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2002 Kreuze - Markus Daum, Bildhauer, Grafiker, Plastik ... · Es gibt Nicht-Erlöstes, es gibt das...

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2002 Kreuze Markus Daum
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2002 KreuzeMarkus Daum

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Diese Publikation erscheint anläßlich der InstallationMarkus Daum • „2002 Kreuze“vom 03. März - 19. Mai 2002in der Christuskirche Heilbronn.

Konzept, Gestaltung und RealisationFreiberg & Hofmann, Radolfzell

FotographieTaube Photoproduction, Heilbronn

LithographieWagner, Radolfzell

DruckEngelhardt & Bauer, Karlsruhe

AusstellungsadresseChristuskirche HeilbronnSüdstraße 118D-74072 Heilbronn

ÖffnungszeitenMittwoch 17.00 - 19.00 UhrSamstag 15.00 - 17.00 Uhrund nach telefonischer Vereinbarungunter: 07131 - 81892

2002 Markus Daum und Autoren

Printed in Germany

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Inhalt

Textbeiträge

Susanne Härterich2002 Kreuze - SchattenfeldAnnäherung

Gennadij AjgiAltertümliches Feld

Andreas Pfeiffer2002 Kreuze - SchattenfeldZur Kunstinstallation von Markus Daumin der Heilbronner Christuskirche

Biographie

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2002 Kreuze - Schattenfeld Annäherung

Unzählige Kreuze aus weißem Alabastergips auf weiß verputzter Wand. Leicht wirken sie – trotz der Menge. Zerbrechlich. Jedes scheint seineganz eigene Gestalt zu haben. Die Oberfläche der Kreuze ist nicht glatt.Die rauhen Stellen, die Unebenheiten – vielleicht ein Hinweis: das Lebenhinterläßt seine Spuren. Jedes Kreuz – von der Zeit, vom Leben gezeichnet.

Die Farbe Weiß – die Farbe des Lichts, der Reinheit. Doch, wo Licht ist, istauch Schatten. Flüchtig sind die Schatten, schemenhaft. Ein Bild – auchfür unser Leben? Je nach Tageszeit, je nach Stand der Sonne, verändernsie sich, werden kleiner oder größer. Dadurch bekommen die Kreuze eineauffallende Lebendigkeit. Licht und Schatten, weiß und grau korrespon-dieren miteinander, ringen miteinander. Das eine gibt es nicht ohne dasandere. Und die farbigen Glasfenster der Kirche verstärken diese Licht-und Schattenspiele.

2002 Kreuze – jedes Jahr hat sein eigenes Kreuz ... seit damals ... seitBeginn unserer Zeitrechnung ... seit Christi Geburt. Diese Kreuze sind inBeziehung gesetzt zu der Kreuzigungsgruppe des Bildhauers Karl Hem-meter, die sie einrahmen. So kommen sie ins Gespräch mit dem KreuzChristi, das die Altarwand prägt. All die Jahre – Vergangenheit und Ge-genwart werden zusammengebracht. Sein Kreuz und die vielen Kreuzein der Welt. Sein Leiden und das vielfältige Leiden zu aller Zeit. Und ichbin mitten drin. Mit meinem Leben, mit meinem Kreuz.

Ein uraltes Symbol wird lebendig. Das Kreuz hält Horizontale und Verti-kale zusammen. In der Kreuzesmitte treffen sie sich. Ein Bild der Einheit.Was auseinanderstreben will, wird gehalten. Das Kreuz wird zum Bildunseres Lebens, zum Zeichen des Menschen und seiner Beziehung zurWelt. Ausgestreckt ist der Mensch, wird selbst zum Kreuz.

Erdverbunden ist er und zugleich zum Himmel, nach oben ausgerichtet.Er lebt in Beziehung zur Welt, zu den Menschen und ist zugleich auf

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etwas Höheres, Umfassendes bezogen - auf Gott. Beide Pole werden inder Kreuzesmitte zusammengehalten.

Der Mensch ist in sich nicht eindeutig, das Leben ebenso wenig, sonderner ist voller Gegensätze, zerrissen, hin- und hergeworfen zwischen Lichtund Schatten, Leben und Tod, Liebe und Haß, Freude und Leid, Gut undBöse, Höhen und Tiefen, Einsamkeit und Gemeinschaft, Ja und Nein.Im Bild des Kreuzes werden diese Pole versöhnt, die Spannungen auf-gehoben, zumindest ausgehalten, zusammengehalten. Es bleibt wahr:das Leben wird immer wieder durchkreuzt.

Es gibt Nicht-Erlöstes, es gibt das ewig neue Urleiden des Menschen, derWelt. Zerbrochen ist, was heil sein könnte. 2002 Kreuze – und noch keinEnde.

Es bleibt wahr: es gibt die unsterbliche Sehnsucht nach Ganzheit, nachVersöhnung, nach Heil. Nicht nur an der Oberfläche, sondern bis in dieTiefe.

Kreuz und Schatten – sie stehen für das Fragmentarische, Zerbrechlicheunseres Lebens, ausgedrückt durch das Material Gips. Das bedeutet je-doch keinen bloßen Mangel. Das kann wie ein Fenster zum Vollkomme-nen sein, ein Anfang des Ganzen.

Das Kreuz ist nicht allein Zeichen des Scheiterns, des Zerbrechens, desTodes. Es ist ebenso Zeichen der Überwindung, der Ganzheit, der Ver-söhnung, des neuen Lebens, ausgedrückt durch die Farbe Weiß.

Die unzähligen Kreuze nehmen Bezug zum Christuskreuz in der Mitte,das auch seine Schatten wirft. Doch dieses schwere Bronzekruzifix istnicht niederdrückend. Die Arme des sterbenden Christus heben denLeib quasi über das Kreuz hinaus, überwinden es. Die Arme und HändeChristi segnen, bergen, umfassen die Menschen, die darunter stehen,sind ihnen zugewandt, offen.

Und so wie die beiden Menschenfiguren unter dem Kreuz, Maria und

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Johannes, ihr Leben, ihr Kreuz hintragen – sie den Kopf geneigt, kraft-und mutlos, er bittend, fragend, suchend – so korrespondieren die weißen,zerbrechlichen Alabasterkreuze mitsamt ihrem Schatten mit eben diesemChristus am Kreuz, suchen das Gespräch, eine Beziehung. In der Hoff-nung auf Frieden und Versöhnung? Voller Sehnsucht nach Ganzheit undHeil?

Vielleicht durchkreuzt Gott auch unser Leben, bricht das Fragmentarischeauf, eröffnet uns Zugang zum Ganzen. Dann kommen das Weiß, dieLeichtigkeit der ungezählten Kreuze mit ihren Schatten zum Ziel. Dannwerden sie durch die segnenden Arme Christi hinaufgehoben in etwasGrößeres, Umfassendes – zu Gott.

Bernhard von Clairvaux sagt: „Das Kreuz Christi ist eine Last von der Art,wie es die Flügel für die Vögel sind. Sie tragen aufwärts.“

Heilbronn im Januar 2002Susanne Härterich, Pfarrerin an der Christuskirche

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ALTERTÜMLICHES FELD

o Göttlich

in der schöpfung des Antlitzes aus Nichts

sichtlich geschlagen

und nicht mehr verklingend

das MAL

im bild des Felds

Gennadij Ajgi, 1969

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„2002 Kreuze - Schattenfeld“Zur Kunstinstallation von Markus Daum in der Heilbronner Christuskirche

Ende Juni 2001 lud der Heilbronner Verein „Kunst und Kirche“ MarkusDaum ein, sich Gedanken über die Realisierung einer zeitlich begrenztenKunstinstallation für das Frühjahr 2002 in der Christuskirche der evangeli-schen Südgemeinde zu machen.

Markus Daum war die Raumsituation der Kirche bekannt. Da er sich ausfrüheren Skulpturenprojekten mit Heilbronn verbunden fühlt, ging er aufdiesen Vorschlag gerne ein und stellte schon Ende Oktober seinen Ar-beitsentwurf „2002 Kreuze – Schattenfeld“ dem zuständigen Kirchen-gemeinderat zur Entscheidung vor. In konstruktiver und offener Weise dis-kutierte das Gremium mit dem Künstler über dessen Vorschlag. Schließlichstimmte der Kirchengemeinderat einstimmig zu, vor allem weil er erkannte,daß hier ein höchst engagierter Künstler ein anspruchsvolles Werk schaffenwollte, welches ohne größere Probleme in die Kirche integriert werdenkonnte, eine intensive Ausstrahlungskraft versprach und einen anregendenDialog zwischen „Kirche und Kunst“ erwarten ließ.

Markus Daum hat sich für die Findung seines Arbeitsentwurfs „2002Kreuze – Schattenfeld“ von der Architektur der mit weißem Rauhputz ver-sehenen Chorwand in der Christuskirche anregen lassen. Die Wirkungdieser 9 m hohen und 19 m breiten Wand ist monumental. Der Architektder Kirche, Walter Ruff aus Stuttgart, hat sie bewußt zum dominantenBezug entwickelt. Sie ist wie ein klassisches Tryptichon in drei Felder ge-teilt. Vor dem Mittelfeld steht der Altar. Darüber an der Wand akzentuiertseit 1964 bildmächtig die bronzene Kreuzgruppe des Münchener Bild-hauers Karl Hemmeter die geistige Raumachse. Links und rechts davonließ der Architekt die seitlichen Wandfelder „bildleer“. Hier findet dasTaufbecken (auf der Ostseite) links und die Kanzel (im Westen) rechtsihren Platz. Zusammen mit dem Altar bilden sie die liturgische Ausstattung,die in ihrer Sparsamkeit und bildnerischen Einfachheit ein zeittypischesBeispiel der am 1.12.1963 geweihten Kirche ist.

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Markus Daum sieht seinen Entwurf als bildnerische Kontraposition zurWandgestaltung von Walter Ruff. Daum verwirklicht dies auf behutsameWeise. So läßt er die Wandmitte mit der Kreuzigungsgruppe unberührt.Statt dessen konzentriert er die Vielzahl seiner Kreuzzeichen auf die beidenseitlichen Wandflächen, so daß die gesamte Stirnwand als Skulpturen-Tryptichon aufgewertet und in ein neues Spannungsverhältnis zum Kirchen-raum gesetzt wird. Der vitale Rhythmus der handtellergroßen, hellweißleuchtenden Alabastergipskreuze - die sich von unten nach oben auf-lichten - kontrastiert und korrespondiert gleichermaßen mit dem dunklenGroßkreuz in der beruhigten Mitte, das dadurch eine neue Ausdrucks-qualität und Präsenz gewinnt. Dieser Gewinn ist gleichzusetzen mit einerneuen spirituellen Ebene, die sich wie eine transparente Raumfolie vor dieArchitektur der Stirnwand legt. Die Transparenz verdeutlicht sich z.B. inder Schwerelosigkeit aller Skulpturen, bedingt durch die Tatsache, daßsowohl das Großkreuz als auch die Alabastergipskreuze durch ihre fastunsichtbare Befestigung, ihren geringen Wandabstand und den dadurchhervorgerufenen Schatten vor der Stirnwand gleichsam zu schwebenscheinen.

Markus Daum ist ein Künstler, der offen gegenüber den Fragen unsererZeit ist und der sich mit seinem bildhauerischen, malerischen und grafischenKönnen reflektierend um die Grundbefindlichkeiten des Menschseins küm-mert. Die komplexen Beziehungen zwischen Geist, Mensch und Natur,insbesondere zwischen Geburt und Tod, zwischen Werden, Wachsenund Sterben, sind für ihn bis heute zentrale Themen seines Kunstschaf-fens geblieben.

Mit der Deutungsvielfalt des Kreuzzeichens ist Markus Daum nicht nuraus dem abendländisch-christlichen Traditionszusammenhang herausvertraut. Er weiß sich hier, zusammen mit anderen, leider nur wenigenzeitgenössischen Kunstschaffenden, z.B. mit Franz Bernhard, auf einemanspruchsvollen Terrain, dem er dank seiner Reflexion und künstlerischenInnovationskraft neue Form- und Bedeutungsebenen abgewinnt.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Zeichenblatt aus der Installation „LeibChristi“, das Daum 1992 während seiner Stipendiatenzeit in Olevano/

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Romano in Italien schuf. In diesem Blatt verfremdete er die berühmteLeonardo-Zeichnung „Mann im Kreis“ aus dem Jahr 1500 dergestalt,daß auf der Facsimile-Kopie durch Kohle- und Leinölabdeckungen ein

Mann in Kreuzform entsteht, der imGegensatz zur apollinischenMenschenauffassung der Renaissancedie Zerbrechlichkeit des modernenMenschen im 20. Jahrhundert veran-schaulicht

Im plastischen Bereich sind das Kreuzaus Messingguß in der Kranken-hauskapelle von Ehingen, 1998, unddas „Berliner Reichstags-Kreuz“ von1999 zwei wichtige Werkbeispiele.

Vor allem das Berliner Kreuz bestichtdurch seine ungewöhnliche Form,mit der unwirklichen rauhenEisenmaterie und dem ungewöhnlich

tief liegenden Querbalken in Form eines großen rustikalen Nagels.Daum fand zu dieser spezifischen Lösung mittels Fragmenten von Fund-hölzern, die er intuitiv in seinem Radolfzeller Atelier immer wieder auf-griff, sie durchdachte und variierte.

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Auch die Heilbronner Kreuze gehen in ihrem Urzustand auf Fundholzzurück. Insgesamt schuf Daum sechzehn verschiedene Grundtypen, dieer in wochenlanger harter Arbeit durch den Abguß in Alabastergips auf„2002 Kreuze“ vervielfältigte.

Von der ersten Idee bis hin zur endgültigen Formfindung liegt bei MarkusDaum oft ein weiter Weg, der sich immer wieder durch persönliche Er-fahrungen und Erkenntnisse verändert und fortentwickelt. Dieser Prozeßschlägt sich auch im hintergründigen Titel „Schattenfeld“ nieder.Schattenfelder und Schattenfiguren tauchen im Oeuvre von Markus Daum,vor allem in seiner Malerei und Grafik, schon sehr früh auf, und erstkürzlich überschrieb der Künstler seine Ausstellung im Museum Singenlapidar: „Markus Daum - Schattenfelder“.

Schatten-Atmosphäre entsteht durch das nuancenreiche Zusammenspielvon Licht und Dunkelheit; Geheimnis, Magie und Mysterium sind demSchatten eigen. Schatten gelten gemeinhin als Symbol der menschlichenSeele, die sich nicht vom menschlichen Körper lösen kann. In der Antikewar das Reich der Schatten mit dem Aufenthaltsort der Seelen in derUnterwelt identisch.

Im „Lob des Schattens“ des japanischen Schriftstellers Tanizaki Jun’ichiro(1933) besitzen Schatten eine hohe ästethische Qualität. „Ohne Schatten-spiel gibt es keine Schönheit!“ Schatten sollte dort sein, wo „Weichheitund Wärme unser Herz beruhigt, wo unser Geist im wahrsten Sinn Ruhefinden kann!“

Diese ostasiatische Weisheit läßt sich auch auf die Kunstinstallation „2002Kreuze - Schattenfeld“ von Markus Daum beziehen. Denn diese Arbeitist nicht zuletzt ein großartiges Meditationsfeld, das uns über den christ-lichen Grundton hinaus zum Nachdenken auffordert. Das eingangs zitierteGedicht „Altertümliches Feld“ von Gennadig Ajgi, 1969 in Moskau nie-dergeschrieben, könnte uns hierfür mit seinem offenem Klang eine „Seh-hilfe“ sein.

Heilbronn im Januar 2002Dr. Andreas Pfeiffer

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Markus Daum

1959 geboren in Säckingen

1979 - 81 Steinmetz- und Steinbildhauerlehre in Ravensburg

1982 - 86 Studium der Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei Prof. Alfred Hrdlicka

1986 - 90 Studium der Bildhauerei an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Rolf Szymanski

1992 Villa Serpentara Stipendium der Akademie der Künste Berlin in Olevano/Romano

lebt und arbeitet in Radolfzell am Bodensee und in Berlin

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Daten zur Entstehungsgeschichte„2002 Kreuze - Schattenfeld“

Material Alabastergips

Formen 16

Maße in cm / 11,5 x 5 x 2,5 60 gGewichte in g 16 x 10,5 x 3,5 170 g

13 x 10 x 4 210 g13,5 x 13 x 4 210 g19 x 19 x 5 360 g18,5 x 19 x 5 625 g19 x 19 x 4 460 g19 x 16 x 2 230 g26,5 x 17 x 3 435 g26 x 15 x 5 305 g27,5 x 12,5 x 4 210 g26 x 17 x 7 575 g10,5 x 10 x 3,5 215 g25 x 19 x 3 190 g26 x 17 x 3,5 300 g31,5 x 11 x 5 475 g

Gesamtgewicht der 2002 Kreuze in kg 629,38 kg

Anzahl der Gipssäcke = 16

Maße der gesamten Wand in m = 8,5 x 20 m

Maße der rechten und linken Installationsfläche in m je 8,5 x 6,6 m


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