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Einfach mal beim Laufen Vokabeln büffeln
Das Gehirn ist nicht vonGeburt an komplettmit all seinen ver
schiedenen Regionen vorhanden. Es entwickelt sich – gewissermaßen von hinten nachvorne. Wie sich das genau verhält, erklärt Nadja Schott vomInstitut für Sport und Bewegungswissenschaft der Universität Stuttgart heute beider KinderUni. Und zwar sehr anschaulich, denn die Nachwuchsstudenten werden im Laufe der Vorlesung ein Gehirn basteln, das mit jeder Minute komplexer, aber auch perfekter wird.
„In einem jungen Gehirn gibt es ein weitverzweigtes Netz aus Feldwegen. Da kannman nicht mit einem Ferrari mit 180 Kilometern pro Stunden durchbrausen. Dabraucht es gut ausgebaute Autobahnen, diesich im Laufe der Entwicklung unter anderem beim Lernen bilden. Da kann mandann mit einem Ferrari auch 220 Kilometer schnell fahren“, erklärt die Sportwissenschaftlerin. Und beim Lernen hilft Bewegung. Das hat man in vielen wissenschaftlichen Studien herausgefunden.
„Wer sich bewegt und vielSport macht, ist zwar nichtunbedingt schlauer als andereMenschen, aber er kann besser lernen“, sagt die Professorin. Durch die Bewegung werde das Gehirn besser durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Das helfe den Hirnzellen beim Lernen. Damit lerneman zwar nicht schneller,aber man werde aufmerksa
mer. Und wer aufmerksam sei, könne genauer reagieren, und damit werde auch dieLeistung besser. Für die Schule bedeutetdies: Eigentlich sollten die Kinder mindestens einmal pro Schulstunde aufstehen,sich kurz recken und strecken oder eineRunde durchs Klassenzimmer drehen. Dann ginge das mit dem Rechnen, Lesen und Schreiben viel besser, meint die Expertin. In ihren Vorlesung hält sie sich daran, ihre Studenten bewegen sich im Hörsaal.Und einen Tipp für das Lernen daheim hat sie auch parat: Beim Vokabeln büffeln oderangesichts kniffliger Rechenaufgaben einfach mal loslaufen – das gilt übrigens auchfür Jugendlichen, Eltern und Großeltern.
Die 47jährige Nadja Schott ist schonviel herumgekommen in der Welt und hatüberall Kinder getroffen, denn sie hat mitStraßenkindern gearbeitet, beispielsweisedrei Jahre lang in Indien oder auch in PapuaNeuguinea. Direkt nach dem Tsunamivor zehn Jahren war sie in Thailand und hatmit traumatisierten Kindern gearbeitet.Dabei hat sie die Bewegung als Mittel zumZweck eingesetzt, damit die Kinder überhaupt über das Erlebte reden konnten.
Mittlerweile ist sie seit fünf Jahren ander Uni Stuttgart und erforscht, wie sichBewegung auf das Denken und Lernen auswirkt – sowohl bei Kindern als auch bei älteren Erwachsenen. Denn schließlich kannbei der Hirnentwicklung oft genug etwas schief gehen.
KinderUni Nadja Schott erforscht an der Uni Stuttgart, warum man sich beim Lernen bewegen sollte. Von Tanja Volz
KinderUniEin Angebot
der Universitäten
Hohenheim und Stuttgart
WAS? WANN? WO?
Vorlesung Lernt man Vokabeln besser, wenn man gleichzeitig Liegestützen macht? Rechnet man vielleicht während des Fahrradfahrens schneller als auf einem Schreibtischstuhl? Fühlt man sich durch Sport nur besser, oder steigert er auch wirklich unsere Intelligenz? Diese Fragen hat sich die Professorin Nadja Schott vom Institut für Sport und Bewegungswissenschaft gestellt. In der Vorlesung „Macht Bewegung wirklich schlau?“ möchte sie die Nachwuchsstudenten in die Welt der Hirnforschung einführen – und erklärt, was Bewegung damit zu tun hat. Die Stuttgarter Sportwissenschaftlerin zeigt dabei nicht nur, wie ein Gehirn funktioniert, sondern auch, wie viel Spaß es macht, es zu trainieren.
Ort Die Vorlesung findet an diesem Freitag, den 23. Januar, an der Universität StuttgartVaihingen im Hörsaal 47.01, Pfaffenwaldring 47, statt und beginnt um 16 Uhr. Zutritt zum Hörsaal haben nur angemeldete Kinder. Eltern oder Begleitpersonen können die Vorlesung im Nebenraum auf einer Leinwand verfolgen.
Internet Informationen zur KinderUni gibt es im Internet unter www.stuttgarterzeitung.de/kinderuni oder unter www.unistuttgart.de/kinderuni beziehungsweise unihohenheim.de/kinderuni sowie auf der Internetseite www.hbkinder.org. StZ
Nadja Schott lässt dieStudenten immer wiederaufstehen. Foto: Uni
Was ist ein Supercomputer?Und wem nützt er? Diese und andere Fragen wird am Samstag der Leiter des Supercomputerzentrums an der Uni Stuttgart im Rahmen der Veranstaltungsreihe SamstagsUni beantworten. Michael Resch, Professor für Informatik und Leiter des Höchstleistungsrechenzentrums an der Stuttgarter Uni, kennt sich aus mit Supercomputern. In seinem Vortrag im Stuttgarter Rathaus wird er über die zahlreichen Möglichkeiten solcher Systeme ebenso sprechen wie über die Risiken, die damit verbunden sind. Die einen halten Supercomputer für die Schlüsseltechnologie unseres Jahrhunderts, anderen erscheinen sie als der verwirklichte Albtraum des gläsernen Menschen. Klar ist, dass sie aus vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken sind. rst
Termin Am Samstag, den 24. Januar um 13 Uhr spricht Michael Resch, Direktor des Supercomputerzentrums an der Uni Stuttgart, im Großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses, Marktplatz 1, 3. Obergeschoss. Der Eintritt ist frei.
Termin
Sind Supercomputer wirklich super – oder doch nicht?
Wenn Deine Eltern bei der BankGeld holen, gehen sie vielleichtzur BWBank, zur Postbank oder
zur Spardabank. Eine Filiale der Europäischen Zentralbank hast Du hingegen nochnie an einer Straßenecke gesehen. Die EZBist nämlich keine Bank, bei der Privatleuteein Konto anlegen können, sondern eineNotenbank, die sich um das Geld generellkümmert. Ihre Hauptaufgabe ist, den Euround die Inflation stabil zu halten.
Normalerweise werden die Dinge, diewir für unser Geld kaufen können, durchschnittlich jedes Jahr ein klein wenig teurer. Das heißt Inflation. Zur Zeit läuft dasaber nicht so wie normal: Die EZB ist heutegroß in den Medien, weil sie versucht, densogenannten Preisverfall aufzuhalten. Dieser besagt, dass die Waren billiger werden. Ökonomen nennen das auch Deflation.
Vielleicht denkst Du Dir jetzt: es ist dochgar nicht so schlecht, wenn die Waren billiger werden. Dann kann ich mir mehr fürmein Taschengeld kaufen. Und wenn allesbilliger wird, dann warte ich noch: vielleicht kann ich mir morgen noch mehr fürmein Geld kaufen. Die Gefahr ist: wenn alleso denken, schieben alle ihre Einkäufe auf.Dann kann aber auch das Unternehmen,bei dem Deine Eltern arbeiten, wenigerverkaufen. Nach einiger Zeit bekommenDeine Eltern vielleicht weniger Geld. Und Du weniger Taschengeld. Deshalb will dieEZB die Wirtschaft ankurbeln und die Leu
te dazu bringen,dass sie wiedermehr einkaufen.
Wirtschaft Die EZB will die Leute dazu bringen, dass sie wieder mehr einkaufen.
Eine zentrale Bank für Europa
Die Europäische Zentralbank EZB sorgt sich um die deutsche Kaufkraft. Foto: dpa
Stuttgarter KinderzeitungMehr Nachrichten für Dich gibt es jeden Freitag in der Kinderzeitung. Abo bestellen und vier Wochen gratis lesen unter:www.stuttgarterkinderzeitung.de
Die Kinderzeitung erscheint heute: Zum Filmstart von „Fünf Freunde 4“ widmet sich die Ausgabe dem Thema Freundschaft.
Nachrichten für Dich
Politik
Warum Menschen zu Terroristen werden
Nachrichten
Die spannendsten Bilder der Woche
Seite 20
Kennst Du diese Freunde?
Die Fünf Freunde kommen zum vierten Mal ins Kino. Zum Filmstart am 29. Januar dreht sich diesmal alles um das Thema Freundschaft. Seite 8
Nr. 45 | 23. Januar 2015 | 87331
www.pauls-kinderwelt.de
GANZ SCHÖN STUR „Fünf Freunde 4“ ist von Donnerstag an im Kino zu sehen. Unsere Kinderreporter haben Valeria Eisenbart interviewt. Sie spielt die eigenwillige George. Seite 18
AHOI, ICH HEISSE . . .Es gibt kein Freundebuch, das Du nicht
schon kennst? Wir basteln ein Album
mit Dir, das in Deiner Klasse noch keiner
gesehen hat. Seite 14
Seite 3
Seite 4
Rätsel
Gemeinsam stark
Nach ersten Analysen ist Tschuri fluffig
Von der Mission zum KometenTschurjumowGerassimenko erhoffen sich Wissenschaftler einen
Einblick in die Anfänge des Sonnensystemsund vielleicht auch des Lebens. Denn dasMaterial, aus dem Kometen bestehen, ist inden vergangenen Milliarden Jahren kaumverändert worden. Nun erscheint im Wissenschaftsmagazin „Science“ ein Schwungvon sieben Fachartikeln zum Kometen. Haben die Forscher schon erste Antworten?
„Die Publikationen sind ein erster großer Schritt“, sagt Holger Sierks. „Wir fangen an zu verstehen, wie ein Komet funktioniert.“ Sierks arbeitet am MaxPlanckInstitut für Sonnensystemforschung inGöttingen, er leitet das Kamerateam dereuropäischen Kometensonde Rosetta und er ist als Autor an drei der sieben Fachartikel beteiligt. TschurjomowGerassimenko,auch Tschuri genannt, ist ein überraschendunregelmäßiger Komet mit glatten Ebenenund 150 Meter hohen Steilhängen.
Und wie funktioniert er? Bekannt warbereits, dass Kometen Eis und gefroreneGase enthalten, die explodieren, wenn siein der Sonne erwärmt werden. Sie reißendann Staub und Steine mit, hinterlassenauf der Kometenoberfläche womöglicheinen Krater und bilden mit der Zeit einenleuchtenden Schweif. Bei TschurjumowGerassimenko haben die Forscher nun beobachtet, dass die Fontänen aus Staub undGas nicht von den Ebenen ausgehen, sondern von den Steilhängen. Das liegt daran,dass ein Teil des Staubs wieder auf die Oberfläche zurückrieselt und auf den Ebenen eine Isolierschicht bildet, die den Kometen dämmt. Das Material darunter wird von der Sonne kaum erwärmt; die Temperatur unter der Staubschicht ist bis zu 50Grad niedriger als über der Schicht. Derzeitbekommt der kleinere Kopf des Kometen
die meiste Sonne ab; die Forscher sprechenvon Sommer. Dort ist der Roboter Philae imNovember gelandet und steckt nun mit entladenen Akkus in einer dunklen Felsspalte,in der man ihn noch nicht entdeckt hat.
Ab Mai wird das dicke Hinterteil des Kometen, das auf dem Stereobild oben im Vordergrund zu sehen ist, stärker erwärmt undverstärkt Fontänen ins All schießen. DasMaximum wird um den 13. August erreicht,wenn der Komet den sonnennächstenPunkt seiner Bahn passiert. Bis dahin wirder seine Aktivität verhundertfachen, so dass Rosettas Piloten aufpassen müssen,dass ihre Raumsonde nicht von einer Fontäne getroffen wird. Insgesamt dürfte dervier Kilometer lange Brocken zwei bis dreiMeter seiner Oberfläche verlieren – abernicht überall gleichermaßen. Hier und dawerden es 10 oder 20 Meter sein, sagt Sierksvoraus. Mit seinen Kollegen will er untersuchen, was die aktiven Regionen von den ruhigen unterscheidet.
Und woraus besteht der Komet, waskann man über das Ursprungsmaterial desSonnensystems sagen? Er ist fluffig und soleicht, dass er in Wasser schwimmen würde. In seinem Inneren dürfte es viele Hohlräume geben – das Material ist nicht dichtzusammengepresst. Bisher hat man wenigWassereis entdeckt, die Forscher beschreiben den Kometen als dehydriert. Aber ob erursprünglich aus zwei Teilen bestand, diezusammengestoßen sind und nun miteinander um die Sonne kreisen, lässt sichnoch nicht sagen. Holger Sierks interessiert sich besonders für ein Phänomen, daser ganz umgangssprachlich als „Gänsehaut“ bezeichnet: kleine Pickel auf der Kometenoberfläche, die jeweils einige Meter groß sind. Hier blicke man möglicherweise tief in die Geschichte des Sonnensystems,sagt er. Denn es könnte sich um Klumpen
handeln, aus denen sich die ersten Objektedes Sonnensystems zusammensetzten.
Über die Grundbausteine wüssten dieForscher gerne mehr. Sie können zwar inComputersimulationen zeigen, wie auseiner großen Scheibe Staub und Gas dasSonnensystem entstanden sein dürfte: DieTeilchen verklumpten sich und größereBrocken wuchsen, indem sie weiterenStaub an sich banden. Doch nun könnte es sein, dass die Forscher solche Brocken fotografiert haben. Holger Sierks möchte dieKnubbel der KometenGänsehaut genauer untersuchen. Vielleicht hatten sie bei zweibis drei Metern eine physikalische Grenzeerreicht, ab der sie nicht weiter wachsenkonnten, und sich stattdessen zusammengelagert und dabei den Kometen gebildet.
Es ist das erste Mal, dass Forscher dieChance haben, sich einen Kometen aus derNähe anzuschauen. Anfang Februar werden die Piloten der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa) die Sonde Rosetta in nur
sechs Kilometern Höhe über den Kometenfliegen, bevor sie wieder in einen sichere Umlaufbahn einschwenken werden.
Und natürlich hoffen die Forscher darauf, dass sich der Roboter Philae noch einmal meldet. Im Mai oder Juni könnte Sonnenlicht in seine Felsspalte fallen, stellt Thomas Reiter von der Esa in Aussicht.Wenn die Solarzellen des Roboters genugEnergie produzieren, um seine Heizung zu betreiben und die Akkus aufzuladen, könnte er wieder zum Mutterschiff Rosetta Kontakt aufnehmen. Dann würden die Forscher vor allem versuchen, den Kometennoch einmal anzubohren und Bodenproben im kleinen Labor an Bord zu analysieren. Etwa zwei Tage hatte Philae nach seiner Landung Messungen vorgenommenund Daten zu Rosetta gefunkt. Sie werden derzeit noch ausgewertet.
// Alle Berichte zu Rosetta und Philae unter http://stzlinx.de/rosetta
Raumfahrt Das Team der RosettaMission glaubt, dass es gerade die Grundbausteine des Sonnensystems erforscht. Von Alexander Mäder
Stereobild des Kometen Tschuri: wenn das linke Auge das linke Foto und das rechte Auge das rechte Foto im Blick hat, erzeugt das Gehirn einen dreidimensionalen Eindruck des Kometen.Dazu muss man durch die Seite in die Ferne blicken oder eine Trennwand zwischen die Bilder stellen. Es klappt nicht immer auf Anhieb. Probieren Sie es trotzdem! Fotos: Friedrich Witte/Esa
Vielfalt auf dem Kometen TschurjumowGerassimenko: in dieser Region haben Forscher Highlights markiert. Die 700 Meter breite Ebene (A) besteht aus mehreren Schichten, wie an ihrem Rand zu sehen ist (B). Es gibt erhöhte Plateaus (C), runde Strukturen in Klein undGroß (D und G) sowie weitere Schichtungen (E). F markiert eine Bruchkante. Die Formen sind auf verschiedenen Wegen entstanden – auf welchen, wird erforscht. Foto: N. Thomas/Science
18 Nr. 18 | Freitag, 23. Januar 2015STUTTGARTER ZEITUNGENTDECKEN