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Zeitschrift für Rheumatologie Hot Topics Z Rheumatol 2020 · 79:554–561 https://doi.org/10.1007/s00393-020-00822-2 Online publiziert: 29. Mai 2020 © Der/die Autor(en) 2020 Redaktion U. Müller-Ladner, Bad Nauheim U. Lange, Bad Nauheim M. Krusche 1 · N. Ruffer 2 · M. Grahammer 3 · J. Knitza 4 1 Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland 2 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland 3 ABATON GmbH, Berlin, Berlin, Deutschland 4 Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, Universitätsklinikum Erlangen, Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland Apps und ihre Anwendungsgebiete in der Rheumatologie Dieser Beitrag gibt einen aktuellen Überblick zu dem Thema „Apps in der Rheumatologie“. Es werden konkrete Einsatzmöglichkeiten, wissenschaftliche Evidenz, die Akzeptanz unter Ärzten und Patienten sowie die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen durch das Digitale-Versorgung- Gesetz beleuchtet. In Deutschland nutzten im Jahr 2019 ca. 65Mio. Menschen ein Smartphone [1]. Mit der steigenden Verwendung von Smartphones einhergehend, nimmt auch die Nutzung von mobilen Applikationen (Apps) rapide zu. Alleine im Google Play Store waren im Juni 2019 fast 100.000 Gesundheitsapps zum Download verfüg- bar [2]. Die größte Zielgruppe dieser Apps waren chronische Kranke (56 % al- ler Apps) [3]. Befeuert wird diese Entwicklung auch durch die Pläne des Bundesministers für Gesundheit, Jens Spahn, der mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) ein Gesetz in den Bundestag eingebracht hat, welches seit dem 01.01.2020 in Kraſt ist. Das Gesetz formuliert unter ande- rem einen Rechtsanspruch der Patienten auf bestimmte Apps („App auf Rezept“, . Abb. 1), sog. digitale Gesundheitsan- wendungen (DiGAs) [4]. Die deutsche Gesellschaſt für In- nere Medizin (DGIM) versucht dieser Entwicklung mit der Gründung der „Task Force Mobile Health“ Rechnung zu tragen [5]. Auch die neu gegründete Kommission „Digitale Rheumatologie“ der deutschen Gesellschaſt für Rheuma- tologie (DGRh) setzt sich verstärkt mit der ematik auseinander. Potenzial von Apps Je nach Zielgruppe (Patient und/oder Arzt) und Zeitpunkt der medizinischen Behandlung bestehen verschiedene An- wendungsmöglichkeiten für Apps in der Rheumatologie. Der Patient könnte niedrigschwelliger und schneller erste Diagnosevorschläge, relevante Infor- mationen und schließlich einen Ab- klärungstermin erhalten [6, 7]. Nach Diagnosestellung ermöglichen Apps, die Verträglichkeit und Wirksamkeit der erapien objektiv und kontinuierlich zu monitorieren [8, 9]. Diese wertvollen Daten könnten Patienten auf freiwilliger Basis der Forschung zur Verfügung stel- len, um kontinuierlich die Versorgung zu verbessern. Komorbiditäten könn- ten ebenfalls niedrigschwelliger erkannt und behandelt werden. Außerdem könn- ten Apps dazu beitragen, zeitintensive Patientenschulungen und Rehabilitatio- nen effizienter zu gestalten. Fachwissen kann ebenfalls per App digital Patienten und medizinischem Fachpersonal ziel- gruppengerecht aufbereitet bereitgestellt werden. In den folgenden Abschnit- ten erhalten Sie konkrete Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten in der Rheu- matologie. Definitionen Da die Begrifflichkeiten „Gesundheits- App“, „Medizin-App“, „App als Medizin- produkt“ bzw. „digitale Gesundheitsan- wendung“ häufig unscharf oder auch sy- nonym verwendet werden, sollen die Be- griffe definiert werden [10]: Gesundheits-Apps (englisch: „health app“) richten sich im Allgemeinen an ge- sunde Nutzer, die mithilfe einer App die eigene Gesundheitsförderung (im Sinne einer Primärprophylaxe) betreiben wol- len. Sie dienen v. a. der Selbstvermessung und Selbstoptimierung ihrer Nutzer. Medizin-Apps (englisch: „medical app“) richten sich an Patienten oder An- gehörige. Im Fokus dieser Apps steht es, die „Selbstbefähigung“ von Betroffenen im Krankheitsmanagement zu stärken (Sekundär- oder Tertiärprophylaxe). Dosisrechner und Nachschlagewerke, die von medizinischem Fachpersonal verwendet werden, werden ebenfalls in dieser Kategorie eingeordnet. Apps als Medizinprodukte (nach § 3 MPG) Sowohl Gesundheits-Apps als auch Me- dizin-Apps können als Medizinproduk- te zertifiziert werden, wenn der Herstel- ler sie mit einer „primären medizini- schen Zweckbestimmung“ anbietet. Dies ist notwendig, wenn die App die Ver- meidung, Diagnose oder erapie von Krankheiten unterstützen will. 554 Zeitschrift für Rheumatologie 6 · 2020
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Zeitschrift fürRheumatologieHot Topics

Z Rheumatol 2020 · 79:554–561https://doi.org/10.1007/s00393-020-00822-2Online publiziert: 29. Mai 2020© Der/die Autor(en) 2020

RedaktionU. Müller-Ladner, Bad NauheimU. Lange, Bad Nauheim

M. Krusche1 · N. Ruffer2 · M. Grahammer3 · J. Knitza4

1Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, CharitéUniversitätsmedizin, Berlin, Deutschland

2UniversitätsklinikumHamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland3 ABATON GmbH, Berlin, Berlin, Deutschland4Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, UniversitätsklinikumErlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland

Apps und ihreAnwendungsgebietein der Rheumatologie

Dieser Beitrag gibt einen aktuellenÜberblick zu dem Thema „Appsin der Rheumatologie“. Es werdenkonkrete Einsatzmöglichkeiten,wissenschaftliche Evidenz, dieAkzeptanz unter Ärzten undPatienten sowie die verändertengesetzlichen Rahmenbedingungendurch das Digitale-Versorgung-Gesetz beleuchtet.

In Deutschland nutzten im Jahr 2019ca. 65Mio. Menschen ein Smartphone[1]. Mit der steigenden Verwendung vonSmartphones einhergehend, nimmt auchdie Nutzung von mobilen Applikationen(Apps) rapide zu. Alleine im Google PlayStore waren im Juni 2019 fast 100.000GesundheitsappszumDownloadverfüg-bar [2]. Die größte Zielgruppe dieserApps waren chronische Kranke (56% al-ler Apps) [3].

Befeuert wird diese Entwicklung auchdurch die Pläne des Bundesministers fürGesundheit, Jens Spahn, der mit demDigitale-Versorgung-Gesetz (DVG) einGesetz in den Bundestag eingebrachthat, welches seit dem 01.01.2020 in Kraftist. Das Gesetz formuliert unter ande-rem einen Rechtsanspruch der Patientenauf bestimmte Apps („App auf Rezept“,. Abb. 1), sog. digitale Gesundheitsan-wendungen (DiGAs) [4].

Die deutsche Gesellschaft für In-nere Medizin (DGIM) versucht dieserEntwicklung mit der Gründung der„Task Force Mobile Health“ Rechnung

zu tragen [5]. Auch die neu gegründeteKommission „Digitale Rheumatologie“der deutschen Gesellschaft für Rheuma-tologie (DGRh) setzt sich verstärkt mitder Thematik auseinander.

Potenzial von Apps

Je nach Zielgruppe (Patient und/oderArzt) und Zeitpunkt der medizinischenBehandlung bestehen verschiedene An-wendungsmöglichkeiten für Apps inder Rheumatologie. Der Patient könnteniedrigschwelliger und schneller ersteDiagnosevorschläge, relevante Infor-mationen und schließlich einen Ab-klärungstermin erhalten [6, 7]. NachDiagnosestellung ermöglichen Apps, dieVerträglichkeit und Wirksamkeit derTherapien objektiv und kontinuierlichzu monitorieren [8, 9]. Diese wertvollenDaten könnten Patienten auf freiwilligerBasis der Forschung zur Verfügung stel-len, um kontinuierlich die Versorgungzu verbessern. Komorbiditäten könn-ten ebenfalls niedrigschwelliger erkanntund behandelt werden. Außerdemkönn-ten Apps dazu beitragen, zeitintensivePatientenschulungen und Rehabilitatio-nen effizienter zu gestalten. Fachwissenkann ebenfalls per App digital Patientenund medizinischem Fachpersonal ziel-gruppengerecht aufbereitet bereitgestelltwerden. In den folgenden Abschnit-ten erhalten Sie konkrete Beispiele fürAnwendungsmöglichkeiten in der Rheu-matologie.

Definitionen

Da die Begrifflichkeiten „Gesundheits-App“, „Medizin-App“, „App als Medizin-produkt“ bzw. „digitale Gesundheitsan-wendung“ häufig unscharf oder auch sy-nonym verwendet werden, sollen die Be-griffe definiert werden [10]:

Gesundheits-Apps (englisch: „healthapp“) richten sich imAllgemeinen an ge-sunde Nutzer, die mithilfe einer App dieeigene Gesundheitsförderung (im Sinneeiner Primärprophylaxe) betreiben wol-len. Sie dienen v. a. der Selbstvermessungund Selbstoptimierung ihrer Nutzer.

Medizin-Apps (englisch: „medicalapp“) richten sich an Patienten oder An-gehörige. Im Fokus dieser Apps steht es,die „Selbstbefähigung“ von Betroffenenim Krankheitsmanagement zu stärken(Sekundär- oder Tertiärprophylaxe).Dosisrechner und Nachschlagewerke,die von medizinischem Fachpersonalverwendet werden, werden ebenfalls indieser Kategorie eingeordnet.

Apps als Medizinprodukte (nach§ 3 MPG)

Sowohl Gesundheits-Apps als auch Me-dizin-Apps können als Medizinproduk-te zertifiziert werden, wenn der Herstel-ler sie mit einer „primären medizini-schen Zweckbestimmung“ anbietet. Diesist notwendig, wenn die App die Ver-meidung, Diagnose oder Therapie vonKrankheiten unterstützen will.

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Abb. 18 Rheuma-App auf Rezept

Digitale Gesundheitsanwendun-gen (nach § 33a SGB V)

Gemäß der Legaldefinition im Sozi-algesetzbuch V (SGB V) sind digita-le Gesundheitsanwendungen (DiGAs)Medizinprodukte niedriger Risikoklasse(Klasse I und IIa), die hauptsächlichauf digitalen Technologien beruhen. Siesollen die Erkennung, Überwachung,Behandlung oder Linderung von Krank-heiten, Verletzungen oder Behinderun-gen unterstützen.

Der Anspruch der Patienten umfasstlediglich Anwendungen, die durch dasBundesamt für Arzneimittel und Medi-zinprodukte (BfArM) zugelassen und indie Liste gemäß § 139e SGB V aufge-nommen wurden. Zudem müssen Di-GAs vom behandelnden Arzt oder Psy-chotherapeuten verordnet oder von derKrankenkasse genehmigt werden (§ 33aSGBV).Zubetonen ist auch, dass dasGe-setz vorsieht, dass Ärzte für Leistungen,die im Zusammenhang mit einer DiGAstehen, vergütet werden können (§ 87(5c) SGB V). Aufgrund der hohen An-forderungen an DiGAs und deren Her-steller ist anfangs mit keiner hohen Zahlan DiGAs zu rechnen. Experten gehen

von einer Anzahl im knapp zweistelligenBereich aus.

Der DiGA-Hersteller bestimmt denIndikationsbereich, in welchem DiGAsverordnet bzw. genehmigt werden dür-fen. Bevor eine DiGA zugelassen wird,muss diese einen aufwendigen Zulas-sungsprozess durchlaufen. In diesemProzess soll zumeinen sichergestellt wer-den, dass die DiGA den Anforderungenan Sicherheit und Funktionstauglichkeitgenügt und zum anderen positive Ver-sorgungseffekte bewirkt. Mit positivenVersorgungseffektenmeintderGesetzge-ber (1) einen medizinischen Nutzen wiepatientenrelevante, therapeutische End-punkte, aber auch (2) patientenrelevanteVerfahrens- und Strukturverbesserun-gen (pVS). Diese pVS umfassen dabeiinsbesondere die folgenden Bereiche (§ 8(3) DiGA Verordnung [DiGAV]):4 Koordination der Behandlungsabläu-

fe,4 Ausrichtung der Behandlung an Leit-

linien und anerkannten Standards,4 Adhärenz,4 Erleichterung des Zugangs zur Ver-

sorgung,4 Patientensicherheit,4 Gesundheitskompetenz,4 Patientensouveränität,4 Bewältigung krankheitsbedingter

Schwierigkeiten im Alltag oder4 Reduzierung der therapiebedingten

Aufwände und Belastungen derPatienten und ihrer Angehörigen.

Vor dem Antragsverfahren beim BfArMmuss die DiGA als Medizinprodukt derKlasse I oder IIa zertifiziert werden.

Der Gesetzgeber stellt darüber hinausnoch weitere Anforderungen, die in ei-nem umfassenden Katalog geprüft wer-den (§ 3–5 DiGAV; Anlage 1 & 2 ebd.):4 Sicherheit und Funktionstauglichkeit,4 Datenschutz und Datensicherheit,4 Interoperabilität,4 Robustheit,4 Verbraucherschutz,4 Nutzerfreundlichkeit,4 Unterstützung der Leistungserbrin-

ger,4 Qualität der medizinischen Inhalte,4 Patientensicherheit.

ZurweiterenVertiefung kannder „DiGALeitfaden fürHersteller, Leistungserbrin-

ger und Anwender“ des BfArM heran-gezogen werden [11].

Nutzung von Apps unterPatienten und Ärzten

Die Nutzungsbereitschaft von medizini-schen Apps ist unter deutschen Rheu-matologe in den letzten Jahren deutlichgestiegen [12]. So berichteten 2018 be-reits 49% der Rheumatologen, medizi-nische Apps zu verwenden (2016 wa-ren es noch 37%). Weiterhin planten imJahr 2018 67% der Rheumatologen dieNutzung von medizinischen Apps in derRoutineversorgung (2016: 47%).

Auch die Verwendung von SocialMe-dia im professionellen Kontext ist lauteiner Studie des Emerging EuropeanLeague Against Rheumatism Network(EMEUNET) von 2017 unter jungenRheumatologen weit verbreitet: 71% derBefragten gaben an, Social Media pro-fessionell einzusetzen. Im Vordergrundstehen dabei die Entwicklung eines be-ruflichen Netzwerkes (79%) und diepersönliche Fortbildung zu bestimmtenForschungsthemen (48%) [13].

Viele rheumatologische Patienten ha-ben ebenfalls ein großes Interesse, AppsimKontext ihrer Erkrankung zu verwen-den. So ergab eine Patientenumfrage imJahr 2019, dass 90% der befragten Rheu-mapatienten regelmäßig ein Smartphonenutzten und 65% den Einsatz von medi-zinischenApps als hilfreich ansehen [14].Interessanterweise wurden medizinischeApps jedoch nur von 6% der Befrag-ten genutzt. Die Arbeit zeigte außerdem,dass Patienten sich von einer App insbe-sondere Informationen zur Erkrankung,zu Medikamenten und zur Ernährungwünschen.

ZusätzlichergabsichbeidenPatienteneine große Bereitschaft (96%), persönli-che Daten aus Apps für Forschungszwe-cke bereitzustellen. In einer britischenStudie an Patienten mit rheumatoiderArthritis (RA) äußerten die Teilnehmerebenfalls eine hohe Bereitschaft, persön-liche App-Daten für Forschungszweckezur Verfügung zu stellen [15].

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Konkrete Anwendungs-möglichkeiten von Apps

Je nach Zielgruppe (Patient und/oderArzt) der medizinischen App bestehenverschiedene Anwendungsmöglichkei-ten für Apps in der Rheumatologie.

Apps zur Diagnoseunterstützung

Ein anhaltend großes Problem in derRheumatologie ist der begrenzte Zugangzum Facharzt [16]. Dies ist insbesonderefür die Diagnosestellung und eine adä-quateTherapieeinleitungvonBedeutung.Andererseits belegen Zahlen, dass bei biszu zwei Drittel der Erstvorstellungen kei-neDiagnose einer entzündlich rheumati-schenErkrankung gestellt wird [17].Ver-schiedenste App-Lösungen werden da-her aktuell erprobt, um den Überwei-sungsprozess effizienter zu gestalten. Sohatz.B.die spanischeFachgesellschaftfürRheumatologie in Kooperation mit derspanischenFachgesellschaft fürHausärz-te eine App entwickelt, die einen klarenDiagnostik- und Überweisungsalgorith-mus für PatientenmitmuskuloskeletalenBeschwerden vorgibt [18].

Neben dem deutschen Startup AdaHealth, deren Patienten-App fachüber-greifend Symptome verarbeitet und Ver-dachtsdiagnosen sowie Handlungsemp-fehlungen gibt, existieren auch mehre-re rheumaspezifische bzw. krankheits-spezifische deutsche Ansätze, wie z.B.RhePort (www.rheport.de) oder Rheu-ma-VOR (www.rheuma-vor.de) und in-ternationale Projekte. Ein weiteres Bei-spiel ist das EU-geförderte Joint Pain As-sessment Scoring Tool (JPAST) [19]. DassdieEntwicklung entsprechenderApps je-doch noch in den Kinderschuhen stecktundsicherlichnochOptimierungspoten-zial besteht, zeigte sich u. a. in einer eng-lischen Pilotstudie über Symptom-Che-cker [20]. (Diese erfragen die Symptomeund geben potenzielle Diagnosen oderHandlungsanweisungen vor.) Dort wur-de bei nur 19% der Patienten mit rheu-matologischenBeschwerdendie korrekteDiagnose einer Arthritis gestellt.

Zusammenfassung · Abstract

Z Rheumatol 2020 · 79:554–561 https://doi.org/10.1007/s00393-020-00822-2© Der/die Autor(en) 2020

M. Krusche · N. Ruffer · M. Grahammer · J. Knitza

Apps und ihre Anwendungsgebiete in der Rheumatologie

ZusammenfassungMit der steigenden Verwendung vonSmartphones einhergehend, nimmt auch dieNutzung von mobilen Applikationen (Apps)rapide zu. Im medizinischen Kontext könntenchronisch kranke Patienten von dem Einsatzdauerhaft profitieren. Verstärkt wird dieseEntwicklung durch das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG), wonach Patienten ab Q4/2020einen Rechtsanspruch auf bestimmte Apps,sog. digitale Gesundheitsanwendungen(DiGAs), haben, die von den gesetzlichenKrankenkassen erstattet werden. Besondersim Bereich der Rheumatologie bietensich für das Management chronischerErkrankungen und ihrer Komorbiditäten

verschiedene Anknüpfungspunkte. Nicht nurunter rheumatologischen Patienten ist dasInteresse an App-Angeboten groß, sondernauch unter deutschen Rheumatologen zeigtsich eine steigende Bereitschaft, Apps imBerufsalltag anzuwenden und Patienten zuempfehlen. Dieser Artikel will einen Überblicküber die Entwicklung der App-Landschaftin der deutschsprachigen Rheumatologievermitteln.

SchlüsselwörtereHealth · mHealth · Digitalisierung ·Rheumatologie · Mobile Applikationen

Mobile apps and their usage in rheumatology

AbstractThe increasing use of smartphones isaccompanied by a significant increase in theuse of mobile applications (apps). Chronicallyill patients could permanently profit from thisdevelopment.This development is fuelled bythe Digital Healthcare Act (DVG), wherebypatients have a legal claim to certain apps,so-called digital health applications (DiGAs),which are reimbursed by the statutoryhealth insurance companies. Especially inthe field of rheumatology, there are variousopportunities to implement apps in the

management of chronic diseases and theircomorbidities. Furthermore, rheumaticpatients and rheumatologists are becominginterested in apps and are willing to use themin the daily routine. This article tries to shedlight on the chances and risks of apps andgives a first insight into the digital landscapeof rheumatology apps in Germany.

KeywordseHealth · mHealth · Digital health ·Rheumatology · Mobile applications

Apps zum Krankheitsmonitoring

Der quartalsweise Patientenbesuch er-laubt dem Rheumatologen nur einebegrenzte und punktuelle Einschätzungder Krankheitsaktivität. Mithilfe derDigitalisierung besteht die Möglichkeiteiner kontinuierlichen Datenerhebung,die sowohl passiv als auch aktiv erfol-gen kann. „Patient-reported outcomes“(PROs) können bereits über verschie-denste Apps erfasst und übermitteltwerden [21].

Vonseiten der Patienten scheint eben-falls die Bereitschaft zu bestehen, sichan einer regelmäßigenDateneingabe von5min wöchentlich zu beteiligen [14].

Neben der aktiven Datenerfassungdurch den Patienten besteht grundsätz-

lich auch die Möglichkeit, Daten passivmittels Smartphone oder gekoppeltemWearable (z.B. Smartwatch) zu erfassen.So konnten durch digitale Schrittzahl-messung in einer französischen Studiemit hoher Spezifität (97%) und Sen-sitivität (96%) Schübe bei Patientenmit RA und Spondyloarthritis (SpA)detektiert werden [22]. Weitere An-wendungsmöglichkeiten, wie z.B. dieMessung der Fingerschwellung mittelsSmartphonekamera [23], die objektivedigitale Bestimmung der Wirbelsäulen-beweglichkeit von SpA-Patienten [24]und die Ermittlung der körperlichenAktivität von Myositispatienten mittelsAkzelerometermessung [25], werdenihren Einzug in den klinischen Alltag

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Abb. 28 Screenshots der App Rheuma-Auszeit (Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.) [41]. (Mit freundl. Genehmi-gung©Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V., alle Rechte vorbehalten)

finden und neue digitale Krankheits-marker etablieren.

Apps zur Symptomlinderung undManagement von Komorbiditäten

Bei vielen Patienten mit entzündlichrheumatischen Erkrankungen sind chro-nische Schmerzen und Depressionenwesentliche Komorbiditäten. Für dieBehandlung von Depressionen mithil-fe von Apps gibt es erste Studien mitNutzennachweis [26].

Beispielsweise konnte in einer rando-misierten kontrollierten Studie gezeigtwerden, dass der Einsatz der WebappHelloBetter mit einer signifikanten Re-duktion von depressiven Symptomen as-soziiert war [27, 28]. Die App Kaia ge-gen Rückenschmerzen sorgte in einer ran-domisiert kontrollierten Studie (Dauer12 Wochen) für eine signifikant höhereSchmerzreduktion bei Patienten mit un-spezifischen unteren Rückenschmerzenim Vergleich zu 6 Physiotherapieeinhei-tenundOnline-Unterrichtsmaterial [29].

Physiotherapie, Ergotherapie undSport sind für viele Rheumapatientenneben der Pharmakotherapie ebenfallsein wichtiger Bestandteil der Therapie.

Für die Behandlung von chronischenun-teren Rückenschmerzen gibt es bereitsmehrere Apps, für die sich in Studi-en ein positiver Effekt nachweisen ließ[29, 30]. In einer App-Analyse der Ar-beitsgemeinschaft Junge Rheumatologie(AGJR) wurde die App Rheuma-Auszeit(DeutscheRheuma-Liga Bundesverbande.V., . Abb. 2) am besten bewertet [21].Die App richtet sich an Patienten mitentzündlich rheumatischen Erkrankun-gen und stellt Bewegungs- und Ent-spannungsübungen mittels Audio- undVideodateien zur Verfügung, die diePatienten sofort anwenden können.

Medizinische Apps können eben-falls das Management von internisti-schen Komorbiditäten bei Patienten mitentzündlich rheumatischen Systemer-krankungen unterstützen. Insbesonderefür den Diabetes mellitus finden sichinzwischen mehrere Apps, welche dieDokumentation von Blutzuckerwertenund Medikation im Tagebuchformaterleichtern und versuchen die Therapie-adhärenz durch eine Erinnerungsfunk-tion zu verbessern. In Bezug auf harteEndpunkte (z.B. HbA1c) erbrachten diewenigen bisher durchgeführten rando-misierten Studien heterogene Ergebnisse

[31]. Ebenfalls untersucht ist der Einsatzvon Apps bei Hypertoniepatienten. Einesystematische Übersichtsarbeit von Liet al. ergab günstige Effekte von Inter-ventionen, die das Selbstmanagementvon Patienten durch Apps unterstütz-ten und mit einer Verringerung derBlutdruckwerte einhergingen [32].

Apps als Informationsquelle undNachschlagewerk

Insbesondere für medizinisches Fach-personal und Ärzte gibt es verschiedeneApps, die als mobile InformationsquelleundNachschlagewerkverwendetwerdenkönnen (z.B. Arzneimittelpocket 2018,Embryotox, Prime: PubMed Journals &Tools, aerzteblatt.de, AMBOSS Wissenfür Mediziner).

Viele Fachgesellschaften stellen mitt-lerweile ihre Leitlinien ebenfalls imApp-Format zur Verfügung. So zeigtz.B. die Rheuma Schweiz Education App(. Abb. 3) Kurzvideos mit Anleitungenfür Gelenkpunktionen. Die Österreichi-scheGesellschaft für Rheumatologie undRehabilitation (ÖGR) hat mit demRheu-maGuide eine eigeneApp, die für die RA,PsA und SpA alle relevanten EULAR-

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Hot Topics

Abb. 38 Screenshots der App Rheuma Schweiz Education (Pomcany’sMarketing AG) [42]. (Mit freundl. Genehmigung©Rheuma Schweiz, alle Rechte vorbehalten)

Guidelines, Scorerechner, Schwanger-schafts- und Impfinformationen sowieLinks zu Patienteninformationsmaterialbereitstellt.

Bewertung und Zertifizierungvon rheumatologischen Apps

Die App-Stores bieten ein umfangrei-chesAngebotmit täglichneu erscheinen-den Apps. Allerdings sind viele Apps nurkurzzeitig in den Stores verfügbar oderaufgrund von technischenUpdates nichtmehr adäquat nutzbar [33]. Aufgrundder geringen Vorschriften von App-Sto-res und kurzen Verweildauer vieler Appsist es für Patienten und medizinischesPersonal schwer, einen Eindruck von derQualität der Apps zu gewinnen.

Aktuell existiert eineVielzahl anApp-Bewertungsmöglichkeiten, wobei einigereinen Checklisten entsprechen und an-dere auf Punkteskalen basieren [34].

Zertifizierungen, Checklisten fürVer-braucher oder Gütesiegel können eben-falls Auskunft über die Qualität und Eig-nung einzelner Apps geben.

Eine 2018 veröffentlichte Analyse vonAlbrecht et al. zeigte, dass nur ein klei-ner Anteil medizinischer Apps im deut-

schen App-Store von Apple eine Zertifi-zierung aufweist [35]. Von 8767 identifi-zierten deutschsprachigen Gesundheits-Apps waren nur 41 mit einem Güte-siegel ausgezeichnet und 34 CE-zerti-fiziert. Fünf weitere nannten eines von13 recherchierten nichtstaatlichen Güte-siegeln. Dazu zählten der Appcheck desZentrums für Telematik und Telemedizin(ZTG), das HealthOn-Siegel, das Dia-Digital-Siegel, EuroPriSe, HONcode, Testdurch Stiftung Warentest, Trusted Apps,TÜV-Süd-Software-Prüfzeichen, Quali-tätsprodukt Internetmedizin oder ePriva-cy seal [36].

Eine Analyse der deutschsprachigenrheumatologischen Apps vom Juli 2018,die parallel imGoogle Play Store und Ap-ple App Store verfügbar waren, ergab im-merhin, dass 3 von 16 analysierten AppsCE-zertifiziert waren. Interessanterwei-se waren alle Apps vom selben Herstel-ler entwickelt worden (STAR HealthcareManagement GmbH) [21].

Evidenz

ObwohldieAnzahl vonPublikationenzuApps in der Rheumatologie in den letz-ten Jahren stetig gestiegen ist, besteht für

denNutzenvonrheumatologischenAppsaktuell noch sehr begrenzte Evidenz. Stu-dien, die die Wirksamkeit von deutsch-sprachigen rheumatologischen Apps be-legen, liegen aktuell nicht vor [21]. Najmet al. konnten in einem systematischenReview von 2019 ebenfalls nur 2 ran-domisiert kontrollierte klinische Studienfür Apps in der Rheumatologie identifi-zieren [33]: In der einen Studie konntenbei Osteoarthrosepatienten mittels App-Nutzung eine signifikante Erhöhung derSchrittzahl pro Tag sowie eine Reduktionder Schmerzen gezeigt werden [37]. DieStudie von Kristjansdottir et al. umfassteeine per Smartphone durchgeführte In-tervention mit Tagebuch und personali-siertemFeedback anPatientenmit Fibro-myalgie. Hier konnte für die Interventi-onsgruppe im Follow-up nach 11 Mona-ten eine signifikante Reduktion im Cata-strophizing Score nachgewiesen werden[38].

Eine Pilotstudie vonMary et al. konn-te eine Verbesserung der Therapieadhä-renz (Einnahme vonMethotrexat) durchSMS-ErinnerungenbeiRA-Patientenbe-legen [39].

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Tab. 1 EULARPoints to consider für die Entwicklung von rheumatologischenApps nachNajmet al. [40]

1. Der Informationsgehalt in Selbstmanagement-Appssollte aktuell, wissenschaftlichbegründbar, für den Benutzer vertretbar und, wenn möglich,evidenzbasiert sein

2. Apps sollten relevant und auf die individuellen Bedürfnisse von Menschenmit rheumatischen und muskuloskeletalen Erkrankungen zugeschnittensein

3. An der Gestaltung, Entwicklung und Validierung von Selbstmanagement-Apps sollten Patientenmit rheumatischen und muskuloskeletalenErkran-kungen sowie die relevantenmedizinischen Fachgruppen beteiligtwerden

4. Es sollte Transparenz bezüglich des Entwicklers einer App, der Finanzierungsquelle, des Inhaltsvalidierungsprozesses, des Versions-Updates unddes Datenschutzes bestehen

5. Die Datenerfassung als Teil von Apps muss alle anwendbaren gesetzlichen Rahmenbedingungen, insbesondere den Datenschutz, erfüllen

6. Apps dürfen bei Patientenmit rheumatischen und muskuloskeletalenErkrankungen nicht zu physischen oder emotionalen Schäden führen

7. Apps können die Kommunikation zwischen Patienten und Gesundheitsdienstleistern erleichtern und zu elektronischen Gesundheitsakten oder zurForschung beitragen

8. Beim Design von Apps sollte die Zugänglichkeit für Patientenmit rheumatischen und muskuloskeletalenErkrankungen über alle Altersgruppenund Fähigkeiten hinweg berücksichtigt werden

9. Wenn ein soziales Netzwerk ein wichtiger Bestandteil einer App ist, sollten Strukturen vorhanden sein, die eine angemessene inhaltlicheModerati-on gewährleisten

10. Die rheumatologische Gemeinschaft sollte das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Apps vor der Befürwortung und/oder Bewerbung prüfen

Tab. 2 Übersicht der diskutierten Apps

App-Name Entwickler Zweck Zielgruppe Erkrankung Preis iOS Android

ABATON ABATON GmbH Verlaufsmonitoring Ärzte & Pati-enten

Rheum. Formen-kreis

Kostenlos Ja Ja

Ada Ada Health Diagnose Unterstüt-zung

Patienten – Kostenlos Ja Ja

RhePort Verein zur Förderung der Rheuma-tologie e.V.

PatientenedukationTerminvergabe

Patienten&Ärzte

Rheum. Formen-kreis

Kostenlos b b

Rheuma-VOR UniversitätsmedizinMainz Diagnose Unterstüt-zung

Ärzte RA, PsA, AxSpa Kostenlos Ja Ja

HelloBetter GET.ON Institut für Online-Ge-sundheitstrainings GmbH 2020

Psychotherapie Patienten PsychischeErkrankungen

a b b

Kaia gegen Rücken-schmerzen

Kaia Health Software GmbH Therapie Patienten Rücken-schmerzen

Kostenlos Ja Ja

Rheuma-Auszeit Deutsche Rheuma-Liga Bundes-verband e.V.

Schmerzbewältigung Patienten Rheum. Formen-kreis

Kostenlos Ja Ja

Arzneimittelpocket2018

Börm Bruckmeier Verlag GmbH Nachschlagewerk Ärzte – Kostenlos Ja Ja

Embryotox Charité Universitätsmedizin Berlin Nachschlagewerk Ärzte – Kostenlos Ja Ja

Prime: PubMedJournals & Tools

Unbound Medicine, Inc Nachschlagewerk Ärzte – Kostenlos Ja Ja

Aerzteblatt.de Deutscher-Ärzte-VerlagGmbH Nachschlagewerk Ärzte – Kostenlos Ja Ja

AMBOSSWissen fürMediziner

AMBOSS GmbH Nachschlagewerk Ärzte – Kostenlosa Ja Ja

Rheuma SchweizEducation

Pomcany’s Marketing AG Nachschlagewerk Ärzte Rheum. Formen-kreis

Kostenlosa Ja Ja

RheumaGuide MedMedia Verlag und Mediaser-vice GmbH

Nachschlagewerk Ärzte Rheum. Formen-kreis

Kostenlos Ja Ja

RA rheumatoide Arthritis, PsA Psoriasisarthritis, AxSpa axiale SpondyloarthritisaLizenz bzw. In-App-Käufe zur Nutzung notwendigbWebapp

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Hot Topics

Empfehlungen für dieEntwicklung und Nutzungvon Apps

Für die Entwicklung und Nutzung neuerApps im Bereich der Rheumatologie hatdie EULAR 2019 Empfehlungen ausge-sprochen (. Tab. 1; [40]).

Neben diesen Empfehlungen zeigtedieStudiederAGJR,dassAppsmitMulti-media-Inhalten besser bewertet wurdenund es für seltene rheumatologische Er-krankungen wenige App-Angebote gab[21].

Die . Tab. 2 zeigt eine Übersicht derdiskutierten Apps.

Fazit für die Praxis

4 Die Mehrheit der Patienten ist bereit,Daten für Forschungszwecke zurVerfügung zu stellen, und offen fürdie Nutzungmedizinischer Apps.

4 Patienten haben einen Anspruch aufDiGAs, und Rheumatologen könnenindikationsspezifisch verordnen.

4 Aktuell gibt es nur wenige Studien,die den Nutzen entsprechender Appsuntersuchen.

4 Die DGRh-Kommission „DigitaleRheumatologie“ wurde gegründet,um den digitalen Wandel aktiv zugestalten.

Korrespondenzadresse

Dr. M. KruscheMedizinische Klinik mit SchwerpunktRheumatologie und Klinische Immunologie,Charité UniversitätsmedizinCharitéplatz 1, 10117 Berlin, [email protected]

Dr. J. Knitza, MHBAMedizinische Klinik 3 – Rheumatologie undImmunologie, Universitätsklinikum Erlangen,Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)Ulmenweg 18, 91054 Erlangen, [email protected]

Funding. Open Access funding provided by ProjektDEAL.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. M.Krusche,N.RufferundJ.Knitzagebenan, dass kein Interessenkonfliktbesteht.M.Gra-hammer ist Gründer der ABATONGmbH.

Für diesenBeitragwurden vondenAutoren keineStudien anMenschenoder Tierendurchgeführt.Für die aufgeführten Studiengelten die jeweils dortangegebenen ethischenRichtlinien.

Open Access.Dieser Artikelwird unter der CreativeCommonsNamensnennung4.0 International Lizenzveröffentlicht, welche dieNutzung, Vervielfältigung,Bearbeitung, VerbreitungundWiedergabe in jegli-chemMediumundFormat erlaubt, sofern Sie den/dieursprünglichenAutor(en)unddieQuelle ordnungsge-mäßnennen, einen Link zur Creative Commons Lizenzbeifügenundangeben, obÄnderungen vorgenom-menwurden.

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