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14 Wandern auf Sardinien - Reise Know-How...Eine sinnvolle Ergänzung ist der ebenfalls im REISE...

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Wandern auf Sardinien

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16 Wanderwege, Anforderungen

Da dieser Wanderführer leicht und praktisch bleiben soll, reichtder Platz nicht für detaillierte Informationen z.B. zur Wahl derAusrüstung oder zum Gehen in schwierigem Gelände. Hierempfehlen wir weiterführende Literatur wie das in der Praxis-Reihe des REISE KNOW-HOW Verlags erschienene „TrekkingHandbuch“ von Gunter Schramm. Eine sinnvolle Ergänzung istder ebenfalls im REISE KNOW-HOW Verlag erschienene Reise-führer „Sardinien“ von Peter Höh, der weiterführende unddetaillierte Angaben u.a. zu den Themen Anreise, Unterkunft,Essen und Trinken oder Geschichte und Kultur macht.

Wanderwege, Anforderungen, Schwierigkeitsgrade

Wandern auf Sardinien bedeutet immer ein kleines oder auchgrößeres Abenteuer. Die Insel verfügt über wenig klassischeWanderwege, was den Anspruch an den Wanderer erhöht undgleichzeitig den Charme des Wanderns auf Sardinien aus-macht. Touristen können in den Küstengebieten durchaus einreichhaltiges Serviceangebot antreffen. Entfernt man sich abervon der Küste, beginnt die Wildnis. Nach wie vor ist das Inlandnicht oder nicht mehr besiedelt und in den Händen von Hirtenund Bauern. Dem Wanderer als potentiellem Touristen hat mansich erst in jüngster Vergangenheit zugewandt. Es existieren nurwenige Wege, die gut bezeichnet sind und instand gehaltenwerden. Die meisten Pfade, auf denen unsere Wanderungenentlangführen, waren „Funktionswege“ und wurden früher vonKöhlern, Holzfällern oder Bergbauarbeitern begangen. Heutewerden viele der Wege von Hirten und ihren Tieren, von Bau-ern und Jägern benutzt. So sind unsere Wanderpfade oft kleineTrampelpfade, die abschnittsweise auch durch felsiges oder un-wegsames Gelände führen, manchmal geht man auch mal weg-los. Manche Pfade werden heute nur noch von Tieren began-gen. Von daher ist gute Trittsicherheit ein absolutes Muss. JederWeg wartet jedoch mit Geschichten auf und entschädigt für die

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Mühen des Wanderns mit Erlebnissen, die dicht an das „wahre“Sardinien heranführen.

Dieser Wanderführer bietet in nahezu sämtlichen GegendenSardiniens Wanderungen und Varianten an und ermöglichtdem Naturliebhaber und Abenteurer, die Tour abzukürzen oderzu kombinieren, um den jeweiligen Bedürfnissen entgegen zukommen. Es gibt sowohl leichtere und kürzere Touren wie aucheinige sehr anspruchsvolle Wanderungen. In den meisten Fällensind Varianten angegeben, die Alternativen oder Abkürzungenbzw. Verlängerungsmöglichkeiten aufzeigen. Außerdem istnoch zu erwähnen, dass die Dauer der Tour oder der Höhenun-terschied nicht unbedingt etwas über den Schwierigkeitsgradaussagen. Deshalb ist bei jeder Wanderung zusätzlich vermerkt,worin die jeweiligen Besonderheiten und Anforderungen liegen.

Die angegebenen Wanderzeiten stehen für eine kontinuier-liche Gehgeschwindigkeit eines geübten Wanderers und schlie-ßen keine Pausen ein.

In den Wegbeschreibungen werden immer zwei Zeitangabenvermerkt: zum einen die Zeit, die seit der letzten Zeitangabebzw. markanten Stelle benötigt wurde, zum anderen die gesam-te Wanderdauer bis zu diesem Punkt.

Die Höhenangaben beziehen sich auf den möglichen Höhen-unterschied, der beim Wandern überwunden werden muss.

Die Auswahl an Touren deckt die ganze Bandbreite vonSchwierigkeitsgraden ab, wobei drei unterschiedliche Katego-rien zugrunde gelegt worden sind:

Leicht: Wanderungen auf guten, klaren Wegen, die entwedermarkiert sind oder keine besonderen Schwierigkeiten bei derOrientierung aufweisen. Die durchschnittliche Wanderdauerliegt hier bei etwa 2–3 Stunden.

Mittelschwer: Wanderungen abschnittsweise auf steinigen,felsigen Wegen, die auch etwas zugewachsen sein können undmeistens nicht gekennzeichnet sind. Sie setzen gutes Orientie-rungsvermögen und Trittsicherheit voraus. Die durchschnittlicheWanderdauer liegt bei etwa 4–5 Stunden.

Anspuchsvoll: Wanderungen auf steinigen, felsigen odergerölligen Wegen, die abschnittsweise weglos oder etwas aus-gesetzt und teilweise zugewachsen sein können. Sie sind in derRegel nicht markiert. Gute Kondition, guter Orientierungssinnund absolute Trittsicherheit werden vorausgesetzt. Die durch-schnittliche Wanderdauer liegt bei etwa 5–6,5 Stunden.

17Wanderwege, Anforderungen

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18 Ausrüstung, Karten

Ausrüstung

Für alle Wanderungen ist ein fester Wanderschuh mit gutemProfil zu empfehlen. Man sollte stets genügend Wasser und einPicknick zum Wandern mitnehmen, da es in den meisten Fällenwährend der Wanderungen keine Einkehrmöglichkeiten undkaum Quellen gibt. Letztere können vor allem in den wärmerenMonaten ausgetrocknet sein. Es ist anzuraten, sich mit einemHöhenmesser und einem Kompass auszurüsten – dies gilt vorallem für die langen, anspruchsvollen Touren. Bei manchenWanderungen empfehlen wir die Mitnahme von einer Taschen-bzw. Stirnlampe und einer kleinen Gartenschere. Die Klei-dung richtet sich nach der Jahreszeit. Bei einigen Wanderungenraten wir selbst in den warmen Monaten zu langen Hosen, weilWege teilweise etwas zugewachsen sein können. Jeder Wander-rucksack sollte eine Standardausrüstung enthalten: Regen-,Wind- und Sonnenschutz, eine Regenhülle für den Rucksackund Wechselkleidung (zumindest ein Hemd zum Wechseln)sollte man immer dabei haben. Wind und Sonne können unterUmständen in kurzer Zeit zu großen Temperaturschwankun-gen führen. Kommt die Sonne heraus, kann es schnell sehrwarm werden. Die Winde hingegen beeinflussen die gefühlteTemperatur stark. Die Nordwinde, vor allem der Mistral, bringenmeist sehr kühle Luft, während die Südwinde, in erster Linie derSchirokko, ggf. die Luftfeuchtigkeit in die Höhe treiben. Ein ab-solutes Muss ist die Mitnahme eines Handys (als Notrufmöglich-keit) und eines Erste-Hilfe-Sets.

Karten

Leider gibt es kein gutes Kartenmaterial für das Wandern aufSardinien. Die einzigen relativ gut verwendbaren Karten sind dieMilitärkarten des Istituto Geografico Militare (IGM). Aller-dings sind diese zum Teil recht veraltet und nicht alle Wege, dieverzeichnet sind, existieren noch oder sind mittlerweile zuStraßen umgebaut. Trotzdem stellen sie nach wie vor die einzi-ge, relativ verlässliche Orientierungshilfe dar. Die Karten könnenin Deutschland bestellt oder vor Ort gekauft werden. Es gibt je-doch auf der Insel nur wenige Verkaufsstellen, die auch nicht im-mer alle Karten führen. Am besten ist es, sie vor der Reise unterhttp://ssappsrv01.sesasistemi.it/igm_eshop/store/comersus_

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listCategoriesAndProducts.asp?idCategory=89 (auf Italienisch)im Internet zu bestellen.

Im vorliegenden Wanderführer sind bei jeder Wanderung dieNummer(n), Bezeichnungen oder Codes der jeweiligen Kar-te(n) des IGM angegeben.

Außerdem hat der REISE KNOW-HOW Verlag zu jeder Tour eineKarte und ein Höhenprofil abgedruckt, die den Gebrauch desWanderführers sicherlich angenehmer gestaltet.

Eine weitere empfehlenswerte Landkarte von Sardinien imMaßstab 1:200.000 ist in der Landkartenserie world mappingproject im REISE KNOW-HOW Verlag erschienen. Sie beinhaltetHöhenlinien mit Höhenangaben, farbige Höhenschichten undein klassifiziertes Straßennetz mit Entfernungsangaben. Zudemzeigt sie Sehenswürdigkeiten auf und ist GPS-tauglich.

Reisezeit und Wetterverhältnisse

Auf Sardinien kann man abgesehen von den heißen Sommer-monaten Juli und August fast in allen Monaten wandern. WerBlumen liebt, sollte selbstverständlich eher im Frühjahr kom-men. Zu dieser Jahreszeit finden zudem die innig begangenenFeste der Karwoche und das Osterfest statt, die sehens- underlebenswert sind. Der Herbst ist die ideale Jahreszeit für die-jenigen, die sowohl Wandern als auch Baden möchten. Außer-dem finden in vielen Dörfern fröhliche Erntefeste statt, auf de-nen traditionelle landwirtschaftliche Produkte und sardischeHandwerkskunst präsentiert werden. Die Wintermonate kön-nen kühler ausfallen, bieten aber auch oft klares Wetter mit wun-derschönem Licht. Dann zeigt sich die Insel in sattem Grün.Auch im Winter gibt es interessante kulturelle Ereignisse, wiez.B. die Feuer von Sant’ Antonio (16./17. Januar), die in vielenDörfern im Inneren der Insel entfacht werden, sowie die zahlrei-chen, noch sehr archaischen Karnevalsriten, während derer manwunderschöne Masken sehen oder die wilden Ritte der kostü-mierten Palio-Reiter bestaunen kann.

Zusammenfassend kann gelten, dass sowohl der Juni als auchder September die idealen Monate für Sonnenfreunde sind.Wer die Wärme scheut, sollte von Oktober bis Mai reisen. Es istwichtig zu wissen, dass im Spätherbst und Winter sowie imfrühen Frühjahr nur wenige Unterkünfte geöffnet sind. Am bes-ten kommt man dann in einem B&B oder Agriturismo unter.

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20 Wichtige Informationen

Im Winter und im Frühling können Fluss- und Bachläufe, dieim Sommer und Herbst kein oder nur wenig Wasser führen, zureißenden Flüssen werden.

Wichtige Informationen

WetterGrundsätzlich sollte man sich vor jeder Wanderung über die

Wetterlage in der Zeitung (leider nicht sehr zuverlässig), im In-ternet unter www.sar.sardegna.it, www.meteo.it, www.meteoam.it oder direkt bei den Ortsansässigen informieren.

PostIn fast jedem Dorf gibt es eine Post und dort meist auch eine

öffentliche Telefonzelle.

InternetMittlerweile wurden in einigen Orten Internetcafés eröffnet,

vor allem natürlich in den touristischen Orten in Meeresnähe.Einige Unterkünfte bieten diesen Service ebenfalls an.

NotrufAuf Sardinien gibt es eine Berg- und Höhlenrettung. Bei ei-

nem Unfall in den Bergen ist aber zunächst die allgemeine Not-rufnummer 118 zu wählen. Dieser teilt man mit, dass man sichin den Bergen befindet und versucht, so genau wie möglich denOrt des Unfalls anzugeben. Erst dann wird der Notruf weiter andie Bergwacht geleitet und diese setzt sich in Bewegung.

Weitere nützliche Nummern sind: 112 Carabinieri, 113 Polizei,115 Feuerwehr, 1515 Forstwacht.

HandyAuf Sardinien funktioniert das Handynetz recht gut. Selbst in

den Berggebieten hat man häufig Empfang. Man sollte auf je-den Fall in den abgelegenen Gegenden regelmäßig überprüfen,an welchen Stellen man Handyempfang hat.

KrankenversorgungEs gibt nur in den größten Ortschaften Sardiniens Kranken-

häuser und Notaufnahmen: in Cagliari, Iglesias, Oristano, Bosa,Alghero, Sassari, Tempio Pausania, Olbia, Nuoro und in Lanusei.

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Die erste Notversorgung ist kostenfrei, kann aber mit langenWartezeiten verbunden sein. In den Dörfern gibt es von 20–8 Uhr eine Notstation, sie hilft aber nur bei kleinen Notständen.

Öffentliche VerkehrsmittelEs ist unbedingt empfehlenswert, mit einem privaten Fahrzeug

anzureisen oder einen Mietwagen zu nehmen. Das Netz der öf-fentlichen Verkehrsmittel funktioniert nur begrenzt und ist fürden Wanderer in der Regel nicht brauchbar. Es gibt zwar einigeBusverbindungen, das Streckennetz wird aber von unterschied-lichen Busgesellschaften versorgt und zum Teil jedes Jahr neuzugeordnet. Selbst für Einheimische ist das System oft unver-ständlich.

Was die Bahnverbindungen angeht, so kommt man zwar vonNord nach Süd, aber nicht ins Inland. Es gibt zusätzlich eineSchmalspurbahn, die durch sehr schöne und teilweise abgele-gene Gebiete führt, die jedoch nur in den Sommermonatenfährt. Sie ist nicht für die hier vorgeschlagenen Wandertouren zubenutzen. Allerdings lohnt es sich, einen Ausflug mit dem „treni-no verde“ zu unternehmen (s. „Ogliastra“).

StraßennetzDie Straßen auf Sardinien sind meist in sehr gutem Zustand,

die Beschilderung ist dagegen weniger zuverlässig. Die Zufahrts-straßen zu den Wandergebieten sind in vielen Fällen im letztenAbschnitt Schotterpisten oder Forstwege. So sehen auf Sardi-nien üblicherweise die Zufahrten zu Hirtenhütten, Weide- undAnbaugebieten oder Forstverwaltungen aus.

UnterkünfteEs gibt unterschiedlichste Arten von Unterkünften auf der In-

sel: Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze befinden sicheher in Meeresnähe und sind meist nicht im Winter geöffnet,während man ein Bett in einem B&B, Agriturismo (Bauernhof)oder Albergo diffuso (Hotelbetrieb verteilt auf mehrere reno-vierte alte Häuser im Dorf) auch im Landesinneren findet. DieseEinrichtungen nehmen meist das ganze Jahr über Gäste auf undsind eine sehr schöne Alternative. Da es sich um kleine, privatgeführte Häuser handelt, bietet diese Art von Unterkunft einezusätzliche Chance, die Sarden und ihre Lebensweisen näherkennen zu lernen. Jugendherbergen gibt es so gut wie gar nicht.

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VerpflegungAuf den Wanderungen tun sich in den seltensten Fällen Ein-

kehrmöglichkeiten auf, von daher ist es notwendig, sich Provi-ant mitzunehmen. Abends findet man in den Dörfern immer eingeöffnetes Restaurant oder eine Pizzeria. In den Wintermonatenkann die Verpflegung etwas schwieriger sein. Es ist von daherempfehlenswert, eine Unterkunft zu wählen, die auch Mahl-zeiten anbietet, wie z.B. einen Agriturismo.

VerhaltensweisenGrundsätzlich gilt das absolute Gebot eines respektvollen

Umgangs mit dem Land, seinen Einwohnern und dem Privat-eigentum. Konkret bedeutet das beim Wandern auf Sardinieninsbesondere, jegliche Gatter nach dem Durchqueren wieder zuschließen, nicht über gesäte oder gepflügte Felder zu laufen,sondern sich am Rand zu halten, keine Herden auseinander zutreiben, keine Blumen zu pflücken und seinen persönlichen Ab-fall stets wieder mitzunehmen.

Wanderer sind auf der Insel bis auf wenige Gebiete noch einsehr seltener Anblick. Bewegt man sich auf dem Territorium ei-nes Hirten oder Bauern und begegnet man diesem auf einerWanderung, sollte man nicht grußlos vorbeigehen. Die Men-schen sind grundsätzlich sehr freundlich gegenüber Fremden,möchten aber als „Hausherr“ anerkannt werden und wissen, werda entlangkommt.

UmweltschutzDas Thema Umweltschutz ist seit einigen Jahren auch auf Sar-

dinien immer stärker ins Licht der Öffentlichkeit gelangt. So giltmittlerweile auf der ganzen Insel die Pflicht der Mülltrennung.Leider ist diese noch recht kompliziert organisiert. Man setztsich inzwischen intensiver dafür ein, die Bevölkerung für denUmweltschutz zu sensibilisieren und zu einem bewussten Um-gang mit der Natur und ihren Ressourcen zu erziehen. Aller-dings ist das in manchen Gebieten der Insel noch nicht ganz ge-lungen. So wird leider immer noch zu viel Plastik verwendet undmancher Abfallsack landet nach wie vor im Straßengraben. Fürden Besucher der Insel ist die Mülltrennung nicht sehr einfach,

Hirtenhütte auf der Hochebene Giara di Gesturi

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da jeder Ort ein anderes System verfolgt. In manchen Dörfernfindet man noch Container, in denen man den jeweils getrenn-ten Müll entsorgen kann, in anderen gibt es nur die privatenMülltonnen. Je nach Art der Unterkunft muss der Gast sich dannan den Hotelier oder den Hausvermieter wenden, um zu erfah-ren, was wohin kommt, wie kombiniert werden darf und an wel-chen Tagen in der Woche entsorgt wird.

Geführte WanderungenWer eine geführte Tour mit Keya Exkursionen unternehmen

möchte, kann unter www.keya.eu Kontakt aufnehmen. Die Trek-king-Agentur arbeitet seit 17 Jahren mit Hauser Exkursionen zu-sammen und entwickelt und leitet sämtliche Wanderttouren, dieauf Sardinien stattfinden.

Die sardische SpracheDie Sarden haben die eigene Sprache und Identität nie aufge-

geben. Ungefähr 1 Mio. Sarden sprechen noch Sardisch im All-tag: unglaublich in der Zeit der Globalisierung. Der Kauder-welsch Sprachführer „Sardisch – Wort für Wort“, erschienenim REISE KNOW-HOW Verlag, hilft Ihnen beim Eintauchen in dieSprachwelt Sardiniens. Außerdem erhältlich ist aus der gleichenReihe der Kauderwelsch Sprachführer „Italienisch – Wort fürWort“.

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24 Brauchtum, Traditionen und Kultur

Brauchtum, Traditionen und Kultur auf Sardinien

Heute wie früher leben die Menschen auf Sardinien in enger Be-ziehung zu ihrem Land, zu ihrem Stück Erde. Sie mussten ihrÜberleben und damit ihren Alltag an die jeweiligen Gegeben-heiten der Natur anpassen. Jede der vielen Mikroregionen derInsel hat in der Folge spezifische Eigenarten hervorgebrachtund zeichnet sich durch einen ihr eigenen Charakter aus.

Die fruchtbaren Ebenen des Campidano werden seit eh und jemit Hoffnung auf eine reiche Ernte bestellt, hier wird Getreideund sogar Reis angebaut. Nach wie vor hält man hier Schafeund Milchkühe, die saftige Weiden benötigen, für die der Tirsoals größter Fluss der Insel sorgt. Schon in der Römerzeit galt derCampidano als die Kornkammer Roms.

Im Sinis, in südwestlichen Teilen des Sulcis sowie im Nord-westen der Nurra lebt man dagegen eher vom Fischfang. DieThunfischjagd von Sant’Antioco und Stintino sowie das Herstel-len des Fischrogens Bottarga, des „Goldes von Cabras“ sindherausragende Beispiele für die Fischerkultur, die zwar wenigerverbreitet aber nichts desto weniger bedeutend ist.

In den felsigen Regionen des Supramonte, Iglesiente oder derOgliastra hingegen wurden und werden vor allem Ziegen,Schweine und Rinder gehalten sowie insbesondere Wein undOliven angebaut. Die Gallura bietet dagegen mit Kork und Gra-nit vielen Sarden einen Lebensunterhalt.

Im Iglesiente bestimmte bis in die jüngste Vergangenheit derBergbau die Arbeitswelt. Der Erzreichtum der Insel sorgte seitden Zeiten der Phönizier und Punier für das Ansehen dieserRegion als Schatzkammer. Doch heute sind die Bergwerke allegeschlossen und die Arbeitslosigkeit ist hoch.

Mittlerweile versucht man in den meisten Gebieten, verstärktvom Tourismus zu leben, was in einigen Gegenden leichter fälltals in anderen. Der allgemein sehr hohen Arbeitslosigkeit wollteman auch mit der Ansiedlung von Industrie begegnen, diemeist nur mit staatlichen Subventionen aufrecht zu erhalten istund deren Werke wie Fremdkörper im Landschaftsbild stehen.Die Sarden sind im Wesentlichen ein Volk von Hirten und Bau-ern geblieben und auch dem Wanderer begegnen stetig dieSpuren dieser Lebensweise.

Unzählige Mauern aus aufgeschichteten Feldsteinen über-ziehen Sardiniens Weiden und Äcker und bestimmen das Land-

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schaftsbild Sardiniens. Sie stammen aus der Zeit des Erlasses zurEinfriedung von 1820 mit dem im Zuge der Bodenreform dieWechselwirtschaft abgeschafft und das umfangreiche Gemein-deland privatisiert wurde. Nachdem jedoch viele Hirten undKleinbauern durch den Erlass benachteiligter dastanden als zu-vor, haben inzwischen diverse Gemeinden wie Orune, Orgo-solo oder Baunei die gemeinschaftliche Weidewirtschaft wiedereingeführt.

Sardinien ist sehr weitläufig und relativ dünn besiedelt. In denmeisten Orten, die nicht direkt an der Küste oder in der Näheder wenigen großen Städte liegen, lebt man immer noch haupt-sächlich von der Landwirtschaft. Dem Tourismus traut man we-niger als den überlieferten Lebensformen. Der Besucherkommt und geht, während das Stück Land immer fest an seinemPlatz liegt. Es soll ein bisschen materielle Unabhängigkeit, einfestes Dach über dem Kopf und immer einen gedeckten Tischgarantieren. Im Großfamilienverband wird versucht, diese Über-lebensstrategie zu erhalten und zu schützen. Das Festhalten antraditionellen Lebensformen garantiert bisher die Überlieferungalt hergebrachter Sitten und Gebräuche. Am schönsten kannman das bei den vielen Festen beobachten. Mit Inbrunst wer-den diese von der Dorfgemeinschaft vorbereitet und gelebt. Esgibt unendlich viele Anlässe zu feiern, religiöser und profanerArt. Man verehrt die Heiligen, begeht die offiziellen kirchlichenFeiertage, doch ist der Festtagskalender nach wie vor vomRhythmus der Jahreszeiten, dem Wechsel von Winter zu Früh-jahr und dem Hoffen auf ertragreiche Ernten bestimmt. Um einschönes Fest zu gestalten, benötigt man nicht viel. Das Wich-tigste sind Trachten, Tänze, Chöre und Tenöre, Reiter und Mas-ken. Wenn dann noch ein Gläschen Rotwein und ein Stück Tor-rone hinzukommen, ist das Fest gelungen.

Es gibt zahllose Beispiele dafür, wie die heutige Organisationdes Lebens auf der Insel noch das reflektiert, was in der Vergan-genheit zur eigenen archaischen Kultur gehört hat. BestimmtesWissen etwa hat sich gehalten und auch heute noch prägen anvielen Orten die tradierten Formen des kollektiven Lebens dieOrganisation der Dorfgemeinschaft. Dies vermittelt sich demBesucher in einem Gefühl von einer gewissen Zeitlosigkeit.Häufig handelt es sich auch um ganz praktische Weisheiten, dievon einer Generation zur nächsten weitergegeben wurden undwerden.

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26 Brauchtum, Traditionen und Kultur

So kann der aufmerksame Wanderer etwa beobachten wiedie Hirten bei der Bauweise ihrer Hütten, der Cuiles, sich an derBauweise der nuraghischen Kultur orientiert haben. Der Cuilebesteht unter anderem aus dem Pinnettu, der eigentlichen Hüt-te, in der die Hirten auch über längere Zeit wohnten. Die Hüttehat einen kreisförmigen Grundriss und die Basis besteht ausgrößeren Kalksteinbrocken der Umgebung, die je nach Größeder Hütte bis auf eine Höhe von rund einem Meter aufgeschich-tet wurden. Der Boden wurde meist mit flachen Steinen ausge-legt, wobei es in der Mitte eine Vertiefung für die Feuerstellegab. An den Innenwänden wurden Nischen ausgelassen, die zurAblage von Gerätschaften und Habseligkeiten des Hirten dien-ten. Über dem Rund errichtete man ein spitz zulaufendes, hohesDach aus dicken Ästen und Zweigen insbesondere der Wachol-derbäume. Dabei wurde an der Spitze ein Loch für den Rauch-abzug gelassen, das im Supramonte oft noch eine Kappe ausWacholderzweigen oder einen großen flachen Stein besaß, umden Regen abzuhalten.

Ein anderes Beispiel der überlieferten Kultur wird in der Be-deutung des Wassers deutlich, das bereits in den vorgeschicht-lichen Kulturen heilig war und auch heute noch insbesondere fürdas Überleben der Hirten und ihrer Tiere von essentieller Be-deutung ist. So gibt es etwa in den weiten Gebieten der Kalk-steingebirge Sardiniens nur ganz wenige natürliche Quellen.Dieser Umstand hat die Hirten bereits vor Jahrtausenden zu be-merkenswerten Methoden des Wassersammelns angeregt, dieheute noch angewandt werden. Dort, wo das Regenwassernicht durch Karstlöcher abläuft und sich in natürlichen Beckensammelt, findet man oft künstlich vertiefte Kanäle oder Mäuer-chen, die das natürliche Becken vergrößern. Sogar bis zum Baukleiner Staudämme in mitunter atemberaubender Lage trieb dieInselbewohner die Wasserknappheit. Dieses Wasser diente zumTränken der Tiere oder zum Bewässern der Felder, während mandas Trinkwasser für die Menschen meist aus unterirdisch verlau-fenden Kanälen gewann, indem von oben eine natürliche Karst-röhre erweitert wurde. Der Zugang zum sauberen Wasser wur-de geschützt, indem man ihn durch Holzplatten abdeckte.

Die Spuren der jungsteinzeitlichen und vorgeschichtlichenKulturen sind überall auf der Insel noch anzutreffen. Es soll übereintausend Felsengräber aus dem Neolithikum geben, die soge-nannten Domus de Janas oder Feenhäuser, welche uns in die

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Zeit bis vor 3500 v. Chr. zurückführen. Die meisten gut erhalte-nen Überreste stammen aus der Bronzezeit. In der Epoche von1800–500 v. Chr. bevölkerten die Nuragher die Insel. Man gehtdavon aus, dass es etwa 7000 Bauten dieser Kultur auf der Inselgibt, wenn auch nicht mehr alle sichtbar sind und erst ein kleinerTeil ausgegraben und erforscht ist. Die Hinterlassenschaften die-ser noch immer wenig erforschten Kultur sind erstaunlich undeinzigartig im gesamten Mittelmeerraum. Es handelt sich im We-sentlichen um die Rundtürme, die die am höchsten entwickel-ten Megalithbauten des Mittelmeers darstellen. Neben den Nu-raghen finden wir Wohnhütten, Brunnenheiligtümer, Giganten-gräber und Pilgerstätten mit Tempelanlagen. Die wohl ein-drücklichsten Zeugnisse sind die aus Bronze gegossenen Votiv-figuren (bronzetti). Sie sind eine der wenigen und raren Quel-len, mit deren Hilfe wir uns heute eine Vorstellung von der Or-ganisation des Lebens der Bewohner, ihrer Werte und Traditio-nen machen können.

Die geologische Bandbreite Sardiniens

Sardinien wird auch der kleine Kontinent genannt. Diese Wort-prägung umschreibt passend die vorhandene, unerwartet großeVielfältigkeit der Landschaftstypen auf der Mittelmeerinsel. Dieüberlieferte Legende zur Entstehungsgeschichte der Insel ver-deutlicht diesen Umstand äußerst treffend: Nachdem Gott dieWelt erschaffen hatte, blieb ihm noch eine Handvoll Steineübrig, die zwar die unterschiedlichsten Farben, Formen und Zu-sammensetzungen besaßen, aber eben nur Steine waren. Sowarf er sie ins Meer und trat sie mit seiner Sandale fest, wodurchdie Insel ihre Form erhielt. Er war aber noch nicht zufrieden mitdem Ergebnis: Steine, Steine, nichts als Steine. So sandte er seineHelfer, die Engel, aus, die aus allen bereits erschaffenen Gebie-ten etwas mitbringen und auf der Insel verteilen sollten. Als Gottdie nun daraus entstandene Schöpfung erneut betrachtete, ge-fiel sie ihm endlich. Er hatte einen kleinen Kontinent geschaffen.

Die geologische Bandbreite Sardiniens ist wohl der entschei-dende Grund für die vielen unterschiedlichen Landschaftsbilderund die dadurch bedingte, ungewöhnlich vielfältige Flora undFauna. Sie erklärt auch die Eigenarten der Lebensweisen und -möglichkeiten der hier lebenden Menschen im Laufe der Ge-schichte. Schroffe Landschaften stehen im Kontrast zu lieblichen

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28 Die geologische Bandbreite Sardiniens

Ecken, karge Gegenden liegen neben wald- und wasserreichenGebieten. Tiefebenen, Hochflächen, Hügellandschaften, Gipfel-ketten, tiefe Schluchten mit Wasserfällen und weitläufige Höh-lensysteme – all das und mehr findet sich auf Sardinien.

In einer groben Einteilung fällt auf, dass der Granit vor allemim Nord- und Südosten der Insel vorherrscht. Die Kalkgebietebefinden sich im zentralen Osten sowie im Nord- und Südwes-ten. Die zentrale Westküste ist vulkanischen Ursprungs. Schautman genauer hin, so sieht man, dass durchweg alle Gebiete vonGesteinen unterschiedlichster Art durchzogen sind. Eine geo-logische Karte Sardiniens, auf der die Gesteine mit verschiede-nen Farben markiert werden, wirkt wie ein vielfarbiges Mosaik.In den Tourbeschreibungen machen wir auf die jeweiligen geo-logischen Eigenarten der Wandergebiete aufmerksam.

Besonders spannend ist der Umstand, dass ein Großteil der In-sel aus dem Paläozoikum, dem Erdaltertum, stammt. Anhandvon Fossilien kann man das Alter bestimmen. In den RegionenIglesiente und Sulcis gibt es Gebiete, die eindeutig dem Kam-brium zuzuordnen sind. Im Devon entstand der graniteneSockel der Insel, welcher später mehrfach von anderen Ge-steinsschichten überlagert wurde und heute noch in der Gallurasowie in Teilen der Barbagia und des Sarrabus zu Tage tritt. ImMesozoikum, dem Erdmittelalter, entstanden die Kalk- undDolomitgebirge. Durch stetige Überflutungen sowie Auf- undAbbewegungen der Landmasse wurden Kalk und Dolomite ab-gelagert, was wir noch deutlich im Supramonte und der Oglias-tra (Golf von Orosei) sowie im Sarcidano und in der Nurra sehenkönnen. Im Känozoikum, der Erdneuzeit, fanden die größtenKontinentalverschiebungen sowie Auffaltungen der Gebirgestatt. Sardinien und Korsika wurden von Südfrankreich abgespal-ten und in die heutige Lage gedreht. Durch die gewaltigen tek-tonischen Bewegungen entwickelten sich in Sardinien zwar kei-ne hohen Gebirge, es formte sich jedoch durch Zerrungen undDehnungen u.a. der breite Graben, der sich von Cagliari bisOristano zieht. Außerdem entwickelte sich eine starke Vulkan-tätigkeit. Die Westküste war davon am stärksten betroffen, wasdie Trachyte, Tuffe und Basalte im Küstenbereich von Bosa, inTeilen des Sulcis und auf den Inseln Sant’Antioco und San Pietrobelegen. Gleichzeitig brachen an der Ostküste die Kalkplattenund formten Felstürme und -absätze, wie wir sie im Gebiet derTacchi und Tonneri beobachten können. Vor ca. 20 Mio. Jahren

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sank das Land nochmals ab; der Graben wurde durch das Vor-dringen des Meeres mit Sedimentgestein gefüllt, was im Gebietder Marmilla gut sichtbar ist. Es gab darüber hinaus nachfolgen-de vulkanische Tätigkeiten, bei denen die Hochflächen im Mar-ghine überschüttet und die Tafelberge in der Marmilla geformtwurden.

Eine kleine Geschichte des Bergbaus auf der Insel

Minerale haben in der Geschichte Sardiniens seit frühester Zeiteine große Rolle gespielt. Aus vornuraghischer Zeit (6000–1800 v. Chr.) stammen z.B. Ringe, Vasen und kleine Statuen ausObsidian vom Monte Arci bei Oristano. Auch Speckstein wur-de u.a. zu dekorativen Schalen verarbeitet. In der Blütezeit dernuraghischen Kultur wurden dann Kupfer, Bronze und Silberim großen Umfang verarbeitet. In der frühen Eisenzeit (900–500 v. Chr.) lebten die Nuragher in komplexen Nuraghensied-lungen und die aus dieser Zeit stammenden Bronzefiguren sindein Spiegel der damals aristokratisch strukturierten Gesellschaft.Sie wurden aus einer Legierung aus lokalem Kupfer und ausCornwall importiertem Zinn hergestellt. Bisher hat man etwa500 Exemplare gefunden. Zu ihrer Herstellung wurde einWachsmodell mit einem Tonmantel umgeben und in diesen dieflüssige Legierung hineingegossen.

In der späten Eisenzeit, als Phönizier und Punier nach Sardini-en kamen (500–238 v. Chr.) wurden die sardischen Eisenvor-kommen über die Grenzen der Insel hinaus bekannt. Im Sulcis-Iglesiente entstanden die ersten Bergbausiedlungen und Berg-werke wie Antas, Grugua und Fluminimaggiore. Zur Zeit desrömischen Imperiums (238 v. Chr.–400 n. Chr.) wurde Blei in S. Antioco, Eisen in Ferraria (heute S. Gregorio bei Cagliari) undin Metalla (bei Fluminimaggiore, Grugua, Antas) gehandelt. DieRömer schickten unliebsame Christen zum Arbeiten in die Berg-werke Sardiniens, zu dieser Zeit hieß es demnach: damnati admetalla. Rom brauchte vor allem Blei für Wasserrohre, Behälter,Projektile, Schutzverkleidung im Schiffbau.

Nach der Eroberung Roms kamen um 460 n. Chr. die Vanda-len nach Sardinien und nutzten sardische Metalle für Waffenund Münzen. Im Hochmittelalter wurde der Bergbau fast auf-gegeben, auch weil Byzanz reiche Vorkommen in der Türkei, inGriechenland und auf dem Balkan besaß und Sarazenen und

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Araber die Küsten unsicher machten und plünderten. Im Spät-mittelalter (1000–1500 n. Chr.), zur Zeit der Judikate, halfen Ge-nua und Pisa Sardinien im Kampf gegen die Eroberungsversu-che der Araber und verlangten dafür Abbaurechte. Über dienorditalienischen Adelsfamilien entwickelte sich in der Folge einreger Handel mit dem Festland und viele von ihnen sammeltendank des sardischen Silbers Reichtum an. Mit Kaiser FriedrichBarbarossa kamen auch deutsche Bergbaumeister auf die Insel.Im 13. Jh. entstand Villa di Chiesa, heute Iglesias, ein schnell auf-blühender Ort im Zuge der Entwicklung des Bergbaus.

Damals grub man Schächte bis zu 200 Meter Tiefe, seltenweiter, da man die Technik, das Grundwasser auszutrocknen,nicht beherrschte. Die Schächte waren oft sehr eng, sodass nurein Mann hindurch passte. Der Bolgaiolo trug das abgehaueneGestein in einem Lederrucksack durch den Schacht ans Tages-licht oder zu größeren unterirdischen Sammelstellen, wo es miteiner Winde, die vom Mundloch des Stollen aus bedient wurde,hochgezogen wurde. Die Arbeiter trennten das mineralhaltigeGestein zunächst manuell mit dem Hammer vom Rest undtransportierten es dann mit Eseln zur Wäsche an einem Flusslauf,um es weiter zu verfeinern. Schließlich kam das Material in dieGießerei, in der das reine Metall heraus geschmolzen wurde.

Im Zuge von Machtkämpfen zwischen italienischen und spa-nischen Adelshäusern fiel Sardinien dem Haus Aragon zu, dasvor allem an der Kontrolle über Villa di Chiesa und seinen inzwi-schen berühmten Silberminen interessiert war. Unter spanischerHerrschaft wurden der Stadt hohe Steuern abgepresst und we-nige Spekulanten beuteten die Stadt aus. Die Bergwerke verfie-len, denn die Spanier gaben nach der Entdeckung der NeuenWelt und den dort reichen Bodenschätzen den Bergbau auf Sar-dinien auf. Die Insel wurde in der Folge vor allem als Kornkam-mer betrachtet. Im 17. Jh. suchte die Pest Sardinien mehrmalsheim, und die Bevölkerung musste sich auf das reine Überlebenkonzentrieren. Der Bergbau ruhte beinah vollständig zur Zeitender spanischen Herrschaft, die nahezu vier Jahrhunderte andau-erte. Sardinien war ein Spielball in der Politik der europäischenHerrscher geworden, wurde hin und her geschoben und ohnejegliche Rücksicht auf die existenziellen Bedürfnisse der Bevöl-kerung mit Abgaben belastet.

Im 18. und zu Beginn des 19. Jh. kam zwar langsam wieder Be-wegung in den Bergbau, doch der Durchbruch kam erst 1840

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mit dem Piemonteser Bergbaugesetz. Minerale und fossileBrennstoffe waren von nun an unabhängig vom Grundbesitzund die Abbaurechte konnten frei vergeben werden. Dies löstein der Folge eine intensive Suche nach mineralhaltigem Gesteinaus, nicht zuletzt wegen der steigenden Nachfrage auf dem eu-ropäischen Markt. Das durch große Armut, Analphabetismusund von der Malaria geschwächte Sardinien erlebte in dieserZeit mithilfe von norditalienischen und europäischen Investitio-nen im Bereich des Bergbaus eine kleine industrielle Revolu-tion. Nun fanden viele Hirten, Bauern und Fischer Arbeit in denBergwerken. Sardische Unternehmer gab es kaum, es fehlte ih-nen an Know-how und Kapital.

Trotz steigender Preise für Minerale arbeiteten zu Beginn des20. Jh. die sardischen Bergleute, darunter viele Frauen und Kin-der, weltweit für den geringsten Lohn. Dies und anderes führtezu Revolten und im September 1904 kam es in Buggeru zu ei-nem großen Streik, der dann auch auf das Festland übergriff.

Die Zeit der beiden Weltkriege war zum einen durch gestei-gerte Nachfrage nach Metall und erhöhter Produktivität, zumanderen durch Wirtschaftskrisen und Entlassungen gekenn-zeichnet. Die erstarkten Gewerkschaften der Bergleute standenden Schlägertrupps des aufkommenden Faschismus gegenüber.Noch 1938 entstand die Bergarbeiterstadt Carbonia als Symbolfür Italiens Autarkiebestrebungen.

Wer dieser Zeit in literarischer Form nachspüren möchte, demsei der Roman Il figlio di Bakunìn (Bakunins Sohn) des sardi-schen, jung verstorbenen, zeitgenössischen Schriftsteller SergioAtzeni empfohlen. Der Roman wurde 1997 unter demselben Ti-tel auch vom sardischen Regisseur Gianfranco Cabiddu filmischumgesetzt und in den ehemaligen Anlagen des Bergwerks Mon-tevecchio und in Ingurtosu gedreht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Produkte des Sucis-Iglesiente auf dem freien Markt immer weniger konkurrenzfähig.Es gab in den 1960er Jahren Versuche, die sterbenden Bergwer-ke durch staatliche Eingriffe wiederzubeleben, die Metallgewin-nung wurde jedoch 1998 endgültig aufgegeben. In diesemJahr erklärte die UNESCO die sardischen Bergbaugebiete zumWeltkulturerbe und 2001 entstand dann der Parco Geomine-rario, Storico e Ambientale della Sardegna. Er hat sich zurAufgabe gemacht, im Zuge der Industrie-Archäologie die verfal-lenden Geisterstädte der Bergarbeitersiedlungen und die

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Bergbauanlagen in Orte der Erinnerung zu verwandeln und fürden Tourismus zugänglich zu machen. Dabei kümmert man sichauch um die Sanierung der Landschaft und des von den Abfall-produkten des Bergbaus vergifteten Bodens.

Die Flora Sardiniens

Sardiniens Vegetation ist überaus reich. Die Vielfalt der Florasteht in engem Zusammenhang mit der geologischen Beschaf-fenheit der Gebirge. Je nach Gebiet, Gesteinstyp und dem damitverbundenen Wasserhaushalt finden wir unterschiedlichstePflanzen vor. So liebt die Korkeiche Granit, die Steineiche dage-gen kommt mit Kalk gut zurecht. Der wilde Thymian brauchteine Höhe von 1000 Metern, die Dünen-Trichternarzisse dieNähe des Meeres. Der Affodill hält große Trockenheit aus, derMönchspfeffer wiederum benötigt Feuchtigkeit. Auf Sardiniengibt es darüber hinaus viele Endemiten, die zum Teil ausschließ-lich auf einem sehr eng begrenzten Territorium gedeihen. Soz.B. die Sardische Johannisbeere (Ribes Sardoum), die nur imGebiet des Monte Corrasi zu finden ist.

Auf den ersten Blick fallen die kargen Gebiete auf der Inselstärker ins Auge als die bewaldeten. Es gibt dennoch einigegroßflächige Waldgebiete, obwohl zweifellos in der Vergangen-heit viel und systematisch abgeholzt wurde. Aus unterschiedli-chen Gründen wurde der Baumbestand intensiv dezimiert. DerBergbau benötigte jede Menge Holz als Brennmaterial für dieVerhüttung der Erze, für den Bau der Transportwege und zur Si-cherung der Schächte. Zum anderen fielen die Wälder denKöhlern zum Opfer, die Holzkohle herstellten. Zudem warenund sind sowohl früher als leider auch noch heute Waldbrändeeine Gefahr. Die meisten Feuer werden absichtlich gelegt, wo-bei die Motivation dazu für den Beobachter emotional nichtnachvollziehbar ist. Oft handelt es sich dabei um persönlicheStreitigkeiten und das Bedürfnis, mit jemandem abzurechnenoder auf jemanden Druck auszuüben. Zum Glück betreibt manheute immer stärker Aufforstung und lanciert Informationskam-pagnen sowie Naturprojekte zur Sensibilisierung der neuen Ge-nerationen. So gibt es inzwischen einige neue, junge Wälder.Zum Glück sind auch noch alte Waldbestände der Abholzungentgangen. Eines der weitläufigsten Waldgebiete liegt im Sulcisund Campidano, dem Naturpark von Gutturru Mannu. Weitere

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sehr alte Wälder sind im Goceano anzutreffen, an der Grenzezum Marghine. Herausragend sind die Eiben; Sos Niberos bei-spielsweise, unterhalb des Monte Rasu, ist einer der ältesten unddichtesten Eibenwälder Italiens. In der Gallura treffen wirhauptsächlich Korkeichen an, während in der Gegend des Gen-nargentu-Massivs Flaumeichen und Kastanien gedeihen. Im Su-pramonte können wir vor allem herrliche Steineichen bewun-dern. Im Gebiet des Marghine konzentrieren sich die seltenenStechpalmen. Im Herbst verfärbt sich der kleine Ahorn, der danneinen wunderbaren Kontrast zu den vielen kargen Hochflächenetwa des Supramonte- oder Monte Albo-Gebietes sowie zu denmehrheitlich immergrünen Artgenossen bildet.

Heute überwiegt auf Sardinien der niedrige Bewuchs, dersich je nach Beweidung der Flächen mehr oder weniger gut ent-wickeln kann. Häufig sind die Gebiete überweidet, und es kön-nen sich nur kleine strauchartige Gewächse halten, die für dieTiere entweder zu dornig oder giftig sind. Man unterscheidetzwischen der sogenannten Garigue und dem Buschwald, derMacchia. Zur Garigue gehören halbhohe max. 1,50–2 m hoheSträucher, worunter z.B. die Meerzwiebel, die Zwergpalme, derAronstab, der Seidelbast, aber auch aromatische Gewächse wieRosmarin, Thymian, die Sardische Strohblume, das Heiligen-kraut, der Schopflavendel, verschiedene Ginsterarten, einigeWolfsmilchgewächse und flachwüchsige Zistrosen zu zählensind. Eine der typischsten Pflanzen der Garigue ist der zu denLiliengewächsen gehörige Affodill. Er ist ein Zeichen für kargenund degradierten Boden und wird deshalb auch als Todesbotebezeichnet. Die Pflanzen der Macchia sind höher als die derGarigue und können bis zu fünf Meter erreichen. Ihr werden Bü-sche wie Mastixsträucher, Baumheide, Wacholder, Steinlinden,Myrten, Erdbeerbäume, Kreuzdorn und Oleander, aber auchder wilde Ölbaum und bestimmte Wolfsmilch- und Ginsterartenzugeordnet.

Mit den Begriffen Garigue und Macchia verbinden sich abernicht nur Degradation, sondern auch herrlichste Farbenspieleund unbeschreibliche Düfte. Der Erlebnisdimension des Wan-derers verschafft das Fehlen dichter Wälder zudem wunder-schöne, offene Blickperspektiven und ein Gefühl von Weite.Beim genaueren Hinsehen fällt die ungeahnte Vielfalt an Blumenins Auge. Oft stehen die zarten Blüten in rührendem Kontrastzur felsigen Landschaft. Das Frühjahr wird von einer herrlichen

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Farbchoreografie begleitet. Das satte Gelb des Ginsters nebendem entschiedenen Rosa der Alpenveilchen, das leuchtendeWeiß der Baumheide, das helle Grün des Nieswurz, das kräftigeRot des Mohns, das sanfte Lila des Schopflavendel, das intensiveBlau der Lupine, das knallige Orange des Gauchheils. Bukettnar-zissen, Lilienarten, Orchideen, Päonien, – dieses Wunder an Blü-tenvielfalt explodiert spontan und wild am Wegesrand, den oftnicht einfachen Lebensbedingungen trotzend.

Den endemischen Pflanzen soll noch ein eigenes Wort ge-widmet werden. Es gibt eine Vielzahl an rein sardischen sowiean sardisch-korsischen Endemiten. Manche wachsen nur an ei-nem äußerst begrenzten Ort, an dem sie ideale Bedingungenfinden. Im Folgenden seien nur einige erwähnt, die man einzigund allein auf Sardinien finden kann: zwei Flockenblumenarten(Centaurea filiformis und Centaurea horrida), Johannisbeere (Ribes sardoum), Sardisches Heiligenkraut (Santolina insularis),Orchideenarten wie Moris-Ragwurz (Ophrys morisi) oder Orchismascula ichnusae, Herbstzeitlose (Colchicum gonarei), Glocken-blume (Campanula forsythii), Immergrün (Vinca sardoa), Moris-Klee (Psolarea morisiana), Hornkraut (Cerastium supramonta-num), Leimkraut (Silene velutinoides) und die Sardische Stroh-blume (Helichrysum saxatile).

Weitere, spezifische Informationen und Anmerkungen zu Be-sonderheiten der Pflanzenwelt befinden sich im Buch, einge-bunden in die jeweiligen Gebiets- und Wanderbeschreibungen.

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Die Fauna Sardiniens

Man geht davon aus, dass rund dreimal so viele Schafe wieMenschen auf Sardinien leben. Noch rund 30.000 Männer ar-beiten als Schafhirten. Immer schon spielten die Schafe dieHauptrolle in der lokalen Landwirtschaft, was eine etwa dreitau-send Jahre alte Bronzefigur belegt, die sich im ArchäologischenMuseum in Cagliari befindet. Sie zeigt einen Hirten, der einenSchafbock geschultert hat. Die sardische Schafsrasse hat sehr al-te Wurzeln und stammt höchst wahrscheinlich von dem wildenSchaf, dem Mufflon ab, das heute noch auf der Insel lebt.

Wandert man über die Insel, so begegnen einem immer wie-der Tiere, vor allem Schafe und Rinder und in felsigeren Gebie-ten auch Ziegen und freilaufende Schweine. In ihrer Gesamt-heit beanspruchen sie etwa die Hälfte aller landwirtschaftlichenNutzflächen. In manchen Gebieten muss man abends beson-ders vorsichtig fahren, da Kühe auf dem warmen Asphalt liegenund nicht die geringste Absicht haben, dem Autofahrer auszu-weichen. Esel kommen neugierig vorbeigeschlendert, währendWildpferde lieber auf sicherem Abstand bleiben. Es kann pas-sieren, dass sich dem Wanderer ein Hund dazugesellt, der sichfreut, ihn begleiten zu können, um sich dann am Auto wieder zuverabschieden. So ist es auf den Streifzügen durch die Naturwahrscheinlicher auf Tiere als auf Menschen zu treffen.

Nicht alle Tiere, denen man begegnet, sind Hausiere und ha-ben einen Besitzer. Es gibt zudem einige Wildtiere, die wir mitein wenig Glück in freier Natur beobachten können. Dazugehört sicherlich das Mufflon, ein wunderbar elegantes Wild-schaf, das in vielen Gebieten noch zu Hause ist. Die Eleganz, mitder sich dieses Tier bewegt, ist genussvoll zu beobachten. DasWildschwein lebt überall. Meist sehen wir seine Spuren, vor al-lem in Form von aufgewühlter Erde. Manchmal kreuzt es pa-nisch unsere Wege. Den Sardischen Hirschen können wir inmehreren Gebieten antreffen, am ehesten wohl im Gebiet Mon-te Arcosu oder Ingurtosu. Es handelt sich um ein majestätischesTier. Auf den Hochplateaus der Giara ist es durchaus wahr-scheinlich, die kleinen Wildpferde anzutreffen, was ebenfalls einfantastisches Erlebnis ist.

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Unter den kleineren Tieren des Waldes wie den Füchsen,Mardern, Siebenschläfern, Wieseln, Rebhühnern, Wachteln, Ha-sen usw. gibt es einige interessante sardische Unterarten, wiez.B. den Sardischen Fuchs oder das Sardische Wiesel. Die Sardi-sche Wildkatze gehört zu den endemischen Tieren und istäußerst selten zu sehen. Eine Begegnung mit ihr bleibt mit Si-cherheit im Gedächtnis haften.

Die Jagd ist ein in der sardischen Männerwelt mit Leiden-schaft betriebenes Hobby und Wanderer sollten an Jagdtagensehr vorsichtig sein. Die Saison geht von September bis ein-schließlich Januar und es darf an Sonn-, Feier- und Donners-tagen gejagt werden. Besonders zu Zeiten der Wildschweinjagd(November–Januar) sind Schluchten und Täler zu meiden!

Auch die Vogelwelt wartet mit einigen Besonderheiten auf.An der Westküste zwischen Bosa und Alghero kann man häufigGänsegeier sichten. Verschiedene Adlerarten, wie Steinadleroder Seeadler leben dagegen in den vielfältigen Gegenden Sar-diniens, z.B. an der Steilküste des Golfes von Orosei. Unter denFalken stellt der Eleonorenfalke sicherlich eine Besonderheit dar.Habichte, Bussarde, Rotmilane, Sperber usw. sind weitere Raub-vögel, die wir beobachten können.

In den Feuchtgebieten, Fluss- und Seenlandschaften, Lagunenund Strandgebieten leben diverse besondere Exemplare vonWasservögeln. Die rosafarbenen Flamingos gehören zu denschönsten. Sie leben in den Salinen, den Salzseen der Insel, ins-besondere im Raum Cagliari. Ihre Zahl steigt stetig an. War Sar-dinien für diese Zugvögel zunächst bloß eine Etappe auf derReise von der Camargue in Südfrankreich nach Nordafrika, blei-ben inzwischen viele der eleganten Tiere das ganze Jahr in sar-dischen Gefilden, wo sie ideale Bedingungen vorfinden.

Weitere, wunderschöne Vogelarten sind verschiedene Rei-herarten, wie z.B. der Purpur- oder Seidenreiher, Sturmvögel,Teich- und Blesshühner, das Purpurhuhn, unterschiedlicheMöwen, worunter die Korallenmöwe hervorsticht, aber auch derEisvogel. Vielen von ihnen begegnen wir auf unseren Wande-rungen. Die Waldgebiete sind von unterschiedlichen Arten vonEulen und Käuzen sowie von Singvögeln bevölkert. Der kons-

Esel beim Trinken auf dem Hochplateau Golgo

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tante, monotone Ton der Zwergohreule gehört fest zu denNachtgeräuschen der sardischen Bergwelt. Er gab der Eule denSpitznamen „Nervtöter“.

Was die Reptilien und Amphibien angeht, finden sich nursehr wenige auf der Insel. Interessant ist, dass es keine „richti-gen“ Frösche gibt, wenn man von dem winzigen tyrrhenischenLaubfrosch und dem kleinen Wasserfrosch absieht. Auch gibt eskeine giftigen Schlangen auf Sardinen, sondern nur vier unge-fährliche Natternarten. Unter den Salamandern fällt insbeson-dere der Sardische Schleuderzungensalamander (Hydromantesgenei) auf. Er lebt in Höhlen, Mulden und unter Steinen, ist blindund soll bereits vor etwa 65 Mio. Jahren existiert haben. Was dieSchildkröten betrifft, kommen diese in unterschiedlichen Artensowohl auf dem Land als auch im Wasser vor. Der Landschild-kröte begegnet man am ehesten in der Gallura.

Weitere, spezifische Informationen und Anmerkungen zu Be-sonderheiten der Tierwelt befinden sich im Buch, eingebundenin die jeweiligen Gebiets- und Wanderbeschreibungen.

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