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2 TAGESTHEMA - Initiative Schreiben...trotzt und sich die Frderung der Schreibkompetenz und...

Date post: 22-Jan-2021
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„Stuttgart Daily Leader“ Die StZ von Arkansas Die Lokalzeitung in Stuttgart, Arkansas heißt „Stuttgart Daily Leader“. Wir haben die Redaktion besucht. http://stzlinx.de/stuttgartarkansas Heute in der Zeitung stuttgarter-zeitung.de Rubriken Sonderveröffentlichung Manufactum ___________ 9 Impressum ____________ 14 Sonderveröffentlichung Blickpunkt Recht ________ 17 Familienanzeigen ________ 20 Notfallnummern _____ 26, 27 Sonderveröffentlichung Duxiana _______________ 29 Was Wann Wo _____ 32, 33 Fernsehprogramm _____ 38 Automarkt ___________ V22 Beruf und Karriere _____ V5 Stellenmarkt__________ V6 Immobilien __________ V15 Telefon Zentrale und Redaktion___________0711/72 05-0 Anzeigen_______________________07 11/72 05-21 Leserservice__________________0711/72 05-61 61 Probe-Abonnement____________080 00 14 14 14 Online www.stuttgarter-zeitung.de www.stuttgarter-zeitung.de/digital www.stuttgarter-zeitung.de/anzeigenbuchen Fax Redaktion_________07 11/72 05-12 34 Anzeigen________018 03/08 08 08* Leserservice_______07 11/72 05-61 62 *0 18 03: 0,09 Euro/Min., Preise aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkhöchstpreis 0,42 Euro/Min. E-Mail Redaktion: [email protected] Anzeigen: [email protected] Leserservice: [email protected] Redaktion StuttgarterZeitung, Postfach 10 60 32, 70049 Stuttgart Leserservice StuttgarterZeitungVerlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 43 54, 70038Stuttgart Anzeigen StuttgarterZeitungWerbevermarktungGmbH, Postfach 10 44 26, 70039 Stuttgart Chiffre StuttgarterZeitungWerbevermarktungGmbH,Postfach 10 44 27, 70039 Stuttgart Ihr Kontakt zur Stuttgarter Zeitung Lehrstuhl wieder besetzt „Der seit Heideg- gers Emeritierung 1951 vakante Lehrstuhl für Philosophie an der Freiburger Univer- sität ist wieder besetzt worden. Der Ministerpräsident von Baden-Würt- temberg hat den aus Mülheim (Ruhr) stammenden, seit 1938 in den USA lebenden Professor Dr. Dr. Werner Marx zum Direktor der ersten Abteilung des Philosophischen Seminars ernannt. (...) Marx war bisher an der Graduate Faculty of the New School for Social Research in New York City tätig.“ Aus der StZ vom 11. Mai 1964 Heideggers Nachfolger Die StZ vor 50 Jahren Aus aller Welt Proteste in Brasilien Kurz vor der Fußball-WM machen Ge- werkschaften und Wohnungslose auf sich aufmerksam. SEITE 11 Berlusconi im Altenheim Den Alzheimer-Kranken soll er bald vorlesen: Italiens früherer Premier hat mit dem Sozialdienst begonnen. SEITE 7 Politik Ein düsteres Bild von Europa Die Linken-Spitzenkandidatin Gabi Zimmer fordert mehr Solidarität statt Sparpolitik. SEITE 4 Wirtschaft Der Kronzeuge Gribkowsky schwächelt Im Ecclestone-Prozess, bei dem es um Bestechlichkeit geht, treffen sich der Ex-Banker und der Angeklagte. SEITE 15 Reportage Vollbremsung für Senioren Rentner am Steuer sind besser als ihr Ruf. Beim Fahrtraining des ADAC können sie es unter Beweis stellen. SEITE 34 Kultur Orlando Blooms jüngste Filmrolle In dem Kinothriller „Zulu“ spielt der Hollywoodstar einen heruntergekommenen Polizisten in Südafrika. SEITE 36 Sport Probleme über Probleme Für Sebastian Vettel läuft es in der For- mel 1 alles andere als rund. Das nagt an seinem Selbstvertrauen. SEITE 41 Entdecken Chaos Computer Club gibt Tipps Heute informieren die IT-Experten in der Stadtbibliothek über Datenschutz und Kostenfallen bei Apps. SEITE 22 Stuttgart & Baden-Württemberg 1,5 Millionen Besucher angepeilt Die Schausteller ziehen zufrieden Frühlingsfestbilanz. Sie rechnen mit bis zu 1,5 Millionen Besuchern. SEITE 24 Nachrichten für Dich Seit wann es den Muttertag gibt An einem Tag die Mütter besonders zu ehren, hat schon eine lange Tradition. SEITE 22 E in paar Notizen auf einem Schmierzettel, die obligatori- sche Einkaufsliste, die Unter- schrift auf einem Kreditkartenbeleg – es gibt Tage, an denen dies die einzigen Dinge sind, die wir von Hand schrei- ben. Briefe? Tippen wir am Rechner, am Laptop oder am iPad. Urlaubsgrü- ße aus Korsika? Verschicken wir per SMS. Ein Dankeschön für die nette Es- senseinladung am gestrigen Abend? Posten wir auf Facebook. In der Schule werden schon lang keine Zettelchen mehr unter der Schulbank weiterge- reicht, die Botschaften gehen per WhatsApp raus. Schlechte Zeiten für das handgeschriebene Wort. Könnte man meinen. Doch eine Umfrage des Reutlinger Pragma-Insti- tuts aus dem Jahr 2013, das mehr als 1000 Menschen über 16 Jahre nach ihrer Einstellung zur Handschrift be- fragt hat, bringt erstaunliches zu Tage. 89 Prozent stimmen der Aussage zu: „Handgeschriebenes ist von besonde- rem Wert.“ Überraschenderweise liegt der Anteil der Unterstützer bei den 16- bis 30-Jährigen – der Generation Smartphone – sogar noch um zwei Prozentpunkte höher. Und nach An- sicht von 71 Prozent sollen Füllfeder- halter, Bleistift und Papier wieder ver- mehrt eingesetzt werden. Beflügelt von diesem Ergebnis hat sich vor wenigen Monaten ein Verein ge- gründet, der dem Tastaturgeklapper trotzt und sich die Förderung der Schreibkompetenz und Handschrift auf die Fahnen schreibt. „Alle reden von Leseförderung, wir wollen das Thema Handschrift aus der Isolation holen“, sagt Stefanie Hanfstingl-Kari- ger, die Vorsitzende der Initiative Schreiben. Mit Aktionen sollen insbe- sondere Kinder fürs Schreiben per Hand begeistert werden. Das soll so aussehen: Schüler verfassen auf einer Karte Grüße an ihre Eltern oder Groß- eltern, Glückwunschbriefe werden fotografiert und später prämiert. Da- mit die Freude am Handschriftlichen um sich greift, „müssen auch die Leh- rer Feuer fangen“, sagt Hanfstingl-Ka- riger. Sie weiß, dass sie die Schulen zu ihren Verbündeten machen muss. Ein paar haben schon signalisiert, dass sie mitmachen werden. Schreiben und Lesen lernen ist ein wichtiger Prozess, nur so können alle am gesellschaftlichen Leben teilneh- men. Hanfstingl-Kariger, die hauptbe- ruflich in der Glückwunschkarten- branche tätig ist, sieht es als wichtige Aufgabe an, den Menschen Freude an der Handschrift zu vermitteln. „Die Handschrift ist die Verbindung zur Schreibkompetenz, wer viel mit Hand schreibt, der kann leichter Sätze bil- den und behält den roten Faden.“ Die Mutter zweier schulpflichtiger Jungs weiß, wie schwer sich viele Kinder und manch Erwachsene damit tun, die eigenen Gedanken aufs Papier zu brin- gen, und sie kennt den Glaubenskrieg, der tobt, ob die Schreibschrift über- haupt noch zeitgemäß ist. Die Forschung zeigt, dass es von Vorteil sein kann, seine Gedanken oh- ne technische Hilfe aufs Papier zu bringen. Schreibende Kinder haben besser entwickelte Hirne, lernen ge- nauer Buchstaben und Formen erken- nen und können ihre Kreativität einfa- cher entfalten. Den Gedanken vom Kopf in die Hand fließen zu lassen und als Schriftzug umzusetzen, „das ist eine hochkomplexe Tätigkeit“, sagt die Psychologin Sandra Sülzen- brück. Sie helfe, uns Dinge besser einzuprägen. Mit einem Team vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund fand Sülzen- brück heraus, dass das Schreiben per Hand die Feinmotorik för- dert. „Die Technik macht etwas ganz anderes mit uns“, so Sülzenbrück. Hardcore-Tipper könnten nicht so präzise Bewegun- gen mit der Hand ausführen. Schlecht für denjenigen Wort für Wort. Buchstabe für Buchstabe. Unsere Hand- schrift begleitet uns ein Leben lang. Sie ist individuell einzigartig, Ausdruck unserer Persönlichkeit. „Das Schreiben mit Hand ist eine Kulturtechnik, und das Ergebnis sagt viel über unseren Charakter aus“, sagt Helmut Ploog, Vorsitzender des Berufsverbandes der Deutschen Graphologen. „Anhand der Schrift kann man sehen, was der Mensch für ein Typ ist. Für Unternehmen ist das interessant: Denn je weiter jemand die Karriereleiter hinaufklettert, desto mehr Persönlichkeit ist gefragt.“ Doch Ploog und seine Kollegen registrieren, dass die Methode immer weniger An- hänger in Deutschland findet. Hingegen werden in der Schweiz und Frankreich Bewerber anhand ihrer Handschrift durchleuchtet. Denn die Handschrift kann Geschichten erzäh- len. „Sie verrät viel über unsere Le- bensbeziehungen“, sagt Ulrich von Bü- low, Leiter der Archivabteilung im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Als die Schriftstellerin Lou Andreas- Salomé ins Leben des Dichters Rainer Maria Rilke trat, veränderte sich sein Leben. Das spiegelte sich auch in sei- ner Handschrift wider. Er schrieb kla- rer, schlichter. Sein Schriftbild wurde dem der Freundin immer ähnlicher. Das, so von Bülow, sei oft zu beobach- ten: „Die Handschrift folgt einem Vor- bild.“ Seiner Ansicht wird das Schrei- ben per Hand nicht aussterben. „Die Handschrift hat die Schreibmaschine überlebt, und sie wird das Computer- zeitalter überleben.“ Nein, vermutlich wird die Hand- schrift nicht aussterben, aber sie wird sich verändern. Die Initiative Schrei- ben will daher auch keinen Gegensatz zur digitalen Welt aufbauen, sondern ein intelligentes Zusammenspiel er- möglichen. Per App das Schreiben auf dem iPad zu lernen, das ist so ein Bei- spiel. Wer genauer hinsieht, findet noch andere Menschen, die versu- chen, die Handschrift zurückzubrin- gen: Der Kurator Hans Ulrich Obrist dokumentiert auf seiner Instagram- Seite Handschriften von Künstlern, Schriftstellern und Musikern. Wie er in einem Interview verriet, leistet auch er einen persönlichen Beitrag, dass die Handschrift nicht aus unserem Alltag verschwindet: Er schreibt einen Brief mit der Hand, scannt ihn ein – und ver- schickt ihn per Mail. Kulturgut Wir mailen, twittern und simsen – ist die Handschrift eine vom Aussterben bedrohte Spezies? Die Generation Smartphone weiß sie offenbar mehr zu schätzen, als viele denken. Die neue Initiative Schreiben will wieder Begeisterung entfachen. Von Stefanie Zenke Tagesthema T horsten Petzold lässt schrei- ben. Per Hand. Ob Oster- und Weihnachtsgrüße, Tischkärt- chen für Feste aller Art oder Briefe – in Petzolds Schreibstatt in Berlin-Kreuz- berg bringen 61 Schönschreiber per- sönliche Grüße aufs Papier. Ganz ohne Tintenkleckserei. Die Zeilen stechen sofort durch ihre Ästhetik ins Auge. „Für mich arbeitet, wer eine Liebe zur Handschrift hat“, sagt der 45-jährige Unternehmer. Apropos Liebe: auch Liebesbriefe werden in der Manufak- tur verfasst. Und zum Muttertag mor- gen gab es viele Anfragen. Ob geschwungen-verschnörkelt oder klassisch-schlicht – die Auswahl an unterschiedlichen Handschriften in der Schreibstatt ist groß. Und mitt- lerweile auch das Angebot der euro- päischen Sprachen, in denen geschrie- ben wird. Studenten, Hausfrauen, Rentner oder Schüler sind es – zumeist Frauen –, die in Teilzeit für Petzold arbeiten, drei bis vier Stunden pro Tag. „Nach zwei Stunden sollte man eine Pause machen, sonst wird die Schrift krakelig.“ Ein einzelner Brief mit 100 Wörtern kostet 16,99 Euro. Eine Karte mit 50 Wörtern 8,99 Euro. Das passen- de Kuvert mit Absender und Empfän- ger, kuvertieren, frankieren sowie das Porto sind inklusive. Dass Petzold selbst nicht mitschreibt, hat seinen Grund: „Ich habe eine Sauklaue, Kate- gorie Arzt, würde ich sagen.“ Vor gut einem Jahr war Petzold noch als Vertriebsleiter tätig. Es ging ihm, wie vielen anderen auch: er wurde mit Drucksachen überschüttet und wenn unter Karten oder Briefen mit „herzliche Grüße“ ein handschriftli- cher Hinweis zu finden war, dann war es viel. Sieht so Wertschätzung aus? Nein, dachte sich Petzold, „das ist der richtige Zeitpunkt für eine Gegenbe- wegung. Ich wollte, dass die Menschen mit etwas Handgeschriebenem wieder persönlich erreicht werden, ihnen Aufmerksamkeit signalisiert wird. Das merkt sich der Empfänger.“ Petzold wagte den Sprung ins kalte Wasser und gründete eine Manufaktur für Handgeschriebenes – die bislang einzige in Deutschland. Sein Mut wur- de belohnt. Die Auftragsbücher sind voll. Erst kürzlich hat er seinen On- line-Shop gestartet (www.schoene- briefe.de). Petzolds Kundenwelt ist bunt. Große wie kleine Firmen buchen seine Schönschreiber, auch Privatleu- te leisten sich ab und zu eine ausge- suchte Handschrift. Die Auftraggeber möchten auffallen, herausragen aus einer Masse, die Geschäftskorrespon- denz und Werbung nur routinemäßig in digitalen Schriften präsentiert. „Die Handschrift“, sagt Petzold, „erlebt eine Renaissance.“ Immer mehr Menschen würden Handge- schriebenes wieder schätzen lernen. Weil er auch andere dafür begeistern möchte, mehr per Hand zu schreiben, hat er sich der Initiative Schreiben (siehe oben) angeschlossen. Er ist überzeugt: „Die Handschrift führt in unserem digitalisierten Alltag ein Ni- schendasein. Aber sie wird bleiben.“ Start-up Thorsten Petzold betreibt eine Manufaktur für Handgeschriebenes. Das kommt gut an. Von Stefanie Zenke Die Handschrift beschäftigt auch den Künstler Jayantha Gomes. Er stammt aus Sri Lanka und lebt in Calw. also, der Chirurg oder Feinmechaniker werden möchte. Die Schriftstelle- rin Sybille Lewitscha- roff beobachtet seit Län- gerem, dass die Handschrift aus unserem Leben verschwin- det. „Ein Gesellschaftstrend, manch Schule scheint überfordert, und so manches Elternhaus vielleicht auch“, sagt die Büchnerpreisträgerin. Dabei sei es eine wunderbare Erfah- rung, die eigene Handschrift zu mö- gen, sie schön zu finden. „Und stolz da- rauf zu sein, ein echtes Angeber-Pfund zu besitzen.“ Den Weg, Kinder zu be- geistern, wieder mehr mit Hand zu schreiben, findet sie richtig. „Mich hat immer fasziniert, wie den Kleinen in China früh beigebracht wird, mit Stöckchen und Farbe die traditionel- len Schriftzeichen zu malen, das ver- langt hohe Konzentration.“ 2 Nr. 107 | Samstag, 10. Mai 2014 STUTTGARTER ZEITUNG TAGESTHEMA
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Page 1: 2 TAGESTHEMA - Initiative Schreiben...trotzt und sich die Frderung der Schreibkompetenz und Handschrift auf die Fahnen schreibt. ¹Alle reden von Lesefrderung, wir wollen das Thema

„Stuttgart Daily Leader“

Die StZ von ArkansasDie Lokalzeitung in Stuttgart, Arkansasheißt „Stuttgart Daily Leader“. Wir haben die Redaktion besucht.http://stzlinx.de/stuttgartarkansas

Heute in der Zeitung

stuttgarter­zeitung.de

Rubriken

SonderveröffentlichungManufactum ___________ 9Impressum ____________ 14SonderveröffentlichungBlickpunkt Recht ________ 17Familienanzeigen ________ 20Notfallnummern _____ 26, 27

SonderveröffentlichungDuxiana _______________ 29Was Wann Wo _____ 32, 33Fernsehprogramm _____ 38Automarkt ___________ V22Beruf und Karriere _____ V5Stellenmarkt__________ V6Immobilien __________ V15

Telefon

Zentrale und Redaktion___________0711/72 05­0

Anzeigen_______________________07 11/72 05­21

Leserservice__________________0711/72 05­61 61

Probe­Abonnement____________080 00 14 14 14

Online

www.stuttgarter­zeitung.de

www.stuttgarter­zeitung.de/digital

www.stuttgarter­zeitung.de/anzeigenbuchen

FaxRedaktion_________07 11/72 05­12 34Anzeigen________018 03/08 08 08*Leserservice_______07 11/72 05­61 62*0 18 03: 0,09 Euro/Min.,

Preise aus dem dt. Festnetz,

Mobilfunkhöchstpreis 0,42 Euro/Min.

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Redaktion StuttgarterZeitung, Postfach 10 60 32, 70049 Stuttgart

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Anzeigen StuttgarterZeitungWerbevermarktungGmbH, Postfach 10 44 26, 70039 Stuttgart

Chiffre StuttgarterZeitungWerbevermarktungGmbH,Postfach 10 44 27, 70039 Stuttgart

Ihr Kontakt zur Stuttgarter Zeitung

Lehrstuhl wieder besetzt „Der seit Heideg­gers Emeritierung 1951 vakante Lehrstuhl für Philosophie an der Freiburger Univer­sität ist wieder besetzt worden. Der Ministerpräsident von Baden­Würt­temberg hat den aus Mülheim (Ruhr) stammenden, seit 1938 in den USA lebenden Professor Dr. Dr. Werner Marx zum Direktor der ersten Abteilung des Philosophischen Seminars ernannt. (...) Marx war bisher an der Graduate Faculty of the New School for Social Research in New York City tätig.“Aus der StZ vom 11. Mai 1964

Heideggers Nachfolger

Die StZ vor 50 Jahren

Aus aller Welt

Proteste in BrasilienKurz vor der Fußball­WM machen Ge­werkschaften und Wohnungslose aufsich aufmerksam. SEITE 11

Berlusconi im AltenheimDen Alzheimer­Kranken soll er bald vorlesen: Italiens früherer Premier hat mit dem Sozialdienst begonnen. SEITE 7

Politik

Ein düsteres Bild von EuropaDie Linken­Spitzenkandidatin Gabi Zimmer fordert mehr Solidarität statt Sparpolitik. SEITE 4

Wirtschaft

Der Kronzeuge Gribkowsky schwächelt Im Ecclestone­Prozess, bei dem es um Bestechlichkeit geht, treffen sich der Ex­Banker und der Angeklagte. SEITE 15

Reportage

Vollbremsung für SeniorenRentner am Steuer sind besser als ihr Ruf. Beim Fahrtraining des ADAC können sie es unter Beweis stellen. SEITE 34

Kultur

Orlando Blooms jüngste FilmrolleIn dem Kinothriller „Zulu“ spielt der Hollywoodstar einen heruntergekommenen Polizisten in Südafrika. SEITE 36

Sport

Probleme über ProblemeFür Sebastian Vettel läuft es in der For­mel 1 alles andere als rund. Das nagtan seinem Selbstvertrauen. SEITE 41

Entdecken

Chaos Computer Club gibt TippsHeute informieren die IT­Experten in der Stadtbibliothek über Datenschutz und Kostenfallen bei Apps. SEITE 22

Stuttgart & Baden­Württemberg

1,5 Millionen Besucher angepeilt Die Schausteller ziehen zufrieden Frühlingsfestbilanz. Sie rechnen mit bis zu 1,5 Millionen Besuchern. SEITE 24

Nachrichten für Dich

Seit wann es den Muttertag gibtAn einem Tag die Mütter besonders zu ehren, hat schon eine lange Tradition. SEITE 22

Ein paar Notizen auf einemSchmierzettel, die obligatori­sche Einkaufsliste, die Unter­

schrift auf einem Kreditkartenbeleg –es gibt Tage, an denen dies die einzigenDinge sind, die wir von Hand schrei­ben. Briefe? Tippen wir am Rechner,am Laptop oder am iPad. Urlaubsgrü­ße aus Korsika? Verschicken wir perSMS. Ein Dankeschön für die nette Es­senseinladung am gestrigen Abend?Posten wir auf Facebook. In der Schulewerden schon lang keine Zettelchen mehr unter der Schulbank weiterge­reicht, die Botschaften gehen perWhatsApp raus. Schlechte Zeiten fürdas handgeschriebene Wort.

Könnte man meinen. Doch eineUmfrage des Reutlinger Pragma­Insti­tuts aus dem Jahr 2013, das mehr als 1000 Menschen über 16 Jahre nachihrer Einstellung zur Handschrift be­fragt hat, bringt erstaunliches zu Tage.89 Prozent stimmen der Aussage zu:„Handgeschriebenes ist von besonde­rem Wert.“ Überraschenderweise liegtder Anteil der Unterstützer bei den16­ bis 30­Jährigen – der GenerationSmartphone – sogar noch um zweiProzentpunkte höher. Und nach An­sicht von 71 Prozent sollen Füllfeder­halter, Bleistift und Papier wieder ver­mehrt eingesetzt werden.

Beflügelt von diesem Ergebnis hat sichvor wenigen Monaten ein Verein ge­gründet, der dem Tastaturgeklappertrotzt und sich die Förderung derSchreibkompetenz und Handschrift auf die Fahnen schreibt. „Alle redenvon Leseförderung, wir wollen dasThema Handschrift aus der Isolation holen“, sagt Stefanie Hanfstingl­Kari­ger, die Vorsitzende der InitiativeSchreiben. Mit Aktionen sollen insbe­sondere Kinder fürs Schreiben perHand begeistert werden. Das soll soaussehen: Schüler verfassen auf einerKarte Grüße an ihre Eltern oder Groß­eltern, Glückwunschbriefe werden fotografiert und später prämiert. Da­mit die Freude am Handschriftlichenum sich greift, „müssen auch die Leh­rer Feuer fangen“, sagt Hanfstingl­Ka­riger. Sie weiß, dass sie die Schulen zuihren Verbündeten machen muss. Einpaar haben schon signalisiert, dass siemitmachen werden.

Schreiben und Lesen lernen ist einwichtiger Prozess, nur so können alle

am gesellschaftlichen Leben teilneh­men. Hanfstingl­Kariger, die hauptbe­ruflich in der Glückwunschkarten­branche tätig ist, sieht es als wichtigeAufgabe an, den Menschen Freude an der Handschrift zu vermitteln. „DieHandschrift ist die Verbindung zurSchreibkompetenz, wer viel mit Handschreibt, der kann leichter Sätze bil­den und behält den roten Faden.“ DieMutter zweier schulpflichtiger Jungsweiß, wie schwer sich viele Kinder undmanch Erwachsene damit tun, dieeigenen Gedanken aufs Papier zu brin­gen, und sie kennt den Glaubenskrieg,der tobt, ob die Schreibschrift über­haupt noch zeitgemäß ist.

Die Forschung zeigt, dass es vonVorteil sein kann, seine Gedanken oh­ne technische Hilfe aufs Papier zubringen. Schreibende Kinder haben besser entwickelte Hirne, lernen ge­nauer Buchstaben und Formen erken­nen und können ihre Kreativität einfa­cher entfalten. Den Gedanken vomKopf in die Hand fließen zu lassen undals Schriftzug umzusetzen, „das ist eine hochkomplexe Tätigkeit“, sagtdie Psychologin Sandra Sülzen­brück. Sie helfe, uns Dingebesser einzuprägen.

Mit einem Team vomLeibniz­Institut fürArbeitsforschung inDortmund fand Sülzen­brück heraus, dass dasSchreiben per Handdie Feinmotorik för­dert. „Die Technikmacht etwas ganzanderes mit uns“,so Sülzenbrück.Hardcore­Tipperkönnten nicht sopräzise Bewegun­gen mit der Handa u s f ü h r e n .Schlecht fürdenjenigen

Wortfür Wort.

Buchstabefür Buchstabe.

Unsere Hand­schrift begleitet

uns ein Leben lang.Sie ist individuell

einzigartig, Ausdruckunserer Persönlichkeit.

„Das Schreiben mit Handist eine Kulturtechnik, und

das Ergebnis sagt viel überunseren Charakter aus“, sagt

Helmut Ploog, Vorsitzender desBerufsverbandes der Deutschen

Graphologen. „Anhand der Schriftkann man sehen, was der Mensch fürein Typ ist. Für Unternehmen ist dasinteressant: Denn je weiter jemand dieKarriereleiter hinaufklettert, destomehr Persönlichkeit ist gefragt.“ DochPloog und seine Kollegen registrieren,dass die Methode immer weniger An­hänger in Deutschland findet.

Hingegen werden in der Schweiz undFrankreich Bewerber anhand ihrerHandschrift durchleuchtet. Denn die Handschrift kann Geschichten erzäh­len. „Sie verrät viel über unsere Le­bensbeziehungen“, sagt Ulrich von Bü­low, Leiter der Archivabteilung imDeutschen Literaturarchiv Marbach.Als die Schriftstellerin Lou Andreas­Salomé ins Leben des Dichters RainerMaria Rilke trat, veränderte sich seinLeben. Das spiegelte sich auch in sei­ner Handschrift wider. Er schrieb kla­rer, schlichter. Sein Schriftbild wurdedem der Freundin immer ähnlicher.Das, so von Bülow, sei oft zu beobach­ten: „Die Handschrift folgt einem Vor­bild.“ Seiner Ansicht wird das Schrei­ben per Hand nicht aussterben. „DieHandschrift hat die Schreibmaschine überlebt, und sie wird das Computer­zeitalter überleben.“

Nein, vermutlich wird die Hand­schrift nicht aussterben, aber sie wird sich verändern. Die Initiative Schrei­ben will daher auch keinen Gegensatz zur digitalen Welt aufbauen, sondernein intelligentes Zusammenspiel er­möglichen. Per App das Schreiben auf dem iPad zu lernen, das ist so ein Bei­spiel. Wer genauer hinsieht, findetnoch andere Menschen, die versu­chen, die Handschrift zurückzubrin­gen: Der Kurator Hans Ulrich Obrist dokumentiert auf seiner Instagram­Seite Handschriften von Künstlern,Schriftstellern und Musikern. Wie erin einem Interview verriet, leistet aucher einen persönlichen Beitrag, dass dieHandschrift nicht aus unserem Alltagverschwindet: Er schreibt einen Brief mit der Hand, scannt ihn ein – und ver­schickt ihn per Mail.

Kulturgut Wir mailen, twittern und simsen – ist die Handschrift eine vom Aussterben bedrohte Spezies?

Die Generation Smartphone weiß sie offenbar mehr zu schätzen, als viele denken. Die neue Initiative Schreiben will wieder Begeisterung entfachen. Von Stefanie Zenke

Tagesthema

Thorsten Petzold lässt schrei­ben. Per Hand. Ob Oster­ undWeihnachtsgrüße, Tischkärt­

chen für Feste aller Art oder Briefe – inPetzolds Schreibstatt in Berlin­Kreuz­berg bringen 61 Schönschreiber per­sönliche Grüße aufs Papier. Ganz ohneTintenkleckserei. Die Zeilen stechensofort durch ihre Ästhetik ins Auge.„Für mich arbeitet, wer eine Liebe zurHandschrift hat“, sagt der 45­jährigeUnternehmer. Apropos Liebe: auchLiebesbriefe werden in der Manufak­tur verfasst. Und zum Muttertag mor­gen gab es viele Anfragen.

Ob geschwungen­verschnörkeltoder klassisch­schlicht – die Auswahlan unterschiedlichen Handschriftenin der Schreibstatt ist groß. Und mitt­lerweile auch das Angebot der euro­päischen Sprachen, in denen geschrie­ben wird. Studenten, Hausfrauen,Rentner oder Schüler sind es – zumeistFrauen –, die in Teilzeit für Petzold

arbeiten, drei bis vier Stunden pro Tag.„Nach zwei Stunden sollte man einePause machen, sonst wird die Schriftkrakelig.“ Ein einzelner Brief mit 100Wörtern kostet 16,99 Euro. Eine Kartemit 50 Wörtern 8,99 Euro. Das passen­de Kuvert mit Absender und Empfän­ger, kuvertieren, frankieren sowie das Porto sind inklusive. Dass Petzoldselbst nicht mitschreibt, hat seinen Grund: „Ich habe eine Sauklaue, Kate­gorie Arzt, würde ich sagen.“

Vor gut einem Jahr war Petzoldnoch als Vertriebsleiter tätig. Es gingihm, wie vielen anderen auch: er wurde

mit Drucksachen überschüttet undwenn unter Karten oder Briefen mit„herzliche Grüße“ ein handschriftli­cher Hinweis zu finden war, dann wares viel. Sieht so Wertschätzung aus?Nein, dachte sich Petzold, „das ist derrichtige Zeitpunkt für eine Gegenbe­wegung. Ich wollte, dass die Menschenmit etwas Handgeschriebenem wiederpersönlich erreicht werden, ihnenAufmerksamkeit signalisiert wird. Dasmerkt sich der Empfänger.“

Petzold wagte den Sprung ins kalteWasser und gründete eine Manufakturfür Handgeschriebenes – die bislang

einzige in Deutschland. Sein Mut wur­de belohnt. Die Auftragsbücher sindvoll. Erst kürzlich hat er seinen On­line­Shop gestartet (www.schoene­briefe.de). Petzolds Kundenwelt istbunt. Große wie kleine Firmen buchenseine Schönschreiber, auch Privatleu­te leisten sich ab und zu eine ausge­suchte Handschrift. Die Auftraggebermöchten auffallen, herausragen auseiner Masse, die Geschäftskorrespon­denz und Werbung nur routinemäßigin digitalen Schriften präsentiert.

„Die Handschrift“, sagt Petzold,„erlebt eine Renaissance.“ Immermehr Menschen würden Handge­schriebenes wieder schätzen lernen.Weil er auch andere dafür begeisternmöchte, mehr per Hand zu schreiben,hat er sich der Initiative Schreiben(siehe oben) angeschlossen. Er istüberzeugt: „Die Handschrift führt inunserem digitalisierten Alltag ein Ni­schendasein. Aber sie wird bleiben.“

Start­up Thorsten Petzold betreibt eine Manufaktur für Handgeschriebenes. Das kommt gut an. Von Stefanie Zenke

Die Handschriftbeschäftigt auch den Künstler Jayantha Gomes. Er stammt aus Sri Lanka und lebt in Calw.

also, derChirurg oder

Feinmechanikerwerden möchte.

Die Schriftstelle­rin Sybille Lewitscha­

roff beobachtet seit Län­gerem, dass die Handschrift

aus unserem Leben verschwin­det. „Ein Gesellschaftstrend,

manch Schule scheint überfordert,und so manches Elternhaus vielleichtauch“, sagt die Büchnerpreisträgerin.Dabei sei es eine wunderbare Erfah­rung, die eigene Handschrift zu mö­gen, sie schön zu finden. „Und stolz da­rauf zu sein, ein echtes Angeber­Pfundzu besitzen.“ Den Weg, Kinder zu be­geistern, wieder mehr mit Hand zuschreiben, findet sie richtig. „Mich hatimmer fasziniert, wie den Kleinen inChina früh beigebracht wird, mitStöckchen und Farbe die traditionel­len Schriftzeichen zu malen, das ver­langt hohe Konzentration.“

2 Nr. 107 | Samstag, 10. Mai 2014STUTTGARTER ZEITUNGTAGESTHEMA

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