Date post: | 11-Mar-2016 |
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JETZT NEU: NOSTALGIE IN SERIE S.13
die kritisch-unabhängige Studierenden-Zeitungüber.morgen
BOLOGNA: EIN PROZESS,DREI LÄNDER S.10
FOTO: WIKIPEDIA COMMONS
WKÖ KOMMENTIERT HOCHSCHULDIALOG S. 9
FOTO: WKÖFOTO: CHRISTOPH LIEBENTRITT
Jahr 2, Ausgabe 4 | Mi 3.3.2010 | Kostenlos
DIE WELT SCHAUT AUF WIENInternationale Protestbewegung ruft zum Alternativgipfel S. 5, 8
Geschichten aus dem
FOTO: GEORG STURM, ZEICHNUNG:
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Impressum
Medieninhaber & Herausgeber: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. 1070 Wien. Hermanngasse 2a/332. Tel.: +43664 558 77 84, Homepage: http://unsereuni.at/morgen; Redaktion: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. 1070 Wien. Hermanngasse 2a/332; Redaktionelle Leitung: Jakob Arnim-Ellissen, Markus Schau-ta; Herstellerin: Druckerei Fiona, www.fiona.or.at; Herstellungs- und Erscheinungsort: Wien; Layout: jaae, axt, rororo; Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach §44 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz: © Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen.
Dem Ehrenkodex für die österreichische Presse verpflichtet.
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2
Was kostet die Welt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2
Liebe Leserinnen, Liebe Leser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3
In Kürze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3
Großbaustelle Hochschulen. 10 Jahre Bologna und kein Ende der Kritik .4
Von Sorbonne bis Bologna. Die Hintergründe des Prozesses. . . . . . . . . . .5
Ein Blick auf die neue BolognaBurns.org . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5
Der Bolognaprozess zu Gast in Wien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5
Bologna: „Auf sich selber schaun“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6
über.foto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6
„McUniversity“ oder warum Bologna korrigiert werden muss . . . . . . . . .7
Was kommt nach Bologna burns? Die Zukunft von Unibrennt . . . . . . . . .8
Hochschuldialog: Probleme bei Bologna-Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . .8
Ein Gipfel voller Workshops . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8
Auf dem falschen Weg. Wohin führt der Bologna-Prozess? . . . . . . . . . . .9
Stimmen des Hochschuldialogs: Michael Landertshammer, WKÖ . . . . . .9
Bologna: Ein Prozess, drei Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10
Die Rolle der European Students‘ Union . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10
Stimmen des Hochschuldialogs kommentiert: Kurt Günewald . . . . . . . .11
Bologna und die „Lissabon-Strategie“. Wissen als Ware am freien
Markt der Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11
Uni brennt: Die Rezension! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12
art attack: Kunst als Protest- und Aktionsform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12
Geschichten aus dem Audimax: Laut(hals) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13
Die Sendung mit dem Graus: Hochschulranking . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14
Hund der Woche, Sudereck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15
Was kostet die Welt?Das ist eine Frage, die selbst wir nicht beantworten können. Aber dafür können wir eine andere beantworten und zwar, wie viel eine Zeitung kostet: Sie kostet Geduld, viele Stunden intensives Diskutieren, Schreiben, Flyern, Austeilen. Sie kostet Telefonieren, Anheuern, Raum suchen, Laptops ständig ein und auspacken und den Kaffee mit den Freund_innen absagen.
Und sie kostet Geld, damit sie gedruckt werden und auch über.mor gen noch rauskommen kann: Und zwar in einer Auflage, die garantiert, dass auch ihr eines unserer begehrten Exemplare in die Hände bekommt.
Eure Spende sichert nicht nur das regelmäßige Erscheinen der über.morgen sondern – wir sind ja nicht so – auch ein paar Tipps, die wir euch nicht vorenthalten wollen. Einen dieser Tipps, stellen wir euch nun, kostenlos, gra tis aber hoffentlich nicht umsonst vor:
Nach dem ihr die druckfrische über.morgen gelesen habt, könnt ihr euch daraus einen Falthut basteln. Ja, kein Spaß! Der ist sehr praktisch, wenn es bei der Großdemo regnen sollte und sieht schick aus!
Und, im Sinne des Nürnberger Trichters, fließt euch das Wissen direkt in den Kopf und eröffnet euch einen Blick auf die Welt, wie ihr ihn noch nie er lebt habt!
Für eure Spende danken wir euch! Hier und jetzt, anonym aber herzlich. [bib, masc]
Konto: 00074753235 | BLZ: 60000 (PSK) Zweck: über.morgen Alle Einlagen gehen ausschießlich zugunsten des Vereins (Druckkosten).
über.inhalt
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euer über.ich hat beschlossen, sich wettbewerbsfähig zu machen. Denn alles dreht sich heute um den freien Markt und den Konkurrenzkampf, den nur gewinnen kann, wer wettbewerbsfähig ist.
Aber weil Wissen etwas Abstraktes ist, das sich nicht leicht bewerten lässt, vergleichen Unirankings bestimmte Faktoren miteinander, von denen man annimmt, dass sie über die Qualität der Wissensvermittlung etwas aussagen: Z.B. die Anzahl der Publikationen, die Zahl der Studierenden, die in möglichst kurzer Zeit durch das Unisystem geschleust werden, die Lukrierung von Drittmitteln oder der effektive Nutzen in Form von Patentanmeldungen.
Damit die Hochschulen bei dieser Art von Ranking möglichst vorne dabei sind, geht man dazu über, innerhalb des Studiums die freie Entscheidung und Schwerpunktsetzung
zusehends einzuschränken. Die Richtung ist vorgegeben: Verwertbarkeit am Arbeitsmarkt!
Und außerdem muss ja auch Geld aufgestellt werden. Das, am freien Markt, mit wenig Staat, natürlich von der Wirtschaft kommen muss.
Und die verlangt dafür Gegenleistungen.
In diesem Sinne denkt auch euer über.ich darüber nach, eine Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von über.morgen anzustreben.
Schwarzweiss ist out, ich fordere Farbbilder! Unsere Zeitung erscheint nur alle zwei Wochen – ich fordere die Umwandlung in eine Tageszeitung! Die Auflage ist mickrig ich fordere das Doppelte! Ich muss selbst Artikel schreiben ich fordere einen Praktikanten! Ich muss meinen Kaffe selber kochen ich fordere eine Praktikantin!
Aber das kostet alles eine Menge Geld. Natürlich, wir könnten Werbung schalten, oder uns für tendenziöse Artikel bezahlen lassen. Aber dann wären wir keine unabhängige StudierendenZeitung mehr. Und genau darin liegt ja unsere Wettbewerbsfähigkeit, meint euer über.ich.
LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER
PROTESTE ZUM PROZESSBEGINN
Rund um den am 2. März in Wiener Neustadt beginnenden Prozess gegen die nach §278a des Strafgesetzbuchs angeklagten 13 Tierschutzaktivist_innen sind Proteste geplant. Bereits am 27.2. gingen Gegner_innen in Wien auf die Straße, ab dem 2.3. wird in Wiener Neustadt demonstriert. Genaueres unter www.278.at
CAMPUS ALS VERANSTALTUNGSORT FIX
Das Raum und Ressourcenmanagement der Universität Wien hat die Freigabe der Hörsäle C1 und C2, sowie A und B am Universitätscampus bestätigt. Aus Angst vor Besetzungen sollen allerdings im Hauptgebäude keine Räume zur Verfügung gestellt werden.
KASACHSTAN VOR MITGLIEDSCHAFT
Das Beitrittsgesuch Kasachstans wurde auf dem Treffen der Bologna Followup Group, das am 18. und 19. Februar in Madrid stattfand, positiv bewertet. Eine endgültige Entscheidung über den Beitritt des Landes soll auf der Minister_innenkonferenz in Budapest und Wien folgen.
STUDENTINNEN IM GESPRÄCH
Alfred Dorfer lud zwei Studentinnen der Protestbewegung zu einem Gespräch im Foyer des Burgtheaters, das im Rahmen des kulturmontag vom ORF ausgestrahlt wurde. Der Trailer dazu ist auf tv.orf.at nachzusehen.
BILDUNGSPROTESTE IN KALIFORNIEN
Am 26. Februar kam es an der University of Berkeley zu, laut Medienberichten, gewaltsamen Protesten 200 Studierender. Bereits 2009 demonstrierten Student_innen gegen steigende Studienkosten und Budgetkürzungen. Informationen unter www.ucforcalifornia.org/uc4ca.
ARTIKEL GESUCHT!
über.morgen sucht für die Reihe „Geschichten aus dem Audimax“ spannende Geschichten und Erlebnisse aus Besetzungszeiten. Die Texte sollten nicht mehr als 2.000 Zeichen haben, mit eurem Kürzel versehen sein und fristgerecht bis Sonntag, 14. März, 12 .00 Uhr bei [email protected] einlangen.
KÜRZEIN
über.ich
UNIBRENNT GOES ARS ELECTRONICA
unibrennt wurde im Rahmen des Prix Ars Electronica 2010 in der Kategorie Digital Communities nominiert. Infos gibt es auf www.unsereuni.at/wiki. Mitarbeiter_innen werden gesucht!
RÄUMUNGSGEFAHR IN REGENSBURG
Nach Ablauf eines Räumungsultimatums sind die Besetzer_innen der Universität Regensburg in ein Verwaltungsgebäude „umgezogen“, in dem auch das Büro des Rektorats liegt. Unbestätigten Informationen zufolge, soll das Gebäude bald geräumt werden. Aktuelle Informationen unter www.regensburg-besetzt.de.
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GROSSBAUSTELLE HOCHSCHULEN 10 JAHRE BOLOGNA UND KEIN ENDE DER KRITIKAm 19. Juni 1999 haben 29 europäische Staaten in der italienischen Stadt Bologna eine Erklärung unterzeichnet. Ziel der Bologna-Er-klärung ist es, einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Die Absprache, zu der sich mittlerweile 46 europäische Staaten bekennen, ist rechtlich unverbindlich.
über.thema
Dem europäischen Wirtschaftsraum soll mit Bologna ein gemeinsamer europäischer Hochschulraum an die Seite gestellt werden.
Dies soll durch die Erhöhung der Mobilität von Studierenden und der Wettbewerbsfähigkeit der Unis am „Hochschulmarkt“ gewährleistet werden, wie auf der InternetSeite des BMWF zu lesen steht.
TOTGESAGTE LEBEN LÄNGER
Angesichts der angespannten Situation an den Unis werden die Stimmen der Kritiker immer lauter. Wo einige die Fehler in einer mangelhaften Umsetzung der BolognaVorgaben sehen, fordern andere den Ausstieg aus dem BolognaProzess.
Gescheitert ist der BolognaProzess deshalb aber nicht, befürchtet Lena von der AG Bologna. Denn, „Totgesagte leben ja bekanntlich leider oft am längsten.“
Nicht nur die Umsetzung der Vorgaben sei zu kritisieren. Vielmehr müssen die neoliberalen Rahmenbedingungen, die Bologna schafft, grundsätzlich abgelehnt werden. „Diese waren nie darauf ausgelegt, dass sich Student_innen auf eine kritische und selbstbestimmte Weise mit Inhalten beschäftigen.“
Daher ist die Tendenz zur Verschulung der Universitäten keine Frage der Umsetzung, sondern eines der Ziele des BolognaProzesses.
„Dass darüber hinaus die Umsetzung ohne ausreichende finanzielle, personelle und strukturelle Ressourcen geschehen ist“, so Lena,
„Ich habe die ersten 3 Jahre im Tibetolo
gieDiplomstudium nur Sprachen gelernt
um den Stoff dann besser zu verstehen.
Im Bachelor wäre das nicht möglich.
Ich befürchte, dass die Proteste nicht
wieder aufleben weil die Erwartungen der
Student_innen nicht erfüllt wurden. Die
Flamme ist erloschen.“
Agathe
„Der BolognaProzess ist auf FHs und in
praxisorientierten Studiengängen sinnvoll,
jedoch nicht in anderen Studien.
Es ist es nicht zielführend, dass alle den
gleichen Studienablauf haben. Universität
heisst für mich frei wählen zu können. Ich
glaube schon, dass das Feuer der Studie
rendenproteste wieder aufflammt.“
Anna
„Ich habe Medizin fertig studiert und stu
diere jetzt Molekulare Biologie. Früher
hätte man mich mit Handkuss genom
men, heute ist die Anrechnung intranspa
rent und willkürlich.
Der BolognaProzess ist für mich das En
de des UniGedankens, dem freien Zu
gang zu Wissen.“
Christian
„Obwohl ich glaube dass die Proteste
wieder stärker werden glaube ich,
dass Politik und Staat zu stur sind
und dass ihnen die Bereitschaft
fehlt etwas zu ändern.
Das neue System ist schrecklich, ich ken
ne mich hinten und vorne nicht aus “
Agnes
[masc]
„schlägt dem Fass den Boden aus.“
DIE LEUTE WAREN ÜBERFORDERT
Der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Samir AlMobayyed steht der BolognaIdee grundsätzlich positiv gegenüber. Doch auch er gibt zu, dass es anlässlich 10 Jahre Bologna wenig zu feiern gibt.
Die Probleme bei der Umsetzung seien nicht zu übersehen. Verschulte und zum Teil völlig überfrachtete Studienpläne seien nicht das Ziel von Bologna. Hier kranke es ganz klar an der Umsetzung. „Man hat gemerkt, dass die Leute einfach überfordert waren.“
Auch Friedrich Faulhammer, Generalsekretär des BMWF, will nicht leugnen, dass es Probleme in der Umsetzung gab und gibt. „Leider haben sich vielleicht einzelne Ziele und Maßnahmen am Weg in die nationale Umsetzung etwas „verwaschen“.“
Jetzt gehe es darum, gemeinsam Verbesserungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Gefragt nach den Gründen für die mangelhafte Umsetzung verweist auch er auf eine Überforderung der Universitäten.
„Vieles von dem, was heute Bologna in die Schuhe geschoben wird, hat mit dem BolognaProzess aber eigentlich nichts zu tun“, betont Faulhammer.
Samir AlMobayyed stößt ins selbe Horn. Viele der Missstände an den österreichischen Universitäten, sind nicht von Bologna verursacht worden. So wäre die fehlende Flexibilität beim
Wechsel von einer Universität innerhalb Österreichs zur anderen, in erster Linie ein Problem der österreichischen UniAutonomie.
Hingegen erkennt Lena von der AGBologna das reduzierte Mitspracherecht der Studierenden als eine Auswirkung des BolognaProzesses. Denn die demokratische Universitätsorganisation, in der das Mitspracherecht der Studierenden verankert war, wurde mit dem Universitätsgesetz 2002 zu Fall gebracht. Studentische Mitbestimmung wurde seither mehr und mehr verringert.
JETZT GEHT’S UM DIE LÖSUNG
Friedrich Faulhammer glaubt, dass der Dialog mit den Studierenden in Österreich mittlerweile funktioniere. Er ist optimistisch, dass gemeinsam die richtigen Maßnahmen erarbeitet werden. „Jetzt geht’s um die Lösung und den Blick in die Zukunft.“
Eliah von der AG Bologna sieht die Zukunft weniger optimistisch. Er legt den verantwortlichen Minister_innen nahe, endlich auf die über Jahre hinweg vorgebrachten Kritikpunkte einzugehen.
Denn die Masse der Betroffenen wäre bis jetzt von den Reformbeschlüssen ausgeschlossen geblieben.
„Es ist ein Stau an Kritik da und was das bewirkt, haben wir alle Ende Oktober letzten Jahres miterlebt. Und wir werden es wieder erleben, wenn die Politiker_innen in ihrem Arbeitseifer immer nur auf die selben Leute hören wollen.“
5
Die BolognaAktionstage starten mit einer großen Demonstration, unter Beteiligung der internationalen Gäste des Gipfels, am Donnerstag, 11. März. Treffpunkt ist 15.00 Uhr am Wiener Westbahnhof.
Im Anschluss an die Demonstration soll mittels Massenblockaden den Gipfelteilnehmer_innen gezeigt werden, „was es heißt, mit Zugangsbeschränkungen konfrontiert zu sein“.
Der Alternativgipfel mit Workshops und Podiumsdiskussionen unter dem Motto „Endstation Bologna?“
findet dann von Freitag bis Sonntag, 12. bis 14. März, am Campus der Universität Wien statt.
An allen drei Tagen wird das „Café International“ Raum für internatio
nale Vernetzung der Bildungsproteste geben. Am Sonntag soll der Gipfel mit einem Alternativprogramm ausklingen.
Schon am 8. und 10. März finden Hörer_innenvollversammlungen der Institute Geschichte, Theater,
Film und Medienwissenschaften, Internationale Entwicklung und Politikwissenschaft statt.
DER BOLOGNA-PROZESS ZU GAST IN WIEN
Die erste Sitzung der Jubiläumskonferenz findet am Donnerstag, 11. März, im Parlament in Budapest statt. Schwerpunkte sind CurriculaReform, Qualitätssicherung, sowie Mobilität und Anerkennung.
Am Abend soll bei einem Festball in der Wiener Hofburg die Kooperation der 46 Staaten im Rahmen des BolognaProzesses gefeiert werden.
Die Themen der zweiten Sitzung, am Freitag, 12. März, im Konferenzzentrum in der Hofburg, sind die soziale Dimension, sowie Wesen und Auswirkungen von Bo
logna. Die Abschlusspressekonferenz ist für 13.00 Uhr angesetzt.
Im Anschluss an die Minister_innenkonferenz findet das „Bologna Policy Forum“ statt. Mit Staaten wie
Australien, Brasilien, China und den USA soll „wechselseitiges Einvernehmen und Lernen in der Hochschulbildung“ gestärkt werden.
Der ursprünglich für zwei Tage geplante „public space“ in der Hofburg wird
wegen „Sicherheitsbedenken“ des Innenministeriums nur am Freitag stattfinden. [jaae]
über.thema
IN KÜRZE Studierende, Lehrende und
Andere aus ganz Europa
Hörsäle C1, C2, A, B am Universitätscampus in Wien
Hochschulpolitik kritisch hinterfragen und Bildungspro
teste vernetzen.
IN KÜRZE47 Minister_innen, EUKommission und acht weitere Or
ganisationen
Parlament in Budapest Hofburg in Wien
10 Jahre Bologna feiern, diskutieren und bewerten.
ALTERNATIVGIPFEL & DEMO JUBILÄUMSKONFERENZ & BALL
Bereits seit den 1980ern gab es wiederholt Bestrebungen, den europäischen Hochschulraum zu vereinheitlichen. 1998 verabschiedeten vier Minister_innen aus Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien die „Gemeinsame Erklärung zur Harmonisierung der Architektur der Europäischen Hochschulbildung“, kurz Sorbonne Erklärung. Diese stellte die Grundlage für die ein Jahr später von 29 Staaten unterzeichnete BolognaErklärung dar.
DAS ZIEL DES PROZESSES
Primäres Ziel ist die Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Hochschulraums bis 2010. Im Rahmen von Action Lines formulierte Teilziele sind unter anderem die Einführung eines zweigliedrigen Studiensystems (Bachelor/Master), eines einheitlichen Leistungspunktesystems (ECTS) sowie die Förderung grenzüberschreitender Mobilität. Zentral sind weiters die Bereiche der Qualitätssicherung, des lebenslangen Lernens und der „Beschäftigungsfähigkeit“ (employability).
AKTEURE UND ENTSCHEIDUNGS-FINDUNG
Die höchsten Entscheidungsgremien sind die Minister_innenkonferenzen, die mit ihren Kommunikees die inhaltliche Ausrichtung und Schwerpunktsetzungen vorgeben. Diese Konferenzen wurden bis 2009 in einem Abstand von zwei Jahren abgehalten, danach ist ein dreijähriger Turnus vorgesehen. Die Entscheidungsfindung vollzieht sich nach dem Konsensprinzip.
Inhaltliche Arbeit wird vor allem im Rahmen der Bologna Followup Group (BFUG) geleistet. Sie orientiert sich an den auf den Konferenzen erstellten Kommunikees. In der BFUG sind alle Mitglieder des BolognaProzesses vertreten: die 46 Mitgliedsstaaten, die Europäische Kommission sowie die acht beratenden Mitglieder. Daneben haben einige Staaten, darunter auch Österreich, nationale FUGs eingerichtet.
VON SORBONNE BIS BOLOGNADIE HINTERGRÜNDE DES PROZESSES
[kh]
Auf der neuen „Bologna Burns“ Website www.bolognaburns.org finden Studierende, Lehrende und alle anderen solidarischen Menschen einen Vorgeschmack auf März. So findet man neben Informationen über Gipfeldemo, Alternativgipfel und Blockaden unter dem Menüpunkt „Join In“ jede erdenkliche Möglichkeit sich an Vorbereitung und Mobilisierung zu beteiligen.
Hier stehen auch sämtliche bis jetzt produzierten Materialen auf Deutsch und Englisch zum Download bereit. Wiener_innen können über unsere Schlafplatzbörse den Gipfel und Demoteilnehmer_innen aus ganz Europa Schlafplätze anbieten und diese können nach solchen anfragen.
Im Kalender finden sich alle wichtigen Ereignisse – sowohl für die Vorbereitungen als auch während der Gipfeltage selbst. Unter „News“ gibt es ein Blog, in dem alle Planungsgruppen ihre Neuigkeiten posten können. Aber alle sind eingeladen, im „Open Blog“ ihre Meinung zu sagen und bei den Kommentaren mit zu diskutieren!
EIN BLICK AUF DIE NEUEBOLOGNABURNS.ORG
[html]
[jaae]
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BOLOGNA: „AUF SICH SELBER SCHAUN“
Schaut jemand auf sich selbst, kann man eigentlich nicht böse sein. Jede_r muss schauen wo er oder sie bleibt. Manche Leute sind da besonders begabt. Riskiert man einen Blick nach Bologna, dieser Tage besonders, so stellt man sich die Frage, ob gewisse Leute nicht ein bisschen zu gut auf sich schauen.
Geld Moneten Denaro oder, um dem Wiener und der Wienerin gerecht zu werden, Knädl. Darum wird es sich drehen, denkt sich jetzt vielleicht der eine oder die andere. Darum dreht sich doch alles. Und das stimmt auch, dass es hier um Geld geht. Und zwar um Geld allein. Eigentlich um noch eine Sache, aber dazu später.
Politik und Geld, das zieht sich magisch an. Dabei muss man sagen, dass Geld wohl ein negativer Pol ist, denn schließlich zieht es Bankbeamte an. Besonders freundliche Menschen. Und die Politik muss dann der positive Pol sein, mit den
zwangsläufigen Konsequenzen. Und so scheint für manche nichts geeigneter zu sein, als die Politik, um „auf sich selbst zu schauen“. Zwar glauben die Bürger_innen den Politiker_innen nicht, doch gehen sie davon aus, dass diese unter so hoher Beobachtung stehen, dass sie nichts falsch machen können.
Wenn man jetzt schon so lange dabei ist, immerhin schon mehr als neun Jahre, und
ein paar Leute aufzeigen, dass da einiges nicht stimmt, dann stellen sich auch andere viele Fragen. Zumindest die eine, das „Warum?“. Und das könnte klassischer nicht sein. Denn, um was drehtes sich immer? Um Geld und um Liebe! „Was?“, wirst du dir denken! Um die Liebe? Ja, denn da war vor allem die Liebe im Spiel. In die Sekretärinwar er nämlich verliebt, der Flavio Delbono. Das ist ja an und für sich kein Verbrechen, wirst du meinen.
Aber wenn man dann seine Reisen als Bürgermeister von Bologna immer Plus Eins bucht und sich ein schönes Wochenende macht, dann ist das schon ein Problem. Und wenn man auch noch Geld verschwinden lässt, dann ist das eben schon ein Verbrechen. Und dann wirst du auch sagen, dass man sich eigentlichnicht mehr wundern muss, dass er zurück getreten ist im Jänner.
FOTO
: BEN
GU
N
Am Dienstag, den 11.03. findet ab 15.00 Uhr am Westbahnhof eine große Demo im Rahmen der Proteste gegen die BolognaReform statt. Im Anschluss werden Barrikaden errichtet, oder, besser gesagt, die Straßen mit Sitzblockaden verstopft. Das Ziel der Aktion ist, den Weg zur Hofburg ein wenig zu erschweren und den Feierlichkeiten die öffentliche Legitimität zu entziehen.
In diesem Sinne: Erscheint zahlreich! [arr]
[roro]
über.kurioses
7über.bildung
K O M M E N T A R
Viele junge Studienanfänger_innen verstehen die universitäre Aufstandsbewegung vom Herbst und Winter 2009 nicht. Aufgrund des Drucks, die vorgegebenen Lehrveranstaltungen zeitgerecht zu absolvieren, begriffen sie die Hörsaalbesetzungen eher als ein weiteres Hindernis aus den eigenen Reihen und waren nicht bereit, sich zu solidarisieren. Eine gewisse Naivität was die politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenhänge angeht, tat ihr Übriges.
Wie sich ein Studium noch vor einigen wenigen Jahren gestaltete – davon haben die meisten Anfänger_innen freilich keine Ahnung. Es sind daher oft die – meist prekär angestellten – jungen Lehrenden wie Studienassistent_innen, Lektor_innen oder Tutor_innen, die den Studierenden
WAS KOMMT NACH BOLOGNA BURNS?DIE ZUKUNFT VON UNIBRENNT
K O M M E N T A R
Noch ein paar mal schlafen, dann ist es soweit! Die BolognaMinister_innen Konferenz und vor allem die sie begleitenden Proteste werden beginnen. Demo und Alternativgipfel – Ergebnisse wochenlanger Vorbereitung. Resultate unglaublicher, gemeinsamer Anstrengungen zahlloser Aktivist_innen.
Ein paar mal schlafen und sie sind wieder vorbei. Und dann? Niemand von uns glaubt ernsthaft an einen sofortigen Richtungswechsel in der Europäischen Bildungspolitik. Also ist klar, dass Bologna burns! nicht das Ende der Protestbewegung sein kann und darf.
Doch was kommt danach? Wie kann der nächste Höhepunkt aussehen? Worauf soll sich die Bewegung nach dem 14. März konzentrieren und wie verhindern wir, dass sie einschläft?
Ich kann diese Frage nicht beantworten. Ich kann die Pläne aufzählen, von denen auch die über.morgen schon berichtet hat. Ende März wird ein weiterer Alternativgipfel im Europäischen Parlament stattfinden und für Anfang Juni ist ein Bildungskongress in Bochum geplant.
Doch eigentlich sollten wir eines inzwischen gelernt haben. Wir müssen nicht von einem Höhepunkt zum nächsten hetzen. Wir müssen nicht jeden Tag auf allen Titelblättern sein. Wir müssen nicht sofort den nächsten Gipfel besteigen, sondern können uns ruhig einmal [jaae]
„McUNIVERSITY“ ODER WIESO BOLOGNA KORRIGIERT WERDEN MUSS
Zeit nehmen. Zeit, um uns zu regenerieren. Zeit, um zu reflektieren, wo wir stehen und wohin wir wollen.
Wenn Bologna burns! vorbei ist, werden uns alle fragen: Was jetzt? Und wenn wir nicht sofort eine Antwort haben, werden sie sicher vom Ende der Bewegung sprechen. Davon dürfen wir uns nicht beeinflussen lassen. Solange wir da sind, wenn in Europa über Bildung gesprochen wird, solange wird das Feuer nicht verlöschen.
Am 25. März organisiert das Kollektiv Spring 2010 einen Alternativgipfel im Europäischen Parlament. Interessierte können im Workshop der französischen Professorin Isabelle Bruno mehr darüber erfahren. Bei einem Vernetzungstreffen in Paris wurden vor zwei Wochen außerdem die Grundsteine für einen Bildungskongress in Bochum Anfang Juni gelegt. Die Vorbereitungen sollen in Wien fortgesetzt werden.
[wr]
FOTO
: WIK
I CO
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erst einmal ihre Situation bewusst machen müssen. Ihnen erklären müssen, wieso es wichtig wäre, aktiv für eine Änderung der
Curricula, für einen „anderen“ BolognaProzess und nicht zuletzt für mehr Geld für die Unis und einen höheren gesellschaftlichen Stellenwert von universitärer Ausbildung einzutreten.
Schnell muss es gehen im McBachelorStudium, der Inhalt ist dabei nicht so wichtig. Reflexion, das Erarbeiten der Fähigkeit, stoffliche Zusammenhänge herzustellen, die gerade in den Geisteswissenschaften von Beginn des Studiums an gelernt werden müssen, finden nicht mehr statt. Unter Einbindung von Studierenden und Lehrenden muss der BolognaProzess, der die Unterordnung der Lehre und Forschung unter das neoliberale Leistungsprinzip vollzogen hat, und ansonsten kaum Verbesserungen für die Situation an den Unis brachte, in Frage gestellt und neu diskutiert werden.
8
Zahlreiche Workshops finden beim Alternativgipfel von 12. bis 14. März am Campus der Universität Wien statt. Sie werden in unterschiedlichen Sprachen abgehalten. Übersetzungsdienste werden von vielen Studierenden unentgeltlich geleistet, freut sich Tobias von der Arbeitsgruppe Bologna.
EIN GIPFEL VOLLER WORKSHOPS
über.bildung
Im Arbeitsforum „Bologna & Studienstruk-tur (Curricula) & Lehre“ gibt es einen (über-raschend) breiten Konsens darüber, dass die Umsetzung des Bolognaprozesses bei den Universitäten in den letzten zehn Jah-ren schlecht funktioniert hat, und tiefgrei-fende Änderungen notwendig sind.
Im ersten Schritt des Arbeitsprozesses wurden alle Teilnehmer_innen durch Vorträge von Elisabeth Weitgruber und Gerd Bacher (die beide für das Ministerium in der Bologna Followup Group sitzen) in das Thema eingeführt, und die Umsetzung in Österreich durch Thomas Weldschek dargestellt.
Dabei stellte sich relativ schnell heraus, dass der Bolognaprozess theoretisch sehr viele Freiheiten lässt, durch die Umsetzung diese jedoch sehr stark eingeschränkt wurden. So meinte etwa Weitgruber, dass die Umsetzung in Österreich zu sehr an formale Vorgaben geknüpft wurde, und wir wieder zum offenen Geist und zu Flexibilität zurückfinden müssten.
In einem weiteren Prozess wurden einige der Zielsetzungen des Bolognaprozesses und bereits erste Problemstellungen unter die Lupe genommen. Hier konnte man sehr gut sehen, dass die einzelnen Interessenvertreter_innen unterschiedliche Ansichten haben und wo deren Prioritäten liegen. Auch ist es hier interessant zu beobachten, wie sich in einzelnen Punkten – quer durch alle Fraktionen Allianzen bilden.
In den nächsten Schritten wird es darum gehen, die Problemstellungen zu verfeinern und Strategien zu finden, um diese zu lösen.
Abgesehen von Inputvorträgen wird in Kleingruppen gearbeitet, die ihre Ergebnisse dann allen Teilnehmer_innen vortragen. Dabei kann es teilweise zu sehr skurrilen Situationen kommen, wenn der Vertreter der Wirtschaftskammer die Positionen der Protestbewegung darstellen muss. Leider werden diese Vorstellungen aber auch zur Selbstinszenierung genutzt.
Ein weiterer Kritikpunkt am Arbeitsforum ist, dass die Moderation sich nicht an die erarbeitete Tagesordnung hält, sondern stets versucht, Themenbereich abzuschließen bzw. Handlungsanweisungen zu erstellen. Diese Arbeitsweise ist aus unserer Sicht in einigen Bereichen sehr unseriös, da dadurch die Zeit für eine gründliche Problemanalyse fehlt.
HOCHSCHULDIALOGPROBLEME BEI BOLOGNA-UMSETZUNG
[sl][sise]
„Ich erhoffe mir eine bessere internationale Vernetzung von Initiativen gegen die jetzige Praxis der BolognaReformen.“
Wolfgang Nitsch, Workshop-Leiter
„Der Alternativgipfel bietet eine gute Möglichkeit, gemeinsame Standpunkte zu formulieren und sich auszutauschen.“
Sophie Lojka, Workshop-Leiterin
„Ich erwarte, dass wir eine massive Bewegung auslösen, in der Studierende und Lehrende einen konstanten Austausch von Ideen und
Kritik betreiben.“ Andrés, Spanien
„Liebe Wiener Bevölkerung, eure Studierendenschaft ist eine Inspiration für Protestbewegungen auf der ganzen Erde. Helft mit und zeigt eure Solidarität. Auch eure Probleme werden von den Studen
ten thematisiert!“ Armin und Lukas, Deutschland
nach den Gebilden der Bildung in ihrem Verhältnis zu „Freiheit als dem Sinn von Politik“, beschreiben die Organisator_innen den Themenblock mit einem Zitat von Hannah Arendt.
Werner Rotter, der den Workshop „Universality between knowledge explosion and commer
cialization“ leiten wird, äußerte die Hoffnung, dass neue Initiativen hervorgebracht werden. Für die Zukunft der Bildung sei es wichtig, dass die Studierenden ihre Bildungsinhalte selbst gestalten können. Er hoffe, dass mit dem Alternativgipfel der „Zukunftsraub“ an jungen Menschen verhindert werden kann.
Geplant sind zusätzlich auch „Barcamps“, Orte, an denen sich Interessierte treffen, diskutieren und sich zu neuen Workshops zusammenschließen. Diese Workshops stehen unter dem Motto: „Es gibt keine Zuhörer_in
nen nur Teilnehmer_innen“, wie man auf der Homepage (www.barcamp.at) erfahren kann.
Alle Informationen zu den Workshops findet ihr auf der Webseite des Alternativgipfels.
http://bolognaburns.org
Die zentrale Anlaufstelle für die Teilnahme an den Workshops ist der Infopoint, der voraussichtlich am Campus der Uni Wien zu finden sein wird. Dort wird es Listen geben, in die sich Interessierte, die beim Alternativgipfel mitarbeiten wollen, eintragen können.
Die Workshops umfassen die Themen Bildung! Lehre und Forschung in der Krise raus aus der Krise; Bildung und soziale Ungleichheit; Demokratie, Gesellschaft; Neoliberalisierung in der Bildungspolitik und natürlich die internationalen Bildungsproteste.
Im Themenblock Gender und Bildung finden sich unter anderem Workshops zu Gender Budgeting und Bildung oder queeren politischen und wissenschaftskritischen Strategien an Universitäten: Erfahrungsaustausch, Einschätzung der Lage, Perspektiven, Utopien. „Zu einer emanzipativ verstandenen Bildung gehört Partizipation, Kritik, Selbstreflexion und die Frage
9
GASTKOMMENTAR VON MICHAEL LANDERTSHAMMER
Die österreichische Wirtschaft begrüßt die aktuelle hochschulpolitische Diskussion. Dies schon wegen vielerorts herrschender undifferenzierter Studienstrukturen, die mit der Umwandlung auf Bachelor/ Masterstudien zu inakzeptablen Studienbedingungen geführt haben. Auch wenn hier der Anlass zu verständlichen Protesten lag, ist es mittlerweile vielen klar geworden, dass eine kritische Reflexion der gesellschaftlichen Funktion unserer Hochschulen längst überfällig war.
Dabei sollten wir davon ausgehen, dass es nicht nur eine einzige Funktion des Hochschulwesens geben kann, sondern eine Vielzahl legitimer Erwartungshaltungen einzubeziehen ist. Sicher muss es einerseits etwa um Bildung als Weg
ZEITGEMÄSSE STUDIENPROFILE IN SICH WANDELNDER UMGEBUNG
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G A S T K O M M E N T A R V O N S I G R I D M A U R E R
Vor über 10 Jahren wurden die ersten offiziellen Grundsteine für einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum gelegt: In der SorbonneErklärung 1998 bekannten sich 4 Bildungsminister_innen aus Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Italien zum Ziel, Europas Hochschulen „harmonisieren“ zu wollen, um die Mobilität und den kulturellen Austausch zu fördern – durchaus aus ei
AUF DEM FALSCHEN WEGWOHIN FÜHRT DER BOLOGNA-PROZESS?
S T I M M E N D E S H O C H S C H U L D I A L O G S : M I C H A E L L A N D E R T S H A M M E R
zur Entfaltung individueller Neigungen und Fähigkeiten gehen. Andererseits kommt es auch auf die Entfaltung der Möglichkeiten an, sich wertstiftend in Wirtschaft und Gesellschaft einbringen zu können.
Die Wirtschaft als maßgeblicher Abnehmer hochschulischer Leistungen in Forschung und Lehre ist hier ein ebenso wichtiger Partner wie jene 72% der Studierenden, die sich erwarten, aufgrund ihres Studiums eine adäquate berufliche Tätigkeit zu finden.
Es hat nichts mit Kommerzialisierung von Bildung zu tun, wenn man die Hochschulen auch mit der Frage konfrontiert „was wird aus Euren Absolventen?“. Es ist weder im Interesse der Hochschulen, noch der Studierenden, noch der Wirtschaft in diesem Bereich Denkverbote zu erteilen.
Unsere Hochschulen stehen im Spannungsfeld vieler Interessen und müssen ihren Anspruch, Wegbereiter für neue und erstrebenswerte Entwicklungen zu sein, laufend aktualisieren. Eben weil sich das soziale, wirtschaftliche, kulturelle etc. Umfeld unserer Hochschulen laufend verändert, müssen sich die Hochschulen stetig neu positionieren. Im Selbstverständnis der Universitäten ist es dabei ein zentrales Anliegen, auf Grundlage einer wissenschaftlich fundierten Selbstreflexion aktiv zu strukturieren. Ein Hochschulwesen, das hier versagt, ist aus dem Ruder gelaufen und hat niemandem mehr etwas zu sagen.
Im aktuellen Hochschuldialog brauchen wir also vor allem die Einsicht, dass nur eine transparente Vielfalt von Studienangeboten dem Anliegen aller Beteiligten zu entsprechen vermag. Was wir in Wirtschaft und
Gesellschaft jetzt vor allem brauchen sind klare Studienprofile und Studienbeschreibungen, die es erlauben, das Studium so zu wählen und zu betreiben, wie es den Erwartungen möglichst vieler Beteiligter entspricht.
Wer hier ausschließlich auf sich selbst schaut, hat – egal ob Wirtschaft oder Student/in – schon verloren.
Michael Landertshammer ist Lei-ter der Abteilung Bildungspolitik der Wirtschaftskammer Österreich.
ner völkerverbindenden Überlegung heraus.
Daraus entstand ein Jahr später die bekannte BolognaErklärung, die sich – diesen Zielen verpflichtend – mit den dafür für nötig befundenen Rahmenbedingungen auseinandersetzte. Bologna wurde sehr schnell sehr breit: die Wichtigkeit der Mitbestimmung von Studierenden wurde betont, weiters die soziale Absicherung von Studierenden, Qualitätssicherung, lebenslanges Lernen, Mobilität und die dafür notwendige Anrechenbarkeit von Studienleistungen und Abschlüssen und vieles mehr.
Klarerweise muss Bologna immer vor dem Hintergrund vorherrschender neoliberalen Strategien gedacht werden. Dennoch entsprechen einige der genannten Action Lines einem emanzipatorischen Bildungsbegriff und auch im Kommunikee von 2009 sprechen sich die MinisterInnen z.B. für die öffentliche Finanzierung von Hochschulen aus. Gleichzeitig gewinnen jene Action Lines immer mehr an Gewicht, die den Wettbewerb der Hochschu
len untereinander betonen. So gab es 2009 in Leuven/Louvain la Neuve eine ernsthafte Diskussion zur Einführung eines europäischen Hochschulrankings.
Der BolognaProzess und seine Ziele waren sicher nie beliebig, doch er lässt sich auf zwei Arten deuten. Die Kräfte auf europäischer und auch internationaler Ebene zielen in unterschiedliche Richtungen, wobei die neoliberale Interpretation ganz offensichtlich immer größere Bedeutung gewinnt. Es ist nicht abzusehen, ob diesen Bestrebungen Einhalt geboten werden kann oder nicht.
Die Proteste und der Gegengipfel zur Jubiläumsfeier sind jedenfalls wichtige Schritte, um die Herrschenden von diesem falschen Weg abzubringen.
Sigrid Maurer ist Bundesvorsitzende der Öster-reichischen Hochschülerschaft.
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DIE ROLLE DER EUROPEAN STUDENTS‘ UNION
Verschultes Studium, verfehltes Mobilitäts-Ziel und prekäre Lehre und Forschung: Europaweit verbünden sich Professor_innen und Studierende gegen den fehlgeleiteten Prozess zur Bildung eines internationalen Hochschulraums.
Die European Students‘ Union (ESU) ist die einzige Interessenvertretung von Studieren-den auf europäischer Ebene und eines der acht beratenden Mitglieder der Bologna Fol-low-up Group (BFUG). Als Dachverband 45 nationaler Studierendenvertretungen reprä-sentiert sie über 11 Millionen Student_innen. Dennoch ist sie für viele eine Unbekannte.
ESU UND DER BOLOGNA-PROZESS
Die ESU ist seit der BFUG in Prag 2001 offizielles Mitglied der BolognaStruktur. Sie unterstützt die Zielsetzungen des BolognaProzesses, kritisiert aber oftmals ihre Umsetzung. Inhaltlich setzte sich die ESU erfolgreich für die Berücksichtigung der sozialen Dimension im BolognaProzess ein.
Die Bedeutung dieses Aspekts wurde in Prag erstmals anerkannt, aber erst vier Jahre später im Kommunikee von Bergen 2005 als integraler Bestandteil des Bologna Prozesses verankert. Barrierefreies Studieren wurde so
zu einem Teilziel, auch wenn diese bereichsübergreifende Action Line innerhalb des Prozesses oft ein Schattendasein fristet.
VOM INFORMATIONSBÜRO ZUR PO-LITISCHEN ORGANISATION.
Sieben nationale Studierendenvertretungen (darunter auch die ÖH) gründeten 1982 in Stockholm das West European Student Information Bureau, das mit der Unabhängig
keit der osteuropäischen Staaten umbenannt wurde. Ziel des nunmehrigen European Student Information Bureau (ESIB) war es, den Informationsaustausch zwischen den Mitgliedern zu gewährleisten.
Mit der Einführung der Sokrates und Erasmusprogramme wurde es schließlich zu einer politisch agierenden Organisation. Ihr Mandat war jedoch begrenzt, zumal sich die Hochschulpolitik im nationalstaatlichen Rahmen vollzog.
Mit der BolognaErklärung 1999 änderte sich dies schlagartig, der Kompetenzbereich des damaligen ESIB erweiterte sich. Seit 2000 hat das Sekretariat seinen Sitz in Brüssel. 2007 erfolgte erneut eine Namensänderung – aus dem ESIB wurde die ESU.
Sie versteht sich heute als Interessenvertretung von Studierenden gegenüber allen europäischen Institutionen und ist eine autonome, nach demokratischen Prinzipien organisierte Vereinigung.
über.politik
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DEUTSCHLAND: NIX MIT AUSLAND
Wie überall im BolognaRaum, der 46 Länder umfasst, liegen auch in Deutschland die Probleme bei der Umsetzung der Ziele auf der Hand: Überfüllte Studiengänge, viel zu verschulte Studienpläne – das eigentliche Ziel, die Förderung der internationalen studentischen Mobilität, bleibt auf der Strecke.
Nur 15 % der Studierenden in den neuen Curricula sind in der Lage, ein Semester im Ausland zu studieren oder ein Praktikum zu absolvieren – während es bei den Diplomstudiengängen ein Drittel und bei den MagisterStudien gar rund die Hälfte der Student_innen zumindest für ein oder zwei Semester ins Ausland zieht.
BOLOGNA: EIN PROZESS, DREI LÄNDER
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Gründe sind aktuellen Studien zufolge finanzielle wie zeitliche Überforderung im Studium, sowie der Druck, die vorgegebenen Lehrveranstaltungen fristgerecht zu absolvieren.
FRANKREICH: PROFESSOR_INNEN UNTERBEZAHLT UND ÜBERFORDERT
Die gesetzliche Regelung, durch die in Frankreich die Autonomie der Universitäten und die Umsetzung des BolognaProzesses verwirklicht werden soll, nennt sich „Gesetz über die Verantwortung und Freiheiten der Universitäten“.
Statt aber die vorhandenen Mittel fair auf alle universitären Bereiche zu verteilen, werden die Gelder vor allem den wirtschaftlich relevanten Forschungszweigen zur Verfügung gestellt.
Lehrende und Forschende an Frankreichs Universitäten arbeiten indes teilweise bis zu ihrem vierzigsten Lebensjahr in prekären Dienstverhältnissen. Die für die Lehrenden zur Verfügung gestellten Mittel reichen für den Ansturm der Studierenden bei weitem nicht aus.
Die Gegner_innen des „LoiPécresse“, wie das neue Gesetz auch genannt wird, befürchten zudem Willkür und sehen eine Gefährdung der unabhängigen Lehre und Forschung.
ÖSTERREICH: DIE ZWEI-KLASSEN-UNIVERSITÄT
Auch hierzulande stellen sich immer mehr Lehrende und Forschende gegen die Auswirkungen des fehlgeleiteten Plans für einen europäischen Hochschulraum.
So beklagt etwa der Wiener PhilosophieProfessor Konrad Paul Liessmann, dass hochqualifizierte Forscher_innen als Lehrende nur mehr in den MasterStudiengängen zu finden seien. Währenddessen sind die Lehrenden in den Bachelorstudien mit dem Ansturm an Studienanfänger_innen überfordert und können sich kaum noch der Forschung widmen, da der MarathonUnterricht einfach zu viel Zeit in Anspruch nimmt.
Bachelor Studien werden bald nur mehr von einer speziellen Kaste von Lehrenden betreut, die schlecht bezahlt werden und gar nicht forschen sollen, meint Professor Robert Pfaller von der Wiener Universität für angewandte Kunst.
Die ZweiKlassenUniversität scheint nicht nur schon in Sichtweite, sondern schon fast realisiert zu sein.
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G A S T K O M M E N T A R V O N F R É D É R Í C L E M A I R E
Mit der Adaption der „Lissabon Strategie“ im Jahr 2000 haben sich die Regierungen der Mitgliedsstaaten zum Ziel gemacht, die Europäische Union „bis 2010 zur wettbewerbsfähigsten Wissensgesellschaft“ umzugestalten.
Das „Wissen“ geht hierbei Hand in Hand mit dem zügellosen Streben nach Wettbewerbsfähigkeit. Es wird als eine Art Reformspritze der öffentlichen Institutionen dargestellt, wo „Managementwissenschaften“ versuchen, den Kanon der Betriebswirtschaft umzusetzen.
Unter dem Vorwand dadurch massive Investitionen in Bildung und Forschung, Universitäten und Schulen anzuregen, wird eine neue, nutzenorientierte Auffassung von Wissen auferlegt. Das Wissen ist in diesem Falle sowohl eine Ware, als auch gleichzeitig ein Wettbewerbsvorteil. Es geht also darum, seine Produktion, die Verbreitung und die Kommerzialisierung innerhalb der EU zu organisieren.
Die Verbreitung von Wissen (durch Schule und Universitäten) soll demnach auf die Ausbildung qualifizierter und einsatzbereiter Arbeitskräfte gerichtet sein. Der Bolognaprozess ist mit der Ausarbeitung des Europäischen Hochschulraumes, welcher die nutzenorientierte Sicht von Wissen voraussetzt, Teil dieser „Lissabon Strategie“.
Die „Lissabon Strategie“ wird am 25. und 26. März 2010 vom Europäischen Rat evaluiert. Das 10JährigeBestehen des BolognaProzesses wird am 11. März in Wien „gefeiert“. Die Protestbewegung muss die Frage nach der Europäischen Hochschulpolitik ins Zentrum der öffentlichen Debatte setzen und zu einer Vereinigung der aktuellen Bewegung in den verschiedenen Europäischen Ländern beitragen.
Der Gegengipfel in Wien und der Alternativgipfel in Brüssel kommen dieser Forderung nach: In der Stunde der Evaluation der „Lissabon Strategie“ und des BolognaProzesses, machen wir dadurch den Regierungschefs klar, dass wir das Projekt zur Schaffung einer nichtegalitären und ungerechten Gesellschaft, welche die Prinzipien der intellektuellen Freiheit mit Füßen tritt, ablehnen.
Frédéríc Lemaire ist Mitglied von Attac Frank-reich. Gemeinsam mit dem Kollektiv Printemps 2010 organisiert er einen Alternativgipfel im Eu-ropäischen Parlament (www.spring2010.org).
BOLOGNA UND DIE „LISSABON-STRATEGIE“WISSEN ALS WARE AM FREIEN MARKT DER HOCHSCHULEN
K O M M E N T A R
„Die Grünen“ – Unterstützerin der Protestbewegung der ersten Stunde. Wie Kurt Grünewald in seinem Gastkommentar der letzten Ausgabe schilderte, decken sich die Grundsätze der Partei in bildungspolitischen Fragen stark mit den Vorstellungen der Protestbewegung, was eine gute Universität und Bildung im allgemeinen angeht. Was in den letzten Jahren versäumt wurde, muss jetzt aufgearbeitet und neu gestaltet werden – dafür setzt sich Grünewald ein und zollt der Protestbewegung Respekt in ihrer Arbeit.
Diese Auffassung und das Engagement freut uns, doch „Die Grünen“ könnten sich, neben den Arbeits
foren im „Dialog Hochschulpartnerschaft“, auch aktiv noch stärker einbringen: Bereits bei den „Bologna Aktionstagen“ bietet sich die nächste Möglichkeit. Während der Demo oder auch dem Gegengipfel kann inmitten der Studierenden Präsenz gezeigt werden.
Und auch muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass Ausgleichszahlungen für „NC Flüchtlinge“ aus Deutschland, wie sie neben Kanzler Faymann und Unterrichtsministerin Schmied Ende letzten Jahres auch die „Grünen“ forderten, nicht einmal eine Teillösung für bestehende Probleme an den Hochschulen sein können.
Dennoch könnten sich andere Volksvertreter ein Vorbild an den
„Grünen“ nehmen. Die ÖVP lehnt zwar Ausgleichszahlungen bezüglich der deutschen Studierenden ab, doch von Solidarität mit den ehemaligen Besetzer_innen kann nicht die Rede sein: Die ÖVP sprach sich von Anfang an gegen die Besetzungen der Universitäten aus.
Im Dezember 2009 forderte Generalsekretär Kaltenegger schließlich die Räumung der „teuersten StudentenWG des Landes“, anstatt sich Gedanken darüber zu machen, was dafür getan werden muss, damit die Studierenden freiwillig den Hörsaal verlassen.
Und auch JVPChef Kurz blies in das selbe Horn und befand, dass eine Unterbringung der „übrig gebliebenen Hausbesetzer“ im Hotel
Imperial kostengünstiger sei. Woher Kurz die Preise aus dem Imperial kennt, sei an dieser Stelle mal dahingestellt.
Der Gastkommentar von Kurt Grünewald wurde in Ausgabe 3/2010 veröffentlicht und unter www.unsereuni.at/uebermorgen nachzulesen.
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HANDELN STATT REDEN!
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U N I B R E N N T D I E R E Z E N S I O N !
Die Arbeitsgruppe rund um das Buch zur physischen und psychischen AudimaxBesetzung hat es geschafft, sämtliche Knotenpunkte zum Thema unter einen Hut zu bringen.
Es ist gelungen, den komplexen ThemenBatzen aus Innen und Außenleben der Besetzung, wie der Bewegung, in einem luftigen Layout zu präsentieren. Die Mitte des Buches bildet eine magnetisierende Fotostrecke! In seiner Aufmachung wie in der inhaltichen Zusammenstellung wird vor allem auf einen kritischen Zugang geachtet. So finden sich einerseits hinter vielen Aufsätzen interessante Literaturhinweise. Andererseits sind nicht nur Befürworter wie Doron Rabinovici, Marlene Streeruwitz oder Konrad Paul Liessmann neben den studentischen Stimmen aus der Bewegung vertreten. Die Redaktion bezog auch Gegenpositionen, wie die der Leitungen österreichischer Universitäten oder Johannes Hahns, mit ein.
Das Buch, das „allen, die sich für die Universität als Ort des kritischen Denkens einsetzen“ gewidmet ist, schreit nicht nur nach den Bücherregalen der Aktivistinnen und Aktivisten. Die Augen, Hände, Köpfe und Herzen aller Interessierten, ob mit dem Thema besser oder schlechter bekannt, verlangen nach dem Buch der UnsereUniBewegung, die nicht zum Stillstand gekommen ist.
Ab Mitte März ist das Buch in ausgewählten Buchhandlungen sowie auf amazon erhältlich.
Uni brennt. Grundsätzliches - Kritisches - Atmosphärisches Hrsg.: Heissenberger/Mark u.a. Verlag Turia+Kant, Wien 2010, 318 S. ISBN 978-3-85132-604-8
Preis €24, Hörer_innenpreis €19,20[cgal]
über.kitsch&kultur
Das Projekt “art attack :>>> bologna” nimmt sich den dieses Jahr stattfindenden Bologna Gipfel zum Anlass, um sich mit dem Thema Kunst als Protest und Aktionsform auseinander zu setzen sowie um eine Möglichkeit zu bieten, aktuelle Geschehnisse kreativ und nachhaltig zu verarbeiten. Neben Demonstration und Alternativgipfel werden verschiedene Workshops etc. als Möglichkeit angeboten, sich Fähigkeiten anzueignen und Widerstand künstlerisch auszudrücken.
Straßentheater, Theater der Unterdrückten, Reclaim the Streets, Kommunikationsguerilla, Graffiti/Stencil, Malerei, Layout Workshop, Aktionskunst im Freien sind schon auf dem Programm.
Die gesammelten Eindrücke und Erlebnisse sollen nicht einfach nur wieder vergessen werden, sondern in (gemeinsam?) geschaffenen Kunstwerken in einer anschließenden Ausstellung eine breite Masse an Interessierten zum Nachdenken und Reflektieren anregen.
Ab Donnerstag, 11.3., wird es einen Infostand geben, wo man das aktuelle Workshop/Veranstaltungsprogramm erfahren kann sowie Wegweiser zu den verschieden Stationen. Abgerundet wird das Ganze mit leckerem Essen für zwischendurch, Getränken zum Energie Auftanken sowie einer kleinen Party am Samstag den 13.3. und ChillOut Brunch am Sonntag.
Weitere Infos werden laufend neu im Blog http://movingculture.blogsport.eu/ ergänzt.
Solltet ihr Workshopvorschläge haben, könnt ihr euch jederzeit bei uns melden.
Die Materialien für die Workshops werden zur Verfügung gestellt, also bitte eine Materialliste und eine kurze Workshopbeschreibung inklusive eines Terminvorschlags, und natürlich eine Kontaktmöglichkeit, etwa eine Woche vor dem Gipfel an die unten genannte email Adresse schicken. Auch sonstige Mithilfe, organisatorisch sowie vor Ort, ist natürlich gern gesehen und wird geschätzt!
Kontakt: [email protected]
RHYTHMS OF RESISTENCE VIENNA
Abseits der Workshops wird Rhythms of resistence Vienna zeigen was kreativer Protest heißt. Das antikapitalistische transnationale Netzwerk von Aktivist_innen begreift Samba als eine Form der direkten politischen Aktion. Sie nutzen ‚tactical frivolity‘ um Herrschaft zu begegnen und zu kritisieren. Sie unterstützen alle, die gegen Ausbeutung, Diskriminierung und Unterdrückung kämpfen. Auch bei der Gipfeldemo am 11.März werden sie dabei sein.
ART ATTACK: KUNST ALS PROTEST- UND AKTIONSFORM
Das Cover fixiert vielleicht eine politische Richtung, die der Ge-samtprotest so nicht hatte und nicht hat. Aber: Der Inhalt über-zeugt vom Gegenteil.
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L A U T ( H A L S )
Als wir das erste Mal die Köpfe in das besetzte Audimax stecken, uns zögernd vorwärts tasten, mit immer sichereren Schritten das Podium entlang stapfen – du drehst dich um und sagst – „was?“ –, tauchen wir ein in diese Klangwolke aus fremden Stimmen. Alle reden. Dürfen wir heute? „Was?“ Du sprichst lauter, ich schreie zurück, „ich weiß nicht, vielleicht da?“
Da, wo wir uns setzen, unsicher, umher blickend, unter den Störgeräuschen der Lautsprecheranlage. Wenn nur dieses Lachen vor mir – und das Gespräch neben dir – hat denn hier jede_r etwas zu sagen?
Wir warten auf Anweisungen von der Bühne, auf das ordnende Wort und die Stille, die einem Vortrag folgt; auf die Autorität des Mikrophons, auf eine Erklärung. Kann uns bitte jemand sagen, was das soll? Der Raum ist
über.kitsch&kultur
In unserer ersten Ausgabe von Geschichten aus dem Audimax erzählt Susanne wie sie im befreienden Lärm der Besetzung ihre Stimme wieder fand.
Geschichten aus dem Audimax
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so voll von Worten, dass sie bereits von den Wänden tropfen.
Wie laut auch diese Trampelschritte sind, und jetzt schreist du mir zu – schrei mich nicht an – was zur Hölle – da erheben wir unsere Stimmen, so spät, ihr Klang scheint uns fremd, da tas
ten wir uns vorwärts im schutzlosen Stimmenland, und jedes Scheitern ist ein stiller Protest.
Heute dürfen wir. Dürfen das Verschwiegene ans Licht zerren und ihm Leben einflößen, weil der Kragen platzt. Ich sag dir, „ich will nicht mehr funktionieren“, du weißt doch, „ich hab Angst vor dem Versagen“, wir schreien heute, „DAS LASSEN WIR NICHT MEHR MIT UNS MACHEN“.
Scheißegal wird es uns, dass wir pathetische Reden schwingen, dass wir krächzen, wenn sich unsere Stimmen überschlagen: Sobald es heraußen ist, vermengt es sich mit den Lauten in der Klangwolke, bis es an der Decke klebt, herunter trieft, und zwei Reihen hinter uns jemand zu singen beginnt. Warum auch nicht?
Auf dem Podium hat jemand das Mikrophon ergriffen, redet verstärkt, erklärt, doch wir haben bereits verstanden. Wir haben unsere Stimmen wieder gefunden. [susa]
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TREFFPUNKT: 15.00 UHR WESTBAHNHOF
DEMO AM DONNERSTAG, 11. MÄRZ
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Hochschulranking ist heutzutage ein sehr beliebter Zeitvertreib. Da wird gereiht und verglichen, dass es nur so kracht. In regelmäßigen Abständen präsentieren die Ranker stolz ihre Ranglisten, durch die sie den Unis aufzeigen wollen, wie gut oder wie schlecht sie sind. Und die akademische Welt lauscht gespannt – klingt seltsam, ist aber so!
Mit großem Eifer beteiligt sich z.B. die „Bertelsmann Stiftung“ daran. Dort setzen sich Think-Tanks zusammen und legen fest, nach welchen Kriterien die Hochschulen bewertet werden. Grundlagen für die er-dachten Kriterien sind Vorstellungen von einem Markt der Hochschu-len und von Wissen als Ware, die sich verkaufen muss. Und deshalb
über.mo
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DIE SE NDUNG M IT DE M GR AUSH E U T E : H O C H S C H U L R A N K I N G
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über.graus
Du hast genug davon in schlecht bezahlten Praktika deinem Chef Kaffee zu servieren? Du hast genug davon Praktika zu absolvieren, die in deinem Lebenslauf toll aussehen, aber dir keine Erfahrung vermitteln? Du hast genug davon, keine Verantwortung übertragen zu bekommen, da du noch kein abgeschlossenes Studium vorzuweisen hast? Du hast genug von Reibereien mit deinen Kolleg_innen, weil jede/r sich vor dem Chef besonders hervortun möchte? Du hast etwas zu sagen und findest dich in der Welt nicht wieder und niemand will es hören?
DANN BIST DU REIF FÜR EIN PRAKTIKUM BEI ÜBER.MORGEN!
Wir bieten dir:
• eine NICHT anerkannte Praktikumsstelle, die du in deinem Lebenslauf NICHT verkaufen kannst wie ein Praktikum bei einem Großkonzern • KEIN Geld (denn wir haben selbst keins) • KEINE/N die/der dir sagt wie der Hase läuft und dir Fehler vermeiden hilft.
DAS KLINGT SCHEISSE? DANN LIES WEITER!
Du lernst eigenständig Projekte zu entwerfen, umzusetzen und übernimmst Verantwortung für deine eigenen Ideen,Du schreibst, redaktionierst, interviewst, entwirfst, zeichnest, modellierst, probierst Neues UND das zu DEINEN Konditionen, Du hast eine Stimme der Mitsprache und triffst Entscheidungen gleichberechtigt mit deinen Kolleg_innen,Du lernst eigenständig zu arbeiten und bist dein/e eigene/r Chef_in.
Und das Beste von allem: Am Ende der Arbeit steht dein Ergebnis: die druckfrische Über.Morgen von DIR mitgestaltet und angereichert mit DEINEN Ideen!
DU HAST RECHT - DAS KLINGT FANTASTISCH!
Kontaktiere uns und komm zur nächsten Redaktionssitzung!Deine zufriedenen Mitarbeiter_innen der Über.morgen
Kontakt: [email protected]
REIF FÜR EIN PRAKTIKUM BEI ÜBER.MORGEN?
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AS wird beim Ranking z.B. gefragt, wie viele Drittmittel an den Unis zur
Verfügung stehen. Oder, wie viele Erfindungen eine Hochschule ange-meldet hat. Und auch wie schnell man an einer Uni seinen Abschluss machen kann.Und das alles, damit die Studierenden sich bei der Wahl ihrer Hochschule leichter tun – klingt sozial, ist es aber nicht!
Weil die freie Marktwirtschaft selten sozial ist. Den Think Tanks ist das aber egal. Weil die denken für ihre Auftraggeber und die wünschen sich einen freien Markt der Hochschulen.Weil dann können die gut gereihten Unis auch gut verdienen. Denn wenn die Nachfrage an Studienplätzen steigt, steigt auch der Preis für das Studium. Diese Eliteunis haben dann mehr Geld und können tolles Marketing betreiben. Zum Beispiel lustige Schneekugeln mit einem Modell der Uni verkaufen,oder Baseballkappen, oder TShirts mit knackigen Aufdrucken wie „Reichtum durch Studium!“. Und wenn sie davon ganz viel verkauft haben, können die Hochschulen sogar Zweigstellen eröffnen. – Dem Welterfolg der Markenunis steht nichts mehr im Weg!
Und die Studierenden? Die haben dann die Möglichkeit, sich auf Grund der Rankings für die besten Unis mit den lustigsten Schneekugeln zu entscheiden. - Klingt verlockend, aber Achtung! Um dort studieren zu können, muss man tief in die Tasche greifen. Und wenn die staat-lichen Unis durch private abgelöst werden (wir erinnern uns „weniger Staat, mehr privat“), dann, ja dann wird nur mehr derjenige studieren, der es sich auch leisten kann. Und deshalb fordert euer Graus : Lus-tige Schneekugeln und reiche Eltern für alle!
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Puzzle 1 (Medium, difficulty rating 0.49)
Generated by http://www.opensky.ca/~jdhildeb/software/sudokugen/ on Sun Feb 28 17:06:18 2010 GMT. Enjoy!
Achtung Satire!
derWoche
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Was
mich fürch
terlich auf
regt, sind die
Konsequenzen aus
der „ParlamentsAk
tion“ am 11.12.2009. An
Stelle einer Rekonstruktion
des Hergangs, lassen wir doch
die Bundespolizeidirektion von Wien
zu Wort kommen: Eine Strafverfügung.
„Sie haben (...) in Wien 1., Parlament, im Zu
ge der zu diesem Zeitpunkt stattfindenden Na
tionalratssitzung von der Galerie des Plenarsaales
durch das Hinunterwerfen von 10x15cm großen Flug
blättern und durch das laute Zwischenrufen der Parole „Die
Demokratie setzt die Bildung des Volkes voraus – die sie erst
hervorbringen soll“ ein besonders rücksichtsloses Verhalten ge
setzt, wodurch die öffentliche Ordnung ungerechtfertigt gestört wur
de. “Es ist unfassbar, dass die Inanspruchnahme des Mitspracherechts
als „rücksichtslos“ bezeichnet wird, dass es die öffeliche Ordnung „unge
rechtfertigt stört“ und dass dafür eine Geldstrafe von 70 Euro verhängt wird. Um
hier meinem Suderfluss ein Ende zu setzen – danke an alle, die es trotzdem tun.SU
DE
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G- C
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G
DIE BARBARA MAG ES GERNE HEIMELIG UND IST VERTRAUT MIT DEN DEUTSCHEN SITTEN. MO-MENTAN HEGT SIE DEN GE-DANKEN FÜR SICH UND IHRE 10 KLEINEN WELPEN EINE NEUE BLEIBE ZU SU-CHEN. WENN WIR ES ZU-LASSEN, WIRD SIE SICH DIE NÄCHSTEN 6 JAHRE IN DER SCHÖNEN WIENER HOFBURG NIEDERLASSEN.
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Puzzle 1 (Medium, difficulty rating 0.47)
Generated by http://www.opensky.ca/~jdhildeb/software/sudokugen/ on Sun Feb 28 17:06:10 2010 GMT. Enjoy!
über.reste
Datum Was Wo UhrzeitMontag, 08. März
Hörer_innenvollversammlung „Geschichte“ Hauptgebäude Hörsaal 45
15.30 Uhr
Hörer_innenvollversammlung „Theater,- Film,- und Medienwissenschaft Schreyvogelsaal Institut in der Burg
19.00 Uhr
Mittwoch, 10. März
Hörer_innenvollversammlung „Internationale Entwicklung“
Aula 19.00 Uhr
Hörer_innenvollversammlung „Politikwissenschaft“ NIG HS III 19.15 Uhr
Donnerstag, 11. März
Betriebsversammlung des wissenschaftlichen Personals der TU TU 13.00-15.00 Uhr
Internationale Demonstration, „Gemeinsam dem Bildungs- und Sozialabbau entgegentreten - Unsere Zukunft in unsere Hände!“
Treffpunkt: Westbahnhof
15.00 Uhr
Aussetzung der Lehre im Bildungsgang „Soziale Arbeit“ der FH Campus Wien
FH Campus Wien Nachmittags
Freitag, 12. März
Aktiver Streik der „Sozialen Arbeit“ der FH Campus FH Campus Wien Ganztags
„Warum Alternativgipfel?“ Podiumsdiskussion und Crashworkshops (ABC Bildungspolitik/Bolognabasics)
13.00-14.00 Uhr
„Krise der Hochschulen und Bologna“ Podiumsdiskussion mit Eva Hartmann, Andreas Keller, Isabel Bruno and Aktivist_innen der Protestbewegung in England, Osteuropa und Österreich.
18.00-20.00 Uhr
Samstag, 13. März
ganztags Workshops
Gender und Bildung
Lehre und Forschung in der Krise
Internationale Bildungsproteste
Bildung und soziale Ungleichheit
Demokratie. Bildung.Gesellschaft
Neoliberalismus und Bildung
Gender Budgeting und Bildung
The double Drisis:The global economis an crisis of the university
Analyzing ways of protest: Do we need a squatting strike?
Education and social inequity
Academia and DemocracyBologna Career path - idea of praxis
queer languageKnowledgeworkers in the hexagramm of precaresness
Aktion bank attack: Civil disobedience and the possibility to radicalize the education protests
Intership and „Exploitability“ How the demand work placements withing study programms affects student protests
Inside Out - Alternative Ways and places of knowledge production and the role of an education movement
Academia reform and the academia of service in accordance with the lcation
The constution of knowledge workers?
„How can social movements achieve their aim?
Elites and educationDemocratising instead of privatising
Universality between knowledge explosion and commerialization
Further steps after this weekend?
Balance and perspective of the university protests
Migration and education Gramsci goes Venezuela!
Gouvernemental gouverments (in) the academia of the 21. century
Reform, revolte or revolution? Students of the protest movement in Iran
Social Selection within the Austrian Educational System
I‘m free to feel free to learn in freedom!
What‘s behind Bologna? - Criticism about political economy of „higher education“
What does left university politics say?
Social Selection within the Austrian Educational System
Fairness of tax, educational cvonvent, economy for common welfare
Bologna goes global.
Reform, revolte or revolution? Students of the protest movement in Iran
Do student have to take sides? The „LINKE“ and the NPA
How would education look like in a classless society
Basics on Lisbon Strategy in higher education and research.
BOLOGNA–AKTIONSTAGE(Stand: 27. Februar 2010)