14.9.2016
14. Schweizerischer Case Management Kongress 14. September 2016, Forum 4
Patientenrechte und Patientenschutz: Bedeutung für die psychische Gesundheit
Annina Hess-Cabalzar
CM Kongress 2016 Forum 4 Annina Hess-Cabalzar
Ablauf Forum 4
• Vorstellung
• Gesundsein und Kranksein
• Menschenbild
• Patientenrechte
• Patientenpflichten
• SPO Patientenschutz
• Beispiele und Diskussion
14.9.2016 CM Kongress 2016 Forum 4
Annina Hess-Cabalzar [email protected]
14.9.2016 CM Kongress 2016 Forum 4
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Gesundsein und Kranksein
Was ist gesund? Was ist krank?
Wer beantwortet diese Fragen?
«Psychische Gesundheit» - Klärung der Begriffe
Gesundheit und Krankheit
Wilhelm Schmid – Philosophie der Lebenskunst
Provisorisch könnte Gesundheit definiert werden als: reibungsloses Funktionieren des Organismus und Wohlgeordnet-heit der Psyche. Krankheit wäre dann: Dysfunktionalität, Störung der Ordnung. Aber ist in allen Fällen klar, was Ordnung und was Störung ist? Was ist, wenn die Ordnung nichts anderes ist als eine von Menschen gesetzte Norm, deren Verletzung dann die Störung ist? Und wie viel Störung braucht eine Ordnung eventuell, um gut funktionieren zu können? Gesundheit als Lebenskunst zu thematisieren, macht zuallererst erforderlich, ein nicht allzu oberflächliches Verständnis von Gesundheit und eine normative Setzung ihres Werts kritisch zu befragen, um möglichst auszuschliessen, zum naiven Opfer blosser Definitionen zu werden. Es hätte ja wohl keinen Sinn, die erstrebte Gesundheit auf Grundlagen zu stellen, die selbst krank wären und Krankheit generieren.
Zitiert aus Menschenmedizin – Für eine kluge Heilkunst.. Seite 24. Ch.Hess. A. Hess-Cabalzar. Suhrkamp Verlag
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WHO Gesundheitsdefinition
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Annina Hess-Cabalzar
Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen physischen, psychischen (spirituellen) und sozialen Wohlbefindens, und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen.
14.9.2016
Krankheit Hans-Georg Gadamer (1900 – 2002)
Was ist Gesundheit? Man weiss ungefähr, was Krankheiten sind. Sie haben sozusagen die Aufständigkeit des «Ausfalls». Sie sind in ihrem Erscheinen nach Gegenstand, das Widerstand leistet, den man brechen soll. Man kann dies unter die Lupe nehmen und auf seinen Krankheitswert hin beurteilen, und zwar auf allerlei Weisen, die eine objektivierende Wissenschaft im Zuge der modernen Naturwissenschaft uns in die Hand gegeben hat. Aber….
Zitiert aus Menschenmedizin – Für eine kluge Heilkunst.. Seite 24. Ch.Hess. A. Hess-Cabalzar. Suhrkamp Verlag
14.9.2016
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Gesundheit Hans-Georg Gadamer (1900 – 2002)
Aber… Gesundheit ist etwas, das all dem auf eigentümliche Art entzogen ist. Gesundheit ist nicht etwas, das sich als solches bei der Untersuchung zeigt, sondern etwas, dass gerade dadurch ist, dass es sich entzieht. Gesundheit ist also nicht ständig bewusst und begleitet uns nicht besorgt wie Krankheit. Sie gehört zum Wunder der Selbstvergessenheit. Trotz aller Verborgenheit kommt sie in einer Art Wohlgefühl zutage und mehr noch darin, dass wir vor lauter Wohlgefühl unternehmungsfreudig, erkenntnisoffen und selbstvergessen sind und selbst Strapazen und Anstrengungen kaum spüren – das ist Gesundheit.
Zitiert aus Menschenmedizin – Für eine kluge Heilkunst.. Seite 24,25. Ch.Hess. A. Hess-Cabalzar. Suhrkamp Verlag
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«Grosse Gesundheit» ( in: die fröhliche Wissenschaft. 5. Buch )
Friedrich Nietzsche ( 1844 – 1900 )
Die grosse Gesundheit
heisst
annehmen und umgehen Können
mit dem existenziell gegebenen
sowohl gesund- als auch Kranksein
des Menschen
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Ausgangspunkt: Menschenbild
14.9.2016
Integrales Menschenbild
Körper, Seele und Geist sind eine Einheit; sie lassen sich weder
beim gesunden noch beim kranken Menschen trennen.
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14.9.2016
Integrales Menschenbild Körper, Seele und Geist sind eine Einheit; sie lassen sich weder beim gesunden noch beim kranken Menschen trennen.
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Annina Hess-Cabalzar
Auch wenn sie im Einzelfall in einem der Bereiche Körper, Seele oder Geist vorwiegend zum Ausdruck kommen, betreffen sie doch immer die Ganzheit des Menschen.
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Zirkularität
Gesundsein
Kranksein
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Patientenrechte 1
Charta für Patientinnen und Patienten
Die zehn wichtigsten Rechte
Kurt Pfändler, Rechtsanwalt
Alle kantonal gültigen Gesetze sind zu finden unter: www.lexfind.ch Suchwort «Patienten» eingeben, gewünschten Kanton wählen und «Suchen» drücken
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Patientenrechte 2
1. Das Recht auf menschenwürdige und sorgfältige Behandlung ( fachgerecht / Achtung der Persönlichkeit / Wahrung der
Menschenwürde, des Willen und der Rechte der Pat. / Sorgfaltspflicht / einstehen für Behandlungsfehler und Persönlichkeitsverletzung)
2. Das Recht auf Information ( Befund / vorgesehene Behandlung / voraussichtlicher
Verlauf / Risiken und Nebenwirkungen / Behandlungsalternativen / finanzielle Aspekte und versicherungsrechtliche Fragen )
3. Das Recht auf Selbstbestimmung ( Zustimmung zu der Behandlung nach
Aufklärung / Zwangsbehandlung nur bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung )( siehe auch neues Erwachsenenschutzrecht Art. 360 bis 381 ZGB -Bestimmungen )
4. Das Recht auf Einsicht in die Krankengeschichte ( SPO Ratgeber – Umgang mit Krankengeschichte , S. 105)
5. Das Recht auf Geheimhaltung ( Datenschutz: http://www.edoeb.admin.ch) (
strafrechtlich geschütztes Berufsgeheimnis der Gesundheitsberufe / Schweigepflicht für Privatstellen, Privatfirmen, Bundesstellen, die Daten verarbeiten / Ausnahmen für Verisicherungen)
14.9.2016
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Patientenrechte 3
6. Die Rechte urteilsunfähiger und bevormundeter Patienten ( Patientenverfügung SPO mit Informationsbroschüre )
7. Die Rechte der Angehörigen ( Recht auf Information, falls Pat. damit
einverstanden )
8. Die Rechte in Forschung und Lehre ( Forschungszweck muss in
vertretbarem Verhältnis zum Risiko für Pat. sein / Lehrvorführung: Aufklärung über Art und Sinn / Zustimmungserklärung des Pat. muss für Forschung immer vorhanden sein)
9. Das Recht auf Sterbehilfe ( Verzicht auf weitere Behandlung / Verzicht auf
lebenserhaltende Massnahmen / Abbruch von eingeleiteten Massnahmen / Patientenverfügung wird respektiert)
10. Die Rechte bei Obduktion und Organentnahme ( Jede Person verfügt schriftlich über ihre Organe / z.B. Verbot durch
Pat.verfügung / Besteht keine Äusserung: Stellvertretend Einspracherecht durch die Angehörigen . Erfolgt diese nicht , darf Organentnahme mit Zustimmung erfolgen = erweiterte Zustimmungslösung )
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Patientenpflichten 1
für Spitäler Beispiel Gesundheitsdirektion Zürich
• die Wegleitung des Spitals und die Hausordnung befolgen
• dem zuständigen Fachpersonal die für die Behandlung notwendige Auskunft geben
• Rücksicht nehmen auf Mitpatienten und Personal
• Anweisungen des Personals beachten
• Empfehlung: Arzt, Ärztin über frühere Krankheiten, Untersuchungen und Behandlungen, Medikamente – und soweit medizinisch von Bedeutung über ihre Familie, ihre Arbeit, ihre Lebensweise zu informieren.
• Sparen – ein Gebot für alle
14.9.2016
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Patientenpflichten 2
grundsätzlich
• sein Leben bewusst führen
• sich informieren
• angepasste Entscheidungen treffen
• Mitwirkungspflicht
• Meldepflicht
• Schadensvermeidungspflicht
• …………………………
• bei Bedarf entsprechende Hilfe aufsuchen
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Die SPO: Ihr starker Partner im Gesundheitswesen
Als Patient/in haben Sie Rechte.
Die Schweizerische Stiftung SPO Patientenschutz setzt sich dafür ein, dass Sie als Patient/in ernst genommen werden und selbstbestimmt entscheiden können.
Die SPO bietet Dienstleistungen und engagiert sich in der Politik für Patientenrechte und Qualität im Gesundheitswesen. Diverse Publikationen erleichtern den Patientinnen und Patienten die Orientierung und das Wahrnehmen ihrer Rechte.
14.9.2016
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Allgemeine
Patientenvertretung
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Stiftungsrat mit
Präsidentin:
Margrit Kessler
Gönnerverein:
SPO-Mitglieder
Geschäftsstelle Zürich:
Lotte Arnold/Barbara Züst
Beratungsstellen:
Genf, Lausanne, Bern, Olten, Zürich, St. Gallen, Bellinzona
14.9.2016
SPO-Stiftungsräte
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Stephan Bachmann: Betriebsökonom FH / EMBA, Spitaldirektor
Anne-Marie Bollier: Apothekerin
Pierre-François Cuénoud: Dr. med.,
Albert R. Gasser: Dr. med. dent., Zahnarzt
Thomas Grieder: Dr. iur., Rechtsanwalt
Annina Hess-Cabalzar: Präsidentin Gönnerverein SPO,
Psychotherapeutin ASP
Marcel Mesnil: PD Dr. pharm., Generalsekretär PharmaSuisse
Ueli Müller: lic. rer. pol.,
Lukas Ott: lic. phil. I, Politforschung und Kommunikation, Stadtpräsident
/ Liestal BL
Gerhard Rogler: Prof. Dr. med., Dr. phil., leitender Arzt, USZ
Simone Schmucki: lic. iur., Rechtsanwältin
Franziska Sprecher: Prof. Dr. iur., Professorin
Doris Zundel-Maurhofer: Dr. med., Hausärztin
14.9.2016
Generelle Ebene: Vertretung
in den Institutionen
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Leistungserbringer (FMH, H +)
Zulieferer (Pharma)
SAMW
Versicherer
Bund/Politik (BAG)
SPO
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SPO in Gremien
a) Eidgenössische Kommissionen: - Eidg. Kommission für allgemeine Leistungen und Grundsatzfragen (ELGK)
- Eidg. Kommission für Analysen, Mittel und Gegenstände (EAMGK)
- Eidg. Kommission für Arzneimittel (EAK)
b) Im Stiftungsrat: - Schweiz. Stiftung Equam - Externe Qualitätssicherung in der Medizin
- Schweiz. Stiftung für Patientensicherheit
- Schweiz. Stiftung für Zertifizierung, SanaCERT
c) Andere Kommissionen und Arbeitsgruppen:
- ANQ, Nationaler Verein Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken
- Beirat Acredis, Gruppe führender Spezialzentren für Ästhetische Chirurgie
- Fachbegleitgruppe Medikationssicherheit Stiftung Patientensicherheit
- Parlamentarische Gruppe Psychische Gesundheit
- Projektleitungsgremium eHealth Schweiz
- Qualitätssicherung der Schweiz. Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe SGGG
- SAPI – Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Patientinnen- und Patienteninteressen
- Spitalversorgungskommission Kanton Bern
- Verein Gesundheitsbildung Schweiz CM Kongress 2016 Forum 4
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14.9.2016
SPO Mitgliedschaft
Jahresbeitrag Familienmitglied Fr. 90.--
Einzelmitglied Fr. 60.--
Kollektivmitgliedschaft
Nutzen der Mitgliedschaft:
• kostenlose telefonische Beratung
• Persönliche Beratung
• Patienten-Rechtsschutzversicherung
Bis Fr. 250‘000.00 pro Haftpflichtfall
• Abonnement der Patientenzeitung
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Aufgaben und Ziele
Direkte Dienstleistung
• Beratung und Bildung
• Schadenbearbeitung
Vertretung auf
Systemebene
• Fachorganisationen
• Politische Gremien
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Team Beratung
Ausbildung:
• Pflegefachfrauen mit
Zusatzausbildung in
Intensiv- und
Anästhesiepflege
• Zahnfachfrauen (DH)
• Juristin
• Psychologin
• Arzt (Internist)
Anzahl:
• 20 Teilzeitmitarbeitende
• 850 Stellenprozente
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Der Weg zur SPO
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Mandate:
• Hotline für Fr. 2.90/Min. (Nichtmitglieder)
• Mitglieder rufen direkt an
• via Rechtsschutzversicherungen
• Leistungsvereinbarungen (z. B. Santémed)
14.9.2016
Aufgaben im Einzelfall:
Vermutete Fehlbehandlung
Resultat der Abklärungen:
• Oft schicksalshafte Verläufe mit
mangelhafter Kommunikation
• Grosser Aufklärungsbedarf
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Medizinische Vorabklärung
durch SPO:
sinnvolle, speditive Triage
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Zentraler Wert SPO
Hohe Erfolgsquote
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Ärztinnen/Ärzte 47%
Spital und Arztpraxen
Zahnärztinnen/Zahn-ärzte 7%
Krankenkassen 10% Andere
Versicherungen 5%
Spital/Pflege 5%
Sonstiges 13%
Psychiatrie 3%
Therapien 3%
Patienten- verfügung 7%
Probleme der Ratsuchenden Pro Jahr rund 4'000
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4000 Ratsuchende: Telefonischer Kontakt
92% der Anfragen
sind beantwortet
Ratsuchende: kein
Behandlungsfehler
Info der Ratsuchenden,
bei schweren Fällen mit
Pat.Anwalt, evtl.
Facharzt
Vorstellung Fall bei Patientenanwalt
angenommen abgelehnt
FMH-Gutachten Verhandlungen
Gericht 2%
350 Ratsuchende: Vollmacht des Patienten. Einholen der
Krankengeschichte. Studium KG
140 Ratsuchende: mögl. Aufklärungspflichtverletzung, mögl.
Behandlungsfehler
98% aussergerichtlich
140 Ratsuchende: mögl. Aufklärungspflichtverletzung, mögl.
Behandlungsfehler
Ratsuchende: mögl. Aufklärungspflichtverletzung, mögl.
Behandlungsfehler
Arbeitsweise
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gehört werden verstanden werden
Vertrauen Patientenrechte
Patientenschutz
«psychische» Gesundheit:
Selbstbestimmte Lebensführung
Kompetenter Umgang mit dem «sowohl als auch» sowohl gesund als krank, sowohl gelingen als auch scheitern, sowohl unbeschwert
als auch belastet, sowohl Freiheit als auch Begrenzung, sowohl Leben als auch Sterben.
14.9.2016 CM Kongress 2016 Forum 4
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Der Patientenkompass (Barbara Züst 2015)
ein umfassender Ratgeber Schritt für Schritt zeigen wir
Ihnen den Weg: • unabhängige
Informationsgewinnung • individuelle
Informationsbewertung • Rollenverteilung zwischen
Arzt und Patient • Beitrag zur eigenen
Sicherheit • konstruktive
Lösungsstrategien im Konfliktfall
14.9.2016 CM Kongress 2016 Forum 4
Annina Hess-Cabalzar [email protected]
Annina Hess-Cabalzar [email protected] www.spo.ch www.menschenmedizin.ch
Forum 4: Fragen und Diskussion