Prähospitale TriageBeckers SK
TriagePrähospitale
PD Dr. med. Stefan Beckers, MME, F.E.R.C.Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Stadt AachenKlinik für Anästhesiologie, Uniklinik RWTH Aachen
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Die nächsten Minuten...Prähospitale Triage
Welche Systeme gibt es
· Wird es einheitliche Triage-Systeme geben?
· Aufgaben des Leitenden Notarztes
Nein!
Prähospitale TriageBeckers SK
nach Wikipedia
Definition Sichtung
… ist das zur Bewältigung & nur für die Dauer eines
Massenanfalles Hilfebedürftiger erforderliche
ÄRZTLICHE Beurteilungs-
& ENTSCHEIDUNGS-Verfahren
nach Rebentisch & DIN 13050
Art & Umfang Behandlung (Behandlungspriorität)
Art & Ziel Transport (Transportpriorität)
Prähospitale TriageBeckers SK
SituationSchadenslage
Ø großer Schadensumfang
Ø evtl. Zerstörung (medizinischer) Infrastruktur
Ø hoher Bedarf an unterschiedlichster Hilfeleistung
„Eigene“ Lage
Ø zu wenig Personal
Ø zu wenig Material
Ø zu wenig Spezialkräfte
Ø zu wenig Spezialequipment
Situation Großschadensfall
Problematik
ØKeine Individualmedizin mehr möglich (= keine Arbeitsroutine)
ØMeist nur Grundkenntnisse vorhanden
ØWenig eigene Erfahrungswerte
ØErforderliche Algorithmen & Abläufe kaum bekannt
ØGgf. psychische Belastungssituation
„gefühlte“ ggf. „tatsächliche“ Überforderung
insbesondere ersteintreffender Kräfte
Prähospitale TriageBeckers SK
Verteilung der Sichtungskategorien
Nach F. Brüne, BBK
1919. Dezember 2016
Vorplanung EinsatzSK 1 15 % 18 Pat. 35 %
SK 2 20 % 15 Pat. 30 %
SK 3 65 % 17 Pat. 35 %
Prähospitale TriageBeckers SK
Konzeptionelle Ziele
Hossfeld B et al. A & I 2017
ØÜberleben möglichst hoher Zahl Verletzter
Ø Gefährdung Patienten / Beteiligte / Rettungskräfte so gering wie möglich
Ø prähospitale Versorgung folgt Strategie „stop the bleeding (& clear the scene)“
§ rasche Identifizierung der Patienten, die infolge Blutung am ehesten zu versterben drohen
§Blutungskontrolle durch Tourniquet-Anlage oder Kompression
§schnelle Rettung aus der „unsicheren“ Zone
§schnellstmöglicher Transport in die Klinik
Zeitbedarf Sichtung
nach W. Lenz
Sichter 3 min 2 min 1 min 30 sec1 60 min 40 min 20 min 10 min3 20 min 14 min 7 min 3,5 min5 12 min 8 min 4 min 2 min
Annahme 20 Patienten
Sichter 3 min 2 min 1 min 30 sec1 150 min 100 min 50 min 25 min3 50 min 34 min 17 min 8 min5 30 min 20 min 10 min 5 min
Annahme 50 Patienten
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Konsensuskonferenz: Sichtungsprozess
Weitere Versorgung
Sichtung
Vorsichtung
Erst-einschätzung
Vorteile der Vorsichtung
ØSchnelle Identifizierung kritischer Patienten
ØErsparnis von zusätzlichem Kommunikationsaufwand nachrückender Kräfte
ØGezielterer Einsatz ärztlicher Ressourcen
ØStrukturierung des Einsatzverlaufs auch für nicht-kritische Patienten
nach W. Lenz
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gibt es…Welche Systeme
mSTaRT - Algorithmus
Modifizierter STaRT
ØBasis ist das ABCDE-Konzept
Prähospitale TriageBeckers SK
mSTaRT - Algorithmus
ØEinrichten einer Sammelstelle für gehfähige Personen
ØAlle gehfähigen Personen auffordern sich dorthin zu begeben
ØTruppweises Vorgehen beim Sichten
(Aufgabenteilung: 1.Dokumentation / 2.Untersuchung)
ØGegebenenfalls Erstmaßnahmen am Einsatzort
(Tourniquet/Wendltubus)
ØAbschluss der Vorsichtung mit Übergabe des
Sichtungsergebnisses an den verantwortlichen Abschnittsleiter
mSTaRT - Checklisten
Ø Erstes „Ja“ entscheidet
Ø Aus 8 Fragen, ergeben
sich 4 Kategorien &
Erstmaßnahmen
Ø Todesfeststellung
ärztliche Maßnahme
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mSTaRT - Checklisten
PRIOR - Algorithmus
Primäres Ranking zur Initialen Orientierung im Rettungsdienst
„Vorschlag“ Schutzkommission, BBK & DGKM e.V.
erarbeitet in mehreren Konferenzen, herausgegeben am 16.05.14
vorgestellt beim 4. Forum gesundheitlicher Bevölkerungsschutz am 27.06.14 in Bonn
Prähospitale TriageBeckers SK
PRIOR - Algorithmus
Zielvorstellung
für die alltäglich anwendbare, standardisierte rettungsdienstliche Erst-Priorisierung
und
als Vorsichtung beim MANV
dient der „Vorsichtung“ = erste Lagefeststellung
für Rettungsdienst-Personal entwickelt
PRIOR
Prähospitale TriageBeckers SK
Anpassung
Triage
Beispiel Berlin
Freigegeben durch: ÄLRD
Handlungsanweisungen für Sonderlagen MANV Berliner Feuerwehr
Erstellt durch: Stab RD 51
Stand: 16.05.2017
SONDER 1.3.1 Checkliste Vorsichtung MANV
A
A
B
C
C
D
Checkliste endet, sobald ein Punkt zutrifft.
Sichtungskategorie = Farbe des zutreffenden Punktes.
freundliche Überlassung durch S. Poloczek, ÄLRD Berlin
Vergleich diverser Systeme
Heller AR, Anästhesist 2017
Ømehrere etablierte Verfahren stehen zur VerfügungØPRIOR-Verfahren hohe Rate falsch-positiver
Ergebnisse (Übertriage)ØInternistische Krankheitsbilder werden nach wie vor
qualitativ ungenügend eingestuft
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Facts Vorsichtung
ØVorsichtung muss eine unmittelbare Konsequenz haben
ØSpezieller Algorithmus kann nicht empfohlen werden
ØKeep it Simple – einfache Struktur hilft!
des LNAAufgaben
Prähospitale TriageBeckers SK
Anforderungen an den LNAFachliche Kompetenz
Ø notfallmedizinische Erfahrung
Ø medizinische Erfahrung (Weiterbehandlung)
Ø Fähigkeiten zur Diagnostik ohne technische Hilfsmittel
Ø Umfassende Kenntnisse über die Infrastrukturen & RessourcenFührungskompetenz
Ø sicheres Auftreten, Führungsverhalten
Ø Entscheidungsfreudigkeit
Ø Arbeiten unter Zeitdruck
Ø hohe psychische & physische Belastbarkeit
Ø Verantwortungsbewusstsein
Aufgaben des LNAMedizinische Einsatzleitung übernehmenØ Raumordnung festlegenØ Patientenablage festlegen – Absprache mit FeuerwehrØ Behandlungsplatz festlegen – falls erforderlichØ Übergabestellen definieren – Absprache mit FeuerwehrØ Dokumentation organisierenØ Kommunikation mit anderen Fachdiensten herstellenØ Enge Abstimmung mit (komm.) LNA
Ø Ohne Führung geht das Chaos weiterØ Kennzeichnung nutzen
Prähospitale TriageBeckers SK
Anforderungen des LNASichtung
Ø Versorgung nach Prioritäten erforderlich
Ø Ohne ärztliche Sichtung kommen ggf. „falsche Patienten“ in
„falsche Kliniken“
Ø kein ärztlicher Kollege verfügbar, Sichtung selbst an der
Patientenablage durchführen
Ø „nicht-ärztliche“ Vorsichtung anordnenØ „Finde die Roten“
Aufgaben des LNATransportorganisation
Ø Zuordnung Patient / Transportmittel / Klinik (bzw. Fachrichtung)
Ø Rücksprache mit (komm.) LNA & Leitstelle
Ø Soweit kein ärztlicher Kollege verfügbar, Transportorganisation selbst
Ø an der Patientenablage durchführen
Ø bei allen realen Großschadenslagen & Übungen schwierigste Aufgabe
Ø Vorgeplante Strukturen nutzen (z.B. Ticketsystem)
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Take-home Messages
Lokale / überregionale (landesweite!) Festlegung
Anwendung des Algorithmus auch im Tagesgeschäft
Nutzung entsprechender Schulungsangebote („erstes NEF“)
üben – üben – üben
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit