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20. NovemberSchwäbisches Tagblatt - KEPI-Ade · Schwäbisches Tagblatt Kosten: 7,50 für...

Date post: 08-Aug-2019
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„Ah, der Knochenkarle ist auch noch da!“ So begrüßten lange nicht Dagewesene das Skelett im Schaukas- ten neben dem Biologiesaal. Drinnen drückten gestandene Fünfziger die Hocker, um sich selbst vorne auf einer Leinwand wiederzuerkennen: als dünne Vierzehnjährige, die im Nebel den Grünten erklommen. „Schulland- heim Isny 1969“ hieß der 16-Millime- ter-Streifen. Der ehemalige Biologie- lehrer Hans Brodbeck war bei solchen Fahrten gern dabei. „Weil die Schüler ein Recht haben, Lehrer mal in ande- rer Umgebung kennen zu lernen.“ Ein paar hundert ihrer ehemaligen Schützlinge konnten Brodbeck und andere längst pensionierte Lehrer in am Samstag in dichten Stehgrüpp- chen wiederfinden. Bei Tierärztin, Psychiater, Arzt, Fotograf, Apotheker machten alte Lehrersprüche die Run- de. „Schön, aber bescheuert!“, so kommentierte ein Pauker noch in den 70er Jahren Leistungen der damals erst wenigen Mädchen an dem ehe- maligen Jungen-Gymnasium. Mancher Lehrer bekam nun auch den verspäteten Händedruck. „Ihm verdanke ich viel“, sagte etwa Andreas Reith, Abi 1979, heute Anästhesist in Ulm, über Mathelehrer Karl („Char- ly“) Mütz, der von 1957 bis 1992 an der Schule unterrichtete. „Er hat sich um jeden gekümmert, jeder sollte mitkommen.“ Er habe seinen Beruf „immer mit Leidenschaft“ ausgeübt, so begründe- te seinerseits Mütz, warum er in all den Jahren nie Überdruss verspürte. „Die Schüler waren immer gut, auch wenn sie Lausbuben waren.“ Gewiss, während der Studentenbewegung muckten auch die Schüler auf. Sie machten 1971 ein Sit-In, und der Tü- binger Studentenführer Albrecht („Ali“) Schmeißner kam zur Unter- stützung an seine alte Schule. „Aber als er mich sah, neigte er sein Haupt und ging“, erzählte der Mathe-Lehrer. Die „Lausbuben“ kamen in seiner ersten Zeit vor allem aus Landge- meinden und aus der Tübinger Mit- telschicht. Die städtischen Akade- miker schickten ihre Kinder aufs Uhlandgymnasium, die Mädchen gingen aufs Wildermuth; so teilte sich das auf. „Land“ war weit ge- fasst: Wolfgang („Wolle“) Schmidt etwa, Abi 1972, heute Architekt, pendelte von Seebronn ans Kepi. Fing die Schule früh an, musste er um 6 Uhr an der Bushaltestelle ste- hen. Versäumte er den Mittagsbus, hieß es sechs Stunden warten oder zu Fuß nach Hause. Mit Trampen bis Wurmlingen dauerte das zwei- einhalb Stunden. Wie ihn führte „die Nostalgie“ auch seinen Klas- senkameraden Jochen Mauth, jetzt Rechtsanwalt in Rottenburg, zum „Aula-Adé-Fest“. Tausende Schüler haben in dem Saal in fast 50 Jahren Theater gespielt, Abi-Arbeiten ge- schrieben, Musik gemacht. Die intensivsten Erinnerungen der älteren „Keplerianer“ verbinden sich mit der Zeit, als Helmut Calgéer der Schule mit Musik ein starkes Profil gab. Der weißhaarige Tübin- ger Musik-Impresario erzählte am Samstag die Geschichte selbst: Als junger Referendar lernte er das Kepi als eine „Rabaukenschule“ kennen. Als ihn dann der damalige neue Rektor Wilhelm Schweizer (dem Mathematiker und Co-Autor des Mathe-Buchs „Lambacher-Schwei- zer“) aus Horb nach Tübingen rief, habe er sich erst heftig gewehrt. Doch Schweizer ließ nicht locker: Er wollte den Schülern an seiner Schule durch Musikunterricht Werte vermit- teln, wie es am Uhlandgymnasium durch die alten Sprachen geschah. „Und das ist gelungen“, sagt Calgéer: Nach wenigen Jahren lernten 80 Pro- zent der damals knapp 600 Schüler ei- nes oder mehrere Instrumente; drei Sinfonie- und drei Blas-Orchester gab es parallel an der Schule, neben ande- ren Ensembles. Für dieses Projekt brauchte man einen Aufführungsraum, eine Aula. Calgéer sah die Pläne für die Schul- Erweiterung, er sah einen 40 Meter langen Zwischenraum, der als Pau- senhalle genutzt werden sollte. „Wo- zu?“ fragte er. „In der Pause rennen doch sowieso alle ins Wildermuth- Gymnasium rüber, zu den Mäd- chen.“ Und plädierte stattdessen für eine Aula. Sie wurde 1958 fertigge- stellt und wird nun bald mit einer Schüler-Mensa überbaut. Mit ihr verschwindet ein Raum darunter, bei den Schülern als „Folterkam- mer“ bekannt. Dort wurden beson- ders ernste Klassenarbeiten ge- schrieben. Auch ihn wollten sich ei- nige Ehemalige am Samstag ein letz- tes Mal ansehen. Vor dem Abriss gab es am Samstag ein großes Ehemaligen-Treffen mit vielen Schulgeschichten TÜBINGEN. Schule ist die schönste Zeit im Leben – rückbli- ckend zumindest. Von der Zugehörigkeit, die Schule vermittelt, erfuhr man etwas am Samstagabend bei einer Fete, die ehema- lige Schüler des Kepler-Gymnasiums zum Abschied von ihrer alten Aula organisierten. Ein Hauch moderner „Feuerzangen- bowle“ wehte durch die Hallen, die demnächst zum Abriss vor- gesehen sind (siehe auch das ÜBRIGENS). Von Ulrike Pfeil Abschied von der Kepi-Aula 48 Jahre Schauplatz für Konzerte und Theateraufführungen, Musicals, Abiturprüfungen und Abiturfeiern, Feten und Versammlungen: Am Samstag sagten an die 500 Ehemalige der Aula des Keplergymnasiums mit einem Fest voller Anekdoten „adé“. Im Hintergrund spielte die Bigband „Such over Sky“, die ebenfalls aus dem Kepi hervorging. Auch dies eine Abschiedsvorstellung: Für Bandleader Jurij Suchowerskyj sollte es nach 31 Jahren der letzte Auftritt sein. Bild: Faden Ex-Lehrer und Ex-Schüler: Bruno Roth- mund (Französisch, links) im Gespräch mit Eberhard Röhm-Malcotti. Bild: Faden
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Schwäbisches Tagblatt

Kosten: 7,50 für Erwachsene (Kaffee und Teilnahmebeitrag),gestaffelte Preise für Kinder (nur Kaffee).

Aus der Einladung zu den „adventlichen Besinnungsnachmittagen“für Mütter mit Kindern in der Ergenzinger Liebfrauenhöhe

NovemberMontag 20.

Redaktion ................. 0 70 71/93 4-3 02/3 03 Anzeigenannahme ............ 0 70 71/93 4-4 44Fragen zum Abo? .............. 0 70 71/93 4-4 44Tagblatt-Zentrale .................. 0 70 71/93 4-0

Was – Wann – Wo ______________ 22 Tübingen ________________ 23/24 Leserbriefe __________________ 27 Kreis und Nachbarschaft _____ 34 Internet ____ www.tagblatt.de e-Mail ______ [email protected]

Vergangenen Samstag öffneten die 30 Kunst-schaffenden, die im Alten Landratsamt unterge-kommen sind, ihre Ateliers. Und sie äußerten amRande auch die Hoffnung, dass es auch späterund woanders solch ein Intermezzo geben wird.

Provisorium mit AussichtTag der offenen Tür im Tübinger Kunstamt:

Lokale Kultur ................................ Seite 26

Mit selbst gemachten Texten,Liedern und Bildern gestaltetenDußlinger Schülerinnen undSchüler heuer die Gedenkfeierzum gestrigen Volkstrauertag.

Dußlingen ............. Seite 33

Bilder gegen den KriegTotengedenken mit Powerpoint:

Reutlingen ............. Seite 35Markt für den Berufseinstieg:

Längster ApfelkuchenZahlreiche Sponsoren spendier-ten das 200 Meter lange Gebäckzugunsten der Initiative „Bist Dubetriebsbereit?“ – es brachte 50Euro pro Meter ein.

Vor 25 Jahren gründete Elke Mildner in Rotten-burg die therapeutische Wohngemeinschaft„Oase“ für trockene Alkoholiker. Am Wochen-ende wurde gefeiert, mit einem Festakt, mitKonzerten und einer Kunst-Auktion.

Eine Oase für die TrockenenBenefiz-Aktion zum Jubiläum:

Rottenburg .................................... Seite 31

„Ah, der Knochenkarle ist auchnoch da!“ So begrüßten lange nichtDagewesene das Skelett im Schaukas-ten neben dem Biologiesaal. Drinnendrückten gestandene Fünfziger dieHocker, um sich selbst vorne auf einerLeinwand wiederzuerkennen: alsdünne Vierzehnjährige, die im Nebelden Grünten erklommen. „Schulland-heim Isny 1969“ hieß der 16-Millime-ter-Streifen. Der ehemalige Biologie-lehrer Hans Brodbeck war bei solchenFahrten gern dabei. „Weil die Schülerein Recht haben, Lehrer mal in ande-rer Umgebung kennen zu lernen.“

Ein paar hundert ihrer ehemaligenSchützlinge konnten Brodbeck undandere längst pensionierte Lehrer inam Samstag in dichten Stehgrüpp-chen wiederfinden. Bei Tierärztin,Psychiater, Arzt, Fotograf, Apothekermachten alte Lehrersprüche die Run-de. „Schön, aber bescheuert!“, sokommentierte ein Pauker noch in den70er Jahren Leistungen der damalserst wenigen Mädchen an dem ehe-maligen Jungen-Gymnasium.

Mancher Lehrer bekam nun auchden verspäteten Händedruck. „Ihmverdanke ich viel“, sagte etwa Andreas

Reith, Abi 1979, heute Anästhesist inUlm, über Mathelehrer Karl („Char-ly“) Mütz, der von 1957 bis 1992 ander Schule unterrichtete. „Er hat sichum jeden gekümmert, jeder solltemitkommen.“

Er habe seinen Beruf „immer mitLeidenschaft“ ausgeübt, so begründe-te seinerseits Mütz, warum er in allden Jahren nie Überdruss verspürte.„Die Schüler waren immer gut, auchwenn sie Lausbuben waren.“ Gewiss,während der Studentenbewegungmuckten auch die Schüler auf. Siemachten 1971 ein Sit-In, und der Tü-binger Studentenführer Albrecht(„Ali“) Schmeißner kam zur Unter-stützung an seine alte Schule. „Aberals er mich sah, neigte er sein Hauptund ging“, erzählte der Mathe-Lehrer.

Die „Lausbuben“ kamen in seinerersten Zeit vor allem aus Landge-meinden und aus der Tübinger Mit-telschicht. Die städtischen Akade-miker schickten ihre Kinder aufsUhlandgymnasium, die Mädchengingen aufs Wildermuth; so teiltesich das auf. „Land“ war weit ge-fasst: Wolfgang („Wolle“) Schmidtetwa, Abi 1972, heute Architekt,

pendelte von Seebronn ans Kepi.Fing die Schule früh an, musste erum 6 Uhr an der Bushaltestelle ste-hen. Versäumte er den Mittagsbus,hieß es sechs Stunden warten oderzu Fuß nach Hause. Mit Trampenbis Wurmlingen dauerte das zwei-einhalb Stunden. Wie ihn führte„die Nostalgie“ auch seinen Klas-senkameraden Jochen Mauth, jetztRechtsanwalt in Rottenburg, zum„Aula-Adé-Fest“. Tausende Schülerhaben in dem Saal in fast 50 JahrenTheater gespielt, Abi-Arbeiten ge-schrieben, Musik gemacht.

Die intensivsten Erinnerungender älteren „Keplerianer“ verbindensich mit der Zeit, als Helmut Calgéerder Schule mit Musik ein starkesProfil gab. Der weißhaarige Tübin-ger Musik-Impresario erzählte am

Samstag die Geschichte selbst: Alsjunger Referendar lernte er das Kepials eine „Rabaukenschule“ kennen.Als ihn dann der damalige neueRektor Wilhelm Schweizer (demMathematiker und Co-Autor desMathe-Buchs „Lambacher-Schwei-zer“) aus Horb nach Tübingen rief,habe er sich erst heftig gewehrt.Doch Schweizer ließ nicht locker: Erwollte den Schülern an seiner Schuledurch Musikunterricht Werte vermit-teln, wie es am Uhlandgymnasiumdurch die alten Sprachen geschah.„Und das ist gelungen“, sagt Calgéer:Nach wenigen Jahren lernten 80 Pro-zent der damals knapp 600 Schüler ei-nes oder mehrere Instrumente; dreiSinfonie- und drei Blas-Orchester gabes parallel an der Schule, neben ande-ren Ensembles.

Für dieses Projekt brauchte maneinen Aufführungsraum, eine Aula.Calgéer sah die Pläne für die Schul-Erweiterung, er sah einen 40 Meterlangen Zwischenraum, der als Pau-senhalle genutzt werden sollte. „Wo-zu?“ fragte er. „In der Pause rennendoch sowieso alle ins Wildermuth-Gymnasium rüber, zu den Mäd-chen.“ Und plädierte stattdessen füreine Aula. Sie wurde 1958 fertigge-stellt und wird nun bald mit einerSchüler-Mensa überbaut. Mit ihrverschwindet ein Raum darunter,bei den Schülern als „Folterkam-mer“ bekannt. Dort wurden beson-ders ernste Klassenarbeiten ge-schrieben. Auch ihn wollten sich ei-nige Ehemalige am Samstag ein letz-tes Mal ansehen.

Vor dem Abriss gab es am Samstag ein großes Ehemaligen-Treffen mit vielen Schulgeschichten

TÜBINGEN. Schule ist die schönste Zeit im Leben – rückbli-ckend zumindest. Von der Zugehörigkeit, die Schule vermittelt,erfuhr man etwas am Samstagabend bei einer Fete, die ehema-lige Schüler des Kepler-Gymnasiums zum Abschied von ihreralten Aula organisierten. Ein Hauch moderner „Feuerzangen-bowle“ wehte durch die Hallen, die demnächst zum Abriss vor-gesehen sind (siehe auch das ÜBRIGENS).

V o n U l r i k e P f e i l

Abschied von der Kepi-Aula

48 Jahre Schauplatz für Konzerte und Theateraufführungen, Musicals, Abiturprüfungen und Abiturfeiern, Feten und Versammlungen: Am Samstag sagten an die 500Ehemalige der Aula des Keplergymnasiums mit einem Fest voller Anekdoten „adé“. Im Hintergrund spielte die Bigband „Such over Sky“, die ebenfalls aus dem Kepihervorging. Auch dies eine Abschiedsvorstellung: Für Bandleader Jurij Suchowerskyj sollte es nach 31 Jahren der letzte Auftritt sein. Bild: Faden

Ex-Lehrer und Ex-Schüler: Bruno Roth-mund (Französisch, links) im Gesprächmit Eberhard Röhm-Malcotti. Bild: Faden

TÜBINGEN. Zur „Nacht derLichter“ laden die Tübinger Stifts-kirchengemeinde und die Die-trich-Bonhoeffer-Gemeinde amheutigen Montag, 20. November,um 20 Uhr in die Stiftskirche ein.Diese wird mit etwa 1000 Kerzenerleuchtet sein. Es findet ein Got-tesdienst mit Gesängen, kurzenLesungen, Gebeten und Stille nachder Taizé-Liturgie statt. Die Feierfindet im Rahmen der Ökumeni-schen Friedensdekade statt undwird von den Taizé-Gebetskreisender beiden Gemeinden gestaltet.Außerdem wirken zehn Solisten

(Gesang, Instrumente) mit. Ver-bunden mit der Nacht der Lichterist die Einladung zum Europäi-schen Taizé-Jugendtreffen in Za-greb Ende Dezember. Nach demGottesdienst um 21.30 Uhr gibt esInformationen dazu. Die Kollektekommt der „Operation Hoffnung“der Taizé-Gemeinschaft zugute.Sie ermöglicht jungen Leuten ausärmeren Ländern einen Aufenthaltin der Taizé-Gemeinschaft im fran-zösischen Burgund. Das Geld wirdaußerdem für Sozialprojekte inBangladesh, Senegal und Brasilienverwendet.

Nacht der Lichter in der StiftskircheLieber einen Bioladen samt Cafeteriafür die T ü b i n g e r Weststadt als ei-nen Turnraum – mit dieser Prioritätentschied sich der Tübinger Ge-meinderat im Mai dafür, die Alte Sil-cherschule einer vom ArchitektenLothar Albus betreuten Baugruppezum Kauf anzubieten. Aus dem ver-sprochenen Lebensmittelmarkt imErdgeschoss des einstigen „Raupen-gymnasiums“ wird nun aber dochnichts – der Investor ist abgesprun-gen: Seit sich Marktladen-BetreiberMichael Schneider zur Übernahmedes Brugger-Marktes auf WaldhäuserOst entschlossen hat (wir berichte-

ten), ist er an dem Altbau an der Kel-ternstraße nicht mehr interessiert.Trotzdem muss die von Albus orga-nisierte Baugruppe ihr Projekt nochnicht abschreiben. Sie soll – so wirdes die Stadtverwaltung heute demGemeinderat vorschlagen – bis zumJahresende die Chance bekommen,eine andere sinnvolle Nutzung für dasErdgeschoss zu finden. Falls das nichtklappt, wäre die konkurrierende, imersten Anlauf aber unterlegene Bau-gruppe Gauggel/Plathe/Schlierf/Sonnenmoser nach wie vor an derÜbernahme der Alten Silcherschuleinteressiert. sep / Archivbild: Metz

Kein Bioladen im RaupengymnasiumKREIS TÜBINGEN. Es ist zwar

noch einige Zeit hin bis zur Fasnet,aber die Polizei wurde jetzt schonmal vorsorglich aktiv: Bei mehrerenFahrzeugkontrollen im TübingerKreisgebiet erwischten die Beamtenam vergangenen Wochenende ins-gesamt acht Autofahrer, die sichmit zu viel Alkohol ans Steuer ge-setzt hatten. Sechs von ihnen muss-ten eine Blutprobe und ihren Füh-rerschein – soweit sie einen vorwei-sen konnten – abgeben. Die beidenanderen Autofahrer müssen lautPolizei jetzt auf jeden Fall mit ei-nem Fahrverbot rechnen.

Betrunken am SteuerTÜBINGEN. Am Wochenende trie-

ben in Tübingen laut Polizei wieder„mehrere Vandalen“ ihr Unwesen.Am Freitag gegen 22.45 Uhr randalier-ten drei Jugendliche in der Weststadt,wo sie wild mit verschiedenen Gegen-ständen um sich warfen und Autoan-tennen abknickten. Am Samstag um 6Uhr wurde in der Uhlandstraße einMofa angezündet, das der Besitzerbereits im August als gestohlen ge-meldet hatte. Und am Samstagabendwurden in der Fürststraße ein Bau-zaun und eine mobile Toilette umge-worfen. Größerer Schaden entstanddabei laut Polizei jedoch nicht.

Vandalen unterwegs

Nein, im Ernst trauert niemandder alten Kepi-Aula nach. Nicht ih-rer überholten und auch nicht be-sonders funktionalen Architektur.Nicht ihren unbequemen Stühlen(immer noch die erste Generation),nicht ihrer unkalkulierbaren Akus-tik und nicht ihrer unflexiblen Büh-nenbeleuchtung.

Aber wie viele Räume und Gebäu-de war diese Aula eben auch mehrals ein Gehäuse. Wenn Schüler undLehrer daran vorüber gingen, konn-ten sie hören, dass hinter den Türenetwas los war: Da wurde geprobtund Musik gemacht, getanzt, vorge-tragen, geredet, gefeiert. „Hier schlugdas Herz der Schule“, sagte ein Leh-rer bei der Aula-Fete am Samstag.Und er fragte sich, wo es in Zukunftschlagen wird, wenn an dieser Stelleeine Mensa ist, die von allen Schu-len der Uhlandstraße gemeinsamgenutzt wird. Es wird eine neue Aulageben, oben drauf. Ein neues Herz?

Nun, vielleicht schlägt das Herzeiner Schule auch gar nicht so zen-tral. Am Samstag konnte man lesen,dass die neue Pisa-Studie den Lern-erfolg von Schülern ganz stark anden Lehrer-Persönlichkeiten fest-macht. Manches, was am Samstag-abend in der Kepi-Aula ausge-tauscht wurde, klang wie ein Kom-mentar zu dieser pädagogischenThese, wie ihre Bestätigung: Wer vondiesen ehemaligen Schülerinnenund Schülern erinnerte sich noch an

Noten-Schnitte (gar hinterm Kom-ma), an Fach-Details, an komplexemathematische Formeln oder Un-begreifliches aus der französischenGrammatik? Und selbst wenn manein Jahr wiederholen musste: längstabgehakt, kein Thema.

Ganz präsent, ob anwesend odernicht, waren aber in den Erzählun-gen die Lehrer und Lehrerinnen, vorallem jene, die man schätzte.„Streng, aber gerecht“ lautet heutedas Vorzugs-Prädikat einer Genera-tion, die seinerzeit immerhin durchdie Studentenrevolte antiautoritäraufgemischt wurde. Und mankonnte erfahren, dass Lehrern, diesich engagieren, die etwas bewegen,die aus ihren Schülern etwas ma-chen wollen, die sie fordern, dieWertschätzung auf lange Sicht ge-wiss ist.

Schwer vorwegzunehmen, dieseverzögerte Gratifikation, wenn manvor übergroßen Klassen steht undmedienverwöhnte, hyperaktive odersupercoole Jugendliche bändigenund motivieren muss? Eins ist ge-wiss: Auch viele dieser Schüler wer-den einmal Eltern, manche werdenvielleicht sogar Lehrer, und sie wer-den sich erinnern an eine ungemeinprägende Zeit. „Ich hab’ hier in vie-len Musicals gespielt“, sagte eineAbiturientin des Jahres 1999. Sie istjetzt Referendarin, in einer anderenStadt. „Und da habe ich die Theater-AG übernommen.“ Ulrike Pfeil

Übrigens . . .Das Herz der Schule

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