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25 Jahre Städtebauförderung Perleberg · resultierende Abschlussbericht diente als Konzept für...

Date post: 03-Nov-2018
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www.stadt-perleberg.de 25 Jahre Städtebauförderung Perleberg Ein Rückblick
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Page 1: 25 Jahre Städtebauförderung Perleberg · resultierende Abschlussbericht diente als Konzept für die Erarbeitung der Sanie-rungssatzung und der Maßnahmenum-setzung. Die Aufnahme

www.stadt-perleberg.de

25 Jahre Städtebauförderung Perleberg

Ein Rückblick

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ImpressumHerausgeber und Redaktion:Stadt Perleberg Großer Markt 19348 Perleberg

In Zusammenarbeit mit:BIG Städtebau GmbHRegionalbüro PerlebergWollweberstraße 2019348 Perleberg

Textautoren:Dr. Bert Lehmann, Claudia Ludwig, Torsten Dressler (ABD-Dressler)

Layout: BIG Städtebau GmbHEckernförder Straße 212 24119 Kronshagen

Druck:G+D Grafik+Druck GmbH & Co. KGRendsburger Landstraße 18124113 [email protected]

Bildnachweise:Wenn nicht anders angegeben, stammen die Pläne, Fotografien und Bilder von der Stadt Perleberg und der BIG Städtebau GmbH.Seite 10: Bildmaterial freundlicherweise vom Stadt- und Regionalmuseum Perleberg zur Verfügung gestellt.Seite 15: Bild der Alten Schmiede während der Bauarbeiten freundlicherweise vom Eigentümer Wolf Quensell zur Verfügung gestellt.

Die Interviews wurden durch die BIG Städtebau GmbH geführt.

Diese Publikation wurde im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Städtebaulicher Denkmalschutz“ anteilig aus Mitteln der Städtebauförderung des Bundes, des Landes Brandenburg sowie aus Eigenmitteln der Stadt Perleberg finanziert.

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Inhalt

Grußwort 2

25 Jahre Altstadtsanierung 3

Interview mit Wolf-Rüdiger Bleeck und Hans-Christian Sauer 5

Rückblick – Straßen und Brücken 2001 bis 2016 6

Rückblick – Öffentlicher Raum 2001 bis 2016 8

Rückblick – Plätze und Freiräume 2001 bis 2016 9

Rückblick – Gebäude 2001 bis 2016 10

Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg 14

Denkmal des Monats 15

Archäologie und Sanierung 16

Aktuelle Projekte der Städtebauförderung 18

Interview mit Hagen Boddin 21

Ausblick 22

Investorensuche und Fördermittelangebote 24

25 Jahre Städtebauförderung PerlebergEin Rückblick

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Grußwort 25 Jahre Altstadtsanierung

Annett Jura, Bürgermeisterin Perleberg, vor dem Knaggenhaus, Großer Markt 4

Liebe Bürger und Bürgerinnen der Stadt Perleberg,sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrter Leser,

die Stadt Perleberg blickt auf eine 777-jährige Geschichte zurück. Unsere historische Altstadt, umgeben von einem grünen Saum und umarmt von der Stepenitz, ist ein kleines Juwel, welches nicht nur Touristen und Histori-ker in seinen Bann zieht. Auch die Perle-bergerinnen und Perleberger wissen die zunehmende Wohn- und Aufenthalts-qualität immer mehr zu schätzen. Anfang der 90er Jahre hätte es wohl niemand für möglich gehalten, dass sich Perleberg in nur 25 Jahren so gut entwickelt. Beim Gang durch die Altstadt sieht man heute, dass fast alle denkmal-geschützten Gebäude inzwischen saniert sind. Fast alle Straßen und Plätze sind rekonstruiert und aufgewertet; zahlrei-che soziale und kulturelle Einrichtungen haben sich etabliert. Diese bauliche Entwicklung ist zu großen Teilen der Städtebauförderung zu verdanken.Ohne die fi nanzielle Beteiligung von Bund und Land sowie einem erheblichen Mittelaufwand der Stadt Perleberg und das Engagement von privaten Investoren

wäre dieses Ergebnis sicher nicht zu er-reichen gewesen. Die nachfolgende Bro-schüre gibt einen kleinen Überblick über das Geschaff ene der letzten 25 Jahre,nicht ohne auch einen Ausblick zu wagen.Wir können dabei auf viele Leuchtturm-projekte zurückblicken, wie zum Beispiel die Sanierung des Museums oder die Etablierung der Lotte-Lehmann-Akade-mie sowie der Stadtinformation oder die Aufwertung der öff entlichen Räume, wie zum Beispiel des Marienplatzes, der Bä-ckerstraße, des Schuhmarktes und des Großen Markts, um hier nur einige zu nennen. Die mit dem Sanierungsplan der Stadt gesetzten Ziele konnten bislang zu etwa 80 Prozent erfüllt und umgesetzt werden. Allein 193 Gebäude in der Alt-stadt wurden mit Städtebaufördermitteln saniert.Auch wenn in der Zukunft noch einige Herausforderungen in der Stadtsanie-rung auf uns warten, wie zum Beispiel die Sanierung unseres Rathauses, des Stadt-archivs oder des St.-Nicolai-Kirchplatzes sowie -straße, haben wir in Perleberg in den letzten 25 Jahren viel erreicht. Wir können stolz auf unsere historische Altstadt und damit den wesentlichen Eck-pfeiler für unsere Stadtentwicklung sein!

Ein wichtiges Anliegen für die Zukunft liegt vor allem in der Funktionsstärkung der Innenstadt, im Sinne der Stärkung von Einzelhandel, Dienstleistungen und Kultur. Das Interesse muss sein, dass die Perleberger Innenstadt ein attraktiver Ort der Begegnung bleibt, der lebendig ist und in dem es noch viele Feste zu feiern gibt.In diesem Sinne bedanke ich mich bei unseren zahlreichen Investoren, unserer städtischen Wohnungsgesellschaft und nicht zuletzt bei unserem Sanierungsträ-ger der BIG Städtebau GmbH sowie den zahlreichen Architekten, Planern und allen Akteuren, die bisher aktiv an der Sanierung der Stadt Perleberg mitgewirkt haben. Weiterhin möchte ich unsere Bür-gerinnen und Bürger dazu ermuntern, sich weiterhin für die Entwicklung Ihrer Stadt Perleberg zu engagieren. Es lohnt sich!

Ihre BürgermeisterinAnnett Jura

25 Jahre Städtebauförderung

Als im Jahr 2001 die Broschüre zum Jubiläum „10 Jahre Städtebauförderung“ erschien, konnten bereits zahlreiche sanierte Objekte die Erfolge der Sanie-rung und den Einsatz von Fördermitteln dokumentieren. Nach nun 25 Jahren Alt-stadtsanierung und Städtebauförderung soll erneut ein Rückblick erfolgen, mit dem Schwerpunkt auf die Jahre 2001 bis 2016. Was ist im Rahmen der Altstadt-sanierung und des Stadtumbaus pas-siert, was wurde umgesetzt und welche Schwerpunkte lagen den Entwicklungen zu Grunde. An Hand ausgewählter Bei-spiele werden umgesetzte Sanierungen vorgestellt. Des Weiteren gilt es sich der Zukunft und den anstehenden Problem-lagen sowie Entwicklungspotenzialen zuzuwenden. Die Broschüre soll diese Fragen beantworten und einen Ausblick darauf geben, wie sich die Aufgaben der Städtebauförderung verändert haben – welchen neuen Herausforderungen sich die Anwohner, die Investoren und die Gewerbetreibenden stellen müssen, und wie die Stadt und der Sanierungsträger sich strategisch darauf einstellen.Ein Blick zurück zeigt, dass der Prozess der Stadterneuerung unmittelbar nach der Wende begann – mit dem Beschluss

zur Durchführung der vorbereitenden Untersuchung 1990 wurde die Grund-lage für zukünftige Entwicklungen gelegt. Denn damit verbunden war die Erfassung der städtebaulichen Mängel innerhalb des Stadtgebietes. Der daraus resultierende Abschlussbericht diente als Konzept für die Erarbeitung der Sanie-rungssatzung und der Maßnahmenum-setzung. Die Aufnahme in das Förderpro-gramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ erfolgte 1991 – der Bescheid wurde am 06.09.1991 übergeben. Die Ziele der Altstadtsanierung wurden im „Städtebaulichen Rahmenplan“ 1995 formuliert und konzentrierten sich unter anderem auf die folgenden Schwerpunkte:• Modernisierung und Instandsetzung

der stark geschädigten Bausubstanz;

• Instandsetzung und Wiederherstellung bzw. Neugestaltung der desolaten Altstadtstraßen und Plätze;

• Erhalt und Stärkung der Nutzungsmi-schung von Wohnen, Handel, Dienst-leistung und Handwerk;

• Optimierung der Versorgung mit Infra-struktureinrichtungen wie Schulen, Kin-dergärten, öff entlicher Verwaltung etc.;

• Schließen von Baulücken unter Be-rücksichtigung der historisch gewach-senen Baustruktur und typischer Gestaltungselemente;

• Verbesserung der öff entlichen Grün-fl ächen und Steigerung des Grünanteils in den privaten Blockinnenbereichen;

• Optimierung der Verkehrsführung und Verringerung des Parksuch- und Durchgangsverkehrs zur Reduzierung der Kfz-Emissionen.

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Verwendete

Städtebaufördermittel 1991-2016

nach Förderungsgegenständen

Vorbereitende Maßnahmen, Untersuchung, Archäologie

Öff entlichkeitsarbeit und Durchführungsaufgaben

Baumaßnahmen und Kleinteilige Maßnahmen

Ordnungsmaßnahmen

Erschließungsmaßnahmen

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25 Jahre Altstadtsanierung Interview mitWolf-Rüdiger Bleeck und

Hans-Christian Sauer

Darstellung der verwendeten Städtebaufördermittel nach Jahren und Förderprogrammen

Wolf-Rüdiger Bleeck, links, war von 1994 bis 2012 Bauamtsleiter der Stadt Perleberg

Hans-Christian Sauer, war von 1993 bis 2015 für die BIG Städtebau GmbH tätig, von 2002 bis 2015 u. a. als Projektleiter für die Stadt Perleberg

Erst im Jahr 1999 erfolgte die förmliche Festsetzung des Sanierungsgebietes. Für einzelne städtebauliche Planungen wurden Blockkonzepte erarbeitet, für an-dere, wie den Großen Markt, ein städte-baulicher Wettbewerb durchgeführt. Ein Oberfl ächengestaltungsplan für die Alt-stadt aus dem Jahr 2002 sollte sicherstel-len, dass die Gestaltung des öff entlichen Raums „aus einem Guss“ erfolgt.Während die Stadt von 1991-2007 vor allem vom Förderprogramm „städte-baulicher Denkmalschutz“ profi tierte, eröff nete die Aufnahme in die Förder-programme „Aktive Stadt- und Ortsteil-zentren (ASZ)“ und „Stadtumbau Ost (STUB)“ 2008 und 2010 neue Förder-chancen. Voraussetzung dafür bildete das 2007 formulierte INSEK – Integrierte Stadtentwicklungskonzept. Dieses wurde erstmals 2010 fortgeschrieben, 2015 erfolgte die erneute Fortschreibung.Das Fördergebiet im Programm Stadt-umbau Ost umfasste auch weite Teile außerhalb der Altstadt – dazu zählen die Wittenberger Straße ebenso wie die Thomas-Müntzer-Straße/Heinrich-Heine Straße.In den vergangenen 25 Jahren Stadt-erneuerung und Städtebauförderung wurden bisher ca. 40,7 Mio. Euro Förder-

mittel eingesetzt, dabei lag der Schwer-punkt in den ersten Jahren vorrangig auf der Sanierung der Gebäude. Zu den För-dermitteln kommen mind. 100 Millionen Euro für private Investitionen, die nicht bilanziert sind und dennoch zur Erfolgs-geschichte der Altstadterneuerung bei-getragen haben. Die Umgestaltung und Instandsetzung der Straßen, Wege und Plätze begann erst Mitte der 90er Jahre, wegen der bis dahin gültigen Zweckbin-dung wurden die Städtebaufördermittel vor allem für die Gebäudesanierung eingesetzt. Die Abbildungen zeigen, in

welchen Größenordnungen sich die Fördermittelbewilligungen vollzogen und wie die Altstadt von unterschiedlichen Förderprogrammen profi tierte.Auch wenn fast 60 Prozent der Mittel den Gebäuden zu Gute kam, sind diese noch lange nicht alle saniert (siehe Plan im Umschlag). Für die Erneuerung, Re-konstruktion und Aufwertung des öff ent-lichen Raums (Straßen, Plätze und Wege) wurden lediglich 25 Prozent aufgewen-det und dennoch steht dieser Bereich abgesehen von einzelnen Maßnahmen kurz vor dem Abschluss.

Die gegenüber dem Gymnasium gele-gene Confi serie Braatz war das erste Förderobjekt im Rahmen der Städte-bauförderung – diesbezüglich und auch in vielerlei Hinsicht sind sich die beiden „Sanierungsexperten“ einig. Das Zusam-menspiel aller beteiligten Akteure, der Wille der Einzelnen, die Lernbereitschaft selbst von Fachbehörden und das Zu-sammenstehen der Stadtverordneten, sind dabei nur einige der im Gespräch oft benannten Aspekte dafür, dass die Sanierung und Instandsetzung der Altstadt in den vergangenen 25 Jahren gelingen und vorangebracht werden konnte.Die Anfänge waren schwer; der erste Bescheid in Höhe von 16 Mio. DM kam im September 1991. Mit diesem Geld sollte und musste saniert werden, aber es gab keinen Rahmen – die endgülti-ge Förderrichtlinie kam erst 1996. Alle Beteiligten mussten sich in den Sanie-rungsprozess einfi nden. Schaut man sich heute in der Perleberger Altstadt um, muss man sagen, das ist sehr gut

gelungen. Das Image der Stadt Perleberg hat sich erheblich verbessert. Von einer „grauen, erdrückenden Atmosphäre“, die kurz nach der Wende von der Altstadt ausgestrahlt wurde, entwickelte sich Perleberg bis heute zu einer „Stadt mit freundlichem, off enem und hellem Erscheinungsbild“. Dies ist unter ande-rem auch der Stadtverordnetenver-sammlung zu verdanken. „Es wurde im Sinne der Sanierung gehandelt“, betont Wolf-Rüdiger Bleek. Die Stadtverordne-ten standen von Anfang an hinter der Sanierung. Sie haben erkannt, welcher Wert in der Sanierung der Altstadt steckt und die notwendigen Eigenmittel der Stadt zur Verfügung und in den Haushalt eingestellt.

Hans-Christian Sauer bestätigt dies und betont, „dass wir das miterleben durften – das Aufblühen der Stadt – ist etwas Einmaliges“, so der ehemalige Projekt-leiter und Ur-Perleberger. Nicht nur die Stadtverordneten und jeweiligen Bür-germeister standen immer voll und ganz

hinter der Sanierung. Ohne die privaten Eigentümer, deren Investitionswillen und -mut, insbesondere ohne die GWG Wohnungsgesellschaft und auch ohne die Unterstützung durch Bund und Land, wäre dieser Weg nicht möglich gewesen. Ihnen allen gilt ein besonderer Dank.

Was bleibt zu tun für die Amtsnachfolger und die anderen Akteure? Die Sanierungserfolge müssen auch sichtbar erhalten bleiben, betont Herr Bleeck. Es ist manchmal bedrückend zu sehen, dass einige der zuerst sanierten Objekte teilweise schon wieder Sanie-rungsbedarf hätten. Hier sind alle Eigen-tümer der bereits sanierten Objekte gefragt, diese stetig in Stand zu halten, so Herr Bleeck. Zukünftig gilt weiter der Grundsatz, die bisher sehr gute Zusam-menarbeit aller Akteure zu pfl egen und fortzuführen und die Ziele der Sanierung im Auge zu behalten.

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ASZ

Stadtumbau RSI

Stadtumbau

Denkmal

19970

500

1.000

1.500

2.000

2.500in TEuro

1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2013 2015Jahr

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RückblickStraßen und Brücken 2001 bis 2016

RückblickStraßen und Brücken

2001 bis 2016Regeldetail Straßenecke/Kreuzung Regeldetail Kurve

Materialwahl am Beispiel der Wittenberger Straße Karl-Marx-Straße

Regeldetail Unterschiedliche Gehstegbreiten

Neubau der Hagenbrücke am Wallgebäude

Straße Am Hohen Ende

Oberfl ächengestaltungsplan

Das Material des rötlich-braunen Lese-steinpfl asters ist fast überall in der Alt-stadt zu fi nden, fast durchgängig fand es schon vor Jahrhunderten Verwendung in den Traufbereichen der Gebäude. Dem 2002 erstellten Oberfl ächengestaltungs-plan lag die Idee zu Grunde, diese ein-heitliche Gestaltung der Wege und Plätze innerhalb der Altstadt zu wahren. Es erfolgte die Unterteilung der Straßen in verschiedene Kategorien und die da-rauf basierende Zuordnung der aufein-ander abgestimmten Materialien für die gestalterische und bauliche Ausführung. Insgesamt wurden vier Straßenkategorien

Karl-Marx-Straße

Die Karl-Marx-Straße wurde in zwei Bauabschnitten in der Zeit von 2000 bis 2004 erneuert. Zudem erfolgte die Instandsetzung der Fahrbahn. Auf demBild unten ist die Anwendung der festge-legten Gestaltungsdetails entsprechend des Oberfl ächengestaltungsplan gut zu erkennen. Der Farbwechsel im Pfl aster derFahrbahn ist der optischen Betonung der Brücke über die Stepenitz geschuldet.

unterteilt, denen die Straßen und angrenzenden Plätze zugeordnet wur-den. In den festgelegten Straßenkate-gorien soll sich die bauliche Umsetzung an den im Oberfl ächengestaltungsplan defi nierten Regeldetails orientieren. Die Darstellungen oben zeigen, wie die Verlegung der Steine und der Wege-verlauf im Kreuzungs- bzw. Eckbereich, im Kurvenverlauf der Straßen sowie bei der veränderten Gehwegbreite erfolgen sollten.So galt und gilt es z.B. in Kreuzungsberei-chen die Radien mit Radiensteinen aus-zuführen und nicht aus geraden Bord-steinen zusammenzusetzen. Bei Kurven und Krümmungen im Straßenverlauf ist darauf zu achten, dass die Bereiche weich ausgeformt werden. Im Bereich der Gehwege ist zu berücksichtigen, so-fern die Gehwegbreiten sich ändern, die Außenkante/äußere Flucht zur Fahrbahn, diejenige ist, die durchgehen soll.Diese gestalterischen Merkmale lassen sich ebenso wie die Details bzgl. der Ma-terialwahl im öff entlichen Straßenraum in der Altstadt Perlebergs wahrnehmen und sorgen für ein gleichförmiges und ansprechendes Stadtbild.

Am Hohen Ende

Der Straßenzug „Am Hohen Ende“ war zusammen mit der Pferdeschwemme 2013 die bisher letzte durchgeführte Straßenbaumaßnahme im Altstadtbe-reich. Die Gehwege wurden mit einem Laufband aus gelblich-weißen Beton-steinpfl aster und Ober- und Unterstrei-fen in gebundenem Mosaik hergestellt. Die Gesamtkosten für das Vorhaben beliefen sich auf rund eine Mio. Euro.

Hagenbrücke am Wallgebäude

Die Fußgängerbrücke verbindet die Altstadtinsel mit dem Gummisteig im Ha-gen. Durch die Erneuerung der Brücke konnte eine wesentliche funktionelle und stadtgestalterische Aufwertung dieses Bereiches erreicht werden. Das Bauvor-haben der Aluminium-Fachwerktrog-Kon-struktion wurde vom November 2012 bis März 2013 realisiert und es erfolgte eine Anpassung an die traditionell vorhande-nen Brückenkonstruktionen in der Stadt.

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Rückblick Öffentlicher Raum 2001 bis 2016

Rückblick Plätze und Freiräume

2001 bis 2016Beispiele aus der Perleberger Altstadt für unterschiedliche Wegbeläge

Rosenhof Brunnen vor dem Stadt- und Regionalmuseum Gepflasterter „Perleberger Wappenstein“ auf dem Schuhmarkt

Marienplatz nach der Erneuerung

Uferkante vor der Sicherung und Erneuerung

Rosenhof

Die Sanierung des Bereiches Rosenhof/Mauerstraße erfolgte bis April 2011. Die Maßnahme beinhaltete die Neugestal-tung des Rosenhofes als einheitlich ge-pflastertes Areal sowie die Neugestaltung der Gehwegbereiche in Analogie zur Gehweggestaltung in der Wittenberger Straße. Neben der Erneuerung der Straßenbeleuchtung erfolgte auch eine Möblierung des im Zuge der Umgestaltung geschaffenen Aufenthaltsbereiches mittels Sitzbänken und Papierkörben. Die Gesamt- kosten (Bau- und Nebenkosten, Archäolo-gie) beliefen sich auf ca. 513.000 Euro.

Mönchort-Brunnen

Dass heute am Mönchort, direkt vor dem Museum, wieder ein Brunnen steht, ist nicht dem Zufall, sondern den Ergebnis-sen archäologischer Untersuchungen im Zuge der Baumaßnahmen im Bereich Mönchort zu verdanken. Dabei wurde im April 2008 eine historische und aus dem Mittelalter stammende Brunnen-anlage entdeckt. Die Idee der Erhaltung konnte durch einen positiven Fördermit-telbescheid umgesetzt werden und der unerwartete Fund des aus Feldsteintro-cken-Mauerwerk bestehenden Bauwer-kes wurde wieder erlebbar gemacht.

Schuhmarkt

Der Schuhmarkt wurde zeitgleich mit der Sanierung des Mönchorts und des Schulgangs gestaltet und saniert. Das bis dato bestehende Nutzungskonzept blieb erhalten und so entstand die umlaufen-de Fahrgasse, die neben der Fahrgasse angeordneten Längsparkstreifen sowie die Parkräume in der Platzmitte. Mit neuer Begrünung, der Neuausstattung mit Stadtmobiliar sowie dem gepflas-terten „Perleberger Wappenstein“, der ursprünglich auch auf dem Schuhmarkt vorhanden war, wurde die Neugestaltung abgerundet. Die Platzfläche dient heute wesentlich als Stellplatzanlage für die Kunden der Bäckerstraße.

Wittenberger Straße/Marienplatz

Der grundhafte Ausbau der Straße Marienplatz sowie der angrenzenden Platzfläche erfolgte 2014-2015. Die Planungen basierten auf einem Gut-achterverfahren, welches 2012-2013 durchgeführt wurde. Neben der Erneu-erung des Regenwasserkanals und der Trinkwasserversorgungsleitung wurde der Ausbau der beidseitigen Gehwege durch-geführt. Die Baumaßnahme berührte das Bodendenkmal „Mittelalterlicher/früh-neuzeitlicher Stadtkern Perleberg“, daher wurden im Vorfeld zu den Tiefbauarbei-ten archäologische Begleituntersuchun-gen durchgeführt. Die Maßnahme wurde

Uferbereich Hagenpromenade

Die Sanierung des „Krautziehplatzes“ war ein aufwendiges Projekt. Den Namen er- hielt der Platz aus seiner Funktion – der Entkrautung der Stepenitz. Quer über dem Fluss liegt der „Krautziehbalken“. Dieser sorgt dafür, dass durch die erforderlichen Mäharbeiten im Flusslauf nichts in das Wehr gelangt. Das gemähte Kraut bleibt am Balken hängen und wird dort nach den Mäharbeiten „herausgezogen“. Grund für die Sanierung war der Verlust der Stand-sicherheit der Ufermauer und die damit verbundene Gefahr für die Befahrbarkeit. Die erforderliche neue Spundwand musste über eine Tiefe von ca. neun Metern eingebracht werden. Auf Grund der Nähe zum Denkmalbereich konnte jedoch nur eine Pressung durchgeführt werden. Diese hatte eine längere Bauzeit zur Folge, u.a. weil die Pressung zwischenzeitlich unter-brochen werden musste – es ging nicht mehr voran. Die fehlenden Meter mussten vorgebohrt werden. Im Umfeld der Bau-maßnahme – u.a. in den Zimmern des Ho-tels „Deutscher Kaiser“ – wurden Sensoren aufgestellt, um die Erschütterung in den umliegenden Gebäuden zu protokollieren. Inzwischen sind die Belastungen während der Bauzeit 2014 längst vergessen.

über das Städtebauförderprogramm Stadtumbau Ost gefördert und ist das erste Projekt in der Stadtumbaukulisse außerhalb des Sanierungsgebietes. Die vormals bestehende Verkehrssituation des Kreisverkehrs wurde aufgelöst. Die neugestaltete Platzfläche machte das zuvor nur schwer erreichbare VVN-Denk-mal besser erlebbar und wahrnehmbar. Der neugestaltete Marienplatz hat zur Steigerung der Aufenthaltsqualität beige-tragen und bindet das im Bestand erhal-tene Denkmal sowie die neu angefertigte Stele angemessen ein.

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Rückblick Gebäude 2001 bis 2016

Rückblick Gebäude 2001 bis 2016

Ausstellungsraum „Kaufmannsladen“

Ausstellungs- und Veranstaltungsraum des Museums

Eingangstür zur Lotte-Lehmann-Akademie

Das Gebäude Großer Markt 12 vor der Sanierung

Innenausbau Museum

Der Innenausbau erfolgte im Zuge des Gesamtvorhabens „funktionsgerechte und barrierefreie Umgestaltung des Stadt- und Regionalmuseums“. Diese wurde in drei Bauabschnitten umgesetzt. Zu den Baumaßnahmen, die von De-zember 2013 bis Juli 2014 durchgeführt wurden, gehörte unter anderem die Erneuerung der massiven Kellertreppe sowie die Sanierung des Gewölbebogens und der Gewölbekappen im Kellerge-schoss. Im Erdgeschoss des Hauses Mönchort 7 wurde das Museumsfoyer und der Eingangsbereich neu gestaltet. Ferner erfolgte ein behindertengerechter Umbau der Toilettenanlagen, die Auf-

arbeitung der Treppe zum Obergeschoss sowie Malerarbeiten und verschiedene technische Ausbauten. Umfangreiche Arbeiten wurden auch im Obergeschoss durchgeführt. Des Wei-teren wurde hier der Ausstellungsraum „Kaufmannsladen“ umgestaltet und neue Räume für museumspädagogische Tätig-keiten errichtet. Die vom Obergeschoss zum Dachgeschoss reichende Treppe wurde aufgearbeitet und wie auch im Erd- und Dachgeschoss erfolgte hier die brandschutzsichere Verkleidung der Decken. Im Dachgeschoss wurden neben den Maler- und Fußbodenarbeiten die räumliche Neuordnung des Ausstel-lungs- und Bodenbereiches durchge-führt. Neben den museumsspezifischen Um- und Ausbauarbeiten wurde in die Bereiche Haustechnik (Elektroplanung), Wärmedämmung, Schädlingsbekämp-fung sowie in die Außenanlagen inves-tiert und Maßnahmen umgesetzt. Unter anderem erfolgten im gesamten Decken- und Dachbereich Holzschutzmaßnah-men sowie die Schimmelbekämpfung im Kellergeschoss. Das Ziel der wesentlichen Erhöhung der Attraktivität des Stadt- und Regional- museums wurde durch die unterschied-

lichen Bau- und Ausstattungsmaßnah-men erreicht. Das Vorhaben trägt zum Ausbau des touristischen Angebotes der historischen Perleberger Altstadt bei.

Großer Markt 12

Das Gebäude der „Lotte-Lehmann-Aka-demie“ ist ein ehemaliges Wohn- und Geschäftshaus aus dem Jahr 1844. In den Anfangsjahren verkaufte hier der Kaufmann Friedrich-Wilhelm Schulz unter anderem Kolonialwaren, Getreide, Dünger, Futtermittel sowie Weine und Tabakwaren. Nach ersten Umbauten um 1914, bei denen der Einbau von Schau-fenstern erfolgte, fanden die Perleberger in den Jahren 1920 bis 1945 hier eine Weinhandlung vor. Nach dem Krieg wurde das Gebäude dem Volkseigentum zugeführt, die Verwaltung der Geschäfts-räume sowie der sechs Wohneinheiten erfolgte später durch die VEB Gebäude-wirtschaft. Ab 1951 befand sich hier ein Lebensmittelgeschäft, dessen Nachfolger in den 80erJahren ein „Delikat-Laden“ wurde. Nach der Wende bis 1997 befand sich hier ein Supermarkt. Die Verwaltung des Gebäudes erfolgte bis 1994 durch die GWG Wohnungsgesellschaft. Nach der Rückübertragung an den Alteigen-tümer stand es zum Verkauf. Seitdem standen die Wohnungen in dem stadt-bildprägenden Objekt leer. Aus einer Zwangsversteigerung erwarb die Stadt Perleberg das Gebäude 2009. Damit war der Weg für die umfangreichen Moder-

nisierungs- und Instandsetzungsarbeiten im Rahmen der Städtebauförderung frei. Nach 18-monatiger Bauzeit wurde das Gebäude im August 2012 fertig gestellt. Das ehemalige Wohnhaus wurde mit einem finanziellen Volumen von 1,8 Mio. Euro zur Lotte-Lehmann-Akademie umgebaut. Die 100-Prozent-Förderung erfolgte im Rahmen des Förderpro-gramms Aktive Stadtzentren und war möglich, da sich das Gebäude im Eigen-tum der Stadt befand. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kurz nach der Sanierung eine vollständige kommunale Nutzung zu etablieren, bietet das sanierte und mo-dern hergerichtete Gebäude nunmehr hervorragende Rahmenbedingungen für die seit vielen Jahren erfolgreich betriebe-ne Lotte-Lehmann-Woche für Gesangsta-lente sowie die Betreibung der Lotte-Leh-mann-Akademie für die Weiterbildung ausgebildeter Gesangskünstler. Die ganzjährige Etablierung der Lotte-Leh-mann-Akademie ist das angestrebte Ziel für die Nutzung.

Das Gebäude wird zudem in seiner Eigenschaft als Gemeinbedarfs- undFolgeeinrichtung durch die Stadtver-waltung mit dem Sachbereich Kultur,Jugend, Sport und Tourismus genutzt. Dem CJD Berlin-Brandenburg e.V. stehen für sein Angebot eines Mehrgeneratio-nenhauses – der Begegnungsstätte „Per-letreff“ – und des Servicebüros Räume zur Verfügung. Zentral gelegen hat hier auch die Stadtinformation ihren Sitz.

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RückblickGebäude 2001 bis 2016

RückblickGebäude 2001 bis 2016

Kirchplatz 9,10,11,12 (von rechts)

Rückansicht Kirchplatz 10

Großer Markt 2

Heilige-Geist-Straße 5 nach der Sanierung

Kirchplatz 9 und Mönchort 6

Das Haus Kirchplatz 9 zählt zu den ältesten Wohn- und Geschäftshäusern in Fachwerkbauweise in einem Stadtkern im Land Brandenburg und schließt rückwär-tig an das Gebäude Mönchort 6 an. Dieser 1885 errichtete, dreigeschossige Ziegelbau wurde ursprünglich als Stall und Speicher genutzt und in den 1930er Jahren zu einem Wohnhaus umgebaut. Vom Schulgang aus gesehen, bilden die

beiden Gebäude ein bedeutendes stadt-historisches Ensemble (der Perleberger Altstadt) - den so genannten „Malerwin-kel“. Nach jahrelangem Leerstand und teilweise drohendem Zerfall, konnten die

Objekte zwischen 2008 und 2010 denk-malgerecht modernisiert und instand-gesetzt werden, insgesamt wurden in beiden Objekten zwölf neue Wohneinhei-ten, zum Teil altersgerecht, hergestellt. Neben der umfassenden Sanierung des Fachwerks, einschließlich der Gefache, der Reinigung und Verfugung des Ver-blendmauerwerks (Mönchort 6), wurde vor allem auch im Innenbereich umfang-reich saniert und umgebaut. So wurden Fußböden erneuert, Holzbalkendecken saniert und mit einer Wärme- und Tritt-schalldämmung versehen sowie Elektro- und Telekommunikationsanlagen kom-plett erneuert, auch die Heizungs- und Sanitäranlagen wurden hergerichtet.Diese vorbildliche Sanierung zeigt einmal mehr, wie wichtig auch der Wille und das Engagement privater Investoren ist.Das städtebauliche Ensemble – rund um den Kirchplatz – ist damit nahezu komplett saniert und eines der Aushän-geschilder der Stadt.

Heilige-Geist-Straße 5

Das Gebäude Heilige-Geist-Straße 5 samt aller (ehemaligen) Nebengebäude ist Teil des Blockkonzepts für den Be-reich Karl-Marx-Straße/Heilige-Geist-Straße. Der Sicherung und anschließen-den Modernisierung ging eine komplexe und mit schwierigen Eigentumsverhält-nissen verbundene Geschichte voraus. Die teils komplizierten Eigentumsverhält-nisse erschwerten den umfangreichen Umbau des gesamten Quartiers. 2012-2015 konnte mit Hilfe von Stadtumbau-mitteln und der Wohnraumförderung die Instandsetzung von der GWG Woh-nungsgesellschaft durchgeführt werden. Neben der Sanierung des Haupthauses und Abbrüchen im Hofbereich, erfolgten umfangreiche Sicherungsmaßnahmen an der historischen Stadtmauer.

Großer Markt 2/3

Die Gebäude Großer Markt 2 und 3 wurden 2012 bis 2013 vollständig mo-dernisiert und instandgesetzt, Ende 2011 erfolgten so genannte Notsicherungs-maßnahmen. Auf Grund des baulichen Zustands waren diese Maßnahmen und der damit verbundene Abbruch der Nebengebäude und Seitenfl ügel notwen-dig. An deren Stelle traten Grün- und Außenanlagen sowie Stellplätze, die den heutigen Nutzern zur Verfügung stehen. Das ehemaligen Hotel („Gröplers Hotel“) wurde durch die GWG Wohnungsgesell-schaft zu Wohn- und Geschäftshäusern umgebaut und hatte eine erhebliche Auf-wertung des städtebaulich bedeutsamen Marktplatzes zur Folge. Die Maßnahmen wurden im Rahmen der Städtebauförde-rung im Denkmalprogramm gefördert.

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Wittstock/Dosse

Rheinsberg

GranseeAngermünde

Bad Freienwalde

Altlandsberg

Beeskow

Peitz

Uebigau-Wahrenbrück

Mühlberg/Elbe

Doberlug-Kirchhain

Herzberg (Elster)

Luckau

Lübbenau/Spreewald

Dahme/Mark

Jütebog

Ziesar

Potsdam

Beelitz

Werder (Havel)

Kremmen

Nauen

Bad BelzigTrauenbrietzen

Brandenburg an der Havel

Neuruppin

Kyritz

Wusterhausen/Dosse

PerlebergTemplinLenzen (Elbe)

Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg

Denkmal des Monats

Die 31 Mitgliedsstädte der Arbeitsgemeinschaft

Das Perleberger Rathaus auf dem Großen Markt

Mit dem nebenste-henden QR-Code geht

es direkt zu weiteren Informationen zur „Alten Schmiede“

Blick auf die „Alte Schmiede“, Parchimer Straße 11a

„Alte Schmiede“ während der Bauarbeiten

Die Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg gründete sich im Mai 1992. Ziel der AG ist es, „die historischen Stadt-kerne vor dem Verfall zu retten, die his-torische Bausubstanz zu bewahren, mit neuem Leben zu füllen und dabei den hohen Ansprüchen des städtebaulichen Denkmalschutzes Rechnung zu tragen“. Im Rahmen des Programms Städtebau-licher Denkmalschutz konnte durch die

Zusammenarbeit von Bund, Land und Kommunen die Erneuerung und Weiterentwicklung der historischen Stadtkerne erfolgen. Diese Zusammen-arbeit wurde im Laufe der Jahre auf inzwischen 31 Mitgliedsstädte aus-geweitet und ist Zeugnis einer hohen Qualität und aktiven Mitarbeit an der Ar-beit im Bereich der Stadterneuerung und Denkmalerhaltung. Perleberg war eine der 20 Gründerstädte. Die Arbeit der AG erfolgt in Regionalgruppen. Es werden Tagungen der Arbeitsgemeinschaft vor-bereitet, gemeinsame Problemstellungen diskutiert, aktuelle und zukünftige Aufga-benstellungen benannt und Fachfragen erörtert. Perleberg gehört mit Kremmen, Kyritz, Lenzen (Elbe), Nauen, Neurup-pin, Rheinsberg, Wittstock/Dosse sowie Wusterhausen/Dosse zur Regionalgrup-pe Nord-West. Seit 2004 wird monatlich das „Denkmal des Monats“ ausgezeich-net. Die ausgewählten Einzeldenkmale oder Denkmalensembles stehen für beispielhafte Sanierungen oder reprä-sentieren die über die Maße gelungene Bewältigung der Herausforderungen bei der denkmalgerechten Sanierung.

Seit 2013 stehen die Aktivitäten und vor allem die Auslobung des „Denkmal des Monats“ der Arbeitsgemeinschaft unter einem Jahresthema. Auch Perleberg wur-de mehrfach ausgezeichnet, zuletzt im Juni 2016: das Gebäude in der Parchimer Straße 11a. Unter dem Motto „Tür an Tür und Haus an Haus – Nachbarschaft(en) in der historischen Stadt“ wurde im Januar 2014 das Gebäude Kirchplatz 9 in Perleberg prämiert.

Denkmal des Monats Juni 2016 –

„Alte Schmiede“

Die „Alte Schmiede“ am Ufer der Stepenitz wurde bereits in den Jahren 2001/2002 saniert, nachdem die Erwer-ber das Objekt Ende der 1990er Jahre als schlummernden Schatz im Hinterhof entdeckten. Auch der Architekt konnte vom Charme des Anwesens überzeugt werden. In der Folge entwickelte er eine behutsame Sanierungsstrategie, die den Charakter als ehemalige Schmiede in Teilen konservierte. Da wo einst das Schmiedefeuer loderte, wärmt heute der Kamin das Wohnzimmer der Bewohner. Bei der späten Ehrung anlässlich des Denkmals des Monats Juni 2016, konn-ten sich die Besucher davon überzeugen, dass das Objekt auch 14 Jahre nach der Sanierung und einem weiteren Eigentü-merwechsel nicht an Glanz verloren hat. Alte wie neue Eigentümer führten voller Stolz durch das Objekt, welches heute als Wohnhaus genutzt wird.

Mit der Auszeichnung „Denkmal des Monats“ ehrt die Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne seit vielen Jahren Monat für Monat unterschiedliche Objekte in den 31 Mitgliedsstädten – im Jahr 2016 unter dem Motto „Alte Stadt – Museum oder Zukunftslabor“.

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Archäologie und SanierungTorsten Dressler (ABD-Dressler)

Archäologie und Sanierung

Fundstellen und Grabungen im Sanierungsgebiet der Altstadt (Plan: Torsten Dressler)

Die schriftlich erstmals 1239 erwähnte Stadt Perleberg besitzt ein außergewöhn- lich reiches Erbe an historischen Schrift-quellen, erhalten gebliebenen Fachwerk-bauten sowie archäologischen Fund-stellen. Seit nunmehr 25 Jahre begleiten Archäologen die umfangreichen Baumaß-nahmen in der historischen Altstadt mit seiner gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtanlage.Da die gesamte Altstadt als Flächendenk-mal ausgewiesen ist, wurden seitdem Baumaßnahmen auch archäologisch dokumentiert. Die hierbei erzielten archäologischen und dendrochronologi-schen Ergebnisse liefern zahlreiche neue Einblicke in die Stadtgeschichte vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit.Die heutigen Plätze und Straßen entspre-chen nahezu dem historischen Zustand: Besondere Bedeutung besitzen der St. Jacobi- und St. Nicolaikirchplatz, der Große Markt, der Schuhmarkt sowie die sie verbindenden Hauptstraßen. Bereits zu DDR-Zeiten wurden bei Erdarbeiten zahlreiche slawische und frühdeutsche Siedlungs- und Abfallgruben, Holzbohlen sowie Körpergräber dokumentiert. Im Altstadtbereich befinden sich etwa 100 archäologisch untersuchte Fundstellen.Die bislang rund 50 Dendrodaten von

verwendeten bzw. verbauten Hölzern aus der Altstadt decken einen Zeitraum von rund 200 Jahren (nach 1128 bis 1330) ab. Die Verteilung der Dendrodaten, die von rund 25 verschiedenen Fundplätzen in der Altstadt vorliegen, deutet eine eindeutige Häufung in die überlieferte

Stadtgründungszeit zwischen 1230 und 1250 an. Die flächendeckenden archäologischen Untersuchungen erstreckten sich auf Erdeingriffe im Zuge der Modernisierung von Gebäuden sowie auf Erschließungs-maßnahmen von Plätzen, Höfen und

Straßen wie zum Beispiel Großer Markt, St. Jacobi- und St. Nicolaikirchplatz, Kirch-platz, Mönchort, Schuhmarkt, Rosenhof und Judenhof. Der weitgehend ungestör-te Judenhof wurde aufgrund der hohen Befund- und Funddichte sowie seiner Platzkontinuität intensiv archäologisch er-forscht und ist daher bislang singulär im gesamten norddeutschen Raum. Dessen zeitliche Einordnung lässt sich von der Mitte des 13. Jahrhunderts (Dendroda-tum: 1253) bzw. mit der ersten Stadtaus-bauphase über den etappenweise, kontinuierlichen Ausbau und Befestigung des Hofes um 1300 bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts vornehmen.Der Große Marktplatz barg unter älteren Feldsteinpflastern diverse Feldsteinfunda-mente von abgetragenen Fachwerkbau-ten sowie das 1836 abgerissene Rathaus mit Rathauskeller und Vorgängerbau. Mittelalterliche Pflaster sind zudem von der Bäckerstraße, vom Schuhmarkt und vom Judenhof überliefert. Säkulare Steinbauarchitektur wurde am St. Nicolaikirchplatz mit den Fundament-resten der 1294 ersterwähnten St. Nico-laikirche sowie am Kirchplatz der Quer- flügel und diverse Anbauten einschließ-lich Friedhofsmauer der St. Jacobikirche ergraben. Bestattungen bzw. diverse

Skelettreste stammen vom Kirchplatz, vom St. Nicolaikirchplatz sowie vor dem Wittenberger Tor. Als Besonderheiten sind hierbei unter anderem ein Mann mit Pfeilschuss im Schädel sowie ein Einzel-grab mit einer auffälligen Messingkette als Beigabe zu nennen, wobei es sich vermutlich um die Amtskette des Bürger-meisters aus dem Spätmittelalter handeln könnte.Hinweise auf Töpfereien bzw. Keramik-handwerk und deren Abfallgruben fanden sich vor dem Wittenberger Tor und vor dem Dobberziner Tor bzw. in Höhe der Pritzwalker Straße 2 - 4. Archäologische Untersuchungen an der Perleberger Stadtmauer fanden unter an-derem im Schulgang, in der Mauerstraße und am Judenhof statt. Die Standorte des Parchimer Tores mit doppeltem Vortor, Zwingeranlage, Stadtmauer und Stadt-grabenanlage sowie des Wittenberger Tores ebenfalls mit Zwingeranlage und Turmfundament konnten archäologisch lokalisiert und teils im heutigen Straßen-pflaster nachgezeichnet werden. Mehrere große Stadtbrände hinterließen auch im archäologischen Kontext ihre Spuren: Starke Brandschichten waren in der Bäck-erstraße, Heilige-Geist-Straße, am Schuh-markt und am Großen Markt vorhanden.

Die mittelalterliche Wasserversorgung in der Altstadt ist mit mehreren Brunnen, Uferbefestigungen, hölzernen Abfluss-rinnen sowie durch das Gebäudefunda-ment der Alten Stadtmühle nachweisbar. Hölzerne Wegebefestigungen finden sich nahezu im gesamten Altstadtbereich in Form von Bohlenwegen, Knüppeldäm-men, Reisig- und Bretterauflagen, Bohlen sowie Gründungspfählen wieder. Sie belegen die sich über mehrere Jahrhun-derte erstreckenden Bemühungen der Perleberger Bürger, die Transport- und Gehwege in der Altstadt angesichts der sie umgebenden Wassermassen trocken und stabil zu bekommen.Das geborgene Fundmaterial der Altstadt weist ein breites Spektrum auf: Hausrat und Küchengeschirr (Bronzegrapen, Keramik, Ofenkacheln, Griffangelmesser, Wetzstein, Schlittknochen, Dosen, Dau-benschalen, Teller, Schalen), Münzen und Schmuck (Gürtelschnallen, Buchschließen, Messinggliederkette), Schuhwerk (Leder-reste, Schuhsohlen), Toilettenutensilien (Pinzetten, Dreilagenkamm), Importwaren (Keramik), Schreibutensilien, Handwerk (Spinnwirtel, Knochenahlen, Eisen- und Nadlerwaren, Nadeln, Ösen, Schnallen), Hufeisen und Reitersporen, Waffen sowie Spielzeug (Murmeln, Figuren, Tonklapper).

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Aktuelle Projekte der Städtebauförderung

Aktuelle Projekteder Städtebauförderung

Lageplan der Baumaßnahme Heilige-Geist-Straße, 2. BA (Plan: dänekamp und partner)

Brücke an der Pferdeschwemme

Kirchplatz 4, vor der Sanierung

Bäckerstraße 19, nach der Sanierung

Mühlenstraße 17, vor der Sanierung

Heilige-Geist-Straße

Bei der Rekonstruktion der Heilige-Geist-Straße im zweiten Bauabschnitt handelt es sich um die kleine, unscheinbare Sackgasse am westlichen Ende der Heili-ge-Geist-Straße – auch „Wiederkehr“ oder im Volksmund „Arschkerbe“ genannt. Es geht um die Herstellung einer technisch erforderlichen Regenentwässerung und die Wiederherstellung einer ebenen Stra-ßenoberfl äche aus Findlingspfl aster. Um trotz der weitgehenden historischen

Pferdeschwemme

Die Brücke an der Pferdeschwemme über den Seitenarm der Stepenitz muss nach knapp 25 Jahren bereits wiederholt erneuert werden. Die Holzbrücke ist ma-rode, „die Dauerhaftigkeit des Bauwerks ist nicht mehr gegeben“. Der Bauwerks-prüfer bestätigte im Frühjahr 2016 einen irreparablen Bauwerksverfall, dies hatte die Neuplanung der Brücke zur Folge. Die neue Brücke soll analog der beiden anderen Hagenbrücken als Aluminium-konstruktion hergestellt werden. Die Um-setzung wird bis Frühjahr 2017 erfolgen.

Rekonstruktion die Straße in einen barrie-rearmen bzw. -freien Zustand zu verset-zen, wird am östlichen Fahrbahnrand ein Gehweg angelegt, wie er auch sonst in der Altstadt vorzufi nden ist. Die 400 Quadratmeter Fläche werden im Herbst 2016 neugestaltet und die Maßnahmen archäologisch begleitet.

Bäckerstraße 19

Das Gebäude an der Ecke Bäckerstraße/Grabenstraße ist ein zweigeschossi-ges Wohn- und Geschäftshaus. Nach Abschluss der Sanierung ist hier ein repräsentatives Objekt am südöstlichen Altstadteingang entstanden. Die beiden Gewerbeeinheiten sowie die Wohnung im Obergeschoss waren bereits ver-mietet, bevor das Objekt fertig war. Bei diesem Gebäude ist es gelungen, mit einem übersichtlichen Fördermittelein-satz ein stadtgestalterisch gutes Ergebnis zu erzielen.

Kirchplatz 4

Mit dem Kirchplatz 4 wird eines der letz-ten unsanierten Objekte am Kirchplatz angegangen. Nachdem 2015 über erste Sicherungsmaßnahmen der Verfall ge-stoppt werden konnte, soll kurzfristig mit der Modernisierung und Instandsetzung begonnen werden. Ziel ist es bis zum Sommer 2017 zwei moderne Wohnun-gen in zentraler Lage zu errichten. Ei-gentümer und Planer sind zuversichtlich, dass auch dieses Gebäude ein Schmuck-stück wird und damit das Ensemble rund um die Kirche dann fast gänzlich saniert ist. Die Sanierung des denkmal-geschützten Gebäudes erfolgt mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Programm „städtebaulicher Denkmalschutz“.

Mühlenstraße 17

In der Mühlenstraße musste zunächst umfangreich entkernt und ein Anbau abgebrochen werden. Das Gebäude mit dem unkonventionellen Satteldachauf-satz wird entsprechend der angestreb-ten Nutzung für ein Steuerbüro umge-baut. Auch hier werden Fördermittel aus dem Programm „städtebaulicher Denk-malschutz“ eingesetzt und die Sanierung des Objektes somit ermöglicht. Die Maßnahme wird voraussichtlich Anfang 2017 abgeschlossen sein. Im An-schluss daran soll das Gebäude Mühlen-straße 18 saniert werden.

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Hagen Boddin, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt der Stadt Perleberg

Aktuelle Projekte der Städtebauförderung

Interview mitHagen Boddin

Puschkinstraße 16

Schuhmarkt 8Karl-Marx-Straße 9/10

Karl-Marx-Straße 9/10

Das Grundstück Karl-Marx-Straße 9/10 wurde ca. 1900 mit einem Wohn- und Ge-schäftshaus, bestehend aus Vorderhaus und Seitenfl ügel sowie Fabrikanlagen bebaut. Die Sanierungsstrategie sieht die Freilegung der Hofi nnenbereiche vor, so dass bei fast allen Grundstücken im „Hei-lige-Geist-Quartier“ die Fabrikanlagen und Nebengebäude zurückgebaut wurden. Mit der Modernisierung soll die Mischnut-zung von Wohnen und Gewerbe erhalten bleiben. Im Oktober 2016 wurden die fünf Wohnungen und drei Gewerbeeinheitenbezugsfertig. Die Außenanlagen des GWGEigentums werden im Anschluss als Gemeinschaftsfl äche mit konzentrierter Stellplatzanlage hergestellt.

Schuhmarkt 8

Das Gebäude ist zwar kein Einzeldenk-mal, liegt aber städtebaulich an einer bedeutsamen Ecke, die weithin sicht-bar ist. Die Sanierung wurde im Herbst 2016 weitestgehend abgeschlossen.Wie auch an anderen Stellen sind die modernisierten Wohnungen lange vor Fertigstellung vermietet gewesen.Insbesondere bei der Dachgeschoss-wohnung mit der integrierten Dachter-rasse, ist dies auch nicht verwunderlich. Im Genehmigungsverfahren befi ndet sich aktuell noch die anzubauende Garage mit Terrassennutzung in der Schuhstraße.

Puschkinstraße 16

Das zweigeschossige Wohnhaus be-fi ndet sich im weiteren Umfeld des Markts gegenüber der Einmündung zur Schuhstraße und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut. Als eingetragenes Einzeldenkmal war und ist es besonders schützens- und erhaltenswert. Es ist umso erfreulicher, dass das durch Nut-zungsänderungen mehrfach überformte Gebäude von 2014-2016, saniert und instand gesetzt werden konnte. Für die Beseitigung des städtebaulichen Miss-stands waren umfangreiche bauliche und freiraumgestalerische Maßnahmen notwendig. Diese wurden sowohl an der Fassade, den Fenstern und Außentüren, dem Dach, an der technischen Ausrüs-tung und dem Innenausbau sowie im Bereich der Freianlagen auf dem Hof durchgeführt. In dem Gebäude ent-standen sechs Wohneinheiten und eine Gewerbeeinheit.

Für Hagen Boddin ist die Altstadtsanie-rung die wichtigste Aufgabe der Stadt-entwicklung, die sich seit vielen Jahren gut entwickelt hat. Aktuell sind viele neue Projekte angestoßen, was ihm und den Bürgern auch nach 25 Jahren Altstadt-sanierung die Dynamik dieses Prozesses zeigt. Herr Boddin: „Der öff entliche Raum ist weitgehend saniert, insoweit verbleibt für das Restprogramm der Sanierung eine stärkere Aktivierung der privaten Grund-stückseigentümer. Der Stadt Perleberg werden noch sechs bis acht Jahre blei-ben, um das förmliche Sanierungsver-fahren erfolgreich abzuschließen. Schon jetzt ist der Erfolg sichtbar, so dass sich die Stadt auf die wenigen verbleibenden Großprojekte konzentrieren kann. Dazu gehört einerseits der Hagen, für den in einem Teil bereits die Planung beauftragt ist und andererseits die ‚dicken Brocken‘, die Rathaus-Innensanierung und ein neues Stadtarchiv.“Letzteres ist neu auf der Agenda, nach

seiner Einschätzung aber für die Attrak-tivitätssteigerung am Großen Markt äußerst wichtig. Zusammen mit der Bibliothek kann mit dem Projekt histori-sche Bausubstanz zukunftsfähig genutzt werden. Die Stadtverordneten haben für die Umnutzung des alten Kinos kürzlich „Grünes Licht“ gegeben. Herr Boddin: „In Zukunft sind verstärkt die privaten Hauseigentümer und Inves-toren gefragt, in und an der Altstadt zu sanieren und zu investieren. Noch immer bestehen städtebauliche Missstände, die es zu beseitigen gilt.“ Attraktives Wohnen, etwa in Wasserla-gen, ist aus Sicht von Herrn Boddin die große Zukunftschance für die Altstadt. Dies noch stärker zu aktivieren, hält er für eine der Hauptaufgaben des Sanie-rungsträgers. Insoweit ist er den Initiati-ven der BIG Städtebau sehr dankbar, bei der Bauherrenberatung und Investoren-werbung in die Off ensive zu gehen. Herr Boddin: „Die BIG Städtebau sollte weiterhin verstärkt Strategien entwickeln, auf Eigentümer zugehen und öff entlich dafür werben, um den weiteren Verfall von Bausubstanz – wie etwa in der Woll-weberstraße 6, 11, 17 oder Parchimer Straße 6 zu verhindern. Die Förderange-bote müssen aktiv unter die Leute ge-bracht werden, und man darf nicht allein

darauf hoff en, dass die Modernisierungs-willigen sich schon melden werden.“Während zu DDR-Zeiten die Menschen aus den Altstadtquartieren mit Kohle-heizung in die moderne Platte mit Zentralheizung „fl üchteten“, sieht er die Zukunft im individuellen Wohnen in der Altstadt – mit Blick auf Stepenitz, Großen Markt oder Hagen. Also der Weg zurück in die Innenstadt. Die GWG Wohnungs-gesellschaft ist dabei ein wichtiger Partner. Für die Stärkung des Handels, der Kultur und der Gastronomie sieht er im Innenstadtmanagement und der KMU-Förderung eine Chance, die aktiv genutzt werden sollte, um die Einkaufs-straße attraktiver zu machen, Leerstände zu kaschieren oder neue Nutzung dafür zu suchen und zu fi nden. Aber auch das Grün darf nicht fehlen. Ein verbliebenes Lieblingsprojekt ist der Garten an der Stepenitz in der Karl-Marx-Straße. Hier soll für die Perleberger ein halböff entlicher Garten an der Stadt-mauer hergerichtet werden, in dem man nicht nur an schönen Sommertagen den Sonnenuntergang genießen kann. Die Altstadt erleben und in ihr zu wohnen, bleibt die Vision.

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Ausblick

Parkplätze am GrahlplatzSt.-Nikolai-Kirchplatz im Stadtmodell

Wittenberger Straße/Grahlplatz kurz vor BaubeginnPlanausschnitt St.-Nikolai-Kirchplatz

Planausschnitt aus Entwurf des Landschaftsarchitekturbüros (Quelle Beusch)

Lotte-Lehmann-Promenade

Freifl äche Hagen-Süd

Hagen-Nord mit Blick Richtung Hagen-Süd

St.-Nicolai-Kirchplatz

Das Quartier um den St. Nicolai-Kirchplatz ist das letzte Areal im öff entlichen Raum, welches im Zuge der Altstadtsanierung zu rekonstruieren ist. Um der historischen Bedeutung und der wechselhaften Nut-zung des Areals gerecht zu werden, ist zunächst die Durchführung eines städte-baulichen Ideenwettbewerbs vorgesehen. Dort wo sich heute die kleine Grünanlage befi ndet, stand bereits im 12. Jahrhundert die St. Nicolaikirche. In der Umgebung entstanden in der Folge Kirchenwohnun-gen und wie auch anderen Orts üblich, ein Friedhof. Am Standort der Kirche wurden im 18. Jahrhundert erste Kaser-nengebäude errichtet und so wandelte

sich der Charakter des Quartiers vollstän-dig. Von Kirche und Friedhof fi ndet man heute nur mehr im Untergrund Zeugnisse der bewegten Geschichte. Da durch die spätere bauliche Entwicklung, insbeson-dere privater Wohnhäuser, eine Wieder-herstellung als Kirchplatz im wahrsten Sinne „verbaut“ ist, wird es spannend zu sehen, wie im Zuge einer wettbewerbli-chen Ideensammlung der historische Ort wieder sichtbar gemacht und die beste-henden Gebäude integriert und saniert werden können. In einem ersten Schritt soll mit den Anliegern und Grundstücksei-gentümern eine mögliche Umgestaltung erörtert werden.

Wittenberger Straße/Grahlplatz

Die Erneuerung der Wittenberger Straße zwischen Feldstraße und Marienplatz ist die Fortsetzung der begonnenen Maß-nahme vom Marienplatz kommend. Mit Hilfe von Städtebaufördermitteln aus dem Förderprogramm „Stadtumbau Ost“ wurde Anfang September 2016 mit dem Bau begonnen. Wie so oft ist die erforderliche Erneuerung der Rege-nentwässerung Ausgangspunkt für den Umbau. Einer der zentralen Regenkanäle der Stadt erhält einen Rohrdurchmesser von bis zu 1,3 Metern. Im Anschluss wird die Fahrbahn verjüngt und in Asphalt hergestellt sowie die Seitenbereiche mit Gehwegen neu angelegt. Die Bushalte-stellen und Parkbuchten erhalten ein neues, freundliches Erscheinungsbild. Im Zuge der Maßnahme ist die Fällung von 72 überwiegend straßenbegleitenden Bäumen erforderlich, welche durch 72 Neupfl anzungen kompensiert werden soll. Die Parkplätze am Grahlplatz werden neu gestaltet und angelegt. Insgesamt spielen Barrierefreiheit, Fußgänger- und Radfahrfreundlichkeit eine große Rolle. Die Gesamtkosten werden bei ca. 1,7 Mio. Euro liegen. Das Vorhaben soll im Spätsommer 2017 abgeschlossen sein.

Freifl äche Hagen-Süd

Im Rahmen eines Werkstattverfahrens zur Freifl ächengestaltung der Grünan-lage Hagen-Süd wurde im Juli 2016 aus vier Landschaftsarchitekturbüros eines ausgewählt, welches die Planungen und Umsetzungen zur Neugestaltung der Frei- und Spielfl äche im südlichen Bereich des Hagens durchführen und begleiten wird.

Der Entwurf des Büros überzeugte, vor allem durch die geplante Neuausrichtung der Spiel- und Aufenthaltsfl äche ent-lang der Eichenpromenade unter dem Thema „Spiel am Fluss“. Den Planungen zu Grunde liegt die Neuanlegung des Wegs „Grabenpromenade“, der sich in Nord-Süd-Ausdehnung parallel zur Eichenpromenade erstreckt. Es soll eine bauliche und gestalterische Betonung der Kreuzungspunkte im Bereich der Brücken-anschlüsse und weiteren Wegeverbindun-gen geben. Die Plätze werden gestalterischaufgewertet und es erfolgt eine sinn-hafte und attraktive Ergänzung und Neuausstattung mit Stadtmobiliar. Die vorhandenen Spielgeräte werden versetzt

und durch neue Elemente ergänzt. Zur Aufwertung der Aufenthaltsqualität sind Elemente wie Gräserkabinette, die einzelne Räume abgrenzen, geplant und auch neu anzulegende Aufenthaltsbe-reiche innerhalb der neuen Nord-Süd-Achse zwischen Grabenpromenade und Eichenpromenade. Unter anderem sollen hier drehbare Liegen installiert werden. Es erfolgt außerdem eine Erneuerung der Wegebefestigung des Gummisteigs sowie die Ausstattung mit neuer Beleuchtung im südlichen Hagen. Das Konzept nahm entsprechend der gestellten Aufgabe Bezug zum Bereich des Hagen-Nord und einzelne Gestaltungselemente könnten perspektivisch dort fortgeführt werden.

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Investorensuche und Fördermittelangebote

Wollweberstraße 11 Heilige-Geist-Straße 3

Wollweberstraße 6

Wollweberstraße 17

In den vergangenen 25 Jahren wurde bei der Erneuerung des mittelalterlichen Altstadtkerns Perlebergs bereits viel erreicht. Dennoch sind noch Aufgaben für die Zukunft und die nächste Genera-tion von Planern und Investoren ver-blieben. Beim Stadtspaziergang in den historischen Gassen der Altstadt wird der Handlungsbedarf deutlich sichtbar. Unterschiedliche Gebäude in Größe und Bauweise stehen leer, wirken verwahr-lost oder stehen zum Verkauf. Leider ist es noch nicht gelungen die Eigentums-verhältnisse und Entwicklungsabsichten systematisch zu erfassen, um zwischen Interessenten und verkaufsbereiten Alteigentümern vermitteln zu können. Hier sieht die BIG Städtebau als Sanie-rungsträger der Stadt Perleberg verstärkt

Handlungsbedarf, zumal immer wieder investitionsbereite Bürger vorsprechen. Die größten Probleme bereiten die so genannten „dicken Brocken“. In der Regel sind dies große Fachwerkhäuser, an die sich nur wenige herantrauen. Für diese Objekte stehen Fördermittel zur Ver-fügung, um die unrentierlichen Kosten mit Zuschüssen zu kompensieren. Ein Problem stellen Erbengemeinschaften dar, die sich über den Umgang mit den geerbten Liegenschaften nicht einig sind. Die BIG Städtebau steht jederzeit für eine Investitions- und Förderberatung zur Verfügung und versucht Bauherren bei der Vorbereitung einer Sanierung und Abstimmung mit den Behörden zu unterstützen. Die aktuelle Städtebauförderrichtlinie sieht vor, dass Vorhaben bis zu einer max. Größenordnung von 55 Prozent der Gesamtkosten gefördert werden können, sofern besondere städtebauli-che oder denkmalpfl egerische Gründe dies rechtfertigen. Wenn dies nicht der Fall ist, können pauschaliert bis zu 40 Prozent der Kosten gefördert werden, abhängig von der Rentierlichkeit. Hinzu kommen die steuerlichen Abschrei-bungsmöglichkeiten (EStG § 7 h und i), die im Sanierungsgebiet genauso hoch

sind, wie bei Einzeldenkmalen: In den ersten acht Jahren können 9 Prozent jährlich abgeschrieben werden, danach sind es vier Jahre lang 7 Prozent.Insoweit lohnt sich die Investition ins vermietete oder selbstgenutzte Objekt. Doch anders als beim Einzeldenkmal ist der Status des Sanierungsgebiets endlich. Mit der Satzungsaufhebung entfallen sowohl Zuschüsse aus Förder-mitteln als auch steuerliche Anreize. Die nächsten Jahre sollten Eigentümer und Investoren nutzen!

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Der dargestellte Plan zeigt alle Maßnahmen im Sanierungsgebiet der Altstadt, die in den vergangenen 25 Jahren durchgeführt und begonnen wurden.Stand: September 2016, Planverfasser: BIG Städtebau GmbH. Plangrundlage: GfP Gesellschaft für Planung, Umwelt und Architekur28 29

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Blick vom Schuhmarkt in die Wittenberger Straße

Wallgebäude

Schuhmarkt 21/22

Wittenberger Straße 91

Poststraße 1

Krämerstraße 2 - 3

Die Fotos zeigen einige der sanierten Objekte aus der Zeit zwischen 1991 und 2001 im unsanierten oder sanierten Zustand

Karl-Marx-Straße Wittenberger Straße 91

Wallgebäude

Poststraße 1

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