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179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 4/2014)

Date post: 06-Apr-2016
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179 ist das Standortmagazin für die Region Stuttgart. Alle drei Monate berichtet 179 von starken Unternehmen, von neuesten Entwicklungen in ausgewählten Branchen, überzeugenden Gründungsideen, herausragenden Forschungsleistungen, aber auch von den vielen Gründen, warum die Region so lebenswert ist. Der Name des Magazins ist dabei Programm: 179 Kommunen bilden die Region Stuttgart, gemeinsam formen sie einen der stärksten Standorte Europas.
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Ausgabe 4/2014 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Haus der 270 Labore Gelatine im Knie Eine Kamera mit Flügeln Ideenreich und tatkräftig: Pioniergeist in der Region Stuttgart Neue Wege
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Ausgabe 4/2014

179Das Standortmagazin der Region Stuttgart

Haus der 270 Labore

Gelatine im Knie

Eine Kamera mit Flügeln

Ideenreich und tatkräftig:

Pioniergeist in der Region Stuttgart

Neue Wege

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Mannschaftsspieler

Insgesamt elf Sprachen spricht das Team des im Oktober eröffneten Welcome Center Stuttgart. Neubürger und potenzielle Zuwanderer, die nach Stuttgart und in die Region ziehen wollen, erhalten dort eine Erstberatung und Lotsendienste zu den richtigen Stellen, unabhängig davon, ob es ums Studieren oder Deutsch lernen, um die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen, einen Kita-Platz oder vieles mehr geht. „Nicht zuständig” gibt es hier nicht! Die gemeinsame Servicestelle der Landeshauptstadt Stuttgart und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist ganz zentral im Alten Waisenhaus in der Stuttgarter City am Charlottenplatz untergebracht.

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Geistesblitze und Beharrlichkeit

Ein offener Blick für neue Wege, Tatkraft und Hartnäckig- keit gehören zur Grundausstattung von Pionieren aller Art. Mit ihren Ideen, Innovationen und Unternehmensgrün- dungen tragen sie einen erheblichen Teil zu Wertschöpfung und Wachstum bei.

Pioniere aus der Region Stuttgart wirken und wirkten auf vielen Gebieten, nicht nur in der Wirtschaft. So sind bei-spielsweise das moderne Rettungswesen, die Tagesklinik für Suchtkranke und wichtige Bildungsreformen hier entstanden. Unsere Titelgeschichte dokumentiert ab Seite 8, wie wert-voll Ideenreichtum, gepaart mit Beharrlichkeit und Fleiß, für einen Wirtschaftsstandort sowie für eine lebendige und soziale Zivilgesellschaft sind. Diesen Zusammenhang thema-tisiert im kommenden Jahr auch eine großflächig angelegte Plakataktion der Kulturregion Stuttgart zum Evangelischen Kirchentag in der Landeshauptstadt. Sie zeigt die Region als florierende Stätte des Erfindertums und thematisiert Glau-benssätze und Weltanschauungen zeitgenössischer sowie historischer Geistesgrößen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, von Friedrich Schiller bis Andreas Stihl.

Inspiration und Tatkraft bringen die Welt in verschiedenen Bereichen voran. Aus wirtschaftlicher Sicht spielen aber hoffnungsvolle Gründungen und Innovationen mit Potenzial die wichtigste Rolle. Nach wie vor liegt unsere Region bei Patentanmeldungen europaweit an der Spitze. Diese Innova-tionskultur zu erhalten und zu stimulieren ist eine der vor-dringlichsten Aufgaben. Die regionale Wirtschaftsförderung engagiert sich dabei mit zahlreichen Projekten und Initiati-ven, sei es durch das Betreiben von Branchennetzwerken, sei es durch Impulse für externe Netzwerke, wie etwa die regionalen Kompetenzzentren.

Vor dem Hintergrund, dass unsere mittelständischen Firmen in ihrer Innovationskraft nachgelassen haben, bekommt das Thema zunehmend Priorität. Mit der traditionell engen Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen, Unter- nehmen und den hervorragenden Ausbildungsstätten verfügen wir über eine ausgezeichnete Grundlage. Denn Pioniere sind keine Einzelkämpfer. Um ihre Erfolgsaussichten zu verbessern, suchen sie Unterstützung und gewinnen Mitstreiter. Die regionale Wirtschaftsförderung gehört dazu.

Dr. Walter RoggGeschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)

Editorial

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3179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 4/2014

Inhalt

Aktuell 4Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon, …?

Neu in der Region 5Haus der 270 Labore

Branchenfokus 6Mensch, Maschine, Raum / Kult um die Flasche / Richtig verbunden

Titelthema: Pioniergeist 8 –15 Neue Wege 8 Ideenreich und tatkräftig: Pioniergeist in der Region Stuttgart

Im Gespräch: Thomas Schnabel 10 Der Ideenfabrikant 14 Michael Ohnewald porträtiert den Unternehmer Ulrich Dietz

Wissenschaft 16Höchst effiziente Solarzellen / Männlich und einsilbig / Von Holzwespen abgeschaut / Mobiler Roboter testet Geschirrspüler

Innovation 17Gelatine im Knie / Wer hat‘s erfunden?!

Existenzgründung 18Eine Kamera mit Flügeln

Fachkräfte 20„Ein guter Start ist nur der erste Schritt“ / Multikulturelle Teams sorgen für einen besonderen Spirit und neue Ideen

Freizeit 21Neue Bekanntschaften in alten Gemäuern / Kalender / Tipps

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart 22 Aktuell Neue Mobilitätskultur / Termine / Meldungen

Impressum / Nächste Ausgabe 23

179 Kommunen – ein Standort.

Ludwigsburg

Stuttgart

Böblingen

Rems-Murr

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Mikromotoren für die Landung auf dem Kometen

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Region Stuttgart bei Investoren gefragtDie Region Stuttgart bleibt ein gefragter Standort für Investoren aus dem In- und Ausland. Vor allem für Industrie und pro-duktionsnahe Logistik geeignete Flächen sind gesucht und werden allmählich knapp. Dieses Fazit zog die regionale Wirtschafts-förderung zum Abschluss der Messe für Immobilien und Investitionen Expo Real 2014 in München. Es gebe zunehmend Probleme, größere Flächen ab etwa einem Hektar anzubieten, die für Industriepro-duktion und die dazugehörige Logistik ge-eignet sind. Zur Bestandssicherung seien aber ausreichend Flächen nötig, damit die Firmen genügend Entwicklungsmöglich-keiten hätten. Für die Expo Real, Europas größte und wichtigste Messe für Gewerbe-immobilien, hatte die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH einen Gemein-schaftsstand mit 31 Partnern aus Unter-nehmen und Kommunen organisiert.

immo.region-stuttgart.de

179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 4/2014

Aktuell

Bei der ersten Landung auf einem Kometen in der Geschichte der Raum-fahrt war die Faulhaber Gruppe aus Schönaich an zentraler Stelle beteiligt. Der Spezialist für kleinste Antriebs- systeme lieferte mehrere Motoren für den Landeroboter Philae und sein spezielles Ankersystem zur Befestigung auf dem Kometen 67P, der nur über eine extrem geringe Anziehungskraft verfügt. Dabei konnten Faulhaber- Standardteile verwendet werden, die mit überschaubarem finanziellem Auf-wand für die besonderen Bedingungen im Weltraum mit Temperaturen bis zu unter -100 Grad Celsius modifiziert wurden. So erhielt etwa ein Getriebe eine Ummantelung aus Stahl anstatt des üblichen Messinggehäuses. Nicht weltraumtaugliche Fette und Öle wurden durch Festschmierstoffe ersetzt.

faulhaber.de

Das neue „Speichern unter …“-Symbol Bei einem großen Design- und Kreativ-wettbewerb in der Region Stuttgart ist ein neues „Speichern unter …“-Symbol für Computer entstanden. Sieger bei den Profis wurde ein Pfeil, der nach unten in eine Ablage zeigt. Der Entwurf stammt von der Hamburger Designerin Conny Mechela. Auch beim Wettbewerb der Amateure machte eine Pfeillösung das Rennen. Veranstalter des Wettbewerbs, der mit 1.847 Teilnehmern eine unge-wöhnlich große Resonanz fand, waren die Stuttgarter Zeitung und die Wirtschafts-förderung Region Stuttgart GmbH. Mit Hilfe der Aktion ist es gelungen, Aufmerk-samkeit für das Thema Benutzerfreund-

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Müllauto im FlüstermodusIm Landkreis Esslingen ist ein Mülllaster unterwegs, der wahlweise einen Diesel- oder einen Elektromotor nutzen kann. Durch den leisen Elektromotor ist der Geräuschpegel beim Anfahren und im Sammelbetrieb hörbar geringer. Neben dem Antrieb wird auch die gesamte Technik des Aufbaus von Batterien ge-speist, weshalb die Abfalltonnen ohne das übliche Dröhnen geleert werden können. Auch die Presse, die den Müll zusammenschiebt, um sein Volumen zu verkleinern, arbeitet so wesentlich leiser. Zum Laden der Batterien muss der Aufbau über Nacht an die Steck- dose. Das hybride Müllauto gehört zum Projekt Emis und ist Teil der Modell- region Elektromobilität Region Stuttgart.

emis-projekt.de

... dass die erfolgreichsten Standardtänzer der Welt aus Ludwigsburg kommen?

Die A-Standardformation des 1. TC Ludwigsburg hat bereits zehn Welt- meistertitel geholt. Den ersten Titel konnten sich die Tänzerinnen und Tänzer bereits im zweiten Jahr nach der Gründung 1983 sichern und bis 1990 verteidigen. Für diese sport- lichen Erfolge sind die Rekordwelt- meister vom Forum Region Stuttgart mit dem Hans-Peter-Stihl-Preis aus- gezeichnet worden.

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lichkeit und den Kreativstandort Region Stuttgart zu erzielen. Die Diskette als das am weitesten verbreitete Speichersymbol gilt als veraltet, weil dieses Medium kaum mehr verwendet wird und bei der jüngeren Generation gar nicht mehr be-kannt ist. Die Gewinnersymbole wurden in einem zweistufigen Prozess mit Online-Voting und Expertenjury ermittelt.

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Anlage wird zusammen mit den jeweiligen Kollegen genau festgelegt, wann sie runtergefahren wird, welche Bestandteile wie abgebaut, gesichert und verpackt werden und wie sie in Renningen wieder in Betrieb genommen wird. Unsere erste Priorität ist dabei, die Ausfallzeiten so kurz wie möglich zu hal-ten“, sagt Bosch-Chefumzieher Robert Goldschmidt, der Herr der Umzugspläne.

Das architektonische Prinzip ist auf dem einstigen Militärgelände längst sichtbar: Nach dem Vorbild eines Hochschulcampus sind die Gebäude groß- zügig über das Gelände hinweg verteilt. Ein eigens für Renningen entwickeltes Bürokonzept soll Kreati-vität und Zusammenarbeit fördern. Zu den Laboren und Werkstätten ist es jeweils nur ein Katzen- sprung, so dass die Forscher ihre Ideen rasch auf Praxistauglichkeit überprüfen können.

Die gesamte Investitionssumme beläuft sich auf 310 Millionen Euro – das ist ein ungeheurer Aufwand, aber für Bosch gleichzeitig eine wichtige Zukunfts-investition. Denn mit täglich 20 Patenten nimmt der Konzern weltweit einen Spitzenplatz ein, den es auch langfristig zu verteidigen gilt. Oder wie es Bosch-Chef Denner formuliert: „Unsere Führungs-position ist nicht auf Dauer gesetzt.“ Helmuth Haag

Es ist schon fast die halbe Miete: 800 von insgesamt 1.700 Mitarbeitern haben zum Jahresende das neue Bosch-Zentrum für Forschung und Vorausentwicklung in Renningen bezogen. Auf dem ehemaligen Bundes-wehrflugplatz Malmsheim schafft der Technologie-konzern den neuen Knotenpunkt seines weltweiten Forschungsverbunds. Dieser besteht aus insgesamt acht Standorten in China, den USA, in Russland, Japan, Singapur und Deutschland – und in Renningen laufen alle Fäden zusammen. „Strategisches Ziel von Bosch sind Lösungen für das vernetzte Leben. Um diese zu entwickeln, vernetzen wir unsere Forscher und Ent- wickler noch enger – in Renningen und international“, formuliert Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, die Aufgaben des Renninger For-schungszentrums. Bislang ist die zentrale Forschung und Vorausentwicklung in der Region auf die Standorte Gerlingen, Schwieberdingen und Waiblingen verteilt.

Bezogen ist bisher der östliche Teil des Geländes und das Zentralgebäude, in der Westhälfte sind noch die Bauarbeiter am Werk. Spätestens im Frühsommer 2015 soll die letzte der insgesamt 12.000 Umzugskisten ausgepackt sein. Rund 270 Labore und 1.800 Maschi-nen finden in Renningen eine neue Heimat, viele davon müssen aufwändig demontiert, verpackt, transportiert und wieder aufgebaut werden. „Für jede einzelne

Neu in der Region

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Haus der 270 LaboreDas Bosch-Forschungszentrum in Renningen ist in Betrieb

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Branchenfokus

Räume brauchen System und Systeme Raum. Vom einfachen Wandelement bis zu hoch technisierten Rein-räumen – die Nerling Systemräume GmbH in Renningen ist Spezialist für anspruchsvoll klimatisierte Räume für die Produktion. Der „Generalunternehmer mit kom-plettem Ingenieur-Know-how“, wie sich Nerling selbst in der Firmenbroschüre beschreibt, weiß, wie Mensch, Maschine und Raum im Produktionsprozess zusammen-gehören, damit die Herstellung präzise abläuft und hohe Qualität zum Ergebnis hat. Kunden von Nerling, große Unternehmen aus der Automobil-, Medizin- oder Elektrobranche wie Zeiss, Bosch, Audi oder Phoenix, bekommen ein Komplettpaket: Von der Beratung über die Planung bis hin zur Konstruktion und Montage vor Ort – die Raumbauer übernehmen alle nötigen Arbeits-schritte bis zum fertigen Raum.

„Wenn Maschinenhersteller hohe Anforderungen an das Fertigungsumfeld haben, dann kommen sie zu uns“, sagt Seniorchef Ralf Nerling. Entwicklungsabteilungen brauchen präzise Messräume mit temperaturkonstanter Umgebung, etwa zum Vermessen von Maschinenbau- teilen. Für besonders schwere Messstücke hat Nerling einen Raum mit integriertem Deckenkran und einer Schiebedecke entwickelt. So lassen sich die Teile mit zentraler Steuerung ohne Klimaverlust an den ge-wünschten Ort platzieren. In Deutschland ist Nerling führend im Bau solcher Räume. „Das Besondere an unseren Lösungen ist, dass wir uns nicht nur – wie

Mensch, Maschine, RaumNerling aus Renningen entwickelt maßgeschneiderte Systemräume für Produktionen mit anspruchsvoller Klimatechnologie

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Nerling Systemräume GmbH

Gründungsjahr: 1970 Sitz: Renningen Mitarbeiter: 70 Umsatz: 9,5 Mio. Euro nerling.de

die sogenannten Klimabauer – um das Raumklima kümmern, sondern auch um den Raum selbst, die Messmaschine und den Bediener“, erkärt Nerling.

Führend ist das Unternehmen außerdem im Bereich Sauber- und Reinräume für die Produktion und Monta-ge. Diese sind zunehmend nachgefragt, denn wo hohe Funktionssicherheit gewährleistet sein muss, wie zum Beispiel bei Brems-, Lenkungs- und Steuerungssystemen in der Automobilindustrie, kann selbst ein Staubkorn empfindlich stören. Ebenfalls rein muss es in der Lebens- mittelindustrie zugehen, die Hygieneauflagen sind streng. Nerling berät die Unternehmen auch: „Oftmals müssen sich die Firmen erst einmal ihr Umfeld genau anschauen: Pflügt draußen vor der Produktionshalle zum Beispiel ein Bauer? Sind die Fenster dann geschlos-sen? Das sind Fragen, die vorab zu klären sind.“ Dann zeigt sich, ob es gleich ein Reinraum sein muss oder ob ein kostengünstiger Sauberraum genügt.

In einem kleinen Segment der Beste werden – das ist ein bewusstes Prinzip von Nerling, „Keilprinzip“ nennt der Seniorchef es. Qualität und Transparenz bei den Lösungen sind dem Unternehmen wichtiger als schnel-le Erfolge oder Marktgröße. Sein Know-how lässt der Unternehmer in unterschiedliche Netzwerke einfließen, unter anderem war er Gründungsmitglied des regio-nalen Kompetenzzentrums Cleaning Excellence Center (CEC) mit Sitz in Leonberg.

Angefangen hat das Familienunternehmen, das mittler-weile um die 70 Mitarbeiter zählt, im Jahr 1970 als Ingenieurbüro. In die eigene Produktion ging Nerling zehn Jahre später. „Wir kommen aus dem Trennwand- und Deckenbau“, so der Seniorchef. Auch heute noch sieht sich der Raumbauer als Ingenieurbüro, nur eben mit angeschlossener Fertigung, denn, so Nerling, „wir entwickeln und bauen in Einem“. Leonie Rörich

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Branchenfokus

ist heute ein führender Großhändler für mechanische Verbindungselemente und Hersteller hochpräziser Dreh- und Fein- bearbeitungsprodukte. „Neben dem Groß- handel mit Verbindungselementen in vielfältigen Werkstoffen, Güteklassen und Oberflächen beraten wir unsere Kunden bei Sonderlösungen und fertigen Präzi-sionsteile nach Zeichnung selbst an“, sagt Geschäftsführer Rainer Grässle, der Enkel des Firmengründers Otto Roth.

Dieser belieferte bereits 1955 mit damals 150 Mitarbeitern das gesamte Bundes-gebiet, die Beneluxstaaten, die Schweiz, Dänemark und Norwegen sowie zahl- reiche Länder in Übersee mit Flanschen, Schrauben und Drehteilen. In den 1980er- Jahren verlangte vor allem der komplexer werdende Maschinen- und Anlagenbau nach Sonderlösungen und noch mehr Qualität. Deshalb entschied man sich,

Schrauben, Muttern, Flanschen, Rohrbö-gen, Bolzen oder Formdrehteile kommen überall dort zum Einsatz, wo etwas sicher verbunden werden muss: im Maschinen- und Anlagenbau, bei der Fertigung von Windkraftwerken und Motoren, bei der Produktion von Rohrleitungen, Kesseln und Schiffen, in der Luft- und Raumfahrt. Die 1914 als Handel für den Zentral-heizungsmarkt und Kleineisenwaren ge-gründete Otto Roth GmbH aus Stuttgart

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Richtig verbunden

den Fertigungsbetrieb für hochpräzise anspruchsvolle Dreh- und Feinbearbei-tungsprodukte im Mikrometerbereich aus-zubauen. 100 Jahre nach der Gründung wird das einzigartige Know-how rund um die Verbindungstechnik kontinuierlich weiterentwickelt – so investiert das Unter-nehmen kontinuierlich in seine Standorte in Deutschland sowie in modernste Tech-nologien. Aus dem kleinen Schrauben-handel von einst ist ein familiengeführtes mittelständisches Unternehmen mit 300 Mitarbeitern an neun Standorten, flachen Hierarchien und schnellen Entscheidungen geworden, bei dem bereits die vierte Ge-neration in den Startlöchern steht. Das Sortiment umfasst 100.000 Artikel; mehr als 10.000 Kunden aus den unterschied-lichsten Branchen werden laufend beliefert. (som)

ottoroth.de

Wärmflaschen bestanden traditionell aus Metall oder Gummi. Dann kam Fashy und brachte 1976 seine erste Wärmflasche aus thermoplastischem Kunststoff auf den Markt, der im Vergleich zu Gummi eine wesentlich ausgefallenere Material-gestaltung erlaubt. So gibt es heute unter den kultigen Fashy-Wärmflaschen nichts, was es nicht gibt: Ob in glatter Ausfüh-rung, mit Halblamelle zum Schutz vor zu großer Hitze, in Kissen- und 3-D-Optik, mit Wellendekor oder aber transparent mit Plastikfischen, die bei zu heißem Wasser ihre Farbe ändern – langweilig wird es beim Wärmflaschenkauf an-gesichts dieser teils fantasievollen, teils sehr praktischen Designs nicht. Für das Ausdenken und Entwerfen, auch für den internationalen Markt, sind die Fashy- Designer in der Firmenzentrale in Korntal-Münchingen verantwortlich.

„In England mögen sie rosa mehr“, sagt Fashy-Geschäftsführer Wolfgang Kraus. In China hingegen ist das Siegel deutscher Ingenieurskunst und Qualität made in Germany das wichtigste Kriterium. In den

schuhen und Taucherbrillen Nacken-wärmer mit Rapssamenfüllung, Kirsch-kernkissen mit Tiermotiven für die Kleinen und zwei Marken für Bademoden. „Fashy bietet einen außergewöhnlichen Mix und steht damit auf mehreren Beinen“, sagt Wolfgang Kraus zufrieden. Die Firma ist Spezialistin in ihrer Sparte und gleich-zeitig breit aufgestellt. (leo)

fashy.de

Otto Roth aus Stuttgart hat sich vom Schraubenhändler zum Spezialisten für sichere Verbindungstechnik entwickelt

Kult um die Flasche

1980er-Jahren begann Fashy, Bezüge in allen Formen und Farben anzubieten, in den 1990ern kamen Plüschbezüge für Kin-der dazu. So wurde aus der Wärmflasche ein besonders warmes und wohltuendes Kuscheltier, nach dem sich greifen und mit dem sich wunderbar schmusen lässt. Der Trend hin zu immer verspielteren Wärmflaschendesigns hat sich in Lizenz-figuren wie Snoopy, Shaun das Schaf oder Prinzessin Lillifee fortgesetzt.

Auf hohe Qualität und die Sicherheit seiner Produkte legt Fashy großen Wert. Neben der Idee, Kunststofffolien zu Wärmflaschen zu schweißen, konnte sich die Firma mit einer weiteren technischen Innovation europaweit einen Vorsprung sichern: Sie entwickelte eine Verschluss-technik, die ganz ohne Gummidichtung auskommt, weil die Wärmflasche mit der Gewindebuchse am Flaschenhals ver-bunden ist.

Wärme und Wasser sind weitere Themen-felder, die das Unternehmen bedient. Zum Sortiment gehören neben Bade-

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Die Fashy GmbH aus Korntal-Münchingen steht für originelle Wärmflaschen und Artikel rund um die Themen Wärme und Wasser

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Die letzten Reste von Keplers Supernova: So zeigte sich der Stern, dessen Erscheinung Johannes Kepler 1604 beobachtet, beschrieben und erklärt hat, 350 Jahre nach seiner Explosion den NASA-Fotografen. Der Astronom aus Weil der Stadt legte den Grundstein für die Optik als Wissenschaft und entdeckte die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich Planeten um die Sonne bewegen. Damit gehört er mit Größen wie Galileo Galilei und Isaac Newton in eine Ahnengalerie. Knapp 400 Jahre später kamen die Stuttgarter Raumfahrtpioniere Ernst Messerschmid und Ulf Merbold den Sternen noch näher.

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Titelthema: Pioniergeist

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Erfolgreiche Unternehmer hinterlassen die größten Spuren. Die bahnbrechenden Leistungen von Gottlieb Daimler und Robert Bosch zogen unzählige weitere Gründer nach sich, die als Automobilzulieferer groß ge-worden sind und den wirtschaftlichen Erfolg in der Region Stuttgart verankert haben. Doch längst nicht alle Firmenpioniere treiben sich in schmierölschwangeren Werkstätten herum, selbst dann nicht, wenn sie, wie Markus Staiger, vor dem Start der großen Karriere eine Lehre als Maschinenschlosser zwischenschalten. Der Donzdorfer erkannte seine Chance in einer besonderen Nische der Musikbranche. Nach einer Amerikareise 1987 gründete er das Label Nuclear Blast. Früh hat er Steckenpferd und Geschäftstüchtigkeit miteinander verbunden: „Ich habe mit 15 Jahren schon Fan-Zeitungen geschrieben und auf dem Schulhof verkauft“, erzählt er. Mittlerweile kümmern sich in dem 12.000-Einwoh-ner-Städtchen 90 Mitarbeiter sowie 20 Angestellte an Standorten in London, Los Angeles, New York und São Paulo um über 100 Bands, die der Marktführer im Independent-Heavy-Metal-Bereich unter Vertrag hat.

Staiger ist eines von vielen Beispielen dafür, dass eine Idee alleine nicht ausreicht. „Pioniergeist ist das Finden neuer Wege und Lösungen, aber das Durchhaltevermögen gegen die meist zahlreichen Widerstände gehört dazu“, sagt der Historiker Dr. Thomas Schnabel, Leiter des Hau-ses der Geschichte an der Stuttgarter Museumsmeile, im Interview (S. 10). Davon kann etwa Rainer Baudis ein Lied singen, der Vater der Tagesklinik für Drogenkranke in Deutschland. Mehr als 30 Jahre lang leitete er die Drogentherapieeinrichtung Four Steps in Schorndorf, die heute in Fellbach sitzt. „Ich musste hartnäckig dran-bleiben und jahrelang viele Skeptiker überzeugen, bis deutschlandweit das Modell Tagesklinik eingeführt war“, erinnert er sich. Das Konzept bietet denjenigen, die den Weg aus der Sucht suchen, bessere Möglichkeiten, sich in Alltag und Berufsleben zu integrieren.

Auf einem ganz anderen Feld war die Stuttgarter Nimbus Group meilenweit voraus. Als Halogenleuchten noch als der letzte Schrei galten, erkannte Nimbus-Gründer Dietrich F. Brennenstuhl vor 15 Jahren das Potenzial der LED-Technologie. Nach fünf Jahren intensiver Ent-

wicklung war die LED so leistungsstark und zuverlässig, dass Nimbus den Markt für einige Jahre konkurrenzlos bediente und sich bis heute einen Vorsprung erhalten hat. Als derzeit einziger Hersteller bietet der Innova-tionsführer LED-Leuchten für nahezu alle Beleuchtungs-aufgaben vom Wohnbereich bis zur Parkanlage.

„Pioniergeist ist wichtig für die Wirtschaft, damit neue Produkte oder Geschäftsideen entstehen. Das sichert langfristig unseren Wohlstand“, sagt Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS). „Aber Ideenreichtum, Eigen-initiative und Tatkraft, die es bei uns in höherem Maße gibt als anderswo, sind nicht auf das Wirtschaftsleben beschränkt, sondern als bürgerliche Tugenden unver-zichtbare Zutaten für eine lebendige und soziale Zivilgesellschaft.“ Diese Werthaltung hat konkrete Auswirkungen: Nirgendwo absolvieren so viele junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr wie in Baden-Württemberg, hat der Trägerverband Landesarbeits- kreis (LAK) festgestellt. Beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert stellt der Südwesten regelmäßig die meisten Teilnehmer wie die meisten Preisträger, auch bei Jugend forscht sind Jungen und Mädchen aus dem Südwesten stets prominent vertreten.

Ideenreich und tatkräftig: Pioniergeist in der Region Stuttgart

Ohne Pioniergeist bleibt alles beim Alten. Der Geist, der gleichermaßen neugierig wie entschlossen Neuland betritt, spiegelt sich in der Wirtschaft, beschränkt sich aber nicht darauf. Die Region Stuttgart ist ein besonders gutes Pflaster für Pioniere aller Lebensbereiche.

Neue Wege

Vom württembergischen König Wilhelm I. wurde Ferdinand Steinbeis 1848 zum Königlich Württembergischen Regie-rungsrat berufen. Als Leiter der Zentralstelle für Handel und Gewerbe in Stuttgart gründete er mehrere Gewerbeschulen zur Ausbildung der Jugend. In der Verbindung von theo- retischem Wissen und praktischem Können sah er die Zukunft des Landes. So wurde er zum Vater der dualen Ausbildung, förderte durch einen praxis- orientierten Technologietransfer die Industrie und unterstützte zudem junge Talente, zum Beispiel einen gewissen Gottlieb Daimler.

Vater der dualen Ausbildung

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Whisky – argwöhnisch von seinen Kollegen beob- achtet. Aus dem ersten Versuch hat sich eine neue Marke entwickelt, die von mehreren Destillen in der Region angeboten wird.

Manche Berufe, wie etwa Wissenschaftler, tragen den Pioniergeist geradezu in sich. Wenn beispielsweise Forscher der Universität Stuttgart beobachten, wie sich Pantoffeltierchen bewegen, dann wollen sie neue Wege gehen, um Dinge zu verändern oder zu verbessern. Sie haben herausgefunden, dass die asymmetrische Form winziger Einzeller ideal ist, um entgegen der Schwerkraft auf geradlinigem Weg nach oben zu ihrem Futter zu schwimmen. „Mit dem selbst organisierten Ausgleich zweier Kräfte lassen sich in Zukunft schwimmende Mikroroboterschwärme selbst organisiert steuern, man könnte sie für den gezielten Transport von Medikamen-ten im Körper oder die Reinigung von Gewässern ein-setzen“, sagt der Physiker Prof. Dr. Clemens Bechinger.

Hirnschmalz gehört noch immer zu den wichtigsten Treibstoffen. „Bildung ist die notwendige Antriebskraft für Kreativität und Pioniergeist“, weiß der Historiker Thomas Schnabel. Die Urmutter aller Stuttgarter Hoch-schulen war die 1829 gegründete Vereinigte Real- und Gewerbeschule. Heute finden sich in der gesamten Region zwei Dutzend Universitäten, Hochschulen, Akademien und Forschungsinstitute – darunter auch Innovationen, die hier das Licht der Welt erblickten.

Reisen bildet

Oft entsteht der Blick auf neue Wege durch eine andere Perspektive. So wurde der schwäbische Whisky, der in den vergangenen zehn Jahren eine steile Karriere hin-gelegt hat, durch eine Reise nach Schottland angeregt. Christian Gruel, dessen Enkel Immanuel heute die Owener Brennerei am Fuße der Burg Teck leitet, dachte sich: „Das kann ich auch – mindestens genauso gut.“ Der Pionier brannte 1988 den ersten schwäbischen

Titelthema: Pioniergeist

179: Herr Schnabel, was ist Pioniergeist?

Schnabel: Pionier war noch Ende des 19. Jahrhunderts ein Begriff für die technischen Truppen des Militärs. In der DDR hießen die Kinder zwischen sechs und 14 Jahren Junge Pioniere. Pionier-geist ist also das Finden neuer Wege und Lösungen. Dazu gehört aber auch das Durchhaltevermögen gegen alle, meist zahlreichen Widerstände.

Wie entsteht Pioniergeist?

Wenn man dies wüsste, würde der Pioniergeist fast überall gefördert wer- den. Es wird wohl eine Mischung aus persönlichen Voraussetzungen, staat-lichen Rahmenbedingungen und gesell-schaftlicher Akzeptanz sein.

Inwiefern sind Industriegesellschaften von Pioniergeist abhängig?

Ohne Innovationen und neue Wege fin-den wir keine Lösungen für neue Fragen, neue Probleme. Das gilt nicht nur für den industriellen, sondern auch für den

gesellschaftlichen Bereich. Die demo-grafischen Veränderungen zum Beispiel erfordern ebenfalls Pioniergeist.

Weshalb weist gerade die Region Stuttgart so viele Pioniere auf?

Das hat zum einen mit der Geschichte zu tun. Da Württemberg kaum Roh-stoffe hat und fernab der großen Handelsrouten lag, die Realteilung zu immer kleinerem landwirtschaftlichem Besitz führte, von dem man nicht mehr leben konnte, blieb den Menschen nur die Auswanderung, wie im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert, oder das Suchen nach neuen Produkten und nach innovativen Lösungen. Zum an-deren ziehen Pioniere andere Pioniere an, da innovative Lösungen in einem Bereich häufig Innovationen in benach-barten Bereichen erfordern.

Welche Rolle spielt der Pietismus?

Der Pietismus muss in Württemberg für alles herhalten, für den Pioniergeist eben-so wie für den RAF-Terrorismus. Wenn mit Pietismus die hohe gesellschaftliche

Bedeutung von Arbeit, dem „Schaffen“, gemeint ist, dann ist die Rolle bedeut-sam. Andererseits wird auch in nicht-pietistischen Gebieten des Südwestens schwer geschafft.

Gibt es Instrumente, um Pioniergeist zu identifizieren oder zu messen?

Der Geist ist, wie immer, sicherlich kaum zu messen. Identifizieren und messen können wir erst die Ergebnisse des Pio-niergeistes, also die Patente, die neuen Produkte, die Innovationen in allen Bereichen, die jungen erfolgreichen Unternehmen.

Begünstigt Bildung Kreativität und Pioniergeist?

Bildung, die sich nicht in ECTS-Punkten wie im sogenannten Bologna-Prozess erschöpft, ist die notwendige Antriebs-kraft für Kreativität und Pioniergeist. Dabei kann es sich ebenso um eine pri- mär berufliche als auch um eine Hoch-schulbildung handeln.

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Dr. Thomas Schnabel, geboren 1952, studierte Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaften. Seine Doktorarbeit schrieb er über „Württemberg zwischen Weimar und Bonn 1928 – 1945/46“. Er ist seit 1989 Leiter des Hauses der Geschichte und veröffentlichte zahlreiche Beiträge vor allem zur Landesgeschichte in Südwest-deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. Darüber hinaus ist er Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg.

Das Haus der Geschichte Baden-Württem-berg in Stuttgart zeichnet die Landes- geschichte der vergangenen gut 200 Jahre nach. Vorrangiges Ziel ist es, das Bundes-land in all seinen Facetten abzubilden. Die Ausstellung „RAF-Terror im Südwesten“ war mit mehr als 70.000 Besuchern die publikumsstärkste Sonderschau, gefolgt von „Gefühle, wo man schwer beschrei- ben kann“ über den Fußball im Südwesten. Dank der lebendigen, durch verschiedene Medien unterstützten Präsentation erreicht das Museum ungewöhnlich viele Familien und junge Besucher.

Dr. Thomas Schnabel Leiter Haus der Geschichte Baden-Württemberg

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Titelthema: Pioniergeist

Ist es möglich, Pioniergeist zu fördern und wie kann das funktionieren?

Prinzipiell ja, allerdings wird es bei den konkreten Vorschlägen schon schwieri-ger. Grundsätzlich sollte in einer Gesell-schaft die Suche nach neuen Wegen und Lösungen positiv belegt sein, die der Gesellschaft und nicht nur dem Einzelnen nutzen. Dazu gehört auch das Akzeptie-ren von nicht vorhersehbaren Irrtümern.

Hängen Risikobereitschaft und Pioniergeist zusammen?

Ja, denn Pioniergeist lässt sich nur mit einer mehr oder minder starken Risiko-bereitschaft realisieren. Wer neue Wege beschreitet, benötigt häufig einen lan- gen Atem und läuft immer Gefahr, auch zu scheitern.

Welche sind in Ihren Augen die größten Pioniertaten?

Alle, die den Menschen helfen und nut-zen, im gesellschaftlichen, im technischen oder medizinischen Bereich. Es wäre den vielen Pionieren im Land gegenüber un-fair, nur zwei oder drei herauszugreifen.

Die Fragen stellte Astrid Schlupp-Melchinger

Zunächst in Stuttgart und Mannheim ging das Land Ba-den-Württemberg 1974 neue Wege. Die Firmen Daimler, Bosch und SEL entwickelten mit der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie und der Industrie- und Handelskam-mer das „Stuttgarter Modell“ – eine praxisnahe Alternati-ve zum klassischen Hochschulstudium. Die Kombination aus Ausbildung und Studium mit der engen Verzahnung von Theorie und Praxis wurde rasch zum Renner und hat sich bald auch in anderen Bundesländern etabliert. Seit 2009 firmiert die ehemalige Berufsakademie als Duale Hochschule und zählt 34.000 Studierende mitsamt 9.000 Ausbildungspartnern. Die Gründungsgeschichte dieser Einrichtung verweist auf eine besondere Stärke hierzulande: die enge Zusammenarbeit zwischen Aus-bildung, Forschung und Unternehmen. Auch die von der regionalen Wirtschaftsförderung ins Leben gerufenen

Kompetenz- und Innovationszentren oder Anlaufstel-len wie Contact Us an der Universität Stuttgart bauenBrücken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

Bildung als Treibstoff

Vor aller fachlichen Qualifikation steht „das allgemei-ne Menschenrecht auf Bildung“, so sah es Emil Molt, Eigentümer der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik in Stuttgart. Er gründete 1919 eine Betriebsschule, deren anthroposophisch beeinflusste Statuten heute selbst- verständlich anmuten: Förderung statt Auslese, gemein-same Klassen für Jungen und Mädchen, unabhängig von Herkunft, Nationalität oder Konfession. Das Modell machte auf dem ganzen Globus Karriere und besteht in rund 1.000 Waldorfschulen weltweit fort. Mehrere, meist kleinere Unternehmen, wie Wala in Bad Boll, Ostheimer in Zell unter Aichelberg oder Huober Brezel in Erdmannhausen sind von der Anthroposophie geprägt.

Pioniere geben sich nicht mit dem zufrieden, was sie haben. Sie wollen Dinge verändern und verbessern. 1969 gründeten Ute und Siegfried Steiger nach dem tragischen Unfalltod ihres achtjährigen Sohnes die Björn Steiger Stiftung. Er starb wenige hundert Meter vom Winnender Krankenhaus entfernt, weil der

Mit Stihl Timbersports hat sich der Motorsägenhersteller eine eigene Sportart geschaffen. 1985 hat die Firma das Sportholzfällen professionalisiert und eine Meisterschafts- serie in den USA ins Leben gerufen, die sich mittlerweile als Königsklasse im Sportholzfällen etabliert hat und sogar eigene Weltmeisterschaften ausrichtet.

Stihl Timbersports

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Titelthema: Pioniergeist

Nachdem er aufgrund eines Staus zu spät zum vier- beinigen Patienten kam, machte der Sachsenheimer Tier- arzt Dr. Steffen Kappelmann kurzerhand den Piloten- schein und kaufte sich einen Tragschrauber. Heute ist er der einzige Veterinär in Deutschland, der durch die Lüfte kommt. Eine 50 Meter lange ebene Wiese muss der jeweilige Bauernhof als Start- und Landebahn zur Verfügung stellen, damit der auf Rindviecher speziali- sierte Tierarzt einschweben kann.

Fliegender Tierarzt

Rettungswagen fast eine Stunde brauchte, bis er an der Unglücksstelle eintraf. Notrufnummer, Flugrettung, Handyortung oder Baby-Notarztwagen – dies und einiges mehr ist der Initiative zu verdanken, die jetzt ganz große Pläne hat und in China ein Rettungswesen nach deutschem Vorbild aufbauen will.

Viele Unternehmen der Region haben Erfolg, weil sie etwas anders machen. Oskar Lapp stellte sich 1957 die Frage, wie man das bis dato herrschende Kabelgewirr vereinfachen könnte und setzte die ebenso einfache wie geniale Idee um, Kabelschläuche zu produzieren, die ölbeständig, flexibel und deren darin verlaufende Leitungen farblich gekennzeichnet sind. Der einpräg-same Markenname „Ölflex“, in dieser Branche damals ein Novum, trug zum Erfolg der familiengeführten Lapp Group bei, die heute mit mehr als 3.000 Mit- arbeitern weltweit agiert.

„Ich bin neugierig darauf, wie Dinge gehen können, auf die noch keiner gekommen ist“, bringt es Ulrich Dietz, Vorstandsvorsitzender der Softwareschmiede GFT Group auf den Punkt. Das neue Bürohaus im Stuttgarter Fa-sanenhof will er nicht alleine beziehen, sondern Platz für ideenreiche Gründer reservieren und für alle gewinn-bringend mit ihnen zusammenarbeiten (Porträt S. 14). Andernorts schickte man ein junges Team unverbrauch- ter Talente ins Rennen, um ein umformtechnisches Dogma infrage zu stellen. Bei der Allgaier GmbH aus Uhingen haben Ingenieure ein revolutionäres Verfahren entwickelt, mit dem Bauteile hergestellt werden, die im Auto bis zu 60 Prozent Gewicht einsparen, ohne dass die Stabilität beeinträchtigt wird. Es lassen sich kom-plexere Geometrien fertigen, und was früher aus drei Teilen zusammengesetzt werden musste, kann in einem Arbeitsschritt erledigt werden. „Die Methode gleicht einem Quantensprung in der Umformtechnik und ist damit wegweisend für die Zukunft der Automobil- produktion“, erklärt Allgaier-Chef Helmar Aßfalg.

Innovationskultur fördern

Außergewöhnliche Erfindungen und Anstöße einzelner Pioniere reichen indes nicht mehr aus, um am Markt erfolgreich zu sein. Kann man lernen, wie ein Pionier zu denken? „Innovationsprozesse entstehen nicht aus for-malisierten Kreativitätstechniken“, meint Prof. Dr. Peter Hofmann, Spezialist für industrielle Automatisierungs-technik bei der Festo AG. Dies geschieht am besten in einem Klima, in dem sich Mitarbeiter trauen, gewoh-nte Pfade zu verlassen, miteinander kommunizieren, um dann gemeinsam Neues zu schaffen. Das muss auch mal danebengehen dürfen. „Scheitern gehört auch zur Unternehmenskultur“, gibt Bosch-Chef Volkmar Denner in einem Zeitungsinterview zu Protokoll. Nur so ließen sich Dinge vorantreiben und noch dazu einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Dennoch entwickeln Wissenschaftler Strategien, um eine Innovationskultur zu systematisieren. Am Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) erarbeitet ein Forscherteam Methoden und Werkzeuge, mit de- nen sich die Innovationsfähigkeit messen und bewerten lässt. „Wir wissen, wie Innovationsprozesse optimiert und beschleunigt werden können. Für unsere Kunden leiten wir daraus konkrete Handlungsempfehlungen ab und unterstützen sie bei der Umsetzung“, erläutert Prof. Dr. Joachim Warschat, Leiter des Geschäftsfeldes Technologie- und Innovationsmanagement.

Eine Facette der gelebten Innovationskultur ist Open Innovation. Viele Unternehmen haben erkannt, dass Tüfteln im stillen Kämmerlein oft auch das Schmoren im eigenen Saft bedeutet. Mit Know-how von außen entwickeln sie neue Produkte gemeinsam mit Branchen-partnern, Kunden, Zulieferern und Forschungseinrich-tungen. Von Kooperationen profitieren gerade kleine und mittelgroße Firmen innerhalb der funktionierenden Branchennetzwerke in der Region Stuttgart. Ganz im Sinne dieses Gedankens haben zwei junge Ingenieure, die sich während des Studiums bei Porsche kennen-

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lernten, automobiles Hightech-Wissen und private Fahr-radbegeisterung verbunden. Christoph Lermen und Michael Schmitz übertrugen ihr Wissen aus der Auto-mobilentwicklung auf die Fahrradschaltung, entwickel- ten ein robustes und wartungsfreies Hightech-Getriebe, „eine neue Basistechnologie“, wie sie selbstbewusst erklären, und setzten sich und ihre Firma Pinion in Denkendorf auf die Erfolgsspur.

Neuentwicklungen sind das Sahnehäubchen. Manchmal reicht es aber bereits aus, Bekanntes neu umzusetzen. Seit 2005 bietet die Stuttgarter Materialagentur Raum-probe eine stetig wachsende und katalogisierte Samm-lung von Materialmustern an, die auf dem aktuellsten Stand ist. Bis dato lassen sich mehr als 40.000 Material-muster nicht allein online einsehen, sondern 3.500 Materialtafeln vor Ort anfassen. „Wir haben hier eine Lücke gesehen. Planer und Architekten bestätigen uns, dass sie die Sammlung als Informations- und Inspira-tionsquelle schätzen“, sagt Hannes Bäuerle, einer der Gründer.

Modern und traditionell zugleich

„Man muss an seine Ideen glauben und sie hartnäckig verfolgen“, war auch Ernst Weichel überzeugt. Leute, die vor 40 Jahren weiterdachten, glaubten an die Zu-kunft von Bioprodukten aus ökologischem Landbau. Der Heininger Landwirt, der noch dazu den Ladewagen erfunden hat, gehörte 1974 zu den Gründungsmitglie-dern und Pionieren, als im Kreis Göppingen ein Verein für Biogemüse entstand – Vorläufer des heutigen An-bauverbands Bioland. Aus anfangs 90 Mitgliedern sind 1.250 Erzeuger geworden, die in Baden-Württemberg 50.000 Hektar bewirtschaften. Die heutige Entwicklung zeigt, dass sie frühzeitig auf das richtige Pferd gesetzt haben, denn der Biomarkt wird beständig größer: Hat die Biolebensmittelbranche im Jahr 2000 in Deutschland noch rund zwei Milliarden Euro umgesetzt, waren es 2013 bereits über 7,5 Milliarden.

Die größten Pioniertaten sind solche, „die den Men-schen helfen und nutzen, im gesellschaftlichen, techni-schen oder medizinischen Bereich“, formuliert Thomas Schnabel, Leiter des Hauses der Geschichte. Unter diesem Aspekt ist die einzigartige bürgerschaftliche Initiative „Der Rote Faden“ in Kernen im Remstal ein Volltreffer. Sie unterstützt Familien, um deren Kindern

einen erfolgreichen Bildungsweg zu ermöglichen. „Die durchgängige Hilfestellung des Roten Fadens ver-bindet ehrenamtliches und hauptberufliches Bildungs-engagement direkt vor Ort, von der Hebamme bis zum Azubipaten“, fasst Volker Reissig, der das Projekt angeschoben hat, das Besondere zusammen. Rund 60 Ehrenamtliche engagieren sich etwa als Sprachpaten oder Lernbegleiter. Sie haben einen großen Anteil daran, dass die Initiative schon bundesweit mehrere Preise und Auszeichnungen erhielt.

Für Pioniere in allen Lebensbereichen gibt es in der Region Stuttgart zahlreiche Beispiele. Vor 150 Jahren freu-ten sich Menschen über eine vorbildliche Wohnsiedlung für die Arbeiterfamilien, die in der Baumwollspinnerei und -weberei von Arnold Staub beschäftigt waren. Die Arbeitersiedlung in dem kleinen Ort Kuchen im Filstal bot viel Platz, Kinderbetreuung, warmes Wasser und einen lichten, luftigen Arbeitsplatz – Dinge, die uns heute selbstverständlich erscheinen. Die Mustersiedlung von 1867 war ein Novum in Deutschland, ein innovatives Instrument der Mitarbeiterbindung und diente als Vorbild für weitere Arbeitersiedlungen, so etwa in Stuttgart-Ostheim, die von dem Stuttgarter Bankier Eduard Pfeiffer initiiert wurde. Staub hat damals vieles vorweggenom-men, was heute unter dem Etikett Fachkräftesicherung und als Beispiel für verantwortliche Unternehmens-führung wieder hochaktuell ist. Gerade hier zeigt die von mittelständischen Familienunternehmen geprägte Region Stuttgart nach wie vor ihre Stärken. Astrid Schlupp-Melchinger

Titelthema: Pioniergeist

Der gelernte Industriekaufmann Werner Schretz-meier gründete 1968 eines der ersten sozio-kulturel-len Zentren Deutschlands, den Club Manufaktur in Schorndorf. Mit Hartnäckigkeit und einer gewissen Schlitzohrigkeit, wie es ihm die Wochenzeitung Die Zeit attestierte, überzeugte er 1984 die Stadt Stuttgart, ihm ein altes Fabrikgebäude in Wangen

sowie eine knappe Million Mark Zuschuss für den alternativen Kulturbetrieb zu überlassen. Das Theaterhaus war geboren, das der Regisseur und Autor bis heute leitet, seit 2003 an neuer Spiel- stätte am Pragsattel. Mit 1.000 Vorstellungen und 300.000 Besuchern pro Jahr ist es das bestbesuchte Haus seiner Art in Deutschland.

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Titelthema: Pioniergeist

Der IdeenfabrikantUlrich Dietz hat klein angefangen. Mit 17 gründete er als Maschinenschlosser seine erste Firma. Jetzt ist er 56 und Vorstandsvorsitzender des globalen IT-Unternehmens GFT Group, das 3.100 Mitarbeiter beschäftigt. Porträt eines latent Neugierigen. Von Michael Ohnewald

Das Kinn auf die Faust gestützt, wirkt er ein bisschen wie „Der Denker“ des Bildhauers Auguste Rodin. Ulrich Dietz sitzt in seinem Büro, das er bald für ein neues ver-lassen wird. Auch so eine Idee von ihm. Dietz ist groß in Ideen. Er kann nicht genug davon bekommen.

„Ich bin neugierig darauf, wie Dinge gehen können, auf die noch keiner gekommen ist“, sagt er. „Das macht mir am meisten Spaß.“ Das geht schon länger so bei Ulrich Dietz, der ein „grottenschlechter“ Schüler war, weil ihn die Welt jenseits des Klassenzimmers brennend lockte. Mit 14 reparierte er Motorräder und machte damit ein paar Mark. Mit 17 gründete er als Maschinen-baulehrling seine erste Firma. Er hatte gemerkt, dass ihm ein gewisses Talent für technische Zeichnungen gegeben war. Er bot seine Dienstleistung an und hatte bald so viele Aufträge, dass er selbst welche vergeben konnte. Nebenbei borgte er sich bei der Oma ein bisschen Geld und kaufte eine Kopiermaschine, was den Umsatz des Jungunternehmers kräftig erhöhte.

Viele würden sich vermutlich einrichten in einer solchen Geschäftsidee. Dietz ist da anders. Er ist ein Entdecker, der sich jenseits der ausgetretenen Pfade bewegt, ein Gehender, dem sich der Weg unter die Füße schiebt. Statt sich als Zeichner zu verdingen oder in Pforzheim den elterlichen Schmuckbetrieb zu übernehmen, holte er auf der Abendschule das Abitur nach, studierte Maschinenbau in Reutlingen und heuerte für ein paar Monate bei seinem Patenonkel Berthold Leibinger an, dem Patron des Maschinenbauers Trumpf. Der gab ihm den Rat, beharrlich den Horizont zu weiten. Dietz hielt sich daran und hängte noch ein Studium an: Product Engeneering in Furtwangen. Dort gründete der Diplom-Ingenieur 1985 mit Absolventen ein Institut für Soft-wareentwicklung. Zwei Jahre später ging daraus das IT-Unternehmen GFT hervor.

„Vielleicht ist das ein wenig genetisch bedingt“, sagt Dietz über seine Neigung, sich auf ungewohntes Ter- rain zu wagen, an eine Vision zu glauben und sich dem Markt zu stellen. Sein Großvater hat schon vor dem Ersten Weltkrieg Schmuck in Italien produziert, was damals ziemlich revolutionär war. Der Enkel ist ähnlich veranlagt. Das hat ihn weit gebracht. Dietz verwandelte

die anfangs drei Mitarbeiter zählende Softwarebude aus dem Schwarzwald in ein börsennotiertes globales Unternehmen, das Lösungen für Banken und Versiche-rungen entwickelt, neue Geschäftsfelder erschließt und Anwendungen für den Finanzsektor anbietet. Zu den Kunden gehören nahezu alle großen Banken in Europa, die Post oder auch der Maschinenbauer Trumpf. Die GFT Technologies AG musste gerade erst wieder per Ad-hoc-Mitteilung die Prognose für das laufende Jahr erhöhen und erwartet nun für 2014 einen Umsatz von 360 Millionen Euro. Die Gruppe beschäftigt derzeit 3.100 feste Mitarbeiter in elf Ländern.

„Gute Leute ziehen gute Leute an“, erklärt Dietz den Auf-stieg der Firma, deren Chef von der Neugier getrieben wird wie der Teig von der Hefe. Er ist zutiefst davon über- zeugt, dass vor allem Baden-Württemberg auf den nach-wachsenden Rohstoff der Ideen setzen muss, um weiter vorne zu bleiben. „Dieses Land braucht mehr Visionen“, sagt er. „Wir managen zu viel vor uns hin.“ Dietz wirkt bei solchen Sätzen an seinem Schreibtisch wie ein in sich ruhender Prophet, dem das Alter nur wenig anhaben kann, weil er sich jung hält durch Exkursionen in Gegen-den, die auf keiner Landkarte verzeichnet sind. Auf sei- nen Reisen hat er viele Menschen getroffen, die seinen Horizont geweitet haben, vor allem auch Künstler, solche, die gerne querdenken. Die mag er. Weniger gern hat er Bedenkenträger, solche, die an lähmenden Gewohn-heiten festhalten, die lieber zurückblicken als nach vorne und alles Neue madig machen. Dietz hält als Artenschutz-beauftragter für Ideen dagegen. „Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, dann gibt es keine Hoffnung für sie.“ Dieser Satz könnte von ihm stammen. Tut er aber nicht. Albert Einstein hat ihn geprägt.

Wie kein anderer setzt sich Dietz für eine neue, ver- netzte Entdeckerkultur ein, die in geschützten Biotopen gedeihen kann. Vor diesem Hintergrund zieht die Firma von ihrem bisherigen Domizil in Stuttgart-Plieningen dem-nächst in ein Bürohaus, gelegen im Stuttgarter Fasanen-hof, in dem neben den Büros für die eigenen Mitarbeiter auch 2.000 Quadratmeter für junge kreative Firmen re-serviert werden, die Ideen rund um das Thema Mobilität entwickeln. Für ein Jahr dürfen die ausgewählten Grün-der in dem deutschlandweit einzigartigen Innovations-

„Ich bin neugierig darauf, wie Dinge gehen können, auf die noch keiner gekommen ist“

„Dieses Land braucht mehr Visionen“

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Titelthema: Pioniergeist

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Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden, die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende Persönlichkeiten aus der Region.

campus nicht nur kostenlos Büroräume nutzen, sondern auch das Know-how der IT-Profis von GFT, die seit 2011 jedes Jahr auch einen internationalen IT-Innovations-wettbewerb namens Code-n veranstalten. n steht für new. Gesucht werden, man ahnt es, viel versprechende Technologien, die in der Lage sind, den Markt zu re- volutionieren. So manche Idee hat bereits Flügel be-kommen und wurde von renommierten Firmen gekauft oder hat namhafte Partner gefunden.

In Zeiten, in denen der Quartalsbericht zur Firmenbibel wird und der Umsatz den Grundsatz verdrängt, ist eine solche Privatinitiative durchaus ein mutiger Schritt von einem mittelständischen Unternehmen, der freilich so ganz uneigennützig auch nicht ist. „Wir haben davon eine intellektuelle Rendite“, sagt Dietz. Die Firmengrün- der sollen nicht nur die GFT-Leute inspirieren, sondern auch den Kunden des Unternehmens bei Innovations-workshops die Augen öffnen. Und wenn es eine allzu prickelnde Idee ist, kann sich der Firmenchef durchaus auch vorstellen, dass sich das Unternehmen daran be-teiligt. „Man wird nicht dümmer, wenn man mit solchen Start-ups zusammen ist“, sagt Dietz, der sich noch gut an die Zeit erinnern kann, als er selbst ein Gründer war und mit Unterstützung des Landes Baden-Württem- berg im Technologiezentrum von Sankt Georgen seine ersten Pläne geschmiedet hat.

Auf dem Schreibtisch liegt ein silbernes Buch. „The new New“. Ulrich Dietz hat es herausgegeben. Für das Werk hat er 18 Vorreiter besucht, die etwas zur Zukunft des Neuen beitragen. Physiker, Architekten, Forscher,

Designer, Künstler. „Zahllose Menschen grübeln, tüfteln, basteln, forschen derzeit, um die Gegenwart mitzuge-stalten“, heißt es in dem 200 Seiten starken Band. „Ihr kostbarster Reichtum sind ihre Ideen, Netzwerke und Plattformen ihre Ideenbörsen. Aus diesem grenzenlosen Potenzial entsteht der Rock ‘n‘ Roll unserer Zukunft.“

Der Ideenfabrikant blickt auf seine Uhr. Draußen wartet die Sekretärin mit Arbeit. Dietz hat noch einiges vor, fühlt sich nicht zu alt für das Neue, für die Choreogra-fie der Entdeckung, die sich längst auch in die nächste Generation fortpflanzt. Neulich hat sein ältester Sohn, gerade 15, eine App entwickelt. Vielleicht kultiviert auch er das unabhängige Denken, das für große Ideen wie das Backpulver für den Kuchen ist. „Als Unternehmer im IT-Bereich beschäftige ich mich von Berufs wegen ständig mit neuen Technologien, Produkten und Märkten“, sagt Dietz. „Um global wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir permanent Neues finden und erfinden.“ Für einen Moment schaut er auf die Pinnwand vor dem Schreib- tisch. Dort hängt ein Spruch des Künstlers Martin Kippen- berger, den er mag: „Heute denken, morgen fertig!“

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Wissenschaft

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enMännlich und einsilbig

Wer es auf eine Bestsellerliste bringen möchte, sollte als Autor männlichen Ge-schlechts sein, besser nicht aus Deutschland kommen und seinem Werk einen kurzen Titel geben. Zu diesem Ergebnis kommt eine statistische Auswertung von Bestsellerlisten der vergangenen 15 Jahre am Institut für Literaturwissenschaft der Universität Stutt-gart. „Im Untersuchungszeitraum wurden von den 20 meistverkauften Büchern mehr als 60 Prozent von Männern verfasst“, so der Kölner Professor Dr. Hektor Haarkötter, der mit Studenten das Forschungsprojekt an der Universität Stuttgart durchgeführt hat. Auch was die Nationalität der Best-sellerautoren angeht, ist das Bild eindeutig: Nur 29 Prozent kamen aus Deutschland, den Löwenanteil stellten englischsprachige Autoren. Zudem sind kurze Titel besonders erfolgreich: 57 Prozent der Buchtitel, die es unter die meistverkauften Drei geschafft haben, zählten höchstens drei Wörter, mehr als ein Viertel aller Bestseller hatte sogar nur ein Wort als Titel. (tos)

uni-stuttgart.de/ilwndl

Wissenschaftler der Universität Stuttgart drehen kräftig an der Effizienzschraube von Solarzellen: Am Institut für Foto-voltaik ist es gelungen, Zellen mit fast 22 Prozent Wirkungsgrad herzustellen. Heute handelsübliche Modelle haben eine Energieausbeute von nur rund 15 Prozent, unter anderem weil die auf der Vorderseite verlegten elektrischen Kontakte Teile der Zellen verschatten.

Eine weitaus höhere Ausbeute ermög-lichen Solarzellen, deren Kontakte auf der Rückseite liegen. Dieser Solar-zellentyp erfordert allerdings sehr feine Strukturen, das macht ihre Produktion aufwändig und teuer.

Die Stuttgarter Wissenschaftler haben ein Laserverfahren entwickelt, das die einfache Herstellung dieser Struk-turen in besonders hoher Auflösung ermöglicht. Durch das neue Verfah-ren entfällt zudem fast die Hälfte der Arbeitsschritte, die bisher bei der in-dustriellen Produktion nötig sind. Als Nächstes möchten die Forscher die neuen Zellen nun in industrieüblichen Größen herstellen und damit für die Massenproduktion tauglich machen. Für die deutsche Solarindustrie ver-spricht die billigere Herstellung solch hocheffizienter Fotovoltaikmodule neue Wettbewerbschancen. (tos)

ipv.uni-stuttgart.de

Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisie-rung (IPA) in Stuttgart haben ein Gerät entwickelt, das eckige Löcher bohren und damit beispielsweise das Einsetzen künst-licher Hüftgelenke erleichtern kann. Bei der Operation müssen die Ärzte ein großes rechteckiges Loch in den Oberschenkel-knochen bohren. Dabei müssen sie sehr präzise vorgehen, damit das Implantat fest anliegt und keine Hohlräume entstehen. Bisher arbeiten die Chirurgen dabei meist von Hand mit verschiedenen Raspeln.

Für ihr neues Gerät haben sich die Stutt-garter Forscher von Holzwespen inspirieren lassen. Zur Eiablage bohren die Tiere bis zu sechs Zentimeter tiefe Löcher. Ihr Lege-

stachel besteht aus drei separaten Raspeln, die sich unabhängig voneinander und in einem ausgeklügelten Wechselspiel bewe-gen und so fast von selbst ins Holz fressen. Dieses Prinzip haben die Forscher auf ihren neuen Bohrer übertragen. Da bei dieser „Pendelhub“-Bohrtechnik nichts rotiert, lassen sich Löcher mit rechteckigem, aber auch drei- oder mehreckigem Querschnitt erzeugen. Die Anwendungen des neuen Geräts beschränken sich nicht auf die Medizin: Da der Bohrer kaum Gegendruck braucht, könnte er selbst im Weltall oder unter Wasser genutzt werden. Beim Inter-national Bionic Award 2014 wurde das Ge-rät mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. (tos)ipa.fraunhofer.de

Von Holzwespen abgeschaut

Tür öffnen, Schmutz einfüllen, Reinigungs-mittel einlegen und neu starten: Ge-schirrspüler müssen Hunderte Testzyklen durchlaufen, um ihre Zuverlässigkeit im Alltag zu beweisen. Bislang waren diese Tests sehr aufwändig, da die Maschinen in den Laboren der Hersteller von Hand bedient wurden. Das Stuttgarter Fraun-hofer-Institut für Produktionstechnik und

Mobiler Roboter testet Geschirrspüler

Automatisierung (IPA) hat nun einen mobilen Roboter entwickelt, der diese Aufgaben komplett übernimmt. Das ent-lastet die Mitarbeiter und verhilft zu bes-ser vergleichbaren Testergebnissen. Eine Besonderheit ist die einfache Program-mierung: „Um neue Bewegungen intuitiv vorzugeben, kann man den Manipulator einfach an die Hand nehmen“, erläutert

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Höchst effiziente Solarzellen

Projektleiter Theo Jacobs. Ein besonderes Augenmerk legten die Forscher auf die Sicherheit des Bedieners. So bleibt der Roboter etwa im Programmiermodus sofort stehen, wenn er losgelassen wird. Im Automatikbetrieb hingegen werden Mensch und Roboter wie üblich durch einen Sicherheitszaun getrennt. (tos)

ipa.fraunhofer.de

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Allein in Deutschland leiden fünf Millio-nen Menschen an Knorpelverschleiß. Je älter wir werden, umso mehr sind Hüfte, Knie und Schulter beansprucht. Risiko-sportarten erhöhen das Risiko für Ge-lenkerkrankungen, und zunehmendes Körpergewicht ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.

Die Esslinger Amedrix GmbH hat mit ihren zehn Mitarbeitern ein ganz neues Verfahren entwickelt, um das in diesem Fall fehlende Kollagen im Knorpel zu ersetzen: Eine Spritze befördert ein flüs-siges Gel an die betroffene Stelle, das sich dort verhärtet. „So wird die fehlen-de Knorpelmasse lückenlos ausgefüllt“, erläutert Geschäftsführer Dr. Thomas Graeve das Prinzip. Umständliche und teure Operationen wie bisher entfallen. „Nur bei größeren Defekten, wenn der Hohlraum zu groß ist, wird weiterhin operiert“, erklärt der Zellbiologe. In die-sem Fall wird ein Kollagengel, das mit der Konsistenz eines Gummibärchens vergleichbar ist, auf die passende Größe zugeschnitten und eingesetzt. „In klini-schen Studien hat sich gezeigt, dass Knorpelzellen und Stammzellen aus dem umgebenden Gewebe einwandern.

Sie regen die Selbstheilung an, so dass sich innerhalb kurzer Zeit ein qualitativ hochwertiger neuer Gelenkknorpel bildet.“

Das verwendete Gel aus Kollagen ist deutlich wirksamer als andere üblicher-weise eingesetzte Methoden, die auf-wändig, teuer und nicht von Dauer sind. Zum Beispiel versuchte man, das Kno-chenmark zu stimulieren, damit sich neue Faserknorpel bilden. Diese erreichten allerdings nie die volle Qualität. Auch Knorpeltransplantationen waren immer nur auf kleine Mengen begrenzt. Künst-licher Gelenkersatz wiederum hat nur eine begrenzte Lebenszeit und wird vor-wiegend bei älteren Patienten eingesetzt.

Auch Haustiere, von der Katze bis zum Reitpferd, profitieren von der Methode aus dem Esslinger Life Science Center, in dem sich neben Amedrix noch weitere Biotechnologieunternehmen angesiedelt haben. Bereits zwei Patente für die flüs- sige Applikation von Kollagen hat Amed-rix eingereicht. Um das Verfahren für die Herstellung des Implantats nach gültigen Richtlinien des Medizinproduktegeset- zes umzusetzen, hat sich Amedrix beim Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Grenz-

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flächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) Hilfe geholt, das in diesem Bereich über sehr viel Erfahrung verfügt und bereits ähnliche Produkte nach den geltenden Richtlinien entwickelt und mit den betref-fenden Firmen auf den Markt gebracht hat. Als Investoren setzen der Hightech- Gründerfonds des Bundes und der Life Science Fonds Esslingen einen Risiko- kapitalbeitrag ein. Zu den Unterstützern von Amedrix gehört auch die Bio Regio Stern Management GmbH. (asm)

amedrix.de

Die Esslinger Amedrix GmbH ersetzt Gelenkknorpel mit Hilfe einer Kollagenspritze

Das Papiertaschentuch

Fast in Vergessenheit geraten ist Gottlob Krum, ab 1871 Inhaber der gleichnami-gen Papierfabrik in Göppingen. Dabei hat er mit dem Papiertaschentuch einen Gebrauchsgegenstand erfunden, der später eine globale Karriere machte. Im Jahr 1894 hat Krum vom deutschen Kaiserlichen Patentamt für ein glycerin-getränktes Papiertaschentuch das Patent mit der Nummer 81094 erhalten. Durch das Glycerin wurde das sehr dünne Papier weich und geschmeidig. Das Ein-maltaschentuch sollte nach dem Willen des Erfinders vor allem die Hygiene ver-bessern und die Ausbreitung von Infek-tionskrankheiten bekämpfen.

Doch das funktionierte nicht so wie erhofft. Ob es daran lag, dass die Zeit für einen Wegwerfgegenstand noch nicht reif war, ist Spekulation. Jedenfalls entpuppte sich das Tuch zunächst als Ladenhüter.

Kommerziellen Erfolg erzielten erst mehr als 30 Jahre später die Vereinigten Papierwerke Nürnberg. Sie meldeten 1929 – inzwischen beim Reichspatent-amt – ein Warenzeichen für das erste Papiertaschentuch aus reinem Zellstoff an und fanden auch gleich einen griffigen Namen für das zeitgeistige Produkt: Tempo. (hel)w

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Existenzgründung

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Gegründet hat Werner Mayr das Unternehmen mit derzeit fünf Mitarbeitern vor zwei Jahren. Zuvor hat er 30 Jahre lang als Vermessungsingenieur bei unter- schiedlichen Firmen gearbeitet, immer wieder beschäf-tigte er sich dabei auch mit UAV. Schwerpunktmäßig stellt Germap Tragflächenflugzeuge her: Sie sind elek- trisch betrieben und brauchen weniger Energie als die häufiger verwendeten Multikopter, die die Firma ebenfalls im Repertoire hat.

„Die allermeisten Firmen stellen Kopter her. Diese haben aber eine sehr kurze Flugzeit. Unsere Flugzeuge bleiben bis zu 45 Minuten in der Luft und können grö-ßere Flächen abfliegen“, sagt Mayr. An der Entwicklung einer Kamera mit Flügeln, wie Mayr erläutert, sind ein Modellbauer, ein Software-Entwickler und ein Ingenieur beteiligt. „Wir verwenden beim Bau der UAV reguläre Modellflugzeuge und integrieren noch Elektronik und Software“, erklärt der Geschäftsführer. Und am Ende muss, wenn auch am Boden und nicht an Bord, ein Pilot das Flugzeug steuern. „Wenn bei uns jemand das System kauft, verlangen wir eine dreitägige Schulung,

Unbemannte Flugzeuge liegen im Trend. Bekannt sind sie als Drohnen, ein Begriff, der eigentlich aus dem Mili-tär kommt und deswegen von Werner Mayr, Geschäfts- führer der Geodaten-Firma Germap, für seine Branche nicht verwendet wird. Germap gehört zu den wenigen Firmen weltweit, die die unbemannten Flugzeuge, kurz UAV für Unmanned Aerial Vehicle, herstellen und gezielt einsetzen, um aus Luftbildern dreidimensionale Gelände-modelle oder andere raumbezogene Daten zu erheben und auszuwerten. Die Anwendungsgebiete sind dabei sehr vielfältig. Örtli-che Veränderungen möchten sowohl ein Deponiebetrei-ber als auch der Leiter eines Bahn-Umbauprojektes sehen und dokumentieren. Aber auch archäologische Stätten lassen sich auf Grundlage von präzisen Aufnahmen aus der Luft leichter analysieren, und die Dimensionen von Kulturdenkmälern wie der unter UNESCO-Schutz stehen-den Göltzschtalbrücke in Sachsen erschließen sich erst aus der Vogelperspektive.

Die Firma Germap aus Welzheim erstellt Luftbildaufnahmen mit unbemannten Flugzeugen

Eine Kamera mit Flügeln

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Existenzgründung

sie ist inbegriffen. Erlernen kann das im Prinzip jeder schnell. Wir bringen die Flugsteuerung im halbauto- matischen Modus bei“, so Mayr. Nicht nur einfach zu bedienen sind die UAV von Germap, die kleinen Trag- flächenflugzeuge sind zudem ultraleicht und passen je nach Größe sogar in einen Rucksack. Somit sind auch schwer zugängliche Gebiete erreichbar. Nur einige sicherheitsbezogene und rechtliche Grenzen sind der Verwendung von UAVs gesetzt. „Unbemannte Flug- zeuge kann man zum Beispiel nur innerhalb von Sicht-weite und bei Tag einsetzen“, so der Geschäftsführer.

Germap verkauft nicht nur in Deutschland: Kunden sitzen auch in Moldawien, Hongkong, Russland, den Niederlanden und in Mexiko. Dort lieferte Germap an eine Vermessungsfirma, die viel im Tagebau arbeitet. Das Bauen an steilen Hängen in einer Region, wo es außerdem immer wieder zu Monsunregen kommt, er-

fordert genaue Aufnahmen, die kleinräumig abbilden. Auch die Bildaufnahmen an Kühltürmen, Strommasten oder Brücken erfordern ein dichtes Herangehen auf kleinem Raum. „Im Moment gibt es weltweit nur sehr wenige Firmen, die so etwas anbieten“, sagt Mayr. Den Bedarf gibt es allemal. Bemannte Flugzeuge rentierten sich erst ab einer Fläche von 200 bis 300 Quadratkilometern.

Germap will weiter expandieren und den Verkauf und Vertrieb seiner UAVs ausbauen, denn momentan beziehen sich die meisten Aufträge noch auf die Aus- wertung und Gewinnung von Luftbilddaten. Die Ausstattung der Multikopter mit speziellen Kameras, die das Abfilmen von Szenen, zum Beispiel für Werbe- filme, ermöglicht, ist ein weiteres zukunftsnahes Vorhaben. Zunächst aber ruft das Tagesgeschäft. In Welzheim soll ein Industriegebiet erweitert werden. Ohne gestochen scharfe Luftbilder ein schwieriges Unterfangen. Leonie Rörich

Eine Kamera mit FlügelnGründungsjahr: 2012 Mitarbeiter: 5 Sitz: Welzheim germap.com

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„Wir verwenden reguläre Modellflugzeuge und integrieren noch Elektronik und Software“

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Fachkräfte

Claus Munkwitz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, und Dr. Verena Andrei, Leiterin des Welcome Service Region Stuttgart, über Willkommenskultur

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iten 179: Herr Munkwitz, warum braucht

die Region einen speziellen Welcome Service?

Munkwitz: Wir werden zukünftig noch sehr viel mehr Menschen im Ausland rekrutieren müssen, um die Versorgung unserer Firmen mit Fachkräften sicher-zustellen. Zwar sind wir derzeit nach den USA weltweit das zweitbeliebteste Ein-wanderungsland, trotzdem gilt Deutsch-land laut einer Umfrage der Auslands-handelskammern nur als durchschnittlich attraktiv. Das liegt an fehlenden Deutsch-kenntnissen, aber auch an der politischen Haltung der vergangenen Jahre, die Zu-wanderung zu sehr unter dem Blick-winkel der Einwanderung in das soziale Netz betrieben hat.

Was verstehen Sie unter Willkommens- und Anerkennungskultur?

Munkwitz: Es geht uns darum, die ausländischen Arbeitnehmer nicht nur beim Einstieg ins Arbeitsleben zu be- gleiten, sondern sie als wertvolle Mit-glieder dauerhaft in unsere Gesellschaft aufzunehmen. Das muss vor allem vor Ort in den Städten und Gemeinden pas- sieren und kann beispielsweise daran gemessen werden, wie den ausländischen Mitbürgern und ihren Familien dort in den Behörden, Schulen, Kitas und Ver-einen begegnet wird. Die Angebote des Welcome Service richten sich deshalb neben den Firmen auch an die Kommu-nen und Landkreise in der Region, um sie bei ihrer wertvollen Integrationsarbeit zu unterstützen.

„Ein guter Start ist nur der erste Schritt“

Was können Unternehmen vom Welcome Service erwarten?

Dr. Andrei: Wir beraten die zuständi-gen Ansprechpartner in den Firmen zu allen Fragen, die mit der Anwerbung undEinstellung von ausländischen Arbeits-kräften zusammenhängen. Auf unserer Webseite bieten wir umfassende Infor-mationen zum Thema und koordinieren auch regionale Integrationsangebotewie Sprachkurse oder Ähnliches. Um den Austausch zwischen den verschiedenen zuständigen Stellen in der Region zu intensivieren und ein gemeinsames Ver-ständnis von Willkommenskultur zu entwickeln, organisieren wir zudem spe-zielle Schulungen und Veranstaltungen.

Die Fragen stellte Monika Nill

hwk-stuttgart.dewelcome.region-stuttgart.de

Ming Lu ist einer von 19 ausländischen Mitarbeitern des Ingenieurdienstleisters iss innovative software services GmbH, der seinen Schwerpunkt auf Steuerungs-technik für alternative Antriebe und Fahrerassistenzsysteme gelegt hat. Der chinesische Diplomingenieur arbeitet beispielsweise an Softwarekonzepten für das hochautonome Fahren. „Ich ent-wickle hochinnovative Softwarelösungen für geniale Projekte“, erzählt Ming Lu begeistert. Das Stuttgarter Unternehmen beschäftigt vor allem hoch qualifizierte Ingenieure und IT-Experten, die auf dem Arbeitsmarkt nur schwer zu finden sind. Zur Belegschaft gehören unter anderem Chinesen, Bulgaren, Iraner, Marokkaner, Mexikaner, Pakistani und Serben.

Einer davon ist der Pakistani Muhammad Usman, der nach seinem Bachelorab-schluss in Chemieingenieurwissenschaft den Masterstudiengang Energiewissen-schaft und Technik an der Universität

Ulm absolvierte. „Er bringt einen ganz besonderen Spirit und neue Ideen in unsere Projekte mit ein“, schwärmt der iss-Geschäftsführer Michael Wäschle. Auch bei den Kunden ist der pakistani-sche Ingenieur außerordentlich beliebt. Die Auftraggeber bewerten gemischte Teams grundsätzlich positiv, denn auch ihre Belegschaften sind multikulturell zusammengesetzt. Eine ähnliche Kultur erleichtert die Kommunikation und trägt zu einer guten Zusammenarbeit bei.

Bereits in der Rekrutierungsphase setzt sich der Geschäftsführer intensiv mit den Talenten und Wünschen der ausländi-schen Fachkräfte auseinander. Fast immer haben die Ingenieure mehrere Optionen zur Auswahl. Fällt die Entscheidung zu-gunsten der iss, unternimmt die Firma vielfältige Anstrengungen, um den Start in Stuttgart zu erleichtern. Anfangs geht es vor allem um Wohnungssuche und Behördengänge.

Multikulturelle Teams sorgen für einen besonderen Spirit und neue Ideen

Um die Integration zu fördern, finden regelmäßig gemeinsame Mittagessen und vom Betrieb organisierte Freizeit-aktivitäten statt. Einen persönlichen Ein-druck davon, wie es dem Mitarbeiter geht, verschafft sich Michael Wäschle bei seinen wöchentlichen Vor-Ort-Terminen. Hier ist er für die Wünsche und Probleme seiner Mitarbeiter jeder-zeit ansprechbar und gibt ihnen auch regelmäßig Feedback zu ihren Stärken und Entwicklungsperspektiven. (nil)

iss-stuttgart.de

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Freizeit

Am Bahnhof in Ludwigsburg weht ein eigentümlicher Geruch. „Unverwechsel-bar“, sagen die Ludwigsburger. Seit 1868 wird in der Barockstadt Zichorienkaffee hergestellt, bis 1971 von der Kaffee- mittelfirma Franck, später nach der Über- nahme durch Nestlé unter dem Namen Caro-Kaffee. So heißt denn auch das Café im neuen Ludwigsburger Stadt-museum „Zichorie“. Unter einem Dach mit der Tourist Information und dem Kunstverein, ist das Museum seit 2013 in einem typischen Ludwigsburger Barock-bau untergebracht, der selbst größtes Ausstellungsstück ist.

In unterschiedlich gestalteten Themen-räumen gibt die Dauerausstellung des Stadtmuseums einen Eindruck von der Zeit Ludwigsburgs als württembergische Residenz und veranschaulicht ihre Bedeu-tung als Garnisons- und Industriestadt. Hier können sich Besucher ihre Stadt- geschichte nach Belieben selbst zusam-menbauen.

Die Exponate, zu denen eine Soldaten-uniform aus der Feudalarmee Carl Eugens genauso gehört wie eine Haar-locke von Eduard Mörike, präsentieren sich ohne Text. Wer will, kann die Ge-schichte sogar in den Stadtraum hinaus-tragen – Faltpläne führen zu Orten wie Mörikes Elternhaus. Während die Barockgeschichte Ludwigsburgs recht bekannt ist, sorgt vor allem der Raum „Neuerfindungen“ für Überraschungen.

Über den Blick in die 51 Vitrinen eines überdimensionalen Setzkastens erschließt sich dem Besucher die wirtschaftliche Be-deutung der Stadt seit ihrer Entwicklung zur Industriestadt vor 150 Jahren. Viele der Erzeugnisse sind heute Weltprodukte, darunter Erfindungen wie die Schlag-bohrmaschine der Maschinenfabrik Baier oder die Schnellstart-Glühkerze der Firma Beru. Eine Packung Espresso-Bohnen führt zu Francesco Moro, den noch vor dem Gastarbeiterstrom die Liebe nach Ludwigsburg zog.

Er brachte erstmals italienische Lebens-mittel in die Stadt. Ob Caro-Kaffee oder Spaghetti, im MIK ist nicht nur zu erfah-ren, wie es sich in Ludwigsburg zu unter-schiedlichen Epochen lebte, sondern auch, wer Geruch und Küche prägte. (leo)mik-ludwigsburg.de

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Bis 22. Februar 2015WinterbilderIn der Städtischen Galerie Böblingen, Museum in der Zehnt- scheuer, sind die bisher noch nie gezeigten „Winterbilder“ von Fritz Steisslinger zu sehen: atmosphärische Blicke auf Böblingen und Umgebung.boeblingen.de

31. Dezember 2014Backnanger Silvesterlauf Jedes Jahr kämpfen rund 1.000 Männer und Frauen um das „Backnanger Hufeisen“. Start und Ziel ist das historische Rathaus.

11. Januar 2015Klezmer und JazzThe Giora Feidman Jazz- Experience zeigt in der Stadthalle Nürtingen, dass Klezmer und Jazz hervorragend zusammen-passen.k3n.de

25. Januar 2015Wein und Feuerzauber Wanderung durch die winterlichen Weinberge rund um die Schillerstadt Marbach am Neckar mit Weinprobe und Grillfeuer.marbach-bottwartal.de

15. Februar 2015Fasnet bei KeplerHästräger- und Maskengruppen sowie die Musikkapellen: Der Weil der Städter Umzug zieht jährlich Zehntausende Besucher in die Kepler-Stadt.narrenzunft-aha.de

7. März 2015Dach der WeltUschi Erlewein erzählt Kindern von Wassergeistern und Wind- pferden, Einsiedlern, heilenden Türkisen und Donnerdrachen in Tibet, Bhutan und Ladakh.lindenmuseum.de

MalteserschlossDer Maltesersaal im Obergeschoss von Schloss Dätzingen im Landkreis Böblingen zählt zu den Besonderheiten in der Region. Er stammt aus der Zeit um 1780 und zeigt historische Ansichten von Valetta, der Hauptstadt des Malteserordens auf Malta. In den repräsentativen Schlossräumlich-keiten finden sich zudem eine renommierte Galerie, ein Auktionshaus, eine Werkstatt für antike Uhren, ein Antiquariat sowie das Heimatmuseum.grafenau-wuertt.de

Statt BadewanneDas Merkel‘sche Schwimmbad in der histori-schen Altstadt von Esslingen bezaubert als eines der wenigen erhaltenen Jugendstilbäder in Deutschland. Hier locken nicht allein eine moderne Saunalandschaft und das Sport-schwimmbecken im Stil der 1960er-Jahre. Das Juwel ist quellfrisches Mineral-Thermalwasser, das regeneriert und vitalisiert. Bei angeneh-men 34 Grad lässt es sich in der historischen Schwimmhalle mit Stuckdecke, Glasgemälde und Oktopusbrunnen kultiviert baden.swe-baeder.de

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Museum, Info, Kunst: Das MIK in Ludwigsburg

Neue Bekanntschaften in alten Gemäuern

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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

22 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 4/2014

Unternehmen und Kommunen im Zentrum der Verkehrswende

Verkehrsminister Winfried Hermann stell-te anschließend die Strategie des Landes vor. Bis zur Mitte des Jahrhunderts soll der Energieverbrauch um 50 Prozent sinken, 80 Prozent aus erneuerbaren Quellen kom-men und 90 Prozent weniger Treibhaus-gase ausgestoßen werden. Um das zu erreichen, bräuchte es eine „neue Mobili-tätskultur“, so der Minister. Das Land will einen flächendeckenden Taktfahrplan ein-führen, die S-Bahn in der Region Stuttgart durch Metropolexpresslinien verstärken, die Verkehrsträger besser verknüpfen, Fahrrad- und Fußgängerverkehr stärken. Auch neue Antriebstechnologien und intelligente Verkehrslenkung sollen ent-scheidende Beiträge liefern: „Als Autoland müssen wir an der Spitze der Entwicklung neuer Mobilitätstechnologien stehen.“

„Wir können nicht davon ausgehen, dass der Autoverkehr weniger wird und das Problem sich von selbst löst“, sagte Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling in ihrem Vortrag. Unter anderem mit der Verbesserung des S-Bahn-Angebots setze sich der Verband Region Stuttgart enga-giert für nachhaltige Mobilität ein. „Wenn es unkomplizierte Alternativen gibt, stei-gen die Menschen um. Also brauchen wir attraktive Angebote: im öffentlichen Verkehr und bei der Anschlussmobilität“, so die Regionaldirektorin. Der Verband könne zudem durch gute Regionalplanung in Partnerschaft mit den Kommunen dazu beitragen, Wohnen, Arbeit und Freizeit besser zu verzahnen und so den Pendler-verkehr zu verringern. Auch Franz Loogen, Geschäftsführer der Landesagentur e-mobil BW, betonte die Rolle der Kom-munen: „Die Kommune ist der Katalysator zur Umsetzung von Elektromobilität.“ Tobias Schiller

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Neue Mobilitätskultur

Die Region Stuttgart will die nachhaltige Mobilität voranbringen. Mit Programmen wie dem Schaufenster Elektromobilität „LivingLab BWe mobil“ oder der „Modell-region für nachhaltige Mobilität“ ist eine Vielzahl von Projekten angestoßen wor-den, Hunderte Elektrofahrzeuge sind unter-wegs, neue Technologien werden erprobt, die Ladeinfrastruktur ausgebaut, Verkehrs-mittel intelligent vernetzt. Entscheidend für den Erfolg vor Ort sind die Kommunen und Unternehmen. Gleich zwei Veran-staltungen der WRS richteten sich daher genau an diese Zielgruppen.

Ende September zeigten beim „Treffpunkt nachhaltige Mobilität“ Referenten aus Wirt-schaft, Wissenschaft und Verkehrsunter-nehmen in mehr als 30 Einzelvorträgen, wie Firmen ihre Mobilität nachhaltig ge-stalten können. Deutlich wurde, dass sich umweltfreundliches Mobilitätsmanage-ment auch wirtschaftlich rechnet. Volker Gillessen vom Beratungsunternehmen Ecolibro etwa machte eine einfache Rech-nung auf: „Das Teuerste bei einer Dienst-reise ist der Mitarbeiter. Ich selbst nutze Bahnfahrten als Arbeitszeit. Wenn Sie die Personalkosten reinrechnen, ist die Bahn immer der Gewinner.“ Dass in Firmenfuhr-parks Elektroautos schon heute günstiger sein können als konventionelle, rechnete Michael Haag vom Fraunhofer IAO vor.

Die wirtschaftlichen Vorteile nachhaltiger Mobilität betonte auch WRS-Geschäfts-führer Dr. Walter Rogg im November bei einem Informationstag für Kommunen in der Staatsgalerie Stuttgart vor rund 200 Gästen. In der vom Fahrzeugbau gepräg-ten Region Stuttgart sieht er Chancen für Innovationen, für Wachstum und Beschäf-tigung: „Entgegen landläufiger Meinung schließen sich nachhaltige Mobilität und wirtschaftlicher Erfolg nicht aus.“

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29. Januar 2015Risikokapital gewinnenJunge Technologieunternehmen auf der Suche nach Risikokapital präsentie- ren sich vor möglichen Investoren.

Ort: L-Bank, Stuttgart

business-angels-region-stuttgart.de

29. Januar 2015Zukunftswerkstatt 1/2015Entwickler und Produzenten anderer Fir-men nehmen eine existierende Maschine unter die Lupe, um konkrete Möglich-keiten der Weiterentwicklung zu finden.

Ort: Bahmüller GmbH, Plüderhausen

maschinenbau.region-stuttgart.de

3. Februar 20154. Netzwerktag Region StuttgartDie schwäbischen Filmparodien von Dominik „Dodokay“ Kuhn werden millio-nenfach auf Youtube angeklickt. Bei seinem Vortrag zeigt er, welche Bedeu-tung Emotion in der Kommunikation hat.

Ort: Schwabenlandhalle, Fellbach

unternehmervereine.region- stuttgart.de

5. bis 15. Februar 2015Film Commission auf der BerlinaleAuf der Berlinale 2015 wirbt die Film Commission Region Stuttgart gemeinsam mit den deutschen und europäischen Film Commissions für den Filmstandort. In persönlichen Gesprächen informiert sie über die regionale Filmbranche und interessante Drehorte.

Ort: Berlin

film.region-stuttgart.de

7. Februar 2015Finale Rocktest 2015Vier Bands treten nach einem Workshop-wochenende vor einer unabhängigen Jury an. Die Siegerband erhält einen Auftritt beim Lauter Festival in Zürich.

Ort: Club Zentral, Stuttgart

popbuero.de

10. bis 13. März 2015Immobilienmesse MipimAls Partner am Stand der Landeshaupt-stadt Stuttgart wirbt die WRS für den Immobilienstandort und um Investoren.

Ort: Cannes, Frankreich

immo.region-stuttgart.de

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Page 23: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 4/2014)

Satter Sound

Ob renommiertes Aufnahmestudio oder aufstrebendes Independent Label, ob Shootingstar oder Nach-wuchsband, ob Heavy Metal, Hip-Hop, fein gestrickter Jazz oder große Oper, ob Hersteller kunst-voller Musikinstrumente oder Highend-Tontechnik: Die regionale Musikbranche ist ein bedeutender Wirtschaftszweig und zentraler Teil des herausragenden Kulturlebens. Mit innovativen Dienstleistungen wie Sounddesign trägt sie zudem zum Erfolg anderer Branchen bei.

Die nächste 179-Ausgabeerscheint im März 2015.

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mHerausgeberWirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)Friedrichstraße 1070174 Stuttgart

Telefon 0711 2 28 35-0

[email protected]

GeschäftsführerDr. Walter Rogg

VerantwortlichHelmuth Haag (hel)

RedaktionHelmuth Haaghelmuth.haag@ region-stuttgart.de

Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen:

region-stuttgart.org region-stuttgart.de

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

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Autoren dieser AusgabeHelmuth Haag (hel), Sonja Madeja (som), Monika Nill (nil),Michael Ohnewald (moh), Tobias Schiller (tos), Leonie Rörich (leo),Astrid Schlupp-Melchinger (asm)

Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg

ErscheinungsweiseQuartalsweise

Abonnement/[email protected]

Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise auf die weibliche Form verzichtet.

Neue Mobilitätskultur

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Dr. Wolfgang Häfele ist neuer WRS-AufsichtsratsvorsitzenderDer 55-jährige CDU-Regionalrat Dr. Wolfgang Häfele ist neuer Vorsitzender des WRS-Aufsichtsrats. Als Geschäfts- führer des internationalen Dienstleistungs-konzerns MITIE ist er für dessen zentral- europäisches Geschäft verantwortlich. Häfele war zuvor viele Jahre lang Wirt-schaftsförderer der Landeshauptstadt Stuttgart und seit Gründung der WRS

im Jahr 1995 bis 2010 Mitglied des Aufsichtsrats. Nur durch ständige Inno-vationen könne die Region Stuttgart ihre Spitzenstellung behalten und ausbauen, sagte Häfele. Dies strukturpolitisch zu flankieren und ins öffentliche Bewusst- sein zu bringen, sei eine wesentliche Aufgabe der WRS.

wrs.region-stuttgart.de

regionale Wertschöpfungskette. Die WRS verschickt das handliche und übersichtliche Nachschlagewerk direkt an über 4.000 Geschäftsführer und Marketingabteilungen und verteilt es auf Messen und Veranstaltungen. Es kann kostenlos bestellt werden.

kreativ.region-stuttgart.de

Neues Verzeichnis der KreativdienstleisterDas „Verzeichnis der Kreativdienstleister in der Region Stuttgart“ liegt jetzt in vierter Ausgabe mit einer Gesamtauf-lage von 10.000 Exemplaren vor. Über 100 Kreative sind in dem Branchen- buch aufgeführt. Die Publikation weist Auftraggebern den kürzesten Weg zu Auftragnehmern und stärkt so die

in der Region StuttgartKreativdienstleisterVerzeichnis der

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Stuttgart; typisch für die Region mitten in Baden-

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WRS

Mit rund 200 geladenen Gästen aus der regionalen Musikwirtschaft hat das Popbüro Region Stuttgart im Club Zentral sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Seit dem Februar 2004 unterstützt das Büro Musiker an der Schnittstelle zwischen Wirtschaftsförderung und Jugendkultur, etwa durch Beratung, Seminare und Bandwettbewerbe. So trägt das Popbüro zum hohen Bekanntheitsgrad der Region Stuttgart als Standort für Popmusik und Kreativwirtschaft bei. Träger der Einrichtung sind die WRS und die Stutt-garter Jugendhaus gGmbH.

popbuero.de

Zehn Jahre Popbüro

Immobilienportal an Hannover verkauftDas Immobilienportal der Region Stuttgart wird künftig auch in der Region Hanno-ver für das regionale Management von Gewerbeflächen eingesetzt. Die nieder-sächsische Hauptstadtregion hat eine ent-sprechende Lizenz von der WRS erworben. Die 21 Städte und Gemeinden der Region Hannover nutzen das System für die gemeinsame zentrale Vermarktung und Verwaltung ihrer Gewerbeobjekte per Internet. Leichte Bedienung, mehr Markt-transparenz, eine bessere Verwaltung von Bestandsobjekten sowie die erleich-

terte Bearbeitung von Investorenanfragen waren die entscheidenden Kriterien bei der Auswahl eines geeigneten Systems. Die Lizenzgebühren betragen 70.000 Euro. Bereits seit mehreren Jahren verwenden die Regionen Rhein-Neckar und Nord-schwarzwald die Stuttgarter Datenbank. Auch die Film Commission Region Stutt-gart sowie die Medien- und Filmgesell-schaft Baden-Württemberg betreiben ihre Datenbanken für Filmdrehorte auf Basis des WRS-Systems.

immo.region-stuttgart.de

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Per Fax 0711 2 28 35-55 oder per Postkarte an:

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