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2012-03_event_rocky-horror-show

Date post: 14-Mar-2016
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In meinem Job reicht es nicht, nur gut zu sein. Man muss auch im Gespräch und in den Medien bleiben. Im Film «Sennentuntschi» spielte er einen schrägen Alpöhi. Im «Tatort» löst er als Kommissar Kriminalfälle. Nun lässt sich Andrea Zogg als Erzähler ausbuhen. I musical I Andrea Zogg ist der Erzähler der Rocky Horror Show Grosser Star ganz «down to earth»: Andrea Zogg ist viel unterwegs und doch bodenständig. Interview: Zeno van Essel Schweizer illuStrierte event. PaPerboy
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SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 33 32 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. die Tatsache, dass das Stück bis heute für volle Säle sorgt, zeigt seinen hohen künstle- rischen Wert. Es ist also nicht nur inszenierter Blödsinn, vergleichbar mit «Dschungelcamp»? Nein, das ist etwas ganz anderes. Trotzdem: Die Jungen schauen heute vielleicht Dschun- gelcamp, wie ihre Eltern früher die Rocky Horrer Show gefeiert haben. Was halten Sie von solchen TV-Sendun- gen? Ich schaue mir die erste Staffel an, damit ich weiss, um was es geht. Danach lese ich nur noch die Schlagzeilen auf Spiegel Online. Zum 50. Mal zuschauen beim Maden fressen muss ich mir nicht antun. Wie beeinflusst diese Art von Unterhal- tungskultur das seriöse Theater oder den Kinofilm? Wenn man ins Schauspielhaus geht, sieht man, wie unseriös das seriöse Theater gewor- den ist. Viele ältere Leute leiden darunter, dass die Klassiker nicht mehr gespielt wer- den. Aber sowohl bei den Klassikern wie bei den Neuinszenierungen gibt’s gute und schlechte Produktionen. Wie wählen Sie Ihre Engagements aus? Weil ich nie fest an einem Theater engagiert war, bin ich ein bunter Hund. Ich habe immer viele verschiedene Dinge gemacht – vom Hör- spiel zum Stadttheater, vom Low-Budget-Film zum Kunstfilm, von der TV-Serie bis zum Kino-Kassenschlager. Einerseits, um mög- lichst viele Erfahrungen zu sammeln. Ande- rerseits aber auch einfach, um meine Bröt- chen zu verdienen. Demnächst spielen Sie wieder im Tatort. Achten Sie bewusst darauf, sich regel- mässig dem breiten Publikum zu zeigen? Ja, klar! Das muss ich, weil ich drei Kinder habe, die in der Ausbildung sind. Denn vom Kleintheater allein kann man nicht leben. In unserem Job reicht es eben nicht mehr, ein- fach nur gut zu sein. Man muss auch im Ge- spräch bleiben und in den Medien sein. Hollywood reizt Sie nicht? Amerika! Warum nicht? Aber nach Hollwood zu ziehen und zu warten, bis einer anruft, das bringts nicht. Ich gehe nicht Bittibätti ma- chen. Da ist mir die Rocky Horror Show doch viel lieber! Interview: Zeno van Essel I musical I Sie treten als Erzähler in der Rocky Hor- ror Show auf. Was für einen Bezug haben Sie zu diesem Kultstück? Ganz ehrlich: noch keinen grossen! Ich habe es zum ersten Mal Anfang der 90er Jahre in einem Theater in Neuss im Ruhrgebiet gese- hen. Da wurde mir bewusst, wie kultig dieses Stück ist, denn im Zuschauerraum war min- destens so viel Action wie auf der Bühne. Darin sehe ich die grosse Herausforderung: Mit dieser starken Zuschauer-Interaktion um- zugehen. Als Erzähler habe ich ja sowieso die Arschkarte gezogen, da dieser ja immer aus- gebuht wird. Passt das Genre Musical überhaupt zu Ihnen? Ich habe schon bei «Schweizermacher» Mu- sicalluft geschnuppert, und es hat mir gut gefallen – zur Abwechslung. Die Rocky Horror Show erzählt eine völ- lig verrückte Geschichte von Ausserirdi- schen, Wissenschaftlern, Transvestiten und Toten, die zum Leben erweckt wer- den. Lieben Sie solch schräge Skripte? Wahrscheinlich muss man diese Geschichte im Zusammenhang mit dem Zeitgeist der frü- hen 70er Jahre sehen. Damals wurden mit der Rocky Horror Show eine Menge Tabus gebrochen und Grenzen überschritten. Heute würde dies so nicht mehr funktionieren. Aber Grosser Star ganz «down to earth»: Andrea Zogg ist viel unterwegs und doch bodenständig. Dr. Frank N. Furter vom Planeten Transsexual. Die Rocky Horror Show bietet ein ausgelassenes Spektakel von bunten Kostümen und schrägen Figuren, die eine aberwitzige Alien-Story inszenieren. Rocky Horror Show 6. bis 18. März Theater 11 Zürich In meinem Job reicht es nicht, nur gut zu sein. Man muss auch im Gespräch und in den Medien bleiben. ’’ STAR MIT VIELEN GESICHTERN Als Alpöhi (Bild oben) verlieh Andrea Zogg in Michael Steiners Meisterwerk «Sennentuntschi» dem Film eine cha- rakterstarke Authentizität. Als Tatort- Kommissar (Bild unten) ist der Bündner Schauspiel-Allrounder weit über die Schweizer Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt. Trotzdem pflegt Andrea Zogg seine Leidenschaft zum Kleintheater. PAPERBOY Im Film «Sennentuntschi» spielte er einen schrägen Alpöhi. Im «Tatort» löst er als Kommissar Kriminalfälle. Nun lässt sich Andrea Zogg als Erzähler ausbuhen. Andrea Zogg ist der Erzähler der Rocky Horror Show Bunter Hund
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Schweizer illuStrierte event. 33 32 Schweizer illuStrierte event.

die Tatsache, dass das Stück bis heute für volle Säle sorgt, zeigt seinen hohen künstle-rischen Wert. Es ist also nicht nur inszenierter Blödsinn, vergleichbar mit «Dschungelcamp»?Nein, das ist etwas ganz anderes. Trotzdem: Die Jungen schauen heute vielleicht Dschun-gelcamp, wie ihre Eltern früher die Rocky Horrer Show gefeiert haben.Was halten Sie von solchen TV-Sendun-gen?Ich schaue mir die erste Staffel an, damit ich weiss, um was es geht. Danach lese ich nur noch die Schlagzeilen auf Spiegel Online. Zum 50. Mal zuschauen beim Maden fressen muss ich mir nicht antun.Wie beeinflusst diese Art von Unterhal-tungskultur das seriöse Theater oder den Kinofilm?Wenn man ins Schauspielhaus geht, sieht man, wie unseriös das seriöse Theater gewor-den ist. Viele ältere Leute leiden darunter,

dass die Klassiker nicht mehr gespielt wer-den. Aber sowohl bei den Klassikern wie bei den Neuinszenierungen gibt’s gute und schlechte Produktionen. Wie wählen Sie Ihre Engagements aus?Weil ich nie fest an einem Theater engagiert war, bin ich ein bunter Hund. Ich habe immer viele verschiedene Dinge gemacht – vom Hör-spiel zum Stadttheater, vom Low-Budget-Film zum Kunstfilm, von der TV-Serie bis zum Kino-Kassenschlager. Einerseits, um mög-lichst viele Erfahrungen zu sammeln. Ande-rerseits aber auch einfach, um meine Bröt-chen zu verdienen.Demnächst spielen Sie wieder im Tatort. Achten Sie bewusst darauf, sich regel-mässig dem breiten Publikum zu zeigen?Ja, klar! Das muss ich, weil ich drei Kinder habe, die in der Ausbildung sind. Denn vom Kleintheater allein kann man nicht leben. In unserem Job reicht es eben nicht mehr, ein-fach nur gut zu sein. Man muss auch im Ge-spräch bleiben und in den Medien sein. Hollywood reizt Sie nicht?Amerika! Warum nicht? Aber nach Hollwood zu ziehen und zu warten, bis einer anruft, das bringts nicht. Ich gehe nicht Bittibätti ma-chen. Da ist mir die Rocky Horror Show doch viel lieber!

Interview: Zeno van Essel

I musical I

Sie treten als Erzähler in der Rocky Hor-ror Show auf. Was für einen Bezug haben Sie zu diesem Kultstück?Ganz ehrlich: noch keinen grossen! Ich habe es zum ersten Mal Anfang der 90er Jahre in einem Theater in Neuss im Ruhrgebiet gese-hen. Da wurde mir bewusst, wie kultig dieses Stück ist, denn im Zuschauerraum war min-destens so viel Action wie auf der Bühne. Darin sehe ich die grosse Herausforderung: Mit dieser starken Zuschauer-Interaktion um-zugehen. Als Erzähler habe ich ja sowieso die Arschkarte gezogen, da dieser ja immer aus-gebuht wird.Passt das Genre Musical überhaupt zu Ihnen?Ich habe schon bei «Schweizermacher» Mu-sicalluft geschnuppert, und es hat mir gut gefallen – zur Abwechslung. Die Rocky Horror Show erzählt eine völ-lig verrückte Geschichte von Ausserirdi-schen, Wissenschaftlern, Transvestiten und Toten, die zum Leben erweckt wer-den. Lieben Sie solch schräge Skripte?Wahrscheinlich muss man diese Geschichte im Zusammenhang mit dem Zeitgeist der frü-hen 70er Jahre sehen. Damals wurden mit der Rocky Horror Show eine Menge Tabus gebrochen und Grenzen überschritten. Heute würde dies so nicht mehr funktionieren. Aber Grosser Star ganz «down to earth»: Andrea Zogg ist viel unterwegs und doch bodenständig.

Dr. Frank N. Furter vom Planeten Transsexual. Die Rocky Horror Show bietet ein ausgelassenes Spektakel von bunten Kostümen und schrägen Figuren, die eine aberwitzige Alien-Story inszenieren.

Rocky

Horror Show

6. bis 18. März

Theater 11

Zürich

“ In meinem Job reicht es

nicht, nur gut zu sein. Man

muss auch im Gespräch und

in den Medien bleiben. ’’

Star mit vielen GeSichternAls Alpöhi (Bild oben) verlieh Andrea Zogg in Michael Steiners Meisterwerk «Sennentuntschi» dem Film eine cha-rakterstarke Authentizität. Als Tatort-Kommissar (Bild unten) ist der Bündner Schauspiel-Allrounder weit über die Schweizer Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt. Trotzdem pflegt Andrea Zogg seine Leidenschaft zum Kleintheater. PaPerboy

Im Film «Sennentuntschi» spielte er einen schrägen Alpöhi. Im «Tatort» löst er als Kommissar Kriminalfälle. Nun lässt sich Andrea Zogg als Erzähler ausbuhen.

Andrea Zogg ist der Erzähler der Rocky Horror Show

Bunter Hund

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