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28. Januar 2004 – Jahrgang 10 Studiengebühren für alle! · Voll ausgestattet: die Redaktion von...

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4 7 9 11 12 Wir haben unseren Redaktions- feinschmecker in den Alltag des Mensabetriebes geschickt. Welcher Aufwand hinter dem täglichen Stärkungstablett tat- sächlich steckt, verrät euch der OTTFRIED-Gourmet auf Seite 3 Mit Schmidt in die Armut Leerstühle ohne Professoren Boygroups und Spandex USC am Ende? Kein Kommentar! ER und SIE machen einen Drauf Ausgabe 40 – kostenlos 28. Januar 2004 – Jahrgang 10 Service Campus Kultur Sport Kehrseite Studiengebühren für alle! Wissenschaftsminister Goppel sieht zwar nicht schwarz für Bamberg, setzt aber den Rotstift an Von Marietta Eder Die Uni Bamberg wird sich in den nächsten Jahren stark verändern. So viel steht nach dem Antrittsbesuch von Wissenschaftsminister Thomas Goppel fest. Die Ausarbeitung der Umstruktu- rierung überlässt der Minister weitest- gehend den Universitäten selbst. Dies war ein Ergebnis der Gespräche zwi- schen Minister, Uni-Leitung und Stu- dierendenvertretung am vergangenen Donnerstag. Goppel forderte ein grundlegendes Umdenken im Land in Sachen Hoch- schulpolitik. Die Behauptung, dass mit künftig noch mehr Studierenden und den Einsparungen kein gutes Studium mehr möglich sei, halte er für falsch. Vielmehr müsse man darüber nachden- ken, welche Lehrangebote und Verwal- tungsstrukturen nicht mehr zeitgemäß seien, um dann in das Notwendige in- vestieren zu können, so der Minister. Konkrete Fragen konnten jedoch beim Gespräch kaum geklärt werden. So steht zwar fest, dass landesweit 200 Stellen eingespart werden und Bamberg wohl mit zehn Stellen davon kommen wird. Wo der Rotstift jedoch genau an- gesetzt wird, hängt von der selbst ge- wählten inhaltlichen Profilierung ab. Deshalb führt Rektor Godehard Rup- pert bereits Gespräche mit anderen Hochschulen. Schon am dritten Adventswochenende hatten sich die Rektoren der vier nord- bayerischen Unis getroffen, um darüber zu verhandeln. Ergebnisse wollte Rup- pert jedoch noch nicht veröffentlichen, um den Fortgang der Verhandlungen nicht zu gefährden. Vorstellbar, so der Rektor, sei etwa, die Würzburger Poli- tikwissenschaft nach Bamberg zu verla- gern. Am gestrigen Dienstag trafen sich deshalb die Rektoren mit dem Minister bühren in Höhe von 50 Euro zum näch- sten Wintersemester als auch von von Langzeitstudiengebühren ab Ende 2005 zur Diskussion. Dabei fließen die Ein- nahmen bei den Verwaltungsgebühren in den bayerischen Haushalt. Fortsetzung auf Seite 2 in München, um die mittelfristige in- haltliche Profilierung einzeln mit ande- ren Hochschulen zu besprechen. Neben den Einsparungen spielte auch die Einführung von Studiengebühren eine zentrale Rolle. Im Moment stehen die Einführung sowohl Verwaltungsge- War das etwa schon alles? Kürzungen haben Bamberger Studierende kurz, aber mächtig aufgeschreckt Von Thomas Müller Der Aufschrei der Studierenden war groß nach den verordneten Mittelkür- zungen von 15 Prozent bis 2008. Nach Weihnachten ebbte die Protestwelle schnell wieder ab. Die Taktik der Stoi- ber-Regierung: Wenn die Wogen sich geglättet haben, packen wir die eigent- liche Rosskur häppchenweise aus. 50 Euro Verwaltungsgebühr, 500 für Bum- melstudenten. Studentischer Protest? Fehlanzeige. Auch beim Besuch des Wissenschaftsministers Goppel in Bam- berg tauchten gerade mal vierzig Studierende auf. Die Gebührenkröte haben wir anscheinend schon ge- schluckt. Und das, obwohl das Vorge- hen des Finanzministers Faltlhauser schon fast an Erpressung grenzt: 50 Euro Verwaltungsgebühr oder 440 Uni- Stellen streichen. Anders wird es nicht sein, wenn das Bundesverfassungsgericht das Verbot von Studiengebühren kippen sollte. Denn jeder Cent Studiengebühr entlas- tet den Staatshaushalt. Ein spürbares Mehr an Investitionen in Universitäten wird es dadurch sicherlich nicht geben. Was Regierungen wegsparen, kommt meist nicht wieder. Gerade deshalb müssen wir Studierenden weiter auf die Straßen gehen! (mas) Über zwei Monate sind seit Ministerpräsident Stoibers Kürzungs- erklärung im Landtag vergangen: Zehn Prozent weniger Geld für die Hoch- schulen im Freistaat lautete die Vor- gabe. Umgehend formierte sich der stu- dentische Widerstand. In Bamberg koordinierte das studenti- sche Streikbüro Vorlesungen am ZOB und Groß-Demos am Gabelmann. Mit der Resonanz waren die Koordinatoren Nils Rusche und Michael Schmitt durchaus zufrieden. Aber der Protest muss weitergehen, auch im kommen- den Sommersemester. „Verwaltungs- und Langzeitstudiengebühren sind schon beschlossen. Das ist nur der Anfang, wenn wir uns nicht wehren. Aber noch können wir das“, so Michael Schmitt. Positive Bilanz vor Weihnachten Die besten Argumente für eine Fortset- zung der Protestaktionen in Bamberg liefern die nackten Zahlen der Stoiber- schen Kürzungspläne. Zwar sollen 2004 nur fünf Prozent der Mittel gestri- chen werden, allerdings hat die Zielsetzung, bis 2008 ingesamt 15 Prozent einzusparen, weiterhin Be- stand. „Auch wenn die Uni Bamberg prozentual einen der kleinsten Ein- sparungsposten darstellt, so sind wir in absoluten Zahlen der drittgrößte im bayerischen Hochschuletat mit 172 Mio. Euro“, sagt Michael Schmitt. Dass der CSU-Landtagsabgeordnete Dr. Helmut Müller dieses Streichprogramm als „Investieren in die Bildung“ bezeichnet, lässt sich da nicht ganz nachvollziehen. Deshalb wäre es wünschenswert, dass der Unmut der Studierenden auch im Sommersemester durch eine Vielzahl von Aktionen demonstriert wird. Die dazu notwendige Infrastruktur steht und hat bislang auch bestens funktio- niert. Drei Wochen Stress haben die Freiwil- ligen im Koordinationsbüro im vergan- genen November und Dezember auf sich genommen. In den Fachschaftsräu- men der Fakultät PPP liefen alle Fäden zusammen. Auf der Internet-Seite www.uni-bamberg.de/ggeo/fachschaft entstand in kürzester Zeit die Bamber- ger Protest-Homepage, auf der der auch noch immer der Bamberger Protest- Song zum Download bereit steht. Eben- so schnell gelang es, einen Kontakt zu regionalen und gar bundesweiten Medien herzustellen. „Das Presseecho reichte von TV Oberfranken über den Bayerischen Rundfunk bis hin zu einem Fernsehteam von RTL – für eine kleine Uni wie Bamberg durchaus eine ansehnliche Leistung“, resümiert Pro- testkoordinator Schmitt. Quo vadis, Protest? Mit welchen Aktionen Michael Schmitt und seine Mitstreiter im Sommerse- mester die Aufmerksamkeit auf die Fi- nanzkürzungen im bayerischen Hoch- schuletat lenken wollen, ist noch nicht besprochen. „Wir hoffen nur, dass wir auch nach den Semesterferien die Studierenden für Protestaktionen mobi- lisieren können“, sagt Nils Rusche. Vielleicht gibt es dann schon konkrete Informationen wie sich die Kürzungen für die Uni Bamberg auch über 2004 hinaus auswirken werden. Und dann steht ja noch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts über das von der Bundesregierung im Hoch- schulrahmengesetz festgeschriebene Verbot von Studiengebühren aus. Sollte es fallen, werden alle Proteste umsonst gewesen sein. Ernster Blick in die Zukunft: Thomas Goppel hält Gebühren für unabwendbar und sich bedeckt.
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Page 1: 28. Januar 2004 – Jahrgang 10 Studiengebühren für alle! · Voll ausgestattet: die Redaktion von Campus-TV Foto: jjr Denkzettel (mvö) Bitte meldet Euch! Und zwar zurück, denn

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Wir haben unseren Redaktions-feinschmecker in den Alltagdes Mensabetriebes geschickt.Welcher Aufwand hinter demtäglichen Stärkungstablett tat-sächlich steckt, verrät euch derOTTFRIED-Gourmet auf Seite 3

Mit Schmidt in dieArmut

Leerstühle ohneProfessoren

Boygroups undSpandex

USC am Ende?Kein Kommentar!

ER und SIE macheneinen Drauf

Ausgabe 40 – kostenlos28. Januar 2004 – Jahrgang 10

Service

Campus

Kultur

Sport

Kehrseite

Studiengebühren für alle!Wissenschaftsminister Goppel sieht zwar nicht schwarz für Bamberg, setzt aber den Rotstift anVon Marietta EderDie Uni Bamberg wird sich in dennächsten Jahren stark verändern. Soviel steht nach dem Antrittsbesuch vonWissenschaftsminister Thomas Goppelfest. Die Ausarbeitung der Umstruktu-rierung überlässt der Minister weitest-gehend den Universitäten selbst. Dieswar ein Ergebnis der Gespräche zwi-schen Minister, Uni-Leitung und Stu-dierendenvertretung am vergangenenDonnerstag.Goppel forderte ein grundlegendesUmdenken im Land in Sachen Hoch-schulpolitik. Die Behauptung, dass mitkünftig noch mehr Studierenden undden Einsparungen kein gutes Studiummehr möglich sei, halte er für falsch.Vielmehr müsse man darüber nachden-ken, welche Lehrangebote und Verwal-tungsstrukturen nicht mehr zeitgemäßseien, um dann in das Notwendige in-vestieren zu können, so der Minister.Konkrete Fragen konnten jedoch beimGespräch kaum geklärt werden. Sosteht zwar fest, dass landesweit 200Stellen eingespart werden und Bambergwohl mit zehn Stellen davon kommenwird. Wo der Rotstift jedoch genau an-gesetzt wird, hängt von der selbst ge-wählten inhaltlichen Profilierung ab.Deshalb führt Rektor Godehard Rup-pert bereits Gespräche mit anderenHochschulen.Schon am dritten Adventswochenendehatten sich die Rektoren der vier nord-bayerischen Unis getroffen, um darüberzu verhandeln. Ergebnisse wollte Rup-

pert jedoch noch nicht veröffentlichen,um den Fortgang der Verhandlungennicht zu gefährden. Vorstellbar, so derRektor, sei etwa, die Würzburger Poli-tikwissenschaft nach Bamberg zu verla-gern. Am gestrigen Dienstag trafen sichdeshalb die Rektoren mit dem Minister

bühren in Höhe von 50 Euro zum näch-sten Wintersemester als auch von vonLangzeitstudiengebühren ab Ende 2005zur Diskussion. Dabei fließen die Ein-nahmen bei den Verwaltungsgebührenin den bayerischen Haushalt.Fortsetzung auf Seite 2

in München, um die mittelfristige in-haltliche Profilierung einzeln mit ande-ren Hochschulen zu besprechen.Neben den Einsparungen spielte auchdie Einführung von Studiengebühreneine zentrale Rolle. Im Moment stehendie Einführung sowohl Verwaltungsge-

War das etwa schon alles?Kürzungen haben Bamberger Studierende kurz, aber mächtig aufgeschreckt

Von Thomas MüllerDer Aufschrei der Studierenden wargroß nach den verordneten Mittelkür-zungen von 15 Prozent bis 2008. NachWeihnachten ebbte die Protestwelleschnell wieder ab. Die Taktik der Stoi-ber-Regierung: Wenn die Wogen sichgeglättet haben, packen wir die eigent-liche Rosskur häppchenweise aus. 50Euro Verwaltungsgebühr, 500 für Bum-melstudenten. Studentischer Protest?Fehlanzeige. Auch beim Besuch desWissenschaftsministers Goppel in Bam-berg tauchten gerade mal vierzigStudierende auf. Die Gebührenkrötehaben wir anscheinend schon ge-schluckt. Und das, obwohl das Vorge-hen des Finanzministers Faltlhauserschon fast an Erpressung grenzt: 50Euro Verwaltungsgebühr oder 440 Uni-Stellen streichen.Anders wird es nicht sein, wenn dasBundesverfassungsgericht das Verbotvon Studiengebühren kippen sollte.Denn jeder Cent Studiengebühr entlas-tet den Staatshaushalt. Ein spürbaresMehr an Investitionen in Universitätenwird es dadurch sicherlich nicht geben.Was Regierungen wegsparen, kommtmeist nicht wieder. Gerade deshalbmüssen wir Studierenden weiter auf dieStraßen gehen!

(mas) Über zwei Monate sind seitMinisterpräsident Stoibers Kürzungs-erklärung im Landtag vergangen: ZehnProzent weniger Geld für die Hoch-schulen im Freistaat lautete die Vor-gabe. Umgehend formierte sich der stu-dentische Widerstand. In Bamberg koordinierte das studenti-sche Streikbüro Vorlesungen am ZOBund Groß-Demos am Gabelmann. Mitder Resonanz waren die KoordinatorenNils Rusche und Michael Schmittdurchaus zufrieden. Aber der Protestmuss weitergehen, auch im kommen-den Sommersemester. „Verwaltungs-und Langzeitstudiengebühren sindschon beschlossen. Das ist nur derAnfang, wenn wir uns nicht wehren.Aber noch können wir das“, so MichaelSchmitt.

Positive Bilanz vor Weihnachten

Die besten Argumente für eine Fortset-zung der Protestaktionen in Bambergliefern die nackten Zahlen der Stoiber-schen Kürzungspläne. Zwar sollen2004 nur fünf Prozent der Mittel gestri-chen werden, allerdings hat dieZielsetzung, bis 2008 ingesamt 15

Prozent einzusparen, weiterhin Be-stand. „Auch wenn die Uni Bambergprozentual einen der kleinsten Ein-sparungsposten darstellt, so sind wir inabsoluten Zahlen der drittgrößte imbayerischen Hochschuletat mit 172Mio. Euro“, sagt Michael Schmitt. Dassder CSU-Landtagsabgeordnete Dr.Helmut Müller dieses Streichprogrammals „Investieren in die Bildung“bezeichnet, lässt sich da nicht ganznachvollziehen.Deshalb wäre es wünschenswert, dassder Unmut der Studierenden auch imSommersemester durch eine Vielzahlvon Aktionen demonstriert wird. Diedazu notwendige Infrastruktur stehtund hat bislang auch bestens funktio-niert.Drei Wochen Stress haben die Freiwil-ligen im Koordinationsbüro im vergan-genen November und Dezember aufsich genommen. In den Fachschaftsräu-men der Fakultät PPP liefen alle Fädenzusammen. Auf der Internet-Seitewww.uni-bamberg.de/ggeo/fachschaftentstand in kürzester Zeit die Bamber-ger Protest-Homepage, auf der der auchnoch immer der Bamberger Protest-Song zum Download bereit steht. Eben-so schnell gelang es, einen Kontakt zuregionalen und gar bundesweiten

Medien herzustellen. „Das Presseechoreichte von TV Oberfranken über denBayerischen Rundfunk bis hin zu einemFernsehteam von RTL – für eine kleineUni wie Bamberg durchaus eineansehnliche Leistung“, resümiert Pro-testkoordinator Schmitt.

Quo vadis, Protest?

Mit welchen Aktionen Michael Schmittund seine Mitstreiter im Sommerse-mester die Aufmerksamkeit auf die Fi-nanzkürzungen im bayerischen Hoch-schuletat lenken wollen, ist noch nichtbesprochen. „Wir hoffen nur, dass wirauch nach den Semesterferien dieStudierenden für Protestaktionen mobi-lisieren können“, sagt Nils Rusche.Vielleicht gibt es dann schon konkreteInformationen wie sich die Kürzungenfür die Uni Bamberg auch über 2004hinaus auswirken werden.Und dann steht ja noch das Urteil desBundesverfassungsgerichts über dasvon der Bundesregierung im Hoch-schulrahmengesetz festgeschriebeneVerbot von Studiengebühren aus. Solltees fallen, werden alle Proteste umsonstgewesen sein.

Ernster Blick in die Zukunft: Thomas Goppel hält Gebühren für unabwendbar und sich bedeckt.

Page 2: 28. Januar 2004 – Jahrgang 10 Studiengebühren für alle! · Voll ausgestattet: die Redaktion von Campus-TV Foto: jjr Denkzettel (mvö) Bitte meldet Euch! Und zwar zurück, denn

P R E S S E S T E L L E .

OTTFRIED, die Bamberger Studen-tenzeitung, erscheint zweimal im Se-mester, jeweils im Mai und im Julibzw. im Dezember und im Februar.Herausgeber und Redaktion verstehenOTTFRIED als unabhängiges Organ,das keiner Gruppierung oder Weltan-schauung verpflichtet ist. Für nament-lich gekennzeichnete Artikel über-nimmt der Autor die Verantwortung.

Herausgeberin: Marietta Eder.

Chefredakteure: Marc Hohrath(hhh), Stefanie Hülle (sah), ThomasMüller (mas)

Anzeigen: Julia Bockelmann (verant-wortlich)

Fotos (soweit nicht anders angege-ben): Julian Rossig

Layout und Redaktion: Marius Ba-

laster (bal), Sven Becker (sv), SandraBleiner (san), Ulf Berlinger (ulf),Christina Distler (cd), Frank Gunder-mann (fg), Karoline Keßler (kk),Konstantin Klein (kok), Frank Kossyk(kos), Susanne Martin (shm) SteffenMeyer-Schwarzenberger (sms), JanaRamm (ja), Julian Rossig (jjr), BjörnSchimmeyer (bse), Meike Vögele(mvö), Peter Wittkamp (pet).

Mitarbeiter dieser Ausgabe: JuliaBockelmann, Klaus Brösamle (kjb).

Redaktionsanschrift: OTTFRIED,c/o Marietta Eder, Peuntstr. 4, 96050Bamberg, Tel.: 0951-3039937E-Mail: [email protected]ästen: Vor derMensa in der Austraße und an derFeki am Fachschaftsbrett SoWi.

Druck: Meister-Druck, Lichtenfels.Auflage: 2000 Exemplare.

I M P R E S S U M .

Von Sven BeckerKamera läuft, der Ton ist gut, das Inter-view kann beginnen. Neugierig beo-bachten die anwesenden StudierendenKlaus Nuesslein und seine Kamerafraubei der Arbeit. Ein Fernsehteam an derUni Bamberg war bisher nichtsAlltägliches.Genau das möchte dasdeutschlandweit einma-lige Projekt Campus-TV der Uni Bayreuthändern. Seit Novemberproduziert eine GruppeStudierender fränki-sches Hochschulfernse-hen, das TV Oberfran-ken ausstrahlt. DieSendephilosophie desProjekts gestaltet sichrecht simpel: „Campus-TV ist Fernsehen vonStudenten für Studen-ten.“ Klaus Nuesslein, der zu-ständige Redakteur füreinen Beitrag überfeki.de, kann dies nur unterstreichen.„Wir sind immer auf der Suche nachneuen Themen und freuen uns überAnregungen und Tipps der Studenten.“

Ideale Vorbereitungauf das Berufsleben

Klaus ist ausgebildeter Fernsehredak-teur und als Produktionsleiter maßgeb-lich an Campus-TV beteiligt. Er bestehtallerdings darauf, dass das Team nichtaus Medienprofis besteht: „Klar habeneinige von uns schon im Medienbereich

gearbeitet, anders wäre ein Sendebe-trieb auch gar nicht möglich. Aber vieleMitarbeiter sind Neulinge beim Fern-sehen und sammeln hier ihre erstenErfahrungen.“ Derzeit ist Campus-TVauf der Suche nach einer Co-Mode-ratorin für die Sendung, ist bisher

jedoch nicht fündig geworden. „WerInteresse hat, kann sich gern bei unsvorstellen“, meint Klaus.Finanziert wird das Projekt von der UniBayreuth, der bayerischen Landesan-stalt für neue Medien, durch Zuschüssedes bayerischen Staatsministeriums so-wie Sponsoren. Die jeweils 15 MinutenProgramm sind eine Mischung ausInfo, Nachrichten und bunten Themen.Neben der Vorstellung von Studiengän-gen, wie beispielsweise der Medienin-formatik an der FH in Hof, blickt Cam-pus-TV auch hinter die Kulissen – obdie der Bamberger Teilbibliotheken

oder die der Bayreuther Mensa-Küche.„Campus-TV ist ein bisschen wie eineSpielwiese, auf der man lernen und sichaustoben kann. Eine ideale Vorberei-tung auf das spätere Berufsleben“, soKlaus.Am Freitag vergangener Woche nahm

sich Campus-TVder Einsparungender Staatsregie-rung an. Zu Gastbeim Campus-TV Special warendie Rektoren derUnis aus Bay-reuth und Bam-berg, die gemein-sam mit Studie-rendenvertreternüber möglicheStudiengebühren-modelle und diefinanzielle Lagean bayerischenHochschulen dis-kutierten. In dervorlesungsfreien

Zeit sollen weitere Specials, aber auchBerichte über langfristige wissenschaft-liche Projekte oder oberfränkischeEvents, wie die Sandkerwa, folgen.„Da 15 Minuten Programm für Zu-schauer-Messungen zu kurz sind, habenwir keine Informationen zu Einschalt-quoten und sind deshalb auf direktesFeedback von Zuschauerseite angewie-sen. Die Kritiken per Post oder auf un-serer Homepage fallen unterschiedlichaus. Neben viel Lob bekommen wirauch kritische Post, aber das ist okay,da wir uns nur so verbessern können“,bemerkt Klaus.

Campus-TV auf Sendung Hochschulfernsehen aus Oberfranken – Studierende produzieren selbst

WahlergebnisseAm 9/10. Dezember 2003 habt ihreuch entschieden. Folgende Stu-dierende werden euch im Konventim kommenden Jahr vertreten:

USI, vier Sitze: Christian Stöhr, Christian Horn,Christina Keller, Judith Rube

RCDS, drei Sitze:Carolin Eisenschmidt, Holger Peiln-steiner, Benjamin Mayer

Asta-Fachschaften, zwei Sitze: Johannes Winkler, Carla Schmidt

JUSO Hochschulgruppe, zweiSitze:Lars Bombowski, Katrin Sell

Grüne Hochschulgruppe, zweiSitze:Esther Wißkirchen, Moritz Döbbe-ling

LHG, ein Sitz:Benjamin Brake

Wildsauen, ein Sitz:Florian Lehner

Voll ausgestattet: die Redaktion von Campus-TV Foto: jjr

Denkzettel(mvö) Bitte meldet Euch! Und zwarzurück, denn wieder einmal sind die28 Euro für das kommende Semes-ter fällig. Die sollten in der Zeit vom26. Januar bis zum 13. Februarauf das Uni-Konto, Nummer 10207,bei der Sparkasse Bamberg, BLZ770 500 00, überwiesen werden.Also los, so billig wird’s nie wieder!

Alles beschränkt(mvö) Die Bamberger Soziologie istbeliebt wie nie, was allerdings überlau-fene Veranstaltungen und allgemeineEngpässe bedeutet. Auf Vorschlag derFachschaftsinitiative Soziologie habendie Professoren dieser Fachgruppe da-her intensiv über mögliche Problemlö-sungen beraten. Folgende Änderungen wurden be-schlossen: Die Fachgruppe Soziologiehat ab dem WS 2004/05 eine Beschrän-kung der Zulassungszahlen beantragt,um die Erstsemesterflut einzudämmen.

Platzmangel beiden Soziologen

Ebenso wurde mit der Fachgruppe derPädagogik-Studenten gesprochen, umderen zahlreiche Teilnahme an Soziolo-gie-Veranstaltungen besser zu koordi-nieren. Und schließlich sollen auch füreinige Seminare, besonders in Allge-meiner Soziologie, Zulassungsbe-schränkungen folgen. „Damit soll aus-schließlich eine gleichmäßige Vertei-lung auf die angebotenen Seminare er-reicht werden“, lässt die Fakultät wiss-sen und garantiert, dass jeder das ge-wünschte Fach im gewünschten Seme-ster studieren können wird, eventuelljedoch bei einem anderen Dozenten.Anmeldungen werden künftig überFlexNow abgewickelt. Beschlossen wurden außerdem einigeÄnderungen, die das Soziologiestudi-um im Allgemeinen, das Anrechnenvon Scheinen und Prüfungsmodalitätenbetreffen. Genaue Details dieser Be-schlüsse sollten Studierende deshalb di-rekt am jeweiligen Lehrstuhl erfragen.Oder sie informieren sich bei Prof.Richard Münch, der ab April dem Prü-fungsausschuss vorsitzt.

Studentenfutterwie bei Mutter(hhh) Mensaessen ist manchmal besserals sein Ruf. Ein Hochschulmagazin hatdie Studierenden über Geschmack,Auswahl, Wartezeit, Service und At-mosphäre urteilen lassen. Sieger derBefragung mit 15 000 Teilnehmernwurde die Mensa Süd der Uni Rostockvor der Kellenspring Mensa des Stu-dentenwerks Frankfurt/Oder und demFressbunker Vechta des OsnabrückerStudentenwerks. Übrigens erreichte dasStudentenwerk Würzburg, das auch füruns brutzelt und brät, einen sehr gutenzehnten Platz. Das vollständige Ergeb-nis unter www.spiegel.de.

Religion vs. Wissenschaft

(sah) „Ich war im Himmel und habeGott nicht gesehen. Es gibt Gott alsonicht!“ schloss Juri Gagarin, als russi-scher Kosmonaut im Jahr 1961 der ers-te Mensch im Weltraum, aus seinerMission. Der finale Triumph der Wis-senschaft über die Religion? Das Ver-hältnis zwischen beiden Gebietenscheint heute trotz historischer Konflik-te entspannter. Eine These besagt, Religion und Wis-senschaft würden einander sogar ergän-zen, und zu einem einheitlichen Welt-bild beitragen. Am Freitag, 6. Febru-ar, laden die „Bamberger Skeptiker“

der „Gesellschaft zur wissenschaft-lichen Untersuchung von Parawis-senschaften e.V.“ (GWUP) zum Vortrag„Religion vs. Wissenschaft“ um 19 Uhrins Marcushaus (Hörsaal M3/223M)ein, um Unterschiede und Gemein-samkeiten etwas näher zu beleuchten.Der Referent Martin Mahner unter-sucht, wo solche Konfliktbereiche be-stehen. Er ist promovierter Biologe,Mitglied im Wissenschaftsrat derGWUP und Leiter des Zentrums fürWissenschaft und kritisches Denken.Sein Vortrag ist öffentlich, der Eintrittist frei.

Ewiger Konflikt oder friedliche Koexistenz?

Fortsetzung von Seite 1Dagegen sollen die Langzeitgebührenzu 90 Prozent an den Unis bleiben soll-len. Die Einführung von Verwaltungs-gebühren stoppte die Pläne von Finanz-minister Faltlhauser, 440 Stellen inBayern zu streichen. „Diesen Verlust,der Auswirkungen über 30 Jahre gehabthätte, wollte ich nicht eingehen“, er-klärte Goppel. Sollte das Bundesver-fassungsgericht das in der 6. Novellezum Hochschulrahmengesetz veranker-te Verbot der Bundesregierung von all-gemeinen Studiengebühren für nichtigerklären, wird die Stoiber-Regierungmit Sicherheit diese neue Geldquelleschnellstmöglich nutzen. Goppel könn-te sich dabei mit dem Modell nachgela-gerter Gebühren in Höhe von etwa 500Euro pro Semester anfreunden. Bis zumSommer will das Ministerium einenVorschlag erarbeiten. Die acht studentischen Vertreter desSprecherInnenrats, Konvents, Senatsund feki.de sprachen nach dem Ge-spräch von einer guten und entspanntenAtmosphäre. Sie bedauerten jedoch,dass es aus Zeitmangel kaum möglichwar, konkrete Bamberger Probleme an-zusprechen. Die Studierendenvertre-tung habe die geplanten Bauprojekteangesprochen. Daraufhin habe Goppelerklärt, dass der Erweiterungsbau derTB 4 wegen den Kürzungen im Hoch-schulbau wohl erst später fertiggestelltwerden könne.Ein Anliegen der Teilnehmer versuchteGoppel umgehend zu erledigen. Er ver-sprach, den Informationsaustausch zwi-schen Studierendenvertretern und Mi-nisterium zu verbessern. Deshalb sollees künftig in jedem Semester ein Ge-spräch in München geben. GoppelsVorgänger Zehetmair hatte dies nur ein-mal im Jahr angeboten. Außerdem kün-digte der Minister Überraschungsbesu-che an den Hochschulen an.

All that Jazz...(jan/ulf) Eine Gruppe Kommilitonenwill sich an der Uni als HG JAZZ eta-blieren. Daher sind interessierte und,wenn möglich, versierte Musiker will-kommen. Besonders ein/e Pianist/in und ein/eSänger/in fehlt der Jazz-Gruppe noch!Talente melden sich bitte unter 0951-2973913 oder kommen dienstags ab 19Uhr in den Raum F 525.

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R E P O R T A G E .

Massenauflauf zur MittagszeitUnser täglich Brot geben uns diese Leute: Was in der Mensa abgeht, während Profs forschen und wir in der Vorlesung sitzen

Von Marius BalasterEs hängt noch eine dicke Nebelsuppeüber den Zinnen der Stadt, die Dämme-rung setzt gerade erst ein, als ich frös-telnd in der Feldkirchenstraße eintreffe.7.20 Uhr: Während ich nicht zum erstenMal den schroffen Bamberger Winterverfluche und die meisten Leser wohlnoch nicht daran denken, sich aus ihrenwarmen Betten zu schälen, begegne icham Lieferanteneingang der Mensa denersten gutgelaunten Menschen diesesnoch jungen Tages. Emsig entladenMitarbeiter rote Kisten mit frischenSeelachsfilets. Das darauf drapiertecrushed ice dampft, als sie es in einemKühlhaus gegenüber des Küchenein-gangs verstauen. Mit einiger Überra-schung nehme ich zur Kenntnis, dass essich nicht um gefrorene und vorpanier-te Klötze handelt, sondern um „richti-gen Fisch“.

Strahlende Chefkoch-Augen

Engelbert Ruhhammer sondiert derweildie Lieferpapiere und überprüft, oballes so angekommen ist, wie er sichdas vorgestellt hat. Der Mensa-Küchen-chef ist ein leicht untersetzter Mittfünf-ziger mit einer herzlichen Ausstrah-lung, die er den ganzen Vormittag überbehalten wird. Er ist fast ausschließlichmit Planung und Verwaltung beschäf-tigt. Ruhhammers Arbeitsplatz ist derComputer im Keller der Großküche, woer zwischen Regalen mit 25-Kilo-gramm-Säcken Nudeln und Reis dieAusgabepreise errechnet und Bestel-lungen aufgibt. Obwohl er ein ausgebil-deter Koch ist, der sein Handwerk beider Bundeswehr erlernt hat, kommt erzu seinem eigenen Bedauern kaumnoch dazu, etwas selbst zuzubereiten.Privat kocht er aber immer noch leiden-schaftlich gerne. Der Papierkram istjedoch in den vergangenen Jahren stetiggewachsen, und das hauptsächlich we-gen der sehr umfangreichen Hygiene-gesetzgebung, die die Küchen dazuzwingt, sich genauestensselbst zu überwachen.Ruhhammer ist seit 25Jahren Chef der Mensa. Erhat nach dem Neubau, der1980 fertiggestellt wurde,die Strukturen nach eige-nen Wünschen mitgestal-tet. Wenn er über „seine“Mensa redet, und das tuter gerne, beginnen seineAugen zu strahlen undwerden von chakteristi-schen kleinen Fältchenumrahmt.

So panierendie Profis

Fürs Kochen ist ChefkochKeller zuständig, der micherst einmal in die höherenWeihen des Panierens derFischfilets einweist. Nachdem wir beide dieseArbeit zu seiner Zufrie-denheit verrichtet haben,legt er den Fisch nach undnach zum Garen in einBad mit heißem Fett. Das dauert seineZeit. Und so berichtet er erst mal vonden hohen Qualitätsstandards der Stu-dentenküche. Über uns fuchtelt ein Handwerker imBlaumann auf der Leiter an der Deckeherum und versucht, die defekte Lüf-tung wieder in Gang zu bekommen.

Knackig gebräunt, schneller als imSonnenstudio: Brutzelnde Broiler

Ich komme trotzdem nicht ins Schwit-zen, verbrenne mir dafür zwar ein umsandere Mal die Finger in der Friteuse,lasse mir aber nichts anmerken. Irgend-wann ist der Mann in Blau verschwun-den. Ich hab es gar nicht gemerkt.Gebannt folge ich dem Maître de cuisi-ne bei seinen Ausführungen. Der iststolz darauf, meist frische Zutaten fürdie Gerichte zu verwenden, „schließ-lich wollen wir die Studenten als unse-re Gäste zufrieden stellen“. Außerdemmacht ihm das Kochen in der MensaSpaß, bietet es doch einige Vorteile ge-genüber dem Leben als Koch in einemRestaurant: geregelte Arbeitszeiten,keine Abend- und Wochenenddienste

und eine anständige Bezahlung. „Auchwenn ich in einer Restaurantküchemehr verdienen könnte, dieser Job istauf jeden Fall wesentlich familien-freundlicher.“ So bleibt ihm auch mehrZeit für sein großes Hobby, das Angelnund Kredenzen von Fisch aus den hei-mischen Gewässern. Bei einer kleinen

und reinigen. Sie schenken ihr Lächelnallen, die es verdient haben. Insgesamtgibt es in den Mensen Bambergs 30dieser Vollzeit-, Teilzeit- und Saison-kräfte. Letztere arbeiten nur währenddes Semesters in der Mensa, in derZwischenzeit sind sie arbeitslos odergehen anderen Tätigkeiten nach.

120 KilogrammPommes täglich

An diesem Tag wird man in der Feki-Mensa 270 Kilo Hähnchenkeule ba-cken, 120 Kilo Pommes frittieren undzehn Kisten Salat rupfen. Hinzu kom-men noch diverse Gemüse, die manhier in tiefgekühlter Form bevorzugt.„Die sind besser als frisch, weil ichnicht weiß, wie lange das Gemüse beimHändler herumgelegen hat“, meintRuhhammer. An einem Tag speisen etwa 1 000Studenten in der Mensa der Feldkir-chenstraße. In der Austraße kommennoch einmal 600 hinzu. Außerdem wirddie Bamberger Polizeistation noch mit-beliefert. Ruhhammer konstatiert ange-sichts dieser Gästezahlen, dass dieKapazität der Mensa nicht ausreichendsei, um dem tagtäglichen „Ansturm“gerecht zu werden. In der Innenstadt-mensa ist dieses Problem besonderssichtbar: Hauptspeisen und Beilagenwerden hier zwar selbst gekocht, aller-dings ist man darauf angewiesen, dassman von den Kollegen an der Feki mitSoßen beliefert wird. Der geplanteUmzug in die Kapuzinerstraße lässtjedoch wegen Mietrechtsangelegenhei-ten noch auf sich warten. Der Einkauf erfolgt über die Zentraledes Studentenwerks Würzburg, dessenMensen zusammengenommen täglich10 000 Tischgäste bewirten. Die Ra-batte, die eine solch große Einkaufs-gemeinschaft bei den Händlern bekom-men kann, sind natürlich dementspre-chend groß. Der Speiseplan ist bei allen Mensentäglich gleich – die Küchenchefs treffensich monatlich, um den Plan zu gestal-ten und sich abzusprechen. Die Be-

Führung durch die Katakomben derMensa erhalte ich einen Einblick in diezahlreichen Kühl- und Lagerräume, indenen die Vorräte liegen. Allerdingswerden die meisten Zutaten „just intime“ geliefert, also noch am gleichenTag verbraucht. Fisch und Fleisch er-hält die Mensa jeweils einen Tag vorhervon ihren Lieferanten, „damit es nichtpassieren kann, dass der Schweine-braten auf der Autobahn feststeckt undwir den Studenten nichts anbieten kön-nen.“ Salat und Gemüse kommen aberjeden Morgen frisch. Natürlich hat mannoch eine „eiserne Reserve“ in Formvon Konserven, sollte mal etwas ausge-hen. Engelbert Ruhhammer achtet dar-

auf, dass hauptsächlichHändler aus der Umgebungzum Zuge kommen – „vonder Region, für die Region“ist sein Leitspruch.Auf dem Speiseplan stehenheute neben dem Seelachsnoch Schweineschnitzel mitJägersoße, Hähnchenkeuleund Kartoffeln mit einerQuarkcreme. Die Hauptge-richte werden jeweils imLaufe des Vormittags zube-reitet und dann kurz vor derAusgabe an die Studentennochmals in einem Backofenerhitzt. Heißer Dampf sorgtdafür, dass die Speisen beidieser Prozedur nicht aus-trocknen. Unterdessen schnippeln, ha-cken, putzen und rühren flei-ßige Damen in weißen Kit-teln, sie braten Schnitzel undkochen Gemüse. In einemkleinen Raum etwas abseitsder Küche befinden sich eineArbeitsfläche und ein Wasch-becken, an dem zwei Frauenden Salat waschen, zerklei-

nern und in Dressing tauchen. DieseBeschäftigten werden später dafür zu-ständig sein, die Spülanlage zu bedie-nen. Überhaupt sind die vielen, meistweiblichen Beschäftigten mehr als nurZuarbeiterinnen für ihre Chefs. Ohnesie ginge im großen Mensagetriebenichts. Sie kochen, spülen, bedienen

rechnung der Endpreise für ein Mensa-essen ist einfach und transparent: ZumEinkaufspreis für eine Mahlzeit werden80 Prozent hinzuaddiert. Wenn einSchnitzel für 1,20 Euro pro Stück ein-gekauft wird, zahlt ihr 2,30 Euro, wennes auf dem Tablett liegt. Da die Kostenfür Dinge wie Bau, Unterhalt, Personal,Energie jedoch enorm hoch sind, wirdimmer noch die Hälfte eines Mensa-essens subventioniert. Eine Zahl, diediejenigen, die regelmäßig im Uni-Fresstempel gastieren, allerdings wenigtrösten wird, angesichts des ersatzlosen

Kochen in anderen Dimensionen: Mensa-Chefkoch Keller kümmert sich rüh-rend um das Wohl seiner akademischen Gäste.

Wegfalls der Stammessen. Erhielt manvor dem Jahreswechsel für 1,65 Euronoch ein Hauptgericht samt Beilageund Salat, so muss der Mensabesucherjetzt für alles extra in die Tasche grei-fen. Das bedeutet im Endeffekt eine er-hebliche Preiserhöhung für den studen-tischen Geldbeutel. Doch womöglich wird es nicht dabeibleiben. Engelbert Ruhhammer maltangesichts der derzeitigen Sparmaß-nahmen in allen Bereichen der Uni-versität viel schlimmere Szenarien andie Wand: „Ich gehe davon aus, dassich irgendwann kostendeckend arbeitenmuss. Denkbar wäre auch, dass manden ganzen Mensabetrieb auslagert,indem man ein Catering-Unternehmenengagiert.”

„A Beautiful Mind“: Engelbert Ruhhammer versucht seit Jah-ren den geheimen Mensa-Magnetschild-Code zu knacken.

Fotos: bal

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Das Ganze bleibt zuzah-lungsfrei, falls einen derArzt überweist. Laut neu-ester Entscheidung desBundesgesundheitsminis-teriums muss das nicht derHausarzt sein – jeder Arztaußer dem Zahnarzt darfan andere überweisen. Die Prophylaxeuntersu-chungen beim Zahnarzt,zweimal im Jahr, Vorsor-geuntersuchungen (wiedie Krebsvorsorge) oderImpfungen bleiben gebüh-renfrei. Dank nachträg-licher Korrektur soll auchfür die Abholung der Pillekeine Praxisgebühr fälligsein.

Der Arzt stellt eine Quittung für diePraxisgebühr aus. Die sollte man aufhe-ben, denn falls die Summe aller Zu-zahlungen für medizinische Leistungenund Arzneimittel innerhalb eines Jahresdie Belastungsgrenze – zwei Prozentdes jährlichen Familienbruttoeinkom-mens – übersteigen, befreit die Kran-kenkasse die Patienten von weiterenZuzahlungen. An den Kosten für Brillen beteiligensich die Krankenkassen nicht mehr,außer bei Kindern und schwer sehbe-einträchtigten Menschen. Auch nichtverschreibungspflichtige Arzneimittel

werden nicht mehr erstattet. Da diePreise dafür ab diesem Jahr nicht mehrfestgeschrieben sind, können sie vonApotheke zu Apotheke variieren. Beiverschreibungspflichtigen Arzneimit-teln muss jeder zehn Prozent des Prei-ses beisteuern. Und zwar mindestensfünf und höchstens zehn Euro für einMedikament. Die Zuzahlungen dürfenjedoch nicht höher sein als das Mittelkostet. Also alles, was günstiger ist alsfünf Euro, muss man selber bezahlen.

Medizin im Notfallohne Grenzen

Europa wird auch im Gesundheitswe-sen fast grenzenlos: Nach einem Urteildes Europäischen Gerichtshofs könnenab nächstem Jahr deutsche Patientengezielt einen Arzt in anderen EU-Län-dern aufsuchen. Dies muss die Kran-kenkasse nicht vorher genehmigen, dieBehandlung muss aber zunächst vomPatienten bezahlt werden. Die Kasse er-stattet dann die Kosten – jedoch nur soviel, wie sie auch in Deutschland zah-len würde. Diese Regelung gilt abernicht für Notfallbehandlungen im Aus-land – hier muss man wie bisher vorherdie Kassen informieren und der Aus-landskrankenschein deckt die Behand-lung ab – also ist keine vorherigeBezahlung nötig.

Von Stefanie HülleDa haben wir den Salat. Locker flockigangerichtet, soll er dem alten Gesund-heitssystem beim Abspecken helfen.Und dem Studierenden sowieso. Der Kampf gilt den zunehmend stei-genden Beitragssätzen für die Kranken-versicherung. Die gelten als beschäfti-gungshemmend, da sie an die Lohnhö-he gekoppelt sind. Die Lösung: eine Abmagerungskur fürdas alte Gesundheitssystem. Ein Institutfür Qualitätssicherung und Wirtschaft-lichkeit als neue Spitzeninstitution,Steuerung der Arztbesuche durch diesogenannte Praxisgebühr und ein ge-kürzter Leistungsumfang. Was bedeu-tet, dass beispielsweise ab dem näch-sten Jahr der Zahnersatz völlig aus denLeistungen der gesetzlichen Kassenausgegliedert wird. Ab März finanzierteine Erhöhung der Tabaksteuer versi-cherungsfremde Leistungen wie dasMutterschaftsgeld .

Ab jetzt nur nochEinheitssalat

Abspecken also, mit Hilfe der eigensdafür von der Regierung frisch servier-ten rot-grünen Rohkost. Vorbei die Zei-ten, als noch hier und da ein fettesStück Schinken – wie die Zuzahlungfür Brillengläser – auf dem Teller zu

finden war, oderein leckeres Zu-zahlungsbefrei-ungsdressing dieKreation krönte.Nein! Ab jetztwird Einheitssalatserviert: rot-grü-nes Discountge-müse aus Hol-land, ganz undgar überzogen miteiner klebrig-di-cken Praxisge-bührensauce –aber ernährt dienicht eigentlichnur die Kassen?Denn: Warumnicht gleich dieganze Zusammenstellung überdenken,anstatt an einigen Ecken umzuschich-ten, liebe Salatköche? Wo bleibt dieVeränderung des Punktesystems, dasbisher jeden Patienten pauschal abrech-net und dem Arzt verbietet, mehr alsder Durchschnitt seiner Kollegen zuleisten? Wann kommt endlich Transpa-renz in das System zwischen Kranken-kassen und kassenärztlichen Vereini-gungen, die voneinander nicht einmalwissen, welche Leistungen sie über-haupt abrechnen? Und vor allem:Warum zahlt Ihr, liebe Parlamentarier,nur eine Jahrespauschale von 20 Euro

Salat macht gesund: bloß wen?

(ulf) Zu Beginn des Studiums hat jederStudierende einen dicken Geldbeutel.Das liegt nicht an üppigen BAFöG-Zahlungen, sondern an diversen Kar-ten: Studiausweis, Bibausweis, Kopier-karte. Mancherorts hat der Kartensalatbereits ein Ende, wie in Würzburg oderBochum. Vielleicht auch bald in Bam-berg: „Seit drei Monaten haben wir eineProjektgruppe“, so Kurt Herrmann vonder Uni-Verwaltung. „Die Karte sollgünstig und vernünftig sein. Deswegenwollen wir nichts überstürzen.“ Wirmüssen also noch eine Weile warten,bis unsere Geldbeutel endlich abneh-men.In Würzburg gibt es seit drei JahrenMUCK (Multifunktionale-Universitäts-Chip-Karte). Nach der Registrierungkann man viele Funktionen an den SB-Terminals nutzen, zum Beispiel Rück-meldung, Ausdrucken von Immatriku-lationsbescheinigungen und Kopieren.Michael Tscherner vom MUCK-Teamder Uni Würzburg verdeutlicht die mit80 Prozent hohe Akzeptanz der Karte:„Es ist gerade Rückmeldung und es

werden sich wohl mehr Studenten anSB-Stationen zurückmelden als in derStudentenkanzlei.“ MUCK ist Teil derInitiative „Bayern-Online“. Daher be-zuschusste erst die Staatsregierung dasPilotprojekt, jetzt trägt die Uni dieKosten. An der Uni Bochum gibt es die Chip-karte schon seit 1997, um Angestellteund Studierende zu entlasten. Bei derRückmeldung gab es Wartezeiten vonbis zu drei Stunden. Inzwischen ist dieBochumer Karte so vielseitig wie einSchweizer Taschenmesser: Neben demMUCK-Repertoire sind der Bib-Aus-weis und das Semesterticket integriert.Insgesamt 68 Prozent der BochumerStudierenden besitzen eine Chipkarte.Aus datenschutzrechtlichen Gründenist die Teilnahme am Projekt nicht ver-bindlich.Der Datenschutz spielt überhaupt einegroße Rolle. Auf den Karten sind deshalbweder in Würzburg noch in Bochum per-sönliche Daten gespeichert. Der Chipspeichert lediglich die PIN (Bochum)oder die Kartennummer (Würzburg).

(ulf) „Grünes Licht zum Wintersemes-ter 2004/05“ verkünden die Plakate undHandzettel des Studentenwerks vorden Mensen. Dann können die Studier-enden sechs Monate lang für 23 Euroalle Bus- und Bahnverbindungen inBamberg nutzen. Ebenso die P+R-An-lagen Breitenau und Heinrichsdamm.Der Probebetrieb läuft über sechsSemester. Während dieser Zeit soll eineUrabstimmung aller Studierenden ent-scheiden, ob das Ticket bleibt.Die Plakate und die geplante Urabstim-mung sind die Ergebnisse eines Ge-sprächs zwischen Vertretern des Stu-dentenwerks, der Stadtwerke BambergVerkehrs- und Park GmbH (STVP)sowie der Hochschulgruppen. Am 20.November 2003 trafen sie sich, umletzte Unklarheiten auszuräumen. „Wirsind zufrieden“, erklärt Holger Peiln-steiner von der Initiative „Ticketkon-sens“ (TICKO). Das ist ein Verbundmehrerer Hochschulgruppen, zum Bei-spiel RCDS, feki.de, Grüne Hochschul-gruppe oder AEGEE.

Vor dem Gespräch gab es statt einesTicketkonsens einen Ticketkonflikt:Bereits im November 2002 lehnten dieStudierenden ein erstes Angebot der

STVP ab. Bei der Abstimmung ent-schieden sich 60 Prozent gegen dasTicket. Allerdings ist das Studentenwerk recht-lich nicht daran gebunden. Zwar musses laut Gesetz bei der Einführung einesSemestertickets die Meinung der Stu-dierenden einholen. Wie das geschieht,ist aber offen. Und wegen der Wahlbe-teiligung von 30 Prozent wertete dasStudentenwerk das Votum als nichtaussagekräftig. Das verärgerte vieleHochschulgruppen.

Immer Ärgermit dem Ticket

Weiteren Ärger gab es schließlich imJuli 2003: Der studentische Konventstimmte für die Einführung des Tickets(OTTFRIED berichtete), da die STVPein Angebot mit besseren Konditionenvorgelegt hatte. Der Beschluss desKonvents genügte als Meinung der Stu-dierenden, da dieser ihre gewählte Ver-tretung ist. Anscheinend fühlten sichnun einige Hochschulgruppen übergan-gen und vor vollendete Tatsachen ge-stellt. „Der Konvent hat nicht dieÖffentlichkeit gesucht“, beklagt HolgerPeilnsteiner.

Daher forderte TICKO vor allem zweiDinge: Zum einen sollten alle Studie-renden von offizieller Seite umfassendinformiert werden. Zum anderen sollteeine Urabstimmung über die Ein-führung entscheiden.

Nachdruck durchUnterschriften

„Es ist generell nicht verkehrt, dass derKonvent mehr Kompetenzen wahr-nimmt. Aber in diesem Fall geht es umden Geldbeutel der Studenten“, meintDaniel Neumann, Vorsitzender desRCDS. Mit einer Sammlung von über 1 000Unterschriften verlieh TICKO denForderungen Nachdruck. Auch in derÖffentlichkeitsarbeit gab sich die kon-sensorientierte Initiative kämpferisch.Höhepunkt war sicherlich eine Stel-lungnahme TICKOs am 5. November2003 im Fränkischen Tag. Dort warunter anderem vom „Juso-dominiertenKonvent“ die Rede. Daniel Neumannist hier um eine Klarstellung bemüht:„Wir haben das nicht auf die Sitz-verteilung bezogen, sondern auf dieBesetzung der Schlüsselpositionen wieden Konventvorsitz.“ Zu diesem Zeit-punkt waren die Jusos mit 4 von 19Sitzen im Konvent vertreten.Letztendlich löste sich der Ärger aberin Wohlgefallen auf. Alle beteiligtenHochschulgruppen sind mit den Ergeb-nissen des Gesprächs vom 20. Novem-ber zufrieden. „Fast alle unserer For-derungen sind erfüllt“, resümiert Hol-ger Peilnstein. „Und primär ging esTICKO um die Information von offi-zieller Seite.“ Auch KonventsmitgliedLars Bombowsky (Jusos) ist froh überden Ausgang der Gespräche. „Jetztsteht dem Ticket nichts mehr im Wege.Und ich bin optimistisch, dass dieStudierenden das Semesterticket anneh-men.“ Und auf die Akzeptanz der Nut-zer kommt es ja an.

Ticket unter Dach und Fach

für den Arztbesuch?Fragen, Fragen, Fragen, doch bevor wireuch den letzten Appetit verderben,präsentiert OTTFRIED noch einigeAuszüge aus dem Diätplan:Die Praxisgebühr in Höhe von zehn Eu-ro müssen alle Patienten ab 18 Jahrenbezahlen, wenn sie das erste Mal in ei-nem Quartal zum Arzt, Zahnarzt oderPsychotherapeuten gehen. Weitere Be-handlungen bei diesem Arzt sind imgleichen Vierteljahr kostenfrei. Imnächsten Quartal wird die Gebühr dannaber wieder fällig. Geht man zu einemanderen Arzt, kostet das auch dort.

Die Auswirkungen der Gesundheitsreform für Studierende – OTTFRIED hat sich schon mal für euch schlau gemacht

S E R V I C E .

Halb zog er sie, halb sank sie hin...

Multifunktionale ChipkarteBekommt die Uni Bamberg auch eine Chipkarte?

Verwirrung um das Semesterticket gelöst – auch TICKO ist jetzt zufrieden

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C A M P U S .

Von Sandra BleinerEs geht auch ohne Diplom – bestesBeispiel dafür ist Christian Mückl, derzwar in Bamberg studiert, seine Di-plomarbeit jedoch nie abgegeben hat.Heute ist er Redakteur im Feuilletonder Nürnberger Zeitung.„Eigentlich finde ich es immer nochkomisch, dass ich nun Journalist bin“,gibt Christian zu und lacht. Denn in sei-nem Lebenslauf deutete zunächst garnichts auf diesen Beruf hin. Nach bestandenem Fachabi absolvierteder gebürtige Oberpfälzer zunächst einSozialpädagogikstudium in Nürnberg.Doch trotz erfolgreichen Abschlusseswar er damit nicht so recht zufrieden.„Bei meinem ersten Studium war icheinfach noch zu jung. Deshalb habe ichbeschlossen, noch ein zweites dranzu-hängen. Das hat mir persönlich vielmehr gebracht.“

Zu jung für die Sozialpädagogik

Da ihn Literaturwissenschaft immerinteressierte, war ein Germanistik-Studium genau das Richtige. Um demLatinum aus dem Weg zu gehen, ent-schied sich Christian für den Diplom-Studiengang in Bamberg, wo dasLatinum nicht Voraussetzung für den

(kok) „Keine Zeit, ich muss zurVorlesung“, wimmelt Alex (10) ab. Wernun denkt, Alex gehöre zu diesen Wun-derkindern, denen mit 20 eine Professurin Harvard angeboten wird, der irrt.Studieren will er später nur, wenn esseine Leistungen auch zulassen. Klingtja schon ganz schön erwachsen... Nach gut 45 Minuten ist die Vorlesung,zu der die Universität Schüler der Klas-sen fünf bis sieben ins Marcushaus ge-laden hatte, zu Ende. Auch Alex ist wie-der da. Gut hat es ihm und Lena (10)gefallen. Ganz begeistert sind die bei-den von der Uni.

(sv) „Richtig gefreut“ hatte sich Eber-hard Grewe auf Bamberg. „Endlichwieder zu Hause.“ Vom guten Ver-hältnis zwischen Professoren und Stu-dierenden an einer überschaubaren Unihatte er gehört. Zehn Monate, unzähli-ge E-Mails, Briefe und einen Gerichts-entscheid später ist die Vorfreudegrenzenloser Enttäuschung gewichen.Was in der Zwischenzeit geschah, emp-findet Eberhard „alsRiesen-Sauerei“. An Eberhards alterUni in Regensburgsind die Studienin-halte des Grundstudi-ums der Volk-swirtschaftslehre undBetriebswirtschafts-lehre identisch, dasbestandene Vordi-plom gilt für beideStudiengänge. Daswusste Eberhard, alser sich nach knappvier Semestern VWLim Januar 2003 umeinen BWL-Studien-platz in Bambergbewarb und ihn auchbekam. Wissend um dieProblematik, erkundigte er sich bei derBamberger Studienberatung nach mög-lichen Schwierigkeiten beim Wechsel.Dort versicherte ihm Siegmar Sautter,dass nach Artikel 7, Absatz 5 der allge-meinen Prüfungsordnung Diplomvor-prüfungen inhaltlich gleichwertigerStudiengänge an anderen Unis inBamberg anerkannt werden müssen.Sautter verwies Eberhard an den Vor-sitzenden des zuständigen Prüfungsaus-schusses, Professor Andreas Oehler, umsich sein Vordiplom anerkennen zulassen. Als Mitte April feststand, dass er auchdie letzten Klausuren in Regensburgbestanden hatte, stand dem Hauptstudi-um in Bamberg nichts mehr im Wege.

Von der Uni auf zur Arbeit

Punktsieg nach zwölf Runden

Beginn des Studiums war. Zur Finan-zierung seines zweiten Studiums jobbteer nebenbei als Taxifahrer in Nürnberg.Erst die Seminare und Übungen in sei-nem Schwerpunkt „Journalistik“ weck-ten sein Interesse für die Pressearbeit.Als er einen Mitarbeiter der Nürnber-ger Zeitung kennenlernte, begann er,dort nebenbei als freier Mitarbeiter zuarbeiten. Dafür konnte er dann auf ein

paar Runden Taxi fahren verzichten.Kurz vor dem Zielstrich, dem Diplom,öffnete sich unverhofft die Tür zur Be-rufswelt: die Nürnberger Zeitung botihm einen Volontariatsplatz an. „Mir istheute erst bewusst, was ich damals ei-gentlich für ein unheimliches Glückhatte“, meint Christian nachdenklich. Zwar hatte im Sommer seine Diplomar-beit noch geschrieben, abgegeben hat er

Kurz vor dem Examen brach Christian Mückl sein Studium ab – und hat es bis heute nicht bereutsie jedoch nie. „Ich hatte einfach keineLust mehr auf diese ganzen Prüfungen,die dann noch dazugekommen wären.Für mich war mein persönliches Zielmit dem Ende der Diplomarbeit er-reicht“, erklärt Christian seine Ent-scheidung.Das Besondere an seinem Beruf: „Inmeinem Schwerpunkt Bildende Kunstwerde ich dazu gezwungen, mich mitden Dingen wirklich auseinanderzuset-zen, was sehr bereichernd ist. Was michallerdings stört, ist der ständige Zeit-druck, wodurch ich vielen Dingen nichtrichtig gerecht werden kann.“Obwohl Christian mittlerweile Fami-lienvater mit zwei, bald drei Kindernist, hat sich in seinem Leben im Ver-gleich zur Studienzeit nicht sehr vielgeändert. „Irgendeinen Beruf brauchtman und Journalist ist bestimmt nichtder schlechteste.“ Er kann sich seineArbeitszeit relativ frei einteilen, hatvormittags viele Freiräume und geht a-bends immer noch gerne in Kneipen.Da kommt allerdings ein wenig Weh-mut auf. „Wenn ich eines in Nürnbergbesonders vermisse, dann ist das dieBamberger Kneipenkultur, wo manLeute aus allen gesellschaftlichenSchichten antreffen kann und man sichschon mittags trifft, um ein gutes Bierzu trinken.“ Wem sagt er das? Ein Prostaufs Bamberger Studentenleben!

Sofort nach Bekanntgabe der Ergebnis-se meldete sich Eberhard bei ProfessorOehler, um sein Vordiplom anerkennenzu lassen. An Stelle von Professor Oehler antwor-tete ihm dessen Mitarbeiterin JuttaSchmidt. Sie forderte den verdutztenEberhard auf, von den jeweiligen Fach-vertretern eine Äquivalenzprüfungdurchführen zu lassen, da er das Vordi-

plom nicht in BWL, sondern in einemverwandten Studiengang absolviert hat-te und somit eine Anerkennung ohnediese Prüfung unmöglich sei. Da das Regensburger Grundstudiumanders aufgebaut ist als das Bambergerund er eine Reihe von Scheinen, die inBamberg Pflicht sind, nicht vorweisenkonnte, beschlich Eberhard eine böseAhnung: „Ich wusste doch vorherschon von der Problematik und bin des-halb extra zur Studienberatung gegan-gen, wo mir versichert wurde, dass derWechsel kein Problem sei.“In den folgenden Wochen versuchteEberhard alle von Professor Oehler perMail geforderten Unterlagen einzurei-chen. „Hinterher wurde mir vorgewor-

fen, ich hätte mich zu spät um alles ge-kümmert. Doch da die Uni Regensburgmeine Prüfungsergebnisse trotz Antragsauf Vorkorrektur erst am Ende der Fe-rien bekannt gab, konnte ich nichtschneller handeln“, berichtet Eberhard.Per Einschreiben erhielt er am 22. Maisein für VWL und BWL gültiges Vordi-plomszeugnis. Eberhard hoffte auf einschnelles Ende der Odyssee, schließlich

rückten die Prü-fungen des Sommer-semesters näher.Professor Oehlers E-Mail vom 30. Maitraf Eberhard wie einSchlag ins Gesicht.„Es hat sich leiderder Verdacht bestä-tigt, dass Sie in Re-gensburg deutlichweniger Leistungenerbracht haben als inBamberg notwendigsind (...) Sie werdennach jetziger Sachla-ge in das vierte Se-mester eingestuft.“Eberhard verstanddie Welt nicht mehr.Seine Bitte, dieEntscheidung zu

überdenken und die inhaltliche Gleich-wertigkeit anzuerkennen, lehnte Pro-fessor Oehler in einer Mail vom 7. Juniab. Begründung: „Die Tatsache, dassdie Uni Regensburg für sich entschie-den hat, dass BWL und VWL imVordiplom identisch sind, ist für dieUni Bamberg nicht bindend.“ Fernerverwies Oehler auf die Rechtshilfebe-lehrung seines Bescheids vom 30. Mai.Diesen nahm Eberhard mit Hilfe einesAnwalts in Anspruch und legte Wider-spruch gegen den Bescheid ein.Als ihm die Uni Bamber Mitte Juni mit-teilte, dass über seinen Fall erst am 12.November entschieden werden könne,zog Eberhard vor Gericht: „Ein Se-mester hatte ich schon verloren. Bis

Noch immer Fan der Bamberger Bierkultur: Christian Mückl

Uni für Kids

Lena hatte viel Spaß an der Uni

Alex: Klasse Vorlesung!

Die ebenfalls 10-jährige Mona weiß,worum es in der Vorlesung ging: „Wassind Spaßmacher für Typen?“. Da Er-wachsene ja keinen Zutritt hatten,schiebt sie gleich eine Erklärung nach:„Spaßmacher verdecken entweder ihreeigene Traurigkeit oder bringen einfachso ein Publikum zum Lachen“. Mareike(9) nennt Anke Engelke und ThomasGottschalk als Beispiele. Selber will siejedoch keine Spaßmacherin werden. Obsie einmal an die Uni will, weiß sienoch nicht genau, ganz im Gegensatzzu Mona, die später auf alle Fälle La-tein studieren möchte. Insgesamt, darinsind sich alle vier einig, geht es an derUni viel lustiger zu als an der Schule.„Vielleicht weil es freiwillig ist“,schiebt die Mama von Alex nach.

zum 12. November zu warten, hätte be-deutet, dass ich noch ein halbes Jahrnicht weiß, wie es weitergeht.“ DasGericht gab am 7. August EberhardsDringlichkeitsantrag unter Verweis aufArtikel 7, Absatz 5 der allgemeinenPrüfungsordnung statt, schloss sich alsoder Argumentation des Klägers an undverpflichtete die Universität Bambergzur vorläufigen Anerkennung des Vor-diploms.

Semester verloren?Der Uni doch egal!

Wer nun denkt, der Fall sei erledigt ge-wesen, irrt. Erst nachdem Eberhard derUni Bamberg eine Untätigkeitsklageandrohte, erhielt sein Anwalt am letztenTag vor Ablauf der Frist einen Brief desRektors. Hierin teilte dieser ihm mit,dass dem Widerspruch stattgegebenwurde, aber nicht ohne nochmals dieRichtigkeit der eigenen Position zu be-tonen. Entschuldigung für ein verlo-renes Semester: Fehlanzeige!Professor Oehler wollte sich auf An-frage von OTTFRIED zu dem Fallnicht öffentlich äußern.

Ein wertloses Stück Papier – bis Eberhard vor Gericht zog

Außerdem haben sie ja alle noch etwazehn Jahre Zeit, um sich zu überlegen,ob und was sie einmal studieren möch-ten. Natürlich vorausgesetzt, die Uni-versität wird bis dahin nicht eingespart.Denn einen ganz besonderen Spaß-macher, den Thomas Goppel, und seinelustigen Pläne kennen die vier Junior-studenten noch nicht. Aber Alex hatdank der Vorlesung des Lehrstuhls fürPersönlichkeitspsychologie den vollenDurchblick: „Denn Spaßmacher sindoft Leute, die versuchen, mit Spaß ir-gendetwas zu vertuschen.“

Foto: sv

Fotos: kok

Foto: privat

Wie sich Eberhard Grewe sein BWL-Hauptstudium erstritt – Vordiplom ist nicht gleich Vordiplom

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C A M P U S .

Von Marietta EderMit der Regierungserklärung von Mini-sterpräsident Stoiber und der Zu-kunftsoffensive Innovation der Bundes-regierung wurde eine Diskussion überReformen im Hochschulbereich losge-treten. Neben dem Thema Studienge-bühren gibt es eine Vielzahl von Verän-derungen, die allerdings kaum in deröffentlichen Diskussion stehen. OTT-FRIED hat einige davon für Euch zu-sammengestellt.

Einschränkung derMitsprache

Studentische Mitbestimmung Unis sind Körperschaften, woraus sichdas Recht auf Mitbestimmung jedesMitgliedes ergibt. In Bayern wurdendie Asten (Allgemeine Studierenden-ausschüsse) Anfang der 70er Jahre ver-boten. Seither haben die Studierenden-vertretungen kein eigenes Budget undkein allgemeinpolitisches Mandatmehr. Nach den Plänen Stoibers soll dieHochschulleitung „entscheidungsfreu-diger und tatkräftiger“ (Zitat Re-gierungserklärung) werden. Daher isteine Verkleinerung des Senats geplant.Darüber hinaus sollen die Dekane mehrKompetenzen bekommen und ein Ver-waltungsrat nach dem Vorbild von Auf-sichtsräten bei Wirtschaftsunternehmeninstalliert werden. Dadurch wäre diestudentische Mitbestimmung, sowie diedes Mittelbaus, extrem eingeschränkt. ProfilbildungDie Landesregierung plädiert für mehr

Wettbewerb im Bildungsbereich. Einenotwendige Bedingung dafür ist dieProfilbildung an den Hochschulen. Dasbedeutet, dass sich die einzelnenHochschulen auf ihre Stärken konzen-trieren und diese fördern. Stoiber siehtkeine Zukunft für bayrische Hochschu-len, wenn „an allen Hochschulen allesangeboten wird“. Ohne breites Fächer-angebot wird interdisziplinäres Studie-ren eingeschränkt; langfristig dergesellschaftliche Diskurs erschwert. Die Abschaffung der Zentralen Verga-bestelle für Studienplätze (ZVS) wirdderzeit heftig diskutiert. Stattdessensollen Hochschulen ihre Studierenden

(hhh) „Wir müssen wieder in der erstenLiga mitspielen“, so Bildungsminis-terin Edelgard Bulmahn, die sich kürz-lich für die Schaffung von Eliteuniver-sitäten nach amerikanischem Vorbildausgesprochen hat. Damit folgte sieKanzler Schröder, der das Jahr derInnovation ausrief, und forderte,Deutschland müsse seinen Ruf als Bil-dungsnation verteidigen. Sie und derGroßteil der SPD-Spitze wollen die Na-tion damit fit für den globalen Wettbe-werb machen. Die zehn geplanten Su-perunis könnten dann binnen kurzerZeit zum „Zugpferd der gesamten deut-schen Hochschullandschaft“ werden.

Eliteschmiede vs.Chancengleichheit

Freunde hat sie sich mit ihrer Visionbislang nicht gemacht. Herbe Kritikmusste sie sich vor allem von Grünen-Chef Reiner Bütikofer gefallen lassen,der ihr die Führung einer „zynischen

Länderstreiche(kok/ip/mas) In fast allen Bundeslän-dern sollen die staatlichen Mittel fürUniversitäten gekürzt werden. OTT-FRIED hat mal über die Grenzen desFreistaats geschaut.Baden-WürttembergDas Wissenschaftsministerium muss2004 insgesamt 91,39 Mio. Euro ein-sparen. Die neun Universitäten im„Ländle“ sollen mit einer Drosselungder Ausgaben von 15,4 Mio. dazu bei-tragen. Welche Uni wie viel und wosparen muss, ist noch nicht entschieden.Zudem muss der Bereich Hochschul-medizin fortan mit 22,4 Mio. Euro unddie Forschung mit 9,5 Mio. Euro weni-ger auskommen. Eine Verwaltungsge-bühr von 40 Euro wird zu diesem Win-tersemester erhoben. BerlinEinen „maßvollen Beitrag zu Haus-haltskonsolidierung“ forderte Wissen-schaftssenator Thomas Flierl von denStudierenden. Der sieht folgenderma-ßen aus: die drei großen Universitäten(Humboldt-, Freie und Technische Uni-versität), sparen einmalig 54 MillionenEuro ein. Doch damit nicht genug.DerSenat will noch weitere Kürzungen vor-nehmen: Wenn 2005 die bestehendenHochschulverträge auslaufen, sollendie jährlichen Ausgaben bis 2009 um75 Mio. pro Jahr absinken. Die Folgen:Allein an der HU müssten etwa 530Stellen und etwa 3.000 Studienplätzegestrichen werden. SachsenHier wird noch heftigst protestiert. Un-längst besetzten Studierende den Land-tag in Dresden. Warum der Frust?Regierungschef Milbradt möchte eben-falls eine Verwaltungsgebühr erheben -aber nicht von 50, sondern 100 Euro.Für extern erworbene Kenntnisse sollzukünftig eine Gebühr von bis zu 150Euro pro Person und Prüfung entrichtetwerden. Zudem tritt Milbradt offen fürStudiengebühren ein.

Scheindebatte“ vorwarf. Es müsse inDeutschland um eine „flächendeckendeInnovation“ gehen, und nicht um die„Verbesserung der Chancen von einpaar wenigen Glücklichen“. VolkerKauder (CDU), warf der SPD vor, siewolle durch den „Glanz deutscherBildung“ das Augenmerk der Bevölke-rung von ihrer eigenen programmati-schen und inhaltlichen Farblosigkeitablenken. Wer sich einerseits gegenStudiengebühren ausspreche, anderer-seits aber von einer „Eliteschmiedefabuliere“, sei absolut unglaubwürdig. Aller Kritik zum Trotz hält Bulmahn anihren Plänen fest. Die Unis sollten aber„nicht auf der grünen Wiese“ neugegründet werden, sondern im Wettbe-werb der bestehenden Hochschulenwachsen und gedeihen. Außerdem botsie den einzelnen Ländern eine Finan-zierung durch den Bund an, was vonFinanzminister Hans Eichel bislangabgelehnt und als zu früh bezeichnetwurde. Was Bulmahn aber noch mit keinem

selbst auswählen. Nach den Reformplä-nen wäre künftig eine Zulassung zumStudium entweder von einem NumerusClausus oder einem positiven Ent-scheid einer Kommission oder einesProfessors abhängig. Allerdings istnoch unklar, wer dieses Verfahrenfinanzieren soll. Bologna-Prozess 1998 vereinbarten die BildungsministerFrankreichs, Italien, Großbritanniensund Deutschlands die Gründung eineseuropäischen Bildungssystems. Seit-dem haben sich weitere 42 Staaten dazuverpflichtet, einheitliche Abschlüsseeinzuführen. Darüber hinaus soll ein

gemeinsamer Forschungsraum ge-schaffen und Mobilitätshemmnisse ab-gebaut werden. Für Deutschland bedeutet dies, dassspätestens bis 2010 die AbschlüsseMagister, Diplom und Staatsexamendurch Bachelor- und Masterstudien-gänge ersetzt werden müssen. Dabei istjedoch noch unklar, ob allen Stu-dierenden der Zugang zur zweiten Stufe(Master) ermöglicht werden soll. Vor-stellbar wäre die Einführung eines Quo-tensystems. Nur einem gewissen Pro-zentsatz eines Jahrgangs wäre es dannmöglich, den Master-Abschluss zu er-werben. Bisher unklar ist, wie es mit

Wort erwähnt, dezent verschwiegen o-der einfach nur übersehen hat, ist, dassunser Land bereits seit 1973 über zweiEliteuniversitäten verfügt. Nämlich dieBundeswehrhochschulen in München-Neubiberg und in Hamburg-Wandsbek,die einen ausgezeichneten Ruf als Aus-bildungsstandort für angehende Offi-ziere genießen. Voraussetzung für ein Studium ist –neben der allgemeinen Hochschulreife– das erfolgreiche Bestehen einer zwei-einhalbtägigen Eignungsprüfung imbundeswehreigenen Offiziersbewerber-prüfungszentrum (OPZ) in Köln. Diesebesteht einerseits aus psychologischenund neurologischen Testprogrammen,die jeder einzelne Offizier in spe zudurchlaufen hat, und andererseits ausKonditions-, Belastungs- sowie Fit-ness-Tests. Und spätestens hier trenntsich die Spreu vom Weizen, denn dieTests haben es in sich. Wer die zweiein-halb Tage heil übersteht und inMünchen oder Hamburg ankommt,kann sich auf ein Studium unter denspäteren Sp(H)eer-Spitzen der deut-schen Gesellschaft freuen.

Sp(H)eerspitzen derGesellschaft

Warum also Deutschlands ohnehin biszur völligen Lethargie trägen Beamten-apparat in Bewegung setzen, und einneues Hochschulsystem aus den „blü-henden Landschaften“ stampfen, wennes auch so geht? Nehmen wir uns einHeeres Beispiel an unserer Armee! Dietut was! Nämlich kämpfen, und zwarfür unser aller Ansehen als Bildungsna-tion. Gönnen wir den Ämtern ihreganztägigen Mittagspausen, und sorgen

wir dafür, dass wenigstens unter demNachwuchs ein Fünkchen Disziplinherrscht! Schluss mit Kaffeetrinken,Langzeitstudium und Diskussionsaben-den! Ärmel hoch und anpacken heißtdie Devise! Zeigen wir Bulmahn & Co,wozu unsere Studis fähig sind, wennman ihnen nur mal in ihren faulen,sozialistischen Arsch tritt!

Ersti-Gelöbnis aufder Campus-Wiese

Eine dem bundeswehreigenen Studien-alltag angepasste Strukturordnung tutda natürlich Not. Los geht´s um Punktsechs Uhr (s.t., Herrschaften!!!) in derKapelle zum gemeinschaftlichenGebet, im Anschluss daran das feierli-che Ersti-Gelöbnis auf der Campus-wiese. Erste Vorlesung um sieben, dieZweite um halb acht. Essenfassen umhalb elf, jeder erhält zweckmäßigesBlechgeschirr in der nahe gelegenenKaserne. Die Mahlzeit ist bis elf kom-plett zu verzehren, das Geschirr selbstzu reinigen. Danach kurze Raucher-pause im Innenhof. Weitere Seminaresowie körperliche Ertüchtigung bissechzehn Uhr, anschließend kollektivesSkatspiel mit den Feldwebeln; alterna-tiv gemeinsame Sichtung einschlägigerfeminin-anatomischer Illustrierter undEinnahme zahlreicher Hopfenkaltscha-len. Bettruhe ab zehn. Toilettenbe-nutzung zwecks Getränke-Reflux istnicht gestattet und dient ausschließlichder Notdurftverrichtung.Möge die Bildungsnation Deutschlandin neuem Glanze erstrahlen, und einVorbild für unsere europäischenNachbarn, ja, die ganze Welt werden.Rührt Euch!

dem dualen Ausbildungssystem Deut-schlands weitergeht. Möglicherweisekönnten in Zukunft bisherige Ausbil-dungsberufe auch an Universitäten er-lernt werden. Unter www.bologna-ber-lin2003.de findet ihr hierzu genauereInformationen Orientierung an der WirtschaftIn seiner Regierungserklärung hat Mi-nisterpräsident Edmund Stoiber die O-rientierung der Studiengänge an denBedürfnissen der Wirtschaft gefordert.Denkbar wäre etwa eine verstärkte Mit-finanzierung wissenschaftlicher Pro-jekte durch die Unternehmen. Zu befür-chten ist dabei die Einschränkung derwissenschaftlichen Freiheit der Uni-versitäten.

Abschaffung des Beamtenstatus?

Bezahlung nach LeistungProfessoren sollen in Zukunft nachLeistung bezahlt werden. Bereits jetztist die Zuweisung von Sachmittelnabhängig von Leistung. Allerdings gibtes große Schwierigkeiten bei derBewertung von Forschung und Lehre.Einzig die Drittmittel waren ein In-diaktor für die Qualität der Lehre. DieAbschaffung des Beamtenstatus würdeder internationalen Vergleichbarkeitdienen und den Wettbewerb zwischenProfessoren aus ganz Europa fördern. Insgesamt stehen die deutschen Hoch-schulen vor großen Reformen. Obkünftig ein Studium generale für allenoch möglich ist, lässt sich bezweifeln.

Reformen bis zum Abwinken Die Regierungserklärung von Stoiber hat die Studierenden verunsichert – OTTFRIED informiert euch über die Neuerungen

Wollt ihr die totale Bildung?Für unser Deutschland nur das Beste – die Universitäten der Bundeswehr zeigen, wie es geht

Bamberger Studierende auf der Großdemo am 14. Januar in München Foto: Streikbüro München

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C A M P U S .

Von Sven BeckerZwischen den Angestellten desWissenschaftsministeriums und denProfessoren der Uni Bamberg gibt esderzeit heftige Scharmützel um dieGeldmittel für das laufende Jahr.Schauplatz der Kämpfe sind die Büros,ihre Waffen die Telefonhörer. „Wir rin-gen um jede offene Stelle“, betont derDekan der Fakultät Pädagogik, Psy-chologie und Philosophie (PPP), Pro-fessor Max Peter Baumann. An seiner Fakultät sind derzeit fünfLehrstühle vakant, zum Teil schon seitmehreren Jahren. Darüber hinaus feh-len Gelder für Lehrbeauftragte, Hiwisund Tutorien. „Fast täglich telefonierenwir mit München, um über Gelder zuverhandeln. Dozenten arbeiten ohneLohn, andere erhalten Verträge nur überwenige Monate. Ein Zustand völligerPlanungsunsicherheit“, berichtet DekanProfessor Max Peter Baumann.

Wer zu lange zögerthat schon verloren

Neben der Fakultät PPP sind auch beiden Geschichts- und Geowissenschaft-lern eine ganze Reihe unbesetzter Stel-len zu beklagen. Die Dekanin ProfessorBärbel Kerkhoff-Hader plagen großeZukunftssorgen: „Bei uns sind dreiLehrstühle und eine C3-Professurunbesetzt. Wir wissen nicht, wie es wei-tergehen wird. Aber wir geben nicht aufund pochen auf die ausstehenden Beru-fungen. Wer da zögert, läuft schnellGefahr, eine Professur zu verlieren“,sagt Kerkhoff-Hader. Wie das Ringen um Gelder aussehenkann, macht die Geldvergabe für dieStipendiaten des Hochschul- und Wis-senschaftsprogramms (HWP) deutlich.Zunächst wurden für das neue Jahrüberhaupt keine Mittel bewilligt. Erstnach langwieriger Überzeugungsarbeitkonnten zunächst die Gelder für Januarund Februar, mittlerweile sogar die

(em) Obwohl sich derzeit alles um diefinanzielle Ausstattung der bayerischenHochschulen dreht, kam beim Besuchvon Wissenschaftsminister ThomasGoppel auch das Thema der Orga-nisationsform der Universitäten zurSprache. Dabei wurde deutlich, dassder Minister nichts oder nur sehr wenigvon einer Stärkung demokratischer Ele-mente im Aufbau der Uni-Gremienhält. „Eine Verfasste Studierenden-schaft führe ich nicht ein“, erklärteGoppel im Anschluss an die Pressekon-ferenz vergangenen Donnerstag gegen-über OTTFRIED.Damit folgt Goppel den Vorstellungenseines Chefs, Ministerpräsident Ed-mund Stoiber. Dieser hatte bereits imNovember vergangenen Jahres in seinerRegierungserklärung angekündigt, dassdie Kompetenzen der Dekane erweitertwerden sollen und ein Verwaltungsrat,ein Gremium ähnlich dem eines Auf-sichtrats eines Unternehmens, instal-liert wird. Welche Personen in diesem

neu zu schaffenden Uni-Organ vertre-ten sein werden, ist noch offen.Minister Goppel bestätigte das Ziel, dieUniversitäten im Freistaat künftig kun-denorientiert auszurichten.

Kunde versuspolitisches Mandat

Die Studierenden als Kunden hättensomit andere Mitspracherechte, als die-jenigen, die Leistungen kostenlos abho-len. „Wir sind nicht an einer Stelle, woman sich kostenlos Essen holt, sondernan einer Stelle, wo man morgens waseinzahlt und abends sagt, wo ist meinProdukt“, erklärte Goppel gegenüberOTTFRIED. Diesem Konzept wider-spricht die Forderung der Wiederein-führung des allgemeinpolitischen Man-dats. Damit hätten die Studierendenjedoch wesentlich mehr Rechte alsKunden, deren einziges Recht dieAblehnung einer Leistung wäre.

Feierabend in der BibDie ersten Konsequenzen sind bei Tutorien und in der Bib schon sichtbar (hhh) Die Uni Bamberg macht ernst:Die bereits seit längerer Zeit angekün-digten Streichungen von Erstsemester-Tutorien, Hiwi-Stellen und zahlreichenMitarbeiterstellen wurden bzw. werdenmomentan durchgeführt.In der Marcushaus-Bibliothek (TB2)sind aufgrund derMittelkürzungen bereitszwei Halbtagsstellenweggefallen, weiterezehn Verträge wurdennicht verlängert. FünfHiwis müssen sich absofort ebenfalls eineneue Anstellung suchen. Das bisher reichlich ge-nutzte Bücher-Shuttle,das ausgeliehene undzurückgebrachte Fach-literatur zwischen Fekiund Marcushaus beför-derte, gehört auch derVergangenheit an. InFolge dieser unzurei-chenden personellen Si-tuation wurden unlängst die Öffnungs-zeiten der Bibliothek stark verkürzt:unter der Woche von 8.30 Uhr bis 19Uhr, Samstags von 10 bis 13 Uhr. DieTeilbibliothek 1 (Katholische Theolo-gie) bleibt an diesem Tag ganz ge-schlossen. Die Studierenden dürfensich zudem über veraltete Bücher freu-

en, da seit dem 1. Januar 2004 keineNeuanschaffungen genehmigt sind.Die Fakultäten für Katholische Theolo-gie, Geschichte und Geographie wer-den höchstwahrscheinlich schon in ab-sehbarer Zeit ganz ohne eigeneTeilbibliothek auskommen müssen, da

deren weitere Eigenständigkeit wohlnicht länger bezahlt werden kann.Selbst die Semesterapparate sollenwegfallen. Den Aussagen der TB 2Mitarbeiterin Christl Schneider zu-folge, dürften diese Maßnahmen bereitsbeschlossene Sache sein, auch wenneine vor drei Monaten von der Hoch-

schulleitung eingesetzte Arbeitsgruppezur Umstrukturierung der Bibliothekennoch immer berät.Alle Tutorien wurden mit sofortigerWirkung beendet, bzw. nicht länger fin-anziell durch die Uni unterstützt. Dieje-nigen, die ungeachtet der Sparpläne

weiterhin stattfinden(z.B. das Ersti-Tutoriumfür Diplom-Pädagogik),werden durch denunentgeltlichen Einsatzvon Studierendenermöglicht.Wie Bibliotheks-Mitar-beiterin Schneider be-richtet, ist die verändertePersonalkonstellationund das Ausbleiben derfünf Bib-Hiwis an jederEcke spürbar. Sie hoffenur, dass es „uns inBamberg nicht bald soergehen werde“ wieeiner Freundin ausRegensburg. Diese stu-

diere dort Medizin und müsse sich einbestimmtes Fachbuch mit achthundertweiteren Studierenden teilen. Werdedas Buch nur einen Tag nach Abga-befrist zurückgegeben, bedeutete diesfür die Kommilitonen eine Katastrophe.In diesem Sinne: Buch macht kluch,kein Buch ist Unfuch. Prost Neujahr!

Zahlungen für den Rest der einjährigenLaufzeit „erkämpft“ werden. Zustände, die eher einem orientalischenBasar gleichen als einer langfristigenPlanung, mit der Wissenschaft undForschung auf Dauer arbeiten können.Hintergrund der Auseinandersetzungensind die Sparmaßnahmen des Frei-staats, die schon seit Jahren großen Ein-fluss auf den Lehrbetrieb der Universi-täten haben. Das betont auch ProfessorBaumann: „Die Schmerzgrenze istdurch die Kürzungen der letzten Jahrebei gleichzeitig steigenden Studieren-denzahlen schon längst erreicht!“ Das Wissenschaftsministerium ver-sucht den Universitäten dennoch jedenCent abzusparen, um den Forderungender Landesregierung nachzukommen.Bislang wurde der Otto-Friedrich-Universität noch kein Haushalt für das

USI-Geld für Bib(mas) Die verkürzten Öffnungszeitender Bibliothek haben allen, die sich aufanstehende Prüfungen vorbereiten wol-len, einen Strich durch die Rechnunggemacht. Besonders in der vorlesungs-freien Zeit schmerzt die Schließung um16.30 Uhr. Aber die UnabhängigeStudenteninitiative (USI) und feki.dehaben sich um Abhilfe bemüht – zu-mindest in der Feki-Bibliothek. Mit ei-ner Geldspende haben die beiden Orga-nisationen in der Zeit vom 1. Februarbis 5. März die Ausweitung der dorti-gen Öffnungszeiten wochentags auf 21Uhr erreicht. Für alle, die am liebstenabends und in einer Bib lernen.

laufende Jahr vorgelegt, da die Vor-gaben des Nachtragshaushalts erst nochauf die einzelnen Universitäten umge-legt werden müssen. „Das muss mansich mal vorstellen. Wir haben schonEnde Januar und noch immer keinefesten Gelder“, ereifert sich ProfessorBaumann. Mit genauen Zahlen rechneter nicht vor Ende des Semesters.Stattdessen ist er sich sicher: „Die wer-den warten, bis das Semester vorbei ist.Dann sind die Studierenden nicht mehran der Uni und können auch keineProtestaktionen mehr organisieren.“Das wäre nicht zum ersten Mal der Fall.Immer wenn Studierende auf dieBarrikaden gehen, legen Politiker dieBekanntgabe unliebsamer Entschei-dungen in die vorlesungsfreie Zeit. Dass Professuren und Lehrstühle nichtmehr besetzt werden, ist indes so gut

wie sicher. So haben die Dekane vonRektor Godehart Ruppert die Vorgabebekommen, innerhalb der nächstenzwölf Monate zu prüfen, bei welchenProfessuren ein Wegfall zu verkraftenist. Leidtragende wären dann mögli-cherweise die kleineren Studiengängemit wenig Lehrstühlen wie die Kunst-oder Musikpädagogik

Kleine Studiengängedie Leidtragenden?

Auch wenn genaue Zahlen noch nichtvorliegen und eine Prognose unsicherist, eines steht fest: Die Profilbildungan der Uni Bamberg hat begonnen. Wersich am Ende durchsetzen kann, wirdauch vom Verhandlungsgeschick derDekane abhängen.

Leerstuhlproblem ungelöstDie Dekane der Fakultäten von PPP und GGeo und ihr endloses Ringen um Neubesetzungen

Die Bib der kath. Theologie ist samstags dicht. Foto: Internet

Wie kommen wir an unsere Gelder? Rege Diskussionen gibt es derzeit auch in den Dekanaten der Uni. Foto: Archiv

Mitsprache unerwünschtGoppel gegen Verfasste Studierendenschaft

Theologen ohne Zukunft?(em) Auch vor der Kirche wird bei denSparmaßnahmen der Landesregierungnicht halt gemacht. Bis zu fünf der achtKirchlichen Fakultäten könnten bis2008 abgeschafft oder zusammengelegtwerden. Wissenschaftsminister Goppelwill davon nichts wissen: Alles nur Ge-rüchte, wiegelt er ab. Diese halten sichallerdings hartnäckig. Gegen die Maß-nahmen spricht ein Vertrag zwischenden Kirchen und der Landesregierung,der den Erhalt der Fakultäten bis 2010garantiert. Der CSU-Landtagsabgeordnete Dr.Helmut Müller erklärte am Donnerstag,dass die Zusammenlegung kontroversin der Fraktion diskutiert werde. EineEntscheidung stehe derzeit noch nichtfest. Dass nicht nur der Freistaat pleite ist,zeigt eine Erklärung des BambergerErzbischofs Schick. So werden in Zu-kunft aus finanziellen Gründen keineneuen Pastoralreferenten mehr einge-stellt. Somit stände für die angehendenPastoralreferenten schon jetzt fest, dasssie nach Ende ihres Studiums arbeitsloswären. Sofort nach Bekanntgabe der ra-dikalen Maßnahmen formierte sich un-ter den Studierenden Widerstand. MehrInformationen hierzu finden sich aufder Homepage der Studentischen Initi-ative für Laienberufe in der Kirche.

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D O M S C H E R G E .

Von Peter WittkampUnzählige stark angetrunkene Men-schen, in allen Ecken wird geknutschtund wo man nur hinsieht, komischeKostüme. Partycipate? Nein, Karnevalin Köln! Ich hätte gar nicht gedacht,dass mir der kollektive Rausch irgend-wann mal fehlen würde, denn immerhinfeiere ich dieses Jahr schon drei Jahre(Zwangs-) Abstinenz im fränkischenExil. Aber als ich am 11.11. kurz vorMensaöffnung auf mein Handy sah und11:11 Uhr angezeigt wurde, war es mirdoch ein wenig wehmütig ums kölscheHerz. Tausende Menschen würden aufdem Alter Markt stehen, sich wahllosumarmen, Gerstensaftschorlen aus un-vorstellbar winzigen Gläschen nippenund der Flirt wäre nicht mehr Mittel,sondern Zweck. Die schönste Jahreszeithatte begonnen. Dagegen sind die Versuche der Fran-ken, unsere Karnevalshochkultur zuimitieren, geradezu lächerlich. Bam-berg und Fasching hört sich dochgenauso an wie Nachrichten auf RTL2.Gibt es hier eigentlich den Slogan„Karneval in Klein Venedig“?Mein persönlicher Karneval-Höhe-punkt war das Jahr 1999: Auf dem Dorf ist es ein ungeschriebe-nes Gesetz, dass jeder noch so kleineVerein eine Karnevalstruppe aufzustell-len hat, bestenfalls natürlich mit

schmuckem Wagen, wie es immer soschön am Rosenmontag im Fernsehenzu sehen ist.Meine Zugehörigkeit zum lokalenVolleyballteam verpflichtete mich da-her zu karnevalistischer Zwangsaktivi-tät. Motto in diesem Jahr: Tigerente, ja,die von Janosch – man ist ja gerneinfantil.Immer standen wir als kleiner Volley-ball-Verein im Schatten der Fußballer.Deshalb musste nun wenigstens imKarneval wahre Größe gezeigt werden.Eine Tigerente von bisher unbekannten

Ausmaßen sollte her. Werkstoffe warenim Wesentlichen Holz, Draht und (viel,sehr viel, unvorstellbar viel) Papp-maschee – back to the kindergardenroots also nicht nur thematisch. Es warmehr Matscherei als in Braveheart, aberes wurde nach unzähligen langenNächten eine prächtige Ente, die dastrojanische Pferd zum Frühstück ver-putzt hätte. Über die dazugehörigenKostüme möchte ich keine Worte ver-lieren, aber sie waren schon stark ruf-schädigend. Zum Glück gingen dieDinger recht schnell im Suff verloren.

(fg) 1993 war esendlich soweit:Die BambergerAltstadt zog mitdem Tower vonLondon gleich.Zumindest hin-sichtlich des Ti-tels. „UNESCO-Weltkulturerbe“darf sich dieses„repräsentativeBeispiel einerfrühmittelalter-lichen Stadt inZentraleuropa“,so das Urteil derOrganisations-Ex-perten über Bam-berg, seitdem nennen. Der Titel wurdedabei nach den strengsten Kriterien fürKultur- und Naturgüter von universell-lem Wert vergeben. Und die bietetBamberg mit Dom, Neuer Residenzund Altem Rathaus sowie über 2400Denkmal geschützten Häusern und demJahrhunderte alten Gärtnerviertel aufjeden Fall. Dass der Titel „Weltkul-turerbe“ jedoch auch Pflichten mit sichbringt, zeigen zwei geplante Groß-projekte, mit denen der Innenstadt-Konsum angekurbelt werden soll: dieCity-Passage und die Bebauung derKettenbrücke.

Größenwahn inBeton und Glas

Als Kaufhaus in der Größenordnungeines „Hertie“ machte die Citypassagebereits vor rund zwei Jahren Schlag-zeilen. Zwei Untergeschosse und vierHauptgeschosse für Geschäftslädensollte der Mammut-Bau umfassen, dersich von der ehemaligen Kreisspar-kasse in der Langen Straße bis zum frü-heren „Metzner-da-am-Eck-da“ ziehenwürde. Das schwebte den Planern ur-sprünglich vor. Inklusive einer zweige-

schossigen Tiefgarage unter dem ZOB.Dieser Vorschlag brachte jedoch einederartige Protestwelle hervor, dass dieTiefgarage daraufhin unter die südlichePromenade verlagert wurde. Soweit zu-mindest die Planung. Derzeit wird wei-terhin an einer bestmöglichen Lösunggebastelt, wie der Aufsichtsrat derSparkasse bekannt gab, die das Geländefür die City-Passage zur Verfügungstellt. Und das müsste eine Lösung sein,welche auch die UNESCO-Expertenüberzeugt und sich einigermaßen har-monisch in das „Weltkulturerbe“ ein-fügt. Ähnliches gilt für die vorgeseheneBebauung der Kettenbrücke. So ist bis-lang geplant auf jeder Seite der Brückeein dreistöckiges Geschäftsgebäude mitGlas-Stahl-Fassaden zu errichten. Wäh-rend der Bamberger Baureferent OtmarStrauß von dem dreigeschossigenFlussbauwerk mit seinen Geschäften,Cafés und Büros als touristischerAttraktion schwärmt, da seit 350 Jahrenin Europa keine bebaute Brücke mehrerrichtet worden sei, kritisiert die GALdie Pläne als „zwei Glassärge“. DieBefürchtung der Partei: durch den über-dimensionierten, massiven dreistöcki-gen Gebäuderiegel würden bestehende,

teils historische Bauten am Ufer fastkomplett verdeckt werden. Deshalb dieForderung nach mehr Durchlässigkeitin der Gebäudestruktur. Erreicht wer-den soll dies durch einen Architekten-wettbewerb, so der Vorschlag der GAL,da die bisherige „Glassarg“-Planungnur auf dem Entwurf eines einzigenArchitekturbüros basiere. Dass miteiner Bebauung der Kettenbrücke je-doch auch die schwächelnde Geschäfts-meile von der Königsstraße bis zumBahnhof wieder aufgepäppelt werdenkönnte, darin sind sich alle Mitgliederdes Stadtrats einig.

Das letzte Wort hat die UNESCO

Sicher ist bei den beiden Mammut-Projekten bislang nur eines: Egal wiesich die Planungen für City-Passageund Kettenbrücke entwickeln, das letz-te Wort wird die UNESCO-Exper-tengruppe haben. Ganz im Sinne desTitels „Weltkulturerbe“. Wer weitere Informationen zur Bebau-ung der Kettenbrücke sucht, wird im imInternet unter www.kettenbruecke.defündig.

Soweit ich mich erinnere war derVerein, der sich als Höhlenmenschenverkleidet hatte, der Einzige der nichtlachte. Nichtsdestotrotz haben wir mehr kleineKinder glücklich gemacht als Rolf Zu-ckowski, Astrid Lindgren und Benja-min Blümchen zusammen.Jedoch waren nicht nur die Kinderglücklich, auch das Guinness-Buchhatte Grund zur Freude: Ein neuerWeltrekord! Was für eine sagenhafteLeistung! Wozu noch studieren, wenndies erreicht? Die größte Tigerente derWelt!!! Mit eigenen Händen erbaut undmit Foto erschienen im 2000er Millen-niums-Glitzer-Band.

Disney, Bierund Zigaretten

Wow! Ich glaube Bambi, Peter Pan undNemo sind noch frei. Irgendwie erinn-nert mich das alles an die Filme aufRTL, die nur in Deutschland gezeigtwerden aber großspurig als Weltpremi-ere angekündigt werden. Bin übrigens gerade dabei, denWeltrekord im „Bier der Marke Beck’strinken, dabei gleichzeitig blaueGauloises rauchen, Tomte hören undOTTFRIED-Artikel schreiben“ aufzu-stellen. Schon vier Stunden. Rekord!

Oh, wie schön ist Karneval„Viva Bambergia“ statt „Viva Colonia“? Nostalgische Schwelgereien eines Jecken im Exil

Kulturerbe gegen KonsumKettenbrücke & Co. zwischen Modernisierungswut und Denkmalschutz

Bambergs Altstadt – Altes erhalten oder durch Neues vielversprechende Märkte erschließen?

Da steckt ne Menge Arbeit drin: Die größte Tigerente der Welt

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Leh-mann, hielt am Donnerstag, 22. Januar 2004, in der Fakultät KatholischeTheologie eine Rede zur Hermeneutik. Er thematisierte ihre Notwendigkeitfür einen zukünftigen Umgang mit dem Konzil. Der Vortrag fand imRahmen des theologischen Forums der Fakultät statt.

In Bambergkaum möglich:Autofahren

Sich aus dem Weg gehen

Samstagabends ausgehen

Sightseeing-Touren mit denEltern vermeiden

Einen vernünftigen Dialekt hören

Shoppen

Mal neue Leute treffen

Studieren

Mit dem Bus von A nach B fah-ren

Den Terrorblicken der Fenster-Oma-Mafia entkommen

Auf Flohmärkte gehen

Nüchterne Amerikaner finden

Nicht schwangere jungeFränkinnen sehen

Das Cafe Müller umgehen

Gute Konzerte besuchen

Nach ein Uhr nachts Nahrungerwerben

BWLer nicht auf den erstenBlick erkennen

Betrunken (oder ohne Licht)Fahrrad fahren

Karneval feiern

In zehn Minuten die Austraßedurchqueren

Dinge tun, die keiner jemalserfahren wird

Lehmann an der Uni

Foto: Internet

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K U L T U R .

Tocotronic:10th Anniver-sary Box(pet) Es stimmt uns unendlich traurig/dass die Dinge die uns einmal/fast schon fröstelnd machten/vor Glückseligkeit/uns schon nach kurzer Zeit/nur kaum mehr noch berühren/selbst dann noch wenn wir spüren/dass wir letztlich danach jagen/immer wieder JA zu sagen/eben weil wir darum wissen/dass wir schnell genug vermissen/was uns damals wichtig war/und es wird uns klar.

Mehr lebensnahe Lyrik auf derTocotronic 10th Anniversary Box.Sämtliche Videos der Band (sowieeinige Specials) auf DVD, begleitetvon einer B-Seiten-Sammlung aufCD. Alles zum fairen Preis vonnicht mal 20 Euro. Unter den Songs finden sich siebenCoverversionen, zum Beispiel dasberührende „Sailor Man“ und eineVielzahl bandeigener Stücke wie„Gott sei Dank, haben wir beide unsgehabt“, die bei anderen Bands dieSingleauskopplung des Albums wä-ren – das Oasis-Syndrom. Außerdem sind ursprüngliche Al-bumtracks in englischer, kongenia-ler Übersetzung zu entdecken, wiedas Hoffnung und potenzielle Ent-täuschung so eng verbindende „Theidea is good but the world isn’tready yet“. Das ist kein Heimatlied, das ist keinWellenreiten, das sind die Toco-tronic B-Seiten. Das ist die wichtig-ste (deutsche) Band der 90er Jahre.Ach, was sollen die Einschrän-kungen: Die beste Band der Welt.Unverzichtbar. Sorry, Pulp!

Von Karoline KeßlerDa musste erst die Titanic-Boygroupnach Bamberg kommen, um uns Hin-terwäldlern zwischen Kapitalismus undKirchenwahn im bayerisch besetztenTeil Bayerns zu zeigen, was in den letz-ten 2000 Jahren in der Welt so passiertist. Nach der 1. Titanic–General–Ring-vorlesung blieben wirklich keine Fra-gen mehr offen. Aber wir aus der Me-tropole am Ufer der Bam sind ja auchKummer gewohnt. „Lehnen Sie sichzurück, entspannen Sie ihre Gesäß- undGesichtsmuskeln und erleben Sie alleEinzelheiten bewusst mit....“

Titanic: Das Besteaus 2000 Jahren

Mit stoischer Ruhe und ebensolchemBlick präsentierten ChefredakteurMartin Sonneborn, Thomas „Doppel-pass“ Gsella und Oliver Maria Schmitt(sein Vorbild: Mohammed Atta) dasBeste aus über 2000 Jahren Titanic, derältesten Faktenzeitschrift der Welt.Denn ein bisschen Spaß muss sein (undbei solchen Sprüchen zuckt Sonnebornnicht einmal mit dem Mundwinkel). Bei Dieter Bohlen einmarschieren,Fernsehen und Rauchen als Staatsziele,und elegante Mittel und Wege, endlichwieder die DDR loszuwerden. WennOliver Maria Schmitt Kanzler wäre, sä-he es hier anders aus: Bei der Titanic

bern an jeder Playboykolumnisten-schulter bei Thomas Gsella war es janix, dann ist er jetzt halt der Vater-freuden-Spezialist der neuen Frankfur-ter Schule. Die erfolgreichste Musikgruppe allerZeiten – sympathisch-spritzig – hat dieBoygroup besonders ins Herz ge-schlossen. Silberzwiebeln, sättigendeSynthesizer-Sauce und Olaf (der Loc-kenvokuhila – ein besserer Gitarren-spieler als Keith Richards), das war

Oliver Maria Schmitt eine Reise wert,auch wenn die schunkelnden Hirn-schwemme selbst für einen hartgesotte-nen Reporter schwer zu ertragen waren.Und unvergessen natürlich das Beste-chungsfax mit der Kuckucksuhr, demwir die Fußballweltmeisterschaft im ei-genen Land verdanken. Die Frankfurter „diffamerieren“ ebenmunter weiter. Denn: Die Schwedensind keine Holländer, das hat man ganzgenau gesehen. Danke, Titanic.

The Darkness:Permissionto land(hhh) England hat nicht viel zu lachendieser Tage. Der Fall Lady Di(e) wirdwieder aufgerollt, beim Stapellauf derQueen Mary II sterben fünfzehn Ehren-gäste und nun wird auch noch die Ab-schaffung der Fuchsjagd diskutiert. We-nigstens in der inseleigenen Musiksze-ne geht es lustiger zu. Dafür sorgen der-zeit die Spaßvögel von The Darknessmit ihrem Debutwerk. Hardrock-No-stalgiker, Freddy Mercury-Lookalikesund andere Verrückte haben sie bereitsseit Wochen im CD-Spieler, der Höhen-flug in den Charts hält an.Warum also ein Album besprechen, daseh schon viele kennen? Antwort: Weiles eben noch nicht jeder kennt! WasJustin Hawkins (Gesang, Gitarre), seinBruder Dan Hawkins (Gitarre), Ed Gra-ham (Drums) und Frankie Poullain(Bass) tun, ist nicht normal.

Glamrock und Zahn-spangenträger

Während die einen immer noch trän-chenverdrückend auf die unsäglicheGuns n´Roses-Reunion warten und dieanderen das Wort „Glam“ für eine neueZahnspangenträger-Illustrierte halten,kommen drei Briten des Weges, gewin-nen einen Queen-Karaoke-Wettbewerb,gründen eine Band und schaffen miteinem längst totgeglaubten Musikstil,Hardrock, dessen Revival. Dabei ist das Rezept immer gleich. Ho-he, bisweilen penetrante Falsett-Stim-me, Schrammel-Bass und genre-typi-scher Gibson-Gitarrensound aus derMarshall-Amp. Alle Songs sind aus ei-nem Guss. Und doch besticht Permis-sion to land durch eben diese Klischee-Überladung und wandelt Peinlichkeit inKult, Past in Present Tense. Titel wie „Ibelieve in a thing called love“ und „Getyour hands off my woman (mother-fucker)“ bedeuten dem geneigten Höreraber mit einem schelmischen Grinsen,dass Bandname und Textinhalte nichtimmer ernstzunehmen sind. Es ginge, so Justin Hawkins, nicht da-rum, sich zu profilieren, sondern umden Spaß und „darum, die gegenwärti-ge Rockszene aufzumischen, und vonall dem unnötigen Mist abzulenken“.Das ist ihnen gelungen. Genauso wiedie zeitgleich eingeleitete Revolutio-nierung der „Rock-Couture“.Vergessen sind Baggie-Pants, Schlüs-selband und Sneakers. Im Jahr 2004trägt man(n) Federboa, Glitzerjeansund brustfrei!

Lichtgestalten im OdeonTake That: Die „Titanic-Boygroup“ zelebriert ihre Heldentaten in einem furiosen Liveprogramm

Trio Infernale: Martin Sonneborn, Thomas Gsella und Oliver Maria Schmidt

Caution: Books crossing!Was einem in der eigenen Küche nicht alles über den Weg laufen kann...(kk) Howdy, Hola, Bonjour, Guten Tag.I’m a very special book. I’m travellingaround the world making new friends.Juhu, ich kann es kaum glauben, ich ha-be mein erstes Bookcrossing-Buch ge-funden, ihr wisst schon, die freigelas-senen Bücher, die mit Aufkleber undNummer versehen durch die Welt gon-deln, um von verschiedenen Personengelesen und anschließend irgendwo fürirgendjemanden deponiert werden. Zugegeben, ich habe es leider nicht aneinem spektakulären Ort gefunden, wiez.B. im Tretboot an der Hainspitze, son-dern es lag einfach bei mir in der Kücheauf der Fensterbank herum. Auch in dieKüche ist es auf keine besondere Weisegekommen, ein Freund meiner Mitbe-wohnerin hatte es auf ihre Geburtstags-party mitgebracht, als kleine Zugabe. Trotzdem, freigelassenes Buch bleibtfreigelassenes Buch, auch wenn es nurin der Küche liegt und auch wenn, wie

ich zu meiner Enttäuschung bei einemBlick in das Konto des Buches im Netzfeststellen musste, eben dieser Freundder allererste Besitzer war und es dem-entsprechend außer Bamberg noch

nichts von der Welt gesehen hatte. Aberwas nicht ist, kann ja noch werden. Undich werde seinen Weg verfolgen, ge-nauso wie ich mich mal wieder um

meine Kicker-Fußballmannschaft küm-mern werde. Jawohl.Jane Smileys „Moo“ ist eine witzigeCampusgeschichte, über eine Uni imMittleren Westen der USA, an der esdrunter und drüber geht. Als die Regie-rung die Gelder für die Uni massiv kür-zen will, versinkt erstmal alles imChaos. Kommt einem doch zur Zeitirgendwie bekannt vor...

Wie kommen die Engel an den Shit?

Und das Beste daran: Ich denke schondie ganze Zeit an die wunderbarenMöglichkeiten, wo ich es hinlegen wer-de, vielleicht bringe ich es an den Domund lege es unter das Portal mit denbekifften Engelchen, oder in die näch-ste Telefonzelle, oder ich lege es ein-fach in irgendeinen Zug... Mal sehen.

kennt man sich eben mit Politik aus.Und mit Schwarzgeld. Der CDU wirdder Ausflug in die Schweiz mit Sicher-heit in Erinnerung bleiben, wenn auchnicht in guter. Martin Sonneborn mitden zwei Schwarzgeld-Ordnern, derden verdutzten CDU-Leuten Guten Ta-gi wünscht. Der Anblick ist wirklich zuschön.Auch Kinderpflege ist kein Problem: esgibt nichts lautes, außer man haut es!Mit den zwei rehbraunen Spitzenwei-

Ein Leben gegen SchattenVom Saulus zum Paulus – Martin Bormann jun. zu Gast in der KHG(kok) Wie fühlt sich jemand, der alsSohn eines Täters mit den Schatten derNS-Vergangenheit zu leben hat? MartinBormann jun. sprach am 10. Dezemberin der Katholischen Hochschulgemein-de (KHG) über dieses Thema. Der An-drang war gewaltig. Über 150 Zuhörerfanden sich in den KHG-Räumen ein,um zuzuhören, wie der älteste Sohn vonHitlers gleichnamigem Sektretär undReichsleiter seinen Lebensweg umriss: Er wächst auf dem Obersalzberg beiBerchtesgaden auf und besucht ein NS-Internat. Die Nachricht vom Zusam-menbruch des Regimes ereilt den 15-Jährigen auf der Flucht in Tirol imKreise seiner Mitschüler. MehrereFreunde erschießen sich auf der Stelle.Einige fliehen weiter über die Berge.

Den schwer erkrankten Bormann lassensie zurück. Bei einem Bergbauern fin-det er Zuflucht und erfährt dort erstmalschristliche Werte. 1946 lässt er sich tau-fen, holt das Abitur nach, wird Priesterund geht in den Kongo. Später lässt ersich auf eigenen Wunsch vom Papst lai-sieren und arbeitet als Religionslehrer.Von Bormanns sehr persönlichem undvor allem offenen Vortrag, der denersten Teil des Abends einnahm, zeigtesich das Publikum begeistert. Viel zu-rückhaltender blieb er jedoch in der an-schließenden Diskussion: Fragen derZuhörer über das Verhältnis zu seinemVater schien Bormann auszuweichen,gegen Ende des Abends reagierte ersogar verärgert und laut. Die Verurteil-ung seines Vaters bei den Nürnberger

Prozessen bezeichnete er zwar alsgesetzmäßig, wie er aber als Christ undSohn eines Verurteilten gerade über dieTodesurteile denkt, ließ er offen. Bormanns persönlicher Standpunkt,jeder Mensch könne Fehler machen,habe aber auch die Chance, „sich Gottzu Füßen zu werfen und um Vergebungzu bitten“, war wohl vielen an diesemMittwoch unbegreiflich. Doch gerade diese manchmal wider-sprüchlichen und extremen AussagenBormanns machten seinen Besuch zueiner überaus interessanten Erfahrung.Bei vielen Zuhörern hat er mehr neueFragen aufgedeckt als schon bestehen-de beantwortet. Enttäuscht war davonkaum einer – verwundert hingegen somancher.

Wieder unterwegs: J. Smileys „Moo“

Foto: PR

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K U L T U R .

Dirty HarrysErben(hhh) Auch im deutschen Fernsehenwird derzeit mächtig an der Bildunggespart. Bisher schwerster Ver-nunft-Verlust: Die „kreative Pause“der Harald-Schmidt-Show. Die Ge-rüchteküche brodelte schon länger.Von unausräumbaren Differenzenzwischen Schmidt und dem neuenSAT.1-Chef Roger Schabowski wardie Rede. Nachdem SchmidtsIntimus und Ex-Senderchef MartinHoffmann seinen Sessel räumenmusste, war für die Late-Night-Ikone Schluss mit lustig. Er verord-nete sich und seiner Show zumEnde des letzten Jahres eine „Kre-ativpause“.Ob dies nun aus Unmut über seinenBrötchengeber oder aus anderenGründen vonstatten ging, ist bisheute Verschlusssache. Ersteres darfaber angenommen werden, die Be-stürzung über König Schmidts Ab-gang ist allerorten groß. Die Quotegab ihm stets recht, wich nie nachunten ab, sondern stieg sogar in derletzten Zeit noch einmal an, nach-dem Schmidt seinen RedaktionschefManuel Andrack als Showassisten-ten vor die Kamera holte.Weitere Mitarbeiter wie die char-mante französische Reporterin Na-thalie Licard, Studioband-Chef Hel-mut Zerlett, Notiztafelträgerin Suz-ana Novinscak und Dr. Udo Broem-me waren unverzichtbare Bestand-teile der Erfolgsshow, und reißendie entstandene Lücke im Unterhal-tungsfernsehen weiter auf. Als dieLate-Night-Show nach amerikani-schem Vorbild (Schmidts Idol: US-Pendant Johnny Carson ) 1995 erst-mals über den Äther ging, ahnte nie-mand die Dimension, die das For-mat einmal bekommen sollte.Was ist das bloß für eine TV-Welt,in der ein verdienter Entertainer wieSchmidt geht und ein Haufen Ex-Promis und Dauernerver wie DanielKüblböck aus dem australischenDschungel zurückkehren darf...!Und wer zum Henker ist dafür ver-antwortlich, dass die Bildschirmab-stinenz von Margarete Schreinema-kers aufgehoben wurde?

Gute Nacht Schmidteinander

Doch kein Verlust ohne Ersatz:Ladykracher Anke Engelke wird dieoffizielle Nachfolge antreten. Obdiese Milchmädchenrechnung –Engelke für Schmidt – für SAT.1allerdings aufgehen kann und wird,bezweifeln die meisten. Bleibt zu hoffen, dass es sich wirk-lich nur um eine Kreativpause han-delt, obwohl man um die Illusionweiß, der man aufsitzt.Aber immer noch besser als derimmer noch vaterlosen SusanStahnke dabei zuzuschauen, wie sieihre Notdurft trotz vorhandenenSanitärs in den von deutschenPromi-Volldeppen bislang weitest-gehend unberührten australischenDschungel verrichtet. Oder Alt-Kasper Werner Böhm („GottliebWendehals“) beim Schwitzen, wäh-rend Mallorca-Beau Costa Cordalisfür ihn seine sogenannten Hits aufeiner Wandergitarre intoniert, unddamit sogar Caroline Beil in dieFlucht schlägt. Die Hölle!Zurück zu Lück! In diesem Fall: zuSchmidt! Seien wir froh, daß wir ihnhatten! Ladies and gentlemen:The king has left the building!

englischer Gedichte von Dorothy Par-ker, die zum Teil einen leicht sarkasti-schen Unterton hatten und das Pub-likum sehr zum Lachen brachten.Theater bekam man an diesem Abendschließlich auch noch geboten. DieGruppe „Spieltrieb“ präsentierte dasVerkaufsgespräch zwischen einem Arztund einem nicht besonders vertrauens-

Von Sandra BleinerWas Bohlen nie so richtig gelungenwar, hatte sich die Fachschaft SpLit am13. Januar zur Aufgabe gemacht.„Bamberg sucht den ultimativen, oftkopierten, aber niemals erreichten Su-perstar“ lautete das Motto des diesjähri-gen Kultursplitters, bei dem ganz unter-schiedliche Künstler um die Gunst derJury kämpften.

Fischers Fritz aus Kamerun

Heißer Anwärter auf den Titel war in je-dem Fall der Sänger Ngang Akwo ausKamerun, der eine wirklich einzigartigeShow zum Besten gab. Auf ein stim-mungsvolles Lied in seiner Landesspra-che mit Gitarrenbegleitung folgte zu-nächst ein trauriger „Poor Man`sBlues“ auf Englisch. Umso überra-schender war der Effekt, als er plötzlichzwei amüsante Lieder in perfektemDeutsch anstimmte, die von „FischersFritze“ und anderen seltsamen Dingenin unserem Land handelten.Großes schauspielerisches Talent be-wies Nora Gomringer bei ihrem Vortrag

erweckenden Arzneimittelhändler.Kabarettist Sigi Hirsch stellte sein neu-es Programm „Bitte nicht küssen“ vor.Was der Job eines Spions alles so fürProbleme mit sich bringt, erfuhr man ineinem Sketch der „English DramaGroup“. Ganz ohne Requisiten gelanges den Darstellerinnen, eine richtig guteShow auf die Bühne zu bringen.

Als absolute Superstars des Abendswurden von der Jury jedoch „AlfiZanklgruber und Anton L.“ gekürt. Mitihren Songs und Witzen über die CSUhatten sie das Publikum einfach auf ihreSeite gezogen und zum Mitsingen und -klatschen animiert. Natürlich musste daeine Zugabe her – und dabei zeigte sichdann, dass der „Protestsong“ mittler-weile wirklich Kultstatus erreicht hat:Kaum jemand, der den Text noch nichtauswendig drauf hatte.

Protestsong bis zum Abwinken

Im Nebenzimmer lud DJ Heinz darauf-hin alle ein, die Erinnerungen an ihrenTanzkurs noch einmal aufleben zu las-sen. So neigte sich der Abend mit Wie-ner Walzer-Klängen, Foxtrott und Tan-go langsam dem Ende zu. Ihre ganzpersönlichen Superstars hat die UniBamberg also bei diesem Kultursplitterauf jeden Fall gefunden. OTTFRIED ist schon mal sehrgespannt, wie sich die Kandidaten dem-nächst im australischen Dschungelschlagen werden.

Alfi, der Außerfränkische „Ich verabscheue euch wegen eurer Kleinkunst zutiefst!“ – Bamberg kürt seine Superstars

Alfi Zanklgruber und Anton L. rocken auf dem Splitter. Foto: san

(mas) Gleich zwei musikalische Le-ckerbissen bietet der Lehrstuhl für Mu-sikpädagogik und -didaktik zum Endeder Vorlesungszeit. Der Bass Chor unddas Orchester der Universität treten amkommenden Samstag, 31. Januar, 20Uhr gemeinsam im Josef-Keilberth-Saal (Konzerthalle) auf. Im Programmdes Opernabends stehen Ouvertürenund Arien aus Opern von Mozart, Lort-zing und Smetana. Eine weitere Auf-führung findet an gleicher Stelle eineWoche später zur selben Uhrzeit statt.Die Jazz-Big-Band der Uni lädt amSonntag, 1. Februar, 20 Uhr zum Kon-zert in das Audimax in der Feldkir-chenstrasse. Von Swing-Standards ausder Zeit von Benny Goodman bis zumodernen Latin-Stücken ist alles dabei.

(mas) Erstmals findet im März diesenJahres eine Konzertreihe mit jiddischerMusik in der Domstadt statt. Der Bam-berger Kabarettist Albert Herrnlebenhat für das Wochenende vom 5. bis 7.März eine Reihe bekannter Namen ausdem Bereich der jiddischen Musik fürdie ersten Bamberger Klezmertage ge-winnen können. Es werden unter ande-ren der Ukrainer Mark Aizikovitch undMarimbaphon-Meister Alex Jacobo-witz auftreten. Alle Veranstaltungenfinden im Bootshaus statt und beginnenum 20 Uhr. Infos unter www.bambergerklezmertage.1awebseite.de.

Übersetzungsprobleme(jjr) Womit hat er das bloß verdient?Selten hat ein Film gleich vom Startweg mit höheren Hürden zu kämpfengehabt als „Lost in Translation“: Bei-nahe ausnahmslos alle Feuilletonistenvon FAZ bis TAZ priesen ihn in ihrenKritiken bis zur Ekstase – was in derRegel das beste Anzeichen für einenveritablen Flop ist. Sogar als Oscar-Kandidat wurde er bereits gehandelt –welch eine Schmach!

Zwei Amerikanerallein in Tokio

Deshalb zunächst die gute Nachricht:Auch Studis mit Herz- oder Kreislauf-problemen oder Neigung zur Hyper-aktivität können sich den Film beden-kenlos anschauen. Die Gefahr übermä-ßiger Aufregung besteht nicht. Hin undwieder mag die Kamera etwas hilflosund unruhig schwenken, manche Cutskommen überraschend – richtiges Tem-po entsteht zu keinem Zeitpunkt.Was auch an dem überschaubaren Plotliegt, der die Bezeichnung „roter Fa-den“ kaum verdient: Die AmerikanerBob und Charlotte (gespielt von Mei-sterkomiker Bill Murray und Nach-wuchsstar Scarlett Johansson), beideder japanischen Sprache nicht mächtig,treffen sich in einer Tokioter Hotelbar.

Unfähig und unwillig, sich den lokalenGepflogenheiten zu öffnen, schließensie sich zu einer geistigen „Wider-standszelle“ zusammen.

Gemeinsam gegenden Kulturschock

Um zu erraten, was nun folgt, mussman kein Prophet sein: Obwohl Char-lotte jung genug ist, um Bobs Tochterzu sein, und obwohl beide treu verhei-ratet sind (wenn auch nicht geradeglücklich), kommen sie sich langsamnäher. Gemeinsam unternehmen sieTrips durch das bunte Nachtleben To-kios, besuchen Charlottes Freunde, läs-tern über das „unerträgliche“ japani-sche Essen. Dass das Land der aufge-henden Sonne dabei nur symbolhaft für„die große Fremde“ steht, dürfte nachden ersten zehn Minuten auch dem letz-ten Zuschauer klargeworden sein – ge-nauso gut könnte der Film in Nairobi,Novosibirsk oder Neu-Delhi spielen. Enttäuschender jedoch ist der uninspi-rierte Humor des Films. Natürlich sindeinige Szenen dabei, die zum Schmun-zeln einladen – etwa, wenn sich dergroßgewachsene Bob mühevoll unterdie Dusche bücken muss, oder wenndie japanische „Masseuse“ ständig for-dert, er solle ihren „Stlumpf lupfen“.Leider reitet die Drehbuchautorin undRegisseurin Sofia Coppola zu stark auf

alten Klischees herum, die nach derersten Viertelstunde alle abgegrast sind– für die restlichen 92 Minuten bleibtda nicht mehr als ein müdes Grinsen.Echte Schenkelklopfer, die manch an-derer Filmkritiker bemerkt haben woll-te, habe ich jedenfalls vermisst. Dafür hat wenigstens der Schluss nocheine Überraschung zu bieten. Unüber-sehbar werden sämtliche cineastischenGrundsätze, die einen Hollywood-Streifen auszeichnen, über Bord gewor-fen. Vielleicht war es genau das, wasdie Kritikerriege zu überschwänglichenLobeshymnen veranlasste. Mein Fazit: Ein netter Versuch, etwasmehr Philosophie ins Kino zu bringen –der aber größtenteils als gescheitertbetrachtet werden darf. Nur einen Satzkönnen genervte Studis von Bob ler-nen: Auf den Seufzer Charlottes, sie seidoch nur Durchschnitt, antwortet erselbstbewusst: „Ach, das merkt dochkeiner!“

KinoverlosungIm Prüfungsstress mal Lust auf eineAbwechslung oder kein Geld für Kino?OTTFRIED verlost gemeinsam mitdem Kino Odeon 4x1 Eintrittskarte füreine Vorstellung eurer Wahl. Schickteinfach eine E-Mail an [email protected]. Einsendeschluss ist der 10.Februar 2004. Also viel Erfolg und guteUnterhaltung!

Und täglich grüßt die Karaoke – Bill Murrays Comeback big in Japan

Manche mögen Reis: Das böse Aufstoßen folgt prompt.

Uni-Konzerte

Klezmer-Tage Foto: Verleih

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S P O R T .

Von Christina Distler, Jana Ramm undSandra BleinerDas Elend kurz vor den Prüfungen hatseinen Höhepunkt erreicht: Man sitzt inJogginghose und mit ungewaschenenHaaren am Schreibtisch und redet sichein, mit Schokolade und sonstiger Ner-vennahrung besser lernen zu können.Bewegung und Frischluft zuerst zuFremdwörtern und später aus unseremWortschatz gestrichen worden. Da hilft nur noch eins: Raus an die Luftund mal an was anderes denken. OTT-FRIED hat sich aus dem Jogginganzugin die Skiklamotten geworfen und füreuch die Pisten in Bambergs Umge-bung getestet.Winterspaß pur verspricht der mit 1456Metern höchste Gipfel im BayerischenWald: der Große Arber, von Bambergaus in maximal drei Stunden Autofahrtzu erreichen. Auf rund elf Pistenkilo-metern erwarten den geübten aber auchden weniger trainierten Skifahrer undSnowboarder Abfahrten aller Schwie-rigkeitsgrade. Ein besonderes Erlebnis:Auf der offiziellen Weltcup-Streckekönnen alle Brettlkünstler schon malauf Martina Ertls Spuren wedeln und soihr Können testen. Um die Motivationnicht zu verlieren ist vom direktenZeitvergleich allerdings abzuraten. Die Tageskarte ist mit 22 Euro nichtgerade billig, dafür bekommt man aberauch abwechslungsreiche und relativschneesichere Pisten sowie einen Boar-der-Funpark geboten. Einen besonde-ren Service für Übernach-tungsgäste bietet www.arber-land.de: Hier kann manzentral nach freienZimmern fragen unddiese auch direktbuchen. Wer weniger Zeit undGeld investieren, sichaber trotzdem malwieder so richtig imSchnee austobenmöchte, der kann sich auf den Wegnach Wattendorf und Umgebungmachen. Die Gemeinde, die hinterScheßlitz im Fränkischen Jura liegt, ist

lich herrlichem Pulverschnee die Pistein Mehlmeisel im Fichtelgebirge her-unterwedeln. Dabei kann man auchnoch richtig Geld sparen. Denn von 18bis 22 Uhr zahlen Studenten nur 8,50Euro. Eine Tageskarte gibt’s für 14,50Euro. Dank der drei Schlepplifte könn-nen lange Anstehzeiten gut vermiedenwerden. Dafür hat man allerdings nureine 700 Meter lange, etwas steilereAbfahrt, um seine Wedelkünste voll un-ter Beweis zu stellen. Wenn man dannvom Skifahren so richtig kalte Füße be-kommen hat, kann man sich bei einerTasse heißem Glühwein in der gemüt-lichen Hütte oben am Berg wieder auf-wärmen.Also, Schluss mit dem Selbstmitleidund dem melancholischen „Den-Schneeflocken-vom-Schreibtisch-aus-Zugucken“. Vielleicht ist es gemein,dass es gerade so kurz vor den Prü-fungen überall schneien muss und des-halb die Pistenbedingungen so idealsind.

OTTkick is back(bse/kos) Wir sind’s mal wieder. Die aner-kannten Experten der OTTkick-Redak-tion, und wie immer brennt uns ein bri-santes Thema unter den Nägeln. Vielleichtauch mehrere. Schaunmermal.Zu Beginn dieses großen Fußballjahresmelden wir uns zurück, damit ihr euchwieder an uns gewöhnen könnt. Schließ-lich ist OTTkick die Mutter aller Späß-chen. Und in der nächsten Ausgabe gibt esein OTTkick Eeh Emm-Special. Aber erst schaunmermal, was seit demletzten OTTkick so passiert ist. Was machtdenn der LOTTamaddäus? Der hat sichden Job als Ungarischer Bundesbertigekauft, damit er seiner Alten (!!!) besserbeim Pulli verkaufen helfen kann.Bei der letztjährigen Weihnachtsfeier vonden Münchener Freiern stach dieses MalKarl-Heinz Rumgeficke zu und stahlFranz Heckenbauer die Show. DessenGeliebte Frau Hurmeister war ja schonvor Jahren bekannt geworden. AproposFicken. Der Weihnachtsmann Karl-Heinzbewies damit, dass es den Münchenerspitzen Kräften nur darum geht ihreWürstchen unter die Leute zu bringen. In Anbetracht dieser Gepenisse stellt sichnur die Frage wann Erich RUTEmöller zuden Bayern stößt. Rute. Verstanden? Oderder Udo seine Latteck ins Spiel bringt...Indes bringt der Stumpen-Rudi die 85-Millionen-Anleihe unter die Leute undkauft die Bundesliga leer. Wie sagte schonFelix Magath so treffend? „Die Schalkerwerfen mit der Kohle um sich, undmanchmal treffen sie sogar einen Spieler.“Einer der umworbenen war der jungeWilde, Kevin „Lila“ Kuranyi. ALDIWeide entschied der sich allerdings nochein paar Jahre auf der Weide zu bleiben,bevor er das Weide sucht und in die weideWelt hinauszieht. Weide. Verstanden?Assbauernopfer statt dessen: Kleines„dickes“ Brasilton. Was sonst noch?Walde Mahatma inder Sportschau Weizengetrunken. Sagt zumindest der Rudi völl-ler Wut. Völlerig ausgerastet isser, derRudi. Der Netzer und der Delling sindschon hart, Mann. Hartmann. Verstanden?Aber die Hauptsache ist doch, wie schonder große Fußball-Philosoph SeppLineker sagte, dass ein OTTkick Artikel90 Zeilen hat und am Ende gewinntimmer der Karl Auer. Oder so! Wie auchimmer. Beschwerden bitte an: [email protected]

in Fleckl und der Nord-Lift inBischhofsgrün, wo auch ein kleinerSchlepplift zum Rodeln in Betrieb ist.Die Tageskarte kostet für Studentenschlappe 16 Euro. Wer erst ab elf Uhrfährt zahlt nur noch 12,50 Euro. DasSkigebiet ist absolut anfängertauglichund bis auf einen Ziehweg auch snow-boardfahrerfreundlich. Viel Abwechs-lung ist zwar nicht geboten, da es nurzwei Abfahrten gibt, aber für einen kur-zen, preisgünstigen Tagesskiausflug istes genau das Richtige. Weitere Infosunter: www.seilbahn-ochsenkopf.de .

Billige Abfahrtfür Studenten

Für alle, die momentan dem Lernstressnicht mal für einen Tag entsagen könn-nen, gibt es noch eine Alternative:Tagsüber fleißig Bücher wälzen unddann abends statt im Sonnenschein ein-fach bei Flutlicht und momentan wirk-

vor allem am Wochenende Anlaufstellefür alle Ski- und Schlittenfahrer.Schließlich wartet Wattendorf auchdann mit reichlich Schnee auf, wenn inBamberg mal wieder graues Regennassangesagt ist. Allerdings gibt es in dieserRegion nur eine präparierte Piste mitLift, und zwar im Nachbarort Lahm.Also einfach das Auto irgendwo am

Straßenrand abstellen und auf zumSchneespaziergang.

Die ganz Sportlichen unter euchkönnen sowieso jeden Hügelzur Piste machen und lassensich sicher auch vom anschlie-ßenden Aufstieg nichtabschrecken. Eine weitere preisgünstigeAlternative, die auch nochfast vor der Haustür liegt, istder Ochsenkopf im Fichtel-

gebirge mit 1024 Meter Höhe. Nur eine Stunde Fahrt und schon seidihr am Lift. Die Ochsenkopfseilbahnhat zwei Sessellifte: Der Süd-Lift liegt

(mas) Die Internet-Seite des Uni-Sport-Clubs Bamberg ist mausetot. DieLinks zu den einzelnen Abteilungenenden meist im virtuellen Nichts, seitMonaten gibt es keine News mehr. Wasist also los mit diesem Verein, dereigentlich fester Bestandteil im Uni-Leben sein sollte?Die Gerüchteküche brodelt: Von Zer-würfnissen im Vorstand und unbegli-chenen Rechnungen ist die Rede, essoll gar zu gerichtlichen Auseinander-setzungen gekommen sein. Ein Anruf beim ersten Vorsitzenden,Dieter Mattern, sollte Klarheit schaffen,mittels Vereinsregister und Internet-Re-cherche ist er immerhin ausfindig zumachen. Dass im USC kein Lebenmehr steckt, bestätigt Mattern noch.Die Frage nach den Gründen beantwor-tet er mit einem barschen „Kein Kom-mentar“. Was muss da vorgefallen sein,dass Mattern derart schroff reagiert?Seit gut einem halben Jahr steht Dr.Stefan Voll als Mitglied des USC-Vor-standes im Vereinsregister. Der Leiter des Hochschulsportzentrumsübernimmt gemäß USC-Satzung eineberatende Funktion in der Vereinsführ-ung. Seinen eigenen Aussagen zufolge,wäre er heute froh, wenn er damals das

mentar zu dieser Angelegenheit“.Indes ist der Verein quasi von selbstzerbrochen. Die Volleyball-Abteilunghat im vergangenen Herbst alle fünfMannschaften aufgelöst, die Badmin-ton-Abteilung ist geschlossen ausgetre-ten, die LaCrosse-Mannschaft strengteine Kooperation mit dem Football-Team Bamberg Bears an. Ein Grund istsicherlich auch ein Streit, der sich umfehlende Rückzahlungen von Helfer-kautionen entzündete. Die sportlichen Aktivitäten des USCsind auf dem Nullpunkt. Sitzungen desVorstandes gab es seit Monaten nichtmehr. „Die Organisation hat schon seitlängerem stagniert, die Kommunikationim Verein nicht mehr funktioniert“, soJan Schwarz, ehemaliger Abteilungslei-ter und Dritter Vorsitzender. MancheDinge seien deswegen einfach liegengeblieben. Rektor Ruppert aüßerte ein grundsätzli-ches Interesse an einem funktionieren-den USC. „Er ist eine Einrichtung fürgesellschaftliches Leben an der Uni“,so Ruppert. Ende nächsten Monats wer-de sich klären wie es mit dem USC wei-tergeht, so Mattern. Zumindest solangewird er im Vereinsregister unter demAktenzeichen VR 824 geführt werden.

Amt nicht angenommen hätte. Da der Vorsitzende Dieter Mattern an-scheinend schwer zu erreichen war, saher sich immer wieder mit Problemenkonfrontiert, die unter keinen Umstän-den in seinem Aufgabenbereich liegen.So forderte der Deutsche Volleyball-Verband von ihm die Begleichung einerRechnung über 1 500 Euro für die Aus-tragung eines Länderspiels ein. Undwegen ausstehender Gelder für einevom USC angemietete Garage hätte ergar vor Gericht erscheinen sollen. „Ichbin ich froh, dass keine stärkere Koope-ration (zwischen USC Hochschulsport-zentrum, Anm. d. Red.) zustande ge-kommen ist“, sagt Voll. Ist an denGerüchten also doch etwas dran?Inzwischen ist sogar ein rechtlichesVerfahren im Gange, mit dem der Jus-titiar der Universität, Dr. Herber, be-schäftigt ist. Wer die Parteien in dieserAuseinandersetzung sind, was der tat-sächliche Grund dafür ist und ob derKonflikt gar vor Gericht entschiedenwird, dazu wollte sich Uni-Rektor Go-dehard Ruppert nicht äußern. Seine Be-gründung: „Es handelt sich um einlaufendes Verfahren“. Auch von USC-Chef Dieter Mattern war keine Stel-lungnahme zu bekommen: „Kein Kom-

Ski fahr’n, Stress erspar’nEine gesunde Alternative zum abendlichen Entspannungstrunk in Bambergs Kneipen: Wintersport!

Mit viel Schwung die Piste runter, macht auch die Studenten munter. Danach noch einen Jagertee, juche!

Komplettes Chaos im USCAusgetretene Mannschaften und ratlose Verantwortliche. Was ist los?

Foto: san

Page 12: 28. Januar 2004 – Jahrgang 10 Studiengebühren für alle! · Voll ausgestattet: die Redaktion von Campus-TV Foto: jjr Denkzettel (mvö) Bitte meldet Euch! Und zwar zurück, denn

(pet) Partys in Bamberg, eine zwei-schneidige Bierflaschenscherbe. Dagibt’s erst mal diese Feten, bei denenjemand (meist ein Mädchen) Geburts-tag hat, der nicht so uncool sein will,überhaupt nicht zu feiern. Da werdendann alle Freunde, Bekannte und Kom-militonen eingeladen. Und wenn diezehn zusammen sind, wird lebhaft überdas Samstagnachmittag-Programm ge-redet: Ob Dawson sie jetzt kriegt odernicht. In den meisten Fällen lernte mansolche Mädchen kennen, um an dieFreundin ranzukommen. In allen Fällensind die beiden bei der Geburtstagsfeiernicht mehr befreundet, weil dieFreundin mal betrunken war, oder so.Dafür kann man von Klaus erfahren,wie das so als Bibliotheks-Hiwi warund von den acht Mädels unisono, wiedie letzte Dido-Platte ist. Es soll sogarFälle geben, in denen Geschenke (diegibt’s da immer und von jedem) imNici-Laden gekauft wurden. Gernewerden auch Gläser und Pflanzen ver-schenkt. Merke: Je weniger davon, des-to besser die Party. Die mitgebrachteFlasche Wein zählt als Eintrittskarte. Vergleichbar sind die Partys in Soaps.Es müssen nur die ersten Takte einesSongs angespielt werden und alle zap-peln los. Außerdem raucht niemand,und wenn jemand betrunken ist, hat erin den nächsten fünf Folgen ein Alko-holproblem. Mein Freund Michel nenntsolche Feten Nudelsalatpartys. Par-ty Stufe Zwei: Gut gemeintaber... Die Anzahl der Gästeist schon mal höher als dasAlter der Gastgeber. Esgibt auch harten Alkohol,der Ausruf Placebo wirdals Musikwunsch erkanntund löst keine Gesund-heitsreformdiskussion ausund vor allem: PotenzielleKnutschpartner sind in Sicht! Was kannnun passieren, dass man vor Bäckerei-öffnung gehen muss? UnterschiedlicheVorstellungen der Abendgestaltung vonGastgeber, Oma im ersten Stock undKleinfamilie im Dritten! Oder derKlassiker: Bier alle, verbunden mit In-kompetenzen in der Zusammenstellungeines Tankstellenteams? MenschlichesVersagen: Wie gesagt, es gab auch har-ten Alkohol. Menschliches Gelingen:Knutschpartnerin gefunden, Definitionvon Knutschen ausgeweitet undgemeinsam gegangen.

(kk) Habt Ihr schon mal einen 65-Jährigen strippen sehen? Nein? Tja, daist euch ziemlich was entgan-gen. Ich konnte es auch erstkaum glauben: Da stehenwir nichtsahnend auf ei-ner BWLer-Party inSchweden rum, undplötzlich fängt der weiß-haarige Mann, der, be-gleitet von einer Big Band,„New York, New York“ singt,doch tatsächlich an, mit denHüften zu kreisen und sich aus-zuziehen. Speckröllchen und grauesBrusthaar: Kein wirklich ästhetischer,aber doch zumindest ein denkwürdigerAnblick, vor allem, als ein Mädchennach vorne stürzt, und ihm sein denletzten Rest verhüllendes Handtuchwegreißt. So etwas habe ich hier nochnicht erlebt. Alter Schwede!Das schönste an Partys ist eigentlich dieVorfreude: Noch schöner, wenn sichder Frauenhaufen vorher schon trifftund gemeinsam auftusst. Zu unglaub-lich lauter Musik durchs Zimmer hop-sen (mein Alltime-Favourite zum An-wärmen ist „Son of a Preacherman“,„Something Beautiful“ und „Aurelie“kommen zur Zeit gleich danach), min-destens dreimal umziehen, bei besonde-ren Anlässen kommt noch eine Telefon-konferenz dazu. „Was ziehst Du an, achso schick, hm, vielleicht zieh ich dannauch lieber...“ Und dann wird erst malgemütlich vorgeglüht.Gott sei Dank lebe ich in einer Drei-Mädels-Wohnung, da ist immer jemandda, um zu bewundern oder zu kritisie-ren, mir einen neuen Lippenstift oderHaarspängchen zu leihen und vor allemdie Frisur zu richten. Neulich hatte iches so eilig, abends wegzukommen, dassmir meine Mitbewohnerin den Ponyschneiden musste, während sie in derWanne lag. Ich hab ihr eine Nagelsche-re in die Hand gedrückt und mich davorgekniet. Ein Friseur hätte es nicht bes-ser machen können. Irgendwie gibt esein ungeschriebenes Gesetz, dass derbeste Platz auf einer Party die Kücheist. Da gibt es was zu trinken, imIdealfall auch was zu essen, und vorallem hat man da den besten Überblick.Sozusagen der Fernsehturm unter denAussichtsplattformen. Früher oder später kommen sie alle vor-bei. Schön, wenn man gerade in jeman-den verknallt ist und sozusagen auf der

Berühmte lebende Franken

Spaßfaktor:Coolnessfaktor:Frisur:

Jeder Tag ein SamstagBamberg

Paul Maar

Berühmte lebende Franken

Spaßfaktor:Coolnessfaktor:Frisur:

Wetten, dass!?Kulmbach

Thomas Gottschalk

Berühmte lebende Franken

Spaßfaktor:Coolnessfaktor:Frisur:

Von Franken nach USANürnberg

Sandra Bullock

Berühmte lebende Franken

Spaßfaktor:Coolnessfaktor:Frisur:

Roter Teufel aus HallstadtHallstadt

Harry Koch

Anleitung:Dies ist die Fortsetzung unseresBamberg-Quartetts. Die vorheri-gen Kategorien des Kartenspielsgibt es demnächst als Special-Download unter www.ottfried.de. Da stehen dann auch nähereInfos zum Spielablauf. Bishergab es unter anderem schon dieRubriken „Bamberg Spezial“,„Musik und mehr“, „Eltern beein-drucken“, „Keller“ und „Trinkenund Treffen“. Frohes Zocken!

Fortsetzung folgt...

Und sonst:Adeela Reichelbräu...!

40 Ausgaben im Nebenzimmer,geplant, geredet und getrunken,

wir dachten, ja: so bleibt’s für immer,zum Abschied wird nochmal gewunkendich, schöne Kneipe, gibt’s jetzt nimmer!

Vom Baggern und Vorglühen

Mensa: Kann man kniggen!?

ER: Schwer am Suchen nach Knutschpartnerin SIE: Schwer am kollektiven „Robbie“-Kreischen

K E H R S E I T E .

Komplettes menschliches Versagen: Ander Bar den Lauterbach früherer Zeitenerfolgreich imitiert und auf Knutsch-partnersuche die langjährige Freundindes Gastgebers gefunden.Mehrere Partys an einem Abend: Folgehohe Bewegungsmasse, geringe Be-standsmassen – auch bekannt als dasBamberg-Phänomen. Meist gibt es wo-chenlange Dürrezeit, keine einzige Par-tyoase lockt. Dann kommt aber DERSamstag mit sieben Feten. Sagt mal,sprecht ihr euch ab? Wie auch immer,unter diesen sieben gibt es sie dann oft. Party Stufe Drei: die Superfete, laboum, das Bamberger Woodstock. Je-der, der das Wort „feiern” schon einmalfehlerfrei ausgesprochen hat, ist dort zufinden. Meist kennt man die Leute diesolche Feten feiern, ... gar nicht! Mankommt einfach mit. Sehr guter Party-qualitätstest: Sich jedem unbekanntenGesicht als Gastgeber vorstellen.Klappt das länger als zwei Stunden –exzellente Party! Aber auch hier ist manvor Enttäuschungen nicht sicher: DieFeten sind so groß, dass auch Dozentenkommen. Mindestens zwei Menschen,die den Satz „Verschwinde und lassdich nie wieder blicken“ nicht nur ausFilmen kennen, sind auch da. In dennächsten Wochen grüßen einen wild-fremde Menschen auf der Straße und

man hat keineAhnung, warum.Steigerung: In dennächsten Wochen

lachen einen wildfremdeMenschen auf der Straßeaus und man hat defini-tiv eine Ahnung,warum. „Kannst du mich mal an

die Musik lassen“ hörtman genau so oft wie ein

Lied mittendrin unterbrochenwird. Was kommt denn jetzt? Dido!?Ach du Scheiße, die Mädels von der er-sten Party, denen ich gesagt habe, dassich morgen früh um acht in die Bibmuss („aber tolle Feier“), sind auch da.„Hi, doch nicht im Bett“ „Äh..., nee,habe auf dem Heimweg, ...äh, meinStudium abgebrochen, genau, und bindann ganz zufällig...“ „Oh, willst dudrüber reden?“ „Nee, geht schon“, ob-wohl, irgendwie sieht sie jetzt viel bess-ser aus als vorhin, „na ja, wäre mirschon ne Hilfe, äh, zu reden,... viel-leicht da hinten, wo’s ruhiger ist?“

Lauer liegen kann. Noch viel schöner,wenn jemand anderes aus dem Frauen-

clan verliebt ist, und alle dieKöpfe zusammenstecken.

„Dreh dich jetzt nicht um,er steht genau hinterdir....“ „Der ist dochwirklich süß, oder?“„Oh Mann, müsst ihr

euch so aufführen, dercheckt doch gleich, dass wir

über ihn reden...“ „Oh Gott, erkommt. Was mach’ ich nur???“Peinlich aber wahr, Frauen sind

manchmal wirklich so, vor allem imRudel. Aber Gott sei Dank sind Män-

ner auch nicht besser. Erst mal ein paarBier hinter die Binde kippen, bevor sieüberhaupt zu tanzen anfangen, oder,noch besser, bevor sie überhaupt zureden anfangen. Na ja, manchmal ist esauch besser, sie halten einfach denMund. Denn immer nur Fußball, Fuß-ball, Fußball, das will ja niemand hören(außer, er sieht wirklich sehr gut aus...).An dieser Stelle möchte ich mal miteinem weit verbreiteten Vorurteil auf-räumen: Nur, weil Frauen nicht ständigüber Fußball reden und Schuhe undHandtaschen bei weitem als Gesprächs-themen vorziehen, heißt das noch langenicht, dass wir nicht wissen, was Ab-seits oder Fallrückzieher bedeutet. So,nur mal zur Info.Auf einer richtigen Pyjama-Party hatdie männliche Spezies aber sowiesokeinen Zutritt. Dann kann man so wun-derbar-schreckliche Dinge tun wie Dir-ty Dancing und Love in Manhattan gu-cken (letzterer ist eigentlich wirklichnicht zu empfehlen), jede Menge Rot-wein trinken und sich die Fingernägellackieren, und natürlich beim Robbie-Williams-Live-Video kollektiv loskrei-schen, wenn Mr. Superman der dunkel-haarigen Schönheit seine Zunge in denHals schiebt. Falls also jemand neulichnachts im Obere Mühlbrücke-Wohn-heim vor Schreck aus dem Bett gefallensein sollte, weiß er jetzt, warum.Da ich aber bei meinen knallharten Re-cherchen für diesen Investigativ-Be-richt gestern Nacht in der Kleber aufdie üblichen Alkohol-Nomaden gesto-ßen bin, und irgendjemand auf die glor-reiche Idee kam, um fünf noch malSpaghetti zu kochen (mmmh, lecker),werde ich mich jetzt einem wohlver-dienten Mittagsschlaf widmen. Schließ-lich wird es auch heute wieder Abend...

(kjb) Wir schreiten anmutig den Gangin Richtung der breiten Eingangstürentlang, sinnierend über die eben dar-gebotene Vorstellung. Ich eile voraus,halte die Tür auf, wir treten ein: Der Raum ist freundlich-hell erleuchtetund es haben sich schon etlicheMenschen zum Diner eingefunden. Ichhelfe meiner Begleitung aus demMantel und verstaue ihn an der Garde-robe. Dann lege ich selbst ab und wirgehen, uns nebenbei im Raum nach ei-nem würdigen Platz für unser Mahlumsehend... zur Mensaschlange.Die Vorstellung war natürlich einestinklangweilige Vorlesung, „anmutig“könnte man auch als angekotzt-müdebezeichnen und die Tafeln sind unserewunderbaren Mensatische. Wir greifeneines der vor Wasser triefenden Tab-letts, mit deren abgebrochenen Eckenman einen Meuchelmord begehenkönnte, drängeln uns in die Schlangeund bedienen uns an Servietten, Be-

steck und dem lieblos abgestelltenMassenessen. Geschafft: Wir haben be-zahlt (immerhin, die Kassiererin warfreundlich) und suchen uns zwei gegen-überliegende Plätze in den Massen. Ichbitte einen Mitesser, seinen Rucksackaus dem Gang zu räumen, was miteinem mampfenden „ja, sofort!“ quit-tiert wird und steige daher über dienächste Tasche großzügig hinüber.

Insel der kultiviertenNahrungsaufnahme

Wir sind an unseren Plätzen! Nun kön-nen wir selbst entscheiden, ob wir mitvollem Mund über die Uni schimpfen,uns gegenseitig mit Essen bespucken,oder anders die letzte Insel der kul-tivierten Nahrungsaufnahme in diesemrauen Ozean zum Versinken bringen –oder eben nicht. Abgesehen davon, dasses albern wäre, eine Odyssee durch den

Raum auf sich zu nehmen, um derDame meines Herzens den Stuhl heran-zurücken, gilt dies heute schon als anti-quiert (Emanzipation war schon immerein Feind der traditionellen Benimm-Rituale). Davon sehe ich also ab.Aber eines sollte man sich nicht neh-men lassen: die Serviette ordnungsge-mäß auf dem Schoß zu platzieren. Siegehört ganz aufgefaltet, dann wiederauf halb gelegt, so dass die offene Seitezum Körper zeigt. Mit der oberenSchicht kann man den Mund reinigen,ohne dass die Reste sichtbar sind oderdie Kleidung beschmutzt wird. Eine ge-niale Lösung! Ich falte die Serviette –ähm, das Serviettchen ganz auf und...zu klein. O.k., vergessen wir auch das. Wir versuchen uns zu freuen, dass esGabeln und Messer gibt und kapitulie-ren. Schließlich wollen wir ja nureinigermaßen kultiviert satt werden. Vom Nebentisch dringt eine Stimme anmein Ohr, die lautstark über die Unge-

nießbarkeit ihres Essens lamentiert.„Das kann ja schon sein“, aber es gehtnicht nur um ihr Essen, sondern auchum meines. Diese Stimme treibt michin ein Dilemma – einen Konflikt überSolidarität mit dem armen Schimp-fenden, unschuldig getrieben vom grau-samen Studentenwerk und dem Mitleidmit dem eigenen Feinschmeckersinn.Nicht zu vergessen, mit welcher Müheich gerade jene Kombination zusam-mengestellt und mir den hochwertigs-ten Gaumenschmaus erträumt habe...vergeblich! Der Appetit ist sowieso dahin. Ich stel-le mit etwas Restzufriedenheit fest,dass sich in unserem Umfeld tatsäch-lich niemand anspuckt. Wir freuen unsalso auf den nächsten Besuch in derMensa und bahnen uns den Weg zurGarderobe. Ich helfe meiner Angebete-ten nicht in den Mantel. Warum eigent-lich nicht? Angemessenheit ist oberstesGebot – immer!

OTTFRIED wirft einen unbarmherzigen Blick auf die Tischmanieren der Bamberger Kommilitonen


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