Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2 Umweltpolitische Instrumente
4.2. Umweltpolitische Instrumente4.2.1 Beurteilungskriterien umweltpolitischer Instrumente4.2.2. Darstellung der umweltpolitischen Instrumente
4.2.2.1 Ordnungsrechtliche Instrumente4.2.2.2 Abgaben und Subventionen4.2.2.3 Lizenzen/ Zertifikate/ handelbare Nutzungsrechte/Märkte für Nutzungs- und Verschmutzungsrechte4.2.2.4 Suasorische Instrumente
4.2.3. Umweltpolitische Instrumente im Vergleich4.2.3.1 Ökologische Effektivität4.2.3.2 Ökonomische Effizienz4.2.3.3 Dynamische Effizienz 4.2.3.4 Strukturpolitische Wirkungen4.2.3.5 Fazit zum Instrumentenvergleich
Literatur: Michaelis, P. (1996): Ökonomische Instrumente in der Umweltpolitik: Eine anwendungsorientierte Einführung. Heidelberg, S. 25-58.
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.1 Beurteilungskriterien umweltpolitische Instrumente
Second-Best-Kriterien
Ökologische Treffsicherheit
Wirkungsgeschwindigkeit
Kosteneffizienz (statische Effizienz)
Innovationswirkungen
Strukturwirkungen
Ökologische Effektivität
Ökonomische Effizienz
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitischen Instrumente
Umweltpolitische Instrumente
ordnungsrechtliche suasorische ökonomische
Inputauflagen
Prozessnormen
Outputauflagen
Information, Beratung,Bildung, Erziehung
Subventionen
Abgaben
Handelbare Nutzungsrechte
[Rücknahme von Pfand-flaschen]Quelle: in Anlehnung an Michaelis, P. (1996), S. 26.
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Ordnungsrechtliche Instrumente
Inputauflagen: Regelung der Verwendung bestimmter Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe
Prozessnormen: Regelung der einzusetzenden Produktions- und Reinigungstechnologien
„Stand der Wissenschaft“
„Stand der Technik“
„allgemein anerkannte Regeln der Technik
Outputauflagen: Regelung bezüglich der hergestellten Güter oder Emissionen
Mengenlimitierungen und Produktnormen
absolute und relative Emissionsnormen
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Bundesimmissionsschutzgesetz (BImschG)
„§4 (1): Die Errichtung und der Betrieb von Anlagen, die auf Grund ihrer Beschaffenheit oder ihres Betriebs in besonderem Maße geeignet sind, schädliche Umweltwirkungen hervorzurufen oder in anderer Weise die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft zu gefährden, erheblich zu benachteiligen oder erheblich zu belästigen, sowie von ortsfesten Abfallentsorgungsanlagen zur Lagerung oder zur Behandlung von Abfällen bedürfen einer Genehmigung“
Umweltbeeinträchtigende Anlagen müssen genehmigt werden
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Bundesimmissionsschutzgesetz (BImschG)
Immissionsgrenzwerte für einzelne Gebiete
Einhaltung des Standes der Technik
Direkte Emissionsgrenzwerte, festgelegt in Rechtverordnungen
Aus ökonomischer Sicht wichtig
Für unterschiedliche Anlagen wird der gleiche Standard festgesetzt!
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Wirkung von AuflagenZiel: Halbierung der Emissionen2 Unternehmen mit unterschiedlichen Grenzvermeidungskostenverläufen; beide Unternehmen müssen ihre Emissionen halbieren
E0 E
Euro
GVK1
GVK2
A
B
E0EBE0BUnternehmen 2E0EAE0AUnternehmen 1VKGVK
Emissionen
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Abgaben
Zu unterscheiden sind in Abhängigkeit von der Bemessungsgrundlage:
Emissionsabgaben
Produktabgaben
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Wirkung einer Emissionsabgabe (kurz- und mittelfristigEuro
GVK
EmissionenE1
t
E00
AB
E1E0B
keine
Vermeidungskosten
0E1BtE1mittelfristig
0E0AtE0kurzfristig
SteuerzahlungenEmissionsniveau
Nettovorteil durch Emissionsvermeidung für den Emittenten
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Wirkung einer Emissionsabgabe (mittel- und langfristig)Euro
GVKalt
EmissionenE1
t
0
B
0E2CtE2langfristig
0E1BtE1mittelfristig
SteuerzahlungenEmissionsniveau
GVKneu
E2
C
Langfristig: Umwelttechnischer Fortschritt
Grenzvermeidungskosten sinken(GVKalt GVKneu
Emissionen sinken(E1 E2)
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Produktabgabe
Menge0 X0X1
€
Nachfrage
A0
P0
P1
A
B
t
t
A1
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Produktabgabe (langfristig)
Menge0 X0X1
€
Nk
A0
P0
P1
A
B
t
t
A1
P2
t
X2
Steuerzahlungen mittelfristig
Nl
Steuerzahlungen langfristig
Langfristig größere Wahlmöglichkeiten der NachfragerGrößere Elastizität der NachfragekurveNachfrage geht zurück
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
First-Best-Lösung Pigousteuer: Vollständige Internalisierung externer Effekte
Menge0 X*Xopt
Voraussetzung: Vollständige Kenntnis der Grenzschadenskosten und Grenzvermeidungskosten
Externe Effekte
€€
Nachfrage
A0
Soziale Grenzkosten(Private + externe Grenzkosten)
P*
Popt
A
B
C
Wohlfahrtsverlust
GSK
t
t
A1
GVK
tt
Menge
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Preis-Standard-Ansatz:Ein bestimmter Umweltstandard kann ohne Kenntnis der Grenzschadenskosten und mit Kenntnis der Grenzvermeidungskosten erreicht werden
Euro
GVK
EmissionenE0
t
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Mengenlösung: Lizenzen/Zertifikate
1. Festlegung einer Gesamtemissionsmenge in einer Belastungsregion
2. Stückelung der Gesamtemissionsmenge und Ausgabe von Emissionsrechten an Emittenten
Grandfathering
Versteigerung
3. Handel mit Emissionsrechten
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Zertifikatshandel: Entscheidungskalkül eines EmittentenEuro
E
GVK eines Unternehmens
PZ
Emissionen
Ein rationaler Emittent wird Emissionen so weit vermeiden wie GVK<PZ, darüber hinaus wird er Zertifikate halten GVK = PZ
Die Grenzvermeidungskostenkurve des Emittenten stellt seine Nachfrage nach Zertifikaten dar
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Der Zertifikatsmarkt
Euro
E
GVK1
GVK2
A
EU2EU1
PZ
PZ
Ez
N = GVK1 + GVK2
PZ
Die horizontal aufaddierten GVK ergeben die Lizenznachfragekurven auf dem Markt
Die Gesamtemissionsmenge wird von der normgebenden Instanz festgesetzt
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Aber: Warum handeln wir in manchen Situationen umweltfreundlich (z.B. Mülltrennung) und warum in anderen nicht (z.B. in den Urlaub fliegen)
Antwort aus ökonomischer Sicht: Weil beide Situationen mit unterschiedlich hohen Kosten verbunden sind!
Antwort aus ökonomischer Sicht: Weil beide Situationen mit unterschiedlich hohen Kosten verbunden sind!
Suasorische Instrumente
Bereitstellung von objektiven Informationen
Appelle an Unternehmen und Haushalte
Soziale (nicht monetäre) Sanktionen
Wirksamkeit hängt von der intrinsischen Motivation ab
4.2.2 Darstellung der umweltpolitischen Instrumente
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
„Kosten“umweltver-träglicherenVerhaltens
umweltverträglicheres Verhaltens
Beispiele:
A
Beispiele:
B
4.2.2 Darstellung der umweltpolitischen Instrumente
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Prozentsatz der Haushalte mit individueller Heizkostenabrechnung
in Bern und München
Bern München
38%
80%
Quelle: Diekmann, A. (1995)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitische Instrumente
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
„Egal was die anderen tun, ich selbst versuche mich so weit wie möglich umweltbewusst zu verhalten!“ (% Zustimmung)
Bern München
86% 83%
Quelle: Diekmann, A. (1995)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitischen Instrumente
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
„Wenn Sie im Winter Ihre Wohnung für mehr als vier Stunden verlassen, drehen Sie normalerweise die Heizung ab oder herunter?“ (% Zustimmung)
Bern München
23%
69%
Quelle: Diekmann, A. (1995)
4.2.2 Darstellung der umweltpolitischen Instrumente
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Ökologische Effektivität von Umweltauflagen
Absolute Emissionsnormen: Hoch
Ökologische Treffsicherheit
Relative Emissionsnormen: Nur hoch unter statischen Rahmenbedingungen
Wirkungsgeschwindigkeit:
Abhängig vom politisch-administrativen Verfahren (Einführung, Durchführung, Kontrolle)
Nicht abhängig vom Anpassungsverhalten der Wirtschaftssubjekte
Zwar:
Aber:
Relativ hohe Wirkungsgeschwindigkeit
Unverzichtbar zur Gefahrenabwehr
4.2.2 Umweltpolitische Instrumente im Vergleich
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Ökologische Effektivität von Umweltabgaben
Ein bestimmter ökologischer Standard kann erreicht werden, wenn dem Staat die GVK bekannt sind
„trial and error“? In der Praxis kaum durchführbar
Aber: In der Regel auch GVK dem Staat nicht bekannt
E
GVK
t
E*
Abgabe ist wahrscheinlich zu hoch oder zu niedrig
Wirkungsgeschwindigkeit: Abhängig von der Zeit, mit der Unternehmen in Form von Investitionen in gegebene Vermeidungsmöglichkeiten investieren
4.2.2 Umweltpolitische Instrumente im Vergleich
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Ökologische Effektivität von UmweltzertifikatenEin bestimmter ökologischer Standard kann erreicht werden, da eine direkte maximale Belastung direkt vorgegeben wird
Automatische Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen
N0
N1
N2
Ez
PZ0
PZ1
PZ2
Umwelttechnischer Fortschritt: N0 N2
Wirtschaftswachstum: N0 N1
4.2.2 Umweltpolitische Instrumente im Vergleich
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Vollzugsdefizite der Umweltpolitik
...bei Emittenten abhängig von
SanktionenSensibilität der Bevölkerung ( Reputation)Kontrolleffizienz
Kosten der Normbefolgung
Kosten der Normbefolgung bei Abgaben (Lizenzen) höher als bei Auflage
0Emissionen
E* A
t B
Kosten des Normverstoßes abhängig von
Auflagen: E*AB < Steuern: 0ABt
4.2.2 Umweltpolitische Instrumente im Vergleich
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Vollzugsdefizite...
...bei Behörden abhängig vom
Wollen (Zielkonflikte)
Können Zunehmende Regelungsdichte
Beispiel: Wasserrecht 300 wassergefährdende Stoffe, 20 000 Industrie-und 100 000 Handwerksbetriebe aus 30 Branchen
Kosten bei Auflagen größer als bei Abgaben, weil bei Abgaben keine Genehmigungsbescheide, sondern „lediglich“ Kontrollen und Sanktionen erforderlich wären
Feess, E. (2007)
4.2.2 Umweltpolitische Instrumente im Vergleich
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Kosteneffizienz
Ziel: Halbierung der Emissionen; 2 Unternehmen mit unterschiedlichen Grenzvermeidungskostenverläufen
Frage: Wie können die Emissionen zu geringstmöglichenKosten halbiert werden?
Es sollte dort am meisten vermieden werden, wo dies am kostengünstigsten möglich ist
4.2.2 Umweltpolitische Instrumente im Vergleich
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Kosteneffizienz von Auflagen, Abgabe und Zertifikaten im Vergleich
EURO
GVK2
GVK1 A
B
CD Gt; PZ
E*
Kosteneinsparungen von Zertifikats- und Abgabenlösungen gegenüber Auflagen
EmissionenE2E1
Bei E* gilt: GVK2 > GVK1
Gesamtwirtschaftlich sind Kostensenkungen möglich, wenn Unternehmen 1 weniger und Unternehmen 2 mehr emittiert
Zusätzliche Kosten U1: E1E*BD
F Eingesparte Kosten U2: E*E2CA
Nettovorteil: DBG + GCA
Bei Abgaben gilt: GVK1=t =GVK2Bei Zertifikaten gilt: GVK1=PZ=GVK2
Gesamtwirtschaftlich keine weiteren Kostensenkungen möglich
4.2.2 Umweltpolitische Instrumente im Vergleich
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Innovationswirkungen von Auflagen
Beschränkung des Innovationsanreizes auf Erfüllung der Norm zu geringeren Kosten
Orientierung von Standards an den Stand der Technik
Zurückbleiben des Standards hinter umwelttechnischem Potenzial
Hemmung der Weiterentwicklung des umwelttechnischen Potenzial
(Möglicherweise) positive Anreize: Anbieter/Verkäufer von Umwelttechnologie (Umwelttechnikindustrie)
Richtung des umwelttechnischen Fortschritt
„Schweigekartell der Oberingenieure“ in den emittierenden Industrien
Integrierte TechnologienAdditive Verfahren/End-of-Pipe Technologien
Präferenz der Umwelttechnikindustrie für weniger maßgeschneiderte End-of-Pipe Technologien
4.2.2 Umweltpolitische Instrumente im Vergleich
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Innovationswirkungen von Abgaben und Lizenzen
Restemissionen haben einen Preis
t; PL
Emissionen
GVKalt
GVKneu
E0E1A
BC
0
Langfristig: Umwelttechnischer Fortschritt
Grenzvermeidungskosten sinken(GVKalt GVKneu
Emissionen sinken(E0 E1)
Euro
Kosten vor Innovation: 0ABtKosten nach Innovation: 0ACt Kosteneinsparungen: ABC
Anreiz für umwelttechnischen Fortschritt
4.2.2 Umweltpolitische Instrumente im Vergleich
Umweltpolitik (Dipl. Volksw. M. Wiesweg)
Referenzsituation: Ausgeschöpfte Belastungswerte
Keine Neuansiedlung Festschreibung der bestehenden Wirtschaftsstruktur
NeuansiedlungenEmissionsreduktion der Altemittenten
Keine Emissionsreduktion der Altemittenten Ökologisch problematisch
Auflagen Abgaben Zertifikate
Schwerfälligkeiten im Gesetzgebungsprozess
Automatische Anpassung über Lizenzpreis
Strukturpolitische Wirkungen
4.2.2 Umweltpolitische Instrumente im Vergleich