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40 Wissenswert - Nutrition · 2019-08-02 · 40 Nummer 124 Mittwoch, 29. Mai 2019 Wissenswert Muss...

Date post: 15-Mar-2020
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40 Nummer 124 • Mittwoch, 29. Mai 2019 Wissenswert Muss ich mein Huawei-Handy jetzt verkaufen Ernährung nicht zu empfehlen, da Nähr- stoffmängel im Kindesalter zu Entwick- lungsstörungen und nachhaltigen Defiziten bis ins Erwachsenenalter führen können. Eine vegetarische Ernährung ist aber auch für Kinder ohne Nachteile möglich. Welche Ernährung empfehlen Sie in Bezug auf Umwelt und Klima? Für den Anbau von Soja müssen zum Beispiel Regenwälder gerodet werden. Grund hierfür ist allerdings die Massentier- haltung, da Soja als Futtermittel eine große Rolle spielt, nicht der Sojaburger. Außerdem gibt es für die Ernährung auch Soja aus nachhaltigem Anbau sowie heimische Alter- nativen wie Lupinen oder Erbsen. Generell muss der Trend in der Ernährung hin zum Pflanzlichen gehen. Für die Haltung von Tie- ren werden wesentlich mehr Ressourcen ver- braucht als für den Anbau von Getreide oder von Gemüse. Müssen wir langfristig alle Vegetarier werden? Berechnungen zufolge müssen wir im Jahr 2050 weltweit fast zehn Milliarden Men- schen ernähren. Das ist mit der klassischen deutschen Ernährung, also mit viel Fleisch, nicht möglich. Daher müssen wir den Ver- zehr von tierischen Lebensmitteln auf min- destens die Hälfte reduzieren, den Verzehr von Pflanzlichem mindestens verdoppeln, wenn auch unsere Kinder noch satt werden sollen. Andernfalls brauchen wir eine zweite Erde. ungesättigte – also bessere – Fettsäuren. Zusatzstoffe und Salz findet man in beiden Produkten. Oft wird behauptet, Vegetariern und Veganern fehlen wichtige Nährstoffe. Was ist da dran? Bei Vegetariern, die Milchprodukte und Eier essen, nicht viel. Für Veganer ist es schon schwieriger, an alle wichtigen Nährstoffe zu kommen. Eine Herausforderung besteht darin, genügend Eisen und Vitamin B 12 aufzunehmen. Für Kinder ist eine vegane Herr Frank, lebe ich tatsächlich gesünder, wenn ich einen veganen Burger esse anstelle eines klassischen Fleischhamburgers? Jein. Ein Burgerbratling aus pflanzlichen Ressourcen enthält Ballaststoffe und hat meist auch ein günstigeres Verhältnis zwi- schen Nährstoffen und Energie. Man nimmt also mehr Mikronährstoffe pro Kalorie auf. Wer viele verarbeitete Fleischprodukte isst, steigert zudem sein Risiko, an Dickdarm- krebs zu erkranken. Es kommt aber auf die Ernährung insgesamt an – und ein Fleisch- burger kann genauso Teil einer gesunden Er- nährung sein wie ein veganer oder vegetari- scher Burger. Inzwischen gibt es etliche Fleischalternativen. Welche ist am gesündesten? Es kommt darauf an, was in den Fleischal- ternativen sonst noch enthalten ist. Bei Er- nährung gilt aber generell: je abwechslungs- reicher, desto besser. Sind in pflanzlichen Burgern mehr Zusatzstof- fe, Fettsäuren und Salz enthalten als in Fleisch- burgern, damit sie „nach etwas schmecken“? Nein. In Bezug auf Fett schneiden pflanzli- che Burger sogar besser ab als Fleischburger. Fleisch hat einen deutlich höheren Fettge- halt als die meisten pflanzlichen Alternati- ven. Zudem sind in Fleischburgern mehr ge- sättigte – also weniger gesunde – Fettsäuren enthalten, in pflanzlichen Burgern mehr Von Julia Bosch STUTTGART. Eine rosa Färbung und etwas roter Saft, der heraustropft, wenn man be- herzt zubeißt: Wer einen Burger von Beyond Meat (deutsch: jenseits von Fleisch) verzehrt, soll das Gefühl bekommen, es handle sich um echtes Fleisch. Auf der Zutatenliste des Bratlings stehen jedoch lediglich Erbsen- proteine, Wasser, pflanzliche Öle, Aromen, Geschmacksverstärker sowie Farb- und Füllstoffe. Die Bratlinge des kalifornischen Nahrungsmittelproduzenten Beyond Meat sind vegan, also rein pflanzlich. Das falsche Tierblut und die rosa Färbung wird durch Rote Bete erzeugt. Von diesem Mittwoch an gibt es die veganen Buletten in den hierzu- lande 3200 Lidl-Filialen zu kaufen. Der Dis- counter sicherte sich die Exklusivrechte auf den flächendeckenden Deutschlandstart. Ein Doppelpack mit 227 Gramm Inhalt kos- tet 4,99 Euro. In den kommenden Monaten wollen weitere Supermärkte nachziehen. Bisher gab es die Burger des Start-ups aus Los Angeles hierzulande nur beim Groß- händler Metro, über den Online-Handel so- wie in einigen Restaurants. In den USA be- kommt man das Beyond-Meat-Sortiment schon länger in den Supermärkten. Dort sind die pflanzlichen Burger, Würstchen und gulaschartigen Ersatzprodukte für Burritos und Tacos enorm beliebt. Auch deshalb wurde der Start des veganen Burgers in Deutschland immer wieder verschoben: Die Firma kam nicht mit der Produktion hinter- her. Deshalb gibt es die Bratlinge bei Lidl auch zunächst ausschließlich als Aktions- ware und nur „solange der Vorrat reicht“ . An der Börse legte das Unternehmen An- fang Mai einen fulminanten Start hin: Nach einem Ausgabepreis von 25 US-Dollar stieg der Wert der Beyond-Meat-Aktie bereits am ersten Tag um 163 Prozent. Mittlerweile hat sie sich bei rund 73 US-Dollar stabilisiert. Damit ist das Start-up an der Börse so er- folgreich wie lange keines mehr. Eingestie- gen mit einem Wert von rund 1,5 Milliarden Euro ist die Firma mittlerweile 4,6 Milliar- den Euro wert – und das, obwohl sie noch nicht profitabel ist. 2018 machte Beyond Meat rund 27 Millionen Euro Verlust bei einem Umsatz von 79 Millionen Dollar. „An- leger sehen in diesem Bereich ein riesiges Potenzial“ , sagt Verena Wiederkehr vom Ver- ein Pro Veg. Doch was ist das Erfolgsrezept dieser ve- ganen Buletten? Verena Wiederkehr urteilt nach einem Testhappen: „Die Firma hat es geschafft, Fleischalternativen zu entwi- ckeln, die vom Geschmack, der Textur und dem Mundgefühl das Bedürfnis nach Fleisch befriedigen.“ Das Erbsenprotein als Basis soll an Muskelfasern im Fleisch erinnern, das rauchige Aroma den typischen Fleisch- geschmack erzeugen. Doch nicht nur die gelungene Imitation ist ursächlich für den Hype, betont die Expertin. Die Zielgruppe sei breit angelegt: „In den USA liegen die Bratlinge in den Supermärkten ganz be- wusst direkt neben den Fleischprodukten „Anleger sehen in diesem Bereich ein riesiges Potenzial.“ Verena Wiederkehr vom Verein Pro Veg und nicht in einem Regal mit vegetarischen Lebensmitteln.“ Denn dem Hersteller zufol- ge sind rund 70 Prozent seiner Kunden Flexitarier, also Menschen, die regelmäßig bewusst auf Fleisch verzichten. Konkurrenz gibt es freilich: Ein ähnliches Produkt wie die Beyond-Meat-Burger hatte Impossible Foods vor knapp zwei Jahren auf den Markt gebracht. Der Bratling basiert auf Sojaprotein und Kartoffeln und soll dem Fleischgeschmack ebenfalls sehr nahe kom- men. Seit April gibt es die Impossible Whop- per in einigen US-Filialen des Fast- Food-Riesen Burger King, bald soll es sie in allen Filialen in den USA ge- ben. Konkurrent McDonald’s war etwas schneller: Dort gibt es den Big Vegan TS, der von der Nestlé- Tochter Garden Gourmet entwi- ckelt wurde, seit Ende April in den gut 1500 Filialen in Deutschland. Die Burgerketten, Restaurants und Nah- rungsmittelhersteller passen sich dem Markt an: Dem Statistikportal Statista zu- folge ernährten sich im Jahr 2018 allein in Deutschland 6,31 Millionen Menschen vege- tarisch, knapp eine Million vegan. „Viele es- sen eigentlich gerne Fleisch, wollen aber aus bestimmten Gründen darauf verzichten, et- wa für das Klima oder den Tierschutz“ , sagt Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzent- rale Baden-Württemberg. „Für diese Men- schen können pflanzliche Ersatzprodukte, die ähnlich wie Fleisch schmecken, eine Al- ternative sein.“ In den vergangenen fünf bis zehn Jahren hat sich der Markt für Fleischalternativen so stark weiterentwickelt wie kaum ein ande- rer. Supermärkte und Discounter bestücken immer größere Regale mit pflanzlichen Al- ternativen, einige steigen sogar mit Eigen- marken ein. Die Nahrungsmittelindustrie entwirft pausenlos neue Produkte – aus Tofu, Seitan, Jackfrucht, Linsen, Lupinen oder eben Erbsen. Früh erkannt hat diesen Trend der einst klassische deutsche Fleischver- arbeiter Rügenwalder Mühle. 2018 erwirt- schaftete der Mittelständler mit seinen pflanzlichen Fleischalternativen bereits 38 Prozent des Gesamtumsatzes. Für den Erfolg von Firmen, die auf pflanzliche Alternativen setzen, ist zu einem großen Teil die jüngere Generation verantwortlich. Das sieht man auch auf dem Social-Me- dia-Kanal Ins- tagram: Der Hashtag vegan gehört dort zu einem der meist- genutzten Hashtags. „Junge Menschen werden zunehmend altruistischer und ach- ten darauf, dass ihr Ernährungsverhalten nicht nur für sie persönlich gut ist, sondern auch für die Umwelt und das Klima“ , sagt Ve- rena Wiederkehr. Auch würden viele Men- schen erkennen, dass man die ambitionier- ten Klimaziele ohne eine Ernährungsum- stellung nicht erreichen kann. Die Pro-Veg-Fachfrau glaubt deshalb, dass die Bratlinge von Beyond Meat auch in Deutschland auf eine hohe Nachfrage sto- ßen werden. Hierzulande seien Burger zwar kein inte- graler Bestandteil der Ernährung, wie das in den USA der Fall ist, betont Wie- derkehr: „Aber Fleischalternativen bedie- nen schließlich auch eine Art Lifestyle.“ Nur halb so viel Fleisch Der Ernährungsexperte Jan Frank erklärt, warum wir auf Dauer nicht typisch deutsch essen können Zur Person Jan Frank ¡ Experte Jan Frank hat Ökotrophologie in Bonn und Uppsa- la (Schweden) stu- diert und an der Universität in Uppsa- la auch promoviert. ¡ Funktionen Seit 2013 ist er Professor am Institut für Ernährungswissenschaften an der Univer- sität Hohenheim und Präsident der Socie- ty of Nutrition and Food Science. Zu sei- nen Arbeitsschwerpunkten gehört die Biofunktionalität der Lebensmittel. Foto: Universität Hohenheim Veganer Burger: Top oder Flop? Ersatzprodukte ohne Fleisch erobern den Markt In den USA erlebt der Hersteller Beyond Meat einen Hype – auch an der Börse. Ab Mittwoch kann jeder auch hierzulande die veganen Buletten kaufen. Von Julia Bosch Zahl des Tages Prozent der Deutschen stehen der Idee, Roboter in der Pflege einzusetzen, positiv gegenüber. Das zeigt eine Studie der Deutschen Akademie für Technikwissen- schaften und der Körber-Stiftung. Aller- dings lehnen auch 32 Prozent solche Pfle- geroboter ab. Damit sind die Bundesbür- ger immer noch aufgeschlossener als Be- fragte in anderen Ländern. Zum Ver- gleich: In Griechenland liegt die Ableh- nung bei 76, in Portugal bei 71 und in Spa- nien bei 62 Prozent. Überdurchschnittlich hohe Zustimmungswerte zu Pflegerobo- tern gibt es in Polen (45 Prozent), Tsche- chien (42 Prozent) und Lettland (40 Pro- zent). (dpa) 40 Viele Menschen sehen in Pflegerobotern eine Chance Ratgeber Dem chinesischen Huawei-Konzern wur- de die Lizenz für das mobile Betriebssys- tem Android entzogen. Nun versuchen im- mer mehr Besitzer, ihre Geräte zu verkau- fen. Dem Verkaufsportal We Buy Tek zu- folge wurden mehr als fünfmal so viele Huawei-Modelle angeboten wie sonst. Verbraucherschutzorganisationen wie der Verein für Konsumenteninformationen (VKI) in Wien raten vom Neukauf ab. Angesichts des zu erwartenden Preis- verfalls ist ein Panikverkauf also keine gu- te Idee. Zum einen kann sich die Situation bei der „Sprunghaftigkeit der Trump-Re- gierung“ (VKI) jederzeit ändern. Zum an- deren könnten auch andere Hersteller von dem Bannstrahl getroffen werden. Bereits auf dem Markt befindliche Modelle wer- den weiter mit Sicherheitsupdates ver- sorgt. Die im Herbst erscheinende neue Android-Version wird zwar wohl vorerst nicht für Huawei-Geräte und Modelle des Tochterunternehmens Honor zur Verfü- gung stehen. Bei Android spielen solche Funktionsupdates aber keine so große Rolle wie bei den Betriebssystemen iOS oder Windows. Updates werden ohnehin nach und nach verteilt, selbst bei Spitzen- modellen dauert das meist einige Monate. Zudem werden die Geräte auch weiterhin funktionieren, ebenso wie Millionen älte- rer Android-Handys, die sowieso nicht für ein Update vorgesehen sind. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Huawei-Besitzer Dienste wie Gmail, Google Maps oder Google Drive irgend- wann nicht mehr in vollem Umfang nut- zen können. Doch es gibt Alternativen, teilweise von Huawei selbst. Der Konzern wird die Weiterentwicklung seiner eige- nen Dienste sicher mit Hochdruck voran- treiben, ebenso wie die eines eigenen Be- triebssystems. Es soll Android-Apps ohne Anbindung an Google unterstützen. Zu- dem soll sich Huawei derzeit intensiv nach einer Play-Store-Alternative umsehen. Nützliche Tipps für den Alltag. Heute: von unserer Online-Redaktion Mo Gesundheit Di Wohnen Mi Multimedia Do Verbraucherrecht Fr Ernährung Sa Haustier Von Steffen Haubner Kontakt Claudia Scholz Hanna Spanhel Fragen, Anregungen, Kritik? Melden Sie sich bei uns. E-Mail: [email protected] Post: Stuttgarter Nachrichten Redaktion Wissenswert Plieninger Straße 150, 70 567 Stuttgart www.stuttgarter-nachrichten.de/wissen Hintergrund Alternativen zum Fleisch ¡ Sojabohnen Die Hülsenfrüchte aus Süd- amerika sind der Spitzenreiter bei Fleisch- alternativen. Tofu wird aus eingeweichten Sojabohnen hergestellt, die mit Wasser püriert werden. Zudem werden aus Soja- bohnen vegane Schnitzel oder Bolognese- soße gemacht. Und aus fermentierten Sojabohnen stellt man Tempeh her. ¡ Lupinensamen Die eiweißreichen Hülsenfrüchte wachsen in Europa und gelten deshalb als nachhaltige Alternative zu Sojabohnen. Als Nahrungsmittel werden Süßlupinen verwendet, da diese keine giftigen Bitterstoffe haben. Daraus werden Schnitzel- und Wurstalternativen hergestellt, aber auch Kaffee ohne Koffein. Millionen Rinder wurden im Jahr 2017 in der Bundesrepublik gehalten, ferner 27,1 Millionen Schweine, 1,8 Millionen Schafe und 41 Millionen Legehennen. Diese Zahlen finden sich in der 2018 erschienenen Publikation „Fleischatlas“. 12,4 Millionen Kubikmeter Gülle, Jauche und Gärreste entstanden durch die Tierhaltung 2017 in der Bundesre- publik. Sie wurden auf Weiden und Äcker als Dünger ausgebracht. So kamen in vielen Regio- nen mehr Nährstoffe auf die Böden, als diese aufnehmen können – weshalb etwa viel Nitrat im Grundwasser ist. 208 Milliarden Hektar Land werden derzeit weltweit landwirtschaftlich genutzt. Davon sind knapp 1,5 Milliarden Hektar Äcker und mehr als 3,5 Milliar- den Hektar Weiden. Wenn künftig im- mer mehr Menschen ernährt werden müs- sen, muss die Agrarflä- che erweitert oder intensi- ver genutzt werden – oder beides. (Zz) 5 ¡ Weizen In der asiatischen Küche kommt viel Seitan zum Einsatz. Dieses wird aus Weizenmehl hergestellt, das so lange mit Wasser gespült wird, bis die Stärke entfernt und nur noch das Weizen- eiweiß, also Gluten, übrig ist. Aus Seitan werden etwa vegetarische Wurst oder Schnitzel gemacht. (jub) Fotos: Adobe Stock/Popova Olga/nito, Beyond Meat. Proveg Sieht aus wie Fleisch, ist aber keins: vegane Bulette vom US-amerikanischen Nahrungsmittelhersteller Beyond Meat, auf dessen Logo ein Rind mit Umhang prangt. ICQC 2018-20
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Page 1: 40 Wissenswert - Nutrition · 2019-08-02 · 40 Nummer 124 Mittwoch, 29. Mai 2019 Wissenswert Muss ich mein Huawei-Handy jetzt verkaufen Ernh rung nicht zu empfehlen, da Nh r-stoffmn

40 Nummer 124 • Mittwoch, 29. Mai 2019 Wissenswert

Muss ich mein Huawei-Handy jetzt verkaufen

Ernährung nicht zu empfehlen, da Nähr-stoffmängel im Kindesalter zu Entwick-lungsstörungen und nachhaltigen Defiziten bis ins Erwachsenenalter führen können. Eine vegetarische Ernährung ist aber auch für Kinder ohne Nachteile möglich.

Welche Ernährung empfehlen Sie in Bezug auf Umwelt und Klima? Für den Anbau von Soja müssen zum Beispiel Regenwälder gerodet werden.Grund hierfür ist allerdings die Massentier-haltung, da Soja als Futtermittel eine große Rolle spielt, nicht der Sojaburger. Außerdem gibt es für die Ernährung auch Soja aus nachhaltigem Anbau sowie heimische Alter-nativen wie Lupinen oder Erbsen. Generell muss der Trend in der Ernährung hin zum Pflanzlichen gehen. Für die Haltung von Tie-ren werden wesentlich mehr Ressourcen ver-braucht als für den Anbau von Getreide oder von Gemüse.

Müssen wir langfristig alle Vegetarier werden?Berechnungen zufolge müssen wir im Jahr 2050 weltweit fast zehn Milliarden Men-schen ernähren. Das ist mit der klassischen deutschen Ernährung, also mit viel Fleisch, nicht möglich. Daher müssen wir den Ver-zehr von tierischen Lebensmitteln auf min-destens die Hälfte reduzieren, den Verzehr von Pflanzlichem mindestens verdoppeln, wenn auch unsere Kinder noch satt werden sollen. Andernfalls brauchen wir eine zweite Erde.

ungesättigte – also bessere – Fettsäuren. Zusatzstoffe und Salz findet man in beiden Produkten.

Oft wird behauptet, Vegetariern und Veganern fehlen wichtige Nährstoffe. Was ist da dran?Bei Vegetariern, die Milchprodukte und Eier essen, nicht viel. Für Veganer ist es schon schwieriger, an alle wichtigen Nährstoffe zu kommen. Eine Herausforderung besteht darin, genügend Eisen und Vitamin B 12 aufzunehmen. Für Kinder ist eine vegane

Herr Frank, lebe ich tatsächlich gesünder, wenn ich einen veganen Burger esse anstelle eines klassischen Fleischhamburgers?Jein. Ein Burgerbratling aus pflanzlichen Ressourcen enthält Ballaststoffe und hat meist auch ein günstigeres Verhältnis zwi-schen Nährstoffen und Energie. Man nimmt also mehr Mikronährstoffe pro Kalorie auf. Wer viele verarbeitete Fleischprodukte isst, steigert zudem sein Risiko, an Dickdarm-krebs zu erkranken. Es kommt aber auf die Ernährung insgesamt an – und ein Fleisch-burger kann genauso Teil einer gesunden Er-nährung sein wie ein veganer oder vegetari-scher Burger.

Inzwischen gibt es etliche Fleischalternativen. Welche ist am gesündesten? Es kommt darauf an, was in den Fleischal-ternativen sonst noch enthalten ist. Bei Er-nährung gilt aber generell: je abwechslungs-reicher, desto besser.

Sind in pflanzlichen Burgern mehr Zusatzstof-fe, Fettsäuren und Salz enthalten als in Fleisch-burgern, damit sie „nach etwas schmecken“? Nein. In Bezug auf Fett schneiden pflanzli-che Burger sogar besser ab als Fleischburger. Fleisch hat einen deutlich höheren Fettge-halt als die meisten pflanzlichen Alternati-ven. Zudem sind in Fleischburgern mehr ge-sättigte – also weniger gesunde – Fettsäuren enthalten, in pflanzlichen Burgern mehr

Von Julia Bosch

STUTTGART. Eine rosa Färbung und etwas roter Saft, der heraustropft, wenn man be-herzt zubeißt: Wer einen Burger von Beyond Meat (deutsch: jenseits von Fleisch) verzehrt, soll das Gefühl bekommen, es handle sich um echtes Fleisch. Auf der Zutatenliste des Bratlings stehen jedoch lediglich Erbsen-proteine, Wasser, pflanzliche Öle, Aromen, Geschmacksverstärker sowie Farb- und Füllstoffe. Die Bratlinge des kalifornischen Nahrungsmittelproduzenten Beyond Meat sind vegan, also rein pflanzlich. Das falsche Tierblut und die rosa Färbung wird durch Rote Bete erzeugt. Von diesem Mittwoch an gibt es die veganen Buletten in den hierzu-lande 3200 Lidl-Filialen zu kaufen. Der Dis-

counter sicherte sich die Exklusivrechte auf den flächendeckenden Deutschlandstart. Ein Doppelpack mit 227 Gramm Inhalt kos-tet 4,99 Euro. In den kommenden Monaten wollen weitere Supermärkte nachziehen.

Bisher gab es die Burger des Start-ups aus Los Angeles hierzulande nur beim Groß-händler Metro, über den Online-Handel so-wie in einigen Restaurants. In den USA be-kommt man das Beyond-Meat-Sortiment schon länger in den Supermärkten. Dort sind die pflanzlichen Burger, Würstchen und gulaschartigen Ersatzprodukte für Burritos und Tacos enorm beliebt. Auch deshalb wurde der Start des veganen Burgers in Deutschland immer wieder verschoben: Die Firma kam nicht mit der Produktion hinter-her. Deshalb gibt es die Bratlinge bei Lidl auch zunächst ausschließlich als Aktions-ware und nur „solange der Vorrat reicht“.

An der Börse legte das Unternehmen An-fang Mai einen fulminanten Start hin: Nach einem Ausgabepreis von 25 US-Dollar stieg der Wert der Beyond-Meat-Aktie bereits am ersten Tag um 163 Prozent. Mittlerweile hat sie sich bei rund 73 US-Dollar stabilisiert. Damit ist das Start-up an der Börse so er-folgreich wie lange keines mehr. Eingestie-gen mit einem Wert von rund 1,5 Milliarden Euro ist die Firma mittlerweile 4,6 Milliar-den Euro wert – und das, obwohl sie noch nicht profitabel ist. 2018 machte Beyond Meat rund 27 Millionen Euro Verlust bei einem Umsatz von 79 Millionen Dollar. „An-leger sehen in diesem Bereich ein riesiges Potenzial“, sagt Verena Wiederkehr vom Ver-ein Pro Veg.

Doch was ist das Erfolgsrezept dieser ve-ganen Buletten? Verena Wiederkehr urteilt nach einem Testhappen: „Die Firma hat es geschafft, Fleischalternativen zu entwi-ckeln, die vom Geschmack, der Textur und dem Mundgefühl das Bedürfnis nach Fleisch befriedigen.“ Das Erbsenprotein als Basis soll an Muskelfasern im Fleisch erinnern, das rauchige Aroma den typischen Fleisch-geschmack erzeugen. Doch nicht nur die gelungene Imitation ist ursächlich für den Hype, betont die Expertin. Die Zielgruppe sei breit angelegt: „In den USA liegen die Bratlinge in den Supermärkten ganz be-wusst direkt neben den Fleischprodukten

„Anleger sehen in diesem Bereich ein riesiges Potenzial.“

Verena Wiederkehr vom Verein Pro Veg

und nicht in einem Regal mit vegetarischen Lebensmitteln.“ Denn dem Hersteller zufol-ge sind rund 70 Prozent seiner Kunden Flexitarier, also Menschen, die regelmäßig bewusst auf Fleisch verzichten.

Konkurrenz gibt es freilich: Ein ähnliches Produkt wie die Beyond-Meat-Burger hatte Impossible Foods vor knapp zwei Jahren auf den Markt gebracht. Der Bratling basiert auf Sojaprotein und Kartoffeln und soll dem Fleischgeschmack ebenfalls sehr nahe kom-men. Seit April gibt es die Impossible Whop-per in einigen US-Filialen des Fast-Food-Riesen Burger King, bald soll es sie in allen Filialen in den USA ge-ben. Konkurrent McDonald’s war etwas schneller: Dort gibt es den Big Vegan TS, der von der Nestlé-Tochter Garden Gourmet entwi-ckelt wurde, seit Ende April in den gut 1500 Filialen in Deutschland.

Die Burgerketten, Restaurants und Nah-rungsmittelhersteller passen sich dem Markt an: Dem Statistikportal Statista zu-folge ernährten sich im Jahr 2018 allein in Deutschland 6,31 Millionen Menschen vege-tarisch, knapp eine Million vegan. „Viele es-sen eigentlich gerne Fleisch, wollen aber aus bestimmten Gründen darauf verzichten, et-wa für das Klima oder den Tierschutz“, sagt Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzent-rale Baden-Württemberg. „Für diese Men-schen können pflanzliche Ersatzprodukte, die ähnlich wie Fleisch schmecken, eine Al-ternative sein.“

In den vergangenen fünf bis zehn Jahren hat sich der Markt für Fleischalternativen so

stark weiterentwickelt wie kaum ein ande-rer. Supermärkte und Discounter bestücken immer größere Regale mit pflanzlichen Al-ternativen, einige steigen sogar mit Eigen-marken ein. Die Nahrungsmittelindustrie entwirft pausenlos neue Produkte – aus Tofu, Seitan, Jackfrucht, Linsen, Lupinen oder eben Erbsen. Früh erkannt hat diesen Trend der einst klassische deutsche Fleischver-arbeiter Rügenwalder Mühle. 2018 erwirt-schaftete der Mittelständler mit seinen pflanzlichen Fleischalternativen bereits

38 Prozent des Gesamtumsatzes. Für den Erfolg von Firmen, die auf

pflanzliche Alternativen setzen, ist zu einem großen Teil die jüngere Generation verantwortlich. Das sieht man auch auf dem Social-Me-

dia-Kanal Ins­tagram: Der Hashtag vegan gehört dort zu einem der meist-

genutzten Hashtags. „Junge Menschen werden zunehmend altruistischer und ach-ten darauf, dass ihr Ernährungsverhalten nicht nur für sie persönlich gut ist, sondern auch für die Umwelt und das Klima“, sagt Ve-rena Wiederkehr. Auch würden viele Men-schen erkennen, dass man die ambitionier-ten Klimaziele ohne eine Ernährungsum-stellung nicht erreichen kann.

Die Pro-Veg-Fachfrau glaubt deshalb, dass die Bratlinge von Beyond Meat auch in Deutschland auf eine hohe Nachfrage sto-ßen werden. Hierzulande seien Burger zwar kein inte­graler Bestandteil der Ernährung, wie das in den USA der Fall ist, betont Wie-derkehr: „Aber Fleischalternativen bedie-nen schließlich auch eine Art Lifestyle.“

Nur halb so viel Fleisch Der Ernährungsexperte Jan Frank erklärt, warum wir auf Dauer nicht typisch deutsch essen können

Zur Person

Jan Frank

¡ Experte Jan Frank hat Ökotrophologie in Bonn und Uppsa-la (Schweden) stu-diert und an der Universität in Uppsa-la auch promoviert.

¡ Funktionen Seit 2013 ist er Professor am Institut für Ernährungswissenschaften an der Univer-sität Hohenheim und Präsident der Socie-ty of Nutrition and Food Science. Zu sei-nen Arbeitsschwerpunkten gehört die Biofunktionalität der Lebensmittel.

Foto

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Veganer Burger:Top oder Flop?Ersatzprodukte ohne Fleisch erobern den Markt

In den USA erlebt der Hersteller Beyond Meat einen Hype – auch an der Börse. Ab Mittwoch kann jeder auch hierzulande die veganen Buletten kaufen.

Von Julia Bosch

Zahl des Tages

Prozent der Deutschen stehen der Idee, Roboter in der Pflege einzusetzen, positiv gegenüber. Das zeigt eine Studie der Deutschen Akademie für Technikwissen-schaften und der Körber-Stiftung. Aller-dings lehnen auch 32 Prozent solche Pfle-geroboter ab. Damit sind die Bundesbür-ger immer noch aufgeschlossener als Be-fragte in anderen Ländern. Zum Ver-gleich: In Griechenland liegt die Ableh-nung bei 76, in Portugal bei 71 und in Spa-nien bei 62 Prozent. Überdurchschnittlich hohe Zustimmungswerte zu Pflegerobo-tern gibt es in Polen (45 Prozent), Tsche-chien (42 Prozent) und Lettland (40 Pro-zent). (dpa)

40Viele Menschen sehen in Pflegerobotern eine Chance

Ratgeber

Dem chinesischen Huawei-Konzern wur-de die Lizenz für das mobile Betriebssys-tem Android entzogen. Nun versuchen im-mer mehr Besitzer, ihre Geräte zu verkau-fen. Dem Verkaufsportal We Buy Tek zu-folge wurden mehr als fünfmal so viele Huawei-Modelle angeboten wie sonst. Verbraucherschutzorganisationen wie der Verein für Konsumenteninformationen (VKI) in Wien raten vom Neukauf ab.

Angesichts des zu erwartenden Preis-verfalls ist ein Panikverkauf also keine gu-te Idee. Zum einen kann sich die Situation bei der „Sprunghaftigkeit der Trump-Re-gierung“ (VKI) jederzeit ändern. Zum an-deren könnten auch andere Hersteller von dem Bannstrahl getroffen werden. Bereits auf dem Markt befindliche Modelle wer-den weiter mit Sicherheitsupdates ver-sorgt. Die im Herbst erscheinende neue Android-Version wird zwar wohl vorerst nicht für Huawei-Geräte und Modelle des Tochterunternehmens Honor zur Verfü-gung stehen. Bei Android spielen solche Funktionsupdates aber keine so große Rolle wie bei den Betriebssystemen iOS oder Windows. Updates werden ohnehin nach und nach verteilt, selbst bei Spitzen-modellen dauert das meist einige Monate. Zudem werden die Geräte auch weiterhin funktionieren, ebenso wie Millionen älte-rer Android-Handys, die sowieso nicht für ein Update vorgesehen sind.

Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Huawei-Besitzer Dienste wie Gmail, Google Maps oder Google Drive irgend-wann nicht mehr in vollem Umfang nut-zen können. Doch es gibt Alternativen, teilweise von Huawei selbst. Der Konzern wird die Weiterentwicklung seiner eige-nen Dienste sicher mit Hochdruck voran-treiben, ebenso wie die eines eigenen Be-triebssystems. Es soll Android-Apps ohne Anbindung an Google unterstützen. Zu-dem soll sich Huawei derzeit intensiv nach einer Play-Store-Alternative umsehen.

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Von Steffen Haubner

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Post: Stuttgarter Nachrichten Redaktion Wissenswert Plieninger Straße 150, 70 567 Stuttgart

www.stuttgarter-nachrichten.de/wissen

Hintergrund

Alternativen zum Fleisch

¡ Sojabohnen Die Hülsenfrüchte aus Süd-amerika sind der Spitzenreiter bei Fleisch-alternativen. Tofu wird aus eingeweichten Sojabohnen hergestellt, die mit Wasser püriert werden. Zudem werden aus Soja-bohnen vegane Schnitzel oder Bolognese-soße gemacht. Und aus fermentierten Sojabohnen stellt man Tempeh her.

¡ Lupinensamen Die eiweißreichen Hülsenfrüchte wachsen in Europa und gelten deshalb als nachhaltige Alternative zu Sojabohnen. Als Nahrungsmittel werden Süßlupinen verwendet, da diese keine giftigen Bitterstoffe haben. Daraus werden Schnitzel- und Wurstalternativen hergestellt, aber auch Kaffee ohne Koffein.

Millionen Rinder wurden im Jahr 2017 in der Bundesrepublik gehalten, ferner 27,1 Millionen Schweine, 1,8 Millionen Schafe und 41 Millionen Legehennen. Diese Zahlen finden sich in der 2018 erschienenen Publikation „Fleischatlas“.

12,4Millionen Kubikmeter Gülle, Jauche und Gärreste entstanden durch die Tierhaltung 2017 in der Bundesre-publik. Sie wurden auf Weiden und Äcker als Dünger ausgebracht. So kamen in vielen Regio-nen mehr Nährstoffe auf die Böden, als diese aufnehmen können – weshalb etwa viel Nitrat im Grundwasser ist.

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Milliarden Hektar Land werden derzeit weltweit landwirtschaftlich genutzt. Davon sind knapp 1,5 Milliarden

Hektar Äcker und mehr als 3,5 Milliar-den Hektar Weiden. Wenn künftig im-

mer mehr Menschen ernährt werden müs-

sen, muss die Agrarflä-che erweitert oder intensi-

ver genutzt werden – oder beides. (Zz)

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¡ Weizen In der asiatischen Küche kommt viel Seitan zum Einsatz. Dieses wird aus Weizenmehl hergestellt, das so lange mit Wasser gespült wird, bis die Stärke entfernt und nur noch das Weizen-eiweiß, also Gluten, übrig ist. Aus Seitan werden etwa vegetarische Wurst oder Schnitzel gemacht. (jub)

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Sieht aus wie Fleisch, ist aber keins: vegane Bulette vom US-amerikanischen

Nahrungsmittelhersteller Beyond Meat, auf dessen Logo ein Rind mit Umhang prangt.

ICQC 2018-20

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