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18 ENTDECKEN - Uni Stuttgart · 2016-12-21 · Geld holen, gehen sie vielleicht zur BW-Bank, zur...

Date post: 20-Jun-2020
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Kontakt Redaktion Wissenschaft Telefon: 07 11/72 05-11 31 E-Mail: [email protected] Einfach mal beim Laufen Vokabeln büffeln D as Gehirn ist nicht von Geburt an komplett mit all seinen ver- schiedenen Regionen vorhan- den. Es entwickelt sich – ge- wissermaßen von hinten nach vorne. Wie sich das genau ver- hält, erklärt Nadja Schott vom Institut für Sport- und Bewe- gungswissenschaft der Uni- versität Stuttgart heute bei der Kinder-Uni. Und zwar sehr anschaulich, denn die Nachwuchsstu- denten werden im Laufe der Vorlesung ein Gehirn basteln, das mit jeder Minute kom- plexer, aber auch perfekter wird. „In einem jungen Gehirn gibt es ein weit verzweigtes Netz aus Feldwegen. Da kann man nicht mit einem Ferrari mit 180 Kilo- metern pro Stunden durchbrausen. Da braucht es gut ausgebaute Autobahnen, die sich im Laufe der Entwicklung unter ande- rem beim Lernen bilden. Da kann man dann mit einem Ferrari auch 220 Kilome- ter schnell fahren“, erklärt die Sportwis- senschaftlerin. Und beim Lernen hilft Be- wegung. Das hat man in vielen wissen- schaftlichen Studien herausgefunden. „Wer sich bewegt und viel Sport macht, ist zwar nicht unbedingt schlauer als andere Menschen, aber er kann bes- ser lernen“, sagt die Professo- rin. Durch die Bewegung wer- de das Gehirn besser durch- blutet und mit Sauerstoff ver- sorgt. Das helfe den Hirnzel- len beim Lernen. Damit lerne man zwar nicht schneller, aber man werde aufmerksa- mer. Und wer aufmerksam sei, könne ge- nauer reagieren, und damit werde auch die Leistung besser. Für die Schule bedeutet dies: Eigentlich sollten die Kinder mindes- tens einmal pro Schulstunde aufstehen, sich kurz recken und strecken oder eine Runde durchs Klassenzimmer drehen. Dann ginge das mit dem Rechnen, Lesen und Schreiben viel besser, meint die Exper- tin. In ihren Vorlesung hält sie sich daran, ihre Studenten bewegen sich im Hörsaal. Und einen Tipp für das Lernen daheim hat sie auch parat: Beim Vokabeln büffeln oder angesichts kniffliger Rechenaufgaben ein- fach mal loslaufen – das gilt übrigens auch für Jugendlichen, Eltern und Großeltern. Die 47-jährige Nadja Schott ist schon viel herumgekommen in der Welt und hat überall Kinder getroffen, denn sie hat mit Straßenkindern gearbeitet, beispielsweise drei Jahre lang in Indien oder auch in Pa- pua-Neuguinea. Direkt nach dem Tsunami vor zehn Jahren war sie in Thailand und hat mit traumatisierten Kindern gearbeitet. Dabei hat sie die Bewegung als Mittel zum Zweck eingesetzt, damit die Kinder über- haupt über das Erlebte reden konnten. Mittlerweile ist sie seit fünf Jahren an der Uni Stuttgart und erforscht, wie sich Bewegung auf das Denken und Lernen aus- wirkt – sowohl bei Kindern als auch bei äl- teren Erwachsenen. Denn schließlich kann bei der Hirnentwicklung oft genug etwas schief gehen. Kinder-Uni Nadja Schott erforscht an der Uni Stuttgart, warum man sich beim Lernen bewegen sollte. Von Tanja Volz Kinder-Uni Ein Angebot der Universitäten Hohenheim und Stuttgart WAS? WANN? WO? Vorlesung Lernt man Vokabeln besser, wenn man gleichzeitig Liegestützen macht? Rechnet man vielleicht während des Fahrradfahrens schneller als auf einem Schreibtischstuhl? Fühlt man sich durch Sport nur besser, oder steigert er auch wirklich unsere Intelligenz? Diese Fra- gen hat sich die Professorin Nadja Schott vom Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft gestellt. In der Vorlesung „Macht Bewegung wirklich schlau?“ möchte sie die Nachwuchs- studenten in die Welt der Hirnforschung ein- führen – und erklärt, was Bewegung damit zu tun hat. Die Stuttgarter Sportwissenschaftlerin zeigt dabei nicht nur, wie ein Gehirn funktio- niert, sondern auch, wie viel Spaß es macht, es zu trainieren. Ort Die Vorlesung findet an diesem Freitag, den 23. Januar, an der Universität Stuttgart-Vaihin- gen im Hörsaal 47.01, Pfaffenwaldring 47, statt und beginnt um 16 Uhr. Zutritt zum Hörsaal haben nur angemeldete Kinder. Eltern oder Be- gleitpersonen können die Vorlesung im Neben- raum auf einer Leinwand verfolgen. Internet Informationen zur Kinder-Uni gibt es im Internet unter www.stuttgarter-zeitung.de/ kinderuni oder unter www.uni-stuttgart.de/ kinderuni beziehungsweise uni-hohenheim.de/ kinderuni sowie auf der Internetseite www.hbkinder.org. StZ Nadja Schott lässt die Studenten immer wieder aufstehen. Foto: Uni Was ist ein Supercomputer?Und wem nützt er? Diese und andere Fragen wird am Samstag der Leiter des Supercomputerzentrums an der Uni Stuttgart im Rahmen der Veranstaltungs- reihe Samstags-Uni beantworten. Michael Resch, Professor für Informatik und Leiter des Höchstleistungsrechenzentrums an der Stutt- garter Uni, kennt sich aus mit Supercomputern. In seinem Vortrag im Stuttgarter Rathaus wird er über die zahlreichen Möglichkeiten solcher Systeme ebenso sprechen wie über die Risiken, die damit verbunden sind. Die einen halten Supercomputer für die Schlüsseltechnologie unseres Jahrhunderts, anderen erscheinen sie als der verwirklichte Albtraum des gläsernen Menschen. Klar ist, dass sie aus vielen Berei- chen nicht mehr wegzudenken sind. rst Termin Am Samstag, den 24. Januar um 13 Uhr spricht Michael Resch, Direktor des Supercom- puterzentrums an der Uni Stuttgart, im Großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses, Markt- platz 1, 3. Obergeschoss. Der Eintritt ist frei. Termin Sind Supercomputer wirklich super – oder doch nicht? W enn Deine Eltern bei der Bank Geld holen, gehen sie vielleicht zur BW-Bank, zur Postbank oder zur Spardabank. Eine Filiale der Europäi- schen Zentralbank hast Du hingegen noch nie an einer Straßenecke gesehen. Die EZB ist nämlich keine Bank, bei der Privatleute ein Konto anlegen können, sondern eine Notenbank, die sich um das Geld generell kümmert. Ihre Hauptaufgabe ist, den Euro und die Inflation stabil zu halten. Normalerweise werden die Dinge, die wir für unser Geld kaufen können, durch- schnittlich jedes Jahr ein klein wenig teu- rer. Das heißt Inflation. Zur Zeit läuft das aber nicht so wie normal: Die EZB ist heute groß in den Medien, weil sie versucht, den sogenannten Preisverfall aufzuhalten. Die- ser besagt, dass die Waren billiger werden. Ökonomen nennen das auch Deflation. Vielleicht denkst Du Dir jetzt: es ist doch gar nicht so schlecht, wenn die Waren billi- ger werden. Dann kann ich mir mehr für mein Taschengeld kaufen. Und wenn alles billiger wird, dann warte ich noch: viel- leicht kann ich mir morgen noch mehr für mein Geld kaufen. Die Gefahr ist: wenn alle so denken, schieben alle ihre Einkäufe auf. Dann kann aber auch das Unternehmen, bei dem Deine Eltern arbeiten, weniger verkaufen. Nach einiger Zeit bekommen Deine Eltern vielleicht weniger Geld. Und Du weniger Taschengeld. Deshalb will die EZB die Wirtschaft ankurbeln und die Leu- te dazu bringen, dass sie wieder mehr einkaufen. Wirtschaft Die EZB will die Leute dazu bringen, dass sie wieder mehr einkaufen. Eine zentrale Bank für Europa Die Europäische Zentralbank EZB sorgt sich um die deutsche Kaufkraft. Foto: dpa Stuttgarter Kinderzeitung Mehr Nachrichten für Dich gibt es jeden Freitag in der Kinderzeitung. Abo bestellen und vier Wochen gratis lesen unter: www.stuttgarter-kinderzeitung.de Die Kinderzeitung erscheint heute: Zum Filmstart von „Fünf Freunde 4“ widmet sich die Ausgabe dem The- ma Freundschaft. Nachrichten für Dich Politik Warum Menschen zu Terroristen werden Nachrichten Die spannendsten Bilder der Woche Seite 20 Kennst Du diese Freunde? Die Fünf Freunde kommen zum vierten Mal ins Kino. Zum Filmstart am 29. Januar dreht sich diesmal alles um das Thema Freundschaft. Seite 8 Nr. 45 | 23. Januar 2015 | 87331 www.pauls-kinderwelt.de GANZ SCHÖN STUR „Fünf Freunde 4“ ist von Donnerstag an im Kino zu sehen. Unsere Kinderreporter haben Valeria Eisenbart interviewt. Sie spielt die eigenwillige George. Seite 18 AHOI, ICH HEISSE . . . Es gibt kein Freundebuch, das Du nicht schon kennst? Wir basteln ein Album mit Dir, das in Deiner Klasse noch keiner gesehen hat. Seite 14 Seite 3 Seite 4 Rätsel Gemeinsam stark Nach ersten Analysen ist Tschuri fluffig V on der Mission zum Kometen Tschurjumow-Gerassimenko er- hoffen sich Wissenschaftler einen Einblick in die Anfänge des Sonnensystems und vielleicht auch des Lebens. Denn das Material, aus dem Kometen bestehen, ist in den vergangenen Milliarden Jahren kaum verändert worden. Nun erscheint im Wis- senschaftsmagazin „Science“ ein Schwung von sieben Fachartikeln zum Kometen. Ha- ben die Forscher schon erste Antworten? „Die Publikationen sind ein erster gro- ßer Schritt“, sagt Holger Sierks. „Wir fan- gen an zu verstehen, wie ein Komet funk- tioniert.“ Sierks arbeitet am Max-Planck- Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen, er leitet das Kamerateam der europäischen Kometensonde Rosetta und er ist als Autor an drei der sieben Facharti- kel beteiligt. Tschurjomow-Gerassimenko, auch Tschuri genannt, ist ein überraschend unregelmäßiger Komet mit glatten Ebenen und 150 Meter hohen Steilhängen. Und wie funktioniert er? Bekannt war bereits, dass Kometen Eis und gefrorene Gase enthalten, die explodieren, wenn sie in der Sonne erwärmt werden. Sie reißen dann Staub und Steine mit, hinterlassen auf der Kometenoberfläche womöglich einen Krater und bilden mit der Zeit einen leuchtenden Schweif. Bei Tschurjumow- Gerassimenko haben die Forscher nun be- obachtet, dass die Fontänen aus Staub und Gas nicht von den Ebenen ausgehen, son- dern von den Steilhängen. Das liegt daran, dass ein Teil des Staubs wieder auf die Oberfläche zurückrieselt und auf den Ebe- nen eine Isolierschicht bildet, die den Ko- meten dämmt. Das Material darunter wird von der Sonne kaum erwärmt; die Tempe- ratur unter der Staubschicht ist bis zu 50 Grad niedriger als über der Schicht. Derzeit bekommt der kleinere Kopf des Kometen die meiste Sonne ab; die Forscher sprechen von Sommer. Dort ist der Roboter Philae im November gelandet und steckt nun mit ent- ladenen Akkus in einer dunklen Felsspalte, in der man ihn noch nicht entdeckt hat. Ab Mai wird das dicke Hinterteil des Ko- meten, das auf dem Stereobild oben im Vor- dergrund zu sehen ist, stärker erwärmt und verstärkt Fontänen ins All schießen. Das Maximum wird um den 13. August erreicht, wenn der Komet den sonnennächsten Punkt seiner Bahn passiert. Bis dahin wird er seine Aktivität verhundertfachen, so dass Rosettas Piloten aufpassen müssen, dass ihre Raumsonde nicht von einer Fon- täne getroffen wird. Insgesamt dürfte der vier Kilometer lange Brocken zwei bis drei Meter seiner Oberfläche verlieren – aber nicht überall gleichermaßen. Hier und da werden es 10 oder 20 Meter sein, sagt Sierks voraus. Mit seinen Kollegen will er unter- suchen, was die aktiven Regionen von den ruhigen unterscheidet. Und woraus besteht der Komet, was kann man über das Ursprungsmaterial des Sonnensystems sagen? Er ist fluffig und so leicht, dass er in Wasser schwimmen wür- de. In seinem Inneren dürfte es viele Hohl- räume geben – das Material ist nicht dicht zusammengepresst. Bisher hat man wenig Wassereis entdeckt, die Forscher beschrei- ben den Kometen als dehydriert. Aber ob er ursprünglich aus zwei Teilen bestand, die zusammengestoßen sind und nun mitei- nander um die Sonne kreisen, lässt sich noch nicht sagen. Holger Sierks interes- siert sich besonders für ein Phänomen, das er ganz umgangssprachlich als „Gänse- haut“ bezeichnet: kleine Pickel auf der Ko- metenoberfläche, die jeweils einige Meter groß sind. Hier blicke man möglicherweise tief in die Geschichte des Sonnensystems, sagt er. Denn es könnte sich um Klumpen handeln, aus denen sich die ersten Objekte des Sonnensystems zusammensetzten. Über die Grundbausteine wüssten die Forscher gerne mehr. Sie können zwar in Computersimulationen zeigen, wie aus einer großen Scheibe Staub und Gas das Sonnensystem entstanden sein dürfte: Die Teilchen verklumpten sich und größere Brocken wuchsen, indem sie weiteren Staub an sich banden. Doch nun könnte es sein, dass die Forscher solche Brocken foto- grafiert haben. Holger Sierks möchte die Knubbel der Kometen-Gänsehaut genauer untersuchen. Vielleicht hatten sie bei zwei bis drei Metern eine physikalische Grenze erreicht, ab der sie nicht weiter wachsen konnten, und sich stattdessen zusammen- gelagert und dabei den Kometen gebildet. Es ist das erste Mal, dass Forscher die Chance haben, sich einen Kometen aus der Nähe anzuschauen. Anfang Februar wer- den die Piloten der Europäischen Raum- fahrtagentur (Esa) die Sonde Rosetta in nur sechs Kilometern Höhe über den Kometen fliegen, bevor sie wieder in einen sichere Umlaufbahn einschwenken werden. Und natürlich hoffen die Forscher da- rauf, dass sich der Roboter Philae noch ein- mal meldet. Im Mai oder Juni könnte Son- nenlicht in seine Felsspalte fallen, stellt Thomas Reiter von der Esa in Aussicht. Wenn die Solarzellen des Roboters genug Energie produzieren, um seine Heizung zu betreiben und die Akkus aufzuladen, könn- te er wieder zum Mutterschiff Rosetta Kon- takt aufnehmen. Dann würden die For- scher vor allem versuchen, den Kometen noch einmal anzubohren und Bodenpro- ben im kleinen Labor an Bord zu analysie- ren. Etwa zwei Tage hatte Philae nach sei- ner Landung Messungen vorgenommen und Daten zu Rosetta gefunkt. Sie werden derzeit noch ausgewertet. // Alle Berichte zu Rosetta und Philae unter http://stzlinx.de/rosetta Raumfahrt Das Team der Rosetta-Mission glaubt, dass es gerade die Grundbausteine des Sonnensystems erforscht. Von Alexander Mäder Stereobild des Kometen Tschuri: wenn das linke Auge das linke Foto und das rechte Auge das rechte Foto im Blick hat, erzeugt das Gehirn einen dreidimensionalen Eindruck des Kometen. Dazu muss man durch die Seite in die Ferne blicken oder eine Trennwand zwischen die Bilder stellen. Es klappt nicht immer auf Anhieb. Probieren Sie es trotzdem! Fotos: Friedrich Witte/Esa Vielfalt auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko: in dieser Region haben Forscher Highlights markiert. Die 700 Meter breite Ebene (A) besteht aus mehreren Schichten, wie an ihrem Rand zu sehen ist (B). Es gibt erhöhte Plateaus (C), runde Strukturen in Klein und Groß (D und G) sowie weitere Schichtungen (E). F markiert eine Bruchkante. Die Formen sind auf verschiedenen Wegen entstanden – auf welchen, wird erforscht. Foto: N. Thomas/Science 18 Nr. 18 | Freitag, 23. Januar 2015 STUTTGARTER ZEITUNG ENTDECKEN
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Page 1: 18 ENTDECKEN - Uni Stuttgart · 2016-12-21 · Geld holen, gehen sie vielleicht zur BW-Bank, zur Postbank oder zur Spardabank. Eine Filiale der Europi-schen Zentralbank hast Du hingegen

Kontakt

Redaktion WissenschaftTelefon: 07 11/72 05­11 31E­Mail: [email protected]

Einfach mal beim Laufen Vokabeln büffeln

Das Gehirn ist nicht vonGeburt an komplettmit all seinen ver­

schiedenen Regionen vorhan­den. Es entwickelt sich – ge­wissermaßen von hinten nachvorne. Wie sich das genau ver­hält, erklärt Nadja Schott vomInstitut für Sport­ und Bewe­gungswissenschaft der Uni­versität Stuttgart heute beider Kinder­Uni. Und zwar sehr anschaulich, denn die Nachwuchsstu­denten werden im Laufe der Vorlesung ein Gehirn basteln, das mit jeder Minute kom­plexer, aber auch perfekter wird.

„In einem jungen Gehirn gibt es ein weitverzweigtes Netz aus Feldwegen. Da kannman nicht mit einem Ferrari mit 180 Kilo­metern pro Stunden durchbrausen. Dabraucht es gut ausgebaute Autobahnen, diesich im Laufe der Entwicklung unter ande­rem beim Lernen bilden. Da kann mandann mit einem Ferrari auch 220 Kilome­ter schnell fahren“, erklärt die Sportwis­senschaftlerin. Und beim Lernen hilft Be­wegung. Das hat man in vielen wissen­schaftlichen Studien herausgefunden.

„Wer sich bewegt und vielSport macht, ist zwar nichtunbedingt schlauer als andereMenschen, aber er kann bes­ser lernen“, sagt die Professo­rin. Durch die Bewegung wer­de das Gehirn besser durch­blutet und mit Sauerstoff ver­sorgt. Das helfe den Hirnzel­len beim Lernen. Damit lerneman zwar nicht schneller,aber man werde aufmerksa­

mer. Und wer aufmerksam sei, könne ge­nauer reagieren, und damit werde auch dieLeistung besser. Für die Schule bedeutetdies: Eigentlich sollten die Kinder mindes­tens einmal pro Schulstunde aufstehen,sich kurz recken und strecken oder eineRunde durchs Klassenzimmer drehen. Dann ginge das mit dem Rechnen, Lesen und Schreiben viel besser, meint die Exper­tin. In ihren Vorlesung hält sie sich daran, ihre Studenten bewegen sich im Hörsaal.Und einen Tipp für das Lernen daheim hat sie auch parat: Beim Vokabeln büffeln oderangesichts kniffliger Rechenaufgaben ein­fach mal loslaufen – das gilt übrigens auchfür Jugendlichen, Eltern und Großeltern.

Die 47­jährige Nadja Schott ist schonviel herumgekommen in der Welt und hatüberall Kinder getroffen, denn sie hat mitStraßenkindern gearbeitet, beispielsweisedrei Jahre lang in Indien oder auch in Pa­pua­Neuguinea. Direkt nach dem Tsunamivor zehn Jahren war sie in Thailand und hatmit traumatisierten Kindern gearbeitet.Dabei hat sie die Bewegung als Mittel zumZweck eingesetzt, damit die Kinder über­haupt über das Erlebte reden konnten.

Mittlerweile ist sie seit fünf Jahren ander Uni Stuttgart und erforscht, wie sichBewegung auf das Denken und Lernen aus­wirkt – sowohl bei Kindern als auch bei äl­teren Erwachsenen. Denn schließlich kannbei der Hirnentwicklung oft genug etwas schief gehen.

Kinder­Uni Nadja Schott erforscht an der Uni Stuttgart, warum man sich beim Lernen bewegen sollte. Von Tanja Volz

Kinder­UniEin Angebot

der Universitäten

Hohenheim und Stuttgart

WAS? WANN? WO?

Vorlesung Lernt man Vokabeln besser, wenn man gleichzeitig Liegestützen macht? Rechnet man vielleicht während des Fahrradfahrens schneller als auf einem Schreibtischstuhl? Fühlt man sich durch Sport nur besser, oder steigert er auch wirklich unsere Intelligenz? Diese Fra­gen hat sich die Professorin Nadja Schott vom Institut für Sport­ und Bewegungswissenschaft gestellt. In der Vorlesung „Macht Bewegung wirklich schlau?“ möchte sie die Nachwuchs­studenten in die Welt der Hirnforschung ein­führen – und erklärt, was Bewegung damit zu tun hat. Die Stuttgarter Sportwissenschaftlerin zeigt dabei nicht nur, wie ein Gehirn funktio­niert, sondern auch, wie viel Spaß es macht, es zu trainieren.

Ort Die Vorlesung findet an diesem Freitag, den 23. Januar, an der Universität Stuttgart­Vaihin­gen im Hörsaal 47.01, Pfaffenwaldring 47, statt und beginnt um 16 Uhr. Zutritt zum Hörsaal haben nur angemeldete Kinder. Eltern oder Be­gleitpersonen können die Vorlesung im Neben­raum auf einer Leinwand verfolgen.

Internet Informationen zur Kinder­Uni gibt es im Internet unter www.stuttgarter­zeitung.de/kinderuni oder unter www.uni­stuttgart.de/kinderuni beziehungsweise uni­hohenheim.de/kinderuni sowie auf der Internetseite www.hbkinder.org. StZ

Nadja Schott lässt dieStudenten immer wiederaufstehen. Foto: Uni

Was ist ein Supercomputer?Und wem nützt er? Diese und andere Fragen wird am Samstag der Leiter des Supercomputerzentrums an der Uni Stuttgart im Rahmen der Veranstaltungs­reihe Samstags­Uni beantworten. Michael Resch, Professor für Informatik und Leiter des Höchstleistungsrechenzentrums an der Stutt­garter Uni, kennt sich aus mit Supercomputern. In seinem Vortrag im Stuttgarter Rathaus wird er über die zahlreichen Möglichkeiten solcher Systeme ebenso sprechen wie über die Risiken, die damit verbunden sind. Die einen halten Supercomputer für die Schlüsseltechnologie unseres Jahrhunderts, anderen erscheinen sie als der verwirklichte Albtraum des gläsernen Menschen. Klar ist, dass sie aus vielen Berei­chen nicht mehr wegzudenken sind. rst

Termin Am Samstag, den 24. Januar um 13 Uhr spricht Michael Resch, Direktor des Supercom­puterzentrums an der Uni Stuttgart, im Großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses, Markt­platz 1, 3. Obergeschoss. Der Eintritt ist frei.

Termin

Sind Supercomputer wirklich super – oder doch nicht?

Wenn Deine Eltern bei der BankGeld holen, gehen sie vielleichtzur BW­Bank, zur Postbank oder

zur Spardabank. Eine Filiale der Europäi­schen Zentralbank hast Du hingegen nochnie an einer Straßenecke gesehen. Die EZBist nämlich keine Bank, bei der Privatleuteein Konto anlegen können, sondern eineNotenbank, die sich um das Geld generellkümmert. Ihre Hauptaufgabe ist, den Euround die Inflation stabil zu halten.

Normalerweise werden die Dinge, diewir für unser Geld kaufen können, durch­schnittlich jedes Jahr ein klein wenig teu­rer. Das heißt Inflation. Zur Zeit läuft dasaber nicht so wie normal: Die EZB ist heutegroß in den Medien, weil sie versucht, densogenannten Preisverfall aufzuhalten. Die­ser besagt, dass die Waren billiger werden. Ökonomen nennen das auch Deflation.

Vielleicht denkst Du Dir jetzt: es ist dochgar nicht so schlecht, wenn die Waren billi­ger werden. Dann kann ich mir mehr fürmein Taschengeld kaufen. Und wenn allesbilliger wird, dann warte ich noch: viel­leicht kann ich mir morgen noch mehr fürmein Geld kaufen. Die Gefahr ist: wenn alleso denken, schieben alle ihre Einkäufe auf.Dann kann aber auch das Unternehmen,bei dem Deine Eltern arbeiten, wenigerverkaufen. Nach einiger Zeit bekommenDeine Eltern vielleicht weniger Geld. Und Du weniger Taschengeld. Deshalb will dieEZB die Wirtschaft ankurbeln und die Leu­

te dazu bringen,dass sie wiedermehr einkaufen.

Wirtschaft Die EZB will die Leute dazu bringen, dass sie wieder mehr einkaufen.

Eine zentrale Bank für Europa

Die Europäische Zentralbank EZB sorgt sich um die deutsche Kaufkraft. Foto: dpa

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Die Kinderzeitung erscheint heute: Zum Filmstart von „Fünf Freunde 4“ widmet sich die Ausgabe dem The­ma Freundschaft.

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Die spannendsten Bilder der Woche

Seite 20

Kennst Du diese Freunde?

Die Fünf Freunde kommen zum vierten Mal ins Kino. Zum Filmstart am 29. Januar dreht sich diesmal alles um das Thema Freundschaft. Seite 8

Nr. 45 | 23. Januar 2015 | 87331

www.pauls-kinderwelt.de

GANZ SCHÖN STUR „Fünf Freunde 4“ ist von Donnerstag an im Kino zu sehen. Unsere Kinderreporter haben Valeria Eisenbart interviewt. Sie spielt die eigenwillige George. Seite 18

AHOI, ICH HEISSE . . .Es gibt kein Freundebuch, das Du nicht

schon kennst? Wir basteln ein Album

mit Dir, das in Deiner Klasse noch keiner

gesehen hat. Seite 14

Seite 3

Seite 4

Rätsel

Gemeinsam stark

Nach ersten Analysen ist Tschuri fluffig

Von der Mission zum KometenTschurjumow­Gerassimenko er­hoffen sich Wissenschaftler einen

Einblick in die Anfänge des Sonnensystemsund vielleicht auch des Lebens. Denn dasMaterial, aus dem Kometen bestehen, ist inden vergangenen Milliarden Jahren kaumverändert worden. Nun erscheint im Wis­senschaftsmagazin „Science“ ein Schwungvon sieben Fachartikeln zum Kometen. Ha­ben die Forscher schon erste Antworten?

„Die Publikationen sind ein erster gro­ßer Schritt“, sagt Holger Sierks. „Wir fan­gen an zu verstehen, wie ein Komet funk­tioniert.“ Sierks arbeitet am Max­Planck­Institut für Sonnensystemforschung inGöttingen, er leitet das Kamerateam dereuropäischen Kometensonde Rosetta und er ist als Autor an drei der sieben Facharti­kel beteiligt. Tschurjomow­Gerassimenko,auch Tschuri genannt, ist ein überraschendunregelmäßiger Komet mit glatten Ebenenund 150 Meter hohen Steilhängen.

Und wie funktioniert er? Bekannt warbereits, dass Kometen Eis und gefroreneGase enthalten, die explodieren, wenn siein der Sonne erwärmt werden. Sie reißendann Staub und Steine mit, hinterlassenauf der Kometenoberfläche womöglicheinen Krater und bilden mit der Zeit einenleuchtenden Schweif. Bei Tschurjumow­Gerassimenko haben die Forscher nun be­obachtet, dass die Fontänen aus Staub undGas nicht von den Ebenen ausgehen, son­dern von den Steilhängen. Das liegt daran,dass ein Teil des Staubs wieder auf die Oberfläche zurückrieselt und auf den Ebe­nen eine Isolierschicht bildet, die den Ko­meten dämmt. Das Material darunter wird von der Sonne kaum erwärmt; die Tempe­ratur unter der Staubschicht ist bis zu 50Grad niedriger als über der Schicht. Derzeitbekommt der kleinere Kopf des Kometen

die meiste Sonne ab; die Forscher sprechenvon Sommer. Dort ist der Roboter Philae imNovember gelandet und steckt nun mit ent­ladenen Akkus in einer dunklen Felsspalte,in der man ihn noch nicht entdeckt hat.

Ab Mai wird das dicke Hinterteil des Ko­meten, das auf dem Stereobild oben im Vor­dergrund zu sehen ist, stärker erwärmt undverstärkt Fontänen ins All schießen. DasMaximum wird um den 13. August erreicht,wenn der Komet den sonnennächstenPunkt seiner Bahn passiert. Bis dahin wirder seine Aktivität verhundertfachen, so dass Rosettas Piloten aufpassen müssen,dass ihre Raumsonde nicht von einer Fon­täne getroffen wird. Insgesamt dürfte dervier Kilometer lange Brocken zwei bis dreiMeter seiner Oberfläche verlieren – abernicht überall gleichermaßen. Hier und dawerden es 10 oder 20 Meter sein, sagt Sierksvoraus. Mit seinen Kollegen will er unter­suchen, was die aktiven Regionen von den ruhigen unterscheidet.

Und woraus besteht der Komet, waskann man über das Ursprungsmaterial desSonnensystems sagen? Er ist fluffig und soleicht, dass er in Wasser schwimmen wür­de. In seinem Inneren dürfte es viele Hohl­räume geben – das Material ist nicht dichtzusammengepresst. Bisher hat man wenigWassereis entdeckt, die Forscher beschrei­ben den Kometen als dehydriert. Aber ob erursprünglich aus zwei Teilen bestand, diezusammengestoßen sind und nun mitei­nander um die Sonne kreisen, lässt sichnoch nicht sagen. Holger Sierks interes­siert sich besonders für ein Phänomen, daser ganz umgangssprachlich als „Gänse­haut“ bezeichnet: kleine Pickel auf der Ko­metenoberfläche, die jeweils einige Meter groß sind. Hier blicke man möglicherweise tief in die Geschichte des Sonnensystems,sagt er. Denn es könnte sich um Klumpen

handeln, aus denen sich die ersten Objektedes Sonnensystems zusammensetzten.

Über die Grundbausteine wüssten dieForscher gerne mehr. Sie können zwar inComputersimulationen zeigen, wie auseiner großen Scheibe Staub und Gas dasSonnensystem entstanden sein dürfte: DieTeilchen verklumpten sich und größereBrocken wuchsen, indem sie weiterenStaub an sich banden. Doch nun könnte es sein, dass die Forscher solche Brocken foto­grafiert haben. Holger Sierks möchte dieKnubbel der Kometen­Gänsehaut genauer untersuchen. Vielleicht hatten sie bei zweibis drei Metern eine physikalische Grenzeerreicht, ab der sie nicht weiter wachsenkonnten, und sich stattdessen zusammen­gelagert und dabei den Kometen gebildet.

Es ist das erste Mal, dass Forscher dieChance haben, sich einen Kometen aus derNähe anzuschauen. Anfang Februar wer­den die Piloten der Europäischen Raum­fahrtagentur (Esa) die Sonde Rosetta in nur

sechs Kilometern Höhe über den Kometenfliegen, bevor sie wieder in einen sichere Umlaufbahn einschwenken werden.

Und natürlich hoffen die Forscher da­rauf, dass sich der Roboter Philae noch ein­mal meldet. Im Mai oder Juni könnte Son­nenlicht in seine Felsspalte fallen, stellt Thomas Reiter von der Esa in Aussicht.Wenn die Solarzellen des Roboters genugEnergie produzieren, um seine Heizung zu betreiben und die Akkus aufzuladen, könn­te er wieder zum Mutterschiff Rosetta Kon­takt aufnehmen. Dann würden die For­scher vor allem versuchen, den Kometennoch einmal anzubohren und Bodenpro­ben im kleinen Labor an Bord zu analysie­ren. Etwa zwei Tage hatte Philae nach sei­ner Landung Messungen vorgenommenund Daten zu Rosetta gefunkt. Sie werden derzeit noch ausgewertet.

// Alle Berichte zu Rosetta und Philae unter http://stzlinx.de/rosetta

Raumfahrt Das Team der Rosetta­Mission glaubt, dass es gerade die Grundbausteine des Sonnensystems erforscht. Von Alexander Mäder

Stereobild des Kometen Tschuri: wenn das linke Auge das linke Foto und das rechte Auge das rechte Foto im Blick hat, erzeugt das Gehirn einen dreidimensionalen Eindruck des Kometen.Dazu muss man durch die Seite in die Ferne blicken oder eine Trennwand zwischen die Bilder stellen. Es klappt nicht immer auf Anhieb. Probieren Sie es trotzdem! Fotos: Friedrich Witte/Esa

Vielfalt auf dem Kometen Tschurjumow­Gerassimenko: in dieser Region haben Forscher Highlights markiert. Die 700 Meter breite Ebene (A) besteht aus mehreren Schichten, wie an ihrem Rand zu sehen ist (B). Es gibt erhöhte Plateaus (C), runde Strukturen in Klein undGroß (D und G) sowie weitere Schichtungen (E). F markiert eine Bruchkante. Die Formen sind auf verschiedenen Wegen entstanden – auf welchen, wird erforscht. Foto: N. Thomas/Science

18 Nr. 18 | Freitag, 23. Januar 2015STUTTGARTER ZEITUNGENTDECKEN

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