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4 Mündungsschwemmkegel der Dreisam - lgrb-bw.de · Spätwürm und Holozän weiter sedimentiert...

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Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau 31 Informationen 12 durch periglaziales Bodenfließen, Überschwemmun- gen mit Absatz von Lehm usw. Ursache für die Entstehung des Mündungsschwemm- kegels ist die plötzliche Verbreiterung des Dreisam- talquerschnitts um ein Vielfaches und die Gefälls- abnahme von 10 ‰ auf 8 ‰ beim Austritt des Flus- ses aus dem Schwarzwald (gemessen über eine Strecke von jeweils 5 km ober- und unterhalb der Hauptverwerfung, die von der Dreisam beim Ma- riensteg gequert wird, s. Beil. 1 u. Abb. 20: Schnitt A). Dadurch bedingt nimmt im Bereich des Mün- dungsschwemmkegels die Korngröße des zuletzt ab- gelagerten Niederterrassenschotters nach Beobach- tungen in Bohrungen und Baugruben mit zunehmen- der Entfernung ab. So beträgt der maximale Durch- messer der Gerölle bzw. Blöcke von Ebnet bis in die Wiehre um 50–80 cm, in der Stadtmitte 40–60 cm und in Freiburg-West bis -Nord 20–40 cm und weni- ger. Die Entstehung des Mündungsschwemmkegels am Ausgang des Dreisamtals dürfte schon im Alt- pleistozän eingesetzt haben, denn die mächtigen Breisgauschichten, welche etwa die untere Hälfte bis drei Viertel der Lockergesteinsfüllung des Zartener Beckens und des Dreisamtals sowie der Freiburger Bucht ausmachen (Schnitte in Abb. 8, 12, 20 u. Kap. 2.4.3), stammen vermutlich aus der Cromerzeit. Die Umkehr der ursprünglich südwestlichen Ent- wässerungsrichtung in der Freiburger Bucht (Urelz, Kap. 2.4.3) nach Norden zur Riegeler Pforte erfolg- te wohl im Verlauf der ersten kräftigen Aufschüttun- gen im Mündungsschwemmkegel der Dreisam (ver- bunden mit ähnlichen Aufschüttungen der südlich benachbarten Möhlin). Der Fluß dürfte dann zu- nächst westlich an Gundelfingen vorbei und – ab der Denzlinger Gegend mit der Elz vereinigt – über Reute geflossen sein. Später änderte er seinen Lauf immer wieder, dabei auch weit nach Südwesten bis zur Mengener Brücke und zum Tuniberg ausbiegend, und schotterte nach und nach die ganze Freiburger Bucht auf. Bedingt durch den fortlaufend einsinkenden Ober- rheingraben konnte sich der Mündungsschwemm- kegel während des Mittel- und Jungpleistozäns auf diese Weise immer weiter ausbreiten, wobei die fri- schen Jüngeren Schotter (Kap. 2.4.3) abgelagert wurden. Bereits SAUER (1967: 617) vermutete, daß deren tiefste Teile rißzeitlich sein könnten. Die Jün- geren Schotter weisen Mächtigkeiten von etwa 10 bis 30 m auf, im Bereich des Freiburger Industrie- gebiets Nord (vermutlich infolge vorausgehender Erosion älterer Sedimente) sogar bis etwa 40 m. Diese Werte gelten auch für das Dreisamtal und das Zartener Becken (vgl. EHRMINGER 1993: Abb. 6). 4 Mündungsschwemmkegel der Dreisam 4.1 Entstehung und Aufbau Die Verebnungsfläche des Niederterrassen- schotters, welcher von der Dreisam bzw. den zu ihr entwässernden Schmelzwässern der würmzeitlichen Gletscher aufgeschüttet wurde, fällt vom Zartener Becken bis Freiburg ziemlich gleichmäßig ab, eben- so wie die Sohle der Talfüllung. Die Höhenlinien der Terrassenoberfläche verlaufen deshalb – wie in brei- teren Flußtälern üblich – annähernd quer zum Tal, um nur im Bereich der etwas tiefer liegenden Aue gegen die Flußrichtung auszubiegen. Dieses Bild ändert sich mit dem Austritt des Dreisamtals aus dem Schwarzwald bzw. dem Eintritt in den Ober- rheingraben, d. h. mit dem Überqueren der Haupt- verwerfung südlich der Freiburger Altstadt (Abb. 16). Die Höhenlinien biegen in weitem Bogen in Fließ- richtung aus und verlaufen in der gesamten Freibur- ger Bucht halbkreisförmig um die Austrittsstelle der Dreisam aus dem Gebirge. Sie zeichnen damit die Oberfläche eines weiten, flachen, schild- oder kegelförmigen Schotterkörpers nach, der von der Dreisam in den einsinkenden Graben geschüttet wurde. Terminologisch ist dieser Schotterkörper in die Ka- tegorie der Mündungsschwemmkegel einzuordnen (HINZE et al. 1989: 37). Mündungsschwemmkegel entstehen als relativ grobkörnige Ablagerung von Seitenbächen bzw. -flüssen an deren Mündung in ein Haupttal, wenn die Transportkraft des geröll- führenden Gewässers durch Abnahme des Gefäl- les, starke Verbreiterung des Strömungsquerschnitts und damit einhergehende Verringerung der Fließ- geschwindigkeit plötzlich abnimmt (ähnlich bei Delta- ablagerungen von Flüssen an der Mündung in Seen). Im Unterschied dazu sind S c h w e m m f ä c h e r vorwiegend feinkörnig und flacher, sie entstehen z. B. durch Abschwemmung des Lockermaterials von Hängen. Voraussetzung für die Entstehung von Mündungs- schwemmkegeln ist weiterhin ein Gewässer mit star- ker Geröllfracht, wozu wiederum eine gewisse Grö- ße des Einzugsgebiets, dessen fortlaufende Hebung und entsprechend starke Abtragung notwendig ist. Alle diese Bedingungen sind bei der Dreisam späte- stens seit dem Altpleistozän erfüllt. Als Strömungs- querschnitt der eiszeitlichen Dreisam ist die gesam- te Talbreite anzusetzen, da bei der Ablagerung des Niederterrassenschotters der „verwilderte“ Fluß sein Bett vielfach wechselte bzw. zahlreiche miteinander verflochtene Rinnen benutzte. Die Einebnung des dadurch zunächst zerfurchten Talbodens erfolgte
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durch periglaziales Bodenfließen, Überschwemmun-gen mit Absatz von Lehm usw.

Ursache für die Entstehung des Mündungsschwemm-kegels ist die plötzliche Verbreiterung des Dreisam-talquerschnitts um ein Vielfaches und die Gefälls-abnahme von 10 ‰ auf 8 ‰ beim Austritt des Flus-ses aus dem Schwarzwald (gemessen über eineStrecke von jeweils 5 km ober- und unterhalb derHauptverwerfung, die von der Dreisam beim Ma-riensteg gequert wird, s. Beil. 1 u. Abb. 20: SchnittA). Dadurch bedingt nimmt im Bereich des Mün-dungsschwemmkegels die Korngröße des zuletzt ab-gelagerten Niederterrassenschotters nach Beobach-tungen in Bohrungen und Baugruben mit zunehmen-der Entfernung ab. So beträgt der maximale Durch-messer der Gerölle bzw. Blöcke von Ebnet bis in dieWiehre um 50–80 cm, in der Stadtmitte 40–60 cmund in Freiburg-West bis -Nord 20–40 cm und weni-ger. Die Entstehung des Mündungsschwemmkegelsam Ausgang des Dreisamtals dürfte schon im Alt-pleistozän eingesetzt haben, denn die mächtigenBreisgauschichten, welche etwa die untere Hälfte bisdrei Viertel der Lockergesteinsfüllung des ZartenerBeckens und des Dreisamtals sowie der FreiburgerBucht ausmachen (Schnitte in Abb. 8, 12, 20 u. Kap.2.4.3), stammen vermutlich aus der Cromerzeit.

Die Umkehr der ursprünglich südwestlichen Ent-wässerungsrichtung in der Freiburger Bucht (Urelz,Kap. 2.4.3) nach Norden zur Riegeler Pforte erfolg-te wohl im Verlauf der ersten kräftigen Aufschüttun-gen im Mündungsschwemmkegel der Dreisam (ver-bunden mit ähnlichen Aufschüttungen der südlichbenachbarten Möhlin). Der Fluß dürfte dann zu-nächst westlich an Gundelfingen vorbei und – abder Denzlinger Gegend mit der Elz vereinigt – überReute geflossen sein. Später änderte er seinen Laufimmer wieder, dabei auch weit nach Südwesten biszur Mengener Brücke und zum Tuniberg ausbiegend,und schotterte nach und nach die ganze FreiburgerBucht auf.

Bedingt durch den fortlaufend einsinkenden Ober-rheingraben konnte sich der Mündungsschwemm-kegel während des Mittel- und Jungpleistozäns aufdiese Weise immer weiter ausbreiten, wobei die fri-schen Jüngeren Schotter (Kap. 2.4.3) abgelagertwurden. Bereits SAUER (1967: 617) vermutete, daßderen tiefste Teile rißzeitlich sein könnten. Die Jün-geren Schotter weisen Mächtigkeiten von etwa 10bis 30 m auf, im Bereich des Freiburger Industrie-gebiets Nord (vermutlich infolge vorausgehenderErosion älterer Sedimente) sogar bis etwa 40 m.Diese Werte gelten auch für das Dreisamtal und dasZartener Becken (vgl. EHRMINGER 1993: Abb. 6).

4 Mündungsschwemmkegel der Dreisam

4.1 Entstehung und AufbauDie Verebnungsfläche des Niederterrassen-schotters, welcher von der Dreisam bzw. den zu ihrentwässernden Schmelzwässern der würmzeitlichenGletscher aufgeschüttet wurde, fällt vom ZartenerBecken bis Freiburg ziemlich gleichmäßig ab, eben-so wie die Sohle der Talfüllung. Die Höhenlinien derTerrassenoberfläche verlaufen deshalb – wie in brei-teren Flußtälern üblich – annähernd quer zum Tal,um nur im Bereich der etwas tiefer liegenden Auegegen die Flußrichtung auszubiegen. Dieses Bildändert sich mit dem Austritt des Dreisamtals ausdem Schwarzwald bzw. dem Eintritt in den Ober-rheingraben, d. h. mit dem Überqueren der Haupt-verwerfung südlich der Freiburger Altstadt (Abb. 16).Die Höhenlinien biegen in weitem Bogen in Fließ-richtung aus und verlaufen in der gesamten Freibur-ger Bucht halbkreisförmig um die Austrittsstelle derDreisam aus dem Gebirge. Sie zeichnen damitdie Oberfläche eines weiten, flachen, schild- oderkegelförmigen Schotterkörpers nach, der von derDreisam in den einsinkenden Graben geschüttetwurde.

Terminologisch ist dieser Schotterkörper in die Ka-tegorie der Mündungsschwemmkegel einzuordnen(HINZE et al. 1989: 37). Mündungsschwemmkegelentstehen als relativ grobkörnige Ablagerung vonSeitenbächen bzw. -flüssen an deren Mündung inein Haupttal, wenn die Transportkraft des geröll-führenden Gewässers durch Abnahme des Gefäl-les, starke Verbreiterung des Strömungsquerschnittsund damit einhergehende Verringerung der Fließ-geschwindigkeit plötzlich abnimmt (ähnlich bei Delta-ablagerungen von Flüssen an der Mündung in Seen).Im Unterschied dazu sind S c h w e m m f ä c h e rvorwiegend feinkörnig und flacher, sie entstehen z. B.durch Abschwemmung des Lockermaterials vonHängen.

Voraussetzung für die Entstehung von Mündungs-schwemmkegeln ist weiterhin ein Gewässer mit star-ker Geröllfracht, wozu wiederum eine gewisse Grö-ße des Einzugsgebiets, dessen fortlaufende Hebungund entsprechend starke Abtragung notwendig ist.Alle diese Bedingungen sind bei der Dreisam späte-stens seit dem Altpleistozän erfüllt. Als Strömungs-querschnitt der eiszeitlichen Dreisam ist die gesam-te Talbreite anzusetzen, da bei der Ablagerung desNiederterrassenschotters der „verwilderte“ Fluß seinBett vielfach wechselte bzw. zahlreiche miteinanderverflochtene Rinnen benutzte. Die Einebnung desdadurch zunächst zerfurchten Talbodens erfolgte

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Abb. 16: Geologische Übersichtskarte des Mündungsschwemmkegels der Dreisam und seiner UmrahmungVerlauf der Höhenlinien im Bereich des farbig unterlegten Mündungsschwemmkegels nach der amtlichen topographischen Karte1 : 25 000, z. T. ergänzt nach der Grundkarte 1 : 5 000; Angaben zu den holozänen und spätwürmzeitlichen Deckschichten nach neuenbodenkundlichen Untersuchungen des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg

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Im Westen reichte der Schwemmkegel schließlichbis zu den Hochgebieten Mengener Brücke und Tuni-berg, im Nordwesten bis zur würmzeitlichen Ost-rheinrinne entlang dem Kaiserstuhl (die schließlichdadurch quasi abgeschnürt wurde) und im Nordenbis zum Aufschüttungsgebiet der Glotter und Elz(Abb. 16). Dadurch ist der Mündungsschwemmkegelder Dreisam nach dem des Neckars bei Heidelbergzum zweitgrößten im gesamten Oberrheingraben an-gewachsen.

Die bei derart großen Schüttungskörpern in einembestimmten Stadium auch in rückwärtiger Richtung,d. h. von der Ausgangsstelle flußaufwärts, einset-zende Vergrößerung durch Rückstau der angelie-ferten Geröllfracht (AHNERT 1996: 244) fand wederbeim Neckar noch bei der Dreisam statt, weil in bei-den Fällen die günstigen Ausgangsbedingungendurch die fortdauernde tektonische Einsenkung desGrabens und die Hebung seiner Randschultern be-stehen blieben.

Die weitere Ausbreitung und Aufschüttung des Drei-sam-Mündungsschwemmkegels kam gegen Ende

der letzten Vereisung (Hauptwürm) annähernd zumStillstand, weil die starke Geröllanlieferung durch dieGletscherschmelzwässer aus dem Schwarzwaldaufhörte. Der ursprüngliche Zustand der Niederter-rasse bzw. der Oberfläche des Mündungsschwemm-kegels, den noch der nomadisierende Mensch desSpätpaläolithikums antraf, wurde in Abb. 17 zu re-konstruieren versucht. Das höchstgelegene Gebieterstreckte sich im Bereich der heutigen FreiburgerAltstadt und südlich davon, also bezogen auf die Drei-samtalachse etwas nach Norden verschoben. DieUrsache dafür dürfte in der erst ab hier wirksam wer-denden, wohl seit dem Mittelpleistozän generell nachNorden gerichteten Entwässerung in der FreiburgerBucht liegen. Zusätzlich dürfte ein Abdrängen derDreisam durch von Süden her einmündende Gewäs-ser aus dem Günterstal eine Rolle gespielt haben,die während der Eiszeiten viel Schmelzwasser ausdem vergletscherten Schauinslandgebiet führten.Womöglich kamen tektonische Kippbewegungen ver-stärkend hinzu.

Zuletzt wurden die hochglazial entstandenen Schot-terflächen spätwürmzeitlich bei Überflutungen ge-

Abb. 17: Mutmaßliche Höhenlinien im Bereich des Dreisam-Mündungsschwemmkegels und des Dreisamtals amEnde der hochglazialen Schottersedimentation des HauptwürmsDargestellt ist somit die Situation vor Ablagerung der spätwürmzeitlichen bis holozänen, meist lehmigen Deckschichten (Hochflutlehmund Decklage). Eingerechnet ist im Gebiet westlich der Hauptverwerfung eine angenommene tektonische Absenkung von 5 m in denletzten 16 000 Jahren (= 0,3 mm/Jahr) gegenüber dem angrenzenden Schwarzwald. Der Verlauf der Linien ist generalisiert, da die Lageetwaiger Rinnen von Fließgewässern, die vor allem im Bereich beiderseits der heutigen Dreisam anzunehmen sind, nicht bekannt ist.

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bietsweise mit einigen Dezimetern Hochflutlehm undder Decklage überschichtet (Kap. 2.4.3). Danachsetzte – noch im Spätwürm – wieder Erosion ein:Die Dreisam und ihre Zuflüsse begannen sich in ihreNiederterrassenschotter einzutiefen, verstärkt imHolozän, setzten aber andererseits – vor allem imäußeren Bereich des Schwemmkegels – bei vielenausgreifenden Hochwässern verbreitet Auensedi-mente ab (vgl. Kap. 6.2). Bei diesem Wechselspielvon Erosion und Sedimentation entstanden beider-seits der Fließgewässer Erosionsränder (auch alsHochgestade bezeichnet), welche die heutigenAuenbereiche von der einige Meter höher liegendenNiederterrasse trennen. Lediglich im Günterstal feh-len solche Erosionsränder, weil offenbar auch im

Abb. 18: Colombischlößle im ColombiparkDer Hügel des Colombiparks besteht aus den Trümmern der 1744/45 geschleiften Bastion St. Louis der VAUBANschen Stadtbe-festigung. Die Nordwestecke der ehemaligen Bastion entsprichtder heutigen Ecke Rosa-/Colombistraße (im Vordergrund).

Spätwürm und Holozän weiter sedimentiert wurde,vermutlich als Folge tektonischer Absenkung die-ses Bereichs. Der Einschnitt der Höllentalbahn hatdort eine Art geologisches Fenster geschaffen, indem von Auensedimenten bedeckte Niederterras-senschotter aufgeschlossen sind (Abb. 13, Beil. 1).

Die jüngste Bildung im Bereich des Dreisam-Mün-dungsschwemmkegels ist die anthropogene Auf-schüttung aus Kultur- und Siedlungsschutt, zu demauch der Schutt der geschleiften Stadtbefestigungzählt. Diese Aufschüttung überdeckt in der Stadt-mitte (Bereich Dreisam–Bahnlinie–Rhein-/Bernhard-straße–Schloßbergring) nahezu geschlossen dennatürlichen Untergrund als meist mehrere Metermächtige Schicht. Im Bereich der alten Stadtbefe-stigungen selbst ist die Aufschüttung teilweise nochmorphologisch sichtbar und einschließlich ehemali-ger Fundamente bis über 10 m mächtig (Beil. 1,Abb. 18 u. 20: Schnitte A–C).

4.2 Erosionsränder der Nieder-terrasse

Während im Zartener Becken die Erosionsränder z.T. mustergültig zu sehen sind (Abb. 8 u. 19), fehlt imDreisamtal zwischen Ebnet und Freiburg das – inFließrichtung gesehen – rechte Hochgestade. Dasauf der linken Seite ist dagegen durch die ganzeOberstadt zu verfolgen (Beil. 1, Abb. 16 u. 17)9 underreicht schließlich bis zur Schwabentorbrücke fastdie Dreisam. Diese fließt ab Ebnet nahe dem nörd-lichen Talrand und hat die ursprünglich auch dortvorhandene Niederterrasse bis zum Hangfuß besei-tigt. Vermutlich hängt dieser „Rechtsdrall“ mit jun-gen tektonischen Kippbewegungen im Bereich derDreisamtalverwerfung (Kap. 3.1) zusammen, durchdie der Fluß nach Norden gegen den rechten Tal-rand gedrängt wurde. Auch für die mit 150 m auffal-lend geringe Breite der Aue bei der Schwabentor-brücke könnten tektonische Ursachen, wie lokalepostglaziale Hebung im Zwickel zwischen Haupt-verwerfung und Dreisamtalverwerfung und dadurchbedingte Einengung der Erosion der Dreisam in die-sem Bereich verantwortlich sein.

Ab dem Austritt des Dreisamtals aus dem Schwarz-wald (Beginn des Mündungsschwemmkegels), d. h.

9 Der Verlauf der Terrassenränder beiderseits der Dreisam im Stadtgebiet wurde neu kartiert. Dabei ergaben sich z. T. kleinere Abwei-chungen zu den publizierten geologischen Karten. Auch mit Hilfe der topographischen Darstellung in der ersten geologischen Karte(SCHILL 1862) war es möglich, die Erosionskante links der Dreisam von der Schwabentorbrücke ab noch bis fast zur Johanniskirchezu verfolgen (Beil. 1).

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mit dem Überqueren der Hauptverwerfung, setzt aufder rechten Talseite bei der Schloßbergnase derErosionsrand der Niederterrasse wieder ein (Beil.1) und zwar mit einer markanten Stufe von ursprüng-lich wohl etwa 5 m Höhe gegen die tiefer liegendeAue im Bereich der südlich angrenzenden Vorstadt(heute durch mittelalterliche und frühneuzeitlicheGeländeveränderungen reduziert und z. T. verschlif-fen). UNTERMANN (1996a: 92) hält diese Stufe für eineweitgehend anthropogene Struktur, die durch „hoch-mittelalterliche und barocke Aufschüttungen in derAltstadt“ entstanden sei. Dies trifft so sicher nichtzu. Die Stufe verläuft weiter entlang dem Südrandder Freiburger Altstadt bis westlich des Martinstorsund ist dann mit abnehmender Höhe bis Lehen zuverfolgen, von wo ab sie wegen holozäner Sedimen-tation (s. auch Kap. 6.2) auf dem Schwemmkegelallmählich verschwindet. Auch zwischen der Univer-sität und den Bahnanlagen ist der Erosionsrand kaummehr zu identifizieren, da dort die VAUBANschen Fe-stungsanlagen des 17./18. Jahrhunderts (Beil. 1) die

natürliche Topographie beträchtlich verändert habenund das Gelände heute durch den Trümmerschuttbis über 5 m aufgefüllt ist (Abb. 20: Schnitt C).

Am linken Rand der Aue fehlt das Hochgestade inder Wiehre etwa von der Johanniskirche bis ins Post-bahnhofgelände ebenfalls. Dies ist entweder primärauf die Überschüttung der Niederterrasse mit meh-rere Meter mächtigen, spätwürmzeitlichen Hochflut-und holozänen Auensedimenten durch vom Günters-tal gekommene Gewässer (Hölderlebach usw.) oder/und sekundär auf Überprägung durch die neuzeitli-che Bebauung zurückzuführen. Zusätzlich könntenwiederum vom Günterstal her einmündende Gewäs-ser eine „verdrängende” Rolle gespielt haben. In je-dem Fall hat die Dreisam hier als Folge ihres obenerwähnten „Rechtsdralls“ auch nach dem Austritt ausdem Gebirge keine solche deutliche Stufe in denMündungsschwemmkegel eingeschnitten wie auf dergegenüberliegenden Seite. Endgültig verschwindetder linksseitige Erosionsrand in Haslach.

Abb. 19: Aue der Dreisam zwischen Ebnet (rechts) und Littenweiler (links) mit linksseitigem Erosionsrand der Nie-derterrasseDer Terrassenrand wird durch den Gehölzstreifen markiert. Die dahinter schwach erkennbaren Gebäude stehen auf der Verebnungsflächeder Niederterrasse.

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