 5, 8

Geschichten aus dem

FOTO: GEORG STURM, ZEICHNUNG:

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Impressum

Medieninhaber & Herausgeber: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. 1070 Wien. Hermanngasse 2a/332. Tel.: +43664 558 77 84, Homepage: http://unsereuni.at/morgen; Redaktion: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. 1070 Wien. Hermanngasse 2a/332; Redaktionelle Leitung: Jakob Arnim-Ellissen, Markus Schau-ta; Herstellerin: Druckerei Fiona, www.fiona.or.at; Herstellungs- und Erscheinungsort: Wien; Layout: jaae, axt, rororo; Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach §44 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz: © Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen.

Dem Ehrenkodex für die österreichische Presse verpflichtet.

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2

Was kostet die Welt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2

Liebe Leserinnen, Liebe Leser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3

In Kürze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3

Großbaustelle Hochschulen. 10 Jahre Bologna und kein Ende der Kritik .4

Von Sorbonne bis Bologna. Die Hintergründe des Prozesses. . . . . . . . . . .5

Ein Blick auf die neue BolognaBurns.org . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5

Der Bolognaprozess zu Gast in Wien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5

Bologna: „Auf sich selber schaun“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

über.foto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

„McUniversity“ oder warum Bologna korrigiert werden muss . . . . . . . . .7

Was kommt nach Bologna burns? Die Zukunft von Unibrennt . . . . . . . . .8

Hochschuldialog: Probleme bei Bologna-Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . .8

Ein Gipfel voller Workshops . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8

Auf dem falschen Weg. Wohin führt der Bologna-Prozess? . . . . . . . . . . .9

Stimmen des Hochschuldialogs: Michael Landertshammer, WKÖ . . . . . .9

Bologna: Ein Prozess, drei Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

Die Rolle der European Students‘ Union . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

Stimmen des Hochschuldialogs kommentiert: Kurt Günewald . . . . . . . .11

Bologna und die „Lissabon-Strategie“. Wissen als Ware am freien

Markt der Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11

Uni brennt: Die Rezension! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12

art attack: Kunst als Protest- und Aktionsform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12

Geschichten aus dem Audimax: Laut(hals) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13

Die Sendung mit dem Graus: Hochschulranking . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14

Hund der Woche, Sudereck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15

Was kostet die Welt?Das ist eine Frage, die selbst wir nicht be­antworten können. Aber dafür können wir ei­ne andere beantworten und zwar, wie viel eine Zeitung kostet: Sie kostet Geduld, viele Stun­den intensives Diskutieren, Schreiben, Flyern, Austeilen. Sie kostet Telefonieren, Anheuern, Raum suchen, Laptops ständig ein­ und aus­packen und den Kaffee mit den Freund_in­nen absagen.

Und sie kostet Geld, damit sie gedruckt wer­den und auch über.mor gen noch rauskommen kann: Und zwar in einer Auflage, die garantiert, dass auch ihr eines unserer begehrten Exem­plare in die Hände bekommt.

Eure Spende sichert nicht nur das regelmäßi­ge Erscheinen der über.morgen sondern – wir sind ja nicht so – auch ein paar Tipps, die wir euch nicht vorenthalten wollen. Einen dieser Tipps, stellen wir euch nun, kostenlos, gra tis aber hoffentlich nicht umsonst vor:

Nach dem ihr die druckfrische über.morgen ge­lesen habt, könnt ihr euch daraus einen Falthut basteln. Ja, kein Spaß! Der ist sehr praktisch, wenn es bei der Großdemo regnen sollte und sieht schick aus!

Und, im Sinne des Nürnberger Trichters, fließt euch das Wissen direkt in den Kopf und eröff­net euch einen Blick auf die Welt, wie ihr ihn noch nie er lebt habt!

Für eure Spende danken wir euch! Hier und jetzt, anonym aber herzlich. [bib, masc]

[email protected]

Konto: 00074753235 | BLZ: 60000 (PSK) Zweck: über.morgen Alle Einlagen gehen ausschießlich zuguns­ten des Vereins (Druckkosten).

über.inhalt

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euer über.ich hat beschlossen, sich wettbe­werbsfähig zu machen. Denn alles dreht sich heute um den freien Markt und den Konkur­renzkampf, den nur gewinnen kann, wer wett­bewerbsfähig ist.

Aber weil Wissen etwas Abstraktes ist, das sich nicht leicht bewerten lässt, vergleichen Unirankings bestimmte Faktoren miteinander, von denen man annimmt, dass sie über die Qualität der Wissensvermittlung etwas aus­sagen: Z.B. die Anzahl der Publikationen, die Zahl der Studierenden, die in möglichst kurzer Zeit durch das Unisystem geschleust werden, die Lukrierung von Drittmitteln oder der effek­tive Nutzen in Form von Patentanmeldungen.

Damit die Hochschulen bei dieser Art von Ranking möglichst vorne dabei sind, geht man dazu über, innerhalb des Studiums die freie Entscheidung und Schwerpunktsetzung

zusehends einzuschränken. Die Richtung ist vorgegeben: Verwertbarkeit am Arbeitsmarkt!

Und außerdem muss ja auch Geld aufgestellt werden. Das, am freien Markt, mit wenig Staat, natürlich von der Wirtschaft kommen muss.

Und die verlangt dafür Gegenleistungen.

In diesem Sinne denkt auch euer über.ich da­rüber nach, eine Erhöhung der Wettbewerbs­fähigkeit von über.morgen anzustreben.

Schwarz­weiss ist out, ich fordere Farbbilder! Unsere Zeitung erscheint nur alle zwei Wochen – ich fordere die Umwandlung in eine Tages­zeitung! Die Auflage ist mickrig ­ ich fordere das Doppelte! Ich muss selbst Artikel schrei­ben ­ ich fordere einen Praktikanten! Ich muss meinen Kaffe selber kochen ­ ich fordere ei­ne Praktikantin!

Aber das kostet alles eine Menge Geld. Natür­lich, wir könnten Werbung schalten, oder uns für tendenziöse Artikel bezahlen lassen. Aber dann wären wir keine unabhängige Studieren­den­Zeitung mehr. Und genau darin liegt ja un­sere Wettbewerbsfähigkeit, meint euer über.ich.

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER

PROTESTE ZUM PROZESSBEGINN

Rund um den am 2. März in Wiener Neustadt beginnenden Prozess gegen die nach §278a des Strafgesetzbuchs angeklagten 13 Tierschutz­aktivist_innen sind Proteste geplant. Bereits am 27.2. gingen Gegner_innen in Wien auf die Straße, ab dem 2.3. wird in Wiener Neustadt demonstriert. Genaueres unter www.278.at

CAMPUS ALS VERANSTALTUNGSORT FIX

Das Raum­ und Ressourcenmanagement der Universität Wien hat die Freigabe der Hörsäle C1 und C2, sowie A und B am Universitäts­campus bestätigt. Aus Angst vor Besetzungen sollen allerdings im Hauptgebäude keine Räu­me zur Verfügung gestellt werden.

KASACHSTAN VOR MITGLIEDSCHAFT

Das Beitrittsgesuch Kasachstans wurde auf dem Treffen der Bologna Follow­up Group, das am 18. und 19. Februar in Madrid statt­fand, positiv bewertet. Eine endgültige Ent­scheidung über den Beitritt des Landes soll auf der Minister_innenkonferenz in Budapest und Wien folgen.

STUDENTINNEN IM GESPRÄCH

Alfred Dorfer lud zwei Studentinnen der Pro­testbewegung zu einem Gespräch im Foyer des Burgtheaters, das im Rahmen des kulturmon­tag vom ORF ausgestrahlt wurde. Der Trailer dazu ist auf tv.orf.at nachzusehen.

BILDUNGSPROTESTE IN KALIFORNIEN

Am 26. Februar kam es an der University of Berkeley zu, laut Medienberichten, gewaltsa­men Protesten 200 Studierender. Bereits 2009 demonstrierten Student_innen gegen steigen­de Studienkosten und Budgetkürzungen. Infor­mationen unter www.ucforcalifornia.org/uc4ca.

ARTIKEL GESUCHT!

über.morgen sucht für die Reihe „Geschich­ten aus dem Audimax“ spannende Geschich­ten und Erlebnisse aus Besetzungszeiten. Die Texte sollten nicht mehr als 2.000 Zeichen ha­ben, mit eurem Kürzel versehen sein und frist­gerecht bis Sonntag, 14. März, 12 .00 Uhr bei [email protected] einlangen.

KÜRZEIN

über.ich

UNIBRENNT GOES ARS ELECTRONICA

unibrennt wurde im Rahmen des Prix Ars Elect­ronica 2010 in der Kategorie Digital Communities nominiert. Infos gibt es auf www.unsereuni.at/wiki. Mitarbeiter_innen werden gesucht!

RÄUMUNGSGEFAHR IN REGENSBURG

Nach Ablauf eines Räumungsultimatums sind die Besetzer_innen der Universität Regensburg in ein Verwaltungsgebäude „umgezogen“, in dem auch das Büro des Rektorats liegt. Un­bestätigten Informationen zufolge, soll das Gebäude bald geräumt werden. Aktuelle In­formationen unter www.regensburg-besetzt.de.

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GROSSBAUSTELLE HOCHSCHULEN 10 JAHRE BOLOGNA UND KEIN ENDE DER KRITIKAm 19. Juni 1999 haben 29 europäische Staaten in der italienischen Stadt Bologna eine Erklärung unterzeichnet. Ziel der Bologna-Er-klärung ist es, einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Die Absprache, zu der sich mittlerweile 46 europäische Staaten bekennen, ist rechtlich unverbindlich.

über.thema

Dem europäischen Wirtschaftsraum soll mit Bologna ein gemeinsamer europäischer Hoch­schulraum an die Seite gestellt werden.

Dies soll durch die Erhöhung der Mobilität von Studierenden und der Wettbewerbsfähigkeit der Unis am „Hochschulmarkt“ gewährleistet werden, wie auf der Internet­Seite des BM­WF zu lesen steht.

TOTGESAGTE LEBEN LÄNGER

Angesichts der angespannten Situation an den Unis werden die Stimmen der Kritiker im­mer lauter. Wo einige die Fehler in einer man­gelhaften Umsetzung der Bologna­Vorgaben sehen, fordern andere den Ausstieg aus dem Bologna­Prozess.

Gescheitert ist der Bologna­Prozess deshalb aber nicht, befürchtet Lena von der AG Bolo­gna. Denn, „Totgesagte leben ja bekanntlich leider oft am längsten.“

Nicht nur die Umsetzung der Vorgaben sei zu kritisieren. Vielmehr müssen die neoliberalen Rahmenbedingungen, die Bologna schafft, grundsätzlich abgelehnt werden. „Diese wa­ren nie darauf ausgelegt, dass sich Student_innen auf eine kritische und selbstbestimmte Weise mit Inhalten beschäftigen.“

Daher ist die Tendenz zur Verschulung der Uni­versitäten keine Frage der Umsetzung, son­dern eines der Ziele des Bologna­Prozesses.

„Dass darüber hinaus die Umsetzung ohne ausreichende finanzielle, personelle und struk­turelle Ressourcen geschehen ist“, so Lena,

„Ich habe die ersten 3 Jahre im Tibetolo­

gie­Diplomstudium nur Sprachen gelernt

um den Stoff dann besser zu verstehen.

Im Bachelor wäre das nicht möglich.

Ich befürchte, dass die Proteste nicht

wieder aufleben weil die Erwartungen der

Student_innen nicht erfüllt wurden. Die

Flamme ist erloschen.“

Agathe

„Der Bologna­Prozess ist auf FHs und in

praxisorientierten Studiengängen sinnvoll,

jedoch nicht in anderen Studien.

Es ist es nicht zielführend, dass alle den

gleichen Studienablauf haben. Universität

heisst für mich frei wählen zu können. Ich

glaube schon, dass das Feuer der Studie­

rendenproteste wieder aufflammt.“

Anna

„Ich habe Medizin fertig studiert und stu­

diere jetzt Molekulare Biologie. Früher

hätte man mich mit Handkuss genom­

men, heute ist die Anrechnung intranspa­

rent und willkürlich.

Der Bologna­Prozess ist für mich das En­

de des Uni­Gedankens, dem freien Zu­

gang zu Wissen.“

Christian

„Obwohl ich glaube dass die Proteste

wieder stärker werden glaube ich,

dass Politik und Staat zu stur sind

und dass ihnen die Bereitschaft

fehlt etwas zu ändern.

Das neue System ist schrecklich, ich ken­

ne mich hinten und vorne nicht aus “

Agnes

[masc]

„schlägt dem Fass den Boden aus.“

DIE LEUTE WAREN ÜBERFORDERT

Der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Samir Al­Mobayyed steht der Bologna­Idee grund­sätzlich positiv gegenüber. Doch auch er gibt zu, dass es anlässlich 10 Jahre Bologna we­nig zu feiern gibt.

Die Probleme bei der Umsetzung seien nicht zu übersehen. Verschulte und zum Teil völlig überfrachtete Studienpläne seien nicht das Ziel von Bologna. Hier kranke es ganz klar an der Umsetzung. „Man hat gemerkt, dass die Leute einfach überfordert waren.“

Auch Friedrich Faulhammer, Generalsekretär des BMWF, will nicht leugnen, dass es Prob­leme in der Umsetzung gab und gibt. „Leider haben sich vielleicht einzelne Ziele und Maß­nahmen am Weg in die nationale Umsetzung etwas „verwaschen“.“

Jetzt gehe es darum, gemeinsam Verbesse­rungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Gefragt nach den Gründen für die mangelhafte Um­setzung verweist auch er auf eine Überforde­rung der Universitäten.

„Vieles von dem, was heute Bologna in die Schuhe geschoben wird, hat mit dem Bolog­na­Prozess aber eigentlich nichts zu tun“, be­tont Faulhammer.

Samir Al­Mobayyed stößt ins selbe Horn. Viele der Missstände an den österreichischen Uni­versitäten, sind nicht von Bologna verursacht worden. So wäre die fehlende Flexibilität beim

Wechsel von einer Universität innerhalb Öster­reichs zur anderen, in erster Linie ein Problem der österreichischen Uni­Autonomie.

Hingegen erkennt Lena von der AG­Bologna das reduzierte Mitspracherecht der Studierenden als eine Auswirkung des Bologna­Prozesses. Denn die demokratische Universitätsorgani­sation, in der das Mitspracherecht der Stu­dierenden verankert war, wurde mit dem Universitätsgesetz 2002 zu Fall gebracht. Stu­dentische Mitbestimmung wurde seither mehr und mehr verringert.

JETZT GEHT’S UM DIE LÖSUNG

Friedrich Faulhammer glaubt, dass der Dia­log mit den Studierenden in Österreich mitt­lerweile funktioniere. Er ist optimistisch, dass gemeinsam die richtigen Maßnahmen erarbei­tet werden. „Jetzt geht’s um die Lösung und den Blick in die Zukunft.“

Eliah von der AG Bologna sieht die Zukunft weniger optimistisch. Er legt den verantwort­lichen Minister_innen nahe, endlich auf die über Jahre hinweg vorgebrachten Kritikpunk­te einzugehen.

Denn die Masse der Betroffenen wäre bis jetzt von den Reformbeschlüssen ausgeschlossen geblieben.

„Es ist ein Stau an Kritik da und was das be­wirkt, haben wir alle Ende Oktober letzten Jahres miterlebt. Und wir werden es wieder erleben, wenn die Politiker_innen in ihrem Ar­beitseifer immer nur auf die selben Leute hö­ren wollen.“

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Die Bologna­Aktionstage starten mit einer großen Demonstration, un­ter Beteiligung der internationalen Gäste des Gipfels, am Donnerstag, 11. März. Treffpunkt ist 15.00 Uhr am Wiener Westbahnhof.

Im Anschluss an die Demonstrati­on soll mittels Mas­senblockaden den Gipfelteilnehmer_in­nen gezeigt werden, „was es heißt, mit Zugangsbeschrän­kungen konfrontiert zu sein“.

Der Alternativgipfel mit Workshops und Podiumsdiskussionen unter dem Motto „Endstation Bologna?“

findet dann von Freitag bis Sonn­tag, 12. bis 14. März, am Campus der Universität Wien statt.

An allen drei Tagen wird das „Café International“ Raum für internatio­

nale Vernetzung der Bildungsproteste ge­ben. Am Sonntag soll der Gipfel mit einem Alternativprogramm ausklingen.

Schon am 8. und 10. März finden Hörer_innenvollversamm­lungen der Institute Geschichte, Theater­,

Film­ und Medienwissenschaften, Internationale Entwicklung und Po­litikwissenschaft statt.

DER BOLOGNA-PROZESS ZU GAST IN WIEN

Die erste Sitzung der Jubiläums­konferenz findet am Donnerstag, 11. März, im Parlament in Buda­pest statt. Schwerpunkte sind Cur­ricula­Reform, Qualitätssicherung, sowie Mobilität und Anerkennung.

Am Abend soll bei ei­nem Festball in der Wiener Hofburg die Kooperation der 46 Staaten im Rahmen des Bologna­Prozes­ses gefeiert werden.

Die Themen der zweiten Sitzung, am Freitag, 12. März, im Konferenzzentrum in der Hofburg, sind die soziale Dimension, sowie Wesen und Auswirkungen von Bo­

logna. Die Abschlusspressekonfe­renz ist für 13.00 Uhr angesetzt.

Im Anschluss an die Minister_in­nenkonferenz findet das „Bologna Policy Forum“ statt. Mit Staaten wie

Australien, Brasilien, China und den USA soll „wechselseiti­ges Einvernehmen und Lernen in der Hochschulbildung“ gestärkt werden.

Der ursprünglich für zwei Tage geplan­te „public space“ in der Hofburg wird

wegen „Sicherheitsbedenken“ des Innenministeriums nur am Freitag stattfinden. [jaae]

über.thema

IN KÜRZE Studierende, Lehrende und

Andere aus ganz Europa

Hörsäle C1, C2, A, B am Universitätscampus in Wien

Hochschulpolitik kritisch hin­terfragen und Bildungspro­

teste vernetzen.

IN KÜRZE47 Minister_innen, EU­Kom­mission und acht weitere Or­

ganisationen

Parlament in Budapest Hofburg in Wien

10 Jahre Bologna feiern, dis­kutieren und bewerten.

ALTERNATIVGIPFEL & DEMO JUBILÄUMSKONFERENZ & BALL

Bereits seit den 1980ern gab es wiederholt Be­strebungen, den europäischen Hochschulraum zu vereinheitlichen. 1998 verabschiedeten vier Minister_innen aus Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien die „Gemeinsame Erklärung zur Harmonisierung der Architektur der Europäischen Hochschulbildung“, kurz Sor­bonne­ Erklärung. Diese stellte die Grundlage für die ein Jahr später von 29 Staaten unter­zeichnete Bologna­Erklärung dar.

DAS ZIEL DES PROZESSES

Primäres Ziel ist die Verwirkli­chung eines gemeinsamen eu­ropäischen Hochschulraums bis 2010. Im Rahmen von Ac­tion Lines formulierte Teilziele sind unter anderem die Ein­führung eines zweigliedrigen Studiensystems (Bachelor/Mas­ter), eines einheitlichen Leis­tungspunktesystems (ECTS) sowie die Förderung grenz­überschreitender Mobilität. Zentral sind weiters die Be­reiche der Qualitätssicherung, des lebenslangen Lernens und der „Beschäftigungsfähigkeit“ (employability).

AKTEURE UND ENTSCHEIDUNGS-FINDUNG

Die höchsten Entscheidungs­gremien sind die Minister_innenkonferenzen, die mit ihren Kommunikees die in­haltliche Ausrichtung und Schwerpunktsetzungen vor­geben. Diese Konferenzen wurden bis 2009 in einem Abstand von zwei Jahren abgehalten, danach ist ein dreijähriger Turnus vorgese­hen. Die Entscheidungsfin­dung vollzieht sich nach dem Konsensprinzip.

Inhaltliche Arbeit wird vor allem im Rahmen der Bologna Follow­up Group (BFUG) geleis­tet. Sie orientiert sich an den auf den Konfe­renzen erstellten Kommunikees. In der BFUG sind alle Mitglieder des Bologna­Prozesses vertreten: die 46 Mitgliedsstaaten, die Euro­päische Kommission sowie die acht beraten­den Mitglieder. Daneben haben einige Staaten, darunter auch Österreich, nationale FUGs ein­gerichtet.

VON SORBONNE BIS BOLOGNADIE HINTERGRÜNDE DES PROZESSES

[kh]

Auf der neuen „Bologna Burns“ Website www.bolognaburns.org finden Studierende, Lehren­de und alle anderen solidarischen Menschen einen Vorgeschmack auf März. So findet man neben Informationen über Gipfeldemo, Alterna­tivgipfel und Blockaden unter dem Menüpunkt „Join In“ jede erdenkliche Möglichkeit sich an Vorbereitung und Mobilisierung zu beteiligen.

Hier stehen auch sämtliche bis jetzt produ­zierten Materialen auf Deutsch und Englisch zum Download bereit. Wiener_innen können über unsere Schlafplatzbörse den Gipfel­ und Demoteilnehmer_innen aus ganz Europa Schlafplätze anbieten und diese können nach solchen anfragen.

Im Kalender finden sich alle wichtigen Ereig­nisse – sowohl für die Vorbereitungen als auch während der Gipfeltage selbst. Unter „News“ gibt es ein Blog, in dem alle Planungsgrup­pen ihre Neuigkeiten posten können. Aber ­ alle sind eingeladen, im „Open Blog“ ihre Meinung zu sagen und bei den Kommenta­ren mit zu diskutieren!

EIN BLICK AUF DIE NEUEBOLOGNABURNS.ORG

[html]

[jaae]

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BOLOGNA: „AUF SICH SELBER SCHAUN“

Schaut jemand auf sich selbst, kann man eigentlich nicht böse sein. Jede_r muss schauen wo er oder sie bleibt. Manche Leute sind da besonders begabt. Riskiert man einen Blick nach Bologna, dieser Ta­ge besonders, so stellt man sich die Fra­ge, ob gewisse Leute nicht ein bisschen zu gut auf sich schauen.

Geld ­ Moneten ­ Denaro ­ oder, um dem Wiener und der Wienerin gerecht zu wer­den, Knädl. Darum wird es sich drehen, denkt sich jetzt vielleicht der eine oder die andere. Darum dreht sich doch alles. Und das stimmt auch, dass es hier um Geld geht. Und zwar um Geld allein. Eigentlich um noch eine Sache, aber dazu später.

Politik und Geld, das zieht sich magisch an. Dabei muss man sagen, dass Geld wohl ein negativer Pol ist, denn schließ­lich zieht es Bankbeamte an. Besonders freundliche Menschen. Und die Politik muss dann der positive Pol sein, mit den

zwangsläufigen Konsequenzen. Und so scheint für manche nichts geeigneter zu sein, als die Politik, um „auf sich selbst zu schauen“. Zwar glauben die Bürger_innen den Politiker_innen nicht, doch gehen sie davon aus, dass diese unter so hoher Be­obachtung stehen, dass sie nichts falsch machen können.

Wenn man jetzt schon so lange dabei ist, immerhin schon mehr als neun Jahre, und

ein paar Leute aufzeigen, dass da einiges nicht stimmt, dann stellen sich auch ande­re viele Fragen. Zumindest die eine, das „Warum?“. Und das könnte klassischer nicht sein. Denn, um was drehtes sich immer? Um Geld und um Liebe! „Was?“, wirst du dir denken! Um die Liebe? Ja, denn da war vor allem die Liebe im Spiel. In die Sekretärinwar er nämlich verliebt, der Flavio Delbono. Das ist ja an und für sich kein Verbrechen, wirst du meinen.

Aber wenn man dann seine Reisen als Bür­germeister von Bologna immer Plus Eins bucht und sich ein schönes Wochenende macht, dann ist das schon ein Problem. Und wenn man auch noch Geld verschwin­den lässt, dann ist das eben schon ein Verbrechen. Und dann wirst du auch sa­gen, dass man sich eigentlichnicht mehr wundern muss, dass er zurück getreten ist im Jänner.

FOTO

: BEN

GU

N

Am Dienstag, den 11.03. findet ab 15.00 Uhr am Westbahnhof eine große Demo im Rahmen der Proteste ge­gen die Bologna­Reform statt. Im Anschluss werden Barrikaden errichtet, oder, besser gesagt, die Straßen mit Sitzblockaden verstopft. Das Ziel der Aktion ist, den Weg zur Hofburg ein wenig zu erschweren und den Fei­erlichkeiten die öffentliche Legitimität zu entziehen.

In diesem Sinne: Erscheint zahlreich! [arr]

[roro]

über.kurioses

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7über.bildung

K O M M E N T A R

Viele junge Studienanfänger_innen ver­stehen die universitäre Aufstandsbewe­gung vom Herbst und Winter 2009 nicht. Aufgrund des Drucks, die vorgegebenen Lehrveranstaltungen zeitgerecht zu absol­vieren, begriffen sie die Hörsaalbesetzun­gen eher als ein weiteres Hindernis aus den eigenen Reihen und waren nicht be­reit, sich zu solidarisieren. Eine gewisse Naivität was die politischen, gesellschaft­lichen und wirtschaftlichen Zusammen­hänge angeht, tat ihr Übriges.

Wie sich ein Studium noch vor einigen wenigen Jahren gestaltete – davon haben die meisten Anfänger_innen freilich kei­ne Ahnung. Es sind daher oft die – meist prekär angestellten – jungen Lehrenden wie Studienassistent_innen, Lektor_innen oder Tutor_innen, die den Studierenden

WAS KOMMT NACH BOLOGNA BURNS?DIE ZUKUNFT VON UNIBRENNT

K O M M E N T A R

Noch ein paar mal schlafen, dann ist es so­weit! Die Bologna­Minister_innen ­ Konferenz und vor allem die sie begleitenden Proteste werden beginnen. Demo und Alternativgipfel – Ergebnisse wochenlanger Vorbereitung. Re­sultate unglaublicher, gemeinsamer Anstren­gungen zahlloser Aktivist_innen.

Ein paar mal schlafen und sie sind wieder vor­bei. Und dann? Niemand von uns glaubt ernst­haft an einen sofortigen Richtungswechsel in der Europäischen Bildungspolitik. Also ist klar, dass Bologna burns! nicht das Ende der Pro­testbewegung sein kann und darf.

Doch was kommt danach? Wie kann der nächs­te Höhepunkt aussehen? Worauf soll sich die Bewegung nach dem 14. März konzentrieren und wie verhindern wir, dass sie einschläft?

Ich kann diese Frage nicht beantworten. Ich kann die Pläne aufzählen, von denen auch die über.morgen schon berichtet hat. Ende März wird ein weiterer Alternativgipfel im Europäi­schen Parlament stattfinden und für Anfang Ju­ni ist ein Bildungskongress in Bochum geplant.

Doch eigentlich sollten wir eines inzwischen gelernt haben. Wir müssen nicht von einem Höhepunkt zum nächsten hetzen. Wir müs­sen nicht jeden Tag auf allen Titelblättern sein. Wir müssen nicht sofort den nächsten Gipfel besteigen, sondern können uns ruhig einmal [jaae]

„McUNIVERSITY“ ODER WIESO BOLOGNA KORRIGIERT WERDEN MUSS

Zeit nehmen. Zeit, um uns zu regenerieren. Zeit, um zu reflektieren, wo wir stehen und wohin wir wollen.

Wenn Bologna burns! vorbei ist, werden uns alle fragen: Was jetzt? Und wenn wir nicht so­fort eine Antwort haben, werden sie sicher vom Ende der Bewegung sprechen. Davon dürfen wir uns nicht beeinflussen lassen. Solange wir da sind, wenn in Europa über Bildung ge­sprochen wird, solange wird das Feuer nicht verlöschen.

Am 25. März organisiert das Kollektiv Spring 2010 einen Alternativgipfel im Europäischen Parlament. Interessierte können im Work­shop der französischen Professorin Isabel­le Bruno mehr darüber erfahren. Bei einem Vernetzungstreffen in Paris wurden vor zwei Wochen außerdem die Grundsteine für einen Bildungskongress in Bochum Anfang Juni ge­legt. Die Vorbereitungen sollen in Wien fortge­setzt werden.

[wr]

FOTO

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erst einmal ihre Situation bewusst machen müssen. Ihnen erklären müssen, wieso es wichtig wäre, aktiv für eine Änderung der

Curricula, für einen „anderen“ Bologna­Prozess und nicht zuletzt für mehr Geld für die Unis und einen höheren gesell­schaftlichen Stellenwert von universitä­rer Ausbildung einzutreten.

Schnell muss es gehen im McBachelor­Studium, der Inhalt ist dabei nicht so wich­tig. Reflexion, das Erarbeiten der Fähigkeit, stoffliche Zusammenhänge herzustellen, die gerade in den Geisteswissenschaf­ten von Beginn des Studiums an gelernt werden müssen, finden nicht mehr statt. Unter Einbindung von Studierenden und Lehrenden muss der Bologna­Prozess, der die Unterordnung der Lehre und For­schung unter das neoliberale Leistungs­prinzip vollzogen hat, und ansonsten kaum Verbesserungen für die Situation an den Unis brachte, in Frage gestellt und neu diskutiert werden.

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8

Zahlreiche Workshops finden beim Alterna­tivgipfel von 12. bis 14. März am Campus der Universität Wien statt. Sie werden in unter­schiedlichen Sprachen abgehalten. Überset­zungsdienste werden von vielen Studierenden unentgeltlich geleistet, freut sich Tobias von der Arbeitsgruppe Bologna.

EIN GIPFEL VOLLER WORKSHOPS

über.bildung

Im Arbeitsforum „Bologna & Studienstruk-tur (Curricula) & Lehre“ gibt es einen (über-raschend) breiten Konsens darüber, dass die Umsetzung des Bolognaprozesses bei den Universitäten in den letzten zehn Jah-ren schlecht funktioniert hat, und tiefgrei-fende Änderungen notwendig sind.

Im ersten Schritt des Arbeitsprozesses wurden alle Teilnehmer_innen durch Vorträge von Eli­sabeth Weitgruber und Gerd Bacher (die beide für das Ministerium in der Bologna Follow­up Group sitzen) in das Thema eingeführt, und die Umsetzung in Österreich durch Thomas Weldschek dargestellt.

Dabei stellte sich relativ schnell heraus, dass der Bolognaprozess theoretisch sehr viele Frei­heiten lässt, durch die Umsetzung diese jedoch sehr stark eingeschränkt wurden. So meinte etwa Weitgruber, dass die Umsetzung in Ös­terreich zu sehr an formale Vorgaben geknüpft wurde, und wir wieder zum offenen Geist und zu Flexibilität zurückfinden müssten.

In einem weiteren Prozess wurden einige der Zielsetzungen des Bolognaprozesses und be­reits erste Problemstellungen unter die Lupe genommen. Hier konnte man sehr gut sehen, dass die einzelnen Interessenvertreter_innen unterschiedliche Ansichten haben und wo deren Prioritäten liegen. Auch ist es hier interessant zu beobachten, wie sich in einzelnen Punkten – quer durch alle Fraktionen ­ Allianzen bilden.

In den nächsten Schritten wird es darum ge­hen, die Problemstellungen zu verfeinern und Strategien zu finden, um diese zu lösen.

Abgesehen von Inputvorträgen wird in Klein­gruppen gearbeitet, die ihre Ergebnisse dann allen Teilnehmer_innen vortragen. Dabei kann es teilweise zu sehr skurrilen Situationen kom­men, wenn der Vertreter der Wirtschaftskammer die Positionen der Protestbewegung darstellen muss. Leider werden diese Vorstellungen aber auch zur Selbstinszenierung genutzt.

Ein weiterer Kritikpunkt am Arbeitsforum ist, dass die Moderation sich nicht an die erarbei­tete Tagesordnung hält, sondern stets versucht, Themenbereich abzuschließen bzw. Handlungs­anweisungen zu erstellen. Diese Arbeitsweise ist aus unserer Sicht in einigen Bereichen sehr unseriös, da dadurch die Zeit für eine gründli­che Problemanalyse fehlt.

HOCHSCHULDIALOGPROBLEME BEI BOLOGNA-UMSETZUNG

[sl][sise]

„Ich erhoffe mir eine bessere internationale Vernetzung von Initiativen gegen die jetzige Praxis der Bologna­Reformen.“

Wolfgang Nitsch, Workshop-Leiter

„Der Alternativgipfel bietet eine gute Möglichkeit, gemeinsa­me Standpunkte zu formulieren und sich auszutauschen.“

Sophie Lojka, Workshop-Leiterin

„Ich erwarte, dass wir eine massive Bewegung auslösen, in der Stu­dierende und Lehrende einen konstanten Austausch von Ideen und

Kritik betreiben.“ ­ Andrés, Spanien

„Liebe Wiener Bevölkerung, eure Studierendenschaft ist eine Ins­piration für Protestbewegungen auf der ganzen Erde. Helft mit und zeigt eure Solidarität. Auch eure Probleme werden von den Studen­

ten thematisiert!“ ­ Armin und Lukas, Deutschland

nach den Gebilden der Bildung in ihrem Ver­hältnis zu „Freiheit als dem Sinn von Politik“, beschreiben die Organisator_innen den The­menblock mit einem Zitat von Hannah Arendt.

Werner Rotter, der den Workshop „Universality between knowledge explosion and commer­

cialization“ leiten wird, äußerte die Hoffnung, dass neue Initiativen hervorgebracht werden. Für die Zukunft der Bildung sei es wichtig, dass die Studierenden ihre Bildungsinhalte selbst gestalten können. Er hoffe, dass mit dem Al­ternativgipfel der „Zukunftsraub“ an jungen Menschen verhindert werden kann.

Geplant sind zusätzlich auch „Barcamps“, Orte, an denen sich Interessierte treffen, dis­kutieren und sich zu neuen Workshops zu­sammenschließen. Diese Workshops stehen unter dem Motto: „Es gibt keine Zuhörer_in­

nen ­ nur Teilnehmer_innen“, wie man auf der Homepage (www.barcamp.at) erfahren kann.

Alle Informationen zu den Workshops findet ihr auf der Webseite des Alternativgipfels.

http://bolognaburns.org

Die zentrale Anlaufstelle für die Teilnahme an den Workshops ist der Infopoint, der voraus­sichtlich am Campus der Uni Wien zu finden sein wird. Dort wird es Listen geben, in die sich Interessierte, die beim Alternativgipfel mitar­beiten wollen, eintragen können.

Die Workshops umfassen die Themen Bildung! Lehre und Forschung in der Krise ­ raus aus der Krise; Bildung und soziale Ungleichheit; Demokratie, Gesellschaft; Neoliberalisierung in der Bildungspolitik und natürlich die inter­nationalen Bildungsproteste.

Im Themenblock Gender und Bildung finden sich unter anderem Workshops zu Gender Budge­ting und Bildung oder queeren politischen und wissenschaftskritischen Strategien an Universi­täten: Erfahrungsaustausch, Einschätzung der Lage, Perspektiven, Utopien. „Zu einer eman­zipativ verstandenen Bildung gehört Partizi­pation, Kritik, Selbstreflexion und die Frage

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GASTKOMMENTAR VON MICHAEL LANDERTSHAMMER

Die österreichische Wirtschaft be­grüßt die aktuelle hochschulpo­litische Diskussion. Dies schon wegen vielerorts herrschender undifferenzierter Studienstruktu­ren, die mit der Umwandlung auf Bachelor­/ Masterstudien zu inak­zeptablen Studienbedingungen ge­führt haben. Auch wenn hier der Anlass zu verständlichen Protes­ten lag, ist es mittlerweile vielen klar geworden, dass eine kritische Reflexion der gesellschaftlichen Funktion unserer Hochschulen längst überfällig war.

Dabei sollten wir davon ausge­hen, dass es nicht nur eine einzi­ge Funktion des Hochschulwesens geben kann, sondern eine Vielzahl legitimer Erwartungshaltungen ein­zubeziehen ist. Sicher muss es ei­nerseits etwa um Bildung als Weg

ZEITGEMÄSSE STUDIENPROFILE IN SICH WANDELNDER UMGEBUNG

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G A S T K O M M E N T A R V O N S I G R I D M A U R E R

Vor über 10 Jahren wurden die ersten offi­ziellen Grundsteine für einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum gelegt: In der Sorbonne­Erklärung 1998 bekannten sich 4 Bildungsminister_innen aus Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Italien zum Ziel, Europas Hochschulen „harmonisieren“ zu wollen, um die Mobilität und den kulturel­len Austausch zu fördern – durchaus aus ei­

AUF DEM FALSCHEN WEGWOHIN FÜHRT DER BOLOGNA-PROZESS?

S T I M M E N D E S H O C H S C H U L D I A L O G S : M I C H A E L L A N D E R T S H A M M E R

zur Entfaltung individueller Neigun­gen und Fähigkeiten gehen. An­dererseits kommt es auch auf die Entfaltung der Möglichkeiten an, sich wertstiftend in Wirtschaft und Gesellschaft einbringen zu können.

Die Wirtschaft als maßgeblicher Abnehmer hochschulischer Leis­tungen in Forschung und Lehre ist hier ein ebenso wichtiger Partner wie jene 72% der Studierenden, die sich erwarten, aufgrund ihres Studiums eine adäquate berufli­che Tätigkeit zu finden.

Es hat nichts mit Kommerzi­alisierung von Bildung zu tun, wenn man die Hochschulen auch mit der Frage konfrontiert „was wird aus Euren Absolventen?“. Es ist weder im Interesse der Hochschulen, noch der Studie­renden, noch der Wirtschaft in diesem Bereich Denkverbote zu erteilen.

Unsere Hochschulen stehen im Spannungsfeld vieler Interessen und müssen ihren Anspruch, Wegbe­reiter für neue und erstrebenswer­te Entwicklungen zu sein, laufend aktualisieren. Eben weil sich das soziale, wirtschaftliche, kulturelle etc. Umfeld unserer Hochschulen laufend verändert, müssen sich die Hochschulen stetig neu po­sitionieren. Im Selbstverständnis der Universitäten ist es dabei ein zentrales Anliegen, auf Grundlage einer wissenschaftlich fundierten Selbstreflexion aktiv zu strukturie­ren. Ein Hochschulwesen, das hier versagt, ist aus dem Ruder gelau­fen und hat niemandem mehr et­was zu sagen.

Im aktuellen Hochschuldialog brau­chen wir also vor allem die Einsicht, dass nur eine transparente Vielfalt von Studienangeboten dem Anlie­gen aller Beteiligten zu entsprechen vermag. Was wir in Wirtschaft und

Gesellschaft jetzt vor allem brau­chen sind klare Studienprofile und Studienbeschreibungen, die es er­lauben, das Studium so zu wäh­len und zu betreiben, wie es den Erwartungen möglichst vieler Be­teiligter entspricht.

Wer hier ausschließlich auf sich selbst schaut, hat – egal ob Wirt­schaft oder Student/in – schon verloren.

Michael Landertshammer ist Lei-ter der Abteilung Bildungspolitik der Wirtschaftskammer Österreich.

ner völkerverbindenden Überlegung heraus.

Daraus entstand ein Jahr später die bekann­te Bologna­Erklärung, die sich – diesen Zielen verpflichtend – mit den dafür für nötig befun­denen Rahmenbedingungen auseinandersetz­te. Bologna wurde sehr schnell sehr breit: die Wichtigkeit der Mitbestimmung von Studie­renden wurde betont, weiters die soziale Absi­cherung von Studierenden, Qualitätssicherung, lebenslanges Lernen, Mobilität und die dafür notwendige Anrechenbarkeit von Studien­leistungen und Abschlüssen und vieles mehr.

Klarerweise muss Bologna immer vor dem Hintergrund vorherrschender neoliberalen Strategien gedacht werden. Dennoch entspre­chen einige der genannten Action Lines einem emanzipatorischen Bildungsbegriff und auch im Kommunikee von 2009 sprechen sich die MinisterInnen z.B. für die öffentliche Finan­zierung von Hochschulen aus. Gleichzeitig gewinnen jene Action Lines immer mehr an Gewicht, die den Wettbewerb der Hochschu­

len untereinander betonen. So gab es 2009 in Leuven/Louvain la Neuve eine ernsthafte Dis­kussion zur Einführung eines europäischen Hochschulrankings.

Der Bologna­Prozess und seine Ziele waren sicher nie beliebig, doch er lässt sich auf zwei Arten deuten. Die Kräfte auf europäischer und auch internationaler Ebene zielen in unter­schiedliche Richtungen, wobei die neolibe­rale Interpretation ganz offensichtlich immer größere Bedeutung gewinnt. Es ist nicht ab­zusehen, ob diesen Bestrebungen Einhalt ge­boten werden kann oder nicht.

Die Proteste und der Gegengipfel zur Jubilä­umsfeier sind jedenfalls wichtige Schritte, um die Herrschenden von diesem falschen Weg abzubringen.

Sigrid Maurer ist Bundesvorsitzende der Öster-reichischen Hochschülerschaft.

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DIE ROLLE DER EUROPEAN STUDENTS‘ UNION

Verschultes Studium, verfehltes Mobilitäts-Ziel und prekäre Lehre und Forschung: Europaweit verbünden sich Professor_innen und Studierende gegen den fehlgeleiteten Prozess zur Bildung eines internationalen Hochschulraums.

Die European Students‘ Union (ESU) ist die einzige Interessenvertretung von Studieren-den auf europäischer Ebene und eines der acht beratenden Mitglieder der Bologna Fol-low-up Group (BFUG). Als Dachverband 45 nationaler Studierendenvertretungen reprä-sentiert sie über 11 Millionen Student_innen. Dennoch ist sie für viele eine Unbekannte.

ESU UND DER BOLOGNA-PROZESS

Die ESU ist seit der BFUG in Prag 2001 of­fizielles Mitglied der Bologna­Struktur. Sie unterstützt die Zielsetzungen des Bologna­Prozesses, kritisiert aber oftmals ihre Umset­zung. Inhaltlich setzte sich die ESU erfolgreich für die Berücksichtigung der sozialen Dimen­sion im Bologna­Prozess ein.

Die Bedeutung dieses Aspekts wurde in Prag erstmals anerkannt, aber erst vier Jahre spä­ter im Kommunikee von Bergen 2005 als in­tegraler Bestandteil des Bologna­ Prozesses verankert. Barrierefreies Studieren wurde so

zu einem Teilziel, auch wenn diese bereichs­übergreifende Action Line innerhalb des Pro­zesses oft ein Schattendasein fristet.

VOM INFORMATIONSBÜRO ZUR PO-LITISCHEN ORGANISATION.

Sieben nationale Studierendenvertretungen (darunter auch die ÖH) gründeten 1982 in Stockholm das West European Student In­formation Bureau, das mit der Unabhängig­

keit der osteuropäischen Staaten umbenannt wurde. Ziel des nunmehrigen European Stu­dent Information Bureau (ESIB) war es, den Informationsaustausch zwischen den Mitglie­dern zu gewährleisten.

Mit der Einführung der Sokrates­ und Erasmus­programme wurde es schließlich zu einer poli­tisch agierenden Organisation. Ihr Mandat war jedoch begrenzt, zumal sich die Hochschul­politik im nationalstaatlichen Rahmen vollzog.

Mit der Bologna­Erklärung 1999 änderte sich dies schlagartig, der Kompetenzbereich des damaligen ESIB erweiterte sich. Seit 2000 hat das Sekretariat seinen Sitz in Brüssel. 2007 erfolgte erneut eine Namensänderung – aus dem ESIB wurde die ESU.

Sie versteht sich heute als Interessenvertre­tung von Studierenden gegenüber allen euro­päischen Institutionen und ist eine autonome, nach demokratischen Prinzipien organisierte Vereinigung.

über.politik

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DEUTSCHLAND: NIX MIT AUSLAND

Wie überall im Bologna­Raum, der 46 Länder umfasst, liegen auch in Deutschland die Pro­bleme bei der Umsetzung der Ziele auf der Hand: Überfüllte Studiengänge, viel zu ver­schulte Studienpläne – das eigentliche Ziel, die Förderung der internationalen studentischen Mobilität, bleibt auf der Strecke.

Nur 15 % der Studierenden in den neuen Curri­cula sind in der Lage, ein Semester im Ausland zu studieren oder ein Praktikum zu absolvieren – während es bei den Diplomstudiengängen ein Drittel und bei den Magister­Studien gar rund die Hälfte der Student_innen zumindest für ein oder zwei Semester ins Ausland zieht.

BOLOGNA: EIN PROZESS, DREI LÄNDER

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Gründe sind aktuellen Studien zufolge finan­zielle wie zeitliche Überforderung im Studium, sowie der Druck, die vorgegebenen Lehrveran­staltungen fristgerecht zu absolvieren.

FRANKREICH: PROFESSOR_INNEN UNTERBEZAHLT UND ÜBERFORDERT

Die gesetzliche Regelung, durch die in Frank­reich die Autonomie der Universitäten und die Umsetzung des Bologna­Prozesses verwirklicht werden soll, nennt sich „Gesetz über die Ver­antwortung und Freiheiten der Universitäten“.

Statt aber die vorhandenen Mittel fair auf alle universitären Bereiche zu verteilen, werden die Gelder vor allem den wirtschaftlich relevanten Forschungszweigen zur Verfügung gestellt.

Lehrende und Forschende an Frankreichs Uni­versitäten arbeiten indes teilweise bis zu ihrem vierzigsten Lebensjahr in prekären Dienstver­hältnissen. Die für die Lehrenden zur Verfügung gestellten Mittel reichen für den Ansturm der Studierenden bei weitem nicht aus.

Die Gegner_innen des „Loi­Pécresse“, wie das neue Gesetz auch genannt wird, befürchten zu­dem Willkür und sehen eine Gefährdung der unabhängigen Lehre und Forschung.

ÖSTERREICH: DIE ZWEI-KLASSEN-UNIVERSITÄT

Auch hierzulande stellen sich immer mehr Lehrende und Forschende gegen die Auswir­kungen des fehlgeleiteten Plans für einen eu­ropäischen Hochschulraum.

So beklagt etwa der Wiener Philosophie­Pro­fessor Konrad Paul Liessmann, dass hoch­qualifizierte Forscher_innen als Lehrende nur mehr in den Master­Studiengängen zu finden seien. Währenddessen sind die Lehrenden in den Bachelorstudien mit dem Ansturm an Stu­dienanfänger_innen überfordert und können sich kaum noch der Forschung widmen, da der Marathon­Unterricht einfach zu viel Zeit in Anspruch nimmt.

Bachelor Studien werden bald nur mehr von einer speziellen Kaste von Lehrenden betreut, die schlecht bezahlt werden und gar nicht for­schen sollen, meint Professor Robert Pfaller von der Wiener Universität für angewandte Kunst.

Die Zwei­Klassen­Universität scheint nicht nur schon in Sichtweite, sondern schon fast rea­lisiert zu sein.

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G A S T K O M M E N T A R V O N F R É D É R Í C L E M A I R E

Mit der Adaption der „Lissabon Strategie“ im Jahr 2000 haben sich die Regierungen der Mitgliedsstaaten zum Ziel gemacht, die Euro­päische Union „bis 2010 zur wettbewerbsfä­higsten Wissensgesellschaft“ umzugestalten.

Das „Wissen“ geht hierbei Hand in Hand mit dem zügellosen Streben nach Wettbewerbsfä­higkeit. Es wird als eine Art Reformspritze der öffentlichen Institutionen dargestellt, wo „Ma­nagementwissenschaften“ versuchen, den Ka­non der Betriebswirtschaft umzusetzen.

Unter dem Vorwand dadurch massive Investiti­onen in Bildung und Forschung, Universitäten und Schulen anzuregen, wird eine neue, nut­zenorientierte Auffassung von Wissen aufer­legt. Das Wissen ist in diesem Falle sowohl eine Ware, als auch gleichzeitig ein Wettbewerbs­vorteil. Es geht also darum, seine Produktion, die Verbreitung und die Kommerzialisierung in­nerhalb der EU zu organisieren.

Die Verbreitung von Wissen (durch Schule und Universitäten) soll demnach auf die Ausbildung qualifizierter und einsatzbereiter Arbeitskräfte gerichtet sein. Der Bolognaprozess ist mit der Ausarbeitung des Europäischen Hochschul­raumes, welcher die nutzenorientierte Sicht von Wissen voraussetzt, Teil dieser „Lissa­bon Strategie“.

Die „Lissabon Strategie“ wird am 25. und 26. März 2010 vom Europäischen Rat evaluiert. Das 10­Jährige­Bestehen des Bologna­Prozesses wird am 11. März in Wien „gefeiert“. Die Pro­testbewegung muss die Frage nach der Eu­ropäischen Hochschulpolitik ins Zentrum der öffentlichen Debatte setzen und zu einer Ver­einigung der aktuellen Bewegung in den ver­schiedenen Europäischen Ländern beitragen.

Der Gegengipfel in Wien und der Alternativgip­fel in Brüssel kommen dieser Forderung nach: In der Stunde der Evaluation der „Lissabon Strategie“ und des Bologna­Prozesses, ma­chen wir dadurch den Regierungschefs klar, dass wir das Projekt zur Schaffung einer nicht­egalitären und ungerechten Gesellschaft, wel­che die Prinzipien der intellektuellen Freiheit mit Füßen tritt, ablehnen.

Frédéríc Lemaire ist Mitglied von Attac Frank-reich. Gemeinsam mit dem Kollektiv Printemps 2010 organisiert er einen Alternativgipfel im Eu-ropäischen Parlament (www.spring2010.org).

BOLOGNA UND DIE „LISSABON-STRATEGIE“WISSEN ALS WARE AM FREIEN MARKT DER HOCHSCHULEN

K O M M E N T A R

„Die Grünen“ – Unterstützerin der Protestbewegung der ersten Stun­de. Wie Kurt Grünewald in seinem Gastkommentar der letzten Aus­gabe schilderte, decken sich die Grundsätze der Partei in bildungs­politischen Fragen stark mit den Vorstellungen der Protestbewe­gung, was eine gute Universität und Bildung im allgemeinen an­geht. Was in den letzten Jahren versäumt wurde, muss jetzt auf­gearbeitet und neu gestaltet wer­den – dafür setzt sich Grünewald ein und zollt der Protestbewegung Respekt in ihrer Arbeit.

Diese Auffassung und das Engage­ment freut uns, doch „Die Grünen“ könnten sich, neben den Arbeits­

foren im „Dialog Hochschulpart­nerschaft“, auch aktiv noch stärker einbringen: Bereits bei den „Bolo­gna Aktionstagen“ bietet sich die nächste Möglichkeit. Während der Demo oder auch dem Gegengip­fel kann inmitten der Studierenden Präsenz gezeigt werden.

Und auch muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass Ausgleichs­zahlungen für „NC Flüchtlinge“ aus Deutschland, wie sie neben Kanz­ler Faymann und Unterrichtsminis­terin Schmied Ende letzten Jahres auch die „Grünen“ forderten, nicht einmal eine Teillösung für beste­hende Probleme an den Hoch­schulen sein können.

Dennoch könnten sich andere Volksvertreter ein Vorbild an den

„Grünen“ nehmen. Die ÖVP lehnt zwar Ausgleichszahlungen bezüg­lich der deutschen Studierenden ab, doch von Solidarität mit den ehemaligen Besetzer_innen kann nicht die Rede sein: Die ÖVP sprach sich von Anfang an gegen die Be­setzungen der Universitäten aus.

Im Dezember 2009 forderte Ge­neralsekretär Kaltenegger schließ­lich die Räumung der „teuersten Studenten­WG des Landes“, an­statt sich Gedanken darüber zu machen, was dafür getan werden muss, damit die Studierenden frei­willig den Hörsaal verlassen.

Und auch JVP­Chef Kurz blies in das selbe Horn und befand, dass eine Unterbringung der „übrig ge­bliebenen Hausbesetzer“ im Hotel

Imperial kostengünstiger sei. Wo­her Kurz die Preise aus dem Im­perial kennt, sei an dieser Stelle mal dahingestellt.

Der Gastkommentar von Kurt Grünewald wurde in Ausgabe 3/2010 veröffentlicht und unter www.unsereuni.at/uebermorgen nachzulesen.

S T I M M E N D E S H O C H S C H U L D I A L O G S K O M M E N T I E R T : K U R T G R Ü N E W A L D

HANDELN STATT REDEN!

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U N I B R E N N T D I E R E Z E N S I O N !

Die Arbeitsgruppe rund um das Buch zur physischen und psychi­schen Audimax­Besetzung hat es geschafft, sämtliche Knotenpunk­te zum Thema unter einen Hut zu bringen.

Es ist gelungen, den komplexen Themen­Batzen aus Innen­ und Au­ßenleben der Besetzung, wie der Bewegung, in einem luftigen Layout zu präsentieren. Die Mitte des Buches bildet eine magnetisierende Fotostrecke! In seiner Aufmachung wie in der inhaltichen Zusam­menstellung wird vor allem auf einen kritischen Zugang geachtet. So finden sich einerseits hinter vielen Aufsätzen interessante Literatur­hinweise. Andererseits sind nicht nur Befürworter wie Doron Rabi­novici, Marlene Streeruwitz oder Konrad Paul Liessmann neben den studentischen Stimmen aus der Bewegung vertreten. Die Redakti­on bezog auch Gegenpositionen, wie die der Leitungen österreichi­scher Universitäten oder Johannes Hahns, mit ein.

Das Buch, das „allen, die sich für die Universität als Ort des kriti­schen Denkens einsetzen“ gewidmet ist, schreit nicht nur nach den Bücherregalen der Aktivistinnen und Aktivisten. Die Augen, Hände, Köpfe und Herzen aller Interessierten, ob mit dem Thema besser oder schlechter bekannt, verlangen nach dem Buch der UnsereUni­Bewegung, die nicht zum Stillstand gekommen ist.

Ab Mitte März ist das Buch in ausgewählten Buchhandlungen so­wie auf amazon erhältlich.

Uni brennt. Grundsätzliches - Kritisches - Atmosphärisches Hrsg.: Heissenberger/Mark u.a. Verlag Turia+Kant, Wien 2010, 318 S. ISBN 978-3-85132-604-8

Preis €24, Hörer_innenpreis €19,20[cgal]

über.kitsch&kultur

Das Projekt “art attack :>>> bologna” nimmt sich den dieses Jahr stattfindenden Bologna Gipfel zum Anlass, um sich mit dem Thema Kunst als Protest­ und Aktionsform auseinander zu setzen sowie um eine Möglichkeit zu bieten, aktuelle Geschehnisse kreativ und nach­haltig zu verarbeiten. Neben Demonstration und Alternativgipfel wer­den verschiedene Workshops etc. als Möglichkeit angeboten, sich Fähigkeiten anzueignen und Widerstand künstlerisch auszudrücken.

Straßentheater, Theater der Unterdrückten, Reclaim the Streets, Kom­munikationsguerilla, Graffiti/Stencil, Malerei, Layout Workshop, Akti­onskunst im Freien sind schon auf dem Programm.

Die gesammelten Eindrücke und Erlebnisse sollen nicht einfach nur wieder vergessen werden, sondern in (gemeinsam?) geschaf­fenen Kunstwerken in einer anschließenden Ausstellung eine breite Masse an Interessierten zum Nachdenken und Reflektieren anregen.

Ab Donnerstag, 11.3., wird es einen Infostand geben, wo man das aktuelle Workshop­/Veranstaltungsprogramm erfahren kann so­wie Wegweiser zu den verschieden Stationen. Abgerundet wird das Ganze mit leckerem Essen für zwischendurch, Getränken zum Ener­gie­ Auftanken sowie einer kleinen Party am Samstag den 13.3. und ChillOut Brunch am Sonntag.

Weitere Infos werden laufend neu im Blog http://movingculture.blogsport.eu/ ergänzt.

Solltet ihr Workshopvorschläge haben, könnt ihr euch jederzeit bei uns melden.

Die Materialien für die Workshops werden zur Verfügung gestellt, also bitte eine Materialliste und eine kurze Workshopbeschreibung inklu­sive eines Terminvorschlags, und natürlich eine Kontaktmöglichkeit, etwa eine Woche vor dem Gipfel an die unten genannte e­mail Ad­resse schicken. Auch sonstige Mithilfe, organisatorisch sowie vor Ort, ist natürlich gern gesehen und wird geschätzt!

Kontakt: [email protected]

RHYTHMS OF RESISTENCE VIENNA

Abseits der Workshops wird Rhythms of resistence Vienna zeigen was kreativer Protest heißt. Das antikapitalistische transnationale Netzwerk von Aktivist_innen begreift Samba als eine Form der di­rekten politischen Aktion. Sie nutzen ‚tactical frivolity‘ um Herrschaft zu begegnen und zu kritisieren. Sie unterstützen alle, die gegen Aus­beutung, Diskriminierung und Unterdrückung kämpfen. Auch bei der Gipfeldemo am 11.März werden sie dabei sein.

ART ATTACK: KUNST ALS PROTEST- UND AKTIONSFORM

Das Cover fixiert vielleicht eine politische Richtung, die der Ge-samtprotest so nicht hatte und nicht hat. Aber: Der Inhalt über-zeugt vom Gegenteil.

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L A U T ( H A L S )

Als wir das erste Mal die Köpfe in das besetzte Audimax stecken, uns zögernd vorwärts tas­ten, mit immer sichereren Schritten das Podi­um entlang stapfen – du drehst dich um und sagst – „was?“ –, tauchen wir ein in diese Klang­wolke aus fremden Stimmen. Alle reden. Dür­fen wir heute? „Was?“ Du sprichst lauter, ich schreie zurück, „ich weiß nicht, vielleicht da?“

Da, wo wir uns setzen, unsicher, umher bli­ckend, unter den Störgeräuschen der Laut­sprecheranlage. Wenn nur dieses Lachen vor mir – und das Gespräch neben dir – hat denn hier jede_r etwas zu sagen?

Wir warten auf Anweisungen von der Bühne, auf das ordnende Wort und die Stille, die ei­nem Vortrag folgt; auf die Autorität des Mik­rophons, auf eine Erklärung. Kann uns bitte jemand sagen, was das soll? Der Raum ist

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In unserer ersten Ausgabe von Geschichten aus dem Audimax erzählt Susanne wie sie im befreienden Lärm der Besetzung ihre Stimme wieder fand.

Geschichten aus dem Audimax

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so voll von Worten, dass sie bereits von den Wänden tropfen.

Wie laut auch diese Trampelschritte sind, und jetzt schreist du mir zu – schrei mich nicht an – was zur Hölle – da erheben wir unsere Stimmen, so spät, ihr Klang scheint uns fremd, da tas­

ten wir uns vorwärts im schutzlosen Stimmen­land, und jedes Scheitern ist ein stiller Protest.

Heute dürfen wir. Dürfen das Verschwiegene ans Licht zerren und ihm Leben einflößen, weil der Kragen platzt. Ich sag dir, „ich will nicht mehr funktionieren“, du weißt doch, „ich hab Angst vor dem Versagen“, wir schreien heute, „DAS LASSEN WIR NICHT MEHR MIT UNS MACHEN“.

Scheißegal wird es uns, dass wir pathetische Reden schwingen, dass wir krächzen, wenn sich unsere Stimmen überschlagen: Sobald es heraußen ist, vermengt es sich mit den Lauten in der Klangwolke, bis es an der Decke klebt, herunter trieft, und zwei Reihen hinter uns je­mand zu singen beginnt. Warum auch nicht?

Auf dem Podium hat jemand das Mikrophon ergriffen, redet verstärkt, erklärt, doch wir ha­ben bereits verstanden. Wir haben unsere Stimmen wieder gefunden. [susa]

GIPFELSTÜRMER_IN SEIN

TREFFPUNKT: 15.00 UHR WESTBAHNHOF

DEMO AM DONNERSTAG, 11. MÄRZ

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Hochschulranking ist heutzutage ein sehr beliebter Zeitvertreib. Da wird gereiht und verglichen, dass es nur so kracht. In regelmäßigen Abständen präsentieren die Ranker stolz ihre Ranglisten, durch die sie den Unis aufzeigen wollen, wie gut oder wie schlecht sie sind. Und die akademische Welt lauscht gespannt – klingt seltsam, ist aber so!

Mit großem Eifer beteiligt sich z.B. die „Bertelsmann Stiftung“ daran. Dort setzen sich Think-Tanks zusammen und legen fest, nach welchen Kriterien die Hochschulen bewertet werden. Grundlagen für die er-dachten Kriterien sind Vorstellungen von einem Markt der Hochschu-len und von Wissen als Ware, die sich verkaufen muss. Und deshalb

über.mo

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DIE SE NDUNG M IT DE M GR AUSH E U T E : H O C H S C H U L R A N K I N G

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über.graus

Du hast genug davon in schlecht bezahlten Praktika deinem Chef Kaffee zu servieren? Du hast genug davon Praktika zu absolvieren, die in deinem Lebenslauf toll aussehen, aber dir keine Erfahrung vermitteln? Du hast genug davon, keine Verantwortung übertragen zu bekommen, da du noch kein abgeschlossenes Studium vorzuweisen hast? Du hast genug von Reibereien mit deinen Kolleg_innen, weil jede/r sich vor dem Chef besonders hervortun möchte? Du hast etwas zu sagen und findest dich in der Welt nicht wieder und niemand will es hören?

DANN BIST DU REIF FÜR EIN PRAKTIKUM BEI ÜBER.MORGEN!

Wir bieten dir:

• eine NICHT anerkannte Praktikumsstelle, die du in deinem Lebenslauf NICHT verkaufen kannst wie ein Praktikum bei einem Großkonzern • KEIN Geld (denn wir haben selbst keins) • KEINE/N die/der dir sagt wie der Hase läuft und dir Fehler vermeiden hilft.

DAS KLINGT SCHEISSE? DANN LIES WEITER!

Du lernst eigenständig Projekte zu entwerfen, umzusetzen und übernimmst Verantwortung für deine eigenen Ideen,Du schreibst, redaktionierst, interviewst, entwirfst, zeichnest, modellierst, probierst Neues UND das zu DEINEN Konditionen, Du hast eine Stimme der Mitsprache und triffst Entscheidungen gleichberechtigt mit deinen Kolleg_innen,Du lernst eigenständig zu arbeiten und bist dein/e eigene/r Chef_in.

Und das Beste von allem: Am Ende der Arbeit steht dein Ergebnis: die druckfrische Über.Morgen von DIR mitgestaltet und angereichert mit DEINEN Ideen!

DU HAST RECHT - DAS KLINGT FANTASTISCH!

Kontaktiere uns und komm zur nächsten Redaktionssitzung!Deine zufriedenen Mitarbeiter_innen der Über.morgen

Kontakt: [email protected]

REIF FÜR EIN PRAKTIKUM BEI ÜBER.MORGEN?

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AS wird beim Ranking z.B. gefragt, wie viele Drittmittel an den Unis zur

Verfügung stehen. Oder, wie viele Erfindungen eine Hochschule ange-meldet hat. Und auch wie schnell man an einer Uni seinen Abschluss machen kann.Und das alles, damit die Studierenden sich bei der Wahl ihrer Hochschule leichter tun – klingt sozial, ist es aber nicht!

Weil die freie Marktwirtschaft selten sozial ist. Den Think Tanks ist das aber egal. Weil die denken für ihre Auftraggeber und die wünschen sich einen freien Markt der Hochschulen.Weil dann können die gut gereih­ten Unis auch gut verdienen. Denn wenn die Nachfrage an Studien­plätzen steigt, steigt auch der Preis für das Studium. Diese Eliteunis haben dann mehr Geld und können tolles Marketing betreiben. Zum Beispiel lustige Schneekugeln mit einem Modell der Uni verkaufen,oder Baseballkappen, oder T­Shirts mit knackigen Aufdrucken wie „Reich­tum durch Studium!“. Und wenn sie davon ganz viel verkauft haben, können die Hochschulen sogar Zweigstellen eröffnen. – Dem Welter­folg der Markenunis steht nichts mehr im Weg!

Und die Studierenden? Die haben dann die Möglichkeit, sich auf Grund der Rankings für die besten Unis mit den lustigsten Schneekugeln zu entscheiden. - Klingt verlockend, aber Achtung! Um dort studieren zu können, muss man tief in die Tasche greifen. Und wenn die staat-lichen Unis durch private abgelöst werden (wir erinnern uns „weniger Staat, mehr privat“), dann, ja dann wird nur mehr derjenige studieren, der es sich auch leisten kann. Und deshalb fordert euer Graus : Lus-tige Schneekugeln und reiche Eltern für alle!

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Puzzle 1 (Medium, difficulty rating 0.49)

Generated by http://www.opensky.ca/~jdhildeb/software/sudokugen/ on Sun Feb 28 17:06:18 2010 GMT. Enjoy!

Achtung Satire!

derWoche

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Was

mich fürch­

terlich auf­

regt, sind die

Konsequenzen aus

der „Parlaments­Ak­

tion“ am 11.12.2009. An

Stelle einer Rekonstruktion

des Hergangs, lassen wir doch

die Bundespolizeidirektion von Wien

zu Wort kommen: Eine Strafverfügung.

„Sie haben (...) in Wien 1., Parlament, im Zu­

ge der zu diesem Zeitpunkt stattfindenden Na­

tionalratssitzung von der Galerie des Plenarsaales

durch das Hinunterwerfen von 10x15cm großen Flug­

blättern und durch das laute Zwischenrufen der Parole „Die

Demokratie setzt die Bildung des Volkes voraus – die sie erst

hervorbringen soll“ ein besonders rücksichtsloses Verhalten ge­

setzt, wodurch die öffentliche Ordnung ungerechtfertigt gestört wur­

de. “Es ist unfassbar, dass die Inanspruchnahme des Mitspracherechts

als „rücksichtslos“ bezeichnet wird, dass es die öffeliche Ordnung „unge­

rechtfertigt stört“ und dass dafür eine Geldstrafe von 70 Euro verhängt wird. Um

hier meinem Suderfluss ein Ende zu setzen – danke an alle, die es trotzdem tun.SU

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DIE BARBARA MAG ES GERNE HEIMELIG UND IST VERTRAUT MIT DEN DEUTSCHEN SITTEN. MO-MENTAN HEGT SIE DEN GE-DANKEN FÜR SICH UND IHRE 10 KLEINEN WELPEN EINE NEUE BLEIBE ZU SU-CHEN. WENN WIR ES ZU-LASSEN, WIRD SIE SICH DIE NÄCHSTEN 6 JAHRE IN DER SCHÖNEN WIENER HOFBURG NIEDERLASSEN.

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Puzzle 1 (Medium, difficulty rating 0.47)

Generated by http://www.opensky.ca/~jdhildeb/software/sudokugen/ on Sun Feb 28 17:06:10 2010 GMT. Enjoy!

über.reste

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Datum Was Wo UhrzeitMontag, 08. März

Hörer_innenvollversammlung „Geschichte“ Hauptgebäude Hörsaal 45

15.30 Uhr

Hörer_innenvollversammlung „Theater,- Film,- und Medienwissenschaft Schreyvogelsaal Institut in der Burg

19.00 Uhr

Mittwoch, 10. März

Hörer_innenvollversammlung „Internationale Entwicklung“

Aula 19.00 Uhr

Hörer_innenvollversammlung „Politikwissenschaft“ NIG HS III 19.15 Uhr

Donnerstag, 11. März

Betriebsversammlung des wissenschaftlichen Personals der TU TU 13.00-15.00 Uhr

Internationale Demonstration, „Gemeinsam dem Bildungs- und Sozialabbau entgegentreten - Unsere Zukunft in unsere Hände!“

Treffpunkt: Westbahnhof

15.00 Uhr

Aussetzung der Lehre im Bildungsgang „Soziale Arbeit“ der FH Campus Wien

FH Campus Wien Nachmittags

Freitag, 12. März

Aktiver Streik der „Sozialen Arbeit“ der FH Campus FH Campus Wien Ganztags

„Warum Alternativgipfel?“ Podiumsdiskussion und Crashworkshops (ABC Bildungspolitik/Bolognabasics)

13.00-14.00 Uhr

„Krise der Hochschulen und Bologna“ Podiumsdiskussion mit Eva Hartmann, Andreas Keller, Isabel Bruno and Aktivist_innen der Protestbewegung in England, Osteuropa und Österreich.

18.00-20.00 Uhr

Samstag, 13. März

ganztags Workshops

Gender und Bildung

Lehre und Forschung in der Krise

Internationale Bildungsproteste

Bildung und soziale Ungleichheit

Demokratie. Bildung.Gesellschaft

Neoliberalismus und Bildung

Gender Budgeting und Bildung

The double Drisis:The global economis an crisis of the university

Analyzing ways of protest: Do we need a squatting strike?

Education and social inequity

Academia and DemocracyBologna Career path - idea of praxis

queer languageKnowledgeworkers in the hexagramm of precaresness

Aktion bank attack: Civil disobedience and the possibility to radicalize the education protests

Intership and „Exploitability“ How the demand work placements withing study programms affects student protests

Inside Out - Alternative Ways and places of knowledge production and the role of an education movement

Academia reform and the academia of service in accordance with the lcation

The constution of knowledge workers?

„How can social movements achieve their aim?

Elites and educationDemocratising instead of privatising

Universality between knowledge explosion and commerialization

Further steps after this weekend?

Balance and perspective of the university protests

Migration and education Gramsci goes Venezuela!

Gouvernemental gouverments (in) the academia of the 21. century

Reform, revolte or revolution? Students of the protest movement in Iran

Social Selection within the Austrian Educational System

I‘m free to feel free to learn in freedom!

What‘s behind Bologna? - Criticism about political economy of „higher education“

What does left university politics say?

Social Selection within the Austrian Educational System

Fairness of tax, educational cvonvent, economy for common welfare

Bologna goes global.

Reform, revolte or revolution? Students of the protest movement in Iran

Do student have to take sides? The „LINKE“ and the NPA

How would education look like in a classless society

Basics on Lisbon Strategy in higher education and research.

BOLOGNA–AKTIONSTAGE(Stand: 27. Februar 2010)


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