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24/7 - Dein Tag in Berlin

Date post: 29-Mar-2016
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24/7 - Abozeitung von Team 11 der Axel Springer Akademie
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24/7 DEIN TAG IN BERLIN Euro-Krise: Streit der EU-Finanzminister spaltet Europa Seite 2 FOTO: AP/DAPD/VIRGINIA MAYO Daten eines Lebens: Mathematiker Stephen Wolfram analysiert sich selbst Seite 6 Leader gesucht: Christian Lell und Andreas Ottl verkörpern Herthas Krise Seite 7 Tötung auf Verlangen: Müssen Komapatienten weiterleben? Seite 3 FOTO: DPA/SAMI BELLOUMI Mittwoch, 14. März 2012 50 Cent Facebook.com/24sevenBerlin FOTO: DPA Wegwerf-Republik: Bund startet Kampagne gegen Lebensmittelverschwendung Seite 4/5
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Wegwerf-Republik: Bund startet Kampagnegegen Lebensmittelverschwendung Seite 4/5

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PSeite 2 | Mittwoch, 14.03.201224 / 7

AFGHANISTAN

Säbelrasseln amHindukuschNach dem GI-Massakereines US-Soldaten an 16afghanischen Zivilisten amSonntag, drohte Taliban-Sprecher Sabihullah Mud-schahid mit der Enthaup-tung von US Soldaten.Derweil eskalierte dieStimmung. Bei anhalten-den Ausschreitungen wur-de ein afghanischer Soldatbei der Begehung des Tat-orts von Sonntag von deraufgebrachten Bevölkerungerschossen.

ISRAEL

Waffenruhe mitPalästinensernNach tagelanger Gewalthaben sich Israel und Pa-lästinenser auf eine „um-fassende und gegenseitige“Waffenruhe geeinigt, wieein ägyptischer Regie-rungsvertreter in derNacht zu Dienstag mit-teilte. Die Übereinkunft seibereits um 1 Uhr in Kraftgetreten. Ägypten bemühtsich seit Tagen um Ver-mittlung in dem Konflikt.

BUNDESBANK

ÜberschussgeschrumpftDer Überschuss der Deut-schen Bundesbank ist we-gen der Euro-Staatsschul-denkrise auf 643 MillionenEuro geschrumpft. Grundwar die deutlich gestiegeneRisikovorsorge im ver-gangenen Jahr, wie dieNotenbank gestern inFrankfurt mitteilte. 2010hatte der Jahresüberschussnoch 2,2 Milliarden Eurobetragen. Der Überschusswird an den Bund abge-führt.

RECHTEXTREMISMUS

Schlag gegenNeonazisBei einer groß angelegtenRazzia in gleich drei Bun-desländern hat die Polizei24 Personen mit rechts-radikalem Hintergrundfestgenommen. Bei denDurchsuchungen in Rhein-land-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Thüringenwurden auch Mitgliederder rechtsextremen NPDverhaftet. Den Beschuldig-ten wird Verfassungsfeind-lichkeit sowie Körperver-letzungen oder Landes-friedensbruch vorgeworfen.

NACHRICHTEN

POLITIK

STEFAN MAIR

D ie EU-Finanzministerhaben sich erstmals mitder Einführung einer

Steuer auf Finanzmärkte be-schäftigt. Großbritannien undSchweden führen die Gegner an,insgesamt zehn Länder. Frank-reich und Deutschland sprechenfür die insgesamt neun Befür-worter.

„Für uns ist eine Finanz-transaktionssteuer schwer zuakzeptieren“, bekräftigteSchwedens Finanzminister An-ders Borg in Brüssel seinen Wi-derstand. Bundesfinanzminis-ter Wolfgang Schäuble entgeg-nete, es sei nicht gerecht, denUmsatz von Gütern undDienstleistungen mit der Mehr-wertsteuer zu belegen, nicht je-doch den Umsatz mit Finanz-produkten und Finanzdienst-leistungen.

Bereits Ende September desvergangenen Jahres legte die Eu-ropäische Kommission einenEntwurf für die Einführung einerFinanztransaktionssteuer vor.Diese Steuer versteht sich alsUmsatzsteuer auf Aktien, Deri-vate und andere Finanzprodukte.

Mit der Transaktionssteuersoll eine gerechte Beteiligungdes Finanzsektors an den Kos-ten der Finanzkrise garantiertwerden. Die Befürworter zeigensich überzeugt, dass durch dieEinführung der Steuer ein gutesRegulierungsinstrument für dieeuropäischen Finanzmärkte zurVerfügung steht.

Gesprächsthema des Tref-fens sind auch die Sorgen umdas hohe spanische Defizit. Eu-ro-Gruppenchef Jean-ClaudeJuncker hat die spanische Re-gierung aufgerufen, ihre für das

nächste Jahr gesetzten Haus-haltsziele einzuhalten. „Wir ge-hen davon aus, dass Spaniensein Haushaltsziel für 2013 er-reichen wird und erreichenwill.“ Ministerpräsident ManuelRajoy und WirtschaftsministerLuis de Guindos räumten un-längst ein, dass die Neuver-schuldung ihres Landes 2012 bei

5,8 Prozent liegen werde. Zuvorhatten sich die EU und Spanienauf 4,4 Prozent geeinigt. Spani-en gilt als Wackelkandidat inder Schuldenkrise. Dazu ist je-der vierte Spanier arbeitslos.Die EU drängt nun darauf, dassSpanien kommendes Jahr dieEU-Defizitgrenze von drei Pro-zent einhält.

Steuer spaltet EUBörsenabgabe und spanisches Defizit sorgen für Konflikt

Spaniens Wirtschaftsminister de Guindos (l.) und Juncker

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Berlins regierenderBürgermeister KlausWowereit räumt Feh-ler ein und macht rei-nen Tisch.

Nachdem bekanntwurde, dass der SPD-Politiker bereits 2002mit Ex-BahnchefHeinz Dürr in dessenPrivatjet nach London geflo-gen war, räumte Wowereitgestern auch einen zweitenFlug 2003 ein. Beide Flüge zu-sammen hatten einen Wertvon über 10 000 Euro. Gleich-zeitig beteuerte er, dass er bei-de Reisen privat angetreten

sei und fügte an:„Heute würde ich dasnicht mehr machen.“Für die Oppositionist das Thema jedochnoch nicht geklärt.Ramona Pop, Frakti-onschefin der Grü-nen, zu 24/7: „Es sindneue Fragen aufge-

taucht, denen sich Wowereitin der nächsten Plenumssit-zung stellen muss.“ Schon An-fang der Woche geriet der Po-litiker in Zusammenhang miteinem Gratisurlaub bei demEvent-Manager ManfredSchmidt in die Schlagzeilen.

Wowereit räumt weiterenFlug im Privatjet ein

KlausWowereit

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I Im Konflikt um „Seltene Er-den“ haben die USA unter-stützt von EU und Japan eineKlage gegen China bei derWelthandelsorganisation(WTO) eingereicht. China be-sitzt weltweit 97 Prozent derseltenen Stoffe. Sie werdenfür den Bau von Handys, Hy-bridautos und Raketen benö-tigt. Das Problem: Der „RoteRiese“ sitzt zunehmend pro-tektionistisch auf den kostba-ren Gütern. Die Preise habensich in den letzten vier Jahrenverzehnfacht. Nach WTO-Re-geln muss China nun inner-halb von 60 Tagen Gespräche

mit den Klägern aufnehmen.Da erwartet wird, dass dieseGespräche scheitern, könntees zu einem Gerichtsverfah-ren kommen. Ein Verfahrenkann sich über Jahre hinzie-hen. In der Vergangenheitkonnten so aber bereits ver-schiedene Streitpunkte wieHühner- oder Autoreifenhan-del beigelegt werden. AuchExportbeschränkungen fürStoffe wie Zink oder Magnesi-um müsste China laut einemWTO-Urteil aufheben. Daswurde kürzlich trotz Berufungbestätigt. Ob sich China dembeugt, ist aber ungewiss.

Rohstoff-Streit zwischenUSA und China

Es gibt keine andere Steuerauf der Welt, mit deren Ein-führung man im WahlkampfStimmen gewinnen kann.

Von der Besteuerung vonFinanzmarktprodukten ver-sprechen sich Politiker genaudas. Die Branche, die an denTurbulenzen der Finanzkrise2008 Schuld ist, soll jetzt zah-len. Das finden viele gerecht.Doch eine Einführung rückt inder EU in weite Ferne. Beina-he gleich groß sind die Grup-pen von Befürwortern undGegnern. Vor allem Schwe-dens Widerspruch ist ver-ständlich:

In den 80er Jahren führtedas Land eine Börsenumsatz-steuer ein und prompt wan-derten große Teile des Aktien-und Anleihhandels aus demLand ab.

Auch Hauptgegner Groß-britannien führt als schwers-tes Argument ins Feld, dass ei-ne Einführung England sub-stanziell treffen könnte.Schließlich spielt der Finanz-sektor dort eine weitaus be-deutendere Rolle als in ande-ren EU-Ländern.

Vor allem Frankreichs Prä-sident Sarkozy scheint ent-schlossen mit einer Umset-zung der Finanzmarktsteuerin den Wahlkampf zu gehen.Vor kurzem kündige er an, abAugust eine Steuer von 0,1Prozent auf Aktienkäufe undden Handel von Kreditausfall-versicherungen einzuführen.

Das soll eine Milliarde Eurobringen. Keine Summe, dieden Staatshaushalt rettet,aber genügend Wählerstim-men bringt.

KOMMENTAR

Gut für denWahlkampf

STEFAN MAIR

Page 3: 24/7 - Dein Tag in Berlin

Mittwoch, 14.03.2012 | Seite 324 / 7

HOLLYWOOD

James Francokommt nach BerlinSchauspieler, bildenderKünstler, Regisseur, Dreh-buchautor und Filmpro-duzent in einer Person:Für James Franco (33) istdas aber noch nicht genug.Jetzt stellt sich das Multi-talent mit seinem literari-schen Debüt „Palo Alto“,benannt nach seiner kali-fornischen Heimatstadt,auch in Deutschland vor.Die Kurzgeschichten han-deln von Jugendlichen mitAlkohol- und Drogen-problemen, die emotions-los durch ihr Leben tau-meln.

BERLIN

Küsse ausKarlshorstAuf den Abreißzettelnsteht keine Telefonnum-mer, sondern die ISBN-Nummer des Buches: Sowirbt die Berlinerin Pa-trycja Spychalski für ihrenneuen Jugendroman „Ichwürde Dich so gerne küs-sen“. Er spielt in ihrem

Kiez, in Karlshorst. „Vielebekannte Plätze kommendarin vor. Die S-Bahn-Brücke zum Beispiel, woman sitzen und in derFerne den Fernsehturmsehen kann“, so die Auto-rin.

LITERATUR

Buchmesse inLeipzigVom 15. bis zum 18. Märzfindet die Leipziger Buch-messe statt. 100.000 Bü-cher, davon 20.000 Neu-erscheinungen stehen imMittelpunkt. Den Besu-chern soll ein Einblick indie Welt des Internet gege-ben werden, Digitalisie-rung bleibt ein Thema.Erstmals registriert dieLeipziger Buchmesse Teil-nehmer aus 44 Ländern, soviele wie nie zuvor.

NACHRICHTEN

FFEUILLETON

LUCAS NEGRONI, INGAPYLYPCHUK

Knapp eine Stunde langlag der niederländi-sche Prinz Friso unter

dem Schneebrett, das ihn vonder Skipiste gerissen hatte.Friso überlebte und liegt seit-dem im Koma. Sollte er jemalswieder daraus erwachen, wirder schwere mentale Schädendavontragen – zu lange hattesein Gehirn kein Sauerstoffunter der Lawine. Ginge esnach holländischen Ärzten, sowäre der Prinz schon längsttot. „Gerade einmal 30 sol-cher Patienten gibt es dort,30 000 sind es in Deutsch-land“, sagt Wolfgang Putz,Rechtsexperte und Medizin-ethiker. Jenseits der Grenzenherrschen andere Ansichtenüber Leben und Tod: In derSchweiz hat diesen Montagder sterbenskranke Ex-Fuß-baller Timo Konietzka seinLeben mit einem Giftcocktailbeendet. Dort ganz normal,hier ein Skandal. Warum istdas so? Putz ist der Ansicht,dass das Thema in Deutsch-land tabuisiert werde. Eindringend zu lösendes Problemsieht er in einer deutschen Ei-

genart für Patienten, die nichtmehr in der Lage sind, ihrenWillen zu äußern: Der soge-nannte mutmaßliche Patien-tenwille. Grundlage dafür istdie Überzeugung, dass jederMensch über das eigene Le-ben bestimmen können soll.Hat ein Komapatient seinenWillen in irgendeiner Formvorher geäußert, dann mussjeder Arzt danach handeln. Ermuss die Maschinen abschal-ten, wenn der Patient sterbenmöchte. „LebensverlängerndeMaßnahmen sind in diesemFall Körperverletzung“, sagtPutz.

Richtige Probleme entste-hen aber dann, wenn niemandweiß, was der Patient eigent-

lich wollte. Normalerweiseversuchen die Angehörigendann den Willen des Patien-ten zu vermuten - eine extrembelastende Situation für An-gehörige, die plötzlich überLeben und Tod ihres Ver-wandten entscheiden müssen.„Die Leute zerfleischen sichbei diesen Gedanken“, sagtPutz. „Um das zu vermeiden,sollten sich die Menschen inDeutschland möglichst frühdiesem Dilemma annehmenund den eigenen Willen fürden Notfall äußern.“

Noch schwieriger wird esbei Komapatienten ohne An-gehörige und ohne Patienten-verfügung. „Die werden amLeben erhalten und sterben

irgendwann den Alterstod.“ InDeutschland gebe es einigesolcher Patienten – mancheseien schon seit 30 Jahrennicht mehr bei Bewusstseinund würden über eine Magen-sonde ernährt. Bis zu 17 000Euro kostet die Behandlungeines solchen Patienten imMonat. Putz findet diesen Zu-stand untragbar. Man könnenicht einfach annehmen, dassjeder Mensch im Zweifelsfallleben möchte. „Wenn ich mei-nen Studenten diese Fragestelle, dann sagen 98 Prozent,dass sie für den Fall dauernderBewusstlosigkeit nicht mehrleben wollen.“ Das sei ein Zei-chen dafür, dass die Gesell-schaft umdenken müsse. Eineschwierige Diskussion, vorbe-lastet durch das Gräuel derEuthanasie im Dritten Reich.Dennoch sei die Schlussfolge-rung aus dem historischenSchicksal falsch, so Putz. „DerRechtsstaat darf keine Bewer-tung des Lebens vornehmen.“Angesichts der zunehmendenÜberalterung müsse sich dieGesellschaft dieser Diskussi-on früher oder später aber so-wieso stellen. „Spätestens imJahre 2030, wenn die Alters-pyramide Kopf steht.“

Der Tod als Erlösung: Komapatienten in Deutschland warten manchmal Jahrzehnte darauf

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Im Land der lebenden TotenHeikles Thema: Der Lebenswille bei Komapatienten

Eine direkte Sterbehilfe miteiner Giftspritze ist nur inBeneluxländern erlaubt. 2011ließen sich den Niederlanden3136 schwerstkranke Men-schen von einem Arzt töten -fast 20 Prozent mehr als imJahr davor. In Deutschland sindnur eine indirekte aktive (Ein-nahme von Medikamenten,

die das Leben verkürzen),sowie eine passive Sterbehilfe(Beendung der künstlichenErnährung) zugelassen. Werschnell und bewusst sterbenwill, reist aus. Die SchweizerSterbehilfeorganisation Exit, dieauch T. Konietzka in den Todbegleitete, betreute im ver-gangenen Jahr 305 Menschen.

STERBEHILFE IN EUROPA

Sterbehilfe – ja oder nein? Ak-tuelle Fälle wie die des Prin-zen Friso und Timo Konietzkawerden kurzzeitig die heikleDebatte um Tötung auf Ver-langen anheizen. Genau daliegt das Problem. Das Themawird immer heikel bleiben,wenn es ein Tabuthemableibt. Viele Menschen fürch-

ten sich davor, sich mit demeigenen Tod oder dem einesnahestehenden Angehörigenauseinanderzusetzen, wenn eskeinen konkreten Anlass dazugibt. Das ist nachvollziehbar,doch ein gesellschaftlich offe-nerer Umgang, der mehr In-formationen und eine bessereBetreuung bietet, könnte die-

se Angst verringern. Unab-hängig von Alter und Gesund-heitszustand muss ein Themawie die Patientenverfügungsowohl innerhalb der Familieals auch gesellschaftlich mehrin den Fokus gerückt werden.Die Würde des Menschen istunantastbar, auch im Tod. DerWille des Betroffenen sollte

das Orientierung gebendeMaß sein, was lebenserhalten-de Maßnahmen anbelangt undin jedem Fall müssen die An-gehörigen größtmöglich ent-lastet werden. Eine bessereAufklärungs- und Informati-onspolitik zur Patientenverfü-gung ist ein erster Schritt indie richtige Richtung.

KOMMENTAR

Das Recht auf WürdeLENA KAPPEI

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MilchMilch

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Seite 4| Mittwoch, 14.03.201224 / 7

VIKTORIA DÜMER, ANJA RICHTER

E lf Millionen Tonnen Essenlanden in Deutschlandjährlich im Müll. Damit

soll jetzt Schluss sein. Bundes-verbraucherministerin Ilse Ai-gner möchte diese Wegwerf-mentalität aus den Köpfen derMenschen verbannen.

„Wir müssen auf allen Ebe-nen vorgehen“, sagt die CSU-Politikerin. Sie fordert eine in-tensive Aufklärung der Verbrau-cher über Lebensmittelkonsumund die Vernetzung der Nah-rungsmittelbranche unterein-ander.

Laut einer aktuellen Studieder Universität Stuttgart sindacht Millionen Tonnen desjährlichen Lebensmittelmüllsüberflüssig. Ingesamt landenso Waren im Wert von fast21,6 Milliarden Euro in derTonne. Der Einzelhandel pro-duziert nur fünf Prozent allerEssensabfälle, 17 Prozentstammen aus Gaststätten,Schulen, Kantinen und In-dustrie. Privathaushalte tra-gen mit 61 Prozent zum Ge-samtaufkommen bei. DasProblem ist also der Ver-braucher.

Jeder ist verantwortlich

Jeder Einzelne wirft proJahr knapp 82 KilogrammEssen weg, obwohl es nochgenießbar wäre. Was alles

in der Mülltonne landet,ist erschre-

ckend: Jo-ghurt, der

eigentlich noch haltbar ist, eineBanane mit brauner Schale, dasStück Geburtstagskuchen vongestern. „Lebensmittel sind einhohes Gut. Für mich ist es uner-träglich, wenn sie weggeworfenwerden“, sagt Aigner. „Das Be-wusstsein der Menschen für denWert des Essens muss sich schär-fen.“

Am 27. März holt die Ministe-rin alle Akteure an einen Tisch:Experten aus Industrie, Handel,Gastronomie und Landwirt-schaft, Verbraucherschützer, Ver-treter von Kirchen und nicht-staatlichen Organisationen(NGOs) sollen Wege zur Verrin-gerung der Lebensmittelabfällefinden.

Die Reaktionen auf AignersPläne sind bisher positiv. „Wirwerden nach gemeinsamen Lö-sungen suchen“, erklärt StefanHertel vom Deutschen Einzel-handelsverband. Mariola Maxe-lon, Leiterin einer Berliner Tafel,erhofft sich mehr Kooperationmit Restaurants und Supermärk-ten: „Hoffentlich bekommen wirnun mehr und bessere Lebens-mittelspenden.“

Zu gut für die Tonne

Schon ab kommendem Montagstartet die Aktion „Zu gut für dieTonne“. Auf einer Webseite kön-nen sich Interessierte über einenbewussten Einkauf sowie dierichtige Lagerung und Verarbei-tung von Lebensmitteln infor-mieren (siehe S. 5, Info-Kasten).Der Verband des Deutschen Le-bensmittelhandels beteiligt sichmit vier Millionen Broschüren

ebenfalls an dem Projekt. Kundenin 30 000 deutschen Supermärk-ten sollen so erfahren, dass Käse,Knackwürstchen und Co. auchnach Ablauf der angegebenenHaltbarkeit genießbar sein kön-nen. „Nicht alles gehört sofort inden Müll“, erklärt Aigner. „DasMindesthaltbarkeitsdatum istnur eine Richtlinie.“

Gröschtel à la Aigner

Die Gründe für das Wegwerfver-halten sind vielschichtig: Fehl-käufe, falsche Aufbewahrung,fehlender Überblick über Vorrä-te. „Wir kennen das doch alle - zuviele Kartoffeln gekocht, Fleischvom Vortag übrig. Ich empfehleda ein köstliches Gröschtel.“ Bit-te was? Die Ministerin meint Res-teküche. Konkret ein Pfannenge-richt aus Kartoffeln, Rind und Ei-ern.

Große Mengen, kleine Preise

Massenproduktion und die Preis-schlachten der Discounter habendie Verbrauchen den Wert vonLebensmitteln vergessen lassen.Schweineschaschlik zumSchleuderpreis, zwei Kilo Äpfelfür 1,30 Euro, Gurken für 29Cents. Kleinere Mengen sindoft teurer als große. Lieber dieXXL-Vorteilspackung kaufenund den Rest wegschmeißen. -eine weit verbreitete Ein-kaufsstrategie. Und ein gro-ßer Irrtum. Denn mit weni-gen Zutaten wird aus demvermeintlichen Müll ein le-ckeres Mittagsessen. Dasschmeckt nicht nur Ilse Ai-gner.

Von wegenwegwerfenRegierung startet Aktion gegen Lebensmittelverschwendung

Page 5: 24/7 - Dein Tag in Berlin

Mittwoch, 14.03.2012 | Seite 524 / 7

„Zu viele Lebensmittel landen imMüll“ ist das Fazit einer Studie, dieVerbraucherministerin Ilse Aigneram Dienstag in Berlin vorgestellthat. Und zwei Drittel davon sindlaut dem Papier vermeidbar. „Vondem, was der Westen weg-schmeißt, könnte man die Weltdrei Mal ernähren,“ behauptet Va-lentin Thrun, der mit seinem Film„Taste the Waste“ die Weg-schmeißdebatte erst ins Rollenbrachte. Aber geht das so einfach?Wir schmeißen kein Brot mehrweg und Afrika muss nicht mehrhungern? Leider nein. Hunger istnämlich kein Problem der Vertei-lung der Lebensmittel, sondernder Verteilung der Kaufkraft. Vielschwerer als die Lebensmittel, diewir wegschmeißen, wiegen daherdie Lebensmittel, die wir produ-zieren - und exportieren: Jedes Ki-logramm Schweinefleisch wird inder EU mit 31 Cent bezuschusst.Mit 55 Milliarden subventioniertdie EU jährlich die europäischeLandwirtschaft. Das ist der größteEinzel-Etat, der Brüssel zur Verfü-gung steht. Nur so können euro-päische Nahrungsmittelexportemit Kleinbauern in der ganzenWelt konkurrieren. So absurd esklingt, aber billiges europäischesSchweinefleisch verdirbt afrikani-schen Viehzüchtern das Geschäft.Und zwei Drittel der hungerndensind Kleinbauern. Natürlich hatAigner Recht, wenn sie findet, dasszu viele Lebensmittel im Müll lan-den. Tatsächlich ist aber wichtiger,wie viele Steuergelder in Agrarsub-ventionen entsorgt werden.

KOMMENTAR

Schlimmerals Müll

JAN VOLLMER

Planung

1. Schreiben Sie sich einen Ein-kaufszettel und halten Sie sichan die Liste. So kaufen Sie keineunnötigen Produkte, die späterim Müll landen müssen.2. Gehen Sie nie hungrig einkau-fen!

Einkaufen

3. Achten Sie auf die Menge! Las-sen Sie sich nicht von Großpa-ckungen verführen. 4. Kaufen Sie Lebensmittel inkleinen Verpackungen oder lose -so kaufen Sie nur so viel, wie Sietatsächlich verbrauchen. 5. Achten Sie immer auf das Min-desthaltbarkeitsdatum!

Kochen

6. Sie können aus den Resten amFolgetag eine neue Speise zau-bern. Bedienen Sie sich dabei der

Kochinternetseiten wiewww.chefkoch.de, oder desKochbuchs „1x Kochen, 2x Es-sen“ von Kay-Henner Menge undIra König. Zudem fördert Kochenmit Resten die Kreativität.7. Wenn Sie zu viel gekocht ha-ben: Laden Sie Ihren Nachbarnzum Essen ein.

Lagerung

8. Drehen Sie die Heizung in derKüche herunter. So halten sichalle Produkte, die dort gelagertwerden, länger.9. Kaufen Sie sich einen Brottopfaus Ton. So schmeckt das Brotauch am zweiten Tag frisch. 10. Das Brot in Scheiben schnei-den und einfrieren. Einzelne ge-frorene Scheibchen können inden Toaster geworfen werden.Der Unterschied zwischen gefro-renem und frischen Brot istkaum zu merken.

Containern/Freeganer werden

11. Wenn Sie sich nicht vor Äpfelnmit Dellen scheuen, können Siean diesen Stellen in Berlin Obstund Gemüse, die sonst im Abfalllanden, sehr billig oder sogarumsonst von den Verkäufern be-kommen:

Neukölln: Am Maybachufer,Dienstag und Freitag, Abbau desMarkts zwischen 18:00 und 18:30.Händler fragen. (Pünktlich sein!)

Schöneberg, Mannsteinstraße,Mi, 16 Uhr (um 15.30 da sein); Sa,17:00. Auf diesem Markt kann manauch "Gammelkisten" kaufen (ca.fünf Kilogram Obst/Gemüse für ei-nen Euro).

Moabit: Großmarkt Westhafen/Beusselstraße (keine öffentlichenVerkehrsmittel, Auto erforderlich)

Vernünftig einkaufenMit diesen elf Tipps verschwenden Sie kein Essen mehr

24/7: Wieso gibt es überhauptHunger? Lebensmittel werdenja im Überfluss produziert.

RAPHAEL SCHNEIDER:Wer Geld hat, kann sich überallEssen kaufen. Es ist kein Pro-blem der Verteilung der Lebens-mittel, sondern des unterschied-lichen Einkommens. Trotz derÜberproduktion ist die Zahl der

Hungertoten in Afrika nicht we-niger geworden!

Profitiert überhaupt jemandvon der Überproduktion derwestlichen Länder?Die Kette der Produzenten, Verkäu-fer und Wiederverkäufer profitiertdavon. Und natürlich der europäi-sche Verbraucher, der eine größereAuswahl im Regal stehen hat.

Laut Ilse Aigners Studie wer-den elf Millionen Tonnen Le-bensmittel pro Jahr wegge-worfen.Für den Verbraucher und die Le-bensmittelhändler klingt dieZahl realistisch. Sie ist nurschwer zu begreifen. Elf Millio-nen Tonnen sind so viel wie diegesamte deutsche Kartoffelerntein einem Jahr. Oder, auch wennder Vergleich makaber ist, zehnMal das Gewicht der Costa Con-cordia.

Haben Sie an Aigners Studienichts auszusetzen?Etwas Entscheidendes fehlt:Der Teil, der in der Produktionund in der Industrie verlorengeht. Geschätzte neun Millio-nen Tonnen Lebensmittel wer-den schon aussortiert und weg-geschmissen, bevor sie über-haupt im Laden ankommen. Le-bensmittel, die den Normennicht entsprechen, wie zukrumme Gurken oder zu geradeBananen. Der komplette Verlustvon der Ernte bis zum erstenHändler fehlt in der Studie. Dashätte man ebenfalls erhebenmüssen.

Was schmeißen Sie in die Ton-ne?Durch meinen Job bin ich daempfindlich und beobachte dieBiotonne sehr genau. Meine Fa-milie weiß das und schmeißtfast nichts weg. Nur ungenieß-bare Dinge, wie zum BeispielSchalen.

Haben Sie bestimmte Tricksbeim Einkaufen?Nein, wir kaufen in ganz norma-len Discountern, Bioläden oderauf Wochenmärkten ein. MeineFrau und ich versuchen mög-lichst viele regionale und saiso-nale Produkte einzukaufen. ImWinter essen wir lieber Kohl ausDeutschland als Weintraubenaus Südamerika.

Was kann denn der Verbrau-cher gegen die Überprodukti-on tun?Der Verbraucher sollte beim Ein-kaufen aufpassen und die herab-gesetzten Produkte nehmen.Vielleicht nicht immer die Milchmit dem längsten Mindesthalt-barkeitsdatum kaufen, sonderneine, die schon zwei Tage im La-den steht.

„Ich schmeiße fast nichts weg“Ein Interview mit Raphael Schneider von der Welthungerhilfe

85Während Sie diese Doppelsei-te in den vergangenen fünfMinuten gelesen haben, sindweltweit 85 Menschen verhun-gert.

Page 6: 24/7 - Dein Tag in Berlin

Stephen Wolfram, der Grün-der der wissenschaftlichenSuchmaschine „Wolfram Al-pha“ hat sein E-Mail-Verhal-ten, seine Tastenanschlägeund seine Schritte analysiert.Das Ergebnis: Morgens läufter, abends mailt er. Das ist fürihn selbst wahrscheinlichnicht sonderlich überra-schend.

Solche Analysen sensibili-sieren die Bürger der Indus-trieländer dafür, welche Datensie überall hinterlassen.

Würde jemand meinen E-Mail-Verkehr analysieren,mein Facebook-Profil studie-ren und all meine Tweets le-sen, würde er herausfinden,wo ich arbeite, wo ich lebe,dass ich wenig schlafe unddass ich Madonna mag. Naund? Das würde mich nichtbeeindrucken und schon garnicht beängstigen. Ich hab’sschließlich selbst ins Netz ge-stellt. Dass wir Datenspurenhinterlassen, ist heute völlignormal. Deswegen in Paranoiazu verfallen, ist Quatsch. Wersorgsam ist, dessen Datensind auch sicher. Und schließ-lich lassen sich damit ganzwunderbare Dinge machen –so wie bei Stephen Wolfram.

KOMMENTAR

Mehr Datengenerieren!

MATTHIAS BANNERT

STEFANIE ENGE

In der heutigen Zeit begin-nen viele Menschen per-sönliche Daten über sich

ins Internet zu stellen und zuspeichern. Einer, der diese Vi-sion schon in den 1980er-Jah-ren hatte, ist Stephen Wolf-ram. Der Begründer der „Ma-thematica“-Software und Ge-schäftsführer von „WolframResearch“ hat nun seine ge-sammelten persönlichen Da-ten der vergangenen 20 Jahrein seinem Blog veröffentlicht.Für die Analyse hat er das ge-rade erschienene kosten-pflichtige Programm von„Wolfram Alpha Pro“ verwen-det.

Der Physiker und Mathe-matiker bezeichnet sich selbstals „Nachteule“. Das hat seineAuswertung im Bezug auf seinMail-Verhalten nun bestätigt.Seine gesendeten E-Mails(Grafik: „outgoing emails“)haben in den Durchschnitts-werten ab Mitternacht ihrenHochpunkt. Allerdings gehtaus der Grafik auch hervor,dass sein Schlafverhalten re-gelmäßig ist. Zwischen dreiund elf Uhr schreibe StephenWolfram nur Mails, wenn eraufwacht und nicht mehr ein-schlafen kann.

300 000 E-Mails in 23 Jahren

Auf seinem Blog beschreibt erweiterhin, dass er seit 1989 et-wa 300 000 E-Mails versendethat. Zusätzlich zu den Nach-richten zeichnete er auch sei-ne Tastaturanschläge auf. DieWerte der „Keystrokes“ de-cken sich annähernd mit de-nen der gesendeten E-Mails.Seinen Computer nutzt erdemnach fast ausschließlichfür das Bearbeiten der elektro-nischen Nachrichten. EineAndere Auswertung der Datendurch die Software hat erge-

ben, dass sich Stephen häufigverschreibt. Mit sieben Pro-zent war seine meistgenutztTaste die Löschen-Taste„Backspace“. Treffen und Er-eignisse wurden anhand vonKalendereinträgen aufge-zeichnet. Hier sind ebenfallsRegelmäßigkeiten auffällig.Meistens fanden Meetings inForm von Geschäftszeitenzum Mittag- oder Abendessenstatt. Die Telefonanrufe(„calls“) siedeln sich vor allemzu halben oder vollen Stundenan. Dies sei darin begründet,

dass Wolfram seine Telefon-termine auf feste Zeiten abge-stimmt hat. Den einzigen Ge-genpol bilden seine Schritte,die „steps“. Er legte in denletzten Jahren nahezu jedenTag die selbe Anzahl anSchritten zurück. Die meistenwährend seines Trainings ge-gen zwölf Uhr mittags.

Wolfram notiert im Blog-beitrag, dass in Zukunft jederdiese Art Datenanalyse fürsein Leben betreiben wird, dadie Menschen ihre Nützlich-keit erkennen würden.

Ein Leben aus DatenMathematiker Wolfram analysiert sein Verhalten

Stephen Wolframs durchschnittlicher Tagesablauf

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IDEENKLAU

Yahoo! verklagtFacebookDer frühere Web-GigantYahoo wirft dem sozialenNetzwerk Facebook vor,Ideen geklaut und Patenteverletzt zu haben. „Vieleder Technologien, auf de-nen Facebook fußt, wurdenzuerst von Yahoo ent-wickelt“, schrieben dieAnwälte von Yahoo. Face-book reagierte überrascht.Man sei enttäuscht, dassder langjährige Partner zusolchen Mitteln greife, woYahoo doch selbst vonFacebooks Aufstieg pro-fitiert habe.

MUSIKSTREAM

Spotify startet ohneGEMA-VertragDer OnlinemusikdienstSpotify hat sein deutschesAngebot ohne Zustimmungder Musik-Verwertungs-gesellschaft GEMA ge-startet. Bislang konnteman sich nicht auf einenVertrag einigen. GEMA-Vorsitzender Harald Hekersei aber durchaus opti-mistisch, dass sie zusam-menkommen. Nach demGleichbehandlungsgrund-satz sei die Verwertungs-gesellschaft verpflichtet,auch bei Spotify den der-zeit geltenden Streaming-Tarif von 0,006 Euro an-zusetzen.

UNBRAUCHBAR

Fridgebook stattFacebookJetzt können Facebook-Junkies ihre Profile, Sta-tus-Updates und Pinn-wandeinträge an den Kühl-

schrank pinnen. Mit einemabwaschbarem Stift kannman auf den Magnetenseine Nachrichten schrei-ben und anschließend anden Kühlschrank „posten“.So bleiben Mitbewohnerimmer auf dem neuestenStand. Auch ein „Like“oder „Dislike“ kann perMagnet vergeben werdenund Fotos lassen sich an-pinnen. Ein Set (12 Magne-te) kostet bei MegaGad-gets.de 14,95 Euro.

NACHRICHTENIINTERNET

FOTO

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GET

S.D

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Seite 6| Mittwoch, 14.03.201224 / 7

Auf dem Schreibtisch vonChristian Pichmann, direktneben einem Schwarz-Weiß-Foto, steht ein Glas Honig.„Ein Löffel davon ist gut fürdie Stimme“, erklärt er. Dashat ihm das Mädchen auf demFoto gesagt, seine Verlobte.„Viel Wasser, wenig Kaffee“,sagt sie immer zu ihm. Pich-mann redet viel. Der 42-Jähri-ge telefoniert nämlich für denVertrieb des Berliner Startup-

Unternehmens Cloudnum-bers.com.

Die junge Firma kann Com-puterprogramme im Internet-Browser in einer simuliertenWindows-Umgebung laufenlassen. Die Sparte „AppSel-ling“ ist für Softwareanbieterinteressant, deren Kundennicht mehr Demo-Versioneninstallieren müssen, sondernonline – sozusagen „in derCloud“ – gleich alles auspro-

bieren können. Dienste in der„Datenwolke“ sind der großeTrend auf dem Online-Markt.

Inzwischen nutzen viele

Unternehmen die Software-Präsentation via „AppSelling“,darunter der Hersteller derPraxisverwaltungssoftware„EasyVET“. Das Abspielenvon Software funktioniert aufjedem der wichtigsten Brow-ser. „So kann auf dem iPad so-gar Windows-Software abge-spielt werden“, sagt Technik-Chef Erik Muttersbach. Dafürtüfteln sie nun sogar an einereigenen Tablet-App. mban

Software-Testen in der WolkeDas Startup Cloudnumbers.com lässt Programme im Browser laufen

WEBSUCHEDie wissenschaft-liche Such-maschineWolfram Alphalöst sogarGleichungen imInternet.bit.ly/9883bq

APPSELLINGAuf dieserPlattform könnenSoftware-Hersteller ihreProgramme imBrowser aus-führen lassen.bit.ly/zcHj46

Gründer Stephen Wolfram FO

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Page 7: 24/7 - Dein Tag in Berlin

sieht er die Zeit füreinen Wechselsehr wohl wiedergekommen: „Ichweiß, dass ichder Mannschaftmit meiner ArtFußball zu spie-len weiterhelfenkann.“ Es wäreaber keine Überra-schung, wenn Reh-hagel Peter Nie-meyer für den Platzneben Fanol Perde-daj bevorzugt.

Startelf hin oderher – Ottls Standingin der Mannschaft istinnerhalb wenigerWochen auf Mitläufer-Ni-veau geschrumpft. Und miteinem ähnlichen Problemhadert auch ChristianLell. Bis zu einem Mus-kelbündelriss Ende Ja-nuar vertrat er AndreMijatovic als Kapitän.Doch als er beim bis-lang einzigen Rehhagel-Sieg gegen Bremen nachfünf Wochen Pause seinComeback gab, durfte LevanKobiashvili die Kapitänsbindebehalten. Lell hätte das Amtgerne wieder übernommen.

Das Team hat im Kampf umden Klassenerhalt nun dasProblem, aus stark gebeutel-ten Spielern zu bestehen. Reh-hagel macht sich zur alleini-gen Autorität. Doch viele Plei-ten darf auch er sich nichtmehr erlauben. Sonst wirdauch sein Konterfei zu einemGesicht der Krise.

MORITZ LEIHKAMM

Christian Lell und An-dreas Ottl standenbei Hertha BSC ein-

mal für Erfolg. Unter Mar-kus Babbel als Trainer wa-ren beide als Führungsspie-

ler gesetzt. Lell trug aufdem Platz die Kapitäns-

binde, Ottl sortierte dasSpiel.

Seit dem Amtsan-tritt von Otto Rehhagel

ist beiden ihre Rolle ab-handen gekommen. Sowill keine rechte Freude

aufkommen, vor demSpiel am Samstag ge-

gen den FC Bayern,wo Lell und Ottlihre Jugend ver-brachten und zuProfis wurden.

Dass sie in Berlindas Gesicht der Mann-

schaft prägen, würdendie Blondschöpfe lieberverheimlichen. Denn inihren Gesichtern spie-

gelt sich die Krise ihresKlubs.

Ottl musste in den ver-gangenen vier Spielen zu-

schauen – dreimal rot-ge-sperrt aber zuletzt, weil

der Trainer auf ihn verzich-tete. „Es ist nachvollzieh-bar, dass der Trainer dieMannschaft nach einem

Sieg nicht umstellt“, sagtOttl über seine Reservisten-

rolle in Folge des 1:0 gegenBremen.

Nach der 0:1-Niederlage inKöln am vergangenen Samstag

KrisengesichterHertha sucht Führungsspieler

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Es läuft nicht für ChristianLell (l.) und Andreas Ottl

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FUSSBALL

Konietzka setztKrebsleiden EndeEx-Fußballer Friedhelm„Timo“ Konietzka ist tot.Begleitet von einer pro-fessionellen Sterbehilfesetzte der 73-Jährige amMontagabend seinemKrebsleiden mit einemTodes-Cocktail ein Ende.Als Schütze des erstenTores der neugegründetenBundesliga schrieb Koniez-ka vor 49 Jahren Fußball-geschichte. In seiner ei-genen Todesanzeigeschreibt er: „Ich bin erlöstvon meinen Qualen undhoffe um Verständnis.“

FUSSBALL

Illgner bald KölnerSportdirektor?Ex-Nationaltorwart BodoIllgner ist am kürzlich freigewordenen Amt im Ma-nagement des 1. FC Kölninteressiert. „Ich habe imDezember in Madrid mei-nen Manager-Schein ge-macht. Es gab noch keineGespräche mit dem FC,aber wenn es eine Mög-lichkeit gibt, ist das natür-lich interessant“, sagte derWeltmeister von 1990 demKölner Stadt-Anzeiger.

SKI ALPIN

Höfl-Riesch Zehntebeim TrainingZum Auftakt des Weltcup-Finales in Schladminggehen in der Abfahrt zweideutsche Läuferinnen anden Start: Maria Höfl-Riesch und Viktoria Re-bensburg. Mehr als einTop-Ergebnis im Einzel-rennen ist für die Zehntedes Trainings, Höfl-Riesch,allerdings nicht mehr drin.Rebensburg kann amSonntag erneut die kleineKristallkugel im Riesen-slalom gewinnen.

BIATHLON

Berger litt anHautkrebsBei der Biathlon-Welt-meisterschaft in Ruhpol-ding erkämpfte Tora Ber-ger drei Goldmedaillen,2010 wurde sie Olympia-siegerin. Doch ihren wich-tigsten Sieg feierte dieNorwegerin vor drei Jah-ren und völlig unbemerkt.Im norwegischen Fernse-hen verriet Berger, dass sie2009 an Hautkrebs er-krankt war.

NACHRICHTEN

SSPORT

Mittwoch, 14.03.2012 | Seite 724 / 7

Für Alba Berlin geht es in dieheiße Phase vor den Play-offsin der Basketball-Bundesliga.Die Qualifikation für dieEndrunde der besten Acht istAlba sieben Spieltage vor En-de der Hauptserie kaum zunehmen. Doch gegen Würz-burg heute (20 Uhr) habendie Hauptstädter eine Rech-nung offen: Im Hinspiel setz-te es eine 65:84-Niederlage,trotz der 22 Punkte von Top-Scorer Heiko Schaffartzik.Mit Alexandra Grauvoglspricht der Berliner über dieSchwächen von Alba und dasZiel im Hinblick auf die Play-offs..

24/7: Was haben Sie sich fürdas Spiel vorgenommen?

HEIKO SCHAFFARTZIK:Ganz klar: Wir wollen dasSpiel gewinnen. Das wird sehrschwer werden.

Warum?Weil Würzburg einen sehr gu-ten Basketball spielt und sehr

aggressiv verteidigt. Das liegtuns nicht, das hat man imHinspiel gesehen.

Ricky Harris und Jason Boo-ne haben Alba im Hinspielfast im Alleingang besiegt.Gibt es für die beiden eine

Sonderbewachung?Harris hat im Hin-spiel einfach un-glaubliche Würfereingemacht. ZehnPunkte innerhalbvon zwei Minuten!Dagegen kannst dueh nichts machen,wenn einer so einenLauf hat. Gegen Boo-ne müssen wir unswas einfallen lassen,den hatten wir nicht

im Griff. Nach ein, zwei Dunksist der förmlich explodiert.

Ist das die größte Schwächevon Alba?Schwächen haben wir einpaar. Im letzten Spiel war dasvor allem die Ausführung derAngriffssysteme. Da kam es zuoft zu Ballverlusten.

Wie sieht Ihr weiterer Planfür den Einzug in die Play-offs aus?Wir versuchen Zweiter zuwerden oder mindestens Drit-ter zu bleiben. Dann stoßenwir frühestens im Finale aufBamberg. Aber wir wollen jagewinnen, also ist es eigent-lich egal. Wen interessiert derzweite Platz?

„Wen interessiert der zweite Platz?“Heiko Schaffartzik über die Revanche gegen Würzburg und Albas Titeltraum

Albas Heiko Schaffartzik will heutegegen Würzburg punkten

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: DPA

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Page 8: 24/7 - Dein Tag in Berlin

Der Frühling steht vor derTür. Zeit, die tristen Winter-klamotten auf dem Dachbo-den zu verstauen. Denn werdiesen Sommer auf dunkleFarben setzt, liegt modischvöllig daneben! Passend zuden sonnigen Tagen sind knal-lig-leuchtende RöhrenjeansDER Trend des Jahres. Egal obtürkis, pink oder gelb: Haupt-sache bunt. Auch wenn dieSonne noch ein paar Tage aufsich warten lässt, mit diesenJeans können Sie sich jetztschon auf den Frühling ein-stimmen. 24/7 zeigt Ihnen, woSie die Jeans in Bonbon-Far-ben bekommen.

„Phoebe“,School Rag,94,95 Euro

„Joe’s 1“,Joes Jeans,199,95 Euro

Bunte Jeans machen Lust auf Frühling

Diese Hosen sind der Knaller

„Cobald“,Awear,37,95 Euro

„Carola“,Only,29,95 Euro

KÖNIGSHAUS

Prinzessin Viktoriaim MutterglückZum ersten Mal nach derGeburt ihrer Tochterspricht Schwedens Kron-prinzessin Viktoria überdas Leben mit Baby Estel-le. Die neue Rolle als Mut-ter sei zwar „eine großeUmstellung“, aber auch„ein herrliches Gefühl.“Hilfe bekommt die frischgebackene Mama von ih-rem eigenen ehemaligenKindermädchen.

AUSZEICHNUNGEN

Grimme-Preisträgerstehen festIn Düsseldorf wurdengestern die Preisträger des48. Grimme-Preises be-kannt gegeben. Von deninsgesamt zwölf Auszeich-nungen gingen sieben andie ARD, vier an das ZDFund eine an den Privatsen-der Tele5. Die undotiertenGrimme-Preise werden am23. März in Marl verliehen.

FERNSEHEN

Sylvie will eigeneModel-ShowFußballgattin und Modera-torin Sylvie van der Vaartstellt sich neuen Heraus-forderungen. In Zukunftwill sie nicht mehr nur inBohlens Jury sitzen, son-dern in eigener Regie cas-ten. Und zwar männliche

Models."Wir brau-chen inDeutschlandeine Showfür jungeMänner, diesich im

Modelbusiness etablierenwollen." In ihrem Heimat-land Holland setzt siediesen Plan schon im For-mat „The Face“ um.

GETWITTER

Miley Cyrus lästertüber MännerNachdem die Sängerin undSchauspielerin Miley Cyrusgezwungen wurde, eineHerrentoilette zu benut-zen, da die der Damengeschlossen war, beschwer-te sie sich im Internetüber die Männerwelt. Sietwitterte: „Ich musstegerade die Herrentoilettebenutzen. Wow, Leute. Ihrseid widerwärtige Krea-turen.“

NACHRICHTENLLIFESTYLE

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Seite 8 | Mittwoch, 14.03.201224 / 7

ANJA RICHTER

Große, schwere Salamihängen in Wurstnet-zen von der Decke.

Saftige Schinken präsentierensich appetitlich in der prallgefüllten Ladentheke. Herz-hafte Leber- und Bockwürstelassen jedem Fleischliebha-ber beim Anblick das Wasserim Mund zusammenlaufen.Doch etwas ist anders in die-ser Metzgerei: Der Geruchvon frischen Fleisch- undWurstwaren fehlt. Und auchbeim zweiten Blick auf dieWare gerät der Fleischfreundins Zweifeln. Zu recht! Dennin diesem Laden kommenselbst Vegetarier auf ihre Kos-ten.

Die Würste von Silvia Waldschmecken nämlich nach: garnichts, sind aus Stoff undladen zumKuschelnund nichtzum Essenein.

In ihrem Ateli-er „Aufschnitt“ in derBoxhagener Straße näht dieDesignerin Nackenrollen inFleischwurst-Form (29,90Euro), Schinken-Sitzsäcke(320 Euro) oder Currywurst-Kissen (29,90 Euro). Dasfunktioniert fast wie bei den„echten“ Metzgern: AnstattNaturdarm mit Brät zu füllen,stopft Silvia Wald Füllwattein Lycra-, Microfaser- oder

Nikistoffhüllen. Auch an diemodebewussten Fleischesser(oder Vegetarier?) hat sie ge-dacht: Einer der Verkaufs-schlager ist das Ansteck-würstchen (7,50 Euro), eineBrosche aus weichem Ve-lours.

Die Idee des Kotelettszum Kuscheln kam mit demSchritt in die Selbstständig-keit. Auf der Suche nach ei-nem Namen jonglierte Waldim Jahr 2008 mit Verben, dieihre Tätigkeit als studierteBekleidungs- und Schnitt-technikerin beschreiben. Undwelcher Begriff machte dasRennen? „Aufschnitt“! „DerName steht dafür, dass ich alsVegetarierin Fleischartikelnähe“, sagt die 31-Jährige.

Die Tätigkeit von SilviaWald wird in der Kunst als sogenannte „Konzept-Kunst“bezeichnet. Die Idee, alltägli-che Gegenstände in den Ma-

terialien Gummi, Papier,Plastik oder Stoff, auf

eine neue Artund (Sicht-)Weise zu er-

schaffen,stammt von

dem schwedi-schen Künstler Claes Olden-burg, ein Vertreter der PopArt.

Vorne im Geschäft ist ei-ne Theke aufgebaut, die pro-blemlos auch in einer Metz-gerei stehen könnte- echterFleischwolf, Fleischerhaken,

Waage. Auf dem großen Holz-tisch nebenan liegen Nadelnund Garn, Scheren undSchnittmuster. „Der Fantasiesind bei diesem Thema keineGrenzen gesetzt“, sagt Waldund rückt ihre quadratförmi-ge Brille zurecht. Mit viel Fin-gerspitzengefühl schiebt sievorsichtig Zentimeter umZentimeter des weichen Stof-fes unter die schnelle Nadelder Nähmaschine. Geradeliegt die Vorderseite einerBlutwurst darunter. Ein run-der, auberginefarbener Kreismit weißen Faser-Quadraten,so groß wie ein Fingernagel:

Den Filz hat die Künstlerinzum Fett umfunktioniert.

Und was sagen die Kun-den zu der kalorienarmen Va-riante des Geschmacksver-stärkers? „Gibt es für so et-was überhaupt Käufer?“, fragtRené Krause, der am Geschäftvorbeikommt, „das ist dochekelig“. Die grundsätzlicheIdee des Bratwurstrings alsNackenstütze findet er aller-dings verblüffend.

„Aufschnitt“, BoxhagenerStraße 32, Di-Fr 12-20 Uhr,Sa14-20 Uhr, So14-18 Uhr ge-öffnet.

Ein Kotelettzum KuschelnIn dieser Fleischerei kommenauch Vegetarier auf ihre Kosten

Nicht fleischig: Dieses Kotelett ist ein Kissen

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: KAI

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