RADtouren 5 | 10
Randonneur- Avantgarde
Es gibt viele gute Gründe, ein Rad
mit Rennlenker für eine Reise mit
Gepäck zu wählen. Der wichtigste ist si-
cher: Weil man ein Rennrad gewohnt ist
und sich mit dem schmalen Bügel einfach
wohlfühlt. Ein handfesterer Vorteil sind
da schon die zahlreichen Griffpositionen.
Vier Möglichkeiten stehen zur Wahl: auf
dem Oberlenker, auf den Bremsschalthe-
beln und zwei Unterlenkerpositonen. Das
beugt nicht nur einschlafenden Händen
vor. Die beiden unteren Positionen erlau-
ben ab einem Tempo von über 25 km/h
auch deutlich kraftsparenderes Fahren,
vorausgesetzt, der Lenker ist so eingestellt,
dass die Haltung genutzt wird – was in der
Praxis meist auf ein „nicht zu tief“ hinaus-
läuft. Nicht zuletzt kann man auf einem
Tourenrad mit Rennlenker dank meist
niedrigen Gewichts und agiler Geometrie
soviel Fahrspaß haben wie mit keiner an-
deren Reiseradgattung, solange man sich
auf Asphalt bewegt – Ausnahmen wie das
Salsa im Test bestätigen die Regel.
Bremsen passen nicht
Aber etwas am Reisen mit Rennlenker will
nicht recht zum Gepäcktransport passen.
Und das sind bislang die Bremsen. Bei un-
serem Randonneur-Test im vorigen Jahr
(5/09) konnte nur ein Rad überzeugen, das
auf eine Kombination von V-Bremsen mit
angepassten Bremshebeln setzte – und da-
für auf Schaltbremshebel verzichtete. Die
sind jedoch der Inbegriff für bequemes
Rauf- und Runterschalten beim sportli-
chen Fahren.
Eine Alternative für beides – schnelles
Schalten und sicheres Bremsen – ist die
Kombination Schaltbremshebel mit Schei-
benbremse. Für sie spricht, dass die Disc
bauartbedingt sogar Vorteile hat. Erstens:
Ihre Bremswirkung setzt bei Nässe genau-
so unmittelbar ein wie bei Trockenheit.
Zweitens: Die Felge verschleißt nicht bei
jedem Bremsvorgang, was Viel- und Ganz-
jahresfahrern entgegenkommt. Drittens:
Die Felge erhitzt nicht bei starkem und
anhaltendem Bremsen, wie es etwa Ab-
fahrten mit Gepäck in den Bergen erfor-
dern und womit immer das Risiko eines
Schlauchplatzers verbunden ist. Ob auch
die Bremswirkung besser sein kann als mit
Felgenstoppern, sollte unser Test klären.
Bei der Recherche des Testfeldes stießen
wir gleich auf den ersten Nachteil: Die
Auswahl ist alles andere als groß, Räder
mit Rennlenker und Scheibenbremse sind
eine Avantgarde. Allen gemeinsam ist,
dass sie nach Kundenwunsch entweder
aus Baukasten-Systemen oder vollkom-
men individuell aufgebaut werden. Eine
StVZO-gemäße Lichtanlage gibt es bei al-
len Herstellern als Option, sie war aber für
den Test nicht gefragt. Schutzbleche soll-
ten dagegen an Bord sein – ein Kriterium,
das Salsa nicht erfüllte. Weil die passenden
Ösen im Rahmen vorhanden sind, belie-
ßen wir das Rad im Test. Außerdem war
ein Gepäckträger am Rahmen gefordert,
den alle bieten.
Test >10
Wer mit Gepäck schnell fährt, braucht eine gute Bremse. RADtouren hat fünf ganz unterschiedliche Randonneure mit Disc getestet – darunter auch ein semi-hydraulisches System.
5 Tourenrenner mit Disc im Test
>
Text: Jan Gathmann / Fotos: Frank Gleitsmann
RADtouren 5 | 10
Immer ein Einzelstück: Mint pulver-beschichteter Stahlrahmen des Bendixen mit handgemachten Holzschutzblechen.
•••
Unter den Kandidaten finden sich zwei eher
klassische Randonneure mit 28-Zoll-Laufrä-
dern und modernen Stahlrahmen: das Tout
Terrain aus einem Dedacciai COM Rohrsatz,
das als Besonderheit mit einem rahmeninteg-
rierten Gepäckträger aus Edelstahl aufwartet
sowie das Bendixen, das vom Rahmenbauer
als Unikat angefertigt wird. Nichts mit Klas-
sik am Hut haben das Salsa Fargo, das mit
29-Zoll-Laufrädern und dicken MTB-Pneus
auch für Reisen über Schlaglochpisten taugt
und das i:sy, das mit ebenso dicken 20-Zoll-
Reifen auf Komfort beim Städtetrip sowie
einfachen Transport und Handhabung im All-
tag getrimmt ist. Velotraum schickt mit dem
Speedster das gründlich überarbeitete sport-
liche Modell des Hauses in den Test, das auf
26-Zoll-Rädern rollt und mit einem eloxierten
Alurahmen aufwartet.
Am Velotraum sitzt direkt unter dem Vorbau
auch ein besonders interessantes Bauteil: ein
Kasten, der die Bremshebel-Mechanik in eine
Hydraulik überführt. Alle anderen Räder ar-
beiten mit mechanischen Scheibenbremsen
von Avid (Bendixen, Salsa, i:sy) oder Shimano
(ToutTerrain).
Was leisten die Bremsen?
Was leisten die Bremsen also? Das wichtigste
Ergebnis unserer Probefahrten (siehe Kas-
ten): Alle verzögern stärker und sind besser
dosierbar als die Cantilever, Mini-V- oder
V-Bremsen mit Adapter, auf die Randonneur-
fahrer sonst festgelegt sind. Allerdings ist der
Druckpunkt bei den mechanischen Syste-
men ziemlich schwammig, besonders am i:sy,
wo – ansonsten löbliche, weil die Sicherheit
erhö hende – Zusatzbremshebel den Zugweg
unterbrechen.
Eine Klasse für sich ist die semi-hydraulische
Velotraum-Lösung, die im direkten Vergleich
einen klar definierten Druckpunkt bietet, nahe
an dem, was man von vollhydraulischen Syste-
men gewohnt ist. Auch in Sachen Bremskraft,
Dosierbarkeit und Standfestigkeit liefert die
Velotraum-Variante mit Abstand die beste
Leistung. Sie kristallisierte sich als einzige
Bremse heraus, die auch bei wiederholter Not-
bremsung auf der Abfahrt mit Gepäck kein
Fading, also Bremskraftverlust durch Erhit-
zung, zeigte. Von den mechanischen Bremsen
schnitt die Avid BB7-MTN am Salsa mit 160
mm-Scheibe am besten ab, allerdings muss
man auch bei ihr auf Schaltbremshebel ver-
zichten; Salsa arbeitet mit Lenkerendschaltern.
Ähnlich gut verzögerte die Road-Version der
BB7 mit großer 180 mm Scheibe am i:sy. Am
wenigsten konnte in Sachen Verzögerung die
Shimano BR505 am Tout Terrain überzeugen,
trotz ebenfalls großer Scheibe vorne.
Weniger Stottern
Ein Vorteil der Scheibenbremsen ist, dass sie
weniger zum Stottern neigen als Canti & Co.
Ganz ausmerzen können allerdings auch sie
das Phänomen nicht, besonders bei den fili-
graneren Gabeln am Salsa und Bendixen kam
es am Ende der Vollbremsung bei geringen
Geschwindigkeiten zu merklichem Vibrieren,
das aber die Sicherheit nicht beeinträchtigt.
Besonders resistent gegen Vibrationen und die
hohen Kräfte, die von der Gabel aufgenommen
werden müssen, zeigte sich dagegen die kleine
20-Zoll-Gabel im i:sy sowie die Alu-Gabel am
Velotraum. Auch die seitensteife Wound-up
Gabel mit Carbon-Scheiden des ToutTerrain
konnte noch überzeugen, vibrierte aber eben-
falls etwas. Am Hinterbau kann die Disc zu
Platzproblemen mit der Gepäckträgeraufnah-
me führen – hier haben aber fast alle Hersteller
sehr gut gearbeitet und kommen ohne impro-
visierte Lösungen mit vielen Distanzstücken
oder „Zurechtbiegen“ aus. Vor allem an Salsa,
Velotraum und ToutTerrain überzeugt die
Aufnahme. Ein rahmenintegrierter Ständer
sitzt nur am i:sy. Tout Terrain bietet immerhin
eine entsprechende Rahmen vorbereitung.
Konsequent im Rahmen
Weil die Komponenten der Testräder vom
Kunden zusammengestellt werden, lohnt sich
ein Blick auf die Rahmen. Wer besonderen
Wert auf Detailarbeit
und filigrane Op-
tik legt, wird bei den
Stahlmodellen fündig:
Trotz Serienfertigung
bietet Salsa hier vie-
le schöne Details wie
gefräste Ausfallenden,
Pumpenspitze oder
ein metallenes Steuer-
kopfemblem. Ver-
gleichsweise geringes
Gewicht und sehr hohe
Steifigkeit sind die
Stärken des Speed-
ster Alurahmens, die
Schwaben haben beim
neuen Modell eini-
ge Hundert Gramm
gegenüber dem Vor-
gänger gespart. Fit
für den Alltag ist der
Alu-Rahmen des i:sy.
Der tiefe Einstieg er-
leichtert das Aufsat-
teln mit Gepäck, eine
Querstrebe in der Mit-
te dient als Tragehilfe,
ein Exzenter-Tretlager
zeigt, dass das i:sy
auch mit Nabenschal-
tung zu haben ist. Dass
der Rahmen auch als Basis für Modelle mit
V-Bremsen dient, sieht man bei Velotraum und
i:sy – alle anderen haben eine „saubere“ Optik
ohne Canti-Sockel. Ösen für die Montage von
Lowridern sind dagegen an allen Rädern vor-
handen, oder es können entsprechende Gabeln
verbaut werden (Tout Terrain).
Ein gar nicht hoch genug zu bewertender Plus-
punkt aller Testkandidaten ist, dass sowohl
zwischen den Gabelholmen als auch den Ket-
tenstreben genug Platz für richtig dicke Rei-
fen ist. Damit steht einerseits dem Umrüsten
auf Allroundreifen für leichtes Gelände oder
Waldwege nichts im Weg. Andererseits sind
Randonneur- Avantgarde
Tourenrenner mit Disc 11
Kleiner Kasten, große Wir-kung: Velotraum hat mit Magura einen Konverter entwickelt, der mecha-nischen Zug in Hydraulik-Druck umwandelt. Am Testrad ist er per Kabelbin-der am Vorbau fixiert; ...
... das Teil ist kompatibel mit Magura-Scheiben-bremsen wie der Louise Discbremse (203 mm). Damit bringt er satte Verzögerung und – neu für Randonneure – einen klaren Druckpunkt. Velo-traum bietet den Adapter auch separat zur Montage im Fachhandel an. Ab April 2011 für 299 Euro.
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•••
Sicher und bequem: Abgeflachter Syntace oversize Rennlenker aus Alu mit Zusatz-Bremshebeln am i:sy.
•••
Edelstahl und edle Teile: rahmeninte-grierter Gepäckträger mit Kabeldurchlass und ChrisKing-Nabe am ToutTerrain.
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Test >12
RADtouren 5 | 10
schlecht sehr gut
RadreiseKurztourenCity/AlltagFitnessGelände
FahrleistungenKomfortAusstattungVerarbeitungPreis / Leistung
schlecht sehr gut
Einsatzbereich Testkategorien
Testurteil: Sehr gut
komfortabel ausgewogen sportlich
Sitzpositionspurstabil ausgewogen wendig
Fahrverhalten
schlecht sehr gut
RadreiseKurztourenCity/AlltagFitnessGelände
FahrleistungenKomfortAusstattungVerarbeitungPreis / Leistung
schlecht sehr gut
Einsatzbereich Testkategorien
Testurteil: Sehr gut
komfortabel ausgewogen sportlich
Sitzpositionspurstabil ausgewogen wendig
Fahrverhalten
Bendixen Custom� 1.350�Euro�(Rahmen-Kit)�
Vertrieb / Internet Bendixen Bikes, Tel. (0175) 790 35 87, www.bendixen-bikes.de
Rahmen / Radstand 28-Zoll, Stahl, 2-fach konifiziert / 1.040 mmGabel / Federung starr, Stahl, Stahlschaft, Ahead-Set, LowriderösenRahmenhöhen auf Maß nach KundenwunschGewicht 12,36 Kg (gewogen m. Pedalen)Entfaltung 1,7- 9,5 m / PedalumdrehungZul. Gewichte Gesamt /Träger vo. / Träger hi.
140 / 15 / 25 kg
Ausstattung
Schaltung 27-Gang, Deore XT-Kettenschaltung, 11-34 ZähneKurbelsatz Shimano Deore XT 175mm, Hohlachse außenl. Lager,
48-36-26 ZähneBremsen / Bremshebel Avid BB7 Road mech. Scheibenbremsen, 160/160 mm
/ Shimano STINaben vo. / hi. Shimano Deore XT / XTFelgen / Speichen DT Swiss X 470, geöst / v. + h. 32 SpeichenReifen 35 - 622, Schwalbe Marathon Racer, ReflexVorbau / Lenker Syntace F139, starr / Syntace Racelite, Alu (455 mm)Sattel / Sattelstütze fi‘zi:k Rondine / Tune, Alu
Gepäckträger vo. / hi. Tubus Tara / Tubus VegaStänder Aufnahme optionalBesonderheiten 3 Flaschenhalter-Befestigungen, Holzschutzbleche
Testbrief
Bendixen macht als Rahmenbauer aus Stahl alles möglich. Unser Testrad lö-tetete er aus Columbus Zona Rohr – die Lötung versteckt sich unter einer robusten Pulverbeschichtung. Für Kunden wählt er die Rohrsätze nach Fah-rergewicht und Fahrverhalten, für die Geometrie erfragt er die Körpermaße, guckt sich schon vorhandene Räder genau an. Fünf Monate dauert es, bis ein fertiges Rad wie unser Randonneur dasteht. Außer den Custom-Made Zutaten wie handgefertigten Radschützern aus Holz und dem aufgelöteten Logo am Steuerrohr übt unser Bendixen Zurückhaltung. Positiv auffällig ist das Fahr-verhalten. Das 12,36 Kilo leichte Rad beschleunigt agil, legt sich gerne in die Kurve und rollt sehr leicht auf den 35 mm dicken Marathon Racer Pneus. Im Rahmen wäre Platz für dicke 26-Zoll-Reifen (circa 50 mm) – für etwas Komfort ist dank filigraner Gabel und dünner Tune-Sattelstütze auch so gesorgt. Hoch ist das Reisepotenzial dank 140 Kilo Gewichtszulassung, Tubus Tara-Lowrider und standfestem Vega-Gepäckträger. Mit Last fährt das Rad sicher, wirkt aber bei Lastwechseln weniger steif als die Testbesten. Eine hervorragende Wahl für Radreisen und funktional top ist die verbaute 27-Gang-XT-Gruppe mit MTB-Kassette. Sie bietet als einzige im Test einen echten Berggang.
Fazit Das Bendixen fährt am ehesten wie ein klassischer Randonneur. Stärken sind der Komfort und die ausgewogenen Fahreigenschaften bei guten Gepäckqualitäten. Sein größtes Plus aber ist die individuelle Maß-Anfertigung mit vielen schönen Details.
Salsa Fargo� ca.�2.000�Euro�
Vertrieb / Internet Cosmic Sports, Tel. (0911) 310 75 50, www.cosmicsports.de
Rahmen / Radstand 28-Zoll, Stahl, 2-fach konifiziert / 1.150 mmGabel / Federung starr, Stahl, Stahlschaft, Ahead-Set, LowriderösenRahmenhöhen Unisex: Medium 46 cm (Test)Gewicht 14,19 Kg (gewogen m. Pedalen)Entfaltung 2,0-9,1 m / PedalumdrehungZul. Gewichte Gesamt /Träger vo. / Träger hi.
k.A. / optional / 36 Kg
Ausstattung
Schaltung 27-Gang, Deore XT-Kettenschaltung, 11-25 ZähneKurbelsatz Raceface Atlas 175 mm, Hohlwelle außenl. Lager,
44-32-22 ZähneBremsen / Bremshebel Avid BB7 MTN mech. Scheibenbremse, 160/160 mm
/ Cane Creek RL520Naben vo. / hi. SON Nabendynamo / Sun RingléFelgen / Speichen Salsa Semi 29er Disc, geöst / v. + h.: 32 SpeichenReifen 50 - 622, WTB Vulpine 2.1Vorbau / Lenker Salsa / Salsa, Alu (620 mm) Sattel / Sattelstütze SDG Bel-Air RL / Cane Creek Thud Buster ST
Parallelogramm-FederungGepäckträger vo. / hi. nein / SurlyStänder neinBesonderheiten 6 Flaschenhalter-Befestigungen + 3 Halter
Testbrief
„Fargo“ – darin klingt „Fracht“ und „Weite“ an. Das Salsa Fargo ist der radge-wordene Ausdruck von beidem. Das fängt an beim filigranen, geschweißten Stahlrahmen mit vielen schönen Details und vergleichsweise hohen Wand-stärken. Sein stark abfallendes Oberrohr erleichtert das Auf- und Absteigen, sechs (!) Ösenpaare für Flaschenhalter sind an Bord, Gewinde für Schutzble-che ebenfalls. Das Salsa bietet den höchsten Komfort im Test; dafür sorgen eine aufrechte Sitzposition, der angenehm angewinkelte Unterlenker, die tolle Cane-Creek-Federsattelstütze und vor allem richtig dicke (50 mm) 29-Zoll-Rei-fen, die viele Schlaglöcher schon wegen ihres Durchmessers glattbügeln und mit Semi-MTB-Profil auch auf der Sraße leicht rollen. Unbeladen bewahrt sich das Salsa einen Rest Spritzigkeit. Es geht nur träge in die Kurve, läuft dafür dank des langen Radstands wie von allein geradeaus. Das leichte Testgepäck wirkt auf dem belastbaren (36 kg) Surly-Gepäckträger fast verloren. Die mit V-Brake-Bremshebeln kombinierte Avid BB7 MTN-Bremse verzögert von den mechanischen Disc-Systemen am besten, ausreichend für Abfahrten mit Ge-päck. Bergauf wäre eine MTB-Kassette hinten wünschenswert – dank Custom-Aufbau ebenso kein Problem wie die Wunschfarbe der Top-Lichtanlage.
Fazit Der Langstrecken-Komfort-Transporter. Entspanntes Rollen in jedem Terrain und mit viel Gepäck sind die Domäne des Fargo. Am individuell komplettierten, fein verarbeiteten Rahmen-Kit sitzt robuste Technik für die Fernreise. Für die gebotene Leistung günstig.
auch der Erhöhung des Komforts durch
breitere Pneus keine Grenzen gesetzt.
Reifen und Laufräder
An unseren Testrädern finden sich alle Rei-
fenvarianten und Laufradgrößen, sodass
sich der Einfluss auf das Fahrverhalten
leicht nachvollziehen lässt. Sprintfreudig
und sehr spurtreu in Kurven präsentiert
sich das Velotraum mit den 26-Zoll-Sys-
temlaufrädern der Shimano-XT-Serie sowie
recht komfortablen 37-mm-Slicks, eine ge-
lungene Mischung für maximale Beschleu-
nigung am Berg
und viel Sicherheit
in der Abfahrt.
Auch die kleinen
20-Zoll-Laufräder
mit 55 mm-Pneus
des i:sy kommen
schnell auf Tour,
rollen aber we-
niger leicht ab
und wirken etwas
nervöser. Wer auf
geschmeidiges Ab-
rollen und gleich-
mäßige Fahrt gesteigerten Wert legt, ist mit
klassischen 28-Zoll-Laufrädern am besten
bedient, wobei die dickeren Reifen am Ben-
dixen keine fühlbaren Einschränkungen
bei der Beschleunigung bringen, wohl aber
einen spürbaren Komfortgewinn. Die Top-
Note beim Komfort schafft das Salsa, des-
sen 29-Zoll MTB-Walzen schon wegen ihres
Umfangs viele Löcher glattbügeln und mit
50 mm Breite auch viel Dämpfung bieten.
Mit Rennradfahren hat das wenig zu tun,
macht aber wegen der dennoch überra-
schenden Dynamik viel Spaß.
Fazit: Die Scheibenbremse ist fürs Touren
mit Rennlenker und Gepäck die beste un-
ter vielen unzufriedenstellenden Lösun-
gen – allerdings ist bei den mechanischen
Systemen das Zusammenspiel von Gabel,
Belägen und Scheibe noch optimierbar.
Erfreulich: Trotz optischen MTB-Anleihen
durch die Disc fahren alle Randonneure
außer dem i:sy wie echte Renner. Die ein-
zelnen Konzepte sind dabei so verschie-
den, dass sich ein echter Vergleich verbietet.
In sich rundum stimmig und ohne Fehler
umgesetzt sind alle Konzepte, so dass das
„Sehr gut“ für alle wohlverdient ist. Das
Velotraum und das ToutTerrain bieten mit
und ohne Gepäck die besten Fahreigen-
schaften. Die Auszeichnung Top-Produkt
verdient das Velotraum nicht nur, aber auch
für die neue „semihydraulische“ Scheiben-
bremse, die ganz ungeahnte Bremswelten
für Randonneur-Fahrer eröffnet. Hier hat
die Zukunft gerade erst begonnen, denn die
UCI, die weltweit die Regeln für Radrennen
festlegt, hat Scheibenbremsen für Quer-
feldeinrennen freigegeben. Das wird die
Entwicklung von Schaltbremshebelkompa-
tiblen Systemen beschleunigen. <
Tourenrenner mit Disc 13
Test >14
RADtouren 5 | 10
schlecht sehr gut
RadreiseKurztourenCity/AlltagFitnessGelände
FahrleistungenKomfortAusstattungVerarbeitungPreis / Leistung
schlecht sehr gut
Einsatzbereich Testkategorien
Testurteil: Sehr gut
komfortabel ausgewogen sportlich
Sitzpositionspurstabil ausgewogen wendig
Fahrverhalten
schlecht sehr gut
RadreiseKurztourenCity/AlltagFitnessGelände
FahrleistungenKomfortAusstattungVerarbeitungPreis / Leistung
schlecht sehr gut
Einsatzbereich Testkategorien
Testurteil: Sehr gut
komfortabel ausgewogen sportlich
Sitzpositionspurstabil ausgewogen wendig
Fahrverhalten
Velofactur i:sy�� ca.�2.300�Euro�
Vertrieb / Internet Velofactur, Tel. (05744) 921 90 82, www.velofactur.de
Rahmen / Radstand 20-Zoll, Alu, 2-fach konifiziert / 1.075 mm Gabel / Federung starr, Alu, Stahlschaft, Ahead-Set, LowriderösenRahmenhöhen Unisize: 47 cm (Test) Gewicht 12,85 kg (gewogen mit Pedalen)Entfaltung 2,2-7,4 m / PedalumdrehungZul. Gewichte Gesamt /Träger vo. / Träger hi.
140 / 15 / 40 kg
Ausstattung
Schaltung 20-Gang, 105-Kettenschaltung, 11-25 ZähneKurbelsatz Shimano 105 172,5 mm, Hohlwelle außenl. Lager,
50-34 ZähneBremsen / Bremshebel Scheibenbremse Avid BB7 Road, 180/160 mm /
Shimano 105 STINaben vo. / hi. P.O.G. / P.O.G.Felgen / Speichen Rigida, ungeöst / v. + h. 32 SpeichenReifen 55 - 406, Schwalbe Big Apple Lite Skin, ReflexVorbau / Lenker Syntace F119 / Syntace Racelite, Alu, (445 mm)Sattel / Sattelstütze Sqlab 610 / Syntace P6, AluGepäckträger vo. / hi. Tubus Tara / Tubus CargoStänder Hebie Hinterbauständer, rahmenintegriertBesonderheiten Zusatz-Bremshebel, Shimano PDA-600 Klickpedale,
Exzenter-Tretlager, SKS-Sicherheitsschutzbleche
Testbrief
Kleine 20-Zoll-Laufräder mit dicken 55-mm Big Apple-Reifen, ein tiefer Ein-stieg, ein Kreuzrahmen aus Alu und obendrauf der Rennlenker – alles am i:sy widerspricht den Sehgewohnheiten. Macht aber Sinn, vor allem in der Stadt: Der Aufstieg ist leicht, der „Griff“ in der Rahmenmitte vereinfacht Tragepas-sagen. Dazu passen die wartungsarm durchgehend verlegten Schaltzüge und der standsichere Hebie Hinterbauständer. Auch der Komfort liegt hoch: Dafür sorgen die breiten Pneus in Kombi mit dem bequemen SQ-Lab-Sattel und dem flachen Oberlenker. Nur die Griffposition an den STI-Hebeln fällt gestreckt aus, ein Lenker mit weniger Vorbiegung wäre besser. Auch vom Oberlenker lässt es sich dank Zusatzbremshebeln sicher stoppen, wobei die mechanische Avid BB7 mit 180er-Scheibe vorne kräftig zupackt, hinten wirkt sie schwammi-ger. Das Kleine fährt fast wie ein Großes: Dank des weiten Radstandes läuft es gut geradeaus, wirkt zwar etwas unruhiger, aber nie nervös. Der Rahmen, der mit einem Exzenter-Tretlager dem 2011er Modell entspricht, ist überraschend verwindungssteif. Deshalb und wegen des niedrigen Gepäckschwerpunkts lässt sich das i:sy mit Gepäck gut kontrollieren, läuft sicher durch die Kurve – verteilt man die Last auf Lowrider und Tubus Cargo-Heckträger sind dank aus-reichender Gesamt-Gewichtszulassung (140 Kilo) sogar längere Reisen drin.
Fazit Das i:sy ist ideal für alle, die auf dem Arbeitsweg nicht auf den Rennbügel verzichten wollen und auf Komfort Wert legen. Es kommt auch mit Tourengepäck noch gut klar. Spritzig, praktisch, wartungsarm, ansprechend verarbeitet – und in diesem Testumfeld sogar günstig.
Velotraum � Speedster�ca.�3.000�Euro�
Vertrieb / Internet Velotraum, Tel. (07033) 99 90, www.velotraum.de
Rahmen / Radstand 26-Zoll, Alu, 2-fach konifiziert / 1.060 mmGabel / Federung starr, Alu, Aluschaft, Ahead-Set, LowriderösenRahmenhöhen Unisex: s, m, l, xl, xxlGewicht 11,55 Kg (gewogen m. Pedalen)Entfaltung 2,4-9,3 m / PedalumdrehungZul. Gewichte Gesamt /Träger vo. / Träger hi.
120 / optional / 25 Kg
Ausstattung
Schaltung 20-Gang, Ultegra-Kettenschaltung, 11-28 ZähneKurbelsatz Shimano Ultegra 175mm, Hohlwelle außenl. Lager,
50-34 ZähneBremsen / Bremshebel Magura Louise hydr. Scheibenbremse, 203/160 mm /
Shimano Ultegra STINaben vo. / hi. Shimano Deore XT / XTFelgen / Speichen XT Systemlaufräder / v. + h. 24 SpeichenReifen 37 - 559, Panasonic Panaracer RinMo PTVorbau / Lenker Syntace F99 / Syntace Racelite, Alu (455 mm)Sattel / Sattelstütze fi‘zi:k Aliante / Syntace P6, Alu, starrGepäckträger vo. / hi. nein / Tubus VegaStänder neinBesonderheiten 2 Flaschenhalter-Befestigungen, PDA-530
Kombi-Klickpedale, Bremshydraulik-Adapter, SKS-Sicherherheitsschutzbleche
Testbrief
Mehr Rennrad beim Fahren, mehr MTB beim Bremsen. Der Speedster-Rahmen ist neu. Eine robuste Anodisierung und optimierte Alu-Rohrprofile drücken das Gewicht des mit Syntace-Teilen leicht aber sicher aufgebauten Rades auf 11,55 kg – der Bestwert und eine reife Leistung bei Ausstattung mit (vorbildlich weit heruntergezogenen) Schutzblechen, Disc und belastbarem Tubus Vega-Gepäckträger. Die Sitzposition ist leicht sportlich, aber nicht zu gestreckt, die sortenreine Ultegra-Schaltgruppe mit Kompaktkurbel liefert das beste Schaltverhalten mit schnellen, präzisen Gangwechseln. Schnell ist auch die bevorzugte Gangart: Der verwindungssteife Rahmen gibt auf Abfahrten ein Höchstmaß an Sicherheit, läuft spurtreu, aber macht auch in Serpentinen Spaß. Dabei verbinden die Shimano 26-Zoll XT-Systemlaufräder Seitensteifig-keit mit Spurtfreudigkeit. Die hydraulische Bremsanlage mit 203 mm Magura Louise-Scheibe ist bei Verzögerung, Druckpunkt und Dosierbarkeit in diesem Test eine Welt für sich. Die 120 Kilo zulässiges Gesamtgewicht steckt der schnelle Speedster so locker weg wie kein anderes Rad im Test. Wer viel Kom-fort oder lange Kletterpassagen mit Gepäck anstrebt, sollte einen anderen Ausstattungsvorschlag aus dem Velotraum-Konzept wählen.
Fazit Die Fahrmaschine. Sprinten, Kurve anbremsen und durch – das macht mit dem Speedster am meisten Spaß. Die innovative Semi-Hydraulik-Bremanlage setzt den Maßstab, die Gepäckqualitäten sind sehr gut. In der getesteten Ausstattung ein Sporttourer im besten Sinne des Wortes.
Empfehlung
Top-Produkt
Test
5|10
15
schlecht sehr gut
RadreiseKurztourenCity/AlltagFitnessGelände
FahrleistungenKomfortAusstattungVerarbeitungPreis / Leistung
schlecht sehr gut
Einsatzbereich Testkategorien
Testurteil: Sehr gut
komfortabel ausgewogen sportlich
Sitzpositionspurstabil ausgewogen wendig
Fahrverhalten
Tout Terrain Grand�Route� 3.890�Euro�(Custom)��Vertrieb / Internet Tout Terrain, Tel. (0761) 589 97 44,
www.tout-terrain.deRahmen / Radstand 28-Zoll, Stahl, 2-fach konifiziert / 1.045 mmGabel / Federung starr, Karbon, Aluschaft, Ahead-SetRahmenhöhen Unisex: 48, 53 (Test), 58, 63 cmGewicht 11,71 Kg (gewogen m. Pedalen)Entfaltung 2,0-8,5 m / PedalumdrehungZul. Gewichte Gesamt /Träger vo. / Träger hi.
160 / nein / 40 Kg
Ausstattung
Schaltung 30-Gang, Ultegra-Kettenschaltung, 12-23 ZähneKurbelsatz Middleburn X-Type 175 mm, Hohlwelle, Chris King-
Lager, 48-36-24 ZähneBremsen / Bremshebel Shimano R505 mech. Scheibenbremse, 180/160 mm,
Shimano Ultegra STINaben vo. / hi. Chris King ISO Disc / Chris King ISO DiscFelgen / Speichen DT Swiss TK7.1, geöst / v. + h.: 32 SpeichenReifen 28 - 622, Schwalbe DuranoVorbau / Lenker Syntace F139, / Syntace Racelite, Alu (430 mm)Sattel / Sattelstütze Brooks Swift / Syntace P6, Alu, starrGepäckträger vo. / hi. nein / integr. Edelstahlgepäckträger, 2. PackebeneStänder Aufnahme für integrierten HinterbauständerBesonderheiten 3 Flaschenhalter-Befestigungen, Brooks Leder-
Lenkerband, Brooks-Satteltasche, rahmenintegrierter Lenkanschlag
Testbrief
Das Grand Route ist einer der wenigen Randonneure mit rahmenintegriertem Gepäckträger weltweit. Ein Lenkanschlag am Steuerrohr, fein mit Mini-Muffen abgeschlossene Durchlässe für Lichtkabel und eine glänzende Pulverbeschich-tung stehen für die erstklassige Verarbeitung des Rahmen-Kits aus Dedacciai COM Stahlrohr. Dazu gehört serienmäßig eine asymmetrische Stahlgabel, die wiederum ein symmetrisches und damit stabiles Vorderrad zuläßt. Die Carbon-gabel am Testrad ist eine Custom-Option und gefiel mit guter Stoßdämpfung bei sehr guter Seitenführung. Edle Chris King-Lagerkomponenten versprechen extreme Langlebigkeit. Individuell ist auch die leichte Middleburn-Kurbel mit 24er Kettenblatt. Sie arbeitet zwar nicht ganz so schaltfreudig wie die Shima-no-Ensembles, bietet dafür aber ein für sportlich orientierte Fahrer optimales Übersetzungsspektrum: kleine Gangsprünge und eine angemessene Entfal-tung. Ohne Gepäck macht das sehr leichte Rad (11,71 Kilo) mit am meisten Spaß, sei es bei Antritten oder in Kurvenlage. Für Touren mit Gepäck hat der steife Rahmen nicht nur dank des vorbildlich hohen zulässigen Gesamtge-wichts mehr als genug Reserven. Er läuft auch jederzeit sicher – hier sorgt der integrierte Gepäckträger für herausragende Ruhe. Wenig bissig wirkten trotz 180er-Scheibe vorne die Shimano-Scheibenbremsen.
Fazit Dem Grand Route gelingt der Spagat zwischen klassischem Auftritt und zeitgemäßem Fahrverhalten vorzüglich. Viel Fahrvergnügen und sehr hohe Fahrsicherheit zeichnen es aus. Hervorragende Verarbeitung. Auch günstiger als das edel ausgestattete Testrad zu haben.